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Heft 4- ] ~7- x. 19333 denn der aualytisehe Befund schlieBt das Abwechseln zweier verschieden konstituierter Hexosereste nieht aus. Ein Polysaeeharid, welches ein derartiges Alternieren zweier konstitntionell versehiedener Grundelemente aug weist, wurde nun in dem inulin~ihnliehen Irisin (aus Iris pseudoaeosus) aufgefunden. Das Methylirisin, welches ant je einen Hexoserest drei Methoxylgruppen enthfilt, ergab bei der Sgurehydrolyse ein Gemisch etwa gleicher Teile einer Tetra- nit einer Dimethyl-fruetose. Dieses Polysaecharid bant sich daher im Gegensatz zn den obenerw~hnten aus zwei verschieden konstituierten Fruetoseresten auf. Hamburg, den 28. Dezember I932. H. H. SC~L~SACH. H. K~o0P. M. LIU. Zur Kenntnis des Vitamins C. Mit Rh'cksicht auf eine Mitteilung yon Cox, HIRST und R~YNOLDS in der Nature 1, die mir wenige Tage vor Beginn der Weihnachtsferien bekannt wurde~, verSffenttiehe ich die folgenden Ergebnisse. Cox, H~Rs~ und REYNOLDS geben dem von SZ~Nw-GY6RG~2I a als Hexuronsaure-laeton (C6HsOs) angesproehenen Vitamin C a die Formel H=COH • Ct-t(Oft) • CH~ • CO . CO • COOH bzw. H~COH • CH(OFf) • CH = COH. CO. COOH auf Grund des oxydativen Abbaus nnd der Zusammensetzung seiner Derivate. Die auger- ordentliehe Reduktionskraft des Vitamins gegeniiber saurer JodlSsung wird dutch Addition yon Jod an die enolische Dop- pelbindung erki~irt. Meine eigenen Versuehsergebnisse sind nit dieser Formel nicht befriedigend in EinkIang zu bringen. D as Vit amin nimmt bei der Methynerung nit Diazo-methan 2 Methylgruppen auf [CaH~O4(OCHa)~], eine davon esterartig. Es muB also eine ]reie Carboxytgruppe tragen (den entsprieht die Zusammen- setzung seiner Derivate). Das Dimethylvitamin ist gegen saute JodlS~ung indifferent. Das Reduktionsverm~Jgen des Vitamins gegeniiber Jod beruht also ant der Oxydation einer = CH(OH)-Gruppe zu einem C = O (Verbrauch yon 2 J). Zwei freie Hydroxylgruppen Iassen sieh im Dimethylvitamin durch seine t~berfiihrung in ein kristallisierteS Di-p-nitro- r Nature ,3o, 888 (1932). "~ Die Arbeit wurde mir znerst dureh eine Ubersetzung bekannt, die mir die literarisehe Abteilux~g yon E. Merck, Darmstadt, freundliehst tibersandte. Bioehemie. J. 2e, 1387 (1928) -- Nature ~3o, 576 (~932), 4 Die Frage, ob der Stoff wirklich das Vitamin oder nut seine Vorstufe darstellt, soil bier nieht er6rtert werden. Technische Mitteilungen. 63 benzoat (Schmp. I72 °) nachweisen1. Formel I. Daes be- standig gegen neutrales Permanganat in Aeeton~ und Brom in Eisessig ist, enth~tt es wahrscheinlich keine Doppelbindung, ist aIso kein Enolderivat. =O [ COOCH~ t COOCH~ = O (I) C~H~ ] OCHa (II) CsH41 OCH~ (OCOC6H~NO~) ~ [ O > C(CHa) ~ Mit methyla]koholischem NH 3 entsteht aus den Dimethyl- vitamin ein Stoff der Znsammensetzung C6HTOa(OCH~)2NH ~ (Sehmp. I23°), dessen Untersuchung noch aussteht. Die Ace- tonverbindung desVitamins 3 gibt mit Diazomethan ebenfalis einenDimethyigther (Sehmp. 99 °) (II). Das tetzte Sauer- stoffatom liegt als Carbonyt oder ringfSrmig gebunden vor4. Einwirkung methylalkoh. HC1 : iproz. 5 Stunden bei Ioo ° l~iBt den grSgten Teil des Vitamins nnver~indertS; 4proz. 18 Stunden bei IOO ° verestert das Carboxyl. Glykosidbildung finder nicht statt. Es wird daher wahrseheinlieh keine OH- Gruppe in 4" oder 5-Stellung zum C = O stehen. Dnreh katalytische Reduktion des Vitamins bei Zimmertemperatur wird ein Stoff nit Laetoneharakter erhalten, die C = O. Gruppe steht also vermutlieh in 4-Stellung zmn COOH. Bei der FormuIierung des Vitamins ware an ein Furan- oder Cyelopentanderivat zu denken. Der Notgemeinschaft der Deutschen "Wissenschaft danke ich fiir die Bereitstellung yon Geldmitteln, der Firma E. Merck, Darmstadt, fiir die Darstellung yon Ausgangs- material. G6ttingen, AIIgemeines ehemisehes Universitiitslabora- torium, den 2. Januar 1933. FRITZ MICHaeL. 