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TIER REPORT OFFIZIELLES ORGAN DES SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS CHF 5.– / EURO 4.– 2/2010 STS-Katastrophenhilfe: Unterstützen Sie uns. Tierschutz hat viele Seiten

Tierreport 2/2010

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Tierreport - die Zeitschrift des Schweizer Tierschutz STS / Ausgabe 2/2010

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Page 1: Tierreport 2/2010

TIERREPORTO F F I Z I E L L E S O R G A N D E S S C H W E I Z E R T I E R S C H U T Z S T S

CHF 5.– / EURO 4.– 2/2010

STS-Katastr

ophenhilfe:

Unterstütze

n Sie uns.Tierschutz hat viele Seiten

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4 Kaninchenzucht Pionierhafte Gruppenhaltung von Mast- und Zuchtkaninchen.

6 Circus Royal Nicht nur dem STS fällt der mangelhafte Umgang mit den Tieren auf.

6 STS-Zirkusbericht In vielen Schweizer Zirkussen sind Fortschritte in der Tierhaltung sichtbar.

8 Zweite Chance Tierheime geben Problemhunden durch Verhaltenstraining eine zweite Chance.

10 Mark Twain Gedanken zum 100. Todestag des amerikanischen Schriftstellers.

12 Aktuelles Schweiz Kurzmeldungen aus der Schweiz.

14 Handeln gefordert Neue Tierquälerfälle belegen, dass das Tierschutzgesetz mangelhaft vollzogen wird.

16 Koalas Australiens Sympathieträger sind aktut bedroht.

20-23 Aktuelles Welt Kurzmeldungen aus aller Welt.

24 Mongolei Ein extremer Winter trifft Mensch und Tier hart.

26 Erdbeben in Haiti Auch die Tiere im Erdbebengebiet auf Haiti brauchen Hilfe.

27 Rechts-/Linkspföter Verhaltensforscher untersuchen das Verhalten von Hund und Katze.

28 Tierversuche Die tragische Geschichte um den Impfstoff gegen die Maul- und Klauenseuche.

30 Tiernahrung Die Migros produziert ihre Katzennahrung neu mit Schweizer Fleisch.

31 Tierschutzpreis Ein Wettbewerb für junge Tierschützerinnen und Tierschützer.

32 Tiere suchen ... Ausgesetzte, verlassene Tiere suchen ein neues, richtiges Zuhause.

TIERREPORT (ehemals «Du+die Natur»)Offizielles Organ des Schweizer Tierschutz STS137. Jahrgang, Nr. 2, Juni 2010, erscheint viermal jährlichHerausgeber: Schweizer Tierschutz STSDornacherstrasse 101, 4008 BaselTelefon 061 365 99 99, Fax 061 365 99 90, [email protected]

Redaktor: Mark Rissi

Mitarbeiter dieser Nummer: Matthias Brunner, Simone Matthieu,Catherine Reber, Stefan Tschopp, Eva WaiblingerTT

Gestaltung, Produktion: die zwei, Basel

Druck: Birkhäuser+GBC, Reinach

Abonnementspreise:Jahresabonnement (4 Ausgaben) CHF 12.80 inkl. MWStEinzelnummer CHF 5.–

Tierreport-Abonnentendienst:General-Wille-Strasse 144, 8706 MeilenTelefon 044 925 38 20, Fax 044 925 36 96, [email protected]

Abdruck nach Genehmigung durch die Redaktion mit Quellenangabe gestattet.

ISSN 1424-9537, Papier 100% Recycling

Besuchen Sie uns im Internet:

www.tierschutz.com oder www.tierreport.ch

Die Sektionen des Schweizer Tierschutz STS: Aargau · Appenzell · Basel-Stadt· Basel-Land · Bern Kanton · Bern Stadt · Biasca · Biel-Seeland · Ceresio/Mendrisi-otto · Emmental · Frauenfeld · Fribourg · Frutigen · Glarus · Graubünden · Grenchen · Haut-Léman · Heiden · Horgen · Interlaken-Oberhasli · Jura/AJPAPP , · Jura/Soubey · Kreuzlingen · La Chaux-de-Fonds · Liechtenstein · Linth · Locarno · Lugano · Luzern · Monthey · Neuchâtel · Nidwalden · Niedersimmental · Nyon · Oberaargau · Ober-rrsimmental · Oberwallis · Obwalden · Olten · Rheintal · Romanshorn · Rorschach · St. Gallen Kanton · St. Gallen Stadt · Saanenland · Sargans-Werdenberg · Schaffhau-sen · Schwyz · Sirnach · Solothurn/Wasseramt · Steckborn · Thun · Toggenburg · Uri · Uster · Valais · Vaud · Winterthur · Zug · Fondation Neuchâteloise d’TT Accueil pourAnimaux · Gerenau-Stiftung für Tierschutz, Wädenswil · Stiftung Mensch+Tier, Basel-Stadt · AKUT Aktion Kirche und Tier · APS Auffangstation für Sittiche und Papa-geien · Club der Rattenfreunde · Le Refuge de Darwyn · Schweizer Wildstation Landshut · PRT Protection et Récupération des Tortues · VTT AVV Z Verein Aquarium Zürich

TIERREPORT 2/2010

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TIERREPORT 2/2010 3

EDITORIAL

Anliegen aus Eigennutz immer bekämpfen und sogar ver-suchen, den Tierschutz lächerlich zu machen.

Aber die allergrössten Verlierer wären diejenigen gewe-sen, die auf uns angewiesen sind – die Tiere. Schon al-lein dieser Gedanke muss uns ein Ansporn sein, den ein-geschlagenen Weg unbeirrt weiterzugehen. Es gibt noch viel zu tun, und wir werden wieder Erfolge erzielen. Dennam 7. März haben wir nur eine Schlacht verloren, aber nicht den Krieg!

Herzlich, Ihr

Heinz Lienhard, Präsident Schweizer Tierschutz STS

Liebe Leserin, lieber Leser

Der 7. März 2010 war ein schwarzer Tag für den Tier-schutz in der Schweiz. Zwar ist es eine altbekannte Tat-sache, dass es viel braucht, um eine Initiative an der Urne zu gewinnen. Aber ich muss zugeben, dass ich das Verdikt gegen Tierschutzanwälte so doch nicht erwartethätte. Wie viele andere Tierschützerinnen und Tierschüt-zer fragte ich mich an jenem Sonntagnachmittag einen Moment lang, welchen Sinn es noch macht, sich weiter für die Lösung von Tierschutzproblemen einzusetzen. Soenorm war der Frust.

Aber schon am nächsten Tag war mir klar, dass Aufgeben eine Dummheit gewesen wäre. Vieles, das wir in den letz-ten Jahren erreicht haben, aber auch neue Ziele wären inFrage gestellt worden. Hätten wir aus Frust die Flinte insKorn geworfen, wären wir in der Tat schlechte Verlierer gewesen. Und wir hätten denen Recht gegeben, die unsere

Eine Schlacht verloren …

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Erst dann werden die Jungtiere von den

Zibben getrennt und kommen in einen ge-

meinsamen «Kindergarten» in einem sepa-

raten Gehege, wo sie ihr natürliches Sozi-

alverhalten erlernen und ausleben können.

Denn Kaninchen sind grundsätzlich nur in

der Gruppe glücklich. Während zehn Tagen

darf der Rammler zu den Zibben, um sei-

nem Namen Ehre zu erweisen und für die

natürliche Befruchtung zu sorgen.

Pioniertätigkeit zahlt sich ausAls Pionier der Gruppenhaltung für Ka-

ninchen gilt der Aargauer Landwirt Felix

Näf. Als er in den 1990er-Jahren damit

begann, seine Kaninchen in Gruppenstäl-

len zu halten, wurde er von seinen Berufs-

kollegen noch belächelt.

Doch heute ist er mit 7000 Masttie-

ren der grösste Produzent für Kaninchen-

fleisch in der Schweiz. Inzwischen belie-

fert er den Markt mit rund fünfzig wei-

teren Produzenten über die Kani-Swiss

GmbH mit über 100 000 Kaninchen pro

Jahr, wobei Coop zu den Hauptabneh-

mern und -förderern zählt.

Die Kaninchenmäster profitieren ne-

ben der Beratung durch das Bundesamt

für Veterinärwesen (BVET) von zusätz-

lichen Direktzahlungen im Rahmen des

BTS-Programms (Besonders tierfreundli-

che Stallsysteme).

Seit KAGfreiland die schrecklichen

Zustände in ausländischen Kaninchen-

haltungen aufgedeckt hat, wo die sym-

pathischen Nager in Käfigbatterien zu-

sammengepfercht sind, ist die Nachfrage

nach Schweizer Kaninchenfleisch aus

tierfreundlicher Produktion sprunghaft

angestiegen. Dazu trägt auch bei, dass

demnächst importiertes Kaninchenfleisch

aus Batteriehaltung als solches deklariert

werden muss.

Mit gespitzten Ohren hoppelt ein junges

Kaninchen neugierig ans Gitter heran.

Mümmelnd wittert es den fremden Besu-

cher, doch schon im nächsten Augenblick

schlägt es einen mächtigen Haken und

rennt wieder zu seinen Artgenossen zum

Spielen. Die Kaninchen von Bauer Stefan

Senn in Gansingen haben Glück. Denn sie

haben in den grosszügig eingerichteten

Gehegen die Möglichkeit, sich gemeinsam

auszutoben.

25 Kaninchen-WGsIn der grossen Scheune hat Senn 25 Ka-

ninchenbuchten eingerichtet, die sich 190

Zibben und 15 Rammler teilen. Dabei leben

jeweils mehrere Zibben, wie die Muttertiere

heissen, zusammen. In erhöhten Wurfnes-

tern bringen sie dreissig Tage nach der Be-

fruchtung ihren Nachwuchs zur Welt, um

den sie sich kümmern, bis die Tiere von der

Muttermilch entwöhnt sind.

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Kaninchen mögen es geselligNur in der Gemeinschaft mit Artgenossen sind Kaninchen froh. Doch die meisten leben immer noch in engen, langweiligen Boxen. Erst langsam setzt ein Umdenken ein. Die bis jetzt rund fünf-zig Züchter und Mäster von Kani-Swiss setzen auf Gruppenhaltung. Der STS-Kontrolldienst zieht eine positive Zwischenbilanz.

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Anspruchsvolle TierhaltungAllerdings ist die Kaninchenmast kein

neues Nischenprodukt für Landwirte,

welche bloss auf den schnellen Profit aus

sind. Denn die Gruppenhaltung von Ka-

ninchen ist anspruchsvoll und erfordert

einiges an Fachwissen. «Wir suchen ganz

klar Tierhalter, die die Begabung haben,

mit Tieren umzugehen», betont deshalb

Felix Näf stellvertretend für die Organi-

sation Kani-Swiss.

So mussten nach ersten Versuchen

selbst der STS und KAGfreiland einse-

hen, dass die ständige Freilandhaltung

von Kaninchen für professionelle Züch-

ter und Mäster in der Praxis nicht um-

setzbar ist. Zu viele Jungtiere kamen da-

bei durch klimatische Einflüsse ums Le-

ben, was auch aus tierschützerischer Sicht

problematisch ist.

Als praktikabelste Lösung haben sich

bis jetzt strukturierte Gruppenställe be-

währt, die über verschiedene Ebenen und

Rückzugsmöglichkeiten für die Kanin-

chen verfügen. Denn so niedlich diese

Pelztiere auch aussehen mögen, wenn es

beispielsweise um die Verteilung der Nist-

plätze geht, können die Zibben sehr rup-

pig miteinander umgehen.

Es braucht also viel Fachwissen, um

Kaninchen in dieser Form zu halten. Auch

der tägliche Arbeitsaufwand für die Reini-

gung der Ställe, für Fütterung und Kont-

rolle der Tiere ist beträchtlich.

Gruppenhaltung bildet noch AusnahmeSo mag es zunächst nicht erstaunen, dass

die Mehrheit der Kaninchen immer noch

in meistens viel zu engen, monotonen

Einzelboxen gehalten wird, obwohl dies

in keiner Weise tiergerecht ist. Nach einer

Statistik des Bundesamts für Landwirt-

schaft erhalten die Kaninchen nur gerade

in 153 Betrieben Auslauf ins Freie, und

auf lediglich 136 Bauernhöfen werden

sie tierfreundlich in Gruppen gehalten.

Doch der STS verfolgt das ehrgeizige

Ziel, dass sich bis in einigen Jahren die

Gruppenhaltung auf allen Bauernhöfen

in der Schweiz durchgesetzt haben wird.

Kontrolle und Beratung zugleich

Ein positives Signal setzt hier Coop.

