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thematisierung und inszenierung von Fremdheit in der migrations- literatur Für Kinder und jugendliche aktuelle tendenzen in literatur und Forschung Antje Graf, Johannes Kleine, Daniela Kölling * 6 interjuli 02 i 2011 Mit der Anwerbung von Arbeitsmi- granten in den 1950er und 1960er Jah- ren in die BRD und den ersten Veröffentlichungen der sogenannten ‚Gastarbeiter’ in der Folgezeit wurde eine neue Debatte um die Verknüp- fung von Migration und literarischer Autorschaft in der deutschen Gegen- wartsliteratur angestoßen. Mit der zu- nehmenden Anzahl von Asylbe- werbern, Flüchtlingen aus den Krisen- gebieten Ost-, Mittel- und Südosteuro- pas sowie Armutsflüchtlingen aus den Ländern der ‚Dritten Welt’ ebenso wie durch die Schriftsteller, die als soge- nannte ‚zweite Generation’ in Deutschland aufgewachsen, aber in unterschiedlichem Grad an die jewei- lige Herkunftskultur ihrer Familie ge- bunden sind, erweiterte sich ab Ende der 1980er Jahre das Spektrum der Dis- kussion. Von Beginn an entwickelte sich dieses wechselseitige Verhältnis zwischen Migration und Literatur un- geachtet aller begrifflichen Zuschrei- bungen mit einer Dynamik und Heterogenität, die jeder Eingrenzung einer Migrationsliteratur widerspre- chen. Und doch kann nicht ignoriert werden, dass hunderte Autoren die deutschsprachige Literaturlandschaft mitgestalten, deren persönliche Erfah- rungen von Sprachwechseln, kulturel- len Differenzen und ihr Erleben von ‚Fremdsein’ für die Werke und Auto- ridentität konstitutiv sind 1 . Die seit 1985 jährlich stattfindende Verleihung des Adelbert-von-Chamisso-Preises, mit dem die Robert-Bosch-Stiftung seit 1985 „deutsch schreibende Auto- ren nicht deutscher Muttersprache“ (Bosch) auszeichnet, institutionali- siert dieses sich stetig neu definie- rende Feld von Literaten, die trotz

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thematisierung und inszenierung

von Fremdheit in der migrations-

literatur Für Kinder und jugendliche

aktuelle tendenzen in literatur und Forschung

Antje Graf, Johannes Kleine, Daniela Kölling*

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interjuli 02 i 2011

Mit der Anwerbung von Arbeitsmi-granten in den 1950er und 1960er Jah-ren in die BRD und den erstenVeröffentlichungen der sogenannten‚Gastarbeiter’ in der Folgezeit wurdeeine neue Debatte um die Verknüp-fung von Migration und literarischerAutorschaft in der deutschen Gegen-wartsliteratur angestoßen. Mit der zu-nehmenden Anzahl von Asylbe-werbern, Flüchtlingen aus den Krisen-gebieten Ost-, Mittel- und Südosteuro-pas sowie Armutsflüchtlingen aus denLändern der ‚Dritten Welt’ ebenso wiedurch die Schriftsteller, die als soge-nannte ‚zweite Generation’ inDeutschland aufgewachsen, aber inunterschiedlichem Grad an die jewei-lige Herkunftskultur ihrer Familie ge-bunden sind, erweiterte sich ab Endeder 1980er Jahre das Spektrum der Dis-kussion. Von Beginn an entwickelte

sich dieses wechselseitige Verhältniszwischen Migration und Literatur un-geachtet aller begrifflichen Zuschrei-bungen mit einer Dynamik undHeterogenität, die jeder Eingrenzungeiner Migrationsliteratur widerspre-chen. Und doch kann nicht ignoriertwerden, dass hunderte Autoren diedeutschsprachige Literaturlandschaftmitgestalten, deren persönliche Erfah-rungen von Sprachwechseln, kulturel-len Differenzen und ihr Erleben von‚Fremdsein’ für die Werke und Auto-ridentität konstitutiv sind1. Die seit1985 jährlich stattfindende Verleihungdes Adelbert-von-Chamisso-Preises,mit dem die Robert-Bosch-Stiftungseit 1985 „deutsch schreibende Auto-ren nicht deutscher Muttersprache“(Bosch) auszeichnet, institutionali-siert dieses sich stetig neu definie-rende Feld von Literaten, die trotz

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unterschiedlicher kultureller Hinter-gründe die deutsche Sprache zurSchreibsprache wählten.

Mit der Öffnung der Kinderlitera-tur für aktuelle politische und sozialeGesellschafts entwicklungen in den1970er Jahren und dem zur gleichenZeit anwachsenden Interesse an einerLiteratur, deren Autoren von sprachli-chen bzw. kulturellen Migrationspro-zess geprägt sind, verbanden sichschnell die Charakteristika beider lite-rarischer Teilbereiche zu einem spezi-fischen Segment des Buchmarktes.Etwa 20 Prozent der dem Bereich derMigrationsliteratur zugerechnetenSchriftsteller ergänzen ihr Werk umPublikationen, die spezifisch an Kin-der und Jugendliche gerichtet sind.Begann sich die allgemeine Kinderli-teratur jedoch bereits in den 1960erJahren durch die gesellschaftliche Au-tonomisierung der Kindheit vom reinpädagogischen Wert zu emanzipieren(vgl. Steinlein 339f.), war die Literaturvon Autoren nicht-deutscher Mutter-sprache zunächst bis weit in die 1980erJahre hinein als ‚Gastarbeiter-’ oder‚Ausländerliteratur’ von Marginalisie-rungs- und Exotisierungstendenzenbetroffen (vgl. Amodeo 89). Aus derNotwendigkeit heraus, ein öffentlichesBewusstsein für Fragen der Integrationund der kulturellen Vielfalt überhauptzu etablieren, stand Literatur von

Migrationsautoren auch im Kinder-buchbereich zunächst hauptsächlichfür die Präsentation fremder Kulturenund die Problematisierung vonFremde und Fremdenfeindlichkeit.Die Diskussion um eine sogenannte„Betroffenheitsliteratur“ (Biondi undSchami 1984) wurde vor diesem Hin-tergrund ausgelöst. Der allgemeineTrend zu einer „Psychologisierung derFiguren“ (Wild 346) in der Kinderlite-ratur der 1970er Jahre verband sich indiesem Zusammenhang mit einer Pä-dagogik der Akzeptanz von Außensei-tern (vgl. Glasenapp 353):

