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Taschenlehrbuch Anatomie 2., überarbeitete Auflage. 2017. Buch inkl. Online-Nutzung. Rund 840 S. Inkl. Online-Version in der eRef. Softcover ISBN 978 3 13 144992 4 Format (B x L): 17 x 24 cm Weitere Fachgebiete > Medizin > Vorklinische Medizin: Grundlagenfächer > Anatomie Zu Inhalts- und Sachverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

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Taschenlehrbuch Anatomie

2., überarbeitete Auflage. 2017. Buch inkl. Online-Nutzung. Rund 840 S. Inkl. Online-Version in der eRef.Softcover

ISBN 978 3 13 144992 4Format (B x L): 17 x 24 cm

Weitere Fachgebiete > Medizin > Vorklinische Medizin: Grundlagenfächer > Anatomie

Zu Inhalts- und Sachverzeichnis

schnell und portofrei erhältlich bei

Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft.Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programmdurch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr

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9.5 Bauchwand

9.5.1 Bauchfaszien (▶Abb. 9.22)

●MMan unterscheidet bei der Bauchwand eine ober-flächliche Schicht, die aus Haut, Unterhaut undallgemeiner Körperfaszie (Fascia abdominis super-ficialis) besteht, einemittlere Schicht, in der dieBauchmuskeln und ihre Sehnenplatten liegen,und eine tiefe Schicht aus subserösem Bindege-webe und dem parietalen Peritoneum.

Die oberflächliche Bauchfaszie (Fascia abdominissuperficialis1) überzieht die vordere Bauchmusku-latur als dünne, bindegewebige Platte. Median imBereich der Linea alba ist sie fest mit der Aponeu-rose des M. obliquus externus abdominis, in derLeistenfurche mit dem Leistenband verbunden. Siezieht auch mit dem Samenstrang als Teil der Fasciaspermatica externa in den Hodensack.

Die Rektusscheide (Vagina m. recti abdomina-lis) wird von den Aponeurosen der 3 seitlichenBauchmuskeln (M. transversus abdominis, M. obli-quus internus und externus abdominis) gebildet.Die Rektusscheide ist kranial anders aufgebaut alskaudal. Die scharfe Grenze dieser beiden Bereicheist als Linea arcuata (Douglas) innen an der Bauch-wand sichtbar und befindet sich etwa 2 Fingerbreitkaudal des Nabels.

Oberhalb der Linea arcuata (▶Abb. 9.22a) bildetdie Rektusscheide ein vorderes Blatt7 (aus denAponeurosen der beiden Mm. obliqui abdominis9,10) und ein hinteres Blatt8 (aus der gespaltenenAponeurose des M. obliquus internus abdominis10

und des M. transversus abdominis11). In der Me-dianlinie kommt es teilweise zur Verflechtung derbeiden Blätter. Dieser senkrecht verlaufende Be-reich, der etwa 2 cm breit ist, wird als Linea alba6

bezeichnet. Etwas unterhalb der Mitte zwischenSternum und Symphyse liegt in der Linea alba derNabel. Die vom Anulus umbilicalis umrahmteDurchtrittsstelle der embryonalen Nabelgefäße

Abb. 9.22 Aufbau der Bauchwand im Querschnitt, kranial (a) und kaudal (b) der Linea arcuata. Oberhalb der Lineaarcuata besteht die Rektusscheide ventral aus der Aponeurose des M. obliquus externus abdominis und dem ventralenTeil der gespaltenen Aponeurose des M. obliquus internus abdominis. Zur Bauchhöhle hin setzt sie sich zusammen ausdem dorsalen Teil der gespaltenen Aponeurose des M. obliquus internus abdominis und der Aponeurose desM. transversus abdominis. Unterhalb der Linea arcuata verlaufen dagegen alle 3 Aponeurosen (von M. obliquus externusabdominis, M. obliquus internus abdominis und M. transversus abdominis) ventral des M. rectus abdominis. DieRückseite bedeckt hier nur die Fascia transversalis und das Peritoneum.1 Fascia abdominis superficialis2 Fascia transversalis3 präperitonealer Raum4 Peritoneum parietale5 M. rectus abdominis6 Linea alba7 Vagina m. recti abdominis, Lamina anterior

8 Vagina m. recti abdominis, Lamina posterior9 Aponeurosis m. obliquus externus abdominis

10 Aponeurosis m. obliquus internus abdominis11 Aponeurosis m. transversus abdominis(nach Schünke, Schulte, Schumacher,Prometheus LernAtlas, Thieme; 2014)

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wird postnatal von Bindegewebe ausgefüllt undals Nabelpapille (Papilla umbilicalis) bezeichnet.

Unterhalb der Linea arcuata (▶Abb. 9.22b) ver-laufen die Aponeurosen aller 3 seitlichen Bauch-muskeln vor dem M. rectus abdominis. Die Rück-seite der Muskulatur ist hier nur von der dünneninneren Bauchfaszie (Fascia transversalis) und demPeritoneum bedeckt.

Die innere Bauchfaszie (Fascia transversalis2)bedeckt die Innenseite der Bauchwand und setztsich kranial auf das Zwerchfell fort. Sie ist mit demPeritoneum4 fest verbunden. Verstärkungen befin-den sich in der Nabelgegend (Fascia umbilicalis)und am Leistenkanal (Tractus iliopubicus). Am in-neren Leistenring (Anulus inguinalis profundus,s. u.) stülpt sich die Faszie als Fascia spermatica in-terna durch den Leistenkanal. Medial des Anulusinguinalis profundus wird die Faszie durch dasLig. interfoveolare verstärkt.

An der kaudalen Bauchwand ist das Unterhaut-fettgewebe mit kräftigen Bindegewebslamellendurchsetzt (Stratum membranosum abdominis,Scarpa-Faszie) und wird als Panniculus adiposusabdominis bezeichnet. In dieser Schicht befindensich die größeren subkutanen Gefäßstämme. EinTeil der Bindegewebszüge strahlt als Lig. fundifor-me penis bzw. clitoridis in den Penis- bzw. Clitoris-schaft.

●bDer Nabel weist während der Embryonalentwick-lung einen physiologischen Bruch auf, in dem sichzunächst Teile des Dünndarms bilden. Daraus er-geben sich 2 unterschiedliche Ursachen für einenNabelbruch (Hernia umbilicalis): Bei einem ange-borenen Nabelbruch fehlt die vollständige Rück-bildung und Verlagerung der Darmschlingen inden Bauchraum. Der Bruchsack ist sehr dünn undbesteht aus Peritoneum und Amnion. Der erwor-bene Nabelbruch entsteht entweder bevor dieNabelregion stabilisiert wird (z. B. bei heftigemSchreien eines Säuglings) oder bei starker Deh-nung des normal entwickelten Nabels (besondersbei Schwangerschaft).

