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CHF 5.– / EURO 4.– 4/2012 Tierschutzaktivitäten: Der Jahresrückblick OFFIZIELLES ORGAN DES SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS Zuhause beim Siebenschläfer TIER REPORT

Tierreport 04/2012

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Tierreport - die Zeitschrift des Schweizer Tierschutz STS, Ausgabe 4/2012

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Page 1: Tierreport 04/2012

CHF 5.– / EURO 4.– 4/2012

Tierschutza

ktivitä

ten:

Der Jahresrü

ckblick

O F F I Z I E L L E S O R G A N D E S S C H W E I Z E R T I E R S C H U T Z S T S

Zuhause beim Siebenschläfer

TIERREPORT

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TIERREPORT 4/20122

4 Aktuelles Schweiz Kurzmeldungen zu Tierschutzthemen aus der Schweiz.

6 Happy End Negative Kritik des STS führte zu einer positiven Veränderung am Grimselpass.

8 Jahresrückblick Das Wichtigste im zu Ende gehenden Jahr im Überblick.

10 Einkaufen Mit dem richtigen Einkaufsverhalten vermeiden Sie Tierleid.

11 STS-Kochbuch «Essen mit Herz» – das Kochbuch mit tierfreundlichen Rezepten.

12 Antibiotika Resistenzbildungen durch Missbrauch gefährden auch zunehmend den Menschen.

14 Langeweile Damit sich Katzen nicht langweilen, brauchen sie Beschäftigung.

16–19 Siebenschläfer Die meiste Zeit ihres Lebens verschlafen die Siebenschläfer.

20 Doping Für mehr Milchleistung werden Kühe mit Kraftfutter vollgestopft.

22 Aquarienfische Viel zu oft werden bei Aquarienfischen Pflegefehler gemacht.

24 Tiere in Not Tierheime, die alte und verstossene Tiere aufnehmen, brauchen Ihre Unterstützung.

26 Aktuelles Welt Kurzmeldungen zu Tierschutzthemen aus aller Welt.

28 «Bushmeat» Der Schweizer Zoll entdeckt immer mehr Fleisch bedrohter Tierarten.

30 Plakatwettbewerb Über achttausend Studenten beteiligten sich in China an «Design Against Fur».

32 Tiere suchen … Ausgesetzte, verlassene Tiere suchen ein neues, richtiges Zuhause.

TIERREPORTOffizielles Organ des Schweizer Tierschutz STSNr. 4, Dezember 2012, erscheint viermal jährlichHerausgeber: Schweizer Tierschutz STSDornacherstrasse 101, 4008 BaselTeTT lefon 061 365 99 99, Fax 061 365 99 90, [email protected]

Redaktor: Mark Rissi

Mitarbeiter dieser Nummer:Matthias Brunner, Hans Gonella, Hansuli Huber, Catherine Reber,Stefan TsTT chopp, Eva Waiblinger, Sara Wehrli

Gestaltung, Produktion: die zwei, Basel

Druck: Birkhäuser+GBC, Reinach

Abonnementspreise:Jahresabonnement (4 Ausgaben) CHF 12.80 inkl. MwStEinzelnummer CHF 5.–

Tierreport-Abonnentendienst: General-Wille-Strasse 144, 8706 Meilen TeTT lefon 044 925 38 20, Fax 044 925 36 96, [email protected]

Abdruck nach Genehmigung durch die Redaktion mit Quellenangabe gestattet.

ISSN 1424-9537, Papier 100 % Recycling

Besuchen Sie uns im Internet:

www.tierschutz.com oder www.tierreport.ch

Die Sektionen des Schweizer Tierschutz STS: Aargau · Appenzell · Appenzeller-Vorderland · Bas-Valais · Basel-Stadt · Basel-Land · Bern Kanton · Bern Stadt · Biasca · Biel-Seeland · Ceresio/Mendrisiotto · Emmental · Frauenfeld · Fribourg · Frutigen · Glarus · Graubünden · Grenchen · Haut-Léman · Horgen · Interlaken-Oberhasli · Jura/AJPAPP ·Jura/Soubey · Kreuzlingen · La Chaux-de-Fonds · Le Locle · Liechtenstein · Linth · Locarno · Lugano · Luzern · Neuchâtel · Nidwalden · Niedersimmental · Nyon · Oberaargau ·Obersimmental · Oberwallis · Obwalden · Olten · Rheintal · Romanshorn · Rorschach · St. Gallen Stadt · Saanenland · Sargans-Werdenberg · Schaffhausen · Schwyz · Sirnach ·Steckborn · Thun · ToTT ggenburg Uri · Uster · Valais · Vaud · Winterthur · Zug · Fondation Neuchâteloise d’Accueil pour Animaux · Gerenau-Stiftung für Tierschutz, Wädenswil ·Helena Frey-Stiftung für Tierschutz, Rümlang · Stiftung Mensch+Tier, Basel-Stadt · AKUT Aktion Kirche und Tiere · APS Auffangstation für Sittiche und Papageien · Club der Rattenfreunde · Le Refuge de Darwyn · Stiftung Wildstation Landshut · PRT Protection et Récupération des ToTT rtues · SOS Chats, Genève · VAVV Z Verein Aquarium Zürich

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TIERREPORT 4/2012

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TIERREPORT 4/2012 3

EDITORIAL

Die erste Überraschung kam gleich zu Beginn: Engy erwar-

tete uns im Vorraum des Hundehauses – zwar in sicherer Di-

stanz, aber nicht in der Ecke eines Zwingers. Danach interes-

sierte er sich für die Kamera, der er sich vorsichtig näherte und

die er dann sogar beschnupperte. Der Kameramann lag bäuch-

lings auf dem Boden und war begeistert, er konnte am lau-

fenden Band Gross- und Porträtaufnahmen eines waschechten

Shar-Peis schiessen. Und auch ich hatte mein Erfolgserlebnis:

Ganz vorsichtig akzeptierte Engy das Guetzli, das

ich ihm anbot! Nur die Regisseurin

war enttäuscht, sie hätte es lieber ge-

habt, wenn sich der Hund verstörter

und ängstlicher gezeigt hätte. Es hätte

besser in das Konzept ihres Berichts

gepasst.

ngy wird weitere Fortschritte machen.

Doch er wird älter, und eine Platzie-

ung in eine für ihn neue Umgebung

wird wohl nie möglich sein. Aber er ist

der lebende Beweis dafür, dass auch einem schwer traumatisier-

ten Hund bei einfühlsamer Betreuung ein schöner Lebensabend

geboten werden kann. Vielleicht ist es doch eine Weihnachts-

geschichte …

Herzlich, Ihr

Heinz Lienhard, Präsident Schweizer Tierschutz STS

Liebe Leserin, lieber Leser

Über Engys Geschichte wurde bereits einiges geschrieben, und

sein Porträt erschien auch schon im TIERREPORT. Der Shar-

Pei, eine Hunderasse, der man Falten im Gesicht und am Kör-

per angezüchtet hat, wurde ursprünglich aus Tschechien in die

Schweiz gebracht. Hier musste er dann einige Zeit bei einer Fa-

milie im Treppenhaus oder eingesperrt in einem Zimmer leben,

ohne dass sich jemand gross um ihn gekümmert hätte. Später

wurde er zum Tierschutz abgeschoben.

Ich erinnere mich noch gut, wie ich ihn vor vier

Jahren das erste Mal im Tierheim sah, zitternd

in eine Ecke gedrückt. Er lebte in ständiger

Panik – jedes Geräusch und alles Unbekannte

versetzte ihn in Angst. Niemand konnte sich

ihm nähern. In den darauffolgenden Jahren

erfuhr ich hin und wieder von kleinen Fort-

schritten: Er sei etwas ruhiger geworden und

gewinne langsam Zutrauen zu den Tierpfle-

gerinnen. Später akzeptierte er sogar eine

Hündin in seinem Auslauf. Aber es war allen Beteiligten

klar, dass Engy wohl zu denen gehört, die im Tierheim bleiben

und dort liebevoll «Ladenhüter» genannt werden.

Das war meine Sicht der Dinge, als ich im Sommer von der

Tagesschau für ein Interview über das Problem der illegalen

Hundeimporte angefragt wurde. Es sollte vor einer passenden

Kulisse aufgenommen werden, und man wollte Engy als Beispiel

eines armen, «verhaltensgestörten» Hundes zeigen. Also traf ich

die Crew des Fernsehens mit sehr gemischten Gefühlen im Tier-

heim. Wie würde Engy reagieren? Denn Fernsehaufnahmen sind

meistens hektisch. Durfte man ihm die unbekannten Leute mit

ihren Apparaturen zumuten?

Keine Weihnachts-geschichte

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TIERREPORT 4/20124

PIN

O C

OVI

NO

ISTO

CKPH

OTO

W I L D T I E R S C H U T Z

Drei Milliarden PfiffeRund drei Milliarden Pfiffe von ent-

sprechenden Geräten haben Rehe, Wild-

schweine, Füchse und andere Wildtiere

seit Beginn des Präventionsprojekts

«Weniger Wildunfälle!» vor herannah-

enden Fahrzeugen gewarnt. Jedes Jahr

kollidieren auf Schweizer Strassen an die

20 000 Motorfahrzeuge mit Wildtieren.

Mit der Installation akustischer

Wildwarngeräte und mit Sensibilisie-

rungsarbeit versuchen der Schweize-

rische Versicherungsverband, Jagd-

Schweiz sowie der STS, die Zahl der Un-

fälle mit Wild zu senken. 2007 startete

das Projekt «Weniger Wildunfälle!» erst-

mals im Kanton Zürich. Später wurde es

auf die Kantone Luzern, Schaffhausen,

Aargau und St. Gallen ausgedehnt.

In den beteiligten Kantonen sind an

besonders kritischen Streckenabschnit-

ten 10 000 akustische Wildwarngeräte

installiert. Seit Projektbeginn haben die

Geräte insgesamt drei Milliarden Mal ei-

nen Pfeifton ausgelöst.

S P E N D E N A K T I O N

90 000 Franken fürTierheimprojekte

Unter dem Motto «Zugreifen und Gu-

tes tun» sammelten Whiskas, Pedigree

und andere bekannte Tierfuttermarken

gemeinsam mit Coop für Tierheime der

STS-Sektionen. Während der Aktions-

wochen flossen 10 Rappen pro verkauf-ff

tes Produkt in einen Fonds. Dank der

Unterstützung der Coop-Kundinnen

und -Kunden kam so die stolze Summe

von 90 000 Franken zusammen!

Vier Projekte erhalten nach sorgfäl-

tiger Prüfung einen besonderen Zu-

schuss: Ein dringend benötigter Hun-

deauslauf im SPA Distretti di Lo-

carno e Vallemaggia, der Ausbau der

Katzenstation in der Tierunterkunft

Hax im Appenzellischen, das Refuge

d‘Espoir, welches für das gesamte

Wallis zuständig ist, sowie das Sitter-

höfli in St. Gallen.

+ + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H

V I E H B E S T A N D

21 000 Milch-kühe spurlos

verschwunden

S C H A F H A L T U N G

98 von 100 Schafen

überleben Sömmerung

Im Sommer gab es laut Statistik in der

Schweiz noch 564 280 Milchkühe. Das

wären 21 000 weniger als im Vorjahr.

Doch wo sie geblieben sind, weiss der-

zeit niemand. Klar sind nur zwei Dinge:

Gemolken wird dieses Jahr mehr als im

Vorjahr, was bei einem tatsächlichen

Bestandesrückgang in dieser Grössen-

ordnung kaum möglich wäre. Und ge-

schlachtet wurden die Tiere auch nicht,

denn von Januar bis Juli wurden weni-

ger Rinder – insbesondere Kühe – zur

Schlachtbank geführt als im Vorjahr.

Rund 210 000 Schafe werden Jahr für

Jahr auf Schweizer Alpen gesömmert.

98 Prozent der Tiere überleben den

Alpsommer. Der Rest fällt in erster Linie

Krankheiten und Unfällen zum Opfer.

Risse durch Wölfe und andere Gross-

raubtiere spielen bisher nur lokal eine

Rolle. Das zeigt das Forschungsprojekt

«SchafAlp». Wie viele Tiere die Söm-

merung überleben, hängt zudem von

der Beaufsichtigung ab: Je häufiger die

Schafherden kontrolliert werden, desto

weniger Todesfälle sind zu beklagen.

