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Corporate Publishing Heidelberg: Ulrike Hafner (verantwortlich) | Text und Redaktion: Inge Kunzenbacher | Mit freundlicher Unterstützung der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München SONDERBERICHT PLÄTTCHENHEMMUNG NACH AKUTEM KORONARSYNDROM 12 AUSGABE 26 MONTAG, 14. FEBRUAR 2011 123456 Die Prognose vieler Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS) konn- te durch Behandlung mit Clopidogrel zweifellos verbessert werden. Nach- teile wie der verzögert einsetzende Effekt und die große interindividuelle Variabilität der Wirkung waren Anlass dafür, die Plättchenhemmer Prasugrel und Ticagrelor zu entwickeln. In den aktuellen Behandlungsleit- linien zur myokardialen Revaskulari- sierung, die 2010 erstmals gemein- sam von Kardiologen und Thoraxchi- rurgen (European Society of Cardio- logy und Association for Cardio-Tho- racic Surgery) erarbeitet wurden, er- hielt der orale Thrombozytenaggre- gationshemmer Prasugrel (Efient ® ) für Patienten nach ST-Hebungsin- farkt (STEMI) und Stent eine Klasse- I-Empfehlung. Bei Patienten nach Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI) erhielt es den Empfehlungsgrad Klas- se IIa, aber auch hier ist Prasugrel das Mittel der ersten Wahl, wenn gleich- zeitig ein Diabetes besteht oder wenn es unter Clopidogrel zu einer Stent- thrombose gekommen war. 1 * Vorteil: Schnellere und zuverlässigere Wirkung Professor Sigmund Silber vom Herz- zentrum an der Isar in München sagte bei einer Pressekonferenz im Dezember vergangenen Jahres in Berlin, dass Prasugrel für geeignete Patienten (< 75 Jahre, 60 kg, ohne TIA/Schlaganfall in der Anamnese), die sich einer perkutanen Koronar- intervention (PCI) unterziehen müs- sen, einen erheblichen Fortschritt gegenüber Clopidogrel bedeutet. Der Grund dafür sei der schnellere und zuverlässigere Wirkungseintritt von Prasugrel. „Ein wichtiger Vorteil von Prasugrel ist, dass anders als bei Clo- pidogrel die Umwandlung zum akti- ven Metaboliten unabhängig vom ge- netischen Profil des Patienten erfolgt, also unabhängig von der Variante im CYP2C19-Gen“, erklärte Silber. Die neuen Empfehlungen zur An- wendung von Prasugrel nach einem STEMI bzw. NSTEMI in den Leitli- nien stützen sich auf die Ergebnisse der TRITON-TIMI-38-Studie (TRial to assess Improvement in Therapeutic Outcome by optimizing platelet inhi- bition with prasugrel). Teilgenom- men haben 13 608 ACS-Patienten, bei denen eine PCI geplant war. 2 Alle erhielten individuell dosierte Acetyl- salicylsäure (ASS) und zusätzlich entweder Prasugrel in einer Aufsätti- gungsdosis von 60 mg und anschlie- ßend 10 mg/Tag oder Clopidogrel in einer Aufsättigungsdosis von 300 mg und anschließend von 75 mg/Tag. Insgesamt war bei Patienten der Prasugrelgruppe das Risiko, den kombinierten primären Endpunk aus kardiovaskulärem Tod, Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erreichen, um 19 Prozent niedriger als in der Clo- pidogrelgruppe (p < 0,001). Das damit einhergehende Blutungsrisiko war erwartungsgemäß erhöht. In der Subgruppe der für Prasugrel geeigne- ten Patienten* hat Prasugrel den kombinierten Endpunkt sogar um 26 Prozent (8,3 vs. 11,0 Prozent) ge- senkt (p < 0,001), ohne das Blutungs- risiko signifikant zu erhöhen (s. Abb). Duale Plättchenhemmung nach PCI noch ein Jahr lang Bei PCI-Patienten* sollte Prasugrel der Vorzug vor Clopidogrel gegeben werden. Es habe insbesondere bei STEMI-Patienten mit primärer PCI seine Überlegenheit gegenüber Clo- pidogrel dokumentiert, so Silber. Die ESC empfiehlt daher in aktuellen Empfehlungen, die duale Plättchen- hemmung nach der PCI für ein Jahr fortzuführen, unabhängig davon, ob ein Koronarstent implantiert wurde