Durch massive Fetteinlagerungen oder im Rah-men einer Schwangerschaft kann es zum Aus-einanderweichen der beiden Mm. recti und zueiner Verbreiterung der Linea alba und damit zurBildung einer Rektusdiastase kommen. Eine klei-ne Hernia epigastrica kann durch die Ausdeh-nung einer Lücke innerhalb der Linea alba ober-halb des Nabels entstehen.

9.5.2 Bauchmuskulatur

●MDie oberflächlichen Bauchmuskeln gliedern sichin 2 Gruppen: In die seitlichen Bauchmuskeln(M. obliquus externus und internus abdominis,M. transversus abdominis) und die mediale Grup-pe (M. rectus abdominis, M. pyramidalis). Zu dentiefen Bauchmuskeln zählen der M. quadratuslumborum und der M. psoas major. Innervation:Rr. anteriores der Nn. thoracici V–XII und derNn. lumbales I–II.

Oberflächliche Bauchmuskeln(▶Abb. 9.23)Der M. obliquus externus abdominis5 entspringtmit 8 Zacken an der Außenfläche der 5.–12. Rippe,verzahnt mit dem M. serratus anterior und demM. latissimus dorsi. Er zieht schräg von dorsal kra-nial nach ventral kaudal und endet medial in derAponeurose parallel zum lateralen Rand desM. rectus abdominis9. Kaudal enden muskuläre Fa-serzüge an der Crista iliaca und am lateralen Teildes Leistenbands, die Aponeurose zieht bis zum Ospubis und der Linea alba.

Etwas oberhalb der Spina iliaca anterior supe-rior endet der Muskel an einer horizontalen Linie,die bei Trainierten als Muskelecke sichtbar werdenkann.

Die Muskelfasern des M. latissimus dorsi beginnen häufignicht direkt am M. obliquus externus abdominis, sondernetwas weiter kaudal der Crista iliaca, sodass ein sehnigüberdecktes Trigonum lumbale entsteht, bei dem die ober-flächliche Muskelschicht fehlt und das somit eine Schwach-stelle für pathologische Prozesse (z. B. Durchbrechen vonWirbelkettenabszessen oder selten Hernien) bietet.

Am kaudalen Ende lösen sich einige Muskelfasernaus der flächigen Anordnung und ziehen beimMann als M. cremaster mit dem Samenstrangdurch den Leistenkanal zum Hoden. Der Hodenkann so im Skrotum an den Rumpf gezogen wer-den. Bei der Frau können einzelne Fasern mit demLig. teres uteri zum äußeren Leistenring ziehen.

Der M. transversus abdominis7 entspringt vonder Innenseite des 7.–12. Rippenknorpels, von denProcessus costales der Lendenwirbel und vom La-bium internum der Crista iliaca. Die Muskelfasernverlaufen horizontal und strahlen in einer halb-mondförmigen, nach lateral konvexen Linie (Lineasemilunaris) in die Aponeurose ein.

9.5 Bauchwand

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Der M. rectus abdominis9 zieht als Streifenbeidseits der Medianlinie vom sternalen Ende der5.–7. Rippe zum Oberrand des Os pubis (Crista pu-bica). Unregelmäßig angeordnete Zwischensehnen(Intersectiones tendineae) gliedern den Muskel in4–5 Muskelbäuche, die unabhängig voneinanderkontrahiert werden können.

Die Intersectiones tendineae bilden eine Pseudometamerie,die nicht mit den Myotomen der Somiten übereinstimmt.Sie sind ventral mit dem vorderen Blatt der Rektusscheideund medial mit der Linea alba verwachsen. Somit ist der

Muskel bei Bauchwandbewegungen stets in seiner parame-dianen Lage fixiert.

Der M. pyramidalis10 ist variabel ausgebildet (teil-weise nur als Bindegewebsstrang) und zieht vonder Symphyse zur Linea alba unterhalb der Lineaarcuata.

Abb. 9.23 Muskeln der Brust- und Bauchwand.1 M. intercostalis externus2 M. intercostalis internus zwischen Rippenknorpeln3 M. intercostalis internus zwischen knöchernen Rippen4 M. transversus thoracis5 M. obliquus externus abdominis6 M. obliquus internus abdominis7 M. transversus abdominis8 Linea alba9 M. rectus abdominis

10 M. pyramidalis11 M. quadratus lumborum12 M. iliopsoas13 M. iliacus14 M. psoas major15 M. pectoralis minor16 M. subclavius(nach Frick, Leonhardt, Starck, Taschenlehrbuchder gesamten Anatomie, Thieme; 1992)

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Rumpfwand

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Tiefe Bauchmuskeln (▶Abb. 9.23)Der M. quadratus lumborum11 hat seinen Ur-sprung an der Crista iliaca (Labium internum). Dieventralen Muskelfasern verlaufen lateral der Len-denwirbelkette zur 12. Rippe, die dorsalen Muskel-fasern ziehen zu den Processus costales von L 1–3.

M. psoas major14 und M. iliacus13, die mitunterzu den tiefen Bauchmuskeln gezählt werden, gehö-ren funktionell zur Hüftmuskulatur (S.600).

9.5.3 Inguinalregion (▶Abb. 9.24)

●MDie Leistenregion grenzt die Bauchwand nachkaudal zur unteren Extremität und zum Beckenhin ab. Durch den Leistenkanal zieht beim Mannder Samenstrang (Funiculus spermaticus), bei derFrau das Lig. teres uteri und Lymphgefäße. Diedünnere Wand im Bereich des Ein- und Austrittsdes Leistenkanals stellt eine Schwachstelle dar,die häufig zu Hernien führt.

Das Leistenband (Lig. inguinale12) zieht von derSpina iliaca anterior superior zum Tuberculum pu-bicum und bildet die kaudale Begrenzung derBauchwand. Es ist eine bindegewebige Verstär-kung der Fascia iliaca (gemeinsame Muskelfaszievon M. iliacus und M. psoas major). Der medialeTeil des Leistenbandes entsteht aus den Aponeuro-sen der seitlichen Bauchmuskeln (M. transversusabdominis, M. obliquus internus und externus ab-dominis2).

