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Studien über Pfalzenkolloide XV

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Page 1: Studien über Pfalzenkolloide XV

Studien Ober Pflanzenkolloide XV. Ober die aus verschiedenen St~.rkearten dargestellten

Amylopektine. Yon M. S a m e c , M. M i n a e f f und N. R o n ~ i n .

(Aus dem chemisehen Institut der Universit/it in Laibach.) (Eingegangen am ~6. Februzr 1954.)

Unter dem Namen Amylopekt in fassen wit bekanntlich die kleister-

bildenden Bestandteile der StS~rke zusammen. Dieser Definition ge-

m~it3 ist es mit den yon uns beschriebenen kolloiden Elektrolyten iden- tisch, welche bei den meisten StS.rkearten durch Paarung des Poly-

saccharides mit PhosphorsSmre entstehen: x) Der Amylopekt ingehal t

sehwankt yon St~rkeart zu StS.rkeart, aueh sind die aus verschiedenen

StS.rken abgeschiedenen Amylopekt ine untereinander wesentlich ver-

sehieden. Es seheint, dat3 gerade dieser Bestandteil der St~rkek6rner mehr zur individuellen Eigenart beitrS.gt als etwa die Amylosen. 2)

Der Grund for diese Unterschiede ist bisher nieht bekannt . Es

aben zwar die versehiedenen Kationen, welche die Amylophosphor-

sAure absS.ttigen, einen grogen Einflut3 auf die Eigensehaften des Ainylo- pektins aus, insofern als z .B . die Kaliumsalze der Kartoffelamylo-

phosphors~Lure in Wasser leicht zu einer z~ihen Fltissigkeit 16slich sind,

die Kalzium- und besonders die Bariumsalze abe L in Wasser wenig 16s-

lich, nur trtibe wenig viskose Kleister licfern. Doch gelingt es nieht dureh Wechsel der Kationen und des Grades der Abs~ttigu'ng aus dem

Kartoffelamylopekt in etwa ein dem Weizenamylopekt in gleiches Pr~t-

parat zu erhalten. Die Unterschiede liegen tiefer und sollen in der vor- liegenden Abhandlung so weir beleuchtet werden,, als sie durch physiko- chemische Messungen erfaBt werden k6nnen.

~) Die Ansicht von J. J. L. Zwikker (Recueil des travaux bot, rieerlandais 18, 98 [1921]), dab die Amylophosphorsiiure erst durch Abs/ittigung mit Kationen die Eigenschaften des Amylopektins, also die I:/ihigkeit zur Kleisterbildung be- kommt, entspricht nicht den Versuchsbeobachtungen, da naehgewiesenermagen die freie Amylophosphors~iure sehr steife, priichtig durchsiehtige Gallerten zu bilden imstande ist (vgl. M. Samec und A. Mayer , Compt. rend. 173, 321 [1921]).

=) M. Samec und H. H a e r d t l , Kolloidchem. Beih. 12, 281 (19')0).

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2 0 4 KOLLOIDCHEMISCHE BEIHEFTE BAND X l X , HEFT 4 - - 6

I,

Ffir die Untersuchung dienten uns die im Handel erh~iltliehcn

St~irkearten. 1) Wit haben bereits in der dri t ten Mitteilung fiber Pflanzen- kolloide betont, dab sich wtihrend der Fabrikat ion der Chemismus

der im Stg.rkekorn enth/~Itenen Eiektrolyte ~ndert, iasofern als die

nat iven freien Amylophosphors~iuren bzw. ihre Kaliumsalze in die

schwerer 16sliehen Kalzium- und Magnesiumsalze tibergehem 2) Es

k6nnen daher die vorliegenden Versuche, soweit es sich um Eigerlschaf- ten hande!t, welche dutch Kationen bedingt sind, wohl zur Charakteri-

sierung der H a n d e l s p r o d u k t e , nicht aber auch zur Kennzeichnung

der in den Speicherorganen aufgestapelten St~irke herangezogen werden.

Bei der von uns bentitzten elektrodialytisehen Abscheidung der Amylopektine wandern zunttchst die Begleitelektrolyte aus der L6sung

aus. Naeh ihrer Ent fernung werden auch die an die kolloide S~ture ge-

bundenen Kationen entfernt, so dab bei geniigend langer Dauer der

Elektrodialyse schliefllich die freie kolloide S~iure zu erwarten ist.

