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Tanzvermittlung im nrw landesbuero tanz TANZ VERBINDET

TANZ - mkffi.nrw · Jugend, Kultur und Sport des ... Welch eAufgabenkönnenvondenTanzschaffenden ... Dortmund Mülheima.d.Ruhr Köln Aachen Bonn ARNSBERG MÜNSTER

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Tanzvermittlung im nrw landesbuero tanz

TANZVERBINDET

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01 02 05 06INHALT

Wieso, weshalb, warum4 … Tanz, Tanz, Tanz

6 … »Kein Kind zurück lassen«Ute Schäfer

8 … »Tanz verbindet«Anke Brunn

Wer nicht fragt bleibt dumm10 ... WIR

12 ...180°Drehung

13 ... dynamo – junge Tanzplattform

Kannste abhaken!30 ... Checkliste

Wer, wie, was…32 ... Tanzvermittler_innen in NRW

37 ... Bundesweite Zusammenschlüsseund Netzwerkpartner_innen

07Wer soll das bezahlen…38 ... Finanzierung 39 ... Impressum

03 04Tanzen in NRW…14 ... »ein Projekt macht Schule«

Prof. Klaus Schäfer

So kann’s gehen18 ... in Kitas

20 ... in Schulen

28 ... in Jugendeinrichtungen

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Tanz öffnet Horizonte und bereichert die Lebenswirklichkeit, indem Mäd-

chen und Jungen lernen, ihre Umgebung mit anderen Augen zu sehen und zu

verstehen.Tanz unterstützt die

Entwicklung eines positiven Kör-

perbewusstseins durch einen spie-

lerischen Umgang mit dem eigenen

Körper und dem Erlernen eines

erweiterten, kreativen Bewegungs-

repertoires. Tanz stärkt das Kör-

per-Ich, hilft, mit sich und seinem

Körper eins zu sein, sich in seiner

Haut wohl zu fühlen und fördert dadurch das eigene Selbstwertgefühl.

Tanz ist gut für die Gesundheit und verhindert Folgeschäden durch zuwenig Bewegung.Tanz vermittelt Freude bei der Umsetzung von Musik.

Tanz fördert das Raum-Körper-

Bewusstsein in hohem Maße und

stimuliert dadurch das vernetzte

Denken.Tanz beeinflusst

Lernfortschritte in den kognitiven

Unterrichtsfächern positiv.

Tanz lässt den eigenen Körperals Medium erleben. Eigene oder

fremde Bilder und Geschichten

können in eine Körpersprache um-

gesetzt werden, die Bewegungs-

phantasie wird beflügelt. Spielräume für Assoziationen entstehen,Wahrneh-

mungsprozesse werden intensiviert, die Darstellung von Gefühlen wird unter-

stützt. Tanz greift individuelle Fähigkeiten auf.Tanz ermöglicht, dass dieeigenen Fähigkeiten bewusst werden und diese wertgeschätzt werden.Tanzals Gruppenerlebnis stärkt die soziale Kommunikation. Kinder und Jugendli-

che lernen in der gemeinsamen tänzerischen und choreografischen Arbeit

Toleranz, Einfühlsamkeit und Teamfä-

higkeit. Tanz ermöglicht interkultu-

relles Lernen. Im Migrationsprozess

hilft die Beschäftigung mit den unter-

schiedlichsten Tanztraditionen Brücken

zwischen den Kulturen zu bauen und

vermittelt Achtung vor Andersartigkeit.

Tanz fördert Selbstverantwortlich-

keit und reflektiertes Handeln. Die

Rezeption von Kunst und vor allem die

eigene Präsentation entwickeln das

ästhetische Urteilsvermögen und

eröffnen Schüler_innen die »Welt der

Bühnenkunst«.Tanz stärkt Schlüs-

selkompetenzen wie kreatives Denken,

Improvisationsvermögen, Ausdrucks-

fähigkeit, Selbstorganisation, Aus-

dauer und die Fähigkeit, die Initiative

zu ergreifen.

Choreografie: Catharina GadelhaFoto: Sabine Große-Wortmann

Choreografie: Andreas SimonFoto: Sabine Große-Wortmann

Choreografie: André Jolles, Benedetta ReuterFoto: Sabine Große-Wortmann

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Wiesoweshalbwarum…

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Choreografie: Benedetta ReuterFoto: Sabine Große-Wortmann

»Kein Kind zurück lassen«ist ein zentrales Ziel unsererLandespolitik

Die Förderung der kulturellen Bildung istein zentrales Anliegen der Landesregierungund eine Querschnittsaufgabe, die in allenkulturpolitischen Handlungsfeldern von Be-deutung ist. Als Ministerin für Familie, Kin-der, Jugend, Kultur und Sport nutze ich diebesondere Chance, die kulturelle Bildungals verbindendes Element zur Lebensbildungzu entwickeln. Dabei kommt dem Tanz einbesonderer Stellenwert zu.

Die schöpferische Auseinandersetzung mitTanz als künstlerisches und persönlichkeits-bildendes Medium, als nonverbales Aus-drucks- und Kommunikationsmittel fördertden Zugang von Heranwachsenden zur Aus-einandersetzung mit sich und der sozialenWelt. Der Tanz bringt lebensweltliche, brach-liegende Potenziale hervor. In der engen Ver-knüpfung mit Musik bietet der Tanz Raumzur Entdeckung eigener Wahrnehmungs- undGestaltungspotenziale, die einen wesent-lichen Aspekt aktiver und kompetenter Teil-habe an Gesellschaft, Kunst und Kulturdarstellen.

Seit der Einführung der Offenen Ganztags-grundschule fördern wir das nrw landes-buero tanz, um Kindern und Jugendlichendie Möglichkeit zu geben, selbst unter qua-lifizierter Anleitung von Choreografinnenund Choreografen zu tanzen, Stücke zu er-arbeiten und zu präsentieren, aber auchAufführungen für junges Publikum zu besu-chen. Diese prägenden Erfahrungen stärkenjunge Menschen in ihrer Entwicklung undschenken ihnen Erfahrungen von Glück undFreude.

Inzwischen ist Tanzvermittlung, Tanz inSchule und Jugendhilfe zu einem bundes-weit viel beachteten Markenzeichen desTanzlandes NRW geworden.

