Terri Lyne Carrington Quartet Money Jungle Project ... · PDF file2 ZUM KONZERT Terri Lyne Carrington Art Blakey hielt seinen Laden mit donnernder Hand zusammen, seine Kollegen Max

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  • Jazz-Abo Soli & Big Bands 5

    Terri Lyne Carrington Quartet

    Money Jungle Project: Provocative In BlueSamstag7. Mrz 201520:00

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    Ihr Husten strt Besucher und Knstler. Wir halten daher fr Sie an den Garderoben Ricola-Kruterbonbons bereit und hndigen Ihnen Stoff taschen tcher des Hauses Franz Sauer aus.

    Sollten Sie elektronische Gerte, insbesondere Mobiltelefone, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese unbedingt zur Vermeidung akustischer Strungen aus.

    Wir bitten um Ihr Verstndnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Grnden nicht gestattet sind.

    Wenn Sie einmal zu spt zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verstndnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen knnen. Wir bemhen uns, Ihnen so schnell wie mglich Zugang zum Konzertsaal zu gewhren. Ihre Pltze knnen Sie sptestens in der Pause einnehmen.

    Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es ist eine schne und respektvolle Geste gegenber den Knstlern und den anderen Gsten.

    Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklren Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Bild mglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder verffentlicht wird.

    Vordruck/Lackform.indd 2-3 11.07.14 11:16

  • Jazz-Abo Soli & Big Bands 5

    Terri Lyne Carrington Quartet Terri Lyne Carrington dr Antonio Hart sax Zach Brown b Aaron Parks p

    Money Jungle Project: Provocative In Blue

    Samstag 7. Mrz 2015 20:00

    Keine Pause Ende gegen 21:30

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    ZUM KONZERT

    Terri Lyne CarringtonArt Blakey hielt seinen Laden mit donnernder Hand zusammen, seine Kollegen Max Roach, Roy Haynes und Elvin Jones, aktiv bis ins hohe Alter, standen ihm in nichts nach: Schlagzeuger als Bandleader sind aus der Jazzgeschichte nicht mehr wegzuden-ken. Doch auch diese ausgewiesene Mnnerbastion des Jazz scheint mittlerweile von den Frauen eingenommen: Seit Sheila E. fr Prince, Cindy Blackman fr Lenny Kravitz und Marilyn Mazur fr den Saxophonisten Jan Garbarek die Trommeln bearbeiten, sind weibliche Drummer lngst keine exotischen Erscheinungen mehr. Auch die 49-jhrige US-Amerikanerin Terri Lyne Carring-ton reiht sich ein in die Gilde der Schlagzeugerinnen freilich mit dem entscheidenden Unterschied, dass sie im Rahmen ihres Quartetts keine reine Begleitfunktion bernimmt, sondern dabei selbst den Ton angibt.

    Ohne das Klischee vom zarten Persnchen bemhen zu ms-sen wenn man Terri Lyne Carrington auerhalb des Bhnen-geschehens sieht, braucht es dennoch einige Phantasie, sich vorzustellen, dass die zierliche Musikerin die Geschicke eines Jazzensembles aus dem Hintergrund leitet. Doch einer ihrer pro-minenten Kollegen, der verstorbene Rockdrummer Levon Helm, war der Ansicht, dass der beste Platz in einer Band allemal der auf dem Schlagzeughocker sei. Womit er nicht so ganz falsch liegt, blickt man etwa einige Jahre zurck: Der Pianist Herbie Hancock gab im Jahr 2002 ein mit Spannung erwartetes Kon-zert im Klner E-Werk, mit der zum jungen Millenium passenden Parole, nichts weniger als die Zukunft des Jazz (Future 2 Future) zu verheien. Das ernchternde Ergebnis jedoch: viel Lrm um (fast) nichts: Die meisten Konzertbesucher waren sich danach einig, dass der einzig nennenswerte Beitrag vom Schlagzeug ausging von Terri Lyne Carrington. Mit ihrem klaren, durch-strukturierten Spiel war sie strahlender Fixpunkt in einem biswei-len unorganisch wirkenden Ensemble. Wenig spter bewies sie mit ihrem ersten Album unter eigenem Namen, Jazz is a Spirit, dass ihr prononcierter Beitrag zu Hancocks Future 2 Future-Pro-jekt offenbar kein Zufall war.

