Tauler Predigt 53

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  • 8/9/2019 Tauler Predigt 53

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    J oh an n e s T au l e r P r e di g t 5 3

    Eine gehobene geistliche Auslegung des ersten Evangeliums vom dreizehnten Sonntag (nachDreifaltigkeit); sie lehrt uns, wie der Mensch auf seinen Eigenwillen verzichten, den Weg derLiebe geben und mit seiner Vernunft sechs Bedingungen erfllen mu, soll er das Sein seinerSeele erkennen.

    IN DEM EVANGELlUM DIESER WOCHE findet man die lauterste Wahrheit, inder die hchste Seligkeit liegt, in den Worten, ber die ich dieser Tage gesprochenhabe, nmlich tla unser Herr zu seinen Jngern sagte: "Selig die Augen, die sehen, was ihr seht; denn viele Knige und Propheten wollten sehen, was ihr seht, undhaben es nicht gesehen." Dann wird erzhlt, wie ein Schriftgelehrter, von seinenBchern kommend, unseren Herrn versuchen und prfen wollte. Nun, denNchsten zu versuchen ist ein ganz treulos Ding.

    Dieser sprach: "Meister, was mu ich tun, um das ewige Leben zu erlangen?" UnserHerr antwortete ihm in aller Sanftheit, als ob er seine Falschheit nicht erkannt htte,und verwies ihn auf das Zeugnis der Schrift. Denn jeder Mensch mu, soll ihm Rechtwerden, drei Zeugnisse haben. Das eine mu von Gott kommen; das zweite aus ihmselbst, seinem eigenen Grunde, seinem lebendigen Geist; das dritte aus der HeiligenSchrift. Der Schriftgelehrte aber besa nur eines, auf das ihn unser Herr verwies,

    indem er sprach: "Wie liesest du (im Gesetz)?" Er antwortete: "Du sollst den Herrn,deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, deiner ganzen Seele, aus allen deinenKrften, deinem ganzen Gemte und deinen Nchsten wie dich selbst." Seine Antwort war gut, und weil er davon berzeugt war, so htte er gerne eine Antwortgehabt. So begann er das Gesprch von neuern.

    Doch lassen wir die Antwort (des Herrn), welcher der Nchste (eines Menschen)sei, beiseite, damit wir um so rascher zum Gegenstand (unserer Predigt) kommen.Man kann die Rede von den Augen, die selig genannt werden, auf zweierlei Weise

    verstehen. Welches sind diese seligen Augen?

    Der erste Sinn ist das innere geistliche Betrachten des groen, wunderbaren Adels, indem die wunderbare Verwandtschaft (der Menschen mit Gott beruht) und die Gottin den Grund der Seele gelegt hat. Dies gut und recht zu betrachten, bringt demliebenden Herzen groe Seligkeit.

    Von diesem inneren Adel, der im Grunde verborgen liegt1 , haben viele Lehrmeistergesprochen, alte und neue: Bischof Albrecht, Meister Dietrich, Meister Eckhart.

    1Grund- umschreibt Wyser, wenn er a. a. O. S. 219 von .diesem unserem innigsten und tiefsten geistigen Sein spricht.

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    Der eine nennt ihn ein "Seelenfnklein", der andere einen "Grund" oder einen"Wipfel", einer einen "Ursprung" und Bischof Albrecht ein "Bild", auf dem die heiligeDreifaltigkeit zu sehen ist und worin sie wohnt. Dieser Funke fliegt, wenn wohlvorbereitet, so hoch, da (menschliche) Erkenntniskraft ihm nicht folgen kann, denn

    er rastet nicht, bis er wieder in den (gttlichen) Grund gelangt, von dem erausgegangen ist und wo er im Stande seiner Ungeschaffenheit war. Die Lehrmeister,die hiervon sprachen, haben diese Kenntnis dank ihrer Lebensfhrung und ihrerDenkkraft erlangt. Sie haben sie erfahren und empfangen von den groen Heiligenund Lehrern der heiligen Kirche; und auch vor Gottes Geburt (auf Erden) habenviele Meister davon gesprochen: Platon, Aristoteles und Proklos. Und so wie dies dieGuten stark reizt und sie eine rasche Umkehr tun und sich diesem hohen Adel, (der)in naher Verwandtschaft (mit Gott besteht), zuwenden, so fgen sich die Treulosendamit ewigen Schaden zu.

