SWR 2 Musikstunde10847608/property=download/nid=659552/e1iagk/swr… · Trio Sonnerie Titel CD: Corelli Violin Sonatas op. 5 Vergin veritas, 7243 5 45078 2 3, LC 7873 WDR 5017 281

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    SWR 2 Musikstunde

    20. Februar 2013

    Mit Susanne Herzog

    Nuevo Orfeo Arcangelo Corelli (3)

    Er lebte 59 Jahre, 10 Monate und 20 Tage Arcangelo Corelli. So steht es

    in der Grabinschrift. Im Pantheon hatte sein Dienstherr, Kardinal Pietro

    Ottoboni, den von ihm verehrten Musiker begraben lassen.

    Noch Jahre, Jahrzehnte nach Corellis Tod kamen Musiker an dessen

    Todestag ins Pantheon und musizierten zu Ehren des Meisters. Lange Zeit

    auch noch viele Schler Corellis unter den Mitwirkenden. Der Ruhm des

    grten Virtuosen auf der Violine, des wahren Orpheus unserer Zeit wie

    sein Schler Francesco Gasparini ihn genannt hatte, lebte weiter, bis ins 19.

    Jahrhundert hinein.

    Heutzutage hrt man abseits der Alten Musik Szene allenfalls noch seine

    Follia Variationen und ja, natrlich alljhrlich zu Weihnachten sein

    Concerto fatto per la notte di Natale. Die Schlagerqualitten, die Antonio

    Vivaldis Vier Jahreszeiten bis heute haben: solche Dauerbrenner gibt es

    bei Corelli kaum. Warum? Vielleicht schlicht und ergreifend deshalb, weil

    Corellis Musik weniger virtuos, weniger spektakulr ist? Stattdessen einfach

    und ausgewogen. Genau das, was man im 18. Jahrhundert schtzte. 104

    1. Musik

    Arcangelo Corelli

    Pastorale aus Concerto op. 6 Nr. 8 in g-moll 2. einblenden bei 339 bis Ende 639 [frei 300] Ensemble 415

    Chiara Banchini, Ltg. Titel CD: Corelli Concerti grossi op. 6 Hmf, WDR, HMC 901406.07, LC 7045

    WDR 5010 823

  • 3

    Vielleicht haben Sie diese Pastorale von Corelli erkannt, auch wenn

    Weihnachten schon einige Zeit hinter uns liegt. Ein Ausschnitt aus Corellis

    Weihnachtsconcerto op. 6 Nr. 12. Es spielte Chiara Banchini mit ihrem

    Ensemble 415.

    Um Corellis gewaltigen Nachruhm geht es heute in der SWR 2 Musikstunde.

    Und um den zu verstehen, muss man sich erst mal vor Augen fhren, was

    dieser Erzengel der Musik denn eigentlich so Auergewhnliches geleistet

    hat. Deshalb einen Schritt zurck in der Musikgeschichte: um 1600 also

    rund 50 Jahre vor Corellis Geburt gab es noch keine eigenstndige

    Instrumentalmusik: der Gesang war dominierend. Rund hundert Jahre

    spter um 1700 Corelli befand sich mit 47 Jahren auf dem Hhepunkt

    seiner Karriere hrte man in Roms Palsten, Kirchen, auf den Pltzen der

    Ewigen Stadt riesige Orchester Concerti grossi spielen, wurden bei

    Akademien in den Gemchern der Kardinle und der Adeligen Triosonaten

    fr zwei Violinen und Basso continuo aufgefhrt. Ich mchte nicht

    behaupten, dass Corelli der Erfinder der Instrumentalmusik gewesen sei,

    das wre zu viel gesagt. Aber er hat doch einen mageblichen Anteil an der

    Entstehung einer eigenstndigen Instrumentalmusik gehabt. Der ein oder

    andere opernfeindliche Papst mag ihm dabei die Wege geebnet haben

    Seine sechs Opera entstanden ganz systematisch: bis 1700 erschien

    ungefhr alle fnf Jahre ein neuer Druck von Corelli. Zunchst Triosonaten,

    dann sein op. 5 mit den Solosonaten fr Violine und schlielich erst nach

    seinem Tod gedruckt seine Concerti grossi op. 6.

    Abgesehen davon, dass das alles Instrumentalmusik war, allein das eine

    Neuheit, machte Corelli ganz klare Vorgaben zur Satzabfolge: entweder da

    chiesa oder da camera. Will sagen: im Stil der Kirchenmusik: also ein

    langsamer, majesttischer Satz wird gefolgt von einem fugierten Satz usw.

