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Tierreport - die Zeitschrift des Schweizer Tierschutz STS, Ausgabe 4/2012
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CHF 5.– / EURO 4.– 4/2012
Tierschutza
ktivitä
ten:
Der Jahresrü
ckblick
O F F I Z I E L L E S O R G A N D E S S C H W E I Z E R T I E R S C H U T Z S T S
Zuhause beim Siebenschläfer
TIERREPORT
TIERREPORT 4/20122
4 Aktuelles Schweiz Kurzmeldungen zu Tierschutzthemen aus der Schweiz.
6 Happy End Negative Kritik des STS führte zu einer positiven Veränderung am Grimselpass.
8 Jahresrückblick Das Wichtigste im zu Ende gehenden Jahr im Überblick.
10 Einkaufen Mit dem richtigen Einkaufsverhalten vermeiden Sie Tierleid.
11 STS-Kochbuch «Essen mit Herz» – das Kochbuch mit tierfreundlichen Rezepten.
12 Antibiotika Resistenzbildungen durch Missbrauch gefährden auch zunehmend den Menschen.
14 Langeweile Damit sich Katzen nicht langweilen, brauchen sie Beschäftigung.
16–19 Siebenschläfer Die meiste Zeit ihres Lebens verschlafen die Siebenschläfer.
20 Doping Für mehr Milchleistung werden Kühe mit Kraftfutter vollgestopft.
22 Aquarienfische Viel zu oft werden bei Aquarienfischen Pflegefehler gemacht.
24 Tiere in Not Tierheime, die alte und verstossene Tiere aufnehmen, brauchen Ihre Unterstützung.
26 Aktuelles Welt Kurzmeldungen zu Tierschutzthemen aus aller Welt.
28 «Bushmeat» Der Schweizer Zoll entdeckt immer mehr Fleisch bedrohter Tierarten.
30 Plakatwettbewerb Über achttausend Studenten beteiligten sich in China an «Design Against Fur».
32 Tiere suchen … Ausgesetzte, verlassene Tiere suchen ein neues, richtiges Zuhause.
TIERREPORTOffizielles Organ des Schweizer Tierschutz STSNr. 4, Dezember 2012, erscheint viermal jährlichHerausgeber: Schweizer Tierschutz STSDornacherstrasse 101, 4008 BaselTeTT lefon 061 365 99 99, Fax 061 365 99 90, [email protected]
Redaktor: Mark Rissi
Mitarbeiter dieser Nummer:Matthias Brunner, Hans Gonella, Hansuli Huber, Catherine Reber,Stefan TsTT chopp, Eva Waiblinger, Sara Wehrli
Gestaltung, Produktion: die zwei, Basel
Druck: Birkhäuser+GBC, Reinach
Abonnementspreise:Jahresabonnement (4 Ausgaben) CHF 12.80 inkl. MwStEinzelnummer CHF 5.–
Tierreport-Abonnentendienst: General-Wille-Strasse 144, 8706 Meilen TeTT lefon 044 925 38 20, Fax 044 925 36 96, [email protected]
Abdruck nach Genehmigung durch die Redaktion mit Quellenangabe gestattet.
ISSN 1424-9537, Papier 100 % Recycling
Besuchen Sie uns im Internet:
www.tierschutz.com oder www.tierreport.ch
Die Sektionen des Schweizer Tierschutz STS: Aargau · Appenzell · Appenzeller-Vorderland · Bas-Valais · Basel-Stadt · Basel-Land · Bern Kanton · Bern Stadt · Biasca · Biel-Seeland · Ceresio/Mendrisiotto · Emmental · Frauenfeld · Fribourg · Frutigen · Glarus · Graubünden · Grenchen · Haut-Léman · Horgen · Interlaken-Oberhasli · Jura/AJPAPP ·Jura/Soubey · Kreuzlingen · La Chaux-de-Fonds · Le Locle · Liechtenstein · Linth · Locarno · Lugano · Luzern · Neuchâtel · Nidwalden · Niedersimmental · Nyon · Oberaargau ·Obersimmental · Oberwallis · Obwalden · Olten · Rheintal · Romanshorn · Rorschach · St. Gallen Stadt · Saanenland · Sargans-Werdenberg · Schaffhausen · Schwyz · Sirnach ·Steckborn · Thun · ToTT ggenburg Uri · Uster · Valais · Vaud · Winterthur · Zug · Fondation Neuchâteloise d’Accueil pour Animaux · Gerenau-Stiftung für Tierschutz, Wädenswil ·Helena Frey-Stiftung für Tierschutz, Rümlang · Stiftung Mensch+Tier, Basel-Stadt · AKUT Aktion Kirche und Tiere · APS Auffangstation für Sittiche und Papageien · Club der Rattenfreunde · Le Refuge de Darwyn · Stiftung Wildstation Landshut · PRT Protection et Récupération des ToTT rtues · SOS Chats, Genève · VAVV Z Verein Aquarium Zürich
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TIERREPORT 4/2012
TIERREPORT 4/2012 3
EDITORIAL
Die erste Überraschung kam gleich zu Beginn: Engy erwar-
tete uns im Vorraum des Hundehauses – zwar in sicherer Di-
stanz, aber nicht in der Ecke eines Zwingers. Danach interes-
sierte er sich für die Kamera, der er sich vorsichtig näherte und
die er dann sogar beschnupperte. Der Kameramann lag bäuch-
lings auf dem Boden und war begeistert, er konnte am lau-
fenden Band Gross- und Porträtaufnahmen eines waschechten
Shar-Peis schiessen. Und auch ich hatte mein Erfolgserlebnis:
Ganz vorsichtig akzeptierte Engy das Guetzli, das
ich ihm anbot! Nur die Regisseurin
war enttäuscht, sie hätte es lieber ge-
habt, wenn sich der Hund verstörter
und ängstlicher gezeigt hätte. Es hätte
besser in das Konzept ihres Berichts
gepasst.
ngy wird weitere Fortschritte machen.
Doch er wird älter, und eine Platzie-
ung in eine für ihn neue Umgebung
wird wohl nie möglich sein. Aber er ist
der lebende Beweis dafür, dass auch einem schwer traumatisier-
ten Hund bei einfühlsamer Betreuung ein schöner Lebensabend
geboten werden kann. Vielleicht ist es doch eine Weihnachts-
geschichte …
Herzlich, Ihr
Heinz Lienhard, Präsident Schweizer Tierschutz STS
Liebe Leserin, lieber Leser
Über Engys Geschichte wurde bereits einiges geschrieben, und
sein Porträt erschien auch schon im TIERREPORT. Der Shar-
Pei, eine Hunderasse, der man Falten im Gesicht und am Kör-
per angezüchtet hat, wurde ursprünglich aus Tschechien in die
Schweiz gebracht. Hier musste er dann einige Zeit bei einer Fa-
milie im Treppenhaus oder eingesperrt in einem Zimmer leben,
ohne dass sich jemand gross um ihn gekümmert hätte. Später
wurde er zum Tierschutz abgeschoben.
Ich erinnere mich noch gut, wie ich ihn vor vier
Jahren das erste Mal im Tierheim sah, zitternd
in eine Ecke gedrückt. Er lebte in ständiger
Panik – jedes Geräusch und alles Unbekannte
versetzte ihn in Angst. Niemand konnte sich
ihm nähern. In den darauffolgenden Jahren
erfuhr ich hin und wieder von kleinen Fort-
schritten: Er sei etwas ruhiger geworden und
gewinne langsam Zutrauen zu den Tierpfle-
gerinnen. Später akzeptierte er sogar eine
Hündin in seinem Auslauf. Aber es war allen Beteiligten
klar, dass Engy wohl zu denen gehört, die im Tierheim bleiben
und dort liebevoll «Ladenhüter» genannt werden.
Das war meine Sicht der Dinge, als ich im Sommer von der
Tagesschau für ein Interview über das Problem der illegalen
Hundeimporte angefragt wurde. Es sollte vor einer passenden
Kulisse aufgenommen werden, und man wollte Engy als Beispiel
eines armen, «verhaltensgestörten» Hundes zeigen. Also traf ich
die Crew des Fernsehens mit sehr gemischten Gefühlen im Tier-
heim. Wie würde Engy reagieren? Denn Fernsehaufnahmen sind
meistens hektisch. Durfte man ihm die unbekannten Leute mit
ihren Apparaturen zumuten?
Keine Weihnachts-geschichte
TIERREPORT 4/20124
PIN
O C
OVI
NO
ISTO
CKPH
OTO
W I L D T I E R S C H U T Z
Drei Milliarden PfiffeRund drei Milliarden Pfiffe von ent-
sprechenden Geräten haben Rehe, Wild-
schweine, Füchse und andere Wildtiere
seit Beginn des Präventionsprojekts
«Weniger Wildunfälle!» vor herannah-
enden Fahrzeugen gewarnt. Jedes Jahr
kollidieren auf Schweizer Strassen an die
20 000 Motorfahrzeuge mit Wildtieren.
Mit der Installation akustischer
Wildwarngeräte und mit Sensibilisie-
rungsarbeit versuchen der Schweize-
rische Versicherungsverband, Jagd-
Schweiz sowie der STS, die Zahl der Un-
fälle mit Wild zu senken. 2007 startete
das Projekt «Weniger Wildunfälle!» erst-
mals im Kanton Zürich. Später wurde es
auf die Kantone Luzern, Schaffhausen,
Aargau und St. Gallen ausgedehnt.
In den beteiligten Kantonen sind an
besonders kritischen Streckenabschnit-
ten 10 000 akustische Wildwarngeräte
installiert. Seit Projektbeginn haben die
Geräte insgesamt drei Milliarden Mal ei-
nen Pfeifton ausgelöst.
S P E N D E N A K T I O N
90 000 Franken fürTierheimprojekte
Unter dem Motto «Zugreifen und Gu-
tes tun» sammelten Whiskas, Pedigree
und andere bekannte Tierfuttermarken
gemeinsam mit Coop für Tierheime der
STS-Sektionen. Während der Aktions-
wochen flossen 10 Rappen pro verkauf-ff
tes Produkt in einen Fonds. Dank der
Unterstützung der Coop-Kundinnen
und -Kunden kam so die stolze Summe
von 90 000 Franken zusammen!
Vier Projekte erhalten nach sorgfäl-
tiger Prüfung einen besonderen Zu-
schuss: Ein dringend benötigter Hun-
deauslauf im SPA Distretti di Lo-
carno e Vallemaggia, der Ausbau der
Katzenstation in der Tierunterkunft
Hax im Appenzellischen, das Refuge
d‘Espoir, welches für das gesamte
Wallis zuständig ist, sowie das Sitter-
höfli in St. Gallen.
+ + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H
V I E H B E S T A N D
21 000 Milch-kühe spurlos
verschwunden
S C H A F H A L T U N G
98 von 100 Schafen
überleben Sömmerung
Im Sommer gab es laut Statistik in der
Schweiz noch 564 280 Milchkühe. Das
wären 21 000 weniger als im Vorjahr.
Doch wo sie geblieben sind, weiss der-
zeit niemand. Klar sind nur zwei Dinge:
Gemolken wird dieses Jahr mehr als im
Vorjahr, was bei einem tatsächlichen
Bestandesrückgang in dieser Grössen-
ordnung kaum möglich wäre. Und ge-
schlachtet wurden die Tiere auch nicht,
denn von Januar bis Juli wurden weni-
ger Rinder – insbesondere Kühe – zur
Schlachtbank geführt als im Vorjahr.
Rund 210 000 Schafe werden Jahr für
Jahr auf Schweizer Alpen gesömmert.
98 Prozent der Tiere überleben den
Alpsommer. Der Rest fällt in erster Linie
Krankheiten und Unfällen zum Opfer.
Risse durch Wölfe und andere Gross-
raubtiere spielen bisher nur lokal eine
Rolle. Das zeigt das Forschungsprojekt
«SchafAlp». Wie viele Tiere die Söm-
merung überleben, hängt zudem von
der Beaufsichtigung ab: Je häufiger die
Schafherden kontrolliert werden, desto
weniger Todesfälle sind zu beklagen.