Nach wie vor finden sie [Kinderund Außenseiter] zueinander, weilsie beide, sei es als Kind, sei es alsalter Mensch oder Außenseiter,am Rande der Gesellschaft stehen.Aber nun geht es nicht mehr umdie Erziehung und Resozialisie-rung der Sonderlinge. […] DasWunschziel ist nicht mehr die Ver-söhnung in der Mitte der mensch-lichen Gesellschaft, sondern dieVergrößerung und Absicherungder Zufluchtsbasis am Rande.(Mattenklott 121)

Der Übergang von den Begrifflich-keiten ‚Ausländer-’ bzw. ‚Gastarbeiter-literatur’ für eine ‚Poetik des Anderen’zu Konzepten von ‚Migrationslitera-tur’ bzw. ‚Interkultureller Literatur’(vgl. Straňáková 39-47) markiert seitMitte der 1980er Jahre die veränderte

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Auffassung, in der Autoren nicht-deutscher Muttersprache als Teil einerdeutschen Literaturgeschichte verhan-delt werden – wenn auch als beson-dere Kategorie, z.B. als „nicht nurdeutsche Literatur“ (vgl. Ackermannund Weinrich 1986). Im Fokus stehtnun nicht mehr das Fremde als Ortder Exotik, sondern vielmehr das Er-forschen alternativer Erzähltraditio-nen sowie differenzierter Konstella-tionen von Sprache, Raum oder Kör-perlichkeit als erweiterte Experimen-tierräume der deutschen Literatur. Inder Kinderliteratur wird dieser Wan-del besonders auf der Figurenebenenachvollziehbar: Die Geschichte einesProtagonisten, der sich mit der proble-matischen Position zwischen ‚Fremd-heit’ und ‚Heimat’ auseinander-zusetzen hat, wird tendenziell vomTypus der (oftmals humoristischen)multikulturellen Familiengeschichteabgelöst (vgl. Weinkauff 716), die zu-meist durch eine besondere Herange-hensweise an Alltagsprobleme ge-kennzeichnet ist, welche zwar in kul-turell differenten Vorstellungen undTraditionen begründet sein kann, viel-mehr jedoch als Merkmal familiärerdenn nationaler, kollektiv kulturelleroder religiöser Identität verhandeltwird: „Die ProtagonistInnen instru-mentalisieren die Familie also als ulti-matives Bezugssystem“ (Sorko 251).

Im Zuge der Diskussion um eine post-moderne Literatur löst sich bei Rezi-pienten und Rezensenten die Vor-stellung einer Bindung der Werke andie Herkunftsorte der Autoren, wasbegleitet wird von einer tatsächlichenbreiten Abkehr von spezifischen Ver-handlungen eigener Migrationserfah-rungen. Die Forschungsliteraturbetrachtet diese mehr auf ‚Fremde’ alsgenerelle Kategorie gerichtete Ent-wicklung seit den 2000ern theoretischmit einer Vielzahl von Konzeptionenum Begriffe wie Hybridität, Transkul-turalität und Kosmopolitismus bei derBeschreibung von Kulturdifferenzen.Kinder- und jugendliterarisch richtetsich der Blick auf die zunehmend ver-wischenden Genregrenzen, das wech-selseitig kommentierende und Bedeu-tung verleihende Verhältnis von Textund Nicht-Text sowie auf Erzählfor-men, in denen eine vielschichtige Fik-tionalität zur Reflexion des Erzählensselbst animiert.

Basierend auf diesen Überlegun-gen wird im Folgenden der Aspektder ‚Fremdheit’ exemplarisch anhandzweier Migrationsautoren diskutiert.Die Jugendromane Zoran Drvenkarsfanden ob ihrer modernen Herange-hensweise an dieses Thema großenAnklang in den Feuilletons, aber auch– als Unterrichtslektüre – in deut-schen Klassenzimmern. Die (eigenen)

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Migrationserfahrungen bindet derAutor in seine Jugendromane ein, lässtsie aber nachgeordnet erscheinen.Diese Art der hintergründigen Ver-handlung von ‚Fremdheit’ zeigt sichgesteigert in den Kinderbüchern desAutors, weshalb diese ebenso analy-siert werden. Auch Michael StavaričsBetrachtungsweise des ‚Anderen’zeichnet sich in diesem Umfeld aus.Die Werke des Chamisso-Förderpreis-trägers von 2008 stehen für eine expe-rimentierfreudige – zum Teil auchverstörende – deutschsprachige Lite-ratur, die ihre Leser durch elliptischeStrukturen, Perspektivwechsel und of-fenbleibende Fragen herausfordert.Seit 2006 verfasst der in Tschechien ge-borene und in Österreich lebendeAutor auch Kinderbücher, die durchkomplexe Reimstrukturen sowiedurch collagenartige Illustrationen dieAufmerksamkeit der Leser einfordernund zu immer neuen Entdeckungenund Deutungen anregen. Stavaričs Bü-cher für Kinder ab fünf Jahren werdenhier als Beispiel für eine innovativeForm der Literatur vorgestellt, die esabseits pädagogischer Richtlinienschafft, Fragen zu kultureller Diffe-renz, Körperlichkeit oder auch Um-weltbedingungen zu thematisieren,ohne die Antworten darauf unmittelbarvorzugeben, wobei sie eindimensionaleInterpretationsmuster durchbricht. Um

ausreichend umfassend auf aktuelleWissenschaftstrends bei der Untersu-chung von migrationsliterarischenTexten für Kinder und Jugendlicheeingehen zu können, muss sich ab-schließend der Blick auf eine frap-pante Besonderheit des kinder- undjugendliterarischen Feldes arabisch-,türkisch- und persischstämmiger Au-toren richten, da anhand dieser Texteder Gewinn neuerdings applizierterpostkolonialer Lesestrategien plausi-bilisiert werden kann.

gemeinsam anders: grup-penzusammenhalt und

individualität Zoran Drvenkar, der 1967 in Jugosla-wien geboren wurde und als Dreijäh-riger mit seinen Eltern nach Berlinübersiedelte, ruft als Autor von Ju-gendbüchern im Bereich der Migrati-onsliteratur großes Interesse hervor.Die Verknüpfung seiner Adoleszenz-romane mit autobiographischen Er-fahrungen – bereits deutlich durch dieNamensgleichheit des Protagonistenmit dem Autor gekennzeichnet – bin-det das Thema Migration zwangsläu-fig in sein literarisches Schaffen ein.Migration stellt dabei allerdings nichtdie einzig bestimmende Problematikdar, sondern ist vielmehr eines vonvielen Motiven, denen sich der Heran-wachsende auf seiner Suche nach

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einer eigenständigen Identität stellenmuss (vgl. Gespräch mit Weinkauffund Rank).