Bei einer Gruppe der im folgenden beschriebenen Vcrsuehe wurde die Elektrodialyse i m allgemeinen nur so welt geffihrt, dab das Grot3-

teil der Begleitelektrolyte aus der L6sung entfernt wurde, die an die

AmylophosphorsSture gebundenen Kationen aber naeh M6glichkeit in

de r L6sung blieben (Tab. 1). In einer zweiten Versuchsgruppe ent- ferat:en wir die Kat ionen durch Waschen mit 1 proz. H C1 a) und sehieden

aus dem so vorberei teten Produkte elektrodialytiseh das Amylopekt in

ab4), welches in diesem Falle die freie kolloide S~ure repr~tsentieren

l) N-Gehalt der Kartoffelst~ke-~ 0,045, Tapioka 0,045, Reis 0,069 und Mais 0,063 Pr0z. der bei 105 0 getroekneten Stiirke.

2) M. Samec und F. v. H o e f f t , Kol lo idchem. Beih. 5, 141 (1913). Zum gle ichen Ergebnis k a m - - scheinbar ohne diese Arbeit zu k e n n e n - - H. T r y 11 e r (Chem. Zeitg. 44, 833 [1920J).

s) 25 g Stiirke wurden fiinfmal mit 90 ccm lproz . HCI unter Turbinieren digeriert und dann so lange mit destilliertem Wasser gewaschen, bis nach mehrstiindiger Beriihrung mit den St/irkek6rnern das Wasser keine Steigerung der elektrischen Leitfiihigkeit erfuhr.

*) Wtihrend bei den night vorbehandelten St/irken die Stiirkel6sung durch t/t stiindiges Erhitzen auf 120 0 C bereitet worden war, konnte nach dem Waschen der K/Srner mit HCI wegen del; groi~en Empfindlichkeit des Materials die fiir die Elektrodialyse n6tige L6sung nur durch einfaches Verkleistern ohne nach- folgendes Erhitzen unter Druck dargestellt werden. Die be iden Produkte sind daher ein klein wenig voneinander verschieden, doch fallen, wie durch Kontroll- messungen festgestellt werden konnte, die Differenzen nicht ins Gewicht. Bei beiden Versuchsgruppen wttrde die konzentrierte Amylopektingallerte amylosen. frei gewasehen, durch kurzes Erhitzen auf dem Wasserbade in einer Plalin- schale nach Bedarf verdfinnt und durch abermalige etwa vierstiJndige Elektro- dialyse yon eventuell w~ihrend des Verdiinnens f.reigewordenen Elektrolylen befreit.

Page 3: Studien über Pfalzenkolloide XV

SAMEC, MIN,~F_.,FF U. R O N Z I N , S T U D I H N O B E R P F L A N Z E N K O L I . , O I D E XV ~ 0 D

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Page 4: Studien über Pfalzenkolloide XV

2 0 6 KOLLOIDCHEMISCHE B E IH E FT E BAND X I X , HEFT 4--6

mug (Tab. 2). Die Amylopekt ine sind in wagriger L6sung nicht sehr

best~indig. Unter Anstieg der elektrisehen Leitf~ihigkeit und der H-

Ionenkonzent ra t ion wird Phosphors~iure abgespalten. Allc Operat ionen

wurden daher an frisch berei teten (nicht fiber 24 S tunden alten) Pra-

para ten durchgeffihrt.

Trotz der groBen Verschiedenheit der einzelnen AmyIopektine

lassen sich die von uns un te rsuch ten Vertreter derselben in zwei deut-

lich unterschiedene Gruppen zusammenfassen, yon denen eine die aus

unterirdischen Speicherorganen s t ammenden St~trkearten (Kartoffel,

Marantha , Tapioka), die andere die aus Samen gewonnenen St~trkearten

(Mais, Reis, Weizen) umfaflt. Zwischen disen beiden Gruppen steht die

Ka stanienst~irke.

Die St/~rken aus Knollen sind besonders reich an Amylopekt in

(fiber 80 Proz.), welches sich bei allen drei genann ten StS.rkearten in

Wasser zu einer klatch, sehr viskosen Gallerte 16st. Die Samenstgrken

sind /~rmer an Amylopekt in (63 bis 79 Proz.), und dieses Amylopekt in

bildet mit Wasser sehr trfibe, weige Suspensionen.

