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Studie zu Schlachtstätten in Thüringen
Analyse der gegenwärtigen Situation, Interviews mit Akteuren und mögliche Lösungsansätze
12/2014 – 06/2015
Phase 1: Abgrenzung des Untersuchungsgebietes, Auswertung vorhandener Daten und Statistiken
Phase 2: Interviews und Lösungsansätze
Thomas Saupe Julia Petzenberger
Siba Yousefi
02.12.2015
100 km Radius 97 Landkreise aus den Bundesländern: Brandenburg, Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfahlen, Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie 23 Thüringer Landkreise
Bundesland Schlacht-
betriebe
Zerlegungs-
betriebe
Verarbeitungs-
betriebe
GESAMT
Brandenburg 12 14 16 20
Baden-
Württemberg
20 24 23 40
Bayern 720 498 580 1153
Hessen 398 331 367 550
Niedersachsen 118 137 241 324
Nordrhein-
Westfahlen
76 72 118 155
Sachsen 228 39 313 424
Sachsen-Anhalt 82 100 193 241
Thüringen 107 123 285 366
GESAMT 1.761 1.338 2.137 3.274
Zugelassene Betriebe für den Handel mit Lebensmitteln tierischen Ursprungs (BLtU) im 100 km Radius (Schlacht- und Zerlegungsbetriebe Kategorie I und II Fleischverarbeitungsbetriebe Kategorie V, VI und XIII)
100 kmRadius
02.12.2015
Schlacht-, Zerlegungs- und Verarbeitungsbetriebe im Untersuchungsraum
Schlachtbetriebe in Thüringen
02.12.2015
Literaturrecherchen
- große Schlachthöfe stark spezialisiert, - große einheitliche Partien notwendig, - Haltungen mit geringen Bestandsgrößen benachteiligt
02.12.2015
Kernaussagen der Literaturrecherche a) Schlachtkosten - Schlachtkosten sinken mit zunehmender Schlachthofgröße - Kapital- und Personalkosten sind ausschlaggebend für degressiven
Verlauf der Schlachtkosten - Energie-, Wasser- u. Abwasserkosten sowie sonstige Kosten
verlaufen nahezu proportional bzw. gering degressiv - Wirtschaftlichkeit beginnt bei ca. 4.000 Schlachtungen/Woche - Kosten der Schlachttiererfassung sind abhängig von der Größe der
Erfassungsstelle und deren Anzahl b) Vermarktung - Steigender Konzentrationsgrad im EH (75 % d. Fleischansatzes über
filialisierten LEH) - Discounter – Strategie der nationalen bzw. europaweiten
Exklusivlieferanten – begünstigt weitere Monopolisierung - Schlachttierzukaufkosten machen ca. 80 % des Umsatzes aus ->
wichtigste Stellschraube zur Senkung der Kosten -> Preisdruck auf Erzeuger nimmt zu
02.12.2015
Bestandsgrößen und Haltungen in Thüringen - 50 % der männl. Rinder in Beständen > 100 Tiere, jedoch nur 2 % aller
Haltungen (Stand: 2014)
- 85 % aller Kühe in Beständen > 200 Kühe (Stand 2013)
- 82 % der Mastschweine in Beständen > 1.000 Tiere, jedoch nur 0,5 % der Haltungen (Stand: 2010)
- Zu Schaf-, Ziegen- und Geflügelbeständen keine derartigen Statistiken verfügbar
02.12.2015
Schlachtungen je Jahr
Modellrechnung Ist 2014 x)
Großrinder Stck. 81.751 83.306
Schweine Stck. 925.161 1.006.391
x) Vom TLV erfasste 21 Großschlachtstellen ( >100 Rinder, >1.000 Schweine je Jahr)
Südost Fleisch GmbH Altenburg (Bio) Mühlhäuser Fleisch GmbH Fleisch- u. Wurstwaren Schmalkalden GmbH Eichsfelder Zentralschlachthof Astenhof Frischgeflügel Produktions- und Handels GmbH
Thüringen: 107 Schlachtbetriebe, 123 Zerlegungsbetriebe, 285 Verarbeitungsbetriebe
02.12.2015
Transportentfernungen und –zeiten in Thüringen Beispielrechnungen Rückersdorf – Fulda 264 km, 3h 51 min Ummerstadt – Weißenfels 217 km, 3h 35 min Urbach – Kronach 223 km, 3h 51 min Buttlar – Altenburg 214 km, 3h 52 min (Öko) => gut ausgebaute Infrastruktur => reine Transportzeiten < 4 h sind möglich => max. Transportzeit von 8 h incl. Verladung kann eingehalten werden
