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in der Tierernährung Arbeitsgemeinschaft für Wirkstoffe in der Tierernährung e.V. (Hrsg.) Vitamine

Arbeitsgemeinschaft für Wirkstoffe in der Tierernährung e ... · Vitamin D Regulierung des Calcium- und Phosphorstoffwechsels Vitamin E Antioxidans Vitamin K Blutgerinnung Tabelle

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in der Tierernährung

Arbeitsgemeinschaftfür Wirkstoffe in derTierernährung e.V.(Hrsg.)

Vitamine

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HerausgeberArbeitsgemeinschaft für Wirkstoffe in

der Tierernährung e.V. (AWT)

Ansprechpartnerin: Dr. E. SüphkeRoonstr. 5D-53175 BonnTel. + 49 228/ 35 24 00Fax + 49 228/ 36 13 97

Wirtschaftsverband AWT

Die AWT als deutscher Wirtschaftsverbandmit internationaler Tätigkeit vertritt die fach-lichen, wissenschaftlich-technischen undwirtschaftlichen Interessen der führendenHersteller und Verarbeiter von Zusatzstoffenfür die Tierernährung.

Aufgaben und Ziele

� Wahrnehmung der Mitgliederinteres-sen und deren Vertretung gegenüberBehörden, Regierungs- stellen, ge-setzgebenden Körperschaften, Fachor-ganisationen und anderenInstitutionen auf nationaler Ebene

� Vertretung der deutschen Interessenfür Zusatzstoffe auf internationalerEbene

� Mitarbeit bei der Harmonisierung derZulassungsbedingungen von Zusatz-stoffen

� Unterrichtung und Beratung der Mit-glieder in allen fachspezifischen An-gelegenheiten und insbesondere überaktuelle Gesetzgebungsverfahren

� Information der Öffentlichkeit überNutzen, Sicherheit und Qualität vonZusatzstoffen in der Tierernährung

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Vitamine in derTierernährung

Autoren:Dr. N. Albers,BASF

Dr. W. Heimbeck, DegussaDr. Th. Keller, BASF

Dr. J. Seehawer, Roche VitamineDr. T.D. Tran, Vilomix

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ISBN 3-86037-155-X

© 2001 by Agrimedia GmbH in Bergen

in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fachverlag in Frankfurt am Main.

Telefon (0 58 45) 98 81 - 0 • Telefax (0 58 45) 988 111

E-Mail: [email protected] • Internet: www.agrimedia.com

Alle Rechte vorbehalten

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1. Forschung und Entwicklung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

2. Vitamine und ihre biologischen Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

2.1 Fettlösliche Vitamine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92.1.1 Vitamin A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102.1.2 ß-Carotin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112.1.3 Vitamin D . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132.1.4 Vitamin E . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152.1.5 Vitamin K . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172.2 Wasserlösliche Vitamine. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182.2.1 Vitamin B1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202.2.2 Vitamin B2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212.2.3 Vitamin B6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222.2.4 Vitamin B12 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232.2.5 Biotin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242.2.6 Folsäure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252.2.7 Niacin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262.2.8 Pantothensäure. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272.2.9 Vitamin C . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282.2.10 Cholin. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292.3 Sonstige Stoffe mit Vitamincharakter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

3. Versorgung mit Vitaminen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

3.1 Grundlagen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333.1.1 Einflussfaktoren auf die Vitaminversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333.1.2 Vitaminbedarf als Grundlage für eine optimale

Vitamin-Versogung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343.1.3 Empfehlungen zur Vitaminversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353.1.4 Nutzen und Kosten der Vitamine. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373.2 Nativgehalte in Grund- und Handelsfuttermittel . . . . . . . . . . . . . . . . . 403.3 AWT Vitamin-Empfehlungen für Haustiere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443.4 Interaktionen von Vitaminen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443.5 Sicherheit von Vitaminen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

Inhalt

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4. Vitamine und ihr praktischer Einsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

4.1 Herstellung von Vitaminen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 524.2 Handelsformen und ihre Qualitätskriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 544.2.1 Handelsprodukte von fettlöslichen Vitaminen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 564.2.2 Handelsprodukte von wasserlöslichen Vitaminen . . . . . . . . . . . . . . . . 584.3 Stabilität in Futtermitteln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 614.3.1 Einzelvitamine. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 634.3.2 Vitaminvormischungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 634.3.3 Prämixe und Mineralfutter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 634.3.4 Mischfutter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 644.4 Unterschiedliche Produktformen und Stabilisierungs-

maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 654.5 Probennahme und Analytik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 674.5.1 Probenahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 684.5.2 Aufbereitung der Muster und instrumentelle Analytik . . . . . . . . . . . . . 694.5.3 Toleranzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 694.5.4 Analysenspielräume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 704.6 Synonyma. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

5. Futtermittelrechtliche Vorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74

5.1 Abgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 745.2 Verarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 745.3 Kennzeichnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 745.4 Anwendung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

6. Umrechnungsfaktoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

7. Übersicht zu Abbildungen und Tabel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

Inhalt

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1.1 Was sind Vitamine?

Vitamine sind organische Substanzen,die für den normalen Ablauf der Lebens-vorgänge im tierischen Organismus un-entbehrlich sind. Sie sind zur Aufrecht-erhaltung von Gesundheit undLeistungsfähigkeit notwendig und müs-sen dem Körper mit der Nahrung zuge-führt werden. Dies kann auch in Formvon Provitaminen geschehen, die dannim Körper in das entsprechende Vitaminumgewandelt werden. Der tierische Or-ganismus ist im allgemeinen nicht in derLage, Vitamine selbst zu synthetisieren.

1.2 Wie wirken Vitamine?

Stehen eines oder mehrere Vitaminenicht oder in nicht ausreichendem Maßezur Verfügung, so führt dies zu vielfälti-gen Stoffwechselstörungen. Leistungs-depressionen aller Art, Wachstumshem-mung, Fortpflanzungsstörungen undKrankheiten sind die Folge. Darüber hin-aus hat sich gezeigt, dass durch erhöhteGaben von einzelnen Vitaminen zusätz-lich positive Effekte, wie z. B. ein erhöh-ter Immunschutz oder bessere Hufhorn-qualität, erzielt werden können.

Die Vitamine werden entsprechend ihrerLöslichkeit in fettlösliche und wasserlös-liche Vitamine eingeteilt. Mit dieser Ein-teilung wird auch gleichzeitig die Wir-kungsweise gekennzeichnet. Während

die fettlöslichen Vitamine insbesonderespezifische Funktionen für Ausbildungund Aufrechterhaltung von Gewebe-strukturen ausüben, sind die wasserlös-lichen Vitamine im wesentlichen an ka-talytischen oder steuernden Funktionenim Stoffwechsel beteiligt, z.B. alsCoenzyme. Für diese physiologischenWirkungen werden nur sehr geringeMengen benötigt.

Jedes einzelne Vitamin erfüllt besonde-re Aufgaben, die von einem anderennicht in gleicher Weise ausgeübt wer-den können.

1.3 Vitaminforschung

Vitamine wurden vor über 80 Jahrendurch Fütterungsversuche entdeckt.Ratten und Mäuse, die mit gereinigtenDiäten aus Kohlenhydraten, Eiweißstof-fen, Fetten und Mineralstoffen ernährtwurden, waren nur kurze Zeit lebensfä-hig. Durch geringe Milchgaben konntedie Lebenszeit verlängerten werden. Da-raus wurde geschlossen, dass Milch bisdahin noch unbekannte Wirkstoffe ent-halten muss, die für das Lebensunentbehrlich sind.

Bald wurde erkannt, dass es sich hier-bei um mindestens zwei Substanzenhandeln musste, und zwar um einenfettlöslichen Faktor A und um einenwasserlöslichen Faktor B.

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1. Forschung und Entwicklung

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Beim Versuch, den Faktor B zu isolieren,stieß man 1912 auf eine stickstoffhaltigeSubstanz, die chemisch ein Amin dar-stellte. Hiervon leitet sich der Name»Vitamin« (Vita = Leben) ab. DieserName wurde auf eine ganze Gruppe vonlebensnotwendigen organischen Verbin-dungen übertragen, obwohl es sich nichtimmer – wie sich später herausstellte –um stickstoffhaltige Substanzen mitAmincharakter handelte.

In mehr und mehr verfeinerten Tierexperi-menten gelang es bald, sowohl den fett-

löslichen Faktor A als auch den wasser-löslichen Faktor B immer weiter in ein-zelne Substanzen zu unterteilen. Diesebelegte man mit den laufenden Buchsta-ben des Alphabets. Seit dieser Zeit unter-scheiden wir zwischen fettlöslichen (A,D, E, K) und wasserlöslichen Vitaminen(B-Vitamine, Vitamin C). Parallel zu denAnstrengungen von Ärzten, Tierärztenund Biologen, möglichst alle für dennormalen Lebenslauf notwendigen Vit-amine in Tierversuchen aufzuspüren,verliefen die Bemühungen in den chemi-schen Laboratorien, die Struktur der ein-zelnen Vitamine aufzuklären und schließ-lich ihre Synthese zu ermöglichen.

Tabelle 1 ist dem Handbuch der Vitami-ne von W. Friedrich (1987) entnommenund gibt einen Überblick über die Zeit-punkte des ersten Nachweises, der Auf-klärung der Struktur sowie der Synthesedes ß-Carotins und der Vitamine.

1.4 Anwendung undVerarbeitung

Die folgenden Ausführungen befassensich in erster Linie mit der Bedeutungder Vitamine und den Empfehlungen zurVersorgung von landwirtschaftlichenNutztieren und Heimtieren. Darüber hin-aus werden in dieser Broschüre diewichtigsten Handelsprodukte beschrie-ben sowie Hinweise zur Verarbeitung,Stabilität und Analytik gegeben.

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Vitaminbzw.Provitamin

Erster Nachweis Zeitpunktder Struk-turauf-klärung

Zeit-punktder1. Syn-these

ß-Carotin 1831 aus Palmöl 1930 1950

Niacin 1867 1873 1894

Vitamin B1 1897 aus Reiskleie 1936 1936

Vitamin A 1909 aus Fischleberöl 1930 1947

Vitamin C 1912 aus Zitronensaft 1933 1933

Vitamin D3 1918 aus Fischleberöl 1936 1959

Vitamin B2 1920 aus Eiereiweiß 1935 1935

Vitamin E 1922 aus Weizenkeimöl 1938 1938

Vitamin B12 1926 aus Leber 1955 1972

Vitamin K 1929 aus Luzerne 1939 1939

Pantothen-säure

1931 aus Leber 1940 1940

Biotin 1931 aus Leber 1942 1943

Vitamin B6 1934 aus Reiskleie 1938 1939

Folsäure 1941 aus Leber 1946 1946

Tabelle 1

Zeitpunkte von ers-tem Nachweis,

Strukturaufklärungund erster Synthese

der Vitamine

Forschung und Entwicklung

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Vitamine sind komplexe organische Ver-bindungen. Sie sind für den Stoffwechselessentiell und somit zur Aufrechterhaltungder normalen physiologischen Funktionen,wie Wachstum und Entwicklung, aber auchzur Erhaltung der Lebensfunktionen, Ge-sundheit sowie für die Fortpflanzung not-wendig. Eine Vitaminunterversorgungdurch Fehlen im Futter oder unzureichendeAbsorption induziert Mangelsymptome,führt zu spezifischen Krankheiten und min-dert die Leistungsbereitschaft. . Die meis-ten Haustiere sind nicht in der Lage, Vit-amine überhaupt bzw. in ausreichendenMengen für ihre optimale Versorgung selbstzu synthetisieren. Dies betrifft die VitamineA, D, E sowie K, teilweise Vitamin C undzum größten Teil die Vitamine des B-Kom-plexes (B1, B2, B6, B12, Biotin, Folsäure, Nia-cin, Pantothensäure) sowie Cholin.

Nach dem klassischen Modell ihrer Lös-lichkeit werden Vitamine in fettlöslicheund wasserlösliche eingeteilt.

2.1 Fettlösliche Vitamine

Zu den fettlöslichen Vitaminen zählendie Vitamine A, D, E, K und das

ß-Carotin (Vitamin A-Vorstufe). Überderen Hauptfunktion informiert Tabelle2. Die hydrophobe Eigenschaft dieserVitamine resultiert aus der im Molekülvorhandenen langen Seitenkette. Fett-lösliche Vitamine bestehen ausschließ-lich aus Kohlenstoff, Sauerstoff undWasserstoff. Sie sind relativ empfind-lich gegenüber äußeren Einflüssen wieOxidation, Wärme, UV-Licht, Metallio-nen sowie bestimmten Enzymen.

Die fettlöslichen Vitamine kommen inVerbindung mit Fetten im Körper vor.Sie werden zusammen mit den Fettenabsorbiert, wobei der Mechanismus alsähnlich charakterisiert wird. Der Körperist in der Lage, fettlösliche Vitamine inteilweise beträchtlichen Mengen zuspeichern. Es bestehen jedoch tierart-und altersspezifische Unterschiede.Speicherorgane sind innere Organe wieLeber und Nieren, das Muskelgewebeund das Gehirn sowie das Fettgewebe.Die Ausscheidung erfolgt in der Regelerst nach einer Umwandlung im Stoff-wechsel.

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2. Vitamine und ihre biologischen Funktionen

Vitamin Hauptfunktion

Vitamin A Epithelschutz

ß-Carotin Vitamin A-Vorstufe

Vitamin D Regulierung des Calcium- und Phosphorstoffwechsels

Vitamin E Antioxidans

Vitamin K Blutgerinnung

Tabelle 2

Hauptfunktionen derfettlöslichenVitamine

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2.1.1 Vitamin A

Natürliche Quellen und deren

Verwertung

Vitamin A (Retinol) kommt ausschließlichin Futtermitteln tierischer Herkunft vor.Reich an Vitamin A sind: Leber, Fischöl,fettreiches Fischmehl.Arm an Vitamin A sind: Milch, Eier.Pflanzliche Futtermittel (Gras, Karotten)enthalten nur ß-Carotin, das als Vorstufedann zu Vitamin A umgewandelt werdenkann. Das Umwandlungsverhältnis vonß-Carotin zu Vitamin A ist –wie Tabelle 3zeigt- bei den Tierarten unterschiedlich undvon der Höhe der Aufnahme abhängig.Bei Aufnahme bedarfsdeckender Mengenwerden etwa 80 bis 90 % des Vitamin Aim Dünndarm absorbiert; die Verwertungnimmt auch bei erhöhter Aufnahme nichtwesentlich ab.

Physiologische Bedeutung

� Aufbau, Schutz und Regeneration vonHaut und Schleimhaut (Epithelschutz)

� Förderung der Fruchtbarkeit durchVerbesserung der Ovulation und Im-plantation des Eies, der embryonalen

und fetalen Entwicklung und der hor-monellen Trächtigkeitsaktivierung

� Regulation von Wachstums- undDifferenzierungsvorgängen im Zell-stoffwechsel durch Beeinflussungder Transkription von mehr als 300Genen (Genexpression)

� Erhöhung der Widerstandkraft gegenInfektions- und Invasionskrankheiten

Mangelerscheinungen

� Verhornung von Haut- undSchleimhaut mit nachfolgenden In-fektionsgefahren

� Verzögerung der Eireifung, Abster-ben der Embryonen

� Beeinträchtigung der embryonalenEntwicklung

� Erhöhte Anfälligkeit gegen Infek-tionskrankheiten

Zusatzeffekte

� Immunreaktion: Steigerung der An-tikörperbildung und Phagozytose

10

Vitamine und ihre biologischen Funktionen

Tierart IE Vitamin A je 1 mg ß-Carotin mg ß-Carotin : mg Vitamin A

Milchkuh 370 IE 8 - 10 : 1

Mastrind 440 IE 7 - 8 : 1

Pferd 420 IE 6 - 10 : 1

Schaf 480 IE 6 - 8 : 1

Schwein 510 IE 6 - 7 : 1

Geflügel 1.667 IE 2 : 1

Tabelle 3

TierartspezifischesUmwandlungsver-

hältnis von ß-Caro-tin zu Vitamin A

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2.1.2 ß-Carotin

Natürliche Quellen und deren

Verwertung

ß-Carotin ist nur in Pflanzen enthalten.Reich an ß-Carotin sind: Luzerne, Grasund Grassilage, Karotten.Arm an ß-Carotin sind: Getreide undMühlennachprodukte.

Die Nativgehalte weisen in Abhängigkeitvon Vegetationsstand, Erntezeitpunkt,Konservierungsart (Heu, Silage), Trock-nungstemperatur und Lagerzeit sehr gro-ße Schwankungen auf (Abb. 1).Die Absorption und Speicherung ist jenach Tierart sehr unterschiedlich: hoch beiGelbfettspezies (Rind, Pferd), gering odergar nicht bei Weißfetttieren (Schwein, Büf-fel, Schaf, Ziege, Hund, Katze, Nagetiere).

Physiologische Bedeutung

� Vorstufe (Provitamin) von Vitamin A� Durch spezifischen Stoffwechsel-

transport (Rind: 80% HDL Lipopro-teine) gelangt ß-Carotin inbestimmte Organe (z.B. Gelbkörper,Follikel, Euter), wo es lokal in die-sen Organen in Vitamin A (Enzym:Carotinase) umgewandelt wird

� Stimulierung der Synthese des Pro-gesterons zum Aufbau der Uterus-schleimhaut

� Wahrscheinliche Vitamin A-unab-hängige Beeinflussung durch antio-xidative Wirkung gegenzellschädigende Lipidradikale, waszur Steigerung der hormonellen Ak-tivität (FSH, LH) und Verbesserungder Immunität (Vermehrung derLymphozyten) führt

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Abbildung 1

Gehalte an ß-Carotinje kg Trockenmassein pflanzlichenFuttermitteln

Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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Mangelerscheinungen

� Fruchtbarkeitsstörungen wie:- längere Dauer der Brunst und stille

Brunst- verzögerte Follikelreifung und

Ovulation- Zystenbildung bei Follikel und

Gelbkörper- embryonale Verluste und Frühab-

orte� Erhöhte Milchzellgehalte und Masti-

tis� Erhöhte Anfälligkeit der Jungtiere

gegenüber Infektionskrankheiten

Zusatzeffekte

� Resistenzsteigerung der Jungtieredurch hohen Gehalt im Kolostrum(unspezifische Immunität)

� Zusammenwirken mit anderen Ca-rotinoiden (Zeaxanthin, Lutein, Ly-copin u.a.) als Antioxidans

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Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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2.1.3 Vitamin D3

Natürliche Quellen und deren

Verwertung

Vitamin D kommt nur in sehr wenigenProdukten wie Vollmilch, Leberölen (alsVitamin D3, Cholecalciferol) und son-nengetrocknetem Grünfutter (als VitaminD2, Ergocalciferol) vor.