TIERREPORT 4/2012
FOTO
LIA
Wer Pelzprodukte kauft, soll wissen,
von welchem Tier diese stammen. Die
neue Deklarationspflicht kommt in der
Anhörung gut an. Der Schweizer Tier-
schutz und Konsumentenorganisatio-
nen loben den Bundesrat dafür, dass
er einen Alleingang wagt. Denn die EU
kennt bisher keine Kennzeichnungs-
pflicht. Konsumentinnen und Konsu-
B U N D E S R A T S E N T S C H E I D
Kennzeichnung für Pelzprodukte
H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S + + + C H N E W S
T I E R G E S U N D H E I T
Exotics HealthCheck
T I E R V E R K E H R S -D A T E N B A N K
Ein Drittel der Pferde noch
nicht registriert
Auch für die Gesundheit von Heimtie-
ren gilt: «Vorbeugen ist besser als Hei-
len.» Leider sieht die Realität aber an-
ders aus. Die Patienten gelangen oft in
sehr schlechtem Zustand ins Tierspital
Zürich. Krankheiten, denen man hätte
vorbeugen können, sind so weit fortge-
schritten, dass aus Gründen des Tier-
schutzes leider oft nur noch eine Eutha-
nasie empfohlen werden kann.
Das muss nicht sein! Die Klinik für
Zoo-, Heim- und Wildtiere am Tier-
spital Zürich richtet neu eine spezielle
Sprechstunde für die Prophylaxe ein,
den Exotics Health Check.
Ende Jahr läuft die Übergangsfrist zur
Registrierung von Pferden ab. Pferdeei-
gentümer, die bis dahin ihre Tiere nicht
bei der Tierverkehrsdatenbank (TVD) re-
gistriert haben, riskieren Sanktionen.
5
Dass Meerschweinchen in Gruppen ge-
halten werden müssen, wissen inzwi-
schen die meisten Halterinnen und Hal-
ter. Dagegen werden immer noch viele
Kaninchen einzeln gehalten, wie das
Bundesamt für Veterinärwesen (BVET)
im zweiten Tierschutzbericht schreibt.
In einer Studie liess das BVET die
Heimtierhaltung untersuchen. Die Er-
gebnisse zeigen, dass viele Bestimmun-
gen der neuen Tierschutzgesetzgebung
gut umgesetzt sind. Es gibt aber auch
gravierende Mängel. Dazu zählt das
BVET Kaninchen, die einzeln gehalten
werden, Wellensittiche, die in ihrem
Käfig nicht f liegen können und Hunde,
die täglich weniger als dreissig Minu-
ten spazieren geführt werden.
Für die Studie zu den Heimtieren
wurden 555 Tierhalterinnen und Tier-
halter befragt, welche die Webseite des
BVET «Tiere richtig halten» besuchten.
Die Befragungen förderten unter an-
derem zutage, dass Mäuse und Ratten
häufig in zu kleinen Käfigen gehalten
werden.
T I E R S C H U T Z B E R I C H T
Durchzogene Bilanz
menten sollen in Zukunft erfahren, von
welcher Tierart sie einen Pelz kaufen, ob
er aus Zucht oder Wildfang stammt und
woher er kommt. Bisher tappten Konsu-
menten im Dunkeln, wenn sie sich im
Geschäft darüber informieren wollten,
woher ein Pelz stammt. Die Einhaltung
dieser Deklaration soll vom BVET kont-
rolliert, Missachtung geahndet werden.
Regisseur Markus Imhoof («Das Boot
ist voll») hat einen Film über Bie-
nen gedreht. Dafür hat er die ganze
Welt bereist. Imhoof sprach mit Im-
kern aus der Schweiz, aus Österreich,
China, Australien und den USA. Er
erzählt von der Intelligenz der Bienen
und ihrem sozialen Zusammenleben.
Entstanden sind überwältigende
und einzigartige Bilder vom Leben im
Inneren eines Bienenstocks oder der
Begattung einer Königin in vollem
Flug. Thematisiert wird aber auch die
Bedrohung der Bienen.
F I L M T I P P
«Morethan Honey»
TIERREPORT 4/20126
Mehrere Jahre lang erhielt der STS im-
mer wieder Meldungen empörter Parkbe-
sucher, die sich an den schlechten Tierhal-
tungsbedingungen auf dem Grimselpass
störten. Und jahrelang übte die Oberwal-
liser Sektion, unterstützt vom STS, Druck
auf die Behörden aus und verlangte Ver-
besserungen der Tierhaltung. Im Winter
2011 entzog das Veterinäramt dem Tier-
halter schliesslich die Haltebewilligung.
Wie sooft in Kleinzoos, wurde die
Tierhaltung nicht absichtlich vernachläs-
sigt, sondern litt unter mangelndem En-
gagement, Personal- und Finanzmangel.
Zudem machte der Tierhalter persönlich
eine schwierige Zeit durch, und es fehl-
ten ihm wohl einfach Kraft und Anstoss,
etwas an der viel kritisierten Tierhaltung
zu verändern.
Grosses Glück für die WaschbärenBesonders stossend war die Haltung der
Waschbären. Sie vegetierten zu viert in
einem winzigen, verschmutzten Zwinger
vor sich hin. Nun musste dringend ein
neuer Platz für die Tiere gefunden wer-
den. Dank des raschen Einsatzes des STS,
welcher sämtliche ihm bekannten, guten
Waschbärenhaltungen in der Schweiz um
Hilfe bat, fand sich schnell eine Lösung:
Der Tierhalter und der STS sind dem Tier-
park Dählhölzli in Bern zu grossem Dank
verpflichtet, denn man sagte unbürokra-
2011 kritisierte der STS in seinem Zoobericht die Tierhaltung im Tierpark des Restaurants Grimselblick scharf: Eulen und Waschbären vegetierten in trostlosen Käfigen vor sich hin, Mur-meltieren fehlte jegliche Grabmöglichkeit. Doch unterdessen hat sich vieles verändert in dem Tierpark – Geschichte eines Happy Ends.
Happy End für Waschbären und Murmeltiere
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TIERREPORT 4/2012 7
tisch zu, alle vier Waschbären aufzuneh-
men – eine Hilfeleistung, die angesichts
der Verbreitung von Waschbären in Zoos
und Tierparks nicht selbstverständlich ist!
Ihre neue Heimat im Dählhölzli dürfte für
die vier Waschbären ein Paradies sein: Zu-
sammen mit den zwei angestammten Tie-
ren durchstreifen sie nun ein sehr gross-
zügig gestaltetes Gehege im Eingangsbe-
reich des Tierparks. Das Gehege umfasst
einen grossen Waldteil mit Blick auf die
Aare sowie ein natürliches Fliessgewäs-
ser. Im Unterholz finden sich zahlreiche
Strukturen zum Klettern und Verstecken.
Oft ruhen sich die Tiere hoch oben in den
Bäumen aus oder benutzen den Bach zum
Schwimmen sowie bei der Nahrungssu-
che. Aus Tierschutzsicht sehr begrüssens-
wert ist, dass mit den Tieren nicht gezüch-
tet werden soll, denn es gibt schon viel zu
viele Waschbären in Gefangenschaft.
Neues Gehege für die MurmeltiereDie Uhus und Schneeeulen hatten den
Grimseltierpark noch vor den Waschbären
verlassen. Sie wurden durch den Tierhalter
persönlich in den Alpenzoo Les Marécottes
vermittelt. Die dortigen Volieren sind je-
doch leider auch sehr klein und bedürften
einer Vergrösserung. Zumindest verfügen
die Vögel nun aber über Rückzugsmög-
lichkeiten, Witterungsschutz und Sandbä-
der sowie über eine kompetente Betreuung.
Da der Tierhalter nicht gänzlich auf
seinen Tierpark verzichten wollte, schlug
ihm der STS vor, einen grosszügigen Mur-
meltierpark anzulegen. Schliesslich ist
die Grimselpasshöhe ein natürlicher Le-
bensraum der Murmeltiere. Der Tierhal-
ter war einverstanden und sogar Feuer
und Flamme für das Projekt. Er willigte
ein, sich vom STS und dem Oberwalli-
ser Tierschutz in der Ausgestaltung des
neuen Tierparks begleiten zu lassen und
erarbeitete ein Konzept
für die Murmeltierhal-
tung. Das Veterinäramt
gab daraufhin sein Ein-
verständnis für diese
Tierhaltung unter neuen
Vorzeichen.
Das neue Murmel-
tiergehege lässt sich se-
hen: Es wurde in seiner
Fläche mehr als ver-
doppelt und umfasst
nun auch die früheren
Waschbären- und Eu-
lengehege sowie einen
von der Strasse abge-
wandten neuen Land-
teil mit kleinem Bergsee. Die Elektrozäune
wurden entfernt und das Ausbrechen der
Tiere durch überhängende Schieferplat-
ten an den Mauern verunmöglicht. Meh-
rere Lastwagenladungen Aushubmaterial
wurden im Gehege aufgeschüttet, worin
die Murmeltiere sich prompt neue Stollen
anlegten. Neu verfügt das Gehege im hin-
teren Teil über eine grosszügige Weide. Die
alten Volieren dienen als Verbindung zwi-
schen den beiden Gehegeteilen, als immer
zugängliches Heulager und als Auslauf im
Spätwinter bis zur Schneeschmelze. Das
gesamte Gehege wurde mit neuen Infota-
feln versehen, die nicht nur Wissenswertes
über Murmeltiere vermitteln, sondern die
Besucher auch über die Tierhaltung (Win-
terquartier, Auslauf, Gestaltung der Ge-
hege) informieren.
Dass die Tiere sich sichtlich wohlfüh-
len, davon konnten sich STS und Ober-
walliser Tierschutz bei einem Besuch im
August mit eigenen Augen überzeugen.
Im Gehege leben derzeit sechs Murmel-
tiere – vier davon hat der Grimseltierpark
im Gegenzug für die Waschbären vom
Tierpark Dählhölzli erhalten. Die «Mung-
gen» haben sich bereits neue Gänge ge-
graben, und vor allem die Tiere aus dem
Dählhölzli erkunden auch schon neugie-
rig den neuen Gehegeteil. Die Alteinge-
sessenen halten sich vorerst lieber im alt-
bekannten Gebiet auf. Es wird noch einige
Zeit brauchen, bis die Gruppe zusammen-
wächst und alle Tiere das ganze Gebiet
nutzen werden. Zuvor werden die Mur-
meltiere aber ihren langen Winterschlaf
in dem ausgedehnten, mit Stroh gepols-
terten Kunstbausystem unter dem Futter-
und Geräteschuppen antreten.
Sara Wehrli, STS-Fachstelle Wildtiere
Das neue Murmeltiergehege: Da fühlen sich die Murmeltiere rundum Wohl.
Alte Waschbärengehege: Zu viert vegetierten die Waschbären hier drin. Nun leben sie im Tierpark Dählhölzli.
TIERREPORT 4/20128
JahresrückblickDer STS blickt auf ein aktives Jahr zurück. Erfolge sind etwa das Importverbot für Hunde- und Katzenfelle oder das erste tierversuchsfreie Botoxprodukt. Für die Nutztiere konnten einige Fort-schritte erreicht werden.
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STS
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LIA
JANUARMehr Tierschutz auf der JagdDer STS reicht in Bern die Petition «Für
mehr Tierschutz auf der Jagd» ein. Die
Bittschrift mit rund 10 000 Unterschrif-
ten kritisiert die Revision der Jagdver-
ordnung. Der Entwurf des Bundesamts
für Umwelt zur Revision der Jagdverord-
nung enttäuscht: Statt wild lebende Tiere
mit einem zeitgemässen Gesetz besser zu
schützen und unnötiges Tierleid zu ver-
hindern, stehen die Nutzungsansprüche
der Jägerschaft im Vordergrund, und
tierquälerische Jagdpraktiken sollen
weiterhin erlaubt sein. Dagegen fordert
die Petition etwa eine minimale Schon-
zeit während der Jungenaufzucht. Aus-
serdem soll die eindeutig tierquälerische
Baujagd verboten werden.
APRILBotox ohne TierversucheVor vier Jahren hatte der STS die Her-
steller des Antifaltenmittels Botox mit
einer Petition dazu aufgerufen, auf tier-
versuchsfreie Verfahren umzustellen.
Jetzt ist der Durchbruch da: Die Firma
Allergan, Marktleader für Botoxpro-
dukte, sichert zu, in der Schweiz nur
noch tierversuchsfrei geprüftes Botox
in den Handel zu bringen.
MAISo ein ZirkusAuch in diesem Jahr veröffentlichen
Fachleute des STS einen Bericht über
Schweizer Zirkusse, die auf ihrer Tour-
nee Tiere mit sich führen. Beurteilt
werden die Haltung der Tiere und de-
ren Auftritte in den Manegen der Zir-
kusse Knie, Nock, Royal, Gasser-Olym-
pia, Harlekin und Stey. Die Zirkusun-
ternehmen unterscheiden sich stark in
der Qualität ihrer Tierhaltung und ihrer
Tiervorführungen.