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TIERREPORT 4/2012

FOTO

LIA

Wer Pelzprodukte kauft, soll wissen,

von welchem Tier diese stammen. Die

neue Deklarationspflicht kommt in der

Anhörung gut an. Der Schweizer Tier-

schutz und Konsumentenorganisatio-

nen loben den Bundesrat dafür, dass

er einen Alleingang wagt. Denn die EU

kennt bisher keine Kennzeichnungs-

pflicht. Konsumentinnen und Konsu-

B U N D E S R A T S E N T S C H E I D

Kennzeichnung für Pelzprodukte

H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S

T I E R G E S U N D H E I T

Exotics HealthCheck

T I E R V E R K E H R S -D A T E N B A N K

Ein Drittel der Pferde noch

nicht registriert

Auch für die Gesundheit von Heimtie-

ren gilt: «Vorbeugen ist besser als Hei-

len.» Leider sieht die Realität aber an-

ders aus. Die Patienten gelangen oft in

sehr schlechtem Zustand ins Tierspital

Zürich. Krankheiten, denen man hätte

vorbeugen können, sind so weit fortge-

schritten, dass aus Gründen des Tier-

schutzes leider oft nur noch eine Eutha-

nasie empfohlen werden kann.

Das muss nicht sein! Die Klinik für

Zoo-, Heim- und Wildtiere am Tier-

spital Zürich richtet neu eine spezielle

Sprechstunde für die Prophylaxe ein,

den Exotics Health Check.

Ende Jahr läuft die Übergangsfrist zur

Registrierung von Pferden ab. Pferdeei-

gentümer, die bis dahin ihre Tiere nicht

bei der Tierverkehrsdatenbank (TVD) re-

gistriert haben, riskieren Sanktionen.

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Dass Meerschweinchen in Gruppen ge-

halten werden müssen, wissen inzwi-

schen die meisten Halterinnen und Hal-

ter. Dagegen werden immer noch viele

Kaninchen einzeln gehalten, wie das

Bundesamt für Veterinärwesen (BVET)

im zweiten Tierschutzbericht schreibt.

In einer Studie liess das BVET die

Heimtierhaltung untersuchen. Die Er-

gebnisse zeigen, dass viele Bestimmun-

gen der neuen Tierschutzgesetzgebung

gut umgesetzt sind. Es gibt aber auch

gravierende Mängel. Dazu zählt das

BVET Kaninchen, die einzeln gehalten

werden, Wellensittiche, die in ihrem

Käfig nicht f liegen können und Hunde,

die täglich weniger als dreissig Minu-

ten spazieren geführt werden.

Für die Studie zu den Heimtieren

wurden 555 Tierhalterinnen und Tier-

halter befragt, welche die Webseite des

BVET «Tiere richtig halten» besuchten.

Die Befragungen förderten unter an-

derem zutage, dass Mäuse und Ratten

häufig in zu kleinen Käfigen gehalten

werden.

T I E R S C H U T Z B E R I C H T

Durchzogene Bilanz

menten sollen in Zukunft erfahren, von

welcher Tierart sie einen Pelz kaufen, ob

er aus Zucht oder Wildfang stammt und

woher er kommt. Bisher tappten Konsu-

menten im Dunkeln, wenn sie sich im

Geschäft darüber informieren wollten,

woher ein Pelz stammt. Die Einhaltung

dieser Deklaration soll vom BVET kont-

rolliert, Missachtung geahndet werden.

Regisseur Markus Imhoof («Das Boot

ist voll») hat einen Film über Bie-

nen gedreht. Dafür hat er die ganze

Welt bereist. Imhoof sprach mit Im-

kern aus der Schweiz, aus Österreich,

China, Australien und den USA. Er

erzählt von der Intelligenz der Bienen

und ihrem sozialen Zusammenleben.

Entstanden sind überwältigende

und einzigartige Bilder vom Leben im

Inneren eines Bienenstocks oder der

Begattung einer Königin in vollem

Flug. Thematisiert wird aber auch die

Bedrohung der Bienen.

F I L M T I P P

«Morethan Honey»

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TIERREPORT 4/20126

Mehrere Jahre lang erhielt der STS im-

mer wieder Meldungen empörter Parkbe-

sucher, die sich an den schlechten Tierhal-

tungsbedingungen auf dem Grimselpass

störten. Und jahrelang übte die Oberwal-

liser Sektion, unterstützt vom STS, Druck

auf die Behörden aus und verlangte Ver-

besserungen der Tierhaltung. Im Winter

2011 entzog das Veterinäramt dem Tier-

halter schliesslich die Haltebewilligung.

Wie sooft in Kleinzoos, wurde die

Tierhaltung nicht absichtlich vernachläs-

sigt, sondern litt unter mangelndem En-

gagement, Personal- und Finanzmangel.

Zudem machte der Tierhalter persönlich

eine schwierige Zeit durch, und es fehl-

ten ihm wohl einfach Kraft und Anstoss,

etwas an der viel kritisierten Tierhaltung

zu verändern.

Grosses Glück für die WaschbärenBesonders stossend war die Haltung der

Waschbären. Sie vegetierten zu viert in

einem winzigen, verschmutzten Zwinger

vor sich hin. Nun musste dringend ein

neuer Platz für die Tiere gefunden wer-

den. Dank des raschen Einsatzes des STS,

welcher sämtliche ihm bekannten, guten

Waschbärenhaltungen in der Schweiz um

Hilfe bat, fand sich schnell eine Lösung:

Der Tierhalter und der STS sind dem Tier-

park Dählhölzli in Bern zu grossem Dank

verpflichtet, denn man sagte unbürokra-

2011 kritisierte der STS in seinem Zoobericht die Tierhaltung im Tierpark des Restaurants Grimselblick scharf: Eulen und Waschbären vegetierten in trostlosen Käfigen vor sich hin, Mur-meltieren fehlte jegliche Grabmöglichkeit. Doch unterdessen hat sich vieles verändert in dem Tierpark – Geschichte eines Happy Ends.

Happy End für Waschbären und Murmeltiere

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TIERREPORT 4/2012 7

tisch zu, alle vier Waschbären aufzuneh-

men – eine Hilfeleistung, die angesichts

der Verbreitung von Waschbären in Zoos

und Tierparks nicht selbstverständlich ist!

Ihre neue Heimat im Dählhölzli dürfte für

die vier Waschbären ein Paradies sein: Zu-

sammen mit den zwei angestammten Tie-

ren durchstreifen sie nun ein sehr gross-

zügig gestaltetes Gehege im Eingangsbe-

reich des Tierparks. Das Gehege umfasst

einen grossen Waldteil mit Blick auf die

Aare sowie ein natürliches Fliessgewäs-

ser. Im Unterholz finden sich zahlreiche

Strukturen zum Klettern und Verstecken.

Oft ruhen sich die Tiere hoch oben in den

Bäumen aus oder benutzen den Bach zum

Schwimmen sowie bei der Nahrungssu-

che. Aus Tierschutzsicht sehr begrüssens-

wert ist, dass mit den Tieren nicht gezüch-

tet werden soll, denn es gibt schon viel zu

viele Waschbären in Gefangenschaft.

Neues Gehege für die MurmeltiereDie Uhus und Schneeeulen hatten den

Grimseltierpark noch vor den Waschbären

verlassen. Sie wurden durch den Tierhalter

persönlich in den Alpenzoo Les Marécottes

vermittelt. Die dortigen Volieren sind je-

doch leider auch sehr klein und bedürften

einer Vergrösserung. Zumindest verfügen

die Vögel nun aber über Rückzugsmög-

lichkeiten, Witterungsschutz und Sandbä-

der sowie über eine kompetente Betreuung.

Da der Tierhalter nicht gänzlich auf

seinen Tierpark verzichten wollte, schlug

ihm der STS vor, einen grosszügigen Mur-

meltierpark anzulegen. Schliesslich ist

die Grimselpasshöhe ein natürlicher Le-

bensraum der Murmeltiere. Der Tierhal-

ter war einverstanden und sogar Feuer

und Flamme für das Projekt. Er willigte

ein, sich vom STS und dem Oberwalli-

ser Tierschutz in der Ausgestaltung des

neuen Tierparks begleiten zu lassen und

erarbeitete ein Konzept

für die Murmeltierhal-

tung. Das Veterinäramt

gab daraufhin sein Ein-

verständnis für diese

Tierhaltung unter neuen

Vorzeichen.

Das neue Murmel-

tiergehege lässt sich se-

hen: Es wurde in seiner

Fläche mehr als ver-

doppelt und umfasst

nun auch die früheren

Waschbären- und Eu-

lengehege sowie einen

von der Strasse abge-

wandten neuen Land-

teil mit kleinem Bergsee. Die Elektrozäune

wurden entfernt und das Ausbrechen der

Tiere durch überhängende Schieferplat-

ten an den Mauern verunmöglicht. Meh-

rere Lastwagenladungen Aushubmaterial

wurden im Gehege aufgeschüttet, worin

die Murmeltiere sich prompt neue Stollen

anlegten. Neu verfügt das Gehege im hin-

teren Teil über eine grosszügige Weide. Die

alten Volieren dienen als Verbindung zwi-

schen den beiden Gehegeteilen, als immer

zugängliches Heulager und als Auslauf im

Spätwinter bis zur Schneeschmelze. Das

gesamte Gehege wurde mit neuen Infota-

feln versehen, die nicht nur Wissenswertes

über Murmeltiere vermitteln, sondern die

Besucher auch über die Tierhaltung (Win-

terquartier, Auslauf, Gestaltung der Ge-

hege) informieren.

Dass die Tiere sich sichtlich wohlfüh-

len, davon konnten sich STS und Ober-

walliser Tierschutz bei einem Besuch im

August mit eigenen Augen überzeugen.

Im Gehege leben derzeit sechs Murmel-

tiere – vier davon hat der Grimseltierpark

im Gegenzug für die Waschbären vom

Tierpark Dählhölzli erhalten. Die «Mung-

gen» haben sich bereits neue Gänge ge-

graben, und vor allem die Tiere aus dem

Dählhölzli erkunden auch schon neugie-

rig den neuen Gehegeteil. Die Alteinge-

sessenen halten sich vorerst lieber im alt-

bekannten Gebiet auf. Es wird noch einige

Zeit brauchen, bis die Gruppe zusammen-

wächst und alle Tiere das ganze Gebiet

nutzen werden. Zuvor werden die Mur-

meltiere aber ihren langen Winterschlaf

in dem ausgedehnten, mit Stroh gepols-

terten Kunstbausystem unter dem Futter-

und Geräteschuppen antreten.

Sara Wehrli, STS-Fachstelle Wildtiere

Das neue Murmeltiergehege: Da fühlen sich die Murmeltiere rundum Wohl.

Alte Waschbärengehege: Zu viert vegetierten die Waschbären hier drin. Nun leben sie im Tierpark Dählhölzli.

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TIERREPORT 4/20128

JahresrückblickDer STS blickt auf ein aktives Jahr zurück. Erfolge sind etwa das Importverbot für Hunde- und Katzenfelle oder das erste tierversuchsfreie Botoxprodukt. Für die Nutztiere konnten einige Fort-schritte erreicht werden.

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STS

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JANUARMehr Tierschutz auf der JagdDer STS reicht in Bern die Petition «Für

mehr Tierschutz auf der Jagd» ein. Die

Bittschrift mit rund 10 000 Unterschrif-

ten kritisiert die Revision der Jagdver-

ordnung. Der Entwurf des Bundesamts

für Umwelt zur Revision der Jagdverord-

nung enttäuscht: Statt wild lebende Tiere

mit einem zeitgemässen Gesetz besser zu

schützen und unnötiges Tierleid zu ver-

hindern, stehen die Nutzungsansprüche

der Jägerschaft im Vordergrund, und

tierquälerische Jagdpraktiken sollen

weiterhin erlaubt sein. Dagegen fordert

die Petition etwa eine minimale Schon-

zeit während der Jungenaufzucht. Aus-

serdem soll die eindeutig tierquälerische

Baujagd verboten werden.

APRILBotox ohne TierversucheVor vier Jahren hatte der STS die Her-

steller des Antifaltenmittels Botox mit

einer Petition dazu aufgerufen, auf tier-

versuchsfreie Verfahren umzustellen.

Jetzt ist der Durchbruch da: Die Firma

Allergan, Marktleader für Botoxpro-

dukte, sichert zu, in der Schweiz nur

noch tierversuchsfrei geprüftes Botox

in den Handel zu bringen.

MAISo ein ZirkusAuch in diesem Jahr veröffentlichen

Fachleute des STS einen Bericht über

Schweizer Zirkusse, die auf ihrer Tour-

nee Tiere mit sich führen. Beurteilt

werden die Haltung der Tiere und de-

ren Auftritte in den Manegen der Zir-

kusse Knie, Nock, Royal, Gasser-Olym-

pia, Harlekin und Stey. Die Zirkusun-

ternehmen unterscheiden sich stark in

der Qualität ihrer Tierhaltung und ihrer

Tiervorführungen.

