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„Suchen, Entwickeln, Fördern –Fundamentale Aufgaben im Nachwuchsleistungssport“
24. Internationaler Workshop 8./9.Juni 2009, Lünen
Testverfahren zur Auswahl von Talenten –welche Personenmerkmale eignen sich als
Prädiktoren sportlicher Begabung?
Dr. Ilka SeidelForschungszentrum für den Schulsport
und den Sport von Kindern und Jugendlichen
Institut für Sport und Sportwissenschaft
1© Ilka Seidel
(1) Wie werden sportliche Talente identifiziert und ausgewählt?
(2) Welche Probleme treten dabei auf?
(3) Welche Lösungsansätze gibt es? Welchen Beitrag können die Partner des Verbundsystems leisten?
Gliederung
Institut für Sport und Sportwissenschaft
2© Ilka Seidel
(1) Talenterkennung und -auswahlTalentauswahl an Eliteschulen des Sports (Elbe & Seidel, 2003)
60%
40%
92,3
57,1
14,3
0
20
40
60
80
100
SportmotorischeTests
Sozialverhalten PsychologischeTests
Häu
figke
it (%
)
Auswahl auf der Grundlage von Tests
Auswahl auf der Grundlage von WKL / Kaderzugehörigkeit
Institut für Sport und Sportwissenschaft
3© Ilka Seidel
Ermittlung/Festlegung eines geeigneten Leistungskriteriums (z.B. Wettkampfleistung)
Erstellung eines (vorläufigen) Anforderungsprofils der entsprechenden Sportart
Auswahl/Entwicklung von Verfahren zur Erfassungder erforderlichen Merkmale
Empirische Überprüfung der in II enthaltenen und in III operationalisierten Merkmale auf ihre Leistungsrelevanz
Auswahl von Prädiktoren und Überprüfung ihres prognostischen WertesV
IV
III
II
I
(1) Talenterkennung und -auswahlForschungskonzeption zur Bestimmung von Talentmerkmalen
(Seidel, 2005)
Institut für Sport und Sportwissenschaft
4© Ilka Seidel
Prospektive TalentforschungProspektive Talentforschung
Drop out / Drop out / DurchschnittsDurchschnitts--AthletAthlet
TalentTalent
PrognosePrognose desdes ErfolgsErfolgs
SpitzenSpitzen--AthletAthlet
Retrospektive ExpertiseforschungRetrospektive Expertiseforschung
TopTop--ExperteExperte
ExperteExperte
NovizeNovize
Erklärung desErklärung desErfolgsErfolgs
LaieLaie
(1) Talenterkennung und -auswahl Begabungs- und Expertiseansatz (nach Hohmann, 2002)
Spitzen-leistung
Institut für Sport und Sportwissenschaft
5© Ilka Seidel
Utilisation
Indikator: Ausnutzungsgrad
Belastbarkeit
Indikator:Beanspruchungsgrad
Sportspezifische KriterienAllgemeine Kriterien
Leistungsfähigkeit
Indikator: Leistungsauffälligkeit
Trainierbarkeit
Indikator:Zuwachsraten
(1) Talenterkennung und -auswahlSportmotorische Kriterien sportlichen Talents (Hohmann & Seidel, 2003)
Institut für Sport und Sportwissenschaft
6© Ilka Seidel
vielfältige und bedeutsame Zusammenhänge zwischen anthropometrischen und sportmotorischen Merkmalen und der juvenilen Leistung nachgewiesen
prognostisch sind viele Merkmale ab der Pubertät valide
Aber: sportliche Talente in einigen Leistungsvoraussetzungen nur im bzw. unter dem Durchschnitt der Normalpopulation,
unzureichende systematische Dokumentation der sportlichen/ motorischen Leistungsfähigkeit im Kindes- und Jugendalter
(1) Talenterkennung und -auswahlBefunde zu Talentkriterien auf motorischer Ebene
Institut für Sport und Sportwissenschaft
7© Ilka Seidel
90 95 100 105 110 115 120
20m-Sprint
Standweit
Sit Ups
Liegestütze
Seitl. Hin-Her
Balancieren rw.
Rumpfbeuge
6-min-Lauf
DM
T6-1
8
Z-Werte SJ 2007/08
männlichweiblich
90 95 100 105 110 115 120
20m-Sprint
Standweit
Sit Ups
Liegestütze
Seitl. Hin-Her
Balancieren rw.