    Nun wollen wir den Weg betrachten, der zu wahrer Seligkeit fhrt; davon habt ihrdieser Tage (bereits) gehrt. Es ist (der Weg der) wahren Demut und ein gnzliches Verleugnen des Menschen selbst und seiner eigenen Art; nichts von sich zu haltennoch von allem, was man tut oder tun kann; von allem sich loszulsen und sich frgar nichts zu halten, womit man auch das Richtige trifft. Gibt es irgend etwas, so istes nichts dem Menschen Eigenes, sondern ganz und gar Gottes. In diesen Grundmut du kommen; sollen deine, Augen selig werden, so mut du grndlich in diesenGrund sehen lernen; diese Regel hat uns unser Herr hinterlassen, als er sprach:

    "Lernet von mir, der ich demtig und sanftmtig bin." Diese beiden Demut undSanftmut - sind zwei Gespielen, zwei Schwestern, die allerwege zusammenwohnenund miteinandergehen. Ist die eine im Grunde, so mu die andere notgedrungenauch dar innen sein.

    Den Kleinen offenbart der himmlische Vater die groen, hohen, verborgenen Dinge; vor den Groen und Weisen hat er sie verhllt. In dieser Kleinheit allein wird diereine lautere Wahrheit verstanden, in der das Wesen der Seligkeit liegt und nirgendsanderswo. Nun sprach unser Herr: "Viele Propheten und Knige wollten dies sehen

    und sahen es nicht." Unter "Propheten" verstehen wir die groen, gewandten, vernnftigen Geister, die sich in der Genauigkeit ihrer Unterscheidungen an ihreUrteilskraft halten und sich damit wunder wie vorkommen. Deren Augen werdennicht selig. Unter "Knigen" verstehen wir die herrscherlichen2 , starken, gewaltigenMenschen, die Herren ihrer selbst sind in Werken, Worten, (in der Kraft) ihrerZungen und tun knnen, was sie wollen: fasten, wachen, "beten; sie glauben, das seietwas, und setzen die anderen herab.

    2Die Lesart bei Corin Wi 2, S. 149,9 herlichen" ist der bei Vetter 348,8-9 heiligen" und der des LT vorzuziehen. Aber das

    Wort herrlich." wirkt m iverstndlich; es ist herrscherlich" dafr eingesetzt.

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    (Auch) dies sind nicht die Augen, die das erblicken, was sie selig macht. Diese allewollten sehen und sahen nichts. Sie wollten sehen: dies kraft ihres Eigenwillens.

    Meine Lieben! In diesem Willen liegt der Schaden, denn er ist (so) recht derGegenstand des Hindernisses. Der Wille bedeckt die Augen von innen so, wie wenn vor dem leiblichen Auge ein Fell oder eine Decke wre und darum das Auge nichtsehen knnte. Darum mu das Auge ohne alle Farbe sein, damit es alle Farben sehenknne. Ebenso mu das innere Auge frei und ledig allen Wollens oder Nichtwollenssein, wenn es unbehindert und in Seligkeit soll sehen knnen. Der Wille hat vieleFarben; in weltlichen Herzen ist er grob und nach auen gerichtet; in geistlichen aberhat er seine eigene Farbe; denn der Mensch verhlt sich, als ob er drei Menschenwre und ist doch (nur) einer.

    Der erste ist der uere, tierische, sinnliche Mensch; der zweite der geistige mit

    seiner Erkenntniskraft; der dritte der sich zu sich selbst neigende Seelengrund, deroberste Teil der Seele, das Gemt. Alles zusammen macht nur einen Menschen aus.So sind auch verschiedene Arten des Willens in dem Menschen, jede nach ihrerWeise.

    Der (eigene) Wille, meine Lieben, mu weg, wie unser Herr sprach: "Ich bin nichtgekommen, meinen Willen zu tun, sondern den meines Vaters. So lange und dieganze Zeit ber, whrend welcher du deinem Eigenwillen lebst, wisse, da dir andieser Seligkeit gebricht. Denn alle wahre Seligkeit liegt an rechter Gelassenheit, an

    der Ablsung vom Eigenwillen; das kommt alles aus dem Grunde der Demut; dawird der Eigenwille abgetan; denn dieser Wille ist recht wie eine Sule, darin sich alleUnordnung findet3. Knnten wir die fllen, so strzten die Mauern alle zusammen. Jedemtiger, desto weniger Wille. Nun wollen wir weiter reden von der Liebe, wie diesein soll aus ganzem Herzen, ganzer Seele, aus allen Krften und aus ganzemGemte. ber diesen Gegenstand hat es viel Streit unter den Gelehrten gegeben, obdie Erkenntnis hher stehe oder die Liebe. Davon wollen wir (hier) nicht sprechen. Aber daran ist kein Zweifel: auf Erden ist die Liebe viel verdienstlicher undnutzbringender als die Erkenntnis. Die Liebe gelangt da hinein, wo die Erkenntnisauen bleiben mu. Auch bedarf die Liebe keiner groen, fein unterscheidendenErkenntnis, sondern nur des lauteren, lebendigen Glaubens eines christlichenLebens. Jetzt betrachten wir, welches die Form, der Gegenstand, das Ziel der Liebesei. Gegenstand der Liebe ist unser Herz, unsere Seele, sind unsere Krfte.