Nationalrat befürwortet Importverbote von tierschutz-widrigen Robbenprodukten und ReptilienhäutenDer Nationalrat unternimmt einen
neuen Versuch, die Importe von Rob-
benprodukten und Reptilienhäuten zu
verbieten. Er heisst zwei entsprechende
Motionen mit grosser Mehrheit gut. Das
Geschäft geht nun in den Ständerat.
Agrarpolitik 2014–2017Mit Blick auf die bevorstehende Be-
ratung der agrarpolitischen Vorlage
AP 2014–17 im Parlament präsentiert
der STS einen sieben Punkte umfas-
senden Massnahmenplan für ein «Frei-
landhaltungsland» Schweiz. Er will dem
Tierwohl und der Qualitätsstrategie zum
Durchbruch verhelfen.
Gipfeltreffen zum Wohl der KälberDer Irrglaube, helles Kalbfleisch sei be-
sonders edel, hält sich hartnäckig. Der
STS lädt zum zweiten «Kälbergipfel» nach
Bern. Fachleute und Branchenvertreter
diskutieren mögliche Wege hin zu tier-
schutzrelevanten Verbesserungen in der
Kälberfütterung und -haltung. Erfreuli-
cherweise signalisieren die Behörden in
Zukunft eine stärkere Unterstützung der
Auslaufgruppenhaltung von Kälbern.
JUNIBetrügerisch, unseriös, illegalMehrere zehntausend Verkaufsangebote
für lebende Tiere finden sich laufend un-
ter den Gratisinseraten auf Schweizer
TIERREPORT 4/2012 9
Internetplattformen, darunter ein sehr
grosser Anteil an unseriösen und be-
trügerischen Angeboten. Wegen lascher
Kontrollen beim Aufgeben von Kleinan-
zeigen sowie sorgloser Kunden haben Be-
trüger oft ein leichtes Spiel. Wie eine Stu-
die des STS zeigt, sind alleine fast neun-
zig Prozent der Hundeinserate unseriös.
Revidiertes TierschutzgesetzDie Bundesversammlung stimmt mit
grosser Mehrheit dem revidierten Tier-
schutzgesetz zu. Dabei beweist das Par-
lament ein Herz für Tiere. Viel zu reden
gibt das nun beschlossene Importverbot
für Delfine. Daneben werden aber auch
weitere für den Tierschutz sehr wichtige
Anliegen gesetzlich verankert, so bei-
spielsweise ein umfassendes Handels-
verbot mit Katzen- und Hundefellen so-
wie ein Schlachttiertransitverbot.
Verstecktes Tierleid in ImportgeflügelJedes zweite in der Schweiz verzehrte
Poulet stammt aus dem Ausland. Tier-
schutzwidrige Produktionsmethoden
und damit verbundene Tierquälereien
sind an der Tagesordnung. Die Konsu-
menten im Laden oder im Restaurant
haben aber keine Möglichkeit, die un-
terschiedlichen Tierschutzstandards zu
erkennen.
Der STS fordert von Detailhänd-
lern, Importeuren und Gastrobetreibern,
auf tierfreundliche Herkünfte umzustel-
len und Importgeflügel, das nicht dem
schweizerischen Standard entspricht,
entsprechend zu deklarieren.
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LIA
AUGUST
Keine staatliche Förderung von ExtemzuchtenIm Rahmen der Anhörung zur Totalre-
vision der Tierzuchtverordnung fordert
der STS die Verknüpfung der staatlichen
Zuchtförderung mit tierschutzkonformen
Zuchtzielen. Das Bundesamt für Land-
wirtschaft fördert mit Steuergeldern die
extreme und oft tierschutzwidrige Leis-
tungszucht bei Kühen und Schweinen.
SEPTEMBERKraxival «10 Jahre Krax»Krax, der Kinderclub des STS, feiert in
diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen
und lädt alle «Kraxies» zur Geburtstags-
feier auf den Hatti Erlebnishof in Aeschi
bei Spiez ein.
4027 Hunde und 12 928 KatzenDie Schweizer Tierheime werden über-
rannt: Im letzten Jahr mussten sie ge-
mäss der aktuellen Tierschutzstatis-
tik 23 414 neue Tiere aufnehmen. Laut
STS-Präsident Heinz Lienhard hat sich
eine traurige Wegwerfmentalität etab-
liert: «Viele Leute kaufen sich spontan
ein Tier, ohne sich über die Haltung Ge-
danken zu machen. Wenn sie merken,
wie viel Arbeit und Kosten dahinterste-
cken, verlieren sie oft die Lust und wol-
len das Tier loswerden.»
Zoos auf dem PrüfstandIm sechsten jährlichen Zoobericht be-
urteilt der STS die Zoos der Schweiz.
Auf 108 Seiten beschreibt der STS die
Haltungsbedingungen. Die Haltung der
Zootiere hat sich verbessert, doch noch
immer gibt es auch schwarze Schafe.
OKTOBERKontrollen der TiertransporteDie 2008 in Kraft getretenen Tierschutz-
bestimmungen zeigen Wirkung: Tiere
werden heute schonender transportiert.
Verantwortlich dafür sind nebst der
weltweit einzigartigen Transportzeitbe-
schränkung auf sechs Stunden in erster
Linie die jährlich dreihundert unange-
meldeten Kontrollen des STS sowie die
Ausbildungskurse für Chauffeure.
NOVEMBERPelzdeklarationDie Vernehmlassungsfrist für eine De-
klarationspflicht für alle Pelzprodukte
nach Art der Tierhaltung ist abgelaufen.
Mehrere wichtige Organisationen un-
terstützen die STS-Stellungnahme. Das
Bundesamt für Veterinärwesen (BVET)
wird nun eine Verordnung ausarbeiten.
GN
U
STS
TIERREPORT 4/201210
Können zumindest Tierfreunde daran et-
was ändern? Sicher – wir alle, die wir
Tiere achten, können viel tun und auch
erreichen. Der Einfluss des Einzelnen, die
Macht der Konsumentinnen und Konsu-
menten ist gross. Niemand ist gezwun-
gen, Fleisch aus Massentierhaltung zu
kaufen. Jeder in der Schweiz kann auf
tierfreundliche Labels zurückgreifen.
Für die Tiere bedeutet dies: artgerechte
Aufzucht, mehr Platz im Stall, Auslauf
oder Freilandhaltung, Licht, Sonne, lang-
sameres Wachstum und kurzer Weg zum
Schlachthof.
Nicht auf BilligangebotehereinfallenInformierte Konsumenten interessieren
sich für die Herkunft des Fleisches und
der Eier oder für die Produktionsbedin-
gungen der Pelzbordüren und Daunenfe-
dern. Sie lassen sich nicht mit Billigange-
boten ködern, denn meist steht dahinter
immenses Tierleid.
Für den tiefen Preis im Geschäft wer-
den Schweine, Rinder, Hühner, Enten,
Gänse, Truten, Kaninchen und Pelztiere
in der Regel unter katastrophalen Bedin-
gungen aufgezogen, gehalten, gemästet,
gerupft und getötet. In der industriellen
Massentierhaltung leben sie zusammen-
gepfercht in drangvoller Enge auf Beton-
böden oder Gitterrosten.
Unser Einkaufsverhalten kann Tieren helfen
KEYSTONE
Tiere liefern Fleisch, Milch, Eier, Leder, Felle, Wolle, Honig und Daunenfedern. Längst nicht alle Tiere verbringen ein artgerechtes Leben, bevor sie für unsere Ernährung, unsere Bekleidung und unser Wohlbefinden sterben.
TIERREPORT 4/2012
Kochen mit gutem Gewissen
Das neue Kochbuch des Schweizer Tierschutz STS
Tierschutz und Genuss sind kein Widerspruch.Auf 64 Seiten liefert das neue Kochbuch «Essen mit Herz – Das Koch-buch mit tierfreundlichen Rezepten» kreative, vielfältige und einfachumsetzbare Ideen für Vorspeisen, Hauptgerichte und Desserts. Wer ganz auf Fleisch verzichten will, findet hier viele anregende Rezepte –die auch «Fleischessern» schmecken.
Inhalt: Vorspeisen & Snacks, Suppen & Bouillons, Ganz ohne Fleisch, Fleisch & Fisch, Leckere Desserts und Informationen zu den ThemenEinkauf, Labels Fleisch/Fisch, Importfleisch, Delikatessen, Gastrono-mie und Ernährung.
Format 21 x 21 cm, Hardcover, 64 Seiten, CHF 14.50 plus CHF 4.– Versand
Jetzt bestellen: www.essenmitherz.ch
Achten Sie beim Einkauf bitte auf folgende Punkte:
FleischFür eine gesunde Ernährung ist Fleisch
kein notwendiger Bestandteil. Reduzieren
Sie den Fleischanteil auf Ihrem Speise-
plan und kaufen Sie ausschliesslich aus-
gewiesene Labelprodukte aus tiergerech-
ter Haltung.
GeflügelJedes Jahr werden 50 000 Tonnen Geflü-
gelfleisch in die Schweiz importiert. Je-
des zweite verzehrte Poulet stammt aus
dem Ausland. Dieses Fleisch kommt in
fast jedem Fall aus industrieller Intensiv-
mast. In der Schweiz sind die gesetzlichen
Bestimmungen im Vergleich dazu massiv
strenger.
«Delikatessen»Meiden Sie tierquälerisch erzeugte Deli-
katessen wie Foie gras von Gänsen und
Enten, Perlhühner, Hummer, Langusten,
Haifischflossensuppe und weisses Kalb-
fleisch.
FischDie intensive Massentierhaltung in en-
gen Becken hat in letzter Zeit stark zu-
genommen. Achten Sie auf die Herkunft
der Fische und berücksichtigen Sie beim
Kauf, ob sie nicht im Bestand bedroht
sind.
DaunenImmer noch werden Gänse für die Dau-
nengewinnung lebend gerupft. Achten Sie
beim Kauf auf die Bezeichnung «Kein Le-
bendrupf».
PelzTragen Sie niemals Pelz. Die Zucht und
Haltung von Wildtieren in sogenannten
Pelztierfarmen widersprechen dem Tier-
schutz, weil diese Tiere in den engen
Drahtgitterkäfigen Qualen leiden, bevor
sie für die Mode getötet werden.
Schweizer Tierschutz STS, Dornacherstrasse 101, Postfach, 4008 Basel,TelefTT on 061 365 99 99, [email protected], www.tierschutz.com
TIERREPORT 4/201212
richt der «Frankfurter Allgemeinen Zei-
tung» (FAZ) ergab eine Studie des Nieder-
sächsischen Laschen Landwirtschaftsministeriums
in Zusammenarbeit mit der rent der renommier-
ten Tierärztlichen Hochschule Hannover,
dass ein Mastpoulet während seines kur-
zen Lebens von maximal drei Monaten
im Durchschnitt 9,8 Antibiotikabehand-
lungen unterzogen wird.
Intensivzucht produziertkranke NutztiereNicht nur Hühner sind von den negati-
ven Auswirkungen der Intensivhaltung
betroffen: Würfe von über 20 Ferkeln pro
Zuchtsau sind inzwischen keine Selten-
heit mehr – dabei hat das Muttertier nur
14 Zitzen, um den Nachwuchs zu stillen.
Die Folge davon ist, dass die schwäche-
ren Tiere bereits nach dem Abnabeln mit
Antibiotika aufgepäppelt werden. Auch
die heute verbreiteten Hochleistungs-
Antibiotikakeulestatt artg
Bis zu zehn Antibiotika-behandlungen innertdreier MonateAm stärksten mit Antibiotika belastet sind
die Mastpoulets in den riesigen Mastbe-
trieben mit Zehntausenden von Hühn-
chen, die auf engstem Raum unter tier-
quälerischen Bedingungen in Rekord-
zeit zur Schlachtreife gebracht werden.
Bei der Pouletmast bekommen 96,4 Pro-
zent der Tiere Antibiotika verabreicht –
so das offizielle Resultat einer Untersu-
chung aus dem deutschen Bundesland
Nordrhein-Westfalen. Nach einem Be-
In den riesigen ausländischen Mastbetrieben werden voMastpoulets grosse Mengen Antibiotika verabreicht – aber auch andere Nutztiere sind davon betroffen. Der massive Medikamentenmissbrauch birgt grosse Risiken. Resistenz-bildungen gefährden zunehmend auch Menschen.
Nun ist auch von amtlicher Seite offizi-
ell bestätigt worden, was Tier- und Um-
weltschutzorganisationen schon lange be-
klagen: In der Massentierhaltung werden
Unmengen an Antibiotika eingesetzt. Die
erste flächendeckende Untersuchung in
Deutschland belegt, dass die Veterinäre al-
lein im Jahr 2011 1700 Tonnen Antibiotika
für Nutztiere an die Landwirte abgaben.
