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QualitätsSicherung Studienprogramme
QS²
Technische Universität Berlin
Abschlussbericht
Workloaderhebung Chemie
WS 2010/2011
TU Berlin I 2
Autorinnen:
Dr. Cornelia Raue, Anne Drope, Julia Schander
Technische Universität Berlin
Strategisches Controlling, Sekr. SC01
QS² - QualitätsSicherung Studienprogramme
Tel: +49 30 314-78595
TU Berlin I 3
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ......................................................................................................................................... 5
2. Methode .......................................................................................................................................... 5
2.1 Konzeption ............................................................................................................................... 5
2.2 Erhebungsphase ...................................................................................................................... 6
2.3 Auswahl der Stichprobe .......................................................................................................... 6
2.4 Auswertung ............................................................................................................................. 6
2.4.1 Praktikumsbereinigung .................................................................................................... 6
2.4.2 Präsenzzeitbereinigung ................................................................................................... 6
3. Ergebnisse........................................................................................................................................ 7
3.1 Rücklauf und Repräsentativität der Stichprobe ...................................................................... 7
3.1.1 Rücklauf ........................................................................................................................... 7
3.1.2 Repräsentativität ............................................................................................................. 7
3.2 Workload nach Modulen ......................................................................................................... 9
3.2.1 Allgemeine Chemie .......................................................................................................... 9
3.2.1.1 Durchschnittlicher Workload und Semesterverlauf .................................................... 9
3.2.1.2 Validität der Ergebnisse ............................................................................................. 12
3.2.1.3 Kommentare der Studierende ................................................................................... 13
3.2.1.4 Zusammenfassung und Diskussionsfragen ................................................................ 13
3.2.2 Physikalische Chemie: Thermodynamik und Elektrochemie ......................................... 13
3.2.2.1 Durchschnittlicher Workload und Workloadverlauf ................................................. 13
3.2.2.2 Validität der Ergebnisse ............................................................................................. 15
3.2.2.3 Kommentare der Studierenden ................................................................................. 16
3.2.2.4 Zusammenfassung und Diskussionsfragen ................................................................ 16
3.2.3 Technische Chemie ........................................................................................................ 17
3.2.3.1 Durchschnittlicher Workload und Workloadverlauf ................................................. 17
3.2.3.2 Validität der Ergebnisse ............................................................................................. 19
3.2.3.3 Kommentare der Studierenden ................................................................................. 19
3.2.3.4 Zusammenfassung und Diskussionsfragen ................................................................ 20
3.3 Erklärende Variablen ............................................................................................................. 20
4. Zusammenfassung und Ausblick ................................................................................................... 22
Anhang .................................................................................................................................................. 24
TU Berlin I 4
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Verteilung des durchschnittlichen Workloads über die Semesterwochen im Modul AC 10
Abbildung 2: Vergleich der Mittelwerte gebildet über jeweils vier Wochen im Modul AC .................. 11
Abbildung 3: Streuung der Angaben zum Workload über die Semesterwochen im Modul AC ........... 12
Abbildung 4: Verteilung des durchschnittlichen Workloads über die Semesterwochen im Modul PC 14
Abbildung 5: Streuung der Angaben zum Workload über die Semesterwochen im Modul PC ............ 16
Abbildung 6: Verteilung des durchschnittlichen Workloads über die Semesterwochen im Modul TC 18
Abbildung 7: Streuung der Angaben zum Workload über die Semesterwochen im Modul TC ............ 19
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Rücklauf in den Modulen AC, PC und TC im Vergleich ........................................................... 7
Tabelle 2: Repräsentativität der Gruppen im Modul AC ......................................................................... 8
Tabelle 3: Repräsentativität der Gruppen im Modul PC ......................................................................... 8
Tabelle 4: Repräsentativität der Gruppen im Modul TC ......................................................................... 8
Tabelle 5: Soll-Ist-Vergleich des Arbeitsaufwands unterteilt nach Modulsegmenten ............................ 9
Tabelle 6: Soll-Ist-Vergleich des Arbeitsaufwands unterteilt nach Modulsegmenten .......................... 14
Tabelle 7: Soll-Ist-Vergleich des Arbeitsaufwands unterteilt nach Modulsegmenten .......................... 17
Tabelle 8: Interpretation der Korrelationsergebnisse ausgewählter Faktoren ..................................... 21
Abkürzungsverzeichnis
AC Modul „Allgemeine Chemie“
FS Fachsemester
h Zeitstunde(n)
LP Leistungspunkt(e)
N Anzahl der Studierenden
PC Modul „Physikalische Chemie: Thermodynamik und Elektrochemie“
SW Semesterwoche(n)
SWS Semesterwochenstunde(n)
TC Modul „Technische Chemie“
WL Workload
TU Berlin I 5
1. Einleitung
Im Wintersemester 2010/2011 hat das QS²-Team des Strategischen Controllings im Auftrag des Insti-
tuts für Chemie gemäß Institutsratsbeschluss vom 26. Mai 2010 erstmalig eine Workloaderhebung
durchgeführt und dabei drei zentrale Module des Bachelorstudiengangs Chemie betrachtet: das Erst-
semestermodul „Allgemeine Chemie“(AC), das für das dritte Fachsemester vorgesehene Modul „Phy-
sikalische Chemie: Thermodynamik und Elektrochemie“ (PC) sowie das im fünften Fachsemester be-
ginnende zweisemestrige Modul „Technische Chemie“ (TC).
Ziel der Befragung war es den Workload der Studierenden im Bachelorstudiengang Chemie in den
genannten drei Modulen näherungsweise zu ermitteln. Dabei sollte nicht nur zwischen Präsenzzeiten
sowie Vor-und Nachbereitungszeiten unterschieden werden. Auch die verschiedenen Modulsegmen-
te (die drei Veranstaltungstypen Vorlesung, Seminar und Praktikum) sollten separat betrachtet wer-
den. Es galt, eine Methode zu finden, die diese Erfassung möglichst präzise ermöglicht, ohne dabei
die Studierenden durch ein zu zeitaufwendiges Verfahren abzuschrecken. In einem zweiten Schritt
sollten mögliche Ursachen für eine besondere Belastung im Studium untersucht werden. Als Indika-
toren sollten insbesondere die Vorbildung (Leistungskurse im Abitur), die Erwerbstätigkeit neben
dem Studium sowie die Betreuung von Familienangehörigen dienen.
2. Methode
2.1 Konzeption
Die Umsetzung der Befragung erfolgte mit der Evaluationssoftware QuestorPro, die ein
pseudonymisiertes Paneldesign mit verschiedenen Befragungswellen sowohl online als auch in Pa-
pierform unterstützt. Ein wöchentlicher Befragungsrhythmus bildete den Kompromiss zwischen mög-
lichst zeitnaher detaillierter Erfassung und möglichst geringem Aufwand für die Studierenden. Der
Einstiegsfragebogen zur Erfassung der potenziellen Erklärungsvariablen (Vorbildung, Erwerbstätig-
keit, Familienbetreuung etc.) stand sowohl in Papierform als auch online zur Verfügung, alle weiteren
Befragungswellen ausschließlich online. Die Befragung sollte in der ersten Vorlesungswoche begin-
nen und mit dem Abschluss des jeweiligen Moduls (Klausurtermin) enden.
Um den sich wöchentlich wiederholenden Fragebogen möglichst übersichtlich zu halten, beschränkte
sich die Erfassung des Workloads auf die sieben Modulsegmente Vorlesungspräsenzzeit, Vor- und
Nachbereitung der Vorlesung, Seminarpräsenzzeit, Vor- und Nachbereitung des Seminars, Prakti-
kumspräsenzzeit, Vor- und Nachbereitung des Praktikums und Klausurvorbereitung. Auf vorgegebene
Antwortmöglichkeiten wurde bewusst verzichtet, um die Studierenden nicht zu beeinflussen. Statt-
dessen konnten die Studierenden ihre Angaben zu den sieben Bereichen in Stunden und Minuten in
zwei zweistellige Zahlenfelder eingeben. In der letzten Woche wurde zusätzlich nach der erwarteten
Abschlussnote für das Modul gefragt. Außerdem stand ein Freitextfeld für Kommentare zum Modul
zur Verfügung. Der Fragebogen ist exemplarisch für eine Woche und ein Modul im Anhang abgebil-
det.
