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Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – Rind Vorschläge für die Produktionsrichtungen Milchkuh, Aufzuchtkalb, Mastrind Jan Brinkmann | Silvia Ivemeyer | Andreas Pelzer | Christoph Winckler | Rita Zapf Wichtig: Die Literaturnachweise für die in den Steckbriefen beschriebenen Methoden sowie Auszüge relevanter Gesetzestexte finden Sie im Anhang des vollständigen Originaldokuments. Auszug (S. 1–9) aus: Der KTBL-Praktikerleitfaden „Tierschutzindikatoren – Rind“ ist eine Arbeitsunterlage für Halter von Milchkühen, Aufzuchtkälbern oder Mastrindern. Der Leitfaden ist mit stabiler Spiralbindung und ab- waschbaren Seiten stalltauglich ausgeführt und liefert dem Tierhal- ter eine Anleitung, wie eine Überprüfung der Tiergerechtheit nach aktuellem wissenschaftlichen Stand praktikabel und fachgerecht durchgeführt werden kann. Ein Ablaufschema für jede Produktions- richtung zeigt, welche Indikatoren wann und an welchen Tieren, z. B. an einer genau beschriebenen Stichprobe, erhoben werden sollten. Der Steckbrief zu jedem Indikator enthält dann eine kurze fachliche Hinführung, eine Foto-Klassifikationstabelle bzw. Rechenformel, so- wie weitere Hinweise zu Erhebung. 2016, 60 S., ISBN 978-3-945088-26-5 18 €, Best.-Nr. 12616, digitale Version: 12 €, Best.-Nr. P_12616 Bestellungen: online über www.ktbl.de, [email protected] oder telefonisch unter 06151 7001-189.

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Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – RindVorschläge für die Produktionsrichtungen Milchkuh, Aufzuchtkalb, Mastrind

Jan Brinkmann | Silvia Ivemeyer | Andreas Pelzer | Christoph Winckler | Rita Zapf

Wichtig:

Die Literaturnachweise für die in den Steckbriefen beschriebenen Methoden sowie Auszüge relevanter Gesetzestexte finden Sie im Anhang des vollständigen Originaldokuments.

Auszug (S. 1–9) aus:

Der KTBL-Praktikerleitfaden „Tierschutzindikatoren – Rind“ ist eine Arbeitsunterlage für Halter von Milchkühen, Aufzuchtkälbern oder Mastrindern. Der Leitfaden ist mit stabiler Spiralbindung und ab-waschbaren Seiten stalltauglich ausgeführt und liefert dem Tierhal-ter eine Anleitung, wie eine Überprüfung der Tiergerechtheit nach aktuellem wissenschaftlichen Stand praktikabel und fachgerecht durchgeführt werden kann. Ein Ablaufschema für jede Produktions-richtung zeigt, welche Indikatoren wann und an welchen Tieren, z. B. an einer genau beschriebenen Stichprobe, erhoben werden sollten. Der Steckbrief zu jedem Indikator enthält dann eine kurze fachliche Hinführung, eine Foto-Klassifikationstabelle bzw. Rechenformel, so-wie weitere Hinweise zu Erhebung.

2016, 60 S., ISBN 978-3-945088-26-5 18 €, Best.-Nr. 12616, digitale Version: 12 €, Best.-Nr. P_12616

Bestellungen: online über www.ktbl.de, [email protected] oder telefonisch unter 06151 7001-189.

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Tierschutzindikatoren:Leitfaden für die Praxis – Rind

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Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – RindVorschläge für die Produktionsrichtungen Milchkuh, Aufzuchtkalb, Mastrind

Jan Brinkmann | Silvia Ivemeyer | Andreas Pelzer | Christoph Winckler | Rita Zapf

Herausgeber

Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL) | Darmstadt

KTBL-Sonderverö�entlichung

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© KTBL 2016

Herausgeber und Vertrieb

Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL) Bartningstraße 49 | 64289 Darmstadt Telefon +49 6151 7001-0 | Fax +49 6151 7001-123 | E-Mail [email protected] [email protected] | Telefon Vertrieb +49 6151 7001-189 www.ktbl.de

Herausgegeben mit Förderung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Texten und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne Zustimmung des KTBL urheberrechtswidrig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung, Übersetzung, Mikroverfilmung sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Redaktion Rita Zapf | KTBL, Darmstadt

Satz Serviceteam Herstellung | KTBL, Darmstadt

Titelfoto © www.agrarfoto.com

Druck und Bindung Silber Druck oHG | Niestetal

Printed in Germany

ISBN 978-3-945088-26-5

Fachliche Begleitung

KTBL-Arbeitsgruppe „Leitfaden für die betriebliche Eigenkontrolle auf Tiergerechtheit – Rind"Dr. J. Brinkmann (Vorsitz) | Dr. H.-J. Herrmann | Dr. S. Ivemeyer | A. Pelzer | Prof. Dr. C. Winckler

Die Anschriften der Mitwirkenden sind im Anhang aufgeführt.

Weiterhin waren an der Erarbeitung der diesem Leitfaden zugrundeliegenden Indikatorenlisten beteiligt:

Teilnehmer der beiden KTBL-Fachgespräche „Indikatoren zur Bewertung der Tiergerechtheit – Einsatzzweck, betriebliche Eigen- kontrolle“ 7./8. Mai 2014 und 9./10. Februar 2015, Kassel (siehe Zapf et al. 2015: Tierschutzindikatoren – Vorschläge für die betriebliche Eigenkontrolle. KTBL-Schrift 507).

Die Informationen der vorliegenden Publikation wurden vom KTBL und den Autoren nach dem derzeitigen Stand des Wissens zusammengestellt. Das KTBL und die Autoren übernehmen keine Haftung für die bereitgestellten Informationen, deren Aktualität, inhaltliche Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität.Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Leitfaden auf die zusätzliche Verwendung der weiblichen Form bei personen- bezogenen Bezeichnungen in der Regel verzichtet. Dies soll jedoch keinesfalls eine Geschlechterdiskriminierung oder eine Verlet-zung des Gleichheitsgrundsatzes zum Ausdruck bringen.

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Vorwort

Technik und Bauwesen in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung scha�en Rahmenbedingungen für das Wohlbefinden der gehaltenen Tiere. Um das Tierwohl messbar zu machen, bedarf es aussagefähiger, aber auch praxistauglicher Indi-katoren.

Zur Konkretisierung und Auswahl geeigneter Indikatoren haben wir in den Jahren 2014 und 2015 jeweils ein KTBL-Fach-gespräch organisiert, an denen viele bundesweit anerkannte, auf diesem Gebiet tätige Experten beteiligt waren. Die Ergebnisse dieser Abstimmungen sind in der KTBL-Schrift „Tierschutzindikatoren. Vorschläge für die betriebliche Eigen-kontrolle“ publiziert.

Mit den nun vorliegenden Praxisleitfäden für die Tierarten Rind, Schwein und Huhn/Pute legen drei Arbeitsgruppen der KTBL-Arbeitsgemeinschaft „Nutztierhaltung“ die Ergebnisse ihrer sehr intensiven und engagierten Arbeit vor: eine an-schaulich gestaltete Methodenanleitung für die Nutzung im Betrieb.

Allen ehrenamtlich tätigen Experten, die an dem gesamten Prozess beteiligt waren, den Teilnehmern der beiden Fach-gespräche und insbesondere den Autoren der Leitfäden, danke ich für ihre äußerst engagierte Mitarbeit. Auch den Referenten Tierschutz des Bundes und der Länder sowie den Vertretern der verschiedenen Erzeugerverbände, denen die Ergebnisse vorgestellt wurden und die die Initiative mittragen, danke ich für ihre konstruktive Diskussion und signali-sierte Unterstützung. Nicht zuletzt gilt mein herzlicher Dank allen Kolleginnen und Kollegen in der Geschäftsstelle, die zur Realisierung dieses Projektes beigetragen haben.

An alle Tierhalterinnen und Tierhalter, denen dieser Leitfaden zur Unterstützung ihres betrieblichen Managements die-nen soll, richte ich die Bitte, uns über Verbesserungsmöglichkeiten der Leitfäden zu informieren. Gerne werden wir Ihre Anregungen bei der vorgesehenen weiteren Bearbeitung des Themas und der Leitfäden berücksichtigen.

Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL)

DR. MARTIN KUNISCH

Hauptgeschäftsführer

Darmstadt, August 2016

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Inhalt

1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

2 Milchkühe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102.1 Anleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102.2 Gehalt somatischer Zellen in der Milch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122.3 Mastitisbehandlungsinzidenz (alternativ zu „Gehalt somatischer Zellen“) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132.4 Fett-Eiweiß-Quotient der Milch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142.5 Schwergeburtenrate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152.6 Nutzungsdauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162.7 Tierverluste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172.8 Körperkondition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182.9 Verschmutzung der Tiere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212.10 Integumentschäden (inklusive Schwellungen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222.11 Klauenzustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232.12 Lahmheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242.13 Liegeplatznutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262.14 Aufstehverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272.15 Ausweichdistanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282.16 Wasserversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

3 Aufzuchtkälber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303.1 Anleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303.2 Behandlungsinzidenz Atemwegserkrankungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323.3 Behandlungsinzidenz Durchfallerkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333.4 Tierverluste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343.5 Verschmutzung der Tiere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353.6 Einstreumanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363.7 Unterentwickelte Kälber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373.8 Gegenseitiges Besaugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383.9 Komplikationen nach Enthornung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

4 Mastrinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404.1 Anleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404.2 Tierverluste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424.3 Nasenausfluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 434.4 Körperkondition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 444.5 Verschmutzung der Tiere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 454.6 Integumentschäden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 464.7 Klauenzustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 484.8 Lahmheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 494.9 Zungenrollen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 504.10 Flächenangebot je Tier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 514.11 Wasserversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53Relevante Gesetzestexte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57Mitwirkende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

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7Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – Rind

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1 Einleitung

Wofür ist dieser Leitfaden gedacht?Um der hohen Verantwortung des Nutztierhalters für das Wohlergehen seiner Tiere gerecht zu werden, sollte jeder Tierhalter regel-mäßig und systematisch die Situation seiner Tiere überprüfen.Dies kann durch eine systematische und wiederkehrende Erfassung und Auswertung wichtiger tierbezogener Indikatoren geschehen. Eine solche betriebliche Schwachstellenanalyse ergänzt die notwendigen, täglichen Routine-Tierkontrollen.Diese Beurteilung des Wohlergehens seiner Tiere hilft dem Tierhalter nicht nur eventuelle Tierschutzprobleme zu erkennen, sondern auch den Erfolg eventueller Verbesserungsmaßnahmen zu kontrollieren, Veränderungen über die Zeit zu erkennen und gegebenen-falls nachzusteuern.Gleichzeitig kann der Tierhalter mit einer derartigen Überprüfung auch seine gemäß Tierschutzgesetz1 vorgeschriebene Eigenkontroll-pflicht erfüllen.Falls Tierhalter das wünschen, können sie Ergebnisse der Tierwohl-Eigenkontrolle auch für eine transparente Kommunikation mit der Ö�entlichkeit nutzen. Dies kann einen wichtigen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion rund um das Wohlergehen ihrer Nutztiere darstellen.