Ich wünsche dieser Veröffentlichung vieleLeserinnen und Leser und dass den gutenBeispielen aus der Praxis viele weitere neuehinzugefügt werden können. Ute Schäfer

Ute Schäfer

Ministerin für Familie, Kinder,Jugend, Kultur und Sport desLandes Nordrhein-Westfalen

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Choreografie: Sonia FrankenFoto: Sabine Große-Wortmann

GZTNRW e.V. undnrw landesbuero tanz –wer sind wir?

Die Gesellschaft für Zeitgenössischen TanzNRW e.V. (GZT NRW e.V.) wurde 1992 vonTanzfachleuten gegründet, um eine Lobbyfür den zeitgenössischen Tanz in unseremLand Nordrhein-Westfalen zu schaffen.Wir verstehen »zeitgenössischen« Tanz ausder Vielfalt unterschiedlicher heutiger An-sätze heraus, nicht festgelegt auf eine be-stimmte Technik oder ästhetische Form.

Seit 1995 tragen wir – gefördert von der Lan-desregierung – das nrw landesbuero tanz alsForum und Initiator für Austausch und Kom-munikation der Tanzschaffenden.Als Service-büro für den Tanz stellt es u. a. Informationenüber »Tanzkalender« und »Tanznews« landes-weit zur Verfügung.Die bedeutendsten Pro-jekte des nrw landesbuero tanz auf regionalerEbene sind die Tanzvermittlung und im inter-nationalen Kontext biennal veranstaltet dieinternationale tanzmesse nrw in Düsseldorf.

Zur Tanzvermittlung gehörenMaßnahmenwie»tanz in schulen«, »180°Drehung«, »Kultur-rucksack«, »dynamo – junge Tanzplattform«.Wir wollen die Tanzkunst in ihrer Vielfalt undStärke als selbstverständlichen Bestandteilin der Jugend-, Kultur- und Bildungsland-schaft etablieren.

Seit 2003 fördert die Landesregierung denSchwerpunkt Tanzvermittlung im nrw landes-buero tanz und unterstützt so Vernetzung,Weiterbildung, Kommunikation und Infor-mation über Fördermöglichkeiten für dieProjekte vor Ort.

Mit der jungen Tanzplattform »dynamo«werdengute Beispiele von Kindern und Jugendlichenvorgestellt, Tanzstücke für junges Publikumgezeigt und zum Austausch über den jeweili-gen Stand der Dinge Workshops angeboten.»dynamo« hat seinen Ausgangspunkt in Kölngenommen, soll nun weiter durch die Tanzortedes Landes reisen, um jungen Tanz im ganzenLand sichtbar zu machen.

Tanzland NRW

In den letzten Jahren wachsen bei uns in NRWund international die Begeisterung und dasPublikumsinteresse für den zeitgenössischenTanz. Auch wenn in Zeiten knapper Kassen vonLand und Kommunen vielfach finanzielle Eng-pässe für den Tanz existenzbedrohend sind, istder Tanz in NRW längst aus einem künstleri-schen Nischendasein heraus getreten. Bei-spiele sind die Erfolge des Ensembles von PinaBausch, der große Zuspruch für das tanzhausnrw und die gefeierten Veranstaltungen derRuhrtriennale. Alle zwei Jahre während der in-ternationalen tanzmesse nrw ist Düsseldorfder Welttreffpunkt des Tanzes. Anke Brunn

Anke BrunnVorsitzende der GZT NRW e.V.

»Tanz verbindet«Warum wollen Kinder tanzen? »Tanzen fühltsich an wie frei sein« sagt uns ein Kind undbegründet so, warum Kinder gern tanzenwollen und warum es so wichtig ist, dassmöglichst viele Kinder tanzen dürfen.

Kann es ein schöneres Lob der kulturellenBildung geben? Tanzkunst zu erleben, selbstan einer Aufführung, an einem künstlerischenProzess mitzuwirken,musizieren, tanzen zudürfen hilft, die kreativen Fähigkeiten vonKindern und Jugendlichen zu entwickeln,hilft – wie das Kind sagt – »frei« zu sein undeinen für das ganze Leben wirksamen Zu-gang zur Kunst zu gewinnen.

Tanz stärkt das Selbstwertgefühl und lehrtJungen und Mädchen einen neuen Umgangmit ihrem Körper, ist gut für die Gesundheitin unserer bewegungsarmen Zeit.

Vom Kindergarten an soll es in Zukunft imganzen Land für möglichst alle – zumindestfürmöglichst viele Kinder – die Chance geben,die Freude am Tanzen zu erfahren und sichim Tanz zu erproben.Erfahrene Choreografin-nen und Choreografen, Tanzpädagoginnenund Tanzpädagogen, engagierte Schulen,Kinder- und Jugendeinrichtungen organisie-ren und begleiten diese Entwicklung.

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02Wer nichtfragt bleibtdumm

Choreografie: Lina do Carmo, Dulce JiménezFoto: Sabine Große-Wortmann

Wirvertreten als nrw landesbuero tanz die Belange der nordrhein-westfälischen Tanzszene in landesweiten, kommunalen undbundesweiten Gremien.

Dazu gehört sowohl die Mitarbeit in politischen Gremien, alsauch in spartenspezifischen Zusammenschlüssen wie zumBeispiel im Bereich der kulturellen Bildung. Neben der struk-turellen Unterstützung der Tanzszene werden ebenso dieinhaltlichen Aspekte der Tanzkunst und dessen Vermittlungs-chancen kommuniziert.

Unser Ziel ist es, die Tanzkunst als selbstverständlichenBestandteil der Jugend-, Kultur- und Bildungslandschaft zuetablieren und Kontinuität und Professionalität zu stärken.

Wirsind Schaltstelle und Ansprechpartnerinnen für Schule, Jugend-hilfe, Kitas, Tänzer_innen, Choreograf_innen, Pädagog_innen,Eltern, Lehrer_innen, Förderer,Wissenschaftler_innen,Schul-träger, Künstler_innen anderer Sparten und alle Interessierten.

initiieren individuelle Projektmodelle in Schulen, Jugendhilfe,Kitas, etc.

schaffen Aufführungsmöglichkeiten für Tanz von Kindern undJugendlichen und Tanz für junges Publikum.

treiben den Fachaustausch voran zwischenTänzer_innen / Choreograf_innen / Tanzpädagog_innenund Lehrer_innen / Erzieher_innen / Sozialpädagog_innen.

vertreten die Belange der Tanzprojekte in ihrem Umfeld.

bündeln Erfahrungen und Informationenzu professionellen Tanzaktivitäten.

kommunizieren Anliegen und Möglichkeitender beteiligten Einrichtungen und der Tanzszene.

stehen im Austauschmit Fachleuten.

erfassen Finanzierungsmodelle.

treiben Evaluation und Forschung voran.

betreiben Öffentlichkeitsarbeit.

