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Ab Montag die große Serie im EXPRESS Ab Montag die große Serie im EXPRESS 28 KÖLN Samstag, 26. Januar 2019 sucht „Sucht geht „Sucht geht uns alle an“ uns alle an“ S üchtig? Nicht mein Problem!“ „Wenn sich die ande- ren nicht im Griff haben, geht das doch mich nichts an!“ „Ich jedenfalls kann mit dem Trinken jederzeit auf- hören!“ So oder ähnlich denken viele Menschen in unserem Land. Dabei kann Sucht je- den treffen unabhängig von Alter, Geschlecht, Bil- dungsgrad oder Einkom- men. Mehr als acht Millio- nen Menschen in Deutsch- land sind suchtkrank. Drei Millionen Kinder haben ei- nen suchtkranken, meist al- koholabhängigen Elternteil. Zwei Drittel dieser Kinder erkranken später psychisch oder werden selbst süchtig. Suchterkrankungen haben nicht nur Folgen für die nächsten Angehörigen, son- dern auch für die Nachbar- schaft, für Unternehmen und die Kollegen am Ar- beitsplatz. Nur ein Beispiel: Bei jedem fünften Arbeits- unfall ist Alkohol im Spiel. Wenn wir verhindern, dass Menschen süchtig nach Alkohol, Cannabis, Glücks- spiel oder Medikamenten werden, dann helfen wir nicht nur den Betroffenen, wir helfen auch uns selbst. Man muss ja nicht gleich ganz auf Alkohol verzichten – aber jeder von uns kann dafür sorgen, dass Bier, Wein und Schnaps im eigenen Umfeld nicht zum Alltag ge- hören, wie die Butter zum Brot. Und jeder von uns kann Dinge ansprechen, die schieflaufen. Wenn die Ehe- frau Medikamente nimmt, die nicht verschrieben wur- den. Wenn die Freunde nur noch feiern können, wenn sie sich volllaufen lassen oder Tabletten schlucken. Es hilft auch uns allen, wenn wir Menschen mit Suchtproblem statt wegzu- schauen offen und unter- stützend begegnen. „Die ist doch selbst schuld“ oder „Der muss erst ganz unten sein, damit Hilfe Sinn macht“. Das sind Sätze, die niemandem etwas bringen. Sucht ist kein moralisches Versagen, sondern eine Krankheit. Und Kranke brauchen Hilfe! Wenn wir Suchtkranken entgegen- kommen, sind die Chancen Köln – Es ist eine Flucht aus dem Alltag. Ein Weglaufen vor Problemen. Aber die werden mit einer Sucht nur noch vergrößert. Oft endet sie sogar tödlich. Jedes Jahr sterben in Deutschland Zehntausende Menschen an den Folgen ihrer Sucht. Das Thema ist in unse- rer Gesellschaft allgegenwärtig – und wird trotzdem oft verschwiegen. Genau das gilt es zu ändern, deshalb widmet sich EXPRESS dem Thema Sucht und seinen Folgen in einer großen Serie. Betroffene, Ärzte und Überlebende kommen zu Wort, erzählen ihre Ge- schichten. Am Montag starten wir mit der Volksdroge Alkohol. Legal, frei zugänglich – und doch eine der gefährlichsten. In der heutigen Ausgabe erklärt Marlene Mortler (63, CSU), Drogenbeauftragte der Bundesregierung, warum uns das Thema alle angeht. Auch die, die nicht direkt an einer Sucht leiden. größer, dass sie wieder auf die Beine kommen. Hinhö- ren statt zu verurteilen. Ein- binden statt auszugrenzen. Für diese Haltung werbe ich, weil sie Menschen hilft, die unsere Hilfe brauchen, aber auch, weil sie einfach in un- ser aller Interesse ist! Ich durfte mit Horst Gerdau sprechen, der seinen Alko- holkonsum