bzw. ob der Stent unbeschichtet oder Medikamente-freisetzend war. 1 „Mit der dualen Plättchenhemmung wird nicht der Stent, sondern der Patient nachbehandelt“, betonte Silber. Die Datenlage untermauert die Erfahrungen zum Nutzen von Prasugrel (Efient ® ) im klinischen Alltag. Das spiegelt sich in den aktuellen Leitlinien zur myokardialen Revaskularisierung wider. Hier wird Prasugrel für geeignete Patienten als Standard empfohlen. Thrombozytenaggregationshemmer bessern die Prognose: Die Datenlage spricht für Prasugrel Signifikanter Vorteil beim primären Endpunkt Anteil der Patienten mit primärem Endpunkt (Subgruppe* , n = 10804) Grafik: 0 30 90 180 270 360 450 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Prasugrel 8,3 % Kardiovaskulärer Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall Clopidogrel 11,0 % Größere Blutungen (TIMI Major Blutungen) Prasugrel 1,9 % Clopidogrel 1,5 % p < 0,001 T age Quelle: S. D. Wiviott et al., Circulation 122 (2010) 394-403 TRITON-TIMI-38-Studie: Für die Therapie geeignet sind ACS-PCI-Patienten, Kör- pergewicht 60 kg, Alter < 75 Jahre, kein Schlaganfall/TIA in der Anamnese. Das Thienopyridin Prasugrel ist ein inaktives Prodrug, das nach oraler Aufnahme rasch hydrolysiert und da- nach aktiviert wird. Bereits 15 Minu- ten nach der Einnahme ist der aktive Metabolit im Plasma nachweisbar, die maximale Konzentration wird nach 30 Minuten erreicht. Die Wir- kung beruht auf einer irreversiblen Bindung an den P2Y12-Rezeptor auf den Thrombozyten. In präklinischen Studien war die Hemmung der Thrombozytenaggre- gation mit Prasugrel etwa zehnmal so stark wie mit Clopidogrel, die Hem- mung der Thrombusformation etwa hundertmal so stark. 3 Nach Ansicht von Professor Albrecht Elsässer vom Herzzentrum Oldenburg ist der inno- vative Wirkmechanismus von Pra- sugrel der Schlüssel für seine gute Wirksamkeit. In der TRITON-TIMI-38-Studie hat sich die im Vergleich zu Clo- pidogrel effizientere Thrombozyten- aggregationshemmung von Prasugrel in einer überlegenen Reduktion der ischämischen Ereignisrate gezeigt (Myokardinfarkt: 2,3 Prozent absolu- te Risikoreduktion, 24 Prozent relati- ve Risikoreduktion; 1,2 Prozent bzw. 34 Prozent, weniger erneute Revas- kularisationen; 1,3 Prozent bzw. 52 Prozent weniger Stentthrombosen). 2 Die Überlegenheit von Prasugrel gegenüber Clopidogrel habe sich bei erwartungsgemäß erhöhtem Blu- tungsrisiko sowohl für die Aufsätti- gungs- als auch für die Erhaltungsdo- sis bestätigt, so Elsässer. Die stärkere Reduktion der ischämischen Ereig- nisse zeigte sich in den ersten drei Tagen ebenso wie in den weiteren Monaten bis zum Studienende. 4 Prasugrel hat die Patienten auch vor einem zweiten Endpunktereignis geschützt: Bei 10,8 Prozent der Pa- tienten der Prasugrel-, aber bei 15,4 Prozent der Patienten der Clopido- grelgruppe trat ein erneutes ischämi- sches Ereignis ein. Auch kardiovasku- läre Todesfälle nach erneutem Myo- kardinfarkt oder Schlaganfall waren seltener (3,7 Prozent mit Prasugrel vs. 7,1 Prozent mit Clopidogrel). 5 Mit Prasugrel starke Plättchenhemmung und Reduktion ischämischer Ereignisse Prasugrel wurde in der TRITON-TIMI-38-Studie direkt mit Clopidogrel verglichen. Es hat die Rate ischämischer Ereignisse stärker gesenkt als Clopidogrel. An der PLATO-Studie 7 nahmen 18 624 Patienten mit akutem Koro- narsyndrom teil. Sie erhielten zweimal täglich Ticagrelor oder Clopidogrel einmal täglich. In der Auswertung der Gesamtstudien- population war Ticagrelor wirk- samer als Clopidogrel. 6 In der Subgruppenanalyse 7 der Hochrisi- kogruppe der Patienten nach ST-Hebungsinfarkt war jedoch die Reduktion des primären kombi- nierten Endpunkts aus vaskulär be- dingtem Tod, Myokardinfarkt und Schlaganfall (10,8 vs. 9,4 Prozent bei Clopidogrel, p = 0,07) nicht sig- nifikant. 