Wie lässt sich Tierwohl in der Nutztierhaltung „messen“?Zur Beurteilung der Tiergerechtheit benötigen Tierhalter Indikatoren, die sich unter den Bedingungen der Praxis und mit vertretbarem Aufwand zuverlässig und wiederholbar erheben lassen.Bisher wurden überwiegend sogenannte ressourcen- und management-bezogene Indikatoren verwendet. Diese beschreiben die baulich-techni-schen Gegebenheiten der Haltung, z. B. die Bodenausführung, oder das Management, z. B. Eingri�e an den Tieren. Mit diesen Indikatoren können jedoch nur die Voraussetzungen für eine tiergerechte Haltung erfasst werden. Ob es den Tieren tatsächlich gut geht und ob sie Schäden oder Erkrankungen aufweisen, lässt sich nur an ihnen selbst, d. h. anhand tier-bezogener Indikatoren feststellen.In diesem Leitfaden werden daher überwiegend tierbezogene Indikatoren empfohlen. Nur wenn es für wesentliche, in der Praxis häufig auftreten-de Tierschutzprobleme keine geeigneten tierbezogenen Indikatoren gibt oder eine Erhebung zu aufwändig wäre, wird auf ressourcen- oder ma-nagementbezogene Indikatoren zurückgegri�en.

Wie wurden die Indikatoren ausgewählt?Die Indikatoren sollen den Tierhalter bei der betrieblichen Schwachstel-lenanalyse unterstützen. Die Auswahl erfolgte deshalb problemorientiert: Im Rahmen von zwei KTBL-Expertenfachgesprächen wurden zunächst die in der Praxis bedeutendsten möglichen Tierschutzprobleme identifiziert. Dann wurden für die verschiedenen Produktionsrichtungen Indikatoren ausgewählt, mit denen Tierhalter zuverlässig erfassen können, inwieweit diese besonders relevanten Tierschutzprobleme auftreten. Die detaillierte Vorgehensweise ist in der KTBL-Schrift 507 (Zapf et al. 2015) beschrieben.Die hier empfohlenen Indikatoren sollten nach Möglichkeit vollständig erhoben werden, da mit jedem nicht erfassten Indikator das Risiko steigt, dass wesentliche Tierschutzprobleme nicht erkannt werden.Die ausgewählten Indikatoren können dem Tierhalter nur einen Hinweis auf mögliche Tierschutzprobleme in seinem Bestand geben. Für die genaue Ermittlung der Ursachen von Au�älligkeiten und die Erarbeitung von Verbesserungsmaßnahmen sollte der bestands-betreuende Tierarzt oder Fachberater hinzugezogen werden.

1 § 11 Abs. 8, TierSchG, 2006: „Wer Nutztiere zu Erwerbszwecken hält, hat durch betriebliche Eigenkontrollen sicherzustellen, dass die Anforderungen des § 2 TierSchG eingehalten werden. Insbesondere hat er zum Zwecke seiner Beurteilung, dass die Anforderungen des § 2 erfüllt sind, geeignete tierbezogene Merkmale (Tierschutzindikatoren) zu erheben und zu bewerten.“ (Ausführlicher siehe Anhang)

Mit tierbezogenen Indikatoren werden Aspekte des Gesundheitszustands und des Verhaltens der Tiere erfasst; sie ermöglichen direkte Rück-schlüsse auf die Auswirkungen von Haltung, Fütterung und Management auf das Wohl- ergehen der Tiere.

Mit ressourcen- und managementbezogenen Indikatoren werden Aspekte der baulich-tech-nischen Gegebenheiten von Haltungsbedin-gungen, z. B. das Platzangebot, und des Ma-nagements erfasst, also von Voraussetzungen, mit denen eine tiergerechte Haltung erreicht werden soll. Sie lassen aber nur einen indirek-ten Rückschluss darauf zu, wie es den Tieren unter diesen Bedingungen tatsächlich geht.

„Was du nicht messen kannst, kannst du nicht lenken.”

(Peter Drucker)

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8 KTBL-Leitfaden

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Woher kommen die erforderlichen Daten?Die Eigenkontrolle soll für den Tierhalter in einem vertretbaren Aufwand-Nutzen-Verhältnis stehen. Über den Aufwand entscheidet weniger die Zahl der zu erhebenden Indikatoren als der Erhebungsaufwand für jeden einzelnen Indikator bzw. die Anzahl der zu er-hebenden Tiere. Bereits im Betrieb vorliegende Daten, z. B. Ergebnisse der amtlichen Lebendtierbeschau und der Fleischuntersuchung („Schlachtbefunde“) oder Daten aus der Milchleistungsprüfung (MLP) und dem Herkunftssicherungs- und Informationssystem für Tiere (HIT), sind für die Eigenkontrolle daher aus Praktikabilitätsgründen besonders gut geeignet. Zum Erkennen bestimmter Tier-schutzprobleme ist aber auch eine gezielte Datenerhebung im Stall „am Tier“ notwendig.

Wie zuverlässig sind Schlachtbefunde?In der Rindermast werden tierschutzrelevante Indikatoren (z. B. Lungenbefunde) auf Schlachthöfen erhoben. Diese Daten sind der-zeit aber noch nicht für jeden Betrieb verfügbar und sowohl innerhalb als auch zwischen den Schlachthöfen nur eingeschränkt vergleichbar. Eine stärkere, bundesweite Standardisierung der Erhebung sowie Schulung und Überprüfung der Vergleichbarkeit bei der Schlachtbefunderhebung sind dringend erforderlich. Für eine betriebliche Schwachstellenanalyse können diese Schlachthofdaten dennoch Anhaltspunkte für die Beurteilung bieten. Daher sollten sich Tierhalter die Schlachtdaten ihrer Tiere übermitteln lassen, wenn dieses nicht bereits geschieht.Bei unerklärlichen Schwankungen in den Befunden des Schlachthofes können Rückmeldungen an die Schlachtbetriebe diese mögli-cherweise motivieren, mithilfe von Schulungen und Vergleichen verschiedener Beurteiler längerfristig die Qualität der Befundung zu erhöhen. Der Nutzen zuverlässig erhobener Schlachtbefunde für den Tierhalter ist zu groß, um dieses Potenzial ungenutzt zu lassen.

Wozu Ergebnisse dokumentieren?Nur mit der Dokumentation der Ergebnisse ist eine betriebliche Schwachstellenanalyse bzw. Eigenkontrolle zielführend, da der Tier-halter nur so zeitliche Veränderungen erkennen und ggf. die Wirkung der von ihm ergri�enen Maßnahmen auf seinen Tierbestand längerfristig beurteilen kann. Dies macht auch einen der wesentlichen Unterschied zu den täglichen Tierkontrollen aus, bei denen es vornehmlich um die Einleitung von Sofortmaßnahmen geht, z. B. bei Erkrankungen von Tieren, zu hohen Stalltemperaturen o. Ä.Die betriebsinterne Dokumentation kann dem Tierhalter zusätzlich als Nachweis seiner Umsetzung des § 11 (8) Tierschutzgesetz (TSchG) gegenüber den zuständigen Behörden dienen.Möchte der Tierhalter die Erhebung als Frühwarnsystem für Tierschutzprobleme nutzen, sollte er bei mehrstufigen Bonitierungen bereits geringgradige Veränderungen berücksichtigen. Außerdem empfiehlt es sich, die Erhebungen dann eventuell häufiger als vorgeschlagen durchzuführen.

Betriebliche Eigenkontrolle oder tägliche Aufmerksamkeit?Im Rahmen der vorgeschriebenen, täglichen Tierkontrollen2 muss ein Tierhalter ebenfalls auf Tierschutzindikatoren achten, insbe-sondere auf solche, die einen akuten Handlungsbedarf anzeigen, z. B. Husten oder Nasenausfluss, erhöhte Atemfrequenz, Durchfall oder Ausfall der Wasserversorgung oder Lüftung.Die hier vorgeschlagene betriebliche Schwachstellenanalyse kann und darf die tägliche Beobachtung und Kontrolle der Tiere nicht ersetzen. Bei festgestellten schwerwiegenden Defiziten muss sofort gehandelt werden, z. B. ist bei allen vermutlich Leiden verursa-chenden oder ansteckenden Befunden auf jeden Fall und umgehend der Tierarzt zur Diagnose und Behandlung hinzuzuziehen.Auch ersetzt eine betriebliche Schwachstellenanalyse bzw. Eigenkontrolle nicht die Überprüfung, ob die rechtlichen Vorgaben der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) oder anderer Rechtssetzungen eingehalten werden.Vielmehr kann eine betriebliche Schwachstellenanalyse dem Tierhalter eher mittelfristig helfen, sein Management beständig zu verbessern oder grundlegende Risiken für die Tiergerechtheit in seinem Betrieb frühzeitig zu erkennen.