Von dieser hohen Zahl zeigte sich
selbst die deutsche Verbraucherschutzmi-
nisterin Ilse Aigner überrascht und ver-
kündete daraufhin sofort, das Arzneimit-
telgesetz verschärfen zu wollen.
TIERREPORT 4/2012
milchkühe bezahlen für die rekordhohen
Milchmengen mit ihrer Gesundheit. Häu-
fig leiden sie an schmerzhaften Euterent-
zündungen, die wiederum mit Antibiotika
behandelt werden.
In der professionellen Kälbermast
werden die Jungtiere aus bis zu fünf-ff
zig verschiedenen Betrieben zusammen-
gewürfelt. Um der Ansteckungsgefahr
durch allfällige Krankheiten vorzubeu-
gen, erhalten die Tiere Antibiotika. Wei-
tere Gründe für die Medikamentenabgabe
sind die einseitige Fütterung und der feh-
lende Auslauf ins Freie, die das Immun-
system beeinträchtigen.
Keine Massentierhaltung ohne AntibiotikaeinsatzOb Hühner, Schweine oder Kälber: Ge-
meinsam ist ihnen, dass sie in industriel-
ler Massentierhaltung, wie sie in der EU
üblich ist, dicht zusammengedrängt in
den eigenen Exkrementen in Hallen auf-ff
gezogen werden und während ihrer kur-
zen Lebenszeit bis zum Schlachttermin
niemals das Sonnenlicht erblicken.
Kein Wunder, entstehen unter solch
tierquälerischen Bedingungen Krank-
heiten, die sich schnell auf den ganzen
Tierbestand ausweiten können. Im Wis-
sen um diese Gefahren erhalten deshalb
meistens alle Tiere eines Betriebes be-
reits präventiv über das Futter Antibio-
tika verabreicht.
LebensgefährdendeResistenzbildungenZum Einsatz kommen vor allem Breit-
bandantibiotika der Klasse Cephalospo-
rine. Die gleichen Medikamente werden
auch in der Humanmedizin verwendet.
Umso verheerender ist die Tatsache, dass
immer mehr multiresistente Bakterien
nachgewiesen werden.
Letztes Jahr liess das Schweizer Bun-
desamt für Veterinärwesen (BVET) im
Rahmen des nationalen Resistenzmoni-
torings zum ersten Mal gezielt Schlacht-
tiere auf Darmbakterien untersuchen, die
gegen Cephalosporine resistent sind. Das
beunruhigende Ergebnis: Bei jeder dritten
Hühnerschar, jedem zwölften Rind und je-
dem dreizehnten Schwein wurden die ge-
fährlichen Keime festgestellt.
Alarmierte BehördenreagierenSowohl Human- als auch Veterinärmedi-
ziner rund um den Globus machen sich
Sorgen über diese Entwicklung und su-
chen nach Lösungen. Denn mittlerweile
sterben weltweit bereits Tausende von
Menschen, weil kein wirksames Antibio-
tika mehr zur Verfügung steht.
Das BVET will zwar den Einsatz von
Antibiotika bei Nutztieren künftig besser
kontrollieren, fordert jedoch keine Sen-
kung des Verbrauchs von Cephalospori-
nen. Demgegenüber verspricht die deut-
sche Verbraucherschutzminisiterin Ilse
Aigner, den Antibiotikaverbrauch «auf
das absolut notwendige Mindestmass» zu
reduzieren.
Dänemark etwa hat bereits ein Gesetz
verabschiedet, das den Einsatz von An-
tibiotika in der Nutztierhaltung strenger
regeln soll. Künftig sollen nur noch die
tatsächlich erkrankten Tiere Antibiotika
erhalten, statt wie bisher flächendeckend
alle Tiere eines Tierbestandes. Eigentlich
eine Selbstverständlichkeit, sollte man
meinen, denn Antibiotika sind schliess-
lich Medikamente, um Krankheiten zu be-
handeln.
Es geht auch andersAntibiotika sollten erst als letztes Mit-
tel eingesetzt werden, wenn alles andere
nichts mehr hilft. In erster Linie geht es
darum, Nutztiere gesund zu erhalten. Ob
Rinder, Schweine oder Hühner: Am besten
geht es ihnen, wenn sie täglich nach drau-
ssen an die frische Luft gelangen können,
natürliches Futter erhalten und die Stall-
hygiene gewährleistet ist. Intensive Mas-
sentierhaltung führt dagegen automa-
tisch zu mehr Hygieneproblemen, grösse-
rer Anfälligkeit für Krankheiten und Ver-
haltensstörungen der Tiere.
Konsumentinnen und Konsumen-
ten sind allerdings aufgefordert, für das
Fleisch von artgerecht gehaltenen Nutz-
tieren auch einen etwas höheren Preis zu
bezahlen. Matthias Brunner
Ich abonniere denTIERREPORT
Ich abonniere den TIERREPORT zumPreis von CHF 12.80 für ein Jahr.
Ich verschenke ein TIERREPORT-Abozum Preis von CHF 12.80 für ein Jahr. Die Rechnung geht an mich.
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TIERREPORT 4/201214
Der Angriff erfolgt plötzlich aus dem Hin-
terhalt. Bimbo stürzt sich auf die Beute
und schlägt seine Krallen ins rosa Fleisch.
Die Beute schreit auf und flucht, ver-
sucht die Raubkatze abzuschütteln. Bim-
bos Beute, das sind Herrn P.’s Füsse, nun
jämmerlich zerkratzt und blutend von den
Krallen seines Wohnungskaters.
Herr P. suchte Hilfe bei der Heimtier-
beratung des STS, weil Kater Bimbo im-
mer wieder seine Füsse attackierte und
Herr P. sich in seiner Wohnung kaum
mehr zu bewegen wagte. Ist Bimbo zur
hyperaggressiven Kampfkatze mutiert?
Nach dem Beratungsgespräch ist klar:
Bimbo ist schlicht unterbeschäftigt und
sucht sich seine Jagdobjekte, wo er sie
eben gerade herkriegen kann.
Angeborener JagdtriebLangeweile tritt vor allem bei Wohnungs-
und Tierheimkatzen auf, die nicht nach
draussen dürfen. Da die Abwechslung des
Freilaufs fehlt, brauchen diese Tiere Al-
ternativen, um ihr natürliches Jagdver-
halten auszuleben. Denn Jagen ist neben
Schlafen und der Körperpflege die Haupt-
beschäftigung von Katzen. Freilaufkatzen
verbringen bis zu sechs Stunden pro Tag
unterwegs auf der Jagd.
Jagdspiele sind darum die wichtigste
Beschäftigung für Wohnungskatzen, die
sozusagen arbeitslos geworden sind. Die
meisten Jagdausflüge von Freilaufkatzen
dauern weniger als eine halbe Stunde.
Katzen sollten also nicht bloss ein Mal
lange, sondern immer wieder kurz die
Möglichkeit haben zu jagen.
Maus-AvatareDie Frage ist, welche Ersatzbeute sich am
besten eignet. Findige Verhaltensbiologen
der Universität Zürich haben für eine Se-
mesterarbeit Kinderspielzeug zweckent-
fremdet und aus Meccano-Bauteilen ei-
nen Seilzug angefertigt, mit dem sie beu-
teähnliche Objekte durch die Katzenzim-
mer eines Tierheims zogen.
für Stubentiger und Tierheimkatzen
ISTO
CKPH
OTO
Spiel- zeitTierheim- und Wohnungskatzen langweilen sich
schnell. Wie können Katzen, die nicht nach drau-ssen dürfen, langfristig geistig und körperlich fit gehalten werden?
TIERREPORT 4/2012 15
Sie wollten herausfinden, welches die
optimale Geschwindigkeit, Grösse und
Beschaffenheit von Ersatzbeuteobjekten
ist, um bei den Katzen möglichst häufig
Beutefangverhalten auszulösen. So weit
das ehrgeizige Ziel der Forschung.
Das für jeden Katzenhalter sonnen-
klare Resultat: Katzen reagieren vor al-
lem auf kleine, bewegte Dinge in der Grö-
sse eines Pingpongballs, bevorzugt sol-
che mit fellähnlicher Oberfläche. Beson-
ders attraktiv sind diese Objekte, wenn
sie sich ruckartig bewegen und um die
Ecke verschwinden. Halt eben wie eine
echte Maus. Dies die bahnbrechende For-
schungserkenntnis.
KatzenanimationJede Menge umhergestreutes Spielzeug
in Mausform reicht den meisten Katzen
allerdings nicht aus. Richtige Mäuse lie-
gen ja auch nicht einfach faul in der Ge-
gend herum. Es braucht immer noch ei-
nen menschlichen Arm (oder einen Mec-
cano-Seilzug), der das Spielzeug für die
Katze erst attraktiv macht. Katzenbe-
schäftigung ist Anregung für Körper und
Seele und sorgt dafür, dass Katzen nicht
verkümmern. Die gemeinsame Beschäfti-
gung verbessert ganz nebenbei auch noch
die Beziehung zwischen Tier und Mensch;
ein gewichtiges Argument also, dem Spiel
mit der Katze so viel Zeit wie möglich zu
widmen.
Fummelbretter & Co.Verfressene Katzen lassen sich sehr gut
beschäftigen, indem sie für Futter arbei-
ten müssen. Helena Dbalý hat mit ihren
fantasievollen Katzenfummelbrettern ei-
nen Beschäftigungshit für Katzen gelan-
det. Aus kostenlosen Alltagsgegenstän-
den wie Kartonrollen, leeren Petflaschen
oder Waschmittelkugeln sowie aus aus-
rangiertem Spielzeug wie Bauklötzen,
Pingpongbällen oder Sandkastenförm-
chen lassen sich mit einer Portion Fan-
tasie Fummelbretter basteln, bei welchen
die Katzen aus kleineren oder grösseren
Öffnungen Futterstücke herausgrübeln
müssen, die ihr Mensch darin versteckt
hat. Übrigens widmen sich auch Freilauf-
katzen mit Begeisterung solchen Katzen-
fummelbrettern!
Katzen sind lernfähigKatzen können ausserdem, wenn es ihnen
denn gerade passt, eigentlich für Hunde
entwickelte Intelligenzspielzeuge kna-
cken. Auch im Clickertraining stehen sie
den Hunden in nichts nach. Das Clicker-
gerät ist im Prinzip nichts anderes als ein
kleiner Knallfrosch. Erst lernt die Katze,
dass auf den Klick immer eine Beloh-
nung folgt. Dann klickt man beim eigent-
lichen Training in jenem Moment, in dem
die Katze das erwünschte Verhalten zeigt.
Die Katze wird dieses Verhalten daraufhin
häufiger befolgen. Mit dem Clicker kann
man Ruhe und Entspannung fördern, aber
auch Tricks einüben wie Pfötchengeben
oder Apportieren.
Bimbo auf jeden Fall macht unterdes-
sen professionell Männchen und springt
durch einen Springformreifen. Mit seinen
Fummelbrettern und einem auf ihn zu-
geschnittenen Katzenunterhaltungspro-
gramm hat er es nun nicht mehr nötig,
Füsse zu jagen.
Eva Waiblinger
STS-Fachstelle Heimtiere
Suchspiel: In dem alten Frotteetuch sind kleine Futterstücke eingerollt.
Katzenfummelpylone: Die Katze grübelt nach dem Futter in alten Waschpulverkugeln.
FOTO
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Lesetipp: Helena Dbalý und Stefanie
Sigl (2008): Das Spielebuch für Katzen.
Spielend durchs Katzenleben.
Brunsbek: Cadmos.
Das STS-Merkblatt «Beschäftigung für
Katzen», sechs weitere Merkblätter zur
Katzenhaltung sowie eine neue Katzen-
broschüre können über www.tierschutz.
com/publikationen heruntergeladen
bzw. kostenlos bestellt werden.
Bestellungen werden auch schriftlich
oder telefonisch entgegengenommen:
Schweizer Tierschutz STS,
Dornacherstrasse 101, 4008 Basel,
Telefon 061 365 99 99.
Weitere Informationen
Intelligenzsspiel: Für Hunde entwickelt, von Katzen geknackt.
Wundernase: Was versteckt sich wohl unter dem raschelnden Seidenpapier?
TIERREPORT 4/201216
NAT
ION
AL G
EOG
RAPH
IC
17
Atmung auf minimal ein bis drei Atem-
züge je Minute reduzieren. Während des
ganzen Winterschlafes nehmen sie keine
Nahrung mehr zu sich und zehren nur von
ihren Fettreserven.