7 Außerdem traten in der Ticagrelorgruppe signifikant häu- figer Adenosin-assoziierte Neben- wirkungen wie Dyspnoe auf (13,8 vs. 7,8 Prozent). Daher wurde Ticagrelor häufiger vorzeitig abge- setzt als Clopidogrel (0,9 vs. 0,1 Prozent). 7 Eine Auswertung der PLATO-Studie bei 3237 Patienten hatte ergeben, dass Ticagrelor bei Patienten mit chronisch einge- schränkter Nierenfunktion (Krea- tinin-Clearance < 60 ml/min) zwar im Vergleich zu Clopidogrel einen Nutzen zeigte, bei Patienten mit normaler Nierenfunktion (n = 11 965) fand sich dagegen kein Unterschied. 8 Nach Ansicht von Experten könnten diese Daten eine neue Diskussion um den breiten Nutzen von Ticagrelor im klinischen Alltag entfachen. 9 * Für Patienten < 75 Jahre, 60 kg, ohne TIA/Schlaganfall in der Anamnese (Efient ® Fachinformation Stand: September 2009) Gesamtnutzen von Ticagrelor weiter diskussionsbedürftig In der TRITON-TIMI-38-Studie wurde für die meisten Subgrup- pen gezeigt, dass Prasugrel im Vergleich zu Clopidogrel von Vor- teil ist, insbesondere bei Patienten mit ST-Hebungsinfarkt (STEMI-Pa- tienten) und bei Diabetikern. Die- se Vorteile waren unabhängig von der Nierenfunktion. Ein weiterer Vorteil: Die einmal tägliche Gabe macht Prasugrel patientenfreund- lich und fördert die Compliance. Im klinischen Alltag mache die irreversible Bindung von Prasugrel an den P2Y12-Rezeptor die Plätt- chenhemmung möglicherweise si- cherer und konsistenter als Plätt- chenhemmung mit dem zweimal täglich einzunehmenden Ticagre- lor, so Professor Albrecht Elsässer, Herzzentrum Oldenburg. Die Da- tenlage unterstreiche den breiten Nutzen von Prasugrel bei ACS und Koronarintervention und spreche für den standardisierten Einsatz z. B. bei STEMI-Patienten und Dia- betikern mit ACS. Bei Diabetikern von großem Nutzen Wenn bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom und perkutaner Koronarintervention eine Bypass- Operation nicht auszuschließen ist, sollten Nutzen und Risiko (v. a. er- höhtes Blutungsrisiko) von Prasugrel sorgfältig betrachtet werden. In die- sem Zusammenhang besonders in- teressant sind Ergebnisse einer Subgruppenanalyse der TRITON- Studie, die auf der Jahrestagung der American Heart Association in Chi- cago präsentiert wurde. 9 Retrospektiv analysiert wurde eine Kohorte von 346 Patienten, bei denen im Stu- dienzeitraum von 15 Monaten eine Bypass-Operation notwendig gewor- den war. Bei den mit Prasugrel be- handelten Patienten war die Gesamt- mortalität signifikant niedriger als bei den mit Clopidogrel behandelten (2,3 vs. 8,7 Prozent, p = 0,016). 10 Auch die kardiovaskuläre Mortalität nach 30 Tagen war mit Prasugrel signifi- kant niedriger (0,6 vs. 5,8 Prozent mit Clopidogrel, p = 0,038). 9 Zwar kann es bis zu 7 Tage nach Absetzen von Pra- sugrel zu häufigeren und schweren Blutungen kommen, doch „unter dem Strich steht der Nettonutzen der signifikanten Mortalitätsreduktion“, so Professor Harald Darius, Vivantes Klinikum Neukölln, Berlin. Prasugrel auch für Bypass-Patienten geeignet? 1) W. Wijns et al., Eur Heart J 31 (2010) 20: 2501- 2555 2) S. D. Wiviott et al., N Engl J Med 357 (2007) 2001- 2015 3) J. A. Jakubowsky et al., Cardiovasc Drug Rev 25 (2007) 357 - 374 4) E. M. Antman et al., JACC 52 (2008) 2028 - 2033 5) S. A. Murphy et al., Eur Heart J 29 (2008) 2473 - 2479 6) C. P. Cannon et al., Lancet 375 (2010) 283 - 293 7) P. G. Steg et al., Circulation 122 (2010) 2131- 2141 8) S. James et al., Circulation 122 (2010) 1056 -1067 9) G. Montalescot et al., Circulation 122 (2010) 1049 -1052 10) P. K. Smith et al., AHA, Chicago 2010, Abstract Persönlich erstellt für: Sigmund Silber © 2004 - 2011 Ärzte Zeitung