1 Dargestellt yon Herrn Dr. K. KRAF'r. Erst bei liingerer Einwirkung yon Permanganat tritt Entfarbung ein. a L. v. VARGnA, Nature I3o, 847 (x932). Die Di-phenyl- und Di-p-brom-phenyl-hydrazone der englisehen Autoren tragen vielleicht den zweiten Hydrazin- rest als S~iure-hydrazid-gruppe oder sind Osazone. 5 Dies Verhalten ist sehleeht vereinbar nit der Formel ats ~ • fl-Diketos~iure. Ann. b. d. Korrektur: Inzwisehen wurde mir eine Mit- teiIung yon KARR~R [Vierteljahrsschrift d. Naturforsehenden Ges. in Ziirich 7S, 9 (1933), dutch einen yon Prof. KARRI~R an Prof. WINDA~JS iibersandten Sonderabdruek] bekannt, deren Befunde sieh z. T. mit meinen eigenen deeken. Technische Kraftwagen und Eisenbahn. Fast in allen Kuttur- l~ndern der Welt machen sich hente Bestrebungen geltend, das Wachsen des IKraftwagenverkehrs zu hemmen. Das ist durchaus verstgndlich, wenn man bedenkt, welche ungeheuren Verm6gen die Menschen seit IOO Jahren in den Bau yon Eisenbahnen hinein- gesteekt haben; diese Verm6genswerte, die zumeist zugleich Verm6gen der Staaten darstellen, drohen heute entwertet zu werden, dadnreh, dab ein steigender Anteil am gesamten Personen- and Oiiterverkehr der Eisenbahn entzogen wird. Zwar ist dieser Anteil vorerst noch sehr klein, so klein, dab man heute noeh nieht genau bestimmen kann, wieviel yon den beobachteten Riickgang des Eisenbahnverkehrs nun wirklich auf den Kraftverkehr and wieviel lediglich auf den ali- gemeinen KonjnnktureinfluB zurfickzufflhren ist. Allein die Erkenntnis, dab der Kraftwagen das neuere, tech- nisch vollkommenere Verkehrsmittel ist, das in besseren Zeiten die Eisenbahn fiberflfigeln kSnnte, maeht es sehon begreiflich, dab sich die Eisenbahnverwaltnngen aller Lgnder zum Kampf gegen den Kra*tverkehr aug gerafft haben. DaB hinter den ]gisenbalmen hierbei die Regierungen der Lander stehen, die nm einen wesent- lichen Tell ihres Verm6gens kgmpfen, roach± natiir- lich den Kampf flit den Kraftverkehr besonders schwierig. Mitteilungen. Und dennoch wird kein einsichtiger Mensch sich verhehten k6nnen, wie g la longue die Entscheidnng ausfallen muB; denn inner noch hat sieh das Wort bestatigt, dab das 13essere der Feind des Guten sei. Nicht in der Hemmung des Kraftverkehrs, sondern in der Anpassung des gesamten Verkehrswesens an die geanderten Verhgltnisse kann somit die endgiiltige LOsung erblickt werden. ]3as Land, das sich diese Er- kenntnis zuerst zunntze macht, dfirfte aus den all- gemeinen Anfschwung, den die Beendigung dieses groBen Kampfes der Verkehrsmittel nit sich bringen wird, die ersten Vorteile haben. Unter den vielen Vorschl~gen, die bereits gernacht worden sind, nm in diesem Kampf zu einem :Ende zn kommen, verdient der des Amerikaners CA~a~a]~Ngewisse Beachtung, trotzdem er sich bei den heutigen Geld- verhaltnissen geradezu abenteuerlieh anmutet. In der :grkenntnis, dab die Oberlegenheit des tKraftwagens gegenfiber der heutigen Eisenbahn in der Reisegesehwin- digkeit, gereehnet yon Antritt bis Ende der Reise, yon Personen wie yon Gfitern zu erblicken ist, schlagt dieser Mann vor, fiber den Gelande der Eisenbahnen Gerfiste zu erbauen, an denen besonders sehnell fahrende Eisen- bahn-Triebwagen, ahnlich wie bei der bekannten Hange- bahn yon Elberfeld nach Barmen, hangend verkehren kOnnten. Die Geschwindigkeit dieser Fahrzeuge kOnnte,