Das Vitamin D2 entsteht in Pflanzen beider Trocknung unter dem Einfluss vonUV-Strahlen aus Ergosterin. Vitamin D3

kann dagegen in der Epidermis durchUV-Bestrahlung aus7-Dehydrocholesterol gebildet werden(Ausnahme: Hund, Katze).

Eine überwiegende Stallhaltung begrenztdie Vitamin D3-Bildung.

Aufgrund des begrenzten natürlichenVorkommens sind die natürlichen Vit-amin-D-Quellen für die Bedarfsdeckungohne Bedeutung. Außerdem ist die Ver-wertung der in Pflanzen vorkommendenVitamin D-Vorstufen vom Tier nur insehr geringem Ausmaß möglich.

Physiologische Bedeutung

Vitamin D3 ist nicht direkt stoffwechsel-aktiv. Es wird in der Leber in das25-Hydroxyvitamin D3 umgewandelt,welches in der Niere in das 1,25-, das24,25- und das 1,24,25-Hydroxyvit-amin D3 überführt wird. Die stärkstebiologische Wirksamkeit hat das1,25-Hydroxyvitamin D3.

Im Organismus erfüllt Vitamin D diefolgenden Aufgaben:

� Regulierung des Calcium- undPhosphatstoffwechsels, insbeson-dere Förderung der Calcium- undPhosphatabsorption aus dem Darm

� Regulierung der Calcium- undPhosphatausscheidung über dieNiere und Regulation der Calcium-und Phosphateinlagerung in dasSkelett

� Calcium-Phosphor-Mobilisierungaus dem Skelett

� Förderung der Bildung von Keim-zellen

� Steigerung der Leistungsfähigkeitdes Immunsystems, Hemmung vonAutoimmunisierung

� Regulation der Transkription vonmehr als 50 Genen

Der direkte orale Einsatz von D3-Meta-boliten, etwa zur Verbesserung der Ei-schalenqualität oder zur Verhütung von

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Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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Milchfieber bleibt forschungsseitig undökonomisch zu hinterfragen.

Mangelerscheinungen

� Störungen des Calcium- undPhosphatstoffwechsels

� Hemmung der Mineralisierung beimwachsenden Knochen (Rachitis)

� Abbau der mineralischen Substanzim ausgewachsenen Knochen (Os-teomalazie)

� Knochen- und Gelenkdeformation(Knochenweichheit)

� Wachstumsstörungen� Spontan auftretende Knochenbrü-

chigkeit� Mangelhafte Eischalenstabilität

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Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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2.1.4 Vitamin E

Natürliche Quellen und deren

Verwertung

Vitamin E (Sammelbegriff für verschie-dene Verbindungen von Tocopherolenund Tocotrienolen) ist in Pflanzen undtierischem Gewebe enthalten. Dabei istnicht der Gesamt-Tocopherolgehalt,sondern der Gehalt an der wirksamstenVerbindung, dem d-�-Tocopherol, maß-gebend.Reich an Vitamin E sind: Gras, Klee, Lu-zerne, Grünmehl, unzerkleinerte Samen.Arm an Vitamin E sind: Ölsaatextrak-tionsschrote.

Feuchtigkeit und Lagerungszeit üben ei-nen negativen Einfluss auf die VitaminE-Stabilität bzw. -Gehalte aus. Hiervonsind vor allem Grünfutterkonservate undGetreide betroffen.

In Getreide und Mühlennachproduktenüberwiegen mit 70 bis 90 % �-, �-,�-Tocopherole, deren biologische Wirk-samkeit im Vergleich zum �-Tocopheroldeutlich geringer einzuschätzen ist.

Biologische Wirksamkeit verschiedenerVitamin E-Verbindungen:

Physiologische Bedeutung

� Verhinderung der Bildung von Li-pid-Peroxylradikalen aus mehrfachungesättigten Fettsäuren

� Antitoxische Wirkung im Zellstoff-wechsel

� Verhinderung von Lebernekrosenund Muskeldegeneration

� Antioxidative Wirkung, durch dieeine Stabilisierung der oxidations-empfindlichen Phospholipide in derZellmembran und sonstiger oxida-tionsempfindlicher Stoffe wie Vit-amin A, Carotinoide und derenZwischenstufen, erreicht wird. Hin-sichtlich des Oxidationsschutzesder Zellmembranen besteht eineenge Beziehung zwischen Vitamin Eund Selen. Während Vitamin E in

15

Vitamine und ihre biologischen Funktionen

�-Tocopherol 100 %

�-Tocopherol 15-40 %

�-Tocopherol 1-20 %

�-Tocopherol 1 %

�-Tocotrienol 15-30 %

�-Tocotrienol 1-5 %

�-Tocotrienol 1 %

�-Tocotrienol 1 %

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der Zellmembran agiert, basiert dieWirkung des Selens auf dem Abbauvon Peroxiden durch die Glutathi-on-Peroxidase in den löslichen An-teilen der Zelle. Zur ausreichendenBildung der selenhaltigen Glutathi-on-Peroxidase ist ein Selengehaltvon 0,2-0,3 mg/kg Futtertrocken-masse notwendig.

� Regulierung des Hormonstoffwech-sels über den Hypophysen-vorder-lappen

� Erhaltung der Stabilität der Membra-nen, insbesondere der Herz- undSkelettmuskulatur

� Regulation von Entwicklung undFunktion der Keimdrüsen

� Stimulierung der Antikörperbildung(bessere Resistenz gegenüberKrankheiten) und der Phagozytosesowie der bakteriziden Wirksamkeitder Phagozyten

� Vorbereitung und Schutz der Träch-tigkeit

Mangelerscheinungen

� Muskelschäden an Herz- und Ske-lettmuskulatur (Dystrophie, Myopa-thie)

� Plötzlicher Herztod bei Schädigungdes Herzmuskels (Maulbeer-Herz-krankheit)

� Fruchtbarkeitstörungen� Veränderungen am Gefäß- und Ner-

vensystem (Encephalomalazie,Ödembildung im Kleinhirn durchverstärkten Plasmaaustritt, die zueiner Fehlhaltung des Kopfes mitunkoordinierten Bewegungen führt)

� Leberschäden und Veränderungenim Fettdepot (Gelbfettkrankheitbeim Nerz, Braunfärbung desSpecks beim Schwein)

� Beim Schwein: Bewegungsstörun-gen und Muskelverkrümmungen(Bananenkrankheit)

� Bei Kälbern und Lämmern: Weiß-fleischigkeit aufgrund dystrophi-scher Veränderungen

� Beim Geflügel: VerminderteSchlupfrate, exsudative Diathese(verstärkter Plasmaaustritt aus demBlut)

Zusatzeffekte

� Fettstabilisierung (Oxidations-schutz) in tierischen Produkten(Fleisch, Milch, Eier)

16

Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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2.1.5 Vitamin K

Natürliche Quellen und deren

Verwertung

Vitamin K ist ein Sammelbegriff für dieVitamine K1 (Phyllochinon), K2 (Men-achinon) und K3 (Menadion).

Reich an Vitamin K1 sind: Grünpflanzen.Arm an Vitamin K1 sind: Getreide, Rü-ben, Fleisch- und Fischmehl.Vitamin K2 wird durch Bakterien mikro-biell in den Vormägen und im Dickdarmgebildet.

Vitamin K3 (Menadion) ist eine indu-striell hergestellte Form, die für die Tie-rernährung in verschiedenen wasserlös-lichen Menadion-Verbindungen angebo-ten wird:

MSB: Menadion-Natrium-BisulfitMPB: Menadion-Dimethylpyrimidi-nol-BisulfitMNB: Menadion-Nicotinsäurea-mid-Bisulfit

Für die Absorption der fettlöslichen For-men K1 und K2 ist die Sekretion vonPankreaslipase und Gallensäuren not-wendig, für die wasserlösliche Vitamin

K3-Form jedoch nicht. Aus allen Vit-amin K-Formen wird das im Stoffwech-sel besonders aktive Menachinon-4 ge-bildet.

Physiologische Bedeutung

� Synthese der Blutgerinnungsfakto-ren II (Prothrombin), VII, IX und X

� Bildung des Calcium-Transportpro-teins Osteocalcin für die Minerali-sierung der Knochen

� Beteiligung an der Carboxylierungvon weiteren Proteinen

Mangelerscheinungen

� Blutungen sin den verschiedenstenGeweben und Organen (Hämorrha-gien)

� Störung der Blutgerinnung� Wachstumstörungen

Antagonisten

� Dicumarol� Cumarin-Derivate� Sulfonamide� Mycotoxine

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Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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2.2 Wasserlösliche Vitamine

Die wasserlöslichen Vitamine B1, B2, B6,B12, Biotin, Folsäure, Niacin und Pantot-hensäure haben im Stoffwechsel wichti-ge Coenzymfunktionen (Tabelle 4). Je-des Coenzym ist auf ganz bestimmte Re-aktionen im Stoffwechsel spezialisiert.Bei ungenügender Versorgung mitB-Vitaminen werden die Aktivitäten ei-nes entsprechenden Enzyms vermindert,was zu Störungen im Stoffwechsel führt.

Vitamin C und Cholin zählen ebenfallszu den wasserlöslichen Vitaminen. Fürsie sind bisher keine Coenzymfunktio-nen bekannt.Äußerlich zeigt sich eine Unterversor-gung mit Vitaminen des B-Komplexesin Veränderungen von Haut, Schleim-haut und Haarkleid sowie in der Beein-trächtigung des Immunsystems und ei-ner verminderten Leistungsfähigkeit.

Die B-Vitamine können durch die Mi-kroflora im Magen- und Darmsystemgebildet werden. Beim Wiederkäuer er-

18

Vitamine und ihre biologischen Funktionen

Vitamin Wichtigste Coenzyme Hauptfunktion

Vitamin B1 Thiaminpyrophosphat Kohlenhydratstoffwechsel

Vitamin B2 FAD, FMN(wasserstoffübertragend)

Energieumsatz

Vitamin B6 Pyridoxalphosphat Aminosäurestoffwechsel

Vitamin B12 Cyanocobalamin(Methylgruppenbiosynthese)

Eiweißumsatz

Biotin Pyruvat-, Acetyl-CoA-Carboxylase

Fettsäurenstoffwechsel undEnergieumsatz

Folsäure Tetrahydrofolsäure Amino- undNucleinsäurenstoffwechsel

Niacin NAD, NADP(wasserstoffübertragende)

Energieumsatz

Pantothensäure Coenzym A Fettstoffwechsel undEnergieumsatz

Vitamin C - Redoxreaktionen

Cholin - Fettstoffwechsel,Erregungsübertragung

Tabelle 4

Die wichtigsten Co-enzyme der wasser-löslichen Vitamineund deren Haupt-

funktion imStoffwechsel

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folgt die Eigensynthese bei einem vollfunktionsfähigen Vormagensystem. BeimSchwein findet die bakterielle Syntheseder B-Vitamine im Dickdarm statt, sodass die dort gebildeten Vitamine nur inbeschränktem Maße absorbiert werdenkönnen.

Alle wasserlöslichen Vitamine könnenvom Tier nur in geringen Mengen ge-speichert werden, so dass eine kontinu-ierliche Zufuhr notwendig ist.

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Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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2.2.1 Vitamin B1

Natürliche Quellen und deren

Verwertung

Vitamin B1 (Thiamin) kommt in allenFuttermitteln in unterschiedlicher Kon-zentration vor.Reich an Vitamin B1 sind: Getreide undMühlennachprodukte, Ölsaatextraktions-schrote, Milchprodukte, Bierhefe.Arm an Vitamin B1 sind: Tapioka, Tro-ckenschnitzel, Fleischmehl, Fischmehl,Kokosschrot.Das in Futtermitteln vorkommende Vit-amin B1 wird vom Tier gut verwertet. Al-lerdings kann durch Antagonisten dieVerwertung stark beeinträchtigt werden.

Physiologische Bedeutung

In phosphorylierter Form (Thiaminpyro-phosphat) ist Vitamin B1 als Coenzymverschiedenartiger Decarboxylasen (Py-ruvatdehydrogenase, �-Ketoglutaratde-hydrogenase) und der Transketolase:

� unentbehrlich für die Abbauvorgän-ge im Kohlenhydratstoffwechsel

� wichtig für die Funktion von Nerven-gewebe und Herzmuskulatur

� notwendig für die Aufrechterhaltungder Peristaltik im Magen-Darmtrakt

In Form von Thiamintriphosphat:� möglicherweise Aktionssubstanz im

Nervensystem bei der Erregung peri-pherer Nerven

Mangelerscheinungen

Eine Vielzahl schwerwiegender Störun-gen, die vorwiegend das Nervensystemsowie das Herz- und Gefäßgewebe be-treffen:

� Polyneuritis, Reizbarkeit, Krämpfe,Lähmung, Cerebro-Corticale-Nekrose(CCN) bei Kalb, Rind und Schaf

� Verlangsamung der Herzschlagfol-ge (Bradykardie), Herzversagen,Herzmuskelschäden

� Verminderte Futteraufnahme, ungenü-gende Energieverwertung, Wachs-tumsdepression, Kümmern, Schwäche

Antagonisten

� Thiaminasen im Pansen, die durchPansenmikroben besonders beistärkereicher, rohfaserarmer Fütte-rung gebildet werden

� Thiaminasen infrischen Fischen(Nerzfütterung)

� Futter, das mit Bakterien oder Pil-zen belastet ist

� Amprolium (Kokzidiostatikum) wirktthiaminantagonistisch, besondersbei hoher Dosierung

� Phenolderivate und Schwermetallewie Arsen und Quecksilber könnenThiamin inaktivieren

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Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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2.2.2 Vitamin B2

Natürliche Quellen und deren

Verwertung

Vitamin B2 (Riboflavin) kommt in Futter-mitteln pflanzlicher und tierischer Her-kunft vor.Reich an Vitamin B2 sind: tierische Fut-termittel, insbesondere Milchproduktewie Magermilch- und Molkenpulver, au-ßerdem Bierhefe.Arm an Vitamin B2 sind: pflanzliche Fut-termittel insbesondere Getreide und Ta-pioka.

Das in Futtermitteln vorkommende Vit-amin B2 ist zum Teil nur in beschränk-tem Maße verwertbar. Bei Mais und Wei-zenkleie wurde an Schweinen eine präzä-cale Verdaulichkeit von ca. 60 % festge-stellt.

Physiologische Bedeutung

Riboflavin, das fast ausschließlich anProteine gebunden (Flavoproteine) vor-liegt, ist als Bestandteil der CoenzymeFMN (Flavin-mononucleotid) und FAD(Flavin-adenin-dinucleotid) wichtig für:

� die Übertragung von Wasserstoff inder Atmungskette zur Energiege-winnung

� Oxidations- und Reduktionsprozes-se zum Auf- und Abbau von Fett-säuren sowie von Aminosäuren

Mangelerscheinungen

� Entzündliche Hautveränderungen(Atrophie, Hyperkeratose, Hyperpla-sie)

� Neurologische Störungen� Wachstumsverzögerung, schlechter

Futterverwertung und Diarrhoe� Küken: Typisches Erscheinungsbild

der einwärts gekrümmten Zehen(»Faustbildung«)

� Zuchthennen: VerschlechterteSchlupfraten und höhere Aufzucht-verluste

� Sauen, insbesondere Jungsauen:Geringere Wurfgröße

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Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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2.2.3 Vitamin B6

Natürliche Quellen und deren

Verwertung

Vitamin B6 (Pyridoxin) kommt in Futter-mitteln pflanzlicher und tierischer Her-kunft vor.Reich an Vitamin B6 sind: pflanzlicheFuttermittel wie Getreide und Mühlen-nachprodukte, Ölsaatextraktionsschrote,außerdem Bierhefe.Arm an Vitamin B6 sind: tierische Futter-mittel, außerdem Tapioka.

Das in pflanzlichen Futtermitteln vorhan-dene Vitamin B6 wird vom Tier nur zumTeil verwertet. Aus Sojaschrot ist es zu65 % und aus Mais zu ca. 50 % verfüg-bar.

Physiologische Bedeutung

Vitamin B6 als Bestandteil des Coen-zyms Pyridoxal-5’-phosphat nimmt einezentrale Stellung ein im:

� Aminosäurenstoffwechsel bei derTransaminierung, Decarboxylierung

und Racemisierung der Aminosäu-ren. Für den Abbau von Tryptophan(bzw. die Synthese von Niacin) istdas Vitamin-B6-abhängige EnzymKynureninase erforderlich

� Kohlenhydratstoffwechsel durch Be-teiligung an der Phosphorylasewir-kung

Mangelerscheinungen

� Wachstumsverzögerung, Kümmern,verminderte Futteraufnahme, verrin-gerter Eiweißansatz

� Hautentzündung, Leber- und Herz-schädigung, Veränderung des Blut-bildes

� Störungen der Funktion im periphe-ren und zentralen Nervensystem(Bewegungsstörungen, Erregungs-zustände, Krämpfe)

� Mangelhafte Brut- und Schlupfer-gebnisse

Antagonisten

� Hemmfaktor in Leinsaat

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Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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2.2.4 Vitamin B12

Natürliche Quellen und deren

Verwertung

Vitamin B12 (Cobalamin) kommt nur inFuttermitteln tierischer Herkunft vor.

Reich an Vitamin B12 sind: Fischmehl,Fish-Solubles, Magermilchpulver.

Beim Wiederkäuer bilden die Pansenmi-kroben bei ausreichendem Cobalt-Gehalt

des Futters (� 0,1 mg/kg T) bedarfsde-ckende Mengen in den Vormägen.

Das in Futtermitteln vorkommende Vit-amin B12 kann von den Tieren gut ver-wertet werden.

Physiologische Bedeutung

� Blutbildung und Wachstum� Vitamin B12 dient zum Aufbau der

zwei Coenzyme:1. 5-Desoxyadenylcobalamin: wich-

tig für die Propionsäureverwer-tung und somit für die Glucose-bzw. Lactosebildung bei Wieder-käuern

2. Methylcobalamin: notwendig fürMethylierungsreaktionen und so-mit u.a. für den Methioninstoff-wechsel

Mangelerscheinungen

� Verminderte Synthese von DNAund von Protein, Wachstumsstö-rung, schlechte Futterverwertung,Anämie, rauhes Haarkleid undHautentzündungen

� Geflügel: schlechte Befiederung,verminderte Brutfähigkeit und er-höhte Embryonensterblichkeit

� Wiederkäuer: Abmagerung in Ge-bieten mit niedrigem Cobaltgehaltin den Pflanzen

Antagonisten

� Gerbsäure vermindert die Absorpti-on von Vitamin B12

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Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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2.2.5 Biotin

Natürliche Quellen und deren

Verwertung

Biotin kommt in vielen Futtermitteln so-wohl tierischer als auch pflanzlicher Her-kunft vor.Reich an Biotin sind: Bierhefe, Ölsaatext-rationsschrote.Arm an Biotin sind: Getreide, Tapioka

Das in pflanzlichen Futtermitteln vor-kommende Biotin wird vom monogastri-schen Tier zumTeil nur unzureichendverwertet (0-10 % bei Weizen, 20-30 %bei Gerste). Höhere Verwertung habenMais und Sojaschrot.

