5
Unterlagen zur GPA-djp SekretärInnen- Tagung 7./8.05.2012 Wagrain Autorin: Barbara Marx, Stand April 2012 1 Teilzeit 1 These 1: Es sind überwiegend Frauen die Teilzeit arbeiten. Ende 2011 waren insgesamt 1.040.000 Personen teilzeitbeschäftigt. Das sind 24,8% der Erwerbstätigen in Österreich. Im Vergleich zu 1994 ist die Teilzeitquote um 11,6 Prozentpunkte angestiegen. Im europäischen Vergleich lag Österreichs Teilzeitquote 2010 mit 25,2% um 6 Prozentpunkte über dem EU-27-Schnitt von 19,2%. Der Anteil von Teilzeitbeschäftigten ist bei Frauen um ein Vielfaches höher als bei Männern: Im 3. Quartal 2011 waren über 845.000 (43,6%) Frauen teilzeitbeschäftigt, während lediglich 197.000 (8,7%) Männer eine Teilzeitbeschäftigung ausübten. Der überwiegende Teil der Teilzeitbeschäftigten ist weiblich. In den letzten Jahrzehnten ist die Anzahl erwerbstätiger Frauen kontinuierlich gestiegen, ebenso die Anzahl von Teilzeitstellen. Das bedeutet, dass zwar mehr Frauen als jemals zuvor einem Beruf nachgehen, aber immer weniger eine Vollzeitstelle haben. Vollzeitarbeitsplätze wurden in vielen Sektoren auf mehrere Teilzeitarbeitsplätze aufgeteilt. Teilzeitkräfte sind flexibler einsetzbar, dienstliche Abwesenheiten wie z.B. Arztbesuche fallen selten in die bezahlte Arbeitszeit und teure Überstunden können oft vermieden werden. Die Grafik zeigt deutlich einen Zusammenhang zwischen Erwerbsquote und Kindern, sowohl für Männer als auch Frauen. Bei Männern ist der Unterschied ob sie Kinder haben oder nicht für die Erwerbstätigkeit viel geringer als für Frauen. Beim Anteil der Kinderlosen spielt das Geschlecht (fast) gar keine Rolle. Sind allerdings Kinder unter 15 Jahren im Haus hat das für Frauen und Männer ganz unterschiedliche Auswirkungen: Bei Männern steigt die Erwerbsquote, bei Frauen sinkt sie: 1 Erklärung: Teilzeit bedeutet eine Arbeitszeit von 1 bis 35 Stunden.

Teilzeit endf

Embed Size (px)

DESCRIPTION

 

Citation preview

Page 1: Teilzeit endf

Unterlagen zur GPA-djp SekretärInnen- Tagung 7./8.05.2012 Wagrain

Autorin: Barbara Marx, Stand April 2012

1

Teilzeit1

These 1: Es sind überwiegend Frauen die Teilzeit arbeiten.

Ende 2011 waren insgesamt 1.040.000 Personen teilzeitbeschäftigt. Das sind 24,8% der

Erwerbstätigen in Österreich. Im Vergleich zu 1994 ist die Teilzeitquote um 11,6 Prozentpunkte

angestiegen. Im europäischen Vergleich lag Österreichs Teilzeitquote 2010 mit 25,2% um 6

Prozentpunkte über dem EU-27-Schnitt von 19,2%.

Der Anteil von Teilzeitbeschäftigten ist bei Frauen um ein Vielfaches höher als bei Männern: Im 3.

Quartal 2011 waren über 845.000 (43,6%) Frauen teilzeitbeschäftigt, während lediglich 197.000

(8,7%) Männer eine Teilzeitbeschäftigung ausübten. Der überwiegende Teil der

Teilzeitbeschäftigten ist weiblich.

In den letzten Jahrzehnten ist die Anzahl erwerbstätiger Frauen kontinuierlich gestiegen, ebenso

die Anzahl von Teilzeitstellen. Das bedeutet, dass zwar mehr Frauen als jemals zuvor einem Beruf

nachgehen, aber immer weniger eine Vollzeitstelle haben. Vollzeitarbeitsplätze wurden in vielen

Sektoren auf mehrere Teilzeitarbeitsplätze aufgeteilt. Teilzeitkräfte sind flexibler einsetzbar,

dienstliche Abwesenheiten wie z.B. Arztbesuche fallen selten in die bezahlte Arbeitszeit und teure

Überstunden können oft vermieden werden.

