8
1 Problemstellung Das bis 1996 sowohl in Veröffentlichun- gen als auch in Schritten zu Problemlösun- gen weitgehend vernachlässigte Jahr 2000-Problem (J2P) wird seit 1997 in ei- ner Vielzahl von Veröffentlichungen be- handelt. Die Zeitschrift Wirtschaftsinfor- matik hat in ihrem Heft 1 aus 1997 Fragen zeitbezogener Informationssysteme und insbesondere auch das J2P zum Gegen- stand eines Schwerpunktheftes gemacht [Knol97a; Knol97b; Walt97]. In den letzten Monaten wurden von verschiedenen Organisationen zahlreiche Umfrageergebnisse über den Stand der Lö- sung der J2P in verschiedenen Regionen, Branchen und Betriebsgrößen veröffent- licht. In vielen Umfragen wurden nur eini- ge wenige Fragen formuliert. Die meisten Umfragen wurden von Dienstleistungsge- sellschaften und Werkzeuganbietern, die Leistungen zur Lösung des J2P anbieten, vorgenommen oder in Auftrag gegeben. Dies mag die Interpretation der Ergebnisse oder vielleicht sogar die Ergebnisse selbst beeinflussen. Umfangreiche Untersuchun- gen in Europa sind insbesondere von Ne- aman Bond, die im Auftrag von Softlab, Viasoft und der Europäischen Kommis- sion tätig geworden sind [Neam97a; Neam97b] sowie vom Allensbacher Insti- tut für Demoskopie für die Sage KHK [Sage98] vorgenommen worden. Das Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern hat zwei Untersu- chungen zum Stand der Problemlösung in der Schweiz durchgeführt. Die Erste er- folgte im Sommer 1996 [KnMP96], die Zweite im Dezember 1997 [Knol98; KnLe98]. Mit diesen Umfragen wurden mehrere Ziele verfolgt: Einerseits sollte das Problembewusstsein bei den Empfän- gern der Fragebogen erhöht werden. An- dererseits sollten Daten über den jeweili- gen Stand der Problemlösung gewonnen werden, um weitere Handlungsbedarfe besser einschätzen zu können. Die Umfra- gen wurden so gestaltet, dass sie ähnliche Daten wie in anderen Regionen und zu an- deren Zeitpunkten vorgenommene Befra- gungen liefern; damit wurde eine interre- gionale und intertemporale Vergleichbar- keit ausgewählter Aussagen angestrebt. Alle uns bekannten Umfragen sind, mit Ausnahme weniger Teile in [KaFP97], aus- schließlich deskriptiv ausgewertet wor- den; eine Formulierung von Hypothesen und deren Test unterbleibt. Gleichwohl wurden in diesen Untersuchungen Aussa- gen formuliert, die eine Basis für die Ge- winnung von Hypothesen bilden können. In diesem Beitrag präzisieren wir die Er- gebnisse zahlreicher Untersuchungen durch Formulierung von Hypothesen und prüfen diese mit dem von uns erhobenen Datenmaterial auf Signifikanz. Wir be- schränken unsere Untersuchung dabei weitgehend auf die in anderen Befragun- gen verwendeten Einflussgrößen. Insbe- sondere interessieren wir uns dafür, ob die in fast allen Untersuchungen behaup- teten Unterschiede im Verhalten von Großunternehmen sowie kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) gegenüber dem J2P statistisch signifikant sind. 2 Hypothesen im Umfeld der Jahr 2000-Thematik Aus der überwiegend populärwissen- schaftlichen Literatur zum J2P und aus ver- schiedenen Untersuchungen resultiert eine Vielzahl von Aussagen, die teilweise quantifizierbar und somit im Prinzip test- bar sind. Als wichtige Einflussgrößen, die den Aufwand für die Problemlösung und die in der Problemlösung erzielten Fort- schritte determinieren, werden angeführt: Betriebsgröße Branche Bedeutung von Individualsoftware ge- genüber Einsatz von Standardsoftware- paketen Heterogenität der IV-Umgebung. Auf Basis der in anderen Untersuchungen getätigten Aussagen formulieren wir die in Spalte 2 der Tabellen 1 und 2 angegebe- nen Hypothesen. Tabelle 1 umfasst die Hypothesen, die Unterschiede zwischen dem Verhalten von Großunternehmen und KMU behaupten; Tabelle 2 stellt die übrigen Hypothesen zusammen. 145 Tests einiger im Umfeld der Jahr 2000-Diskussion vertretener Hypothesen Gerhard Knolmayer, Marc-André Mittermayer WI – Aufsatz WIRTSCHAFTSINFORMATIK 41 (1999) 2, S. 145 – 152 Prof. Dr. Gerhard Knolmayer und cand.rer.pol. Marc-André Mittermayer, Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern, Abteilung Information Engineering, Engehaldenstrasse 8, CH-3012 Bern, E-Mail: {knolmayer| mittermayer}@ie.iwi.unibe.ch, http://www.ie.iwi.unibe.ch/

Tests einiger im Umfeld der Jahr 2000-Diskussion vertretener Hypothesen

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1 Problemstellung

Das bis 1996 sowohl in Veröffentlichun-gen als auch in Schritten zu Problemlösun-gen weitgehend vernachlässigte Jahr2000-Problem (J2P) wird seit 1997 in ei-ner Vielzahl von Veröffentlichungen be-handelt. Die Zeitschrift Wirtschaftsinfor-matik hat in ihrem Heft 1 aus 1997 Fragenzeitbezogener Informationssysteme undinsbesondere auch das J2P zum Gegen-stand eines Schwerpunktheftes gemacht[Knol97a; Knol97b; Walt97].