Physiologische Bedeutung

Biotin ist als Coenzym zum Aufbau einerReihe von Enzymsystemen (Carboxyla-sen) notwendig. Diese biotinabhängigenEnzyme spielen bei den folgenden Stoff-wechselvorgängen eine wichtige Rolle:

� Fettsäurensynthese (Acetyl-CoA-Carboxylase)

� Gluconeogenese (Pyruvatcarboxyla-se)

� Propionsäurestoffwechsel (Propio-nyl-CoA-Carboxylase)

� Abbau von Leucin (Methylkroto-nyl-CoA- Carboxylase)

� Aufbau von DNA und RNA (über diePurinsynthese)

Mangelerscheinungen

Je nach Schweregrad und Dauer desMangelzustandes werden unterschiedli-che Ausfallerscheinungen beobachtet:

� Verzögertes Wachstum, Fruchtbar-keitsstörungen

� Schäden an Haut, Haar und Huf(daher wird Biotin auch als VitaminH bezeichnet)

� Beim Geflügel: schlechte Befiederung;Hautentzündung an Schnäbeln, Extre-mitäten und Zehen; Fettleber- undNierensyndrom (FLKS)

� Beim Schwein: Haarausfall, Klauen-entzündung und Sohlenrisse

� Bei Rind, Schaf und Pferd: brüchi-ges Horn, Rillen und Spalten anKlaue und Huf

Antagonisten

� Avidin in rohem Hühnereiklar

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Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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2.2.6 Folsäure

Natürliche Quellen und deren

Verwertung

Folsäure (Pteroylglutaminsäure) ist einSammelbegriff verschiedener Verbin-dungen, die zusammen auch als Folatebezeichnet werden. Die biologisch aktiveForm der Folsäure ist die Tetrahydrofol-säure.Folate sind sowohl in Futtermittelnpflanzlicher als auch tierischer Herkunftvorhanden.Reich an Folaten sind: Luzernegrünmehl,Hefen.Arm an Folaten sind: Tapioka, Getreide.In Futtermitteln sind die Folate in Formvon Mono- und Polyglutamat-Formenvorhanden. Die Polyglutamate habeneine sehr geringe Bioverfügbarkeit, sodass die native Folsäure von monogast-rischen Tieren nur teilweise verwertetwerden kann. Folate aus Getreide werdenvom Geflügel und vom Schwein nur zu20 – 60 % verwertet.

Physiologische Bedeutung

Folsäure ist als Coenzym in Form vonTetrahydrofolsäure biologisch aktiv undhat folgende Stoffwechselfunktionen:

� Übertragung bestimmter C1-Einhei-ten (Methyl- und Formyl-Gruppen),

die im Protein-, DNA- undRNA-Stoffwechsel wichtig für Zell-wachstum, Zellteilung und Zelldiffe-renzierung ist

� Gemeinsame Beteiligung von Tetra-hydrofolsäure und Vitamin B12 ander Umwandlung von Homocysteinzu Methionin

Mangelerscheinungen

� Störung des Blutbildes (makrozytä-re Anämie)

� Schäden an Haut und Schleimhaut� Beim Geflügel: Wachstumsstörun-

gen, schlechte Befiederung und De-pigmentierung, Perosis, erhöhteEmbryonensterblichkeit, verminder-te Schlupfrate, geringere Legelei-stung

� Beim Schwein: Haarausfall, Frucht-barkeitsstörungen

� Beim Rind: Fruchtbarkeitsstörungen

Antagonisten

� Sulfonamide und Aflatoxine im Fut-ter sowie Medikamente, die die in-testinale Mikroflora hemmen

Zusatzeffekte

� Erhöhte Antikörperbildung

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Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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2.2.7 Niacin(Nicotinsäure/Nicotinsäureamid)

Natürliche Quellen und deren

Verwertung

Niacin ist in Form von Nicotinsäure inunterschiedlichen Konzentrationen infast allen Futtermitteln pflanzlicher Her-kunft vorhanden.Reich an Niacin sind: Hefen, Kleie,Grünfutter und pflanzliche Eiweißfutter-mittel.Arm an Niacin sind: Mais und Roggen,Milchprodukte.

Nicotinsäureamid kommt vor allem intierischen Zellen vor. Eine geringe Men-ge wird durch mikrobielle Synthese imDarm sowie aus der Umwandlung derAminosäure Tryptophan gebildet.

Nicotinsäure und Nicotinsäureamid sindunter physiologischen Gesichtspunktenals gleichwertige Niacinquellen zu be-trachten.

Die Verwertbarkeit des aus Getreide undMühlennachprodukten stammenden Nia-cins ist für Schweine, Geflügel und Wie-derkäuer nur gering.

Physiologische Bedeutung

� Baustein von NAD (Nicotin-Ade-nin-Dinucleotid) und NADP

(Nicotin-Adenin-Dinucleotid-Phosphat), die als wasserstoffüber-tragende Coenzyme an lebensnot-wendigen Stoffwechselreaktionenbeteiligt sind (Kohlenhydrate, Fetteund Aminosäuren)

� Schlüsselfunktion im Energieum-satz

Mangelerscheinungen

� Störung der Funktion des Nerven-systems

� Hautveränderungen (»Pellagra«)� Erhöhte Peristaltik im Bereich des

Magen-Darm-Kanals� Wachstumsverzögerung� Entzündungs- und Geschwürbil-

dung auf den Schleimhäuten� Beim Geflügel: Störung in der Fe-

derentwicklung, verminderte Lege-tätigkeit und Brutfähigkeit

� Beim Hund: Schwarzzungenkrank-heit

Zusatzeffekte

� 6-12 g Niacin täglich können beihochleistenden Milchkühen lei-stungssteigernd wirken und das Ke-toserisiko senken. DemKörpergewicht entsprechende ge-ringere Dosierungen werden beikleinen Wiederkäuern eingesetzt

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Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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2.2.8 Pantothensäure

Natürliche Quellen und deren

Verwertung

Pantothensäure ist in fast allen Futter-mitteln enthalten.Reich an Pantothensäure sind: Milch-produkte, Fischpresssaft, Hefen, Müh-lennachprodukte, Grünmehle, Extrak-tionsschrote.Arm an Pantothensäure sind: Ackerboh-nen, Trockenschnitzel, Fleischmehl.

Die in Futtermitteln vorkommende Pan-tothensäure ist gut verwertbar.

Physiologische Bedeutung

� Als Bestandteil des Coenzyms A be-teiligt an Synthese und Abbauvor-gängen im Protein-, Kohlenhydrat-und Fettstoffwechsel

� Bildung von Acetylcholin für dieFunktion der Nervenzellen

� Funktion der Haut und der Schleim-häute

� Pigmentierung der Haare

Mangelerscheinungen

� Veränderungen an Haut undSchleimhäuten

� Pigmentverlust� Rauhes Haarkleid� Ausfall von Haaren und Federn� Verminderte Synthese von Steroid-

hormonen� Appetitmangel und Durchfälle durch

Störungen im Magen-Darm-Kanal� Beim Geflügel: Schorfbildung an

Zehen und Schnabel, Sekretbildungam Auge, schlechter Schlupf underhöhte Embryonensterblichkeit,mangelhafte Befiederung

� Beim Schwein: braunes Exsudat umdie Augen, ruckartiger Gang (»Pa-radegang«) infolge einer Störungder Funktion des Nervensystems

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Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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2.2.9 Vitamin C

Natürliche Quellen und deren

Verwertung

Vitamin C (Ascorbinsäure ) kommt nurin wenigen Futtermitteln vor und bautsich bei der Lagerung und in der Verar-beitung schnell ab.Reich an Vitamin C sind: Grünfutter, Kar-toffeln.

Das in Futtermitteln vorkommende Vit-amin C ist gut verwertbar.

Primaten, Meerschweinchen und bestimm-te Fischarten (Forellen, Lachse u.a.) kön-nen Vitamin C aufgrund eines fehlendenEnzyms (L-Gluconolacton-Oxidase) nichtselbst synthetisieren. Sonstige Säugetiereund Fischarten bilden Vitamin C in der Le-ber; Vögel in der Niere.

Physiologische Bedeutung

� Beseitigung von Radikalen und Li-pid-Peroxylverbindungen im Zell-stoffwechsel zusammen mit weiterenantioxidantiven Vitaminen wie Vit-amin E und ß-Carotin

� Kollagensynthese in Knochen, Knor-pel, Muskel, Haut, Eischale

� Regulation des Calciumstoffwech-sels über die Aktivierung von Vit-amin D3-Metaboliten

� Funktion der Makrophagen, Granu-locyten und Lymphozyten im Im-munsystem

� Hemmung der Stressreaktion durchverminderte Hormonausschüttung(Cortisol)

� Verbesserung der Fruchtbarkeitseigen-schaften wie Spermaqualität, Follikel-reifung und Synthese von Progesteron

� Förderung der Eisenresorption� Verminderung toxischer Wirkung

von Schwermetallen wie Blei, Cad-mium und Nickel

Mangelerscheinungen

� Erhöhte Anfälligkeit gegen Infek-tionskrankheiten und Parasitosen

� Verzögertes Wachstum� Knochenerkrankungen� Verlangsamte Wundheilung, Nabel-

bluten bei Ferkeln� Verminderte Eischalenstabilität� Erhöhte Stressanfälligkeit (Hitze,

Transport, Umstallung)� Geringere Immunreaktion allgemein

und nach Impfungen� Verschlechterte Fruchtbarkeit der

weiblichen und männlichen Tiere

Zusatzeffekte

� Steigerung der Antikörperbildung� Resistenzsteigerung bei Jungtieren

durch erhöhten Gehalt im Kolos-trum (unspezifische Immunität)

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Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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2.2.10 Cholin

Natürliche Quellen und deren

Verwertung

Cholin kommt in allen Futtermitteln vor.Reich an Cholin sind: Eiweißfuttermitteltierischer Herkunft, Hefen, einige Ölsaa-textraktionsschrote.Arm an Cholin sind: Tapioka, Mais.

In Futtermitteln vorkommendes Cholinwird aus Sojaschrot zu 60-70 %, ausGetreide zu einem geringeren Anteil undaus Rapsextraktionsschrot nur zu ca.25 % verwertet.

Cholin kann in der Leber bei ausreichen-der Versorgung mit Methionin, Serin,Folsäure und Vitamin B12 gebildet wer-den. Die Eigensynthese ist bei Jungtie-ren und Broilern zur Deckung desBedarfs nicht ausreichend.

Physiologische Bedeutung

� Bildung von Phospholipiden (z. B.Lecithin) und Lipoproteinen

� Transport und Stoffwechsel der Fette

� Elektrische Signalbildung in Ner-venzellen (beteiligt am Aufbau desAcetylcholins)

� In Form von Phospholipiden Be-standteil der meisten Zelltypen

� Methylgruppendonator im Stoff-wechsel (weitere Methylgruppen-donatoren im Stoffwechselsind u.a. Methionin und Betain)

Mangelerscheinungen

� Gestörter Fettstoffwechsel mit Le-berverfettung

� Störung der Funktion von Gelenkenund Knochen (Perosis beim Geflü-gel, Spreizbeinigkeit beim Ferkel,Hundesitzigkeit beim Schwein)

� Wachstumshemmung insbesonderebei jungen Tieren

� Erhöhte Sterblichkeit bei Küken

Zusatzeffekte

� Erhöhte Cholingaben können dasWachstum und die Futterverwertungbei fettreichen Futterrationen insbeson-dere beim Mastgeflügel verbessern

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Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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2.3 Sonstige Stoffe mitVitamincharakter

2.3.1 p-Amino-benzoesäure(PABA)

Sie ist ein Bestandteil des Folsäuremole-küls und kann von grünen Pflanzen so-wie verschiedenen Mikroorganismen ge-bildet werden. Für einige Bakterienartenist PABA ein Wuchsstoff. Aber auch imStoffwechsel höherer Organismenscheint sie Aufgaben zu erfüllen. Sokonnten bei mit Folsäure marginal ver-sorgten Küken durch Zulage von PABApositive Effekte (Wachstum und Befiede-rung) erzielt werden.

PABA ist in zahlreichen Futtermittelnenthalten, so dass die Versorgung derTiere über die natürlichen Gehalte ge-deckt sein dürfte. Insbesondere Fischehaben einen hohen Anspruch an die Ver-sorgung mit PABA; für Forellen wird derBedarf mit 100-200 mg/kg Futter ange-geben.

2.3.2 Betain

Betain fungiert im Stoffwechsel als Me-thylgruppendonator und gehört nebenCholin und Methionin zu den lipotropenFaktoren (Schutz vor Leberverfettung).Die sonstigen spezifischen Funktionenvon Cholin und Methionin kann es nicht

ersetzen. Eine Beteiligung an der Regu-lation der Osmose unter bestimmtenBedingungen wird diskutiert.

2.3.3 Inosit

Über die physiologischen Wirkungen dessechswertigen Alkohols Inosit ist bisherwenig bekannt. Nachgewiesen ist seinelipotrope Wirkung, durch die einer Le-berverfettung vorgebeugt werden kann.Von landwirtschaftlichen Nutztieren wirdInosit in ausreichendem Umfang gebildetund zur Synthese von Phospholipidenund Lipoproteinen verwendet.

Zur Behebung des Fettlebersyndromsbei Legehennen werden Zulagen vonetwa 1000 mg/kg Futter eingesetzt. BeiForellen sind vorbeugend gegen Leber-degeneration 350-500 mg/kg Futterempfehlenswert.

2.3.4 Essentielle Fettsäuren(EFA)

Hierzu gehören die Omega-3-FettsäurenEicosapentaensäure (EPA, 20:5), Doco-sahexaensäure (DHA, 22:6) und �-Li-nolensäure (18:3) sowie die Omega-6-Fettsäuren Linolsäure (18:2), �-Lino-lensäure (18:3) und Arachidonsäure(20:4). Eine de-novo-Synthese dieserVerbindungen ist im Säugetierorganis-mus nicht möglich. Diese Fettsäuren

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Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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sind als Bestandteile von Membranlipi-den und als Vorstufen der Prostaglandi-ne von großer Bedeutung.

Besondere Bedeutung haben EFAs beimmodernen Fischfarming. Linolsäure wirdheute in der kommerziellen Mischfutter-formulierung insbesondere bei Legehen-nen routinemäßig berücksichtigt.

Ein Mangel an essentiellen Fettsäurenäußert sich in Hautveränderungen, Stö-rungen im Wasserhaushalt und Fort-pflanzungsstörungen. Wichtig ist dasrichtige Verhältnis von Omega-3- zuOmega-6-Fettsäuren in der Ration, wo-bei letztere normalerweise weit im Über-schuss sind.

Im Stoffwechsel bestehen enge Bezie-hungen zwischen den ungesättigten Fett-säuren und Vitamin E. So muss die Ver-sorgung von Vitamin E auf das Angebotder in der Ration enthaltenen ungesättig-ten Fettsäuren abgestimmt sein.

2.3.5 Carnitin

L-Carnitin kommt vor allem im Säuge-tiermuskel, aber auch in Hefe, in Wei-zenkeimen, im Fisch und in der Milchvor. Etwa 85 % des L-Carnitins im Kör-per befinden sich in der Muskulatur undweniger als 1 % im Blutplasma. Haupt-syntheseort ist die Leber.

L-Carnitin besitzt im Stoffwechsel viel-fältige Funktionen; am wichtigsten sinddie Funktionen im Fettstoffwechsel: Hierfungiert es als Carrier beim Transportvon aktivierten Fettsäuren in die Mito-chondrien zwecks Energiegewinnungsowie als Speicher für aktivierte Ace-tylreste. Letztere Funktion ist bei extre-mer Muskelarbeit, ketotischen Stoff-wechsellagen sowie in Hungersituatio-nen von Bedeutung und stellt mengen-mäßig den weitaus größten Anteil amBedarf dar.

Ein erhöhter Bedarf an L-Carnitin kannbei Tieren während der Reproduktion,bei Jungtieren, bei hohen Wachstums-raten sowie bei einer Überlastung desLeberstoffwechsels auftreten.

2.3.6 Taurin

Taurin ist in allen Futtermitteln tieri-scher Herkunft enthalten. In Futtermit-teln pflanzlicher Herkunft kommt esnicht vor. Im Gegensatz zu landwirt-schaftlichen Nutztieren sind Katzen nurin sehr beschränktem Umfang zur Ei-gensynthese aus Cystein in der Lage.

Taurin ist im Organismus hauptsächlichan Cholsäure gebunden (Taurocholsäu-re). Die Taurocholsäure liegt in der Gal-le als Gallensalz vor und ist an derEmulgierung der Fette beteiligt, wo-

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Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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durch die Fettspaltung beschleunigtwird. Darüber hinaus wirkt Taurin wahr-scheinlich als inhibierender Neurotrans-mitter, spielt eine wichtige Rolle bei derEntwicklung des Zentralnervensystemsund beeinflusst die Transportvorgängevon 2-wertigen Metallionen.

Ein Mangel löst bei Katzen eine Degene-ration der Photorezeptoren des Auges

aus, die bis zum Erblinden der Tiereführen kann. Darüber hinaus ist einTaurinmangel an der Ausbildung vonCardiomyopathien bei Katzen beteiligt.Katzen sollten daher 400 bis 500 mgTaurin / kg Alleinfutter erhalten.

32

Vitamine und ihre biologischen Funktionen

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3.1 Grundlagen

Heute werden höhere Anforderungen aneine gesunde und umweltgerechte Er-nährung der Tiere gestellt. Diesen verän-derten Anforderungen muß eine moder-ne Tierfütterung entsprechen. Dabeispielt die optimale Versorgung mit Vit-aminen eine wichtige Rolle. Die Erkennt-nisse zur Vitaminversorgung der Haus-tiere haben sich in den letzten Jahrzehn-ten grundlegend weiterentwickelt. Wäh-rend in den 50-er Jahren mit den erstenZusätzen von Vitaminen im Futter zu-nächst nur Mangelzustände bei den Tie-ren verhindert werden sollten, habenheute darüber hinausgehend gesund-heitsfördernde, ökologische und wirt-schaftliche Aspekte an Bedeutung beimVitamineinsatz im Futter gewonnen. DasHauptziel einer optimalen Vitaminversor-gung ist die Gesundheit der Tiere unterPraxisbedingungen sicherzustellen.