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    Wenig spter stellte sich die Terri Lyne Carrinton Group im Stadt-garten mit einem Jimi-Hendrix-Projekt vor. Auch hier wieder ein hnliches Bild: Einen denkbar schweren Stand hatten Klavier und Saxophon angesichts der wuchtigen Sounds und Samp-les, die aus zwar zwei kleinen, aber dennoch ungemein prsen-ten Verstrkern des Gitarristen beinah ohne Unterlass bellten. Die Melodieinstrumente resignierten frhzeitig ob der Domi-nanz von Gitarre und Bass im Klangbild. Dennoch war es ein

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    denkwrdiges Konzert, das Terri Lyne Carrington bot, konzent-rierte man sich auf das, was vom verbleibenden Trio aus Bass, Schlagzeug und Gitarre zu vernehmen war. Denn gro war die Freude bei Gitarrist Nguyn L, als Bandleaderin Carrington spontan ein Stck von dessen aktueller Platte ankndigte: If Six Was Nine, ein Hendrix-Klassiker, der von dem Powertrio auf den neusten klang technischen Standard gebracht wurde. Und noch ein weiteres Mal stellte sich Terri Lyne Carrington in Kln vor: in der Klner Philharmonie mit der Sngerin Cassandra Wilson, im Mai 2004. Hier geriet das Klangbild weitaus ausgewogener und im Rund der Philharmonie lieen sich mit einem Mal selbst minimale Nuancen im differenzierten Spiel der Schlagzeugerin unterscheiden.

    Frh als Wunderkind apostrophiert (bereits mit elf Jahren nahm sie an verschiedenen Workshops teil), hat die in Medford, Mas-sachusetts geborene Schlagzeugerin bereits als Teenager mit Jazz-Gren wie Dizzy Gillespie, Oscar Peterson und Clark Terry gespielt. Heute fhrt sie selbst ein Ensemble an, fhrt souvern durch die jngere Jazzgeschichte und erteilt dabei all denen das Wort, die wie sie fr kreative Spielauffassung im Jazz stehen. Kein Wunder also, dass sie bei ihren Mitspielern, weniger durch beeindruckendes Muskelspiel, als durch ein personenbezogenes Begleiten deren kreatives Potenzial mobilisiert genau so wie es ihr groes Vorbild Max Roach vorgelebt hat.

    Stichwort Max Roach: Als einer der Pioniere des Bebop verstand er sich zeitlebens nicht blo als Taktgeber, sonder auch Arran-geur und Komponist. So wurde es von der Jazzwelt als Sensa-tion empfunden, als gleich drei musikalische Schwergewichte den Weg ins Studio fanden, um eine Trio-Platte einzuspielen. Das Album Money Jungle ist, neben dem Miles-Davis-Werk Kind of Blue, Ornette Colemans The Shape of Jazz to Come, Time Out von Dave Brubeck und dem Kln Concert von Keith Jarrett zu einem Meilenstein der Jazzgeschichte erhoben worden nicht so sehr, weil die Trioaufnahme von Duke Ellington, Charles Mingus und Max Roach vom 17. September 1962 so viele Musiker nachhal-tig beeinflusst htte, sondern eher wegen der sthetischen Aus-sage, die hier stilbergreifend von drei Musikern mit sehr unter-schiedlichen Biografien vorgefhrt wurde. Da war zunchst