TU Berlin I 6
2.2 Erhebungsphase
In Absprache mit dem Institut für Chemie stellte das QS²-Team im WS 2010/2011 in der ersten Wo-
che nach Vorlesungsbeginn in den drei genannten Modulen die geplante Workloaderhebung vor. Die
Studierenden erhielten die Möglichkeit, während der Veranstaltung den Einstiegsfragebogen in Pa-
pierform auszufüllen. Anschließend verschickte das QS²-Team in jeder Woche über die Plattform ISIS
eine E-Mail an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Module und teilte mit, dass der Fragebogen
für die aktuelle Semesterwoche zum Ausfüllen bereitstehe. Diesen Fragbogen konnten die Studie-
renden innerhalb von drei Wochen ausfüllen. Mit dem persönlichen selbst generierten Passwort
konnte jede Befragungsperson in jeder Woche genau einmal an der Befragung teilnehmen. Der Be-
fragungszeitraum für die Module AC und TC endete mit dem Fragebogen für die Woche 19. Im Modul
PC fand die Abschlussklausur erst in Woche 20 statt. In Absprache mit Vertretern des Instituts für
Chemie hat das QS²-Team den Befragungszeitraum für das Modul PC, nachdem die Befragung für die
anderen beiden Module bereits abgeschlossen war, verlängert, um so noch den Workload bis zum
zweiten Klausurtermin zu erfassen.
2.3 Auswahl der Stichprobe
Um eine gewisse Verlässlichkeit der Ergebnisse zu sichern, stützt sich die Berechnung des durch-
schnittlichen Workloads ausschließlich auf die Angaben der Befragungspersonen, die in mindestens
10 Wochen ihren Workload dokumentiert haben. Hat eine dieser Befragungspersonen in einer Wo-
che nicht teilgenommen, bilden selbstverständlich nur die Angaben der übrigen Studierenden aus
der Stichprobe die Grundlage für die Berechnungen.
2.4 Auswertung
Für die Aufbereitung und Auswertung der erhobenen Daten sind zwei Aspekte besonders zu beach-
ten, die im Folgenden als „Praktikumsbereinigung“ und „Präsenzzeitbereinig“ bezeichnet werden.
2.4.1 Praktikumsbereinigung
Da einige Studierende kein Praktikum belegt haben (z.B. weil sie sich eine berufliche Tätigkeit vor
dem Studium als Praktikumsleistung anrechnen lassen konnten), ist darauf zu achten, dass bei den
Berechnungen des durchschnittlichen Workloads für das Praktikum keine Verzerrung entsteht. Diese
Fälle sind in Bezug auf die Praktikumspräsenzzeit und die Vor-und Nachbereitung des Praktikums als
fehlende Werte zu behandeln.
2.4.2 Präsenzzeitbereinigung
Bei den Präsenzzeiten ist zu beachten, dass das Modulhandbuch der Chemie für die Berechnung von
Leistungspunkten generell SWS und Zeitstunden gleichsetzt, obwohl eine Vorlesung mit 2 SWS natür-
lich in der Regel nicht zwei Stunden, sondern 90 Minuten dauert. Diese Rechnung ist durchaus plau-
sibel. Sie trägt dem Umstand Rechnung, dass Räume gewechselt, Technik ein- und ausgeschaltet und
Unterlagen ein- und ausgepackt werden müssen. Da die Studierenden im Rahmen der
Workloaderhebung jedoch nur die tatsächliche Veranstaltungsdauer dokumentiert haben, ist für den
TU Berlin I 7
Vergleich der Befragungsergebnisse mit den Angaben zum Umfang des Moduls im Modulhandbuch
eine Anpassung notwendig. Der Sollwert aus dem Modulhandbuch wird „präsenzzeitbereinigt“, d.h.
eine Veranstaltung mit 2 SWS geht tatsächlich nur mit 90 Minuten in die Berechnungen des im Mo-
dul zu erbringenden Workloads ein.
3. Ergebnisse
3.1 Rücklauf und Repräsentativität der Stichprobe
3.1.1 Rücklauf
Bei einer online durchgeführten Befragung, die eine wöchentliche Teilnahme vorsieht, keinerlei ma-
terielle Anreize bereitstellt und sich über mehrere Monate erstreckt, ist erfahrungsgemäß mit einer
eingeschränkten Teilnahmebereitschaft und schwindendem Rücklauf zu rechnen. Erwartungsgemäß
sehr hoch war zunächst die Rücklaufquote beim Einstiegsfragebogen, da die Studierenden diesen
direkt beim ersten Veranstaltungstermin im Beisein des QS²-Teams ausfüllten. Nimmt man die Zahl
der ausgefüllten Einstiegsfragebögen als Referenzwert, dann ergibt sich für die Workloaderhebung
bei mindestens einmaliger Teilnahme eine Rücklaufquote von 63 Prozent, bei mindestens zehnmali-
ger Teilnahme eine Rücklaufquote von 31 Prozent. Tabelle 1 veranschaulicht aufgeschlüsselt auf die
einzelnen Module die Berechnung des Rücklaufs.
Rücklaufquote nach Modulen
Anzahl der Studie-renden
Modul AC Modul PC Modul TC gesamt
Ausgefüllte Einstiegs-fragebögen
115 128 107 350
WL in mind. 1 SW dokumentiert
71 (61,7%) 94 (73,4%) 54 (50,5%) 219 (62,6%)
WL in mind. 10 SW dokumentiert
28 (24,3%) 50 (39,1%) 31 (29,0%) 109 (31,1%)
Tabelle 1: Rücklauf in den Modulen AC, PC und TC im Vergleich
Den im Vergleich höchsten Rücklauf erreicht das Modul PC. Im Modul AC, bei den Studierenden des
ersten Semesters, haben zwar gut 60 Prozent zumindest einmal ihren Workload dokumentiert. Die
Bereitschaft zur regelmäßigen Teilnahme an der Befragung war hier jedoch am geringsten. Eine mög-
liche Erklärung wäre, dass die Studierenden in den höheren Semestern durch die Studierendenstreiks
für das Thema Workload sensibilisiert wurden.
Insgesamt ist der Rücklauf als sehr zufriedenstellend zu bewerten.
3.1.2 Repräsentativität
Inwiefern die Ergebnisse dieser Befragung als repräsentativ gelten können, erfordert eine differen-
zierte Betrachtung. Eine Möglichkeit hierzu stellt der Vergleich der Grundgesamtheit der ausgefüllten
Einstiegsfragebögen mit der ausgewählten Stichprobe (vgl. Kapitel 2.3) dar. Aus den Tabellen 2, 3 und
4 geht die Zusammensetzung der beiden Gruppen gemäß den erfassten Merkmalen hervor. Der Er-
werb der Hochschulzugangsberechtigung im Ausland ist aufgrund der sehr kleinen Fallzahlen nicht als
Gruppenmerkmal in den Tabellen 2, 3 und 4 aufgeführt.