    Oder eben im Stil der Kammermusik: eine Folge von Tanzstzen. Bei den

    Konzerten trat ein concertino, also eine kleine Gruppe von Musikern, immer

    wieder solistisch aus dem groen Orchesterverband heraus. Und die

    Solosonaten, ja da bot Corelli zumindest im ersten Teil das auf, was man

    damals auf der Geige so alles drauf hatte. 210

  • 4

    2. Musik

    Arcangelo Corelli

    Allegro aus Sonate op. 5 Nr. 1 D-Dur 1. 256

    1. 220 Trio Sonnerie Titel CD: Corelli Violin Sonatas op. 5

    Vergin veritas, 7243 5 45078 2 3, LC 7873 WDR 5017 281

    Das Trio Sonnerie mit dem Beginn von Corellis erster Solosonate aus seinem

    op. 5. Da bekommt man einen Eindruck davon, dass Corellis Musik nicht

    durchweg einfach zu spielen ist. Und vermutlich hat er eben diese

    Solosonaten fr sich selbst geschrieben: denn Corelli eilte in erster Linie der

    Ruf voraus, ein fabelhafter Virtuose zu sein. Der auch komponierte, ziemlich

    wenig allerdings. Gerade mal sechs Sammlungen umfasst sein Werk. Um

    genau zu sein: 72 Stcke in rund 40 Jahren! Also weniger als zwei Sonaten

    oder Concerti pro Jahr

    Ich gebe es zu: die Rechnung stimmt nicht ganz. Denn ich habe nur mit

    Corellis gedruckten Werken gerechnet. Vermutlich gab es aber einen riesigen

    Bestand an Handschriften von Corelli, der jedoch nicht berliefert ist.

    Warum auch sollte ein Corelli, ein Pasquini oder ein Stradella seine Werke

    drucken lassen? Schlielich wurden sie von ihren rmischen Dienstherren

    frstlich entlohnt. Und die Mhe eines Drucks war doch ziemlich gro: die

    Verhandlungen mit dem Verleger, die bersendung der Werke, die

    Korrekturen usw. Und obs dann einen guten Absatz fand, bei all dem

    Aufwand, das war noch mal eine ganz andere Frage.

    Um es kurz zu machen: Corelli war nicht faul, Corelli hat sehr viel

    komponiert, denn er war ja einer der angesehensten Musiker und

    Organisatoren des rmischen Musiklebens. Nur hat er eben lediglich eine

    genau getroffene Auswahl seiner Werke in den Druck gegeben, wohl wissend,

    dass eben jene sich in Europa verbreiten wrden, wenn alles gut liefe und

    dass eben jene dann auch seinen Ruhm begrnden wrden. Hinzu kommt,

    dass Corelli rein typmig mal wieder im Gegensatz zu Vivaldi eher

    langsam komponiert hat. In einem Brief an Kurfrst Johann Wilhelm von

    Pfalz-Neuburg, dem spteren Widmungstrger seiner Concerti grossi op. 6

  • 5

    schrieb Corelli: Ich bin mir meiner eigenen Schwche bewusst und selbst

    nach langem Experimentieren und vielen langwierigen Korrekturen habe ich

    kaum den Mut, der ffentlichkeit die wenigen Werke zu zeigen, die ich in

    Druck gegeben habe. 154

    3. Musik

    Arcangelo Corelli Allemande und Sarabande

    aus Concerto op. 6 Nr. 11 in B-dur 2. 500 2. 127

    Ensemble 415 Chiara Banchini, Ltg.

    Titel CD: Corelli Concerti grossi op. 6 Hmf, WDR, HMC 901406.07, LC 7045 WDR 5010 823

    Klar, klug und einfallsreich, majesttisch, feierlich und erhaben: so

    charakterisierte der englische Musikhistoriker Charles Burney die Concerti

    grossi von Corelli. Gerade gehrt ein Ausschnitt aus dem elften Concerto,

    gespielt von dem Ensemble 415 unter der Leitung von Chiara Banchini.

    Und wenn Burney die Qualitten dieser Werke lobt, muss man bedenken,

    dass der Englnger bereits einer ganz anderen Generation angehrte: er

    wurde erst mehr als 10 Jahre nach Corellis Tod geboren. Das war ihm wohl

    bewusst, als er schrieb: [] Wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass einige

    der Werke Corellis heute mehr als hundert Jahre alt sind, werden wir uns

    ber ihre Anmut und ihre Eleganz wundern, die nur mit dem Prinzip von

    Leichtigkeit und Einfachheit erklrt werden knnen.