In den letzten Monaten wurden vonverschiedenen Organisationen zahlreicheUmfrageergebnisse über den Stand der Lö-sung der J2P in verschiedenen Regionen,Branchen und Betriebsgrößen veröffent-licht. In vielen Umfragen wurden nur eini-ge wenige Fragen formuliert. Die meistenUmfragen wurden von Dienstleistungsge-sellschaften und Werkzeuganbietern, dieLeistungen zur Lösung des J2P anbieten,vorgenommen oder in Auftrag gegeben.Dies mag die Interpretation der Ergebnisseoder vielleicht sogar die Ergebnisse selbstbeeinflussen. Umfangreiche Untersuchun-gen in Europa sind insbesondere von Ne-aman Bond, die im Auftrag von Softlab,Viasoft und der Europäischen Kommis-sion tätig geworden sind [Neam97a;Neam97b] sowie vom Allensbacher Insti-tut für Demoskopie für die Sage KHK[Sage98] vorgenommen worden.

Das Institut für Wirtschaftsinformatikder Universität Bern hat zwei Untersu-chungen zum Stand der Problemlösung inder Schweiz durchgeführt. Die Erste er-folgte im Sommer 1996 [KnMP96], dieZweite im Dezember 1997 [Knol98;KnLe98]. Mit diesen Umfragen wurdenmehrere Ziele verfolgt: Einerseits solltedas Problembewusstsein bei den Empfän-gern der Fragebogen erhöht werden. An-dererseits sollten Daten über den jeweili-gen Stand der Problemlösung gewonnenwerden, um weitere Handlungsbedarfebesser einschätzen zu können. Die Umfra-gen wurden so gestaltet, dass sie ähnlicheDaten wie in anderen Regionen und zu an-deren Zeitpunkten vorgenommene Befra-gungen liefern; damit wurde eine interre-gionale und intertemporale Vergleichbar-keit ausgewählter Aussagen angestrebt.

Alle uns bekannten Umfragen sind, mitAusnahme weniger Teile in [KaFP97], aus-schließlich deskriptiv ausgewertet wor-den; eine Formulierung von Hypothesenund deren Test unterbleibt. Gleichwohl

wurden in diesen Untersuchungen Aussa-gen formuliert, die eine Basis für die Ge-winnung von Hypothesen bilden können.In diesem Beitrag präzisieren wir die Er-gebnisse zahlreicher Untersuchungendurch Formulierung von Hypothesen undprüfen diese mit dem von uns erhobenenDatenmaterial auf Signifikanz. Wir be-schränken unsere Untersuchung dabeiweitgehend auf die in anderen Befragun-gen verwendeten Einflussgrößen. Insbe-sondere interessieren wir uns dafür, obdie in fast allen Untersuchungen behaup-teten Unterschiede im Verhalten vonGroßunternehmen sowie kleineren undmittleren Unternehmen (KMU) gegenüberdem J2P statistisch signifikant sind.

2 Hypothesen im Umfeldder Jahr 2000-Thematik

Aus der überwiegend populärwissen-schaftlichen Literatur zum J2P und aus ver-schiedenen Untersuchungen resultierteine Vielzahl von Aussagen, die teilweisequantifizierbar und somit im Prinzip test-bar sind. Als wichtige Einflussgrößen, dieden Aufwand für die Problemlösung unddie in der Problemlösung erzielten Fort-schritte determinieren, werden angeführt:

■ Betriebsgröße■ Branche■ Bedeutung von Individualsoftware ge-

genüber Einsatz von Standardsoftware-paketen

■ Heterogenität der IV-Umgebung.

Auf Basis der in anderen Untersuchungengetätigten Aussagen formulieren wir diein Spalte 2 der Tabellen 1 und 2 angegebe-nen Hypothesen. Tabelle 1 umfasst dieHypothesen, die Unterschiede zwischendem Verhalten von Großunternehmenund KMU behaupten; Tabelle 2 stellt dieübrigen Hypothesen zusammen.

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Tests einiger im Umfeldder Jahr 2000-Diskussion

vertretener Hypothesen

Gerhard Knolmayer, Marc-André Mittermayer

WI – Aufsatz

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 41 (1999) 2, S. 145 – 152

Prof. Dr. Gerhard Knolmayer undcand.rer.pol. Marc-André Mittermayer,Institut für Wirtschaftsinformatik derUniversität Bern, Abteilung InformationEngineering, Engehaldenstrasse 8,CH-3012 Bern, E-Mail: {knolmayer|mittermayer}@ie.iwi.unibe.ch,http://www.ie.iwi.unibe.ch/

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Gerhard Knolmayer, Marc-André Mittermayer

Nr. Hypothesen zum Verhalten von KMU n Testmethode Unterstützungder Hypothese

1 Je mehr Mitarbeiter eine Unternehmung beschäftigt, destogrößer ist die Anzahl Personenmonate zur Lösung des J2P.

206 Kreyszigs Signifikanztest (Korrela-tionskoeffizient von Pearson)

Ja(****)

2a Je mehr Mitarbeiter eine Unternehmung beschäftigt, destogrößer ist der Anteil bereits erbrachter Personenmonate zurLösung des J2P.