Frühlingserwachen: Ab Mai ist der Siebenschläfer putzmunter und überaus aktiv.
Wenn das Leben fast im Schlaf vergeht
TIERREPORT 4/2012
Wenn die Tage kurz und düster sind, das
Wetter garstig ist, wünschte sich wohl so
mancher von uns, ein Siebenschläfer zu
sein. Seinen Namen trägt dieser grösste
Vertreter aus der Familie der Bilche mit
seinen dunklen Knopfaugen, dem wei-
chen grauen Pelz und dem buschigen
Schwanz zu Recht.
Tatsächlich verabschiedet sich der
Siebenschläfer schon im Oktober in ei-
nen tiefen Winterschlaf und taucht erst
nach rund sieben Monaten wieder im ak-
tiven Leben auf. In dieser Zeit können
die Langschläfer ihre Körpertemperatur,
die im Sommer über 37 Grad beträgt, auf
wenige Grad über Null absenken und die
OLI
VER
GIE
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NAT
ION
AL G
EOG
RAPH
IC
Das Leben der Siebenschläfer spielt sich im Zeitraffer ab, denn die meiste Zeit verschlafen sie. Erst nachts sind sie munter und verraten sich höchstens durch ihre Geräusche.
Winterschlaf: Sieben Monate lang mit nur ein bis drei Atemzüge pro Minute.
Hektische SommerzeitSobald der Siebenschläfer im Mai end-
lich aufwacht, wird er auf einmal putz-
munter. Denn in der kurzen aktiven Phase
muss er im Eiltempo alles nachholen, was
so das Leben eines Siebenschläfers aus-
macht. Nach der langen Fastenzeit knurrt
ihm zunächst der Magen. Der Bilch muss
dringend auf Futtersuche, um wieder et-
was Speck auf die abgemagerten Rippen
zu bekommen.
Auf seinem reichhaltigen Speisezettel
stehen saftige Blätter, frische Knospen,
Früchte, Eicheln, fettreiche Nüsse und
Bucheckern. Gelegentlich erbeutet der Na-
ger auch Vogeleier oder frisch geschlüpfte
TIERREPORT 4/2012
Im Paradies: Verwilderte Obstgärten bieten ideale Lebensbedingungen für Siebenschläfer.
18
Jungvögel sowie Schnecken und Insekten.
Ein für ihn besonderer Leckerbissen sind
Beeren, die er mit seinen Vorderpfoten ge-
schickt von den Sträuchern pflückt und in
unglaublichem Tempo verzehrt.
Siebenschläfer als BioindikatorSeine vielfältig zusammengesetzte Nah-
rung findet er hauptsächlich in artenrei-
chen Laubholzmischwäldern mit reichlich
Unterholz aus Haselsträuchern. Seinen
Schlafplatz wählt der geschickte Kletterer
oben in den Baumkronen, wo er ein Nest
baut oder eine Baumhöhle bezieht. Auch
Vogelnistkästen werden von Siebenschlä-
fern gerne zweckentfremdet.
Besonders beliebt bei den Baumbe-
wohnern sind alte, verwilderte Obstgär-
ten, wo sie zahlreiche Unterschlupfmög-
lichkeiten und viel Nahrung finden. Zwar
zählt der Siebenschläfer nicht zu den akut
bedrohten Tierarten, doch gilt er aufgrund
seiner hohen Ansprüche an eine grosse
pflanzliche Artenvielfalt als zuverlässiger
Bioindikator seines Lebensraumes und ist
daher auch für den Naturschutz von Be-
deutung.
Wenn der Siebenschläfer zum Störenfried wirdMitten in einer lauen Sommernacht rum-
pelt und poltert es unheimlich vom Dach-
stock her. Dann ertönen in kurzen Ab-
ständen und weitherum gut vernehmbar
seltsame, quiekende Laute. Hinter diesem
gespenstischen nächtlichen Spuk stecken
nicht selten Siebenschläfer.
Hin und wieder kommt es vor, dass
sich die nachtaktiven Nager als Untermie-
ter im Dachstock eines Ferienhauses oder
einer Scheune einquartieren. Mit der Zeit
können die kleinen Kobolde jedoch wegen
des nächtlichen Lärms oder Nageschäden
sowie wegen Kot- und Urinablagerungen
lästig werden.
Die kleinen Poltergeister wieder los-
zuwerden, ist nicht ganz einfach. Man
kann beispielsweise versuchen, eine Duft-
spur mit Parfum zu legen. Eine andere
FOTOS: OLIVER GIEL
Nachwuchs: Vier bis sechs Junge pro Wurf.
Winterquartier: Eine tiefe Erdhöhle genügt.
TIERREPORT 4/2012 19
Untermieter: Nebst Dachstöcken sind auch Vogelhäuschen beliebte Siebenschläfer-Unterkünfte.
FOTO
LIA
Der Siebenschläfer (Glis glis) ist der grösste Vertreter aus der Familie der Bilche oder Schläfer
(Myoxidae). Das Tier ist ungefähr so gross wie eine Ratte. Der Siebenschläfer trägt ein weiches,
dichtes Fell, das auf der Oberseite grau und am Bauch weiss ist. Er hat eine spitze Nase und aus-
geprägte Tasthaare. In freier Wildbahn erreicht der Siebenschläfer ein geschätztes Höchstalter von
acht bis neun Jahren. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Mittel- und Südeuropa (weitge-
hend ausgenommen die Iberische Halbinsel) über Osteuropa, Klein- und Mittelasien bis in den Iran.
Zoologischer Steckbrief
Möglichkeit ist, sie mit den Geräuschen
eines Radios oder Weckers zu vertreiben.
Die wirksamste Massnahme ist jedoch,
den Dachstock von einem Bauprofi fach-
männisch abdichten zu lassen.
Eigener Tag im KalenderAm 27. Juni ist der sogenannte Sieben-
schläfertag. Der ist eigentlich nicht den
Bilchen gewidmet, sondern geht auf eine
Legende von sieben christlichen Märty-
rern zurück. Doch um dieses Datum he-
rum beginnt für die Siebenschläfer tat-
sächlich die Paarungszeit, welche bis Ende
Juli dauern kann. Vor allem dann sind die
lauten Pfeiftöne der Männchen zu hören,
mit welchen sie die Weibchen anzulocken
versuchen. Kurz nach der Paarung gehen
sie wieder getrennte Wege.
Nach einer Tragzeit von 31 Tagen
bringt das Weibchen einen Wurf im Jahr
mit vier bis sechs Jungen zur Welt, die zu
Beginn völlig hilflos sind. Bei der Geburt
sind sie noch nackt und blind und wiegen
bloss ein bis zwei Gramm. Erst nach 21 bis
23 Tagen blinzeln sie erstmals in die Um-
gebung. Bis sie richtig selbständig sind,
haben sie ein Alter von sechs bis sieben
Wochen erreicht.
Wettlauf gegen die UhrNun setzt ein eigentlicher Wettlauf mit
der Zeit ein, denn bis Ende Oktober müs-
sen die Siebenschläfer möglichst viel Kör-
perfett anfuttern, bevor sie in den Winter-
schlaf fallen. Jungtiere tragen sogar Ei-
cheln, Bucheckern und Obst in ihre Höhle.
Während ein ausgewachsenes Tier im
Sommer durchschnittlich zwischen 80
und 110 Gramm wiegt, steigt sein Kör-
pergewicht im Herbst täglich um ein Gramm.
Diese rasche Gewichtszunahme wird vor allem
durch die Aufnahme von fettreicher Nahrung
wie Haselnüssen erreicht. «Schwimmringe»
sind also bei Siebenschläfern nicht etwa ver-
pönt, sondern sogar erwünscht.
Wenn die bis zu 140 Gramm schweren
Tiere langsam unbeweglicher werden und mit
ihren prallen Bäuchlein nur noch mit Mühe
die Bäume hochklettern können, ist es für sie
höchste Zeit, ein passendes Winterquartier zu
suchen. Dieses besteht meistens aus einer selber
gegrabenen, bis zu 60 Zentimeter tiefen Erd-
höhle oder einer gut versteckten Felsspalte.
Matthias Brunner
TIERREPORT 4/2012
Durch die Optimierung der Fütterung so-
wie die jahrzehntelange Einkreuzung –
insbesondere mit einseitigen US-Milch-
rassen – steigt die durchschnittliche
Milchleistung der Kühe von Jahr zu Jahr.
Während heute ein Zweinutzungsrind,
etwa das Original Schweizer Braunvieh,
im Durchschnitt 6000 Kilogramm Milch
pro Jahr (Laktation) erzeugt, weisen die
milchbetonten Linien des stark einge-
kreuzten Brown-Swissviehs im Durch-
schnitt 7000 Kilogramm auf.
Am extremsten verlief die Milchleis-
tungssteigerung beim Holsteinvieh: von
6400 Kilogramm im Jahr 1991 auf über
7400 im Jahr 2001. 2010 waren es be-
reits 8400 Kilogramm je Laktation, wo-
bei Spitzentiere in der Schweiz gar über
12 000 Kilogramm Milch erreichen.
Fütterung und Haltung solcher
Hochleistungstiere sind äussert diffi-
zil und stellen höchste Ansprüche an
Mensch, Stall und Füt-
terung. Werden diese
nicht erfüllt, treten rasch
und gehäuft leistungsbe-
dingte Krankheiten auf
wie Euterentzündungen,
Stoffwechselerkrankun-
gen, Lahmheit und Ver-
haltensprobleme. Infolge
der riesigen Euter können
sich solche Kühe kaum
mehr artgemäss fortbe-
wegen.
Zu viel und nicht artgemä-sser KraftfuttereinsatzDa die Milchproduktion selbst bei bes-
tem Grundfutter (Heu, Gras, Silage) nicht
mehr als 6000 bis 7000 Kilogramm pro
Jahr hergibt, benötigen Hochleistungs-
kühe anteilmässig hohe Kraft-
futtergaben. Im Durchschnitt er-
halten Schweizer Kühe 650 Kilo-
gramm Kraftfutter pro Jahr.
Das Rind, ein ideales Weide-
tier und ein optimaler Grasver-
werter, wird somit fütterungs-
mässig zur Sau gemacht. Selbst
dem Bundesrat ist diese Entwick-
lung mittlerweile nicht mehr
ganz geheuer. So schreibt er in
der Botschaft zur Agrarpolitik
2014-2017: «Der Trend bei der
Wiederkäuerfütterung geht in Richtung
eines verstärkten Kraftfuttereinsatzes.
Dadurch droht ein strategischer Wettbe-
werbsvorteil der Schweizer Milch- und
Fleischproduktion langfristig verloren
zu gehen. Wie der Systemvergleich Ho-
henrain zeigt, schneidet die Milchpro-
duktion mit geringem Kraftfutterein-
satz und hohem Weideanteil bei den
meisten ökologischen Indikatoren je Ki-
logramm Milch besser ab als die kraft-
futterintensive Stallhaltung.»
Drastisch sinkende LebensdauerAufgrund strenger Selektion auf im-
mer höhere Milchleistungen sowie auf-ff
grund des Auftretens von leistungs-,
haltungs- und fütterungsbedingten
Kühe zu Höchst-leistungen gedopt
Kühe werden auch hierzulande vermehrt mit gro-ssen Mengen an Kraftfutter vollgestopft, um im-mer noch mehr Milch aus ihnen herauspressenzu können. Mit fatalen Folgen: Die Tiere leidenan zahlreichen Krankheiten und werden im Durchschnitt schon mit sechs Jahren geschlach-tet, weil sie nicht mehr rentabel sind.
20
TIERREPORT 4/2012
Krankheiten sinkt die Anzahl Laktatio-
nen je Kuh ständig. Eine durchschnitt-
liche Braunviehkuh (Fleckvieh/Hol-
stein) wird nur noch 6,7 (6,2/6,3) Jahre
alt und bringt 4,1 (3,8/3,3) Laktationen,
mit einer Lebensleistung von 27 100 Ki-
logramm (26 000 kg/26 400 kg) (2008).
Zum Vergleich: Vor fünfzig Jahren
wurden Kühe im Durchschnitt für sechs
Laktationen genutzt. Das bedeutet, dass
sie also sechs Kälber zur Welt brachten
und während sechs Jahren gemolken
werden konnten.
Im Nachbarland Deutschland liegt
die durchschnittliche Laktationsrate be-
reits bei nur mehr 2,5, in den USA bei
unter 2 Laktationen.