Thrombozytenaggregationshemmer bessern die …sigmund-silber.com/cms/media/varia/2011-02-14-Aerzte_Zeitung.pdf · Branko Bosnjak Created Date: 20110322123529Z

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Page 1: Thrombozytenaggregationshemmer bessern die …sigmund-silber.com/cms/media/varia/2011-02-14-Aerzte_Zeitung.pdf · Branko Bosnjak Created Date: 20110322123529Z

Corporate Publishing Heidelberg: Ulrike Hafner (verantwortlich) | Text und Redaktion: Inge Kunzenbacher | Mit freundlicher Unterstützung der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München

SONDERBERICHTPLÄTTCHENHEMMUNG NACH AKUTEM KORONARSYNDROM

12 AUSGABE 26 MONTAG, 14. FEBRUAR 2011 123456

Die Prognose vieler Patienten mitakutem Koronarsyndrom (ACS) konn-te durch Behandlung mit Clopidogrelzweifellos verbessert werden. Nach-teile wie der verzögert einsetzendeEffekt und die große interindividuelleVariabilität der Wirkung waren Anlassdafür, die Plättchenhemmer Prasugrelund Ticagrelor zu entwickeln.

In den aktuellen Behandlungsleit-linien zur myokardialen Revaskulari-sierung, die 2010 erstmals gemein-sam von Kardiologen und Thoraxchi-rurgen (European Society of Cardio-logy und Association for Cardio-Tho-racic Surgery) erarbeitet wurden, er-hielt der orale Thrombozytenaggre-gationshemmer Prasugrel (Efient®)für Patienten nach ST-Hebungsin-farkt (STEMI) und Stent eine Klasse-I-Empfehlung. Bei Patienten nachNicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI)erhielt es den Empfehlungsgrad Klas-se IIa, aber auch hier ist Prasugrel dasMittel der ersten Wahl, wenn gleich-

zeitig ein Diabetes besteht oder wennes unter Clopidogrel zu einer Stent-thrombose gekommen war.1*

Vorteil: Schnellere undzuverlässigere Wirkung

Professor Sigmund Silber vom Herz-zentrum an der Isar in Münchensagte bei einer Pressekonferenz imDezember vergangenen Jahres inBerlin, dass Prasugrel für geeignetePatienten (< 75 Jahre, ! 60 kg, ohneTIA/Schlaganfall in der Anamnese),die sich einer perkutanen Koronar-intervention (PCI) unterziehen müs-sen, einen erheblichen Fortschrittgegenüber Clopidogrel bedeutet. DerGrund dafür sei der schnellere undzuverlässigere Wirkungseintritt vonPrasugrel. „Ein wichtiger Vorteil vonPrasugrel ist, dass anders als bei Clo-pidogrel die Umwandlung zum akti-ven Metaboliten unabhängig vom ge-

netischen Profil des Patienten erfolgt,also unabhängig von der Variante imCYP2C19-Gen“, erklärte Silber.