Der Grossverteiler verzichtet auf den Im-

port von Kaninchenfleisch aus Käfigbat-

terien und setzt voll auf die Gruppenhal-

tung von Schweizer Mast- und Zucht-

kaninchen.

Im Auftrag von Coop besuchen die

Mitarbeitenden des STS-Kontrolldiensts

– häufig unangemeldet – diejenigen Be-

triebe, welche Kani-Swiss angeschlossen

sind. Werden Probleme festgestellt, so

bespricht der Kontrolleur diese direkt vor

Ort mit dem Kaninchenhalter. Auf diese

Weise konnten bereits zahlreiche Verbes-

serungen erreicht werden.

«Die in den letzten Monaten ange-

laufenen Kontrollen in den Kaninchen-

haltungen der Kani-Swiss-Gruppe, wel-

che ihre Tiere in die BTS-Kaninchen-Li-

nie von Coop liefert, haben ein erfreu-

liches Bild der von engagierten Kanin-

chenhaltern betreuten Stallungen erge-

ben», meint Cesare Sciarra, Leiter des

STS-Kontrolldiensts.

Matthias Brunner

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Zuchtkaninchen: Einige der Zibben sind in den Nistkammern bei ihren Jungen.

Mastkaninchen: Verhaltensgerecht strukturierte Buchten mit jeweils 25 Kaninchen.

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TIERREPORT 2/2008TIERREPORT 2/20106

Einige Male ist der Circus Royal in der

Vergangenheit mit Tierschutzorganisati-

onen in Konflikt geraten. Der STS etwa

hat beim Zirkus Hausverbot, wie Skrei-

nig erklärt. «Diese Leute machen völlig

unhaltbare Vorwürfe, um an Spenden-

gelder zu gelangen und in die Medien zu

kommen», behauptet er. So sei etwa die

Haltung der Tiere auf einem Betonboden

kritisiert worden. Dabei sei Betonboden

für diese Tiger der «natürliche Lebens-

raum». Alle seien sie in Gefangenschaft

zur Welt gekommen, und anders als etwa

den Tigern im Zoo, würden den Raub-

tieren beim Zirkus viele Reize geboten.

Häufige Ortswechsel etwa. «Letztes Jahr

waren diese Tiger in Frankreich, atmeten

in Nizza Meeresluft. Jetzt sind sie hier in

der Schweiz an der Bergluft.» Falls man

exotische Tiere im Zirkus nicht mehr

auftreten lassen könne, mahnt Skrei-

nig, werde «eine wichtige Kultur aus-

sterben».

Weil Peter Schlup von der Fachstelle

für Wildtiere des STS das königliche Zir-

kuszelt nicht mehr betreten darf, hat sich

dessen Kollegin Eva Waiblinger die Auf-

führung in Gossau angesehen. Diese ge-

fiel ihr nicht. «Wenn man Tiger nicht an-

ders dressieren kann, als ihnen mit einer

Peitsche ins Gesicht zu hauen, sollte man

es einfach lassen», sagt sie. Auch bei den

Pferde- und Kamelnummern hatte sie den

Eindruck, dass zu wenig mit den Tieren

kommuniziert werde, «weder sprachlich

noch mit Gesten». Stattdessen würden sie

unnötig geschlagen. «Alle Nummern mit

Tieren basieren auf ihrem natürlichen Ver-

halten», hatte Skreinig vor der Show be-

tont. Schwer zu sagen, wie das die Ziege

beurteilt, die nun durch einen brennenden

Reifen springen sollte. Sie sträubt sich. Der

fragwürdige Umgang mit Tieren im Circus

Royal ist auch deshalb schade, weil die tier-

losen Nummern die besten sind.

Timo Kollbrunner, «Der Bund»

«Da tigern wir hin» – mit diesen Worten

wirbt der Circus Royal für sein diesjäh-

riges Programm. Knapp zwanzig Leute

sind diesem Aufruf für die erste Vorstel-

lung auf dem Chilbiplatz in Bümpliz ge-

folgt – die erste Reihe ist fast komplett

besetzt, die restlichen acht sind leer. In

der Manege sitzen sieben imposante Ti-

ger auf Hockern. Der Circus Royal ist der

einzige seiner Zunft in der Schweiz, der

noch Raubtiernummern vorführt. Zirkus-

direktor Oliver Skreinig hatte vor der Vor-

stellung gesagt, Tiere würden in der Ma-

nege heute «nicht mehr als Bestien, son-

dern als Partner» präsentiert. Allerdings

müsse man, gerade im Umgang mit Raub-

tieren, «als Alphatier» auftreten, denn die

«soziale Rangordnung» müsse immer im

Lot bleiben. Wohl deshalb haut der italie-

nische Dompteur Redi Cristiani mehrmals

einem Tiger seine Peitsche an den Kopf.

Das macht man in der Regel nicht mit sei-

nem Partner.

Partner dank PeitscheOriginalzitat Zirkus Royal: «Alle Nummern mit Tieren basieren auf ihrem natürlichen Verhalten» …

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TIERREPORT 2/2010 7

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STS-Zirkusbericht

Massive Unterschiede bei Haltung und Umgang mit Tieren

Schon zum dritten Mal hat der STS Zirkusse mit Tieren begut-achtet. Dabei wurden erstmals auch die Vorstellungen mitein-bezogen. Fazit: Mit Ausnahme vom Circus Royal haben alle an-deren Zirkusunternehmen Fortschritte gemacht.

Die Bemühungen des STS zeigen Wirkung:

Gegenüber der vergangenen Saison hat der

Circus Nock erfreulicherweise alle vom STS

beanstandeten Punkte in der Tierhaltung

beherzigt und inzwischen verbessert. So

verfügen die Wildtiere und Ziegen jetzt

über reichlich Nagematerial. Die Gänse ha-

ben ein ausreichend grosses Wasserbecken

erhalten, und die Pferde profitieren von

permanent zugänglichen Paddocks.

Auch beim Circus Knie wurden die

Boxen der Pferde nochmals vergrössert,

und die Kapuzineraffen erhielten zusätz-

lichen Platz in ihrem Gehege. Die Pfer-

dehaltung beim Circus Knie ist nach wie

vor vorbildlich, die bewegungsfreudigen

Tiere dürfen täglich auf eine Weide. Wenn

auf dem Gelände des jeweiligen Standorts

keine solche zur Verfügung steht, werden

die Tiere trotz des grossen Aufwands auf

nahe gelegene Weiden gebracht.

Circus Royal bleibt sturRenitent gegenüber jeglichen Verbes-

serungsmöglichkeiten für die Tiere ver-

hält sich hingegen der Circus Royal. So

ist die Tierhaltung nach wie vor mangel-

haft, wobei einige Gehege noch nicht ein-

mal die gesetzlichen Mindestanforderun-

gen erfüllen.

Obwohl der STS bereits zum dritten

Mal in Folge auf diesen Umstand hin-

weist, haben die zuständigen Behörden

den gesetzlichen Forderungen offenbar

noch immer keinen Nachdruck verliehen.

Die Zirkusleitung verweigert jeglichen

Dialog und hat den STS-Wildtierexperten

sogar mit einem Hausverbot belegt.

Zirkus Nock: Ziegen und Geflügel in einergemeinsamer Anlage mit Beschäftigungs-möglichkeiten.

Zirkus Knie: Weidegang für Zirkuspferde selbstverständlich.

Circus Royal: Für eine gute Haltungvon Ziegen und Schafen fehlt eine Weide.

Circus Royal: Mangelhafte Tierhaltung und keine Besserung in Sicht.

Vorstellungen erstmals begutachtetErstmals hat der STS bei seiner Recherche

auch die Vorstellungen besucht, in denen

Tiere auftreten. Von grosser Tierkenntnis

und einem schonenden, freundlichen Um-

gang mit den Tieren zeugten die Num-

mern im Circus Knie, Circus Nock und Cir-

cus GO. Gute Tierkenntnis, freundlicher

Umgang mit den Tieren sowie positive

Belohnungen lassen die Tiere bei vielen

Kunststücken und Dressurvorführungen

gut mitmachen, wobei sie weder geistig

noch körperlich überfordert werden.

Auch in diesem Bereich sticht der Cir-

cus Royal wiederum negativ hervor. Die

dort gezeigten Tierdressuren waren ent-

täuschend. Viele unnötige und für die

Tiere unverständliche Strafen sowie we-

nig Einfühlungsvermögen in das Wesen

und die Fähigkeiten der Tiere fielen bei

praktisch allen Tiernummern auf.

Der Circus GO hat dieses Jahr domesti-

zierte Tiere mit im Programm. Zwei Num-

mern mit Katzen, Hunden, einem Esel und

einem Pony zeigen, dass auch mit diesen

Tieren tolle und tierfreundliche Auftritte

möglich sind. Matthias Brunner

Der vollständige Zirkusbericht ist im Internet über www.tierschutz.com/zirkusbericht abrufbar.

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TIERREPORT 2/2008TIERREPORT 2/20108

nen für Hunde, die durch falsche oder feh-

lende Sozialisierung, Gewaltanwendung,

Unterforderung oder Vernachlässigung ein

rabiates Verhalten an den Tag legen. Gründe

für auffälliges Verhalten gibt es viele. «Sehr

oft verstehen die Besitzer aber schlicht und

einfach die Hundesprache nicht», sagt Si-

mone Gubser, stellvertretende Leiterin des

Tierheims Strubeli in Volketswil ZH.

Tierpsychologin Daniela Schmid, die

für das Tierheim Strubeli arbeitet, erklärt:

«Hunde haben oft gelernt, dass sie durch

rabiates Verhalten etwas erreichen. Des-

halb wenden sie diesen ‹Trick› immer wie-

der an.»

Fälle mit und Fälle ohne Chancen«Ist der Hund bissig, weil es in der Hund-

Mensch-Beziehung viele Missverständ-

nisse gibt, ist es in den meisten Fällen

möglich, das unangenehme Verhalten in

ein alternatives, angenehmes Verhalten

umzulernen», sagt Daniela Schmid. Hun-

den allerdings, die gezielt zu Aggressi-

vität erzogen worden sind, sei kaum zu

helfen. Wie viele ihrer Kolleginnen und

Kollegen verrichtet Daniela Schmid ihre

Dienste fürs Tierheim ehrenamtlich.

Markus Brechbühl, Leiter des Tier-

heims an der Ron in Luzern, bestätigt

Familie Schürter* hatte sich die kleine

Mischlingshündin Bless als Famlienhund

zugetan. Die Kinder waren noch klein,

wollten mit dem Tier spielen und zogen es

in ihrer Unbedarftheit am Schwanz und an

den Ohren. Zuerst reagierte Bless mit Aus-

weichen, dann mit Zähnefletschen und am

Ende mit Zuschnappen. Familie Schürter

brachte Bless ins Tierheim. Sie könnten es

nicht verantworten, ihre Kleinkinder mit

einem bissigen Hund unter einem Dach le-

ben zu lassen.

Bless ist einer von vielen Hunden, die

wegen auffälligem Verhalten im Tierheim

landen. Tierheime sind oft Auffangstatio-

Zweite ChanceJede Hunderasse kann durch falsche Erziehung oder Haltung aggressives Verhalten an den Tag legen. Die überforderten Besitzer liefern ihre Vierbeiner dann im Tierheim ab. Das Heim muss den am Tier angerichteten Schaden ausbügeln – aber wie?

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dies. Doch Hunde, die einen wunden

Punkt haben, der bekannt ist und mit

dem man umgehen kann, sind für Brech-

bühl weniger problematisch. «Diese Tiere

kann man handhaben. Ein Hund mit aus-

geprägtem Jagdinstinkt darf nicht von

der Leine. Bellt einer unablässig, wenn

er allein ist, darf er nicht allein gelas-

sen werden.» Solche Dinge muss der po-

tenzielle neue Besitzer von einem Hund

mit grösseren oder kleineren Problemen

wissen und befolgen. Auf jeden Fall aber

wird er auf Herz und Nieren geprüft und

muss bereit sein, mit dem Hund zu arbei-

ten. Brechbühl: «Im Zweifelsfall behalten

wir den Hund lieber bei uns.»

Wie werden angriffige Hunde zahm?«Indem man ihnen beibringt, auf andere

Art zu erreichen, was sie bislang mit Ag-

gression erreicht haben», sagt Daniela

Schmid. «Hunde, welche um keinen Preis

an der kurzen Leine gehen wollen, weil

die Situation sie zu sehr stresst, gewöhnt

man langsam daran mit einer Schlepp-

leine. Hunde, die ein schlechtes Verhält-

nis zu Menschen haben, platziert man

mit einem gut sozialisierten Zweithund.