Für wen wurden die Indikatoren ausgewählt?Die Indikatoren wurden hinsichtlich ihrer Eignung zur Optimierung des betrieblichen Managements durch den Nutztierhalter aus-gewählt. Besonders hilfreich ist eine Einbindung in entsprechende, ggf. computergestützte Managementhilfen. Zwar hat es Vor-teile, wenn der Tierhalter selbst die Erhebungen durchführt, aber es besteht ebenso die Möglichkeit, dass er dies teilweise Dritten überlässt, z. B. betrieblichen Beratern oder bestandsbetreuenden Tierärzten. Die Einbindung Dritter kann auch hilfreich sein, um „Betriebsblindheit“ vorzubeugen.Sachkundige Tierhalter können die Indikatoren selbst erheben. Dennoch ist eine Schulung, sofern verfügbar, dringend zu empfehlen. Eine Schulung bringt Sicherheit in der Erhebung der verschiedenen Indikatoren und hilft, die Ergebnisse vergleichbar zu machen. Dies wäre auch eine Voraussetzung für einen eventuellen Vergleich mit Kollegen (Benchmarking), beispielsweise bei anonymisierter Einspeisung in online zugängliche Erzeugerring-Datenbanken.Grundsätzlich soll die Datenerhebung durch immer dieselbe Person durchgeführt werden oder durch Personen, die überprüft ha-ben, dass ihre Erhebungsergebnisse ausreichend übereinstimmen. Gute fachliche bzw. methodische Kenntnisse sind in jedem Fall erforderlich.

2 Gemäß § 4 Abs. 1, TierSchNutztV; siehe Anhang.

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Datenerhebung wo, wann und wie?Je Stalleinheit, d. h. je Viehverkehrsverordnungs(ViehVerkV)-Nummer, soll eine betriebliche Schwachstellenanalyse durchgeführt werden. Falls innerhalb einer Stalleinheit deutlich unterschiedliche Systeme z. B. hinsichtlich Fütterung oder Haltung vorhanden sind, sollten jeweils gesonderte Erhebungen durchgeführt werden (oder wenigstens diese Systeme bei den Datenerhebungen im Stall jeweils anteilig3 berücksichtigt werden).Wann bzw. wie oft eine Datenerhebung und/oder -auswertung empfohlen wird, kann für jede Produktionsrichtung dem Ablaufsche-ma in Kapitel 2.1, 3.1 bzw. 4.1 sowie detaillierter den einzelnen Indikatorsteckbriefen entnommen werden. Die Erhebungszeitpunkte und -intervalle wurden hinsichtlich Praktikabilität, aber auch fachlich begründet vorgeschlagen. Sie sollten daher möglichst einge-halten werden. Die exakten Zeitpunkte soll dabei jeder Betrieb so festlegen, dass sie in die betrieblichen Abläufe e�zient integriert werden können.Sofern machbar, wurde die Datenerhebung für mehrere Indikatoren zusammengelegt, sodass beispielsweise die Ziehung einer Stich-probe nur einmal erfolgen muss und die dann jeweils zufällig ausgewählten Einzeltiere gleich hinsichtlich mehrerer Indikatoren beurteilt werden können.

Wie sind die Betriebsergebnisse zu bewerten?Grundsätzlich muss zwischen der Messung eines Indikators (z. B. Anteil lahmer Tiere im Bestand) und dessen Bewertung (z. B. weni-ger als 10 % sind „gut“, mehr als 20 % sind „inakzeptabel“) unterschieden werden. Handlungsbedarf kann ein Tierhalter beispiels-weise aus dem Vergleich seiner aktuellen Daten mit den Ergebnissen aus früheren Erhebungen ableiten, sofern Verschlechterungen zu erkennen sind. Eine andere Möglichkeit stellt der Abgleich der eigenen Daten mit denen von Kollegen dar. Zu einigen Indikatoren liegen zudem als Orientierungswerte Ergebnisse aus Erhebungen von Erzeugerverbänden oder praxisübliche, bereits in der Beratung genutzte, Faustzahlen vor. Solche Bewertungsgrößen sollten im Verlauf der nächsten Jahre unter Einbeziehung von Vertretern aus Praxis, Beratung, Tierärzteschaft und Wissenschaft auf breiter Basis abgestimmt werden. Unterstützung beim Umgang mit erkann-ten Missständen bieten Hoftierarzt und Spezialberater, ggf. auch einschlägige Merkblätter (Anhang).

Welche Materialien werden für die Eigenkontrolle benötigt?• Leitfaden• Vorbereitete Erhebungsformulare auf Klemmbrett mit Stift• Stoppuhr• Eimer mit Skala (z. B. 10 l)• 10-Cent-Münze• Viehstift

3 Wenn beispielsweise 20 % der Tiere in einem baulich wesentlich unterschiedlichen Stallteil gehalten werden, sollten 20 % aller zu untersuchenden Tiere aus diesem Stallteil gewählt werden.

Die Hauptsache: Eigenverantwortung der Tierhalter in TierschutzfragenDas Ziel einer systematischen, regelmäßigen Erhebung tierbezogener Indikatoren im Rahmen einer betrieblichen Schwachstellen-analyse ist die Kontrolle und stete Verbesserung des Tierschutzes auf dem Betrieb. Durch diese Erhebung soll der Tierhalter in seiner Eigenverantwortung für das Wohl seiner Tiere sensibilisiert und gestärkt werden. Dieses Ziel wird auch mit der Anforderung an eine betriebliche Eigenkontrolle gemäß § 11(8) TierSchG verfolgt, zu der allerdings keine genaueren rechtlichen Vorgaben oder Ausfüh-rungsbestimmungen existieren.Der vorliegende Leitfaden ist als Expertenempfehlung zu verstehen. Er stellt für den Nutztierhalter eine von mehreren alternativen Möglichkeiten dar, eine betriebliche Schwachstellenanalyse durchzuführen, mit der er gleichzeitig seiner Pflicht zur betrieblichen Eigenkontrolle gemäß § 11(8) TierSchG nachkommen kann. Dabei handelt es sich um einen „ersten Aufschlag“, der in der Praxisan-wendung erprobt werden soll, um auf dieser Basis zeitnah weiterentwickelt und verbessert zu werden.

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Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – RindVorschläge für die Produktionsrichtungen Milchkuh, Aufzuchtkalb, Mastrind

Jan Brinkmann | Silvia Ivemeyer | Andreas Pelzer | Christoph Winckler | Rita Zapf

Wichtig:

Die Literaturnachweise für die in den Steckbriefen beschriebenen Methoden sowie Auszüge relevanter Gesetzestexte finden Sie im Anhang des vollständigen Originaldokuments.

Kapitel 2 „Milchkühe“, Auszug (S. 10–29) aus:

Der KTBL-Praktikerleitfaden „Tierschutzindikatoren – Rind“ ist eine Arbeitsunterlage für Halter von Milchkühen, Aufzuchtkälbern oder Mastrindern. Der Leitfaden ist mit stabiler Spiralbindung und ab-waschbaren Seiten stalltauglich ausgeführt und liefert dem Tierhal-ter eine Anleitung, wie eine Überprüfung der Tiergerechtheit nach aktuellem wissenschaftlichen Stand praktikabel und fachgerecht durchgeführt werden kann. Ein Ablaufschema für jede Produktions-richtung zeigt, welche Indikatoren wann und an welchen Tieren, z. B. an einer genau beschriebenen Stichprobe, erhoben werden sollten. Der Steckbrief zu jedem Indikator enthält dann eine kurze fachliche Hinführung, eine Foto-Klassifikationstabelle bzw. Rechenformel, so-wie weitere Hinweise zu Erhebung.

2016, 60 S., ISBN 978-3-945088-26-5 18 €, Best.-Nr. 12616, digitale Version: 12 €, Best.-Nr. P_12616

Bestellungen: online über www.ktbl.de, [email protected] oder telefonisch unter 06151 7001-189.

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10 KTBL-Leitfaden

2 Milchkühe2.1 Anleitung

Das folgende Ablaufschema (Abb. 1) zeigt einen Vorschlag für eine fachlich sinnvolle Vorgehensweise. Es veranschaulicht, welche Indikatoren (weiße Kästen) wann und wie oft für welche Gruppen von Milchkühen erhoben werden sollten.

Abb. 1: Ablaufschema Milchkühe

Für jeden Indikator folgt in den Kapiteln 2.2 bis 2.16 ein Steckbrief, in dem über die wichtigsten Fakten informiert und eine Anleitung für die Datenerhebung und -auswertung vorgeschlagen wird.