Technische Mitteilungen

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Page 1: Technische Mitteilungen

Heft 4- ] ~7- x. 19333

denn der aualytisehe Befund schlieBt das Abwechseln zweier verschieden konstituierter Hexosereste nieht aus.

Ein Polysaeeharid, welches ein derartiges Alternieren zweier konstitntionell versehiedener Grundelemente aug weist, wurde nun in dem inulin~ihnliehen Irisin (aus Iris pseudoaeosus) aufgefunden. Das Methylirisin, welches ant je einen Hexoserest drei Methoxylgruppen enthfilt, ergab bei der Sgurehydrolyse ein Gemisch etwa gleicher Teile einer Tetra- n i t einer Dimethyl-fruetose. Dieses Polysaecharid bant sich daher im Gegensatz zn den obenerw~hnten aus zwei verschieden konstituierten Fruetoseresten auf.

Hamburg, den 28. Dezember I932. H. H. SC~L~SACH. H. K~o0P. M. LIU.

Z u r Kenntnis des Vitamins C. Mit Rh'cksicht auf eine Mitteilung yon Cox, HIRST und

R~YNOLDS in der Nature 1, die mir wenige Tage vor Beginn der Weihnachtsferien bekannt wurde ~, verSffenttiehe ich die folgenden Ergebnisse. Cox, H~Rs~ und REYNOLDS geben dem von SZ~Nw-GY6RG~2I a als Hexuronsaure-laeton (C6HsOs) angesproehenen Vitamin C a die Formel H=COH • Ct-t(Oft) • CH~ • CO . CO • COOH bzw. H~COH • CH(OFf) • CH = COH. CO. COOH auf Grund des oxydativen Abbaus nnd der Zusammensetzung seiner Derivate. Die auger- ordentliehe Reduktionskraft des Vitamins gegeniiber saurer JodlSsung wird dutch Addition yon Jod an die enolische Dop- pelbindung erki~irt.

