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8 | Stadtmarketing Viele Ideen in der Schublade Stadtmarketing Der Verein „Wir in Neu-Ulm“ (W.I.N.) versucht weiter, die Lebensqualität in der Stadt rechts der Donau zu verbessern. Mit verschiedensten Mitteln. Über 100 Mitglieder hat W.I.N. mittlerweile. Nicht schlecht für einen totgesagten Verein, des- sen Aktivitäten vor drei Jah- ren überschaubar waren, um nicht zu sagen: W.I.N. dümpel- te vor sich hin. Dann kam Heinz Koch. Der Theatermacher hatte viele neue Ideen, machte sich stark, suchte neue Mitstreiter, die sich ebenso engagierten. W.I.N. erkämpfte sich Förder- gelder von der Stadt, konnte eine Citymanagerin einstellen. „Roswitha McLeod entlastet die Mitglieder. Von ihnen und vom Vorstand kommen zwar im- mer noch die Ideen, doch sehr viel Organisatorisches liegt in der Hand der Citymanagerin“, lobt Heinz Koch. Und das war 2013 schon eine Menge: Unter anderem standen auch wieder die „Wohlfühltage“ an, eine fast zweiwöchige Veranstaltungs- reihe, bei der sich alle Mitglie- der einbringen konnten. Nicht nur damit machte W.I.N. wie- der Schlagzeilen. Auch die Ein- ladung Professor Alexander Doderers, eines ausgewiesenen Stadtmarketingexperten, be- scherte dem Verein Aufmerk- samkeit. Doderer referierte zu Beginn der „Wohlfühltage“ über Neu-Ulm. Er hatte sich die Stadt angesehen und viele Schwachstellen ausgemacht. Sein Urteil: Neu-Ulm sei „un- sexy“. „Mit so einer vernichten- den Kritik hätte kaum jemand gerechnet“, erinnert sich Heinz Koch. „Das ging sogar so weit, dass Neu-Ulm als hässlichste Stadt Deutschlands bezeichnet wurde. Stadträte, die uns Do- derer empfohlen hatten, ent- schuldigten sich und es wurde sogar hämisch gelästert, W.I.N. habe sich da ein ganz schönes Ei gelegt, weil der Verein den Stadtmarketingexperten selbst eingeladen hatte.“ Mittlerwei- le ist ein wenig Zeit vergangen und Koch kann über die Dode- rer-Kritik schmunzeln. Nicht, weil er sie einfach so abtun will – nein, eigentlich hat Heinz Koch sogar sein Ziel erreicht: „Die Menschen befassen sich mit Neu-Ulm. Eine Zeitlang habe ich sogar gesagt: Super, eigent- lich müssten wir ja gar nichts mehr machen. Wir haben end- lich ein Prädikat, etwas, das Neu-Ulm ausmacht: Wir sind die Hässlichsten. Das könnte man ja so lassen, dann wären wir wenigstens irgendwo vor- ne.“ Dass das nicht das erklärte Ziel ist, war ja klar. Und immer- hin hat sich nach der Woge von „unsexy“-Schlagzeilen einiges getan. „Kleinere Dinge wurden recht zeitnah erledigt, zum Bei- spiel die verschmutzten Schil- der am Petrusplatz und das Partnerschafts-Schild an der Herdbrücke wieder hergerich- tet. Auch die kaputten Lampen auf der Herdbrücke sind mitt- lerweile repariert.“ Für ande- re Dinge, die Neu-Ulm „sexier“ machen könnten, braucht es eben noch Zeit. „Wir sind aber in intensiven Gesprächen mit der Stadt“, betont Koch. Mittendrin statt nur dabei Mitglieder der W.I.N. sind bei Sitzungen in den Behörden dabei, auch Beratungen über ein neues ÖPNV-Konzept lau- fen gerade. Die einzelnen po- litischen Fraktionen haben An- träge gestellt, um Kritikpunkte von W.I.N. zu diskutieren – und man höre und staune: Laut Koch ist Doderer im November sogar noch mal bei der Stadt zu Gesprächen eingeladen. „Das Heinz Koch von „Wir in Neu-Ulm“ möchte, dass sich die Menschen mit Neu-Ulm befassen und etwas bewegen. Foto: Lars Schwerdtfeger Großes Rollatortreffen in Neu- Ulm im Rahmen der Wohlfühlta- ge im Juni dieses Jahres, organi- siert von W.I.N. Die Aktionsgemeinschaft hat auch auf die kaputten Straßenlaternen an der Herdbrücke aufmerksam gemacht. Mittlerweile sind sie repariert. Fotos: Volkmar Könne- ke und Lars Schwerdtfeger

Südwest Presse-Sonderbeilage-Neu-Ulm

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8 | Stadtmarketing

Viele Ideen in der Schublade Stadtmarketing Der Verein „Wir in Neu-Ulm“ (W.I.N.) versucht weiter, die Lebensqualität in der Stadt rechts der Donau zu verbessern. Mit verschiedensten Mitteln.

