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SWR 2 Musikstunde
20. Februar 2013
Mit Susanne Herzog
Nuevo Orfeo Arcangelo Corelli (3)
Er lebte 59 Jahre, 10 Monate und 20 Tage Arcangelo Corelli. So steht es
in der Grabinschrift. Im Pantheon hatte sein Dienstherr, Kardinal Pietro
Ottoboni, den von ihm verehrten Musiker begraben lassen.
Noch Jahre, Jahrzehnte nach Corellis Tod kamen Musiker an dessen
Todestag ins Pantheon und musizierten zu Ehren des Meisters. Lange Zeit
auch noch viele Schler Corellis unter den Mitwirkenden. Der Ruhm des
grten Virtuosen auf der Violine, des wahren Orpheus unserer Zeit wie
sein Schler Francesco Gasparini ihn genannt hatte, lebte weiter, bis ins 19.
Jahrhundert hinein.
Heutzutage hrt man abseits der Alten Musik Szene allenfalls noch seine
Follia Variationen und ja, natrlich alljhrlich zu Weihnachten sein
Concerto fatto per la notte di Natale. Die Schlagerqualitten, die Antonio
Vivaldis Vier Jahreszeiten bis heute haben: solche Dauerbrenner gibt es
bei Corelli kaum. Warum? Vielleicht schlicht und ergreifend deshalb, weil
Corellis Musik weniger virtuos, weniger spektakulr ist? Stattdessen einfach
und ausgewogen. Genau das, was man im 18. Jahrhundert schtzte. 104
1. Musik
Arcangelo Corelli
Pastorale aus Concerto op. 6 Nr. 8 in g-moll 2. einblenden bei 339 bis Ende 639 [frei 300] Ensemble 415
Chiara Banchini, Ltg. Titel CD: Corelli Concerti grossi op. 6 Hmf, WDR, HMC 901406.07, LC 7045
WDR 5010 823
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Vielleicht haben Sie diese Pastorale von Corelli erkannt, auch wenn
Weihnachten schon einige Zeit hinter uns liegt. Ein Ausschnitt aus Corellis
Weihnachtsconcerto op. 6 Nr. 12. Es spielte Chiara Banchini mit ihrem
Ensemble 415.
Um Corellis gewaltigen Nachruhm geht es heute in der SWR 2 Musikstunde.
Und um den zu verstehen, muss man sich erst mal vor Augen fhren, was
dieser Erzengel der Musik denn eigentlich so Auergewhnliches geleistet
hat. Deshalb einen Schritt zurck in der Musikgeschichte: um 1600 also
rund 50 Jahre vor Corellis Geburt gab es noch keine eigenstndige
Instrumentalmusik: der Gesang war dominierend. Rund hundert Jahre
spter um 1700 Corelli befand sich mit 47 Jahren auf dem Hhepunkt
seiner Karriere hrte man in Roms Palsten, Kirchen, auf den Pltzen der
Ewigen Stadt riesige Orchester Concerti grossi spielen, wurden bei
Akademien in den Gemchern der Kardinle und der Adeligen Triosonaten
fr zwei Violinen und Basso continuo aufgefhrt. Ich mchte nicht
behaupten, dass Corelli der Erfinder der Instrumentalmusik gewesen sei,
das wre zu viel gesagt. Aber er hat doch einen mageblichen Anteil an der
Entstehung einer eigenstndigen Instrumentalmusik gehabt. Der ein oder
andere opernfeindliche Papst mag ihm dabei die Wege geebnet haben
Seine sechs Opera entstanden ganz systematisch: bis 1700 erschien
ungefhr alle fnf Jahre ein neuer Druck von Corelli. Zunchst Triosonaten,
dann sein op. 5 mit den Solosonaten fr Violine und schlielich erst nach
seinem Tod gedruckt seine Concerti grossi op. 6.
Abgesehen davon, dass das alles Instrumentalmusik war, allein das eine
Neuheit, machte Corelli ganz klare Vorgaben zur Satzabfolge: entweder da
chiesa oder da camera. Will sagen: im Stil der Kirchenmusik: also ein
langsamer, majesttischer Satz wird gefolgt von einem fugierten Satz usw.