Die neuen Empfehlungen zur An-wendung von Prasugrel nach einemSTEMI bzw. NSTEMI in den Leitli-nien stützen sich auf die Ergebnisseder TRITON-TIMI-38-Studie (TRial toassess Improvement in TherapeuticOutcome by optimizing platelet inhi-

bition with prasugrel). Teilgenom-men haben 13 608 ACS-Patienten, beidenen eine PCI geplant war.2 Alleerhielten individuell dosierte Acetyl-salicylsäure (ASS) und zusätzlichentweder Prasugrel in einer Aufsätti-gungsdosis von 60 mg und anschlie-ßend 10 mg/Tag oder Clopidogrel ineiner Aufsättigungsdosis von 300 mgund anschließend von 75 mg/Tag.

Insgesamt war bei Patienten derPrasugrelgruppe das Risiko, denkombinierten primären Endpunk auskardiovaskulärem Tod, Herzinfarktoder Schlaganfall zu erreichen, um19 Prozent niedriger als in der Clo-pidogrelgruppe (p < 0,001). Das damiteinhergehende Blutungsrisiko warerwartungsgemäß erhöht. In derSubgruppe der für Prasugrel geeigne-ten Patienten* hat Prasugrel denkombinierten Endpunkt sogar um26 Prozent (8,3 vs. 11,0 Prozent) ge-senkt (p < 0,001), ohne das Blutungs-risiko signifikant zu erhöhen (s. Abb).

Duale Plättchenhemmungnach PCI noch ein Jahr lang

Bei PCI-Patienten* sollte Prasugrelder Vorzug vor Clopidogrel gegebenwerden. Es habe insbesondere beiSTEMI-Patienten mit primärer PCIseine Überlegenheit gegenüber Clo-pidogrel dokumentiert, so Silber. DieESC empfiehlt daher in aktuellenEmpfehlungen, die duale Plättchen-hemmung nach der PCI für ein Jahrfortzuführen, unabhängig davon, obein Koronarstent implantiert wurdebzw. ob der Stent unbeschichtet oderMedikamente-freisetzend war.1 „Mitder dualen Plättchenhemmung wirdnicht der Stent, sondern der Patientnachbehandelt“, betonte Silber.

Die Datenlage untermauert die Erfahrungen zum Nutzen

von Prasugrel (Efient®) im klinischen Alltag. Das

spiegelt sich in den aktuellen Leitlinien zur myokardialen

Revaskularisierung wider. Hier wird Prasugrel für

geeignete Patienten als Standard empfohlen.

Thrombozytenaggregationshemmer bessern die Prognose:Die Datenlage spricht für Prasugrel

Signifikanter Vorteil beim primären Endpunkt

Anteil der Patienten mit primärem Endpunkt (Subgruppe*, n = 10804)

Grafik:

0 30 90 180 270 360 450

16

14

12

10

8

6

4

2

0

Prasugrel 8,3 %

Kardiovaskulärer Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall

Clopidogrel 11,0 %

Größere Blutungen (TIMI Major Blutungen) Prasugrel 1,9 %

Clopidogrel 1,5 %

p < 0,001

TageQuelle: S. D. Wiviott et al., Circulation 122 (2010) 394-403

TRITON-TIMI-38-Studie: Für die Therapie geeignet sind ACS-PCI-Patienten, Kör-pergewicht ! 60 kg, Alter < 75 Jahre, kein Schlaganfall/TIA in der Anamnese.