Alle milchleistungsgeprüften Kühe eines Betriebes

• Gehalt somatischer Zellen in der Milch• Fett-Eiweiß-Quotient der Milch

(Kühe in der Frühlaktation)

Fortlaufend erheben, monatlich (mindestens jährlich) auswerten

GesamtherdeFortlaufend erheben, jährlich auswerten

Halbjährlich, zur Mitte Sommer- und Winterhalbjahr, erheben und auswerten

Herdengrößenabhängige Stichprobe, die alle Gruppen laktierender Kühe sowie die trockenstehenden Kühe einer Herde anteilig berücksichtigt

Stichprobe: Mindestens 10 Kühen je Gruppe oder in Gruppen mit mehr als 100 Kühen 10 % der Tiere, zufällig aus den liegenden Tieren ausgewählt

Alle Tränken

Gesamtherde, gruppenweise

• Aufstehverhalten

• Wasserversorgung

• Liegeplatznutzung

• Ausweichdistanz • Körperkondition• Verschmutzung der Tiere• Integumentschäden

(inklusive Schwellungen) • Klauenzustand • Lahmheit

• Mastitisbehandlungsinzidenz (alternativ zu einzeltierbezogenem „Gehalt somatischer Zellen in der Milch“)

• Schwergeburtenrate• Nutzungsdauer• Tierverluste

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11Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – Rind

Ziehung einer herdengrößenabhängigen StichprobeEinige der Tierschutzindikatoren sind an einer von der Herdengröße abhängigen Stichprobe zu erheben, die alle Gruppen laktierender Kühe sowie die trockenstehenden Kühe einer Herde anteilig berücksichtigt (siehe „Welche und wieviele?“). Alle diese Indikatoren können mit derselben Stichprobe erhoben werden.

Stichprobengröße in Abhängigkeit von der Herdengröße (Welfare Quality®, 2009, verändert)

Herdengröße1) Anzahl Kühe gesamt

Stichprobengröße Anzahl Kühe für Beurteilung

Bis 30 Alle Tiere31–50 31–3551–70 36–40100 50150 60200 65250 70300 75500 80800 85Ab 1.000 90

1) Bei Herdengrößen zwischen den angegebenen Zahlen sind entsprechende Zwischenwerte für die Stichprobengröße abzuleiten.

Die Stichprobe sollte anteilig aus den einzelnen Gruppen gezogen werden. Wenn sich z. B. 100 Kühe auf zwei Leistungsgruppen mit je 40 Kühen und eine Trockenstehergruppe mit 20 Kühen aufteilen, sollen jeweils 40 % der Stichprobe in jeder der beiden Leis-tungsgruppen erhoben werden (also 40 % von 50 Kühen = 20 Kühe in jeder Gruppe zu beurteilen) und 20 % in der Trockensteher-gruppe (also 20 % von 50 Kühen = 10 Kühe).

Mögliche Vorgehensweisen:• Werden die Kühe im Fressgitter fixiert, können sie dort leicht ausgewählt (im Beispiel jede zweite Kuh) und sofort beurteilt

werden.• Alternativ können die zu beurteilenden Kühe auch so zufällig wie möglich durch Abzählen in allen Stallbereichen aus den fres-

senden, stehenden und liegenden Kühen ausgewählt werden.• Die zu beurteilende Anzahl laktierender Kühe kann auch im Melkstand zufällig ausgewählt (im o. g. Beispiel also jede zweite

Kuh) und mit einem Viehstift gekennzeichnet werden, sodass sie für die spätere Beurteilung im Stall leichter identifiziert/wie-dererkannt werden können.

• Um Doppelerhebungen zu vermeiden, sollten die bereits beurteilten Kühe mit einem Viehstift gekennzeichnet werden.

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12 KTBL-Leitfaden

2.2 Gehalt somatischer Zellen in der Milch

Wie?Die Errechnung erfolgt auf Basis der Ergebnisse der 11 monatlichen MLP-Berichte eines Jahres. Betrachtet werden die einzeltierbe-zogenen Zellzahlen.

Erfasst werden alle laktierenden Kühe mit einemA) Zellgehalt < 100.000/ml Milch (= eutergesunde Kühe),B) Zellgehalt > 400.000/ml Milch (= euterkranke Kühe, die die Lieferfähigkeit der Milch gefährden) sowieC) Erstlaktierende mit Zellgehalt ≥ 100.000/ml Milch (= euterkranke Erstlaktierende).

Diese Kennzahlen zur Beurteilung der Eutergesundheit werden automatisch im Rahmen der monatlichen MLP von den Landeskon-trollverbänden ohne Mehraufwand für die Betriebe berechnet und sind im Eutergesundheitsbericht der MLP als errechnete Zahl zu finden.

Ergebnis:

A)Anzahl der Kühe mit Zellgehalt < 100.000/ml Milch

· 100 = Anteil eutergesunde Kühe [%]Gesamtzahl der laktierenden milchleistungsgeprüften Kühe

B)Anzahl der Kühe mit Zellgehalt > 400.000/ml Milch

· 100 =Gesamtzahl der laktierenden milchleistungsgeprüften Kühe

= Anteil euterkranke Kühe, die die Lieferfähigkeit der Milch gefährden [%]

C)Anzahl der Erstlaktierenden mit Zellgehalt ≥ 100.000/ml Milch

· 100 = Anteil euterkranke Erstlaktierende [%]Gesamtzahl der milchleistungsgeprüften Erstlaktierenden

Was und warum?Dieser Indikator informiert über den Anteil euterkranker und eutergesunder Milchkühe im Bestand. Der Gehalt an somati-schen Zellen in der Milch ist ein bewährter Indikator für den Eutergesundheitsstatus einer Kuh. Erhöhte Zellzahlen geben Aufschluss über Entzündungsprozesse in der Milchdrüse. Kli-nische Mastitiden können zu Schmerzen beim Tier führen, chronisch-subklinische Mastitiden zu einer Daueraktivität des Immunsystems sowie zu Schädigungen des milchgeben-den Gewebes und infolgedessen zu Milchleistungseinbußen.Die Betrachtung der Zellzahlklassen ist Voraussetzung für ein erfolgreiches Eutergesundheitsmanagement. Neben klini-schen Mastitiden können damit auch subklinische Mastitiden erkannt werden, die in vielen Herden häufiger auftreten als klinische.Bekannte Risikofaktoren sind einerseits Neuinfektionen, z. B. durch Mängel in der Melk- oder Stallhygiene sowie in der

Melktechnik, und andererseits die Schwächung der körper- eigenen Abwehrlage der Kühe durch Sto�wechselstörungen, chronischen Stress, z. B. durch begrenzt verfügbare Ressour-cen (unter anderem Futter- oder Liegeplätze), oder groben Umgang mit den Tieren.

Wann und wie oft?Den jeweils aktuellen MLP-Bericht monatlich auswer-ten, mindestens aber einmal jährlich die Ergebnisse der 11 MLP-Berichte eines Jahres auswerten.Betriebe, die keine einzeltierbezogenen Zellzahlen zur Verfü-gung haben, sollten zur Beurteilung der Eutergesundheit auf den Indikator „Mastitisbehandlungsinzidenz“ zurückgreifen (Kapitel 2.3).

Welche und wie viele?Alle laktierenden, milchleistungsgeprüften Kühe.

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13Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – Rind

2.3 Mastitisbehandlungsinzidenz (alternativ zu „Gehalt somatischer Zellen“)

Wie?Jede Euterbehandlung innerhalb des Jahres wird gezählt. Erneute Behandlungen nach 7 Tagen Behandlungspause zählen als neue Behandlungen, auch wenn sie dasselbe Viertel betre�en. Es werden auch zum Zeitpunkt des Trockenstellens verabreichte Lang-zeitantibiotika mitgezählt.

Die Auszählung der Behandlungsinzidenz erfolgt auf Basis der Arzneimittelanwendungs- und Abgabebelege (AUA-Belege), z. B. mit einer Strichliste oder entsprechendem Herdenmanagementprogramm. Gegebenenfalls können auch digital vorliegende Daten der Tiergesundheitsprogramme der Landeskontrollverbände genutzt werden.

Ergebnis:

Anzahl Euterbehandlungen in den letzten 12 Monaten· 100 = Anteil behandelter Kühe pro Jahr [%]

Gesamtzahl Kühe

Was und warum?Die Häufigkeit der dokumentierten Mastitisbehandlungen (Behandlungsinzidenz) kann alternativ zum Gehalt somati-scher Zellen (Kapitel 2.2) als Eutergesundheitsindikator ver-wendet werden, falls keine einzeltierbezogenen MLP-Daten vorliegen. Sie gibt einen Hinweis auf die Häufigkeit klini-scher Mastitiden und – je nach Behandlungsstrategie – auch chronisch-subklinischer Mastitiden.Klinische Mastitiden können zu Schmerzen beim Tier führen, chronisch-subklinische Mastitiden zu einer Daueraktivität des Immunsystems sowie zu Schädigungen des milchgeben-den Gewebes und infolgedessen Milchleistungseinbußen.Bekannte Risikofaktoren sind einerseits Neuinfektionen, z. B. durch Mängel in der Melk- oder Stallhygiene sowie in der

Melktechnik, und andererseits in der Schwächung der körper- eigenen Abwehrlage der Kühe durch chronischen Stress, z. B. durch begrenzt verfügbare Ressourcen (unter anderem Futter- oder Liegeplätze), oder groben Umgang mit den Tieren. Zusätzlich ist die Behandlungsinzidenz von der Behandlungs-strategie des Tierhalters abhängig.

Wann und wie oft?Fortlaufend erheben, jährlich auswerten.

Welche und wie viele?Gesamtherde.