3.1.1 Einflussfaktoren auf dieVitaminversorgung

Die Vitaminversorgung ist der Anteil anVitaminen, der dem Tier entsprechenddes Bedarfs über das Futter zur Verfü-gung steht. Nachfolgend sind die wich-tigsten Faktoren aufgeführt, die auf dieVitaminversorgung Einfluss nehmenkönnen:

� Tier- Tierart (z.B. Rind, Schwein, Geflü-

gel, Pferd, Fisch, Heimtiere)- Alter des Tieres (z.B. Küken, älte-

rer Hund)- Nutzungsrichtung (z.B. Reproduk-

tion, Mast, Sport und Freizeit)- Art der Leistung (z.B. Fleisch,

Milch, Eier, Wolle, Leder, Aus-dauer, Langlebigkeit)

- Züchterische Weiterentwicklung- Gesundheit (z.B. im Allgemeinen,

antioxidativer Schutz, Immunitäts-steigerung)

- Belastung (z.B. Tiergruppen,Transport)

- Tierschutz (z.B. Verhütung vonVitaminmangelkrankheiten, Wohl-befinden)

� Umwelt- Haltungsbedingungen (z.B. artge-

rechte Aufstallung)- Hygiene (z.B. Keimbelastungen,

Mycotoxine)- Klima und Witterung

� Qualität der Produkte- Verbesserung der oxidativen Sta-

bilität (Fleisch, Milch, Eier) undder Verarbeitungsqualität (z.B.Wolle, Leder)

� Futter- Natürliche Schwankungen der

Grundfuttermittel durch Wachs-tum, Ernte, Trocknung und Lage-rung

33

3. Versorgung mit Vitaminen

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- Bioverfügbarkeit (Vitamin E im Ge-treide nur 50% (-Tocopherol, Bio-tin im Weizen für Geflügel undSchwein nur zu 10% verfügbar)

- Vitaminantagonisten (Cumarine,Thiaminasen, Avidin)

- Lagerungsbedingungen und -dau-er

- Zusammensetzung der Futterration(Gehalt an Energie, Eiweiß, Fett,Mineralstoffe, Spurenelemente,Säuren)

- Wirtschaftlichkeit- Kosten - Nutzen Verhältnis

3.1.2 Vitaminbedarf alsGrundlage für eine optimaleVitaminversorgung

Grundlage für eine optimale Vitaminver-sorgung ist der Bedarf an Vitaminen fürTiere, der sich grundsätzlich in Minimal-bedarf, Optimalbedarf und Bedarf fürspezielle Zusatzeffekte (Immunitätsstei-gerung, Fleischqualität u.a.) einteilenlässt. Eine faktorielle Bedarfsableitungwie für den Energie- oder Eiweißbedarfist für Vitamine aufgrund der bereits be-schriebenen vielen Einflussfaktoren undeiner bisher unbefriedigenden Datener-fassung nicht möglich. So ist der Ein-fluss der Vitamine auf bestimmte Stoff-wechselaktivitäten schwer zu messen,häufig nicht exakt definiert oder manch-mal auch noch gar nicht bekannt.

Minimalbedarf: Darunter ist die Mengean Vitaminen zu verstehen, die beim Tierunter optimalen Haltungs- und Hygiene-bedingungen sicher Mangelsymptomevermeidet. Der Minimalbedarf wird imallgemeinen in wissenschaftlichen Ver-suchen unter Institutsbedingungen mitspeziellen Futterdiäten ermittelt.

Optimalbedarf: Darunter ist die Men-ge an Vitaminen zu verstehen, die ne-ben der Deckung des Minimalbedarfsauch den Bedarf für eine bestmöglicheAusschöpfung des Leistungspotentialsder Tiere bei guter Gesundheit und Wi-derstandskraft abdeckt.

Zusatzeffekte: Neuere Forschungser-gebnisse zeigen, dass viele Vitamineüber ihre Hauptfunktionen hinaus zu-sätzliche Wirkungen im Stoffwechselhervorrufen, die einen positiven Ein-fluss auf Gesundheit, Fruchtbarkeit derTiere sowie Qualität der tierischen Pro-dukte haben können (Tabelle 5).

Optimalversorgung: Darunter ver-steht man die Zufuhr an Vitaminen, diedem Tier mit dem Futter tatsächlich zurVerfügung steht. Sie richtet sich nachdem optimalen Vitaminbedarf des Tie-res. Darüber hinaus können noch zu-sätzliche Vitamingaben sinnvoll sein,wenn eine über den Optimalbedarf hin-ausgehende spezielle Wirkung erreichtwerden soll (siehe Abbildung 2).

34

Versorgung mit Vitaminen

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3.1.3 Empfehlungen zurVitaminversorgung

Zur Vitaminversorgung gibt es sehr un-terschiedliche Empfehlungen von wis-senschaftlichen Instituten, Behörden,Verbänden und Firmen. Dabei werdendie verschiedensten Grundlagen für dieBerechnung von Vitaminempfehlungenherangezogen.

Viele der offiziellen Empfehlungen (z.B.NRC, DLG) sind mehr auf die Deckungdes Minimalbedarfs gerichtet.Unter praktischen Bedingungen reichtder Minimalbedarf für die Tiere nichtaus. Haltung, Hygiene, Fütterungsein-flüsse sowie übliche Belastungen in derPraxis können den Vitaminbedarf derTiere erheblich erhöhen. Deshalb liegtden meisten Vitamindosierungsempfeh-lungen von Firmen (z.B. Zuchtorganisa-

35

Vitamin Hauptwirkung Zusatzeffekte

A Epithelschutz Fruchtbarkeit, Zellstoffwechsel,Immunität

ß-Carotin Vitamin A-Vorstufe Gesundheit, Fruchtbarkeit

D Ca- und P-Stoffwechsel Immunität

E Antioxidans Gesundheit, Immunität, Qualitätvon Fleisch, Milch, Eiern

K Blutgerinnung Proteincarboxylierung

B1 Kohlenhydratstoffwechsel Erregungsübertragung,Nervensystem

B2 Energieumsatz

B6 Eiweißstoffwechsel Immunität

B12 Blutbildung undEiweißstoffwechsel

Biotin Kohlenhydrat- undFettstoffwechsel

Qualität von Haut, Haar, Horn

Folsäure Eiweiß- undNucleinsäurenstoffwechsel

Fruchtbarkeit

Niacin Energieumsatz Stoffwechselaktivität,Ketoseprophylaxe

Pantothensäure Energieumsatz

C Antioxidans Stressabbau, Gesundheit,Immunität

Cholin Fettstoffwechsel,Methylgruppendonator

Erregungsübertragung,Nervensystem

Tabelle 5Vitamine und ihreWirkungen

Versorgung mit Vitaminen

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tionen, Futter- und Zusatzstoffhersteller)der Optimalbedarf der Tiere zugrunde.Abbildung 3 zeigt an einem Beispiel, wiehoch die optimale Versorgung mit Vit-amin E für Schweine in der Endmast mit

dem zusätzlichen Ziel einer besserenFleischqualität (oxidative Stabilität) so-wie einer fettreichen Futterration seinsollte.

36

Abbildung 2Vitaminversorgung

= Optimalbedarf(+Zusatzeffekte)

Abbildung 3Beispiel für die Opti-

malversorgung mitVitamin E beim

Schwein in der End-mast zur Verbesse-

rung der Fleischqua-lität und 4% Fettzu-

lage im Futter

3. Versorgung mit Vitaminen

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Die Empfehlung für Schweine in derEndmast mit einer Futterration mit 4%Fett und dem Ziel, eine bessere Fleisch-qualität zu produzieren, sind 190 mg Vit-amin E je kg Futter.

Die Futterzusammensetzung und derHerstellungsprozess des Futters habenebenfalls Einfluss auf die Vitaminzulage.Die natürlichen Vitamingehalte weisenauch innerhalb bestimmter Futtermittelsehr hohe Schwankungen auf. BeimWiederkäuer können bei hoher Grundfut-teraufnahme die natürlichen Vitaminge-halte mit berücksichtigt werden wie z.B.ß-Carotin und Vitamin E in Gras undGrassilagen. Für Geflügel und Schweinsind in der Mischfutterration die nativenVitamingehalte meist sehr schwankendund können für eine berechenbare undgleichmäßige Versorgung der Tierekaum berücksichtigt werden. Danebenenthalten einige Futtermittel antinutritiveoder antagonistische Faktoren, die dieWirksamkeit bestimmter Vitamine ein-schränken oder gar aufheben können.Des weiteren sind Wechselwirkungenaus der Zusammensetzung der Futterra-tion mit zu berücksichtigen. So steigt beieinem höheren Fettgehalt bzw. Anteil un-gesättigter Fettsäuren (Pufas) in der Fut-terration auch der Bedarf an Vitamin E.Der Herstellungsprozess von Mischfut-termitteln wirkt sich ebenfalls auf denVitamingehalt aus. Dieser Zusammen-hang zwischen Futtermitteltechnologie

(Pelletieren, Expandieren, Extrudieren)und Vitaminen wird in dem folgendenKapitel 4 ausführlich dargestellt.

3.1.4 Nutzen und Kosten derVitamine

Die Vitaminierung von Futtermitteln wirdin den letzten Jahren auch stark unterdem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeitbetrachtet. Für solch eine ökonomischeBeurteilung der Vitaminierung gibt eszwei verschiedene Modelle. Das eine be-rücksichtigt den Optimalbedarf und dasandere die Zusatzeffekte:

a) Für die Wirtschaftlichkeit auf Basisdes Optimalbedarfs werden die Kostender gesamten Vitaminzulage in Relationzum Gewinn durch die Leistung (Milch,Eier, Fleisch) berechnet. Dabei habenwissenschaftliche und praktische Erfah-rungen ergeben, dass bei zunehmen-dem Leistungsniveau und unter Bela-stungseinflüssen eine höhere Vitamin-versorgung zu einer deutlich verbesser-ten Wirtschaftlichkeit führt.Als Beispiel dafür soll eine umfangrei-che Untersuchung aus den USA mitMastschweinen dargestellt werden (Co-elho und Cousins, 1997):424 Mastschweine in 5 Gruppen erhiel-ten ein Futter mit 5 verschiedenen Vit-amingehalten (Tabelle 6). Die niedrigsteVitamindosierung der Gruppe A ent-spricht den amerikanischen NRC Emp-

37

3. Versorgung mit Vitaminen

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fehlungen (Vitaminzulage unter Berück-sichtigung der Nativgehalte), die zuneh-menden Vitamingehalte der Rationen Bbis E sind nach Umfragen bei Futtermit-telherstellern den Praxisgegebenheitenangepasst.

Die Gruppen A bis E wurden drei ver-schiedenen Belastungen (gering - mittel- hoch) ausgesetzt (Tabelle 7).

38

Ration

Vitamin A B C D E

Vitamin A IE 418 3.300 5.500 8.470 10.560

Vitamin D IE 176 550 1.100 1.760 2.200

Vitamin E mg 1,3 11,0 21,3 38,0 47,4

Vitamin K3

(Menadion)

mg 0,6 0,8 1,9 4,3 5,4

Vitamin B1 mg - - 0,6 1,6 1,9

Vitamin B2 mg - 2,6 4,2 6,1 7,7

Vitamin B6 mg - - 1,0 2,3 2,9

Vitamin B12 mcg 5 13 21 29 36

Biotin mcg - - 70 190 240

Folsäure mg - - 0,3 1,2 1,5

Niacin mg - 17,5 26,1 38,5 48,1

D-Pantothensäure mg 2,0 11,9 16,3 22,3 27,8

Coelho und Cousins, 1997

Tabelle 6Vitaminergänzung je

kg Futter in derSchweinemast

(50-100 kg)

Kriterien Gering Mittel Hoch

Besatzdichte, m2/Tier 2,75 2,05 1,65

Tiere/Bucht 3 4 5

E. Coli-Infekt.1)

,Keime/Tiere 0 500.000 1.000.000

Samonellen-Infekt.1)

,Keime/Tiere 0 100.000 200.000

Mycotoxine2)

, ppm 0 50 100

Nährstoffgehalt im Futter Gering4)

Mittel5)

Hoch6)

1)E. Coli - und Samonelleninfektion-Feld Stämme der lokalen Farm oral gegeben am 7. Tag des Versuchs2)Mycotoxine-Fusariumstämme B1,B2 und B34)13,4 ME, 12,4 % Protein5)14,3 ME, 13,0 % Protein6)15,2 ME, 13,8 % ProteinCoelho und Cousins, 1997

3. Versorgung mit Vitaminen

Tabelle 7Belastungsfaktoren

in einem Schweine-mastversuch

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Für die wirtschaftliche Auswertung sinddie Mastergebnisse (tägliche Zunahme,Futterverwertung) und die Verkaufserlö-se entsprechend der Schlachtkörperbe-wertung herangezogen worden (Abbil-dung 4)

Wie diese Untersuchung verdeutlicht, isteine höhere Vitaminversorgung beson-ders unter steigenden Belastungen derTiere von wirtschaftlichem Vorteil. Ähn-liche Versuchsergebnisse liegen auchfür Broiler und Puten vor.

b) Zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeitder Zusatzeffekte wird ein einzelnesVitamin oder ein Vitaminkomplex (z.B.Vitamin E, C und ß-Carotin für antio-xidative Wirkung) für eine bestimmteLeistung bewertet. Dies erfordert eine

genaue Datenerfassung mit möglichstvielen Tieren und hoher Wiederhol-barkeit. Einige dieser bewährten An-wendungen sind z.B. ß-Carotin undFruchtbarkeit beim Rind, Vitamin Eund Fleischqualität, Biotin und Klau-engesundheit beim Rind, Vitamin Eund Mastitis bei der Milchkuh oderVitamin E und Steigerung der Wider-standskraft. Als Beispiel für ß-Carotinund Fruchtbarkeit beim Rind hat dieAuswertung von Praxisergebnissenergeben, dass der Nutzen die Kostenum ein vielfaches übersteigen kann,wenn bei geringem ß-Carotin-Gehaltim Grundfutter zusätzliches ß-Carotinan Milchkühe verabreicht wird. Derwirtschaftliche Vorteil ergibt sichdurch weniger Besamungen, kürzereZwischenkalbezeiten, längere Nut-

39

3. Versorgung mit Vitaminen

Coelho und Cousins,1997

Abbildung 4Wirtschaftlichkeit derVitaminergänzung ineinem Schweine-mastversuch bei un-terschiedlichen Bela-stungen der Tiere

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zungsdauer, weniger Tierarztkostenund gesündere Kälber.

3.2. Nativgehalte in Grund- undHandelsfuttermitteln

Die natürlichen Vitamingehalte in Futter-mitteln weisen große Schwankungen auf.Neben Klima, Sorte, Standort und Dün-gung haben vor allem Lagerung undAufbereitung einen großen Einfluss.Letzteres gilt ganz besonders für dasGrundfutter. Die in Tabelle 8 aufgeführ-ten Zahlen zum Vitamingehalt einigerFuttermittel sind daher nur als Richtwer-te zu verstehen. Zu beachten ist außer-dem, dass Biotin, Niacin und Cholin inFuttermitteln nur zum Teil biologischverfügbar sind. Die Vitamine A, D3 undC kommen in Futtermitteln praktischnicht vor und sind daher nicht in der Ta-belle enthalten. Für das Grundfutter sindaus praktischen Überlegungen nur fürß-Carotin und Vitamin E Mittelwerte ein-schließlich des gefundenen Schwan-kungsbereiches angegeben.

Für Handelsfutter beziehen sich die An-gaben auf lufttrockene Substanz, fürGrundfutter auf 100 % Trockensubstanz.

Quellen für Vitamingehalte:

BASF AG, eigene AnalysenwerteBecker, M., K. Nehring, 1965, 1967,1969: Handbuch der Futtermittel, VerlagPaul Parey, Hamburg

Fonnesbeck, P. V., H. Lloyd, R. Obray,S. Romesburg, 1984: Tables of FeedComposition, International FeedstuffsInstitute, Utah State University, Logan,UtahHennig, A., 1972: Mineralstoffe, Vitami-ne, Ergotropika, VEB Deutscher Land-wirtschaftsverlag, BerlinHoffmann La-Roche AG, eigene Analy-senwerteINRA, 1989: L’alimentation des ani-maux monogastriques, 2e édition, Edi-tions INRA, ParisKirchgeßner, M., 1997: Tierernährung,10., neubearbeitete Auflage, DLG-Ver-lag, Frankfurt/MainMenke, K. H., W. Huss, 1980: Tierer-nährung und Futtermittelkunde, 2., neu-bearbeitete Auflage, Ulmer-Verlag,StuttgartNRC, 1998: Nutrient Requirements ofSwine, Tenth Revised Edition, NationalAcademy Press, Washington D.C.Souci, S. W., W. Fachmann, H. Kraut,1989, 1990: Die Zusammensetzung derLebensmittel - Nährwerttabellen, 4.Ausgabe, Wissenschaftliche Verlagsge-sellschaft, StuttgartWilliams, P. E. V., N. Ballet, J. C. Ro-bert, 1998: A Review of the Provision ofVitamins for Ruminants, Proceedings ofthe Pre-Conference Symposium to theCornell Nutrition Conference, 7-37

40

3. Versorgung mit Vitaminen

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41

ß-Carotin

Vit. E Vit. K Vit. B1 Vit. B2 Vit. B6 Vit. B12 Biotin Folsäure Niacin Panto-then-säure

Cholin

mg mg mg mg mg mg mcg mcg mcg mg mg mg

Handelsfuttermittel je kg lufttrockene Substanz

Ackerbohnen 5 6 2 3 90 25 3 2310

Bierhefe, getr. 2 100 38 45 1050 15,5 445 110 3800

Erbsen <1 5 7 2 2 200 0,4 30 24 1550

Futterhefe, getr. <1 7 49 27 1170 17,4 495 80 3070

Gerste <5 8 <1 10 2 4 150 0,5 55 8 1050

Grasmehl 100 75 <1 4 14 9 220 3,5 59 18 1020

Hafer <1 9 6 2 2 210 0,4 15 12 1060

Luzernegrünmehl 120 100 16 4 15 7 320 4,2 40 29 1440

Mais <5 9 <1 4 1 5 70 0,3 20 6 500

Maiskleberfutter 8 14 2 2 14 270 0,3 75 16 1870

Melasse, Rüben <1 4 <1 2 7 50 0,2 50 5 990

Rapsschrot <1 15 3 4 10 940 2,4 150 10 6850

Roggen <1 15 2 3 60 0,6 15 9 450

Sojaschrot <1 3 4 3 5 330 2,5 30 15 2800

Sonnenblumenschrot <1 11 3 4 13 1040 1,5 205 29 3310

3.Versorgungm

itVitaminen

Tabelle 8Durchschnittliche Reichweite zum Vitamingehalt einiger Futtermittel

Page 42: Arbeitsgemeinschaft für Wirkstoffe in der Tierernährung e ... · Vitamin D Regulierung des Calcium- und Phosphorstoffwechsels Vitamin E Antioxidans Vitamin K Blutgerinnung Tabelle

