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Vorangestellt sind die jeweils zustandigen Behorden des Bundes und der Lander und der Apothekerkammern und -verbande mit Anschriften einschliefilich der Telefon- und FAX-Nummern. Das Buch wird erganzt durch ein Ortsregister und ein Verzeichnis der Apothekenleiter. Aus Griinden des Da- tenschutzes konnte dabei nicht auf die den Kammern zur Verfugung stehenden Angaben zuriickgegriffen werden. Alle Aktualisierun- gen wurden durch personliches Anschreiben durch den Verlag eingeholt und eingearbeitet. Das Werk ist eine wichtige Informations- quelle fur jeden, der mit den offentlichen Apotheken und Krankenhausapotheken, aber auch mit den zustandigen Referenten und Sachgebietsleitern der zustandigen Behorden in Kontakt treten will. Der relativ hohe Preis wird aber wahrscheinlich Privat- personen davon abhalten, das Buch zu er- werben. P. Pachaly The Search for Antiviral Drugs - Case Histories from Concepts to Clinic. J. Adams und V. Merluzzi (Eds.), Birkhauser Verlag AG, Basel 1993, 168,- DM. ISBN 3-7643-3606-4. Die Entwicklung von Virustatika zur Bekampfung von HIV- sowie Herpesinfek- tionen aber auch gegen Grippe ist eine der schwierigsten Aufgaben in der pharmazeuti- schen Chemie, da der selektive Angriff der Viren nur sehr schwer gelingt. In dem hier vorliegenden Buch beschreiben Forschungs- leiter fiihrender Industrielaboratorien, wie sie versucht haben, dieses Ziel zu erreichen. Dabei steht nicht immer rationales Drug- Design im Vordergrund, sondern haufig subjektive Entscheidungen, die die Arznei- stoffsuche vorangetrieben haben. Dies wird fur zehn Falle beschrieben. Dabei werden jeweils Synthese, Aufklarung des Wirkme- chanismus, Struktur-Wirkungsbeziehungen, Toxikologie und klinische Untersuchungen beriicksichtigt. Die Kapitel sind ubersichtlich gegliedert und von erklarenden Abbildungen begleitet. Aufierdern findet sich am,Ende jeweils aktuellste Literatur, in der Einzelhei- ten nachgeschlagen werden konnen. H. Kaufman vom LSU Eye Center beschreibt in einem personlichen Bericht die Entwicklung des ersten selektiven Virustati- kums, dem Idoxuridin, in den sechqiger Jahren. K. Pattishall von Burroughs Wellco- me schildert das die Zell-Thymidinkinase angreifende Zidovudin, das Ende der siebzi- ger Jahre aus der Suche nach Bakteriostatika hervorgegangen ist. Es folgen mehrere Kapi- tel, die sich mit der Bekampfung der HIV- Infektion beschaftigen. Adams und Merluz- zi, Boehringer Ingelheim Pharmaceuticals, USA, versuchen die HIV-1 reverse Trans- kriptase selektiv zu inhibieren. Ausgehend von Pirenzipin finden sie durch systemati- sche Strukturvariationen das analog gebaute, tricyclische Nevirapin. R. Pauwels aus dem Rega Institute in Leuwen, Belgien, hat in Kooperation mit der Firma Janssen, Beerse, die sogenannte TIBO-Familie, die ebenfalls die reverse Transkriptase (nicht kompetitiv) hemmt, gefunden. Der Name leitet sich ubrigens von der Grundstruktur aller unter- suchten Molekule, dem Tetrahydrome- thylimidazobenzodiazepinon, ab. Die Ent- wicklung eines weiteren nicht kompetitiven Hemmstoffs der reversen Transkriptase wird von M. Goldman (Ligand Pharmaceuticals) dargestellt: Ausgehend von dem Naturstoff Rubromycin wird ein Pyridinon-Derivat von hoher Wirksamkeit und Selektivitat entwickelt, wo die Resistenzentwicklung aber eventuell Probleme aufwerfen kann. N. Roberts und S. Redshaw, Roche Products, Hertfordshire, UK, haben zur Entwicklung ihrer Peptidmimetika die HIV-Proteinase gereinigt und geklont sowie einen Enzymas- say aufgebaut. Produkt ist das Peptidanalo- gon Ro 31-8959, das die Proteinase in klein- sten Konzentrationen hemmt. M. Hsu und S. Tam von Hoffmann-La Roche, Nutley, USA, haben ein Benzodiazepin gefunden, das den HIV-TAT (transactivator of