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Topographie des Engagementsin Aachen-OstBritta Rösener

Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V.

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team Aachen

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Topografie des Engagements in Aachen-Ost

Von Britta Rösener

Büro für Moderation Planungsorganisation Planungsgrundlagen

Neumarkt 7 | 52066 Aachen Fon und Fax 0241-54 11 20

im Auftrag vom vhw

Bundesverband für Wohneigentum und Stadtentwicklung e.V. Straße des 17. Juni 114 | 10623 Berlin Fon 030-39 04 73 0 | Fax 030-39 04 73 19

Mai 2008

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Gliederung

Überblick 4 Engagement in Aachen-Ost .................................................................. 4

Kontext ........................................................................................... 4 Aachen-Ost ..................................................................................... 5 Wer engagiert sich wo?................................................................... 6 Wofür engagieren sich Freiwillige? ................................................. 9 Wie engagieren sich Freiwillige? ................................................... 13 In welchem Rahmen engagieren sich Freiwillige? ........................ 19 Fazit und offene Fragen................................................................ 22

Liste aller Aktivitäten ......................................................................... 24

Einordnungen 31

Zu diesem Bericht .............................................................................. 31 Kontext ......................................................................................... 31 Auftrag.......................................................................................... 32 Erhebungsmethoden .................................................................... 32

Zu Aachen-Ost .................................................................................... 33 Überblick ...................................................................................... 33 Rothe Erde.................................................................................... 35 Das Ostviertel ............................................................................... 35 Die Situation in Aachen-Ost ......................................................... 41

Engagement-Katalog 43

Nicht oder wenig organisiertes Engagement ..................................... 44 Einzelaktivitäten ........................................................................... 44 Gemeinschaftsaktivitäten ............................................................. 47

Engagement in Vereinen, Verbänden, Stiftungen und Parteien ........ 49 Aachen Ditib Türkisch-Islamische Gemeinde e.V......................... 49 Aachener Laienhelfer Initiative e.V. (ALI) ..................................... 52 Aachener Tafel e.V. ...................................................................... 55 Bürgerstiftung Lebensraum Aachen............................................. 56 Eurotürk e.V. ................................................................................ 59 IG BCE – Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie ........ 62

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Löstige Elsässer 1885 e.V. ...........................................................63 SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste in Aachen e.V. .....65 Sportjugend im StadtSportBund Aachen e.V. ..............................66 Strunxsitzung e.V. und mehr im Saalbau Rothe Erde ..................69 Yurdum-Spor e.V. .........................................................................70 Menschen helfen Menschen e.V. decken Kindern den Tisch ........70 Müttercafé des Aachener Kinderschutzbundes e.V. .....................72 Nachbarschaftstreff des Sozialdienstes katholischer Frauen.......75 Sonstige Aktivitäten......................................................................77

Engagement in kirchlichen Einrichtungen und Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege ........................................79

Kita Mittendrin..............................................................................79 Offene Tür St. Josef (Josefshaus) .................................................85 Pfarre St. Josef und Fronleichnam...............................................91 Hilfen für Senioren beim Mobilen Sozialen Dienst .......................97

Engagement in sonstigen Einrichtungen und weiteres Engagement..........................................................................98

Schule am Kennedypark...............................................................98 Spielhaus Düppelstraße .............................................................101 Stadtteilerneuerung Aachen-Ost.................................................102 Engagement in und von Unternehmen .......................................105 Sonstige freiwillige Aktivitäten....................................................107 Sonstige Spenden.......................................................................109 Nicht näher recherchierte Aktivitäten.........................................111

Anhang 113

Ergänzende Erläuterungen zur Vorgehensweise ..............................113 Gesprächsleitfaden .....................................................................113 Beschreibung der erhobenen Aktivitäten....................................114 Beschreibungsraster...................................................................115

Quellen ..............................................................................................117 Gespräche...................................................................................117 Literatur und Materialien............................................................119 Statistische Auskünfte ................................................................119 Zeitungsartikel............................................................................120 Internetseiten .............................................................................120 Bildnachweise.............................................................................124

Zur Autorin ........................................................................................124

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Überblick

Engagement in Aachen-Ost

Kontext

Welche freiwilligen Aktivitäten gibt es von Bürgern in und für Aachen-Ost? Dies war die Leitfrage für diese Studie, die im Auftrag des Bundesverban-des für Wohneigentum und Stadtentwicklung (vhw) durchgeführt wurde. Sie sollte ein möglichst breites Spektrum freiwilliger Aktivitäten in und für Aachen-Ost erfassen und beschreiben.

Hintergrund für diesen Auftrag ist das Arbeitsfeld „Partizipation“ vom vhw. In einem Diskussionsprozess mit kommunalen und intermediären Praktikern und Wissenschaftlern möchte der Verband die Souveränität der Bürger stärken und klären,

• welche konkreten Teilhabe- und Mitwirkungsmöglichkeiten Bürger in Staat und Gesellschaft zukünftig haben werden,

• wie Kommunen und Wohnungsunternehmen mehr Teilhabe und Mitge-staltung von Bürgern ermöglichen können und

• welche Aufgabenteilungen zwischen Staat, Unternehmen und Zivilgesell-schaft denkbar sind.

Die „Topografie des Engagements in Aachen-Ost“ ist ein Baustein in die-sem Klärungsprozess. Ihm geht die Überlegung voran, dass es einer kon-kreten Kenntnis darüber bedarf, welche Bürger sich wofür in welchem Kontext engagieren, wenn die oben aufgeworfenen Fragen beantwortet werden sollen. Zwei vergleichbare Studien wurden zeitgleich in der Dort-munder Nordstadt und im Hannoveraner Stadtteil Badenstedt durchge-führt.

Zur Bearbeitung dieses Auftrages wurden in der Zeit von November 2006 bis Februar 2008 17 qualitative Leitfaden gestützte Schlüsselpersonen-In-terviews mit Ehrenamtlern und Mitarbeitern in Stadtteil-Einrichtungen und -Organisationen geführt. Sie wurden durch die Auswertung von Lo-kalzeitungen, von einschlägigen Internetseiten, von Materialien und durch Telefonrecherchen vorbereitet und ergänzt. Zudem sind Kenntnisse in die Studie eingeflossen, die die Bearbeiterin in anderen Zusammenhängen gewonnen hat.

Im Folgenden werden die Ergebnisse der Studie im Überblick beschrie-ben. Sie können detaillierter in dem einführenden Kapitel „Einordnungen“ und im „Engagement-Katalog“ nachgelesen werden.

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Aachen-Ost

Hinter dem Begriff Aachen-Ost verbergen sich zwei benachbarte Stadttei-le in der gut 250.000 Einwohner zählenden Stadt Aachen: das Ostviertel und Rothe Erde. Beide Stadtteile sind typische altindustriell geprägte Wohn-, Gewerbe- und Industriestandorte in einer Randlage zur In-nenstadt. In den Wohn- und Mischgebieten prägen Altbauten das Bild, es gibt nur wenige Freiflächen. Verkehrs- und Industrie-Emissionen beein-trächtigen die Gesundheit und die Lebensqualität der Bewohner. In den dicht bewohnten ehemaligen Arbeitervierteln leben heute überdurch-schnittlich viele Arbeitslose, Ausländer und Arme – Menschen mit wenig Bildung, wenig Geld und vielen Kindern. Rund 10.500 Menschen sind hier Ende 2007 gemeldet – knapp 7.900 im Ostviertel und fast 2.700 Men-schen in Rothe Erde. Aachen-Ost ist für viele nur eine Durchgangsstation. Zwar ist die Anzahl der Einwohner recht konstant; Bewohner ziehen je-doch überdurchschnittlich oft um. Aachen-Ost ist also ein Gebiet, in dem viele Bewohner große persönliche Probleme bewältigen müssen und in dem es zudem ein hohes Konfliktpotenzial gibt.

Tabelle: Statistische Grunddaten Aachen-Ost und Gesamtstadt

Aachen-Ost***** Gesamtstadt*****

Einwohnerzahl* 10486 250667

Zahl der Haushalte** 5597 139755

Haushaltsgröße**(Personenanzahl)

1,86 1,81

Minderjährigenqoute* 17,6% 14,9%

Altenquote (>65 J.)* 14,5% 17,8%

Arbeitslosenquote**** 22,2% 9,70%

Anzahl Arbeitslose*** 1491 15634

Anzahl SGBII-Empfänger*** 1234 11424

Ausländerquote* 32,7% 14,2%

Davon Türken* 42,9% 20,7%

*Stand: 31.12.2007 / ** Stand: 31.12.2006 / *** Stand: März 2007 / Quelle: Aus-kunft von Bernd Müller/Stadt Aachen vom 27. März 2008 / **** Stand: 31.12.2005, Quelle: Stadt Aachen 2007 / ***** Statistische Angaben beziehen sich auf die statis-tischen Stadtbezirke Panneschopp (Ostviertel) und Rothe Erde; sie sind nur in etwa deckungsgleich mit dem Stadterneuerungsgebiet.

Wegen baulicher und sozialer Probleme wird Aachen-Ost seit Ende 1999 vom Land Nordrhein-Westfalen als „Stadtteil mit besonderem Erneue-rungsbedarf“ und anschließend durch das Bund-Länder-Förderprogramm Soziale Stadt als „Stadtteil mit besonderem Entwicklungsbedarf“ geför-dert.

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Aachen-Ost: zwei Stadt-teile mit besonderem Entwicklungsbedarf

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Das vom vhw aufgeworfene Thema „Partizipation“ hat in Aachen-Ost inso-fern Brisanz, als dass ein großer Teil der Bevölkerung nicht durch die Po-litik vertreten wird: 33% der Bewohner sind nicht wahlberechtigte Aus-länder. Von den wahlberechtigten Bürgern wiederum wählten 2004 in Ro-the Erde nur 37% und im Ostviertel nur 34% das Stadtparlament.

Aachen-Ost ist ein Gebiet, in dem Engagement nicht gerade erwartet wird. Umso erfreulicher ist es, dass wir im Stadtteil sehr viel Engagement in sehr unterschiedlichen Bereichen gefunden haben:

•  von Aachen-Ost-Bewohnern und von Menschen, die nicht im Stadtteil wohnen,

• in Einrichtungen, die im Stadtteil ihren Sitz haben oder

• Engagement, das deutlich für den Stadtteil oder für Menschen im Stadt-teil wirkt.

Dabei sind unsere Erhebungen noch lange nicht vollständig. Sie sind le-diglich „Punktbohrungen“ in verschiedene Handlungs- und Lebensberei-che hinein. Auch wenn wir uns dabei darum bemüht haben, ein breites Aktivitätenspektrum abzubilden, decken unsere Funde nicht alle Akti-vitätsfelder in Aachen-Ost ab.

Im Folgenden beschreiben wir zusammenfassend das Engagement, das wir in Aachen-Ost aufgespürt haben. Wir orientieren uns dabei an einem Beschreibungsraster, auf das wir uns mit den Bearbeiter-Teams in Han-nover und Dortmund verständigt haben.

Wer engagiert sich wo?

In und für Aachen-Ost engagieren sich Aachen-Ost-Bewohner ebenso wie Menschen, die nicht in Rothe Erde und dem Ostviertel wohnen.

Der größte Teil der recherchierten freiwilligen Aktivitäten findet in einem organisierten Rahmen statt: Wir fanden Engagement in Vereinen, in einer Gewerkschaft, einer Stiftung, in Parteien, in Einrichtungen der Wohl-fahrtspflege, in staatlichen Einrichtungen (einer Schule und einem offe-nen Spieltreff für Kinder) und in geringerem Umfang auch in Unterneh-men.

Unsere Erkenntnisse dazu, wer sich engagiert, sind lückenhaft. In vielen, aber lange nicht allen Fällen haben wir Informationen über die Wohnorte; sehr viel seltener kennen wir die soziokulturellen Hintergründe der Enga-gierten. Was wir zu der Frage erfahren haben, wer sich in welchen Kontex-ten engagiert, beschreiben wir in den nächsten Abschnitten.