Nationalrat befürwortet Importverbote von tierschutz-widrigen Robbenprodukten und ReptilienhäutenDer Nationalrat unternimmt einen

neuen Versuch, die Importe von Rob-

benprodukten und Reptilienhäuten zu

verbieten. Er heisst zwei entsprechende

Motionen mit grosser Mehrheit gut. Das

Geschäft geht nun in den Ständerat.

Agrarpolitik 2014–2017Mit Blick auf die bevorstehende Be-

ratung der agrarpolitischen Vorlage

AP 2014–17 im Parlament präsentiert

der STS einen sieben Punkte umfas-

senden Massnahmenplan für ein «Frei-

landhaltungsland» Schweiz. Er will dem

Tierwohl und der Qualitätsstrategie zum

Durchbruch verhelfen.

Gipfeltreffen zum Wohl der KälberDer Irrglaube, helles Kalbfleisch sei be-

sonders edel, hält sich hartnäckig. Der

STS lädt zum zweiten «Kälbergipfel» nach

Bern. Fachleute und Branchenvertreter

diskutieren mögliche Wege hin zu tier-

schutzrelevanten Verbesserungen in der

Kälberfütterung und -haltung. Erfreuli-

cherweise signalisieren die Behörden in

Zukunft eine stärkere Unterstützung der

Auslaufgruppenhaltung von Kälbern.

JUNIBetrügerisch, unseriös, illegalMehrere zehntausend Verkaufsangebote

für lebende Tiere finden sich laufend un-

ter den Gratisinseraten auf Schweizer

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TIERREPORT 4/2012 9

Internetplattformen, darunter ein sehr

grosser Anteil an unseriösen und be-

trügerischen Angeboten. Wegen lascher

Kontrollen beim Aufgeben von Kleinan-

zeigen sowie sorgloser Kunden haben Be-

trüger oft ein leichtes Spiel. Wie eine Stu-

die des STS zeigt, sind alleine fast neun-

zig Prozent der Hundeinserate unseriös.

Revidiertes TierschutzgesetzDie Bundesversammlung stimmt mit

grosser Mehrheit dem revidierten Tier-

schutzgesetz zu. Dabei beweist das Par-

lament ein Herz für Tiere. Viel zu reden

gibt das nun beschlossene Importverbot

für Delfine. Daneben werden aber auch

weitere für den Tierschutz sehr wichtige

Anliegen gesetzlich verankert, so bei-

spielsweise ein umfassendes Handels-

verbot mit Katzen- und Hundefellen so-

wie ein Schlachttiertransitverbot.

Verstecktes Tierleid in ImportgeflügelJedes zweite in der Schweiz verzehrte

Poulet stammt aus dem Ausland. Tier-

schutzwidrige Produktionsmethoden

und damit verbundene Tierquälereien

sind an der Tagesordnung. Die Konsu-

menten im Laden oder im Restaurant

haben aber keine Möglichkeit, die un-

terschiedlichen Tierschutzstandards zu

erkennen.

Der STS fordert von Detailhänd-

lern, Importeuren und Gastrobetreibern,

auf tierfreundliche Herkünfte umzustel-

len und Importgeflügel, das nicht dem

schweizerischen Standard entspricht,

entsprechend zu deklarieren.

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AUGUST

Keine staatliche Förderung von ExtemzuchtenIm Rahmen der Anhörung zur Totalre-

vision der Tierzuchtverordnung fordert

der STS die Verknüpfung der staatlichen

Zuchtförderung mit tierschutzkonformen

Zuchtzielen. Das Bundesamt für Land-

wirtschaft fördert mit Steuergeldern die

extreme und oft tierschutzwidrige Leis-

tungszucht bei Kühen und Schweinen.

SEPTEMBERKraxival «10 Jahre Krax»Krax, der Kinderclub des STS, feiert in

diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen

und lädt alle «Kraxies» zur Geburtstags-

feier auf den Hatti Erlebnishof in Aeschi

bei Spiez ein.

4027 Hunde und 12 928 KatzenDie Schweizer Tierheime werden über-

rannt: Im letzten Jahr mussten sie ge-

mäss der aktuellen Tierschutzstatis-

tik 23 414 neue Tiere aufnehmen. Laut

STS-Präsident Heinz Lienhard hat sich

eine traurige Wegwerfmentalität etab-

liert: «Viele Leute kaufen sich spontan

ein Tier, ohne sich über die Haltung Ge-

danken zu machen. Wenn sie merken,

wie viel Arbeit und Kosten dahinterste-

cken, verlieren sie oft die Lust und wol-

len das Tier loswerden.»

Zoos auf dem PrüfstandIm sechsten jährlichen Zoobericht be-

urteilt der STS die Zoos der Schweiz.

Auf 108 Seiten beschreibt der STS die

Haltungsbedingungen. Die Haltung der

Zootiere hat sich verbessert, doch noch

immer gibt es auch schwarze Schafe.

OKTOBERKontrollen der TiertransporteDie 2008 in Kraft getretenen Tierschutz-

bestimmungen zeigen Wirkung: Tiere

werden heute schonender transportiert.

Verantwortlich dafür sind nebst der

weltweit einzigartigen Transportzeitbe-

schränkung auf sechs Stunden in erster

Linie die jährlich dreihundert unange-

meldeten Kontrollen des STS sowie die

Ausbildungskurse für Chauffeure.

NOVEMBERPelzdeklarationDie Vernehmlassungsfrist für eine De-

klarationspflicht für alle Pelzprodukte

nach Art der Tierhaltung ist abgelaufen.

Mehrere wichtige Organisationen un-

terstützen die STS-Stellungnahme. Das

Bundesamt für Veterinärwesen (BVET)

wird nun eine Verordnung ausarbeiten.

GN

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STS

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TIERREPORT 4/201210

Können zumindest Tierfreunde daran et-

was ändern? Sicher – wir alle, die wir

Tiere achten, können viel tun und auch

erreichen. Der Einfluss des Einzelnen, die

Macht der Konsumentinnen und Konsu-

menten ist gross. Niemand ist gezwun-

gen, Fleisch aus Massentierhaltung zu

kaufen. Jeder in der Schweiz kann auf

tierfreundliche Labels zurückgreifen.

Für die Tiere bedeutet dies: artgerechte

Aufzucht, mehr Platz im Stall, Auslauf

oder Freilandhaltung, Licht, Sonne, lang-

sameres Wachstum und kurzer Weg zum

Schlachthof.

Nicht auf BilligangebotehereinfallenInformierte Konsumenten interessieren

sich für die Herkunft des Fleisches und

der Eier oder für die Produktionsbedin-

gungen der Pelzbordüren und Daunenfe-

dern. Sie lassen sich nicht mit Billigange-

boten ködern, denn meist steht dahinter

immenses Tierleid.

Für den tiefen Preis im Geschäft wer-

den Schweine, Rinder, Hühner, Enten,

Gänse, Truten, Kaninchen und Pelztiere

in der Regel unter katastrophalen Bedin-

gungen aufgezogen, gehalten, gemästet,

gerupft und getötet. In der industriellen

Massentierhaltung leben sie zusammen-

gepfercht in drangvoller Enge auf Beton-

böden oder Gitterrosten.

Unser Einkaufsverhalten kann Tieren helfen

KEYSTONE

Tiere liefern Fleisch, Milch, Eier, Leder, Felle, Wolle, Honig und Daunenfedern. Längst nicht alle Tiere verbringen ein artgerechtes Leben, bevor sie für unsere Ernährung, unsere Bekleidung und unser Wohlbefinden sterben.

Page 11: Tierreport 04/2012

TIERREPORT 4/2012

Kochen mit gutem Gewissen

Das neue Kochbuch des Schweizer Tierschutz STS

Tierschutz und Genuss sind kein Widerspruch.Auf 64 Seiten liefert das neue Kochbuch «Essen mit Herz – Das Koch-buch mit tierfreundlichen Rezepten» kreative, vielfältige und einfachumsetzbare Ideen für Vorspeisen, Hauptgerichte und Desserts. Wer ganz auf Fleisch verzichten will, findet hier viele anregende Rezepte –die auch «Fleischessern» schmecken.

Inhalt: Vorspeisen & Snacks, Suppen & Bouillons, Ganz ohne Fleisch, Fleisch & Fisch, Leckere Desserts und Informationen zu den ThemenEinkauf, Labels Fleisch/Fisch, Importfleisch, Delikatessen, Gastrono-mie und Ernährung.

Format 21 x 21 cm, Hardcover, 64 Seiten, CHF 14.50 plus CHF 4.– Versand

Jetzt bestellen: www.essenmitherz.ch

Achten Sie beim Einkauf bitte auf folgende Punkte:

FleischFür eine gesunde Ernährung ist Fleisch

kein notwendiger Bestandteil. Reduzieren

Sie den Fleischanteil auf Ihrem Speise-

plan und kaufen Sie ausschliesslich aus-

gewiesene Labelprodukte aus tiergerech-

ter Haltung.

GeflügelJedes Jahr werden 50 000 Tonnen Geflü-

gelfleisch in die Schweiz importiert. Je-

des zweite verzehrte Poulet stammt aus

dem Ausland. Dieses Fleisch kommt in

fast jedem Fall aus industrieller Intensiv-

mast. In der Schweiz sind die gesetzlichen

Bestimmungen im Vergleich dazu massiv

strenger.

«Delikatessen»Meiden Sie tierquälerisch erzeugte Deli-

katessen wie Foie gras von Gänsen und

Enten, Perlhühner, Hummer, Langusten,

Haifischflossensuppe und weisses Kalb-

fleisch.

FischDie intensive Massentierhaltung in en-

gen Becken hat in letzter Zeit stark zu-

genommen. Achten Sie auf die Herkunft

der Fische und berücksichtigen Sie beim

Kauf, ob sie nicht im Bestand bedroht

sind.

DaunenImmer noch werden Gänse für die Dau-

nengewinnung lebend gerupft. Achten Sie

beim Kauf auf die Bezeichnung «Kein Le-

bendrupf».

PelzTragen Sie niemals Pelz. Die Zucht und

Haltung von Wildtieren in sogenannten

Pelztierfarmen widersprechen dem Tier-

schutz, weil diese Tiere in den engen

Drahtgitterkäfigen Qualen leiden, bevor

sie für die Mode getötet werden.

Schweizer Tierschutz STS, Dornacherstrasse 101, Postfach, 4008 Basel,TelefTT on 061 365 99 99, [email protected], www.tierschutz.com

Page 12: Tierreport 04/2012

TIERREPORT 4/201212

richt der «Frankfurter Allgemeinen Zei-

tung» (FAZ) ergab eine Studie des Nieder-

sächsischen Laschen Landwirtschaftsministeriums

in Zusammenarbeit mit der rent der renommier-

ten Tierärztlichen Hochschule Hannover,

dass ein Mastpoulet während seines kur-

zen Lebens von maximal drei Monaten

im Durchschnitt 9,8 Antibiotikabehand-

lungen unterzogen wird.

Intensivzucht produziertkranke NutztiereNicht nur Hühner sind von den negati-

ven Auswirkungen der Intensivhaltung

betroffen: Würfe von über 20 Ferkeln pro

Zuchtsau sind inzwischen keine Selten-

heit mehr – dabei hat das Muttertier nur

14 Zitzen, um den Nachwuchs zu stillen.

Die Folge davon ist, dass die schwäche-

ren Tiere bereits nach dem Abnabeln mit

Antibiotika aufgepäppelt werden. Auch

die heute verbreiteten Hochleistungs-

Antibiotikakeulestatt artg

Bis zu zehn Antibiotika-behandlungen innertdreier MonateAm stärksten mit Antibiotika belastet sind

die Mastpoulets in den riesigen Mastbe-

trieben mit Zehntausenden von Hühn-

chen, die auf engstem Raum unter tier-

quälerischen Bedingungen in Rekord-

zeit zur Schlachtreife gebracht werden.

Bei der Pouletmast bekommen 96,4 Pro-

zent der Tiere Antibiotika verabreicht –

so das offizielle Resultat einer Untersu-

chung aus dem deutschen Bundesland

Nordrhein-Westfalen. Nach einem Be-

In den riesigen ausländischen Mastbetrieben werden voMastpoulets grosse Mengen Antibiotika verabreicht – aber auch andere Nutztiere sind davon betroffen. Der massive Medikamentenmissbrauch birgt grosse Risiken. Resistenz-bildungen gefährden zunehmend auch Menschen.

Nun ist auch von amtlicher Seite offizi-

ell bestätigt worden, was Tier- und Um-

weltschutzorganisationen schon lange be-

klagen: In der Massentierhaltung werden

Unmengen an Antibiotika eingesetzt. Die

erste flächendeckende Untersuchung in

Deutschland belegt, dass die Veterinäre al-

lein im Jahr 2011 1700 Tonnen Antibiotika

für Nutztiere an die Landwirte abgaben.