Mit der einseitigen Hochleistungs-
zucht hat sich auch eine Art «Wegwerf-ff
mentalität» breitgemacht. Jedes Jahr
müssen wegen der sinkenden Nutzungs-
dauer mehr junge Kühe aufgezogen und
ältere geschlachtet werden.
Hansuli Huber,
STS-Geschäftsführer Fachbereich
SIMON TEMPLAR
1. Eingeschränktes Sozialverhalten: Die seit anfangs der 1980er-Jahre auch in der Schweiz betriebene Mutterkuhhaltung – heute rund90 000 Kühe – kommt dem Rindersozialverhal-ten weitgehend entgegen.
Demgegenüber müssen die etwa 600 000Milchkühe hier teilweise erhebliche Abstriche in Kauf nehmen. Einerseits, weil sich zwei von dreiKühen nicht frei in einer Herde bewegen kön-nen, sondern angebunden gehalten werden, oft noch unter dem elektrischen Kuhtrainer. Ande-rerseits, weil die Kinderaufzucht, das Kuh-Kalb-Verhältnis, wegfällt und die Selektion unter denKühen durch den Menschen hoch ist.
2. Kaum Bewegung: Rund 120 000 der 690 000 Kühe in der Schweiz erhalten keinenregelmässigen Auslauf ins Freie. Sie werden an 275 TagTT en im Jahr permanent an der Krip-pe fixiert und erhalten an den übrigen 90 TagTT enlediglich für zwei bis drei Stunden etwas freie Bewegung. Ihr hauptsächlicher Lebensraum, in dem sie 95 Prozent der Zeit verbringen müssen,umfasst eine Fläche von nur gerade 110 mal185 Zentimetern.
3. Kuhtrainer: Noch schätzungsweise 300 000Kühe sind diesem «Quälinstrument» ausgelie-fert, obwohl eine Studie des Bundesamtes für Veterinärwesen schon vor über fünfzehn Jahrenzum Schluss kam, dass es nicht mit den Grund-sätzen der Tierschutzgesetzgebung zu vereinba-ren und demnach Tierquälerei sei.
Der Kuhtrainer ist ein über dem Rücken der Tiere gespannter elektrischer Draht, der dieKühe beim Koten oder Harnen zwingt, einenSchritt zurückzutreten, sodass das Lager weni-ger verschmutzt. Das sowieso schon beengteLeben angebundener Kühe wird auf diese Wei-se zusätzlich eingeschränkt, und die Fruchtbar-keit der Tiere leidet darunter.
4. nthornen: Bei den allermeisten in der chweiz gehaltenen Tieren der Milch-iehrinderrassen (Braun- und Fleck-ieh) wachsen natürlicherweise Hörner.
Genetisch hornlose Rassen und Her-den sind dagegen in der Fleischrinder-utterkuhhaltung von Bedeutung und
marsch. Heute dürften über 90 Prozent der bereits als Kälber enthornt werden.ner spielen bei der Kommunikation, der ung der Rangordnung und der Körper-eine wichtige Rolle beim Rind.
Weitere Tier-schutzprobleme
bei Kühen
21
TIERREPORT 4/201222
Mit Argumentationen wie «Das geht
schon» oder «Das haben wir immer schon
so gemacht» werden falsche Fischzusam-
mensetzungen gerechtfertigt. Selbst deut-
sche Fachleute propagieren in aktuellen
Veröffentlichungen eine Aquaristik, die
mit der Batteriehaltung von Hühnern zu
vergleichen ist – mit einem Unterschied:
bei den Wassertieren spritzt kein Blut
durch die «Käfige». Leiden tun die Fische
aber allemal!
Detailhandel ist gefordertIn vielen renommierten Zoofachgeschäf-ff
ten werden für 54-Liter-Aquarien durch-
schnittlich 25 Fische aus 5 Arten ver-
kauft – dies belegen Testkäufe. Der Über-
besatz wird von der Branche zu wenig
hinterfragt und vielfach als normal ta-
xiert. Richtig wäre, für kleine Aquarien
nur eine geeignete Fischart auszuwählen.
Die Fischhalter diesbezüglich schnell und
richtig aufzuklären, scheitert oft schon
in den Anfängen, da sich die Leute häu-
fig ein falsches Bild vom Fischleben ma-
chen. Ein Aquarienkauf ist schnell getä-
tigt, aber etwas dazu lernen will kaum je-
mand. Gerade deswegen würde eine ge-
setzliche Reglementierung durchaus Sinn
machen. Ein erster Schritt dazu sind wohl
die Merkblätter zur Pflege und Haltung
für verkaufte Zierfische, welche Schwei-
zer Zoofachgeschäfte in Zukunft abgeben
müssen.
Traurige Aquarienfische
Der Tierschutz bei Aquarienfischen steht noch am Anfang. Bei keiner anderen Tier-gruppe werden so verheerende Pflege-fehler gemacht, wie dies bei den Zier-fischen allgemein üblich ist.
HAN
S G
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ELLA
TIERREPORT 4/2012 23
g p
fehlungen darüber abgeben, welche Fi-
sche miteinander vergesellschaftet wer-
den können. Die gesamte Aquaristikbran-
che war dazu in den letzten dreissig Jah-
ren nicht in der Lage. Infolgedessen wer-
den Friedfische und Raubfische auch heute
noch gemeinsam in einem Aquarium ge-
halten. Bestes Beispiel dafür sind die Ska-
lare und die Neonsalmler, da letztere von
den Skalaren als Beute angesehen werden.
Die Zürcher Fischauffangstation FAS
steht am anderen Ende des Regenbogens.
Dort zeigt sich ein düsteres Bild: Bei vie-
richtung betrachtet, was die Erwartungs-
haltung in die Dienstleistungen erhöht.
Tatsächlich basieren die Aufwendungen
zum Wohle der Wassertiere aber auf
Freiwilligenarbeit.
Die Behörden habendas Problem erkanntErfreulicherweise ist bei einem wach-
senden Anteil der Bevölkerung eine Sen-
sibilität für den «Fischschutz» zu beob-
achten. So häufen sich Reklamationen
bei fehlerhafter Haltung. Allerdings kann
,
sollten auf den Kauf von Aquarien ver-
zichten.
Aus Tierschutzsicht gilt: Ein Aqua-
rium ist erst dann kein Käfig, wenn den
Fischen in Gefangenschaft ein kompletter
Lebensraum angeboten wird.
Hans Gonella, FAS
Anzahl Arten pro Aquarium
Art-aquarien
Biotop-aquarien
Zucht-aquarien
Gesellschafts-aquarien
5–200 Liter 50–200 Liter 140–400 Liter ab 400 Liter
1 Art 1 Art 1–3 Arten 1–7 Arten
TIERREPORT 4/2012
Es ist eine erschreckende Entwicklung: Immer mehr Menschen behandeln Heimtiere wie eine Wegwerfware. In den Tierheimen sammeln sich die verstossenen
Hunde und Katzen an. Manche dieser Tiere sind schon alt, krank oder schwierig vom Charakter her – aus welchen Gründen auch immer.
Tierheime beherbergen auch Seniorentiere
Die rund vier Jahre alte Kätzin streunte
während Wochen in einem Quartier von
Biel herum, bis eine Familie sie fand und
mit nach Hause nahm. Das Tier schien,
von einer kleinen Verletzung am Kinn
abgesehen, gesund zu sein und war auch
nicht unterernährt. Die Familie brachte
die Katze ins Tierheim. Da sie weder ei-
nen Mikrochip implantiert hatte noch ein
Halsband trug, gab es keinerlei Hinweise
auf ihre Besitzer. Auch in der Folgezeit
meldete niemand die Katze als vermisst.
Im Tierheim erhielt
sie den Namen Prima.
Allerdings war es für die
Katze alles andere als
prima, denn sie mag es
überhaupt nicht, mit Artgenossen zusam-
men drinnen zu sein, und ist dadurch ge-
stresst.
Prima ist ausgesprochen hübsch und
hat ein sehr weiches Fell. Eine Katze zum
Kuscheln ist sie aber nicht. Sie kann sich
ziemlich zickig benehmen und auch mal
zubeissen, wenn ihr etwas nicht passt. Sie
sucht sich halt ihre Menschen gerne sel-
ber aus und nicht umgekehrt. Aber mit
etwas Glück findet Prima vielleicht doch
noch den passenden Zweibeiner.
Tierschutzverein
Biel-Seeland-Berner Jura
Die verlassene Primadonna
Vor dem Einschläferngerettet
Als seine Besitzerin verstorben war, fand
sich Nemo plötzlich ganz alleine wieder.
Der Sohn der Verstorbenen wollte den
schwarzen Kater nicht übernehmen, son-
dern war entschlossen, ihn kurzerhand
einschläfern zu lassen, weil
er beisse. Schliesslich liess
ich der Sohn doch überzeu-
gen, Nemo wenigstens im
Tierheim abzugeben. Da be-
findet sich der eigenwillige,
schon zwölf Jahre alte Kater
bis heute.
Ein Mal kam es zu einem
Vermittlungsversuch. Doch
handelte es sich nur um ein kurzes Inter-
mezzo: Obwohl Nemo ins Freie durfte und
es ihm eigentlich an nichts fehlte, begann
er, auf Möbel zu koten. Die neuen Besit-
zer kapitulierten schliesslich und gaben
Nemo wieder ab.
Zurück im Tierheim, fühlt sich die
Charakterkatze seither sehr wohl. Aller-
dings braucht Nemo wegen einer Leber-
schädigung täglich Tabletten. Das Tier-
heimpersonal braucht manchmal einiges
an Geduld und Überzeugungsarbeit, da-
mit der eigensinnige Kater das lebensnot-
wendige Medikament einnimmt.
Helena Frey-Stiftung für Tierschutz
24
TIERREPORT 4/2012 25
Es war ein entsetzliches Bild, das sich
uns bot, als wir das Haus einer Besitzerin
von acht Katzen und zwei Hunden betra-
ten: Im Inneren war alles mit Exkremen-
ten, Urin und verdorbenen Futterresten
verdreckt. Die beiden Hunde, Guillaume
und Clara, waren an ganz kurzen Stri-
cken am Treppengeländer festgebunden.
Die zuständige Sozialbehörde hatte
uns am Sonntag aufgeboten, damit wir
uns um die Tiere kümmerten, da die Frau
am nächsten Tag hospitalisiert werden
sollte. Im Gespräch mit ihr kam heraus,
dass sie mit den Hunden kaum spazie-
ren ging und diese die meiste Zeit ange-
bunden blieben – aus Angst, sie könn-
ten vom direkt am Haus vorbeiführen-
den Zug überfahren werden.
Wir sammelten alle Tiere ein, um sie
ins Tierheim zu bringen. Während der
Fahrt stank es im Auto erbärmlich, so
verdreckt waren die Hunde und Katzen!
Die Katzen erholten sich nach einiger
Zeit wieder, doch die beiden Hunde sind
bis heute von ihrer traurigen Vergan-
genheit gezeichnet. Guillaume und Clara
wurden erst einmal gründlich gebadet,
um den bestialischen Gestank zu besei-
tigen. Doch die beiden waren leider nicht
stubenrein und koteten
sich innert kürzester
Zeit wieder ein. Dazu
kam, dass sie an einer
schlimmen Durch-
fallerkrankung lit-
ten. Es dauerte lange,
bis Guillaume und
Clara die Krankheit
überstanden hatten.
Doch seither sind sie
auf Medikamente
und ein Spezialfut-
ter angewiesen.
Die zwei Hunde
geniessen die neu gewonnene Freiheit im
Auslauf des Tierheimes so sehr, dass es
unmöglich ist, sie nachts in die Boxen zu
bringen. So haben Guillaume und Clara
draussen ihre eigene Behausung, die be-
heizbar ist.
Spaziergänge waren zu Beginn so-
wohl für die Betreuerinnen als auch für
die Hunde gleichermassen eine Tortur.
Guillaume und Clara zogen dermassen
an der Leine, dass sie sogar zweimal kurz
entweichen konnten. Dazu kommt, dass
die beiden über einen starken Jagdins-
tinkt verfügen.
Zum Glück
nimmt sich seit
einem Jahr die
ehrenamtliche
Helferin Laure der
beiden an. Laure,
ie im Vorstand der
PA Le Locle ist,
hat das Vertrauen
von Guillaume und Clara gewonnen und
bereits grosse Fortschritte erzielt.