Zoran, der junge Protagonist inNiemand so stark wie wir (1998), wächstim Berlin der 1970er Jahre in einer ju-goslawischen Familie auf. Der Alltagist geprägt von der Mutter, die auf Ser-bokroatisch schimpft und dem Vater,der die Heimat vermisst. Diese Her-kunft mag den Jungen prägen, dochweitaus bedeutender ist das Umfeldder Heranwachsenden im StadtteilCharlottenburg. In Freundschaftenund im Zusammenhalt, im Umgangmit Mädchen und im Fußballspielwird der soziale Rahmen für das Er-wachsenwerden gesteckt – Zorans Fa-milie spielt dabei nur eine Nebenrolle.Die Romane Drvenkars sind Teil einerKinder- und Jugendliteratur, in der in-terkulturelle Phänomene zwar auchihre Position einnehmen, aber nichtdominierend sind.

Dass die Migrations- oder Sprach-wechselerfahrung des Protagonistennicht zu dessen Alleinstellungsmerk-mal avanciert, mag zum einen darinbegründet sein, dass zum Zeitpunktder Veröffentlichung des Erstlingsro-mans Niemand so stark wie wir (1998)kulturelle Differenz nicht mehrzwangsläufig mit einer ins absoluteGegenteil des Eigenen gesetzten‚Fremden‘ assoziiert wurde. Spätestens

mit den in Deutschland, Österreichoder der Schweiz geborenen und auf-gewachsenen Kindern der ‚Gastarbei-ter’ ist eine strikt bipolare Trennungvon Heimat und Fremde kaum nochhaltbar. Wurde noch in der Kinder-und Jugendliteratur der 1970er Jahreder Blick des deutschen Kindes aufdas ‚Andere‘, etwa in Figuren wie derKlassenkameradin mit Kopftuch, fo-kussiert (vgl. Weinkauff 698-706), wirdab den 1980er Jahren der Ruf nacheinem Perspektivwechsel laut.2 In den1990er Jahren ist „Differenz […] nichtlänger Ausnahme […], sondern zumNormalfall geworden“ (Büker undKammler 17). Im Alltag der Kinder,besonders in Großstädten wie Berlin,ist der Aspekt des kulturellen Unter-schieds stets präsent; in Schule und

Abb. 1: Zoran Drvenkars Niemandso stark wie wir (rowohlt 1998)

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Freizeit oder auch zu Hause treffenverschiedene Kulturen aufeinander(vgl. ebd. 9). „Das Feine in Berlin ist,daß sich die Stadt null dafür interes-siert, wer man ist. Sie nimmt einen auf,sie läßt einen zwischen ihren Straßenund Häusern leben, ohne groß zu ur-teilen, wer man ist“ (Drvenkar Überden Autor). Die Großstadt als Möglich-keitsraum, in dem Identität nichtdurch traditionelle Rollenmuster ab-gesichert und zugleich eingeengt ist,sondern in dem die eigene Positionund Sinnhaftigkeit individuell gestal-tet werden kann (und wiederum auchgestaltet werden muss), ist charakte-ristischer Handlungsort für DrvenkarsJugendromane im multikulturellenUmfeld.

Neben dem Protagonisten Zoranaus Jugoslawien lernt der Leser Elikennen: „[N]iemand wußte [woher erkam], weil es niemanden kümmerte“(Drvenkar 1998, 35). Weiterhin gibt esStreitereien mit „den Türken“, dieaber weniger in kulturellen Unter-schieden als vielmehr in jugendlichemRevierverhalten begründet sind: „Unsfielen [...] die Unterschiede auf“, den-noch war es Zorans Clique „nur wich-tig, auf der Straße miteinanderklarzukommen“ (ebd. 55). Der Kampfum den Fußballplatz ist Bewährungs-und Mutprobe für die Jungen undformt damit deren Identität: „Danach

wußte jeder, daß niemand so stark istwie wir“ (ebd. 285). Durch den den-noch aus der Clique ausgeschlossenenKarim wird zwar das problematischeAufeinandertreffen der Kulturen the-matisiert – sein Vater gebietet ihm, derHerkunftskultur gegenüber Loyalitätzu wahren –, gerade diese forderndeBesinnung auf die ‚andere’ Heimatgeht in Drvenkars Roman jedoch vonder Elterngeneration aus. Zoran istzwar „mächtig stolz auf [s]eine Ab-stammung“ (ebd. 61), aber sie defi-niert nicht zuvorderst sein Leben.Vereint im Motiv des Fußballspiels istdiese Gewichtung sozialisationsrele-vanter Einflüsse, vor allem des The-mas Gemeinschaft, auch in denWerken Im Regen stehen (2001) und DieNacht, in der meine Schwester den Weih-nachtsmann entführte (2005) zu finden,die mit dem Debütroman als Trilogieangelegt sind – „[e]s gibt keinen Solis-ten, das ist nicht mein Ding“ (Drven-kar im Gespräch mit Weinkauff undRank 15).

Auch wenn das Thema Migrationen passant behandelt wird, rückt derAspekt des ‚Andersseins’ schon in Nie-mand so stark wie wir stärker in denFokus, wenn die Clique um Zoran denJungen Sprudel kennen lernt. Erspricht nicht. Dafür wird er mit Miss-trauen beobachtet – er ist der „Spasti“(Drvenkar 1998, 227) – und schließlich

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von der Gemeinschaft der Jungen aus-geschlossen. Dennoch ist er der eigent-liche Held, wenn er schließlich durchseinen mutigen Einsatz den Fußball-platz für die Gruppe zurückerobert.

Dass der Ausgeschlossene amEnde als Retter erscheint, ist in Ado-leszenzgeschichten ein häufigesMotiv. Die Suche nach außerfamiliä-ren Bezugssystemen bzw. die Identifi-kation mit einer Gruppe auf der einenund die Abgrenzung gegen ‚Andere’im Zuge des Entwicklungsprozesses,der die Persönlichkeit in ihrer indivi-duellen Einzigartigkeit herausstelltauf der anderen Seite, gehören ebensozu den gängigen Themenkompositio-nen der Kinder- und Jugendliteratur.„Eigenes begegnet uns im Fremdenund Fremdes im Eigenen“ (Walden-fels 73). Die Suche nach der eigenenPosition in der Welt geschieht immerim Verhältnis zum Anderen, zumFremden. Man definiert sich selbstdurch den Blick auf den Anderen. Die-ser Blick kann gleichermaßen „Angstund Faszination“ (Büker/Kammler 11)hervorrufen – beide Aspekte greifenineinander. Durch den Versuch das‚Andere’ zu verstehen und zu definie-ren, definiert man sich selbst. Die Rol-lenzuschreibungen sind gerade imJugendalter noch kurzfristig und va-riabel: Nachdem der AußenseiterSprudel zum Helden wird, müssen

sich die Jungen, die ihn ausgegrenzthatten, plötzlich als „Memmen“ er-kennen (Drvenkar 1998, 334); eigent-lich sollte der Roman den vom Autorintendierten Titel Von Helden undMemmen tragen.