Rumpfbeuge
6-min-Lauf
DM
T6-1
8Z-Werte SJ 2008/09
männlichweiblich
Bewerber für die NRW-Sportschulen schneiden nur leicht überdurch-schnittlich (<1SD) im Vergleich zu Normalschülern (DMT6-18) ab
(1) Talenterkennung und -auswahlLeistungsauffälligkeit der NRW-Sportschulbewerber (Seidel et al., i. V.)
(m=227; w=139) (m=366; w=223)
Institut für Sport und Sportwissenschaft
8© Ilka Seidel
Sportliche Leistung und sportspezifische Leistungsmotivation bedeutsamer Zusammenhang zwischen Erfolgsmotivierung und der Wettkampfplatzierung 3 Jahre später (Elbe et al.,2003);
Sportliche Leistungsorientierung hohe Wettkampforientierung und niedrige Gewinnorientierung sagen sportlichen Erfolg über einen Zeitraum von 3 Jahren vorher (Hellandsig, 1998);
Sportliche Leistung und sportspezifische Handlungskontrolle hohe Ausprägung der Handlungskontrolle nach Misserfolg und in der Planungs- und Entscheidungsphase sagen sportlichen Erfolg über einen Zeitraum von 2 Jahren vorher (Seidel, 2002)
(1) Talenterkennung und -auswahlBefunde zu psychologischen Merkmalen
Institut für Sport und Sportwissenschaft
9© Ilka Seidel
Die Besten (LG3) sind in der Leichtathletik (OSS, SPS) und im Handball (OSS) psychisch belastbarer.
-0,50
-0,25
0,00
0,25
0,50
OSS SPS EVS
Leichtathletik
M (R
esid
uen)
-0,50
-0,25
0,00
0,25
0,50
OSS SPS EVS
Handball
M (R
esid
uen)
LG1 LG2 LG3
-0,50
-0,25
0,00
0,25
0,50
OSS SPS EVS
Schwimmen
M (R
esid
uen)
Leistungsrelevanz am Beispiel Psychische Belastbarkeit (Seidel, 2005)
(1) Talenterkennung und -auswahlPsychologische Merkmale – Leistungs- und Prognoserelevanz
Institut für Sport und Sportwissenschaft
10© Ilka Seidel
Die Besten (LG3) waren 2 Jahre früher v.a. objektiv-situativ (OSS) und vegetativ bzw. nach Miss-/Erfolgen (EVS) psychisch belastbarer.
-0,50
-0,25
0,00
0,25
0,50
OSS SPS EVS
Handball
M (R
esid
uen)
LG1 LG2 LG3
-0,50
-0,25
0,00
0,25
0,50
OSS SPS EVS
Schwimmen
M (R
esid
uen)
-0,50
-0,25
0,00
0,25
0,50
OSS SPS EVS
Leichtathletik
M (R
esid
uen)
Prognoserelevanz am Beispiel Psychische Belastbarkeit (Seidel, 2005)
(1) Talenterkennung und -auswahlPsychologische Merkmale – Leistungs- und Prognoserelevanz
Institut für Sport und Sportwissenschaft
11© Ilka Seidel
bedeutsame Zusammenhänge zwischen motivationalen und volitionalen Persönlichkeitsmerkmalen und zukünftiger sportlicher Leistung bei jugendlichen Leistungssportlern;
prognostische Validität dieser Merkmale im Jugendalter von bis zu 3 Jahren nachgewiesen;
Vorhersage späterer Leistungen funktioniert dann besonders gut, wenn diese primär durch perzeptive und kognitive Fähigkeiten bestimmt werden,
oder wenn soziale Ressourcen die Karriere stark beeinflussen
(1) Talenterkennung und -auswahlZwischenfazit zu psychologischen Merkmalen
Institut für Sport und Sportwissenschaft
12© Ilka Seidel
Altersproblematik (biologisches Alter, kalendarisches Alter, relativer Alterseffekt)
Merkmalsauswahl (übergreifend vs. spezifisch)
Altersadäquate Sensitivität der eingesetzten Verfahren über längere Zeiträume hinweg
Authentizität der eingesetzten Verfahren im Längsschnitt(v.a. Validität: kriterienbezogene ~, Konstrukt~, prognostische ~)
(2) Probleme bei der TalentauswahlInhaltliche Probleme der Talentauswahl
Institut für Sport und Sportwissenschaft
13© Ilka Seidel
Sportartspezifisches vs. allgemeines sportliches Talent
unterschiedlicher Einstieg in leistungssportliches Training (LLA)
Konkurrenz der Sportarten/Kadersysteme
Testökonomie
Qualifikation/Qualifizierung der Talentsucher