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    Die Stelle zeigt verschiedenen Sinn, je nachdem man sich fr die Lesart Vetters 348,32-33 und der Drucke, des LT, AT,KT - .unordenunge" -, " oder fr die der Hs. Wi 2, S. 151,3 - ordenunge - entscheidet. Ich habe mich fr jene entschiedenund demgem durch das hinweisende Frwort .dieser" bei Wille = .der Eigenwille" den" Sinn der Stelle annehm barer zumachen versucht.

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    Ihre Form ist die Liebe, denn ihre Wirksamkeit besteht aus aller Kraft zu lieben. Zielund Zweck ist unmittelbar Gott.

    Der Liebe Wesen ist Liebe; denn sie liebt, um zu lieben. - Nun gibt uns Richard (vonSankt Viktor) (gewisse) Unterscheidungen von der Liebe und sagt: Liebe imniedersten Grad ist die des Herzens, die in Gedanken; die von der Seele(ausgehende) Liebe ist die des Wohlwollens und der Befriedigung; die von denKrften (kommende) Liebe ist Unterdrckung all dessen, was der Liebe zuwider ist,und die, von welcher wir hier sprechen, ist keine von allen. Bischof Albrecht gibt vonalldem eine Auslegung zu diesem Evangelium und sagt: "aus ganzem Herzen", dasbedeutet, mit wohlberlegtem freiem Willen sich ttig zu zeigen aus ganzem Herzen,der Seele und den Krften. Denn es kommt wohl vor, da es einem Menscheneinfllt, ein Ding zu lieben, und die Einsicht aus ihrer Freiheit heraus (ihn)

    zurckhlt. Und etwas anderes ist es, da ihn seine wohlberlegte Einsicht etwasanderes zu lieben ntigt, wozu er nicht von solchem Drang, so ganz aus Verlangengetrieben wird. So soll diese Liebe (die wir meinen) aus einem wohlbedachten,freien, willigen Herzen (kommen) als Gegenstand von allem; von Gesinnung undGedanken, soweit dies in dieser wandelbaren Zeit mglich ist.

    Weiter: "aus ganzer Seele", das heit: aus aller Begierde und aller Freude, ausGeneigtheit und liebender Zuneigung und aus freiem Willen; und Gott zu lieben ausallen Orten der Seele, das bedeutet: mit seinem inneren und ueren Menschen.

    Diese Liebe kommt aus der Erkenntnis der Wahrheit. Ferner: "aus allen Krften", das will sagen: geliebt aus ganzem Flei und ganzer bung, so da man die tierischenKrfte (in uns) und die Sinne und alles uerliche niederhalte und sich mit ganzerKraft, auen und innen zur Liebe kehre mit alldem, womit man sich in der Liebeben kann. Soweit nur mglich; so recht die Krfte anspannen, wie einer, der einenBogen stark spannt, da er weit schieen und ein rechtes Ziel treffen will. Das ist derLiebe Vollkommenheit, ihre oberste Stufe. Sodann: "aus ganzem Gemte". In dem, was das "Gemt" ist und heit - Grund unseres Geistes4 -, ist alles andereeingeschlossen.

    Es wird ein Ma genannt, denn es mit alles brige. Es gibt ihm Form, Schwere undGewicht; es entscheidet alles ringsum: Habitus mentis: Gewohnheit des Geistes.Sankt Augustinus sagt: "Kein gutes Werk macht im eigentlichen Sinne eine Tugendaus, es sei denn, da sie zur frmlichen Gewohnheit geworden, und einemMenschen so gewohnt, so leicht und erfreulich sei, als ob sie ihm zur (zweiten)Natur geworden wre. Das kommt aus dem Grunde demtiger Liebe."

    4Die Beifgung zu "Gemt" - vgl. Vetter 350 ,1 - soll das Abgleiten des Verstndnisses in die heutige Auffassung von

    "Gemt" als dem Ort "vorwiegender Ansprechbarkeit des Gefhles" vermeiden helfen.

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    Nun mssen wie hier bedenken, was dieses "Gemt" ist. Es steht bei weitem hherund innerlicher als die Krfte; diese haben all ihr Vermgen von ihm und sind darinund von da heraus geflossen; und es ist in allem doch ber jeglichem Ma.