199 Kreyszigs Signifikanztest (Korrela-tionskoeffizient von Pearson)

Nein

2b Der Anteil bereits erbrachter Personenmonate zur Lösung desJ2P ist in KMU kleiner als in Großbetrieben.

199 Mann-Whitney-Test Nein

3a Je mehr Mitarbeiter eine Unternehmung beschäftigt, umso früherhat diese mit der Lösung des J2P begonnen.

263 Kreyszigs Signifikanztest (Korrela-tionskoeffizient von Pearson)

Nein

3b In KMU wurde mit der Lösung des J2P später begonnen als inGroßbetrieben

263 Mann-Whitney-Test Nein

4 Je mehr Mitarbeiter eine Unternehmung beschäftigt, umso wahr-scheinlicher hat die Unternehmung einen „Jahr 2000-Manager“definiert.

260 Trendtest nach Pfanzagl(nach Bildung von 5 Betriebsgrö-ßenklassen)

Ja(****)

5 Je mehr Mitarbeiter eine Unternehmung beschäftigt, destogrößer ist der Freistellungsgrad eines „Jahr 2000-Managers“.

101 Kreyszigs Signifikanztest (Korrela-tionskoeffizient von Pearson)

Ja(****)

6a Je mehr Mitarbeiter eine Unternehmung beschäftigt, desto häufi-ger werden Werkzeuge zur Lösung des J2P eingesetzt.

28 Kreyszigs Signifikanztest (Korrela-tionskoeffizient von Pearson)

Nein

6b Werkzeuge werden in KMU seltener eingesetzt als in Großbe-trieben.

28 Mann-Whitney-Test Nein

7 Je mehr Mitarbeiter eine Unternehmung beschäftigt, desto ehersetzt die Unternehmung das WWW zur Informationsbeschaf-fung über das J2P ein.

234 Kruskal-Wallis und Trendtest mit or-thogonalen Polynomen (nach Bil-dung von 5 Betriebsgrößenklassen)

Ja(**)

8 Je mehr Mitarbeiter eine Unternehmung beschäftigt, desto häufi-ger sind Mitarbeiter in Mailing-Listen zum J2P registriert.

233 Trendtest nach Pfanzagl Ja(***)

9 Je mehr Mitarbeiter eine Unternehmung beschäftigt, desto eherkommt es zu Verzögerungen bei anderen IV-Vorhaben.

226 Trendtest nach Pfanzagl Ja(****)

10a Je mehr Mitarbeiter eine Unternehmung beschäftigt, desto klei-ner ist der Anteil extern erbrachter Personalbeiträge zur Lösungdes J2P.

208 Kreyszigs Signifikanztest (Korrela-tionskoeffizientvon Pearson)

Nein

10b In Großunternehmen ist der Anteil extern erbrachter Dienstlei-stungen zur Lösung des J2P kleiner als in KMU.

208 Mann-Whitney-Test Nein

11 Je mehr Mitarbeiter eine Unternehmung beschäftigt, desto eherwird ein Katastrophenplan (Kontingenzplan) in Verbindung mitdem J2P für notwendig gehalten.

220 Trendtest nach Pfanzagl Ja(****)

12 Die Geschäftsleitungen in Großbetrieben sind über das J2P bes-ser informiert als jene in KMU.

288 Mann-Whitney-Test Nein

13 In KMU ist der Anteil der Individualsoftware kleiner als in Groß-betrieben.

237 Mann-Whitney-Test Ja(***)

14 KMU schätzen die Schwierigkeiten der Lösung des J2P im eige-nen Unternehmen weniger hoch ein als Großunternehmen.

268 Mann-Whitney-Test Ja(****)

15 In KMU sind bisher weniger Jahr 2000-Fehler aufgetreten als inGroßunternehmen.

240 Mann-Whitney-Test Ja(****)

Tabelle 1 Hypothesen zum Vergleich der Jahr 2000-Projekte in Großunternehmen und KMU sowie zugehörige Testergebnisse

Page 3: Tests einiger im Umfeld der Jahr 2000-Diskussion vertretener Hypothesen

147

Hypothesen zur Jahr 2000-Diskussion

Nr. Weitere Hypothesen n Testmethode Unterstützungder Hypothese

16 Die Geschäftsleitungen sind über das J2P besser informiert als dieFachbereiche.

283 Wilcoxon-Test Ja(****)

17 Je höher das Wissen um das J2P bei der Geschäftsleitung ist, destohöher ist es auch in den Fachbereichen.

283 Kruskal-Wallis und Trendtestmit orthogonalen Polynomen

Ja(****)

18 Je stärker sich das J2P in einer Unternehmung stellt, umso wahrschein-licher hat die Unternehmung einen „Jahr 2000-Manager“ definiert.