Beide Anteile sind nach ventral mit der ober-flächlichen Bauchfaszie und ventrolateral mit derFascia lata verschmolzen. Ein Bindegewebsstrangverläuft vom Leistenband nach dorsal (Arcus ilio-pectineus13) und gliedert so den Raum zwischenBeckenknochen und Leistenband in eine Lacunamusculorum und eine Lacuna vasorum. Die media-

le, verbreiterte Anheftung des Leistenbands wirdLig. lacunare genannt.

Da die Lacuna vasorum nur Gefäße und Nerven enthält, diebei erhöhtem abdominalem Druck komprimiert werdenkönnen, ist diese Region als Schwachstelle zu werten. Diedadurch entstehenden Hernien werden als Hernia femora-lis bezeichnet (kommt besonders bei Frauen vor).

Der Leistenkanal (Canalis inguinalis, ▶Tab. 9.1)durchzieht die vordere Bauchwand oberhalb desLeistenbandes. Er verläuft von dorsal lateral nachventral medial und ist etwa 4 cm lang. Das Inneredes Kanals ist vollständig mit Gewebe (Funiculusspermaticus6 beim Mann, Lig. teres uteri bei derFrau) ausgefüllt.

Den Boden bildet neben dem Leistenband derkaudale Rand der Aponeurose des M. obliquus ex-ternus abdominis, der sich nach dorsal einschlägtund dann nach medial richtung Linea alba zieht(Lig. reflexum5). So entsteht eine schräg nach me-dial laufende bindegewebige Rinne. Gleichzeitigbildet die Aponeurose damit auch die vordereWand des Leistenkanals.

Das Dach des Leistenkanals wird vom kaudalenRand der Aponeurose des M. obliquus internus ab-dominis und M. transversus abdominis gebildet.Die hintere Wand wird von der Fascia transversalisgeformt.

Die äußere, mediale Öffnung des Leistenkanals(Anulus inguinalis superficialis8) ist von der ober-flächlichen Bauchfaszie1 bedeckt, die sich beimMann als Fascia spermatica externa um den Sa-menstrang in Richtung Hoden legt. Die Aponeuro-se des M. obliquus externus abdominis begrenztdie schlitzförmige Öffnung mit einem bindegewe-bigen Crus mediale11 (ventromedial) und einemCrus laterale9 (dorsokaudal). Lateral der Öffnungfindet man Bindegewebszüge, die die beiden Cruramiteinander verbinden (Fibrae intercrurales10).

Die innere, laterale Öffnung (Anulus inguinalisprofundus15) ist durch eine Einziehung der Fasciatransversalis (Processus vaginalis), die beim Mann

Tab. 9.1 Begrenzungen des Leistenkanals.

Anteil Richtung Struktur

Dach kranial Aponeurose des M. obliquus internus abdominis und M. transversus abdominis

Boden kaudalkaudaler Rand der Aponeurose des M. obliquus externus abdominis, verstärktvom Leistenband

Vorderwand ventral Aponeurose des M. obliquus externus abdominis

Hinterwand dorsal Fascia transversalis

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als Fascia spermatica interna durch den Leisten-kanal zieht, von innen erkennbar. Bei der Frau bil-det sich der Processus vaginalis in der Regel zu-rück.

●bEin persistierender Processus vaginalis bei derFrau wird als weibliche Hydrozele oder Nuck-Zyste bezeichnet.

Betrachtet man die Bauchwand von innen(▶Abb. 9.25), so erkennt man kaudal beidseits3 Einsenkungen, die durch Gewebefalten von-einander getrennt sind:● In der Medianlinie bildet sich die Plica umbilica-lis mediana2 durch den obliterierten, von derBlase zum Nabel ziehenden Urachus (Lig. umbili-

cale medianum). Die seitlich davon liegende Ein-senkung wird jeweils als Fossa supravesicalis7

bezeichnet und seitlich von der Plica umbilicalismedialis3 begrenzt. In dieser verläuft die meistzum Lig. umbilicale mediale obliterierte A. umbi-licalis.

● Lateral der Plica umbilicalis medialis liegt diemediale Leistengrube (Fossa inguinalis media-lis6). Von ventral projiziert sich auf diese Regionder äußere Leistenring. Da in diesem Bereich kei-ne Muskelplatten existieren, ist er relativ anfälligbei einem erhöhten intraabdominalen Druck.

● Seitlich der medialen Leistengrube wird dieRückseite der Bauchwand durch die Vasa epigas-trica inferiora12 zu einer Falte (Plica umbilicalislateralis4 bzw. Plica epigastrica) aufgeworfen.Seitlich davon befindet sich die laterale Leisten-grube (Fossa inguinalis lateralis5), deren tiefste

Abb. 9.24 Leistenregion beim Mann von ventral.1 Fascia abdominis superficialis2 Aponeurose des M. obliquus externus abdominis3 N. ilioinguinalis4 N. genitofemoralis, R. genitalis5 Lig. reflexum6 Funiculus spermaticus7 M. cremaster8 Anulus inguinalis superficialis9 Crus laterale

10 Fibrae intercrurales11 Crus mediale12 Arcus iliopectineus13 N. femoralis14 Lig. inguinale15 Angulus inguinalis profundus(nach Schünke, Schulte, Schumacher, PrometheusLernAtlas, Thieme; 2014)

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mediale Grube den Bereich des inneren Leisten-rings markiert.

●bLeistenbrüche: Die lateralen Leistenbrüche (Her-niae inguinales laterales) schieben sich von derFossa inguinalis lateralis (innerer Leistenring) ausdurch den Leistenkanal und den äußeren Leisten-ring nach außen. Sie werden deshalb auch als in-direkte Hernien bezeichnet.

Wenn der Processus vaginalis peritonei nichtobliteriert ist, kann sich eine solche Hernie beson-ders leicht bilden und wird dann als angeboreneLeistenhernie bezeichnet. Durch einen hohen in-traabdominalen Druck wird der Peritonealsackeinfach entlang des Processus vaginalis peritoneidurch den Leistenkanal geschoben.

Die medialen Leistenbrüche (Herniae inguina-les mediales) werden dagegen als direkte Her-nien bezeichnet, da der Bruchsack von der Fossainguinalis medialis aus in gerader Linie unmittel-bar durch den äußeren Leistenring drückt. Siesind stets erworben.

9.6 Bewegungsfunktionen desRumpfes

●MDie Aufgaben der Rumpfmuskulatur lassen sichgrob in 3 Funktionsbereiche einteilen. Mit einerstatischen Komponente wird die Stabilisierungder Wirbelkette für den aufrechten Stand sicher-gestellt. Die dynamische Komponente gliedertsich in 2 Teilgebiete: Zum einen ist eine Beuge-und Drehbewegung des Rumpfes möglich, zumanderen wird durch eine Veränderung des Tho-raxvolumens die Atmung sichergestellt. DieAtemmechanik (S.231) wird separat besprochen.