Beschützt einer auf extreme Weise sein

Territorium, ist es sinnvoll, einen Blick

auf die Rangordnung im Haushalt zu

werfen.» Ein Grundrezept gebe es aber

nicht: «Hunde sind Individuen mit eige-

nen Bedürfnissen.»

Diplomierte Tierpfleger/innen sind

bei Tierheimen gesetzlich vorgeschrie-

ben. Heute bieten viele Tierheime zu-

dem auch Hundekurse jeder Art durch

Verständnis: Simone Gubser, Stv. Leiterin Tierheim Strubeli, setzt sich für die Sozialisie-rung von Hunden ein.

Probleme erkennen: Markus Brechbühl, Leiter Tierheim an der Ron, arbeitet gezielt an den Problemen der Hunde.

Verhaltenstraining: Tierpsychologin Daniela Schmid betreut im Tierheim Problemhunde.

Fachleute an. Kleinere Tierheime arbei-

ten mit externen Fachleuten zusammen.

Mit genügend Zeit kann man nach Da-

niela Schmids Meinung bei 90 Prozent

der falsch sozialisierten Hunde eine Ver-

haltensänderung herbeiführen. Es sei je-

doch trotzdem schwierig, diese Tiere da-

nach zu platzieren: «Auch wenn sie ihre

Angriffslust abgelegt haben – erfahren

potenzielle Neubesitzer von der Vorge-

schichte, winken sie oft ab.» Doch kein

Tierschutzverein, der diesen Namen ver-

dient, schläfert heute noch aus finanziel-

len Gründen Tiere ein. Tiere werden nur

aus medizinischen Gründen eingeschlä-

fert: altersbedingt, oder weil sie an ei-

ner Krankheit leiden und ihnen ein Wei-

terleben nicht mehr zugemutet werden

kann.

In Bless’ Fall hat sich der Einsatz der

Betreuer gelohnt: Kaum war sie von der

Besitzerfamilie weg, blühte die Hündin

auf. Innert kürzester Zeit legte sie mit

tierpsychologischer Hilfe ihr aggressi-

ves Verhalten ab. Heute lebt Bless an ei-

nem schönen neuen Plätzchen und hat

ein Frauchen, das ihre Bedürfnisse ver-

steht.

Simone Matthieu

* Namen von der Redaktion geändert

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der die gesellschaftliche Scheinmoral.

Damit ebnete er den Weg für Debatten

über Klassenstand, Land, Rasse, Religion

und Tiere, die bis heute geführt werden.

Blick über den LattenzaunDer 100. Todestag von Mark Twain hat

eine Neubeurteilung seines Vermächtnis-

ses zur Folge, die beinahe so breit gefä-

chert ist wie der Mississippi. Leider dreht

sich der Grossteil des jetzigen Rummels

um wiedergekäute Auslegungen des Il-

lustrators Norman Rockwell, die das Werk

von Mark Twain auf eine Art Wohlfühl-

reise durch die staubigen Gassen seines

Geburtsortes Hannibal, ausgestattet mit

Höhlen und unbeschwerten Sommerta-

gen auf dem Fluss, reduzieren.

Die meisten Menschen verbinden den

Beginn der Gegenkultur zu den vorher-

schenden, bürgerlich geprägten Gesell-

schaftsnormen mit den 1960er-Jahren.

Damit haben sie zwar das richtige Jahr-

zehnt getroffen, aber sich im Jahrhun-

dert geirrt. Denn bereits in den 1860er-

Jahren beschrieb ein aufmüpfiger Jung-

schriftsteller aus Missouri mit spitzer Fe-

Gedanken zum 100. Todestag

Die andere Seite des Mark Twain

«Wenn du einen verhungerndenHund aufliest und ihn satt machst,dann wird er dich nicht beissen.Das ist der Grundunterschied zwi-schen Hund und Mensch.»

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Aber man muss nicht zwischen den

Zeilen lesen können, um zu verstehen,

dass Twain sowohl ein Provokateur als

auch eine Quelle harmloser Familienun-

terhaltung war.

Was dachte diese Ikone des amerika-

nischen Lebensstils über den Patriotis-

mus? «Der Mensch ist der einzige Patriot»,

schrieb er. Und weiter: «Er lebt in seinem

eigenen Land, unter eigener Flagge und

lästert über die anderen Nationen, und

hält unter grossen Kosten eine Unmenge

uniformierter Mörder an der Hand, um

Scheibe für Scheibe anderen Leuten das

Land wegzunehmen und gleichzeitig an-

dere vom eigenen Land abzuwehren.»

Der exzentrische Gentleman mit dem

markanten Schnurrbart war zu klug, frech

und kühn, um wie Tom Sawyers Latten-

zaun weiss getüncht zu werden. Schauen

wir uns Mark Twains Ecken und Kanten

sowie seinen Einfluss genauer an.

Mark Twain war die erste deutliche

literarische amerikanische Stimme – ein

Autor, der Wichtigtuerei mied und mit

Südstaatenakzent seine Charaktere zum

Leben erweckte: die Sklaven und Ausreis-

ser, die ungebildet, aber voller Einsicht

waren.

Seine Betrachtungen über den Glau-

ben machten ihn bei Atheisten zu ihrem

Gott. «Der Mensch ist das einzige Tier, das

die wahre Religion hat – mehrere von ih-

nen», schrieb Twain. «Er ist das einzige

Tier, das seinen Nächsten wie sich selbst

liebt, aber seine Kehle durchschneidet,

wenn dessen Theologie nicht die seine ist.

Er hat die Welt zum Friedhof gemacht,

indem er sein Bestes versuchte, um sei-

nem Bruder den Weg zu

Glück und Himmel

zu ebnen. Die hö-

heren Tiere ha-

ben keine Reli-

gion. Und uns

wird gesagt, dass

sie ausgeschlossen

werden vom Jen-

seits. Ich frage mich,

warum? Es scheint mir eine

fragwürdige Einstellung.»

Engagierter TierschutzpionierDieses Zitat führt zu einem Aspekt des

Vermächtnisses von Mark Twain, der vie-

len nicht bewusst ist: Mark Twain war

Amerikas erster nennenswerter Tier-

rechtsaktivist. Tiere waren immer von

zentraler Bedeutung in Twains Werk, von

seiner ersten Geschichte bis hin zu den

Schriften seiner letzten Lebensjahre.

Sein Huckleberry Finn ist nur noch

ein schluchzendes Häuflein Elend, als er

den schlaffen Körper eines Singvogels in

Händen hält, den er aus Sport getötet hat.

Er schwört, nie mehr ein anderes Lebewe-

sen umzubringen. Inspiriert von Darwin,

beobachtete Twain Tiere überall, wohin

er auch reiste. Wie kein anderer Autor be-

schrieb er ihre unterschiedlichen Persön-

lichkeiten, ob Pudel, Rotkehlchen oder

Kamel. Viele unveröffentlichte Aufsätze

behandeln tierverwandte Themen.

Twains Mitgefühl für Tiere war von

seiner Mutter Jane inspiriert, die unzäh-

lige streunende Katzen aufnahm und sich

nicht davor scheute, Männer zu zurecht-

zuweisen, die zu Zeiten des Bürger-

kriegs ihre Pferde auf den

Strassen von St. Louis

schlugen.

Weltberühmt: Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn finden sich in unzähli-gen Kinderbüchern und wurden oft verfilmt.Trotz viel Humor sind zwischen den Zeilengesellschaftskritische Gedanken lesbar.

Twain war auch ein echter Katzen-

narr. Seine Tochter Susy bemerkte ein-

mal, dass «der Unterschied zwischen

Mama und Papa ist, dass Mama gute Sit-

ten liebt und Papa die Katzen.» Twain

konnte an keiner Katze auf der Strasse

vorbeigehen, ohne anzuhalten und mit

ihr Bekanntschaft zu machen. Es freute

ihn, dass seine beiden Töchter dieses Mit-

gefühl für Tiere mit ihm teilten. Wie die

Grossmutter bedrängten sie übellaunige

Pferdekutscher und deckten sie mit Tira-

den ein.

Die Empfindungen des Autors für

Tiere reichten über seine Bücher und sein

tägliches Leben hinaus. In seinen späte-

ren Jahren schrieb er eigentliche Streit-

schriften für verschiedene Tierschutzver-

eine – vor allem für solche, die sich gegen

Stierkämpfe oder die damals aufkommen-

den Versuche am lebenden, unbetäubten

Tier richteten. Twain schrieb: «Ich glaube,

ich bin nicht daran interessiert zu wissen,

ob Vivisektion profitable Ergebnisse für

die Menschheit bringt oder nicht. Selbst

wenn die Ergebnisse neue Erkenntnisse

brächten, kann dies meine Abneigung ge-

gen sie nicht entkräften. Die Schmerzen,

die den Tieren ohne Zustimmung zuge-

fügt werden, sind die Grundlage meiner

Ablehnung. Und dies ist für mich eine

ausreichende Rechtfertigung für meine

kritische Haltung.» Dan Mathews

(Übersetzung aus dem Englischen:

Mark Rissi)ILLU

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Page 12: Tierreport 2/2010

TIERREPORT 2/201012

+ + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H

K Ä F I G K A N I N C H E N F L E I S C H

Deklarationspflicht für Importe ab 2012

Am 11. Juni 2009 kam das definitive Ja

aus dem Bundeshaus: Nach Bundes- und

Nationalrat hat auch der Ständerat einer

neuen Deklarationspflicht für Käfigkanin-

chenfleisch zugestimmt. Am 12. Mai 2010

hat der Bundesrat diese Änderung der

landwirtschaftlichen Deklarationsverord-

nung umgesetzt. Ab dem 1. Januar 2012

muss ausländisches Kaninchenfleisch aus

tierquälerischer Käfighaltung auf Verpa-

ckungen und Speisekarten mit «aus in der

Schweiz nicht zugelassener Haltungsform»

angeschrieben werden. Diese Deklarati-

onspflicht gilt für Restaurants, Läden und

Metzgereien, aber auch auf Menükarten in

Kantinen, Spitälern und Heimen muss die

Deklaration angebracht werden.

Völlig unverständlich bleibt jedoch

die lange Umsetzungsfrist. Zudem hat der

Bundesrat das Wort Käfighaltung durch

Tierhaltung ersetzt – das ist enttäuschend.

Tierschützer hatten sich für eine kürzere

Frist bis zur Einführung der neuen De-

klarationspflicht eingesetzt. Dennoch hat

KAGfreiland damit eines der Ziele der Kä-

figfleisch-Kampagne erreicht.

Ins Bundeshaus eingebracht hat das

Anliegen die junge Nationalrätin Tiana

Angelina Moser (GLP/ZH). Ihre Motion

«Deklarationspflicht für Käfigkaninchen-

fleisch» war durch alle Instanzen ein gro-

sser Erfolg.

T I E R V E R S U C H S -

V E R O R D N U N G

Enttäuschte Tierschutz-

organisationenObwohl sich vor einem Jahr 13 verschie-

dene Organisationen für Tierschutz und

Tierrechte fachlich kompetent und sehr

detailliert am Vernehmlassungsverfahren

zur neuen Tierversuchsverordnung betei-

ligten, liess sich das Bundesamt für Vete-

rinärwesen (BVET) erneut auf keine Kom-

promisse und Zugeständnisse im Sinne ei-

ner Verbesserung des Wohlergehens von

Versuchstieren ein.

Die grosse Hoffnung auf ein einiger-

massen tierwürdiges Dasein ist nun wie

eine Seifenblase geplatzt. Die neue Tier-

versuchsverordnung wurde – von der Öf-

fentlichkeit unbemerkt – Mitte April 2010

in Kraft gesetzt und entbehrt jeglichen

Feingefühls und Respekts vor dem emp-

findsamen Lebewesen «Versuchstier».

Immerhin gehören in diese Leidens-

gruppe nicht nur kleine Nager wie Mäuse,

Ratten, Hamster und Meerschweinchen,

sondern auch Kaninchen, Hunde, Katzen,

Affen, Pferde, Esel, Schweine, Schafe,

Rinder, Fische, Vögel und Reptilien. Jähr-

lich steigen die Versuchstierzahlen in der

Schweiz weiter an, mit inzwischen mehr

als 731000 im Tierversuch verbrauchten

Tieren.

Die Enttäuschung ist gross, denn es ist

offensichtlich: Die Mühen des Tierschut-

zes waren dem BVET nicht wert, berück-

sichtigt zu werden. So können Universitä-

ten und die Pharmaindustrie einmal mehr

triumphieren und weiterhin ungestraft

Tieren ohne Betäubung die Zehenglieder

und Schwänze abschneiden, sie tätowie-

ren, ihre Ohren lochen und kerben, sie in

Gegenwart und unter den Blicken ihrer

«Gspänli» jederzeit Zwangsmassnahmen

und Eingriffen aussetzen, sie als soziale

Lebewesen in zeitlich unbegrenzte Einzel-

haft und Isolation stecken, sie ohne Be-

willigung für anatomische und patholo-

gische Zwecke töten.