TU Berlin I 8
Allgemeine Chemie
Einstiegsfragebogen (N=116) Stichprobe (N=28) Häufigkeit Prozent* Häufigkeit Prozent*
Geschlecht Frauen 51 45% 18 67%
Männer 63 55% 9 33%
Vorbildung Leistungskurs Chemie 73 65% 16 59%
Leistungskurs Mathe 40 36% 10 37%
Studiengänge Bachelor Chemie 89 78% 18 67%
Lebensmittelchemie 23 20% 9 33%
Lebensumstände Erwerbstätigkeit 69 61% 10 38%
Familienbetreuung 10 9% 3 11%
*Fehlende Werte wurden bei der Anteilsberechnung nicht einbezogen. Tabelle 2: Repräsentativität der Gruppen im Modul AC
Physikalische Chemie: Thermodynamik und Elektrochemie
Einstiegsfragebogen (N=128) Stichprobe (N=50) Häufigkeit Prozent* Häufigkeit Prozent*
Geschlecht Frauen 64 50% 27 57%
Männer 64 50% 20 43%
Vorbildung Leistungskurs Chemie 91 72% 30 64%
Leistungskurs Mathe 51 40% 23 49%
Studiengänge
Bachelor Chemie 93 73% 34 72%
Lebensmittelchemie 27 21% 11 24%
Dipl. Chemie + Sonst. 8 6% 2 4%
Lebensumstände Erwerbstätigkeit 67 53% 24 52%
Familienbetreuung 18 14% 5 11%
*Fehlende Werte wurden bei der Anteilsberechnung nicht einbezogen. Tabelle 3: Repräsentativität der Gruppen im Modul PC
Technische Chemie
Einstiegsfragebogen (N=107) Stichprobe (N=31) Häufigkeit Prozent* Häufigkeit Prozent*
Geschlecht Frauen 37 35% 14 47%
Männer 69 65% 16 53%
Vorbildung Leistungskurs Chemie 68 65% 19 63%
Leistungskurs Mathe 49 47% 11 69%
Studiengänge
Bachelor Chemie 38 36% 20 67%
Dipl. Chemie 24 23% 3 10%
Sonstige 44 42% 7 23%
Lebensumstände Erwerbstätigkeit 65 61% 13 43%
Familienbetreuung 14 13% 4 13%
*Fehlende Werte wurden bei der Anteilsberechnung nicht einbezogen. Tabelle 4: Repräsentativität der Gruppen im Modul TC
In Bezug auf die erfassten Merkmale ist festzustellen, dass in allen drei Modulen die Stichprobe die
Grundgesamtheit der ausgefüllten Fragebögen recht gut widerspiegelt. Es zeigt sich die bereits in
TU Berlin I 9
anderen Studien festgestellte Tendenz, dass bei Frauen die Bereitschaft zur Teilnahme an der Befra-
gung stärker ausgeprägt ist als bei Männern.1 Der Anteil der Erwerbstätigen, der im Modul PC in bei-
den Gruppen nahezu übereinstimmt, ist in den Modulen AC und TC in der Stichprobe unterrepräsen-
tiert. Im Modul TC sind zudem die Studierenden im Diplomstudiengang unterrepräsentiert. In Bezug
auf die übrigen Merkmale liegen in allen drei Modulen die Prozentwerte beider Gruppen sehr nah
beieinander. Demnach können alle drei Stichproben – die Stichprobe des Moduls PC in besonderem
Maße – in Bezug auf die erfassten Merkmale als weitestgehend repräsentativ gelten.
3.2 Workload nach Modulen
3.2.1 Allgemeine Chemie
3.2.1.1 Durchschnittlicher Workload und Semesterverlauf
Das Modul AC ist mit 12 Leistungspunkten das größte Modul im ersten Semester. Es umfasst eine
Vorlesung (4 SWS, 6 LP), ein Seminar (1 SWS, 1 LP) sowie ein Praktikum (7 SWS, 5 LP). In Tabelle 5 ist
die im Modulhandbuch vorgesehene Verteilung der insgesamt zu erbringenden 360 Zeitstunden dar-
gestellt (1. Zeile: „Soll lt. Modulhandbuch“). Wie in Kapitel 2.4.2 erläutert, ist zunächst eine Anpas-
sung notwendig (2. Zeile: „Soll präsenzzeitbereinigt“), um diese Vorgaben des Modulhandbuchs mit
den Angaben der Studierenden (3. Zeile: „Ergebnisse aus der Befragung“) vergleichen zu können.
Arbeitsaufwand im Modul AC
Präsenz-zeit Vor-lesung
Vor- und Nach-bereitung Vorlesung
Präsenz-zeit Seminar
Vor- und Nach-bereitung Seminar
Präsenz-zeit Prak-tikum
Vor- und Nach-bereitung Praktikum
Klausur-vor- berei-tung
gesamt
Soll lt. Modul-handbuch
60,0 h 90,0 h 15,0 h 45,0 h 105,0 h 30,0 h 15,0 h 360,0 h
Soll präsenzzeit-bereinigt
45,0 h 90,0 h 11,3 h 45,0 h 78,8 h 30,0 h 15,0 h 315,0 h
Ergebnisse aus der Befra-gung
44,2 h 32,6 h 12,2 h 21,2 h 74,3 h 44,4 h 70,3 h 299,2 h
Sollerfüllung 98,2% 36,3% 108,6% 47,1% 94,4% 147,9% 468,8% 95,0%
Tabelle 5: Soll-Ist-Vergleich des Arbeitsaufwands unterteilt nach Modulsegmenten
Zunächst ist festzustellen, dass der für das Modul AC von den Studierenden angegebene Workload mit insgesamt 299,24 h unterhalb des im Modulhandbuch festgelegten, präsenzzeitbereinigten Wer-tes von 315 h liegt, d.h. die Studierenden geben an, 95 Prozent des für das Modul veranschlagten Workloads zu erbringen. Dieser Wert, der sehr nahe an 100 Prozent heranreicht, zeigt dass die Schät-zung des Modulumfangs durch die Lehrenden und die Angaben der Studierenden zu ihrem Gesamtworkload im Modul AC sehr nahe beieinander liegen. Bei der Betrachtung der einzelnen Mo-dulsegmente zeigt sich diese hohe Übereinstimmung jedoch vorrangig in Bezug auf die Präsenzzei-ten. Dass die Seminarpräsenzzeit im Modul AC sogar über 100 Prozent beträgt, könnte darauf zurückzu-führen sein, dass das mit nur 45 Minuten angesetzte Seminar nicht selten einige Minuten länger dauerte. Einige Studierende dokumentierten die Zeiten hier sehr exakt. Es wurden beispielsweise 49
1 Vgl. Heidemann, Lutz (2010): Kooperationsprojekt Absolventenstudien (KOAB), Methodische Anlage und
Durchführung der Absolventenbefragung 2010, Bericht des INCHER-Kassel, http://www.uni-kassel.de/incher/ |-absolventen/ergebnisse.ghk (25.05.2011), p. 20.
TU Berlin I 10
oder 57 Minuten Seminardauer dokumentiert. Insgesamt spricht die hohe Übereinstimmung im Be-reich der Präsenzzeiten für die Validität der Befragungsergebnisse.
Bei den Vor- und Nachbereitungszeiten fällt auf, dass das Praktikum im Modul AC offensichtlich sehr
viel Vor- und Nachbereitung erfordert, während bei den anderen beiden Veranstaltungen ver-
gleichsweise wenig vor- und nachgearbeitet wird. Stattdessen konzentriert sich der Workload der
Studierenden auf die Klausurvorbereitung. Was dies zeitlich für die Verteilung des Workloads auf die
einzelnen Semesterwochen bedeutet, geht aus Abbildung 1 hervor. Die Abbildung zeigt die Vertei-
lung des nach Modulsegmenten aufgeschlüsselten durchschnittlichen Workloads der Studierenden
über den Befragungszeitraum von insgesamt 19 Wochen.
Abbildung 1: Verteilung des durchschnittlichen Workloads über die Semesterwochen im Modul AC
Die Klausurtermine lassen sich unmittelbar an der Grafik ablesen. Die erste Klausur wurde am 3. Ja-
nuar, am Montag nach den Ferien zu Beginn der Woche 12, geschrieben. Der zweite Klausurtermin
stand am 22. Februar, in der ersten Woche der vorlesungsfreien Zeit Woche 19, an. Die Peaks der
Klausurvorbereitung unmittelbar vor den Klausuren sind unverkennbar. Sicherlich ist eine Ursache
dieses Phänomens das typische (studentische?) Lernverhalten, erst unter hohem Druck unmittelbar
vor der anstehenden Klausur mit der Vorbereitung zu beginnen. Es ist jedoch auch zu hinterfragen,
2
4
6
8
10
12
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30
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19.