Über 100 Mitglieder hat W.I.N. mittlerweile. Nicht schlecht für einen totgesagten Verein, des-sen Aktivitäten vor drei Jah-ren überschaubar waren, um nicht zu sagen: W.I.N. dümpel-te vor sich hin. Dann kam Heinz Koch. Der Theatermacher hatte viele neue Ideen, machte sich stark, suchte neue Mitstreiter, die sich ebenso engagierten. W.I.N. erkämpfte sich Förder-gelder von der Stadt, konnte eine Citymanagerin einstellen. „Roswitha McLeod entlastet die Mitglieder. Von ihnen und vom Vorstand kommen zwar im-mer noch die Ideen, doch sehr viel Organisatorisches liegt in der Hand der Citymanagerin“, lobt Heinz Koch. Und das war 2013 schon eine Menge: Unter anderem standen auch wieder die „Wohlfühltage“ an, eine fast zweiwöchige Veranstaltungs-reihe, bei der sich alle Mitglie-der einbringen konnten. Nicht nur damit machte W.I.N. wie-der Schlagzeilen. Auch die Ein-ladung Professor Alexander

Doderers, eines ausgewiesenen Stadtmarketingexperten, be-scherte dem Verein Aufmerk-samkeit. Doderer referierte zu Beginn der „Wohlfühltage“ über Neu-Ulm. Er hatte sich die Stadt angesehen und viele

Schwachstellen ausgemacht. Sein Urteil: Neu-Ulm sei „un-sexy“. „Mit so einer vernichten-den Kritik hätte kaum jemand gerechnet“, erinnert sich Heinz Koch. „Das ging sogar so weit, dass Neu-Ulm als hässlichste

Stadt Deutschlands bezeichnet wurde. Stadträte, die uns Do-derer empfohlen hatten, ent-schuldigten sich und es wurde sogar hämisch gelästert, W.I.N. habe sich da ein ganz schönes Ei gelegt, weil der Verein den Stadtmarketingexperten selbst eingeladen hatte.“ Mittlerwei-le ist ein wenig Zeit vergangen und Koch kann über die Dode-rer-Kritik schmunzeln. Nicht, weil er sie einfach so abtun will – nein, eigentlich hat Heinz Koch sogar sein Ziel erreicht: „Die Menschen befassen sich mit Neu-Ulm. Eine Zeitlang habe ich sogar gesagt: Super, eigent-lich müssten wir ja gar nichts mehr machen. Wir haben end-lich ein Prädikat, etwas, das Neu-Ulm ausmacht: Wir sind die Hässlichsten. Das könnte man ja so lassen, dann wären wir wenigstens irgendwo vor-ne.“ Dass das nicht das erklärte Ziel ist, war ja klar. Und immer-hin hat sich nach der Woge von „unsexy“-Schlagzeilen einiges getan. „Kleinere Dinge wurden

recht zeitnah erledigt, zum Bei-spiel die verschmutzten Schil-der am Petrusplatz und das Partnerschafts-Schild an der Herdbrücke wieder hergerich-tet. Auch die kaputten Lampen auf der Herdbrücke sind mitt-lerweile repariert.“ Für ande-re Dinge, die Neu-Ulm „sexier“ machen könnten, braucht es eben noch Zeit. „Wir sind aber in intensiven Gesprächen mit der Stadt“, betont Koch.