Meine eigenen Versuehsergebnisse sind n i t dieser Formel nicht befriedigend in EinkIang zu bringen. D as Vit amin nimmt bei der Methynerung n i t Diazo-methan 2 Methylgruppen auf [CaH~O4(OCHa)~], eine davon esterartig. Es muB also eine ]reie Carboxytgruppe tragen (den entsprieht die Zusammen- setzung seiner Derivate). Das Dimethylvitamin ist gegen saute JodlS~ung indifferent. Das Reduktionsverm~Jgen des Vitamins gegeniiber Jod beruht also ant der Oxydation einer = CH(OH)-Gruppe zu einem C = O (Verbrauch yon 2 J). Zwei freie Hydroxylgruppen Iassen sieh im Dimethylvitamin durch seine t~berfiihrung in ein kristallisierteS Di-p-nitro-

r Nature ,3o, 888 (1932). "~ Die Arbeit wurde mir znerst dureh eine Ubersetzung

bekannt, die mir die literarisehe Abteilux~g yon E. Merck, Darmstadt, freundliehst tibersandte.

Bioehemie. J. 2e, 1387 (1928) - - Nature ~3o, 576 (~932), 4 Die Frage, ob der Stoff wirklich das Vitamin oder nut

seine Vorstufe darstellt, soil bier nieht er6rtert werden.

Technische Mittei lungen. 63

benzoat (Schmp. I72 °) nachweisen 1. Formel I. D a e s be- standig gegen neutrales Permanganat in Aeeton ~ und Brom in Eisessig ist, enth~tt es wahrscheinlich keine Doppelbindung, ist aIso kein Enolderivat.

= O [ COOCH~ t COOCH~ = O (I) C~H~ ] OCHa (II) CsH41 OCH~

(OCOC6H~NO~) ~ [ O > C(CHa) ~

Mit methyla]koholischem NH 3 entsteht aus den Dimethyl- vitamin ein Stoff der Znsammensetzung C6HTOa(OCH~)2NH ~ (Sehmp. I23°), dessen Untersuchung noch aussteht. Die Ace- tonverbindung desVitamins 3 gibt mit Diazomethan ebenfalis einenDimethyigther (Sehmp. 99 °) (II). Das tetzte Sauer- stoffatom liegt als Carbonyt oder ringfSrmig gebunden vor 4. Einwirkung methylalkoh. HC1 : iproz. 5 Stunden bei Ioo ° l~iBt den grSgten Teil des Vitamins nnver~indertS; 4proz. 18 Stunden bei IOO ° verestert das Carboxyl. Glykosidbildung finder nicht statt. Es wird daher wahrseheinlieh keine OH- Gruppe in 4" oder 5-Stellung zum C = O stehen. Dnreh katalytische Reduktion des Vitamins bei Zimmertemperatur wird ein Stoff n i t Laetoneharakter erhalten, die C = O. Gruppe steht also vermutlieh in 4-Stellung zmn COOH.

Bei der FormuIierung des Vitamins ware an ein Furan- oder Cyelopentanderivat zu denken.

Der Notgemeinschaft der Deutschen "Wissenschaft danke ich fiir die Bereitstellung yon Geldmitteln, der Firma E. Merck, Darmstadt, fiir die Darstellung yon Ausgangs- material.

G6ttingen, AIIgemeines ehemisehes Universitiitslabora- torium, den 2. Januar 1933. FRITZ MICHaeL.

1 Dargestellt yon Herrn Dr. K. KRAF'r. Erst bei liingerer Einwirkung yon Permanganat tritt

Entfarbung ein. a L. v. VARGnA, Nature I3o, 847 (x932).

Die Di-phenyl- und Di-p-brom-phenyl-hydrazone der englisehen Autoren tragen vielleicht den zweiten Hydrazin- rest als S~iure-hydrazid-gruppe oder sind Osazone.

5 Dies Verhalten ist sehleeht vereinbar n i t der Formel ats ~ • fl-Diketos~iure.

A n n . b. d. Korrektur: Inzwisehen wurde mir eine Mit- teiIung yon KARR~R [Vierteljahrsschrift d. Naturforsehenden Ges. in Ziirich 7S, 9 (1933), dutch einen yon Prof. KARRI~R an Prof. WINDA~JS iibersandten Sonderabdruek] bekannt, deren Befunde sieh z. T. mit meinen eigenen deeken.