Wo
rklo
ad (
WL)
in S
tun
de
n
Semesterwoche (SW)
Allgemeine Chemie - durchschnittlicher Workload der Studierenden aufgeschlüsselt nach Modulanteilen (N=28)
Klausurvorbereitung
Vor- und Nachbereitung Praktikum
Präsenzzeit Praktikum
Vor- und Nachbereitung Seminar
Präsenzzeit Seminar
Vor - und Nachbereitung Vorlesung
Präsenzzeit Vorlesung
durchschnittl. WL/SW lt. StuPo durchschnittl. WL/SW der Befragten (bei 22,5 Wochen/Semester): 13,3 Stunden (präsenzzeitbereinigt, bei 22,5
Wochen/Semester): 14,0 Stunden
TU Berlin I 11
ob Studierende im ersten Semester tatsächlich bereits in den ersten Wochen ihres Studiums in der
Lage sind, gezielt mit der Klausurvorbereitung zu beginnen.
Neben den Peaks der Klausurvorbereitung sind weitere Hochphasen in der Zeit, in der das Praktikum
stattfindet, zu erkennen. Um diese unterschiedlichen Phasen des Semesters zu veranschaulichen,
wurde eine weitere Darstellungsform gewählt. In Abbildung 2 sind die Mittelwerte jeweils über vier
Wochen (mit Ausnahme der zwei Wochen vor und um Weihnachten sowie der letzten Woche der
Befragung) berechnet.
Abbildung 2: Vergleich der Mittelwerte gebildet über jeweils vier Wochen im Modul AC
Der Workloadverlauf im Modul AC scheint zunächst durch eine sehr ruhige Anlaufphase gekenn-
zeichnet. Allerdings sind die zusätzlichen Einführungsveranstaltungen wie z.B. die Belehrungen über
die Sicherheitsvorschriften im Labor hier nicht berücksichtigt, da der Fragebogen diese speziellen
Veranstaltungen nicht erfasst. Einzelne Studierende beziehen sich möglicherweise auf diese Zusatz-
veranstaltungen, wenn sie zu Beginn des Semesters Praktikumspräsenzzeiten eintragen. Anhand der
Grafik ist deutlich zu erkennen, dass die Konzeption des Praktikums als Blockveranstaltung in der
2
4
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1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23.
Wo
rklo
aad
(W
L) in
Stu
nd
en
Semesterwoche (SW)
Präsenzzeit Vorlesung Vor - und Nachbereitung Vorlesung Präsenzzeit Seminar Vor- und Nachbereitung Seminar Präsenzzeit Praktikum Vor- und Nachbereitung Praktikum Klausurvorbereitung Soll auf 22,5 Wochen: 16,0 h WL/SW Soll auf 22,5 Wochen präsenzzeitbereinigt: 14,0 h WL/SW
Allgemeine Chemie - durchschnittlicher Workload nach Semesterphasen
1. - 4. Woche (18.10.2010 - 14.11.2010) : 7,7 h WL/SW 5. - 8. Woche(14.11.2010 - 12.12.2010) : 22,3 h WL/SW 9. - 10. Woche (13.12.2010 - 26.12.2010) : 14,3 h WL/SW 11. - 14. Woche (27.12.2010 - 23.01.2011) : 21,7 h WL/SW 15. - 18. Woche (24.01.2011 - 20.02.2011) : 13,3 h WL/SW 19. Woche (21.02.2011 - 27.02.2011) : 5,4 h WL/SW
durchschnittl. WL/SW der Befragten (bei 22,5 Wochen/Semester): 13,3 Stunden
Vorlesungszeit: 18.10.2011 - 19.02.2011 Ferien: 20.12.2010 - 01.01.2011 Klausurtermine: 03.01.2011, 22.02.2011
TU Berlin I 12
Vorlesungszeit eine erhebliche temporäre Zusatzbelastung darstellt. In diesen Wochen liegen die
Studierenden mit durchschnittlich 22 Stunden pro Woche für das Modul AC weit über dem Soll.
3.2.1.2 Validität der Ergebnisse
Um die Validität dieser Ergebnisse einschätzen zu können, ist eine weitere Betrachtung notwendig.
Ohne die Berücksichtigung der Streuung sind die Durchschnittsberechnungen nicht aussagekräftig.
Die Abbildung 3 zeigt für jede Semesterwoche einen Boxplot. Die Box umfasst das 2. und 3. Quartil,
zeigt also an, in welchem Bereich 50 Prozent der gegebenen Antworten liegen. Die Linien stellen das
gesamte Spektrum der gegeben Antworten dar.
Abbildung 3: Streuung der Angaben zum Workload über die Semesterwochen im Modul AC
Der Abbildung 3 ist zu entnehmen, dass in den Wochen ohne Praktikum und intensive Klausurvorbe-
reitung die Antworten der Studierenden deutlich näher beieinander liegen. Dies erklärt sich zum
einen aus dem geringeren Stundenumfang in diesen Wochen und daraus, dass bei dieser Gesamtbe-
trachtung ohne Aufschlüsselung nach Modulsegmenten die Studierenden, die kein Praktikum belegt
haben, nicht gesondert berücksichtigt werden. Zum anderen liegt dies auch daran, dass insbesondere
die in die Klausurvorbereitung und das Praktikum investierte Zeit wahrscheinlich generell sehr viel
stärker schwankt. Sicherlich spielen beim Praktikum die Vorkenntnisse der Studierenden, ihre Begeis-
terungsfähigkeit für das Projekt und natürlich auch das Gelingen des Versuchs – nicht umsonst gibt es
„Nachkochtermine“ – eine Rolle. Dennoch bilden sich die verschiedenen Semesterphasen auch in
dieser Darstellung ab und es wird deutlich, dass ein Großteil der Studierenden einen sehr ähnlichen
Workloadverlauf über die Semesterwochen aufweist.
0
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Wo
rklo
ad (
WL)
in S
tun
de
n
Semesterwoche (SW)
Allgemeine Chemie - Darstellung der Streuung als Boxplots (N=28)
TU Berlin I 13
3.2.1.3 Kommentare der Studierende
Die Kommentare der Studierenden des Moduls AC konzentrieren sich auf konkrete Verbesserungs-
vorschläge für die insgesamt recht gut bewerteten Veranstaltungen. Insbesondere die Vorlesungsfo-
lien (ihre große Anzahl und die kleine Schriftgröße) scheinen den Studierenden erwähnenswert. Die
Workloadthematik spiegelt sich dagegen eher indirekt in den Kommentaren wieder: „Es ist ziemlich
viel Stoff und ich verstehe nicht, warum man beide Tests nachschreiben muss, sobald man durch
einen durchgefallen ist.“ In der Tat stellt das Wiederholen von Prüfungen eine massive Erhöhung des
individuellen Workloads dar (vgl. Kapitel 3.2.2.3 Kommentare der Studierenden im Modul PC).
Im Hinblick auf die zu untersuchenden erklärenden Variablen (Vorbildung) erscheint ein weiterer
Kommentar interessant: „Allgemein war der Stoffumfang wirklich groß, aber wenn man im Leis-
tungskurs aufgepasst hat, kannte man das meiste schon, sodass es schon zu bewältigen war.“ Zum
Einfluss des Leistungskurses Chemie auf die Höhe des Workloads werden wir in Kapitel 3.3 zurück-
kommen.
3.2.1.4 Zusammenfassung und Diskussionsfragen
Im Durchschnitt über das ganze Semester bildet das Modulhandbuch den Arbeitsumfang des Moduls
AC sehr gut ab. Die größte Belastung für die Studierenden stellen die Organisation des Praktikums als
Blockveranstaltung während der Vorlesungszeit sowie die (selbstgewählten?) intensiven Klausurvor-
bereitungsphasen dar.
In diesem Zusammenhang ergeben sich zwei Fragen:
Wie könnten sich die sehr arbeitsintensiven Praktikumsphasen entzerren lassen? Wäre viel-
leicht eine kostenverursachende Lösung (ggf. Raummieten, Lehraufträge) gerechtfertigt, so-
fern Absprachen mit anderen Fächern und eine veränderte Terminkoordination nicht möglich
sind?
Könnte vielleicht ein Tutorium, das die Studierenden von Beginn an bei der Aufarbeitung des
Klausurstoffs unterstützt, dabei helfen, die Klausurvorbereitung besser auf das Semester zu
verteilen oder entstünde dadurch nur zusätzlicher Workload?