T.A.

MO

SER

BRAVODas Migros-Industrieunternehmen Midor bäckt seine Biskuitlinie «Tradition» in Zukunft nur noch mit Eiern von Schweizer Hühnern in Freilandhaltung. Damit will Midor den Absatz von Schweizer Eiern fördern.

Page 13: Tierreport 2/2010

TIERREPORT 2/2010 13

B U N D E S G E R I C H T

Hunderassenver-bot ist zulässig

H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S

S A N K T I O N F Ü R T I E R Q U Ä L E R

Tierhalteverbot für die «Schächtbrüder»

ISTO

CKPH

OTO

Das Verbot von vier Hunderassen im

Kanton Zürich ist rechtmässig, hat das

Bundesgericht entschieden. Drei Hunde-

klubs und drei Privatpersonen hatten Be-

schwerde dagegen eingelegt. Unter ande-

rem argumentierten sie, das Verbot sei un-

verhältnismässig und verstosse gegen den

Grundsatz der Niederlassungsfreiheit.

Das Bundesgericht kam zum Schluss,

die Rasse sei zwar ein diskutables, aber

nicht völlig willkürliches Abgrenzungs-

kriterium. Denn durch ihre Anatomie

seien die betroffenen Hunde potenziell

gefährlicher als andere. Die Niederlas-

sungsfreiheit würde nur verletzt, wenn für

Zuzüger andere Einschränkungen gälten

als für bereits im Kanton Zürich wohn-

hafte Personen.

Dem Treiben der Brüder Markus und

Guido Schmidig wurde ein Ende gesetzt.

Die beiden «Schächtbrüder» aus Sattel

dürfen künftig keine Tiere mehr halten.

Dies aufgrund schwerwiegender Verstö-

sse gegen das geltende Tierschutzgesetz.

Die beiden, die am 27. November des

letzten Jahres in flagranti beim Schäch-

ten von Schafen erwischt wurden, erfah-

ren nun endlich Konsequenzen. Das Ve-

terinäramt der Urkantone hat ein Tierhal-

teverbot für die ganze Schweiz erlassen.

Somit können sich die Brüder der Ver-

ordnung auch durch einen Wegzug aus

dem Kanton Schwyz nicht entziehen.

Eine Umschreibung des Betriebs auf Ver-

wandte oder Bekannte sei nicht so ein-

fach möglich.

Markus und Guido Schmidig sind in

der Vergangenheit bereits mehrfach we-

gen ihrer katastrophalen Tierhaltung auf-

gefallen. So wird den Brüdern unter ande-

rem vorgeworfen, vier Hunden die Kehle

aufgeschnitten zu haben. Zudem haben

sie einige Hunde über mehrere Wochen in

einem Jeep gehalten, Ziegen und Kälber

fristeten ein Dasein ohne Einstreu.

Erst als die beiden beim illegalen

Schächten von Schafen erwischt wur-

den, fand sich das Veterinäramt bemü-

ssigt, das Tierhalteverbot endlich auszu-

sprechen.

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PLAR

E S S E N M I T H E R Z

Kochen mit GewissenBeim dem unter den Kochlehrlingen ver-

anstalteten Quiz «Teste dein (Ge-)Wissen»

konnte Monika Steiner aus Hosenruck am

meisten Fragen richtig beantworten. Für

die junge Bauerstochter ist der Respekt

vor den Tieren selbstverständlich.

Tierschutz beginnt beim Kochen mit dem

richtigen Einkauf. Besonders regionale

Produkte sollten bevorzugt werden. Mit

dem Quiz über die Nutztierhaltung wollte

der STS den beruflichen Nachwuchs sen-

sibilisieren. www.essenmitherz.ch

Page 14: Tierreport 2/2010

TIERREPORT 2/2008TIERREPORT 2/2008TIERREPORT 2/200814

brutal die Hoden abschnitt: «Der Rüde war

bei vollem Bewusstsein, als ihm die ange-

klagte Bäuerin den Hodensack aufschnitt

und die Hoden entfernte. Danach liess sie

den Hund ohne Wundversorgung laufen. Sie

informierte weder den Hundebesitzer noch

den Tierarzt, sondern überliess das Tier sich

selbst. Der Hund verblutete in der Folge.

Die Vorgehens- und Verhaltensweise

zeugt von grosser Rohheit und Gleichgül-

tigkeit gegenüber dem Tier. Sie fügte dem

Hu

letzungen an sehr empfindlichen Organen

zu und kümmerte sich danach nicht mehr

um das Tier. Sie hat durch ihr Handeln den

qualvollen Tod des Hundes verursacht.»

Gefängnisstrafe wäreangemessenDie Täterin erhielt lediglich eine Busse von

300 Franken. Die Geldstrafe von 15 Tages-

ansätzen à 40 Franken wurde bedingt mit

einer Probezeit von zwei Jahren ausge-

sprochen. «Hier wären», so STS-Jurist Lu-

kas Berger, «eine Gefängnisstrafe von acht

Monaten oder eine Geldstrafe von mindes-

tens 250 Tagesansätzen durchaus ange-

messen gewesen.»

Wie die folgenden Beispiele zeigen, bleibt

Tierquälerei vielfach ein Kavaliersdelikt –

auch nach der breit geführten Diskussion

um den Tierschutzanwalt.

Auszug aus dem Protokoll* eines Urner Ge-

richtsfalls, bei dem eine Bäuerin auf der

Sittlisalp dem Hunderüden eines Nachbarn

Jetzt ist Doris Leuthard gefordertDrei neue krasse Fälle von Tierquälerei belegen, dass das Tier-schutzgesetz weiterhin nur sehr mangelhaft vollzogen wird. Der STS verlangt nun von Bundesrätin Doris Leuthard Massnahmen gegen diese Missstände.

* Der STS ist im Besitz einer Kopie des Protokolls

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Page 15: Tierreport 2/2010

TIERREPORT 2/2010 15

Ein Oberthurgauer Landwirt wollte im

Sommer 2007 ein Jungpferd erstmals be-

schlagen. Das Tier wehrte sich, worauf

der Verurteilte zusammen mit einem Huf-ff

schmied und seinem Vater äusserst brutal

vorging. Das Fohlen erlitt in der Folge ei-

nen Kreislaufkollaps und starb. Der Pfer-

dehändler zeigte vor Gericht weder Reue

noch Bedauern.

Notorischer TierquälerEs handelt sich um einen Wiederholungs-

täter. Er stand in den letzten Jahren mehr-

mals vor Gericht, weil er mit dem Tier-

schutzgesetz in Konflikt geraten war. Das

Gericht könne ihm wegen seiner langjähri-

gen Delinquenz und wegen seines Verhal-

tens vor den Schranken des Gerichts keine

positive Prognose für die Zukunft stellen,

sagte der Arboner Bezirksgerichtspräsident

bei der Urteilsverkündung.

Er verurteilte ihn wegen Drohung, Tier-

quälerei und mehrfachen Verstosses gegen

das Tierschutzgesetz. Das Thurgauer Ober-

gericht und das Bundesgericht haben die-

ses Urteil weitgehend bestätigt. Die Lau-

sanner Richter hielten fest, dass der Ver-

urteilte absolut uneinsichtig sei. Ihm fehle

der Respekt vor Mensch und Tier. Es

hätte sich deshalb «ohne weiteres» auch

eine deutlich höhere Strafe rechtferti-

gen lassen, schreibt das Bundesgericht

in seinem Urteil.

Trotzdem keinTierhalteverbot!Kantonstierarzt Paul Witzig hatte im

Verlauf des Verfahrens immer wieder er-

klärt, er könne gegen den Angeklagten

kein Tierhalteverbot aussprechen, so-

ange kein rechtskräftiges Urteil vorliege.

Jetzt wäre es so weit. Der Pferdehändler

wird nun aber verschont. Er sehe von ei-

em Tierhalteverbot ab, sagte Witzig.

Was muss ein Unhold denn eigentlich

och verbrechen, damit unsere Behörden

ei drastischen Verstössen gegen das Tier-

hutzgesetz endlich einmal ihren gesetz-

chen Spielraum für eine angemessene Be-

rafung nutzen?

Auf der Alp Derborence unweit des Wal-

liser Kantonshauptorts Sion liessen zwei

Tierhalter ihre 15 Schafe auf der Alp zu-

rück, ohne sich um die Fütterung zu küm-

mern. Alle Tiere verhungerten qualvoll. Es

dauerte ganze fünf Jahre, bis der Fall von

einem Gericht beurteilt wurde. Im Januar

2010 sprach der Walliser Instruktionsrich-

ter die Schafhalter frei, weil der Fall an-

geblich verjährt sei.

Inwieweit die Schafhalter Direktzah-

lungen oder andere staatliche Subventio-

nen für ihre Tierhaltung erhielten, ist un-

bekannt.

Bundespräsidentin DorisLeuthard muss eingreifenTierschutz, Politiker und Kantonstierärzte

erhöhen nun den Druck auf Bundespräsi-

dentin Doris Leuthard. Sie hatte als zustän-

dige Departementschefin vehement gegen

Tieranwälte gekämpft und dabei bei Tier-

freunden mit flapsigen Formulierungen für

Aufsehen gesorgt. Sie habe sich gegen Tier-

anwälte gewehrt, weil das dem toten oder

gequälten Tier auch nicht mehr helfe. In

einem Interview in «20 Minuten» gab sie

auf eine entsprechende Frage sogar zu Pro-

tokoll, dass sie gerne ein freiheitsliebendes

Tier wäre, beispielsweise ein Delfin. Der

Grund, so Leuthard: «Weil ich schneller

wäre als ein Fischerboot, könnte ich mich

selbst in Sicherheit bringen und bräuchte

keinen Tieranwalt.»

Keine Direktzahlungen fürTierquälereienJetzt wird Leuthard aufgefordert, im Voll-

zugsbereich Gas zu geben. Der STS ver-

langt, dass das Kontroll- und Sanktions-

system bei den landwirtschaftlichen Di-

rektzahlungen konsequenter zur Präven-

tion und Bestrafung von Tierquälerei ge-

nutzt wird.

Das Gros der Tierhaltungskontrollen

erfolgt mit vorhergehender Anmeldung,

sodass Tierschutzsünder genügend Zeit

haben, ihre Tierhaltung für den Kontroll-

besuch in Ordnung zu bringen. Dies ist aus

STS-Sicht deshalb störend, weil Direktzah-

lungen gemäss Landwirtschaftsgesetz an

eine tiergerechte Haltung geknüpft sind

und es hier um sehr viel Geld geht, erhält

doch ein Betrieb durchschnittlicher Grösse

und Tierzahl jährlich zwischen 30 000 und

40 000 Franken Direktzahlungen.

Auch Kantonstierarzt Josef Risi von

den Urkantonen nimmt kein Blatt vor den

Mund. Er pocht auf griffigere Massnahmen

auf Verwaltungsebene, um gegen Tierquä-

ler vorgehen zu können.

Druck auf eidgenössischer Ebene macht

nun auch der Zürcher SP-Nationalrat Ma-

rio Fehr. Er hat eine Anfrage eingereicht

und verlangt von Leuthard Auskunft, wie

sie die «Vollzugsprobleme im Tierschutzbe-

reich» anzugehen gedenke. Mark Rissi

Page 16: Tierreport 2/2010

TIER 4/2008

Sie sind wahre Sympathieträger für Australien. Doch könnten die niedlichen Koalas schon bald zum tragischen Symbol für den Klimawandel werden. Denn ihr Lebensraum ist akut bedroht, und damit auch ihr eigenes Überleben in Frage gestellt.

Den Koalas droht der Hungertod

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TIERREPORT 2/201016

Page 17: Tierreport 2/2010

TIERREPORT 2/2010 17

Ein silbrig-graues, rundliches Fellbün-

del hängt träge in einer Astgabel in der

Baumkrone. Nur die beiden grossen, flau-

schigen Ohren lassen erraten, dass es sich

um einen Koala handeln muss. Zugege-

ben: Auf den ersten Blick scheint das Le-

ben der Koalas nicht gerade spannend zu

sein. Tatsächlich schlafen oder dösen Ko-

alas 18 bis 20 Stunden am Tag und sind

nur nachts für kurze Zeit aktiv. Wobei sich

auch da ihr Bewegungsdrang in Grenzen

hält: Sie sind in erster Linie mit der Nah-

rungsaufnahme beschäftigt.