Der Phosphorgehal t der einzelnen Amylopekt ine ist verschieden.

So entspr ieht 1 Grammatom Phosphor

beim Kartoffelamylopektin 40000 g org. Subst. oder 123 Ci, H,0Olo ,, Marantha ,, 172 413 . . . . . . . . 501 ,, ,, Tapioka ,, 588 235 . . . . . . . . 1815 ,, ,, RoBkastanien ,, 227 2~3 . . . . . . . . 701 ,, ,, Rms ,, 5').6 316 , . , . . . . . . . 1623 ,, ,, Mais ,, 158 730 . . . . . . . . 490 ,, ,, Weizen ,, 71 428 . . . . . . .,, 220 ,,

Ausgenominen das Reisamylopekt in , welches nahez'u neutral reagiert,

sind alle elektrodialytiseh dargestel l ten Amylopekt ine schwach sauer.

Die Konzen t ra t ion der Wasscrstoffionen schwankt in den l proz. L6-

sungen zwischen 1 5 . 1 0 "s und etwa 2" 10 .6 , m~d Zwar kommen auf

1 Grammatom Phosphor beim Amylopek t in aus

Kartottel Marantha Tapioka Rofikastanie Reis Mais Weizen 0,60 0,36 0,34 0,41 0,05 0,02 0,02 Grammionen

freier Wasserstoff. Inwieweit diese Versehiedenheit in der verschieden

s tarken AbsS.ttigung mit Ka t ionen begrfindet ist, soil welter un tcn er-

5rtert werdcn. Ausnahmslos sind die Amylopekt ine imstande mit Basen

odcr Karbona ten zu rcagieren, wobei die Reakt ion der L6sung neutra l

und dann alkalisch wird. Die zur Errcichung der elektrometriseh ~)

1) Nach Abzug der Leitf~ihigkeit des Wassers. 2) Zur Ermittlung der Laugenbindung wurde eine 1 proz. Amylopektin-

15sung mit wachsenden Mengen einer Na~ COs-LSsung versetzt und die naeh jeweiligem Alkali- bzw. Karbonatzusatz verbleibende H-Ionenkonzentration

Page 5: Studien über Pfalzenkolloide XV

SAMEC, MINAEFF U. RONZIN, STUDIEN OBER PFLANZENKOLLOIDE XV ~ 0 ~ '

festgestellten NeutralitS.t notwendige Menge von Alkali bzw. Karbona t

ist nun wieder von Amylopekt in zu Amylopekt in verschieden und be-

tr~igt bei den aus KnollenstS.rke erhaltenen Amylopekt inen 1,2 bis 1 ,9Aquivalente Alkali auf 1 Grammatom Phosphor und bei den Samen-

st / irkeamylopektinen 0,3 bis 0,7.

II. Es ist yon groflem theoretischen Interesse, dab die individt, elle

Eigenart der Amylopekt ine auch nach dem Waschen mit HC1 bestehen

bleibt (Tab. t). Die Kat ionen sind dutch diese Behandlung bis auf analytisch nicht mehr nachweisbare Spuren aus der St/~rke entfernt

worden. Die in den einzelnen St~trkearten festgestellten prozentuellen Anteile an Amylopekt in sind bei dieser Serie im allgemeinen etwas

h6her als bei den in Tabelle 1 mitgeteilten Versuchen, was mit Rtick-

sicht auf die etwas abweichende Dars te lhmgsar t dieser Amylopekt ine

leicht verst/~ndlich ist. 1) I)er Phosphorgehal t derselben ist in einzelnen

FAllen etwas gesunken, bei keincr St~irkeart aber gelang es, ihn dutch die Behandh, ng mit HC1 v611ig aus dem Pr~parat zu entfernen. Es

kommen auI 1 Grammatom Phosphor jetzt beim Kartoftelamylopektin 41 667 g org. Subst. oder 129 Cl.H~0Ot0-Gruppen

,, Taoioka , , 909 091 . . . . . . . . 2806 . . . . ,, Reis , , 588 235 . . . . . . . . 1 8 1 7 . . . . ,, Mais , 175 438 . . . . . . . . 541 . . . .

,, Weizen ,, 100 000 . . . . . . . . 309 . . . .