3.2.2 Physikalische Chemie: Thermodynamik und Elektrochemie
3.2.2.1 Durchschnittlicher Workload und Workloadverlauf
Das Modul PC ist mit 10 Leistungspunkten das größte Modul für das dritte Fachsemester. Im Gegen-
satz zu den Modulen AC und TC ist nur eine Modulabschlussklausur vorgesehen. Es umfasst eine Vor-
lesung (3 SWS, 4 LP), ein Seminar (2 SWS, 2 LP) sowie ein Praktikum (5 SWS, 4 LP). Im Gegensatz zum
Modul AC führt das Modulhandbuch die sieben Modulsegmente bei PC nicht einzeln auf. Die Prä-
senzzeiten für Vorlesung und Seminar sind zusammengefasst, ebenso die Vor- und Nachbereitung
dieser Veranstaltungen sowie die Klausurvorbereitung. Tabelle 6 stellt den von den Studierenden des
Moduls (N=50) angegebenen Gesamtworkload dem im Modulhandbuch vorgegebenen präsenzzeit-
bereinigten (vgl. Kapitel 2.4.2) Soll gegenüber:
TU Berlin I 14
Arbeitsaufwand im Modul PC
Präsenzzeit Vorlesung & Seminar
Vor- und Nach-bereitung Vor-lesung & Se-minar & Klau-survor-bereitung
Präsenzzeit Praktikum
Vor- und Nach-bereitung Praktikum
gesamt
Soll lt. Modulhand-buch 75,0 h 105,0 h 75,0 h 45,0 h 300,0 h Soll präsenzzeit-bereinigt 56,3 h 105,0 h 56,3 h 45,0 h 262,5 h Ergebnisse aus der Befragung 58,2 h 133,7 h 45,8 h 100,8 h 338,5 h Sollerfüllung 103,4% 127,3% 81,4% 224,0% 129,0%
Tabelle 6: Soll-Ist-Vergleich des Arbeitsaufwands unterteilt nach Modulsegmenten
Ebenso wie für das Modul AC Workloads ist der Verlauf des Workloads über die einzelnen Semester-
wochen für das Modul PC in Abbildung 4 dargestellt.
Abbildung 4: Verteilung des durchschnittlichen Workloads über die Semesterwochen im Modul PC
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ad (
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n
Semesterwoche (SW)
Thermodynamik und Elektrochemie - durchschnittlicher Workload der Studierenden aufgeschlüsselt nach
Modulanteilen (N=50)
Klausurvorbereitung Vor- und Nachbereitung Praktikum Präsenzzeit Praktikum Vor- und Nachbereitung Seminar Präsenzzeit Seminar Vor - und Nachbereitung Vorlesung Präsenzzeit Vorlesung durchschnittl. WL/SW lt. StuPo
durchschnittl. WL/SW der Befragten (bei 22,5 Wochen/Semester): 15,0 Stunden
(präsenzzeitbereinigt, bei 22,5 Wochen/Semester): 11,7 Stunden
TU Berlin I 15
Für das Modul PC ist eine weit größere Diskrepanz zwischen dem Modulhandbuch und dem von den
Studierenden dokumentierten Workload festzustellen. Tabelle 6 zufolge leisten die Studierenden 30
Prozent mehr, als für die zu erzielenden Leistungspunkte erforderlich sein sollte. Ein gewisser Anteil
dieser Diskrepanz ist darauf zurückzuführen, dass die Erhebung im Modul PC über die vorlesungsfreie
Zeit bis zum Wiederholungstermin der Modulabschlussklausur am 11. April 2011 ausgedehnt wurde.
Somit berücksichtigt die Erhebung für das Modul PC auch den (zusätzlichen) Workload der Studie-
renden, die sich erst zum zweiten Termin angemeldet haben bzw. die die Klausur wiederholen müs-
sen. Doch auch wenn man die Befragung hier nach dem ersten Klausurtermin, dem 1. März 2011,
nach Woche 20 abgebrochen hätte, läge der von den Studierenden angegebene Workload noch im-
mer bei 119,5 Prozent des vorgesehenen Solls. Der Workload in den Wochen 21 bis 25 besteht fast
ausschließlich aus Klausurvorbereitung. Der in Tabelle 6 angegebene Wert von 127,3 Prozent würde
sich ohne die letzten Befragungswochen auf 104,5 Prozent reduzieren.
Für die Vorlesung und das Seminar bildet das Modulhandbuch somit den von den Studierenden an-
gegebenen Workload sehr gut ab, nicht jedoch für das Praktikum: Bei der Praktikumspräsenzzeit liegt
das Ergebnis der Workloaderhebung knapp 20 Prozent unterhalb des vorgesehenen Wertes. Da die
Praktikumspräsenzzeiten als Laboröffnungszeiten zu verstehen sind und den Studierenden in der
Regel freigestellt ist, das Labor nach Beendigung ihres Versuchs zu verlassen, ist dieses Ergebnis
durchaus plausibel. Sehr auffällig erscheint, dass die Vor- und Nachbereitung des Praktikums mit
224 Prozent des Solls offensichtlich mehr als doppelt so viel Zeit als vorhergesehen in Anspruch
nimmt.
Ebenso wie im Modul AC scheint das Praktikum eine überproportional hohe Belastung der Studie-
renden darzustellen. Bei PC erstreckt sich diese Mehrbelastung jedoch nicht nur über einige Wochen.
Anstelle von Peaks und arbeitsintensivere Semesterphasen zeichnet sich bei PC eine kontinuierliche
Überbelastung der Studierenden ab. Lediglich die erste Semesterwoche und die zwei Wochen um
Weihnachten sind ausgenommen. Da das Modul nur eine Klausur vorsieht und diese zur Entzerrung
des Workloads erst in der zweiten Woche der Vorlesungsfreien Zeit geschrieben wurde, konnten die
Studierenden des Moduls PC jedoch zumindest die Ferienzeit zur Erholung nutzen.
3.2.2.2 Validität der Ergebnisse
Die Darstellung der Streuung als Boxplot-Diagramm (vgl. Kapitel 3.2.1.2) vervollständigt die Betrach-
tungen zum Workload des Moduls PC. Aus Abbildung 5 geht hervor, dass sich die Antworten der Stu-
dierenden in einigen Wochen sehr viel stärker konzentrieren als in anderen. Insbesondere während
der Klausurvorbereitung sind größere individuelle Unterschiede des Arbeitspensums festzustellen.
Die größte Streuung zeigt sich unmittelbar vor dem Wiederholungstermin für die Klausur, da die Stu-
dierenden, die die Klausur bereits bestanden haben, den Workload hier mit „0“ angeben, während
die anderen sich intensiv vorbereiten. Auch in Woche 9 und Woche 10 ist das Antwortspektrum et-
was breiter. Einige Studierende befassen sich vor allem mit der Vor- und Nachbereitung des Prakti-
kums, während andere unmittelbar vor Weihnachten überhaupt keine Zeit für ihr Studium aufwen-
den. In der durchgehend sehr arbeitsintensiven Vorlesungszeit ist die Streuung jedoch vergleichswei-
se gering.
TU Berlin I 16
Abbildung 5: Streuung der Angaben zum Workload über die Semesterwochen im Modul PC
3.2.2.3 Kommentare der Studierenden
Obwohl sie angeben, deutlich mehr Zeit als vorgesehen aufzuwenden, geht aus den Kommentaren
der Studierenden des Moduls PC keine große Unzufriedenheit mit dem Workload des Moduls hervor.