42

ß-Carotin

Vit. E Vit. K Vit. B1 Vit. B2 Vit. B6 Vit. B12 Biotin Folsäure Niacin Panto-then-säure

Cholin

mg mg mg mg mg mg mcg mcg mcg mg mg mg

Sorghum <1 8 <1 4 1 4 260 0,2 40 11 700

Tapioka <1 <1 <1 1 30 0,2 10 6

Triticale <1 9 <1

Trockenschnitzel <1 <1 <1 1 20 1 520

Weizen <1 12 <1 5 2 4 100 0,4 55 11 840

Weizenkleie <5 17 <1 8 4 10 280 2,0 210 29 1200

Fischmehl 10 2,4 <1 8 8 280 300 0,8 75 13 4010

Magermilchpulver 5 4 20 4 40 290 0,5 10 34 1440

Molkenpulver 0 4 9 3 20 380 0,8 10 54 1910

Tiermehl 1 <1 4 2 100 150 0,9 50 4 2050

3.Versorgungm

itVitaminen

Tabelle 8 (Fortsetzung)Durchschnittliche Reichweite zum Vitamingehalt einiger Futtermittel

Page 43: Arbeitsgemeinschaft für Wirkstoffe in der Tierernährung e ... · Vitamin D Regulierung des Calcium- und Phosphorstoffwechsels Vitamin E Antioxidans Vitamin K Blutgerinnung Tabelle

43

ß-Carotin Vit. E Vit. K Vit. B1 Vit. B2 Vit. B6 Vit. B12 Biotin Folsäure Niacin Panto-then-säure

Cholin

mg mg mg mg mg mg mcg mcg mcg mg mg mg

Grundfuttermittel je kg Trockensubstanz

Gras Mittel 200 200

von-bis 100-400 100-400

Grassilage Mittel 100 60

von-bis 20-250 10-200

Heu Mittel 20 30

von-bis 0-100 5-80

Luzerne Mittel 50 20

von-bis 100-500 50-300

Luzerneheu Mittel 50 20

von-bis 10-150 5-60

Maissilage Mittel 20 15

von-bis 0-50 5-40

3.Versorgungm

itVitaminen

Tabelle 8 (Fortsetzung)Durchschnittliche Reichweite zum Vitamingehalt einiger Futtermittel

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3.3 AWT Vitamin-Empfehlungenfür Haustiere

Die in Tabelle 9 aufgeführten AWT Vit-amin-Empfehlungen sind auf den Opti-malbedarf ausgerichtet. Darüber hinaus-gehende Zulagen für spezielle Zusatzef-fekte sind gesondert gekennzeichnet undin Fußnoten erläutert.Die Dosierungsempfehlungen werden jekg lufttrockenes Futter angegeben, wenndie Tiere vornehmlich ein Alleinfutteraufnehmen (z.B. Geflügel, Schweine).Wird zu einem Grundfutter ein Ergän-zungsfutter verabreicht (z.B. Wiederkäu-er, Pferde), dann gelten die Empfehlun-gen je Tier und Tag.

Bei den Empfehlungen sind folgendeAnnahmen zugrunde gelegt. Die Anga-ben zu Vitamin E erfolgen als VitaminE-Acetat. Bei Vitamin B1 wird von Vit-amin B1-Mononitrat bzw. VitaminB1-Hydrochlorid als Basis ausgegangen.Ebenso erfolgen die Angaben zu VitaminB6 als Vitamin B6-Hydrochlorid. Weiter-führende Informationen gibt Kapitel 6.

3.4 Interaktionen von Vitaminen

Vitamine haben im Stoffwechsel sehrvielseitige Funktionen, so dass sie auchmit vielen anderen Nährstoffen in Wech-selbeziehung stehen. Dazu zählen dieVitamine selbst, Mineralstoffe und Spu-renelemente, Aminosäuren und Proteine,

Fette und Fettsäuren, bestimmte pflanz-liche Inhaltsstoffe mit antagonistischerWirkung sowie einige oral verabreichteMedikamente zur Behandlung vonKrankheiten (z.B. Sulphonamide).

Für die Vitamine selbst sind besondersdie Interaktionen zwischen den fettlösli-chen Vitaminen A und E in wissen-schaftlichen Versuchen untersucht wor-den. Dabei kann eine gegenseitige Be-einflussung erfolgen:

1. durch die Verdauung im Zusammen-hang mit anderen Fettkomponenten ausdem Futter,2. durch die Absorption von fettlösli-chen Bestandteilen im Darm und3. durch die intermediäre Konkurrenz-situation im Stoffwechsel des Plasma-transportes, der intrazellulären Aufnah-me sowie des intrazellulären Transpor-tes.

Die Untersuchungen haben gezeigt,dass nur bei extrem hohen Zulagen vonVitamin A oder E die gegenseitige Ver-wertung negativ beeinflusst wird. So re-duziert eine sehr hohe Vitamin A-Zula-ge im Futter den Vitamin E-Gehalt imPlasma und in der Leber. Bei praxisre-levanten Vitamindosierungen im Futterentsprechend den AWT-Empfehlungenbestehen keine Interaktionen der Vit-amine A und E.

44

3. Versorgung mit Vitaminen

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45

A D3 E K3

(Mena-dion)

B1 B2 B6 B12 Biotin Fol-säure

Niacin D-Pan-tothen-säure

C Cholin

lE lE mg mg mg mg mg mcg mcg mg mg mg mg mg

Küken,Starter

12.000-15.000

2.500-3.000

40-60150-200

1)2-4 2-3 8 -10 4 -6 20-40 100-150 1-2 40-60 10-15 100-200

2)400-700

Jung-hennen

8.000-10.000

1.500-2.500

20-30 1-3 2-3 4-6 3-5 10-20 80-120 1 30-50 8-10 100-1502)

250-400

Lege-hennen

8.000-12.000

2.000-3.000

20-30 2-3 2-3 5-8 3-5 15-25 50-80 1 25-40 8-10 100-1502)

300-500

Zucht-hennen

12.000-15.000

2.500-3.500

40-60 2-3 2-3 8-10 4-6 20-30 100-200 1-2 40-60 10-15 150-2002)

400-600

Broiler 8.000-12.000

2.500-4.000

30-50150-200

3)2-3 2-3 5-7 3-5 15-25 100-150 1 30-50 10-12 100-150

2)300-600

Puten,Starter

10.000-14.000

3.500-5.000

40-60150-200

1)2-3 3-4 10

-145-7 30-40 250-300 2-3 70-100 15-20 100-200

2)800 -1.200

Puten,Grower

8.000-12.000

3.0004.000

30-50 2-3 2-3 6-8 3-5 20-30 200-250 2 60-80 10-15 100-1502)

600-800

3.Versorgungm

itVitaminen

Tabelle 9AWT Empfehlungen für Vitamin-Zusätze je kg AlleinfutterGeflügel

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46

3.Versorgungm

itVitaminen

A D3 E K3

(Mena-dion)

B1 B2 B6 B12 Biotin Fol-säure

Niacin D-Pan-tothen-

säure

C Cholin

lE lE mg mg mg mg mg mcg mcg mg mg mg mg mg

Puten,Finisher

8.000-12.000

2.500-3.500

30-40150-200

3)2-3 2-3 4-6 3-5 15-25 150-200 1 40-60 8-12 100-150

2)500-700

Puten,Zucht-tiere

12.000-15.000

3.000-4.000

40-60 2-3 2-3 8-10 4-6 25-35 300-400 2-3 60-80 10-15 100-2002)

500-700

Enten/Gänse

10.000-13.500

2.500-3.500

40-60 2-4 2-3 6-8 4-6 25-35 100-150 1 40-60 8-12 100-1502)

400-600

1) zur verbesserung der Immunität

2) unter Stressbedingungen und zur Steigerung der Reproduktionsleistung bei Zuchttieren

3) zur Verbesserung der Fleischqualität

Tabelle 9 (Fortsetzung)AWT Empfehlungen für Vitamin-Zusätze je kg AlleinfutterGeflügel

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47

A D3 E K3

(Mena-dion)

B1 B2 B6 B12 Biotin Fol-säure

Niacin D-Pan-tothen-

säure

c Cholin ß- Ca-rotin

lE lE mg mg mg mg mg mcg mcg mg mg mg mg mg mg

Ferkel,Prä-starter

15.000–20.000

1.800–2.000

80-120200

-2501)

2-4 3-4 6-8 5-7 40-60 250-350

2 40-50 15-20 150-200

400-600

Ferkel,Auf-zucht

12.000–20.000

1.500–2.000

70-100 2-3 2-3 5-7 4-6 30-50 150-250

2 30-40 12-16 100-150

3)300-500

Vor-mast

10.000–12.000

1.500–2.000

60-80 2-3 2 4-6 3-5 20-30 100-150

1 20-30 10-14 50-100

3)250-400

End-mast

8.000–10.000

1.000–1.500

40-60150-200

2)

2 1 3-5 2-4 15-25 50-80 1 15-25 8-12 50-100

3)200-350

Zucht-tiere

12.000–20.000

1.500–2.000

60-80 2 2 5-7 4-6 20-30 200-300

2-3 30-40 12-16 150-200

3)300-500

3004)

1) zur Verbesserung der Immunität

2) zur verbesserung der Fleischqualität

3)unter Stressbedingungen und zur Steigerung der Reproduktionsleistung

4) zur Verbesserung der Fruchtbarkeit vom Absetzen bis zum erfolgreichen Wiederholen (mg/Tier/Tag)

3.Versorgungm

itVitaminen

Tabelle 9AWT Empfehlungen für Vitamin-Zusätze je kg AlleinfutterSchweine

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48

A

IE

D3

IE

E

mg

K3

(Mena-dion)

mg

B1

mg

B2

mg

B6

mg

B12

mcg

Biotin

mcg

Fol-säure

mg

Niacin

mg

D-Pan-tothen-

säure

mg

C

mg

Cholin

mg

ß-Carotin

mg

Kälber,Milch-austau-scher

1)

20.000-25.000

2.500-3.000

80-120150

-2002)

2 8-10 4-6 3-4 20-30 100-200

1 30-40 10-20 200-300

150-250

1003)

Jung-rinder,Aufzucht

30.000-50.000

3.000-5.000

100-150

10-20

Mast-rinder

40.000-70.000

4.000-7.000

200-300

1.000-1.500

4)

30-50 1000-2000

Milch-kühe

80.000-120.000

8.000-12.000

200-400

1.000-1.500

5)

4.000–6.000

6)200

-3007)

3.Versorgungm

itVitaminen

Tabelle 9AWT Empfehlung für Vitamin-Zusätze je Tier und Tag oder je 100 kg Lebensmasse und TagWiederkäuer und Pferde

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49

3.Versorgungm

itVitaminen

A

IE

D3

IE

E

mg

K3

(Menadion)

mg

B1

mg

B2

mg

B6

mg

B12

mcg

Biotin

mcg

Fol-säure

mg

Niacin

mg

D-Pan-tothen-s

äure

mg

C

mg

Cholin

mg

ß-Ca-rotin

mg

Schafe/Ziegen

8)4.000

-8.000400

-80050-80

Fohlen9)

10.000–12.000

1.000–1.200

100-120

3 8-10 8-12 6 60-80 200-300

6 10-20 8-10 200 150-250

Freizeit-pferde

9)6.000

–8.000600

–80060-80 2 6-8 6-8 4 50-70 200

9)4 10-15 6-8 100 150-250

Renn-undZucht-pferde

9)

12.000–15.000

1.200–1.500

200-300

3 8-12 8-12 6 60-80 200-300

9)8 15-25 10-12 200

-300300-400 400

-50010)

1) Angaben je kg Futter2) zur Verbesserung der Immunität3) die ersten 14 Tage im Anschluss an die Kolostralmilchphase4) zur Verbesserung der Fleischqualität ab 100 Tage vor der Schlachtung5) zur Verbesserung der Eutergesundheit während der Trockenstehzeit und den ersten 10 Laktationswochen6) zwei Wochen vor dem Kalben bis zur Laktationsspitze7) zwei Wochen vor dem Kalben bis zur erfolgreichen Besamung bei geringem Frischfutteranteil8) je Tier und Tag9) je 100 kg Lebendmasse und Tag10) zur Verbesserung der Klauen- und Hufqualität 15.000-20.000 mcg/Tier/Tag über mind. 6 Monate11) Angabe je Tier und Tag, 4 Wochen vor der Geburt bis 10 Wochen danach

Tabelle 9 (Fortsetzung)AWT Empfehlung für Vitamin-Zusätze je Tier und Tag oder je 100kg Lebensmasse und TagWiederkäuer und Pferde

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50

A

IE

D3

IE

E

mg

K3(Mena-

dion)

mg

B1

mg

B2

mg

B6

mg

B12

mcg

Biotin

mcg

Fol-säure

mg

Niacin

mg

D-Pan-tothen-

säure

mg

C

mg

Cholin

mg

ß-Carotin

mg

Hunde 8.000-12.000

800-1.200

80-120 1 2-4 4-6 3-5 30-40 150-250 1 20-25 8-10 80-120 1.000-1.200

Katzen 15.000–25.000

1.000-1.800

100-150 1 6-10 5-8 3-5 30-40 150-250 1 45-60 10-14 80-120 1.200-1.400

Kanin-chen

8.000–12.000

800–1.200

30-50 1 1-2 3-6 2-3 10-20 50-100 1 40-60 10-14 600-800

20

Nerze 8.000–12.000

800-1.200

80-120 1 6-10 6-10 6-10 30-40 300-400 1 20-40 10-14 80-120 600-800

Forelle,Lachs

7.000–9.000

1.500-2.000

180-250 6-8 10-15 20-30 10-15 30-40 800-1.000 5-7 140-160 40-50 150-250

800-1.000

Karpfen 8.000–10.000

1.500-2.000

150-200 4-6 8-12 10-20 8-12 20-30 600-800 3-5 60-80 30-40 150-250

600-800

3.Versorgungm

itVitaminen

Tabelle 9

AWT Empfehlungen für Vitamin-Zusätze je kg AlleinfutterHeimtiere und Fische

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3.5 Sicherheit von Vitaminen

Nur bei ständiger Verfügbarkeit von Vit-aminen im Stoffwechsel können viele le-bensnotwendige Funktionen im Organis-mus der Tiere aufrecht erhalten werden.Seit mehreren Jahrzehnten sind Vitaminebewährte Substanzen zur Futtermitteler-gänzung. In ihrem Aufbau sind die Vit-amine organische Substanzen, die mitAusnahme von Vitamin B12 eine eher“einfache” Molekülstruktur aufweisen.Das niedrige Molekulargewicht der Vit-amine lässt nur eine geringe Allergenitäterwarten. Insgesamt sind die VitamineSubstanzen, die bei der Verarbeitungund Anwendung ein hohes Maß an Si-cherheit aufweisen.

Nach europäischem Futtermittelrechtsind für die Vitamine A und D Höchstge-halte im Futter festgelegt. Die festgesetz-ten Höchstgehalte von Vitamin A beiMasttieren beruhen auf der physiolo-gisch hohen Speicherkapazität von über

90% in der Leber und einer daraus ent-spechend der Aufnahme folgendenKonzentration von Vitamin A in der Le-ber. Dies kann beim Menschen in derNahrungskette durch Leberverzehr zueiner überhöhten Aufnahme an VitaminA führen. Die Begrenzung von VitaminD leitet sich aus der calciummobilisie-renden und -ablagernden Wirkung inden Gefäßen der Tiere her. Alle anderenVitamine werden von den Tieren auchbei Dosierungen weit über den AWTEmpfehlungen ohne Schädigung vertra-gen. Besonders die kurzfristige Verab-reichung höherer Mengen an Vitaminenwird von den Tieren toleriert.

51

3. Versorgung mit Vitaminen

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4.1 Herstellung von Vitaminen

Vitamine können prinzipiell nach dreiMethoden gewonnen werden:

� durch eine chemische Synthese� durch fermentative Verfahren� durch Isolierung aus pflanzlichem

bzw. tierischem Material

Die in der Tierernährung eingesetztenVitamine werden fast ausschließlichnach den beiden zuerst genannten Ver-fahren hergestellt. Aus Pflanzen oderpflanzlichen Produkten extrahierte Vita-mine finden aus Kostengründen haupt-sächlich beim Menschen Anwendung.

Heute wird zur Vitaminherstellung über-wiegend die chemische Synthese ge-nutzt, wobei davon auszugehen ist, dassFermentationsverfahren an Bedeutunggewinnen werden. Einige Vitamine, wiez. B. das Vitamin B2, werden durch beideVerfahren produziert, jedoch wird dergrößere Teil bereits durch Fermentationerzeugt. Noch vor 10 Jahren wurde dasgesamte Vitamin B2 durch eine chemi-sche Synthese hergestellt. Vitamin B12

dagegen wird ausschließlich durch Fer-mentaton gewonnen, da die VitaminB12-Struktur für eine chemische Synthe-se zu aufwendig ist.

Bei Fermentationsverfahren werdendurch Selektion geeignete Mikroorganis-

men herausgefunden, die das ge-wünschte Vitamin produzieren können.Diese Vitamine werden dann aus demFermentationsansatz separiert.

Durch gentechnologische Verfahren istes zudem möglich, die Produktionsfä-higkeit von Mikroorganismen zu stei-gern, bei gleichzeitiger Schonung vonUmwelt und Ressourcen.

Die Abbildung 5 gibt einen Überblicküber die Herstellungsmöglichkeiten fürdie verschiedenen Vitamine.

Ausgangsbasis für die chemische Vit-aminsynthese ist meistens Rohöl oderGas. Diese Stoffe werden in kleine Bau-steine zerlegt und anschließend durchmehrstufige Verfahren zu demgewünschten Vitamin zusammenge-setzt. Für die Synthese von Vitamin Asind z. B. über 15 Verfahrensstufen not-wendig.

Die mittels Fermentation bzw. chemi-scher Synthese gewonnenen Vitaminesind mit den in der Natur vorkommen-den Vitaminen vollkommen identischund können somit auch die gleichebiologische Wirkung ausüben. Hin-sichtlich ihrer biologischen Wertigkeitsind sie den natürlich vorkommendenVitaminen manchmal sogar überlegen,da einige Vitamine wie z.B. Biotin, Nia-cin und Cholin durch ihre chemischen

52

4. Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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Bindungsformen in den Futtermitteln nurteilweise verfügbar sind.