Der Autor setzt seine Protagonis-ten, „die sich gegen eine Welt wapp-nen müssen, die ihnen übel will,gegen Ereignisse, die sie nachhaltigverstören“, Problemen aus, denn erwill „der inneren wie äußerlichenWahrscheinlichkeit keine Gewaltan[]tun“ (Spreckelsen). Nicht die steteKonzentration auf ihre Herkunft undkulturellen Unterschiede ist für die Le-benswelt der Jugendlichen in den Ro-manen wahrscheinlich; die Suche nachsich selbst bleibt wesentlich.

gelebte vielfalt: normali-tät der differenz

Zoran Drvenkar schreibt nicht nur Ju-gendliteratur; er ist ebenso bekanntfür seine Kinderbücher. In Paula unddie Leichtigkeit des Seins (2007) wird er-neut Drvenkars Zugang zum ‚Anders-sein’ evident. In der Erzählung um diekugelrunde Paula interessiert es nie-manden, ob sie dick oder dünn ist.Trotzdem bemerkt das Kind einen Un-terschied zu früher, als sie noch klei-ner und leichter war: Niemand wirbeltsie mehr herum und wirft sie in dieLuft. Dieses winzige Detail in ihrem

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Leben macht sie zum ‚Anderen’. Egalwie alt, es stellt sich heraus, dassschone kleine Änderungen im Alltagvon den Kleinsten bemerkt werden,diese sie Fremdheit spüren lassen. DerAutor versucht nun nicht, das Pro-blem mit didaktischen Mitteln, Erklä-rungen und Handlungsanweisungenfür Jung und Alt zu lösen. Paula wirdnicht von ihrer Molligkeit befreit,dafür aber von ihrer ‚Fremdheit’: Alsihr Onkel zu Besuch kommt, wirft ersie doch in die Luft – und Paula bleibteinfach oben. Sie schwebt in die Höheund ihre Leichtigkeit des Seins kann be-ginnen. Am Ende wird Paula von an-deren dicken Kindern in der Luftbesucht, die – nach ihrem Vorbild –ebenfalls zu schweben angefangenhaben. Mit dieser surrealen Wendungschafft Drvenkar zwar eine Welt, dienach den Regeln der kindlichen Fan-tasie funktioniert, doch mit demStandortwechsel Paulas vollzieht sichauch der Perspektivwechsel des Le-sers. Paula ist nicht mehr ‚anders’ – sieist nun Vorbild. Die IllustrationenPeter Schössows, die den Text beglei-ten, unterstützen diese Interpretation.Die Erlebnisse Paulas werden zumGroßteil aus ihrer Sicht als Vogelper-spektive dargestellt. Damit bleibt sieBestandteil der Welt am Boden. Des-sen ungeachtet ist es besonders dieletzte große Abbildung im Buch, die

eine andere Sichtweise auf Paula undihr Anderssein zulässt. Aus der Per-spektive des am Boden Gebliebenensieht man viele dicke Kinder im Him-mel schweben. In der Rekonfigurationder Bewertung des Ausschlusskriteri-ums Körperfülle wird ein Perspektiv-wechsel (zugleich in Wort und Bild)vollzogen, die molligen Kinder gren-zen sich dezidiert von der Welt amBoden und den Dünnen ab.

Fremdheit zeigt sich hier nicht inDarstellungen von Migration und In-terkulturalität. In Zoran Drvenkars Ju-gend- und Kinderliteratur definiertsich Fremdheit vorrangig durch dasAnderssein auf körperlicher Ebene,das wiederum, wie sich in den Bei-spieltexten Niemand so stark wie wirund Paula und die Leichtigkeit des Seins

Abb. 2: Paula und die Leichtigkeitdes Seins von Zoran Drvenkar(Bloomsbruy, Berlin, 2007)

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gezeigt hat, differenziert betrachtetwird. Die neue Perspektive von Auto-ren mit Migrationshintergrund auf dieFremdheitsthematik scheint vielmehrin der allmählichen Verdrängung derMotive Migration und kulturelle Viel-falt in den Texten zu liegen.

Zoran Drvenkars Paula zeigt, wieKinderbücher mit einer innovativenGestaltung gesellschaftsrelevante Mo-tive aufgreifen, auch wenn die reflek-tierende Thematisierung von Indivi-dualität, Kultur und des Anderen zu-meist in Büchern für Jugendliche statt-findet.

Michael Stavarič, geboren 1972 inBrno und im Alter von sieben Jahrenmit seinen Eltern von Tschechien nachÖsterreich übergesiedelt, ist einer derAutoren, die von engagierten Verlagenwie Kookbooks (Idstein u.a.) oder Luft-schacht (Wien) publiziert werden. Ersteht mit seinen Werken exemplarischfür eine die Phantasie der Kinder anre-gende Vermittlung von Pluralität undIndividualität ohne Moralisierungenoder Historisierungen. Sein Werk lässtsich weder formal noch inhaltlich ver-einheitlichen. Seine ersten Texte schrieber im Jugendalter zum Teil auf Tsche-chisch; später verwendet er aber dasDeutsche als seine ‚Kunstsprache’ (vgl.Stavarič im Gespräch mit wieninterna-tional). Er begann mit dem Schreibenvon Lyrik, veröffentlichte aber 2005

sein Prosa-Debüt Europa. Eine Litaneiund im Jahr darauf seinen erstenRoman Stillborn. Für seinen 2007 er-schienenen Roman Terminifera erhielt er2008 den Chamisso-Förderpreis. DasVerhältnis des Autors zum Sprach-wechsel beschrieb der Laudator JiříGruša:

Es hat mich immer beeindruckt,dass das deutsche Wort für denDichter nicht ‚basnic’ ist. Das deut-sche Wort hat etwas mit demDictum zu tun. Und das Tsche-chische mit dem Fabeln und Bab-beln. Stavarič ist ein echterdeutscher Dichter, der seine ‚fa-bula’ immer in sich trägt. (Gruša2008)