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14 KTBL-Leitfaden

2.4 Fett-Eiweiß-Quotient der Milch

Wie?Gezählt werden alle Milchkühe in den ersten 100 Laktationstagen mit einem Fett-Eiweiß-Quotient in der Milch vonA) ≥ 1,5 (Verdacht auf Energiemangel, „subklinische Ketose“)B) < 1,0 (Verdacht auf Abweichungen in der Rohfaserversorgung, „subklinische Azidose“)

Ergebnis:

A)Anzahl der Kühe in den ersten 100 Laktationstagen mit einem Fett-Eiweiß-Quotient in der Milch ≥ 1,5

· 100 =Gesamtzahl der Kühe in den ersten 100 Laktationstagen

= Anteil der Kühe mit Verdacht auf Energiemangel („subklinische Ketose“) [%]

B)Anzahl der Kühe in den ersten 100 Laktationstagen mit einem Fett-Eiweiß-Quotient in der Milch < 1,0

· 100 =Gesamtzahl der Kühe in den ersten 100 Laktationstagen

= Anteil der Kühe mit Verdacht auf Abweichungen in der Rohfaserversorgung [%]

Was und warum?Sto�wechselstörungen beeinträchtigen das Wohlbefin-den und stellen – gerade auch in ihrer häufig auftretenden subklinischen Form – aufgrund der mit ihnen verbundenen reduzierten Körperabwehr Risikofaktoren für das Auftreten weiterer Krankheiten dar.Die routinemäßig in der Milch gemessenen Inhaltssto�e Fett und Eiweiß sowie deren Quotient werden als Indika-toren für Abweichungen in der Energie- bzw. Rohfaserver-sorgung von Milchkühen genutzt. Dabei ist ein Fett-Eiweiß- Quotient ≥ 1,5 als Indikator für den Verdacht auf Energie- mangel („subklinische Ketose“) sowie ein Fett-Eiweiß- Quotient < 1,0 als Hinweis auf Abweichungen in der Rohfaser- versorgung („subklinische Azidose“) anzusehen.

Zentrale Risikofaktoren sind eine zu geringe Futteraufnahme, eine unzureichende Energie- und Nährsto�konzentration so-wie eine mangelnde Rohfaserversorgung.

Wann und wie oft?Den jeweils aktuellen MLP-Bericht monatlich auswer-ten, mindestens aber einmal jährlich die Ergebnisse der 11 MLP-Berichte eines Jahres auswerten.

Welche und wie viele?Alle laktierenden, milchleistungsgeprüften Kühe eines Be-triebes in den ersten 100 Laktationstagen (Frühlaktation).

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15Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – Rind

2.5 Schwergeburtenrate

Wie?Gezählt wird die Anzahl an Schwergeburten, definiert als Kaiserschnitt, andere tierärztliche Assistenz, Einsatz eines mechanischen Geburtshelfers oder Zughilfe durch mehr als eine Person. Die betriebliche Dokumentation des Kalbeverlaufs bzw. die Eingabe in HI-Tier wird empfohlen (aktuell ist der HIT-Eintrag nicht verpflichtend).

Ergebnis:

Anzahl an Schwergeburten in letzten 12 Monaten· 100 = Anteil Schwergeburten [%]

Gesamtzahl der Geburten

Was und warum?Schwergeburten sind für die Tiere mit erheblichen, lang andauernden Schmerzen verbunden. Daneben bedeuten Schwergeburten ein erhöhtes Risiko für Nachgeburtsver-haltung und Gebärmutterentzündung, Mastitis und Morta-lität. Milchleistung und Fruchtbarkeit sind reduziert und das Abgangsrisiko steigt. Schwergeburten haben auch negative Auswirkungen auf das Kalb (höhere Stresshormonspiegel, schlechtere passive Immunisierung, höheres Sterblichkeits-risiko).Schwergeburten treten häufig bei Färsenkalbungen, Zwil-lingsgeburten und Zweinutzungsrassen auf. Zudem können hohe Kälbergewichte (z. B. männliche Kälber) und Einkreuzung mit extrem fleischbetonten Rassen wie Weißblaue Belgier

Probleme bei der Kalbung verursachen. Weitere Risiko- faktoren sind eine unzureichende körperliche Entwicklung von Färsen, Fehler bei der Bullenauswahl (insbesondere bei Färsen), Bewegungsmangel sowie Verfettung während der Trächtigkeit. Zunehmende Herdengrößen können zudem die Aufmerksamkeit für die einzelne Kuh reduzieren und das Ri-siko erhöhen, schwierige Geburten zu übersehen oder zu spät zu erkennen.

Wann und wie oft?Fortlaufend erheben, jährlich auswerten.

Welche und wie viele?Gesamtherde.

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16 KTBL-Leitfaden

2.6 Nutzungsdauer

Wie?Es wird das Abgangsalter aller Kühe erfasst, mit Ausnahme der Kühe, die auf anderen Betrieben z. B. zur Zucht weiter genutzt werden. Die Nutzungsdauer kann aus den Kalbe- und Abgangsdaten in den MLP-Daten bzw. den Abgangsdaten der Tierverkehrsda-tenbank HI-Tier (HIT) berechnet werden. Alternativ können MLP-Betriebe die Jahresberichte der LKV oder des VIT nutzen (z. B. im Jahresbericht in Baden-Württemberg angegeben als „Ø Nutzungsdauer“ unter „Bestand Milchkühe“ oder im VIT-„MLP-Jahresab-schluss“ das „Alter“ in Monaten unter „Gesamtleistung/Nutzungsdauer“).

Mittelwert Alter der Abgangskühe außer Abgang zur Zucht [Monate]–

Mittelwert Alter dieser Kühe bei der 1. Kalbung [Monate]=

12 12

= Nutzungsdaueraktuell [Jahre]

Insbesondere in kleineren Herden ist es sinnvoll, den gleitenden Mittelwert der letzten 3 Jahre zu berechnen, da das Abgangsalter bei wenigen abgehenden Kühen pro Jahr stark von Jahr zu Jahr schwanken kann.

Ergebnis:

(Nutzungsdaueraktuell + NutzungsdauerVorjahr + NutzungsdauerVorvorjahr) [Jahre]= NutzungsdauerØ 3 J. [Jahre]

3

Was und warum?Eine lange Nutzungsdauer ist ein indirekter Indikator für Tiergesundheit; unter der Voraussetzung, dass andere Indi-katoren wie z. B. der Lahmheits- oder Eutergesundheitsstatus der Herde in Ordnung sind.Kühe erreichen circa in der 5. Laktation ihr maximales Milchleistungsniveau, das dann oft einige Laktationen stabil anhält, ehe es wieder langsam abfällt. Eine lange Nutzungs-dauer ist somit bedingt durch niedrige Remontierungskosten auch wirtschaftlich interessant.Die Nutzungsdauer kann neben dem Gesundheitsstatus der Herde auch durch strategische Managemententscheidungen

des Tierhalters bedingt sein, z. B. bei Verkauf junger Kühe als Zuchttiere oder der Fleischnutzung junger Kühe von Zwei-nutzungsrassen. Als alleiniger Indikator für Tierwohl ist die Nutzungsdauer deshalb nicht geeignet.

Wann und wie oft?Fortlaufend erheben, jährlich auswerten.

Welche und wie viele?Gesamtherde.

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17Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – Rind

2.7 Tierverluste

Wie?Berechnet wird die Mortalitätsrate. Erfasst werden alle Milchkühe, die in den zwölf Monaten eines Kalenderjahres auf dem Betrieb verendet sind bzw. notgetötet oder euthanasiert wurden.

Die Errechnung der Tierverluste erfolgt mittels Abfrage des Bestandsregisters aus HI-Tier (www.hi-tier.de; Rinderdatenbank – Ab-fragen, Menüpunkt Bestandsregister, Kalenderjahr als Zeitraum eingeben, Standard als Form auswählen). Berücksichtigt werden alle Milchkühe, die in den zwölf Monaten eines Kalenderjahres auf dem Betrieb verendet sind sowie notgetötet oder euthanasiert wurden.

Der Nenner enthält die Lebenszeit in Tierlebensjahren (dimensionslos).Das ist die aufsummierte Zeit, die alle Milchkühe in den 12 Monaten des betrachteten Kalenderjahres im betre�enden Betrieb ver-bracht haben.Hierfür werden für alle Kühe die im Betrieb verbrachten Tierlebenstage summiert und anschließend durch 365 geteilt.

Beispiel: Kühe, die im betrachteten Jahr nur 2 Monate im Bestand anwesend waren und dann starben oder verkauft wurden, gehen mit 61 Lebenstagen in die Berechnung ein. Ganzjährig im Bestand anwesende Kühe gehen mit 365 Lebenstagen ein.

Ergebnis:

Anzahl der auf dem Betrieb verendeten, notgetöteten oder euthanasierten Kühe in den zurückliegenden 12 Monaten = Mortalitätsrate

Tierlebensjahre

Was und warum?Tierverluste umfassen alle verendeten sowie notgetöteten und euthanasierten („eingeschläferten“) Tiere. Sie sind vom betriebsindividuellen Management abhängig und – neben ihrer Tierschutzrelevanz – auch aus ökonomischer Sicht von großer Bedeutung. Zu den Ursachen zählen Unfälle, Produk-tionskrankheiten (z. B. Eutergesundheits- und Sto�wechsel-störungen), Lahmheiten sowie infektiöse Erkrankungen. Aber auch Faktoren wie Rasse, Herdengröße oder ein fehlender Weidegang können einen Einfluss auf die Höhe der Tierver-luste haben.

Wann und wie oft?Fortlaufend erheben, jährlich auswerten.

Welche und wie viele?Gesamtherde.

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18 KTBL-Leitfaden

2.8 Körperkondition

Wie?Die Berechnung erfolgt in zwei Schritten.

Schritt 1: Bewertung der subkutanen Fettauflage an 4 Körperregionen mit einem vereinfachten Body Condition Score.

Bonitur „zu mager“

Körper- regionen Beschreibung

Beispielfotos

Milchrasse ZweinutzungsrasseSchwanz-grube

Tiefe Grube unter dem Schwanzansatz

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Lenden- bereich

Tiefe Einbuchtung zwischen Wirbelsäule und Hüfthöcker

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Querfort- sätze

Scharfe Enden der Querfortsätze

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Sitz- und Hüftbein- höcker, Rippen, Dornfortsätze

Sitz- und Hüftbeinhöcker, Rippen, Dornfortsätze hervorstehend

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Was und warum?Die Erfassung und Bestimmung der Körperkondition ist ein wichtiges Instrument, um die Anteile über- (also „zu fetter“) und unterkonditionierter (also „zu magerer“) Tiere in der Her-de ermitteln zu können. Sie gibt Auskunft darüber, ob die Nährsto�versorgung der Tiere angemessen, also die Fütte-rung der Tiere bedarfsgerecht ist.Überkonditionierte („zu fette“) Kühe sind anfälliger für Ge-burtsschwierigkeiten (Schwergeburten), Sto�wechselstörun-gen (Ketose, Azidose und Milchfieber) und Fruchtbarkeits-störungen. Unterkonditionierte („zu magere“) Kühe können krank sein, haben zu Laktationsbeginn übermäßig Körpersub-stanz abgebaut oder konnten über längere Zeiträume nicht

ausreichend Futter aufnehmen. Sie befinden sich in einer Energiemangelsituation, die in der Regel die Immunabwehr schwächt und sich oftmals auch auf das Fruchtbarkeitsge-schehen auswirkt.