Linda Müller

Martina Ketterer

Gitta Roser

Fiona Louis

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dynamo –junge Tanzplattform

Wir initiieren und koordinieren unter demTitel »dynamo« regelmäßig innovativekünstlerische junge Tanzplattformen inNordrhein-Westfalen.

Diese Tanzplattformen drehen sich rund umden Tanz für und mit junge/n Menschen.

Die Schwerpunkte sind:

» tanzenKinder und Jugendliche haben die Möglich-keit ihre Tanzstücke, die sie mit professio-nellen Tänzer_innen, Choreograf_innen undTanzpädagog_innen erarbeitet haben, aufeiner professionellen Bühne zu präsentieren.

» zuschauenKinder und Jugendliche erhalten die Chanceprofessionelle Tanzproduktionen zurezipieren.

» netzwerken»dynamo« versteht sich als Plattform, aufder unterschiedlichste inhaltliche Formateangeboten werden. Sie fördert die Kommu-nikation in der lokalen Tanzlandschaft undunterstützt die Verankerung der kulturellenBildung vor Ort. Künstler_innen, Interes-sierte, Förderer, Kultur- und Bildungseinrich-tungen vernetzen sich zielgerichtet.

Die künstlerische Vielfalt wird mittels dieserReihe wertgeschätzt, Qualitätskriterienwerden angewendet, bestehende Strukturensichtbar gemacht und Netzwerke geknüpft.

Mit diesem Format wird »junger Tanz« einerbreiten Öffentlichkeit zugängig gemacht.Das Konzept verbreitet sich in Nordrhein-Westfalen und war bisher in Köln, Mülheima.d.R. und Krefeld zu Gast – weitere Städtewerden folgen.

Die Resonanz spricht für die Bedeutungdieser Veranstaltung und für die Fortführungder dynamo-Reise!

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180°Drehung

Alle Schüler_innen sollen durch tanzkünst-lerische Perspektivenwechsel ihre alltägli-chen Erfahrungen bereichern können. Daherinitiieren wir unter dem Titel »180°Drehung«individuelle Tanzprojekte in Schulen, die fi-nanzielle oder auch strukturelle Möglichkei-ten für Angebote der kulturellen Bildung nichtbzw. nur erschwert aufbringen können.

Markenzeichen dieser Projektreihe ist dieflexible Gestaltung jedes einzelnen Projek-tes vor Ort. Die gezielt auf die lokalen Mög-lichkeiten und Bedürfnisse abgestimmtenKonzepte ermöglichen ein entsprechendesund damit fortwährendes Tanzangebot inden Schulen.

Professionelle Tänzer_innen, Tanzpäda-gog_innen und Choreograf_innen arbeitenjährlich mit den rund zehn beteiligten Schu-len. Im Zentrum dieser zielgruppenorien-tierten Arbeit steht der kreative Prozess derteilnehmenden Schüler_innen.

Durch die intensive künstlerische Begleitungder Tanzschaffenden können die Kinder undJugendlichen die Tanzkunst kennenlernen,Themen kreativ erarbeiten und neue Perspek-tiven entwickeln.

Choreografie: Uta Sander, Sarah SchuhmacherFoto: Sabine Große-Wortmann Foto: Sabine Große-Wortmann

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Düsseldorf und für die hervorragenden Tanz-kompanien an anderen Orten. Nicht zuletztzeigen internationale Tanzfestivals im tanz-haus nrw immer wieder, wie bedeutsam NRWfür die Tanzentwicklung insgesamt ist. Dasollte und durfte der Tanz in den neu entstan-denen Ganztagsschulen nicht fehlen. Das nrwlandesbuero tanz startete mit viel Zuversichtund Engagement, Elan und Kompetenz.

Am Anfang war der Start sicher nicht leicht.Tanzen in der offenen Ganztagsgrundschulesollte ein offenes Experiment sein. Tänzerin-nen und Tänzer, die den Grundschülerinnenund Grundschülern Tanz in seinen unter-schiedlichsten Bewegungsabläufen und For-men vermitteln, haben sich schnell gefunden.Aber auch die Kosten mussten getragenwerden. Das Jugendministerium NRW konntehier helfen. Ebenso schnell waren Grund-schulen und die Träger des offenen Ganztagsüberzeugt davon, dass das Konzept der offe-nen Ganztagsgrundschule mehr sein sollteals »nur« Betreuung nach der Unterrichts-zeit. Sicher, Betreuung war auch wichtig undsollte helfen, die Vereinbarkeit von Familieund Beruf für die Eltern der Kinder zu sichern.Aber schnell kristallisierte sich heraus, dassdieser Anspruch allein nicht genügen konnte.

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Aktuell wird viel über die Bedeutung derkulturellen Bildung diskutiert. Dabei kannes keinen Zweifel daran geben, dass dievielfältigen Formate sich in der Praxis längstbewährt haben und inzwischen auch vielejunge Menschen erreichen. Sowohl im Rah-men der Enquetekommission des DeutschenBundestages in der letzten Legislaturperiode,als auch die inzwischen erschienenenSchriften zur kulturellen Bildung, so z.B. diedes Kulturrates und nicht zuletzt der vierteBildungsbericht 2012 mit dem Schwerpunkt-thema »musisch-ästhetische Bildung« wei-sen auf den gewachsenen Stellenwert derkulturellen Bildung insgesamt aber auch imKontext der Ganztagsschulen und auch derKinder- und Jugendarbeit hin. Es sind vorallem die non-formalen und informellen Bil-dungsprozesse, die diese Formen der Bildungausmachen und mit einem anderen Lebenfüllen, dem der Selbstaneignung, der Aus-einandersetzung, der Kommunikation u.a.m.