Trotzdem die Amylopekt ine nach der HC1-Wgsche f re i ' von Kationen sind, bleibcn die einem Grammatom P entsprcchenden Mengen von freien

H- Ionen von Amylopekt in zu Amylopekt in vcrschieden und bctragen bei

Kartoffel Tapioka Reis Mais Weizen 0,67 0,62 0,08 0,003 0,001 Grammionen.

Die Verschiedenheit der Knollenamylopekt ine eincrseits und Samen-

amylopektine anderseits iXl3t sich demnach auch hier verfolgen. Wfihrend

bei der ersten Gruppe die Salzsgurebehandlung einen Anstieg der freien l-[-Ionen zur Folge hatte, fiihrte sie umgekehr t bei den Samenamylo-

pektinen 'zu nahezu neutralen Produkten. In vSlligem Einklange da-

mit stehen die minimalen /.eitf~thigkeiten der Samenamylopekt ine, welche im allgemeinen um eine Zehnerpotenff n iedriger sind als die Leit-

ffihigkeiten der Knollenamylopektine.

potentiometrisch festgestellt. Aus den erhaltenen Werten wurde graphisch die im Neutralpunkte gebundene Alkalimenge ermittelt. Auf die Wiedergabe aller diesbeziiglichen Zahlenwerte wollen wir wegen der gebotenen Raumersparnis verzichten.

*) giehe FuBnote 4) auf S. 204.

Page 6: Studien über Pfalzenkolloide XV

2 0 8 K O L L O I D C H E M I S C H E B E I H E F T E B A N D X I X , H E F T 4 - - 6

T a b e l l e 2. E i g e n s c h a f t e n v o n A m y l o p e k t i n e n a us v e r s c h i e d e n e n , m i t v e r d t i n n t e m HCt g e w a s c h e n e n S tS . rken . K l e i s t e r d u r c h E i n -

g i e f i en e i n e r S t ~ r k e s u s p e n s i o n in s i e d e n d e s W a s s e r b e r e i t e t ,

n i c h t w e i t e r e r h i t z t . ,,, , ,, ,,,,, . . . . .

Dauer der Elektro- dialyse . . . . . . .

Aus 100 Teilen St~rke erhaltene Amylo- pektinmenge . . . .

Aussehen der l proz'. LSsung . . . . . . .

P, O s in 100 g Amylo- pektin . . . . . . .

Zahl der Gramm- atome P in 1 L lp roz . LSsung . . .

Normalit~t der freien H- Ionen in l p roz . L6sung . . . . . ~ .

Zur Neutralisation eines L einer' l p roz . LSsung n6tige Men- ge Soda in -Aquiva- lenten . . . . . . .

Leitf~thigkeit �9 einer lp roz . LSsung 1) . .

Kartoffel

3 Tage bei 300V.

87,6 g durch-

scheinend

0,171 g

24 .10 .5

16,2.10 "5

3 0 . 1 0 .5

6,1 �9 10 .5

Tapioka

5 T a g e bei 300V.

93~9 g

fast klar

0, 008 g

1 ,1 �9 10 .5

6,8 �9 10 .6

1 ,6 .10 .5

1, 9 . 1 0 .5

Stiirkeart

Reis

7 Tage bei 150 V.

80,3 g

trtib

0,012 g

1,7 �9 10 .5

1 ,3 .10 .6

3 . 1 0 .6

1 ,4 .10 .6

Mais

4t/~ Tage bei 300V.

trfib

0, 041 g

5 ,7 �9 10 "~

0,2 �9 10 .6

0 ,2 .10 -6

2 ,6 .10 .6

Weizen

9 Tage bei 150V.

87,0 g

trfib

0,072 g

10 ,1 .10 .5

0,13.10"~

2 ,9 .10 .6

6 ,3 .10 .6

111.