Die Grafik zeigt deutlich einen Zusammenhang zwischen Erwerbsquote und Kindern, sowohl

für Männer als auch Frauen. Bei Männern ist der Unterschied ob sie Kinder haben oder nicht für

die Erwerbstätigkeit viel geringer als für Frauen. Beim Anteil der Kinderlosen spielt das Geschlecht

(fast) gar keine Rolle. Sind allerdings Kinder unter 15 Jahren im Haus hat das für Frauen und

Männer ganz unterschiedliche Auswirkungen: Bei Männern steigt die Erwerbsquote, bei Frauen

sinkt sie:

1 Erklärung: Teilzeit bedeutet eine Arbeitszeit von 1 bis 35 Stunden.

Page 2: Teilzeit endf

Unterlagen zur GPA-djp SekretärInnen- Tagung 7./8.05.2012 Wagrain

Autorin: Barbara Marx, Stand April 2012

2

These 2: Trotz Teilzeitarbeit „arbeiten“ Frauen länger als

Männer.

Seit 2008 muss Teilzeitkräften, die mehr als die vereinbarte Wochenarbeitszeit

leisten, ein Mehrarbeitszuschlag von 25 Prozent für diese Mehrarbeit bezahlt

werden. Dennoch konnte diese „Verteuerung“ den Trend zu Teilzeitarbeitsplätzen kaum stoppen.

Teilzeit wird aber auch gerne, besonders von Frauen, zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und

Familie gewählt. Was auf den ersten Blick als gute und praktikable Lösung erscheint, erweist sich

in der Praxis oft als problematisch. Frauen arbeiten dann zwar auf ihrem Arbeitsplatz weniger,

übernehmen aber nicht nur die Kinderbetreuung, sondern meist auch noch den überwiegenden

Anteil der Hausarbeit. Selbst in Paarbeziehungen in denen bisher eine nahezu gleiche Aufteilung

der Hausarbeit erfolgt ist, kommt dieses Gleichgewicht, wenn Kinder da sind, ins Kippen. Anders

ausgedrückt: Frauen arbeiten (wenn man bezahlte und unbezahlte Arbeit zusammen

zählt) als Teilzeitkräfte genauso viel, manchmal sogar mehr als vorher, haben aber

zahlreiche Nachteile, wie z.B. viel weniger eigenes Geld und finanzielle Abhängigkeit vom

Partner sowie einen Nachteil bei den Beitragszeiten für die Pension.

These 3: Teilzeit ist eine Strategie zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, solange die Kinder klein sind.

Alter der Kinder

Frauen arbeiten Teilzeit um bezahlte und unbezahlte Arbeit unter einen Hut zu bekommen.

Gerade der Zusammenhang zwischen Kinderbetreuung und Teilzeit ist besonders relevant, wie

folgende Grafik veranschaulicht:

Während bei Vätern kein Zusammenhang zwischen dem Ausmaß ihrer Erwerbstätigkeit und dem

Alter ihres Kindes/ihrer Kinder erkennbar ist, spielt dies bei Müttern eine erhebliche Rolle.

Bei Kindern unter drei Jahren sind viele Mütter noch in Karenz (die längste Bezugsdauer für einen

Elternteil des Kinderbetreuungsgeldes läuft bis zum 30 Lebensmonats des Babys, die Karenz

endet allerdings mit dem 24 Lebensmonat des Kindes). Anschließend nützen viele Frauen Teilzeit,

wobei mit zunehmendem Alter der Kinder der Anteil an vollzeitbeschäftigten Frauen wieder

ansteigt.

Page 3: Teilzeit endf

Unterlagen zur GPA-djp SekretärInnen- Tagung 7./8.05.2012 Wagrain

Autorin: Barbara Marx, Stand April 2012

3

These 4: AlleinerzieherInnen arbeiten weniger Teilzeit als

Frauen in Partnerschaften

Ein zweiter wichtiger Faktor beim Thema Teilzeit ist die Frage ob eine PartnerIn

vorhanden ist oder die Frauen alleinerziehend sind. AllereinerzieherInnen sind grundsätzlich in

höherem Ausmaß erwerbstätig als in Beziehung lebende Frauen. Außerdem ist die Stundenanzahl

bei Alleinerziehenden grundsätzlich höher:

Grundsätzlich gilt:

In allen Branchen lässt sich ein Zuwachs an Teilzeitstellen finden, während gleichzeitig die Anzahl

der Beschäftigten gleich bleibt. Dieses Absinken der Vollzeitäquivalente ist einerseits auf

gesteigerten Arbeitsdruck und Arbeitsverdichtung, andererseits durch technologische

Veränderungen die zu Effizienzsteigerungen geführt haben, zurück zu führen.