Zweifelsohne gehört auch der Tanz dazu. Erist eine besondere Form, die weit über diekörperliche Bewegung hinaus enorme Mög-lichkeiten der kulturellen Bildung eröffnet,in sozialer, gesundheitlicher und auch emo-tionaler Hinsicht. Aber es gilt auch, die kul-turelle Bildung muss sich nicht immer wiederüber Anschlussmöglichkeiten pädagogischerWirkungen begründen. Sie lebt auch aussich allein heraus, auch wenn sie zweckfreiist. Das muss sie auch sein, um ihre Poten-tiale entfalten zu können.

Nordrhein-Westfalen ist ein Land mit zahl-reichen Tanzstätten die eine hohe Kompe-tenz aufweisen und weit über die Grenzendes Landes wirken. Das gilt für den profes-sionellen Tanz, etwa das »Pina BauschTanztheater«, das gilt aber auch für PACTZollverein in Essen, für das tanzhaus nrw in

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Prof. Klaus SchäferStaatssekretär a.D.

03Tanzen in NRW…

Choreografie: Andreas SimonFoto: Iris Pohl

… ein Projektmacht Schule

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Die Zeit, die eine Ganztagsschule gibt, solltegenutzt werden für vielfältige Formen derFörderung. Zudem sollte der Offene Ganztagvon seiner Grundkonzeption her mehr sein.Er sollte sich in ein Bildungskonzept einfin-den, das von einem ganzheitlichen Bildungs-verständnis ausging. Denn angesichts desWandels der Sozialisationsbedingungen undder Veränderungen in den Rahmenbedingun-gen des Aufwachsens von Kindern wurdeEntwicklungsbedarf offensichtlich, den dieSchule allein nicht leisten konnte. Unter-richtsbezogene Bildung und außeruntericht-liche Formen sollten miteinander verbundenwerden, um so ein Optimum an individuellerFörderung zu erreichen. So ging es einer-seits um eine Erweiterung der Lernmöglich-keiten, andererseits aber ebenso um einekonzeptionelle Verbindung im Kontext einerGanztagsbildung, die nicht nur Wissen ver-mittelt, sondern auch neue Formen des so-zialen und kulturellen Lernens einbringt.

Solche Formen bringen die außerschulischenPartner einer Schule mit und zwar in ganzunterschiedlichen Feldern, insbesondereaber durch die Kinder- und Jugendarbeit, denSport und die Kultur. Sie bieten neue Gele-genheitsstrukturen, die, anders als der vor-strukturierte Unterricht, auch neue Formender Begegnung und der Aneignung ermögli-chen. Besonders geht es hierbei nicht umeine rezeptive Nutzung von kulturellen Ange-boten sondern um eine sehr aktive Teilhabe.

Der Tanz gehört zweifelsohne zu den Formen,die in dieser Beziehung etwas Besonderesmit einbringen. Bewegung, Gestaltung, Krea-tivität, Kunst, Kommunikation und vielesandere mehr. Tanzen, das heißt für Kinder,ihre eigenen Formate in der Bewegung undim Ausdruck entwickeln zu können und sichdabei auch selbst besser in der Beziehungzu anderen Kindern zu erleben. Die Tanz-kunst ist dann eine weitere Stufe der ganzindividuellen Erfahrung, die die Persönlich-keit stärken hilft.

Neben diesen individuellen Wirkungen darfman nicht vergessen, dass die Tanzprojektein den Ganztagsschulen auch ein wichtigerBeitrag zur Integration und zur Inklusionsind. Der Tanz hat es da sicher leichter alsandere Felder. Er wird wie selbstverständ-lich von allen Kindern wahrgenommen undwirkt »wie von selbst« integrativ, ohne esimmer wieder als eine besondere Leistungbetonen zu müssen. Daher ist er auch geeig-net im Sinne von Prävention bewertet zuwerden. Sein Vorteil ist, dass Kinder sichsehr schnell – nahezu ohne Scheu – »aufdie Bühne des Tanzes« begeben, auch umsich selbst entdecken zu können.

Nach nunmehr fast acht Jahren ist der Tanzin Ganztagschulen etabliert, inzwischenweit über die offene Ganztagsgrundschulehinaus. Dies ist ein besonderer Erfolg desnrw landesbueros tanz vor allem von Mar-tina Ketterer und Linda Müller, die unerläss-lich dabei sind, immer noch mehr Schulenzu gewinnen. Das sollten sie mit viel Engage-ment auch weiter versuchen, denn es zeigtsich doch immer wieder »Bildung ist mehrals Schule«, wie es das Bundessjugendku-ratorium einmal festgestellt hat. Der Tanzgehört allemal dazu, das hat er in den achtJahren im Ganztag deutlich gemacht. Esgibt aber noch viel nachzudenken und auchzu wecken. Denn längst ist das Projekt nichtfertig, sondern – das ist auch gut so – wei-ter in der Entwicklung. Das machen schon die»Generationen« der Kinder in Schulen aus.Und eines hat sich gezeigt: Der Ganztag hatden Ort der Schule verändert. Er ist zu einemLern- und Lebensort geworden. Der Unter-richt hat zudem seine Dominanz relativierenmüssen. Der außerunterrichtliche Bereichist heute selbstverständlicher Bereich in denGanztagsschulen ebenso die non-formaleund informelle Bildung, die lange Zeit unter-schätzt wurde. Der Tanz ist da eine willkom-mene Bereicherung für die Bildungsförde-rung, für die Schülerinnen und Schüler undfür die Schule als Lern- und Lebensort.

Prof. Klaus Schäfer

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Choreografie: Catharina GadelhaFoto: Sabine Große-Wortmann

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Tanzprojektesind individuell!Das Format orientiert sich an den jeweiligenMöglichkeiten und Bedürfnissen aller Betei-ligten. Die individuelle Projektgestaltungbietet eine entsprechende qualitative Grund-lage, um das entwickelte Format langfristigfortzuführen.

Tanz überall!Tanzangebote ziehen ihre Kreise. So öffnensich vermehrt sowohl Schulen, als auch Kin-der- und Jugendeinrichtungen für Koopera-tionen mit Tänzer_innen, Tanzpädagog_innenund Choreograf_innen.