    Einfachheit ist eines der Stichworte um Corellis Musik zu charakterisieren.

    Und damit ist er auch zukunftsweisend: eben nicht mehr barock ausufernd,

    sondern klassisch einfach. Die Transparenz seiner Instrumentalstze, das

    Gleichgewicht seiner Phrasen: all das hat man im 18. Jahrhundert

    bewundert. Geboren mglicherweise auch aus dem gleichen Geist wie der

    der Accademia degli Arcadi, die sich die idyllische, einfache Welt der Schfer

    auf die Fahnen geschrieben hatten. Erklrtes Ziel war es zu einer neuen

    Einfachheit und einer auf den Regeln der Vernunft und der Migung

  • 6

    beruhenden sthetik zu gelangen. Corelli wird mit seiner Musik ein ideales

    Aushngeschild fr diese Akademie gewesen sein.

    Aber ber den Stil hinaus gehend: auch die Form der Werke Corellis galt

    bald als mustergltig: vier Stze langsam, schnell, langsam, schnell.

    Allerorts schrieb man bald so Sonaten und Concerti. Und die

    Unterscheidung von Sonaten da chiesa und da camera vor Corelli

    wurde noch bunt gemischt diese strenge Trennung fand sogar Aufnahme

    in Lexika. Der franzsische Komponist und Musikschriftsteller Sbastien de

    Brossard etwa erklrt in der dritten Auflage seines Dictionnaire de

    musique von 1710: als Beispiele, siehe die Kompositionen von Corelli: Die

    sonata da chiesa unterscheidet sich von der als da camera oder Balletti

    bezeichneten darin, dass die Stze der da chiesa-Sonate Adagios oder Largos

    sind, gemischt mit Fugen, die die Allegros bilden.

    Hier zwei Stze aus einer solchen da chiesa Sonate von Corelli: ein

    langsames Adagio und ein fugiertes Allegro aus seiner Triosonate op. 3 Nr. 2.

    223

    4. Musik

    Arcangelo Corelli Adagio und Allegro aus Sonate op. 3 Nr. 2 in D-Dur

    2. 206 2. 202 London Baroque

    Titel CD: Arcangelo Corelli: Sonata da chiesa op. 1 & 3 Hmf, WDR, HMC 901345, LC 7045 WDR 5011 842

    Ein langsamer und ein schneller Satz aus Corellis Sonate op. 3 Nr. 2 gespielt

    vom Ensemble London Baroque. Ein Satzpaar aus einer typischen da

    chiesa Sonata. Seine Sammlungen hatte Corelli meist zweigeteilt: Sechs da

    chiesa und sechs da camera Sonaten. Bis auf einen Druck allerdings hat

    er diese strenge Unterscheidung nie auf den Titelblttern vermerkt.

    Was ja zunchst einmal erstaunlich ist, schlielich fand er doch gerade in

    dieser Trennung der Typen so viele Bewunderer und Nachahmer. Der Grund

    jedoch war ein rein konomischer: wenn man zu sehr betonte fr die Kirche

    oder fr die Kammer, dann htte das vielleicht den Verkauf behindert.

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    Schlielich sollten die Werke berall und zu jeder Gelegenheit auffhrbar

    sein. Bitte also nicht zu speziell!

    Corelli wusste nicht nur sehr genau, was er in den Druck gab, sondern auch

    wie er es in den Druck gab, damit es sich gut verkaufte. Und offensichtlich

    ging seine Strategie auf. Bereits seine Triosonaten op. 1 gingen weg wie

    warme Semmeln. Nicht nur ein Violinvirtuose und Komponist, der Signor

    Corelli, sondern auch ein gewiefter Geschftsmann.

    Auf diesem Hintergrund kann es kein Zufall sein, dass Corelli seine ersten

    Solosonaten fr Violine, sein op. 5, am 1. Januar 1700 erscheinen lie: in

    der Rckschau meint man durchaus zurecht, denn sie wurden ja dann auch

    das Jahrhundertwerk, das rasenden Absatz fand. Fr seine Concerti grossi

    op. 6 konnte Corelli sich nach diesem Erfolg natrlich entspannt zurck

    lehnen und von seinem Amsterdamer Verleger Estienne Roger, die besten

    Druckbedingungen fordern. Die da waren: Roger hatte auf eigene Kosten zu

    drucken und 150 Belegexemplare an Corelli zu senden. Ein Geschft ohne

    Risiko fr Corelli: er bezahlte nichts fr den Druck und konnte seine

    Belegexemplare auf dem italienischen Markt verkaufen. Dieser Vertrag kam

    1712 zu Stande. Die Vorbereitungen fr den Druck der Concerti zogen sich

    jedoch hin. Schlielich mussten die Stichplatten erstellt werden, die im

    Gegensatz zum lteren Typendruck ein viel besseres Notenbild boten. Corelli

    starb noch bevor der Druck abgeschlossen war. Und sein Kollege und

    Freund Fornari trat sein Erbe an, bei dem es ihm darauf ankam, einen

    mglichst groen Gewinn fr sich selbst heraus zu holen. Und deshalb bat

    er die ppstliche Behrden um das Privileg, dass keine Neuauflagen des op.