9.6.1 Muskelstatik des aufrechtenStandesFür die aufrechte Haltung des Körpers im Stehenist überwiegend der M. erector spinae verantwort-lich. Durch seine vielen Auffiederungen bildet erdie Grundlage für ein dynamisches Gleichgewicht,das die Bewegungen der Extremitäten und des

Abb. 9.25 Innenrelief des Unterbauchs beim Mann von dorsal.1 Umbilicus2 Plica umbilicalis mediana3 Plica umbilicalis medialis4 Plica umbilicalis lateralis5 Fossa inguinalis lateralis

6 Fossa inguinalis medialis7 Fossa supravesicalis8 Vesica urinaria9 Ductus deferens

10 A. und V. femoralis

11 A. und V. testicularis12 A. und V. epigastrica inferior13 Linea arcuata(nach Schünke, Schulte, Schumacher,Prometheus LernAtlas, Thieme; 2014)

9.6 Bewegungsfunktionen des Rumpfes

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Kopfes ausgleicht. Ergänzt und entlastet wird dieRückenmuskulatur durch einen Grundtonus derBauchmuskeln.

Da der Rumpf auf den beiden unteren Extremi-täten ausbalanciert werden muss, ist die Positiondes Beckens von grundlegender Bedeutung für dieweiter kranial liegenden Muskelgruppen(▶Abb. 9.26). Die Stabilisierung des Beckens amÜbergang zu den Beinen wird im Stehen ventralvom M. iliopsoas8 und M. quadriceps femoris7,dorsal vom M. gluteus maximus3 und der ischio-kruralen Muskulatur4 bewirkt (s. Kap. 10). BeimEinbeinstand wird das Muskelspiel durch denM. gluteus medius ergänzt. Der Rumpf wird im„Ruhestand“ mit der Bauchmuskulatur ventral und

dem lumbalen Anteil des M. erector spinae10 dor-sal so auf dem Becken eingestellt, dass der Schwer-punkt der Körpermasse auf den Hüftgelenkenliegt. Beide Körperseiten wirken dabei synergis-tisch.

●bDie Konstitution des Körpers, aber auch dauerhaf-te Fehlhaltungen können zu einer Überbelastungder stabilisierenden Muskeln führen, die häufigmit chronischen Schmerzen verbunden sind. Diespassiert sehr leicht bei schlaffer Bauchmuskulaturoder durch massive Fetteinlagerung in der Bauch-wand: das Becken kippt nach vorne, was durcheine Hyperlordose im Lendenbereich kompensiertwird. Gefestigt wird eine solche Fehlhaltungdurch die Verkürzung des M. iliopsoas.

9.6.2 Beugen, Strecken, DrehenDurch den Grundaufbau mit metamer angeord-neten Einzelsegmenten gleicht die Beweglichkeitdes Rumpfes einer Gliederkette, bei der entwedereinzelne Abschnitte oder aber die Kette als Ganzesverformt wird. Die unterschiedliche Ausrichtungder Wirbelbogengelenke schränkt die Beweglich-keit in den einzelnen Abschnitten dabei teilweisedeutlich ein. Die Bewegungsrichtungen desRumpfes in den Hauptebenen sind:● Ventral- und Dorsalflexion in der Sagittalebene,● Lateralflexion in der Frontalebene,● Torsion in der Transversalebene.

Die Ventralflexion vollzieht sich durch zweierleiMechanismen: Indirekt kann sichdie Wirbelketteüber eine Schwerpunkverlagerung nach ventralund eine Spannungsabnahme (Tonusminderung)des M. erector spinae kontrolliert nach vorne bie-gen. Der Bewegungsradius im Lendenbereich (50°)ist dabei etwas größer als im Brustbereich (35°).Direkt kann eine Ventralflexion über denM. rectusabdominis initiiert werden. Diese betrifft jedochüberwiegend den Lendenbereich und muss füreine vollständige Beugung durch die indirekteMuskulatur (M. obliquus internus abdominis undM. obliquus externus abdominis) ergänzt werden.Der M. rectus abdominis verliert dabei seine Flexi-onsfähigkeit und zeigt eine funktionelle Insuffi-zienz, bedingt durch seine immer noch beträcht-liche Länge trotz maximaler Verkürzung. Die Rück-

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Abb. 9.26 Belastung der Muskelzüge und Stellung desBeckens bei a aktiver (strammer) und b passiver(schlaffer) Haltung.1 normale Beckenstellung: 12° nach vorne gekippt2 horizontal gestelltes Becken3 M. gluteus maximus4 ischiokrurale Muskulatur5 Bauchmuskulatur6 übermäßig nach vorne gekipptes Becken7 M. quadriceps femoris8 M. iliopsoas9 M. psoas major

10 M. erector spinae(nach Schünke, Schulte, Schumacher, PrometheusLernAtlas, Thieme; 2014)

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führung in den geraden Stand bewerkstelligt aus-schließlich der M. erector spinae (überwiegenddurch den lateralen Trakt).

Aus dem geraden Stand spannt sich zur Dorsal-flexion der M. erector spinae über seinen Grund-tonus an. Auch hierbei ist der Lendenbereich (35°)beweglicher als der Brustbereich (25°), jedoch ge-ringer als bei der Beugung nach ventral, da dorsaldie Processus spinosi eine knöcherne Bewegungs-barriere bilden. Neben der Muskelkraft kann nachausreichender Verlagerung des Schwerpunktsauch die Schwerkraft eingesetzt werden. Die akti-ve Gleichgewichtsregulation übernimmt dieBauchmuskaulatur und das Kippen des Beckensnach ventral mit entsprechender Anspannung desM. quadriceps femoris.

Die Lateralflexion wird durch einseitige An-spannung des M. iliocostalis (lateraler Trakt desM. erector spinae) und der schrägen Bauchmus-keln (M. obliquus externus und internus abdomi-nis) möglich. Die kontralaterale Seite (eigentlichdie Antagonisten) übernimmt dabei durch ihrepassive Dehnung die Kontrolle für die Statik undden Bewegungsablauf. Der M. quadratus lumbo-rum unterstützt die Bewegung. Thorakal und lum-bal ist jeweils eine seitliche Beugung vom geradenStand aus um 20° nach links und rechts möglich.