Die chemische Synthese der Vitamine istjedoch nur ein Teil des Produktionspro-zesses. Für die Anwendung muss in derRegel noch eine Formulierung vorge-nommen werden, um gute Anwendungs-eigenschaften und einen problemlosenEinsatz der Produkte sicherzustellen. Einwichtiger Aspekt ist dabei unter anderemdie Stabilität der Vitamine bei den ver-schiedenen Verarbeitungsverfahren und

Zusammensetzungen von Prämixen undFuttermischungen. Die Vitamine A, D3

und E sind nach der Vitaminsyntheseölige Produkte, die für den Einsatz inder Mischfutterindustrie zu Pulvern um-geformt werden. Im Rahmen dieser Ver-fahren, bei denen es sich bei modernenMethoden meistens um Sprühtrock-nungsverfahren handelt, werden gleich-zeitig Maßnahmen zur Verbesserungder Stabilität vorgenommen. Teilweisegeschieht das auch im Nach-hinein, wiees z.B. bei einigen Vitamin A-Produkten

53

Synthese Fermentation Isolierung

Vitamin A

ß-Carotin

Vitamin B1

Vitamin B2

Vitamin B6

Vitamin B12

Vitamin C

Vitamin D3

Vitamin E

Vitamin K

Biotin

Folsäure

Niacin

Pantothensäure

Cholin

genutzt

möglich

Abbildung 5:

Technische Verfah-ren zur Gewinnungvon Vitaminen

Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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durch das Crosslinking (Vernetzen) derFall ist.

Bei der Formulierung von Vitaminpro-dukten sind vom Hersteller einige Anfor-derungen zu erfüllen, von denen diewichtigsten in Tabelle 10 zusammenge-stellt sind.

4.2 Handelsformen und ihreQualitätskriterien

Beim Einsatz von Vitaminen ist in Ab-hängigkeit vom Produktpreis, von derVerwendung bzw. Verarbeitung und dervoraussichtlichen Lagerungsdauer derMischung das für den jeweiligen Ein-satzbereich am besten geeignete Produktauszuwählen. Von fast allen Vitaminengibt es mehrere Handelsprodukte, diesich zum Teil deutlich in ihren Anwen-dungseigenschaften unterscheiden.Wichtigste Unterscheidungsmerkmale

bzw. Auswahlkriterien sind unter prakti-schen Bedingungen häufig die folgen-den:

� Wasserlöslichkeit bzw. Wasserdis-pergierbarkeit des Produktes fürverschiedene Anwendungsgebiete(Milchaustauscher, Verabreichungüber das Trinkwasser)

� Stabilität bei besonderen Verarbei-tungsverfahren (Expansion, Extrusi-on)

� Produktbeschaffenheit im Hinblickauf anlagenspezifische Besonder-heiten bei der Verarbeitung (Teil-chengröße, Hygroskopizität,elektrostatisches Verhalten u. a.)

Die Einteilung der Vitamine in fettlösli-che und wasserlösliche Vitamine ist nurfür die reinen Vitamine anwendbar undsagt nichts über die Löslichkeit derhandelsüblichen Vitaminpräparate aus.

54

Kriterium Anforderung

Gehalt mindestens wie deklariert

Stabilität keine bzw. geringe Verluste bei derVerarbeitung und Lagerung

Bioverfügbarkeit gute Bioverfügbarkeit ist notwendig

Fließfähigkeit keine Klumpenbildung, gute Fließfähigkeit

Aussehen produkttypische Farbe und Korngröße

Staub nicht bzw. wenig staubend

Partikelgröße enges Kornspektrum, keine zu feinen bzw.grobkörnigen Partikel

Mischungsverhalten gutes Mischungsverhalten, keine Neigungzum Entmischen

Tabelle 10:

Anforderungen anVitaminprodukte fürdie Futtermittelindu-

strie

Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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So sind die Formulierungen von fettlös-lichen Vitaminen durch die Formulie-rungshilfsstoffe nicht unbedingt fettlös-lich, ebenso sind nicht immer alle Be-standteile (z.B. Trägerstoffe) der wasser-löslichen Vitamine in Wasser löslich.

Bei den Vitaminen der B-Gruppe über-wiegen Produkte, bei denen es sich umReinsubstanzen handelt; d. h. der Vit-amingehalt des Produktes beträgt min-destens 95 % und es besteht hauptsäch-lich aus der chemischen Verbindung, inder das Vitamin angeboten wird. Für Vit-amin B2, das überwiegend fermentativhergestellt wird, ist ein Produkt mit 80% Vitamin B2-Gehalt handelsüblich.Biotin und Vitamin B12 werden aufgrundihrer geringen Dosierung als 1- bzw.2%ige Präparate verkauft.

Bei den fettlöslichen Vitaminen A, D3

und E handelt es sich generell um for-mulierte Produkte, da diese Vitamine beider Herstellung in öliger (fettlöslicher)Form anfallen und somit für den prakti-schen Einsatz in Futtermischungen erstzu Pulvern verarbeitet werden müssen.Für spezielle Einsatzbereiche, wie z. B.Veterinärprodukte, werden allerdingsauch die öligen Formen eingesetzt.

Die Formulierung der Produkte kannmittels verschiedener Verfahren durch-geführt werden und ist notwendig, um z.B. Flüssigkeiten in Pulverform zu über-

führen, um gewünschte Konzentrationeneinzustellen und um das Produkt durchZusätze und auch durch das Verfahrenselbst in der Stabilität zu verbessern.

Von den Formulierungsmethoden sind,neben der chemischen Modifizierungdes Wirkstoffes (z.B. Vitamin-E-Acetatanstatt Vitamin-E-Alkohol) und Einstel-lung einer geeigneten Kristallgröße,Granulier- und Sprühverfahren vonüberragender Bedeutung.

Bei den Sprühverfahren wird generellzwischen Sprühtrocknungsverfahrenund Sprühformulierungsverfahren un-terschieden, wobei Ersteres zu feinenPulvern mit einer Teilchenzahl von übereiner Million pro Gramm führt, währendbei der Sprühformulierung größere Par-tikel entstehen -die sogenannten Bead-lets.

Die Sprühformulierung hat für die Her-stellung von Vitamin A-Produkten gro-ße Bedeutung, es entstehen Produktemit einer Teilchengröße von 0,1-0,5mm Durchmesser und etwa 100.000-200.000 Teilchen pro Gramm.

Ein wichtiger Verfahrensschritt bei derFormulierung von Vitamin A-Produktenist ein sich anschließendes Crosslin-king (Vernetzung, Härtung) der Matrix.Diese Vorgehensweise stabilisiert dasProdukt für die Anwendung in Prämixen

55

Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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und Mineralfuttern sowie bei Verarbei-tungsverfahren wie Pelletieren und Ex-trudieren. Im wesentlichen findet bei die-ser Maßnahme eine Maillardreaktionstatt, die eine Verbindung bzw. Vernet-zung zwischen Proteinen und Zuckernbewirkt, so dass das Produkt auch inWasser unlöslich ist.

Verfahren, in denen das Wirkmolekül mitHilfsstoffen umhüllt bzw. darin eingebet-tet wird und somit vor äußeren Einflüs-sen geschützt ist, werden als Coating-verfahren bezeichnet. Bei den Produktenhandelt es sich dann um sogenannte»gecoatete Produkte«.

Sofern wasserlösliche Vitamine als Rein-substanzen angeboten werden, ist dieGehaltsangabe generell auf die Trocken-masse bezogen. Eine entsprechendeUmrechnung auf den Wert in der Origi-nalsubstanz ist demnach notwendig. Fürdie meisten Vitamine ergibt sich durchden niedrigen Wassergehalt der Produk-te jedoch keine große Gehaltsänderung.Allerdings errechnet sich für Folsäureein deutlich niedrigerer Wert, da sie ei-nen Gehalt an chemisch gebundenemWasser von ca. 8 % hat.

Bei den B-Vitaminen, die einen dekla-rierten Wirkstoffgehalt von 80 % undkleiner haben, sind die Angaben auf dieOriginalsubstanz bezogen.

4.2.1 Handelsprodukte vonfettlöslichen Vitaminen

4.2.1.1 Vitamin A

Für Vitamin A werden grundsätzlichdrei unterschiedliche Produktformenhinsichtlich ihres Verhaltens in wässri-gen Lösungen angeboten:

1. Beadlets, die durch Crosslinking inWasser unlöslich sind. Die Produktehaben eine sehr gute Stabilität in al-len Mischungen und Einsatzberei-chen.

2. Gecoatete Produkte, die nicht cross-

linked sind und in Wasser dispergiertwerden können. Diese Produkte ha-ben eine verminderte Stabilität.

3. Sprühgetrocknete, feine Pulver, diesehr gut wasserdispergierbar sindund speziell für die Verwendung inflüssigen Mischungen formuliertsind.

In den Produkten ist als WirksubstanzVitamin A-Acetat enthalten. Weltweit,mit der Ausnahme der Vereinigten Staa-ten von Amerika, ist ein Stan-dard-Vitamin A-Gehalt der Produktevon 500.000 IE pro Gramm üblich, inden USA sind 650.000 IE/g die Norm.Daneben sind vereinzelt auch Produktemit anders eingestellten Gehalten zufinden.

56

Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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Neben den reinen Vitamin A-Präparatengibt es Kombinationsprodukte von Vit-amin A und Vitamin D3; in Europa übli-cherweise mit Vitamin A-Gehalten von500.000 IE/g und Vitamin D3-Gehaltenvon 100.000 IE/g. Zwei qualitativ unter-schiedliche Produktvarianten sind vor-handen:

1. Produkte, die auf der Grundlage einesGemisches aus Vitamin A-Öl und Vit-amin D3-Öl hergestellt werden undfolglich in jedem Partikel gleicheMengen an Vitamin A und Vitamin D3

enthalten. Diese Produkte sind cross-linked und bringen somit Stabilitäts-vorteile -auch für das Vitamin D3- mitsich.

2. Produkte, bei denen es sich um eineMischung aus einem VitaminA-Produkt und einem Vitamin D3-Pro-dukt handelt. Überwiegend werden beidiesen Abmischungen nicht crosslin-

ked Vitamin A-Formulierungen einge-setzt, ebenso für das Vitamin D3, dahierfür keine vernetzten Produktvari-anten existieren.

Da Vitamin A sehr oxidationsempfindlichist, ist dem Formulierungs-Know-howdes Herstellers große Bedeutung beizu-messen. Nur mit gut stabilisierten Pro-dukten ist es oftmals möglich, in Mi-schungen (Mischfutter, Prämixe, Mine-ralfutter) die Stabilitätsgarantien zu erfül-len.

4.2.1.2 ß-Carotin

Die handelsüblichen Produkte haben ei-nen ß-Carotingehalt von mindestens10 % (100.000 mg/kg) und liegen alsBeadlets vor. Die Produkte sind nichtvernetzt und somit in Wasser dis-pergierbar.

4.2.1.3 Vitamin D3

Vitamin D3-Formulierungen haben übli-cherweise einen Vitamin D3-Gehalt von500.000 IE/g; andere Einstellungen sindvon untergeordneter Bedeutung. Sämtli-che Produkte sind wasserdispergierbar,sofern es sich nicht um die schon er-wähnten Kombinationspräparate mitVitamin A handelt.

Die meisten Vitamin D3-Formulierungensind feine Pulver. Daneben gibt es je-doch auch Produkte, die in Beadlet-Formvorliegen und eine etwas gröbere Struk-tur haben. Zwar ist die Wasserdispergier-barkeit dieser Formulierungen etwas ver-mindert, dafür liegt in der Regel aber einebessere Vitaminstabilität vor.

4.2.1.4 Vitamin E

Vitamin E-Produkte haben bis auf eini-ge Ausnahmen einen Vitamin E-Gehaltvon 50 %. Man unterscheidet zweiProdukttypen:

1. Vitamin E-Adsorbate2. Sprühgetrocknete Vitamin

E-Formulierungen

57

Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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Bei den Vitamin E-Adsorbaten wird Vit-amin E-Acetat (dl-�-Tocopherylacetat),das in öliger Form vorliegt, an gefällteKieselsäure gebunden. Die gefällte Kie-selsäure ist ein Mineral mit zahlreichenkleinen Hohlräumen, in die das VitaminE-Öl eindringen kann und dort adsor-biert wird. Diese »einfache« Produk-tionsmethode ist möglich, weil es sichbeim Vitamin E-Acetat um eine relativstabile Verbindung handelt (im Gegen-satz zum Vitamin E-Alkohol).

Die sprühgetrockneten VitaminE-Produkte sind wasserdispergierbar.Daneben weisen diese Formulierungenunter speziellen Bedingungen, z. B. beihohen MgO-Gehalten in Prämixen undMineralfuttern, eine verbesserte Stabilitätauf.

4.2.1.5 Vitamin K3

Für Vitamin K3 werden drei unterschied-liche Produktformen angeboten:

1. Menadion Natrium Bisulfit (MSB) mit ei-nem Gehalt von min. 50 % Menadion

2. Menadion Pyrimidinol Bisulfit (MPB)mit Gehalten von ca. 23 % bzw. 43 %Menadion

3. Menadion Nicotinamid Bisulfit (MNB)mit Gehalten von 23 % bzw. 43 % Me-nadion und 16 % bzw. 31 % Nicotina-mid

Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal derdrei Produktformen ist deren Stabilität.MSB weist in der Regel in allen Mi-schungstypen die höchsten Vitaminver-luste auf. Zudem ist es das einzige der Vit-amin K3 -Handelsprodukte, das vollstän-dig in Wasser löslich ist. MPB dagegen istin den meisten Mischungen deutlich sta-biler. Am stabilisten jedoch ist MNB, ins-besondere in Prämixen und Mineralfutternkommt seine Überlegenheit zum Tragen.

Allerdings gibt es beim Extrudieren undExpandieren von Futtermischungen zwi-schen allen drei Produkttypen kaum Un-terschiede in der Stabilität - im Gegen-satz zu den Produktvarianten bei anderenVitaminen (z.B.: Vitamin A, Vitamin C).

BeimVitamin K3 wird in der Praxis nichtimmer klar unterschieden, ob der Wirk-stoff Vitamin K3 (Menadion) gemeint istoder eines der Handelsprodukte. Grund-sätzlich sollte eine Gehaltsangabe auf denWirkstoff bezogen sein. Es ist davon aus-zugehen, dass die biologische Wertigkeitvon den verschiedenen Vitamin K3-Pro-dukten, bezogen auf den Gehalt an Mena-dion, als gleichwertig anzusehen ist.

58

Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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4.2.2 Handelsprodukte vonwasserlöslichen Vitaminen

4.2.2.1 Vitamin B1

Vitamin B1-Produkte werden in zweiHandelsformen angeboten:1. Vitamin B1-Mononitrat2. Vitamin B1-Hydrochlorid

Beide Handelsformen haben VitaminB1-Gehalte von mindestens 98 %.

Vitamin B1-Hydrochlorid ist sehr vielbesser in Wasser löslich als VitaminB1-Mononitrat. Sofern eine gute Wasser-löslichkeit des Produktes bei der Anwen-dung nicht notwendig ist, empfiehlt essich in Futtermischungen VitaminB1-Mononitrat einzusetzen, da diesesProdukt eine bessere Stabilität aufweist.

4.2.2.2 Vitamin B2

Heute werden überwiegend durch Fer-mentation hergestellte Vitamin B2-Pro-dukte mit Gehalten von mindestens80 % Vitamin B2 eingesetzt. Bei denrestlichen 20 % handelt es sich um denTrägerstoff bzw. Fermentationsrück-stand.

Neben dieser fermentativ hergestelltenWare gibt es Vitamin B2-Produkte, diemittels chemischer Synthese produziertund teilweise von einem 96%igem Vit-amin B2-Gehalt auf eine 80 %ige Wareheruntergemischt sind.

Die fermentativ erzeugten Produkte ha-ben aufgrund ihrer speziellen Formulie-rungen deutlich bessere Verarbeitungs-eigenschaften als die durch chemischeSynthese gewonnenen. So zeichnet sichdie fermentativ hergestellte Ware z.B.durch ihre antistatische Eigenschaftaus. Ein »Kleben« an den Aggregatenist somit ausgeschlossen.

4.2.2.3 Vitamin B6

Das übliche Handelsprodukt ist einReinprodukt mit einem Gehalt von min-destens 98 % Vitamin B6-Hydrochlorid.

4.2.2.4 Vitamin B12

Vitamin B12 wird überwiegend als 0,1bzw. 1 %ige Abmischung mit dem Trä-gerstoff Calciumcarbonat angeboten.Neben der eigentlichen VitaminB12-Wirkstubstanz, dem Cyanocobala-min, gibt es in den Vitamin B12-Präpa-raten von verschiedenen Herstellern un-terschiedlich hohe Gehalte an Verbin-dungen, die eine Vitamin B12-Aktivitätaufweisen.

4.2.2.5 Biotin

Biotin wird überwiegend als 2 %igesPräparat verkauft. Es handelt sich in derRegel um sprühgetrocknete Produkte,die gut wasserlöslich sind und einesehr hohe Partikelzahl aufweisen.Dadurch wird in Mischfuttermitteln trotzder geringen Biotindosierung eine guteVerteilung erreicht. Neben den sprüh-

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Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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getrockneten Produkten gibt es auch Ab-mischungen von Biotin mit einem Trä-gerstoff. Beim Einsatz dieser Produktekann aufgrund von größeren Biotinparti-keln nicht immer von einer gleichmäßi-gen Wirkstoffverteilung in den Futtermi-schungen ausgegangen werden.

4.2.2.6 Folsäure

Es werden sowohl Folsäure-Reinsub-stanzen mit mindestens 95 % Wirksub-stanz als auch 80 %ige Präparate ange-boten. Folsäureprodukte mit einemWirkstoffgehalt von 80 % haben bessereVerarbeitungseigenschaften wie z.B.bessere Fließfähigkeit und geringereStaubbildung.

4.2.2.7 Niacin

(Nicotinsäure/Nicotinsäureamid)

Die Handelsprodukte haben einen Vit-amingehalt von mindestens 99 %. Nico-tinsäureamid hat in Wasser eine höhereLöslichkeit als Nicotinsäure.

4.2.2.8 Pantothensäure

Als Produkte werden Calcium-D-Panto-thenat mit 98 % Wirksubstanz und Cal-cium-DL-Pantothenat mit ca. 45 %Wirksubstanz (Calcium-D-Pantothenat)angeboten. Da für den tierischen Orga-nismus nur die D-Form biologisch ver-wertbar ist, kann für die Versorgung derTiere auch nur der D-Anteil berücksich-tigt werden.Calcium-D-Pantothenat-Produkte sind

auch aus Gründen einer problemloserenVerarbeitung (geringere Hygroskopizi-tät) sowie einer besseren biologischenWertigkeit den DL-Produkten vorzu-ziehen.