Bereits zwei Jahre zuvor, 2006, er-schien aber auch Stavaričs erstes Kin-derbuch Gaggalagu. Bis heuteveröffentlichte er neben seinem

Abb. 3: Gaggalagu von Michael Stavarič undRenate Habinger (Kookbooks, Idstein, 2006)

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Prosawerk weitere drei Kinderbücher.Inhaltlich sind es herausforderndeTexte zu Umwelt, Körperlichkeitsowie Leben und Sterben, die Stavaričin seinen Büchern für Kinder ab fünfJahren aufbereitet, ohne moralisie-rende Schlussfolgerungen zu ziehen:

Pädagogik verabscheu ich ohne-hin. Das ist etwas, mit dem ichüberhaupt nicht kann. […] Ichglaube, dass ich nichts mehr hasse,als […] wenn man [die Kinder] mitverniedlichenden Worten undSachverhalten sowie mit einfachs-ten Erklärungen abspeist. (Stavaričim Gespräch mit Toepsch)

Stattdessen setzt der Autor auf offeneErzählformen, die ohne Linearität undeinheitliche Reimbildungen Raum füreigene Gedanken des Lesers und Vor-lesers lassen.

Stavaričs Gaggalagu widmet sichmit ebendieser Offenheit den Themen‚Integration’ und ‚Identität’ mittelskurzer Tiergeschichten:

Ich glaube, für Kinder ist über die-sen ‚Umweg Tier’ leichter nach-vollziehbar, was Differenzbedeutet. Und dass Differenzenüberbrückt werden können. Dasist gleichsam die Grundbedin-gung einer multikulturellen Ge-sellschaft. (Stavarič, Interview2007)

Ausgangspunkt ist zunächst die Fest-stellung, dass das Bellen von Hunden

im Tschechischen mit „Haf haf haf“ausgedrückt wird, im Deutschen dage-gen mit „Wau wau wau“ (Stavarič, Gag-galagu 7). Darauf folgen 14 kurzeGeschichten, in denen die Differenzenonomatopoetischer Tierlaute verglichenwerden. Die in Versen verfassten Textewechseln stetig ihre Bindungsformen:

Diese vordergründig so dahinge-stoppelten Verssätze sind nämlichunter der Oberfläche aufs Sorgfäl-tigste verschränkt und verzahnt,durch Stabreime, Assonanzen,Anagrammartiges, verblüffendeBinnenreime, rhythmische Sym-metrien – und oft schließen sichdie Bögen erst eine oder mehrereSeiten später. Ständig klingeln ir-gendwelche Glöckchen – manmuss höllisch aufpassen, dasseinem nichts entgeht. (Stolterfoht)

Die Stilistik verlangt nicht alleineinen erhöhten Aufmerksamkeitsgradseitens des Lesers bzw. Vorlesers: Viel-mehr wird das wiederholte Lesen unddamit einhergehend eine stete Neuin-terpretation einzelner Sätze provo-ziert. Das Verständnis der TexteStavaričs in Gaggalagu entzieht sich soeiner absoluten Deutungskohärenzund wird – wie die dargestellten Tier-laute selbst – variabel. Dass nämlichdie Unterschiede zwischen dem islän-dischen Hahnenkrähen „Gaggalagu“(Stavarič, Gaggalagu 15) und der fran-zösischen Variante „cocorico“ (ebd.

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14) letztlich auf kulturellen Wahrneh-mungsmustern basieren, wird demLeser nicht vorenthalten. Mit Erstau-nen weiß der Erzähler zu berichten,dass „[i]m alten Griechenland […] dieMenschen ihre Frösche brekekekexkoax koax quaken“ hörten (ebd. 35),und wundert sich an anderer Stelle,warum das Wiehern des russischenPferdes Wassili – „i-go-go, i-go-go“ –Engländer dazu bringt, „mit weißenTaschentüchern, wie zum Abschied“(ebd. 28) zu winken.

Die Illustrationen von Renate Ha-binger zu den Texten Stavaričs in Gag-galagu geben ebenso keine unilinearenInterpretationsmöglichkeiten vor: DieCollagen aus Zeichnungen und Land-kartenmaterial begleiten nicht einfachden Text als Visualisierung des Ge-schriebenen, sondern bieten zahlreicheüberraschende Elemente, die – jedesfür sich – wiederum eine eigene Ge-schichte erzählen könnten. Die Zeich-nungen streben nicht danach, sich aufWirklichkeiten zu beziehen, sondernbetonen ihre Eigenschaft, eben ge-zeichnet zu sein, bis hin zur Referenzauf das Selbstporträt des Schwein-chens Karina (ebd. 39). Die Bilder ste-hen damit für sich, ohne sich auf eineAbbildfunktion reduzieren zu lassen.

Diese für die Kinderbücher Stava-ričs charakteristische verbale und vi-sualisierende Gestaltung spricht einen

reflexiven Erzähl- und Leseprozess an,der dem Rezipienten zwar Zugängezu gesellschaftlichen Themen anbietet,jedoch keine bestimmte Deutungs-weise vorgibt. Damit wird die Begeg-nung mit Phänomenen des ‚Anderen’bzw. des ‚Fremden’ bewusst in den ko-gnitiven Verarbeitungsprozess des Le-sers eingeschrieben, anstatt dieseErfahrung vom Standpunkt des Au-tors von außen an ihn heranzutragen.

das märchen vom orient?Kritik eines etablierten

rollenmustersTrotz der iterativen Konfigurationeines kategorisch fassbaren Feldes ‚Mi-grationsliteratur’ ist die Heterogenitätder untersuchten Literaturen deutlichsichtbar; auch die hier behandeltenAutoren werden allenfalls mit größterVorsicht solch einer literaturfremdenEinordnung zugeführt. Ob das Sprach-und Ortswechselmerkmal zu einer wieauch immer gearteten Sensibilität fürsprachlich geordnete kulturelle Dis-kurse oder gar zu einem kaum be-stimmbaren Mehrwert an Kreativitätführt, kann hier nicht ausgreifend dis-kutiert werden. Dass diese Debattemaßgeblich in einem Teilgebiet derPhilologien stattfindet, die sich vonden Postcolonial Studies und ihrer Me-taphorologie und Methodologie beein-flusst zeigt, fordert jedoch auch die

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kinder- und jugendliterarische For-schung auf, diese Forschungsperspek-tiven zu prüfen. Es zeigt sich, dassinsbesondere das Theorem des ‚othe-ring’, also die Idee, kulturelle Entitätenwürden vom Ort des Blickenden erstals das Nicht-Eigene konstruiert,fruchtbare Ergebnisse liefern kann.3

Die sowohl in der literarischen Öf-fentlichkeit als auch in der Pädagogikzumeist bekannten Kinder- und Ju-gendbücher aus dem Bereich der Mi-grationsliteratur sind Werke vonAutoren aus dem arabischen und per-sischen Raum sowie aus der Türkei.Mehr als die Hälfte aller nach oben ge-nannter Kategorie erfassten Kinder-buchautoren lassen sich hiereinordnen: Mag die kulturelle Her-kunft als Charakteristikum dieserGruppierung nicht allein überzeugen,so ist doch auffällig, dass die Mehrzahldieser Autoren mit ihren Erzählungenim vermeintlichen Bezug zu einer ori-entalischen Erzähltradition stehen.