Menschen, die in Aachen-Ost wohnen

„Es ist schwer, die Menschen hier zu einem Engagement zu bringen.“ – „Von den Bewohnern wurden unsere Beteiligungsangebote kaum ange-nommen.“ – „Unsere Eltern engagieren sich kaum; sie kommen nicht

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einmal in die Elternsprechstunden für ihre Kinder.“ Diese und andere ne-gative Einschätzungen über das Engagement von Bewohnern aus Aachen-Ost haben wir während unserer Interviews mehrfach gehört. Umso erfreu-licher ist es, dass in Aachen-Ost nicht nur diese Erfahrungen gemacht werden, sondern dass es auch viele Bewohner gibt, die sich engagieren.

Die meisten Hinweise erhielten wir auf Engagement in Organisationen oder Einrichtungen aus dem Stadtteil. So engagieren sich beispielsweise viele

• Schüler in ihrer Schule: Rund 80 Schüler ließen sich an ihren Schulen im Ostviertel zu Ehrenamtlern ausbilden und unterstützen seither den Schulbetrieb.

• Jugendliche in ihrem Jugendzentrum: Sie leiten Kurse, organisieren ihre Jugenddisco selber, helfen bei Festen etc..

• Eltern in der Tagesstätte ihrer Kinder: Sie renovieren die Kita, pflegen die Außenanlagen, lesen den Kindern vor, beteiligten sich an Protestakti-onen etc..

• Karnevalisten in ihrem Karnevalsverein: „Die löstigen Elsässer“ beteili-gen sich bunt kostümiert in aufwändigen Gefährten an Rosenmontags-umzügen, sie feiern Karneval im Seniorenzentrum, veranstalten eine Stadtteilkirmes, helfen einander etc..

•  Gläubige in ihren Glaubensgemeinden: Katholiken gestalten in den Pfarrgremien das Pfarr-Geschehen maßgeblich mit, Muslime helfen beim Ramadan und spenden für eine neue Moschee etc..

Von den engagierten Jugendlichen und Eltern wissen wir, dass sie auch aus finanzschwachen und bildungsfernen Familien kommen, in denen das traditionelle ehrenamtliche Engagement nicht zum Alltag gehört.

Wir stellen also fest, dass sich Aachen-Ost-Bewohner in Stadtteil-Organi-sationen und -Einrichtungen engagieren; viele dieser Einrichtungen wer-den von den Engagierten selber genutzt. Im Umkehrschluss aber lässt sich nicht sagen, dass sich in allen Stadtteil-Organisationen und -Einrich-tungen Bewohner oder Nutzer engagieren.

Natürlich engagieren sich Aachen-Ost-Bewohner nicht nur im und für den Stadtteil. Von Einzelpersonen haben wir erfahren, dass sie über ihr direk-tes Wohnumfeld hinaus aktiv sind: Sie übernehmen Verantwortung als Mieterbeirat in ihrer Wohnungsgesellschaft, als Vorstandsmitglieder in Vereinen oder in der lokalen Industriegewerkschaftsgruppe.

Über nicht organisiertes Engagement von Aachen-Ost-Bewohnern haben wir kaum etwas erfahren – obgleich wir explizit danach gesucht und unse-re Gesprächspartner immer wieder auch nach Beispielen wie Nachbar-schaftshilfen gefragt haben.

Auf die wenigen Beispiele für nicht organisierte Einzel- oder Gruppenakti-vitäten sind wir eher zufällig gestoßen:

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Aachen-Ost-Bewohner engagieren sich in Orga-nisationen und Einrich-tungen im Stadtteil,...

(Einzelne) Bewohner engagieren sich in Ein-richtungen und Organi-sationen, die nicht pri-mär im Stadtteil wirken.

...aber nicht in jeder Stadtteileinrichtung en-gagieren sich Bewohner.

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• auf die Frau, die an einer Straßenecke Rabatten gießt,

• auf den Mieter, der sich bei der Wohnungsgesellschaft für seine Nach-barn um eine größere Wohnung bemüht oder

• auf den Stadtteil-Versorger, der in den benachbarten Läden nicht mehr verkaufbares Gemüse abholt, daraus etwas kocht und dies an die Men-schen im Park oder die Mitarbeiter in Stadtteileinrichtungen verschenkt.

Es ist möglich, dass es viel nicht-organisiertes Engagement wie Nachbar-schaftshilfen in Aachen-Ost gibt und dass wir es nur nicht erfahren haben – etwa weil unsere Gesprächspartner nichts davon wussten oder weil sie zwischenmenschliche Hilfsleistungen als selbstverständlich ansehen und sie daher nicht angemerkt haben.

Möglich ist aber auch, dass es tatsächlich nur wenig nicht-organisiertes Engagement gibt. In den Gesprächen erhielten wir hierzu zwei Hinweise. So schätzt eine Sozialarbeiterin im Nachbarschaftstreff die Selbsthilfe-Potenziale der Bewohner gering ein, weil sich die umliegende Nachbar-schaft aus sehr unterschiedlichen Kulturkreisen zusammensetzt, weil ein-zelne Haushalte viele Probleme haben, sich untereinander nicht kennen und sich gegenseitig stören. Ein ehemaliger Bewohner und heutiger Ju-gendarbeiter im Viertel schildert mit Bezug auf gegenseitige Hilfsleistun-gen ähnliches.

Menschen, die nicht im Stadtteil wohnen

Engagierte, von denen wir wissen, dass sie nicht in Aachen-Ost wohnen, suchen vielfach Anschluss an Einrichtungen und Organisationen, die im Stadtteil ihren Sitz haben oder die im Stadtteil wirken.

Im Untersuchungsraum bieten viele Einrichtungen im Stadtteil direkte Anknüpfungspunkte für Engagierte von außerhalb. Bei der Mehrzahl die-ser recherchierten Einrichtungen und Organisationen handelt es sich wie-derum um solche, die von Menschen aus Aachen-Ost aufgesucht werden, die überwiegend im Stadtteil wirken und die zu großen Teilen auch Enga-gement von Aachen-Ost-Bewohnern aktivieren und einbinden. In Aachen-Ost sind dies etwa Einrichtungen der Wohlfahrtspflege (die Kita, das Ju-gendzentrum, die Pfarre), die Förderschule sowie einige Vereine – etwa der Moschee-Verein, die Aachener Tafel, Eurotürk und der Karnevalsverein der türkische Fußball-Verein.

Engagement, das von Menschen, die nicht in Aachen-Ost wohnen in Or-ganisationen, die nicht in Aachen-Ost ihren Sitz haben, geleistet wird, sucht mehrfach wieder Anknüpfungspunkte an Einrichtungen im Stadtteil. Beispiele: Ein Aachener Möbelhaus überlässt sozialen Einrichtungen im Stadtteil mehrere VW-Caddys (und nutzt dies zur Imagepflege); die Vor-sitzende der Sportjugend (die ihre Geschäftsstelle knapp außerhalb des Untersuchungsraumes hat) initiiert in Stadtteil-Schulen neue Bewe-gungsangebote für Schüler.

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Auch Engagement, das nicht direkt aus dem

Stadtteil kommt, sucht häufig Anschluss an Ein-richtungen im Stadtteil.

Heterogene, problembe-ladene Nachbarschaften können ein Indiz für ge-

ringe Selbsthilfepotenzi-ale der Bewohner sein.

Manche Einrichtungen im Stadtteil sind Kris-tallisationspunkte für

Engagement

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Wofür engagieren sich Freiwillige?

Bei dieser Recherche wurden vergleichsweise viele Akteure aus Einrich-tungen interviewt, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. So ist es nicht überraschend, dass ein Drittel aller freiwilligen Aktivitäten dem Be-reich Kinder und Jugend zugeordnet werden können. Das nächste große Handlungsfeld, in dem sich Bürger engagieren, ist Gesundheit und Sozia-les, wobei der Schwerpunkt eindeutig auf Soziales liegt. Weitere große Handlungsfelder sind Bildung und Geselligkeit, Völkerverständigung/In-tegration von Migranten, Stadtentwicklung/Arbeit/Ökonomie (mit Schwerpunkt auf Stadtentwicklung) sowie Kunst/Kultur/Brauchtumspfle-ge und Religion. Wenige Aktivitäten haben wir in den Bereichen Altenhilfe und Sport ausgemacht; die geringe Anzahl ist möglicherweise eine Folge davon, dass wir hierzu keine Schlüsselpersonen befragt haben. Quer zu diesen Handlungsfeldern liegen politische Aktivitäten und solche, mit de-nen sich Akteure vor Ort vernetzen. Die Palette der Handlungsfelder ist also breit, und viele Aktivitäten von Bürgern knüpfen an Handlungsbedar-fe im Stadtteil an.

Es würde wenig aussagekräftig sein, die einzelnen Aktivitäten in den je-weiligen Handlungsfeldern näher zu beschreiben. Wesentlicher erscheint es uns herauszuarbeiten, was das Engagement im Stadtteil bewirkt, und was teilweise wiederum Motivation der Engagierten zu sein scheint. Dies geschieht im Folgenden exemplarisch, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und durchgängige Systematik.

Mitwirken und zum größeren Ganzen beitragen

Menschen, die Angebote und Einrichtungen nutzen, tragen vielfach punk-tuell zum Gelingen von Ansinnen oder gar zu dauerhaften Angebotsver-besserungen bei; Hinweise hierauf erhielten wir in Aachen-Ost vielfach.

Im Kleinen kann dies beispielsweise bedeuten,

• dass Frauen Speisen für gemeinschaftliche Buffets zubereiten,

• dass Jugendliche Lieder und Tänze einstudieren und diese auf Veran-staltungen vorführen,

• dass Männer den Weihnachtsbaum in der Kirche aufstellen und diverse kirchliche Gruppen den Baumschmuck basteln.

Über diese punktuelle Mitwirkung hinaus tragen Freiwillige in einigen pro-fessionellen Einrichtungen dazu bei, dass diese ihre Qualitäten verbes-sern oder gar Angebote ausbauen können – drei Beispiele:

•  In dem Familienzentrum Kita Mittendrin übernehmen Eltern Renovie-rungsarbeiten und die Gartenpflege. Sie richteten eine kleine Bibliothek in der Einrichtung ein und betreuen sie. Eltern sind kontinuierlich in Ent-scheidungen der Kindertagesstätte eingebunden, und sie engagieren sich für ihren Erhalt.

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• Im Kinder- und Jugendzentrum Josefshaus bieten Nutzer des Hauses selber Freizeit-Kurse an, Jugendliche gestalten ihre Disco selber, betreuen ihr Jugendcafé oder organisieren Freizeitfahrten.

• In der Aachener Laienhelfer-Initiative, einem professionellen Verein der es sich zur Aufgabe gemacht hat, seelisch erkrankte Menschen in die Ge-sellschaft zu integrieren, gestalten Freiwillige regelmäßig Begegnungen zwischen Menschen, die Psychiatrie-Erfahrungen haben. Sie wirken an der Auswahl des Personals mit, und tragen in den Vereinsgremien zur Qualitätsentwicklung bei.

Auffällig ist, dass ein großer Teil der Einrichtungen, bei denen Nutzer über punktuelle Mitwirkungen hinaus auch Verantwortung übernehmen, Enga-gement in besonderer Weise fördert und willkommen heißt. Bei den drei oben genannten Beispielen werden zudem die Selbsthilfekräfte der Be-wohner explizit gestärkt.

Helfen und Missstände beheben

Bei einer Betrachtung der Engagements in und für Aachen-Ost fällt auf, dass viele Aktivitäten darauf abzielen, anderen zu helfen und Missstände zu mindern. Einige Hinweise hierauf erhielten wir aus dem privaten Be-reich – gegenseitige Hilfs- und Unterstützungsleistungen, die eine Folge persönlicher Beziehungsgeflechte sind. Beispiel: Frauen passen gegensei-tig auf ihre Kinder auf.

Viele Hinweise erhielten wir auf ebenfalls überschaubare Hilfs- und Un-terstützungsangebote, die außerhalb des direkten privaten Bereichs Gu-tes bewirken. Hierzu zählen diverse ehrenamtliche Hausaufgaben-Betreu-ungen, Lesehilfen, Kurs-, Vortrags-, Beratungs-, Betreuungs- oder Weiter-bildungsangebote.