Von dieser hohen Zahl zeigte sich

selbst die deutsche Verbraucherschutzmi-

nisterin Ilse Aigner überrascht und ver-

kündete daraufhin sofort, das Arzneimit-

telgesetz verschärfen zu wollen.

Page 13: Tierreport 04/2012

TIERREPORT 4/2012

milchkühe bezahlen für die rekordhohen

Milchmengen mit ihrer Gesundheit. Häu-

fig leiden sie an schmerzhaften Euterent-

zündungen, die wiederum mit Antibiotika

behandelt werden.

In der professionellen Kälbermast

werden die Jungtiere aus bis zu fünf-ff

zig verschiedenen Betrieben zusammen-

gewürfelt. Um der Ansteckungsgefahr

durch allfällige Krankheiten vorzubeu-

gen, erhalten die Tiere Antibiotika. Wei-

tere Gründe für die Medikamentenabgabe

sind die einseitige Fütterung und der feh-

lende Auslauf ins Freie, die das Immun-

system beeinträchtigen.

Keine Massentierhaltung ohne AntibiotikaeinsatzOb Hühner, Schweine oder Kälber: Ge-

meinsam ist ihnen, dass sie in industriel-

ler Massentierhaltung, wie sie in der EU

üblich ist, dicht zusammengedrängt in

den eigenen Exkrementen in Hallen auf-ff

gezogen werden und während ihrer kur-

zen Lebenszeit bis zum Schlachttermin

niemals das Sonnenlicht erblicken.

Kein Wunder, entstehen unter solch

tierquälerischen Bedingungen Krank-

heiten, die sich schnell auf den ganzen

Tierbestand ausweiten können. Im Wis-

sen um diese Gefahren erhalten deshalb

meistens alle Tiere eines Betriebes be-

reits präventiv über das Futter Antibio-

tika verabreicht.

LebensgefährdendeResistenzbildungenZum Einsatz kommen vor allem Breit-

bandantibiotika der Klasse Cephalospo-

rine. Die gleichen Medikamente werden

auch in der Humanmedizin verwendet.

Umso verheerender ist die Tatsache, dass

immer mehr multiresistente Bakterien

nachgewiesen werden.

Letztes Jahr liess das Schweizer Bun-

desamt für Veterinärwesen (BVET) im

Rahmen des nationalen Resistenzmoni-

torings zum ersten Mal gezielt Schlacht-

tiere auf Darmbakterien untersuchen, die

gegen Cephalosporine resistent sind. Das

beunruhigende Ergebnis: Bei jeder dritten

Hühnerschar, jedem zwölften Rind und je-

dem dreizehnten Schwein wurden die ge-

fährlichen Keime festgestellt.

Alarmierte BehördenreagierenSowohl Human- als auch Veterinärmedi-

ziner rund um den Globus machen sich

Sorgen über diese Entwicklung und su-

chen nach Lösungen. Denn mittlerweile

sterben weltweit bereits Tausende von

Menschen, weil kein wirksames Antibio-

tika mehr zur Verfügung steht.

Das BVET will zwar den Einsatz von

Antibiotika bei Nutztieren künftig besser

kontrollieren, fordert jedoch keine Sen-

kung des Verbrauchs von Cephalospori-

nen. Demgegenüber verspricht die deut-

sche Verbraucherschutzminisiterin Ilse

Aigner, den Antibiotikaverbrauch «auf

das absolut notwendige Mindestmass» zu

reduzieren.

Dänemark etwa hat bereits ein Gesetz

verabschiedet, das den Einsatz von An-

tibiotika in der Nutztierhaltung strenger

regeln soll. Künftig sollen nur noch die

tatsächlich erkrankten Tiere Antibiotika

erhalten, statt wie bisher flächendeckend

alle Tiere eines Tierbestandes. Eigentlich

eine Selbstverständlichkeit, sollte man

meinen, denn Antibiotika sind schliess-

lich Medikamente, um Krankheiten zu be-

handeln.

Es geht auch andersAntibiotika sollten erst als letztes Mit-

tel eingesetzt werden, wenn alles andere

nichts mehr hilft. In erster Linie geht es

darum, Nutztiere gesund zu erhalten. Ob

Rinder, Schweine oder Hühner: Am besten

geht es ihnen, wenn sie täglich nach drau-

ssen an die frische Luft gelangen können,

natürliches Futter erhalten und die Stall-

hygiene gewährleistet ist. Intensive Mas-

sentierhaltung führt dagegen automa-

tisch zu mehr Hygieneproblemen, grösse-

rer Anfälligkeit für Krankheiten und Ver-

haltensstörungen der Tiere.

Konsumentinnen und Konsumen-

ten sind allerdings aufgefordert, für das

Fleisch von artgerecht gehaltenen Nutz-

tieren auch einen etwas höheren Preis zu

bezahlen. Matthias Brunner

Ich abonniere denTIERREPORT

Ich abonniere den TIERREPORT zumPreis von CHF 12.80 für ein Jahr.

Ich verschenke ein TIERREPORT-Abozum Preis von CHF 12.80 für ein Jahr. Die Rechnung geht an mich.

Ich möchte die Arbeit des SchweizerTierschutz STS unterstützen und werde den Abobetrag um

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Page 14: Tierreport 04/2012

TIERREPORT 4/201214

Der Angriff erfolgt plötzlich aus dem Hin-

terhalt. Bimbo stürzt sich auf die Beute

und schlägt seine Krallen ins rosa Fleisch.

Die Beute schreit auf und flucht, ver-

sucht die Raubkatze abzuschütteln. Bim-

bos Beute, das sind Herrn P.’s Füsse, nun

jämmerlich zerkratzt und blutend von den

Krallen seines Wohnungskaters.

Herr P. suchte Hilfe bei der Heimtier-

beratung des STS, weil Kater Bimbo im-

mer wieder seine Füsse attackierte und

Herr P. sich in seiner Wohnung kaum

mehr zu bewegen wagte. Ist Bimbo zur

hyperaggressiven Kampfkatze mutiert?

Nach dem Beratungsgespräch ist klar:

Bimbo ist schlicht unterbeschäftigt und

sucht sich seine Jagdobjekte, wo er sie

eben gerade herkriegen kann.

Angeborener JagdtriebLangeweile tritt vor allem bei Wohnungs-

und Tierheimkatzen auf, die nicht nach

draussen dürfen. Da die Abwechslung des

Freilaufs fehlt, brauchen diese Tiere Al-

ternativen, um ihr natürliches Jagdver-

halten auszuleben. Denn Jagen ist neben

Schlafen und der Körperpflege die Haupt-

beschäftigung von Katzen. Freilaufkatzen

verbringen bis zu sechs Stunden pro Tag

unterwegs auf der Jagd.

Jagdspiele sind darum die wichtigste

Beschäftigung für Wohnungskatzen, die

sozusagen arbeitslos geworden sind. Die

meisten Jagdausflüge von Freilaufkatzen

dauern weniger als eine halbe Stunde.

Katzen sollten also nicht bloss ein Mal

lange, sondern immer wieder kurz die

Möglichkeit haben zu jagen.

Maus-AvatareDie Frage ist, welche Ersatzbeute sich am

besten eignet. Findige Verhaltensbiologen

der Universität Zürich haben für eine Se-

mesterarbeit Kinderspielzeug zweckent-

fremdet und aus Meccano-Bauteilen ei-

nen Seilzug angefertigt, mit dem sie beu-

teähnliche Objekte durch die Katzenzim-

mer eines Tierheims zogen.

für Stubentiger und Tierheimkatzen

ISTO

CKPH

OTO

Spiel- zeitTierheim- und Wohnungskatzen langweilen sich

schnell. Wie können Katzen, die nicht nach drau-ssen dürfen, langfristig geistig und körperlich fit gehalten werden?

Page 15: Tierreport 04/2012

TIERREPORT 4/2012 15

Sie wollten herausfinden, welches die

optimale Geschwindigkeit, Grösse und

Beschaffenheit von Ersatzbeuteobjekten

ist, um bei den Katzen möglichst häufig

Beutefangverhalten auszulösen. So weit

das ehrgeizige Ziel der Forschung.

Das für jeden Katzenhalter sonnen-

klare Resultat: Katzen reagieren vor al-

lem auf kleine, bewegte Dinge in der Grö-

sse eines Pingpongballs, bevorzugt sol-

che mit fellähnlicher Oberfläche. Beson-

ders attraktiv sind diese Objekte, wenn

sie sich ruckartig bewegen und um die

Ecke verschwinden. Halt eben wie eine

echte Maus. Dies die bahnbrechende For-

schungserkenntnis.

KatzenanimationJede Menge umhergestreutes Spielzeug

in Mausform reicht den meisten Katzen

allerdings nicht aus. Richtige Mäuse lie-

gen ja auch nicht einfach faul in der Ge-

gend herum. Es braucht immer noch ei-

nen menschlichen Arm (oder einen Mec-

cano-Seilzug), der das Spielzeug für die

Katze erst attraktiv macht. Katzenbe-

schäftigung ist Anregung für Körper und

Seele und sorgt dafür, dass Katzen nicht

verkümmern. Die gemeinsame Beschäfti-

gung verbessert ganz nebenbei auch noch

die Beziehung zwischen Tier und Mensch;

ein gewichtiges Argument also, dem Spiel

mit der Katze so viel Zeit wie möglich zu

widmen.

Fummelbretter & Co.Verfressene Katzen lassen sich sehr gut

beschäftigen, indem sie für Futter arbei-

ten müssen. Helena Dbalý hat mit ihren

fantasievollen Katzenfummelbrettern ei-

nen Beschäftigungshit für Katzen gelan-

det. Aus kostenlosen Alltagsgegenstän-

den wie Kartonrollen, leeren Petflaschen

oder Waschmittelkugeln sowie aus aus-

rangiertem Spielzeug wie Bauklötzen,

Pingpongbällen oder Sandkastenförm-

chen lassen sich mit einer Portion Fan-

tasie Fummelbretter basteln, bei welchen

die Katzen aus kleineren oder grösseren

Öffnungen Futterstücke herausgrübeln

müssen, die ihr Mensch darin versteckt

hat. Übrigens widmen sich auch Freilauf-

katzen mit Begeisterung solchen Katzen-

fummelbrettern!

Katzen sind lernfähigKatzen können ausserdem, wenn es ihnen

denn gerade passt, eigentlich für Hunde

entwickelte Intelligenzspielzeuge kna-

cken. Auch im Clickertraining stehen sie

den Hunden in nichts nach. Das Clicker-

gerät ist im Prinzip nichts anderes als ein

kleiner Knallfrosch. Erst lernt die Katze,

dass auf den Klick immer eine Beloh-

nung folgt. Dann klickt man beim eigent-

lichen Training in jenem Moment, in dem

die Katze das erwünschte Verhalten zeigt.

Die Katze wird dieses Verhalten daraufhin

häufiger befolgen. Mit dem Clicker kann

man Ruhe und Entspannung fördern, aber

auch Tricks einüben wie Pfötchengeben

oder Apportieren.

Bimbo auf jeden Fall macht unterdes-

sen professionell Männchen und springt

durch einen Springformreifen. Mit seinen

Fummelbrettern und einem auf ihn zu-

geschnittenen Katzenunterhaltungspro-

gramm hat er es nun nicht mehr nötig,

Füsse zu jagen.

Eva Waiblinger

STS-Fachstelle Heimtiere

Suchspiel: In dem alten Frotteetuch sind kleine Futterstücke eingerollt.

Katzenfummelpylone: Die Katze grübelt nach dem Futter in alten Waschpulverkugeln.

FOTO

S: E

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Lesetipp: Helena Dbalý und Stefanie

Sigl (2008): Das Spielebuch für Katzen.

Spielend durchs Katzenleben.

Brunsbek: Cadmos.

Das STS-Merkblatt «Beschäftigung für

Katzen», sechs weitere Merkblätter zur

Katzenhaltung sowie eine neue Katzen-

broschüre können über www.tierschutz.

com/publikationen heruntergeladen

bzw. kostenlos bestellt werden.

Bestellungen werden auch schriftlich

oder telefonisch entgegengenommen:

Schweizer Tierschutz STS,

Dornacherstrasse 101, 4008 Basel,

Telefon 061 365 99 99.

Weitere Informationen

Intelligenzsspiel: Für Hunde entwickelt, von Katzen geknackt.

Wundernase: Was versteckt sich wohl unter dem raschelnden Seidenpapier?