Der Unterschied zwischen den Amylopekt inen verschiedener Her- kunft liegt demnach nieht in der Verschiedenheit der Kationen, mit

welchen die sonst gleichen Amylophosphors~uren abges~ttigt wSzen~),

1) Nach Abzug der Leitf~ihigkeit d'es Wassers. ~) J. J. L. Zwi kke r (lo~. cit.) vertritt die Ansicht, daf~ der Unterschied

zwischen der Kartofielstiirke einerseits und der Weizenstiirke anderseits darin begriindet ist, dal3 die erstere ein Kalium, die letztere ein Kalziumamylophosphat enthiilt. Diese an und ftir sich verlockend einfache Erkliirung, welche auch wir anfangs fiir mSglich gehalten haben, wird hinfg.llig schon dadurch, dal~ nachgewiesenermaflen bei einer gentigend energischen Eiektrodialyse, geschweige denn bei einer' Vorbehandlung mit S/iuren, die freie Amylophosphors/iure er- halten wird (M. Samec und A. Mayer , Compt. Rend. 178, 321 [1921"]), welche

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SAMEC, MINAEFF U. RONZIN, STUDIEN OBI~,R PFLANZENKOLLOIDE XV 2 0 9

sondcrn ist unter anderem durch eine verschiedcne Art der P-Bindung gegebcn. Man k6nnte in erster Linie daran denken, dab bei den Samen- amylopektinen der Phosphor nicht als ein integrierender Bestand- teil der StArkesubstanz, auftrivt, sondcrn als Verunreinigung etwa in Form y o n Phytovitellinen, welche, in Wasser und SXuren unl6slich, trotz dem Waschen mit H C1 den K6rnern noeh anhaften kiinnten. Die Menge derselben k6nnte jedoch mit Riicksicht auf den sehr geringen N-Gehalt der St~trkek6rner (0,04 bis 0,07 Proz.) nur sehr gering sein, und der durch ihre Gegenwart bedingte Phosphorgehalt w~ire kaum h6her als 0,006 Proz. PaO 5 anzuschlagen.

Um diese Frage auch experimentell zu entscheiden, wusehen wir die St~rkek6rner nach vorheriger Behandlung mit HC1 noch mit NH3, 16sten die K6rner bei 1200 und f~illten aus den so erhaltenen Liisungen elektr0dialytisch das Amylopektin. Die Resultate der diesbez0glichen Analysen enth~lt Tabelle 3.

T a b e l l e 3. 25 g StS.rke, wie beschrieben mit HCI, dann nach Wegwaschen der S~ure vicrmal mit je 100 ccm lproz. N H 3 (in sgesamt 36 S~mden) behandelt, mit Wasser" bis zum Verschwinden der alkalischen Reaktion (gegcn Phenolphtalein) gewaschen und in 2proz. L6sung */~ Stunde

Aus 100 g St~trke erhaltene Mcnge Amylopcktin . .

Gramm p2 05 in 100 g Amy-

auf 1200 C erhitzt.

Kartoffel Tapioka Reis Mais Weizen 78 76 72 51 61

lopcktin . . . . . . . 0,117 0,008 0,018 0,037 0,095

Bci dieser Vorbehandlung ist die clek~rodialytisch f~illbare Gcl- menge im allgemeinen etwas gesunken/ am ausgiebigsten ist die Er- scheinung bei Mais. Der P-Gehalt ist in gr0t3erem Mal3e nut beim Kartoffelamylopektin gesunken, ein Ph~nomen, welches durch den leichten Obergang des Kartoffelamylopektins in eine elcktrodialytisch nicht abseheidbare Form erkl~trlich ist. 1) In keinem Falle jedoch sind 'Anzeichen vorhanden, daft eine alkalische Waschung den Phosphor aus den St~rkek6rnern zu. entfernen imstandc ist, so dab die Gegen- wart von P-haltigen Eiwei/3k6rpern als Quelle ftir den Phosphorge~halt gewisser St~trkearten v o n d e r Hand gewiesen werden mut3.

in diesem angenommenen Falle bei beiden StS.rkearten identisch oder doch sehr analog sein miiflte. Die hier mitgeteilten Versuehe beweisen jedoch alas Gegenteil.

") Vgl. M. Samec und H. Haerd t l loc. cit.

Page 8: Studien über Pfalzenkolloide XV

210 KOLLOIDCHEMISCHE B E I H E F T E BAND X l X , HEFT 4--6

Es bleibt einstweilen eine noch offene Fragel), in welcher Form

bei den Samenamylopekt inen der Phosphor gebunden ist.

IV.