Wann und wie oft?Halbjährlich, zur Mitte Sommer- und Winterhalbjahr, erheben und auswerten.

Welche und wie viele?Stichprobe, die alle Gruppen laktierender Kühe sowie die trockenstehenden Kühe einer Herde anteilig berücksichtigt (siehe Kapitel 2.1).

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19Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – Rind

Bonitur „normal“

Körper- regionen Beschreibung

Beispielfotos

Milchrasse ZweinutzungsrasseSchwanz-grube

Schwanzgrube noch vorhanden, Schwanzansatz hebt sich als leichte Kuppe ab

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Lenden- bereich

Leichte Einbuch-tung (Milchrasse) bzw. gerade Linie (Zweinutzungs-rasse) zwischen Wirbelsäule und Hüfthöcker

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Querfort- sätze

Quer- und Dornfortsätze sind gut abgedeckt, aber noch zu erkennen

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Sitz- und Hüftbein- höcker, Rippen, Dornfortsätze

Insgesamt gute Abdeckung, aber Strukturen noch zu erkennen

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20 KTBL-Leitfaden

Bonitur „zu fett“Körper- regionen Beschreibung

BeispielfotosMilchrasse Zweinutzungsrasse

Schwanz-grube

Schwanzgrube ausgefüllt, Faltenbildung

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Lenden- bereich

Keine Einbuchtung (Milchrasse) bzw. Aufwölbung der Linie zwischen Wirbelsäule und Hüfthöcker

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Querfort- sätze

Enden der Querfortsätze nicht zu erkennen

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Sitz- und Hüftbein- höcker, Rippen, Dornfortsätze

Starke Abdeckung, darunterliegende Strukturen kaum/nicht mehr zu erkennen

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Schritt 2: Einstufung des Einzeltieres in die Klassen Gesamttier „zu mager“, „normal“ und „zu fett“

Gesamtbewertung Bonitur KriteriumTier zu mager Mindestens 3 Körperregionen „zu mager“Tier normal Maximal 2 Körperregionen „zu mager“ oder „zu fett“Tier zu fett Mindestens 3 Körperregionen „zu fett“

Ergebnis:

A)Anzahl der Tiere mit Gesamtbewertung „zu mager“

· 100 = Anteil zu magere Tiere [%]Gesamtzahl der beurteilten Tiere

B)Anzahl der Tiere mit Gesamtbewertung „zu fett“

· 100 = Anteil zu fette Tiere [%]Gesamtzahl der beurteilten Tiere

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21Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – Rind

2.9 Verschmutzung der Tiere

Wie?Es wird je Tier eine Körperseite zufällig ausgewählt. Aus maximal 2 m Entfernung werden die Körperregionen „unteres Hinterbein “, „oberes Hinterbein“ und „Euter“ getrennt beurteilt. Berück-sichtigt werden Kotauflagerungen, egal ob frisch oder getrocknet, die in der Summe eine mindes-tens handtellergroße Fläche ausmachen. Verfärbungen der Haut bzw. des Haarkleids alleine sind nicht zu werten.

Bonitur BeschreibungBeispielfotos

Unteres Hinterbein Oberes Hinterbein Euter0 „Sauber“:

Keine Verschmut-zung bzw. nur nasses Fell oder Verfärbung ohne Kotauflagerung

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1 „Verschmutzt“: Je Körperregion in der Summe mindestens handtellergroße Kotauflagerungen

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Ergebnis:

A)Anzahl der Tiere mit Bonitur 1 für unteres Hinterbein

· 100 = Anteil Tiere mit verschmutztem unterem Hinterbein [%]Gesamtzahl der beurteilten Tiere

B)Anzahl der Tiere mit Bonitur 1 für oberes Hinterbein

· 100 = Anteil Tiere mit verschmutztem oberem Hinterbein [%]Gesamtzahl der beurteilten Tiere

C)Anzahl der Tiere mit Bonitur 1 für Euter

· 100 = Anteil Tiere mit verschmutztem Euter [%]Gesamtzahl der beurteilten Tiere

Was und warum?Eine Verschmutzung des Haarkleids kann Juckreiz hervor-rufen, die darunterliegende Haut kann sich entzünden und die Thermoregulation ist beeinträchtigt. Verschmutzungen zeigen Schwachstellen in Haltung und Management auf. Verschmutzungen der Unterbeine sowie des Euters und des Brust-/Bauchbereichs weisen auf nicht oder nur schlecht ge-räumte Lau�ächen hin, deren Schmutz durch die Klauen auf die Liegeflächen getragen wird. Stärkere Verfärbungen, große Flecken und sich auf der Hinterhand aufbauende Schmutz- anhaftungen spiegeln ein unzureichendes Management der Liegeflächen oder aber auch falsch eingesetzte bzw. fehlen-

de Einstreu wider. Weitere Risikofaktoren sind zu dünner Kot durch mangelhafte Rationsgestaltung oder matschige Trieb-wege, Weide- und Auslau�ächen.

Wann und wie oft?Halbjährlich, zur Mitte Sommer- und Winterhalbjahr, erheben und auswerten.

Welche und wie viele?Stichprobe, die alle Gruppen laktierender Kühe sowie die trockenstehenden Kühe einer Herde anteilig berücksichtigt (siehe Kapitel 2.1).

          

Eine Verschmutzung des Haarkleids kann Juckreiz hervorrufen, die darunterliegende Haut kann sich entzünden und die Thermoregulation ist beeinträchtigt. Verschmutzungen zeigen Schwachstellen in Haltung und Management auf. Verschmutzungen der Unterbeine sowie des Euters und des Brust-/Bauchbereichs weisen auf nicht oder nur schlecht geräumte Laufflächen hin, deren Schmutz durch die Klauen auf die Liegeflächen getragen wird. Stärkere Verfärbungen, große Flecken und sich auf der Hinterhand aufbauende Schmutzanhaftungen spiegeln ein unzureichendes Management der Liegeflächen oder aber auch falsch eingesetzte bzw. fehlende Einstreu wider. Weitere Risikofaktoren sind zu dünner Kot durch mangelhafte Rationsgestaltung oder matschige Triebwege, Weide- und Auslaufflächen.

       Halbjährlich, zur Mitte Sommer- und Winterhalbjahr, erheben und auswerten.

       Stichprobe, die alle Gruppen laktierender Kühe sowie die trockenstehenden Kühe einer Herde anteilig berücksichtigt (s. Kapitel 3.1).

 Es wird je Tier eine Körperseite zufällig ausgewählt. Aus maximal 2 m Entfernung werden die Körperregionen „unteres Hinterbein “, „oberes Hinterbein“ und „Euter“ getrennt beurteilt. Berücksichtigt werden Kotauflagerungen, egal ob frisch oder getrocknet, die in der Summe eine mindestens handtellergroße Fläche ausmachen. Verfärbungen der Haut bzw. des Haarkleids alleine sind nicht zu werten.

(Quelle: Welfare Quality®) Bonitur

Beschreibung

Beispielfotos

Unteres Hinterbein Oberes Hinterbein Euter 0

„Sauber“: Keine Verschmutzung, bzw. nur nasses Fell oder Verfärbung ohne Kotauflagerung

(Quelle: xxx)

(Quelle: xxx)

(Quelle: xxx)

Kommentiert [RZ6]: spiegeln

(Quelle: Welfare Quality®)

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22 KTBL-Leitfaden

2.10 Integumentschäden (inklusive Schwellungen)

Wie?Es wird je Tier eine Körperseite zufällig ausgewählt. Aus maxi-mal 2 m Entfernung werden die Sprung- und Vorderfußwurzel-gelenke sowie der Nacken beurteilt. Erfasst werden mindestens 2 cm große Wunden (frische Verletzung) oder Krusten oder deutlich erkennbare Schwellungen: Vorliegen von Schäden [Ja/Nein].

Hilfsweise kann das oben eingezeichnete Lineal oder ein 10-Cent-Stück als Größenmaßstab für Wunden oder Krusten mit Länge bzw. Durchmesser > 2 cm verwendet werden.

BeschreibungBeispielfotos

Nacken Vorderfußwurzelgelenk SprunggelenkWunde (frisch oder verkrustet), jeweils > 2 cm (> 10-Cent-Stück)

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ch

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Schwellung (eindeutige, mit bloßem Auge erkennbare Umfangs- vermehrung im Vergleich zum Normalzustand)

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ch

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Ergebnis:

Anzahl der Tiere mit mindestens einer Wunde oder Kruste > 2 cm oder einer Schwellung· 100 = Tiere mit Integumentschäden [%]

Gesamtzahl der beurteilten Tiere

Was und warum?Die äußere Haut (Integument) stellt die Schnittstelle des Tiers zu der es umgebenden Umwelt dar und bildet daher ab, wie erfolgreich sich Tiere mit der direkten Einwirkung der Haltungstechnik, aber auch dem sozialen Umfeld (z. B. Verletzungen durch Hornstöße) auseinandersetzen können. Schäden der Haut wie frische oder verkrustete Wunden und Schwellungen sind schmerzhaft und können auch als Ein-trittspforte für Infektionen dienen; Gelenkveränderungen können sich zu Lahmheiten entwickeln.Beim Rind treten solche Schäden besonders häufig an den Sprunggelenken (Tarsalgelenken) und Vorderfußwurzelgelen-ken (Karpalgelenken) auf und sind in der Regel auf eine nicht

tiergerechte Liegefläche zurückzuführen (nicht ausreichend weich, verformbar, sauber und trocken). Schäden am Na-cken sind in aller Regel auf nicht an Herdenmaße angepasste Fressgitterhöhen zurückzuführen.