Schwer verdauliche KostWenn es ums Futter geht, sind Koalas äus-

serst wählerisch. Dabei scheint ihr Speise-

zettel zum Gähnen langweilig und nicht

gerade appetitanregend, denn es steht

täglich ein und dasselbe Menu darauf:

Eukalyptusblätter. Doch dürfen es kei-

neswegs irgendwelche Eukalyptusblätter

sein. Von den über 600 Eukalyptusarten

genügen nur gerade rund 10 Prozent den

hohen Ansprüchen der Koalas. Je nach

Region fressen sie bloss die Blätter von

zwei bis drei verschiedenen Eukalyptus-

baumarten.

Grosse Futterkonkurrenz müssen die

Koalas allerdings nicht fürchten, da Euka-

lyptus für die meisten anderen Tiere auf-ff

grund seines ätherischen Öls und ande-

rer Inhaltsstoffe äusserst giftig ist. Koalas

sind jedoch von der Natur so ausgestat-

tet worden, dass sie die schwer verdauli-

che und nährstoffarme Nahrung verarbei-

ten können. Dazu verfügen sie über einen

Blinddarm, der eine Länge von zwei Me-

tern erreicht. Zum Vergleich: Beim Men-

schen ist der Blinddarm nur gerade sechs

bis acht Zentimeter lang.

Es handelt sich jedoch um ein Am-

menmärchen, dass Koalas vom Eukalyp-

tus berauscht würden. Vielmehr bean-

sprucht der Verzehr dieser Pflanzenteile

und der langsame Stoffwechsel ihr Ver-

dauungssystem dermassen, dass sie den

Grossteil ihrer Energie dafür aufwenden

müssen. Sogar fast den gesamten Flüssig-

keitsbedarf decken Koalas über den Ver-

Entspannt: Koalas schlafen oder dösen 18 bis 20 Stunden pro Tag.

Verdauungsschlaf: Die Eukalyptusblätter sind schwer verdaulich – auch für Koalas.

zehr der Eukalyptusblätter. In einer der

Sprachen der australischen Urbevölke-

rung, der Aborigines, bedeutet Koala da-

her «trinkt kein Wasser».

Leichte JagdbeuteZwar haben schon die Aborigines seit je-

her Koalas gejagt. Verheerend wurde es

für die Pelztiere jedoch erst, als die Euro-

päer gegen Ende des 18. Jahrhunderts den

fünften Kontinent erobert hatten. Diese

fanden schnell heraus, dass sich Koalas

Page 18: Tierreport 2/2010

TIERREPORT 2/2010

so leicht wie Äpfel von den Bäumen «pflü-

cken» liessen. Wegen ihres weichen, dich-

ten Fells waren die Pelze von Koalas sehr

begehrt. Bis in die 1930er-Jahre wurden

mehrere Millionen Koalas gejagt, und da-

mit diese Tierart in gewissen Territorien

Australiens beinahe ausgerottet.

Erstes Opfer des Klimawandels?Längst sind die kuschelig aussehenden

Tiere zum beliebten Werbeträger für den

Tourismus von Australien geworden. Ei-

ner Legende zufolge diente der Koala gar

als Vorbild bei der Herstellung der ersten

Teddybären. Heute droht der Koala zu ei-

nem Symbol einer bedenklichen Entwick-

lung zu werden – nämlich des Klimawan-

dels.

Die internationale wissenschaftliche

Naturschutzorganisation IUCN berichtet,

dass durch die Klimaerwärmung immer

mehr Eukalyptuswälder absterben, und

damit auch das Überleben der Koalas ge-

fährdet ist. Grosse Rodungen durch Men-

schenhand und Waldbrände sind weitere

Gründe, weshalb die meisten natürlichen

Lebensräume für Koalas bereits unwieder-

bringlich verloren sind.

Internationale Bekanntheit erlangte

das Koalaweibchen «Sam», das ein Feu-

erwehrmann während eines Einsatzes bei

einem Buschfeuer vor den Flammen ret-

tete. Leider verstarb das Tier später bei ei-

ner notwendigen Operation.

Die «Australian Koala Foundation»

(AKF) geht davon aus, dass der Koalabe-

stand von geschätzten 100 000 Tieren im

Jahre 2003 auf inzwischen 43 000 Exem-

plare geschrumpft sei. Hauptverantwort-

lich dafür sei der Verlust des natürlichen

Lebensraums. Bereits in 30 Jahren könn-

ten Koalas vollständig ausgestorben sein,

befürchtet die AKF. Die Tierschutzorga-

nisation fordert deshalb von der aust-

ralischen Regierung einen einheitlichen

Schutz der Koalas auf dem ganzen Kon-

tinent.

Begehrtes Fell: Weil Koalas einfach zu fangen sind, waren sie eine leichte Beute – und wurden fast ausgerottet.

Gefährdet: Das Sterben der Eukalyptus-wälder bedroht die Koalas.

18

Page 19: Tierreport 2/2010

TIERREPORT 2/2010 19

Mutter und Kind: Mit einem speziellen Kot aus dem Blinddarm der Mutter wird das Jungtier an die Hauptnahrung Eukalyptusblätter gewöhnt.

Ein Leben auf BäumenKoalas sind Teil eines empfindlichen Öko-

systems. Ihre ganze Welt dreht sich um

die Baumkronen der Eukalyptuswälder,

in denen jedoch auch noch andere Bau-

marten vorkommen. Jeder Koala verfügt

über sein eigenes Territorium, das meh-

rere Bäume umfasst, die je nachdem für

die Nahrungsaufnahme oder als Schlaf-

platz dienen.

Die grösste Gefahr droht den Koalas,

wenn sie sich auf dem Boden aufhalten,

um zu einem anderen Baum zu gelangen.

Da sie sich nur langsam fortbewegen,

sterben nach Angaben der AKF jährlich

allein 4000 Koalas durch Hundeangriffe

und Autos.

Obwohl Koalas eigentlich Einzelgän-

ger sind, überlappen sich ihre so genann-

ten Heimstätten. Denn so ganz allein mö-

gen Koalas dann trotzdem nicht leben.

Selbst wenn sich die Koalamännchen

während der Paarungszeit ganz schön in

die Wolle kriegen können, wenn beide

Früher wurde der Koala (Phascolarctos cine-

reus) auch als Aschgrauer Beutelbär bezeich-

net. Doch sind Koalas gar keine Bären, son-

dern zählen zu den Beutelsäugern. Der Koala

ist endemisch und in Australien beheimatet.

Ein Koalaweibchen bekommt in der Regel

höchstens ein Junges im Jahr. Der nach der

Geburt nur knapp ein Gramm leichte und zwei

Zentimeter lange Winzling sucht instinktiv den

Weg in den Beutel der Mutter, in dem er die ers-

ten sechs bis sieben Monate verbringt. Zuerst

ernährt sich das Jungtier ausschliesslich von

der Muttermilch. Nach etwa 22 bis 30 Wochen

kommt zusätzlich «Pap» dazu, eine spezielle

Kotform, welche das Muttertier aus dem Blind-

darm absondert. So wird das Jungtier langsam

an das spätere Futter, die Eukalyptusblätter,

gewöhnt.

In freier Wildbahn haben Koalas eine Le-

benserwartung von 10 bis 15 Jahren.

Zoologischer Steckbriefgleichzeitig dasselbe Weibchen begehren.

Mit ihren scharfen Krallen fügen sich die

Rivalen mitunter arge Verletzungen zu.

Doch meistens bleibt es bei einer ver-

balen Auseinandersetzung: Dabei geben

die Männchen weit herum hörbare Grunz-

laute von sich, um einerseits Rivalen ab-

zuschrecken, andererseits Weibchen an-

zulocken. Mit ganz verschiedenen Tönen,

die sich manchmal wie ein Brüllen oder

Bellen anhören, kommunizieren Koalas

untereinander. Matthias Brunner

Page 20: Tierreport 2/2010

A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T +

TIER 2/201020

F R A N K R E I C H

Brutaler Mäusetest abgeschafft

A U S T R A L I E N

Bienen besitzen einen KalorienzählerWenn Bienen vom Pollensammeln in ih-

ren Stock zurückkehren, berechnen sie,

wie viel Energie sie für den zurückgeleg-

ten Weg zur Blume verbraucht haben. Das

Ergebnis dieser Analyse gehört zu den In-

formationen, die per Tanzsprache an die

Artgenossen vermittelt werden.

Sichtbar wurde diese erstaunliche Fä-

higkeit in einem Experiment der australi-

schen Macquarie University. Die Forscher

bauten dazu zwei Tunnel von zehn be-

ziehungsweise zwanzig Meter Länge, an

deren Enden jeweils ein Futtertrog als

Lockmittel für die Bienen platziert wurde.

Eine optische Täuschung sollte die Bienen

glauben lassen, dass der näher gelegene

Futtertrog der am weitesten entfernte sei.

Dass sie auf den Trick tatsächlich herein-

fielen, zeigte eine Analyse des Schwän-

zeltanzes, mit dem die Tiere ihren Artge-

nossen bei der Rückkehr Lage und Quali-

tät der Nektarquelle mitteilten.

Doch anders als vermutet, bevorzug-

ten die Bienen in der Folge dennoch den

näheren Trog und empfahlen ihn auch

weiter. Sie konnten scheinbar weiterver-

mitteln, dass sie für diese Strecke weniger

Energie verbraucht hatten, während die

visuell erfasste Entfernung für die Flug-

kostenrechnung kaum Bedeutung hatte.

«Für die Honigherstellung müssen Bie-

nen mehr Blumennektar sammeln, als

sie Energie für das Sammeln benötigen.

Für eine effiziente Futtersuche müssen sie

also wissen, wie viel Energie der jewei-

lige Flug verbraucht», erklärt Studienlei-

ter Andrew Barron.

Zur Abschätzung der Energie ver-

wenden Bienen also nicht die visuellen

Informationen, die sie durch die vorbei-

ziehende Umgebung erhalten. «Bienen

berechnen Flugdistanz und Effizienz ge-

trennt und können beide auch unabhän-

gig voneinander über verschiedene Ele-

mente ihrer Tanzsprache vermitteln. Ihr

Gehirn scheint über einen eingebauten

Kalorienzähler oder eine Stoppuhr zu ver-

fügen», so Barron.

Wie das Bienengehirn trotz seines ein-

fachen Aufbaus diese komplexen Berech-

nungen anstellt, ist noch nicht erforscht.

Frankreich hat den brutalen Mäusetest zur

Geniessbarkeit von Austern abgeschafft.

Nun entscheiden chemische Tests darüber,

ob Austern in den Verkauf gelangen dür-

fen oder nicht.

Aufgrund der europäischen Bestim-

mungen wurde seit 2005 jeweils drei La-

bormäusen ein Austernextrakt injiziert.

Wenn zwei der Versuchstiere innert 24

Stunden daran starben, wurde die Kom-

merzialisierung der getesteten Austern

behördlich untersagt.

Bisher war der Mäusetest der einzige

in der EU anerkannte Test für Austern.

Austernzüchter und Tierschützer hatten

die Mäusetests als unwissenschaftlich

kritisiert.

Nach Angaben des französischen Fi-

schereiministeriums fiel auf europäischer

Ebene bereits im September letzten Jah-

res der Grundsatzentscheid, dass der Mäu-

setest durch chemische Kontrollen ersetzt

werden soll. Frankreich wollte die Sache

nun beschleunigen.

Page 21: Tierreport 2/2010

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TIERREPORT 2/2010 21

N E U S E E L A N D

Tierschutzkodex

In Neuseeland haben sich die Milchvieh-

halter einen freiwilligen Tierschutzkodex

auferlegt. Sie reagieren damit auf Miss-

stände, die den Ruf der exportorientierten

Branche im Ausland zu schädigen dro-

hen. Der vom neuseeländischen Landwirt-

schaftsminister David Carter vorgestellte

Verhaltenskodex legt Mindeststandards für

die Haltung und Fütterung sowie den Um-

gang mit Milchkühen fest.

Die neuseeländische Milchviehhaltung

geriet Ende 2009 in ein schlechtes Licht,

als vom grössten Familienbetrieb des Lan-

des, der Crafar Farm mit 20 000 Kühen

an 22 Standorten, zum wiederholten Mal

schwere Verstösse gegen den Tierschutz

bekannt geworden sind. Unter anderem

dokumentierte ein Video den Hungertod

von Dutzenden vernachlässigten Kälbern.

Der Skandal dürfte mit ein Anlass da-

für gewesen sein, dass Carter auch einen

Gesetzentwurf zur Verschärfung der Stra-

fen bei Verstössen gegen den Tierschutz

in das neuseeländische Parlament ein-

brachte. Mit der Verordnung wird nicht

nur das Strafmass für vorsätzliche Verstö-

sse gegen das Tierschutzrecht verschärft,

sondern es sollen auch drastische Buss-

gelder und Gefängnisstrafen von bis zu

drei Jahren bei Tierschutzverstössen aus

Fahrlässigkeit neu eingeführt werden.