Die organische Grundsubstanz scheint hier keine entscheidende

Rolle zu spielen. Denn es gelingt nach der bereits beschriebenen Phos- phoryl ierungsmethode vSllig analog wie die Kartoffelst~rke a u c h die

anderen Stgrkearten zu phosPhorylieren. Man erhMt hierbei Produkte , bei welchen die augenfs.11igen Unterschiede zwischen den einzelnen

s tgrkear ten verschwunden sind. Alle phosphorylierten St/irkearten geben hochviskose durchsichtige Kleister. Die Grenze der Beladung

mit Phosphor .ist bei der yon uns eingehaltenen Methode unabhgngig yon der StS.rkeart mit 4,1 bis 4,8 Proz. P~O 5 gegeben. Es ist daher

vergtSmdlich, dab die synthet ischen Amylopekt ine e ine weitgehende Analogie auch in ihren sonstigen chemischen und physikochemischen

Eigenschaften zeigen (Tab. 4).

T a b e l l e 4.

E i g e n s c h a f t e n y o n S y n t h e t i s c h e n A m y l o p e k t i n e n .

Aussehen der l proz. L6sung . . . . . . .

Gramm P~O 5 in 100 g Amylopekt in . . . .

Zahl der Gramm- a t o m e P in 1 L lp roz . LSsung . . .

Normalit/~t der freien H- Ionen in einer l p roz . L6sung . . .

Einem Grammatom P entsprechen Gramm- ionen freien H . . :

Zur Neutralisation 1 L lp roz . LSsung nStige Menge Soda in Aquivalenten . .

P Verh~tltni~ - Soda " " "

St/irkeart

II Kartoffel I Tapioka I Reis Mais

4,55

6,2 �9 10 a

4 ,2 .10 "a

0,68

8 ,1 .10 "a

1,3

i fast durchsichtig

4, 55 4,12

6 ,2 .10 "s

4 ,3 .10 "a

0, 69

8,0.10"~

1,3

5 ,8 .10 "a

3 ,8 .10 .3

0,65

7,1 �9 10-a

1,2

4,89

6, 9 �9 10 a

4 ,8 .10 .3

0,70

9 ,0 .10 "3

1,3

Weizen

4,39

6, 4 . 1 0 "a

3 ,8 .10 .3

0,59

8,2.10-3

a) Man k6nnte an die M6glichkeit denken, dab die HsPO, in den be- treffenden Komplexen g/inzlich maskiert ist. Auch w/ire der Gedanke an eine komplexe Si!icophosphors~iure oder einen Diamylophosphors/iureester als Arbeits- hypothese nicht yon der Hand zu weisen; die Untersuchungen sind im Gange.

1,3

Page 9: Studien über Pfalzenkolloide XV

SAMEC, MINAEFF U. RON~-IN, STUDIEN OBER PFLANZENKOLLOIDH XV 211

.In diesen PrS.paraten entspricht 1 Grammatom P

bei Kartoffel . . . . 1617 g org. Subst. oder 5 C12H2oOlo-Gruppen ,, Tapioka . . 1615 . . . . . . . . 5 . . . .

,, Weizen . . . . . . 1560 . . . . . . . . 4 , 8 . . . .

,, Mais . . . . . . . 1443 . . . . . . . . 4,5 . . . .

,, Reis . . . . . . 1723 . . . . . . . . 5,3 . . . .

im Mittel also sehr nahe 5Cv, l-t2oOto. Auch die neben 1 Grammatom P koexistierende Menge an freien

H-Ionen ist bei allen Priiparaten nahezu gleich und betrS.gt 0,60 bis 0,70 Grammionen, also dieselbe Menge, welche wir trotz des viel ge- ringeren absoluten P-Gehaltes bei den nativen Kartoffel- und Tapioka- Amylopektinen festgestellt haben.

Eine weitere Anal0gie findet sich in der bis zuni elektromagnetisch festgestellten Neutralptankte Verbrauehten Menge Alkali. Diese betrligt bei den synthetischen Amylophosphors~uren 1,3 *quivalente N a O H pro Grammatom P, beim nativen Kartoffelamylopektin 1,3 und beim Tapiokaamylopektin 1,5 Gramm~iquivalente.

V. Alle vorliegenden Resultate sprechen far die von M. S a m e c ver-

tretene Ansicht, daft das Amylopektin (bisher wurde nur das Kartoffel- amylopektin ausftihrlieher studiert) ein Kohlehydratphosphors~ure- ester vom Typus R OP(OH)2 sei, also den Charakter einer zweibasi- schen S~iure tr~igt.