Darüber hinaus werden auch größere und umfängliche Projekte ganz oder teilweise durch freiwilliges Engagement auf die Beine gestellt. Dies sind nur einige Beispiele, die zeigen, dass durch freiwilliges Engagement zu-weilen Welten verändert werden können:

• Der Verein Eurotürk stellt Auszubildenden mit Migrationshintergrund unbezahlte Paten an die Seite, die im Zweifelsfall auch Konflikte zwischen den Auszubildenden und den Ausbildern schlichten; durch dieses Projekt konnte die Abbrecherquote von 40 auf 5% gesenkt werden – allein durch freiwillige Arbeit. Weitere ehrenamtlich getragene Projekte des Vereins sind etwa darauf ausgerichtet, die Akademiker-Arbeitslosigkeit unter Migranten zu mindern, Bildungsdefiziten von Migrantenkindern bereits in Kindertagesstätten entgegenzuwirken oder das Verständnis zwischen Deutschen und Türken zu verbessern.

• Die Vorsitzende der Stadtsportjugend initiiert als Ehrenamtlerin für Ju-gendliche offene Sportangebote in Aachen-Ost und hilft damit, die Ju-gendkriminalität zu senken.

• Über 150 bedürftige Kinder und Jugendliche werden in 20 Aachener Einrichtungen regelmäßig mit Mahlzeiten versorgt; neun von ihnen liegen

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Bei einem großen Teil der Einrichtungen, bei

denen Nutzer Verantwor-tung übernehmen, wird Engagement gefördert.

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in oder am Rande von Aachen-Ost. Möglich wird dies durch Spenden und unbezahlte Arbeit.

• Bei einem Tag der Integration und auf einem Multikulti-Fest lernten sich Bewohner kennen und vernetzten sich miteinander; beide Veranstaltun-gen wurden mit viel freiwilligem Engagement realisiert.

• Die Internetseite www.aachenerkinder.de informiert umfassend über An-gebote für Familien in der Region Aachen. Umgesetzt wird die Seite von einem Vater, der sich – bevor er dieses Internetangebot gestaltete – re-gelmäßig fragte, was er mit seinen Kindern unternehmen könnte.

Werte und Kulturen pflegen

Die katholische Pfarrgemeinde im Stadtteil zählt 160 bis 180 Personen, die sich ehrenamtlich engagieren. Im Moschee-Verein halfen allein wäh-rend des Ramadans über 200 Menschen, die Festlichkeiten im Fastenmo-nat auszurichten. Beiden religiösen Gemeinschaften ist gemein, dass sie ihre Werte und Kulturen vermitteln und pflegen – und durch das gemein-same Selbstverständnis offenbar vielen Menschen Anknüpfungspunkte und Motivation geben, sich zu engagieren:

• Im Verein der Yunus-Emre-Moschee sind Freiwillige überwiegend bei der Ausrichtung von Veranstaltungen, bei Planungen und Spendensammlun-gen für eine neue Moschee und in Bildungsangebote eingebunden. Freiwil-lige leiten beispielsweise Frauen-/Mädchengruppen, sie geben Deutsch-kurse oder unterrichten Religion.

• In der Pfarre wirken freiwillige Gemeindeaktivitäten in viele Lebensberei-che und in den Stadtteil hinein: Freiwillige gestalten Gottesdienste, küm-mern sich karitativ um Gemeindemitglieder, organisieren Kunstausstel-lungen, machen Öffentlichkeitsarbeit für ihre baukulturell bedeutsame Kirche, betreiben eine Stadtteilbibliothek, sammeln Spenden für Kinder in der dritten Welt, organisieren Feste, ....

Neben den beiden religiösen Gemeinschaften pflegen und prägen in Aachen-Ost auch Karnevalisten Kulturen:

• „Die löstigen Elsässer“ wirken traditionell rund um die Elsassstraße im Herzen des Ostviertels. Viertel- und Nicht-Viertel-Bewohner veranstalten jährlich einen Ball der Kinder- und Jugendmariechen, sie nehmen an Um-zügen teil, sie beschicken einen karnevalistischen Nachmittag in einer Senioreneinrichtung, veranstalten eine mehrtägige Stadtteilkirmes, sind auch im Sommer miteinander gesellig und helfen sich außerdem gegen-seitig.

•  Alternative Kleinkünstler und Karnevalisten führen jährlich an sieben Abenden in Rothe Erde ihrem Publikum ihre Strunx-Sitzungen vor und feiern miteinander. Der überwiegende Teil der Darsteller und Besucher allerdings ist nicht im Viertel beheimatet.

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Wir fanden beachtliche Beispiele dafür, dass Bürger motiviert und in der Lage sind, Missstän-de zu erkennen und da-für Lösungsmöglichkei-ten zu entwickeln.

Viele Menschen engagie-ren sich in Werte- und Kulturgemeinschaften.

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Interessen vertreten

Bei der Recherche stießen wir auf diverse Beispiele dafür, dass einzelne Bürger in und für Aachen-Ost Interessen vertreten und Einfluss auf politi-sche Diskussionen und Entscheidungen nehmen. Sie tun oder taten dies

• in Stadtteilkonferenzen, Arbeitskreisen und Runden Tischen, in denen es überwiegend darum geht, sich über Probleme auszutauschen und Lösun-gen zu entwickeln. An diesen Runden nehmen mehrheitlich bezahlte Akteu-re und nur vereinzelt Freiwillige teil.

• als sachkundige Bürger und gewählte Ratsvertreter im Migrationsrat, in einer Lenkungsgruppe für die Stadtteilerneuerung Aachen-Ost und in kommunalen politischen Ausschüssen,

• als Freiwillige in politischen oder gewerkschaftlichen Ortsgruppen,

• als Eltern im Elternrat der Kita oder – allerdings nicht sehr aktiv – in der Schulpflegschaft der Förderschule,

• als Bürger, die sich an einer Zukunftswerkstatt, einer Wohnumfeldver-besserung, einer Bürgerversammlung, an zwei Protestaktionen und den in Kommunalwahlen beteiligten,

• als Bürger, die etwa die Kommunalverwaltung, ihre politischen Gebiets-vertreter oder ihre Wohnungsgesellschaft auf Missstände in ihrem Umfeld aufmerksam machen,

• als Mitglieder und Verantwortungsträger in Vereinen und

• als Jugendliche in dem Partizipationsprojekt „Wir reden mit!“; das mit-telfristige Ziel dieses Projektes ist die Einrichtung eines Stadtteil-Jugend-parlamentes.

Bei der Mehrzahl der Fälle haben wir Hinweise darauf, dass diese Ein-flussnahme auf das Gemeinwesen eine Folge davon ist, dass Menschen miteinander vernetzt sind, dass sie kennen und Kontakte zueinander pflegen. Stadtteil-Einrichtungen übernehmen hierbei teilweise Multiplika-torenfunktionen.

Infrastrukturen schaffen und aufrecht erhalten

In Aachen-Ost werden nicht nur Kurse und Projekte durch Engagement auf die Beine gestellt; es gibt auch Infrastrukturen, die durch oder mit Hilfe von Freiwilligen geschaffen wurden und/oder aufrecht erhalten wer-den:

• In der Bücherinsel, einer kleinen Stadtteilbibliothek in Trägerschaft der katholischen Kirche, arbeiten ausschließlich Freiwillige; eine weitere klei-ne Bibliothek gibt es seit 2007 in der Kindertagesstätte Mittendrin – ihr Aufbau und die Unterhaltung erfolgte/erfolgt durch Freiwillige und auf Honorarbasis.

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Auf unterschiedliche Weise vertreten einzelne

Bürger in und für Aa-chen-Ost Interessen.

Dies ist häufig eine Fol-ge davon, dass sich

Menschen kennen und miteinander vernetzt

sind.

In Aachen-Ost sind Frei-willige teilweise maß-

geblich daran beteiligt, Infrastrukturen einzu-richten und/oder auf-

recht zu erhalten.

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• Eine Kirche ist zur Grabeskirche umgewandelt worden; der Umwand-lungsprozess wurde weitgehend unbezahlt koordiniert; die Aufsicht arbei-tet ehrenamtlich.

• Bei der Werksfeuerwehr des Reifenwerkes Continental arbeiten bezahlte und unbezahlte Feuerwehrleute zusammen.

• Das Müttercafé, ein offener Treffpunkt für junge Mütter, wird ausschließ-lich aus Spenden finanziert.

• Im Bürgerzentrum und in der Kirche der katholischen Pfarrgemeinde werden für gemeinnützige Aktivitäten unentgeltlich Räume zur Verfügung gestellt.

• Der Verein Aachener Tafel e.V. versorgt rund 3000 Menschen aus Aachen-Ost und aus anderen Stadtteilen mit günstigen Lebensmitteln; ein Klei-derladen bot im Ostviertel gebrauchte Kleidung, Spielzeug und Haus-haltsgegenstände zu Preisen an, die die Käufer zahlen wollten. Möglich wird und wurde dies durch Spenden und viel freiwillige Arbeit.

• Im oder knapp außerhalb des Stadtteils gibt es verschiedene ehrenamt-liche Beratungsangebote, etwa für Frauen in Not, für Kinder und Jugend-liche oder für Gewerkschaftsmitglieder.

Wie engagieren sich Freiwillige?

In und für Aachen-Ost engagieren sich Menschen durch freiwillige, unbe-zahlte Aktivitäten sowie durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und vermutlich auch durch Schenkungen. Darüber hinaus überließ ein Unternehmer in einem Fall seine kommerziellen Veranstaltungsräume einer Fußball-Initia-tive unentgeltlich für ihre Weihnachtsfeier – als Freundschaftsdienst.

Spenden, Schenkungen und Mitgliedsbeiträge

Spenden haben in und für Aachen-Ost eine wichtige Bedeutung; über 30 Hinweise haben wir hierauf erhalten. Von einigen Beispielen und Einrich-tungen ist uns bekannt, dass sie nur durch zum Teil große Spendenerträ-ge von Unternehmen oder Privatpersonen finanzierbar sind, zum Bei-spiel:

• In der Schule am Kennedypark wird eine volle Handwerker-Stelle und mehr durch Spenden finanziert.

• Die neue Moschee im Ostviertel soll überwiegend aus Spenden bezahlt werden.

• Durch eine Aktion des Aachener Zeitungsverlages ist es möglich gewor-den, vielen Kindern in Kindertagesstätten und Schulen dauerhaft Mahlzei-ten zu spendieren.

• Ein Müttercafé, ein offener Treffpunkt für Mütter mit ihren Kleinkindern wird ebenfalls ausschließlich aus Spenden finanziert.

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In Aachen-Ost werden viele Angebote durch Spenden finanziert. Sie kommen überwiegend von außen in den Stadt-teil hinein.

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Auf Schenkungen haben wir keine direkten Hinweis erhalten. Es ist aber davon auszugehen, dass sie etwa im sozialen und karitativen Bereich eine gewisse Bedeutung haben.

Wir haben Hinweise darauf, dass Spenden vielfach von außen in den Stadtteil hinein kommen. Darauf, dass sich Bewohner in Aachen-Ost finan-ziell engagieren, haben wir erwartungsgemäß kaum konkrete Hinweise erhalten. Ausnahmen dürften Spenden für die neue Moschee und Finan-zierung des sicher kostenintensiven Karnevals der Löstigen Elsässer sein. Zudem beteiligen sich Bewohner bei diversen Gelegenheiten mit Essen-sspenden an gemeinschaftlichen Fest-Buffets.

Über die Bedeutung von Mitgliedsbeiträgen beim freiwilligen Engagement in und für Aachen-Ost könnte an dieser Stelle nur spekuliert werden, da wir keine Hinweise auf Mitgliederzahlen, Mitgliederbeiträge und die Wohnorte der Mitglieder haben. Daher nur so viel: Für diese Studie wur-den freiwillige Aktivitäten in einer Gewerkschaft und insgesamt 14 Verei-nen recherchiert. Alle Organisationen finanzieren sich auch aus den Bei-trägen ihrer Mitglieder. Mindestens 11 Vereine wirken in der einen oder anderen Weise deutlich in Aachen-Ost. Fünf Vereine haben ihren Sitz im Stadterneuerungsgebiet Aachen-Ost, drei liegen knapp außerhalb.