Das Thienopyridin Prasugrel ist eininaktives Prodrug, das nach oralerAufnahme rasch hydrolysiert und da-nach aktiviert wird. Bereits 15 Minu-ten nach der Einnahme ist der aktiveMetabolit im Plasma nachweisbar,die maximale Konzentration wirdnach 30 Minuten erreicht. Die Wir-kung beruht auf einer irreversiblenBindung an den P2Y12-Rezeptor aufden Thrombozyten.

In präklinischen Studien war dieHemmung der Thrombozytenaggre-gation mit Prasugrel etwa zehnmal sostark wie mit Clopidogrel, die Hem-mung der Thrombusformation etwa

hundertmal so stark.3 Nach Ansichtvon Professor Albrecht Elsässer vomHerzzentrum Oldenburg ist der inno-vative Wirkmechanismus von Pra-sugrel der Schlüssel für seine guteWirksamkeit.

In der TRITON-TIMI-38-Studiehat sich die im Vergleich zu Clo-pidogrel effizientere Thrombozyten-aggregationshemmung von Prasugrelin einer überlegenen Reduktion derischämischen Ereignisrate gezeigt(Myokardinfarkt: 2,3 Prozent absolu-te Risikoreduktion, 24 Prozent relati-ve Risikoreduktion; 1,2 Prozent bzw.34 Prozent, weniger erneute Revas-

kularisationen; 1,3 Prozent bzw. 52Prozent weniger Stentthrombosen).2

Die Überlegenheit von Prasugrelgegenüber Clopidogrel habe sich beierwartungsgemäß erhöhtem Blu-tungsrisiko sowohl für die Aufsätti-gungs- als auch für die Erhaltungsdo-sis bestätigt, so Elsässer. Die stärkereReduktion der ischämischen Ereig-nisse zeigte sich in den ersten dreiTagen ebenso wie in den weiterenMonaten bis zum Studienende.4

Prasugrel hat die Patienten auchvor einem zweiten Endpunktereignisgeschützt: Bei 10,8 Prozent der Pa-tienten der Prasugrel-, aber bei 15,4Prozent der Patienten der Clopido-grelgruppe trat ein erneutes ischämi-sches Ereignis ein. Auch kardiovasku-läre Todesfälle nach erneutem Myo-kardinfarkt oder Schlaganfall warenseltener (3,7 Prozent mit Prasugrel vs.7,1 Prozent mit Clopidogrel).5

Mit Prasugrel starke Plättchenhemmungund Reduktion ischämischer EreignissePrasugrel wurde in der TRITON-TIMI-38-Studie direkt

mit Clopidogrel verglichen. Es hat die Rate ischämischer

Ereignisse stärker gesenkt als Clopidogrel.

An der PLATO-Studie7 nahmen18 624 Patienten mit akutem Koro-narsyndrom teil. Sie erhieltenzweimal täglich Ticagrelor oderClopidogrel einmal täglich. In derAuswertung der Gesamtstudien-population war Ticagrelor wirk-samer als Clopidogrel.6 In derSubgruppenanalyse7 der Hochrisi-kogruppe der Patienten nachST-Hebungsinfarkt war jedoch dieReduktion des primären kombi-nierten Endpunkts aus vaskulär be-dingtem Tod, Myokardinfarkt undSchlaganfall (10,8 vs. 9,4 Prozentbei Clopidogrel, p = 0,07) nicht sig-nifikant.7 Außerdem traten in derTicagrelorgruppe signifikant häu-figer Adenosin-assoziierte Neben-wirkungen wie Dyspnoe auf (13,8vs. 7,8 Prozent). Daher wurdeTicagrelor häufiger vorzeitig abge-setzt als Clopidogrel (0,9 vs. 0,1Prozent).7 Eine Auswertung derPLATO-Studie bei 3237 Patientenhatte ergeben, dass Ticagrelor beiPatienten mit chronisch einge-schränkter Nierenfunktion (Krea-tinin-Clearance < 60 ml/min) zwarim Vergleich zu Clopidogreleinen Nutzen zeigte, bei Patientenmit normaler Nierenfunktion(n = 11 965) fand sich dagegen keinUnterschied.8 Nach Ansicht vonExperten könnten diese Dateneine neue Diskussion um denbreiten Nutzen von Ticagrelor imklinischen Alltag entfachen.9