256 Trendtest nach Pfanzagl Ja(****)

19 Je stärker sich das J2P in der Unternehmung stellt, desto höher ist derFreistellungsgrad eines solchen „Jahr 2000-Managers“.

99 Kruskal-Wallis und Trendtestmit orthogonalen Polynomen

Ja(****)

20 Je stärker sich das J2P in einer Unternehmung stellt, desto größer istdas Budget zur Problemlösung.

58 Kruskal-Wallis und Trendtestmit orthogonalen Polynomen

Ja(***)

21 Je höher der Anteil der Individualsoftware an der gesamten IS-Architektur ist, umso schwieriger wird das J2P eingeschätzt.

234 Kruskal-Wallis und Trendtestmit orthogonalen Polynomen

Ja(****)

22 Je höher der Anteil der Individualsoftware an der gesamten IS-Architektur ist, umso eher kommt es zu Verzögerungen bei anderen IV-Projekten.

189 Trendtest nach Pfanzagl Ja(****)

23 Je mehr Programmiersprachen eine Unternehmung eingesetzt hat, des-to größer ist der mit der Lösung des J2P verbundene Aufwand.

118 Kruskal-Wallis und Trendtestmit orthogonalen Polynomen

Ja(***)

24 Je fortgeschrittener eine Unternehmung bei der Lösung des J2P ist, des-to optimistischer ist ihre Einschätzung im Hinblick auf möglicheSchwierigkeiten im eigenen Unternehmen.

184 Kreyszigs Signifikanztest(KorrelationskoeffizientvonPearson)

Ja(*)

25 Für das eigene Unternehmen werden niedrigere Wahrscheinlichkeitenfür das Auftreten von J2P unterstellt als für andere Unternehmen dergleichen Branche.

171 Wilcoxon-Test Ja(****)

26 Unternehmungen im Finanzdienstleistungsbereich (Banken, Versiche-rungen) sind in der Lösung des J2P weiter fortgeschritten als Unterneh-mungen, die anderen Branchen angehören.

201 Mann-Whitney-Test Nein

Tabelle 2 Weitere Hypothesen zum Stand der Jahr 2000-Projekte und zugehörige Testergebnisse

Alternativ verwendbare Signifikanzni-veaus werden wie folgt visualisiert:

Legende:

Piktogramm Signifikanz bei

* 95% ≤ p < 97,5%

** 97,5% ≤ p < 99%

*** 99% ≤ p < 99,9%

**** 99,9% ≤ p

Kernpunkte für das Management

Zum Stand der Lösung des Jahr 2000-Problems existieren viele Befragungs-ergebnisse. Auf Grund dieser Aussagen formulieren wir Hypothesen undtesten diese an Daten einer umfangreichen Untersuchung in der Schweiz.• Geschäftsleitungen sind über das Jahr 2000-Problem signifikant besser

informiert als die Mitarbeiter in den Fachabteilungen.• Die vielfach behaupteten Rückstände von KMU hinsichtlich des Standes

der Problemlösung werden nicht bestätigt.• Die Kosten zur Lösung des Jahr 2000-Problems umfassen 1998 und

1999 erhebliche Anteile der IT-Budgets.• Der Übergang auf Standardsoftware-Systeme ist die wichtigste Form der

Problemlösung; der Anteil der Standardsoftware an der gesamten Infor-mationsverarbeitung steigt weiter.

Stichworte: Jahr 2000-Problem, Hypothesen, Empirische Untersuchung,Schweiz, Klein- und Mittelbetriebe (KMU)

Page 4: Tests einiger im Umfeld der Jahr 2000-Diskussion vertretener Hypothesen

3 Design und Auswertungder Untersuchung

Die Untersuchung wurde mit einem 49Fragen umfassenden Fragebogen vorge-nommen. Dieser wurde u.a. der Zeit-schrift Output beigelegt und an die Mit-glieder der Schweizer Informatiker Gesell-schaft und des Schweizer Wirtschaftsin-formatik-Fachverbandes versandt. Dane-ben wurden Unternehmen oder Personenangeschrieben, die mit dem Institut fürWirtschaftsinformatik der UniversitätBern in fachlichem Kontakt stehen. Insge-samt waren rund 25 000 Exemplare desFragebogens im Umlauf.

Angesichts dieser breiten Streuung derFragebogen darf es nicht verwundern,dass die Rücklaufquote mit etwas über 1 %überaus gering war. Immerhin wurdenaber rund 300 Fragebogen zurückgesandt.Wir können nicht nachweisen, dass dieseFragebogen ein für die Schweizer Situa-tion repräsentatives Bild ergeben. Über-prüft man die zurückerhaltenen Fragebo-gen nach Branchenzugehörigkeiten undBetriebsgrößen, so zeigt sich, dass hin-sichtlich dieser Eigenschaften ein breitesSpektrum antwortender Unternehmenvertreten ist (Bild 1 und 2). Wir halten essomit vertretbar, dieses Datenmaterial zurÜberprüfung der in den Tabellen 1 und 2angeführten Hypothesen heranzuziehen.