Technische Kraf twagen und Eisenbahn. Fas t in allen Kut tu r -

l~ndern der Wel t machen sich hente Bes t rebungen geltend, das Wachsen des IKraftwagenverkehrs zu hemmen. Das ist durchaus verstgndlich, wenn man bedenkt , welche ungeheuren Verm6gen die Menschen seit IOO J a h r e n in den Bau yon E isenbahnen hinein- gesteekt haben; diese Verm6genswerte , die zumeist zugleich Verm6gen der S taa ten darstellen, drohen heute en twer t e t zu werden, dadnreh , dab ein steigender Anteil a m gesamten Personen- and Oii terverkehr der E isenbahn entzogen wird. Zwar ist dieser Anteil vorers t noch sehr klein, so klein, dab m a n heute noeh n ieht genau bes t immen kann, wieviel yon d e n beobachte ten Riickgang des E isenbahnverkehrs n u n wirklich auf den Kra f tve rkehr and wieviel lediglich auf den ali- gemeinen Konjnnkture inf luB zurfickzufflhren ist. Allein die Erkenntn is , dab der Kra f twagen das neuere, tech- nisch vol lkommenere Verkehrsmit te l ist, das in besseren Zeiten die E isenbahn fiberflfigeln kSnnte, maeh t es sehon begreiflich, dab sich die E i senbahnverwal tnngen aller Lgnder zum K a m p f gegen den Kra*tverkehr a u g gerafft haben. DaB hinter den ]gisenbalmen hierbei die Regierungen der Lander stehen, die n m einen wesent- lichen Tell ihres Verm6gens kgmpfen, roach± nati ir- lich den K a m p f flit den Kra f tve rkehr besonders schwierig.

Mitteilungen. Und dennoch wird kein einsichtiger Mensch sich

verhehten k6nnen, wie g la longue die En t sche idnng ausfallen muB; denn i n n e r noch h a t sieh das W o r t bestat igt , dab das 13essere der Feind des Guten sei.

Nicht in der H e m m u n g des Kraf tverkehrs , sondern in der Anpassung des gesamten Verkehrswesens an die geander ten Verhgltnisse kann somit die endgiiltige LOsung e rb l i ck t werden. ]3as Land, das sich diese Er- kenntnis zuerst zunntze macht , dfirfte aus d e n all- gemeinen Anfschwung, den die Beendigung dieses groBen Kampfes der Verkehrsmit te l n i t sich br ingen wird, die ersten Vorteile haben.

Un te r den vielen Vorschl~gen, die bereits gernacht worden sind, n m in diesem K a m p f zu einem :Ende zn kommen, verdient der des Amerikaners CA~a~a]~N gewisse Beachtung, t ro tzdem er sich bei den heut igen Geld- verhal tnissen geradezu abenteuerl ieh anmute t . I n der :grkenntnis, dab die Oberlegenheit des tKraftwagens gegenfiber der heutigen Eisenbahn in der Reisegesehwin- digkeit, gereehnet yon An t r i t t bis Ende der Reise, yon Personen wie yon Gfitern zu erblicken ist, schlagt dieser Mann vor, fiber d e n Gelande der E isenbahnen Gerfiste zu erbauen, an denen besonders sehnell fahrende Eisen- bahn-Tr iebwagen, ahnlich wie bei der bekannten Hange- b a h n yon Elberfeld nach Barmen, hangend verkehren kOnnten. Die Geschwindigkeit dieser Fahrzeuge kOnnte,

Page 2: Technische Mitteilungen

64 Techn i sche

wie U n t e r s u c h u n g e n schon lange bewiesen haben , le icht his a u f 2oo k m in der S t u n d e ges te iger t werden, so dab fflr langere Reisen der V o r s p r u n g der E i s e n b a h n vor d e m K r a f t w a g e n wieder ft~r einige Zeit ges icher t w~re.