Es ist festzustellen, dass fast allediese Schriftsteller, die nahezu aus-nahmslos auch für Erwachsene ge-schrieben haben und schreiben, sichin ihrer Kinder- und Jugendliteraturder Migrationsthematik im weiterenSinne annehmen und wenig Texteexistieren, die nicht durch eigene Ein-wanderungs- oder Deplatzierungs-erfahrungen, Sprachwechsel und

Ausgrenzungserlebnisse geprägt sind.Dass sich gerade Autoren aus der Tür-kei, aus dem arabischen und aus dempersischen Raum – als erste Genera-tion von Schriftstellern der Migrati-onsliteratur – mit Fragen derIntegration und der Präsentation derjeweiligen Herkunftskultur auseinan-dersetzen, ist soweit nicht verwunder-lich und spätestens seit den 1980erJahren fest etabliert. In welchem Ver-hältnis stehen jedoch innerhalb dieseseinmal eingeführten Sujets die aktuel-len literarischen Entwicklungen derKinder- und Jugendliteratur bzw. derMigrationsliteratur hin zu einer mul-tiperspektivischen Gestaltungs- undReflexionsweise und die so auffälligmonothematische ‚orientalisierende‘Literatur für jugendliche Leser?

Drei große Themenbereiche kön-nen innerhalb dieses Beschreibungs-raumes ausgemacht werden: Seit demBeginn der öffentlichen Wahrneh-mung von Kinderliteratur arabisch-,türkisch- oder persischstämmigerSchriftsteller in deutscher Sprache istdas Vermitteln basaler kulturellerGrundlagen der Heimatkulturen mitmeist didaktischem Impetus ein wich-tiges Charakteristikum. Die Grenzenzwischen dezidiert lehrhaftem An-spruch, etwa in Werken, die im Zu-sammenhang mit öffentlichenAufgaben der Bildung entstanden

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sind, und neben der Geschichte einge-streuten lehrreichen Einsprengseln invielen Kinder- und Jugendbüchern,etwa bei Rafik Schami oder Salim Ala-fenisch, sind dabei durchaus fließend.Fakir Baykurt etwa wirkte am Interna-tionalen Zentrum der VolkshochschuleDuisburg, Kemal Kurt schrieb nebenseinen Kinderbüchern zweisprachige‚Elternbriefe’ über Erziehungskultur-unter- schiede zwischen Deutschlandund der Türkei für den Berliner ‚Ar-beitskreis Neue Erziehung’.

Ein zweiter Schwerpunkt liegt frei-lich auf der Vermittlung und Überset-zung von Märchen, Sagen, Fabeln undbekannten Kindererzählungen. NebenRafik Schamis Märchen aus Malula, Öz-demir Başargans Halk Masallari, über-setzten Volksmärchen, oder NazifTeleks Neuerzählungen kurdischer Le-genden sind hier vor allem die zahlrei-chen Neu- und Nachdichtungen derGeschichten um die Figur Keloğlan zunennen, einem glatzköpfigen Jungen,der oftmals als türkischer Till Eulen-spiegel beschrieben wird. Als solchertaucht er in den Erzählungen KemalKurts, Erman Okays und Yücel Fey-zioğlus auf, wobei sich bei letzteremder Protagonist zuweilen als Gastarbei-tersohn in Deutschland wiederfindet.

Der größte Teil dieser Texte behan-delt jedoch Probleme nichtdeutscherKinder in der BRD (auch nach der

Wiedervereinigung tauchen die neuenBundesländer als Schauplatz nichtauf). Häufige Sujets sind selbstver-ständlich die oft an Stereotypen reicheDarstellung von Kulturunterschiedenzwischen innerer, familiärer und äu-ßerer, öffentlicher Welt (die Kinder sit-zen ‚zwischen den Stühlen’ undpendeln täglich von Anatolien in diedeutsche Moderne und zurück – mit-hin eine Art Zeitreise) sowie Ausgren-zungserfahrungen und Fremden-angst. Lösungen werden im Wissenum die Kulturunterschiede, in derFeststellung von Gemeinsamkeitenund im Aufzeigen quasi kulturüber-greifend kommensurabler Wertesys-teme gesucht. Die Verwendung des impolitischen Diskurs mittlerweile pejo-rativ gebrauchten Multikulturalitäts-begriffs scheint als Vorstellung desfriedlichen und gegenseitig befruch-tenden Miteinanders einzig in derKinderliteratur noch nicht dem Vor-wurf der Naivität ausgeliefert. Vermu-tet wird, dass sich Autoren mit eigenerMigrationserfahrung auf diese The-matik festlegten, um gegen deutscheKlischees anzuschreiben. NuranÖzyer stellte in ihrer Untersuchungaus den frühen 1990er Jahren fest, dass‚Ausländerkinder’ vor allem von deut-schen Kinder- und Jugendbuchauto-ren thematisiert wurden, was eineStigmatisierung v.a. von türkischen

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Einwanderern als vormoderne undbildungsferne anatolische Provinzlerbegünstigte (vgl. Özyer 336; vgl. auchBrunner 39, Anm. 38). Karl Esselbornbeschreibt in seiner jüngsten Untersu-chung denn auch die zunehmendeQualität und Authentizität der litera-rischen Schilderung ‚transkulturell’aufwachsender Kinder und Jugendli-cher in der für diese bestimmten Lite-ratur fern des vormals dominierenden„Defizitmodell[s] vom hilflosen Aus-länderkind“ (Esselborn 2010, 241).