Die Rotation findet überwiegend im Brust-bereich (35°) und nur zu einem geringen Grad imLendenbereich (5°) statt. Sie wird im Brustbereichvon den nur dort vorkommenden kurzen transver-sospinale Muskeln (Mm. rotatores breves und lon-gi) der einen Seite zusammen mit spinotransver-salen Muskeln (Mm. splenii) der anderen Seite er-möglicht. Lumbal ergänzt diese Drehung derM. ob-liquus externus abdominis, am kaudalen Thoraxdie Mm. intercostales externi (beide auf der Seiteder transversospinalen Muskeln). So entsteht eineschraubenförmige Muskelkette.

Häufiger als einheitliche Rumpfbewegungensind gemischte Bewegungen mit teilweise unter-schiedlicher Akzentuierung in den einzelnen Ab-schnitten der Wirbelkette. Dabei müssen die be-sprochenen Muskelketten und Gruppen in die Ex-tremitäten und in den Hals verlängert werden. Soentstehen für jede individuelle Bewegung komple-xe Muster von Dehnung und Anspannung, die je-doch nicht einfach als Summe der Grundbewegun-gen beschreibbar sind.

9.6.3 BauchpresseBei Kot- und Harnentleerung wird der Druck imBauchraum erhöht durch eine Kontraktion allerumliegenden Muskeln (oberflächliche und tiefeBauchmuskeln, Zwerchfell). Die Beteiligung der Be-ckenbodenmuskulatur ist je nach Vorgang unter-schiedlich: Beim Husten kontrahiert sie sich voll-ständig, bei Kot- und Harnentleerung nur teilwei-se, in der Austreibungsphase der Geburt ist sie ent-spannt.

Auch beim Heben schwerer Lasten wird zur Ent-lastung der Zwischenwirbelscheiben im Lenden-bereich diese „Versteifung“ aktiviert. Da dasZwerchfell schwächer als die Bauchmuskeln undder Bauchinhalt nicht komprimierbar ist, muss imThorax ein Gegendruck aufgebaut werden, damitdas Zwerchfell nicht in den Thorax gedrückt wird.Dazu wird reflektorisch die Stimmritze geschlos-sen (meist in Inspiration). Die eingeschlossene Luftwirkt wie ein Luftkissen, das so weit zusammen-gedrückt wird, bis ein Druckgleichgewicht inBrust- und Bauchhöhle herrscht.

9.7 Leitungsbahnen desRumpfes

●MDie Einteilung des Rumpfes in einzelne Segmentebestimmt auch die Anordnung der Leitungsbah-nen. Die Blutgefäße bilden Anastomosen zwi-schen der dorsalen (Aorta bzw. Azygos-System)und der ventralen Rumpfwand (Vasa thoracica in-terna und Vasa epigastricae).

Die Innervation wird kranial durch den Plexusbrachialis und kaudal durch den Plexus lumbosa-cralis unterbrochen. Von den ventralen Ästen derSpinalnerven beteiligen sich deshalb nur die ÄsteC 4, Th 2–L 3 und S 4–Co.

9.7.1 Hautgefäße und Hautnerven(▶Abb. 9.27)Die Hautarterien des Rückens (▶Abb. 9.27) sindEndäste der segmentalen Rr. dorsales (= Rr. poste-riores), die sich in einen R. cutaneus medialis undeinen R. cutaneus lateralis aufzweigen. Die Rr. dor-sales entspringen:

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● am Hals aus der A. cervicalis profunda (aus demTruncus costocervicalis der A. subclavia),

● am Thorax aus den 11 Aa. intercostales posteri-ores und der A. subcostalis (dieobersten beidenaus der A. intercostalis suprema aus dem Trun-cus costocervicalis der A. subclavia, die weiterendirekt aus der Aorta),

● lumbal aus den 4 Aa. lumbales (aus der Aorta),● am Kreuzbein aus den A. sacralis lateralis (ausder A. iliaca interna).

An der Schulter treten zusätzlich auf Höhe der Me-dioskapularlinie Äste der A. cervicalis superficialisund weiter lateral Äste der A. suprascapularis undA. circumflexa scapulae in die Haut. Die Haut derseitlichen Gesäßregion wird von der A. glutea su-perior versorgt.

Wie am Rücken, so sind auch an der seitlichenvorderen Rumpfwand die Hautarterien Endästeder segmentalen Aa. intercostales posteriores, derA. subcostalis und der Aa. lumbales. Die Äste derAa. intercostales posteriores anastomosieren mitden Rr. intercostales anteriores, die aus der A. tho-racica interna stammen.

Die Haut der Brust wird ventral von Rr. per-forantes der A. thoracica interna versorgt. VomHals aus reichen außerdem Hautäste der A. cervi-calis superficialis und der A. thoracoacromialis(R. deltoideus) bis zum oberen Brustbereich. DieHaut der Achselregion wird ventral von Ästen derA. thoracica lateralis, in der Achselgrube von derA. thoracodorsalis versorgt.

Am Bauch gibt es von kranial her R. cutanei an-teriores der Aa. intercostales posteriores VII–XIund der A. subcostalis. Von kaudal versorgt dieA. epigastrica superficialis aus der A. femoralisdie Bauchhaut bis etwa zur Nabelhöhe.

In der Leistenregion ergänzen Äste der A. cir-cumflexa ilium superficialis, die parallel zum Leis-tenband nach lateral laufen, die arterielle Blutver-

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Abb. 9.27 Epifasziale Hautgefäße und Hautnerven derdorsalen Rumpfwand.1 N. occipitalis minor2 Nn. supraclaviculares3 Rr. cutanei laterales der Nn. intercostales4 R. cutaneus lateralis des N. iliohypogastricus5 N. cutaneus femoris lateralis6 N. cutaneus femoris posterior7 Nn. clunium inferiores8 Nn. clunium medii9 Nn. clunium superiores

10 Rr. cutanei laterales der dorsalen Spinalnervenäste11 Rr. cutanei mediales der dorsalen Spinalnervenäste12 N. occipitalis tertius13 N. occipitalis major(nach Schünke, Schulte, Schumacher, PrometheusLernAtlas, Thieme; 2014)

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sorgung. Am Übergang zur Schamregion zweigenkleine Rr. inguinales der A. pudenda externa in dieHaut ab.