* Für Patienten < 75 Jahre, ! 60 kg, ohneTIA/Schlaganfall in der Anamnese (Efient®

Fachinformation Stand: September 2009)

Gesamtnutzen vonTicagrelor weiterdiskussionsbedürftig In der TRITON-TIMI-38-Studie

wurde für die meisten Subgrup-pen gezeigt, dass Prasugrel imVergleich zu Clopidogrel von Vor-teil ist, insbesondere bei Patientenmit ST-Hebungsinfarkt (STEMI-Pa-tienten) und bei Diabetikern. Die-se Vorteile waren unabhängig vonder Nierenfunktion. Ein weitererVorteil: Die einmal tägliche Gabemacht Prasugrel patientenfreund-lich und fördert die Compliance.Im klinischen Alltag mache dieirreversible Bindung von Prasugrelan den P2Y12-Rezeptor die Plätt-chenhemmung möglicherweise si-cherer und konsistenter als Plätt-chenhemmung mit dem zweimaltäglich einzunehmenden Ticagre-lor, so Professor Albrecht Elsässer,Herzzentrum Oldenburg. Die Da-tenlage unterstreiche den breitenNutzen von Prasugrel bei ACS undKoronarintervention und sprechefür den standardisierten Einsatzz. B. bei STEMI-Patienten und Dia-betikern mit ACS.

Bei Diabetikernvon großem Nutzen

Wenn bei Patienten mit akutemKoronarsyndrom und perkutanerKoronarintervention eine Bypass-Operation nicht auszuschließen ist,sollten Nutzen und Risiko (v. a. er-höhtes Blutungsrisiko) von Prasugrelsorgfältig betrachtet werden. In die-sem Zusammenhang besonders in-teressant sind Ergebnisse einerSubgruppenanalyse der TRITON-Studie, die auf der Jahrestagung der

American Heart Association in Chi-cago präsentiert wurde.9 Retrospektivanalysiert wurde eine Kohorte von346 Patienten, bei denen im Stu-dienzeitraum von 15 Monaten eineBypass-Operation notwendig gewor-den war. Bei den mit Prasugrel be-handelten Patienten war die Gesamt-mortalität signifikant niedriger alsbei den mit Clopidogrel behandelten(2,3 vs. 8,7 Prozent, p = 0,016).10 Auch

die kardiovaskuläre Mortalität nach30 Tagen war mit Prasugrel signifi-kant niedriger (0,6 vs. 5,8 Prozent mitClopidogrel, p = 0,038).9 Zwar kann esbis zu 7 Tage nach Absetzen von Pra-sugrel zu häufigeren und schwerenBlutungen kommen, doch „unterdem Strich steht der Nettonutzen dersignifikanten Mortalitätsreduktion“,so Professor Harald Darius, VivantesKlinikum Neukölln, Berlin.

Prasugrel auch für Bypass-Patienten geeignet?

1) W. Wijns et al., Eur Heart J 31 (2010)20: 2501- 2555

2) S. D. Wiviott et al., N Engl J Med 357(2007) 2001- 2015

3) J. A. Jakubowsky et al., CardiovascDrug Rev 25 (2007) 357 - 374

4) E. M. Antman et al., JACC 52 (2008)2028 - 2033

5) S. A. Murphy et al., Eur Heart J 29(2008) 2473 - 2479

6) C. P. Cannon et al., Lancet 375 (2010)283 - 293

7) P. G. Steg et al., Circulation 122 (2010)2131- 2141

8) S. James et al., Circulation 122 (2010)1056 -1067

9) G. Montalescot et al., Circulation 122(2010) 1049 -1052

10) P. K. Smith et al., AHA, Chicago 2010,Abstract

Persönlich erstellt für: Sigmund Silber ©

2004 - 2011 Ärzte Zeitung

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