the transcription) hemmt und damit die Replika- tion der HIV-Viren inhibiert. Der genaue Mechanismus der Wirkung von Ro 5-3335, das eine nur untergeordnete Affinitat zum Benzodiazepin-Rezeptor im ZNS aufweist, ist noch nicht geklart. Die klinischen Studien sehen aber sehr positiv aus. Bei der Janssen Research Foundation wurde von K. Andries Pirodavir entwickelt, ein Hybrid aus einer Wintrop-Substanz und einem bei Janssen synthetisierten Pyridazinamin. Es bindet an das Hullprotein des Rhinovirus HRV9, was zu dessen Stabilisierung und damit zur Inhi- bition der Replikation fuhrt. Da bisher in klinischen Tests noch keine Resistenz aufge- treten ist, scheint hier der Weg zu potenten Grippemitteln vorgezeichnet zu sein. S. Mar- lin von den Boehringer Ingelheim Pharma- ceuticals versucht die Wirkung der Rhinovi- ren zu unterbinden, indem er Substanzen herstellt, die den Rezeptor der Grippeviren an der Zelloberflache besetzen. Die JCAMs, intercellular cell adhesions molecules, stehen hier Pate. Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. M. Liuzzi und R. De- ziel, Biomega, Canada, wollen den Herpes Simplex Virus bekampfen, indem sie die Ribonukleotidreduktase mit einem Peptid hemmen. Alle Berichte sind interessant zu lesen, man- che sind mit sehr sachlichen, andere mit personlichen Eindrucken gespickt. So mar- kante Personen der Arzneistoffentwicklung, wie Dr. Paul Janssen, die dieses Gebiet in den letzten Jahrzehnten teilweise durch subjekti- ve aber richtungsweisende Entscheidungen gepragt haben, finden genauso Eingang in die Berichte wie die systematische Suche nach Wirkstoffen. Das Buch ist interessant, da es viele Hintergrundinformationen liefert, die man sonst nur selten erfahrt. Jedem, der auf dem Gebiet der Arzneistoffentwicklung arbeitet, sei dieses Buch empfohlen. Der sehr hohe Preis wird aber der Verbreitung dieses Buches leider entgegenstehen. Ulrike Holzgrabe, Bonn Niedrig dosiertes Heparin - Wirkungs- weise und Indikationen. Von H. D. Bruhn, Schattauer Verlag GmbH Stuttgart, 7., neu bearbeitete Aufl. 1993, 119 Seiten, 16 Abbil- dungen. Vor dem Hintergrund sich hiufender Studien uber die Anwendung von niedrig dosiertem Heparin zur Thromboseprophylaxe, die zum Teil von modischen Tendenzen nicht unbeeinflufit sind, gerat dieses Thema ver- starkt in die Diskussion. Prof. Bruhn, der sich mit der Anwendung von ,,low dose Heparin" seit mehr als 15 Jahren, zum Teil auch in eigenen Forschungsbeitragen be- schaftigt, liefert zunachst eine knappe Ein- fuhrung in die Gebiete der Chemie und Pharmakokinetik, der Problematik der He- parinstandardisierung und der physiologi- schen Bedeutung des Heparins. Im folgen- den wird ausfuhrlich auf die sehr verschiede- nen Anwendungsgebiete fur Heparin einge- gangen: eine vergleichende Beurteilung von niedrig dosiertem unfraktionierten niit nie- dermolekularem Heparin in der Thrombose- prophylaxe und die Bedeutung des Heparins beim Myocardinfarkt. Aber auch weniger bekannte Indikationen werden untersucht: Macht die Anwendung von Heparin bei- spielsweise Sinn bei Frakturen, nach neuro- chirurgischen Eingriffen, in der Anasthesie, bei Niereninsuffizienz, in der Geriatrie oder im Kindesalter? Im letzten Teil des Buches erhalt der behandelnde Arzt praktische Hin- weise zur Dosierung, zu Mafinahmen bei Nebenwirkungen und zur Toxizitat allge- mein. Prof. Bruhn wendet sich mit seinem Buch, wobei es sich eher um eine Sammlung wis- senschaftlicher Arbeiten als um ein Lehrbuch im klassischen Sinne handelt, an den Arzt, sowohl im klinischen als auch im niederge- lassenen Bereich, der spezielle Informationen zur Heparinanwendung sucht und kann diesem eine wissenschaftliche Basis fur die Therapie liefern. Dem Apotheker kann die Pharmazie in unserer Zeit / 23. Jahrg. 1994 / Nr. 2 131