(2) Probleme bei der TalentauswahlStrukturelle Probleme der Talentauswahl
Institut für Sport und Sportwissenschaft
14© Ilka Seidel
TALENTIDENTIFIKATIONTALENTIDENTIFIKATIONE
rken
nung
Sel
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n
Pro
gnos
e
TALENTFÖRDERUNGTALENTFÖRDERUNG
Pot
enzi
al
Trai
ning
Per
fekt
ion
INITIALELEISTUNG INITIALE
LEISTUNG JUVENILELEISTUNG JUVENILELEISTUNG
FINALELEISTUNG
FINALELEISTUNG
(3) LösungsansätzeProzess-Modell der Talententwicklung (Hohmann, Seidel, et al., 2003)
Institut für Sport und Sportwissenschaft
15© Ilka Seidel
(3) LösungsansätzeKomplex-dynamische Talentdiagnose (Hohmann, Seidel, et al., 2001)
Berücksichtigung personeller und kontextueller Merkmale
Bestimmung der Einflusshöhe dieser Merkmale zu verschiedenen Zeitpunkten der sportlichen Entwicklung
Kombination von prospektivem und retrospektivem Zugang zu sportlichem Talent
Entwicklung sportlicher Talente
M o tiv a tio n& V o lit io n
T a k tik
K o o rd in a tio n& T e c h n ik
K o n d it io n
K o n s titu t io n
U n te rs tü tzu n g s -s y s te m e
(R e s o u rc e s )
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P e rso n a le L e is tu n g s -v o ra u sse tzu n g e n („N a tu re “)
K o n te x tu e lle L e is tu n g s -b e d in g u n g e n („N u rtu re “)
L e is tu n g s p o te n z ia l (L e is tu ng szu stan d + Le is tu ng sre se rve )
A k tu e lle
W K L
Le is tun g s-zu s tand
Le is tu ng s-re se rve
ju ven ileW K L
even tue lled e fin it iv e
W K L
Institut für Sport und Sportwissenschaft
16© Ilka Seidel
(3) Lösungsansätze… für die Talentsuche/-identifikation
a) klare Anspruchsdefinition an Funktion und Aussagekraft (sport-) motorischer Tests ( NRW-Test),
b) Standardisierung (u. somit Vergleichbarkeit) von Verfahren ( DMT6-18)
c) kontinuierliches Screening innerhalb des Verbundsystems Schule –Leistungssport einschließlich des Primarbereichs ( Paderborner Modell, DÜMO, TrieKis, …)
d) Berücksichtigung psychologischer und sportsozialisatorischer Faktoren( MT2),
e) Abstimmung schulischer Ausbildungs- und Sichtungsmaßnahmen sowie -inhalte mit denen der RTK einschließlich Kadersichtungen ( NRW-Sportschulen)
Institut für Sport und Sportwissenschaft
17© Ilka Seidel
Anforderungen an den Motorischen Test für NRW:
spezifische Vorerfahrungen müssen ausgeschaltet sein,
Testaufgaben müssen sich für die Klassenstufen 4 und 7 eignen,
Test muss wissenschaftlich abgesichert sein,
Test muss zeitökonomisch und praktikabel sein,
Testurteile müssen begründbar sein und einer Überprüfung standhalten
(3) Lösungsansätzea) Ziel- und Funktionsfestlegung von Testverfahren
Institut für Sport und Sportwissenschaft
18© Ilka Seidel
Anfrage der Sportministerkonferenz (SMK) an die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) zur Entwicklung einer Testbatterie, mit der zukünftig bundesweit einheitlich getestet werden soll (11/2006)
Einrichtung eines ad-hoc-Ausschusses „Motorische Tests für Kinder und Jugendliche“ (01/2007) mit 11 Vertretern aus der Sportwissenschaft
Kritische Prüfung verfügbarer Tests (bis zu 700 finden sich in der Literatur)
Ergebnis des Arbeitsprozesses von ca. 1,5 Jahren: DMT6-18
(3) Lösungsansätzeb) Vereinheitlichung – SMK-Auftrag an die dvs
Institut für Sport und Sportwissenschaft
19© Ilka Seidel
% 6-Min-Lauf (N=621 1.-Klässler)
67% (57% m.; 77% w.) haben Stärken in der Ausdauer
… als Basis der Festlegung und Überprüfung von Trainingszielen –auch im Sportunterricht der Primarstufe (Seidel, i. V.)
