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Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum 1
Ältere Neoklassik (1)7. Neoklassk
• Carl Menger (1840-1921), Methodenstreit mit Schmoller
• Friedrich Freiherr von Wieser (1851-1926), Grenznutzenschule, Wiederentdecker der Gossen´schen Gesetze
• Eugen von Böhm-Bawerk (1851-1914), Kapitaltheorie, „Macht oder ökonomisches Gesetz“ (1914)
(ca. 1870 – 1936)
Ältere Wiener Schule
Grenznutzentheorie, Kapitaltheorie, Konjunktur- und Geldtheorie
Vgl. dazu UvS, Die österreichische Kapitaltheorie, WiSt 6/1987, S. 282 ff.; ders., Capital and Growth. A Simple Neo-Austrian Approach, JbfNuSt 1987
Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum 2
Grundidee temporaler Kapitaltheorie7. Neoklassik
• N, Nind = direkte bzw. indirekte Arbeit• w = Lohnsatz• i = Zinssatz• G = Gewinn
i11
αα1
N
i1α1
awα
0i)w(1α)a(1δG
0waαδNδG
i)(1wwNaG
N
NN
NN
NN
δN
NN
NNN
ind
αind
α
1αind
1α
α
αind
ind
1αind
1α
indα)(1
indα
d.h. Kapitalintensität Nind/Nhängt nur von i ab, nicht von w!
Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum 3
Ältere Neoklassik (2)7. Neoklassik
• Ludwig von Mises (1881-1973): Ordnungspolitik, Sozialismuskritik
• Fritz Machlup (1902-1983): Wettbewerbstheorie, Kritik des Gleichgewichtskonzepts
• Friedrich A. von Hayek (1899-1992), Konjunktur und Kapitaltheorie, Wettbewerbstheorie, Ordnungspolitik (1974 Nobelpreis für „Preise und Produktion“ (1931)
• Gottfried Haberler (1900-1995), Konjunktur- und Außenwirtschaftstheorie
• Joseph A. Schumpeter (1883-1950), Wettbewerbstheorie, Konjunkturtheorie
(ca. 1870 – 1936)
Jüngere Wiener Schule
Konjunktur- und Geldtheorie, Wettbewerbstheorie
Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum 4
Ältere Neoklassik (3)7. Neoklassik
• Leon Walras (1834-1910), Mikroökonomisches Totalgleichgewicht
• Vilfredo Pareto (1848-1923), Wohlfahrtsökonomik, Verteilungstheorie
(ca. 1870 – 1936)
Lausanner Schule
Gleichgewichtstheorie, Wohlfahrtsökonomie
Cambridger Schule
Preis- und Kostentheorie, Wettbewerbstheorie
• William Stanley Jevons (1835-1882), Grenznutzenlehre, Gesetz der Unterschiedslosigkeit der Preise
• Alfred Marshall (1842-1924), Kostentheorie, Nachfragetheorie, Wohlfahrtsökonomie
• John Bates Clark (1847-1938), Grenzproduktivitätstheorie der Verteilung
Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum 5
Alfred Marshall7. Neoklassik
• Ältere Wohlfahrtsökonomie: kardinal und interpersonell messbarer Nutzen
• Bedingung für Aggregation: gleicher Grenznutzen des Einkommens• Rehabilitation des Konzepts durch J.R. Hicks: Zahlungsbereitschaft
p
Menge
Alfred Marshall (1842 – 1924)
Konsumentenrente
Produzentenrente
Angebot
Nachfrage
Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum 6
Ältere Neoklassik (4)7. Neoklassik
• John Maurice Clark (1884-1963), Sohn von John Bates, Kosten- und Konjunkturtheorie, workable competition, industrial organisation
• Arthur Cecil Pigou (1877-1959), Wohlfahrtstheorie (Pigou-Steuer), Konjunkturtheorie (Pigou-Effekt)
(ca. 1870 – 1936)
noch: Cambridger Schule
Nachrichtlich
• Oxford: Francis Y. Edgeworth (1845-1926), Nachfragekurve, Edgeworth-Box
• Joan Robinson (1903-1983), Unvollständige Konkurrenz (Amoroso-Robinson-Relation), Außenwirtschaft (Robinson- Bedingung), Kapitaltheorie (Cambridge-Kontroverse)
• Edward Chamberlin (1899-1967), Unvollständige Konkurrenz
• Robert Triffin (geb. 1911), dito, Währungstheorie
Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum 7
Amoroso-Robinson-Relation: Der Erlöses steigt in Reaktion auf eine Preiserhöhung umso stärker, je geringer die Nachfrageelastizität ist:
Robinson-Bedingung: Eine normale Reaktion der Leistungsbilanz ist um so eher zu erwarten, je geringer die Angebots- und je größer die Nachfrageelastizitäten der Importe und Exporte sind:
enlastizitätNachfrageenastizitäteAngebotsel
Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum 8
Cambridge-Kontroverse7. Neoklassik
• Neoklassische Standardtheorie: dk/di < 0 (k = Kapitalintensität)
• Österreichische Kapitaltheorie: dT/di < 0 (T = durchschnittliche Produktionsperiode)
• Kritik von Joan Robinson u.a.: Kapital ist ohne Kenntnis des Zinssatzes gar nicht messbar => Zirkelschluss der Neoklassik
• (Grund: Aggregationsproblem von Kapitaleinsätzen zu unterschiedlichen Zeitpunkten: K = K0 + K1/(1+i) + K2/(1+i)2 ...)
Folgerung insbesondere: Monotone Abhängigkeit der Kapitalintensität bzw. der Länge der Produktionsumwege vom Zinssatz wird geleugnet => Reswitching möglich (s.u.)
Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum 9
Reswitching-Paradoxon7. Neoklassik
• Kritik an Reswitching-Phänomen: empirisch niemals beobachtet worden, sehr gekünstelte Beispiele, auch theoretisch fragwürdig(Vgl. UvS, Das Reswitching-Paradoxon: Ein kapitaltheoretischer Irrtum? In:R. Hüpen/T. Werbeck (Hg), Wirtschaftslehre zwischen Modell und Realität,Stuttgart 1998, S. 115-134)
Gewinn
z1
Technik II
Technik I
Zinssatzz2
Das Reswitching-Paradoxon besagt, dass von zwei Produktionstechniken die kapitalintensivere (II) sowohl bei sehr niedrigen als auch bei sehr hohen Zinsen der anderen Technik (I) überlegen sein kann.
Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum 10
Ältere Neoklassik (5)7. Neoklassik
• Knut Wicksell (1851-1926), Konjunktur- und Geldtheorie (Zinsspannentheorem), Kapitaltheorie
• Gustav Cassel (1866 – 1945), Außenwirtschaftstheorie (Kaufkraftparitätentheorie), Lehrer von Gunnar Myrdal (geb. 1898, Entwicklungstheorie) und Bertil Ohlin (geb. 1899, Heckscher-Ohlin-Theorem)
Schwedische Schule
Geld-, Konjunktur- und Außenwirtschaftstheorie
i
IS
S+dM
(ca. 1870 – 1936)
Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum 11
Zusammenfassung: Lehren der (älteren) Neoklassik (1)7. Neoklassik
• Lausanner und Cambridger Schule: Homo oeconomicus, vollständige Konkurrenz als Leitbild, Maximierung von statischen Nutzen- und Gewinnfunktionen, Allgemeine Gleichgewichtstheorie , Bezugspunkt Wohlfahrtsökonomie , Marginalbedingungen (später Arrow, Debreu, Wald ...)
• Dagegen Wiener Schule (Schumpeter), später Freiburger Schule (Hayek): Dynamischer Wettbewerb, Wettbewerb als Entdeckungsverfahren, Ungleichgewichtstheorie, Ablehnung der Wohlfahrtsökonomie, Ablehnung der vollständigen Konkurrenz (Lutz: Schlafmützenkonkurrenz), Betonung von technischem Fortschritt und Pioniergewinnen, Prozess schöpferischer Zerstörung
Preis- und Wettbewerbstheorie
Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum 12
Zusammenfassung: Lehren der (älteren) Neoklassik (2)7. Neoklassik
• Verteilung nach Grenzproduktivität (John Bates Clark) gilt als effizient und gerecht
• Sekundärverteilung sollte Marginalbedingungen möglichst nicht verletzen
Verteilungs- und Kapitaltheorie
Konjunktur- und Geldtheorie
• Monetäre Konjunkturtheorien (Hawtrey, Wicksell) und nicht-monetäre Konjunkturtheorien (Spiethoff, Aftalion, Cassel), Umlaufgeschwindigkeit des Geldes bzw. Akzelerator im Zentrum
• Unikat: Sonnenfleckentheorie (Jevons)
Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum 13
Jüngere Neoklassik7. Neoklassik
• Individualistischer Ansatz, mathematische Methode
• New welfare economics auf Basis von Pareto
• Anwendung auf Produktionstheorie, Konsumtheorie, Spieltheorie, Außenwirtschaftstheorie...
• Pioniere: Solow, Arrow, Debreu, Samuelson, Meade, Neumann, Cobb u. Douglas (1928 gleichnamige PF)
(ab 1936)
• Reaktion auf Keynes´sche Revolution• Monetarismus: Zyklen monetär
bedingt, Staat = Verursacher• Teilweise Anleihen bei
Vorkeynesianischer Konjunkturtheorie (Hawtrey)
• Bessere theoretische und empirische Fundierung
• Pioniere: Friedman, Brunner, Meltzer, Lukas
Mikro: Nicht monetäre Gleichgewichtstheorie
Makro: Geld- undKonjunkturtheorie
Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum 14
Ordoliberalismus
Walter Eucken1891-1950
Franz Böhm1895-1977
Leonhard Miksch1901-1950
Hans Großmann-Doerth1894-1944
Alexander Rüstow1885-1963
Wilhelm Röpke1899-1966
Alfred Müller-Armack1901-1978
Erwin von Beckerath1889-1964
Freiburger Schule
Kölner Schule
Soziologischer Liberalismus
Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum 15
an A. Schüller / H.G. Krüsselberg - Grundbegriffe zur Ordnungstheorie und Politischen Ökonomik, Marburg 1991
Eucken konstitutierende und regulierende Prinzipien
Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum 16
Ordoliberalismus (Eucken) Soziale Marktwirtschaft (Müller-Armack)Reine Ordnungspolitik Ordnungs- und ProzesspolitikQualitative Wirtschaftspolitik Auch quantitative WirtschaftspolitikStreng wissenschaftliches Konzept mit klaren theoretischen Grenzen
Pragmatischer Ansatz; weiche Grenzziehung; Einzelfallentscheidungen
Ableitung aller Problemlösungen aus der Aufrechterhaltung der Ordnung
Weiterhin Notwendigkeit der staatlichen Intervention zur Schaffung sozialen Ausgleichs bzw. Korrektur der Marktergebnisse
„Richtige“ Wirtschaftspolitik entzieht der Sozialpolitik die Notwendigkeit
Getrennte Bereiche Wirtschafts- und Sozialpolitik; Versuch der Austarierung von „Freiheit“ und „(sozialer) Sicherheit“
Statisches Konzept Ständige Weiterentwicklung; Anpassung an neue Herausforderungen
Quelle: Artikel Ordoliberalismus in Wikipedia
Marktwirtschaft vs. Soziale Marktwirtschaft