Die Veranstaltungen des Moduls haben vielen sehr gut gefallen. Kein einziger Kommentar erwähnt
die auffällig hohe Praktikumsvorbereitung. Stattdessen dominiert ein einziges Thema die abgegeben
Kommentare: der Schwierigkeitsgrad der Klausur. Dieser erscheint den Studierenden im Verhältnis zu
den Anforderungen in den Veranstaltungen nicht angemessen. Mehr als die Hälfte von ihnen hat die
Klausur im ersten Anlauf nicht bestanden. Es ist davon auszugehen, dass die Aufgeregtheit über die
Klausur dazu führte, dass das Thema Workload in den Kommentaren unterging. Ein Kommentar er-
wähnt, dass die Zeit für die Klausurvorbereitung aufgrund des Praktikums in Organischer Chemie zu
knapp bemessen war. Da dieses Praktikum erst für das fünfte Fachsemester vorgesehen ist, dürfte
davon auszugehen sein, dass in diesem Fall, das Modul wiederholt werden musste. Die nicht bestan-
dene Klausur führt somit nicht nur zu einer drastischen Erhöhung des Workloads, sondern auch zu
organisatorischen Schwierigkeiten im Studium.
3.2.2.4 Zusammenfassung und Diskussionsfragen
Insgesamt erscheint der Workload im Modul PC sehr hoch und eine weitere Entzerrung kaum noch
möglich. Besonders die Praktikumsvorbereitung übersteigt bei Weitem den dafür vorgesehenen Zeit-
umfang. Die Kommentare der Studierenden beziehen sich vor allem auf den hohen Schwierigkeits-
grad der Klausur.
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n
Semesterwoche (SW)
Thermodynamik und Elektrochemie - Darstellung der Streuung als Boxplots (N=50)
TU Berlin I 17
In diesem Zusammenhang ergeben sich folgende Fragen:
Findet eventuell über die übrigen Module des dritten Fachsemesters ein Ausgleich des über-
durchschnittlich hohen Workloads statt?
Müssten aufgrund des sehr zeitaufwendigen Praktikums mehr Leistungspunkte vergeben
werden, oder könnte der Aufwand an die Zahl der vorgesehenen Leistungspunkte angepasst
werden?
Ist die Klausur zu schwer? Ist ein höherer Zeitaufwand notwendig, um die Klausur zu beste-
hen, oder bereiten sich die Studierenden einfach falsch vor? Könnten Veranstaltungsinhalte
und Klausur besser aufeinander abgestimmt werden?
3.2.3 Technische Chemie
3.2.3.1 Durchschnittlicher Workload und Workloadverlauf
Das Modul TC umfasst insgesamt 12 Leistungspunkte und erstreckt sich über zwei Semester. Für das
fünfte Fachsemester ist in diesem Modul der Erwerb von acht Leistungspunkten vorgesehen. Für das
sechste Fachsemester verbleiben vier Leistungspunkte. Für das fünfte Fachsemester sieht das Modul
eine Vorlesung (2 SWS, 3 LP), ein Seminar (1 SWS, 1 LP) sowie ein Praktikum (4 SWS, 4 LP) vor. Wie
für das Modul PC sind die Präsenzzeiten für Vorlesung und Seminar im Modulhandbuch zusammen-
gefasst, ebenso die Vor- und Nachbereitung dieser Veranstaltungen sowie die Klausurvorbereitung.
Tabelle 7 vergleicht den von den Studierenden des Moduls (N=31) angegebene Gesamtworkload mit
den Angaben des Modulhandbuchs:
Arbeitsaufwand im Modul TC
Präsenzzeit Vorlesung & Seminar
Vor- und Nach-bereitung Vor-lesung & Se-minar & Klau-survor-bereitung
Präsenzzeit Praktikum
Vor- und Nach-bereitung Praktikum
gesamt
Modulhandbuch (Soll) 45,0 h 75,0 h 60,0 h 60,0 h 240,0 h Soll präsenzzeit-bereinigt 33,8 h 75,0 h 45,0 h 60,0 h 213,8 h Ergebnisse aus der Befragung 37,9 h 93,9 h 16,7 h 45,7 h 194,3 h Sollerfüllung 112,4% 125,2% 37,1% 76,2% 90,9%
Tabelle 7: Soll-Ist-Vergleich des Arbeitsaufwands unterteilt nach Modulsegmenten
Das Modul TC ist im Rahmen dieser Befragung das Modul, in dem die Studierenden mit 90,9 Prozent
des Solls die prozentual geringste Arbeitsbelastung aufweisen. Dennoch liegen sie mit diesem Wert
natürlich recht nah an der vorgesehenen Belastung. Da sich das Modul über zwei Semester erstreckt
wäre es auch durchaus möglich, dass sich diese Differenz im Folgesemester ausgleicht.
TU Berlin I 18
Abbildung 6: Verteilung des durchschnittlichen Workloads über die Semesterwochen im Modul TC
Abbildung 6 zeigt im Hinblick auf die studentische Klausurvorbereitung ein vertrautes Bild. Die Stu-
dierenden beginnen unmittelbar vor den beiden Klausurterminen am 11. Dezember 2010 (Ende Wo-
che 8) sowie am 21. Februar. 2011 (Beginn Woche 19) mit der intensiven Prüfungsvorbereitung. Wer
die erste Klausur bestanden hat, erfüllt die Zugangsvoraussetzung zum Praktikum. Dass das Prakti-
kum ausschließlich in der zweiten Hälfte der Vorlesungszeit stattfindet, geht deutlich aus der Abbil-
dung 6 hervor.
Bei der Betrachtung der Modulsegmente fällt auf, dass im Modul TC offenbar ein Ungleichgewicht
bei der Verteilung der Leistungspunkte zwischen Vorlesung und Seminar sowie dem Praktikum be-
steht. Während die Studierenden für die Vorlesung und das Seminar angeben, mehr als vorgesehen
zu leisten, liegen sie beim Praktikum deutlich unter dem Soll. Die Studierenden verbringen lediglich
37 Prozent der im Modulhandbuch vorgesehenen Zeit im Labor. Man könnte zunächst vermuten,
dass der Mittelwert hier durch die Studierenden, die die erste Klausur nicht bestanden und damit die
Zugangsvoraussetzung für das Praktikum nicht erfüllt haben, nach unten gezogen wird. In einem
Kommentar heißt es: „In der Workload-Erhebung wird nicht berücksichtigt, dass ich das Praktikum
erst in den Semesterferien durchführen kann, aufgrund von Praktikumsplätzemangel.“ Da die Be-
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1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19.
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Semesterwoche (SW)
Technische Chemie - durchschnittlicher Workload der Studierenden aufgeschlüsselt nach Modulanteilen (N=31)
Klausurvorbereitung
Vor- und Nachbereitung Praktikum
Präsenzzeit Praktikum
Vor- und Nachbereitung Seminar
Präsenzzeit Seminar
Vor - und Nachbereitung Vorlesung
Präsenzzeit Vorlesung
durchschnittl. WL/SW lt. StuPo
(bei 22,5 Wochen/Semester): 9,5 Stunden durchschnittl. WL/SW der Befragten (bei 22,5 Wochen/Semester): 8,6 Stunden
TU Berlin I 19
rechnungen zum Praktikum jedoch nur auf den Fällen basieren, in denen tatsächlich ein Praktikum
belegt wurde (vgl. Kapitel 2.4.1), ist diese Erklärung hinfällig. Die Vor-und Nachbereitung des Prakti-
kums gleicht den auffällig niedrigen Wert der Präsenzzeit nicht aus. Vor- und Nachbereitung liegen
mit 76 Prozent, wenn auch weniger gravierend, so doch ebenfalls deutlich unter dem Soll.
3.2.3.2 Validität der Ergebnisse
Das Boxplot-Diagramm (vgl. Kapitel 3.2.1.2) gibt einen Überblick über die Streuung der Angaben zum
Workload für das Modul TC.
Abbildung 7: Streuung der Angaben zum Workload über die Semesterwochen im Modul TC
Zu Beginn der Vorlesungszeit erscheint die Streuung insbesondere aufgrund des niedrigen Workloads
in diesen Wochen sehr gering. Die größte Streuung findet sich ebenso wie für die Module AC und PC
in den Phasen der intensiven Klausurvorbereitung. Auch in dieser Darstellung ist der Verlauf der
Workloadkurve mit den Peaks unmittelbar vor den Klausurterminen deutlich ersichtlich.