Freiwillige, unbezahlte Aktivität

Hinter dem überwiegenden Teil aller recherchierten Engagement-Aktivitä-ten verbirgt sich eine freiwillige, unbezahlte Arbeit, ein konkretes Tun. Bei etwas mehr als die Hälfte dieser Aktivitäten kann davon ausgegangen werden, dass sich Menschen für eine Aufgabe regelmäßig und kontinuier-lich engagieren, bei knapp der Hälfte punktuell und temporär.

Diese Beobachtung trifft weitgehend auch auf Freiwillige zu, von denen wir wissen, dass sie in Aachen-Ost wohnen. Sie engagieren sich in der Mehrzahl der Beispiele durch unbezahlte Arbeit. Zudem setzen sie sich ebenfalls häufig regelmäßig und kontinuierlich für eine Sache ein – was angesichts der vielfach vorherrschenden Erwartung, dass sie eher passiv-resignativ leben, überraschen dürfte. Wir stellen fest, dass sich Bewohner ebenfalls häufig nur punktuell und temporär engagieren; dass diese Art, sich zu engagieren aber deutlich überwiegt, können wir nicht sagen.

In den folgenden Abschnitten führen wir näher aus, um welche Art von Arbeit es sich bei den unbezahlten Aktivitäten handelt. Wir folgen dabei dem vereinbarten Beschreibungsraster, auch wenn dies an der einen oder anderen Stelle umständlich erscheint.

Allgemeine administrative Tätigkeiten

In dieser Recherche haben wir kaum ausdrückliche Hinweise darauf er-halten, dass allgemeine administrative Tätigkeiten von Freiwilligen über-nommen werden. Eine Ausnahme ist die Pfarre, in der sich bezahlte und freiwillige Mitarbeiter die Telefondienste im Gemeindebüro teilen. Von der

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In und für Aachen-Ost engagieren sich viele

Menschen durch freiwil-lige, unbezahlte Arbeit. Bei Menschen aus Aa-chen-Ost nimmt diese

Art, sich zu engagieren, den höchsten Stellen-

wert ein.

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Bürgerstiftung ist bekannt, dass Verwaltungsaufgaben ausschließlich ehren-amtlich bearbeitet werden. Mindestens von anderen ehrenamtlich getra-genen Organisationen kann dies auch vermutet werden.

Organisationsentwicklung, Strategie, Führung

Auch darauf, in welchen Organisationen und Einrichtungen Organisations-entwicklungs-, Strategie- und Führungsaufgaben von Freiwilligen über-nommen werden, haben wir kaum Hinweise erhalten. Konkret wissen wir dies nur von der Pfarre, der Aachener Laienhelfer-Initiative, der Bürger-stiftung und dem Verein Eurotürk:

• In der Pfarre sind Ehrenamtler in den leitenden Pfarrgremien – im Kir-chenvorstand und im Pfarrgemeinderat – in der Überzahl.

• In der Aachener Laienhelfer-Initiative kontrollieren ehrenamtliche Auf-sichtsräte den (hauptamtlichen) geschäftsführenden Vorstand, und ein ehrenamtlicher Beirat wiederum berät den Aufsichtsrat. In dem Verein ist darüber hinaus eine Beteiligungspraxis bemerkenswert: Er räumt Besu-chern ihrer professionell geführten sozialpsychologischen Zentren Mit-spracherechte bei der Auswahl des Personals ein.

• In der Bürgerstiftung und in dem Verein Eurotürk arbeiten in den steu-ernden Gremien ausschließlich Freiwillige; Eurotürk hat darüber hinaus einen ehrenamtlichen Geschäftsführer.

Von weiteren Organisationen und Einrichtungen, deren Gremien mit Ehren-amtlichen besetzt sind, kann weiterhin davon ausgegangen werden, dass Führungsaufgaben von Freiwilligen wahrgenommen werden. Wir vermuten dies mindestens vom Moschee-Verein und von der Aachener Tafel.

Initiierung und Entwicklung von Projekten und Aktionen

Unsere Informationen, welche Aktionen und Projekte von Freiwilligen initi-iert und entwickelt wurden, sind leider ebenfalls lückenhaft. So viel aber können wir feststellen:

Von zwei Dritteln aller Vereine, Stiftungen und Parteien, die im Rahmen dieser Recherche untersucht wurden, haben wir erfahren, dass Projekte und Aktionen immer oder teilweise von Freiwilligen initiiert und entwickelt werden. Von den Einrichtungen der Wohlfahrtspflege wissen wir dies ge-nau nur von der Pfarre. Darüber hinaus initiieren und entwickeln Einzel-personen Projekte und Aktionen – etwa die Wirtin der Gaststätte „Zur Krone“, der arbeitslose Journalist oder die bereits erwähnte Beetpflegerin.

Auffällig ist, dass uns in Einrichtungen, die für die Bewohner der Viertel in erster Linie unverbindliche Treffmöglichkeiten bieten, und die durch be-zahlte, professionelle Kräfte geführt werden, nichts oder wenig davon be-kannt geworden ist, dass Freiwillige Projekte und Aktionen initiieren und entwickeln: im Müttercafé des Aachener Kinderschutzbundes, im Nach-

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In vielen Vereinen, Stif-tungen und Parteien werden Projekte und Aktionen (auch) von Freiwilligen entwickelt.

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barschaftstreff des Sozialdienstes katholischer Frauen e.V., im Spielhaus für Kinder und in der Offenen Tür für Kinder und Jugendliche.

Operative Projektarbeit

Viele der Aktivitäten, in die Bürger freiwillig Zeit und Arbeit investieren, können der operativen Projektarbeit zugeordnet werden. Unter operativer Projektarbeit verstehen wir laufende oder punktuelle Aufgaben, bei denen Freiwillige Verantwortung übernehmen wie zum Beispiel durch

• die Leitung von Kursen, etwa Tanzgruppen für Mädchen, Gesprächskrei-se für Frauen, Deutschkurse für Türken, Gripsgymnastik für Senioren,

• niedrigschwellige Bildungsangebote wie Hausaufgabenhilfen für Schüler oder regelmäßiges Vorlesen in der Muttersprache,

• die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen, etwa Multikul-ti-Fest, Busreisen für Senioren, Karnevals-Sitzungen, Jugend-Freizeit-Fahr-ten oder Kunstausstellungen,

• die Abwicklung eines laufenden Angebots, etwa Bestell- und Ausleih-dienste in der Stadtteilbibliothek, bei der Werksfeuerwehr von Continen-tal, im Mieterbeirat in der Wohnungsgesellschaft, durch die Gestaltung von Messen und Wortgottesdiensten oder die Übernahme von Telefon-diensten im Pfarrbüro,

• die Erledigung selbst gestellter Aufgaben wie das Drehen von Dokumen-tarfilmen und die Einrichtung einer Website mit Angeboten für Familien.

Viele Aktivitäten, von denen wir wissen, dass Aachen-Ost-Bewohner an ihnen beteiligt sind, können diesem operativen Projektbereich zugeordnet werden. Konkrete Hinweise hierauf haben wir auf Aktivitäten etwa in der Kita, dem Kinder- und Jugendzentrum, dem Kleiderladen des Kinder-schutzbundes, der Gewerkschaft, der Pfarre und in Schulen erhalten.

Öffentlichkeitsarbeit

Von 10 Gruppen wissen wir, dass die Öffentlichkeitsarbeit, die sie leisten, ganz oder mindestens teilweise von Freiwilligen geleistet wird. Mit Aus-nahme der Pfarre, der Bürgerstiftung und der Initiative Studies helfen Kids sind dies alles Vereine.

In zwei Fällen wissen wir, dass die Öffentlichkeitsarbeit von Professionel-len in ihrer Freizeit gemacht wird: Ein Redakteur des Aachener Zeitungs-verlages berichtet auf freiwilliger Basis regelmäßig über das Projekt Aache-ner Kindern den Tisch decken; eine Designerin gibt der Bürgerstiftung ihre Corporate Identity, macht die Pressearbeit und entwickelt zusammen mit einer professionellen Texterin Faltblätter und Plakate.

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Viele Freiwillige über-nehmen im operativen Bereich Verantwortung

für Projekte oder laufen-de Angebote.

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Beratung

Eine große Rolle bei den freiwilligen Aktivitäten in und für Aachen-Ost spielen Beratungsangebote:

• Freiwillig erbrachte Beratungsleistungen können sich auf die Entwick-lung der eigenen Organisation beziehen, etwa Mitarbeit im Pfarrgemein-derat oder im Beirat der Aachener Laien-Helfer-Initiative.

• Sie können Hilfsleistungen für Menschen innerhalb oder außerhalb der eigenen Organisation umfassen: die Supervision des Kita-Personals, die Hilfen beim Ausfüllen von Behörden-Anträgen, die Beratung für Frauen in Not oder die gegenseitigen, niedrigschwelligen Beratungen, die sich see-lisch erkrankte Menschen gegenseitig angedeihen lassen. Diese Art von Beratungen finden teilweise eher auf zwischenmenschlicher Ebene statt, teilweise wurden Anlaufstellen eingerichtet, an die sich Hilfesuchende wenden können.

• Unter Beratungen beziehen wir hier aber auch die Vertretung und Ein-bringung eigener Interessen ein, etwa im Elternrat der Kita, die Beteili-gung an einer Zukunftswerkstatt zur Entwicklung des Stadtteils oder die Beteiligung an der Gestaltung des eigenen Wohnumfeldes.

Zuweilen erhielten wir auch Hinweise darauf, dass Beratungsleistungen von einzelnen Menschen aus Aachen-Ost erbracht werden: vom Griechen, der seine Landsleute beim Ausfüllen von Behörden-Anträgen berät, vom Mieterbeirat der Wohnungsgesellschaft, vom Vorstandsmitglied der Ge-werkschafts-Ortsgruppe, vom Kita-Elternrat oder von Bewohnern, die in der Stadtteilkonferenz Rothe Erde mitwirken.

Mithilfe / Mitmachen bei Projekten und Aktionen

Von den Bürgern, die freiwillig Zeit und Arbeit in eine Aufgabe investieren, helfen viele bei Aktionen und Projekten mit.

Bei der Mithilfe von Aktionen und Projekten handelt es sich in der Regel um Aufgaben, zu denen Freiwillige über ihr direktes privates Umfeld hinaus punktuell dazu kommen und die in der Regel weniger verantwortungsvoll sind. Beispiele:

• Getränke auf einem Multikulti-Fest verkaufen,

• den Kindern anderer Mütter die Karnevalskostüme nähen,

• sich um neue Besucher im Jugendzentrum kümmern,

• als Zauberer Geki die Spende in der Kindertagesstätte übergeben.

Auffällig ist, dass der überwiegende Teil dieser Aktivitäten in vernetzten Zusammenhängen stattfand und/oder einer Aktivierung bedurfte.

Zu der Mithilfe/Mitmachen bei Projekten und Aktionen haben wir aber auch die Beteiligung an der Kommunalwahl, an einer Unterschriften-sammel-Aktion, einer Bürgerversammlung oder Protestaktion gegen die Schließung der Kindertagesstätte gezählt.

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Viele Beratungsleistun-gen werden von Freiwil-ligen übernommen.

Bewohner aus Aachen-Ost engagieren sich vermutlich überwiegend, indem sie bei Projekten und Aktionen mitma-chen.

Wir haben aber auch von vielen Aktivitäten erfah-ren, bei denen Aachen-Ost-Bewohner operative Projektarbeit leisten oder ein laufendes An-gebot sicherstellen.

Von einzelnen Bewoh-nern wissen wir, dass sie ehrenamtliche Füh-rungsaufgaben über-nommen haben.

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Bei den Aachen-Ost-Bewohnern, von denen wir wissen, dass sie sich en-gagieren, nimmt diese Art, sich zu engagieren, den größten Stellenwert unter den verschiedenen Aktivitäts-Arten ein.