The Search for Antiviral Drugs — Case Histories from Concepts to Clinic. J. Adams und V. Merluzzi (Eds.), Birkhäuser Verlag AG, Basel 1993, 168,— DM. ISBN 3-7643-3606-4

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Page 1: The Search for Antiviral Drugs — Case Histories from Concepts to Clinic. J. Adams und V. Merluzzi (Eds.), Birkhäuser Verlag AG, Basel 1993, 168,— DM. ISBN 3-7643-3606-4

Vorangestellt sind die jeweils zustandigen Behorden des Bundes und der Lander und der Apothekerkammern und -verbande mit Anschriften einschliefilich der Telefon- und FAX-Nummern. Das Buch wird erganzt durch ein Ortsregister und ein Verzeichnis der Apothekenleiter. Aus Griinden des Da- tenschutzes konnte dabei nicht auf die den Kammern zur Verfugung stehenden Angaben zuriickgegriffen werden. Alle Aktualisierun- gen wurden durch personliches Anschreiben durch den Verlag eingeholt und eingearbeitet.

Das Werk ist eine wichtige Informations- quelle fur jeden, der mit den offentlichen Apotheken und Krankenhausapotheken, aber auch mit den zustandigen Referenten und Sachgebietsleitern der zustandigen Behorden in Kontakt treten will. Der relativ hohe Preis wird aber wahrscheinlich Privat- personen davon abhalten, das Buch zu er- werben.

P. Pachaly

The Search for Antiviral Drugs - Case Histories from Concepts to Clinic. J. Adams und V. Merluzzi (Eds.), Birkhauser Verlag AG, Basel 1993, 168,- DM. ISBN 3-7643-3606-4.

Die Entwicklung von Virustatika zur Bekampfung von HIV- sowie Herpesinfek- tionen aber auch gegen Grippe ist eine der schwierigsten Aufgaben in der pharmazeuti- schen Chemie, da der selektive Angriff der Viren nur sehr schwer gelingt. In dem hier vorliegenden Buch beschreiben Forschungs- leiter fiihrender Industrielaboratorien, wie sie versucht haben, dieses Ziel zu erreichen. Dabei steht nicht immer rationales Drug- Design im Vordergrund, sondern haufig subjektive Entscheidungen, die die Arznei- stoffsuche vorangetrieben haben. Dies wird fur zehn Falle beschrieben. Dabei werden jeweils Synthese, Aufklarung des Wirkme- chanismus, Struktur-Wirkungsbeziehungen, Toxikologie und klinische Untersuchungen beriicksichtigt. Die Kapitel sind ubersichtlich gegliedert und von erklarenden Abbildungen begleitet. Aufierdern findet sich am,Ende jeweils aktuellste Literatur, in der Einzelhei- ten nachgeschlagen werden konnen.

H. Kaufman vom LSU Eye Center beschreibt in einem personlichen Bericht die Entwicklung des ersten selektiven Virustati- kums, dem Idoxuridin, in den sechqiger Jahren. K. Pattishall von Burroughs Wellco- me schildert das die Zell-Thymidinkinase angreifende Zidovudin, das Ende der siebzi- ger Jahre aus der Suche nach Bakteriostatika hervorgegangen ist. Es folgen mehrere Kapi- tel, die sich mit der Bekampfung der HIV-

Infektion beschaftigen. Adams und Merluz- zi, Boehringer Ingelheim Pharmaceuticals, USA, versuchen die HIV-1 reverse Trans- kriptase selektiv zu inhibieren. Ausgehend von Pirenzipin finden sie durch systemati- sche Strukturvariationen das analog gebaute, tricyclische Nevirapin. R. Pauwels aus dem Rega Institute in Leuwen, Belgien, hat in Kooperation mit der Firma Janssen, Beerse, die sogenannte TIBO-Familie, die ebenfalls die reverse Transkriptase (nicht kompetitiv) hemmt, gefunden. Der Name leitet sich ubrigens von der Grundstruktur aller unter- suchten Molekule, dem Tetrahydrome- thylimidazobenzodiazepinon, ab. Die Ent- wicklung eines weiteren nicht kompetitiven Hemmstoffs der reversen Transkriptase wird von M. Goldman (Ligand Pharmaceuticals) dargestellt: Ausgehend von dem Naturstoff Rubromycin wird ein Pyridinon-Derivat von hoher Wirksamkeit und Selektivitat entwickelt, wo die Resistenzentwicklung aber eventuell Probleme aufwerfen kann. N. Roberts und S. Redshaw, Roche Products, Hertfordshire, UK, haben zur Entwicklung ihrer Peptidmimetika die HIV-Proteinase gereinigt und geklont sowie einen Enzymas- say aufgebaut. Produkt ist das Peptidanalo- gon Ro 31-8959, das die Proteinase in klein- sten Konzentrationen hemmt. M. Hsu und S. Tam von Hoffmann-La Roche, Nutley, USA, haben ein Benzodiazepin gefunden, das den HIV-TAT (transactivator of the transcription) hemmt und damit die Replika- tion der HIV-Viren inhibiert. Der genaue Mechanismus der Wirkung von Ro 5-3335, das eine nur untergeordnete Affinitat zum Benzodiazepin-Rezeptor im ZNS aufweist, ist noch nicht geklart. Die klinischen Studien sehen aber sehr positiv aus. Bei der Janssen Research Foundation wurde von K. Andries Pirodavir entwickelt, ein Hybrid aus einer Wintrop-Substanz und einem bei Janssen synthetisierten Pyridazinamin. Es bindet an das Hullprotein des Rhinovirus HRV9, was zu dessen Stabilisierung und damit zur Inhi- bition der Replikation fuhrt. Da bisher in klinischen Tests noch keine Resistenz aufge- treten ist, scheint hier der Weg zu potenten Grippemitteln vorgezeichnet zu sein. S. Mar- lin von den Boehringer Ingelheim Pharma- ceuticals versucht die Wirkung der Rhinovi- ren zu unterbinden, indem er Substanzen herstellt, die den Rezeptor der Grippeviren an der Zelloberflache besetzen. Die JCAMs, intercellular cell adhesions molecules, stehen hier Pate. Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. M. Liuzzi und R. De- ziel, Biomega, Canada, wollen den Herpes Simplex Virus bekampfen, indem sie die Ribonukleotidreduktase mit einem Peptid hemmen.