Page 16: Tierreport 04/2012

TIERREPORT 4/201216

NAT

ION

AL G

EOG

RAPH

IC

Page 17: Tierreport 04/2012

17

Atmung auf minimal ein bis drei Atem-

züge je Minute reduzieren. Während des

ganzen Winterschlafes nehmen sie keine

Nahrung mehr zu sich und zehren nur von

ihren Fettreserven.

Frühlingserwachen: Ab Mai ist der Siebenschläfer putzmunter und überaus aktiv.

Wenn das Leben fast im Schlaf vergeht

TIERREPORT 4/2012

Wenn die Tage kurz und düster sind, das

Wetter garstig ist, wünschte sich wohl so

mancher von uns, ein Siebenschläfer zu

sein. Seinen Namen trägt dieser grösste

Vertreter aus der Familie der Bilche mit

seinen dunklen Knopfaugen, dem wei-

chen grauen Pelz und dem buschigen

Schwanz zu Recht.

Tatsächlich verabschiedet sich der

Siebenschläfer schon im Oktober in ei-

nen tiefen Winterschlaf und taucht erst

nach rund sieben Monaten wieder im ak-

tiven Leben auf. In dieser Zeit können

die Langschläfer ihre Körpertemperatur,

die im Sommer über 37 Grad beträgt, auf

wenige Grad über Null absenken und die

OLI

VER

GIE

L

NAT

ION

AL G

EOG

RAPH

IC

Das Leben der Siebenschläfer spielt sich im Zeitraffer ab, denn die meiste Zeit verschlafen sie. Erst nachts sind sie munter und verraten sich höchstens durch ihre Geräusche.

Winterschlaf: Sieben Monate lang mit nur ein bis drei Atemzüge pro Minute.

Hektische SommerzeitSobald der Siebenschläfer im Mai end-

lich aufwacht, wird er auf einmal putz-

munter. Denn in der kurzen aktiven Phase

muss er im Eiltempo alles nachholen, was

so das Leben eines Siebenschläfers aus-

macht. Nach der langen Fastenzeit knurrt

ihm zunächst der Magen. Der Bilch muss

dringend auf Futtersuche, um wieder et-

was Speck auf die abgemagerten Rippen

zu bekommen.

Auf seinem reichhaltigen Speisezettel

stehen saftige Blätter, frische Knospen,

Früchte, Eicheln, fettreiche Nüsse und

Bucheckern. Gelegentlich erbeutet der Na-

ger auch Vogeleier oder frisch geschlüpfte

Page 18: Tierreport 04/2012

TIERREPORT 4/2012

Im Paradies: Verwilderte Obstgärten bieten ideale Lebensbedingungen für Siebenschläfer.

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Jungvögel sowie Schnecken und Insekten.

Ein für ihn besonderer Leckerbissen sind

Beeren, die er mit seinen Vorderpfoten ge-

schickt von den Sträuchern pflückt und in

unglaublichem Tempo verzehrt.

Siebenschläfer als BioindikatorSeine vielfältig zusammengesetzte Nah-

rung findet er hauptsächlich in artenrei-

chen Laubholzmischwäldern mit reichlich

Unterholz aus Haselsträuchern. Seinen

Schlafplatz wählt der geschickte Kletterer

oben in den Baumkronen, wo er ein Nest

baut oder eine Baumhöhle bezieht. Auch

Vogelnistkästen werden von Siebenschlä-

fern gerne zweckentfremdet.

Besonders beliebt bei den Baumbe-

wohnern sind alte, verwilderte Obstgär-

ten, wo sie zahlreiche Unterschlupfmög-

lichkeiten und viel Nahrung finden. Zwar

zählt der Siebenschläfer nicht zu den akut

bedrohten Tierarten, doch gilt er aufgrund

seiner hohen Ansprüche an eine grosse

pflanzliche Artenvielfalt als zuverlässiger

Bioindikator seines Lebensraumes und ist

daher auch für den Naturschutz von Be-

deutung.

Wenn der Siebenschläfer zum Störenfried wirdMitten in einer lauen Sommernacht rum-

pelt und poltert es unheimlich vom Dach-

stock her. Dann ertönen in kurzen Ab-

ständen und weitherum gut vernehmbar

seltsame, quiekende Laute. Hinter diesem

gespenstischen nächtlichen Spuk stecken

nicht selten Siebenschläfer.

Hin und wieder kommt es vor, dass

sich die nachtaktiven Nager als Untermie-

ter im Dachstock eines Ferienhauses oder

einer Scheune einquartieren. Mit der Zeit

können die kleinen Kobolde jedoch wegen

des nächtlichen Lärms oder Nageschäden

sowie wegen Kot- und Urinablagerungen

lästig werden.

Die kleinen Poltergeister wieder los-

zuwerden, ist nicht ganz einfach. Man

kann beispielsweise versuchen, eine Duft-

spur mit Parfum zu legen. Eine andere

FOTOS: OLIVER GIEL

Nachwuchs: Vier bis sechs Junge pro Wurf.

Winterquartier: Eine tiefe Erdhöhle genügt.

Page 19: Tierreport 04/2012

TIERREPORT 4/2012 19

Untermieter: Nebst Dachstöcken sind auch Vogelhäuschen beliebte Siebenschläfer-Unterkünfte.

FOTO

LIA

Der Siebenschläfer (Glis glis) ist der grösste Vertreter aus der Familie der Bilche oder Schläfer

(Myoxidae). Das Tier ist ungefähr so gross wie eine Ratte. Der Siebenschläfer trägt ein weiches,

dichtes Fell, das auf der Oberseite grau und am Bauch weiss ist. Er hat eine spitze Nase und aus-

geprägte Tasthaare. In freier Wildbahn erreicht der Siebenschläfer ein geschätztes Höchstalter von

acht bis neun Jahren. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Mittel- und Südeuropa (weitge-

hend ausgenommen die Iberische Halbinsel) über Osteuropa, Klein- und Mittelasien bis in den Iran.

Zoologischer Steckbrief

Möglichkeit ist, sie mit den Geräuschen

eines Radios oder Weckers zu vertreiben.

Die wirksamste Massnahme ist jedoch,

den Dachstock von einem Bauprofi fach-

männisch abdichten zu lassen.

Eigener Tag im KalenderAm 27. Juni ist der sogenannte Sieben-

schläfertag. Der ist eigentlich nicht den

Bilchen gewidmet, sondern geht auf eine

Legende von sieben christlichen Märty-

rern zurück. Doch um dieses Datum he-

rum beginnt für die Siebenschläfer tat-

sächlich die Paarungszeit, welche bis Ende

Juli dauern kann. Vor allem dann sind die

lauten Pfeiftöne der Männchen zu hören,

mit welchen sie die Weibchen anzulocken

versuchen. Kurz nach der Paarung gehen

sie wieder getrennte Wege.

Nach einer Tragzeit von 31 Tagen

bringt das Weibchen einen Wurf im Jahr

mit vier bis sechs Jungen zur Welt, die zu

Beginn völlig hilflos sind. Bei der Geburt

sind sie noch nackt und blind und wiegen

bloss ein bis zwei Gramm. Erst nach 21 bis

23 Tagen blinzeln sie erstmals in die Um-

gebung. Bis sie richtig selbständig sind,

haben sie ein Alter von sechs bis sieben

Wochen erreicht.

Wettlauf gegen die UhrNun setzt ein eigentlicher Wettlauf mit

der Zeit ein, denn bis Ende Oktober müs-

sen die Siebenschläfer möglichst viel Kör-

perfett anfuttern, bevor sie in den Winter-

schlaf fallen. Jungtiere tragen sogar Ei-

cheln, Bucheckern und Obst in ihre Höhle.

Während ein ausgewachsenes Tier im

Sommer durchschnittlich zwischen 80

und 110 Gramm wiegt, steigt sein Kör-

pergewicht im Herbst täglich um ein Gramm.

Diese rasche Gewichtszunahme wird vor allem

durch die Aufnahme von fettreicher Nahrung

wie Haselnüssen erreicht. «Schwimmringe»

sind also bei Siebenschläfern nicht etwa ver-

pönt, sondern sogar erwünscht.

Wenn die bis zu 140 Gramm schweren

Tiere langsam unbeweglicher werden und mit

ihren prallen Bäuchlein nur noch mit Mühe

die Bäume hochklettern können, ist es für sie

höchste Zeit, ein passendes Winterquartier zu

suchen. Dieses besteht meistens aus einer selber

gegrabenen, bis zu 60 Zentimeter tiefen Erd-

höhle oder einer gut versteckten Felsspalte.

Matthias Brunner

Page 20: Tierreport 04/2012

TIERREPORT 4/2012

Durch die Optimierung der Fütterung so-

wie die jahrzehntelange Einkreuzung –

insbesondere mit einseitigen US-Milch-

rassen – steigt die durchschnittliche

Milchleistung der Kühe von Jahr zu Jahr.

Während heute ein Zweinutzungsrind,

etwa das Original Schweizer Braunvieh,

im Durchschnitt 6000 Kilogramm Milch

pro Jahr (Laktation) erzeugt, weisen die

milchbetonten Linien des stark einge-

kreuzten Brown-Swissviehs im Durch-

schnitt 7000 Kilogramm auf.

Am extremsten verlief die Milchleis-

tungssteigerung beim Holsteinvieh: von

6400 Kilogramm im Jahr 1991 auf über

7400 im Jahr 2001. 2010 waren es be-

reits 8400 Kilogramm je Laktation, wo-

bei Spitzentiere in der Schweiz gar über

12 000 Kilogramm Milch erreichen.

Fütterung und Haltung solcher

Hochleistungstiere sind äussert diffi-

zil und stellen höchste Ansprüche an

Mensch, Stall und Füt-

terung. Werden diese

nicht erfüllt, treten rasch

und gehäuft leistungsbe-

dingte Krankheiten auf

wie Euterentzündungen,

Stoffwechselerkrankun-

gen, Lahmheit und Ver-

haltensprobleme. Infolge

der riesigen Euter können

sich solche Kühe kaum

mehr artgemäss fortbe-

wegen.

Zu viel und nicht artgemä-sser KraftfuttereinsatzDa die Milchproduktion selbst bei bes-

tem Grundfutter (Heu, Gras, Silage) nicht

mehr als 6000 bis 7000 Kilogramm pro

Jahr hergibt, benötigen Hochleistungs-

kühe anteilmässig hohe Kraft-

futtergaben. Im Durchschnitt er-

halten Schweizer Kühe 650 Kilo-

gramm Kraftfutter pro Jahr.

Das Rind, ein ideales Weide-

tier und ein optimaler Grasver-

werter, wird somit fütterungs-

mässig zur Sau gemacht. Selbst

dem Bundesrat ist diese Entwick-

lung mittlerweile nicht mehr

ganz geheuer. So schreibt er in

der Botschaft zur Agrarpolitik

2014-2017: «Der Trend bei der

Wiederkäuerfütterung geht in Richtung

eines verstärkten Kraftfuttereinsatzes.

Dadurch droht ein strategischer Wettbe-

werbsvorteil der Schweizer Milch- und

Fleischproduktion langfristig verloren

zu gehen. Wie der Systemvergleich Ho-

henrain zeigt, schneidet die Milchpro-

duktion mit geringem Kraftfutterein-

satz und hohem Weideanteil bei den

meisten ökologischen Indikatoren je Ki-

logramm Milch besser ab als die kraft-

futterintensive Stallhaltung.»

Drastisch sinkende LebensdauerAufgrund strenger Selektion auf im-

mer höhere Milchleistungen sowie auf-ff

grund des Auftretens von leistungs-,

haltungs- und fütterungsbedingten

Kühe zu Höchst-leistungen gedopt

Kühe werden auch hierzulande vermehrt mit gro-ssen Mengen an Kraftfutter vollgestopft, um im-mer noch mehr Milch aus ihnen herauspressenzu können. Mit fatalen Folgen: Die Tiere leidenan zahlreichen Krankheiten und werden im Durchschnitt schon mit sechs Jahren geschlach-tet, weil sie nicht mehr rentabel sind.

20

Page 21: Tierreport 04/2012

TIERREPORT 4/2012

Krankheiten sinkt die Anzahl Laktatio-

nen je Kuh ständig. Eine durchschnitt-

liche Braunviehkuh (Fleckvieh/Hol-

stein) wird nur noch 6,7 (6,2/6,3) Jahre

alt und bringt 4,1 (3,8/3,3) Laktationen,

mit einer Lebensleistung von 27 100 Ki-

logramm (26 000 kg/26 400 kg) (2008).

Zum Vergleich: Vor fünfzig Jahren

wurden Kühe im Durchschnitt für sechs

Laktationen genutzt. Das bedeutet, dass

sie also sechs Kälber zur Welt brachten

und während sechs Jahren gemolken

werden konnten.