A n t der Obersei te der E i s e n k o n s t r u k t i o n , die diese H ~ n g e b a h n a u f n i m m t , k 6 n n t e m a n n u n m i t ve rh~l tn i s - m~Big ge r ingem M e h r a u f w a n d eine Hochstra t3e f a r K r a f t w a g e n anlegen, die solehe N r a f t w a g e n gegen eine besondere Gebfihr b e n u t z e n k 6 n n t e n , die schnel l vor - w~r ts k o m m e n wollen. Neben P e r s o n e n w a g e n w a r d e n s ich a u c h ba ld die U b e r l a n d o m n i b u s s e u n d k le inen u n d gr61?eren Gf i t e rk ra f twagen dieser S t r a g e n be- d ienen, soba ld s ich die E r k e n n t n i s du rehse tz t , d ab dieser Yerkehr sweg b e d e u f e n d ger ingere Unfa l lge fah ren bei wesen t l i ch h6here r D u r c h s c h n i t t s g e s c h w i n d i g k e i t birgt , also den M e h r a u f w a n d an Gebt~hren le icht r ech t - fer t ig t .

Der P l a n h a t verschiedene Vortei le: Er e rm6g l i ch t d e n E i s e n b a h n e n die D u r c h f f l h r u n g e ines Schnel l- ve rkehrs , der bei der h e u t i g e n B e l a s t u n g der vo r - h a n d e n e n St recken t e c h n i s c h u n a u s f f i h r b a r ist . E r b ie te t fe rner e in Mittel , den sehne l len t { r a f t v e r keh r y o n den v o r h a n d e n e n S t r a g e n abzuziehen , die bei we i t e r em F o r t s c h r i t t des K r a f t v e r k e h r s n i c h t aus - re ichen wfirden. E r g e s t a t t e t endl ich, diese be iden Ziele zu e r re ichen m i t e inem G e s a m t a u f w a n d e , der a n t alle F~lle kte iner ist, aN w e n n die E i s e n b a h n fflr s ich den Schne l lve rkehr verwi rk l ichen u n d das L a n d die v o r h a l l d e n e n St raBen fa r den s te igenden K r a f t w a g e n - v e r k e h r a u s b a u e n wollte. ¥ o m S t a n d p u n k t der G e s a m t - heir des L a n d e s gesehen e r sche in t s o m i t de r P l a n wi r t scha f t l i ch .

E i n V e r s u c h n a c h dieser R ich tu l lg auf e iner ul lserer H a u p t l i n i e n des Verkehrs k 6 n n t e also vie l le icht lohnen l

Fahrzeug-Diese lmotoren . Die E n t w i c k l u n g des Baues de r s chne l l au fenden Diese lmotoren ffir F a h r z e u g e aller A r t e n in D e u t s c h l a n d , die n a m e n t l i e h a u e h i m A u s l a n d m i t grol3enl In te resse ver fo lg t wird, zeigt t ro t z der w i r i s cha f t l i chen Schwier igkei ten, die das letzte J a h r der ganzen W'elt g e b r a c h t ha t , e r f reul iche F o r t - schr i t t e . M a n erkenl l t sie n i e h t n u r da ran , daB, wie vor e iniger Zei t be r i ch t e t wurde , der A b s a t z a n der- a r t igen Motoren i m Gegensa tz zu vie len ande ren Er- zeugn i ssen der 3 / Iaschinenindust r ie s te igende T e n denz zeigt, sondern n a m e n t l i c h a u c h d a r a n , dab die e in- schlggigen F i r m e n in de r Lage waren, N e u k o n s t r u k - t i onen auf den M a r k t zu br ingen , die den besonde ren A n f o r d e r u n g e n des F a h r z e u g b e t r i e b e s besser als die i r f lheren en t sp rechen .