    6 gedruckt wrden. Denn schlielich wollte er seine 150 Kopien verkaufen,

    die Roger nach Corellis Tod nun ihm schicken musste. Auerdem ersetzte

    Fornari die ursprngliche Vorrede von Corelli durch eine eigene, in der

    Hoffnung, ein Geschenk vom Widmungstrger zu erhalten. Aber Fehlanzeige:

    diesmal ging Fornari leer aus. 228

  • 8

    5. Musik

    Arcangelo Corelli

    Allegro aus: Concerto grosso op. 6 Nr. 3 237

    Europa Galante Fabio Biondi, Ltg. Titel CD: Corelli Concerti grossi op. 6 Vol. 1

    Opus 111, OPS 30-147, LC 5718 WDR 5023 074

    Fabio Biondi und Europa Galante waren das mit einem Satz aus Corellis

    Concerto grosso op. 6 Nr. 3.

    Corellis Freund Fornari gelang es, nach dessen Tod mit der Publikation

    seiner Concerti noch eine Weile auf der Welle des Erfolges zu schwimmen.

    Und man knnte - um im Bild zu bleiben - sagen: geradezu tsunamiartig

    berschwemmte Corellis op. 5 im Laufe des 18. Jahrhunderts ganz Europa.

    Ohne dabei jedoch Zerstrung anzurichten: aber anderes weggeschwemmt

    haben sie dann doch die Solosonaten von Corelli. Man wollte nur noch

    Corelli spielen und hren: sein op. 5 wurde bis 1800 ber 50 Mal

    nachgedruckt!

    Kaum verwunderlich, dass jeder an diesem Erfolg teilhaben wollte. Und so

    erschien zehn Jahre nach der Erstausgabe von Rom im Jahr 1710 bei

    Estienne Roger in Amsterdam eine verzierte Fassung des op. 5: wie Corelli

    sie gespielt haben mchte schrieb Roger ber die Ornamente. Viel ist in der

    Fachwelt diskutiert worden, ob diese Verzierungen wirklich von Corelli seien

    oder ob Roger mit der schwammigen Formulierung wie Corelli sie gespielt

    haben mchte meinte: sie sind nicht von Corelli, aber in seinem Sinne.

    Inzwischen herrscht die Meinung vor: die Verzierungen seien echt.

    Schlielich htte Roger auch keinen klugen Schachzug getan, diesen

    Goldesel Corelli mit flschlich zugeschriebenen Verzierungen zu verrgern

    Vielmehr brachte die neuerliche Ausgabe doch wahrscheinlich Beiden Geld:

    Roger und Corelli.

    Fr den wachsenden Markt der Dilettanten waren die ausgeschriebenen

    Verzierungen gedacht, denn Profis, die etwas auf sich hielten, verzierten

    selbstverstndig ad hoc selbst. Und so wurde dann die Flut von

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    Nachdrucken doch fast immer unverziert heraus gebracht: damit ein

    Veracini oder ein Castrucci seine Virtuositt mit eigenen Verzierungen unter

    Beweis stellen konnte. Manche Fans von Corellis op. 5 nutzen seine Sonaten

    jedoch nicht nur fr die eigene Karriere als Violinvirtuose: frei nach dem

    Motto: mit Corellis op. 5 komme ich beim Publikum besser an als mit

    eigenen Kompositionen. Nein, einige entwickelten sich zu regelrechten

    Trittbrettfahrern. Corellis Schler Michele Mascitti etwa brachte seinerseits

    beim gleichen Drucker eben Roger in Amsterdam - Sonaten heraus und

    benutzte quasi das identische Titelbild wie Corelli. Will sagen: da steht zwar

    Mascitti auf der Titelseite, aber eigentlich ist das quasi Corelli, fast so gut

    wie das Original. Deshalb: kaufen! Ja, so war das in Zeiten ohne

    Urheberrecht. 220

    6. Musik

    John Ravenscroft

    Largo und Allegro aus Sonata ottava 121

    123 London Baroque Titel CD: Stravaganze Napoletane

    BIS, BIS-CD-1395, LC 03240 WDR 5112 372

    Zwei Stze aus einer Sonate von Arcangelo Corelli? Nein! Klingt hnlich, war

    aber kein Corelli, sondern Musik von John Ravenscroft gespielt vom

    Ensemble London Baroque.