... in KitasIntegrative Kita UckermarkstraßeChristine Kossok, Stefanie EichLeiterinnen

»Unsere Kindertagesstätte legt großen Wertauf Sprachförderung und Integration sowieauf die Förderung der Bewegungsfreude und-fähigkeiten der Kinder. Unser Team warsich sehr schnell darüber einig, dass wirmithilfe der Mittel aus dem Programm»Frühe Chancen – Schwerpunktkitas Spra-che und Integration« des Bundesministeri-ums für Familie, Senioren, Frauen undJugend ein Tanzangebot in unserer Kita eta-blieren möchten.

8 Jungen und Mädchen im Alter von 2–6Jahren haben in der wöchentlichen Tanz-stunde die Möglichkeit ihren Körper sprechenzu lassen und die von der Tanzpädagoginangeleiteten Geschichten mit ihren Ideen

weiter zu entwickeln. Dieses Gruppenange-bot unterstützt die Entwicklung der indivi-duellen Fähigkeiten und Stärken unsererKinder.

Unsere Ideen und Wünsche darüber, wie wireine externe Tanzpädagogin in unser Hauseinbinden können und die Umsetzung des-sen werden vom nrw landesbuero tanz be-gleitet.

Ergänzend zum Tanzprojekt für unsere Kin-der ist ein weiterer wichtiger Bestandteil dieFortbildung unserer pädagogischen Fach-kräfte. Unser Team bekommt in diesen tanz-praktischen Workshops einen Einblick in dieMethoden und Besonderheiten der tänzeri-schen Arbeit mit Kindern.«

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04So kann’s gehen …Praxisbeispiele

Choreografie: Sarah SchuhmacherFoto: Sabine Große-Wortmann

Choreografie: Sarah SchuhmacherFoto: Sabine Große-Wortmann

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... in Schulen

180°Drehungin der Kranichschule DuisburgHerr Fischbach, Schulleiter:

»Mit vereinten Kräften holen wir immer wie-der neue Tanzprojekte an unsere DuisburgerSchule. Erfreulicherweise gibt es in NRWmittlerweile mehrere Budgets für Angeboteder Kulturellen Bildung, so dass wir es mitgroßem Stolz und Begeisterung geschaffthaben, im Zeitraum seit 2007 durchgängigTanzprojekte für unsere Schüler_innen mitbesonderem Förderbedarf im Bereich Spra-che anbieten zu können. Jedes Tanzprojektist anders, hat seinen eigenen Prozess.Allen Projekten ist aber eine sehr positiveEntwicklung gemeinsam.

In diesem Jahr nehmen wir noch einmal ander Projektreihe »180°Drehung« des nrwlandesbuero tanz teil. Bei unseren Schüler-_innen gab es erneut einen so großen An-drang, dass wir gar nicht alle Kinderaufnehmen konnten. Von den 23 teilneh-menden Kindern sind 8 Mädchen und 15Jungen. Wie man sieht ist der Bedarf unddie Begeisterung an unserer Schule enorm.Es ist für unsere Kinder ein Highlight an die-sem Projekt teilnehmen zu dürfen. Dassman barfuß tanzt ist überhaupt kein Themamehr. Man merkt, dass hier etwas gewach-sen ist.

Mit dieser Stimmung blicke ich gerne aufdie vergangenen fünf Jahre mit etlichenAnträgen, Bewerbungen, Zu- und Absagenzurück. Für uns bestätigt sich die Entschei-dung viel Energie in die Aufrechterhaltungeines kontinuierlichen Tanzangebotes zustecken, auch wenn wir diese Kontinuitätbislang nur projekteweise, also Stück fürStück erreichen konnten. Wir sehen undwissen einfach, dass es Früchte trägt!«

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Choreografie: Erika Pico, Pavlina CernaFoto: Peter Neumann

Choreografie: Alexandra SelonkeFoto: Sabine Große-Wortmann

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Kranichschule DuisburgFrau Manek, Lehrerin:

»Ich arbeite sehr gerne mit den beidenTanzpädagoginnen im Team. Ausgangspunktunserer Tanzprojekte ist immer ein Bilder-buch, das sie dann im Laufe des Projektesmit Tanz, eigenen Geschichten und viel kör-perlichem Ausdruck füllen. So lernen siedurch die Tanzarbeit auch neue Kinderlite-ratur kennen. Begleitend zur tänzerischenArbeit dokumentiere ich die Projekte zumBeispiel mit einem Tanztagebuch, Fotos,Film, von den Kindern gemalten Bildern undselbst verfassten Geschichten. In den Auf-zeichnungen für das Tagebuch ist es bemer-kenswert, dass Schüler_innen immerwieder selber äußern, dass sie beim Tanzenlernen sich besser zu konzentrieren. Immerwieder beobachte ich mit Staunen, welcheneue, oftmals unerwartete Rolle meineSchüler_innen im Tanz einnehmen. DieseFortschritte und positiven Erlebnissemöchte ich mit den Schüler_innen bespre-chen, dokumentieren und mich somit fürweitere Tanzprojekte stark machen.

Die Auftritte auf einer richtigen Bühne rückenunsere Schüler_innen in ein anderes Lichtund sie nehmen von dort immer eine gehö-rige Portion Selbstvertrauen und Selbstbe-wußtsein mit. In den vergangenen Jahrenhaben wir schon »Die Königin der Farben«,»Die Giraffe, die nicht tanzen konnte«, »Derblaue Hocker«, »Der Gedankensammler«auf die Bühne gebracht. In diesem Jahr wirddie Geschichte »Wo die wilden Kerle woh-nen« von uns vertanzt, wobei die Geschich-ten oft auch nur der Anstoß und dieInspiration für eigene Ideen und Umsetzun-gen sind.«

Anmoderation der Schüler_innenzur Aufführung im Dezember 2011,Fabrik Heeder

»Hallo liebe Zuschauer!

Wir kommen von der Kranichschuleaus Duisburg.

Sie sind hier hingekommen, damit Sie unsereTanzaufführung sehen können. Unsere Auf-führung heißt »Unsere Gedanken«. Wir habenein Bilderbuch gelesen das heißt »Der Gedan-kensammler«. In der Geschichte sammeltHerr Grantig viele verschiedene Gedanken.Die albernen Gedanken, die chaotischen, dieblöden und viele mehr. Leider konnten wir unsnicht mit allen Gedanken beschäftigen. Wirhaben uns die wütenden Gedanken und diefröhlichen Gedanken ausgesucht. Wir zeigenIhnen wie diese Gedanken aussehen können.