Deshalb wollten wir unbedingt ver-
meiden, dass die Hunde und Katzen wie-
der zurück in jene katastrophalen Ver-
hältnisse müssen, und haben sowohl bei
der Sozialbehörde als auch beim Veteri-
näramt erfolgreich interveniert. Die ehe-
malige Tierhalterin darf nur noch zwei
Katzen behalten, wenn sie wieder aus der
Klinik entlassen wird. Die sechs Katzen
und zwei Hunde bleiben somit in unserer
Obhut. SPA Le Locle
Viele Hunde und Katzen stehen auf der Schattensei-te des Lebens: Weil sie entweder alt, krank oder be-hindert sind oder aufgrund ihrer Lebensgeschichte einen schwierigen Charakter haben, wollen die Besitzer sie einfach loswerden. Doch auch diese Tiere haben ein Lebensrecht. In den STS-Sektionen geben sich die Mitarbeitenden der Tierheime die
grösste Mühe, selbst scheinbar noch so hoffnungs-lose Fälle zu vermitteln. Doch manchmal bleibt das Tierheim die letzte Station für solche Tiere.
Bitte helfen Sie uns mit Ihrem Beitrag, damit auch solche Tiere eine zweite Lebenschance be-kommen und wenigstens im Tierheim ihren Platz behalten können!
Haben Sie ein Herz für
versehrte und alte Heimtiere!
Vielen Dank!
Ständig am Treppen- geländer festgebunden
A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T +
TIERREPORT 4/201226
FOTO
LIA
MAR
K RI
SSI
F R A N K R E I C H
Grausame Tierquälerei oder traditionsreiches Kulturspektakel?
In Frankreich wurde verhandelt, ob den
Stierkämpfen der Todesstoss versetzt wer-
den sollte. Der Verfassungsrat entschied
nun, dass die Corridas verfassungsgemäss
seien und in bestimmten Regionen auch
in Zukunft abgehalten werden dürfen. Sie
sind der grausame Höhepunkt der unter
anderem an Ostern und Pfingsten gefei-
erten Ferias. Die Volksfeste ziehen Hun-
derttausende Besucher an. Doch Tierschüt-
zern stossen solche Argumente bitter auf:
«Grausamkeit und Brutalität in den Rang
eines Schauspiels zu erheben, sich daran
zu erfreuen, wie Leid zugefügt und getö-
tet wird, ist pervers und zutiefst schockie-
rend», schrieb Brigitte Bardot, die für einen
Aufruf zum Verbot der Stierkämpfe zwei
andere französische Leinwandlegenden auf
ihre Seite zog – Jean-Paul Belmondo und
Alain Delon. Nach der Entscheidung des
Verfassungsrats war die Enttäuschung bei
Tierschützern gross.
F I N N L A N D
Erstmals eingesetzt: Das neue finnische Bürgerinitiativ-
recht A U S T R A L I E N
Schwarzer Hautkrebs bei Australiens Wildfischen
I N D I E N
Weltweit erste vegetarische McDonald’s-
Filiale
Die Fastfoodkette McDonald’s kündigt
die Eröffnung der ersten Schnellimbissfi-
liale für Vegetarier an. Als Standort dafür
wurde die Ortschaft Amritsar im nördli-
chen Bundesstaat Punjab in Indien aus-
gewählt. Aufgrund der vielen Vegetarier
in Indien vermutet das Fastfoodlabel gro-
sse Chancen für ein vegetarisches Lokal,
wie der für die Region Nordindien zustän-
dige Manager Rajesh Kumar Maini laut
der Nachrichtenagentur SDA sagte.
Während Anhänger des Hinduismus
auf den Verzehr von Rindfleisch verzich-
ten, essen die Muslime kein Schweine-
fleisch. Aus diesem Grund ist bereits heute
die Hälfte der von McDonald’s angebote-
nen Speisen in Indien vegetarisch.
Verschiedene finnische Tierschutz-
organisationen reichten im Oktober
55 000 beglaubigte Unterschriften für
ihre Initiative «Fur Farm Free Finland»
ein, mit der ein Verbot der Pelztierhal-
tung ab dem Jahr 2015 gefordert wird.
Das grosse Ozonloch über Australien ver-
ursacht nicht nur bei Menschen mehr
Hautkrebs – auch Tiere sind betroffen,
selbst solche, die im Wasser leben. Je-
der siebte Forellenbarsch im Great Bar-
rier Reef weist Melanome auf. Wie beim
Menschen werde der Hautkrebs vermut-
lich auch bei den Fischen durch UV-Strah-
lung ausgelöst, berichten die Forscher im
Journal «PLOS ONE».
Über Australien und dem Great Barrier
Reef liegt ein grosses Ozonloch, wodurch
die schädlichen UV-Strahlen der Sonne
weitaus schwächer absorbiert werden
und fast ungehindert auf die Erde treffen.
Faktoren wie bakterielle Infektionen oder
Meeresverschmutzung schlossen die Wis-
senschaftler als Ursache für die Krebsent-
stehung aus.
Hautkrebs kennt man bei Fischen
sonst vor allem aus dem Labor. Dort wer-
den genetisch veränderte Fische als Mo-
delle eingesetzt, um Hautkrebs beim Men-
schen zu untersuchen.
+ + A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T + + + A U S A L L E R W E L T
TIERREPORT 4/2012 27
ISTO
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D E U T S C H L A N D
Zebravirus: Bedrohung für Eisbären
D E U T S C H L A N D
Der Wisent kehrt zurück
Es ist lange her, dass Wisente, Wildkatzen
und Wölfe in grosser Zahl durch Europa
streiften. Manche Arten wurden vor Jahr-
zehnten ausgerottet, andere schon vor Jahr-
hunderten. Doch viele der «Wilden» kehren
zurück: Die Zahl der Wölfe und Wildkatzen
nimmt zu – auch in Deutschland.
Für den Wisent hat European Wildlife
2011 ein Programm gestartet mit dem Ziel,
die Wildrinder in den Wäldern Zentral-
europas wieder heimisch werden zu las-
sen. Wisente können drei Meter lang wer-
den und rund eine Tonne wiegen – Bären
und Wölfe können höchstens den Jung-
tieren gefährlich werden. Die dunkelbrau-
nen, zottigen Tiere sind nahe Verwandte
des amerikanischen Bisons und haben ein
ähnliches Schicksal erlitten.
Die grössten Landsäugetiere Euro-
pas waren einst von Grossbritannien bis
nach Sibirien und von Spanien bis nach
Schweden verbreitet. Jagd und Zerstö-
rung der Lebensräume dezimierten ihre
Zahl dann jedoch rasant.
D E U T S C H L A N D / U S A
«Animal Hoarding»:
Mehr als 50 000 Tiere betroffen
Erstmals stellt eine Dissertation zum
Thema «Animal Hoarding» die aktuelle
Situation in Deutschland dar. Das Phä-
nomen ist demnach weiter verbreitet als
bisher angenommen. Zur Untersuchung
wurden Fragebögen an alle Veterinäräm-
ter geschickt. Die teilnehmenden Ämter
berichten von mehr als 600 Fällen und
über 50 000 betroffenen Tieren.
Die Autorin der Arbeit, Dr. Tina Su-
sanne Sperlin, meint dazu: «In annähernd
zwei Dritteln der Fälle waren die Tiere
verletzt, in jedem dritten Fall fehlten Nah-
rungs- und/oder Trinkmöglichkeiten.»
Erstmals war in den USA 1999 eine
systematische Untersuchung veröffent-
licht worden. Am häufigsten betroffen
sind Katzen, gefolgt von Hunden, Kanin-
chen und Ziervögeln. Mehr als zwei Drit-
tel der Tiersammler sind Frauen, der Al-
tersdurchschnitt liegt bei fünfzig Jahren.
Bei jedem vierten Fall ziehen die Halter
aus dem Zuständigkeitsbereich des Vete-
rinäramtes, um Strafen zu entgehen. Sehr
oft kommt es deshalb zu Wiederholungs-
fällen. Die Studie belegt, dass viele der
Tiersammler kein eigenes Fehlverhalten
wahrnehmen.
Zoos beherbergen eine Reihe verschiede-
ner Tierarten, die in freier Wildbahn nie
aufeinandertreffen würden. Als im Jahr
2010 im Wuppertaler Zoo ein Eisbär starb
und ein weiterer schwer erkrankte, wa-
ren Zootierärzte auf der Suche nach der
Krankheitsursache ratlos. Ein internati-
onales Forscherteam unter Leitung des
Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtier-
forschung in Berlin konnte nun nachwei-
sen, dass die Bären mit einem von Ze-
bras stammenden Virus infiziert waren.
Normalerweise sind Krankheitserreger an
einen bestimmten Wirt angepasst, aller-
dings können einige bei passender Gele-
genheit auch neue Wirtsarten infizieren.
TIERREPORT 4/201228
Der braune Koffer, auf den die Zollfahn-
derin ihr Augenmerk richtet, verbreitet
Verwesungsgestank. Soeben ist er mit
einem Swiss-Flug aus Kamerun in Zü-
rich angekommen. Landet ein Flieger aus
Zentralafrika, sind die Zollbeamten be-
sonders aufmerksam: Im Gepäck könnte
Fleisch bedrohter Tierarten geschmuggelt
werden. Als die Fahnderin den Koffer
öffnet, winden sich ihr unter Packungen
von Süsskartoffeln und Erdnüssen kleine
weisse Maden entgegen. Am Boden des
Koffers: Bushmeat von Gürteltieren und
Schlangen in fortgeschrittenem Verwe-
sungszustand.
Grausige FundeDiese Szene ist nicht erfunden. Im Dezem-
ber 2011 flog ein Lebensmittelschmug-
gel aus Kamerun auf: Neben 360 kg kor-
rekt angemeldeter Ware befanden sich im
Transportgut auch rund 32 kg Schmug-
gelware – Antilopen- und Schlangen-
fleisch. Gemäss Oberzolldirektion be-
schlagnahmt der Schweizer Zoll immer
häufiger zum Verzehr gedachtes Fleisch
bedrohter Wildtiere. Allein bis Juli 2012
wurden 30 kg Bushmeat konfisziert und
vernichtet. Und das dürfte nur die Spitze
des Eisbergs sein, denn Kontrollen erfol-
gen nur stichprobenweise. Geräuchertes
Gürteltier, Elefantenfleisch, gehäuteter
Schimpanse, halbe Schlangen im Hand-
gepäck – alles schon vorgekommen.
Die Besitzerin des braunen Koffers
versteht die Welt nicht mehr, als sie von
den Zöllnern zur Rede gestellt wird. Sie
war bei Verwandten in Yaoundé zu Be-
such und hatte das Fleisch auf dem Markt
erstanden, zum Eigengebrauch in der
Schweiz. Gürteltiere und Schlangen sind
Delikatessen in Kamerun. Doch Zollfahn-
der bezweifeln, dass grosse Mengen Bush-
meat nur für den Eigengebrauch bestimmt
sind. Fleisch werde wohl auf Bestellung
von Verwandten oder gar von Restaurants
Affe auf dem TellerDie Zerstörung der Regenwälder schreitet vo-ran: Internationale Holzfirmen roden die Wäl-der, Forststrassen ermöglichen den Zugang zu den letzten Urwäldern der Erde. Nicht nur Holz wird dem Wald entnommen – die Tierwelt landet als «Bushmeat» auf dem Teller. Nun fin-det auch die Schweizer Zollfahndung vermehrt Bushmeat in Gepäckstücken.
Afrikanischer Markt: Bushmeat ist Teil der traditionellen Küche – und ist billiger als Fleisch aus der Viehzucht.KEYSEE TONE
29TIERREPORT 4/2012
geschmuggelt. Dabei stellt Bushmeat eine
Gesundheitsgefährdung dar: Würmer
und Lebensmittelvergiftungen sind die
harmloseren Folgen des Verzehrs. Auch
der tödliche Milzbrand, Ebola oder SARS
können beispielsweise durch den Verzehr
von Affen, Flughunden oder Zibetkatzen
übertragen werden. Auch HIV sprang
einst durch Konsum von Bushmeat in
den Siebzigerjahren vom Schimpansen
auf den Menschen über.
Der Dschungel wirdleer gegessenAfrikanische Nationalparks sind zu rie-
sigen Selbstbedienungsläden geworden.
In der Elfenbeinküste wird jährlich Bush-
meat im geschätzten Wert von 150 Millio-
nen US-Dollar umgesetzt. Mit Hunger hat
das längst nichts mehr zu tun – es geht
um Geld und Prestige. «Wenn der Kon-
sum von Bushmeat im gleichen Ausmass
weitergeht, sind die Schimpansen in zehn
Jahren ausgestorben», so die berühmte
Primatologin Jane Goodall.