Oder eben im Stil der Kammermusik: eine Folge von Tanzstzen. Bei den
Konzerten trat ein concertino, also eine kleine Gruppe von Musikern, immer
wieder solistisch aus dem groen Orchesterverband heraus. Und die
Solosonaten, ja da bot Corelli zumindest im ersten Teil das auf, was man
damals auf der Geige so alles drauf hatte. 210
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2. Musik
Arcangelo Corelli
Allegro aus Sonate op. 5 Nr. 1 D-Dur 1. 256
1. 220 Trio Sonnerie Titel CD: Corelli Violin Sonatas op. 5
Vergin veritas, 7243 5 45078 2 3, LC 7873 WDR 5017 281
Das Trio Sonnerie mit dem Beginn von Corellis erster Solosonate aus seinem
op. 5. Da bekommt man einen Eindruck davon, dass Corellis Musik nicht
durchweg einfach zu spielen ist. Und vermutlich hat er eben diese
Solosonaten fr sich selbst geschrieben: denn Corelli eilte in erster Linie der
Ruf voraus, ein fabelhafter Virtuose zu sein. Der auch komponierte, ziemlich
wenig allerdings. Gerade mal sechs Sammlungen umfasst sein Werk. Um
genau zu sein: 72 Stcke in rund 40 Jahren! Also weniger als zwei Sonaten
oder Concerti pro Jahr
Ich gebe es zu: die Rechnung stimmt nicht ganz. Denn ich habe nur mit
Corellis gedruckten Werken gerechnet. Vermutlich gab es aber einen riesigen
Bestand an Handschriften von Corelli, der jedoch nicht berliefert ist.
Warum auch sollte ein Corelli, ein Pasquini oder ein Stradella seine Werke
drucken lassen? Schlielich wurden sie von ihren rmischen Dienstherren
frstlich entlohnt. Und die Mhe eines Drucks war doch ziemlich gro: die
Verhandlungen mit dem Verleger, die bersendung der Werke, die
Korrekturen usw. Und obs dann einen guten Absatz fand, bei all dem
Aufwand, das war noch mal eine ganz andere Frage.
Um es kurz zu machen: Corelli war nicht faul, Corelli hat sehr viel
komponiert, denn er war ja einer der angesehensten Musiker und
Organisatoren des rmischen Musiklebens. Nur hat er eben lediglich eine
genau getroffene Auswahl seiner Werke in den Druck gegeben, wohl wissend,
dass eben jene sich in Europa verbreiten wrden, wenn alles gut liefe und
dass eben jene dann auch seinen Ruhm begrnden wrden. Hinzu kommt,
dass Corelli rein typmig mal wieder im Gegensatz zu Vivaldi eher
langsam komponiert hat. In einem Brief an Kurfrst Johann Wilhelm von
Pfalz-Neuburg, dem spteren Widmungstrger seiner Concerti grossi op. 6
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schrieb Corelli: Ich bin mir meiner eigenen Schwche bewusst und selbst
nach langem Experimentieren und vielen langwierigen Korrekturen habe ich
kaum den Mut, der ffentlichkeit die wenigen Werke zu zeigen, die ich in
Druck gegeben habe. 154
3. Musik
Arcangelo Corelli Allemande und Sarabande
aus Concerto op. 6 Nr. 11 in B-dur 2. 500 2. 127
Ensemble 415 Chiara Banchini, Ltg.
Titel CD: Corelli Concerti grossi op. 6 Hmf, WDR, HMC 901406.07, LC 7045 WDR 5010 823
Klar, klug und einfallsreich, majesttisch, feierlich und erhaben: so
charakterisierte der englische Musikhistoriker Charles Burney die Concerti
grossi von Corelli. Gerade gehrt ein Ausschnitt aus dem elften Concerto,
gespielt von dem Ensemble 415 unter der Leitung von Chiara Banchini.
Und wenn Burney die Qualitten dieser Werke lobt, muss man bedenken,
dass der Englnger bereits einer ganz anderen Generation angehrte: er
wurde erst mehr als 10 Jahre nach Corellis Tod geboren. Das war ihm wohl
bewusst, als er schrieb: [] Wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass einige
der Werke Corellis heute mehr als hundert Jahre alt sind, werden wir uns
ber ihre Anmut und ihre Eleganz wundern, die nur mit dem Prinzip von
Leichtigkeit und Einfachheit erklrt werden knnen.
Einfachheit ist eines der Stichworte um Corellis Musik zu charakterisieren.