N a c h d e m es d a n k den e ingehenden F o r s c h n n g e n ge lungen war, die g r u n d l e g e n d e n F r a g e n fiber Arbe i t s - ve r fahren , B r e n n s t o f f p u m p e n , R e g e l u n g nsw. in e inem fa r den p r a k t i s e h e n G e b r a u c h solcher Motoren aus- r e i chenden MaG zu klXren, geh t das Bes t r eben der F i r m e n vor a l lem danach , dera r t ige schnel Iaufende Motoren fiir grOBere Le i s tungen zu en twicke ln , ffir welche s ich das Bedfl r fnis au f vielell Zweigen des Ver- keh r swesens ge l tend g e m a c h t h a t . Erw~hn% seien in d iesem Z u s a m m e n h a n g die Diese lmoto ren y o n 41o PS, die yon der F i r m a M a y b a c h Motorenbau , Fr iedr ichs - hafen , ffir E i s e n b a h n - T r i e b w a g e n el l twickel t w u r d e n u n d die d e n Schne l lve rkehr au f H a u p t l i n i e n m i t gallz n e u e n Mi t te ln verwirkl ichen, ferner die Diese lmotoren ft~r Luf t sch i f fe , die zur Zei t a u c h bei der M a s c h i n e n - f ab r ik A u g s b u r g - N f i r n b e r g e r p r o b t w e r d e m

Aber a u c h auf d e m engeren Gebiete des I~2raftfahr- zeugve rkeh r s b r a c h t e das J a h r 1932 eine ganze Reihe y o n N e u k o n s t r u k t i o n s t a rke r Diese lmotoren , die dazu b e s t i m m t sind, die e rh6h te An t r i ebs l e i s t ung ffir schwere

Mi t t e i lungen . [ Die Natur- [wissenschaften

Dre i achsen -Omnibus se und - L a s t k r a f t w a g e n i m schne l - len F e r n v e r k e h r z u l iefern. Die h6chs t e L e i s t u n g der Motorell dieser Art , l l~mlich 14o PS, h a t gegenw~r t ig der neue Sechszy i inde rmo to r yon I6,6 1 G e s a m t h u b - r a u m der M a s c h i n e n f a b r i k Augsburg -Nf i rnbe rg , dessen N e n n d r e h z a h l i4oo U/ ra in be t r~g t u n d der 9 2 o k g wiegt . Seine Zyl inder haben je zwei EinlaB- u n d Ans- laGventi le sowie I4o m m B o h r u n g u n d 18o m m Hub , die Einf t~hrung des ]3rennstoffs erfolgt l lach d e m be- k a n n t e n Drucke insp r i t zve r f ah ren , da s n u r e inen n ied- r igen E n d d r u c k der V o r v e r d i c h t u n g er forder t ,

F a h r z e u g - D i e s e h n o t o r e n yon I2o PS, e iner a u e h fflr D r e i a c h s e r - K r a f t w a g e n n a m e n t l i c h im S t a d t v e r k e h r auch noch ans re i chenden Leistul lg, werden bere i t s yon ve r seh iedenen Firmlen gebau t . Zu erwf ihnen wXre h ier der I I , 6 L i t e r -Sechszy l inder -Diese lmotor rol l Da imle r - Benz, A.-G., Gaggenau , der die L e i s t u n g yon 12o PS bei e iner N e n n d r e h z a h l yon 17oo U/ ra in erreicht . Dieser Motor wird neue rd ings m i t Zy l indern ausgeff ihr t , die yon 120 auf 125 m m t3ohrung vergr6t3ert s ind, u n d soil d a m i t bei de r angegebenen D r e h z a h l e ine L e i s t u n g yon 15o PS erreichen, also se lbs t den oben e rwXhnten MAN-Moto r f ibertreffen.