4.2.2.9 Vitamin C

Prinzipiell sind heute drei VitaminC-Produktvarianten im Einsatz:

1. Kristallines Vitamin C (reine Ascor-binsäure) mit einem VitaminC-Gehalt von mind. 99 %

2. Gecoatete (formulierte) VitaminC-Produkte mit Vitamin C-Gehaltenzwischen 50 und 97,5 %

3. Vitamin C-Phosphate mit VitaminC-Gehalten von 25 – 45%

Reines Vitamin C ist in hitzebehandeltenFuttermischungen und in Prämixen oderMineralfuttern sehr instabil. Deshalbsollten bevorzugt – in Abhängigkeit vonder Verarbeitungsmethode und der Lage-rungsdauer des Futters oder der Prämixe- gecoatete Produkte oder besser nochVitamin C-Phosphat eingesetzt werden.Noch vor einigen Jahren wurde als hit-zestabiles Produkt auch Vitamin C-Sulfatempfohlen, aufgrund der sehr geringenbiologischen Wertigkeit wird diese Vit-amin C-Verbindung heute nicht mehrverwendet.

Gecoatete Produkte weisen in Prämixengenerell eine bessere Stabilität als Vit-

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Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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amin C kristallin auf, wobei es deutlicheUnterschiede zwischen den einzelnenProdukten in Abhängigkeit von der Sta-bilisierungsmatrix gibt. Gleiches trifftauch für die Stabilität im pelletierten Fut-ter zu.Für extrudierte und expandierte Futter istgenerell der Einsatz von VitaminC-Phosphat zu empfehlen. Verluste kön-nen so –auch bei längeren Lagerungs-zeiten des Futters- auf ein Minimum re-duziert werden.

4.2.2.10 Cholinchlorid

Zur Cholinversorgung wird Cholinchlo-rid als 75 %ige wässrige Lösung oderals Adsorbat auf organischen oder anor-ganischen Trägern mit Gehalten von50 %, 60 % oder höher eingesetzt.

Cholinchlorid flüssig (75 %) ist für dieVerwendung in Mischfuttermitteln be-stimmt und sollte in trockenen Mischun-gen auch auf diesen Einsatzbereich be-grenzt werden.

Die pulverförmigen Produkte sind insbe-sondere für den Einsatz in Prämixen undMineralfuttern bestimmt. Sie könnenaber auch ohne weiteres in Mischfutterneingesetzt werden. Die Auswahl des Trä-gerstoffes - organisch (Corncobs oderTrockenschnitzel) oder anorganisch(Kieselsäure) - wird hauptsächlich durchbetriebsspezifische Verarbeitungsbedin-gungen vorgegeben. In Milchaustausch-

futtermitteln ist generell die Ware mitKieselsäure als Trägerstoff zu bevorzu-gen, da dieses Produkt feiner und weißist.

4.3 Stabilität inFuttermischungen

Bei der Herstellung von Mischfuttermit-teln werden aus verschiedenen Gründen(Verbesserung der Verdaulichkeit unddes Hygienestatus, bessere Futterauf-nahme usw.) vermehrt Produktionsme-thoden verwendet, die einen negativenEinfluss auf die Stabilität von Zusatz-stoffen ausüben können. Weiterhin wer-den aus technischen Gründen sehr häu-fig Vormischungen von Zusatzstoffen(Prämixe) hergestellt, in denen hochkonzentrierte Wirkstoffe enthalten sind,die miteinander reagieren können.

Es ist eine Aufgabe der Vitaminherstel-ler, durch geeignete Verfahren dafürSorge zu tragen, dass die Vitamine einegute Stabilität unter den verschiedenenVerarbeitungs- und Lagerungsbe-dingungen haben. Die wichtigsten Maß-nahmen zur Stabilitätsverbesserungsind die folgenden:

� Synthese von stabilen Verbindun-gen, z. B. die Herstellung von�-Tocopherylacetat (Vitamin-E-Acetat) anstelle des instabilen�-Tocopherols

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Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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� Coating (Umhüllung) durch Sprüh-verfahren, wie z. B. bei Vitamin A-und Vitamin D3-Trockenpulvern

� Verwendung von Antioxidantien undanderen Stabilisatoren, z.B. Ethoxy-quin (EQ) und Butylhydroxytoluol(BHT) in sauerstoffempfind- lichenVitamin-Formulierungen

� Crosslinking der Matrix, um dasProdukt wasserunlöslich und da-durch stabiler zu machen

Die Stabilität von Vitaminen wird bei derVerarbeitung insbesondere durch fol-gende Einflussfaktoren bestimmt:

Eine Einteilung hinsichtlich der Stabili-tätsverluste von Vitaminen kann auchnach chemisch/physikalischen Ein-flussgrößen erfolgen. Hierzu zählen ins-besondere:

� Feuchtigkeit� Wärme� Druck� Säuren-Basen-Reaktion (pH-Wert)� Oxidations- und Reduktionsmittel

(z.B. Spurenelemente)

Durch die Vielzahl von »Stressfakto-ren«, die auf die Vitamine einwirken,können Angaben über Vitaminverlustebei bestimmten Produktionsverfahrenbzw. bei unterschiedlicher Zusammen-setzung der Mischung nur mittlere Wer-te sein. Dies trifft insbesondere für Prä-mixe aufgrund sehr unterschiedlicherZusammensetzungen zu. Aber auch beiden Produktionsverfahren können dieVerarbeitungsbedingungen sehr varia-bel sein, so z. B. die Konditionierzeitund die Temperatur beim Pelletieren,Expandieren und Extrudieren.

Generell kann gesagt werden, dass mitErhöhung der Temperaturen und einerVerlängerung der Einwirkdauer die Ver-luste ansteigen.

Der Wassergehalt in Prämixen und Fut-termitteln hat einen ungünstigen Ein-fluss auf die Vitaminstabilität. In Misch-

62

1. Verarbeitungsverfahren

� Mischen� Konditionieren� Pelletieren� Expandieren� Extrudieren

2. Zusammensetzung der Mischung

� Vitaminkonzentrat� Mischfutter� Mineralfutter� Prämix (Vitamine und Spurenele-

mente)

3. Lagerungsbedingungen und -dauer4. Qualität der Vitaminformulierung

Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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futtermitteln ist in den Ländern der Euro-päischen Union ein maximaler Wasser-gehalt von 14 % erlaubt; eine bedeuten-de Beeinflussung der Vitaminstabilität istjedoch erst bei höheren Wassergehaltenzu erwarten. Dagegen können in Prämi-xen und Mineralfuttern schon geringeWassermengen zu messbaren Vitamin-verlusten führen. Aus diesem Grundsollten Zusätze von Melasse und ande-ren wasserhaltigen Komponenten zurStaubbindung auf ein Minimum redu-ziert werden.

In einigen Spurenelementverbindungensind hohe Anteile an Kristallwasser vor-handen. So enthält z. B. Eisensul-fat-Heptahydrat 45 % Kristallwasser. Ei-sensulfat-Monohydrat hat einen geringe-ren Anteil von nur 10 % und ist somit inMischungen zu bevorzugen. In Vormi-schungen sollte ein Anteil von 3-4 %freiem Wasser die Obergrenze sein.

Das im Molekülverbund teils schwach fi-xierte Kristallwasser kann während derLagerung freigesetzt werden, so zumBeispiel durch eine länger andauerndeWärmeeinwirkung oder durch hygrosko-pische Komponenten wie Cholinchloridoder Betain, so dass der Gehalt an frei-em Wasser in der Mischung ansteigt,das Reaktionspotential erhöht wird undein stärkerer Vitaminabbau die Folgesein kann.

Sehr wichtige Einflussfaktoren auf dieVitaminstabilität sind zudem Lage-rungsdauer und -temperatur. Je längerdie Produkte gelagert werden und je hö-her die Lagerungstemperaturen sind,um so größer können die Verluste sein.Zu den einzelnen Mischungstypen bzw.Produktionsverfahren lassen sich fürdie Vitamine in etwa folgende Verlustezuordnen:

4.3.1 Einzelvitamine

Einzelvitamine haben bei kühler Lage-rung eine gute Stabilität, die in der Re-gel mehr als ein Jahr beträgt. Die Stabi-litätsgarantie wird vom Hersteller ange-geben und ist für die einzelnen Vitami-ne unterschiedlich.

4.3.2 Vitaminvormischungen

Wenn der Trägerstoff nur einen gerin-gen Wassergehalt hat (max. 8 %), istmit keinen bzw. nur sehr geringen Vit-aminverlusten innerhalb der häufig ge-gebenen sechsmonatigen Stabilitätsga-rantie zu rechnen. Vitaminvormischun-gen sollten aus Stabilitätsgründen keinCholinchlorid enthalten.

4.3.3 Prämixe und Mineralfutter

Als Prämixe werden im allgemeinenVormischungen bezeichnet, die aus Vit-aminen und Spurenelementen bestehen.

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Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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Darüber hinaus können noch weitereFutterzusatzstoffe enthalten sein, außer-dem auch Mineralstoffe und Aminosäu-ren. Die Dosierung im Futter beträgt 0,2- 1 %, manchmal auch mehr.Mineralfutter sind Ergänzungsfuttermit-tel, die überwiegend aus mineralischenEinzelfuttermitteln bestehen und mit 2 -5 % dem Futter zugemischt werden. Inder Regel enthalten sie alle minerali-schen Mengenelemente, Spurenelemen-te, Vitamine und teilweise auch andereZusatzstoffe, die für eine ausgeglicheneRation notwendig sind. Rinder erhaltenTagesgaben von bis zu 200 g zumGrund- und Ausgleichsfutter.

Vitaminverluste werden hauptsächlichdurch die Lagerungsdauer und die Zusam-mensetzung der Mischungen bestimmt.Prinzipiell kann davon ausgegangen wer-den, dass in Prämixen mit einer niedrigenEinmischrate ins Futter Vitaminverluste be-deutsamer sind, weil die Spurenelemente(katalytische Wirkung) in einer höherenKonzentration vorliegen.

Die Angaben zur Vitaminstabilität im Mine-ralfutter in Tabelle 11 können auch für 0,5bis 1 %ige Prämixe zugrundegelegt werden,sofern diese kein Cholinchlorid enthalten.

Alle Vitamine haben einen pH-Bereich,in dem sie am stabilsten sind. Für diemeisten Vitamine liegt der optimalepH-Wert in der Nähe des Neutralberei-

ches (pH 6-8), für die Vitamine B1 undB6 mehr im sauren Bereich (pH 3-5).Letzteres mag mit ein Grund dafür sein,dass in Mischungen mit einem höherenpH-Wert Vitamin B1 und Vitamin B6 ei-nem etwas stärkeren Abbau unterliegen.

Für Vitamin E ist in stark alkalischenMischungen mit erhöhten Verlusten zurechnen. Dies ist insbesondere in Mine-ralfuttern mit einem hohen Anteil anMagnesiumoxid der Fall, da Magnesi-umoxid selbst einen pH-Wert von etwa11 hat. In Mischungen mit mehr als8-10 % MgO wird deshalb empfohlen,anstelle von Vitamin E-Adsorbat das insolchen Fällen stabilere, gesprühte (ge-coatete) Vitamin E-Produkt einzusetzen.

Cholinchlorid ist eine hygroskopischeSubstanz und wirkt sich insbesonderebei höheren Anteilen (über 5 %) auf dieStabilität einiger Vitamine nachteiligaus, hierzu zählen insbesondere Vita-min K3, B1, B6 , C und Folsäure. Beisolchen Prämixen sollte auf eine nichtzu lange Lagerungszeit (etwa 4 Wo-chen) geachtet werden.

4.3.4 Mischfutter

Im mehligen Mischfutter sind für diemeisten Vitamine nur geringe Verlustevon bis zu 5 % nach einer zweimonati-gen Lagerungsdauer festzustellen, fürVitamin K3 (MSB) betragen diese

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Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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allerdings ca. 20 % und für kristallinesVitamin C ca. 40 %.

Bei pelletierten, expandierten und extru-dierten Mischfuttern können die Verlustein Abhängigkeit von der Temperatur undder Behandlungszeit deutlich höher sein.Die Wiederfindungsraten (Retention) beiverschiedenen Verfahren sind aus dennachstehenden Tabellen 12 bis 13 er-sichtlich.

65

Vitamin-Wiederfindung in % nach einerLagerungsdauer von

2 Monaten 4 Monaten

Vitamin A (crosslinked) 95 90

Vitamin A (nicht crosslinked) 60 35

Vitamin D3 95 90

Vitamin E* 90 85

Vitamin K3 (MSB) 40 30

Vitamin K3 (MNB**) 80 70

Vitamin B1*** 80 70

Vitamin B2 85 80

Vitamin B6 80 75

Vitamin B12 85 80

Biotin 90 85

Folsäure 80 75

Niacin 95 95

Ca-D-Pantothenat 95 95

Vitamin C gecoatet**** 60 30

Vitamin C-Phosphat 95 95

* als Vitamin E-Adsorbat** Vitamin K

3(MPB) hat eine etwas geringere Stabilität

*** als Vitamin B1-Monohydrat, Vitamin B

1-Hydrochlorid ist weniger stabil

**** es gibt unterschiedlich stabile Handelsprodukte

Tabelle 11:

Stabilität von Vitami-nen im Mineralfutter(Durchschnittswerte)

Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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66

Vitamin-Wiederfindung in % nach einerLagerungsdauer von 2 Monaten

Vitamin A (crosslinked) 90

Vitamin A (nicht crosslinked) 65

Vitamin D3 90

Vitamin E 95

Vitamin K3 (MSB) 50

Vitamin K3 (MNB) 75

Vitamin B1 90

Vitamin B2 95

Vitamin B6 85

Vitamin B12 80

Biotin 95

Folsäure 80

Niacin 95

Ca-D-Pantothenat 95

Vitamin C (kristallin) 30

Vitamin C-Phosphat 95

Tabelle 12:

Stabilität von Vit-aminen im pelletier-

ten Mischfutter

Vitamin-Wiederfindung in % nacheiner Lagerungsdauer von 2 Monaten

Vitamin A (crosslinked) 85

Vitamin A (nicht crosslinked) 30

Vitamin D3 90

Vitamin E 90

Vitamin K3 (MSB) 20

Vitamin B1 90

Vitamin B2 95

Vitamin B6 95

Vitamin B12 90

Biotin 95

Folsäure 80

Niacin 95

Ca-D-Pantothenat 90

Vitamin C (kristallin) 15

Vitamin C-Phosphat 95

Tabelle 13:

Stabilität von Vit-aminen nach dem

Expandieren

Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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4.4 UnterschiedlicheProduktformen undStabilisierungsmaßnahmen

Von einigen Vitaminen werden unter-schiedliche Produktformen angeboten,die sich in Abhängigkeit von der Mi-schung und dem Behandlungsverfahrenim Stabilitätsverhalten deutlich unter-scheiden können. Bei der Extrusion tretenfür Vitamin C kristallin (reines Vitamin C)Verluste von 90-100 % auf, während Vit-amin C-Phosphate so gut wie keine Ver-luste erleiden. Es ist also wichtig, auf diegeeignete Produktform zu achten.

Ebenso bedeutsam ist es, bei stabili-sierten Produkten auf das »Know-how«bei den Stabilisierungsmaßnahmen zuachten. So gibt es zum Beispiel bei Vit-amin A-Produkten deutliche Stabilitäts-unterschiede. Einige Produkte werdenim Anschluss an den Sprühformulie-rungsprozess zusätzlich »vernetzt«(crosslinked) und sind dadurch wasser-unlöslich. Hierdurch ist eine deutlicheStabilitätsverbesserung gegenüber »un-vernetzten« Produkten zu verzeichnen,sowohl in Prämixen und Mineralfutternals auch in Mischfuttermitteln. Den Ta-

67

Vitamin-Wiederfindung in %

nach demExtrudieren

nach1 Monat

nach3 Monaten

Vitamin A (crosslinked) 95 90 80

Vitamin A (nicht crosslinked) 85 50 25

Vitamin D3 95 90 85

Vitamin E 95 90 80

Vitamin K3 25 20 20

Vitamin B1 95 90 85

Vitamin B2 95 90 90

Vitamin B6 95 90 85

Vitamin B12 80 80 80

Biotin 100 95 95

Folsäure 95 90 85

Niacin 100 95 95

Ca-D-Pantothenat 100 95 95

Vitamin C (kristallin) 10 5 0

Vitamin C-Phosphat 95 90 90

Tabelle 14:

Stabilität von Vitami-nen nach dem Extru-dieren (Durch-schnittswerte)

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bellen 11 bis 14 sind die entsprechen-den Angaben über Stabilitätsunterschie-de zwischen crosslinked und nichtcrosslinked Produkten zu entnehmen.

4.5 Probenahme und Analytik

Zur Bestimmung der aktuellen Vitamin-gehalte in Vitaminpräparaten, Vormi-schungen, Mineral- und Mischfutternsind folgende Arbeitsschritte erforder-lich:

� Musternahme aus der zu untersu-chenden Partie

� Aufbereitung von Teilproben zurAnalyse

� Instrumentelle Bestimmung der Vit-amingehalte in den aufbereitetenProben

Für die Probenahme ist in Deutschlanddie »Futtermittel-Probenahme- und Ana-lysenverordnung« verbindlich. Die Vor-schriften sind im Anhang zum geltendenFuttermittelrecht enthalten, so dass inden nachstehenden Ausführungen nureinige grundlegende Sachverhalte erläu-tert werden.

4.5.1 Probenahme

Da es nicht möglich ist, die Gesamt-menge einer Partie zu untersuchen,müssen Muster zur Analyse gezogenwerden. Sachgemäßes Vorgehen ist beider Probenahme erforderlich. Dies um-fasst:

� Einsatz von Probestechern wie siez. B. für Getreideprobenahmen ein-gesetzt werden, um repräsentativeMuster zu erhalten.

� Probenahme aus der gesamten Par-tie. Das heißt: Probenahme an ver-schiedenen Stellen im Behälter oderProbenahme aus mehreren Säcken,falls die Probenahme bei gesackterWare erfolgen soll (aus dem erstenund letzten Sack einer Partie keineMuster entnehmen).

� Entnahme einer ausreichenden An-zahl von Proben. Um die Durch-schnittsgehalte an Vitaminen ineiner Mischung genau und reprä-sentativ aufzeigen zu können, sindnach der amtlichen Probenahme-vorschrift Einzelproben zu ziehen(siehe Tabelle »Einzelproben«).

68

Einzelproben Mindestzahl der Proben

Säcke bis 4 1 pro Sack

5-16 4

>16 Anzahl derSäcke, max. 20

lose bis 2,5 t 7

>2,5 t Tonnenx 20 40, max.

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Die Einzelproben werden anschließendzu einer Sammelprobe vereinigt. Füreine amtliche Untersuchung werdendurch einen Probenteiler dann 3 Endpro-ben hergestellt.

� Entnahme ausreichend großer Pro-ben. Für die Vitaminbestimmungsind Muster von 200-500 g erfor-derlich, je nach Beschaffenheit derMischung. Bei grobstrukturiertenMischungen ist aufgrund einersachgerechten Probenteilung diegrößere Menge erforderlich. Für dieUntersuchung von Vitaminpräpara-ten sind 50 g Proben ausreichend.Auf eine zweifelsfreie Kennzeich-nung der Muster muss geachtet wer-den.