Mittendrin statt nur dabei

Mitglieder der W.I.N. sind bei Sitzungen in den Behörden dabei, auch Beratungen über ein neues ÖPNV-Konzept lau-fen gerade. Die einzelnen po-litischen Fraktionen haben An-träge gestellt, um Kritikpunkte von W.I.N. zu diskutieren – und man höre und staune: Laut Koch ist Doderer im November sogar noch mal bei der Stadt zu Gesprächen eingeladen. „Das

Heinz Koch von „Wir in Neu-Ulm“ möchte, dass sich die Menschen mit Neu-Ulm befassen und etwas bewegen. Foto: Lars Schwerdtfeger

Großes Rollatortreffen in Neu-Ulm im Rahmen der Wohlfühlta-ge im Juni dieses Jahres, organi-siert von W.I.N. Die Aktionsgemeinschaft hat auch auf die kaputten Straßenlaternen an der Herdbrücke aufmerksam gemacht. Mittlerweile sind sie repariert. Fotos: Volkmar Könne-ke und Lars Schwerdtfeger

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freut uns natürlich sehr. Al-les, was Neu-Ulm voranbringt, freut uns“, sagt Koch. Viele Ak-tivitäten von W.I.N. laufen mo-mentan im Hintergrund ab, der Verein etabliert gerade ein Bo-nus-System für seine Mitglie-der, will sich insgesamt noch besser vernetzen. „Außerdem haben wir einen Image-Film über Neu-Ulm gedreht, um zu zeigen, dass die Stadt durchaus lebenswert ist“, erzählt Koch. Gibt man auf dem Filmeportal youtube „Neu-Ulm“ als Such-begriff ein, findet sich der Film an sechster Stelle. „Neu-Ulm – Meine Stadt – überraschend, anders!“ ist der Clip über-schrieben. Darin zu sehen: la-chende Menschen auf dem Wochenmarkt, der sonnenbe-schienene Wasserturm, noch mehr lachende Menschen, die sich mit Bier zuprosten, noch mehr Sonne über dem DAV-Kletterzentrum, eine hell er-leuchtete Ratiopharm Arena, muskelbepackte Footballer, die übers sonnenbeschienene Feld laufen – im Hintergrund läuft Fahrstuhl-Klimpermu-sik. Ob das Neu-Ulm in den Augen der rund tausend Besu-cher, die den Clip gesehen ha-ben, sexy macht, sei dahinge-stellt. Aber darum geht es Koch ja gar nicht. Er will mit vielen kleinen Aktionen dafür sorgen, dass die Menschen ihre Stadt und deren Angebote bewusster

wahrnehmen. „Jemand mein-te mal zu mir, warum wir denn keinen verkaufsoffenen Sonn-tag haben. Das gehöre doch zum Stadtmarketing, weil es alle machen“, berichtet der Theatermacher. „Aber genau das wollen wir ja nicht. Ganz ehrlich: Ein verkaufsoffener Sonntag in Neu-Ulm, wer soll-te denn da mitmachen? Und würde denn jemand kommen, nur weil da 20 Läden aufhaben? Nein, wir wollen etwas anderes erreichen.“ Und zwar mit klei-nen, aber ausgewählten Aktio-nen. „Momentan ist zum Bei-spiel ein Schlemmerbummel in Planung. Die Idee: Vier Res-taurants beteiligen sich, einer macht eine Vorspeise, der an-dere ein Hauptgericht und so weiter. Die Besucher kommen zu Fuß mit einer Stadtführerin, die gleich noch ein paar Ge-schichten über Neu-Ulm zum Besten geben kann.“ Neu-Ulm habe nämlich sehr gute Lokale, betont Koch.

Schlemmen in Neu-Ulm

Die dürfe man ruhig ein biss-chen in den Vordergrund stel-len. Auch die Gesundheits-messe am Rathausplatz soll es wieder geben, ob mit oder oh-ne Wohlfühltage drumherum, ist noch unklar. Dafür will die

W.I.N. ihren beliebten Kalen-der 2014 ausfallen lassen.

2014 gibt es keinen Kalender

„Wir wollen mal sehen, ob er vermisst wird“, erklärt Koch. Immerhin sei die Organisati-on doch immer ein großer Auf-wand. An neuen Ideen mangelt es dem W.I.N.-Vorstand aber nicht: „Nächstes Jahr wollen wir uns Berthold Stückle einladen, einen gebürtigen Griesinger, der mittlerweile in Heilbronn lebt und dort Projektmanager der Bundesgartenschau 2019 ist. Wir erhoffen uns Impulse für die Donau als Lebensraum, da Stückle in Heilbronn auch den Neckar mit einbezieht. So etwas fehlt uns hier.“

Informationen

Informationen rund um den Ver-ein „Wir in Neu-Ulm“, anste-hende Events und Aktionen un-ter www.wir-in-neu-ulm.de. Auf der Homepage des Vereins können Interessierte auch über aktuelle Themen diskutieren und Beiträge kommentieren. Wer Mitglied werden möchte, kann sich unter „Community_Mitglied werden“ den Antrag als Pdf herunterladen und aus-drucken.

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