A u c h die Mo£oren- \¥erke M a n n h e i m bauen Sechs- zy l i l ldermotoren ffir Fahrzeuge , die bei I25 m m t3oh- r u n g u n d 175 m m H u b m i t i4oo U/ ra in l au fen u n d I2o PS entwiekeln . Diese F i r m a is t in neuere r Zeit dazu f lbergegangen, s t a t t der V o r k a m m e r n a c h d e m b e k a n n t e n B e n z - P a t e n t e inen Zy t inde rdecke l -Luf t - spe ieher anzuwenden , in den h ine in der g r6g te Tell der V e r b r e n n u n g s l u f t gedrf lckt wird . K u r z vor d e m oberen T o t p u n k t sp r i t z t d a n n die B r e n n s t o f f p u m p e die Brenn- s t o f f l adung gegen ein Git ter , das zwischen d e m Zyl inder m i t d e m Luf t spe i che r e i n g e b a u t ist . Der B renns to f f en tz f inde t s ieh vo r d e m Git ter , u n d die au s d e m Speicher n a c h s t r 6 m e n d e L u f t f6 rder t die V e r b r e n n u n g des g e s a m t e n Brenns to f f s .

V611ig hen d u r c h k o n s t r u i e r t i s t a u c h der F a h r z e u g - D ie sehno to r der i chmbo ld t -De l l t zmoio ren -A . -G . , der m i t 6 Zy l inde rn rol l i2o m m t3ohrung u n d i7o m m H u b bei I5oo U / m i n I iO PS l e i s t e t E in besonderes M e r k m a l dieses schon d u t c h sein geschlossenes -~uBere auf fa l l enden Motors ist, dab sein F t iehkra f t reg le r n i ch t wie bei ande ren Fah rzeug -Die se lmo to ren e ine hSchs te u n d e ine n iedr igs te Drehzah t einstel l t , s onde rn den ganzen Bere ieh der ]Betr iebsdrehzahlen b e h e r r s c h t Die A n o r d n u n g der V o r k a m m e r sei t l ich i m Zyl inderkopf wurde a u c h bei dieser Aus f f i h rung be ibeha t t en .

E r w ~ h n t sei noch , dab auch y o n d e m b e k a n n t e n J u n k e r s - F a h r z e u g - D i e s e l m o t o r , dessen H e r s t e t l u n g in der neues t en Zei t die Tr ied. K r u p p A.-G. f l b e r n o m m e n hat , eine Aus f f lh rung m i t 4 Doppe lzy l inde rn g e b a u t wird, die b e i i 5 o o U / m i n eine N e n n l e i s t u n g yon I l o P S e n ~ ' i c k e l t . D a m i t i s t e in Beweis daff i r ge- l iefert , d ab s ich auch diese einzige Z w e i t a k t b a u a r t fflr F a h r z e u g m o t o r e n p r a k t i s c h bewXhrt ha t .

Die wi r t schaf t l i che Ste l lung des Fahrzeug-Diese l - mo to r s im Verkehrswesen h a t s ich infolge der zuneh - m e n d e n V e r t e u e r u n g der le ich ten Brenns to f fe ffir Ver- ga se rmoto ren in der le tz ten Zei t e rheb t i ch gebesser t . F~ir L a s t w a g e n - u n d Omnibusbe t r i ebe , in deren Be- t r i ebs rechn l lng das B r e n n s t o f f k o n t o eine groGe Rolle spielt , s t eh t schon heu t e die wi r t scha f t l i che ~be r l egen - heir des Diese lverfahre l l s tes t , d a die E r s p a r n i s an Aus - gaben ffir 13rellllstoffe die ge r ingen Mehrkos t en des Diese lmotors sehon in kurzer Zeit aufwiegt . Aber a u c h bei P e r s o n e n - K r a f t w a g e n , z. ]3. K r a f t d r o s c h k e n , is t es n u r eine Frage e iner kurzen Zeit, bis s ich der ~ ,bergang z u m Diese lmotor r ech t fe r t igen 1assert wird. H .

Herausgeber und verantwortlicher Schriftleiter: ~ . ~ t g . e. 11. Dr. ARNOLD BERLINER, BeNin W g. Verlag yon Jnlius Springer in Berlin W 9 ~ - - Druck der Spamersehen Buchdruckerei iI~ Leipzig.