irgendwann ein- fach nicht mehr unter Kon- trolle hatte. Ein Mann, der sei- nen Job und sei- ne Ehe aufs Spiel setzte. Ein Mann, der in einem Strudel aus Lügen, Angst und Schulden gefangen war. Ein Mann, der aus der schlimms- ten Zeit seines Lebens Kraft schöpfen konnte. „Wie Horst Gerdau dem Alkohol entkam“ Daniela Hündgen, Volontärin Teil 1: Wie der Alkohol beinahe das Leben von Horst Gerdau zerstört hat 01XKB_28 - 28.01.2019 12:25:36 - Verantwortlich: - FreigabeCR:ja - Korrektur: VorAndruck In der heutigen Zeit kom- men wir am Glücksspiel eigentlich gar nicht mehr vorbei. Egal ob Sportver- anstaltungen oder Pla- kate, überall werden wir mit Werbung für Glücksspiele bom- bardiert. Dr. Wolfgang „Glücksspiel ist allgegenwärtig“ Kursawe von der Kölner Fachstelle für Glücksspiel- sucht erklärt, was das Glücksspiel so gefährlich macht, ob es einen typi- schen Glücksspieler gibt und warum man nicht weiß, wie viele Wettbüros es alleine in Köln gibt. Auch wenn statistisch ge- sehen mehr Frauen an Ess- störungen leiden, will ich männliche Betroffene wie- der mehr in unser Be- wusstsein rücken. Ich habe mit Pat, einem ehemaligen Bulimi- ker gesprochen, den „Mobbing trieb Pat in die Bulimie“ als Teenie das Mobbing seiner Mitschüler körper- lich und seelisch krank machte. Der heute 29-Jäh- rige redet über seine schlimmste Bulimie- Zeit, wie er seine Ess- störung jahrelang verheimlichte – und sie dann besiegte. Der Drogenmissbrauch in Deutschland hat eine völlig neue Dimension erreicht. Es gibt diverse neue Sub- stanzen auf dem Schwarzmarkt, die bislang kaum einer kennt. Und: Konsu- menten werden im- „Vincent war mit 12 schon süchtig“ mer jünger, fangen teilweise im einstelligen Lebensalter damit an. Ich stelle die harte Drogen- karriere des 19-jährigen Kölners Vincent vor und zeige, wie Eltern und Lehrer nach Ex- pertenmeinung da- mit umgehen sollten. Tobias Schrader, Volontär Johanna Ristau, Volontärin Julia Bauer, Redakteurin Alkohol Alkohol Bulimie Bulimie Betäubungsmittel Betäubungsmittel Glücksspiel Glücksspiel Glücksspiel Computerspiele Computerspiele Schönheitswahn Schönheitswahn Die Gaming-Branche in Deutschland und der ganzen Welt boomt – gleichzeitig steigt die Zahl der Gaming- und Internet- Süchtigen. Prä- vention? Gab es lange nicht, die Gefahr wurde zu spät erkannt. Was die Sucht mit einem macht, erzählt Laslo in meinem Teil der Serie – und wie er trotz erfolgreicher Therapie je- den Tag kämpft. „Laslo war verloren in der Welt der Spiele“ Simon Küpper, Volontär Wer schön sein will, muss leiden. Jedenfalls, wenn es nach dem bekannten Sprich- wort geht. Die 25-jährige Anja wollte schön sein, träumte von einer Mo- del-Karriere. Wie sehr sie da- runter wirklich litt, offenbart sie in meinem Teil der Serie. Denn der Druck, die Schönste zu sein, stürzte sie in einen Teufelskreis aus Medikamenten, exzessivem Sport und Schönheits-OPs. „Anja im Teufelskreis des Schönheits-Wahns“ Anne Tafferner, Redakteurin Alkohol, Zigarren, Medika- mente, Drogen – Süchte gibt es viele. VON MARLENE MORTLER [email protected] Marlene Mortler ist Drogen- beauftragte der Bundesre- gierung. Fotos: dpa, iStock