Selbst wenn die Muster sorgfältig ausdem Prämix gezogen werden, treten un-vermeidlich Fehler oder Ungenauigkei-ten im System auf. Wenn die Probenah-me korrekt und sorgfältig durchgeführtwurde, wird aber das Ausmaß solcherdurch die Musternahme verursachter zu-sätzlicher Fehler minimiert.

4.5.2 Aufbereitung der Musterund instrumentelle Analytik

Durch moderne Laborausrüstungen wieden Hochdruck-Flüssigkeitschromatogra-phen (HPLC) und den Gas-Chromatogra-phen (GC) hat die Vitaminanalytik durcheine verbesserte Genauigkeit erheblich anBedeutung gewonnen. Die hohe Präzisiondieser Geräte kann die meisten Vitaminebis in den ppm-Bereich bestimmen. Even-tuelle Fehler, die durch das Messinstru-ment eingebracht werden, können beinahevernachlässigt werden.

Die Analysen der Muster sollten durchein Laboratorium erfolgen, das die Ver-fahren zur Vitaminanalyse genau kennt.Die angewendeten Analysenverfahrenmüssen für das jeweilige Vitamin ge-eignet und auf die in der Mischung er-wartete Konzentration abgestimmt sein.

4.5.3 Toleranzen

Für die mit der Verarbeitung von Vit-aminen unvermeidlichen technischenStreuungen (Arbeitsgenauigkeit), diesich in einer gewissen Inhomogenitätoder in prozessbedingten Aktivitäts-verlusten niederschlagen können, sowiefür die Unsicherheiten in der Probenah-me gibt es im deutschen Futtermittel-recht spezielle Toleranzen. Diese wer-den auch als technische Latitüdebezeichnet und geben an, um wie viel

69

Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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die ermittelten Gehalte von den dekla-rierten Werten maximal abweichen dür-fen, um noch als richtig anerkannt wer-den zu können. Nach § 19 der Futtermit-telverordnung sind folgende Toleranzenzu berücksichtigen:

1. bis 0,5 Einheiten um 40 v. H.2. über 0,5 bis 1,0 Einheiten um 0,2 Ein-

heiten3. über 1,0 bis 50 Einheiten um 20 v. H.4. über 50 bis 100 Einheiten um 10 Ein-

heiten5. über 100 bis 500 Einheiten um 10 v.

H.6. über 500 bis 1000 Einheiten um 50

Einheiten7. über 1000 Einheiten um 5 v. H

1 Einheit = 1 mg, 1.000 mcg, 1.000 IE

4.5.4 Analysenspielräume

Die Bestimmung der Vitamingehalte ist amgenauesten in Reinsubstanzen und Vit-aminpräparaten durchzuführen. Mit abneh-mender Vitaminkonzentration und durchden störenden Einfluss von Futterbestand-teilen wird die Bestimmung schwierigerund weniger genau, was in einem größerenAnalysenspielraum zum Ausdruck kommt.

Die nachstehend wiedergegebenen Ana-lysenspielräume (=Vergleichbarkeitenzwischen verschiedenen Anstalten bzw.Untersuchern) für die Vitamine A, D3, E

und ß-Carotin basieren auf amtlich ver-abschiedeten oder vorläufigen amtli-chen Methoden des VDLUFA, die durchRinguntersuchungen ermittelt wurden.Für die anderen Vitamine existieren sol-che Analysenspielräume noch nicht.

In Vormischungen (Prämixen) und Mi-neralfuttern, in denen höhere Vitamin-konzentrationen vorliegen, werden fürdie Vitaminanalysen heute überwiegendHPLC-Methoden angewendet. Bei allenin Tabelle 15 nicht aufgeführten Vitami-nen ist von einem Analysenspielraumvon mindestens �10 % auszugehen.In Mischfuttermitteln wird die Analyseder wasserlöslichen Vitamine u.a. auf-grund der geringen Gehalte mittels mi-krobiologischer Methoden durchgeführt(außer für Vitamin C). Prinzipiell könnendiese Methoden auch für Vormischun-gen und Mineralfutter verwendet werden.Analysenspielräume für mikrobiologi-sche Methoden wurden bisher nochnicht festgelegt. In Abhängigkeit von derWirkstoffkonzentration dürften sie zwi-schen 10 und 40 % liegen, wobei dergrößere Analysenspielraum für niedrigeGehalte wie in Mischfuttermitteln gilt.

Berechnungsbeispiel

In einem Mineralfutter wird ein VitaminA-Gehalt von 800.000 IE/kg deklariert.Die Analyse ergibt einen Gehalt von nur720.000 IE/kg. Liegt ein Beanstan-dungsgrund vor?

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Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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Die Toleranz beträgt in diesem Fall 50.000IE (Nr. 6 unter Toleranzen). Das heißt, dergefundene Wert muss mindestens 750.000IE/kg betragen. Auf den analysierten Gehaltvon 720.000 IE ist ein Analysenspielraumvon �12,5 % (= 90.000 IE) anzurechnen;das heißt, dass der »wahre« Wert im Be-reich von 630.000 IE bis 810.000 IE/kg lie-gen sollte.

Der analysierte Wert von 720.000 IEliegt in dem vorgegebenen Bereich. So-mit wird die Deklaration erfüllt.

71

Vitamin Bereich Analysenspie raum*

A 2.000 bis 4.000 IE/kg � 1.000 IE/kg

> 4.000 bis 100.000 IE/kg � 25 %

> 100.000 bis 125.000 IE/kg � 25.000 IE/kg

> 125.000 bis 375.000 IE/kg � 20 %

> 375.000 bis 600.000 IE/kg � 75.000 IE/kg

> 600.000 bis 800.000 IE/kg � 12,5 %

> 800.000 bis 1.000.000 IE/kg � 100.000 IE/kg

> 1.000.000 IE/kg � 10 %

ß-Carotin � 15 %

D 1.000 bis 3.000 IE/kg � 50 %

3.000 bis 6.000 IE/kg � 1.500 IE/kg

6.000 bis 40.000 IE/kg � 25 %

40.000 bis 100.000 IE/kg � 10.000 IE/kg

100.000 IE/kg � 10 %

E 25 mg/kg � 40 %

25 bis 50 mg/kg � 10 mg/kg

50 bis 150 mg/kg � 20 %

150 bis 200 mg/kg � 30 mg/kg

200 bis 500 mg/kg � 15 %

500 bis 750 mg/kg � 75 mg/kg

>750 mg/kg � 10 %

* jeweils bezogen auf den analytisch ermittelten Gehalt

Tabelle 15:

Analysenspielräume(Vergleichbarkeiten)bei der Bestimmungvon Vitaminen inFuttermitteln undVormischungen

Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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4.6 Synonyma

4.6.1 WissenschaftlicheBezeichnungen

Neben den allgemein üblichen Bezeich-nungen gibt es für die meisten Vitamineauch einen wissenschaftlichen Namen, derhäufig in der Literatur verwendet wird. Fürnicht in der Aufstellung enthaltene Namenist die Bezeichnung gleich.Vitamin A - RetinolVitamin D3 - CholecalciferolVitamin E - TocopheroleVitamin K3 - MenadionVitamin B1 - ThiaminVitamin B2 - RiboflavinVitamin B6 - PyridoxinVitamin B12 - CobalamineVitamin C - Ascorbinsäure

4.6.2 Nicht mehr gebräuchlicheVitamin-Bezeichnungen

Die in dieser Broschüre bislang aufge-führten Bezeichnungen für die Vitaminesind die heute üblichen. Daneben gibtes noch eine Vielzahl von veralteten Na-men, die nur noch selten gebrauchtwerden.

Da bei diesen Bezeichnungen oft nichtzweifelsfrei ist, welches Vitamin ge-meint ist, sollte von ihrer Verwendungabgesehen werden.Die nachstehende Übersicht wurdeweitgehend dem Vitamin-Lexikon vonBässler et al. (1997) entnommen.

72

Veraltete Nomenklatur Zugrundeliegender Wirkstoff

Antiinfektiöses Vitamin Vitamin A

Antixerophthalmisches Vitamin Vitamin A

Antirachitisches Vitamin Vitamin D

Antisterilitätsvitamin Vitamin E

Antihämorrhagisches Vitamin Vitamin K

Aneurin Vitamin B1

Antiberiberi Vitamin Vitamin B1

Antidermatitisfaktor Vitamin B6

Antiperniziosafaktor Vitamin B12

Antianämisches Vitamin Vitamin B12

Antiseborrhoisches Vitamin Biotin

Antiskorbutisches Vitamin Vitamin C

Tabelle 16

Übersicht

Vitamine und ihr praktischer Einsatz

Tabelle 16

Übersicht

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73

Veraltete Nomenklatur Zugrundeliegender Wirkstoff

Epithelschutzvitamin Vitamin A

Extrinsic Factor Vitamin B12

Filtratfaktor Pantothensäure

Fruchtbarkeitsvitamin Vitamin E

Koagulationsvitamin Vitamin K

Küken-Antidermatitisfaktor Pantothensäure

Lactoflavin Vitamin B2

Lactobacillus casei-Faktor Folsäure

Pteroyl-Glutaminsäure Folsäure

Wachstumsvitamin Vitamin A

Vitamin A2 Dehydroretinol

Vitamin B3 Niacin und Pantothensäure

Vitamin B4 Mischung von Arginin, Glycin und Cystin

Vitamin B5 Niacin und Pantothensäure

Vitamin B9 Folsäure

Vitamin B13 Orotsäure

Vitamin B14 stickstoffhaltiges Substanzgemisch aushumanem Harn

Vitamin B15 Pangamsäure

Vitamin Bc Folsäure

Vitamin BP Antiperosis-Faktor bei Hühnern, kannersetzt werden durch Mangan und Cholin

Vitamin BT Carnitin

Vitamin Bw wahrscheinlich identisch mit Biotin

Vitamin F essentielle Fettsäuren

Vitamin G Vitamin B2

Vitamin H Biotin

Vitamin L Vitamin L1 und L2: Faktoren in Hefe,essentiell zur Milchbildung

Vitamin M Folsäure

Vitamin P (Permeabilitätsvitamin) Bioflavonoide

Tabelle 16

(Fortsetzung)

Übersicht

Vitamine und ihr praktischer Einsatz

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Nach geltendem EU-Futtermittelrecht ge-hören die Vitamine zu den Zusatzstoffen.Geregelt sind im Anhang der EU-Zusatz-stoffrichtlinie (Dir. 70/524/EG, Kapitel H)allerdings nur die Höchstgehalte vonVitamin A und D im Alleinfutter. Eine derdeutschen Futtermittelverordnung (FMV)entsprechende Positivliste der zugelas-senen Vitamine und deren Formen gibtes auf EU-Ebene bisher noch nicht. Fürdie Abgabe, die Verarbeitung, die Kenn-zeichnung und die Anwendung von Vit-aminen gelten besondere Vorschriften:

5.1 Abgabe

Nach deutschem Recht (Stand März1999) unterliegen Vitamine mit Ausnah-me von Vitamin A und D nicht mehr derVormischungspflicht; d.h. sie dürfenauch direkt ins Futter gemischt bzw. di-rekt an den Tierhalter abgegeben wer-den. Für die Vitamine A und D gilt, dasssie an

� anerkannte Hersteller,� anerkannte Händler von Zusatzstof-

fen,� registrierte Hersteller von Mischfut-

ter für Heimtiere sowie� registrierte Hersteller von Mischfut-

ter, die eine besondere Genehmi-gung nach § 31a Abs. 1 haben,

abgegeben werden dürfen.

5.2 Verarbeitung

Die Vitamine A und D dürfen Mischfut-termitteln nur in Form von Vormischun-gen mit Trägerstoffen zugesetzt werden,die einen Anteil der Vormischung von0,2 % in der Gesamtmasse des Misch-futtermittels nicht unterschreiten. Ab-weichend hiervon dürfen die Vitamine Aund D dem Mischfutter direkt zugesetztwerden, wenn es sich um Futter fürHeimtiere handelt und der Herstellerbe-trieb nach § 31 Abs. 1 registriert ist. Füralle anderen Mischfuttermittel musseine besondere Genehmigung nach §31a Abs. 1 vorliegen.

Weiterhin darf abweichend von der Re-gel der Anteil der Vormischungen biszu einem Anteil von 0,05 % der Ge-samtmasse des Mischfutters vermindertwerden, soweit die Zusammensetzungder Vormischung es erlaubt und derHersteller eine besondere Genehmigungnach § 31a Abs. 2 besitzt.

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5. Futtermittelrechtliche Vorschriften

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5.3 Kennzeichnung

Die Kennzeichnung von Vitaminen ist in§ 21 FMV geregelt. Neben der Bezeich-nung ist vor allem der Gehalt an wirksa-mer Substanz, bei Vitamin E ausgedrücktin Äquivalenten von �-Tocopherolacetat,und der Endtermin der Garantie des Ge-haltes oder die Haltbarkeitsdauer vomHerstellungsdatum an von Bedeutung.Die Angabe der Anerken-nungs-Kennnummer oder der Registrie-rungs-Kennnummer des Herstellerbe-triebes ist ab 01.04.2001 Pflicht.

5.4 Anwendung

Für die Vitamine A und D bestehenHöchstgehalte im Alleinfutter (bezogenauf die Gesamtration). In Vormischun-gen und Ergänzungsfuttern, die nur ei-nen Teil der Gesamtration darstellen,sind diese Werte auf der Basis eines Al-leinfutters mit 88 % Trockensubstanzentsprechend zu berücksichtigen.

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Futtermittelrechtliche Vorschriften

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Vitamine liegen in vielen verschiedenenVerbindungen mit unterschiedlichen Ge-halten an aktiver Substanz vor. Tabelle17 informiert über die international übli-

chen Umrechnungsfaktoren der ver-schiedenen Vitaminverbindungen bezo-gen auf die Masseinheit der aktivenSubstanz.

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6. Umrechnungsfaktoren

Vitamin

(aktive Substanz)

Mass-einheit

Umrechnungsfaktoren

(Vitaminverbindung zu aktiver Substanz)

A (Retinol) IE 0,3 µg Vitamin A-Alkohol (Retinol) = 1 IE

0,344 µg Vitamin A-Acetat = 1 IE

0,359 µg Vitamin A-Propionat = 1 IE

0,55 µg Vitamin A-Palmitat = 1 IE

D3 (Cholecalciferol) IE 0,025µg Vitamin D3 = 1 IE

E (Tocopherol) mg 1 mg dl-�-Tocopherylacetat = 1,00 IE

Bioäquivalenz verschiedener Tocopherole

1 mg d-�-Tocopherol = 1,49 IE

1 mg dl-�-Tocopherol = 1,10 IE

1 mg dl-�-Tocopherylacetat = 1,00 IE

1 mg d-�-Tocopherol = 0,33 IE

1 mg d-�-Tocopherol = 0,25 IE

1 mg d-�-Tocopherol = 0,01 IE

K3 (Menadion) mg 1 mg Menadionsodiumbisulfit (MSB) = 0,51 mg Menadion

1 mg Menadionpyrimidinolbisulfit (MPB) = 0,45 mg Menadion

1 mg Menadionnicotinamidbisulfit (MNB) = 0,46 mg Menadion

B1 (Thiamin) mg 1 mg Thiamin-Mononitrat = 0,92 mg Thiamin

1 mg Thiamin-Hydrochlorid = 0,89 mg Thiamin

B6 (Pyridoxin) mg 1 mg Pyridoxin-Hydrochlorid = 0,82 mg Pyridoxin

Niacin mg 1 mg Nicotinsäure = 1 mg Niacin

1 mg Nicotinsäureamid = 1 mg Niacin

D-Pantothensäure mg 1 mg Ca-D-Pantothenat = 0,92 mg Pantothensäure

1 mg Ca-DL-Pantothenat = 0,41-0,52 mg Pantothensäure

Cholin

(Cholin)

mg 1 mg Cholinchlorid (von Basis CholiniIon) = 0,75 mg Cholin

1 mg Cholinchlorid (von BasisCholin-Hydroxyanalog) = 0,87 mg Cholin

Tabelle 17

Aktive Vitaminsub-stanz in verschiede-

nen Verbindungen

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Abbildungen:

1. Gehalte an ß-Carotin je kg Trockenmasse in pflanzlichenFuttermitteln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

2. Vitaminversorgung = Optimalbedarf (+ Zusatzeffekte). . . . . . . . . . . . . 363. Beispiel für die Optimalversorgung mit Vitamin E beim Schwein

in der Endmast zur Verbesserung der Fleischpualität bei 4 %Fettzulage im Futter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

4. Wirtschaftlichkeit der Vitaminergänzung in einem Schweinemast-versuch bei unterschiedlichen Belastungen der Tiere . . . . . . . . . . . . . 39

5. Technische Verfahren zur Gewinnung von Vitaminen . . . . . . . . . . . . . 53

Tabellen:

1. Zeitpunkte von erstem Nachweis, Strukturaufklärung underster Synthese der Vitamine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

2. Hauptfunktionen der fettlöslichen Vitamine. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93. Tierartspezifisches Umwandlungsverhältnis von ß-Carotin

zu Vitamin A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104. Die wichtigsten Coenzyme der wasserlöslichen Vitamine und

deren Hauptfunktion im Stoffwechsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185. Vitamine und ihre Wirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356. Vitaminergänzung je kg Futter in der Schweinemast

(50-100 kg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387. Belastungsfaktoren in einem Schweinemastversuch . . . . . . . . . . . . . . 388. Durchschnittliche Richtwerte zum Vitamingehalt einiger

Futtermittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41-439. AWT-Empfehlungen für Vitamin-Zusätze je kg Alleinfutter

1) Geflügel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45-462) Schweine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 473) Wiederkäuer und Pferde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48-494) Heimtiere und Fische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

10. Anforderungen an Vitaminprodukte für die Futtermittel-industrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

11. Stabilität von Vitaminen im Mineralfutter (Durchschnittswerte) . . . . . 6512. Stabilität von Vitaminen im pelletierten Mischfutter . . . . . . . . . . . . . . 66

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7. Übersicht zu Abbildungen und Tabellen

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13. Stabilität von Vitaminen nach dem Expandieren . . . . . . . . . . . . . . . . . 6614. Stabilität von Vitaminen nachdem Extrudieren

(Durchschnittswerte). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6715. Analysenspielräume (Vergleichbarkeiten) bei der Bestimmung von

Vitaminen in Futtermitteln und Vormischungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 7116. Übersicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72-7317. Aktive Vitaminsubstanz in verschiedenen Verbindungen . . . . . . . . . . 76

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Übersicht zu Abbildungen und Tabellen

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