3.2.3.3 Kommentare der Studierenden
Obwohl die Studierenden des Moduls TC im Vergleich der betrachteten drei Module die prozentual
geringste Arbeitsbelastung dokumentieren und insbesondere die Vorlesung sehr loben, ist es das
einzige Modul, in dem Studierende mehr Leistungspunkte fordern („realistisch wäre 18 LP statt 12“)
und den Aufwand für das Praktikum kritisieren („Protokollauswertung auch sehr zeitaufwendig“).
Eine mögliche Erklärung für diese gefühlte Überbelastung könnte sein, dass der Anteil an Studieren-
den des Diplomstudiengangs Chemie in diesem Modul deutlich größer ist als in den Modulen AC und
PC. Möglicherweise fühlen sich Studierende des Bachelorstudiengangs im direkten Vergleich mit den
Kommilitoninnen und Kommilitonen des alten Studiengangs benachteiligt. In Kapitel 3.3 wird diese
Frage noch einmal aufgegriffen.
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30
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Semesterwoche (SW)
Technische Chemie - Darstellung der Streuung als Boxplots (N=31)
TU Berlin I 20
3.2.3.4 Zusammenfassung und Diskussionsfragen
Der von den Studierenden des Modul TC dokumentierte Workload liegt trotz gefühlter Überbelas-
tung, die aus einzelnen Kommentaren hervorgeht, rund neun Prozent unter dem veranschlagten
Sollwert. Das Modulhandbuch bildet damit den Gesamtworkload auch für dieses Modul recht gut ab.
Ungeklärt bleibt die Diskrepanz in Bezug auf die Praktikumspräsenzzeit.
In diesem Zusammenhang ergeben sich zwei Fragen:
Wie ist die enorme Diskrepanz in Bezug auf die Praktikumspräsenzzeit zu erklären?
Müssten die Leistungspunkte innerhalb des Moduls zugunsten von Vorlesung, Seminar und
Klausurvorbereitung umverteilt werden?
3.3 Erklärende Variablen
Das weitergefasste Ziel dieser Befragung bestand darin, den Workload der Studierenden nicht nur
abzubilden, sondern darüber hinaus nach Ursachen für eine höhere Belastung zu suchen. Die im Fra-
gebogen erfassten potenziell erklärenden Variablen wurden für jedes der Module mit dem durch-
schnittlichen Workload pro Woche korreliert. Für jedes Modul wurden als zusätzliche Vergleichsmög-
lichkeit drei Gruppen gebildet: alle Studierende, die mindestens in einer Woche ihren Workload do-
kumentiert haben, diejenigen, die mindestens in zehn Wochen an der Befragung teilgenommen ha-
ben und die Studierenden, die sich mit Ausnahme von maximal zwei Wochen stets beteiligten. Die
Korrelationstabelle ist im Anhang abgebildet. Auch wenn die meisten Korrelationen aufgrund der
Stichprobengrößen nicht statistisch signifikant sind, lassen sich doch einige Aussagen über das Erklä-
rungspotenzial bestimmter Faktoren treffen. Tabelle 8 bietet einen Überblick.
TU Berlin I 21
Erklärende Variable Interpretation der Korrelationsergebnisse
Bachelor/Diplom
Der Vergleich zwischen Bachelor und Diplom wurde aufgrund der Fallzahlen nur für das Modul TC berechnet. Für den Bachelorstudiengang ergibt sich eine positive, für den Diplomstudiengang eine negative Korrelation in Bezug auf die Höhe des Workloads. Es ist nicht auszuschließen, dass sich in diesem Ergebnis eine Erhöhung des Workloads durch die Einführung des Bachelorstudiums widerspiegelt. Aufgrund der sehr kleinen Fallzahl sollte jedoch mit größter Vorsicht interpretiert werden.
Erwartete Note
Die Ergebnisse zur erwarteten Note können nicht interpretiert werden. Zu wenige Studierende haben tatsächlich eine erwartete Note angegeben. Aus einigen Kommentaren geht hervor, dass sich Studierende mit dieser Einschät-zung schwertaten.
Land der Hochschul-zugangsberechtigung
Aufgrund zu geringer Fallzahlen wurde auf die Berechnung verzichtet.
Geschlecht Geschlechtsspezifische Unterschiede sind in Bezug auf die Angaben zur Höhe des Workloads nicht festzustellen.
Leistungskurs Chemie
Die Vorzeichen der Korrelationen sind durchweg positiv. Es besteht ein teils recht deutlicher Zusammenhang: Wer einen Leistungskurs in Chemie belegt hat, dokumentiert einen höheren Workload. Dies mag zunächst überraschend erscheinen, da man davon ausgehen könnte, dass entsprechende Vorkenntnis-se zumindest in der Studieneingangsphase den Arbeitsaufwand im Studium eher reduzieren. Möglicherweise zeigt sich in diesem Ergebnis jedoch ein häufig in der Diskussion um die Höhe des Workloads vernachlässigter Aspekt: Wer viel Zeit für etwas aufwendet, tut dies vielleicht nicht nur aus Notwendig-keit, sondern tatsächlich aus persönlichem Interesse.
Leistungskurs Mathematik
Der Leistungskurs Mathematik besitzt keinerlei Erklärungspotenzial in Bezug auf die Angaben zur Höhe des Workloads.
Leistungskurs Physik Aufgrund zu geringer Fallzahlen wurde auf eine Auswertung verzichtet.
Grundkurs Chemie
Der Grundkurs dient (bedingt) als Kontrollvariable zum Leistungskurs Chemie. Tatsächlich sind die Vorzeichen hier mit einer Ausnahme negativ. Die Korrela-tionen sind allerdings deutlich schwächer als beim Leistungskurs. Da das Nicht-Belegen des Leistungskurses jedoch nicht zwangsläufig mit dem Belegen des Grundkurses einhergeht, stellt dieses Ergebnis das Erklärungspotenzial des Leistungskurses nicht in Frage.
Grundkurs Mathematik
Der Grundkurs Mathematik besitzt kein Erklärungspotenzial in Bezug auf die Angaben zur Höhe des Workloads.
Grundkurs Physik
Der Grundkurs Physik besitzt kein Erklärungspotenzial in Bezug auf die Anga-ben zur Höhe des Workloads.
Erwerbstätigkeit
Im Modul TC bei den Studierenden des fünften Semesters scheint ein negati-ver Zusammenhang zwischen Erwerbstätigkeit und Workload im Studium zu bestehen. Wer arbeitet, wendet weniger Zeit für sein Studium auf. Im Modul AC tragen die Korrelationen hingegen durchweg positives Vorzeichen. Sie sind aber nur sehr schwach ausgeprägt. Wollte man sich an die Interpretationen dieser uneindeutigen Ergebnisse wagen, so könnte dies bedeuten, dass Er-werbstätigkeit und Studium in den ersten Semestern tendenziell besser zu vereinbaren sind bzw. dass die Doppelbelastung von Vollzeitstudium und Erwerbstätigkeit nicht über mehrere Jahre hinweg funktioniert.
Familiäre Betreuung Aufgrund der geringen Fallzahlen scheint eine Interpretation nicht sinnvoll. Tabelle 8: Interpretation der Korrelationsergebnisse ausgewählter Faktoren
TU Berlin I 22
4. Zusammenfassung und Ausblick
Die im Wintersemester 2010/2011 durchgeführten Workloaderhebung des QS²-Teams zu den drei
Modulen des Bachelor-Studiengangs Chemie „Allgemeine Chemie“(AC), „Physikalische Chemie:
Thermodynamik und Elektrochemie“ (PC) sowie „Technische Chemie“ (TC) konnte mit 31 Prozent
bezogen auf die Grundgesamt der ausgefüllten Einstiegsfragebögen eine sehr zufriedenstellende
Rücklaufquote erzielen.
Die ausgewählte Stichprobe der Studierenden, die in mindestens zehn Wochen an der Befragung
teilgenommen haben, kann in Bezug auf die erfassten Merkmale (Geschlecht, Vorbildung, Erwerbstä-
tigkeit, familiäre Betreuungsverpflichtung etc.) als repräsentativ gelten. Die Studierenden, die regel-
mäßig an der Befragung teilgenommen haben, dokumentieren, dass sie nur wenige Veranstaltungs-
termine versäumt haben. Möglicherweise ist somit die von Lehrenden des Studiengangs als recht
groß eingeschätzte Gruppe derjenigen Studierenden, die zahlreiche Veranstaltungen versäumen,
unterrepräsentiert. Da das Konzept des Studiengangs jedoch den Besuch von Veranstaltungen vor-
sieht und es sich nicht um einen Fernstudiengang handelt, erscheint es unter diesem Aspekt sogar
durchaus sinnvoll die Gruppe der aktiven Studierenden zu betrachten, an deren Workload sich die
Schätzung des Modulhandbuchs letztlich orientiert.