Resumeé Phase 1 - Trend der Konzentration im Schlachtgewerbe setzt sich fort
(Monopolisierung) - Wettbewerbsfähige Strukturen für Verarbeitung großer einheitlicher
Chargen entstanden - Keine quantitativen Defizite bezüglich der Anzahl und der
Erreichbarkeit von Schlachtstätten und Kapazitäten erkennbar
- Große Anzahl von Haltungen mit geringen Bestandsgrößen kann Konflikte hinsichtlich der Zusammenstellung einheitlicher Partien erzeugen
- Schlachttiere aus diesen Beständen passen oftmals nicht in Maske - Begrenztes Schlachtviehaufkommen aus diesen Beständen steht
Anforderungen eines wettbewerbsfähigen Schlachthofes entgegen - Kleinteiligere und flexiblere Produktionsstrukturen haben erheblich
höherer Schlachtkosten - Gefahr: Spezialitäten der Region bzw. Waren mit besonderen
Qualitätsanforderungen werden verdrängt bzw. können nicht mehr produziert werden
Phase II Auswahl der Direktvermarkter anhand der Betriebs- und Produktliste der Thüringer
Direktvermarkter (mit Fleisch- und Wurstwaren in der Produktpalette) Auswahl reiner Schlachtstätten anhand Größe und Beliebtheit per E-Mail über telefonische Befragung informiert überwiegend telefonische Befragung (zum Teil persönliche Gespräche) durchgeführt Inhalte der Befragung der DV: - Allgemeine Daten - Tierbestände und jährliches Schlachtaufkommen - Informationen zur Schlachtung im Betrieb - Schlachthofkriterien Inhalte der Befragung der Schlachtstätten: - Allgemeine Daten - Anzahl jährlicher Schlachtungen - Rahmenbedingungen
Eingabe der Befragungsergebnisse in erstellte Access-Datenbank
26.06.2015 Abstimmungsgespräch Schlachthofstudie TMIL/ThLG 12
Auszug aus Datenbank
13
02.12.2015
3. Ergebnisse der Befragung - Allgemein 65 Direktvermarkter (DV) und 3 reine Schlachthöfe an Befragung teilgenommen lässt Tendenzen erkennen – keine statistisch gesicherten Aussagen DV stammen aus 18 Landkreisen Thüringens 12 DV mit Ökozertifizierung DV halten i.d.R. mehr als eine Tierart/Tierkategorie produzieren häufig Mastrinder, Mutterkühe sowie Schweine außerhalb der Maske Größe der durchschnittlichen Tierbestände variiert sehr stark 26 der DV besitzen eigene Schlachtung für mindestens einer Tierart
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02.12.2015
3. Ergebnisse der Befragung – Direktvermarkter mit eigener Schlachtung 26 Direktvermarkter eigene Schlachtstätte – davon 5 Geflügelschlachtstätten (eine mit
EU-Zulassung) 24 mit Schlachtung zufrieden – geschlossene Produktionskette als Teil der
„Firmenphilosophie“ angesprochene Vorteile: - Management - Qualität - vermarktungsstrategische Vorteile bemängelt: - strenge EU-Vorgaben auch für kleine Schlachtstätten - offenbar uneinheitliche Auslegung innerhalb Thüringens - zunehmende Anzahl und Intensität der Kontrollen - hoher bürokratischer Aufwand - hohe Nebenkosten durch Fleischbeschau und Entsorgung Schlachtabfälle häufig zwei Vermarktungslinien: Direktvermarktung und Vermarktung durch Handel
15 02.12.2015
3. Ergebnisse der Befragung – Direktvermarkter ohne eigene Schlachtung 39 Direktvermarkter keine eigene Schlachtung Transport der Tiere überwiegend durch Landwirte selbst oder Viehhändler Rücktransport i.d.R. durch externe Unternehmen 22 überwiegend zufrieden (3 bemängeln Alternativlosigkeit) - Schlachthof in der Nähe oder - gute Netzwerke/Strukturen mit Dienstleistern für Logistik 17 unzufrieden, darunter 9 aus SHK und SOK Häufig genannte Probleme: - („gefühlt“) große Transportentfernungen - geringe/keine Auswahl an Schlachtstätten - Ermittlung eines adäquaten Schlachthofes/Schlachtstättenfindung - Qualität des Schlachtens - Öko- Schlachthöfe !! - Zusatz-DL (Zerlegung, Verarbeitung) - Managementprobleme Qualität des Schlachtens und Transportweg wichtigste Kriterien bei der