Man kümmert und hilft sich

Wie schon erwähnt, haben wir wenige Aktivitäten gefunden, bei denen sich Menschen aus Aachen-Ost in ihrem privaten Bereich gegenseitig hel-fen oder sich ohne institutionelle Anbindung um ihr Umfeld kümmern. Über Gründe hierfür wurde oben bereits spekuliert. Zu den Beispielen, die wir gefunden haben, lässt sich folgendes sagen:

Drei von acht Hilfs-/Kümmerer-Beispielen sind Einzelaktivitäten, die ohne Aktivierung und organisierten Hintergrund stattfinden. Bemerkenswert an ihnen ist, dass zwei von ihnen ohne Ansprechpartner in der Politik/Stadt-verwaltung, im Stadtteilbüro oder in der Wohnungsgesellschaft nicht zum Tragen gekommen wären: Die Ostviertel-Bewohnerin fragte zunächst im Stadtteilbüro nach, ob sie die öffentlichen Rabatten gießen dürfe, bevor sie aktiv wurde. Der Mann, der seinen Nachbarn half, eine größere Woh-nung zu finden, brauchte hierfür einen Ansprechpartner in der Woh-nungsgesellschaft. Die Kümmerer brauchten wiederum Ansprechpartner, die sich kümmerten.

Fünf Aktivitäten finden in einem Rahmen statt, in dem Einrichtungen oder Organisationen in Aachen-Ost Bewohnern aus Aachen-Ost einen geschütz-ten und unverbindlichen Rahmen bieten, sich zu treffen und kennenzuler-nen: Frauen, die sich im Müttercafé kennenlernten, helfen sich beim Um-zug; Frauen, die sich im Nachbarschaftstreff begegnen, passen gegensei-tig auf ihre Kinder auf, Gäste in der Gaststätte zur Krone besuchen ande-re Gäste im Krankenhaus, Mitglieder im Karnevalsverein und Besucher des offenen Treffs in der Aachener Laienhelfer-Initiative helfen einander.

Weitere Aktivitäts-Arten

Die folgenden Aktivitäts-Arten konnten keiner der oben genannten Kate-gorien zugeordnet werden; sie sind vermutlich Engagement-Grenzfälle:

• Überstunden: In der Kita, im Jugendzentrum und in der Schule erhielten wir Hinweise darauf, dass bestimmte Qualitäten nur durch Überstunden des Personals erreicht werden können.

• Praktika: Um laufende Arbeiten abzudecken beschäftigen manche Ein-richtungen zuweilen freiwillig arbeitende Praktikanten – unbezahlt oder nur geringfügig entlohnt.

• Freizeitgestaltung: Vereinzelt fanden wir Formen gemeinschaftlicher Freizeitgestaltung und Selbsthilfe, etwa: mit den alkoholisierten Männern auf den Parkbänken Fußball spielen oder eine Hip-Hop-Gruppe gründen und sich einen Ort zum Trainieren suchen.

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Einzelaktivitäten von Bewohnern kommen zu-weilen erst zum Tragen, wenn es leicht identifi-zierbare Kümmerer in

der Wohnungswirtschaft oder in der Stadtverwal-

tung gibt.

Aus Gelegenheiten, sich wiederkehrend unver-

bindlich zu treffen, kön-nen soziales Kapital und

soziale Netzwerke ent-stehen.

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• Teilnahme an Kursen, Vorträgen und Weiterbildungsangeboten: In Aachen-Ost werden in Vereinen, Einrichtungen der Wohlfahrtspflege oder von der Gewerkschaft Kurse angeboten, die zum Teil rege von Aachen-Ost-Bewoh-nern und Menschen aus anderen Stadtteilen besucht werden.

•  Netzwerk-Teilhabe: Der Lions Club lässt das Müttercafé am eigenen Netzwerk teilhaben, indem er etwa Referenten für Vortragsveranstaltun-gen im Müttercafé vermittelt.

In welchem Rahmen engagieren sich Freiwillige?

Verhältnisse zwischen ehrenamtlichen und bezahlten Kräften

In dieser Recherche wurde uns nur selten von Aktivitäten berichtet, die ausschließlich auf freiwilliges Engagement basieren. Sehr viel mehr Hin-weise haben wir auf freiwillige Aktivitäten, die von bezahlten Kräften flan-kiert werden.

Bei den ausschließlich ehrenamtlichen Aktivitäten handelt es sich öfter um recht kleine, überschaubare Aktivitäten und seltener um umfängliche-re Projekte. Ausschließlich ehrenamtlich sind Einzel- oder Gruppenaktivi-täten wie

• die vom Rentner, der Selbstgekochtes an Parkbank-Nutzer verteilt,

• die vom Journalisten, der unbezahlt für die türkische Zeitung Hürryet schreibt.

• dem durchaus aufwändigen alternativen Karneval – den Strunx-Sitzun-gen, die an sieben Abenden in der Karnevals-Session in Rothe Erde aufge-führt werden.

Weiterhin gibt es Projekte, die zwar ausschließlich von Freiwilligen entwi-ckelt und durchgeführt werden, die aber den Anschluss an professionelle Strukturen suchen oder brauchen, um wirkungsvoll zu sein. Beispiel: In der Initiative Studies helfen Kids bieten Studierende unbezahlt und gänz-lich freiwillig Lernhilfen für benachteiligte Kinder und Jugendlichen an – dort, wo die Kinder und Jugendlichen sind: in Schulen, Jugendzentren und in der Moschee.

Gerade, wenn Vorhaben groß und mit dauerhaften Verpflichtungen ver-bunden sind, suchen sich von Freiwilligen getragene Strukturen Finanzie-rungen, durch die Mitarbeiter bezahlt werden können. Beispiele: Der Vorstand des Vereins Eurotürk arbeitet ausschließlich ehrenamtlich; er entwickelt gemeinsam mit anderen Freiwilligen Projekte, für die Zuschüs-se oder Projektförderungen beantragt werden. Die Aachener Tafel bewäl-tigt ihre laufenden Aufgaben mit Hilfe von 1-Euro-Jobbern und ABM-Kräf-ten. Die Bürgerstiftung akquiriert Zustiftungen, um aus den Zinserlösen mittelfristig Hauptamtliche bezahlen zu können.

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Wir haben wenige Aktivi-täten gefunden, die aus-schließlich auf freiwilli-ges Engagement beru-hen.

Freiwillige suchen viel-fach Anschluss an pro-fessionelle Einrichtun-gen, oder sie suchen nach Finanzierungsmög-lichkeiten, um Haupt-amtliche zu bezahlen.

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Viele der recherchierten freiwilligen Aktivitäten sind an eine hauptamtli-che Struktur angebunden, das heißt: In der Organisation agieren Haupt-amtliche, die geschäftsführende, organisatorische und für die Freiwilligen zum Teil auch beratende oder qualifizierende Funktionen übernehmen. Innerhalb dieser Grundkonstellation gibt es viele Ausformungen:

• Hauptamtliche Geschäftsstelle – ehrenamtliche Führung und Kontrolle; Beispiel: die Aachener Laienhelfer-Initiative.

• Freiwillig agierende Gruppe – hauptamtliche Geschäftsstelle und Lei-tung; Beispiel: In der Ortsgruppe der Gewerkschaft entwickeln Freiwillige selbstbestimmt Hilfs-, Beratungs- oder Weiterbildungs-Angebote für Ge-werkschaftsmitglieder. Kosten aber, die etwa für Arbeitsmittel oder Refe-rentenhonorare anfallen, werden von der Gewerkschaftszentrale bezahlt.

• Freiwillige setzen ein Projekt eigenverantwortlich um – Hauptamtliche beraten sie und koordinieren das Projekt; Beispiel: Im Projekt Familienpa-tenschaften des katholischen Vereins für soziale Dienste e.V. können Fami-lien Paten vermittelt bekommen, die sie im Alltag entlasten. Die Paten werden von Hauptamtlichen fachlich beraten, begleitet und koordiniert.

• Ehrenamtliche teilen sich mit Hauptamtlichen eine Aufgabe; Beispiel: Telefondienste im Pfarr- und Gemeindebüro werden abwechselnd von un-bezahlten und bezahlten Kräften übernommen.

• Freiwillige helfen punktuell bei Aktionen mit – Hauptamtliche mache den Rest; Beispiel: Frauen bringen zur Feier im Seniorenzentrum Plätzchen mit.

Hauptamtliche Akteure aus Verwaltungen oder Stadtteileinrichtungen arbei-ten darüber hinaus mit Ehrenamtlichen in Gruppen zusammen, um sich über Probleme und Chancen im Stadtteil zu verständigen und Lösungen zu erarbeiten. Die Freiwilligen sind in diesen Runden allerdings deutlich in der Minderheit.

Darüber hinaus fanden wir einige klassische Beteiligungen etwa an Auf-gaben der Stadtentwicklung in Aachen-Ost. Ein Beispiel: Bewohner wer-den von der Wohnungsgesellschaft an den Planungen für ihr Wohnumfeld beteiligt.

Engagementförderung

Von vielen Organisationen und Einrichtungen wissen wir explizit, dass in ihnen Engagement ausdrücklich erwünscht ist. Bei einigen von ihnen ist die Einbindung von freiwilligem Engagement ein bewusst gestaltetes Ar-beitsfeld. In all diesen Einrichtungen und Organisationen haben wir eine Reihe freiwilliger Aktivitäten gefunden.

Bemerkenswert und daher besonders hervorzuheben sind dabei das Fami-lienzentrum Kita Mittendrin und das Kinder- und Jugendzentrum Offene Tür Josefshaus (OT). Beide Einrichtungen aktivieren auch Menschen zu einem konkreten Tun, die wenig Geld haben, wenig Bildung, wenig Per-spektive und die zu dem Personenkreis zählen, von dem üblicherweise

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Viele der recherchierten freiwilligen Aktivitäten

sind in eine hauptamtli-che Struktur eingebun-

den.

Einige professionelle Einrichtungen sind in

eine ehrenamtliche Struktur eingebunden.

Hin und wieder wurden Bewohner an städtischen

oder wohnungswirt-schaftlichen Gestal-

tungsaufgaben beteiligt.

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gesagt wird, dass sie sich nicht engagieren. Es würde an dieser Stelle zu weit führen, die jeweils unterschiedlichen Aktivierungsstrategien anzufüh-ren. Nur auf zwei wesentlich erscheinende Gemeinsamkeiten sei hier hin-gewiesen:

• Beide Einrichtungen scheinen für ihre Nutzer Kristallisationspunkte für Identität und Identifikation zu sein, Orte, an denen sie angenommen wer-den, sich aufgehoben fühlen und wo sie Anknüpfungspunkte an aktuelle Bedürfnisse finden. So sagen Jugendliche vom Leiter der OT, dass er ihr Vorbild sei, und der Leiter der OT erklärte, dass man zu den Jugendlichen eine Beziehung herstellen müsse, wenn man sie ins Engagement bringen wolle. In der Kita Mittendrin wiederum ist auffällig, dass die Eltern sehr partnerschaftlich mit viel Transparenz, Wertschätzung und Achtsamkeit in die Arbeit einbezogen werden. „Elternarbeit heißt bei uns: nicht für El-tern, sondern mit Eltern“ (Interview 10). Hierzu entwickelt die Kita Me-thoden, durch die sie viele Eltern erreicht.

•  In beiden Einrichtungen basiert Engagement auf ein gegenseitiges Ge-ben und Nehmen: Die Kita beteiligt Eltern an Entscheidungen und fragt sie häufig nach ihren Wünschen, die möglichst zeitnah umgesetzt wer-den. Eltern erhalten darüber hinaus in der Kita viele Anregungen, die ih-nen helfen, ihre Kinder zu fördern und einen guten Kontakt zu ihnen her-zustellen; hierzu kooperiert das Familienzentrum etwa mit anderen Bera-tungs- oder Bildungseinrichtungen. Im Jugendzentrum Josefshaus haben jugendliche Ehrenamtler Privilegien, durch die sie sich von anderen Nut-zern des Hauses absetzen.

In und für Aachen-Ost wird aber nicht nur freiwillige, unbezahlte Arbeit aktiviert. Manche Organisationen und Einrichtungen betreiben ein Fund-raising, durch das sie Spenden in teilweise beträchtlicher Höhe einwer-ben. Bemerkenswert erscheint uns in diesem Zusammenhang die staatli-che Lern-Förderschule im Ostviertel. Die Schule will ihren Schülern mög-lichst viele berufspraktische Erfahrungen vermitteln. Dieses Lernziel aber kann sie nur mit ihrem Regeletat nicht erreichen, und von den Eltern können aufgrund eigener finanzieller Schwierigkeiten keine Zuschüsse erwartet werden. Die Schule wirbt daher Spenden ein und betreibt eine zeitintensive Sponsorenpflege – mit großem Erfolg.