Für die Validität der Ergebnisse spricht die insgesamt eher moderate Streuung der Angaben der Stu-
dierenden. Bis auf wenige Ausnahmen sind für die akademischen Ferien – wie zu erwarten – keine
Präsenzzeiten angegeben. Mitunter haben Studierende die Veranstaltungsdauer auf einzelne Minu-
ten exakt protokolliert. Die protokollierten Praktikumspräsenzzeiten, die in allen drei betrachteten
Modulen unterhalb des im Modulhandbuch angegeben Wertes liegen, verdeutlichen, dass die Stu-
dierenden ihren tatsächlichen Zeitaufwand dokumentierten und nicht die vorgesehene Veranstal-
tungsdauer. Die Studierenden, die sich regelmäßig an der Befragung beteiligt haben, scheinen sich
somit ernsthaft um eine sorgfältige Dokumentation ihres tatsächlichen Workloads bemüht zu haben.
Der Vergleich mit den Vorgaben des Modulhandbuchs hat gezeigt, dass die Schätzung der Lehrenden
den tatsächlichen Workload aus Sicht der Studierenden in den Modulen AC und TC insgesamt recht
gut abbildet. Am nächsten am vorgegebenen Sollwert liegt mit 95 Prozent des veranschlagten
Workloads das Modul AC, wobei hier der Workload der zusätzlichen Einführungsveranstaltungen
(z.B. Sicherheitsbelehrungen für das Praktikum) zu ergänzen wäre. Auch im Modul TC (91 Prozent des
veranschlagten Workloads) beträgt die Abweichung weniger als zehn Prozentpunkte. Der dokumen-
tierte Workload des Moduls PC hingegen überschreitet die Vorgaben des Modulhandbuchs um min-
destens 20 Prozent (wird der Zeitraum bis zur Wiederholungsklausur hinzugerechnet, sind es sogar
29 Prozent). Der Workload ist in diesem Modul recht gleichmäßig über die Wochen der Vorlesungs-
zeit verteilt, so dass eine weitere Entzerrung nicht möglich erscheint. Es würde sich anbieten, die
übrigen Module des dritten Semesters im Hinblick auf einen möglichen Ausgleich zu überprüfen. In
den Modulen AC und TC lassen sich dagegen deutliche Semesterphasen unterscheiden. Während die
Hochphasen der intensiven Prüfungsvorbereitung unmittelbar vor den Klausurterminen durch das
(selbstgewählte?) Lernverhalten der Studierenden bedingt sind, stellt die Organisation eines Prakti-
kums als Blockveranstaltung während der Vorlesungszeit zweifellos eine offensichtliche temporäre
Überbelastung der Studierenden dar, auf die sie selbst keinen Einfluss haben. Hier sind Wege der
Entzerrung gefragt.
TU Berlin I 23
Die Betrachtung der einzelnen Modulsegmente hat sich als sehr sinnvoll erwiesen, da durch diese
differenzierte Betrachtung deutlich wird, welche Veranstaltungen bzw. Eigenstudienleistungen für
besondere Belastungen sorgen. In den Modulen AC und PC wenden die Studierenden beispielsweise
deutlich mehr Zeit für die Vor- und Nachbereitung des Praktikums auf als vorgesehen. Im Modul TC
scheint das Praktikum hingegen – zumindest auf Grundlage des gegenwärtigen Kenntnisstandes –
überschätzt. Vielleicht ergibt sich hier die Möglichkeit, die einzelnen Modulbestandteile neu zu be-
werten bzw. die Anforderungen der Veranstaltungen an die dafür vergebenen Leistungspunkte anzu-
passen.
Die Suche nach erklärenden Variablen im Hinblick auf die Höhe des Workloads konnte lediglich erste
Anhaltspunkte aufzeigen. Aufgrund der kleinen Fallzahlen sind die Korrelationsergebnisse nur mit
größter Vorsicht zu interpretieren. Ein überraschendes Ergebnis zeigte sich im Hinblick auf die Studie-
renden, die in der Schule einen Leistungskurs in Chemie belegt haben. Sie dokumentieren einen hö-
heren Workload, möglicherweise – so der Versuch der Interpretation – weil bei ihnen das Interesse
für das Fach stärker ausgeprägt ist. Hier wird deutlich, dass sich die Diskussion um den Workload
eines Studiums viel zu oft nur um Last und Belastung dreht. Sie könnte in viel stärkerem Maße be-
rücksichtigen, was das Interesse der Studierenden weckt und wie sich die Motivation und Begeiste-
rungsfähigkeit für das Fach aufrechterhalten lassen.
TU Berlin I 24
Anhang
Allgemeine Chemie Physikalische Chemie Technische Chemie
Workload pro Woche: alle N28 Durch-halter
alle N50 Durch-halter
alle N31 Durch-halter
Bachelor Korrelation nach Pearson
,353**
,318 ,369
Signifikanz (2-seitig)
,010 ,087 ,069
Diplom Korrelation nach Pearson
-,259 -,247 -,347
Signifikanz (2-seitig)
,061 ,187 ,089
Erwartete Note
Korrelation nach Pearson
,018 -,218 -,198 -,633**
-,358 -,647**
-,087 -,087 -,200
Signifikanz (2-seitig)
,945 ,436 ,517 ,001 ,086 ,005 ,723 ,723 ,426
Geschlecht Korrelation nach Pearson
,022 -,277 -,390 -,051 ,109 ,277 ,196 ,189 ,282
Signifikanz (2-seitig)
,861 ,163 ,109 ,631 ,467 ,200 ,159 ,318 ,172
Leistungs-kurs Chemie
Korrelation nach Pearson
,043 ,454* ,400 ,067 ,193 ,319 ,234 ,351 ,305
Signifikanz (2-seitig)
,729 ,017 ,100 ,528 ,193 ,138 ,095 ,057 ,139
Leistungs-kurs Mathe
Korrelation nach Pearson
-,065 -,050 ,067 ,155 -,081 -,022 ,050 -,119 -,189
Signifikanz (2-seitig)
,600 ,805 ,792 ,145 ,588 ,919 ,723 ,532 ,367
Grundkurs Chemie
Korrelation nach Pearson
-,196 -,155 -,189 ,010 -,169 -,264 -,054 -,101 -,183
Signifikanz (2-seitig)
,226 ,567 ,578 ,947 ,418 ,362 ,775 ,711 ,549
Grundkurs Physik
Korrelation nach Pearson
,096 ,233 ,336 -,026 ,066 ,158 ,047 ,209 ,260
Signifikanz (2-seitig)
,457 ,253 ,188 ,825 ,691 ,506 ,742 ,277 ,219
Grundkurs Mathe
Korrelation nach Pearson
,008 ,217 ,266 -,108 ,029 ,199 ,194 ,375 ,351
Signifikanz (2-seitig)
,958 ,358 ,402 ,386 ,874 ,515 ,265 ,138 ,240
Erwerbs-tätigkeit
Korrelation nach Pearson
,130 ,110 ,061 ,118 -,013 -,190 -,285* -,298 -,366
Signifikanz (2-seitig)
,294 ,593 ,810 ,272 ,934 ,398 ,039 ,110 ,072
Familiäre Betreuung
Korrelation nach Pearson
-,104 -,363 -,467 ,233* ,227 ,375 ,208 ,205 ,354
Signifikanz (2-seitig)
,400 ,063 ,051 ,027 ,125 ,078 ,135 ,278 ,082
Tabelle 1: Korrelation nach Pearson. Gesamtworkload der Befragten geteilt durch die Anzahl der Wochen, in denen sie
an der Befragung teilgenommen haben.