Schlachtstättenwahl
16
02.12.2015
3. Ergebnisse der Befragung – reine Schlachthöfe 3 Schlachthöfe - ohne landwirtschaftliche Erzeugung - nahmen an Befragung teil 2 besitzen Öko-Zertifizierung freie Kapazitäten vorhanden – auch für Öko-Tiere
zunehmende Monopolisierung der Schlachtindustrie wird kritisch gesehen
17
02.12.2015
Aktuell Aufhebung des Verbotes Fleisch in Schlachträumen zu zerlegen und zu verarbeiten voraussichtlich ab März 2016
4. Lösungsansätze Lösungsansatz 1 – Weiterbildung
Lösungsansatz 2 – öffentliche Plattform mit Lohnschlachtstätten
Lösungsansatz 3 – mobile Schlachtung
Lösungsansatz 4 – regionale Schlachtstätte(n)
19
02.12.2015
Lösungsansatz 1 – Weiterbildung
Konflikt:
DV mit hofeigener Schlachtung gesetzliche Rahmenbedingungen Informationssituation für Direktvermarkter mit eigener Schlachtung oft
unübersichtlich/vielschichtig
Lösungsansatz: Verbesserung des Know-how durch gezielte Weiterbildungsangebote Beleuchtung der Thematik aus verschiedenen Blickwinkeln Thüringer Experten als Dozenten
freiwillige Teilnahme aktuelle gesetzliche Grundlagen
02.12.2015 20
Lösungsansatz 2 – öffentliche Plattform mit Lohnschlachtstätten
Konflikt:
Schlachtstätten mit freien Kapazitäten Auffinden eines adäquaten SH Ermittlung geeignetes Lohnschlachtungsunternehmen mit freien Kapazitäten (Tierart oder
Tierkategorie, gewünschten Qualität) Öko-Zertifizierung Zusatzdienstleisung wie Zerlegung und Verarbeitung
Lösungsansatz: zentrale, übersichtliche Aufstellung von Schlachtstätten/Lohnschlachtern in/um Thüringen mit Tierarten/Tierkategorien Kontaktdaten und Öffnungszeiten zusätzliche Dienstleistungsangebote (Öko-Zertifizierung, Fleischreifung, ….)
freiwillige Teilnahme jährliche Aktualisierung
21 02.12.2015
Lösungsansatz 3 – mobile Schlachtung
Konflikt:
Verarbeitungsräume vorhanden Raum/Durchführung Tötung Raum für Zerlegung/Verarbeitung bereits vorhanden – Stufe der „Schlachtung“ fehlt z.T. lange Transportwege => Tierwohl Logistik Transport
Lösungsansatz: Tier kommt nicht zum Schlachthof, sondern die Schlachterei zum Tier „fahrender Schlachthof“ – Sammelstelle (Veterinärvorschriften?!) „fahrender Schlachthof“ – Einzelbetrieb (Kosten?) Schlachtbox (Ausnahmegenehmigung!; Waffenschein!) Investor/Existenz in Thüringen? Wirtschaftlichkeit? gesetzliche Bedingungen?
22 02.12.2015
Lösungsansatz 4 – regionale Schlachtstätte(n)
Konflikt:
Regionalität erwünscht lange Transportentfernungen keine adäquate Schlachtstätte vorhanden z.T. lange Transportwege Verkaufsargument „aus der Region – für die Region“ und „Tierwohl“ fraglich
Lösungsansatz: neuer Schlachthof (mittlere Größe) in Thüringen (Mittelthüringen), (Problem Schlachtkosten, siehe Analyse) mehrere kleinere Schlachtstätten z.B. durch Direktvermarkter betrieben, die
Lohnschlachtung anbieten (=> Kühlung, Transport und Verarbeitung sollte bereits abgesichert sein)
Höhere Herstellungskosten werden bleiben Qualitätsmerkmal „aus hofnaher, regionaler Schlachtung“ Investor / langfristige Existenz in Thüringen? Wirtschaftlichkeit?
23 02.12.2015
02.12.2015
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!