Ö S T E R R E I C H

Gestresste Hühner legenleichtere Eier

Eine Studie der Universität Wien zeigt:

Gestresste Hühner legen leichtere Eier

und bekommen kleinere Küken. Die For-

scher implantiert

Studie eine winz

teron unter die Ha

Stresshormon bei

gruppe erhielt ein

sames Placebo, u

die gleichen Vo

schaffen.

Es zeigte sich

Dottergewicht b

Tieren niedriger

der Kontrollgrup

und zwar um

mehrere Gramm

allein beim Dot-

ter. Auch die aus den Eiern geschlüpften

Küken waren ein bisschen leichter als der

Nachwuchs von nicht ge-

Hennen. Der Un-

war bis zu einen

ang messbar.

Forscher neh-

n, dass die stress-

gte Reduktion

Massnahme der

elmutter sein

nte, um ihren

hwuchs an zu

artende negative

eltbedingungen

ssen. Kleinere

mmen mit weni-

aus.

Page 22: Tierreport 2/2010

Zerstört:

TIERREPORT 2/201022

A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T + +

J A P A N

Festnahme von UmweltaktivistEin Tierschützer wurde nach seinem An-

griff mit einem Jetski auf die Walfang-

flotte in Japan festgenommen. Nun dro-

hen ihm bis zu drei Jahre Haft. Dem Neu-

seeländer Pete Bethune werde vorgewor-

fen, sich illegal an Bord eines der Schiffe

begeben zu haben, teilte der japanische

Grenzschutz in Tokio mit.

Nach Angaben der Umweltschutzorga-

nisation Sea Shepherd wollte Bethunse den

Walfängern in der Antarktis am 15. Fe-

bruar eine Rechnung über drei Millionen

Dollar aushändigen für die Zerstörung sei-

nes Trimarans «Ady Gil» gut einen Monat

zuvor. Dazu soll er sich in der Dunkelheit

der Nacht der Flotte genähert haben und

bei voller Geschwindigkeit von seinem Jet-

ski an Bord eines die Flotte begleitenden

Sicherheitsschiffes gesprungen sein.

Der Trimaran «Ady Gil» war im Januar

mit dem Walfänger «Shonan Maru No. 2»

zusammengestossen, Bethunses Schiff

zerbrach dabei in zwei Teile, die sechs

Besatzungsmitglieder konnten gerettet

werden. Sea Shepherd hat angekündigt,

wegen des Vorfalls Klage wegen Mord-

versuchs einzureichen.

J A P A N

Neue Wal-Strategie

Japan wäre zu einer Einschränkung

– keineswegs allerdings zu einer Be-

endung – des umstrittenen Walfangs

zu vorgeblichen Forschungszwecken

bereit, wenn es dafür an seinen Küs-

ten wieder die kommerzielle Jagd

ganz ohne Bemäntelung betreiben

dürfte. Die japanische Fischereiagen-

tur nennt es einen «Kompromiss».

Die angebotene reduzierte Fang–

quote würde übrigens sehr nahe an

derjenigen Quote liegen, die die ja-

panischen Walfänger in der Antark-

tis de facto erfüllen können, seit sie

von der Umweltschutzorganisation

Sea Shepherd massiv behindert wer-

den.

Die Ende der 70er-Jahre gegrün-

dete Antiwalfangbewegung hat pro-

minente Unterstützer aus Hollywood,

unter anderen Sean Penn, Pierce

Brosnan und Martin Sheen.

Verhaftet:

E U R O P Ä I S C H E U N I O N

Patentgesuch für Fettgehalt im Schwein

Das US-Unternehmen Monsanto will

Schweinefleisch ab einem bestimmten

Gehalt von Omega-3-Fettsäuren im Fett

patentieren lassen. Das europäische Pa-

tentamt hat das Patent WO2009097403

am 27. April veröffentlicht. Damit gerät

das Biotech-Unternehmen erneut in die

Kritik. Tier- und Umweltschutzverbände

forderten in einem internationalen Appell

das Verbot von Patenten auf Pflanzen,

Tiere und Lebensmittel. Gegen das eben

veröffentlichte Patent kann nun während

neun Monaten beim Europäischen Patent-

amt Einspruch erhoben werden.

Gegen Walfang:

Unterstützt Sea Shepherd:

Page 23: Tierreport 2/2010

Pedicure:

23TIERREPORT 2/2010

+ + A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T

T U N E S I E N

Ameisen riechen die Umwelt in StereoDie Wüstenameise (Cataglyphis fortis),

die etwa in den Salzwüsten Tunesiens

zu finden ist, erstaunt die Fachwelt im-

mer wieder mit ihrer Navigationsfähig-

keit. Seit einiger Zeit schon weiss man

etwa, dass sie die Sonne als Kompass ver-

wendet und neben visuellen Landmarken

auch eine Art Schrittzähler besitzt, um

nach der Nahrungssuche ihr zwei Zenti-

meter kleines Loch im Wüstenboden wie-

der zu finden.

Bei den täglichen Strecken bewegt sie

sich bis zu 120 Meter vom Nest weg –

was für ein gerade mal 1,5 Zentimeter

grosses Tier eine gigantische Strecke ist.

Nicht weniger erstaunlich ist jedoch

auch die Funktion ihres Riechorgans. In

Tunesien konnten Forscher des Max-

Planck-Instituts für chemische Ökologie

vor Ort zeigen, dass die Ameisen ihr Nest

anhand von Nestgerüchen anpeilen kön-

nen. Zudem können sie Muster von meh-

reren Düften wiedererkennen, die an ver-

schiedenen Orten rund um ihr Nest posi-

tioniert sind. Sie verwenden diese Düfte

wie Landmarken, an denen man sich

orientiert. Dabei helfen ihnen die beiden

Antennen.

Wenn das Riechen auch nicht dreidi-

mensional im engeren Sinne ist, so kön-

nen die Ameisen doch feststellen, auf

welcher Seite sich welche Duftquelle be-

findet. Aber auch Menschen können ste-

reo riechen, wie eine 2006 in «Nature

Neuroscience» veröffentlichte Studie der

Universität Berkeley gezeigt hat: Men-

schen können eine Schokoladenduftspur

viel schlechter verfolgen, wenn sie sich

ein Nasenloch zuhalten.

N I E D E R L A N D E

Geldstrafe wegen illegaler Einfuhr zweier Elefanten

Das Gericht in Utrecht hat einen 65-jäh-

rigen Tierhändler aus dem niederländi-

schen Rhenen zu einer Geldstrafe von

25000 Euro verurteilt. Das Gericht erach-

tete es für bewiesen, dass der Angeklagte

zwei unter Schutz stehende Afrikanische

Elefanten mit falschen Dokumenten in die

Niederlande geholt hatte. Der Tierhändler

hatte die beiden Elefanten einem spani-

schen Safaripark abgekauft und sie mit

Gewinn an einen holländischen Zoo wei-

tervermittelt.

Der Staatsanwalt beantragte eine Ar-

beitsstrafe von 240 Stunden und drei Wo-

chen Gefängnis auf Bewährung. Das Ge-

richt fand dies aber nicht angemessen,

weil die Elefanten mit dem einzigen Ziel

in die Niederlande geholt worden waren,

zehntausende Euros zu verdienen.

Die Füsse der beiden Elefanten wa-

ren vernachlässigt und voller Schwielen.

Mittlerweile haben sich Aja und Duna

jedoch wieder erholt und es geht ihnen

gut.

Page 24: Tierreport 2/2010

24

Erneut wurde die Mongolei von einem extremen Winter heimgesucht. Tausende von Tieren kamendabei ums Leben. Die Nutztiere bilden die Lebensgrundlage für die mongolischen Nomaden. Der STS lancierte in Zusammenarbeit mit der WSPA ein Soforthilfeprogramm.

Tiertragödiein der Mongolei

Danke!Unterstützen auch Sie

unsere Soforthilfeprogramme

Wenn auch Sie den STS bei seinen Soforthilfeprogrammen unterstüt

D ke!-

zen wollen, so benützen Sie bitte den beiliegenden Einzahlungsschein

Danke!zDaa en anke!bDann ert nke!fDanke!

REUT

ERS

Page 25: Tierreport 2/2010

TIERREPORT 2/2010 25

Bild des Grauens: Viele Hirten haben bis zu 60 Prozent ihrer Herden verloren.

Hilfe, die ankommt: Die Futterlieferungen sichern nicht nur das Überleben der Herdentiere.

Die Mongolei litt in diesem Frühjahr unter

einem extrem kalten und schneereichen

Klima, mit Temperaturen bis zu minus 46

Grad Celsius. Wetterbedingungen, welche

die Mongolen als «Dzud» bezeichnen. Der

Extremwinter verursachte eine katastro-

phale Notlage im Land, besonders bei den

Viehzüchtern und ihren Herden. Bis Mitte

Februar waren bereits 2,3 Millionen Tiere

gestorben – vor allem Schafe und Ziegen,

aber auch Rinder, Pferde und Kamele wa-

ren betroffen.

Von der Viehzucht abhängigEtwa 40 Prozent der Mongolen leben von

der Viehzucht und sind damit von ih-

ren Tieren abhängig. Deswegen besteht

für die Katastrophenhilfe in der Mongo-

lei auch eine humanitäre Notwendigkeit.

In den vergangenen Jahren hat sich der

Damien Woodberry: Der Tierarzt des «Disaster Response Teams» schildert seine Eindrücke:

«Ich bin gerade aus der Provinz Dundgobi in

der Mongolei zurückgekehrt, wo die Landschaft

buchstäblich mit toten Tieren übersät ist: Kühe,

Schafe, Ziegen, Yaks, Pferde und Kamele. Es

ist entsetzlich. Neben den Gers oder Jurten den

semi-permanenten Rundzelten der Hirten lie-

gen grosse Haufen toter Tiere. Diejenigen, die

überlebt haben, sind krank oder so schwach,

dass sie sich kaum noch bewegen, wenn man

sich ihnen nähert. Sie sind alle extrem mager.

Ich sah eine Familie nach der anderen in

Tränen aufgelöst vor den toten und geschwäch-

ten Tieren, die sehr ungewisse Zukunft vor

sich. Viele Hirten haben 50 bis 60 Prozent ih-

rer Herden verloren, einige gar ihrer gesamte

Herde und damit ihren Lebensunterhalt. Eine

humanitäre Katastrophe steht an.

Natsugdorj, einer der Hirten, die ich be-

suchte, zeigte mir stolz eine Trophäe, die er

2007 als bester Viehzüchter des Bezirks erhal-

ten hatte. Jetzt haben von seinen 150 Tieren

nur noch 12 überlebt. Und kein Ende des Dzud

ist in Sicht. Natsugdorj kämpft verzweifelt, um

das Überleben der restlichen Tiere zu sichern.

Selbst wenn ihm dies gelingt, wird er kaum

in der Lage sein, mit so wenigen Tieren sein

Auskommen als Hirte zu bestreiten. Es ist zu

befürchten, dass auch er in den Slums der

Hauptstadt Ulan-Bator landen wird. Die Be-

schäftigungsmöglichkeiten in der Provinz sind

gleich null.»

STS mehrmals an Hilfsaktionen zugunsten

der mongolischen Nomaden in Notsituati-

onen beteiligt. Der STS nutzte seine bereits

eingespielten Kontakte mit mongolischen

Organisationen, um sich am Einkauf von

Heu und Futterpellets für die notleidenden

Tiere der Hirtenfamilien zu beteiligen.

Die WSPA Disaster Alliance, ein in-

ternationaler Zusammenschluss von Tier-

schutzorganisationen, zu der auch der STS

gehört, stellte als Soforthilfe 40 000 US-

Dollar bereit, um 130 Tonnen Kraftfutter

für 200 000 Tiere in drei Bezirke der Pro-

vinz Dundgobi zu liefern. Der STS und wei-

tere Partner erhöhten diesen Betrag, damit

bis zu 600 000 Tiere gerettet werden kön-

nen. Darüber hinaus wurden 1,3 Tonnen

Milchpulver gekauft, um verwaiste Läm-

mer und Zicklein zu füttern.

Mark Rissi

WSP

A

WSP

A

ISTO

CKPH

OTO

Page 26: Tierreport 2/2010

TIERREPORT 2/201026

FOTO

S : W

SPA

Dramatische Zustände herrschten im Erdbebengebiet auf Haiti. Nach dem verheerenden Beben versuchte die Katastrophen-Allianz ARCH unter aktiver Mithilfe des STS, so schnell wie mög-lich auch den betroffenen Tieren zu helfen.