Finanzierung

Über die Finanzierung der untersuchten Organisationen und Einrichtun-gen haben wir nur recht lückenhafte Informationen. Aus diesem Grund sei hier nur bemerkt: Fast alle haben mehr als eine Einnahmequelle. Wir un-terscheiden zwischen Einnahmen aus freiwilligem Engagement, staatli-chen Geldern, Verkaufs- und anderen Erlösen sowie sonstige Finanzierun-gen und Förderungen.

• Einnahmen aus freiwilligem Engagement können sein: Mitgliedsbeiträge, Zinserträge aus dem angelegten Stiftungskapital, Spenden oder Schen-kungen.

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Von einigen Einrichtun-gen wissen wir, dass sie Engagement zielgrup-penspezifisch aktivieren und fördern – und da-durch viel Engagement ernten.

Auch soziale Randgrup-pen lassen sich unter bestimmten Vorausset-zungen zu einem freiwil-ligen Tun aktivieren.

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• Bei staatlichen Unterstützungen trafen wir Basisfinanzierungen, allge-meine Zuschüsse, Projektförderungen aus Förderprogrammen oder – in wenigen Fällen – die staatliche Subventionierung von Arbeitsverhältnissen auf dem zweiten Arbeitsmarkt an.

• Unter Verkaufs- und andere Erlöse fassen wir Beiträge und Gebühren (beispielsweise Elternbeiträge in der Kindertagesstätte, Gebühren für Ur-nengräber, Studiengebühren) oder Erträge aus Eintrittsgeldern, Floh-marktverkäufen, Wohnungsmieten, etc..

• Sonstige Finanzierungen und Förderungen sind etwa Bußgelder oder Kirchensteuern.

In Aachen-Ost konnten in den vergangenen Jahren viele soziale Projekte durch die Förderung aus dem Bund-Länder-Programm Soziale Stadt rea-lisiert werden. Für die Antragsteller waren und sind nicht nur die vorhan-denen Geldmittel segensreich. Entlastend sind auch die Mitarbeiterinnen in den beiden Stadtteilbüros, die ihnen beratend zur Seite stehen sowie vereinfachte Entscheidungsstrukturen, die in Aachen-Ost nach Bewilligung der Förderung eingerichtet wurden. Aktuell ist fraglich, was in Aachen-Ost geschehen wird, wenn die Förderung 2009 auslaufen wird. Wenn die Kümmerer vor Ort wegbrechen und die üblichen kommunalen Entschei-dungsstrukturen wieder eingeführt würden, würde es sowohl für die pro-fessionellen Einrichtungen als auch insbesondere für ehrenamtliche Or-ganisationen sehr unübersichtlich und aufwändig werden, staatliche För-dergelder zu beantragen.

Fazit und offene Fragen

Aus den obigen Bemerkungen fassen wir im Folgenden einige, uns we-sentlich erscheinende Erkenntnisse aus dieser Recherche schlaglichtartig zusammen. Hieraus leiten wir schließlich Fragen für den weiteren Diskus-sionsprozess mit dem Auftraggeber ab:

Stadtteileinrichtungen: Kristallisationspunkte für Engagement

Stadtteileinrichtungen und -organisationen, die Aachen-Ost-Bewohnern Identifikationsmöglichkeiten bieten und die gerne von ihnen genutzt wer-den, sind teilweise wahre Kristallisationspunkte für Engagement. Einigen von ihnen gelingt es, ein beachtliches Engagement von Menschen zu mo-bilisieren, von denen üblicherweise gesagt wird, dass sie hierzu nicht zu bewegen sind: Menschen aus prekären Lebensverhältnissen mit wenig Bildung, wenig Geld, wenig Perspektive, unter ihnen vor allem auch Men-schen mit Migrationshintergrund. Zugleich sind Stadtteileinrichtungen wichtige Anschlussstellen für Engagement jeglicher Art, das aus den Stadtteilen oder von außen in die Stadtteile kommt: etwa Schulen, die Kita, das Jugendzentrum, die Pfarre oder die Moschee.

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Die meisten Organisati-onen und Einrichtungen

haben mehr als eine Einnahmequelle.

Ausgelöst durch das Bund-Länder-Programm

Soziale Stadt sind in Aachen-Ost Strukturen geschaffen worden, die

es Einrichtungen und Organisationen leichter

oder überhaupt erst möglich machen, öffent-

liche Fördermittel zu beantragen. Aktuell ist

fraglich, was geschehen wird, wenn die Förderung

ausläuft.

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Für den vhw-Kontext stellt sich die Frage, ob und inwiefern Erfahrungen aus diesen Beispielen auf andere Einrichtungen und Zusammenhänge übertragbar sind – und welche Konsequenzen sich daraus ergeben.

Engagement erfordert Engagement(kultur)

Engagement von Freiwilligen ist in der Regel nicht zum Nulltarif zu ha-ben. Es ist an Voraussetzungen geknüpft: Freiwillige erwarten einen Mehrwert, und vielfach muss Engagement erst aktiviert werden. Dies zu erfüllen braucht Zeit, Einfühlungsvermögen, Professionalität, Kontinuität, klare Haltungen und Strukturen, vertrauenswürdige Kontaktpersonen, die die geeignete Form der Ansprache beherrschen usw.. Von manchen pro-fessionell geführten Einrichtungen in Aachen-Ost wissen wir, dass die um-fängliche Einbindung von Freiwilligen möglich ist, weil sie eine ausgepräg-te Engagement-Kultur pflegen und weil sich Mitarbeiter überdurchschnitt-lich einsetzen.

Bürger erkennen Missstände und mindern sie

Ergebnisse dieser Recherche zeigen: Bürger verfügen über erhebliche Poten-ziale, gesellschaftliche Missstände zu erkennen und dafür Lösungsmög-lichkeiten zu entwickeln. In Aachen-Ost werden durch freiwilliges Enga-gement – etwa durch unbezahlte Arbeit, Spenden und Mitgliedsbeiträge – Projekte initiiert und auf die Beine gestellt, die mit beachtlicher Wirkung Not lindern, Hilfe zur Selbsthilfe geben, das gesellschaftliche Gefüge mit-gestalten. Auch Infrastrukturen wurden und werden ganz oder teilweise durch freiwilliges Engagement eingerichtet und aufrecht erhalten. Ermög-licht wird dies insbesondere durch Engagement in Vereinen, der Bürger-stiftung oder in Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege.

Bei den meisten dieser Projekte und Aktivitäten fällt jedoch auf, dass sie nicht nur auf freiwilligem Engagement basieren. Viele sind in eine haupt-amtliche Struktur eingebunden. Manche suchen nach staatlichen Finan-zierungsmöglichkeiten; andere brauchen Kooperationspartner oder Kümmerer in professionellen Einrichtungen und Organisationen, um wir-kungsvoll sein zu können.

Eine Frage, die sich hieraus ergibt ist: Was können wir aus diesen Be-obachtungen für zukünftige Aufgabenteilungen zwischen Zivilgesellschaft und Staat folgern?

Selbsthilfe und Engagement fördern?

In Aachen-Ost gibt es aber nicht nur Bürger, die durch ihr Engagement Probleme lösen. Es gibt auch Kranke und sozial benachteiligte Personen, die in erster Linie Probleme haben, und die sich und anderen nicht gut helfen können. In Aachen-Ost finden wir manche Beispiele dafür, dass un-ter anderem niedrigschwellige Begegnungs- und Beteiligungsmöglichkei-ten diesen Menschen helfen können, soziale Netzwerke zu bilden und Er-

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fahrungen zu sammeln, die ihnen wiederum helfen, ihren Alltag zu bewäl-tigen. Die oben bereits genannten Beispiele zeigen darüber hinaus, dass es möglich sein kann, diese Bürger außer zur Selbsthilfe zu einem Enga-gement für andere zu aktivieren und unter Umständen auch dazu, Ver-antwortung zu übernehmen. Weitere präventive Hilfs- /Lösungsansätze finden sich etwa in Schulen und Kindertagesstätten.

Hieraus ergibt sich die Frage: Inwiefern soll es zukünftig die Aufgabe des Staates oder anderer Akteure sein, Selbsthilfe- und Engagement-Potenzia-le bei benachteiligten Personengruppen zu wecken?

Durchlässigkeit kommunalen Handelns?

Öffentliche Einrichtungen in den Stadtteilen sind teilweise anschlussfähig für freiwilliges Engagement; sie profitieren von Spenden oder freiwilligen Aktivitäten, die ihnen helfen, Qualitäten zu sichern oder sogar auszubauen.

Eine große Frage aber ist, inwiefern Freiwillige im Rahmen gewöhnlicher Entscheidungsstrukturen und Regelwerke auch im Staat einen Partner finden. Wo erhalten sie Informationen über staatliche Fördermöglichkei-ten? Wie kann es ihnen mit einem angemessenen Aufwand und in ange-messener Zeit gelingen, staatliche Fördermittel zu beantragen?

Eine weitere Frage ist, inwiefern es Bewohnern in Aachen-Ost ermöglicht werden kann, an politischen, gesellschaftlichen oder für sie relevanten Entscheidungsprozessen teilzuhaben. Die Tatsache, dass sich einige we-nige Zielgruppen in Einrichtungen engagieren, die miteinander vernetzt sind und – mindestens noch im Soziale-Stadt-Förderzeitraum – politisch Einfluss nehmen können, mindert das Legitimationsdefizit der Politik in Aachen-Ost nur unwesentlich.

Liste aller Aktivitäten

Nicht oder wenig organisiertes Engagement

Einzelaktivitäten

Beteiligung an den Kommunalwahlen 2004

Unterschriftensammlung für den Erhalt der Post

Hilfen beim Ausfüllen von Behörden-Anträgen

Nachbarschaftliche Finanzhilfe

Beetpflege

Stadtteil-Versorger

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Stadtteil-Kümmerer

Www.aachenerkinder.de

Dokumentarfilme über Aktivitäten im Stadtteil

Gemeinschaftsaktivitäten

Gemeinschaftliche Freizeitgestaltung

Mitarbeit in einer Arbeitsgruppe Altenarbeit

Mitwirkung am Runden Tisch gegen Jugendgewalt

Studies helfen Kids

Engagement in Vereinen, Verbänden, Stiftungen und Parteien

Aachen Ditib Türkisch-Islamische Gemeinde e.V.

Vorstandsarbeit

Spendensammlungen für eine neue Moschee

Bildungsangebote in der Yunus-Emre-Moschee

Leitung von Kultur- und Gesprächskreisen

Organisation von Fußball- und Billardturnieren

Mithilfe bei der Organisation und Durchführung von Festen

Gespräche über Integration in der Stadtverwaltung

Aachener Laienhelfer Initiative e.V. (ALI)

Treffen mit Menschen mit Psychiatrie-Erfahrungen

Gestaltung von Faltblättern und Aushängen

Besucherbeteiligung

Mitarbeit in den Vereinsgremien

Selbsthilfe

Aachener Tafel e.V.

Freiwillige Arbeit für die Aachener Tafel

Geld-, Lebensmittel- und Sachspenden

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Bürgerstiftung Lebensraum Aachen

Gripsgymnastik für Senioren

Leitung des Projektes „K:enk – Kinder engagiert und kreativ“

Förderung des Kinder- und Jugendtelefons

Eurotürk e.V.

Ablas – Vermittlerinnen zwischen den Kulturen

Beratung für Frauen in Not

Begleitung von Migranten während ihrer Ausbildung

Initiierung eines Akademiker-Pools

Beratungsstelle für berufliche Aus- und Weiterbildung

Eurotürk Internationaler Studentenclub (EIS)

IG BCE – Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

Beratung von Mitgliedern

Hilfen von Frauen für Frauen

Organisation von Veranstaltungen

Engagement in einer Seniorengruppe

Löstige Elsässer 1885 e.V.