Im Nachbarland Deutschland liegt

die durchschnittliche Laktationsrate be-

reits bei nur mehr 2,5, in den USA bei

unter 2 Laktationen.

Mit der einseitigen Hochleistungs-

zucht hat sich auch eine Art «Wegwerf-ff

mentalität» breitgemacht. Jedes Jahr

müssen wegen der sinkenden Nutzungs-

dauer mehr junge Kühe aufgezogen und

ältere geschlachtet werden.

Hansuli Huber,

STS-Geschäftsführer Fachbereich

SIMON TEMPLAR

1. Eingeschränktes Sozialverhalten: Die seit anfangs der 1980er-Jahre auch in der Schweiz betriebene Mutterkuhhaltung – heute rund90 000 Kühe – kommt dem Rindersozialverhal-ten weitgehend entgegen.

Demgegenüber müssen die etwa 600 000Milchkühe hier teilweise erhebliche Abstriche in Kauf nehmen. Einerseits, weil sich zwei von dreiKühen nicht frei in einer Herde bewegen kön-nen, sondern angebunden gehalten werden, oft noch unter dem elektrischen Kuhtrainer. Ande-rerseits, weil die Kinderaufzucht, das Kuh-Kalb-Verhältnis, wegfällt und die Selektion unter denKühen durch den Menschen hoch ist.

2. Kaum Bewegung: Rund 120 000 der 690 000 Kühe in der Schweiz erhalten keinenregelmässigen Auslauf ins Freie. Sie werden an 275 TagTT en im Jahr permanent an der Krip-pe fixiert und erhalten an den übrigen 90 TagTT enlediglich für zwei bis drei Stunden etwas freie Bewegung. Ihr hauptsächlicher Lebensraum, in dem sie 95 Prozent der Zeit verbringen müssen,umfasst eine Fläche von nur gerade 110 mal185 Zentimetern.

3. Kuhtrainer: Noch schätzungsweise 300 000Kühe sind diesem «Quälinstrument» ausgelie-fert, obwohl eine Studie des Bundesamtes für Veterinärwesen schon vor über fünfzehn Jahrenzum Schluss kam, dass es nicht mit den Grund-sätzen der Tierschutzgesetzgebung zu vereinba-ren und demnach Tierquälerei sei.

Der Kuhtrainer ist ein über dem Rücken der Tiere gespannter elektrischer Draht, der dieKühe beim Koten oder Harnen zwingt, einenSchritt zurückzutreten, sodass das Lager weni-ger verschmutzt. Das sowieso schon beengteLeben angebundener Kühe wird auf diese Wei-se zusätzlich eingeschränkt, und die Fruchtbar-keit der Tiere leidet darunter.

4. nthornen: Bei den allermeisten in der chweiz gehaltenen Tieren der Milch-iehrinderrassen (Braun- und Fleck-ieh) wachsen natürlicherweise Hörner.

Genetisch hornlose Rassen und Her-den sind dagegen in der Fleischrinder-utterkuhhaltung von Bedeutung und

marsch. Heute dürften über 90 Prozent der bereits als Kälber enthornt werden.ner spielen bei der Kommunikation, der ung der Rangordnung und der Körper-eine wichtige Rolle beim Rind.

Weitere Tier-schutzprobleme

bei Kühen

21

Page 22: Tierreport 04/2012

TIERREPORT 4/201222

Mit Argumentationen wie «Das geht

schon» oder «Das haben wir immer schon

so gemacht» werden falsche Fischzusam-

mensetzungen gerechtfertigt. Selbst deut-

sche Fachleute propagieren in aktuellen

Veröffentlichungen eine Aquaristik, die

mit der Batteriehaltung von Hühnern zu

vergleichen ist – mit einem Unterschied:

bei den Wassertieren spritzt kein Blut

durch die «Käfige». Leiden tun die Fische

aber allemal!

Detailhandel ist gefordertIn vielen renommierten Zoofachgeschäf-ff

ten werden für 54-Liter-Aquarien durch-

schnittlich 25 Fische aus 5 Arten ver-

kauft – dies belegen Testkäufe. Der Über-

besatz wird von der Branche zu wenig

hinterfragt und vielfach als normal ta-

xiert. Richtig wäre, für kleine Aquarien

nur eine geeignete Fischart auszuwählen.

Die Fischhalter diesbezüglich schnell und

richtig aufzuklären, scheitert oft schon

in den Anfängen, da sich die Leute häu-

fig ein falsches Bild vom Fischleben ma-

chen. Ein Aquarienkauf ist schnell getä-

tigt, aber etwas dazu lernen will kaum je-

mand. Gerade deswegen würde eine ge-

setzliche Reglementierung durchaus Sinn

machen. Ein erster Schritt dazu sind wohl

die Merkblätter zur Pflege und Haltung

für verkaufte Zierfische, welche Schwei-

zer Zoofachgeschäfte in Zukunft abgeben

müssen.

Traurige Aquarienfische

Der Tierschutz bei Aquarienfischen steht noch am Anfang. Bei keiner anderen Tier-gruppe werden so verheerende Pflege-fehler gemacht, wie dies bei den Zier-fischen allgemein üblich ist.

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Page 23: Tierreport 04/2012

TIERREPORT 4/2012 23

g p

fehlungen darüber abgeben, welche Fi-

sche miteinander vergesellschaftet wer-

den können. Die gesamte Aquaristikbran-

che war dazu in den letzten dreissig Jah-

ren nicht in der Lage. Infolgedessen wer-

den Friedfische und Raubfische auch heute

noch gemeinsam in einem Aquarium ge-

halten. Bestes Beispiel dafür sind die Ska-

lare und die Neonsalmler, da letztere von

den Skalaren als Beute angesehen werden.

Die Zürcher Fischauffangstation FAS

steht am anderen Ende des Regenbogens.

Dort zeigt sich ein düsteres Bild: Bei vie-

richtung betrachtet, was die Erwartungs-

haltung in die Dienstleistungen erhöht.

Tatsächlich basieren die Aufwendungen

zum Wohle der Wassertiere aber auf

Freiwilligenarbeit.

Die Behörden habendas Problem erkanntErfreulicherweise ist bei einem wach-

senden Anteil der Bevölkerung eine Sen-

sibilität für den «Fischschutz» zu beob-

achten. So häufen sich Reklamationen

bei fehlerhafter Haltung. Allerdings kann

,

sollten auf den Kauf von Aquarien ver-

zichten.

Aus Tierschutzsicht gilt: Ein Aqua-

rium ist erst dann kein Käfig, wenn den

Fischen in Gefangenschaft ein kompletter

Lebensraum angeboten wird.

Hans Gonella, FAS

Anzahl Arten pro Aquarium

Art-aquarien

Biotop-aquarien

Zucht-aquarien

Gesellschafts-aquarien

5–200 Liter 50–200 Liter 140–400 Liter ab 400 Liter

1 Art 1 Art 1–3 Arten 1–7 Arten

Page 24: Tierreport 04/2012

TIERREPORT 4/2012

Es ist eine erschreckende Entwicklung: Immer mehr Menschen behandeln Heimtiere wie eine Wegwerfware. In den Tierheimen sammeln sich die verstossenen

Hunde und Katzen an. Manche dieser Tiere sind schon alt, krank oder schwierig vom Charakter her – aus welchen Gründen auch immer.

Tierheime beherbergen auch Seniorentiere

Die rund vier Jahre alte Kätzin streunte

während Wochen in einem Quartier von

Biel herum, bis eine Familie sie fand und

mit nach Hause nahm. Das Tier schien,

von einer kleinen Verletzung am Kinn

abgesehen, gesund zu sein und war auch

nicht unterernährt. Die Familie brachte

die Katze ins Tierheim. Da sie weder ei-

nen Mikrochip implantiert hatte noch ein

Halsband trug, gab es keinerlei Hinweise

auf ihre Besitzer. Auch in der Folgezeit

meldete niemand die Katze als vermisst.

Im Tierheim erhielt

sie den Namen Prima.

Allerdings war es für die

Katze alles andere als

prima, denn sie mag es

überhaupt nicht, mit Artgenossen zusam-

men drinnen zu sein, und ist dadurch ge-

stresst.

Prima ist ausgesprochen hübsch und

hat ein sehr weiches Fell. Eine Katze zum

Kuscheln ist sie aber nicht. Sie kann sich

ziemlich zickig benehmen und auch mal

zubeissen, wenn ihr etwas nicht passt. Sie

sucht sich halt ihre Menschen gerne sel-

ber aus und nicht umgekehrt. Aber mit

etwas Glück findet Prima vielleicht doch

noch den passenden Zweibeiner.

Tierschutzverein

Biel-Seeland-Berner Jura

Die verlassene Primadonna

Vor dem Einschläferngerettet

Als seine Besitzerin verstorben war, fand

sich Nemo plötzlich ganz alleine wieder.

Der Sohn der Verstorbenen wollte den

schwarzen Kater nicht übernehmen, son-

dern war entschlossen, ihn kurzerhand

einschläfern zu lassen, weil

er beisse. Schliesslich liess

ich der Sohn doch überzeu-

gen, Nemo wenigstens im

Tierheim abzugeben. Da be-

findet sich der eigenwillige,

schon zwölf Jahre alte Kater

bis heute.

Ein Mal kam es zu einem

Vermittlungsversuch. Doch

handelte es sich nur um ein kurzes Inter-

mezzo: Obwohl Nemo ins Freie durfte und

es ihm eigentlich an nichts fehlte, begann

er, auf Möbel zu koten. Die neuen Besit-

zer kapitulierten schliesslich und gaben

Nemo wieder ab.

Zurück im Tierheim, fühlt sich die

Charakterkatze seither sehr wohl. Aller-

dings braucht Nemo wegen einer Leber-

schädigung täglich Tabletten. Das Tier-

heimpersonal braucht manchmal einiges

an Geduld und Überzeugungsarbeit, da-

mit der eigensinnige Kater das lebensnot-

wendige Medikament einnimmt.

Helena Frey-Stiftung für Tierschutz

24

Page 25: Tierreport 04/2012

TIERREPORT 4/2012 25

Es war ein entsetzliches Bild, das sich

uns bot, als wir das Haus einer Besitzerin

von acht Katzen und zwei Hunden betra-

ten: Im Inneren war alles mit Exkremen-

ten, Urin und verdorbenen Futterresten

verdreckt. Die beiden Hunde, Guillaume

und Clara, waren an ganz kurzen Stri-

cken am Treppengeländer festgebunden.

Die zuständige Sozialbehörde hatte

uns am Sonntag aufgeboten, damit wir

uns um die Tiere kümmerten, da die Frau

am nächsten Tag hospitalisiert werden

sollte. Im Gespräch mit ihr kam heraus,

dass sie mit den Hunden kaum spazie-

ren ging und diese die meiste Zeit ange-

bunden blieben – aus Angst, sie könn-

ten vom direkt am Haus vorbeiführen-

den Zug überfahren werden.

Wir sammelten alle Tiere ein, um sie

ins Tierheim zu bringen. Während der

Fahrt stank es im Auto erbärmlich, so

verdreckt waren die Hunde und Katzen!

Die Katzen erholten sich nach einiger

Zeit wieder, doch die beiden Hunde sind

bis heute von ihrer traurigen Vergan-

genheit gezeichnet. Guillaume und Clara

wurden erst einmal gründlich gebadet,

um den bestialischen Gestank zu besei-

tigen. Doch die beiden waren leider nicht

stubenrein und koteten

sich innert kürzester

Zeit wieder ein. Dazu

kam, dass sie an einer

schlimmen Durch-

fallerkrankung lit-

ten. Es dauerte lange,

bis Guillaume und

Clara die Krankheit

überstanden hatten.

Doch seither sind sie

auf Medikamente

und ein Spezialfut-

ter angewiesen.

Die zwei Hunde

geniessen die neu gewonnene Freiheit im

Auslauf des Tierheimes so sehr, dass es

unmöglich ist, sie nachts in die Boxen zu

bringen. So haben Guillaume und Clara

draussen ihre eigene Behausung, die be-

heizbar ist.

Spaziergänge waren zu Beginn so-

wohl für die Betreuerinnen als auch für

die Hunde gleichermassen eine Tortur.

Guillaume und Clara zogen dermassen

an der Leine, dass sie sogar zweimal kurz

entweichen konnten. Dazu kommt, dass

die beiden über einen starken Jagdins-

tinkt verfügen.

Zum Glück

nimmt sich seit

einem Jahr die

ehrenamtliche

Helferin Laure der

beiden an. Laure,

ie im Vorstand der

PA Le Locle ist,

hat das Vertrauen

von Guillaume und Clara gewonnen und

bereits grosse Fortschritte erzielt.