Page 4: Teilzeit endf

Unterlagen zur GPA-djp SekretärInnen- Tagung 7./8.05.2012 Wagrain

Autorin: Barbara Marx, Stand April 2012

4

Instrumente zur Entschärfung der Falle Teilzeit:

1. Haben Personen, die Teilzeit arbeiten mit Nachteilen zu rechnen?

a. Einkommen:

i. Sind die Stundenlöhne von TZ und VZ mit vergleichbaren Tätigkeiten auch

gleich? Den Einkommensbericht dahingehend anschauen und exemplarisch

ein paar Beispiele durchrechnen!

ii. Prämien, Zulagen, Überzahlungen, Sachleistungen – wenn diese Dinge mit

der Leistung begründet werden, gibt es keinen Grund Personen die Teilzeit

arbeiten davon auszuschließen. Leistung ist kein Wettbewerb wer länger am

Schreibtisch sitzen kann!

b. Zugang zu Aus- und Weiterbildung – Wer bezahlt und wann finden die Angebote

statt? (Arbeitszeit, Freizeit, Wochenende- Frauen mit Kindern, ganz besonders

Alleinerziehende!)

c. (Entwicklung in) Führungspositionen, langfristige Personalentwicklung

d. Informationsdefizite (Besprechung, Meeting, Stammtische etc. zu Zeiten in denen

die meisten TZ- Beschäftigten nicht mehr im Haus sind)

e. Gibt es flexible Arbeitszeitmodelle o.ä. auch für TZ (Gleitzeit, Blockmodelle etc.)

f. Sozialleistungen des Unternehmens: es ist ein schönes Zeichen der Wertschätzung

für TZ- Kräfte auch jene freiwilligen Sozialleistungen, die gesetzlich aliquotiert

werden dürfen, für alle gleich auszuzahlen!

2. Unterstützung von Teilzeitkräften besonders bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie

a. Mentorinnen- Programm oder Stammtische zum Austausch

b. Betriebskindergarten

c. Unterstützung im Krankheitsfall des Kindes (ambulante Krankenpflegedienste oder

BabysitterIn organisieren, Informationsbroschüre/Kontaktdaten bereitstellen,

gesetzlichen Anspruch auf Pflegefreistellung ausweiten oder zumindest kein Murren

wenn das Recht in Anspruch genommen wird, etc.)

3. Teilzeitkräfte nicht als MitarbeiterInnen zweiter Klasse behandeln (da muss man sehr

sensibel sein und sowohl verbal als auch auf einer symbolischen Ebene sehr aufpassen),

Führungskräfte sensibilisieren

4. Vollzeitarbeitsplätze zuerst Teilzeitkräften anbieten (Betriebsvereinbarung!)

5. In MitarbeiterInnengesprächen bei Personen in Elternteilzeit das Thema Arbeitszeit und

Rückkehr in Vollzeit jährlich zu besprechen (es geht nicht darum Druck zu erzeugen und

den Eindruck zu vermitteln Teilzeitkräfte wären nicht richtig da bzw. nicht ganz aus der

Karenz zurück gekehrt, sondern zu sagen „wir respektieren deinen Wunsch im Moment TZ

zu arbeiten, aber wenn wir mehr von deiner Zeit bekommen wäre das wieder ganz super

für die Abteilung! Lass uns das besprechen und so gut es geht planen!“)

Page 5: Teilzeit endf

Unterlagen zur GPA-djp SekretärInnen- Tagung 7./8.05.2012 Wagrain

Autorin: Barbara Marx, Stand April 2012

5

ABER: auch wenn es hier in erster Linien um Frauen geht, haben auch Männer das Recht auf Elternteilzeit. Es

muss auch für Väter möglich sein Teilzeit in Anspruch zu nehmen. Wichtig: ein Klima schaffen, in dem aktive Vaterschaft positiv besetzt ist, positive Vorbilder schaffen.