Wir freuen uns, dass Sie gekommen sind undwünschen Ihnen nun viel Spaß bei unsererAufführung!«

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Choreografie: Uta Sander, Sarah SchuhmacherFoto: Sabine Große-Wortmann

Choreografie: Uta Sander, Sarah SchuhmacherFoto: Iris Pohl

180°Drehung ist eine Projektreihe desnrw landesbuero tanz

gefördert durch

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Anna-Freud-SchuleLudwig Gehlen, Schulleiter

»Unsere Schule hat ein besonderes inklusi-ves Profil als Förderschule für körperlicheund motorische Entwicklung im Bildungsbe-reich der Sekundarstufe I und II. Neben demregulären Unterricht haben musische, kultu-relle, sportliche und naturwissenschaftlicheAngebote einen hohen Stellenwert.

Unser neues Tanzprofil ermöglicht eine wei-tere Form der Teilhabe und erweitert so deninklusiven Ansatz der Schule. Seit Anfangdes Schuljahres bereichert eine Tänzerindas Schulleben. Sie ist für einzelne Unter-richtseinheiten und Projekte im Sportunter-richt eingesetzt sowie darüber hinaus imTheater- und Musical-AG-Bereich.

Die Unterrichtseinheiten sind geprägt vondetaillierter Körperarbeit unserer körperlichbeeinträchtigten Schülerinnen und Schüler.Der Fokus liegt dabei auf Eigenwahrneh-mung, Grenzüberschreitung und Zusam-mengehörigkeit in Form von Bewegung ausdem zeitgenössischen Tanz. Gruppendyna-mische Prozesse, Verantwortung überneh-men und viel emotionales Neuland erfahrensind wichtige Bausteine und die Idee,warum das Fach Tanz im Sportunterrichtseine Wichtigkeit und Bedeutung an unsererSchule findet. Technische Übungen und dasErlernen und Erarbeiten von Bewegungsfol-gen helfen Selbstverständlichkeiten zu er-kennen und sich als wichtiger Bestandteileines Ganzen zu wissen und zu erleben.

Unter pädagogischer und künstlerischerLeitung der professionellen Tänzerin findenin den mehrwöchigen Einheiten Prozessevon Projektarbeiten statt. Die Schülerinnenund Schüler haben hier Gelegenheit eineandere Art von Körperarbeit zu absolvierenund sich dabei das raus zu filtern, womit siesich wohl fühlen und das zu geben, wasihnen möglich ist. Oft entdecken sie hierbeiganz neue Möglichkeiten für sich!

Durch die Sprache des Tanzes wird denSchülerinnen und Schülern die Möglichkeitund der Raum gegeben, sich zu erleben undsich nochmal anders auszudrücken. Siebringen sich ganz individuell in den Prozessein, mit dem, was sie sind und können. Ge-meinsam schaffen sie etwas Einzigartigesund Schönes, mit einem Körper, wie er gege-ben ist, egal wie er funktioniert, egal wie eraussieht.«

Choreografie: Gerda König, Gitta RoserFoto: Sabine Große-Wortmann

Choreografie: Gerda König, Gitta RoserFoto: Sabine Große-Wortmann

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St.-Elisabeth-GrundschuleBlatzheimBirgit Zimmermann, Tänzerin,Tanzpädagogin:

»Die St.-Elisabeth-Grundschule hat sich aufden Weg gemacht und Tanzklassen als be-sonderes kulturelles Schulprofil etabliert.Tanz unterstützt somit die Idee der ganz-heitlichen Lehrplanvermittlung. Inhalte ausden Kernfächern wie Mathematik, Deutsch,Sachunterricht und Religion werden fächer-übergreifend erarbeitet.

Durch die Einbindung der Tanzklassen wirddas künstlerische Arbeiten greifbar gemachtund als ganzheitlich erfahren. Tanz in allseinen Erscheinungsformen ist wert- undsinnvoll und beinhaltet ein Konzept vonästhetischer Erziehung, Musikalität, Kreati-vität, Bewegung, künstlerischer Auseinan-dersetzung mit der Idee und Darstellung.

Nach unserem Stück »Was ist da los in mei-nem Mund?«, wobei das Thema des Sach-unterrichts »Die Zähne« Ausgangspunktunserer künstlerischen Arbeit war, arbeitenwir aktuell mittels Improvisation zumThema »Ich bin ich – Du bist du – wir sindeine Gemeinschaft«.

Die Ergebnisse der Tanzklassen präsentie-ren wir regelmäßig im Rahmen von Eltern-treffen, Kulturabenden und Schulfesten.Gastauftritte auf professionellen Bühnenrunden den tanzkünstlerischen Prozess ab.

Die Eltern entscheiden bereits bei derAnmeldung an der Schule, ob ihr Kind an derTanzklasse teilnimmt. Besonders im1. Schuljahr ist der Bewegungsdrang derKinder groß. Sich körperlich ausdrücken zukönnen und kognitives Lernen mit Tanz zuverbinden, ist im Sinne einer sensorischenIntegration besonders für Kinder mit Lern-schwierigkeiten wichtig.

Gemeinsam mit der projektverantwortlichenSchulleiterin Susanne Struth stellen wirfest: Immer mehr Kinder benötigenzusätzliche Unterstützung, um den alltägli-chen schulischen Anforderungen erfolgreichbegegnen zu können. Die Verbindung vonTanz und Lernen ebnet hier von Beginn anden für junge Kinder so wichtigen guten Ein-stieg ins Schulleben.«

Finanziert werden die Tanzklassen durcheine Mischkalkulation aus Sponsorengeldern,Kultur und Schule NRW sowie überElternbeiträge. Letztere können auch beiden Städten und Kommunen über dasBildungs- und Teilhabepaket der Bundes-regierung unterstützt werden.Die Schule ist bei Anträgen behilflich.

Choreografie: Birgit ZimmermannFoto: Sabine Große-Wortmann

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Bewegung fördertKörperwahrnehmung

Kinder entwickeln unter Anleitungvon professionellen Tänzern eine eigeneChoreographie

Poll. Fröhliches Gekicher schallt durch denRaum. Zwölf Roma-Kinder laufen durch dasTanzatelier am Poller Kirchweg, um sich voreinem Spiegel, der eine komplette Wandausfüllt, zu formieren. »Five, six, seven,eight!«, ruft der Tanzlehrer und die Musikwird aufgedreht. Schon legen die zehn- bis14-jährigen Jugendlichen los: sie trommelnim Takt auf ihre Oberschenkel, während siein rhythmischen Bewegungen auf den Spie-gel zuschreiten.