Die Hautvenen (▶Abb. 9.27) biIden ein sub-kutanes Netz, das mit den Ästen der parallel zuden Arterien verlaufenden Rr. cutanei lateralesund anteriores in die entsprechenden tieferen Ve-nen drainiert:● an der dorsalen Rumpfwand:

○ über die V. cervicalis profunda in die V. verte-bralis (Hals),

○ über die Vv. intercostales posteriores in dieV. azygos bzw. hemiazygos (Thorax),

○ über die Vv. lumbales in die V. cava inferior(Lendenbereich),

○ über die Vv. sacrales laterales in die V. iliaca in-terna (Sakralbereich).

● an der ventralen Rumpfwand:○ über die V. thoracoepigastrica in die V. axillaris(obere Brust und Achsel),

○ über die V. thoracica interna in die V. cava su-perior (vordere Brust und Bauch oberhalb desNabels),

○ über die Vv. lumbales in die V. cava inferior(lateraler Bauch)

○ über den Hiatus saphenus in die V. femoralis(Bauch unterhalb des Nabels).

Neben den oberflächlichen Venen der Haut verlau-fen die Venen der Rumpfwand überwiegend paral-lel zu den Arterien mit den entsprechenden Na-men.

●bBei einer Behinderung des venösen Rückflussesim Bauchraum (z. B. bei Leberzirrhose) könnensich die oberflächlichen Bauchvenen erweitern.So entstehen Kollateralwege zwischen V. cava su-perior und inferior (Anastomosen zwischen derV. thoracoepigastrica und der V. epigastrica su-perficialis) sowie zwischen der Pfortader und denHohlvenen (über die Vv. paraumbilicales). Die sichdabei erweiternden paraumbilikalen Venen wer-den als „Medusenhaupt“ (Caput Medusae) be-zeichnet.

Die oberflächlichen Lymphbahnen bilden einNetz, das sich ventral über die Mittellinie hinwegausbildet. Am Rücken verläuft dagegen eine „Was-serscheide“ zwischen linker und rechter Seite inder Medianlinie der Dornfortsätze.

Vom oberen Hals fließt die Lymphe zu Lymph-knoten im Nacken (Nodi lymphoidei occipitales),der untere Hals dräniert überwiegend zu den axil-lären Lymphknoten, der kaudale Rücken zu denoberflächlichen inguinalen Lymphknoten.

Am Körperstamm fließt die Lymphe der Rumpf-wand oberhalb des Nabels überwiegend zu denLymphknotenstationen am Unterrand desM. pectoralis minor (Nodi lymphoidei axillarespectorales), unterhalb des Nabels dräniert dieLymphe zu den oberflächlichen inguinalen Lymph-knoten. Zum Lymphabfluss der Mamma (S.667).

Die Hautnerven sind Endaufzweigungen derRr. posteriores der Spinalnerven, die überwiegendparallel mit den Blutgefäßen verlaufen(▶Abb. 9.27).

Der 1. Spinalnerv (C 1) bildet keinen Hautast.Dem gegenüber ist der 2. Spinalnerv (C 2) als N. oc-cipitalis major1 überwiegend für die Hautversor-gung angelegt. Darunter liegen die Hautäste desN. occipitalis tertius12.

Am unteren Thorax bilden sich neben den Rr. cu-tanei mediales11 auch seitlich Rr. cutanei latera-les10 aus, die nach kaudal zunehmend stärker wer-den, während die Rr. cutanei mediales kaum mehrpräparatorisch dargestellt werden können. Die Äs-te von L 1–3 ziehen als Rr. clunium superiores9, dieÄste von S 1–3 als Rr. clunium medii8 zur Gesäß-region. Die Rr. posteriores von L 4, L 5, S 4, S 5 undCo besitzen keine Hautäste.

9.7.2 Arterien (▶Abb. 9.28)Die Arterien des Rückens sind Endäste der seg-mentalen Aa. intercostales posteriores, der A. sub-costalis und der Aa. lumbales.

Die ersten beiden Aa. intercostales posterioreskommen aus dem Truncus costocervicalis derA. subclavia. Die Aa. intercostales posterioresIII–XI12 entspringen direkt aus der Aorta, ebensodie letzte Interkostalarterie, die A. subcostalis9

(A. intercostalis posterior XII). Alle Interkostalarte-rien verlaufen am Unterrand der Rippen (Sulcuscostae) und geben auf Höhe des Angulus costae ei-nen R. collateralis und an der seitlichen Brustwandeinen R. cutaneus lateralis ab. Im Bereich derBrustdrüse sind diese Äste als Rr. mammarii latera-les besonders kräftig.

Die seitliche Thoraxregion wird außerhalb des Brustkorbsnoch von absteigenden Gefäßen der A. subclavia undA. axillaris versorgt. Dazu gehören von ventral nach dorsaldie A. thoracica superior, die A. thoracoacromialis, dieA. thoracica lateralis und die A. thoracodorsalis.

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Abb. 9.28 Arterien der Rumpfwand. Ansicht vonrechts.1 Truncus brachiocephalicus2 Arcus aortae3 A. thoracica interna4 Aa. intercostales anteriores5 A. musculophrenica6 A. epigastrica superior7 A. epigastrica inferior8 A. iliaca externa9 A. subcostalis

10 Aorta abdominalis11 Aorta thoracica12 Aa. intercostales posteriores13 A. subclavia14 Truncus thyreocervicalis(nach Schünke, Schulte, Schumacher, PrometheusLernAtlas, Thieme; 2014)

Wie die Interkostalarterien entspringen auch die 4ebenfalls paarigen und segmentalen Aa. lumba-les I–IV aus der Aorta.

Seitlich am dorsalen Rand der Wirbelkörper ge-ben alle Segmentarterien (Aa. intercostales poste-riores und Aa. lumbales) einen R. dorsalis ab, derneben der Muskulatur und Haut des Rückens(R. cutaneus lateralis und medialis) auch die Kno-chen (periostales Gefäßnetz) und die Rückenmark-

häute (R. spinalis) mit Blut versorgt. Das Rücken-mark selbst wird dagegen ventral von der A. spina-lis anterior, dorsal von den Aa. spinales posterioresversorgt.

Nur 8–10 der Rr. spinales laufen entlang der Nervenwurzelnzum Rückenmark und versorgen die Spinalarterien. Nebender A. vertebralis am Foramen magnum liegt das größtedieser Gefäße im oberen Lumbalbereich (A. radicularismagna). Am Thorax ist die A. spinalis anterior sehr dünn.Dieser Abschnitt ist deshalb bei Durchblutungsstörungenbesonders gefährdet.