Deshalb wollten wir unbedingt ver-

meiden, dass die Hunde und Katzen wie-

der zurück in jene katastrophalen Ver-

hältnisse müssen, und haben sowohl bei

der Sozialbehörde als auch beim Veteri-

näramt erfolgreich interveniert. Die ehe-

malige Tierhalterin darf nur noch zwei

Katzen behalten, wenn sie wieder aus der

Klinik entlassen wird. Die sechs Katzen

und zwei Hunde bleiben somit in unserer

Obhut. SPA Le Locle

Viele Hunde und Katzen stehen auf der Schattensei-te des Lebens: Weil sie entweder alt, krank oder be-hindert sind oder aufgrund ihrer Lebensgeschichte einen schwierigen Charakter haben, wollen die Besitzer sie einfach loswerden. Doch auch diese Tiere haben ein Lebensrecht. In den STS-Sektionen geben sich die Mitarbeitenden der Tierheime die

grösste Mühe, selbst scheinbar noch so hoffnungs-lose Fälle zu vermitteln. Doch manchmal bleibt das Tierheim die letzte Station für solche Tiere.

Bitte helfen Sie uns mit Ihrem Beitrag, damit auch solche Tiere eine zweite Lebenschance be-kommen und wenigstens im Tierheim ihren Platz behalten können!

Haben Sie ein Herz für

versehrte und alte Heimtiere!

Vielen Dank!

Ständig am Treppen- geländer festgebunden

Page 26: Tierreport 04/2012

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TIERREPORT 4/201226

FOTO

LIA

MAR

K RI

SSI

F R A N K R E I C H

Grausame Tierquälerei oder traditionsreiches Kulturspektakel?

In Frankreich wurde verhandelt, ob den

Stierkämpfen der Todesstoss versetzt wer-

den sollte. Der Verfassungsrat entschied

nun, dass die Corridas verfassungsgemäss

seien und in bestimmten Regionen auch

in Zukunft abgehalten werden dürfen. Sie

sind der grausame Höhepunkt der unter

anderem an Ostern und Pfingsten gefei-

erten Ferias. Die Volksfeste ziehen Hun-

derttausende Besucher an. Doch Tierschüt-

zern stossen solche Argumente bitter auf:

«Grausamkeit und Brutalität in den Rang

eines Schauspiels zu erheben, sich daran

zu erfreuen, wie Leid zugefügt und getö-

tet wird, ist pervers und zutiefst schockie-

rend», schrieb Brigitte Bardot, die für einen

Aufruf zum Verbot der Stierkämpfe zwei

andere französische Leinwandlegenden auf

ihre Seite zog – Jean-Paul Belmondo und

Alain Delon. Nach der Entscheidung des

Verfassungsrats war die Enttäuschung bei

Tierschützern gross.

F I N N L A N D

Erstmals eingesetzt: Das neue finnische Bürgerinitiativ-

recht A U S T R A L I E N

Schwarzer Hautkrebs bei Australiens Wildfischen

I N D I E N

Weltweit erste vegetarische McDonald’s-

Filiale

Die Fastfoodkette McDonald’s kündigt

die Eröffnung der ersten Schnellimbissfi-

liale für Vegetarier an. Als Standort dafür

wurde die Ortschaft Amritsar im nördli-

chen Bundesstaat Punjab in Indien aus-

gewählt. Aufgrund der vielen Vegetarier

in Indien vermutet das Fastfoodlabel gro-

sse Chancen für ein vegetarisches Lokal,

wie der für die Region Nordindien zustän-

dige Manager Rajesh Kumar Maini laut

der Nachrichtenagentur SDA sagte.

Während Anhänger des Hinduismus

auf den Verzehr von Rindfleisch verzich-

ten, essen die Muslime kein Schweine-

fleisch. Aus diesem Grund ist bereits heute

die Hälfte der von McDonald’s angebote-

nen Speisen in Indien vegetarisch.

Verschiedene finnische Tierschutz-

organisationen reichten im Oktober

55 000 beglaubigte Unterschriften für

ihre Initiative «Fur Farm Free Finland»

ein, mit der ein Verbot der Pelztierhal-

tung ab dem Jahr 2015 gefordert wird.

Das grosse Ozonloch über Australien ver-

ursacht nicht nur bei Menschen mehr

Hautkrebs – auch Tiere sind betroffen,

selbst solche, die im Wasser leben. Je-

der siebte Forellenbarsch im Great Bar-

rier Reef weist Melanome auf. Wie beim

Menschen werde der Hautkrebs vermut-

lich auch bei den Fischen durch UV-Strah-

lung ausgelöst, berichten die Forscher im

Journal «PLOS ONE».

Über Australien und dem Great Barrier

Reef liegt ein grosses Ozonloch, wodurch

die schädlichen UV-Strahlen der Sonne

weitaus schwächer absorbiert werden

und fast ungehindert auf die Erde treffen.

Faktoren wie bakterielle Infektionen oder

Meeresverschmutzung schlossen die Wis-

senschaftler als Ursache für die Krebsent-

stehung aus.

Hautkrebs kennt man bei Fischen

sonst vor allem aus dem Labor. Dort wer-

den genetisch veränderte Fische als Mo-

delle eingesetzt, um Hautkrebs beim Men-

schen zu untersuchen.

Page 27: Tierreport 04/2012

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TIERREPORT 4/2012 27

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D E U T S C H L A N D

Zebravirus: Bedrohung für Eisbären

D E U T S C H L A N D

Der Wisent kehrt zurück

Es ist lange her, dass Wisente, Wildkatzen

und Wölfe in grosser Zahl durch Europa

streiften. Manche Arten wurden vor Jahr-

zehnten ausgerottet, andere schon vor Jahr-

hunderten. Doch viele der «Wilden» kehren

zurück: Die Zahl der Wölfe und Wildkatzen

nimmt zu – auch in Deutschland.

Für den Wisent hat European Wildlife

2011 ein Programm gestartet mit dem Ziel,

die Wildrinder in den Wäldern Zentral-

europas wieder heimisch werden zu las-

sen. Wisente können drei Meter lang wer-

den und rund eine Tonne wiegen – Bären

und Wölfe können höchstens den Jung-

tieren gefährlich werden. Die dunkelbrau-

nen, zottigen Tiere sind nahe Verwandte

des amerikanischen Bisons und haben ein

ähnliches Schicksal erlitten.

Die grössten Landsäugetiere Euro-

pas waren einst von Grossbritannien bis

nach Sibirien und von Spanien bis nach

Schweden verbreitet. Jagd und Zerstö-

rung der Lebensräume dezimierten ihre

Zahl dann jedoch rasant.

D E U T S C H L A N D / U S A

«Animal Hoarding»:

Mehr als 50 000 Tiere betroffen

Erstmals stellt eine Dissertation zum

Thema «Animal Hoarding» die aktuelle

Situation in Deutschland dar. Das Phä-

nomen ist demnach weiter verbreitet als

bisher angenommen. Zur Untersuchung

wurden Fragebögen an alle Veterinäräm-

ter geschickt. Die teilnehmenden Ämter

berichten von mehr als 600 Fällen und

über 50 000 betroffenen Tieren.

Die Autorin der Arbeit, Dr. Tina Su-

sanne Sperlin, meint dazu: «In annähernd

zwei Dritteln der Fälle waren die Tiere

verletzt, in jedem dritten Fall fehlten Nah-

rungs- und/oder Trinkmöglichkeiten.»

Erstmals war in den USA 1999 eine

systematische Untersuchung veröffent-

licht worden. Am häufigsten betroffen

sind Katzen, gefolgt von Hunden, Kanin-

chen und Ziervögeln. Mehr als zwei Drit-

tel der Tiersammler sind Frauen, der Al-

tersdurchschnitt liegt bei fünfzig Jahren.

Bei jedem vierten Fall ziehen die Halter

aus dem Zuständigkeitsbereich des Vete-

rinäramtes, um Strafen zu entgehen. Sehr

oft kommt es deshalb zu Wiederholungs-

fällen. Die Studie belegt, dass viele der

Tiersammler kein eigenes Fehlverhalten

wahrnehmen.

Zoos beherbergen eine Reihe verschiede-

ner Tierarten, die in freier Wildbahn nie

aufeinandertreffen würden. Als im Jahr

2010 im Wuppertaler Zoo ein Eisbär starb

und ein weiterer schwer erkrankte, wa-

ren Zootierärzte auf der Suche nach der

Krankheitsursache ratlos. Ein internati-

onales Forscherteam unter Leitung des

Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtier-

forschung in Berlin konnte nun nachwei-

sen, dass die Bären mit einem von Ze-

bras stammenden Virus infiziert waren.

Normalerweise sind Krankheitserreger an

einen bestimmten Wirt angepasst, aller-

dings können einige bei passender Gele-

genheit auch neue Wirtsarten infizieren.

Page 28: Tierreport 04/2012

TIERREPORT 4/201228

Der braune Koffer, auf den die Zollfahn-

derin ihr Augenmerk richtet, verbreitet

Verwesungsgestank. Soeben ist er mit

einem Swiss-Flug aus Kamerun in Zü-

rich angekommen. Landet ein Flieger aus

Zentralafrika, sind die Zollbeamten be-

sonders aufmerksam: Im Gepäck könnte

Fleisch bedrohter Tierarten geschmuggelt

werden. Als die Fahnderin den Koffer

öffnet, winden sich ihr unter Packungen

von Süsskartoffeln und Erdnüssen kleine

weisse Maden entgegen. Am Boden des

Koffers: Bushmeat von Gürteltieren und

Schlangen in fortgeschrittenem Verwe-

sungszustand.

Grausige FundeDiese Szene ist nicht erfunden. Im Dezem-

ber 2011 flog ein Lebensmittelschmug-

gel aus Kamerun auf: Neben 360 kg kor-

rekt angemeldeter Ware befanden sich im

Transportgut auch rund 32 kg Schmug-

gelware – Antilopen- und Schlangen-

fleisch. Gemäss Oberzolldirektion be-

schlagnahmt der Schweizer Zoll immer

häufiger zum Verzehr gedachtes Fleisch

bedrohter Wildtiere. Allein bis Juli 2012

wurden 30 kg Bushmeat konfisziert und

vernichtet. Und das dürfte nur die Spitze

des Eisbergs sein, denn Kontrollen erfol-

gen nur stichprobenweise. Geräuchertes

Gürteltier, Elefantenfleisch, gehäuteter

Schimpanse, halbe Schlangen im Hand-

gepäck – alles schon vorgekommen.

Die Besitzerin des braunen Koffers

versteht die Welt nicht mehr, als sie von

den Zöllnern zur Rede gestellt wird. Sie

war bei Verwandten in Yaoundé zu Be-

such und hatte das Fleisch auf dem Markt

erstanden, zum Eigengebrauch in der

Schweiz. Gürteltiere und Schlangen sind

Delikatessen in Kamerun. Doch Zollfahn-

der bezweifeln, dass grosse Mengen Bush-

meat nur für den Eigengebrauch bestimmt

sind. Fleisch werde wohl auf Bestellung

von Verwandten oder gar von Restaurants

Affe auf dem TellerDie Zerstörung der Regenwälder schreitet vo-ran: Internationale Holzfirmen roden die Wäl-der, Forststrassen ermöglichen den Zugang zu den letzten Urwäldern der Erde. Nicht nur Holz wird dem Wald entnommen – die Tierwelt landet als «Bushmeat» auf dem Teller. Nun fin-det auch die Schweizer Zollfahndung vermehrt Bushmeat in Gepäckstücken.

Afrikanischer Markt: Bushmeat ist Teil der traditionellen Küche – und ist billiger als Fleisch aus der Viehzucht.KEYSEE TONE

Page 29: Tierreport 04/2012

29TIERREPORT 4/2012

geschmuggelt. Dabei stellt Bushmeat eine

Gesundheitsgefährdung dar: Würmer

und Lebensmittelvergiftungen sind die

harmloseren Folgen des Verzehrs. Auch

der tödliche Milzbrand, Ebola oder SARS

können beispielsweise durch den Verzehr

von Affen, Flughunden oder Zibetkatzen

übertragen werden. Auch HIV sprang

einst durch Konsum von Bushmeat in

den Siebzigerjahren vom Schimpansen

auf den Menschen über.

Der Dschungel wirdleer gegessenAfrikanische Nationalparks sind zu rie-

sigen Selbstbedienungsläden geworden.

In der Elfenbeinküste wird jährlich Bush-

meat im geschätzten Wert von 150 Millio-

nen US-Dollar umgesetzt. Mit Hunger hat

das längst nichts mehr zu tun – es geht

um Geld und Prestige. «Wenn der Kon-

sum von Bushmeat im gleichen Ausmass

weitergeht, sind die Schimpansen in zehn

Jahren ausgestorben», so die berühmte

Primatologin Jane Goodall.