Von dem Erdbeben der Stärke 7,0 waren

neben der Bevölkerung auch zahlreiche

Tiere betroffen. Sie waren verstört, schwer

verletzt oder von akuter Krankheit be-

droht. Viele hatten ihre Besitzer verloren

und waren auf sich allein gestellt. Unsere

Dachorganisation, die Welttierschutzge-

sellschaft WSPA, koordinierte mit dem

International Fund for Animal Welfare

(IFAW) den internationalen Hilfseinsatz

für die Tiere auf Haiti und gründete die

«International Relief Coalition» (ARCH).

Als das ARCH-Team in der Haupt-

stadt Port-au-Prince ankam, traf es auf

unglaubliches Chaos und Zerstörung. Es

war jedoch ermutigend zu sehen, dass

sich die haitianische Bevölkerung selbst

angesichts dieser schrecklichen Katastro-

phe um ihre Tiere kümmerte.

Gemeinsame HilfsaktionDie Koalition ARCH ist ein Zusammen-

schluss von über 19 Tierschutzorganisa-

tionen, die auf Haiti gemeinsam in Aktion

treten und für die Versorgung der verletz-

ten, kranken oder verwaisten Tiere tätig

sind. Mit einer mobilen Klinik sind meh-

rere Teams im Einsatz. Sie kümmern sich

um die Tiere, versorgen ihre Wunden, ge-

ben ihnen sauberes Trinkwasser und kräf-ff

tigendes Futter. Wenn immer möglich,

führen sie geliebte und verloren gegan-

gene Haustiere wieder mit ihren Besitzern

zusammen.

Mit der Klinik leisten die Teammitglie-

der tiermedizinische Hilfe, führen Impfun-

gen durch und stellen Futter für Haus- und

Nutztiere zur Verfügung. Die Tierärzte der

ARCH arbeiten in einem wöchentlichen

Rotationssystem, um eine kontinuierliche

Unterstützung zu garantieren.

Langfristiger WiederaufbauUnsere wichtigste langfristige Aufgabe

besteht nun im Wiederaufbau einer Infra-

struktur zur Versorgung der Tiere. ARCH

unternimmt hier verschiedene Massnah-

men, wie beispielsweise:

Haustiere.

-

beiter der öffentlichen Gesundheitsbe-

hörden.

-

ken bzw. mobilen Kliniken, sowie An-

kauf von Thermosflaschen, Eiskühlern,

Kühlschränken usw. (für den Transport

und die Lagerung von Medikamenten),

zur Unterstützung von Impfprogram-

men und Behandlungen.

Impfstoffen usw. für die Tiere, zur Ver-

teilung an die Bevölkerung.

Mark Rissi

Haiti: Zerstörung, Verzweiflung und Chaos

Page 27: Tierreport 2/2010

27TIERREPORT 2/2010

den. Auch bei Männern gibt es aber eine

Tendenz zur Linkshändigkeit.

Die Verhaltensforscherin Deborah

Wells aus England untersuchte, ob es bei

Katzen eine Händigkeit gibt. Diese muss-

ten mit der Pfote eine kleine Belohnung

aus einem leeren Konfitüreglas fischen

oder nach einer Stoffmaus an einer Schnur

langen. Je komplizierter die Aufgabe war,

desto eher benutzten die Katzen ihre «gute»

Pfotenseite, um sie zu lösen. Bei der

schwierigen Aufgabe mit dem Konfitüreg-

las benutzten 50 Prozent der Katzen die

rechte Pfote, 47,5 Prozent die linke, und

nur 2,4 Prozent immer mal wieder eine an-

dere Pfote; es gibt also auch bei Katzen

entweder «Rechts-» oder «Linkspföter».

Der Verhaltensforscher Antonio Qua-

ranta aus Italien untersuchte, ob Hunde

auch eine Seitenpräferenz beim Schwanz-

wedeln haben. Mit einer Videokamera

nahm er von oben das Wedeln von Hun-

den auf und mass, wie weit der Schwanz

jeweils ausschlug, wenn die Hunde entwe-

der einen anderen, ihnen fremden Hund,

eine Katze, einen unbekannten Menschen

oder ihren Halter sahen. Wenn die Hunde

ihren Halter sahen, wedelten sie viel stär-

ker auf die rechte Seite als auf die linke.

Wenn sie den fremden Hund sahen, wedel-

ten sie hingegen viel stärker nach links.

Nach Antonio Quaranta könnte man folg-

lich die «Wedelrichtung» von Hunden auch

in Zusammenhang bringen mit ihrer emo-

tionalen Einschätzung einer Begegnung

mit Personen oder anderen Hunden, nach

den Kurzformeln: «bekannter Mensch –

rechts wedeln – toll!» oder «unbekannter

Hund – links wedeln – na ja, lieber vor-

sichtig!». Eva Waiblinger

Der Körper von Menschen, Katzen und

Hunden ist zweiseitig-symmetrisch aufge-

baut, umso mehr verwundert es, warum es

gerade beim Menschen eine klare Bevor-

zugung der einen Seite gibt. Etwa 90 Pro-

zent aller Menschen sind Rechtshänder,

eine Einseitigkeit, die man schon bei Un-

geborenen beobachten kann, und die auch

über Kulturen und die Geschichte hinweg

konstant bleibt. Viele Tierarten haben

ebenfalls eine Händigkeit: Bei einem Test

benutzten 57,1 Prozent der Hunde die

rechte Pfote, um ein aufgeklebtes Pflaster

von der Nase zu wischen, 17,9 Prozent die

linke, und 25 Prozent der Hunde benutz-

ten beide Pfoten gleich häufig. Hündinnen

benutzen vermehrt die rechte Pfote, Rü-

den die linke, es gibt also einen klaren Ge-

schlechtsunterschied zwischen der

«Rechts-» oder «Linkspfotigkeit» bei Hun-

Von Rechtshändernund «Linkspfötern»

ISTO

CKPH

OTO

Page 28: Tierreport 2/2010

TIERREPORT 2/2008TIERREPORT 2/201028

Auf der Insel Riems in Norddeutschland

steht auf dem Gelände des hundertjähri-

gen Friedrich-Löffler-Instituts ein Denk-

mal mit drei Meerschweinchen. Sie ste-

hen stellvertretend für alle ihre Artgenos-

sen, die bei der Erforschung der Maul-

und Klauenseuche (MKS) starben. Genaue

Zahlen sind nicht bekannt, doch handelt

es sich um Zehntausende von Tieren.

Friedrich Löffler fand bereits 1898 he-

raus, dass MKS durch einen teilchenför-

GN

U

Mahnmal für Tierversuchsopfer

Millionen von Nutztieren fielen der Maul- und Klauenseuche bisher zum Opfer. Zehntausende Meerschweinchen mussten ebenfalls ihr Leben lassen für die Forschung – umsonst? Eine Impfung wäre möglich, doch sträuben sich die Behörden bis jetzt dagegen.

migen, vermehrungsfähigen Erreger aus-

gelöst wird – lange bevor man wusste,

was Viren sind. Löffler gilt daher als Va-

ter der Virologie.

Hochansteckende TierseucheMKS ist eine Krankheit, die die meisten

unserer Nutztierarten befallen kann. An

Haut und Schleimhäuten, im Maul, an

der Zunge, am Euter und an den Klauen

bilden sich schmerzende, mit Flüssigkeit

gefüllte Blasen. Diese platzen und heilen

wieder ab. Die Krankheit verläuft bei er-

wachsenen Tieren in der Regel nicht töd-

lich, sie haben wegen der schmerzenden

Blasen aber Mühe zu fressen, ja gar zu

stehen oder zu gehen.

Die Flüssigkeit aus den Blasen ist

hochinfektiös. Das MKS-Virus kann über

die Luft übertragen werden und ist sehr

widerstandsfähig. Die Viren überleben

selbst in tiefgefrorenem Fleisch und in der

Milch, aber auch in der Gülle. Wirtschaft-

lich betrachtet ist MKS weltweit die be-

deutendste Tierseuche. Sie führt zu mas-

siven Produktionsausfällen in der Land-

wirtschaft.

Meerschweinchen dienten als Forschungsobjekte1920 fanden Waldmann und Pape am

Friedrich-Löffler-Institut heraus, dass

Meerschweinchen empfänglich für das

MKS-Virus sind. Waldmann schreibt über

Meerschweinchen in einem Aufsatz von

1936: «Ein billiges und jederzeit in belie-

bigen Mengen beschaffbares Versuchtier

war damit gegeben.»

Früher wurde das MKS-Virus über

kleine Schnitte mit einer infizierten Klinge

auf die Meerschweinchen übertragen.

Später spritzte man den Erreger zusam-

men mit einem Adjuvans, einem Stoff, der

das Immunsystem in helle Aufregung ver-

setzt. Die Meerschweinchen erkrankten in

der Folge an MKS und produzierten An-

tikörper gegen das Virus. So konnte eine

Impfung entwickelt werden.

Da könnte man meinen, das Opfer der

Zehntausenden für die MKS-Forschung

verbrauchten Meerschweinchen habe sich

gelohnt, um eine schlimme Seuche erfolg-

reich zu bekämpfen.

Page 29: Tierreport 2/2010

TIERREPORT 2/2010

Massenvernichtung trotz ImpfungDoch dem ist leider nicht so. Wer sich

den MKS-Seuchenzug von 2001 in Eng-

land ins Gedächtnis ruft, erinnert sich an

die riesigen Scheiterhaufen brennender

Rinderleichen, als 3,9 Millionen Nutztiere

notgeschlachtet wurden. Über 240 000

Tiere wurden in den Ausbruchsregionen

geimpft, aber innert weniger Wochen

nach der Impfung dennoch getötet und

entsorgt. Warum dieses Vorgehen?

Kaum Unterscheidungs-möglichkeitenWohl gibt es eine Impfung gegen MKS, die

bis in die 1960er-Jahre auch hierzulande

erfolgreich eingesetzt wurde. Die MKS-

Impfung ist aber seit 1991 in der EU und

der Schweiz verboten. Weshalb?

Geimpfte Tiere waren lange Zeit nicht

von erkrankten Tieren zu unterscheiden,

da sie im Blut ebenfalls Antikörper gegen

das Virus entwickeln. Ausserdem können

mit älteren Seren geimpfte Tiere unter

Umständen genauso wie solche, die die

Seuche überstanden haben, den Erreger

zum Teil jahrelang ausscheiden und da-

mit andere Tiere anstecken. Erschwerend

kommt hinzu, dass es so viele Typen und

Untertypen von MKS-Viren gibt, dass eine

Kombinationsimpfung nötig wäre.

Das ist der Grund, warum heute in

Europa weder gegen MKS geimpft wer-

den darf noch erkrankte Tiere «durchge-

seucht» werden dürfen, sondern befallene

Bestände sofort getötet werden müssen.

Da fragt eine leise Stimme im Hinterkopf:

Sind die in der MKS-Forschung getöte-

ten Meerschweinchen vergeblich gestor-

ben? Sind wir heute überhaupt weiter als

1920?

Neue Ansätze zur SeuchenbekämpfungDavid Paton, Chef des Welt-Referenzla-

bors für MKS, zeigte 2009 auf, dass die

MKS-Forschung durchaus grosse Schritte

vorwärts gekommen ist: Heute sind Tests

gleich auf dem Bauernhof mit sofortigen

Resultaten möglich, es werden antivirale

Medikamente entwickelt und in näherer

KEYS

TON

E

Zukunft sind bessere Impfstoffe zu erwar-

ten. Seit 1999 ist es auch problemlos mög-

lich, geimpfte von erkrankten Tieren zu

unterscheiden.

In seinem historischen Überblick über

die MKS-Forschung zieht F. Brown jedoch

eine negative Bilanz und spricht den euro-

paweiten MKS-Impfbann an, der seit bald

20 Jahren in Kraft ist: «Aber die Frage

bezüglich Impfung wird nicht durch wis-

senschaftliche Überlegungen entschieden

werden. Was nützt es, den besten Impf-

stoff der Welt zu entwickeln, wenn er

nicht angewendet wird?»

Vielversprechende ResultateHoffnung besteht aber dennoch: Die Or-

ganisation ImproCon will ethisch vertret-

bare und wissenschaftlich fundierte Seu-

chenbekämpfungsmethoden gegen MKS

in der EU durchsetzen, sodass ein Not-

schlachten tausender Tiere bei einem er-

neuten Ausbruch der Krankheit nicht

mehr nötig ist. Sie möchte auf

die Taktik des «Impfens zum

Leben» umstellen, also

nur bereits erkrankte

Tiere töten und den

Rest des gefährdeten

Bestands impfen.