Die vordere Rumfwand wird an der Brust von denRr. perforantes der A. thoracica interna3 (aus derA. subclavia13) versorgt. Die A. thoracica internaliegt parasternal, dorsal der knorpeligen Rippen,und gibt folgende Äste ab:● 5–6 Aa. intercostales anteriores4, die mit denAa. intercostales posteriores teilweise anastomo-sieren,

● Rr. sternales, die das Sternum versorgen (rotesKnochenmark),

● Rr. perforantes, die die ventralen Hautäste dar-stellen.

Oberhalb des Zwerchfells spaltet sich die A. thoraci-ca interna in ihre 2 Endäste:● Die A. musculophrenica5 zieht schräg nach dor-sokaudal, bildet die Aa. intercostales anterio-res VII–X und versorgt die Pars costalis desZwerchfells.

● Die A. epigastrica superior6 zieht durch das Tri-gonum sternocostale (Larrey-Spalte) desZwerchfells und das hintere Blatt der Rektus-

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scheide und versorgt den Oberbauch bis etwazum Nabel.

Am Bauch zieht die A. epigastrica inferior7 (ausder A. iliaca externa8) von lateral zwischen der Fas-cia transversalis und dem Peritoneum zumM. rectus abdominis. Direkt an ihrem Ursprunggibt sie ein kleines Gefäß für den Leistenkanal ab(A. ductus deferentis bzw. A. ligamenti teretis ute-ri) und ein mit der A. obturatoria anastomosieren-des Gefäß (R. pubicus bzw. A. corona mortis). Siebildet mehrere Seitenäste, die mit den Aa. lumbalesanastomosieren.

Die seitlichen Bauchmuskeln (M. transversus ab-dominis, M. obliquus internus und externus abdo-minis) werden von kaudal auch von der A. circum-flexa ilium superficialis versorgt, die mit derA. epigastrica inferior kaudal des Nabels regelmä-ßig anastomosiert. An der Innenseite der Darm-beinschaufel liegt noch die A. circumflexa iliumprofunda aus der A. iliaca externa.

9.7.3 Venen (▶Abb. 9.29)Die Formierung der größeren Venen der dorsalenRumpfwand entlang der Wirbelkette zeigt ein un-symmetrisches Bild: Auf der rechten Seite bildetsich die V. azygos5, die vom Plexus sacralis aufstei-gend die Vv. lumbales7 und Vv. intercostales poste-riores VI–XII12 aufnimmt. Die oberen Interkostal-venen bilden zunächst ein eigenständiges Gefäß(V. intercostalis superior dextra3), das etwa aufHöhe der 5. Rippe in die V. azygos mündet. DieV. azygos biegt an dieser Stelle ventral in das Me-diastinum und zieht zur V. cava superior13.

Auf der linken Seite bildet sich kaudal die V. he-miazygos6, die ebenfalls vom Plexus sacralis auf-steigend die linken Lumbalvenen und die Vv. inter-costales posteriores VIII–XII aufnimmt. Auf Höhedes 8. Brustwirbelkörpers kreuzt sie über die Mitteund vereint sich mit der V. azygos. Die kranialenBrustsegmente der linken Seite bilden eine V. he-miazygos accessoria4, die durch kleine Äste mitder V. hemiazygos verbunden ist, ihr Blut jedochhauptsächlich über einen Verbindungsast auf Höhedes 6. Brustwirbels an die V. azygos abgibt. DieV. hemiazygos accessoria ist zusätzlich noch krani-al mit der V. brachiocephalica sinistra2 verbunden.

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Abb. 9.29 Venenstämme der dorsalen Rumpfwand.Ansicht von ventral.1 V. intercostalis suprema2 V. brachiocephalica sinistra3 V. intercostalis superior dextra4 V. hemiazygos accessoria5 V. azygos6 V. hemiazygos7 V. lumbalis ascendens8 V. iliaca communis9 Plexus venosus sacralis

10 Vv. lumbales11 V. cava inferior12 Vv. intercostales posteriores13 V. cava superior14 V. brachiocephalica dextra(nach Schünke, Schulte, Schumacher, PrometheusLernAtlas, Thieme; 2014)

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Zwischen V. azygos und V. hemiazygos spanntsich um die Wirbelkörper der Plexus venosus ver-tebralis externus, der das Blut aus dem Rücken-mark, dem Rückenmarkskanal (Plexus venosusvertebralis internus) und den Wirbeln sammeltund der mit beiden großen Venenstämmen ver-bunden ist.

An der ventralen Rumpfwand dräniert dieV. thoracica interna in die V. brachiocephalica, dieV. epigastrica inferior in die V. iliaca externa. Umden Nabel können zusätzlich Anastomosen überdie meist obliterierten Nabelvenen mit dem Pfort-adersystem gebildet werden (Vv. paraumbilicales).

●bBei einem Verschluss der V. cava inferior oder dertiefen Iliakalgefäße kann über den Rumpf das Blutin die V. cava superior fließen (Cavocavale Anas-tomosen). Dabei sind von der V. cava inferior zurV. cava superior mehrere Wege möglich:● am oberflächlichsten über die V. circumflexailium superficialis oder die V. epigastrica super-ficialis zum Plexus umbilicus und von dort überdie V. thoracoepigastrica oder V. thoracica late-ralis,

● eine Schicht tiefer über die V. circumflexa iliumprofunda oder V. epigastrica inferior zur V. epi-gastrica superior und weiter zur V. thoracicainterna,dorsal besteht eine dichte Anastomosie-rung zwischen den Plexus venosi vertebralessowie eine Verbindung zwischen V. lumbalisascendens aus der V. iliaca interna und demAzygos-Hemiazygos-System.

9.7.4 LymphgefäßeSegmentale Lymphbahnen (Vasa lymphatica inter-costalia) begleiten im Brustraum die Interkostalge-fäße. Sie führen dorsal über Nodi lymphoidei in-tercostales (an den Rippenköpfen) in den Truncusbronchomediastinalis, ventral über Nodi lympho-idei parasternales zum jeweiligen linken bzw.rechten Venenwinkel.

Aus dem Bauchraum fließt die Lymphe entwe-der nach kranial zu den Nodi lymphoidei paraster-nales oder nach kaudal über die Nodi lymphoideiepigastrici inferiores zu den Leistenlymphknoten.Die „Wasserscheide“ liegt auf einer horizontalenLinie etwa 3 Fingerbreit oberhalb des Nabels.