Häufig als Bushmeat genutzte Arten

sind Ducker (Schopfantilopen), Buschrat-

ten, Zibetkatzen, Stachelschweine, Gür-

teltiere und Schlangen. Aber auch Af-ff

fen und Elefanten werden ihres Fleisches

wegen gewildert. Bushmeat ist auf vie-

len afrikanischen Märkten anzutreffen

und Teil der traditionellen Küche. Gemäss

WWF deckt es in einigen Regionen Zent-

ralafrikas bis zu

fünfzig Prozent

des Proteinbe-

darfs. Auf dem

Land ist Bush-

meat billiger

als Fleisch aus

der Viehzucht

– doch unter

Städtern sowie

unter Emigranten in Europa entwickelte

es sich zur schwer erhältlichen Delika-

tesse und zum Zeichen von Wohlstand.

Etablierte LieferkettenSchweizer Holzfirmen wie Danzer und

deren Tochterfirma Interholco sind ge-

mäss Greenpeace an der Rodung von Tro-

penwäldern in Afrika beteiligt. Mit den

Holzfirmen kommen die Strassen, und

mit den Strassen die Menschen. Ein Jä-

ger kann jährlich bis zu tausend US-Dol-

lar mit Bushmeat verdienen, und die Ar-

beiter der Holzfirmen bringen das Fleisch

in die Städte. Gemäss der NGO Tengwood

werden im Kongobecken jährlich rund

1,5 Millionen Tonnen Bushmeat ver-

zehrt; dies entspricht etwa 28 Millionen

Duckern und 7 Millionen Stummelaffen!

Die Jagd auf viele Arten ist auch in deren

Herkunftsländern illegal; der Handel ge-

mäss Artenschutzbestimmungen bewil-

ligungspflichtig. Daher wird das meiste

Fleisch schwarz gehandelt – die Liefer-

ketten von den Wäldern in die

Städte, und von dort über die Landes-

grenzen hinaus sind gut etabliert. Gemäss

der Zoological Society of London errei-

chen wöchentlich geschätzte fünf Tonnen

Bushmeat Europa. Im März 2011 flogen in

Grossbritannien mehrere afrikanische Lä-

den und Restaurants auf, die Schimpan-

senfleisch anboten.

Tierische TragödienWeil das Fleisch von Jungtieren auf

dem Markt wenig Ertrag bringt, werden

Schimpansenkinder, deren Mütter getötet

wurden, lebend gefangen und als Haus-

tiere verkauft. Die traumatisierten Tiere

enden meist in schrecklichen Haltungs-

bedingungen, als Belustigung für Gäste

in Hotels oder «Zoos» in Ägypten, Saudi-

Arabien und dem Nahen Osten. Diese ge-

schundenen Kreaturen geben den Folgen

des Raubbaus an den afrikanischen Re-

genwäldern ein trauriges Gesicht.

Sara Wehrli, STS-Fachstelle WildtiereWW

Trauriges Waisenkind: Weil Jungtiere wenig Ertrag bringen, werden sie als Gästebelusti-gung an Hotels verkauft.

Kabinett des Grauens: Allein bis Juli 2012wurden am Schweizer Zoll 30 KilogrammBushmeat konfisziert.

Page 30: Tierreport 04/2012

TIERREPORT 4/201230

Es war eine reiche Ernte, welche die bei-

den engagierten Universitätsprofessoren

Chen Qian und Zhang Yang im Auftrag

des STS einbrachten. Designstudenten

aus 22 Provinzen Chinas diskutierten im

vergangenen Semester mit ihren Leh-

rern die STS-Dokumentation über die

grausamen Praktiken auf chinesischen

Pelztierfarmen, Märkten und Pelztier-

schlachthöfen.

Die Studenten zeigten sich erschüt-

tert. Über achttausend aufrüttelnde

Antipelzplakate und Videoclips zeugen

vom Entsetzen der angehenden Grafiker

und Werbefachleute.

Fulminanter Abschluss des Plakatwettbewerbs

«Design Against Fur»Studierende aus 1105 Universitäten und Kunstakademien Chinas setzten sich im Frühlings-semester 2012 mit den Hintergründen der grausamen Pelzherstellung auseinander und entwi-ckelten dazu Plakatentwürfe.

Page 31: Tierreport 04/2012

TIERREPORT 4/2012 31

Microblog über PelzindustrieGeschickt nutzte Projektleiterin Chen Qian

auch die neuen Medien für die Kampagne.

Mit ihrem Microblog informiert sie ihre

Hunderttausenden Abonnenten wöchent-

lich über die Hintergründe und Machen-

schaften der Pelzindustrie. Meinungsma-

cher wie die Schauspielerin Karen Mok

oder Filmregisseur Feng Xiaogang verbrei-

ten Chens Microposts zudem an ihre Aber-

tausenden Fans im ganzen Land.

Prägendes KindheitserlebnisDie zierliche Studentin Wenjia Wang der

Universität von Jilin gewann den diesjäh-

rigen Plakatentwurf gegen Pelz. Als Kind

hatte sie ein prägendes

Tierschutzerlebnis: Sie

hielt ein Eichhörnchen

in ihrem Kinderzim-

mer und fütterte es mit

Erdnüssen. Eines Tages

knabberte das Tierchen

ein Loch in den Vor-

hang. Da erklärte ihr die

Mutter, dass Eichhörnchen lieber frei in der

Natur lebten. Zusammen brachten sie das

Tierchen zum alten Kieferbaum im Garten

und öffneten den Käfig. Das Eichhörnchen

sprang gleich hoch hinauf in den Baum-

wipfel.

Als Wenjia am nächsten Tag zur Schule

ging und hinaufschaute, entdeckte sie das

Eichhörnchen, das sie beobachtete. Jeden

Tag nun, so schien es Wenjia, wartete das

Eichhörnchen oben auf

dem Ast, bis sie auf dem

Weg zur Schule vorü-

berging – und erwartete

sie am Abend wieder,

wenn sie zurückkehrte.

Daraus lernte sie

eine wichtige Lektion:

Tiere haben ihre eige-

nen Bedürfnisse, die

es zu achten gilt. Spä-

ter zog die Familie weg,

Wenjia nahm Abschied

von ihrem «Gespän-

chen» und sah es nie

wieder. Sie wusste aber,

dass es ihm gut ging und es vermutlich

heute seine eigenen Kinder hat.

Auch bei ihrer Recherche gingen ihr

die Worte ihrer Mutter durch den Kopf, als

sie die Aufnahmen der Füchse, Nerze und

Marderhunde in den Käfigen der Pelztier-

farmen sah. Auch Hunde werden in China

millionenfach auf grausame Weise getötet,

ihr Fell danach für die Pelzindustrie verar-

beitet. Wenjia entschied sich, dies mit ih-

rem Plakatentwurf zu thematisieren.

Die Jury befand, dass das ausgezeich-

nete Plakat eindrücklich daran appelliere,

Tiere als Lebewesen zu achten, die fühlen

und somit auch leiden können.

«Fashion Refuses Fur»Der STS ist erfreut, dass die amerikani-

sche Tierschutzorganisation «Animal Gu-

ardians» den Plakatwettbewerb in leicht

abgeänderter Form und mit weit grösse-

rem finanziellen Einsatz weiterführen

wird. Mit der neuen Kampagne «Fashion

Refuses Fur» (Mode ohne Pelz) schreibt

die Organisation in China einen gut do-

tierten Kreativwettbewerb für professio-

nelle Werber und Grafiker aus.

So ist aus dem fünfjährigen Enga-

gement des STS ein nachhaltiges Pro-

jekt entstanden, das die Absolventen

der Kunstakademien weiterhin mit dem

Thema konfrontiert. Wir wünschen Chen

Qian, Zhang Yang und dem Team der

«Animal Guardians» viel Erfolg bei ihrer

Kampagne! Mark Rissi

Gewinnerin Wenjia Wang: Aus achttausendeingereichten Arbeiten zur Siegerin gewählt.

2. und 3. Platz: Beeindruckende Appelle an den Betrachter,Tiere als fühlende Lebewesen zu achten.

Page 32: Tierreport 04/2012

TIERREPORT 4/2008

Wir suchen ein ZuhauseTierheime der STS-Sektionen suchen für diese Tiere ein neues, richtiges Zuhause.

TIERREPORT 4/2012

Lopez, bin ca. 3-jähriger, kastrierter Kater. Ich bin sehr sensibel und scheu, aber sozial. Ich suche ein ruhiges Zuhau-se, wo ich Ruhe und Geborgenheit finde.STS-Sektion Tierschutzverein ToggenburgTel. 071 071 640 09 31

Jenny, bin 6-jährige Collie-Mix-Hündin uns sehr temperamentvoll.

Ich brauche sehr viel Bewegung und liebe das Ballspiel. Gegenüber

andern Hunden reagiere ich eifer-süchtig und dominant.

STS-Sektion Schaffhauser Tierschutz

Tel. 052 643 59 11

Ogya, bin ein Australian Shepard x Ungarischer Jagdhund-Mix, weiblich. Ich liebe Kinder und fahre gerne Auto. Da ich einen ausgeprägten Jagdtrieb habe, muss ich noch in die Hundeschule.STS-Sektion Tierschutzverein Uster und UmgebungTel. 044 997 31 70

Finchen bin 8-jähriger, kastrierter Kater. Ich mag meine Freiheit und die Ruhe. Am liebsten wäre ich bei älteren Leuten. Ich brauche Auslauf ins Freie.STS-Sektion Tierschutzver-ein EmmentalTel. 076 470 75 31

Belinda, bin 14-jährige Kat-zendame. Am Anfang bin ich etwas zurückhaltend, aber dann lasse ich mich gerne streicheln. Ich suche ein Zuhause mit Auslauf ins Freie, ohne kleine Kinder.STS-Sektion Tierschutzver-ein EmmentalTel. 076 470 75 31

abgeschoben

verlassen

Lilly, bin 4-jährige Schäfer x Husky-Hündin und sehr freundlich. Ich bin sehr sensibel und anhänglich, brauche aber eine sichere Führung. Ich möchte zu einfühlsamen Menschen.STS-Sektion Tierschutzverein ToggenburgTel. 071 995 50 51

abgeschoben

abgegeben

Tina, bin eine 4-jährige Collie Mix-Hündin und sehr temperamentvoll. Ich wünsche mir jemand, mit dem ich lange Spaziergänge machen darf und der mir Aufgaben stellt.STS-Sektion Schaffhauser TierschutzTel. 052 643 59 11

Ares, bin 9-jähriger Grosspudel-Rüde. Bin gut erzogen, aber am Anfang etwas zurückhaltend. Ich gehe immer noch gerne länger spazieren, brauche danach aber auch meine Ruhe.STS-Sektion Schaffhauser TierschutzTel. 052 643 59 11

Chatoo, in ca. 5-jähriger Neufundländer-Mischlings-rüde und sehr menschenbe-zogen. Doch andere Rüden mag ich nicht. Ich suche ein Zuhause bei einer hundeer-fahrenen Familie.STS-Sektion Tierschutzver-ein EmmentalTel. 076 470 75 31

Rani, bin 11-jährige Katzendame und eher zurückhaltend. Ich suche ein ruhiges Zuhau-se bei Leuten mit Geduld und Einfühlungs-vermögen. Brauche Auslauf ins Freie.STS-Sektion Tierschutzverein Uster und UmgebungTel. 044 997 31 70

Mengina, bin 10-jährige, dreifarbige Katzendame. Ich mag’s lieber ruhig und schätze es, gestreichelt zu werden.STS-Sektion Schaffhauser TierschutzTel. 052 643 59 11

abgegebenverlassen

Thimo bin ca. 3-jähriger Kater. Am Anfang bin ich etwas zurückhaltend, doch dann bin ich sehr aktiv und verspielt. Andere Katzen mag ich gerne.STS-Sektion Tierschutzverein ToggenburgTel. 071 640 09 31

verlassen

heimatlos

Sissi, bin ca. 3-jährige Katzendame und auf

einem Auge fast blind. Ich bin sehr verschmust und

suche ein ruhiges Zuhause mit Auslauf ins Freie.

STS-Sektion Tierschutz-verein Toggenburg

Tel. 071 071 640 09 31

heimatlos

abgeschoben zurückgelassen

abgegeben

Lillyfee, bin ca. 5 bis 7-jährige Katzendame und sehr eigensinnig. Ich suche ein ruhiges Zuhause mit Auslauf ins Freie.STS-Sektion Tierschutzverein ToggenburgTel. 071 071 640 09 31

aufgefunden

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