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Thünen Modell U. van Suntum, Regionalökonomik, Thünenmodell 1 • Zentrum •„Freie Wirtschaft“ • Forstwirtschaft • Fruchtwechselwirtschaft (Getreide u. Blattfrucht o. Br • Koppelwirtschaft (Gras- und Feld) • Dreifelderwirtschaft (mit Brache) • Viehzucht • „Wildnis“ (Jagd) Johann Heinrich von Thünen (1783 – 1850) olierte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft d Nationaloekonomie Jena: G Fischer, 1910.

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Thünen Modell

U. van Suntum, Regionalökonomik, Thünenmodell 1

• Zentrum•„Freie Wirtschaft“• Forstwirtschaft• Fruchtwechselwirtschaft (Getreide u. Blattfrucht o. Brache)• Koppelwirtschaft (Gras- und Feld)• Dreifelderwirtschaft (mit Brache)• Viehzucht• „Wildnis“ (Jagd)

Johann Heinrich von Thünen(1783 – 1850)

Der isolierte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Nationaloekonomie Jena: G Fischer, 1910.

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Bilder aus dem Thünen-Museum in Tellow mit dem Direktor, Herrn Bartz (Globalisierungsseminar SS 2006)

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Lebensdaten Johann Heinrich von Thünen

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(Quelle: Thünengesellschaft (www.thuenen.de)

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Thünens Mustergut Tellow (heute)

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Das berühmte Grab Thünens mit der Lohnformel

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Die Lohnformel

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Thünen-Modell (formal)

U. van Suntum, Regionalökonomik, Thünenmodell 7

Entfernung u

Bietrente r(u)

r1(u)

r2(u)

u* Entfernung u

Vereinfachungen:

• 2-Güter-Fall• Preise gegeben• lineare Beziehungen• keine externen Effekte

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Vereinfachtes Thünen-Modell

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(vgl. UvS, Die Thünen´schen Ringe, WiSt 8/1980)

Annahmen:• Preise im Zentrum seien gegeben• Nachfrage zu diesem Preis unbegrenzt hoch• Homogene Fläche, punktförmiger Absatzmarkt im Zentrum• Produktion in der Fläche, Produktionskosten überall gleich hoch• ubiquitäre Produktionsfaktoren

Symbole: • pi = Preis von Gut i im Zentrum• ti = Transportkosten Gut i pro Tonne und km• u = Entfernung vom Zentrum• ki = Stückkosten von Gut i (ohne Transportkosten)• ei = physischer Ertrag von Gut i pro Flächeneinheit (in Tonnen)• pi(u) = Preis von Gut i in Entfernung u• Gi(u) = Gewinn pro Flächeneinheit Gut i• ri(u) = Bietrente Gut i (Gewinn vor Bodenkosten) pro Flächeneinheit

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Formale Lösung vereinfachtes Modell (1)1.1 Thünen´sche Kreise

U. van Suntum, Regionalökonomik, Thünenmodell 9

(1) r1(u) = (p1 – t1u – k1)e1

(2) r2(u) = (p2 – t2u – k2)e2 Bietrentenfunktionen (W. Alonso)

r2(u)

r1(u)

u

An der Grenze u* muss gelten:

(3) r1(u*) = r2(u*)

u*

=> (4)2211

222111 )()(*

tete

kpekpeu

(Location and Land Use. Toward A GeneralTheory of Land Rent. Massachusetts 1964)

(p2 – k2)e2

(p1 – k1)e1

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U. van Suntum, Regionalökonomik, Thünenmodell 10

Gut 1 wird in Entfernung u produziert, wenn

(5) r1(u) > r2(u)

Einsetzen von (1) und (2) in (5) liefert

(5a) e1(p1 – k1) – e2(p2 – k2) > u(e1t1 – e2t2)

Einsetzen von (4) in (5a) liefert

(5b) u*(e1t1 – e2t2) > u (e1t1 – e2 t2)

Für e1t1 > e2t2 (positiver Klammerausdruck) folgt u < u* d.h. Gut 1 wird dann in Zentrumsnähe angebaut

Für e1t1 < e2t2 (negativer Klammerausdruck) folgt u > u* d.h. Gut 1 wird dann in Peripherie angebaut

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Schlussfolgerungen/Interpretation

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• Entscheidend sind physische Erträge ei und Transportkosten ti

• In Zentrumsnähe rückt das Gut mit den höchsten Transportkosten pro Flächeneinheit:

• Die Preise im Zentrum sind hier ohne Einfluß auf die Standortwahl (sofern nicht ein Gut ganz aufgegeben werden muss)• Gesamte Transportkosten der Volkswirtschaft werden minimiert Kritik/Erweiterungen:

• Preise und Nachfrage endogenisieren (wie bei Thünen im Original)• Restriktionen (homogene Fläche, Linearität etc.) lockern• Auf moderne Fragestellungen anwenden (Einzelhandel, Industrie)

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Übertragung des Thünen-Modells auf die Stadt

U. van Suntum, Regionalökonomik, Thünenmodell 12

Büro

Einzelhandel

Wohnraum (mittlere Intensität der Flächennutzung)Gewerbe (mittlerer bis hoher Flächenbedarf)

Stadtzentrum

Lage

rent

e

Entfernung

(teilweise zwar großer Flächenbedarf, aber hohe Fühlungsvorteile => Transportkostenersparnis der Kunden durch Zentrumsnähe)

(hohe Intensität der Flächennutzung)

nach: Harald Bathelt, Johannes Glückler, Wirtschaftsgeographie, 2. Auflage, Stuttgart 2003. S. 102