    John Ravenscroft war ein englischer Dilettant und groer Fan von Corelli,

    der sich jahrelang in Rom aufhielt und auch Schler des verehrten Meisters

    war. 1695 hatte er in Rom zwlf Triosonaten im Stil von Corelli

    verffentlicht, von denen sechs Sonaten Jahrzehnte spter unter dem

    Namen Corellis herausgegeben wurden. Also Achtung im Corelli verrckten

    18. Jahrhundert: nicht berall wo Corelli draufstand, war auch Corelli drin!

    Sein Name war einfach gleichbedeutend mit Erfolg und deshalb gerne

    benutzt.

    Wenn du den gttlichen Corelli studierst, wirst du ein irdischer Engel

    werden. schrieb Antonio Tonelli auf der Titelseite zu seinem Corelli

  • 10

    transformato, das war eine Sammlung von Corellis Sonaten, die Tonelli in

    geistliche Vokalstcke verwandelt hatte. Aber man brauchte nicht dazu

    aufzurufen, beim gttlichen Corelli zu studieren, die Schler strmten

    ohnehin zu ihm nach Rom. Oft Adelige auf grand tour, viele Englnder, die

    das Corelli Fieber dann in ihre Heimat schleppten, oder auch junge

    Virtuosen oder Komponisten: wie etwa Gasparini, Locatelli, Bonporti,

    Castrucci, Geminiani und Somis. Sie alle erhofften nicht nur viel zu lernen,

    sondern sich natrlich auch karrieretechnisch, mit der Schlerschaft bei

    Corelli zu schmcken. Der Komponist Francesco Gasparini etwa behauptete,

    sechs Jahre lang Schler Corellis und ein naher Freund seines Lehrers

    gewesen zu sein. Untermauert hat er diese statements mit Insiderwissen.

    Zum Beispiel: er wisse, dass Corelli bei der Komposition der berhmten

    Follia aus seinem op. 5 Genugtuung empfunden habe und sie schtze. 142

    7. Musik

    Arcangelo Corelli Sonata op. 5 Nr. 12 in d-moll Follia 2. 1212

    Andrew Manze, Violine Richard Egarr, Cembalo Titel CD: Corelli Violin Sonatas, op. 5

    HM USA, HMU 907298.99, LC 7045 WDR 5087 659

    Die berhmte Follia in d-moll aus Corellis op. 5. Violine spielte Andrew

    Manze, Cembalo Richard Egarr. Die Follia ist eines der Werke, die Corelli bis

    heute unsterblich gemacht haben.

    Am musikalischen Gtterhimmel des 18. Jahrhunderts gab es seinerzeit

    allerdings zwei Komponisten: Corelli als Gott der italienischen Musik und

    Lully als der der Franzosen. Der deutsche Komponist Georg Muffat kam mit

    Beiden in Berhrung: schon als Jngling von zehn Jahren wurde er zu

    Monsieur Lully nach Versailles geschickt, spter dann ging er zu Signor

    Corelli nach Rom. Wo er Corellis Musik wie er selbst schreibt mit groem

    Lust und Wunder hrte. Wie Muffat den jeweils franzsischen bzw.

    italienischen Stil der zwei Meister in seiner Musik verewigt hat, darum geht

    es morgen unter anderem in der SWR 2 Musikstunde. Und: duldete man im

  • 11

    lullyschen Frankreich von Louis XIV. Musik la Corelli berhaupt? Wie

    sahs in Deutschland aus: Lie man neben Vivaldis virtuosen Solokonzerten

    und farbigen Concerti grossi auch die Solosonaten von Corelli gelten?

    Hier ein Vorgeschmack aus Frankreich auf der flute traversire gespielt: eine

    Bearbeitung von Corellis op. 5, vielleicht vom berhmten Fltisten Michel

    Corrette geschrieben. 115

    8. Musik

    Arcangelo Corelli / Michel Corrette (?) Giga aus Sonate op. 5 Nr. 5 in g-moll

    129 Benedek Csalog, Traversflte

    Lon Berben, Cembalo Titel CD: Corelli Six Sonatas op. 5 Nos 1-6 Hungaroton Records, HCD 31807, kein LC

    WDR 5036 399 Musik ca. 3908

    Text ca. 1521