Alle Berichte sind interessant zu lesen, man- che sind mit sehr sachlichen, andere mit personlichen Eindrucken gespickt. So mar-

kante Personen der Arzneistoffentwicklung, wie Dr. Paul Janssen, die dieses Gebiet in den letzten Jahrzehnten teilweise durch subjekti- ve aber richtungsweisende Entscheidungen gepragt haben, finden genauso Eingang in die Berichte wie die systematische Suche nach Wirkstoffen. Das Buch ist interessant, da es viele Hintergrundinformationen liefert, die man sonst nur selten erfahrt. Jedem, der auf dem Gebiet der Arzneistoffentwicklung arbeitet, sei dieses Buch empfohlen. Der sehr hohe Preis wird aber der Verbreitung dieses Buches leider entgegenstehen.

Ulrike Holzgrabe, Bonn

Niedrig dosiertes Heparin - Wirkungs- weise und Indikationen. Von H. D. Bruhn, Schattauer Verlag GmbH Stuttgart, 7., neu bearbeitete Aufl. 1993, 119 Seiten, 16 Abbil- dungen.

Vor dem Hintergrund sich hiufender Studien uber die Anwendung von niedrig dosiertem Heparin zur Thromboseprophylaxe, die zum Teil von modischen Tendenzen nicht unbeeinflufit sind, gerat dieses Thema ver- starkt in die Diskussion. Prof. Bruhn, der sich mit der Anwendung von ,,low dose Heparin" seit mehr als 15 Jahren, zum Teil auch in eigenen Forschungsbeitragen be- schaftigt, liefert zunachst eine knappe Ein- fuhrung in die Gebiete der Chemie und Pharmakokinetik, der Problematik der He- parinstandardisierung und der physiologi- schen Bedeutung des Heparins. Im folgen- den wird ausfuhrlich auf die sehr verschiede- nen Anwendungsgebiete fur Heparin einge- gangen: eine vergleichende Beurteilung von niedrig dosiertem unfraktionierten niit nie- dermolekularem Heparin in der Thrombose- prophylaxe und die Bedeutung des Heparins beim Myocardinfarkt. Aber auch weniger bekannte Indikationen werden untersucht: Macht die Anwendung von Heparin bei- spielsweise Sinn bei Frakturen, nach neuro- chirurgischen Eingriffen, in der Anasthesie, bei Niereninsuffizienz, in der Geriatrie oder im Kindesalter? Im letzten Teil des Buches erhalt der behandelnde Arzt praktische Hin- weise zur Dosierung, zu Mafinahmen bei Nebenwirkungen und zur Toxizitat allge- mein.

Prof. Bruhn wendet sich mit seinem Buch, wobei es sich eher um eine Sammlung wis- senschaftlicher Arbeiten als um ein Lehrbuch im klassischen Sinne handelt, an den Arzt, sowohl im klinischen als auch im niederge- lassenen Bereich, der spezielle Informationen zur Heparinanwendung sucht und kann diesem eine wissenschaftliche Basis fur die Therapie liefern. Dem Apotheker kann die

Pharmazie in unserer Zeit / 23. Jahrg. 1994 / Nr. 2 131