    Es ist gar einfach, wesentlich und frmlich. Ein Lehrmeister spricht davon und mehrnoch (als die anderen). Die Meister sagen, dieses "Gemt" der Seele sei so edel, stets wirkend, der Mensch schlafe oder wache, er wisse darum oder nicht, es habe eingottfrmiges, stndiges, ewiges Rckblicken auf Gott. Andere sagen, es schaueallerwege und liebe und geniee Gott ohne Unterla. Wie es sich damit verhlt, dasbergehen wir jetzt; aber es erkennt sich als Gott in Gott, und dennoch ist esgeschaffen. Proklus, ein heidnischer Lehrmeister, nennt es einen Schlaf, eine Stille,ein gttlich Rasten5 und sagt: "Wir suchen auf verborgene Weise das Eine, das weitber Vernunft und Erkenntnis steht." Wann immer die Seele sich dorthin kehrt, wird

    sie gttlich und fhrt gttliches Leben. Solange der Mensch unter diesenuerlichen, sinnlichen Dingen lebt und sich mit ihnen abgibt6, kann er davon nichtswissen, ja er vermag es nicht zu glauben, da das in ihm sei. Das Gemt, der Grund,ist wie eingepflanzt in die Seele, so da sie ein ewiges Streben und Ziehen in sichselbst hinein hat; und der menschliche Geist, der Grund7 hat ein ewiges Neigen, einGrundneigen wieder nach dem Ursprung.

    Dieses Neigen verlischt auch in der Hlle nicht, und das ist die grte Pein der Verdammten, da ihnen die Erreichung ihres Ursprunges ewiglich versagt bleibt.

    Wendet sich der Mensch dann an seine Vernunft, so richtet diese all die niederenKrfte aus und verbessert sie und bezwingt sie; sie offenbart all die Gelste und dasBegehren der Unvernunft und legt alles ab, was nach den niederen Krften verlangt;sie lst sich von ihnen allen ab als von fremdartigen Wesen, entfernt sich von denSinnen und wird aller Betrbnis fremd. Und ist all dies gestillt, so sieht die Seele ihreigenes Sein und all ihre Krfte und erkennt sich als ein vernnftiges Bild dessen" vondem sie ausgeflossen ist. Von dem, was sie sehen, darf man diese Augen wohlseligpreisen, die hier recht hineindringen und diesem mit ihrem edlen Grundeeinfach und seinshaft anhangen und darein versinken. "Das ist das wunderbarste",

    sagt Bischof Albrecht, "was sich hierin findet, das unvermischteste und sicherste;davon kann man euch am wenigsten abziehen, daran am wenigsten hindern, das amwenigsten zurckbehalten." In diesem Glck gibt es keine Widerwrtigkeit, denn hierist keine Gestalt, keine Sinnlichkeit, nicht Zeitlichkeit noch Vergnglichkeit; denn bisdahin gelangen die Unterscheidungen nicht, die von den Bildern kommen, wie SanktDionysius sagt.

    5Vetter 350,21 hat "rasen", die Drucke jedoch (LT, AT, KT) und Wi 2, S. 156,2 "rasten", was besser in denZusammenhang pat.

    6Nach Hs. S, s. Vetter 350, Lesarten zu Z. 24.

    7Vgl. hierzu Wyser, a. a. O. S. 235.

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    Bischof Albrecht legt nun die genannten sechs Punkte aus und spricht: das ist darumdas wunderbarste, weil ber und auerhalb diesen kein Wunder ist; und wer dahineinsieht, dem kann nichts mehr wunderbar erscheinen; es ist das Allerhchste,ber das nichts hinausreichen kann.

    Es ist auch das Unvermischteste, denn es hat nichts gemein mit Stofflichkeit nochmit stofflichen Dingen. Darum ist es auch das Allersicherste: denn diese Wege gebenallen Wegen Sicherheit und empfangen von ihnen keine. Und das kann demMenschen auch am wenigsten entzogen werden: denn weder das Fleisch nochsinnliche Gebrechen der Untugend oder der Versuchung ziehen einen solchenMenschen von der bung seiner Ttigkeit ab; und nichts kann ihn daran hindern;denn er befindet sich in dem allerklarsten Licht, das er jetzt absichtlich ergriffen hat,das ihm jetzt zur Natur geworden ist, so da er darin kein Leid mehr findet und es

