Tilman Vierhuﬀ - informatik.uni-bremen.de · Dialoge 5 Beispieldialog (Kishon) ” Entschuldigung, k¨onnen Sie mir sagen, wo die Goldsteinstraße ist?“ ” Die Goldsteinstraße

Dialoge und Dialogsysteme

Tilman Vierhuff

14. Januar 2004

Inhalt 2

Was euch heute erwartet

• Sprechakte

• Dialoge

• Fruhe Dialogsysteme

• Modellierung mit Automaten

• Information States

• Planbasierte Verfahren

T. Vierhuff: Dialogsysteme 14. Januar 2004

Dialoge 3

Was sind Dialoge?.


Dialoge 3

Was sind Dialoge?.

• Interaktion zwischen mindestens zwei Sprechenden

(bei Selbstgesprachen ggf. virtuell)


Dialoge 3

Was sind Dialoge?.



• Informationsaustausch auf verschiedenen Ebenen


Dialoge 3

Was sind Dialoge?.




• Annahme wechselnder Rollen (turn-taking)


Dialoge 4

Was sind Dialogeund wofur braucht man sie?






Dialoge 4






• Austausch und Abgleich von Informationen


Dialoge 4







• Verfolgung (evtl. gemeinsamer) Ziele und Teilziele


Dialoge 4







• Verfolgung (evtl. gemeinsamer) Ziele und Teilziele

• Rekursiv verschachtelbare Subdialoge


Dialoge 5

Beispieldialog (Kishon)


Dialoge 5


”Entschuldigung, konnen Sie mir sagen, wo die Goldsteinstraße ist?“


Dialoge 5



”Die Goldsteinstraße ist die erste Straße links.“


Dialoge 5




”Wie konnen Sie da so sicher sein?“


Dialoge 5





”Ein Freund von mir wohnt dort.“


Dialoge 5






”Bobby Großmann?“


Dialoge 5







”Nein. Ein Ingenieur.“


Dialoge 5








”Woher wissen Sie, dass Bobby Großmann kein Ingenieur ist?“


Dialoge 5









”Entschuldigung, ich kenne Bobby Großmann gar nicht.“


Dialoge 5










”Naturlich nicht. Die erste Straße links ist namlich der

Birnbaumboulevard.“


Dialoge 5












”Da haben Sie recht. Aber welche ist dann die Goldsteinstraße?“


Dialoge 5













”Goldsteinstraße. . . Rechts abbiegen und dann dritte links.“


Dialoge 5














”Danke vielmals.“


Dialoge 6














”Danke vielmals.“


Sprechakte 7

Sprechakte (Searle, 1969)


Sprechakte 7


• Sprechen ist eine Art Handlung


Sprechakte 7



• Informationen auf verschiedenen Ebenen


Sprechakte 7




• Außerungsakte: ohne Absicht Informationen zu ubermitteln


Sprechakte 7





• Propositionale Akte: Bezug zu Objekten (auch ohne

weitere Absicht)


Sprechakte 7






weitere Absicht)

• Illokutionare Akte: Intention, Kontakt mit anderen

herzustellen (diverse Unterarten)


Sprechakte 7






weitere Absicht)

• Illokutionare Akte: Intention, Kontakt mit anderen

herzustellen (diverse Unterarten)

• Perlokutionare Akte: Intention, Reaktionen zu bewirken


Sprechakte 8

Sprechakte II:Beispiele fur Sprechaktebenen


Sprechakte 8


• Außerungsakt: Summen, reflexartiger Ausruf


Sprechakte 8



• illokutionarer Akt:”Hallo!“


Sprechakte 8




• perlokutionarer Akt:”Wie spat ist es?“


Sprechakte 8




• perlokutionarer Akt:”Wie spat ist es?“

• propositionaler Akt:”Es ist zwanzig nach drei“


Sprechakte 9

Sprechakte III: Arten von Sprechakten


Sprechakte 9


• Reprasentative: fur Tatsachen gehaltene Aussagen◦ Behauptung, Feststellung, Folgerung


Sprechakte 9



• Direktive: Hervorrufen einer Handlung◦ Bitte, Frage, Befehl


Sprechakte 9




• Kommissive: Ankundigung einer Handlung◦ Versprechen, Angebot, Drohung


Sprechakte 9





• Expressive: Vermittlung psychischer Zustande◦ Dank, Entschuldigung, Gluckwunsch


Sprechakte 9





• Expressive: Vermittlung psychischer Zustande◦ Dank, Entschuldigung, Gluckwunsch

• Deklarative: Unmittelbare Statusanderungen◦ Verurteilung, Kriegserklarung, Heirat, Absolution


Dialoge 10

Sprechakte und Dialog


Dialoge 10


• Sprechakte in Dialogen als dialogue moves bezeichnet


Dialoge 10



• Interaktion bestehend aus Aktionen und Reaktionen


Dialoge 10




• Intentionen der Sprechenden bestimmten Art der Aktionen


Dialoge 10





• Reaktionen auf jeder Ebene der Sprechakte moglich


Dialoge 10





• Reaktionen auf jeder Ebene der Sprechakte moglich

• Dialog vermittelt (optimalerweise) zwischen Intentionen


Dialoge 11

Dialoge verschiedener Komplexitat


Dialoge 11


• Einfaches Reiz-Reaktions-Verhalten


Dialoge 11



• Einfaches Reiz-Reaktions-Verhalten mit einfachem

Gedachtnis


Dialoge 11




Gedachtnis

• Zustandsbasierte Abfrageketten


Dialoge 11




Gedachtnis


• Sammlung von Informationen in beliebiger Reihenfolge


Dialoge 11




Gedachtnis


• Sammlung von Informationen in beliebiger Reihenfolge

• Ruckfragen und Verschachtelung


Dialogsysteme 12

Eliza (Weizenbaum, 1966)