Wann und wie oft?Halbjährlich, zur Mitte Sommer- und Winterhalbjahr, erheben und auswerten.

Welche und wie viele?Stichprobe, die alle Gruppen laktierender Kühe sowie die trockenstehenden Kühe einer Herde anteilig berücksichtigt (siehe Kapitel 2.1).

Karpus(Vorderfußwurzelgelenk)

Nacken

Tarsus(Sprunggelenk)

(Quelle: Welfare Quality®, verändert) (Quelle: KTBL)

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23Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – Rind

2.11 Klauenzustand

Wie?Es wird je Tier eine Körperseite zufällig ausgewählt. Aus maximal 2 m Entfernung werden die zwei Klauenpaare beurteilt. Erfasst werden zu lange Klauen, verbogene Klauen, Klauen mit unvollständigem Bodenkontakt, Wandläsionen und unregelmäßige Wand-oberflächen.

Der Klauenzustand ist mangelhaft, wenn mindestens einer der genannten Mängel an mindestens einem Klauenpaar auftritt.

Bonitur Beschreibung Beispielfotos0 Keine Mängel an beiden

Klauenpaaren

©C.

Win

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r

©C.

Win

ckle

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1 Vorliegen von mindestens einem der folgenden Mängel an mindestens einem Klauenpaar:

Kriterien: - Zu lang/Klauenspitze

evtl. gebogen- Kein voller Bodenkontakt - Wandläsion - Unregelmäßige Wand-

oberfläche ©S.

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ch

©S.

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ch

©C.

Win

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Ergebnis:

Anzahl der Tiere mit Bonitur 1· 100 = Anteil Tiere mit mangelhaftem Klauenzustand [%]

Gesamtzahl der beurteilten Tiere

Was und warum?Der Anteil an Milchkühen mit Mängeln an den Klauen lässt Rückschlüsse auf den Pflegezustand der Tiere zu. Ein man-gelhafter Klauenzustand liegt z. B. bei übermäßiger Klauen-länge und damit häufig verbundener Biegung der Klauenspit-ze oder Verletzungen und Überwachsungen des Wandhorns vor. Er kann Fehlstellungen und damit eine unphysiologische Gewichtsverteilung, ein verändertes Gangbild und Beein-trächtigungen des Verhaltens (z. B. Futteraufnahme) zur Fol-ge haben. Zudem beeinflusst er das Wohlbefinden und kann Klauenerkrankungen begünstigen. In der Folge davon kann die Milchleistung vermindert sein.Der Zustand der Klauen ergibt sich aus dem Zusammenwirken von verschiedenen Faktoren wie Klauenpflegemanagement, Umweltbedingungen und individueller, genetisch bedingter

Hornqualität. Risikofaktoren für mangelhaften Klauenzu-stand sind zu seltene oder nicht fachgerechte Klauenpflege, Bewegungsmangel, ungünstige Bodenbescha�enheit (man-gelnder Abrieb, nicht trittsicher, feucht, verschmutzt) und nicht wiederkäuergerechte Fütterung (z. B. Pansenazidose).

Wann und wie oft?Halbjährlich, zur Mitte Sommer- und Winterhalbjahr, erheben und auswerten.

Welche und wie viele?Stichprobe, die alle Gruppen laktierender Kühe sowie die trockenstehenden Kühe einer Herde anteilig berücksichtigt (siehe Kapitel 2.1).

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24 KTBL-Leitfaden

2.12 Lahmheit

Wie?Lahmheiten werden durch Beurteilung des Ganges auf einem befestigten Untergrund erfasst. Dabei wird in gering- und hochgradige Lahmheiten unterschieden. Bei Anbindehaltung ohne Auslauf, Weidegang oder Melkstand erfolgt ersatzweise eine Beurteilung von Lahmheitsanzeichen im Stand.

Bei Laufstallhaltung Beurteilung der Lahmheit durch Gangbeobachtung:

Bonitur Beschreibung Beispielfotos Beispielvideos0 Nicht lahm

1 Geringgradig lahm: Unregelmäßige Schrittfolge durch Entlastung eines Beins

2 Hochgradig lahm:Deutliches Widerstreben, ein Bein zu belasten oder Entlastung von mehr als einem Bein

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Was und warum?Der Begri� Lahmheit beschreibt Störungen des Gangbildes, die bei Milchkühen überwiegend schmerzbedingt sind. Auf-grund des häufigen Auftretens werden Lahmheiten daher als eines der wichtigsten Tierschutzprobleme in der Milchviehhal-tung angesehen. Lahme Kühe sind aber nicht nur Schmerzen ausgesetzt, sondern haben auch eingeschränkten Zugang zu Futter und Wasser oder anderen Ressourcen. In der Folge sind Milchleistung und Fruchtbarkeit bei lahmen Tieren geringer.Lahmheit geht bei Rindern überwiegend von Klauenerkran-kungen oder Infektionen der Haut am Unterfuß aus; zusätz-lich können Gelenksveränderungen eine Rolle spielen. Die wichtigsten Risikofaktoren sind der Liegebereich (Überbe-legung; harte Liegefläche; unzureichende Abmessungen),

die Bescha�enheit der Lau�ächen (rutschig, uneben, ver-schmutzt, feucht), Sto�wechselstörungen aufgrund von Füt-terungsfehlern (Pansenübersäuerung und Eiweißüberschuss; Mineralsto�mangel) sowie das Fehlen einer regelmäßigen funktionellen Klauenpflege.

Wann und wie oft?Halbjährlich, zur Mitte Sommer- und Winterhalbjahr, erheben und auswerten.

Welche und wie viele?Stichprobe, die alle Gruppen laktierender Kühe sowie die trockenstehenden Kühe einer Herde anteilig berücksichtigt (siehe Kapitel 2.1).

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25Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – Rind

Bei Anbindehaltung Beurteilung von Anzeichen von Lahmheiten im Stand:

Bonitur Beschreibung Beispielfotos Beispielvideos0 Nicht lahm

1 Lahm, falls eines der drei folgenden Kriterien zutri�t:

- Wiederholtes Anheben oder Entlasten eines Beins

- Aufsetzen des vorderen Klauenteils auf Kante einer Stufe oder Leisten eines Gitterrosts

- Deutliche Entlastung einer Gliedmaße bei der seitlichen Bewegung im Stand

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Ergebnis:Laufstallhaltung:

Anzahl der Tiere mit Bonitur 1· 100 = Anteil geringgradig lahmer Tiere [%]

Gesamtzahl der beurteilten Tiere

Anzahl der Tiere mit Bonitur 2· 100 = Anteil hochgradig lahmer Tiere [%]

Gesamtzahl der beurteilten Tiere

(Anteil geringgradig lahmer Tiere [%] + Anteil hochgradig lahmer Tiere [%]) · 100 = Anteil lahmer Tiere gesamt [%]

Um Probleme möglichst frühzeitig erkennen zu können, sollten die Anteile gering- und hochgradig lahmer Tiere getrennt notiert werden.

Anbindehaltung:

Anzahl der Tiere mit Bonitur 1· 100 = Anteil lahmer Tiere [%]

Gesamtzahl der beurteilten Tiere

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26 KTBL-Leitfaden

2.13 Liegeplatznutzung

Wie?Jeweils Zählung aller Tiere, die 3 h nach FuttervorlageI) vollständig auf der Liegefläche bzw. in der Box liegen,II) unvollständig auf der Liegefläche bzw. in der Box liegen (z. B. Hinterviertel auf der Lau�äche),III) mit zwei oder vier Beinen auf der Liegefläche bzw. in der Box stehen.

Für weitergehende Analysen wird empfohlen, I), II) und III) je Boxenfeld getrennt zu erheben und auszuwerten.

Ergebnis:

A)Anzahl auf der Liegefläche bzw. in der Box liegender Tiere, also I) + II)

· 100 = Anteil liegender Tiere bezogen auf alle Tiere der Gruppe [%]Gesamtzahl aller Tiere in der Gruppe

B)Anzahl vollständig in der Box liegender Tiere, also I)

· 100 =Gesamtzahl der Tiere mit Kontakt zur Box, also I) + II) + III)

= Anteil vollständig in der Box liegender Tiere bezogen auf alle im Liegebereich befindlichen Tiere [%]

Was und warum?Dieser Indikator lässt für Liegeboxenlaufställe Rückschlüsse auf die Verfügbarkeit, die Anzahl, die Qualität und die Di-mensionierung der Liegeboxen zu. Auch bei anderen Lauf-stallsystemen kann die Beobachtung der Nutzung der (freien) Liegeflächen auf mögliche Mängel hinweisen, z. B. dass ein zu großer Anteil der Kühe im Liegebereich steht und nicht liegt.Nicht optimal gestaltete Liegeplätze führen zu mangelnder Akzeptanz und zu reduzierter Liegezeit. Dies kann das Wohl-befinden beeinträchtigen, das Auftreten von Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen begünstigen und sich negativ auf die Milchleistung auswirken.Die Art und Weise der Liegeplatznutzung gibt nähere Infor-mation zur speziellen Schwachstelle: Wenn Milchkühe 3 h nach Futtervorlage noch nicht liegen, kann dies z. B. auf eine

zu geringe Anzahl von Fressplätzen hinweisen. Kühe, die mit zwei Beinen in der Liegebox stehen, können eine falsche Na-ckenrohrpositionierung anzeigen. Kühe, die mit vier Beinen in der Liegebox stehen und sich verzögert ablegen, zeigen mögliche Schwächen in der Liegeflächenqualität auf. Liegen Kühe nur halb oder sehr schräg in der Liegebox, sind häufig Fehleinstellungen der Boxeneinrichtung die Ursache.