Es ist zu hoffen,

dass sich in nächster

Zeit in Europa bei der

MKS-Bekämpfung wie-

der etwas regen wird. Die neusten wis-

senschaftlichen Erkenntnisse bei den

Impf- und Diagnosemöglichkeiten dürfen

nicht weiter Papiertiger bleiben, sondern

müssen für tiergerechtere Bekämpfungs-

strategien umgesetzt werden. Der STS for-

dert in diesem Sinne auch das Bundesamt

für Veterinärwesen auf, von der bisheri-

gen radikalen Strategie, bei einem mög-

lichen MKS-Befall sofort ganze Tierbe-

stände zu keulen, abzukommen.

So wäre das Opfer der Meerschwein-

chen von Riems wenigstens nicht ver-

gebens, und der apokalyptische Anblick

brennender Rinder-Scheiterhaufen gehört

hoffentlich endgültig der Vergangenheit

an. Eva Waiblinger,

STS-Fachstelle Heimtiere

England 2001: Die Maul- und Klauenseuche grassierte in einigen Gebieten Englands. Auch 240 000 geimpfte Tiere wurden getötet und entsorgt.

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Page 30: Tierreport 2/2010

TIERREPORT 2/2008TIERREPORT 2/201030

Schweizer Fleisch für StubentigerZwar keine Mäuse aus dem Beutel, aber immerhin Fleisch aus Schweizer Produktion bietet die Migros seit kurzem als Katzen-futter an. Der STS sieht darin eine Alternative zu Futter aus aus-ländischen Tierfabriken.

Katzen würden am liebsten Mäuse fres-

sen. Nahrung aus der Dose oder aus dem

Beutel ist aus Katzensicht wohl nur die

zweitbeste Lösung. Wenn nun das Mäus-

chen an Rahmsauce ein Traum bleibt und

man sich als Stubentiger mit Fertignah-

rung zufrieden geben muss?

Manchem Katzenfreund, insbeson-

dere wenn er für sich selbst auf schonend

und tiergerecht produzierte Lebensmittel

achtet, allenfalls auf Fleisch verzichtet,

ist nicht wohl bei der Vorstellung, sein

Büsi mit billigem Fleisch oder Schlacht-

abfällen aus ausländischen Tierhaltun-

gen zu füttern.

TIEREPORT: Was war der Auslöser für das neue Angebot?Adrian Basler: Viele Schweizer Kun-dinnen und Kunden kaufen zunehmend bewusster ein – auch bei den Tiernah-rungsmitteln. Sie achten vermehrt auf die Herkunft der Rohstoffe, insbeson-dere des Fleisches. Die Migros hat diese Bedürfnisse erkannt und bietet nun als erste Schweizer Detailhändlerin den Kat-zenhaltern dieses einzigartige Produkt aus Schweizer Rohstoffen an.

TR: Xirah, kein Schweizer Name. Woher stammt dieses Wort?AB: Die Migros führt diese Marke schon seit Jahren. Woher der Name Xirah ur-sprünglich stammt, kann ich heute nicht mehr nachvollziehen. Im Bestreben, unseren Kunden einen Mehrwert zu bie-ten, wurde keine neue Marke eingeführt, sondern die bereits bekannten Xirah-An-gebote überarbeitet und bei den Inhalts-stoffen komplett auf Schweizer Fleisch umgestellt.

TR: Wie wird die Herkunft zurückverfolgt und garantiert?AB: Ein grosser Teil der Rohstoffe stammt aus der Fleischverarbeitungsindustrie der Migros selbst und ein Teil von ande-ren Schweizer Lieferanten. Die Schweizer Herkunft wird in den Produktionsbetrie-ben durch behördliche Kontrollen über-wacht.

TR: Sie verwenden Fleisch aus her-kömmlicher Produktion. Ist als nächster Schritt die Herkunft aus Labelproduktion vorgesehen?AB: Es ist schon eine grosse Herausfor-derung, genügend Schweizer Fleisch in richtiger Qualität für die Herstellung der Katzennahrung zu finden. Eine Konzen-tration auf Fleisch aus Labelproduktion würde den Rohstoffmarkt nochmals markant einengen und ist deshalb mo-mentan kein Thema.

Interview: Mark Rissi

Interview mit Adrian Basler,

Verantwortlicher Tierwelt Migros

Vertretbare AlternativeDie Migros bietet seit kurzem einen Aus-

weg aus diesem Dilemma: Unter der Marke

«Xirah Swiss Premium» gibt es exklusive

Katzennahrung mit Fleisch ausschliess-

lich aus Schweizer Herkunft. Swissness

fürs Büsis, sei dies mit Huhn, mit Lamm,

Rind oder Kalb.

Ein Mäuschen an Rahmsauce ist das

zwar nicht, aber immerhin eine gute Sa-

che. Die Frage, ob Katzen «Xirah» kaufen

würden, ist damit noch nicht beantwortet.

Aber immerhin haben wir so die Möglich-

keit, unsere Katzen artgerecht zu ernäh-

ren, ohne schlechtes Gewissen in Bezug

auf die Herkunft des Mäuse-Ersatzes.

ISTO

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Page 31: Tierreport 2/2010

TIERREPORT 2/2010

Welche Tierschutzprojekte werden berücksichtigt?Es werden Projekte berücksichtigt, wel-

che bereits stattgefunden haben. Es kann

sich dabei aber auch um Projekte han-

deln, welche weiterhin betreut werden.

Zum Beispiel: Eine Kaninchenhaltung ist

verbessert worden, und die jungen Tier-

freunde helfen dem Tierhalter weiterhin

beim Füttern der Tiere oder übernehmen

die Ferienvertretung.

Fotos und Film auf DVD unbedingt mit

dem Titel des Tierschutzprojekts verse-

hen.

1. Foto: Zustand vorher

2. + 3. Foto: während der Aktion

4. Foto: Zustand nachher

5. Foto: Gruppenfoto

Der Aufbau des Films sollte in gleicher

Weise erfolgen: vorher – Aktion – nach-

her.

Die PreiseDen Gewinnern winken Sach- und Geld-

preise in der Höhe von insgesamt 6000

Franken. Die Preisverleihung findet An-

fang 2011 statt. Ort und Datum werden

frühzeitig bekannt gegeben. Die Gewin-

ner werden persönlich benachrichtigt.

Der Entscheid der Jury ist endgültig. Der

Rechtsweg ist ausgeschlossen. Der Schwei-

zer Tierschutz STS und Krax wünschen al-

len Teilnehmenden viel Spass beim Planen

und Verwirklichen des Tierschutzprojekts!

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Wer war Hans-Peter Haering?Hans-Peter Haering war lange Jahre STS-

Geschäftsführer und organisierte die Feri-

enlager des Schweizer Jugendtierschutzes

SJT. Er war eine herausragende Persön-

lichkeit und engagierte sich mit viel Lei-

denschaft, Wissen und Humor für Mensch,

Tier und Natur. Hans-Peter Haering starb

im Sommer 2008.

Gesucht werden junge engagierte Tierschützerinnen und Tierschützer zwischen 7 und 20 Jahren.Kategorie 1: Einzelpersonen

Kategorie 2: Gruppen (Tierschutz-

gruppe, Schulklasse)

Altersklasse 1: 7 bis 9 Jahre

Altersklasse 2: 10 bis 15 Jahre

Altersklasse 3: 16 bis 20 Jahre

Form der EinreichungVorgegebenes Anmeldeformular (www.

krax.ch) ausfüllen, Projekt mit drei bis

fünf Fotos oder einem Film dokumen-

tieren und per Post einreichen. Digitale

Bilder können parallel dazu online an

[email protected] geschickt werden (mit dem

Titel des Projekts anschreiben). Einsende-

schluss: 4. Oktober 2010. Es werden nur

abgeschlossene Tierschutzprojekte be-

rücksichtigt.

Die Jury Frau Erika Haering, Witwe des verstorbe-

nen Hans-Peter Haering, sowie Vertrete-

rinnen und Vertreter des Schweizer Tier-

schutz STS.

Viele junge Tierschützerinnen und Tierschützer setzen sich immer wieder für Tiere in Not ein. Manchmal erfahren wir davon und können im Krax-Heft oder im Tierreport darüber berichten. Wir möchten speziell tiergerechte Ideen und mutige Einsätze zum Wohl der Tiere belohnen und schreiben deshalb den Hans-Peter Haering-Tierschutzpreis 2010 aus.

ISTO

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Tierschutzlager *Sonntag, 11. bis Samstag, 24. Juli 2010in Ftan, Graubünden für Kinder von 9 bis 13 Jahren

Wir beobachten Tiere im Feld, im Wald und in den Bergen.Spiele, Spass, Musik und Freizeit sind garantiert.Die Platzzahl ist beschränkt.

Kosten CHF 490.–, inkl. biologischer Ernährung

Besammlung Beim Lagerhaus in Ftan

Anmeldeformulare und AuskünfteSchweizer Tierschutz STSDornacherstrasse 1014008 Basel

David Naef Telefon 076 382 45 [email protected]

Bitte sofortanmelden!

*ehemals durch den SJT organisiert

Page 32: Tierreport 2/2010

TIERREPORT 4/2008

Wir suchen ein ZuhauseTierheime der STS-Sektionen suchen für diese Tiere ein neues, richtiges Zuhause.

TIERREPORT 2/201032

Redaktor und Moderator

Beat Berger stellt in der TV-Sendung

«tierisch» weitere heimatlose Tiere

vor: www.tierisch.tierschutz.com

Konen, bin ca. vierjährig, männlich. Bin Fremden gegenüber misstrauisch, habe guten Gehorsam. Möchte zu hundeerfahrener Person, die mir Si-cherheit gibt, nicht zu kleinen Kindern.STS-Sektion Tierschutzverein Oberaargau, Tel. 079 669 96 06/ 079 669 95 72

Merlin, bin zweijähriger Siam-Kater, kastriert. Bin zwar sehr verschmust, mag aber keine anderen Kat-zen – Hunde dagegen schon. Aktiv und intelligent.Möchte in kinderlosen Haushalt (evtl. mit Hund).STS-Sektion Toggenburg, Tel. 071 640 09 31

Hera und Herkules, sind ein- und vierjährige Chinchillas, F+C, kastriert. Sind sehr zu-traulich. Möchten zu jemandem mit Erfahrung in Chinchillahaltung. Brauchen sehr grosse Voliere mit Freilauf oder eigenes Zimmer.STS-Sektion Tierschutzverein WinterthurTel. 052 233 16 30

Nero und Morena, sind ca. vierjährige Zwergka-ninchen (Löwenkopf und Angora-Mix), F+C, kastriert. Möchten in grosses, strukturiertes Aussengehege (zu Artgenossen).STS-Sektion Tierschutzverein WinterthurTel. 052 233 16 30

Bin weisse Schäferhündin mit sieben Welpen. Alle geimpft und gechipt.STS-Sektion Tierschutzverein OberaargauTel. 079 669 96 06/079 669 95 72

Saba und Shila, ca. einjährige Katzendamen. Unsere Mutter war eine verwilderte Haus - katze. Sind noch scheu. Möchten zu katzenerfahrenen Leuten mit Liebe und Geduld. Gehen nur zusammen an neuen Ort.STS-Sektion Tierschutzverein OberaargauTel. 079 669 96 06/ 079 669 95 72

Lilo, bin ca. zweieinhalbjähriger Kater, kastriert. Suche nie direkt den Kontakt zu Menschen und möchte nicht angefasst werden – brauche einfach noch etwas Zeit. Möchte zu ruhigen Leuten (ohne Kin-der), die abgelegen wohnen (Katzentörli). STS-Sektion Tierschutzverein Winterthur, Tel. 052 233 16 30

Tigi, bin zweijährige Katzendame, kastriert. Bin noch scheu zu Men-schen. Möchte in ruhigen (kinderlosen) Haushalt, mit Freigang nach Einge-wöhnung. STS-Sektion ToggenburgTel. 071 640 09 31

Micky, bin dreijähriger Bardino-Podenco-Misch-ling, männlich, kastriert. Bin liebenswert, treu und sozial. Liebe lange Spaziergänge, bin neugierig und will Streicheleinheiten. Möchte zu Leuten mit Zeit, die mit mir in die Hunde-schule gehen.STS-Sektion Tierschutz-verein WinterthurTel. 052 233 16 30

Orpheo, bin zweijähriger Mainconn-Mix, männ-lich, kastriert. Bin eher zurückhaltend, brauche Zeit, um Vertrauen aufzubauen. Möchte in ruhigen (kinderlosen) Haushalt mit Freigang.STS-Sektion Toggenburg, Tel. 071 640 09 31

Snowball, bin einein-halbjährige Katzenda-me, sehr verschmust und lieb. Möchte zu lieben Menschen auf dem Land, natürlich mit Freigang.STS-Sektion ToggenburgTel. 071 640 09 31

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