Viele der in der Befragung erfasstenMerkmale sind nicht kardinal skaliert; indiesen Fällen verwenden wir nicht-para-metrische Testverfahren [vgl. z.B. BoLB90]. Da nicht alle Fragen beantwortet wur-den bzw. ein Teil der Antworten nichtauswertbar war, geben wir in Tab. 1 und 2in Spalte 3 auch die für den Test der jewei-ligen Hypothese verfügbare Zahl der aus-wertbaren Antworten an.

4 Diskussion

4.1 Unterschiede zwischenKMU und Großunternehmen

Weltweit wird in zahlreichen Untersu-chungen zum Ausdruck gebracht, dassKlein- und Mittelbetriebe gegenüberGroßbetrieben Rückstände in der Pro-blemlösung besitzen würden. So äußertdie Allensbacher Studie 1998 Beden-ken hinsichtlich der Fortschritte bei KMU:„... die Datumsumstellung zum Jahr 2000kümmert die meisten der mittleren undkleinen Unternehmen bisher wenig. Zwarhaben 8 Prozent im Hinblick auf die Da-tumsumstellung bereits Änderungen vor-genommen und weitere 29 Prozent dieNotwendigkeit von Änderungen zumin-dest schon geprüft. Die große Mehrheit al-lerdings hat sich mit dem Thema Datums-umstellung noch nicht konkret befasst (46Prozent) oder fühlt sich gar nicht davonbetroffen (10 Prozent).

Für viele der befragten Inhaber, Ge-schäftsführer oder Abteilungsleiter mittle-rer und kleiner Unternehmen liegen Euro-Einführung und Datumsumstellung zumJahr 2000 noch in weiter Ferne. Die meis-ten vertrauen darauf, dass sich etwa erfor-derliche Umstellungen mit veränderterSoftware problemlos lösen lassen. Ver-mutlich unterschätzen damit viele die tat-sächlichen Erfordernisse in ihrem Unter-nehmen“ [Sage98]; ähnliche Aussagensind z.B. in [Hayw97; PACo97; Stat97] zufinden. Bedenken gegenüber dem Pro-blemlösungsverhalten der KMU werdenauch in unseren Befragungsergebnissendeutlich: nur die Aktivitäten von Behör-den und Verwaltungen werden von denBefragten noch schlechter beurteilt (Bild3). Ähnliche Einschätzungen hat auch dieGartner Group berichtet [Kroc97].

Als KMU haben wir (geprägt vonSchweizer Gegebenheiten) Unternehmenmit weniger als 500 Mitarbeitern klassifi-ziert; damit gehören 186 der Unterneh-men in der Stichprobe dieser Gruppe an.Wir sind uns bewusst, dass andere Merk-male existieren, an denen die Betriebsgrö-ße gemessen werden könnte. Die Ergeb-nisse der Hypothesentests ergeben keinewesentlichen Unterschiede, wenn stattder Zahl der Mitarbeiter des Unterneh-mens jene im IV-Bereich herangezogenwird; wir haben daher die Ergebnissenicht für beide Einflussgrößen dargestellt.Im betrachteten Kontext könnte insbeson-dere auch die Zahl der Lines of Code einwesentliches Einflusskriterium sein.

Die weltweit und auch in der Schweizhäufig geäußerten Vermutungen über we-sentliche Rückstände der KMU gegenüberGroßunternehmen bestätigen sich auf

148

Gerhard Knolmayer, Marc-André Mittermayer

Handel

Banken

Versicherungen

Informatik

Öffentliche Verwaltung

Übrige Dienstleistungen

Andere

Transport/Verkehr

Baugewerbe

Elektrizität/Wasser

Übrige Industrie

Chemie ElektrotechnikMaschinenbau

Nahrungsmittel

Bild 1 Verteilung der Antworten auf Branchen

501–2.500Mitarbeiter

2.501–15.000Mitarbeiter

mehr als 15.000Mitarbeiter

1–100Mitarbeiter

101–500Mitarbeiter

Bild 2 Verteilung der Antworten auf Un-ternehmensgrößen

Page 5: Tests einiger im Umfeld der Jahr 2000-Diskussion vertretener Hypothesen

Grund unserer Daten überraschenderwei-se nicht. In Großunternehmen ist plausib-lerweise die zur Lösung des J2P notwendi-ge Zahl an Personenmonaten größer als inKMU (Hypothese 1). Die Geschäftsleitun-gen scheinen in Großunternehmen nichtsignifikant besser über das J2P informiertzu sein als in KMU (Hypothese 12). Groß-unternehmen hatten Ende 1997 keine sig-nifikant höheren Anteile der Problemlö-sung erbracht als KMU (Hypothese 2).Weder die Hypothese, in KMU sei späterals in Großunternehmen mit der Problem-lösung begonnen worden (Hypothese 3)noch die Annahme, Großunternehmenseien bei Lösung des J2P weniger als KMUauf externe Dienstleistungen angewiesen(Hypothese 10), werden durch die Datenunterstützt. Auch hinsichtlich des Werk-zeugeinsatzes können keine signifikantenUnterschiede nachgewiesen werden (Hy-pothese 6), wobei allerdings nur wenigeBefragte Einschätzungen zu den Werkzeu-gen abgeben konnten. Hypothese 9, nachder in Großunternehmen die Lösung desJ2P andere IV-Projekte häufiger verzögertals in KMU, wird durch das Datenmaterialgestärkt.