Gestaltung von Karnevalsveranstaltungen und Festen

Hilfsleistungen im Stadtteil und für Mitglieder

Einrichtung und Unterhaltung von Internetseiten

SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste in Aachen e.V.

Familienpatenschaften

Gottesdiensthelfer im Seniorenzentrum Rothe Erde

Frauentreff im Seniorenzentrum Rothe Erde

Sportjugend im StadtSportBund Aachen e.V.

Initiieren, Entwickeln und Organisieren von Projekten

Schüler (und Lehrer) engagieren sich an Schulen

Strunxsitzung e.V. und mehr im Saalbau Rothe Erde

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Yurdum-Spor e.V.

Menschen helfen Menschen e.V. decken Kindern den Tisch

Organisation und Umsetzung des Projekts

Spenden für Mahlzeiten

Müttercafé des Aachener Kinderschutzbundes e.V.

Referenten-Gespräche

Wunschgroßeltern – Wunschenkel

Nikolaus und Rentier-Vorstellung im Müttercafé

Man hilft sich

Gemeinschaftliche Freizeitgestaltung

Sich bei Gemeinschaftsaktivitäten einbringen

Nachbarschaftstreff des Sozialdienstes katholischer Frauen

Möbel und mehr für den Nachbarschaftstreff

Umbau einer Wohnung zu einem Nachbarschaftstreff

Essenszubereitung für die Eröffnungsfeier

Hip-Hop-Gruppe

Gegenseitige Kinderbetreuung

Sonstige Aktivitäten

Gewählte Gebietsvertretung im Rat der Stadt

NPD-Ortsgruppe trifft sich im Ostviertel

Vorstandsmitglied in der Lebenshilfe e.V.

Vorstandsmitglied im Verein „Väteraufbruch für Kinder“

Verkaufshilfen im Kleiderladen des Kinderschutzbundes

Engagement in kirchlichen Einrichtungen und Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege

Kita Mittendrin

Exkurs: Engagementförderung in der Kita Mittendrin

Beteiligung der Eltern an der Entwicklung der Kita

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Vorlesen in der Muttersprache

Beteiligung an Festen

Einrichtung und Unterhaltung einer Bibliothek in der Kita

Bau- und Renovierungsarbeiten in der Kita Mittendrin

Gartenanlage und -pflege

Kochen, basteln und Geschichten erfinden mit Kindern

Supervision für die Mitarbeiterinnen der Kita

Beteiligung an einer Zukunftswerkstatt

Protestaktionen im Zusammenhang mit Kindertagesstätten

Offene Tür St. Josef (Josefshaus)

Exkurs: Engagementförderung im Josefshaus

Leitung von Kursen

Betreuung der Disco und des Jugendcafés

Organisation und Betreuung von Freizeit-Fahrten

Mitwirkung und Mitarbeit in dem Projekt „Wir reden mit“

Offene Bastelangebote

Hilfe bei Veranstaltungen

Spontanes Kümmern um OT-Besucher

Mitwirkung an einem Filmprojekt

Spenden an die OT

Pfarre St. Josef und Fronleichnam

Gottesdienste feiern – mit Messdienern und Kirchenchor

Wortgottesfeiern

Koordination der Kirchenumwandlung St. Josef

Aufsicht in der Grabeskirche St. Josef

Telefondienste im Pfarrbüro St. Josef und Fronleichnam

Mitarbeit in den Gremien der Pfarrgemeinde

Altenarbeit

Familienstammtisch

Erstellung und Verteilung des Pfarrbriefes

Gestaltung der Internetseite der Pfarrgemeinde

Organisation von Kulturveranstaltungen

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Organisation von Festen

Aufbau und Gestaltung eines Weihnachtsbaumes

Sternsinger

Betreuung der Bücherinsel

Mitwirkung an einem Buch

Spenden an die Pfarre St. Josef und Fronleichnam

Hilfen für Senioren beim Mobilen Sozialen Dienst

Engagement in sonstigen Einrichtungen und weiteres Engagement

Schule am Kennedypark

Leseförderung

Freiwilliges Engagement von Lehrern

Schulpflegschaft

Spenden an die Schule

Förderverein

Spielhaus Düppelstraße

Vorleserin

Spontane Unterstützung bei Aktionen

Blumenpflanz-Aktion und Beet-Kümmerer

Stadtteilerneuerung Aachen-Ost

Mitarbeit in Stadtteilkonferenzen

Mitarbeit in der Lenkungsgruppe Aachen-Ost

Beteiligung an einer Bürgerversammlung

Mitwirkung bei Festen in der Barbarastraße

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Engagement in und von Unternehmen

Zusammenhalt in der Gaststätte „Zur Krone“

Presseberichte in der Zeitung Hürriyet

Werksfeuerwehr bei Conti

Mieterbeiräte bei der GeWoGe AG

Bewohnerbeteiligung in einer Wohnanlage der GeWoGe AG

Überlassung von Räumlichkeiten im Saalbau Rothe Erde

Sonstiges Engagement

Mitarbeit im Migrationsrat der Stadt Aachen

Mitwirkung an einem Tag der Integration

Mitwirkung an einem Multikulti-Fest

Pflege einer Marienanbetungsstätte

Sonstige Spenden

VW-Caddy für soziale Einrichtungen

Schüler sammeln Spenden – Zauberer Geki überbringt sie

Spende für das Filmprojekt „Next Generation“

Benefiz-Golfen für den Kunstunterricht an Schulen

Nicht näher recherchierte Aktivitäten

Verbände und Vereine

Einrichtungen des Staates und der Wohlfahrtspflege

Weitere Hinweise

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Einordnungen

Zu diesem Bericht

Kontext

In der Bundesrepublik wird seit einigen Jahren darüber diskutiert, wie Rollen und Aufgaben zwischen Staat, Unternehmen und Zivilgesellschaft neu verteilt werden können. Ein Ausgangspunkt dieser Überlegungen ist die Beobachtung, dass der Staat seine finanziellen Möglichkeiten über-schreitet, wollte er gewohnte Leistungs- und Versorgungsstandards auf-rechterhalten. Hinzu kommt, dass Politik im Zeitalter von Globalisierung und Politikverdrossenheit an Legitimation verliert und immer größere Tei-le der Bevölkerung von Entscheidungsprozessen abgekoppelt sind, die sie betreffen (vgl. Rohland 2005).

Mit diesen Beobachtungen stellt sich zum einen die Frage, inwiefern zu-künftig Akteure aus Unternehmen oder der Zivilgesellschaft gewillt und in der Lage sind, für sich und die Gemeinschaft mehr Verantwortung zu über-nehmen. Zum anderen ist die Frage aufgeworfen, wie Bürgern mehr Teil-habe- und Mitwirkungsmöglichkeiten eingeräumt werden können, und welche Voraussetzungen hierfür in Staat und Gesellschaft zu schaffen sind.

Der vhw – Bundesverband für Wohneigentum und Stadtentwicklung will diese Fragen klären. Er hat die Bürgergesellschaft im aktivierenden und ermöglichenden Staat zur Leitlinie seiner Verbandspolitik gemacht. Dabei geht er davon aus, dass Bürgern in Staat und Gesellschaft zukünftig neue Aufgaben und Mitwirkungsmöglichkeiten zufallen und dass dies in Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft, eine Veränderung gewohnter Rol-len und Handlungsweisen zur Folge haben muss. Partizipation und die Stärkung der Souveränität der Bürger sind dem Verband dabei ein Anlie-gen (www.pt.rwth-aachen.de/content/view/35/44/lang,de/).

Zur Klärung der aufgeworfenen Fragen hat der vhw einen Diskussionspro-zess eingeleitet, in den neben Wissenschaftlern auch kommunale und in-termediäre Praktiker eingebunden sind. Der Lehrstuhl für Planungstheo-rie und Stadtentwicklung an der RWTH Aachen gibt diesem Prozess in-haltliche Impulse und gestaltet ihn gemeinsam mit dem vhw.

Diese Studie zur „Topografie des Engagements in Aachen-Ost“ ist ein Baustein in diesem Klärungsprozess. Ihr geht die Überlegung voran, dass es einer konkreten Kenntnis darüber bedarf, welche Bürger sich wofür in welchem Kontext engagieren, wenn über neue Aufgaben- und Rollenvertei-lungen gesprochen werden soll.

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Auftrag

Das Büro Team 2 wurde im November 2006 von Prof. Klaus Selle von der RWTH Aachen University, Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtent-wicklung damit beauftragt, freiwillige Aktivitäten von Bürgern im Stadter-neuerungsgebiet Aachen-Ost zu recherchieren. Ergebnisse dieser kleinen Expertise wurden im Mai 2007 in einem Experten-Workshop vorgestellt. In dieser Veranstaltung wurde diskutiert, was bürgerschaftliches Enga-gement ist, und wie man es erfassen kann. Im Nachgang wurde Team 2 / Aachen vom vhw damit beauftragt, die Erhebungen in Aachen-Ost fortzu-setzen. Zwei weitere Büros sollten vergleichbare Studien in Hannover und Dortmund durchführen.

In den drei Expertisen sollte Engagement im und für die ausgewählten Stadtteile erfasst werden. Dabei waren die Bearbeiter gehalten, den En-gagement-Begriff sehr breit zu verstehen und auch die Ränder des Enga-gements zu erfassen, etwa im Übergang von der privaten zur beruflichen Sphäre. Eingefangen werden sollten möglichst alle Arten, sich zu engagie-ren: von gelegentlicher Nachbarschaftshilfe oder kontinuierlicher, tätiger Unterstützung eines Projekts über Spenden und ideelle Unterstützungen, von der Mitwirkung an Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozessen bis zu Vereinsmitgliedschaften und dem klassischen Ehrenamt. Die Er-kundungen sollten primär auf Aktivitäten und nicht auf Institutionen zie-len, um zu verhindern, dass das nicht-organisierte Engagement zu stark in den Hintergrund tritt.

Bei der Auftragsvergabe war es klar, dass es nicht möglich seine würde, das Engagement in den Quartieren vollständig zu erfassen. Es sollte aber angestrebt werden, eine möglichst breite Vielfalt von Aktivitäten, die im weitesten Sinne als Engagement im und für das Quartier angesehen wer-den können, abzubilden.

Als Produkt dieser Recherchen sollte ein Katalog aller zusammengetrage-ner Aktivitäten im Stadtteil vorgelegt werden. Dabei sollten die einzelnen Beispiele einem einheitlichen Beschreibungsraster folgen, auf das sich die Bearbeitungs-Teams einigen sollten. Der Katalog sollte zudem durch einen Überblicksartikel, in dem das Engagement im jeweiligen Quartier zusammenfassend beschrieben wird, sowie durch soziokulturelle und his-torische Informationen über die drei Stadtteile eingeleitet werden.

Aus den Ergebnissen dieser drei Expertisen sollen in einem Experten-Workshop im Mai 2008 Folgerungen und weitere Fragen im Hinblick auf Aufgaben- und Rollenteilungen zwischen Staat, Unternehmen und Zivilge-sellschaft abgeleitet werden.

Erhebungsmethoden

Zur Bearbeitung dieses Auftrags wurden in Aachen zwischen November 2006 und Februar 2008 17 Interviews mit 18 Schlüsselpersonen geführt. Die Interviews waren qualitative Leitfadengespräche – sehr frei und im Stil eines lockeren Austausches. Sie dauerten im Durchschnitt 1,5 Stun-

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den. Vorbereitend und ergänzend wurden einschlägige Internetseiten, die Lokalteile der beiden Aachener Tageszeitungen (Aachener Nachrichten und Aachener Zeitung) sowie Materialien, die uns etwa von den Inter-viewpartnern überlassen wurden, ausgewertet. Durch diese Erhebungs-methoden haben wir viel über organisiertes Engagement in Aachen-Ost erfahren. Auf nicht oder wenig organisiertes Engagement sind wir dabei nur zufällig gestoßen.