9.7.5 NervenDer R. posterior ( =dorsalis) aller Spinalnerven(▶Abb. 9.30) gibt durch das Foramen interver-tebrale einen rein afferenten, rückläufigen Ast(R. meningeus) zur Wand des Wirbelkanals undzu den Rückenmarkhäuten ab. Der Hauptnerven-ast teilt sich in einen medialen und einen lateralenAst, der jeweils die dazugehörige autochthone Rü-ckenmuskulatur efferent und myoafferent inner-viert. Die Endäste dieser Nerven erreichen alsR. cutaneus medialis und lateralis die Haut.

Der R. anterior ( = ventralis) der Spinalnervenbildet die Grundlage für die Versorgung vonRumpf, Hals und Extremitäten. Für den Rumpfspielen dabei die Segmente C 4, Th 2–L 3 undS 4–Co die entscheidende Rolle.

Der kraniale Abschnitt des Brustraums bis zumHals wird vom Rückenmarkssegment C4 sensibelinnerviert. Dieser Ast gehört zum Plexus cervicalis(C 1–4) und sendet efferente und myoafferente Fa-sern zu den Skalenusmuskeln (Nn. scaleni), sowiedermatoafferente Fasern über die Nn. supraclavi-culares an die Haut kranial der Clavicula (Schlüs-selbeingrube) und der Schulter.

Weitere Efferenzen und Afferenzen ziehen vonC4 (oft ergänzt aus C3) als N. phrenicus zumZwerchfell. Der N. phrenicus liegt ventral desM. scalenus anterior (Leitmuskel) und zieht vorder A. subclavia in die obere Thoraxapertur. Er ver-läuft im mittleren Mediastinum und gibt auf sei-nem Weg afferente Rr. pericardiaci an das Peri-kard ab. Neben der Zwerchfellmuskulatur versor-gen Afferenzen kranial die basale Pleura und kau-dal das Peritoneum (Rr. phrenicoabdominales) biszu den Oberbauchorganen (Pancreas, Leber, Gal-lenblase).

●bEine Schädigung des Zervikalmarks oder der Wur-zeln in Höhe von C3–5 führt zu einer Lähmungdes Zwerchfells. Andererseits kann bei einer Läh-mung der Thoraxmuskulatur die Atmung überden N. phrenicus aufrecht erhalten werden.

Die afferente Innervation des Peritoneums imOberbauch durch den N. phrenicus erklärt, war-um Schmerzen von Leber und Gallenblasen-erkrankungen in die rechte, Pancreaserkrankun-gen in die linke Schulter strahlen können (Head-Zonen des Zwerchfells).

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Aus dem Plexus brachialis (C5–Th1) wird die aufdem oberen Rumpf liegende Schultergürtelmusku-latur efferent und afferent versorgt. Die darüber-liegende Haut wird von den entsprechenden tho-rakalen Segmenten der Rumfwand afferent inner-viert.

Die Rr. ventrales von Th2–6 verlaufen als Nn. in-tercostales im Sulcus costae bis zum Sternum. Ef-ferente und myoafferente Nervenfortsätze versor-

gen die segmentalen Interkostalmuskeln, denM. serratus posterior superior und den M. trans-versus thoracis. Hautafferenzen gehen am Vorder-rand des M. serratus anterior als Rr. cutanei late-rales und neben dem Sternum als Rr. cutanei an-teriores aus den Interkostalnerven hervor. DieseÄste werden auch als Rr. mammarii laterales undmediales bezeichnet.

●bDer N. intercostalis II sendet oft Afferenzen ausseinem lateralen Hautast an den Oberarm (N. in-tercostobrachialis). Erkrankungen der oberen undseitlichen Mamma können deshalb leicht in denOberarm ausstrahlende Schmerzen verursachen.

Die Nn. intercostales von Th7–11 und der N. sub-costalis (Th12)4 ziehen zunächst im Sulcus costaeentlang und biegen dann am vorderen Ende derRippen nach mediokaudal ab. Sie versorgen effe-rent und afferent die seitliche und vordere Bauch-muskulatur sowie dermatoafferent die darüberlie-gende Haut.

Die Leistenregion und der M. quadratus lumbo-rum (tiefe Bauchmuskulatur) wird vom Plexuslumbalis (Th12–L 4) von mehreren Nerven ver-sorgt:● Der N. iliohypogastricus5 läuft dorsal auf Höheder Nieren und zieht dann zwischen M. transver-sus abdominis und M. obliquus internus abdomi-nis, die er auch efferent und afferent versorgt.Hautäste dieses Nervs ziehen zur seitlichen Leis-tenregion und zur Regio pubica.

● Der N. ilioinguinalis6 zieht entlang des Leisten-bandes und hat ebenfalls efferente Fasern für die

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Abb. 9.30 Rr. ventrales der rumpfversorgendenSpinalnerven. Ansicht von rechts.1 Rr. mammarii mediales der Interkostalnerven2 Nn. intercostales3 Rr. cutanei anteriores der Interkostalnerven4 N. subcostalis5 N. iliohypogastricus6 N. ilioinguinalis7 Nn. clunium medii8 Nn. clunium superiores9 Rr. cutanei laterales der Interkostalnerven(nach Schünke, Schulte, Schumacher, PrometheusLernAtlas, Thieme; 2014)

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seitliche Bauchmuskulatur (M. transversus abdo-minis, M. obliquus internus und externus abdo-minis). Seine Hautäste ziehen durch den Leisten-kanal und versorgen das Skrotum bzw. die Labiamajora.

● Der N. genitofemoralis versorgt mit seinen effe-renten und myoafferenten Fasern des R. genitalisden M. cremaster und unterstützt den N. ilio-inguinalis mit dermatoafferenten Fasern.

●bDa die von der Haut kommenden Informationenim Rückenmark mit den Informationen der Einge-weide teilweise parallel verschaltet werden (Kon-vergenztheorie), werden im Gehirn ungewöhn-lich starke Impulse der Eingeweide (z. B. bei Er-krankungen) als Schmerzreize aus dem entspre-chenden Hautareal (Head-Zonen) interpretiert.Dies kann bei der Diagnose innerer Organe hilf-reich sein.

Durch die engen Verbindungen der Oberflä-chen- und Eingeweidenerven ist auch eine Stimu-lation der Eingeweide über die Haut (kutiviszera-ler Reflex) möglich. Diese Kenntnis wird thera-peutisch eingesetzt, z. B. bei der Kälte- oder Wär-mebehandlung bestimmter Hautareale.

Der Rumpf wird nach kaudal vom Beckenbodenbegrenzt. Dieser wird efferent und myoafferentvom unteren Plexus sacralis (S 3–4), dermatoaffe-rent vom N. pudendus (überwiegend S4 und Co)innerviert.

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