Und damit ist er auch zukunftsweisend: eben nicht mehr barock ausufernd,
sondern klassisch einfach. Die Transparenz seiner Instrumentalstze, das
Gleichgewicht seiner Phrasen: all das hat man im 18. Jahrhundert
bewundert. Geboren mglicherweise auch aus dem gleichen Geist wie der
der Accademia degli Arcadi, die sich die idyllische, einfache Welt der Schfer
auf die Fahnen geschrieben hatten. Erklrtes Ziel war es zu einer neuen
Einfachheit und einer auf den Regeln der Vernunft und der Migung
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beruhenden sthetik zu gelangen. Corelli wird mit seiner Musik ein ideales
Aushngeschild fr diese Akademie gewesen sein.
Aber ber den Stil hinaus gehend: auch die Form der Werke Corellis galt
bald als mustergltig: vier Stze langsam, schnell, langsam, schnell.
Allerorts schrieb man bald so Sonaten und Concerti. Und die
Unterscheidung von Sonaten da chiesa und da camera vor Corelli
wurde noch bunt gemischt diese strenge Trennung fand sogar Aufnahme
in Lexika. Der franzsische Komponist und Musikschriftsteller Sbastien de
Brossard etwa erklrt in der dritten Auflage seines Dictionnaire de
musique von 1710: als Beispiele, siehe die Kompositionen von Corelli: Die
sonata da chiesa unterscheidet sich von der als da camera oder Balletti
bezeichneten darin, dass die Stze der da chiesa-Sonate Adagios oder Largos
sind, gemischt mit Fugen, die die Allegros bilden.
Hier zwei Stze aus einer solchen da chiesa Sonate von Corelli: ein
langsames Adagio und ein fugiertes Allegro aus seiner Triosonate op. 3 Nr. 2.
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4. Musik
Arcangelo Corelli Adagio und Allegro aus Sonate op. 3 Nr. 2 in D-Dur
2. 206 2. 202 London Baroque
Titel CD: Arcangelo Corelli: Sonata da chiesa op. 1 & 3 Hmf, WDR, HMC 901345, LC 7045 WDR 5011 842
Ein langsamer und ein schneller Satz aus Corellis Sonate op. 3 Nr. 2 gespielt
vom Ensemble London Baroque. Ein Satzpaar aus einer typischen da
chiesa Sonata. Seine Sammlungen hatte Corelli meist zweigeteilt: Sechs da
chiesa und sechs da camera Sonaten. Bis auf einen Druck allerdings hat
er diese strenge Unterscheidung nie auf den Titelblttern vermerkt.
Was ja zunchst einmal erstaunlich ist, schlielich fand er doch gerade in
dieser Trennung der Typen so viele Bewunderer und Nachahmer. Der Grund
jedoch war ein rein konomischer: wenn man zu sehr betonte fr die Kirche
oder fr die Kammer, dann htte das vielleicht den Verkauf behindert.
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Schlielich sollten die Werke berall und zu jeder Gelegenheit auffhrbar
sein. Bitte also nicht zu speziell!
Corelli wusste nicht nur sehr genau, was er in den Druck gab, sondern auch
wie er es in den Druck gab, damit es sich gut verkaufte. Und offensichtlich
ging seine Strategie auf. Bereits seine Triosonaten op. 1 gingen weg wie
warme Semmeln. Nicht nur ein Violinvirtuose und Komponist, der Signor
Corelli, sondern auch ein gewiefter Geschftsmann.
Auf diesem Hintergrund kann es kein Zufall sein, dass Corelli seine ersten
Solosonaten fr Violine, sein op. 5, am 1. Januar 1700 erscheinen lie: in
der Rckschau meint man durchaus zurecht, denn sie wurden ja dann auch
das Jahrhundertwerk, das rasenden Absatz fand. Fr seine Concerti grossi
op. 6 konnte Corelli sich nach diesem Erfolg natrlich entspannt zurck
lehnen und von seinem Amsterdamer Verleger Estienne Roger, die besten
Druckbedingungen fordern. Die da waren: Roger hatte auf eigene Kosten zu
drucken und 150 Belegexemplare an Corelli zu senden. Ein Geschft ohne
Risiko fr Corelli: er bezahlte nichts fr den Druck und konnte seine
Belegexemplare auf dem italienischen Markt verkaufen. Dieser Vertrag kam
1712 zu Stande. Die Vorbereitungen fr den Druck der Concerti zogen sich
jedoch hin. Schlielich mussten die Stichplatten erstellt werden, die im
Gegensatz zum lteren Typendruck ein viel besseres Notenbild boten. Corelli
starb noch bevor der Druck abgeschlossen war. Und sein Kollege und
Freund Fornari trat sein Erbe an, bei dem es ihm darauf ankam, einen
mglichst groen Gewinn fr sich selbst heraus zu holen. Und deshalb bat
er die ppstliche Behrden um das Privileg, dass keine Neuauflagen des op.