Wann und wie oft?Halbjährlich, zur Mitte Sommer- und Winterhalbjahr, erheben und auswerten.

Welche und wie viele?Gesamtherde, gruppenweise.

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27Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – Rind

2.14 Aufstehverhalten

Wie?Die liegende Kuh wird durch möglichst minimale Gesten (z. B. durch Ansprechen, sanfte Berührung am Rücken) zum Aufstehen ermuntert und dabei beobachtet. Kühe, die sich nicht zum Aufstehen bewegen lassen, werden nicht beurteilt.

Als „nicht flüssiges Aufstehverhalten“ wird verstanden, wenn eines der genannten Kriterien auftritt:• Lange Pause auf den Karpalgelenken (> 3 Sekunden)• Schwierigkeiten beim Aufstehen (z. B. Wippen oder starker Kontakt mit Steuerungseinrichtungen im Kopfbereich)• Abweichung von der normalen Bewegungsabfolge, z. B. pferdeartiges Aufstehen.

Ergebnis:

Anzahl Tiere, die nicht flüssig aufstehen· 100 = Anteil Tiere, die nicht flüssig aufstehen [%]

Gesamtzahl der beurteilten Tiere

Was und warum?Der natürliche Aufstehvorgang der Milchkuh ist flüssig, kann aber durch die Aufstallung negativ beeinflusst werden. Ab-weichungen im Bewegungsablauf deuten auf Überforderun-gen der Anpassungsfähigkeit der Kühe hin und können zu Unsicherheit, Stress, Schmerzen und Verletzungen führen.Im Boxenlaufstall können ein zu gering dimensionierter Kopfraum, Einengungen durch Kopfrohre, zu tief angebrachte Nackenrohre, muldenartige Liegeflächen, hohe Bugschwellen oder glatte Liegeflächen den Aufstehvorgang beeinträchtigen. In der Anbindehaltung wirken sich eine zu hohe Krippenrück-wand, glatte Standflächen oder ein unzureichender Bewe-gungsspielraum durch die Anbindevorrichtung negativ aus.

Wann und wie oft?Halbjährlich, zur Mitte Sommer- und Winterhalbjahr, erheben und auswerten.

Welche und wie viele?Stichprobe aus mindestens 10 Kühen je Gruppe, zufällig aus den liegenden Kühen ausgewählt (in Gruppen mit mehr als 100 Kühen 10 % der Tiere).

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28 KTBL-Leitfaden

2.15 Ausweichdistanz

Wie?Zur Erfassung der Ausweichdistanz am Futtertisch nähert sich der Mensch aus 2 m Entfernung mit nach vorne-unten ausgestreck-tem Arm der Kuh in gleichmäßiger Geschwindigkeit an (1 Schritt/s). Bei Auftreten einer Ausweichreaktion wird die Distanz zwischen Hand und Flotzmaul in 10-cm-Schritten geschätzt (siehe Abbildung sowie Beispielvideo).

Zur Erfassung der Ausweichdistanz am Futtertisch können die Milchkühe im Fressgitter fixiert werden, wenn sie dies gewohnt sind. Die Tiere sollten aufmerksam sein, die Beurteilung sollte nicht unmittelbar vor oder nach der Futtervorlage durchgeführt werden.

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Bonitur Beschreibung

0 Berührung des Flotzmaules mit der Hand

1 Lässt keine Berührung zu, aber Ausweichdistanz unter 100 cm (geschätzte Distanz zwischen Hand und Flotzmaul)

2 ≥ 100 cm Ausweichdistanz (geschätzte Distanz zwischen Hand und Flotzmaul)

Ergebnis:

Anzahl der Tiere mit Bonitur 1 · 100 = Anteil Tiere, die sich nicht berühren lassen, denen man sich aber bis auf < 100 cm annähern kann [%]Gesamtzahl der beurteilten Tiere

Anzahl der Tiere mit Bonitur 2· 100 = Anteil Tiere, denen man sich maximal auf eine Entfernung von 100 cm annähern kann [%]

Gesamtzahl der beurteilten Tiere

Was und warum?Zur Beurteilung der Qualität der Mensch-Tier-Beziehung gilt die Ausweichdistanz als geeigneter Indikator für die Furcht-reaktion der Tiere vor dem Menschen. Geringe Ausweichdi-stanzen werden mit einer guten Mensch-Tier-Beziehung in Verbindung gebracht.Durch den täglichen Umgang hat der Mensch einen wesent-lichen Einfluss auf das Tier. Negativer Umgang (z. B. laut, grob, hektisch, unvorhersehbare Kontakte) kann zu Schäden, Schmerzen und Leiden und zu chronischem Stress führen so-wie sich negativ auf das Verhalten, die Gesundheit und die Leistung der Tiere auswirken.

Wann und wie oft?Halbjährlich, zur Mitte Sommer- und Winterhalbjahr, erheben und auswerten.

Welche und wie viele?Stichprobe, die alle Gruppen laktierender Kühe sowie die trockenstehenden Kühe einer Herde anteilig berücksichtigt (siehe Kapitel 2.1).

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29Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – Rind

2.16 Wasserversorgung

Wie?A) Prüfung der Tränkeeinrichtungen auf Funktionsfähigkeit und ausreichende, stark strömende NachflussgeschwindigkeitDurch das Ö�nen des Tränkeventils über 15 Sekunden wird die Menge des ausströmenden Wassers ermittelt. Der Durchfluss ist unzureichend, wenn die folgenden Mindestanforderungen nicht erfüllt werden:

TränkeErforderlicher Mindestdurchfluss

l/min l/15 secSchalentränken 10 2,5Trogtränken 20 5,0

Bei Trogtränken muss zunächst das Füllvolumen berechnet oder ausgelitert werden. Zur Messung wird die Tränke entleert und die Zeit bis zum Schließen des Ventils gemessen. Nippeltränken ermöglichen in keinem Fall eine artgemäße Wasseraufnahme und der Nachlauf wird grundsätzlich als unzureichend eingestuft.

B) Prüfung, ob die Anzahl der Tränkestellen innerhalb einer Tiergruppe angemessen istFür jede Tiergruppe werden die Tierzahl und die Zahl der Tränkestellen erfasst und zueinander in Beziehung gesetzt. Die Zahl der Tränkestellen ist unzureichend, wenn die in der Tabelle aufgeführten Mindestanforderungen nicht erfüllt werden. Für Bestände ≤ 20 Kühe sollten 2 Tränkestellen in Form von Schalen- oder Trogtränken vorhanden sein (bei Trogtränken wird für je 20 Kühe eine Gesamttroglänge von 120 cm empfohlen). Für je 20 weitere Kühe sollte eine zusätzliche Tränkestelle vorgehalten werden (eine zusätzliche Troglänge von 120 cm wird empfohlen).

Anzahl Tiere je Gruppe Mindestanzahl Tränkestellen≤ 20 221–40 341–60 461–80 581–100 6

Nippeltränken werden nicht miterfasst. Nippeltränken ermöglichen in keinem Fall eine artgemäße Wasseraufnahme und der Nach-lauf wird grundsätzlich als unzureichend eingestuft.

Ergebnis:

A)Anzahl Tränken mit unzureichendem Wasserzufluss

· 100 = Anteil Tränken mit unzureichendem Wasserzufluss [%]Gesamtzahl der beurteilten Tränken

B)Anzahl Tiere mit unzureichender Tränkestellenanzahl

· 100 = Anteil Tiere mit unzureichender Tränkestellenanzahl [%]Gesamtzahl aller Tiere

Was und warum?Eine unzureichende Wasserversorgung und mangelhafte Wasserqualität beeinflussen das Wohlbefinden, führen zu Leistungseinbußen und fördern Sto�wechselstörungen sowie Erkrankungen. Für eine sichere und stressfreie Wasserversor-gung muss eine bezogen auf die Tierzahl ausreichende Anzahl an fachgerecht installierten, frostsicheren Tränkeplätzen mit ausreichender Dimensionierung der Anschlüsse gewährleistet sein. Korrosion und Ablagerungen können die Leitungsquer-schnitte und somit auch die Wasserdurchflussrate allmählich reduzieren.Der Zugang zu Tränkestellen in ausreichender Zahl und ihre Funktionssicherheit mit ausreichender Wasserdurchflussrate sind daher wichtige Indikatoren der Wasserversorgung, die im Rahmen der betrieblichen Eigenkontrolle geprüft werden sollten. Da einzelne ranghohe Tiere oft den Zugang zu „theo-retisch“ ausreichend langen Trogtränken blockieren, sollte der Anzahl der Tränkestellen mehr Bedeutung zugemessen wer-

den als der Gesamttroglänge. Defekte Tränken müssen umge-hend instandgesetzt, falsch dimensionierte Leitungen zeitnah ausgetauscht sowie fehlende Tränken ergänzt werden.Die Prüfung der Wasserversorgung im Rahmen der täglichen Routinekontrolle ist durch die o. g. halbjährliche Kontrolle je-doch nicht ersetzbar. Routinemäßig sollte hierbei auch die Sauberkeit des Tränkewassers durch die visuelle Beurteilung von Verschmutzungen an Tränken sowie Tränkewasser über-prüft werden. Bei regelmäßig beobachteter Verschmutzung des Wassers sollte die Positionierung der Tränke überprüft werden.

Wann und wie oft?Halbjährlich, zur Mitte Sommer- und Winterhalbjahr, erheben und bewerten.

Welche und wie viele?Alle Tränken.