Auffällig bleibt ein gewisser deut-scher ‚Orientalismus’ im Sinne Ed-ward Saids, der wohl selten so sichtbarist wie im Kommunikationszusam-menhang der deutschsprachigen Kin-der- und Jugendliteratur.4 Während infrankophonen und anglophonen Län-dern seit den 1970ern über die Kon-struktivität des Orientbildes aufmehreren Ebenen diskutiert wurde,kommt der sich daraus entwickelndeund mittlerweile wesentlich breiter re-zipierte Diskurs der Postcolonial Stu-dies hierzulande nur langsam an. Istdessen Anwendung auf die Migrati-onsliteratur auch oft noch defizitär, soist doch offenkundig, dass im Bereichder Kinder- und Jugendliteratur einZusammenhang entstanden ist, derstereotypen und essentialisierendenBildern ebenso Vorschub leistet wieexotistischen Wunschvorstellungen. In

anderen Einwanderungsländern vonMigranten aus arabisch-, persisch-und türkischsprachigen Regionen istder Bereich der Kinder- und Jugendli-teratur für Migrationsautoren kaumrelevant, im deutschsprachigen Raumjedoch beschwerten sich Autoren wieAdel Karasholi und Kemal Kurt be-reits früh darüber, dass man als ‚mor-genländischer’ Schriftsteller auf eineMärchenerzählerrolle festgelegtwerde, die dem immigrierten Künstlerdie Fähigkeit zur gleichwertigenHoch-Literaturproduktion abspreche(vgl. Weinkauff 751). Nicht nur der Re-ferent – also z.B. die militarisierte, pro-vinziell-bäuerliche und patriarcha-lische Türkei respektive die diese Tra-ditionen in das Ghetto der Großstadt-wohnung tragende Einwanderungs-familie –, auch die Produzenten vonMigration behandelnder Literaturwürden also degradiert und als Ge-genbild des Eigenen festgeschrieben. Die Rede von der Märchenerzähler-rolle verweist wiederum auf ein er-hebliches Forschungsdesiderat: Beider Besprechung ‚orientalischer’ Lite-ratur fällt oft die Behauptung einer insSchriftliche transportierten Mündlich-keit auf. Die Liste reicht von Jusuf Na-oums frühen Werken bis zu MariamKühsel-Hussainis kürzlich diskutier-tem Roman Gott im Reiskorn (2010),dessen neologismen- und bilderreiche

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Sprache mehrfach als eine Art ‚Per-sisch, auf Deutsch geschrieben’ be-zeichnet wurde.5

Indes, die oralen Erzähltraditionenwerden nur behauptet, nie kompara-tistisch belegt, wie auch die Authenti-zität orientalischer Kaffeehaus-erzählertraditionen nur vorangenom-men wird – ein Prädikat, das für dieAutorinszenierung Jusuf Naoumsoder insbesondere Rafik Schamis kon-stitutiv ist.6 Vor allem Schami, aberauch Autoren wie Ghazi Abdel-Qadirnutzen die Lust des deutschsprachi-gen Publikums an der Bestätigung ei-gener Orientvorstellung erfolgreich,um sie im Text doch zu unterlaufen.Schamis politisch motivierten Schreib-intentionen im Zuge der Gastarbeiter-literatur-Bewegung der frühen 1980erJahre (etwa im ‚PoLiKunstverein’)sind im Laufe der Schriftstellerkarrierenur subtiler geworden. Eine umfas-sende komparatistische Beschäftigungmit dieser Thematik, die klärenkönnte, inwieweit hier tatsächlichnicht nur im Sujet, sondern auch inder Erzählhaltung, der Bildlichkeitund narrativen Struktur auf orale Er-zähltraditionen zurückgegriffen wur-de, steht noch aus. Die vereinfachendeWahrnehmung, verschachtelte Ge-schichten, Cliffhanger am Ende vonKapiteln und zahlreiche vernetzte undüber eine Erzählinstanz auf erster

Ebene verbundene Binnenerzählun-gen seien auf Scheherazade verwei-sende orientalische Stilmittel, greiftvielleicht zu kurz.

Die Geschichten aus 1001 Nacht,gleichsam der Archetyp dieser Art vonErzählungsstruktur, sind längst selbsteher als Deutung denn als Überset-zungen, gar als „a Western text, a ma-nufactured product of Orientalism“(Rana Kabbani, zit. in Spinner 145) er-kannt. Vor allem das in solchen ‚orien-talisierenden’ Analogien produzierteBild einer einigermaßen kohärentengemeinsamen Erzähltradition einessprachlich und kulturell allenfallsdurch die gemeinsame Religion zu-sammengehaltenen Raums ist mindes-tens übertrieben, wie etwa ErikaGlassen im Nachwort zur jüngst er-schienen Anthologie aus dem Reich derSchlangenkönigin (2010) schreibt.7

Zafer Şenocak behauptete in sei-nem Atlas des tropischen Deutschland1993, dass Migrationsliteratur dann er-folgreich sei, wenn sie Bilder desFremden weiter zementiere, wenn sieanspruchslos und realistisch ist undwenn sie die deutsche Tradition be-fruchte, wobei, wie Maria Brunner be-merkt, damit etwa die „Wieder-belebung der mündlichen Tradition“und der Märchen gemeint sei(Şenocak64-75 und Brunner 170). In Bezug aufdas mit dem Bachmann-Preis geehrte

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Werk von Emine Sevgi Özdamar be-schrieb Şenocak damals ein Phäno-men, das in der Folge langsam auch inder vor allem durch die literaturdi-daktische Forschung vorangetriebe-nen akademischen Beschäftigung mitder Kinder- und Jugendliteratur vonMigranten fokussiert wurde: Die krea-tive Kraft von Sprachwechselprozes-sen, die im Feuilleton damals und impolitischen Diskurs bis heute gar nichtwahrgenommen wurde, obschon ihrin franko- und anglophonen Ländernin Bezug auf Literatur ein hoher Stel-lenwert eingeräumt wird. In der Mi-grationsliteratur für ein erwachsenesLesepublikum setzt sich gerade auchdurch dieses sprachspielerische Cha-rakteristikum – nicht erst seit Feri-dun Zaimoğlus artifizieller ‚KanakSprak’-Erfindung Mitte der 1990er –dieser Ansatz durch. Bei aktuellenPreisverleihungen etwa zeigt sich eingänzlich anderes Bild als noch beiden Klagenfurter Literaturtagen von1991 (von sechs Schriftstellern aufder Shortlist zum Deutschen Buch-preis 2010 waren drei im engerenSinne Migrationsautoren).