Diese Annahme begegnete bei einzelnen Fachkollegen einer ge- wissen Zurtickhaltung, welche vor allem in der zwar zweifellos fest- gestellten, aber dennoch relativ geringen P-Menge begr0ndet ist, der- zufolge - - u m mit P. K a r r e r zu sprechen - - eine vernfinftige st6chio- metrische Beziehung zwischen dem Phosphor und dem Grundk6rper der St~rke nicht denkbar ist. 1)

Dieser Einwand erscheint uns mit Rtieksicht auf die in der Kolloid- chemie gelS.ufigen Vorstellungen leieht fiberbrtickbar. Wie ausdrtick- lich betont wurde2), ist ffir das Auftreten der kleisterbildenden Eigen- schaften einerseits die Gegenwart yon Phosphorsiiure (oder einer ande- ren mehrbasischcn Siiure bzw. das Auftreten von Carboxylgruppen) notwendig, anderseits abet ein gewisser Assoziationsgrad. An einer solchen Bildung von Molaten miissen natfirlieherweise nicht nur Mole- kfile der Kohlehydratphosphorsiiure beteiligt sein, sondern es k6nnen

!) p. Karrer , Zeitschr. f. angewandte Chemie 85, 85 (1922). J) M. Samee, Kolloidchem. Beih. 6, 23 (1914) und M. Samee und

A. Mayer, ebendort 16, 89 (1922). 14

Page 10: Studien über Pfalzenkolloide XV

~ 1 2 14,OLLOIDCt4EMISCHE BEII-[EFTE BAND X l X , HEFT ~--r,

diese auch mit dem freien Polysaccharid assoziieren. Das osmoti~ch wirksame Molar wird demnach aus einer wechselnden Menge yon Poly- amylosen und Polyamylosephosphors~tureester zusammengesetzt sein, woffir wit in einer frfiheren Abhandlung einige Beispiele gegeben haben. 1) Eine st6chiometrische Beziehung mit der Phosphors~ure w~ire dem- nach nut ffir den Po]yamylosephosphors~iureester aufzusuchen, nicht abet ffir das gesamte Molar. Es wird vielmehr nur-cine obere Grenze existieren, his zu welcher eine gegebene Menge PhosphorsAure (Poly- amylosephosphorsS.ure) dem Molat eine ffir die LiSsungsstabilit~t und ffir die dem Amylopektin eigene Hydrophilie notwendige elektrische Aufladung erteilen kann. 2) Ein gewisses Bild dartiber geben die in dieser Arbeit und in der Abhandlung fiber synthetische Amylophosphors~.uren mitget.eilten analytischen Daten. Die geringftigigen ,,Beimengungen", welche P. Ka r re r ffir den Phosphorgehalt verantwortlich macht, sind unserer Ansicht nach eben der ffir die Eigenschaften des Molates ausschlaggebende Faktor: die PolyamylosephosphorsSure.

Z u s a m m e n f a s s u n g . 1. Die Amylopektine versehiedener Herkunit unterscheiden sich

durch das Aussehen ihrer wiisserigen L6sungen, durch ihren P-Ge- halt, durch die Leitf~higkeit, ViskositS.t, H-Ionengehalt derselben, durch die Menge des abdissoziierten H und durch die pro Gramm- atom Phosphor gebundene Alkalimenge.

2. Die Amylopektine aus unterirdischen Speicherorganen einerseits und die Samenamylopektine anderseits zeigen untereinander weit- gehende Analogien.

3. Die Untersehiede zwischen den einzelnen Gruppen derselben sind nicht nur dureh die u der an die Amylophosphor- siiure gebundenen Kationen begrfindet.

4. Die synthetisehen aus verschiedenen St~rkearten dargestellten Amylopektine sind hingegen untereinander vi311ig analog.

1) M. S a m e c und A. M a y e r loc. cit. ~) Vgl. Wo. P a u l i , Koll.-Zeitschr. I8, 49 (1921) und Beitr. z. allg. Kolloid-

chemic, I.--VIII. Mitt., ebenda bis 1924.

B e r i c h t i g u n g zur Arbeit R. C o l l a n d e r , 0ber die Durchliissigkeit der Kupferferrozyanid- niederschlagsmembran fiir Nichtelektrolyte Bd. 19, S. 72 u. ft.

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