su ch t - drogenbeauftragte.de · Alkohol Bu l i m ii e B e täubuu n gs m i t tee ll Glücksspiel Computeerspiele Sc h ö nn h e i tt swa hh n Die Gaming-Branche in Deutschland und

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Ab Montag die große Serie im EXPRESSAb Montag die große Serie im EXPRESS28 KÖLN Samstag, 26. Januar 2019

sucht

„Sucht geht„Sucht gehtuns alle an“uns alle an“

Süchtig? Nicht meinProblem!“

„Wenn sich die ande-ren nicht im Griff haben,geht das doch mich nichtsan!“

„Ich jedenfalls kann mitdem Trinken jederzeit auf-hören!“

So oder ähnlich denkenviele Menschen in unseremLand. Dabei kann Sucht je-den treffen – unabhängigvon Alter, Geschlecht, Bil-dungsgrad oder Einkom-men. Mehr als acht Millio-nen Menschen in Deutsch-

land sind suchtkrank. DreiMillionen Kinder haben ei-nen suchtkranken, meist al-koholabhängigen Elternteil.Zwei Drittel dieser Kindererkranken später psychischoder werden selbst süchtig.Suchterkrankungen habennicht nur Folgen für dienächsten Angehörigen, son-dern auch für die Nachbar-schaft, für Unternehmenund die Kollegen am Ar-beitsplatz. Nur ein Beispiel:Bei jedem fünften Arbeits-unfall ist Alkohol im Spiel.

Wenn wir verhindern,dass Menschen süchtig nachAlkohol, Cannabis, Glücks-spiel oder Medikamenten

werden, dann helfen wirnicht nur den Betroffenen,wir helfen auch uns selbst.Man muss ja nicht gleich

ganz auf Alkohol verzichten– aber jeder von uns kanndafür sorgen, dass Bier, Weinund Schnaps im eigenenUmfeld nicht zum Alltag ge-hören, wie die Butter zumBrot. Und jeder von unskann Dinge ansprechen, dieschieflaufen. Wenn die Ehe-frau Medikamente nimmt,die nicht verschrieben wur-den. Wenn die Freunde nurnoch feiern können, wennsie sich volllaufen lassenoder Tabletten schlucken.

Es hilft auch uns allen,wenn wir Menschen mitSuchtproblem statt wegzu-schauen offen und unter-stützend begegnen. „Die istdoch selbst schuld“ oder„Der muss erst ganz untensein, damit Hilfe Sinnmacht“. Das sind Sätze, dieniemandem etwas bringen.Sucht ist kein moralischesVersagen, sondern eineKrankheit. Und Krankebrauchen Hilfe! Wenn wirSuchtkranken entgegen-kommen, sind die Chancen

Köln – Es ist eine Flucht aus dem Alltag. Ein Weglaufen vor Problemen. Aber die werdenmit einer Sucht nur noch vergrößert. Oft endet sie sogar tödlich. Jedes Jahr sterben inDeutschland Zehntausende Menschen an den Folgen ihrer Sucht. Das Thema ist in unse-rer Gesellschaft allgegenwärtig – und wird trotzdem oft verschwiegen. Genau das gilt eszu ändern, deshalb widmet sich EXPRESS dem Thema Sucht und seinen Folgen in einergroßen Serie. Betroffene, Ärzte und Überlebende kommen zu Wort, erzählen ihre Ge-schichten. Am Montag starten wir mit der Volksdroge Alkohol. Legal, frei zugänglich –und doch eine der gefährlichsten. In der heutigen Ausgabe erklärt Marlene Mortler (63,CSU), Drogenbeauftragte der Bundesregierung, warum uns das Thema alle angeht. Auchdie, die nicht direkt an einer Sucht leiden.

größer, dass sie wieder aufdie Beine kommen. Hinhö-ren statt zu verurteilen. Ein-binden statt auszugrenzen.Für diese Haltung werbe ich,weil sie Menschen hilft, dieunsere Hilfe brauchen, aberauch, weil sie einfach in un-ser aller Interesse ist!