Häufig als Bushmeat genutzte Arten
sind Ducker (Schopfantilopen), Buschrat-
ten, Zibetkatzen, Stachelschweine, Gür-
teltiere und Schlangen. Aber auch Af-ff
fen und Elefanten werden ihres Fleisches
wegen gewildert. Bushmeat ist auf vie-
len afrikanischen Märkten anzutreffen
und Teil der traditionellen Küche. Gemäss
WWF deckt es in einigen Regionen Zent-
ralafrikas bis zu
fünfzig Prozent
des Proteinbe-
darfs. Auf dem
Land ist Bush-
meat billiger
als Fleisch aus
der Viehzucht
– doch unter
Städtern sowie
unter Emigranten in Europa entwickelte
es sich zur schwer erhältlichen Delika-
tesse und zum Zeichen von Wohlstand.
Etablierte LieferkettenSchweizer Holzfirmen wie Danzer und
deren Tochterfirma Interholco sind ge-
mäss Greenpeace an der Rodung von Tro-
penwäldern in Afrika beteiligt. Mit den
Holzfirmen kommen die Strassen, und
mit den Strassen die Menschen. Ein Jä-
ger kann jährlich bis zu tausend US-Dol-
lar mit Bushmeat verdienen, und die Ar-
beiter der Holzfirmen bringen das Fleisch
in die Städte. Gemäss der NGO Tengwood
werden im Kongobecken jährlich rund
1,5 Millionen Tonnen Bushmeat ver-
zehrt; dies entspricht etwa 28 Millionen
Duckern und 7 Millionen Stummelaffen!
Die Jagd auf viele Arten ist auch in deren
Herkunftsländern illegal; der Handel ge-
mäss Artenschutzbestimmungen bewil-
ligungspflichtig. Daher wird das meiste
Fleisch schwarz gehandelt – die Liefer-
ketten von den Wäldern in die
Städte, und von dort über die Landes-
grenzen hinaus sind gut etabliert. Gemäss
der Zoological Society of London errei-
chen wöchentlich geschätzte fünf Tonnen
Bushmeat Europa. Im März 2011 flogen in
Grossbritannien mehrere afrikanische Lä-
den und Restaurants auf, die Schimpan-
senfleisch anboten.
Tierische TragödienWeil das Fleisch von Jungtieren auf
dem Markt wenig Ertrag bringt, werden
Schimpansenkinder, deren Mütter getötet
wurden, lebend gefangen und als Haus-
tiere verkauft. Die traumatisierten Tiere
enden meist in schrecklichen Haltungs-
bedingungen, als Belustigung für Gäste
in Hotels oder «Zoos» in Ägypten, Saudi-
Arabien und dem Nahen Osten. Diese ge-
schundenen Kreaturen geben den Folgen
des Raubbaus an den afrikanischen Re-
genwäldern ein trauriges Gesicht.
Sara Wehrli, STS-Fachstelle WildtiereWW
Trauriges Waisenkind: Weil Jungtiere wenig Ertrag bringen, werden sie als Gästebelusti-gung an Hotels verkauft.
Kabinett des Grauens: Allein bis Juli 2012wurden am Schweizer Zoll 30 KilogrammBushmeat konfisziert.
TIERREPORT 4/201230
Es war eine reiche Ernte, welche die bei-
den engagierten Universitätsprofessoren
Chen Qian und Zhang Yang im Auftrag
des STS einbrachten. Designstudenten
aus 22 Provinzen Chinas diskutierten im
vergangenen Semester mit ihren Leh-
rern die STS-Dokumentation über die
grausamen Praktiken auf chinesischen
Pelztierfarmen, Märkten und Pelztier-
schlachthöfen.
Die Studenten zeigten sich erschüt-
tert. Über achttausend aufrüttelnde
Antipelzplakate und Videoclips zeugen
vom Entsetzen der angehenden Grafiker
und Werbefachleute.
Fulminanter Abschluss des Plakatwettbewerbs
«Design Against Fur»Studierende aus 1105 Universitäten und Kunstakademien Chinas setzten sich im Frühlings-semester 2012 mit den Hintergründen der grausamen Pelzherstellung auseinander und entwi-ckelten dazu Plakatentwürfe.
TIERREPORT 4/2012 31
Microblog über PelzindustrieGeschickt nutzte Projektleiterin Chen Qian
auch die neuen Medien für die Kampagne.
Mit ihrem Microblog informiert sie ihre
Hunderttausenden Abonnenten wöchent-
lich über die Hintergründe und Machen-
schaften der Pelzindustrie. Meinungsma-
cher wie die Schauspielerin Karen Mok
oder Filmregisseur Feng Xiaogang verbrei-
ten Chens Microposts zudem an ihre Aber-
tausenden Fans im ganzen Land.
Prägendes KindheitserlebnisDie zierliche Studentin Wenjia Wang der
Universität von Jilin gewann den diesjäh-
rigen Plakatentwurf gegen Pelz. Als Kind
hatte sie ein prägendes
Tierschutzerlebnis: Sie
hielt ein Eichhörnchen
in ihrem Kinderzim-
mer und fütterte es mit
Erdnüssen. Eines Tages
knabberte das Tierchen
ein Loch in den Vor-
hang. Da erklärte ihr die
Mutter, dass Eichhörnchen lieber frei in der
Natur lebten. Zusammen brachten sie das
Tierchen zum alten Kieferbaum im Garten
und öffneten den Käfig. Das Eichhörnchen
sprang gleich hoch hinauf in den Baum-
wipfel.
Als Wenjia am nächsten Tag zur Schule
ging und hinaufschaute, entdeckte sie das
Eichhörnchen, das sie beobachtete. Jeden
Tag nun, so schien es Wenjia, wartete das
Eichhörnchen oben auf
dem Ast, bis sie auf dem
Weg zur Schule vorü-
berging – und erwartete
sie am Abend wieder,
wenn sie zurückkehrte.
Daraus lernte sie
eine wichtige Lektion:
Tiere haben ihre eige-
nen Bedürfnisse, die
es zu achten gilt. Spä-
ter zog die Familie weg,
Wenjia nahm Abschied
von ihrem «Gespän-
chen» und sah es nie
wieder. Sie wusste aber,
dass es ihm gut ging und es vermutlich
heute seine eigenen Kinder hat.
Auch bei ihrer Recherche gingen ihr
die Worte ihrer Mutter durch den Kopf, als
sie die Aufnahmen der Füchse, Nerze und
Marderhunde in den Käfigen der Pelztier-
farmen sah. Auch Hunde werden in China
millionenfach auf grausame Weise getötet,
ihr Fell danach für die Pelzindustrie verar-
beitet. Wenjia entschied sich, dies mit ih-
rem Plakatentwurf zu thematisieren.
Die Jury befand, dass das ausgezeich-
nete Plakat eindrücklich daran appelliere,
Tiere als Lebewesen zu achten, die fühlen
und somit auch leiden können.
«Fashion Refuses Fur»Der STS ist erfreut, dass die amerikani-
sche Tierschutzorganisation «Animal Gu-
ardians» den Plakatwettbewerb in leicht
abgeänderter Form und mit weit grösse-
rem finanziellen Einsatz weiterführen
wird. Mit der neuen Kampagne «Fashion
Refuses Fur» (Mode ohne Pelz) schreibt
die Organisation in China einen gut do-
tierten Kreativwettbewerb für professio-
nelle Werber und Grafiker aus.
So ist aus dem fünfjährigen Enga-
gement des STS ein nachhaltiges Pro-
jekt entstanden, das die Absolventen
der Kunstakademien weiterhin mit dem
Thema konfrontiert. Wir wünschen Chen
Qian, Zhang Yang und dem Team der
«Animal Guardians» viel Erfolg bei ihrer
Kampagne! Mark Rissi
Gewinnerin Wenjia Wang: Aus achttausendeingereichten Arbeiten zur Siegerin gewählt.
2. und 3. Platz: Beeindruckende Appelle an den Betrachter,Tiere als fühlende Lebewesen zu achten.
TIERREPORT 4/2008
Wir suchen ein ZuhauseTierheime der STS-Sektionen suchen für diese Tiere ein neues, richtiges Zuhause.
TIERREPORT 4/2012
Lopez, bin ca. 3-jähriger, kastrierter Kater. Ich bin sehr sensibel und scheu, aber sozial. Ich suche ein ruhiges Zuhau-se, wo ich Ruhe und Geborgenheit finde.STS-Sektion Tierschutzverein ToggenburgTel. 071 071 640 09 31
Jenny, bin 6-jährige Collie-Mix-Hündin uns sehr temperamentvoll.
Ich brauche sehr viel Bewegung und liebe das Ballspiel. Gegenüber
andern Hunden reagiere ich eifer-süchtig und dominant.
STS-Sektion Schaffhauser Tierschutz
Tel. 052 643 59 11
Ogya, bin ein Australian Shepard x Ungarischer Jagdhund-Mix, weiblich. Ich liebe Kinder und fahre gerne Auto. Da ich einen ausgeprägten Jagdtrieb habe, muss ich noch in die Hundeschule.STS-Sektion Tierschutzverein Uster und UmgebungTel. 044 997 31 70
Finchen bin 8-jähriger, kastrierter Kater. Ich mag meine Freiheit und die Ruhe. Am liebsten wäre ich bei älteren Leuten. Ich brauche Auslauf ins Freie.STS-Sektion Tierschutzver-ein EmmentalTel. 076 470 75 31
Belinda, bin 14-jährige Kat-zendame. Am Anfang bin ich etwas zurückhaltend, aber dann lasse ich mich gerne streicheln. Ich suche ein Zuhause mit Auslauf ins Freie, ohne kleine Kinder.STS-Sektion Tierschutzver-ein EmmentalTel. 076 470 75 31
abgeschoben
verlassen
Lilly, bin 4-jährige Schäfer x Husky-Hündin und sehr freundlich. Ich bin sehr sensibel und anhänglich, brauche aber eine sichere Führung. Ich möchte zu einfühlsamen Menschen.STS-Sektion Tierschutzverein ToggenburgTel. 071 995 50 51
abgeschoben
abgegeben
Tina, bin eine 4-jährige Collie Mix-Hündin und sehr temperamentvoll. Ich wünsche mir jemand, mit dem ich lange Spaziergänge machen darf und der mir Aufgaben stellt.STS-Sektion Schaffhauser TierschutzTel. 052 643 59 11
Ares, bin 9-jähriger Grosspudel-Rüde. Bin gut erzogen, aber am Anfang etwas zurückhaltend. Ich gehe immer noch gerne länger spazieren, brauche danach aber auch meine Ruhe.STS-Sektion Schaffhauser TierschutzTel. 052 643 59 11
Chatoo, in ca. 5-jähriger Neufundländer-Mischlings-rüde und sehr menschenbe-zogen. Doch andere Rüden mag ich nicht. Ich suche ein Zuhause bei einer hundeer-fahrenen Familie.STS-Sektion Tierschutzver-ein EmmentalTel. 076 470 75 31
Rani, bin 11-jährige Katzendame und eher zurückhaltend. Ich suche ein ruhiges Zuhau-se bei Leuten mit Geduld und Einfühlungs-vermögen. Brauche Auslauf ins Freie.STS-Sektion Tierschutzverein Uster und UmgebungTel. 044 997 31 70
Mengina, bin 10-jährige, dreifarbige Katzendame. Ich mag’s lieber ruhig und schätze es, gestreichelt zu werden.STS-Sektion Schaffhauser TierschutzTel. 052 643 59 11
abgegebenverlassen
Thimo bin ca. 3-jähriger Kater. Am Anfang bin ich etwas zurückhaltend, doch dann bin ich sehr aktiv und verspielt. Andere Katzen mag ich gerne.STS-Sektion Tierschutzverein ToggenburgTel. 071 640 09 31
verlassen
heimatlos
Sissi, bin ca. 3-jährige Katzendame und auf
einem Auge fast blind. Ich bin sehr verschmust und
suche ein ruhiges Zuhause mit Auslauf ins Freie.
STS-Sektion Tierschutz-verein Toggenburg
Tel. 071 071 640 09 31
heimatlos
abgeschoben zurückgelassen
abgegeben
Lillyfee, bin ca. 5 bis 7-jährige Katzendame und sehr eigensinnig. Ich suche ein ruhiges Zuhause mit Auslauf ins Freie.STS-Sektion Tierschutzverein ToggenburgTel. 071 071 640 09 31
aufgefunden
abgegeben
TIERREPORT.ch
Projekte des Schweizer Tierschutz STS
Tiervermittlung • Interviews • Tierschutz-News
Die neue und seriöse Internetplattform für Tiervermittlung
www.adopt-a-pet.ch
Blick in Tierheime
moderiert von Rekha Datta, Amanda Ammann und Liza Andrea Kusterwww.tierreport.ch