Gemäß Hypothese 13 setzen KMU we-niger Individualsoftware ein als Großun-ternehmen; nach Hypothese 21 ist das J2Pin Unternehmen mit geringem Anteil anIndividualsoftware weniger schwer wie-gend. Beide Hypothesen werden durchdie Daten unterstützt. Somit ist es plausi-bel, dass auch die Hypothese 14, nach dersich KMU in geringerem Ausmaß mit demJ2P konfrontiert sehen als Großunterneh-men, bekräftigt wird. Beim Test der Hypo-these 15 wird diese Aussage bestärkt, weilin KMU bisher signifikant weniger Jahr2000-Fehler aufgetreten sind (16 % gegen-über 39 % für Großunternehmen). In denUSA sollen die Vergleichszahlen im De-zember 1997 bei nur 7 %, aber im April1998 bei 37 % und im Juli 1998 bei 40 %gelegen haben [CapG98a].

Obige Überlegungen unterstütztenauch Hypothese 11: Wegen des vermeint-lich geringeren J2P sehen KMU auch weni-ger Bedarf für eine Katastrophenplanung;dazu kommt, dass in KMU wohl generelleine geringere Planungsintensität herrschtals in Großunternehmen. Von allen Be-fragten wollten Ende 1997 rund 20 % eineKontingenzplanung vornehmen, in derAktionen für bestimmte Risikosituationenfestgelegt werden, um eine weitere (ggf.eingeschränkte) Funktionsfähigkeit derInformationsverarbeitung oder sogar des

Unternehmens zu gewährleisten [KnLe98]; bei Würdigung dieses Sachverhaltesist zu berücksichtigen, dass in zwei Umfra-gen in den USA der Prozentsatz jener Un-ternehmen, die einen derartigen Plan auf-stellen wollten, von April 1998 bis Juli1998 von 3 auf 84 % angestiegen sein soll[CapG98a].

Der möglicherweise geringere Umfangdes J2P sowie der geringere Grad der For-malisierung der Vorgehensweisen in KMUkönnen Ursachen dafür sein, dass die Hy-pothesen 4 und 5 bekräftigt werden: DieVermutung, KMU würden in geringeremMaße Projektmanager für das J2P bestim-men und freistellen, wird durch die Datenbekräftigt. Schließlich zeigen sich signifi-kante Unterschiede auch bei der Nutzungvon WWW und Mailing-Listen (Hypothe-sen 7 und 8). Benötigen KMU wenigerderartige Informationen, weil das J2P fürsie weniger bedeutend ist, oder nehmendie KMU das J2P nicht ausreichend wahr,weil sie die intensiven Diskussionen zudiesem Themenkreis in diesen Medienweniger verfolgen? Die im August 1997vom IWI Bern erfasste Teilnahme an zurLösung des J2P eingerichteten Mailing-Listen zeigte, dass von mehr als 1300 ver-sandten Mails nur 4 aus der Schweizstammten; Deutschland und Österreichwaren überhaupt nicht aktiv. An einerWWW-Umfrage im Frühjahr 1998 auf derHome-Page von Peter de Jager [deJa98],die vielfach als bedeutendstes InformationCenter zum J2P angesehen wird, beteilig-ten sich u.a. 664 Personen aus den USA, 63

aus Großbritannien, 9 aus den Niederlan-den, je 8 aus Deutschland, der Schweizund Schweden sowie 2 aus Österreich[Knol98].

Die Ergebnisse zu den in Tabelle 1 dar-gestellten Hypothesen können unter-schiedlich interpretiert werden: Einmalkönnte davon ausgegangen werden, dassKMU in ihren Problemlösungsaktivitätenzumindest in der Schweiz weiter fortge-schritten sind als gemeinhin vermutetwird. Zum anderen könnte aber auch be-fürchtet werden, dass die KMU das J2P un-terschätzen und deshalb den erreichtenStand ihrer Problemlösung überschätzen.Die Action 2000 in Großbritannien ver-mutet, dass die von ihr befragten Unter-nehmen „extremely over-optimistic“ sei-en [Acti98b]. Zudem kommt, dass geradeim Bereich der „Embedded Systems“ hochtechnisierte mittelgroße Unternehmenvon den dort bestehenden Problemenmindestens ebenso stark betroffen seinkönnten wie Großunternehmen; dazusind aufgrund unserer Umfrage keine Aus-sagen möglich.