Dialogsysteme 12


•”Simulation“ psychotherapeutischer Gesprache


Dialogsysteme 12



• Sprach”verstandnis“ auf Pattern Matching beschrankt


Dialogsysteme 12




• Schlusselworter evozieren entsprechende Antworten


Dialogsysteme 12





• Satzfragmente werden gespeichert und zufallig eingestreut


Dialogsysteme 12






• Trotz Weizenbaums Erklarungen meinten Menschen,

verstanden zu werden


Dialogsysteme 12






• Trotz Weizenbaums Erklarungen meinten Menschen,

verstanden zu werden

• Ernsthafte Vorschlage zum klinischen Einsatz


Dialogsysteme 13

Eliza: Beispiel


Dialogsysteme 13

Eliza: Beispiel

Eliza: Hallo, was ist dein Problem?


Dialogsysteme 13

Eliza: Beispiel


Patient: Meine Mutter ist Napoleon.


Dialogsysteme 13

Eliza: Beispiel



Eliza: Erzahl mir mehr von deiner Familie!


Dialogsysteme 13

Eliza: Beispiel




Patient: Eia popeia.


Dialogsysteme 13

Eliza: Beispiel





Eliza: Bitte sprich weiter.


Dialogsysteme 13

Eliza: Beispiel






Patient: Was raschelt im Stroh?


Dialogsysteme 13

Eliza: Beispiel







Eliza: Ist diese Frage fur dich sehr wichtig?


Dialogsysteme 13

Eliza: Beispiel








Patient: Die Wolken beißen selten tief.


Dialogsysteme 13

Eliza: Beispiel








Patient: Die Wolken beißen selten tief.

Eliza: Ich verstehe.


Auskunftssysteme 14

Automatische Auskunftssysteme


Auskunftssysteme 14


• Oft Dienste zur Informationsbeschaffung, auch

Telefonbanking etc.


Auskunftssysteme 14



Telefonbanking etc.

• Abwechselndes Frage-Antwort-Pingpong


Auskunftssysteme 14



Telefonbanking etc.


• Typischerweise starre Abfolge von Fragen,

z. B. Abfahrtsbahnhof → Zielbahnhof → Uhrzeit. . .


Auskunftssysteme 14



Telefonbanking etc.




• Fur deterministisch verlaufende Dialoge ausreichend


Auskunftssysteme 14



Telefonbanking etc.





• Einfache Implementation


Auskunftssysteme 14



Telefonbanking etc.






• Robuste Erkennung durch anpassbare Grammatiken


Auskunftssysteme 14



Telefonbanking etc.






• Robuste Erkennung durch anpassbare Grammatiken

• . . . aber unflexibel und manchmal nervig


Endliche Automaten 15

Modellierung von Dialogen mitendlichen Automaten




• Zustande des Dialogs durch Knoten dargestellt





• Ubergange entsprechen Außerungen






• Zwei Arten von Knoten/Kanten je nach Sprecher







• Entscheidungsmoglichkeiten an Verzweigungen








• Einschrankung durch Zahl der Verzweigungen









• Flexible Dialoge erzeugen große Automaten









• Flexible Dialoge erzeugen große Automaten

• → wird fur interessantere Dialoge unhandlich und

unubersichtlich



Modellierung von Dialogen mitendlichen Automaten: Beispiel

. . . an der Tafel


Information States 17

Der Information-State-Ansatz(Larsson & Traum 1999)




• Information States




• Information States◦ geben den momentanen Zustand der Dialogpartner wieder





◦ Inhalt ist flexibel und domanenabhangig






• Update Rules






• Update Rules◦ von Eigenschaften der Information States und von Spracheingaben

getriggert







getriggert

◦ verandern wiederum die Information states







getriggert

◦ verandern wiederum die Information states

• Automaten simulierbar durch Knotennummer als Inhalt der

Information States



Information States und das

”Dialogue Game Board“ (Ginzburg 1996)





• Das momentane Thema (Question-Under-Discussion,

QUD) bestimmt den Dialogverlauf







• Verschachtelte QUDs als Stack modelliert








• Agenda enthalt auszufuhrende Aktionen








• Agenda enthalt auszufuhrende Aktionen

• Menge gemeinsamer Beliefs, bekannte Fakten



Beispiele von Update-Regeln (vereinfacht)




RULE: AskUser

Preconditions: top(agenda) = raise question(Q)Effects: pop(agenda)

push(QUD, Q)




RULE: AskUser

Preconditions: top(agenda) = raise question(Q)Effects: pop(agenda)

push(QUD, Q)

RULE: IntegrateUserAnswer

Preconditions: last move = answer(A)contains(QUD, Q) mit answer to(A,Q)

Effects: remove(QUD, Q)add(beliefs, P ) mit P = apply(Q,A)


Planbasierte Verfahren 20

Planbasierte Dialogsysteme




• Ansatz mit Methoden aus der KI





• Außerungen fuhren zu komplexen Planungsprozessen






• Typischerweise modelliert in Logikformalismen







• Besonders flexibel








• Derzeit mit zu hohem Aufwand verbunden








• Derzeit mit zu hohem Aufwand verbunden

• Durch entsprechend komplexe Update Rules in Information

States integrierbar


Formale Methoden 21

Dialoge und formale Methoden


Formale Methoden 21


• Spezifikation von Dialogen mit formalen Sprachen


Formale Methoden 21



• Modellierung von Benutzer und System


Formale Methoden 21




• Entdeckung von Missverstandnissen durch Beweise


Formale Methoden 21




• Entdeckung von Missverstandnissen durch Beweise

• . . . wird nachstes Semester von Shi Hui behandelt


Documents

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