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    Duke Ellington, eine allseits respektierte, ja legendre Figur der Big-Band-ra, der bereits erwhnte Bebopper Max Roach und Charles Mingus, der zu dieser Zeit bereits die ersten zarten Fhler Richtung Free Jazz ausgestreckt hatte. Der Enthusiasmus, der sich ber dieses Gipfeltreffen in den liner notes zu Money Jungle niederschlug, hat auch heute noch, 52 Jahre danach, nichts von seiner Wirkung verloren: Ellington! Mingus! Roach! A triumvirat, not a trio. Es war wohl fr die Zeitgenossen so, als htten sich einige Musik-Gtter, die sonst wenig gemein haben, auf den Jazz-Olymp begeben und zusammen musiziert. Smt-liche Titel der Aufnahmesitzung zu Money Jungle stammen aus der Feder Ellingtons. Zwei Hits aus dem Ellington Songbook sind darunter sowie ein weiterer Titel aus seinem frheren Orchester-repertoire, ansonsten aber nur neue Stcke. Vor der Session hat-ten die drei sich in Ellingtons Bro getroffen, wo der Duke den beiden jngeren Kollegen die Stcke kurz vorspielte und sie ber den Ablauf redeten. Ansonsten war die Aufnahmesitzung genau das: eine spontane Session, bei der die Freiheit der drei Musiker im Vordergrund stand, eine angesichts der groen Namen (und Egos!) der drei Beteiligten erstaunliche musikalische Gleichbe-rechtigung. Auf dem Originalalbum hrt man das ganz deutlich: Hier spielt kein bliches Klaviertrio; zu stark geben die Stimmen von Mingus und Roach gleichberechtigte Kommentare ab und bestimmen so die Atmosphre des Ganzen mit.

    Terri Lyne Carringtons Projekt Money Jungle: provocative in blue ist nicht der Money Jungle von 1962. Das Terri Lyne Carring-ton Quartet ist keine Repertoireband, und eine einfache ber-tragung von einer kleinen auf eine etwas erweiterte Besetzung htte musikalisch wahrscheinlich eh wenig Sinn gemacht. Man sollte sich diese Tatsache auch whrend des heutigen Abends bewusst machen. Es ist ein wenig wie mit einigen Literaturver-filmungen: Wer im Film exakt die Figuren erwartet, die sich beim Lesen in der eigenen Phantasie entwickelt haben, wird womg-lich enttuscht werden. Und wer bei Carringtons Ensemble pri-mr nach Ellington, Mingus oder Roach sucht, hat die falschen Kopfhrer auf: Terri Lyne Carrington und ihre Musiker nutzen die Vorlage, die diese drei Gromeister des Jazz anno 62 spontan erarbeiteten, zu einer Hommage, in der sie die Inspiration oft und klar genug durchscheinen lassen und doch gengend Eigenes

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    beigeben. Hierbei lsst sich nachvollziehen, warum Terri Lyne Carrington solch exzellenten Ruf in der Jazzszene geniet und immer noch regelmig von prominenter Seite zu Plattenaufnah-men verpflichtet wird. ber einen meist durchgehend treibenden Beat auf Becken und mit erstaunlich luzider Fupauke schlgt Carrington mit eruptiver, blitzschneller Stockarbeit ber das gesamte Trommelarsenal Breschen ins jeweilige musikalische Geschehen und vermag so dem Klanggefge ein ums andere Mal eine berraschende Wendung zu geben. Wenn solcherart zarte Klanggedichte wie Ellingtons Fleurette Africain ohne rech-ten Schluss abebben, verdeutlicht dies mit Nachdruck Carring-tons Credo: Jazz is a spirit, eine Idee, eine Momentaufnahme.

    Tom Fuchs

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    KlNMUSiK-VORSchAU

    Mrz

    SO0816:00

    Matosinhos String Quartet Vitor Vieira Violine Juan Carlos Maggiorani Violine Jorge Alves Viola Marco Pereira Violoncello

    Nominiert von Calouste Gulbenkian Foundation Lisbon und Casa da Msica Porto

    Felix Mendelssohn BartholdyStreichquart