Die Kreativität von mehrsprachi-gen Autoren wird im Bereich der Kin-der- und Jugendliteratur oft allenfallsin zweisprachigen Ausgaben und derverstörenden Verzögerung des Le-sens durch fremd erscheinende

Schriftsysteme, etwa durch das Ara-bische bei Suleman Taufiq, evident(vgl. Rösch 76-115). Die sprachlicheVermischung und Neukonfiguration,die die ‚Multispeeches’ Yoko Tawadasoder Feridun Zaimoğlus prägt, ver-weist auf eine generelle Tendenz zurHybridisierung semantischer Gren-zen bzw. auf die gegenwärtige Fokus-sierung hybrider Zwischenräume zurDekonstruktion eines essentialisti-schen Kulturbegriffs.8

Die Tendenz, auch bei Kinder- undJugendliteraturen, geht dabei weg vonder Darstellung eines existentiellenProblems der Protagonisten in Wer-ken, die Migration thematisieren, undöffnet sich einem breiteren Feld vollerDichotomien, die in Bezug auf Ge-schlechter- und soziale Fragen zu un-tersuchen sind. Beschreibungen derEmigration und des Heimatverlustesverdeutlichen als Extreme allgemeineFremdheits- und Entfremdungserfah-rungen. Besieht man die aktuelle Is-lamdebatte in Deutschland nachSarrazin und den Antworten auf ihn,9

die diskutierten Worte von Bundes-präsident, Innenminister und vomunter deutschen Türken wahlkämp-fenden Recep Erdoğan, dann scheinteine engagierte Kinder- und Jugendli-teratur von Migranten und vor allemüber Migrationserfahrungen weiter-hin dringend von Nöten.

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Auf die Gefahr einer Elitisierungvon Migrationsliteratur, die analogzur akademischen postkolonialen De-batte eine Art intellektuell-urbanenKosmopolitismus als Gegenkonzeptzum multikulturellen Nebeneinander-leben anbietet (wie etwa in Yadé Karaserfolgreichem Jugendroman SelamBerlin von 2003), wird oft hingewie-sen. In der Kinder- und Jugendlitera-tur sind solche neue Dichotomien(etwa Stadt-Land) zementierendenEntwicklungen jedoch selten. Bücherwie Navid Kermanis Ayda, Bär undHase, in denen das Kölner Eigelstein-Viertel zwar als romantisierte Multi-Kulti- Welt präsentiert wird und dieiranische Familie sich in der weltwei-ten Diaspora globalisiert, Nöte undHärten einer komplexen Identitätsfin-dung jedoch nicht ausgespart werden,machen neugierig auf die weitere Ent-wicklung von Migration behandeln-den Kinder- und Jugendbüchern. DerBlick auf die in den letzten Jahren ak-zelerierte Forschungsarbeit zur Mi-grationsliteratur lässt unschwervermuten, dass die Kinder- und Ju-gendliteratur von Migrationsautorensich weiterhin als besonders interes-santes Feld zur Anwendung kultur-und literaturwissenschaftlicher Theo-rien und Methoden empfehlen wird.Die Autoren selbst – man besehe dieErfolge Inkiows, Schamis oder

Drvenkars – sind jedenfalls längstschon nicht mehr aus den Bücherrega-

len der Kinderzimmer wegzudenken.

Antje Graf (*1985) studiert deutsche undenglische Literaturwissenschaften inDresden, Johannes Kleine (*1985) promo-viert an der Rutgers University in NewJersey in deutscher Literaturwissenschaft,Dipl.-Soz. Daniela Kölling (*1979) pro-moviert in Dresden zur Dynamik vonWissensstrukturen im Internet. Sie for-schen am MitteleuropaZentrum fürStaats-, Wirtschafts- und Kulturwissen-schaften der TU Dresden und arbeiten amHandbuch Migrationsliteratur imdeutschsprachigen Raum seit 1945, dasEnde 2011 im Dresdner Thelem-Verlag er-scheint.

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Anmerkungen

* alphabetisch geordnet1 Ein systematischer Überblick zur deutschsprachigen Migrationsliteratur mit über 250

ausführlichen Autoren- und Werkporträts wird derzeit an der TU Dresden vorbereitet,

vgl. Schmitz 2011, aus diesem Fundus schöpft vorliegender Beitrag, eingegrenzt wird

das Feld mithilfe der für den Chamisso-Preis angegebenen Definition.2 Vgl. hierzu besonders den Artikel von Rafik Schami und Eleni Torossi: „Den Trägern

der Zukunft erzählen. Ein Plädoyer für Kinderliteratur in der Fremde“. Fundvogel. Kri-

tisches Kinder-Medien Magazin. 36 (1987): 3-5. 3 Der Begriff des ‚othering’ wurde vor allem von Edward W. Said und Gayatri Chakra-

vorty Spivak in den postkolonialen Diskurs eingeführt, die Denkfigur ist freilich we-

sentlich älter und geht maßgeblich auf Hegels Phänomenologie zurück.4 Edward W. Said hatte in seinem berühmten Buch Orientalism von 1979 die kulturelle

Konstruktivität des Orients als westliche Imagination beschrieben und damit nicht zu

überschätzenden Einfluss auf die Entwicklung der Postcolonial Studies gehabt.5 Vgl. etwa die Rezension Roman Buchelis aus der NZZ vom 19.10.2010: Mit dem Atem

zweier Welten.6 Karl Esselborn etwa meint, eine solche bis heute fortbestehende Tradition sei vorhanden,

ohne Belege für die Existenz derselben vorzubringen (vgl. Esselborn 2007, 22 und ders.

2010, 197 und 293f.). In Bezug auf Rafik Schami kann auch auf seinen womöglich orien-

talisierenden arabischen Künstlernamen hingewiesen werden, obwohl hier freilich nicht

behauptet werden soll, der syrische Christ Fadél nutze den arabischen Namen aus Mar-

ketinggründen.7 Özdemir und Glassen – das Nachwort nennt den Koran als wichtigen Ursprung vieler

Geschichten, was nun der gleichsam vorgeschichtlichen gemeinsamen Verankerung vie-

ler Erzählungen von Nahost bis Indien widerspricht; Klarheit schaffen zukünftig viel-

leicht die Studien zum Koran als historischem Text um Angelika Neuwirth an der FU

Berlin.8 Zur Hybridität als modischem Schlagwort, freilich auch dem ‚postcolonial discourse’

entlehnt, vgl. Ha; zum Begriff ‚Multispeech’ etwa Rösch 202.9 Vgl. Sezgin.

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