6 gedruckt wrden. Denn schlielich wollte er seine 150 Kopien verkaufen,
die Roger nach Corellis Tod nun ihm schicken musste. Auerdem ersetzte
Fornari die ursprngliche Vorrede von Corelli durch eine eigene, in der
Hoffnung, ein Geschenk vom Widmungstrger zu erhalten. Aber Fehlanzeige:
diesmal ging Fornari leer aus. 228
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5. Musik
Arcangelo Corelli
Allegro aus: Concerto grosso op. 6 Nr. 3 237
Europa Galante Fabio Biondi, Ltg. Titel CD: Corelli Concerti grossi op. 6 Vol. 1
Opus 111, OPS 30-147, LC 5718 WDR 5023 074
Fabio Biondi und Europa Galante waren das mit einem Satz aus Corellis
Concerto grosso op. 6 Nr. 3.
Corellis Freund Fornari gelang es, nach dessen Tod mit der Publikation
seiner Concerti noch eine Weile auf der Welle des Erfolges zu schwimmen.
Und man knnte - um im Bild zu bleiben - sagen: geradezu tsunamiartig
berschwemmte Corellis op. 5 im Laufe des 18. Jahrhunderts ganz Europa.
Ohne dabei jedoch Zerstrung anzurichten: aber anderes weggeschwemmt
haben sie dann doch die Solosonaten von Corelli. Man wollte nur noch
Corelli spielen und hren: sein op. 5 wurde bis 1800 ber 50 Mal
nachgedruckt!
Kaum verwunderlich, dass jeder an diesem Erfolg teilhaben wollte. Und so
erschien zehn Jahre nach der Erstausgabe von Rom im Jahr 1710 bei
Estienne Roger in Amsterdam eine verzierte Fassung des op. 5: wie Corelli
sie gespielt haben mchte schrieb Roger ber die Ornamente. Viel ist in der
Fachwelt diskutiert worden, ob diese Verzierungen wirklich von Corelli seien
oder ob Roger mit der schwammigen Formulierung wie Corelli sie gespielt
haben mchte meinte: sie sind nicht von Corelli, aber in seinem Sinne.
Inzwischen herrscht die Meinung vor: die Verzierungen seien echt.
Schlielich htte Roger auch keinen klugen Schachzug getan, diesen
Goldesel Corelli mit flschlich zugeschriebenen Verzierungen zu verrgern
Vielmehr brachte die neuerliche Ausgabe doch wahrscheinlich Beiden Geld:
Roger und Corelli.
Fr den wachsenden Markt der Dilettanten waren die ausgeschriebenen
Verzierungen gedacht, denn Profis, die etwas auf sich hielten, verzierten
selbstverstndig ad hoc selbst. Und so wurde dann die Flut von
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Nachdrucken doch fast immer unverziert heraus gebracht: damit ein
Veracini oder ein Castrucci seine Virtuositt mit eigenen Verzierungen unter
Beweis stellen konnte. Manche Fans von Corellis op. 5 nutzen seine Sonaten
jedoch nicht nur fr die eigene Karriere als Violinvirtuose: frei nach dem
Motto: mit Corellis op. 5 komme ich beim Publikum besser an als mit
eigenen Kompositionen. Nein, einige entwickelten sich zu regelrechten
Trittbrettfahrern. Corellis Schler Michele Mascitti etwa brachte seinerseits
beim gleichen Drucker eben Roger in Amsterdam - Sonaten heraus und
benutzte quasi das identische Titelbild wie Corelli. Will sagen: da steht zwar
Mascitti auf der Titelseite, aber eigentlich ist das quasi Corelli, fast so gut
wie das Original. Deshalb: kaufen! Ja, so war das in Zeiten ohne
Urheberrecht. 220
6. Musik
John Ravenscroft
Largo und Allegro aus Sonata ottava 121
123 London Baroque Titel CD: Stravaganze Napoletane
BIS, BIS-CD-1395, LC 03240 WDR 5112 372
Zwei Stze aus einer Sonate von Arcangelo Corelli? Nein! Klingt hnlich, war
aber kein Corelli, sondern Musik von John Ravenscroft gespielt vom
Ensemble London Baroque.