4.2 Verhalten desManagements und Projekt-ManagementIm Vergleich zu unserer Untersuchung imSommer 1996 hat sich das Problembe-wusstsein vor allem bei den Geschäftslei-tungen überaus deutlich erhöht. Dies istnicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass

149

Hypothesen zur Jahr 2000-Diskussion

Erwartete Schwierigkeiten bei Lösung des Jahr 2000-Problems [n=221]

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

0% 1–20% 21–40% 41–70% 71–100%

Wahrscheinlichkeit

Häu

figke

it

im eigenen Unternehmen

in der eigenen Branche

in Klein- und Mittelbetrieben

in Behörden und Verwaltungen

in Versorgungsunternehmen

Bild 3 Einschätzung branchenspezifischer Unterschiede bei Lösung des Jahr 2000-Problems

Page 6: Tests einiger im Umfeld der Jahr 2000-Diskussion vertretener Hypothesen

in einer Vielzahl von Veröffentlichungendie rechtliche Verantwortung des Mana-gements für die Problemlösung betontwurde. Besser informierte Geschäftslei-tungen sorgen dafür, dass auch in denFachbereichen das Wissen um das J2Pwächst. Gleichwohl sind Geschäftsleitun-gen signifikant besser informiert als dieFachbereiche (Hypothese 16), obwohldiese z.B. hinsichtlich der Fehlerbehe-bung in dezentralen Systemen gut infor-miert sein sollten. Eine ähnliche Beobach-tung wurde auch aus den USA berichtet[KaKe97, 275]. Eine gegenüber dem J2Paufgeschlossene Geschäftsleitung führtdazu, dass auch die Fachbereiche besserinformiert sind (Hypothese 17). Zur Be-stimmung und Freistellung von Jahr 2000-Managern kommt es vornehmlich dann,wenn das J2P als schwierig empfundenwird (Hypothesen 18 und 19); Ende 1997hatten rund 50 % der Schweizer Unterneh-men einen Jahr 2000-Manager bestimmt;ein ähnlicher Wert war in den USA schonim Sommer 1996 erreicht gewesen [Ka-Ke97, 267]. Auch die Budgethöhe hängtvom Problembewusstsein ab, das in derUnternehmung hinsichtlich des J2P be-steht (Hypothese 20). Während 54 % derSchweizer Unternehmen angaben, überein Jahr 2000-Budget zu verfügen, wurdein [Neam97b] bei einer gesamteuropäi-schen Umfrage ein Wert von 80 % festge-stellt.

Rund 2/3 der antwortenden Unterneh-men hatten zum Jahresende 1997 nochweniger als ein Viertel des gesamten Lö-sungsaufwandes geleistet (Bild 4); für dieUSA wurde im Frühjahr 1998 ein Wertvon 20 % ermittelt [Cald98]. Die jährli-chen Budgets zur Problemlösung verdop-peln sich in den Jahren 1998 und 1999 ge-genüber 1997 (Bild 5); in diesen Jahrenwird der durchschnittliche Anteil der Jahr2000-Kosten rund 22 % der IT-Budgets be-tragen. International werden dazu die inTabelle 3 angegebenen Prozentsätze ge-nannt, die vor allem in den USA deutlichhöher liegen.

Die Hypothese, dass große Projektfort-schritte zu positiveren Einschätzungen derLösbarkeit des Problems führen, wird be-stätigt (Hypothese 24). Die Befürchtung,dass mit zunehmenden Aktivitäten zurProblemlösung immer mehr nicht be-herrschbare Details erkannt werden, wirdsomit durch die uns vorliegenden Datennicht gestützt.

150

Gerhard Knolmayer, Marc-André Mittermayer

Zum Jahresende 1997 erbrachter Aufwand [n=159]

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

45%

50%

0 1–25 26–50 51–75 76–99 100

Erbrachter Aufwand (in %)

Häu

figke

it

Bild 4 Anteil des Endes 1997 in Schweizer Unternehmen erbrachten Aufwands amGesamtaufwand zur Lösung der J2P

Budgetanteile 1997 und 1998-1999 [n=90 bzw. n=113]

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

0–5 6–15 16–30 31–50 51–75 76-–100

Jahr 2000-Budget in % des IT-Budgets

Häu

figke

it

Budgetanteil 1997

Budgetanteil 1998–1999

Bild 5 Budgetanteile 1997 und 1998–1999

Umfrage durch Region Jahr Prozentsatz des IT-Budgets

ITAA USA 1998 33–50

Gartner Group 1998 15–20

Gartner Group 1999 50

Morgan Stanley 1998 30

Morgan Stanley 1997 18

SIM USA 1998 38

SIM USA 1996 25

Coopers & Lybrand Neuseeland 1997 8

Coopers & Lybrand Neuseeland 1996 3

Tabelle 3 Jahr 2000-Kosten in Prozent der gesamten IT-Budgets

Page 7: Tests einiger im Umfeld der Jahr 2000-Diskussion vertretener Hypothesen

4.3 Software-Typen undProgrammiersprachenVom J2P sind Anwender mit hohem An-teil an Individualsoftware signifikant stär-ker betroffen als andere Unternehmen; beiihnen kommt es auch eher zu Verzögerun-gen bei anderen IT-Projekten (Hypothe-sen 21 und 22); nicht zuletzt aufgrund die-ser schlechten Erfahrungen mit der Wart-barkeit von Individualsoftware wird ihrAnteil in den nächsten Jahren weiter sin-ken (Bild 6).