Ich durfte mit Horst Gerdausprechen, der seinen Alko-holkonsum irgendwann ein-fach nicht mehr unter Kon-

trolle hatte. EinMann, der sei-nen Job und sei-ne Ehe aufs

Spiel setzte. EinMann, der in einem

Strudel aus Lügen, Angst undSchulden gefangen war. EinMann, der aus der schlimms-ten Zeit seines Lebens Kraftschöpfen konnte.

„Wie Horst Gerdau demAlkohol entkam“Daniela Hündgen, Volontärin

Teil 1: Wie der Alkohol beinahe das Leben von Horst Gerdau zerstört hat

01XKB_28 - 28.01.2019 12:25:36 - Verantwortlich: - FreigabeCR:ja - Korrektur: VorAndruck

In der heutigen Zeit kom-men wir am Glücksspieleigentlich gar nicht mehrvorbei. Egal ob Sportver-anstaltungen oder Pla-kate, überall werdenwir mit Werbung fürGlücksspiele bom-bardiert. Dr. Wolfgang

„Glücksspiel ist allgegenwärtig“Kursawe von der KölnerFachstelle für Glücksspiel-sucht erklärt, was dasGlücksspiel so gefährlichmacht, ob es einen typi-

schen Glücksspielergibt und warum mannicht weiß, wie vieleWettbüros es alleine

in Köln gibt.

Auch wenn statistisch ge-sehen mehr Frauen an Ess-störungen leiden, will ichmännliche Betroffene wie-der mehr in unser Be-wusstsein rücken. Ichhabe mit Pat, einemehemaligen Bulimi-ker gesprochen, den

„Mobbing trieb Pat in die Bulimie“als Teenie das Mobbingseiner Mitschüler körper-lich und seelisch krankmachte. Der heute 29-Jäh-rige redet über seine

schlimmste Bulimie-Zeit, wie er seine Ess-störung jahrelangverheimlichte – und

sie dann besiegte.

Der Drogenmissbrauch inDeutschland hat eine völligneue Dimension erreicht.Es gibt diverse neue Sub-stanzen auf demSchwarzmarkt, diebislang kaum einerkennt. Und: Konsu-menten werden im-

„Vincent war mit 12 schon süchtig“mer jünger, fangenteilweise im einstelligenLebensalter damit an. Ichstelle die harte Drogen-karriere des 19-jährigen

Kölners Vincent vorund zeige, wie Elternund Lehrer nach Ex-pertenmeinung da-

mit umgehen sollten.

Tobias Schrader, Volontär Johanna Ristau, VolontärinJulia Bauer, Redakteurin

AlkoholAlkohol

BulimieBulimie

BetäubungsmittelBetäubungsmittel

GlücksspielGlücksspielGlücksspiel

ComputerspieleComputerspieleSchönheitswahnSchönheitswahn

Die Gaming-Branche inDeutschland und der ganzenWelt boomt – gleichzeitigsteigt die Zahl der Gaming-

und Internet-Süchtigen. Prä-vention? Gab eslange nicht, die

Gefahr wurde zuspät erkannt. Was

die Sucht mit einem macht,erzählt Laslo in meinem Teilder Serie – und wie er trotzerfolgreicher Therapie je-den Tag kämpft.

„Laslo war verlorenin der Welt der Spiele“Simon Küpper, Volontär

Wer schön sein will, mussleiden. Jedenfalls, wenn esnach dem bekannten Sprich-wort geht. Die 25-jährige

Anja wollte schönsein, träumtevon einer Mo-del-Karriere.

Wie sehr sie da-runter wirklich litt,

offenbart sie in meinem Teilder Serie. Denn der Druck,die Schönste zu sein, stürztesie in einen Teufelskreis ausMedikamenten, exzessivemSport und Schönheits-OPs.

„Anja im Teufelskreisdes Schönheits-Wahns“Anne Tafferner, Redakteurin

Alkohol, Zigarren, Medika-mente, Drogen – Süchte gibtes viele.

VON MARLENE [email protected]

Marlene Mortler ist Drogen-beauftragte der Bundesre-gierung. Fotos: dpa, iStock