Drei Tage in den Herbstferien haben die Kin-der an einem Tanzworkshop teilgenommen,der von dem Michael-Douglas-Tanzkollektivorganisiert wird. »Für uns ist das komplet-tes Neuland«, gibt Profitänzer Michael Mau-rissens mit leicht französischem Akzent zu.Er stammt ursprünglich aus Belgien. Mitdrei weiteren Tänzern aus Italien, Ungarnund Großbritannien hat er sich zum Kollek-tiv zusammen geschlossen. »Sonst arbeitenwir nur in ernsten Tanzkompanien und müs-sen immer an die Reaktionen des Publikumsdenken«, sagt Maurissens. Der Workshopsei völlig anders. »Wir mussten uns erst ein-mal überlegen, wie wir das Tanzen an sichden Kindern erklären. Das ist gar nicht soleicht, obwohl ich selbst zwei Kinder habe.«

Zur Vorbereitung besuchen die Teilnehmerdas Tanzkollektiv bei einer Improvisations-aufführung. »Die Kinder waren richtigeuphorisch«, sagt Martina Ketterer vom nrwlandesbuero tanz, das den Workshop initi-iert hat. »Sie haben zum ersten Mal einesolche Aufführung gesehen.«

Doch die Teilnehmer sollen bei dem Work-shop nicht nur neue Schritte lernen. »Tanzenist mehr als das. Tanzen ist Körperwahrneh-mung und das wollen wir auch den Kindernvermitteln«, so Maurissens. »Sie sollenbegreifen, was sie alles mit ihren Armen,Beinen und ihrem Kopf anstellen können.«Dabei darf die Fantasie der Jugendlichennicht zu kurz kommen. Bei einer Übungsein-heit erarbeiten sie sich ihre Bewegungenkomplett selbst. Ein Teilnehmer beginnt miteinem kreisenden Arm und der nächste fügtein weiteres Tanzelement hinzu – eine indi-viduelle Choreografie entsteht.

Die Kinder sind Roma und stammen allesamtaus dem ehemaligen Jugoslawien. Derzeitleben sie im Übergangslager Poller Dammund werden von Sozialarbeiter Tihomir Dju-rovic begleitet. »Es macht sehr viel Spaßhier«, sagt die kleine Viadana in einer kurzenBewegungspause. »Ich tanze auch zu Hausegerne. Vor allem ist es gut, dass wir hier einerichtige Choreografie lernen.«

Jennifer Stötzel, KStA

Das Tanz-Kollektiv

Michael Maurissens und Douglas Batemangründeten 2009 die Tänzergemeinschaft.Beide arbeiteten vorher als Tänzer und Cho-reografen bei »pretty ugly tanz köln«. Sieund ihre Kollegen, die sich dem Kollektiv an-geschlossen haben, haben sich dem zeitge-nössischen Tanzen verschrieben.www.mdkollektiv.de

gefördert durch:

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Choreografie: MichaelDouglas KollektivFoto: Jennifer Stötzel

... in Jugendeinrichtungen

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Kannste abhaken…05

Checkliste für die Projektplanung

Steht ein angemessener Raum zur Verfügung?

Ist eine Musikanlage vorhanden?

Ermöglicht der zeitliche Rahmen eine regelmäßigeTeilnahme der Kinder und Jugendlichen?

Gibt es eine/n Ansprechpartner_in in der Einrichtung, der/diein kontinuierlichem Austausch mit den Tanzschaffenden steht?

Welche Aufgaben können von der Schule, Kita,Jugendeinrichtung übernommen werden?

Welche Aufgaben können von den Tanzschaffendenübernommen werden?

Kann das Thema des Tanzprojektes innerhalbder Einrichtung weiter aufgegriffen werden?

Kann das Tanzprojekt interne Themen aufgreifen?

Besteht die Möglichkeit für eine Aufführung?

Welche weiteren Kooperationen (z. B. mitder Musik-AG) können wahrgenommen werden?

Ist die Finanzierung sichergestellt?Choreografie: Lina do Carmo, Dulce JiménezFoto: Sabine Große-Wortmann

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Tanzvermittler_innen in NRWDie vielseitigen Aktivitäten und Engagements im Bereich der »jungen« Tanzkunstin Nordrhein-Westfalen sind aufgrund der jeweiligen Möglichkeiten verschiede-ner Tanzschaffender entstanden. Das übergeordnete Ziel ist, die Nachhaltigkeitder Projekte und eine qualitativ hochwertige Vielfalt der Tanzkunst zu fördern.

Die folgende Auflistung enthält Ansprechpartner_innen mit unterschiedlichenKompetenzbereichen. Es handelt sich um Projekte, Institutionen, Bühnen undFachleute aus unterschiedlichen Bereichen, die mit einem eigenen Konzept dieVermittlung der Tanzkunst im Land vorantreiben. Hier werden Erfahrungen ge-bündelt und der Austausch mit anderen aktiven Partnern gepflegt.

Die Aufgaben der Ansprechpartner_innen setzen sich aus ihren Kompetenzenzusammen und sind abhängig von den jeweiligen Rahmenbedingungen.

3332

Wer, wie, was…06

Bielefeld

Krefeld

Düsseldorf

Gelsenkirchen

Münster

Essen

Neuss

Meerbusch

Bochum

DortmundMülheim a.d. Ruhr

Köln

Aachen Bonn

ARNSBERG

MÜNSTER

KÖLN

DÜSSELDORFDETMOLD

Hagen

Schaltstelle / BeratungVermittlung von Künstler_innen

Projekte mit Kindern und JugendlichenBühne

Aus-, Fort- und WeiterbildungNachwuchsförderung

Evaluation und ForschungProduktionen für junges Publikum (Rezeption)

BEZIRKSREGIERUNG ARNSBERG

Schauspielhaus Bochum

Ruhr-Universität Bochum - Fakultät für Sport-wissenschaft · Lehr- und ForschungsbereichSportpädagogik und Sportdidaktik

Pottporus / Renegade

DORTMUND

Kulturbüro Dortmund

Modern Dance Center, Kindertanz-Kompanie

Theater im Depot

HAGEN

Ballett Hagen

BEZIRKSREGIERUNG DETMOLDBIELEFELD

Stadttheater Bielefeld, Gregor Zöllig

DansArt Tanznetworks

Universität Bielefeld, Abt. Sportwissenschaft

DETMOLD

Peter Gläsel Stiftung

Choreografie: Catharina GadelhaFoto: Sabine Große-Wortmann

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BEZIRKSREGIERUNG DÜSSELDORFDÜSSELDORF

tanzhaus nrw, Junges Tanzhaus,Take-off: Junger Tanz

Kabawil e.V.