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Thünen-Kreise in der Stadt

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InnenstadtSpeckgürtel

Peripherie

• intensivste Bodennutzung in Zentrumsnähe • Grund weniger Transportkosten als Wegekostenersparnis der Kunden • Agglomerations- vorteile (siehe später)

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Verallgemeinertes Thünen-Modell

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• Güterpreise im Zentrum p jetzt variabel, ergeben sich aus Angebot und Nachfrage im Zentrum

• Es konkurrieren zwei Güter (1 und 2) um die marktnächsten Standorte (z.B. Gemüse und Weizen)

• Feste, aber je nach Gut unterschiedliche Transportkosten ti pro Entfernungs- und Gütereinheit

• Genutzte Bodenfläche um das Zentrum ergibt sich aus Nachfragemengen der Güter, die wiederum von Preisen abhängig sind

• An der Bebauungsgrenze ist der Bodenpreis Null• Statt Fläche wird mit Entfernung u gerechnet (nur mathematische Vereinfachung)

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Formale Lösung

U. van Suntum, Regionalökonomik, Thünenmodell 15

Symbole: • pi (xi) = Preis von Gut i im Zentrum • ti = Transportkosten Gut i pro Tonne und km• u = Entfernung vom Zentrum• ki = Stückkosten von Gut i (ohne Transportkosten)• ei = physischer Ertrag von Gut i pro Flächeneinheit (in Tonnen)• pi(u) = Preis von Gut i in Entfernung u• gi(u) = Gewinn pro Flächeneinheit Gut i• ri(u) = Bietrente Gut i (Gewinn vor Bodenkosten) pro Flächeneinheit• xi = nachgefragte Menge Gut i im Zentrum• a, g = feste Parameter der Nachfragefunktionen• Angebot sei proportional zur Entfernung: xi = eiui (mit ui = Anbau“fläche“ Gut i)

u

Bietrentenfunktionen: (2) ri(u) = (pi(xi) – ki – ti u)ei

x

Nachfragefunktionen: (1) xi(pi) = a – gpi

a

pi

a/g (pi-ki)ei

iu

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U. van Suntum, Regionalökonomik, Thünenmodell 16

Es gelte e1 t1 > e2 t2 => Gut 1 hat steilere Bietrentenfunktion:

u*u

(p1-k1)e1

(p2-k2)e2

u

• links von u* wird Gut 1 angebaut wegen r1(u) > r2(u)• rechts von u* wird Gut 2 angebaut wegen r2(u) > r1(u)• Für die „Zonengrenze“ u* errechnet sich analog zu oben:

(3)2211

222111 )()(*

tete

kpekpeu

r1(u)

r2(u)

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U. van Suntum, Regionalökonomik, Thünenmodell 17

uuu 21

Für den Flächenbedarf gelten folgende Beziehungen:

(4) u1 = x1/e1 bzw u2 = x2/e2 (Flächenbedarf der einzelnen Güter)

mit

=> (4a) ue

pga

e

pga

2

222

1

111(Gesamter Flächenbedarf)

Einsetzen der Nachfragefunktionen (1):

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(Nullgewinn von Gut 2 an der Anbaugrenze)0)(2 ur• Aus

und (2) folgt (5): 222 kutp (Preis von Gut 2 im Zentrum)

• Gut 1 wird genau bis u* angebaut: (4) => u1 = u* = x1/e1

=> (6) 1

111*e

pgau

Wir haben 4 Gleichungen (3,4,5,6) sowie vier Unbekannte => das System ist eindeutig lösbar.

),*,,( 21 ppuu

Einsetzen der Nachfragefunktion (1)

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4

1212121221

1222142

21212212214321

)(

N

pegkegeaeau

gteeNN

kegeaeateeNNNp

212214

2

12211

3

11212

22111

*

tegeeN

N

keNaN

NgeN

teteN

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Ergebnisse des Modells

U. van Suntum, Regionalökonomik, Thünenmodell 20

• Neuzutritt von Gut 2: Gut 1 wird aus innerem Kreis verdrängt• Preis von Gut 1 steigt wegen größerer Knappheit, Bietrente dito• jetzt wird Gut 2 knapper und sein Preis und seine Bietrente steigen• Prozess setzt sich fort bis Nachfrage = Angebot auf beiden Märkten • Bodenpreis steigt überall, Anbaufläche wird ausgedehnt• Reihenfolge des Zutritts ist unerheblich für Zonenbelegung

u

r1(u)

r2(u)

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U. van Suntum, Regionalökonomik, Thünenmodell 21

u u

Gut 1 wird verdrängt Gut 2 wird verdrängt

r1(u)

r1(u)

r2(u)

r2(u)

Was passiert im Grenzfall identischer Bietrentensteigungen?

• Standortbelegung erfolgt zufällig bzw. gemischt durch beide Güter• Nachfrageerhöhung nach einem Gut verteuert beide Güter und Boden• Anbaufläche geringer als Summe der Flächen im Ein-Gut-Fall, da steigender Bodenpreis die Nachfrage nach beiden Gütern dämpft

Thünen-Modell.xlsx

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Weiterführende Literatur zur Thünen´schen Standorttheorie

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• W. Isard: Location and Space-economy, A General Theory Relating to Industrial Location, Market Areas, Land Use, Trade an Urban Structure, New York 1956

• W. Isard: Methods of Regional Analysis: An Introduction to regional science

Cambridge 1960

• Edwin von Böventer, Theorie des räumlichen Gleichgewichts, Tübingen 1962

• Edwin von Böventer, Standortentscheidung und Raumstruktur, Hannover 1979

Einfaches Thünen-Modell zum „Spielen“ im Internet: 3. THUNEN.EXE

Centre for Advanced Spatial Analysis (CASA) - University College London Personal Website: http://www.casa.ucl.ac.uk/