    ihm zur Gewohnheit geworden ist.Es ist auch das Allerbleibendste: denn es kennt keine Widerwrtigkeit; diese Freudekann nicht verlorengehen; denn sie hat das Ihre nicht im sinnlichen Teil der Seele;und das ist die unvermischteste Wahrheit im Licht und im Leben der Wahrheit8.Und das nennt man die ewige Seligkeit um dreier Dinge willen; es ist ganz und gargttlich und ein Bild Gottes im Menschen9; es ist auch gttlich, weil es ganz in Gott versunken ist; die dritte Ursache ist: (es ist gttlich,) weil Gott selbst sich diesesWerkes der bung erfreut; und es ist gttliche Substanz darum, weil sie einen Teil

    von Gott in sich aufgenommen hat.All dieses Unwandelbare und Unermeliche, von denen dieser Meister hier sprach,ist nicht in der Wirksamkeit, sondern in der Wesentlichkeit zu sehen, (nmlich) imGrunde, da ist es unverlierbar und festbleibend und nicht in der Wirksamkeit noch inder Weise dieser Zeit; denn in ihr sind die Dinge wandelbar, auch dieUnermelichkeit im Wirksamen. Von alldem kann es wohl eine Unterbrechung im Wirken, nicht aber im Sein geben, wenn es recht darum steht. Und wer da rechthinein gelangt ist, darf wohl fortan selig heien. Und diese Seligkeit meinte unserHerr, als er sprach: "Selig die Augen, die das sehen, was ihr seht."

    Meine Lieben! Dies zu erleben, dazu mu man einen gnstigen Ort, eine gute Zeithaben, Stille, Sammlung, Losgelstheit (vom ueren); dazu ist die Nacht gutgeeignet; sie ist stille und lang. Und sollte man des Morgens ein wenig von diesemfhlen, so hat man dies und das zu tun, beginnt etwas anderes, luft her und hin underwartet dieses Erleben nicht von innen in Loslsung.

    8Wyser, a. a. O. S. 300 ff. geht auf das Zitat Taulers aus des Albertus Magnus In Lucam (10,24), ed. Borgnet, Vol.

    23,46, ein und erweist es als in Taulers Sinn zurechtgebogen".9Die Zufgung des Albertus Magnus: et hoc est intcllectus lt Tauler weg! Vgl. Wyser, a. a. O.

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    Da kommt der Teufel, versperrt dir die Wege, da dir dieses Licht nie mehr zuteil wird, und ein anderer wird an deine Stelle gesetzt, der (besser) diese Gelegenheitwahrnimmt. Liebe Schwester! Gibt dir Gott ein Knigreich, so gibt er dir auch einenKlosterhof. Gibt Gott dir diese groe Gnade, so wird er dir auch. geben, wessen du

    bedarfst. Das aber ist euer grter Schaden, da ihr (bei solcher bung) nichtverharrt.

    Niemand soll sich (in das Leben) dieser Leute mischen; denn der Papst und dieheilige Kirche tun es (auch) nicht: sie lassen Gott mit ihnen schalten. Das allesknnte man wohl bekrftigen aus vielen Stellen der Schriften der allergrtenHeiligen, die je gelebt. David nennt es einen Schlummer - "In pace in idipsumdormiam et requiescam" - und Sankt Paulus einen Frieden, der alle Sinne bertrifft,Sankt Johannes eine Stille, die eine halbe Stunde whrt.

    Viele andere groe Heilige der heiligen Kirche, Sankt Dionysius, Sankt Gregoriusund manche andere haben viel hierber geschrieben. Da heit es Zeit und Fleidaranwenden. Sankt Augustinus sagt: "Will Gott wirken, so soll man mit eifrigerGeduld sich zu seinem Wirken halten. Diese Menschen werden hren, da unserHerr Sanftmut und Demut lehrt, da sein Joch sanft, seine Brde leicht sei.

    Ein Joch ist ein Ding, mit dessen Hilfe man fhrt oder zieht. Der himmlische Vaterfhrt und zieht diese Menschen nach innen bis zum Allerinnersten und auchuerlich mit erstaunlichen Prfungen und schwerer bung; das erscheint diesen

    Menschen alles sanft; alle Brde ist ihnen wunderbar leicht, der Vater mag sieziehen, wie er will. La dich nur schwere Schlge treffen, schweig stille: Gott willseine Brde auf dich legen. Sagt man, du habest den Verstand verloren, mit dir sei esnicht richtig: schweig dazu! Gott hat dir diese Last bestimmt; und nicht da man dirden Kopf sollte abschlagen, wie man den Heiligen getan hat.

    Da wir den Weg gehen, der uns sehen lt, was unsere Augen selig macht, dazuhelfe uns Gott.

    AMEN.