John Ravenscroft war ein englischer Dilettant und groer Fan von Corelli,
der sich jahrelang in Rom aufhielt und auch Schler des verehrten Meisters
war. 1695 hatte er in Rom zwlf Triosonaten im Stil von Corelli
verffentlicht, von denen sechs Sonaten Jahrzehnte spter unter dem
Namen Corellis herausgegeben wurden. Also Achtung im Corelli verrckten
18. Jahrhundert: nicht berall wo Corelli draufstand, war auch Corelli drin!
Sein Name war einfach gleichbedeutend mit Erfolg und deshalb gerne
benutzt.
Wenn du den gttlichen Corelli studierst, wirst du ein irdischer Engel
werden. schrieb Antonio Tonelli auf der Titelseite zu seinem Corelli
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transformato, das war eine Sammlung von Corellis Sonaten, die Tonelli in
geistliche Vokalstcke verwandelt hatte. Aber man brauchte nicht dazu
aufzurufen, beim gttlichen Corelli zu studieren, die Schler strmten
ohnehin zu ihm nach Rom. Oft Adelige auf grand tour, viele Englnder, die
das Corelli Fieber dann in ihre Heimat schleppten, oder auch junge
Virtuosen oder Komponisten: wie etwa Gasparini, Locatelli, Bonporti,
Castrucci, Geminiani und Somis. Sie alle erhofften nicht nur viel zu lernen,
sondern sich natrlich auch karrieretechnisch, mit der Schlerschaft bei
Corelli zu schmcken. Der Komponist Francesco Gasparini etwa behauptete,
sechs Jahre lang Schler Corellis und ein naher Freund seines Lehrers
gewesen zu sein. Untermauert hat er diese statements mit Insiderwissen.
Zum Beispiel: er wisse, dass Corelli bei der Komposition der berhmten
Follia aus seinem op. 5 Genugtuung empfunden habe und sie schtze. 142
7. Musik
Arcangelo Corelli Sonata op. 5 Nr. 12 in d-moll Follia 2. 1212
Andrew Manze, Violine Richard Egarr, Cembalo Titel CD: Corelli Violin Sonatas, op. 5
HM USA, HMU 907298.99, LC 7045 WDR 5087 659
Die berhmte Follia in d-moll aus Corellis op. 5. Violine spielte Andrew
Manze, Cembalo Richard Egarr. Die Follia ist eines der Werke, die Corelli bis
heute unsterblich gemacht haben.
Am musikalischen Gtterhimmel des 18. Jahrhunderts gab es seinerzeit
allerdings zwei Komponisten: Corelli als Gott der italienischen Musik und
Lully als der der Franzosen. Der deutsche Komponist Georg Muffat kam mit
Beiden in Berhrung: schon als Jngling von zehn Jahren wurde er zu
Monsieur Lully nach Versailles geschickt, spter dann ging er zu Signor
Corelli nach Rom. Wo er Corellis Musik wie er selbst schreibt mit groem
Lust und Wunder hrte. Wie Muffat den jeweils franzsischen bzw.
italienischen Stil der zwei Meister in seiner Musik verewigt hat, darum geht
es morgen unter anderem in der SWR 2 Musikstunde. Und: duldete man im
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lullyschen Frankreich von Louis XIV. Musik la Corelli berhaupt? Wie
sahs in Deutschland aus: Lie man neben Vivaldis virtuosen Solokonzerten
und farbigen Concerti grossi auch die Solosonaten von Corelli gelten?
Hier ein Vorgeschmack aus Frankreich auf der flute traversire gespielt: eine
Bearbeitung von Corellis op. 5, vielleicht vom berhmten Fltisten Michel
Corrette geschrieben. 115
8. Musik
Arcangelo Corelli / Michel Corrette (?) Giga aus Sonate op. 5 Nr. 5 in g-moll
129 Benedek Csalog, Traversflte
Lon Berben, Cembalo Titel CD: Corelli Six Sonatas op. 5 Nos 1-6 Hungaroton Records, HCD 31807, kein LC
WDR 5036 399 Musik ca. 3908
Text ca. 1521