Unternehmen, in denen eine Vielzahlvon Programmiersprachen eingesetztwurden, befinden sich gegenüber ande-ren, die auf eine geringere Vielfalt geach-tet haben, signifikant im Nachteil (Hypo-these 23). Sehr innovatives Verhalten, beidem die jeweils modischsten Entwick-lungsumgebungen eingesetzt wurden,führen somit zu zusätzlichen Problemenbei der Gewährleistung der Jahr 2000-Fähigkeit: Je heterogener das Gesamtsys-tem ist, desto schwieriger gestaltet sichseine Wartbarkeit. Viele populäre Veröf-fentlichungen erwecken den Eindruck,das J2P sei primär ein Problem der Pro-grammiersprache COBOL. Bild 7 zeigt,dass diese Vorstellung nur teilweise rich-tig ist. In der Tat sind es in der Program-miersprache COBOL geschriebene Pro-gramme, in denen die meisten J2P schlum-mern; nach den uns vorliegenden Anga-ben gehen wir aber davon aus, dass dieviel zitierten COBOL-Programme nur rund35 % aller J2P verursachen.

4.4 BranchenvergleicheBemerkenswert ist, dass das eigene Unter-nehmen signifikant besser eingeschätztwird als die anderen Unternehmen dergleichen Branche (Hypothese 25). Positivinterpretiert könnte dies ein Indiz dafürsein, dass die intern realisierten Problem-lösungsschritte von außen nicht hinrei-chend wahrgenommen werden; in die-sem Fall wäre eine aktivere Informations-politik der Unternehmen wünschenswert.Eine andere Interpretation könnte sein,dass die in vielen Bereichen des Lebens zubeobachtende Selbstüberschätzung vonPersonen, Gruppen und Regionen zu die-sen Auffassungsunterschieden führt.

Der Finanzdienstleistungsbereich, derweltweit als führend bei der Problemlö-sung angesehen wird [Acti98a; CapG98b;Mei98], besitzt nach den uns vorliegenden

Daten keine signifikanten Vorsprünge ge-genüber anderen Branchen (Hypothese26). Für die deutschen Banken fällt auf,dass sie in einer Umfrage bei den weltweitgrößten 1000 Banken [Talm98] entwedergar nicht geantwortet oder vergleichswei-se bescheidene Kostenschätzungen abge-geben haben. Eine Untersuchung aus denUSA berichtet, dass die Manager in denSektoren Finanzdienstleistungen undTransportwesen die höchsten Bedenkenhinsichtlich wirtschaftlicher Auswirkun-gen des J2P besitzen [ITAA98].

5 Zusammenfassung undAusblick

In dieser Arbeit werden erstmals Hypothe-sen zu Zusammenhängen im Umfeld desJ2P formuliert und auf statistische Signifi-kanz geprüft. Die (meist nichtparametri-schen) Tests ergeben, dass viele auf ande-ren Umfragen basierende Aussagen überEigenschaften des J2P einer Signifikanz-prüfung nicht standhalten. Andere Hypo-thesen werden bestätigt und ergeben einim Zusammenhang plausibles Bild.Gleichwohl lassen sich manche Befundeauf unterschiedliche Weise deuten: Die

Spannung hinsichtlich des Jahreswechsels1999/2000 bleibt bestehen.

Grundsätzlich bestünde die Möglich-keit, durch andere in Zusammenhang mitder Wartung von Informationssystemendiskutierte Einflussgrößen ein mehrstufi-ges Kausalmodell zu erstellen und die da-rin formulierten Abhängigkeiten zu prü-fen. So könnten Determinanten wie dieorganisatorische Abgrenzung von Ent-wicklung und Wartung, die Fluktuationim Informatik-Bereich, die Anzahl kriti-scher Applikationen, die Zahl der Lines of

151

Hypothesen zur Jahr 2000-Diskussion

Eingesetzte Standardsoftware Ende 1997 und Ende 1999 [n=259 bzw. 232]

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

0–25 26–50 51–75 76–100Anteil (in%)

Häu

figke

it

Ende 1997

Ende 1999

Bild 6 Einsatz von Standardsoftware in der Schweiz

Cobol

RPG

4GL

Sonstige

PL/1C, C++

Fortran

Assembler

Bild 7 Jahr 2000-Probleme nach ver-wendeten Programmiersprachen

Page 8: Tests einiger im Umfeld der Jahr 2000-Diskussion vertretener Hypothesen

Code oder der Einsatz von CASE-Um-gebungen als weitere Einflussgrößen fürdie Erklärung des Standes der Jahr 2000-Projekte herangezogen werden.

Anmerkung

Diese Untersuchung wurde von folgen-den Unternehmen finanziell unterstützt:Alphacon Informatik, CAP Gemini, Com-puware, Consor, Fides Informatik, IBM,Infoline, Micro Focus, Revisuisse PriceWaterhouse, Rhone Valley Systems, SAP,Saxos, Siemens Nixdorf, Teknosoft, Uni-sys und Viasoft.

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Gerhard Knolmayer, Marc-André Mittermayer