20m-Sprint (N=621 1.-Klässler)%
60% (62% m.; 56% w.) haben Defizite in der Schnellkraft (und Lauftechnik)
(3) Lösungsansätzec) Kontinuierliches Screening …
… zur Sichtung positiv auffälliger Kinder (z. B. DÜMO Check, Paderborner Vielseitigkeit, TrieKis, …)
Institut für Sport und Sportwissenschaft
20© Ilka Seidel
Projektgruppen im Verbund von Wissenschaft & Praxis, z.B.„Spitzensport-AG Rückschlagspiele“„Basketball-Talente“ Ruhr-Universität Bochum„MT 2 NRW-Sportschulen“ – sportarten(gruppen)-spezifischeund psychologische Tests/Verfahren für Klasse 7
Gemeinsame Festlegung von Strategien zur Auswahl und Durchführung von Testverfahren
Arbeitskreis 2Experten-Meeting am 29.6.2009 in Düsseldorf .
(3) Lösungsansätzed) Berücksichtigung psychologischer und sportsozialisatorischer
Merkmale
Institut für Sport und Sportwissenschaft
21© Ilka Seidel
(3) Lösungsansätzee) Verbundsystem – NRW-Sportschulen
… ausgeprägtes sportliches Leitbild (Schulprofil),
… Sportliche Grundlagenausbildung Klassen 5-7 (5h SU - tägliche Sportstunde) mit motorisch vielseitiger Ausbildung,
… zusätzliche Angebote am Nachmittag
… Sportklassen in Klasse 8/9 (min. 2 Stunden SU bzw. TE während Regelunterrichtszeit/Tag) zur Bestenförderung und Sportartenfestlegung… Schüler müssen besondere Anforderungen an die sportlicheLeistungsfähigkeit bewältigen können
Rahmenvorgaben für die NRW-Sportschulen:
Institut für Sport und Sportwissenschaft
22© Ilka Seidel
Qualifizierter Sportunterricht Trainieren im SchulsportProblem: subjektive Sichtweisen/Vorstellungen bezüglich der Trainierbarkeit verschiedener FähigkeitsbereicheLösung: Wissens- und Kompetenzentwicklung bei Sportlehrern und Übungsleitern
0
20
40
60
80
100
Ausdauer Beweglichkeit Kraft SchnelligkeitSportlehrerkräfte (N=400)
Trai
nier
bark
eit (
%)
sehr guteher guteher schlechtunmöglich
(3) Lösungsansätzee) Abstimmung Inhalte und Maßnahmen im Verbundsystem
(Thienes, 2008)
Institut für Sport und Sportwissenschaft
23© Ilka Seidel
90 95 100 105 110 115 120
20m-Sprint
Standweit
Sit Ups
Liegestütze
Seitl. Hin-Her
Balancieren rw.
Rumpfbeuge
6-min-Lauf
DM
T6-1
8
Z-Werte SJ 2007/08
männlichweiblich
90 95 100 105 110 115 120
20m-Sprint
Standweit
Sit Ups
Liegestütze
Seitl. Hin-Her
Balancieren rw.
Rumpfbeuge
6-min-Lauf
DM
T6-1
8
Z-Werte SJ 2008/09
männlichweiblich
Bewerber für die NRW-Sportschulen schneiden nur leicht überdurch-schnittlich (<1SD) im Vergleich zu Normalschülern (DMT6-18) ab
(m=227; w=139) (m=366; w=223)
(3) Lösungsansätzee) Abstimmung Inhalte und Maßnahmen im Verbundsystem
Sicherung eines ausreichenden sportmotorischen Leistungsniveaus(Seidel et al., i. V.)
Institut für Sport und Sportwissenschaft
24© Ilka Seidel
Abnahme von NRW-Sportschulbewerbern mit weit überdurchschnittlichen Testergebnissen (z.B. in der Ausdauer und in der Sprintkraft/-schnelligkeit)
0
20
40
60
80
LK1 LK2 LK3 LK4 LK5NRW-Sportschul-Bewerber
% 6
-min
-Lau
f
Jungen SJ07/08 Jungen SJ 08/09Mädchen SJ 07/08 Mädchen SJ 08/09
0
20
40
60
80
LK1 LK2 LK3 LK4 LK5
NRW-Sportschul-Bewerber
% 2
0-m
-Spr
int
Jungen SJ07/08 Jungen SJ 08/09Mädchen SJ 07/08 Mädchen SJ 08/09
(3) Lösungsansätzee) Abstimmung Inhalte und Maßnahmen im Verbundsystem
Sicherung eines ausreichenden sportmotorischen Leistungsniveaus(Seidel et al., i. V.)
Institut für Sport und Sportwissenschaft
25© Ilka Seidel
[email protected] www.foss-karlsruhe.de
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Nachfragen
FoSS – Forschungszentrum für den Schulsport und den Sport von Kindern und Jugendlichen