ESSEN

Gymnasium Essen-Werden, Fachbereich Tanz

Folkwang Tanzstudio

Folkwang Universität der Künste,Institut für Zeitgenössischen Tanz

Tanzmoto Dance Company

PACT Zollverein, Choreografisches Zentrum NRW

KREFELD

Fabrik Heeder/Kulturbüro

Werkhaus e.V.

REMSCHEID

LAG Tanz NRW e.V.

Akademie Remscheid

MÜLHEIM AN DER RUHR

Ringlokschuppen

MEERBUSCH

Günther-Schule

NEUSS

Tanzraum Neuss

Off-Theater

Internationale Tanzwochen Neuss

Schaltstelle / BeratungVermittlung von Künstler_innen

Projekte mit Kindern und JugendlichenBühne

Aus-, Fort- und WeiterbildungNachwuchsförderung

Evaluation und ForschungProduktionen für junges Publikum (Rezeption)

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BEZIRKSREGIERUNG KÖLN

BONN

CocoonDance

!salta – verein für schulentwicklungund kultur e.V.

Brotfabrik Bonn

Theater im Ballsaal

KÖLN

nrw landesbuero tanz

Barnes Crossing – Freiraum fürTanzPerformanceKunst

tanzbuero koeln

Tanzakademie der Rheinischen MusikschuleKöln

Deutsche Sporthochschule Köln,Institut für Tanz und Bewegungskultur

Hochschule für Musik und Tanz Köln,Zentrum für Zeitgenössischen Tanz

Fachhochschule für angewandteSozialwissenschaften

Tanzimpulse, Institut für Tanzpädagogik

Dansons – Kölner Werkstatt für Bühnentanz

Deutsches Tanzarchiv Köln, SK-Stiftung Kultur

theater monteure

Schaltstelle / BeratungVermittlung von Künstler_innen

Projekte mit Kindern und JugendlichenBühne

Aus-, Fort- und WeiterbildungNachwuchsförderung

Evaluation und ForschungProduktionen für junges Publikum (Rezeption)

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Schaltstelle / BeratungVermittlung von Künstler_innen

Projekte mit Kindern und JugendlichenBühne

Aus-, Fort- und WeiterbildungNachwuchsförderung

Evaluation und ForschungProduktionen für junges Publikum (Rezeption)

AACHEN

Compagnie Irene K.

VHS Aachen

Dance-Loft

Bleiberger Fabrik

Das Da Theater

Hochschule für Musik und Tanz Köln/Aachen

Bildungsbüro der Städteregion Aachen

BEZIRKSREGIERUNG MÜNSTERMÜNSTER

Theater im Pumpenhaus

Rebel Dance Company

Fachhochschule Münster, FachbereichSozialwesen Weiterbildung

Sektion Münster der Welttanzorganisationder UNESCO – Internationaler Tanz-Rat CID

GELSENKIRCHEN

Musiktheater im Revier

Bundesweite Zusammenschlüsseund Netzwerkpartner:

Deutscher Berufsverband für Tanzpädagogik(DBfT)

Der Verband setzt sich für die Förderung der Tanzpädagogikan privaten Ballett- und Tanzschulen ein und führt dazuregelmäßig pädagogische Seminare durch.

Auf seiner Homepage pflegt der Verband ein Berufsregister, indem entsprechende Tanzschulen und -studios zu finden sind.

≥ www.dbft.de

Bundesverband Tanz in Schulen e.V.

Schwerpunkt des Bundesverband Tanz in Schulen e.V. ist zumeinen die Weiterentwicklung und Sicherung qualitativ hoch-wertiger, tanzkünstlerischer Angebote an Schulen und anderenEinrichtungen und zum anderen die Stärkung der dafür not-wendigen Strukturen.

Basierend auf dem Know-how seiner Mitglieder aus der Tanz-vermittlung, Tanzwissenschaft und -forschung sowie Aus-und Weiterbildung hat der Verband kriteriengebundene Grund-lagen für die Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichenentwickelt, die er allen im Feld vermittelnden Akteur_innen zurVerfügung stellt.

≥ www.bv-tanzinschulen.de

Wer hilft wo…

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Die Tanzangebote werden von den Einrichtungen selbst, meist durch eine indivi-duelle Mischfinanzierung bezahlt. Landesprogramme wie »Kultur und Schule«und »Kulturrucksack NRW« ermöglichen Kooperationen der kulturellen Bildungin Nordrhein-Westfalen. Verschiedene Initiativen, Stiftungen und Wettbewerbefördern gemäß ihrer Ausschreibung bestimmte Projekte.

Als nrw landesbuero tanz sammeln und veröffentlichen wir aktuelleAusschreibungen und Finanzierungsmöglichkeiten auf www.landesbuerotanz.deund beraten Interessierte bei der Akquise der Mittel.

Tanzvermittlungnrw landesbuero tanzgetragen von der Gesellschaft fürZeitgenössischen Tanz NRW e.V.

ImpressumHerausgeber nrw landesbuero tanzRedaktion Martina Ketterer, Elke Luhmann &

Linda MüllerGestaltung artwork bialek & buelowDruck 12.2012

Kontakt nrw landesbuero tanzIm MediaPark 7 · 50670 KölnTel. 0221 888 95 390Fax 0221 888 95 [email protected]

Wer soll das bezahlen…07

Choreografie: Lisa Vieler-MavridisFoto: Sabine Große-Wortmann

Choreografie: Andreas SimonFoto: Sabine Große-Wortmann

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Tanzvermittlungnrw landesbuero tanzIm MediaPark 7 · 50670 KölnTel. 0221 888 95 390Fax 0221 888 95 [email protected]

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