In der Hoffnung, das Aktivitätenspektrum erweitern zu können hat die Bearbeiterin daher in ihrer Funktion als wissenschaftliche Angestellte am Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung der RWTH Aachen in Kooperation mit der Offenen Tür Josefshaus ein studentisches Projekt betreut. Im Wintersemester 2007/2008 lernten 16 Studierende Jugendli-che aus dem Ostviertel kennen und zeigten sich gegenseitig ihre Lebens- und Arbeitsräume. Die Studierenden erfragten dabei bei den Jugendli-chen, was ihnen wichtig ist und wofür sie sich einsetzen. Ihre Erfahrungen haben sie in einem Film mit dem Titel „OstImPuls“ verarbeitet. Erkennt-nisse hieraus wurden in diesen Bericht eingearbeitet. Abgesehen hiervon sind Kenntnisse in diese Arbeit eingeflossen, die die Bearbeiterin in voran-gegangenen Projekten mit Engagement in Aachen-Ost gewonnen hat.

Zu Aachen-Ost

Überblick

Hinter dem Begriff Aachen-Ost verbergen sich zwei benachbarte Stadttei-le in der gut 250.000 Einwohner zählende Stadt Aachen: das Ostviertel und Rothe Erde. Beide Stadtteile sind typische altindustriell geprägte Wohn- und Mischgebiete in einer Randlage zur Innenstadt: Altbauten prä-gen das Bild, es gibt nur wenige Freiflächen. Verkehrs- und Industrie-Emis-sionen beeinträchtigen die Gesundheit und die Lebensqualität der Be-wohner. In den dicht bewohnten Arbeitervierteln leben heute überdurch-schnittlich viele Arbeitslose, Ausländer und Arme – Menschen mit wenig Bildung, wenig Geld und vielen Kindern. Rund 10.500 Menschen sind hier Ende 2007 gemeldet – knapp 7.900 im Ostviertel und fast 2.700 Men-schen in Rothe Erde (Auskunft Bernd Müller/Stadt Aachen, 27.03.2008).

Das Gebiet Aachen-Ost ist durch stark befahrene Ein- und Ausfallstraßen begrenzt, die räumlich und sozial als Barrieren wirken. Die Stadtteile sel-ber sind durch die Bahnlinie Aachen-Köln voneinander getrennt; sie kann nur an wenigen Stellen überwunden werden. Entlang der Bahnlinie erstre-cken sich weit in beide Stadtteile hinein große Gewerbe- und Industrie-areale. Diese räumliche Trennung und historische Ursachen bewirken, dass es zwischen beiden Stadtteilen nur wenige Berührungspunkte gibt. Traditionell gibt es im Stadtteil Rothe Erde eher Bezüge zum benachbar-ten Stadtteil Eilendorf, während im Ostviertel eher Verbindungen zu den innenstadtnahen Quartieren Rehmviertel und Steffensviertel bestehen.

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Wegen der baulichen und sozialen Probleme wird Aachen-Ost seit Ende 1999 vom Land NRW als „Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf“ und anschließend durch das Bund-Länder-Förderprogramm Soziale Stadt als „Stadtteil mit besonderem Entwicklungsbedarf“ gefördert. Den Unter-schieden der beiden Stadtteile wird dabei insofern Rechnung getragen, als dass in jedem Viertel ein Stadtteilbüro eingerichtet wurde, das Be-wohnern und Akteuren als lokale Anlaufs- und Vermittlungsstelle dient. Die Büros werden mit dem Auslaufen der Förderung Ende 2009 voraus-sichtlich geschlossen werden.

Das Fördergebiet ist nicht exakt deckungsgleich mit den statistischen Stadtbezirken Panneschopp (Ostviertel) und Rothe Erde. Statistische An-gaben, die in diesem Bericht zu Aachen-Ost gemacht werden, entspre-chen also nur in etwa den Verhältnissen im Stadterneuerungsgebiet.

Die Situation in den Stadtteilen Rothe Erde und Ostviertel wird im Fol-genden näher erläutert.

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Das Stadterneuerungs-gebiet Aachen-Ost aus der Luft (Stadt Aachen

o.J.; durch team2 ergänzt)

Ostviertel

Rothe Erde

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Rothe Erde

Der Stadtteil Rothe Erde hat eine lange Geschichte, die lange nichts mit der Stadt Aachen zu tun hatte. Bereits 1369 gibt es Aufzeichnungen über eine kleine Wohnsiedlung im heutigen Stadtteil Rothe Erde. Erst 1906 wurde es in die Stadt Aachen eingemeindet. Bei den Bewohnern des Vier-tels wird noch heute ein Bedürfnis nach Eigenständigkeit beobachtet (Stadt Aachen o.J., 31ff).

1847 wurde nahe der Wohnsiedlung ein Eisenwalz- und Hammerwerk ge-gründet. Durch diese Arbeitsgelegenheit wuchs die Siedlung rasch; Arbei-ter kamen von weit her in den Stadtteil und wohnten teilweise unter der Woche in schlecht ausgestatteten Notunterkünften. Das Hüttenwerk war der Lebensmittelpunkt der Bewohner im Stadtteil; nach der Jahrhundert-wende arbeiteten hier rund 4000 Menschen. Als das Werk 1923 stillge-legt und drei Jahre später abgerissen wurde, traf das die Bewohner des Viertels hart; die traditionelle Bindung zwischen Siedlung und Werk ging verloren. In Rothe Erde ist der Verlust dieser Ortsteilidentität bis heute spürbar. Auch als nach dem zweiten Weltkrieg neue Industriebetriebe nachrückten, konnte sie nicht wieder hergestellt werden: Heute bestehen zwischen Viertel und Werk nur noch räumliche Bezüge, denn Arbeiter wohnen nur noch zu einem kleinen Teil im Quartier (Stadt Aachen o.J., 31). Durch das Reifenwerk sind die Bewohner erheblichen Geruchsbeläs-tigungen ausgesetzt: Im Viertel stinkt es häufig nach Gummi.

Der Stadtteil Rothe Erde besteht überwiegend aus großflächigen Indust-riearealen. Wohnnutzungen finden sich nur in kleinerem Umfang am nörd-lichen und östlichen Rand des Stadtteils entlang des Berliner und Madri-der Rings. Ende 2007 sind hier knapp 2.700 Menschen gemeldet. „Le-bensader“ in Rothe Erde ist die Hüttenstraße, eine Durchgangsstraße, die durch ein dichtes Nebeneinander von Wohn- und Gewerbenutzungen so-wie durch hohe Belastungen durch Bus- und Schwerlastverkehr geprägt ist. Über die Hüttenstraße sind die Bewohner mit dem unmittelbar an-grenzenden Stadtteil Eilendorf verbunden. Güter des täglichen Bedarfs finden Bewohner entweder in Eilendorf oder in großen Supermärkten am Rande des Industriegebietes.

Das Ostviertel

Das Ostviertel ist ein typisches Stadterweiterungsgebiet aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Wohnnutzungen schließen im Süd-Wes-ten an die Josef-von-Görres-Straße, die Stolberger Straße und den Adal-bertsteinweg an und schließen die bereits früher bebaute Elsassstraße ein. Blockrand-Bebauungen prägen das Bild. Im Nord-Osten befinden sich großflächige Gewerbeareale. Ende 2007 sind im Ostviertel knapp 7.900 Menschen gemeldet.

Um die Jahrhundertwende waren in dem Gebiet 60-70% der Erwerbstätigen Tagelöhner, Hüttenarbeiter und Militärangehörige; noch bis in die 60er Jahre befand sich im heutigen Kennedypark eine Kaserne (Stadt Aachen o.J., 29).

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Eindrücke aus Rothe Erde: Eisenbahn-Tunnel am An-fang der Hüttenstraße. Der Blick zeigt aus Rothe Erde hinaus.

Repräsentative Industrie-Architektur am Eingang der Hüttenstraße

Leerstände in den kleinen Läden in der HüttenstraßeGroßer Supermarkt im Schnittstellenbereich zwischen Industrie- und Wohngebiet – eine der wenigen Ein-kaufsmöglichkeiten in Rothe Erde

Alte Wohnhäuser in der Hüttenstraße Alte Wohnhäuser in der Hüttenstraße

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Wohnhäuser in der Barbarastraße Pfarrkirche St. Barbara in der Hüttenstraße

Die kleinen Siedlerhäuser am Fringsgraben grenzen direkt an das Industriegebiet an.

Siedlerhäuser am Fringsgraben

Unwirtlicher Straßenraum in der Weißwasserstraße, in der auch Menschen wohnen.

Ende der Hüttenstraße; hinter der Kreuzung beginnt der Stadtteil Eilendorf.

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Eindrücke aus dem Ostviertel: Blick in die Elsassstraße vom Adalbertsteinweg

Einer der Gemüseläden in der Elsassstraße

Eines der Cafés in der ElsassstraßeTürkische Gastronomie in der Elsassstraße

Mann vor einem türkischen Café Grillen im Kennedypark

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Pfarrkirche St. Josef und Fronleichnam an der Düppelstraße

Yunus-Emre-Moschee in der Stolberger Straße

ReichswegGründerzeitliche Wohnhäuser in der Alsenstraße

Stolberger Straße – Blick auf das Industriegebiet Rothe Erde

Bahnhof Rothe Erde am Rande des Ostviertels

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Anders als Rothe Erde hat das Ostviertel eine klare Mitte, in der das Le-ben spielt: In und an der historischen Elsassstraße finden Bewohner alles was man für den täglichen Bedarf braucht: Gemüseläden, einen Metzger, einen Zeitungsladen, einen Drogerie-Discounter, eine Bank, Friseure, Ca-fés, Kneipen, Restaurants – bunt, kleinteilig, für den kleinen Geldbeutel und deutlich türkisch geprägt. Die Einkaufszeile, der an die Elsassstraße angrenzende Elsassplatz und der angrenzende Kennedypark sind leben-dige Treffpunkte für Menschen aller Altersgruppen und Nationalitäten. Gespräche mit Interviewpartnern in den Cafés werden immer wieder un-terbrochen, um Bekannte zu grüßen. Man kennt sich, und ein türkischer Bewohner im Viertel schwärmt: „Das ist hier wie in einer großen Familie. Hier bin ich zu Hause.“

Rund um den Elsassplatz findet man in fußläufigen Entfernungen alles, was den Stadtteil so gut wie autark macht: Schulen, Kindertagesstätten, Seniorenheime, Kinder- und Jugendzentren, Bibliotheken, eine Kirche, ei-nen Friedhof, ein Bürgerzentrum, Moscheen, Busanbindungen – selbst ein Bahnhof ist quasi „um die Ecke“.

Die umtriebige Kiez-Idylle im Ostviertel aber kann nicht darüber hinweg täuschen, dass es auch hier große Probleme gibt. Sie sind vergleichbar mit denen in Rothe Erde.

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Straßenkarte: Das her-vorgehobene Gebiet ist das Stadterneuerungs-

gebiet Aachen-Ost. (http://aachen.de/DE /stadt_buerger/politik_verwaltung/stadtteilb

uero/einrichtungen/stadtteilplan_aachen_ost.h

tml; durch team2 ergänzt)

Rehmviertel

Steffensviertel

Frankenberger Viertel

Ostviertel

Rothe Erde

Eilendorf

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Die Situation in Aachen-Ost

Nach Einschätzung der Verantwortlichen für die Stadterneuerung werden die baulich-räumlichen Aufgaben in Aachen-Ost weitgehend bearbeitet sein, wenn Ende 2009 die Soziale-Stadt-Förderung ausläuft. Im Förder-zeitraum wurden Straßen, Plätze und Grünflächen aufgewertet, was zu sichtbaren Verbesserungen geführt hat. Gleichwohl sind insbesondere in Rothe Erde Leerstände und stark sanierungsbedürftige Häuser augen-scheinlich. Die sozialen Herausforderungen in beiden Stadtteilen beste-hen weiterhin:

Die Arbeitslosigkeit unter den Bewohnern und insbesondere unter den Jugendlichen ist groß. In den Wahlbezirken Panneschopp (Ostviertel) und Rothe Erde war die Arbeitslosenquote Ende 2005 mit 22,1 und 22,2% mit Abstand höher als in jedem anderen Aachener Stadtbezirk. Im Ver-gleich: In der Gesamtstadt betrug sie zur gleichen Zeit 9,7% (Stadt Aachen 2007, 77). Überdurchschnittlich viele Menschen leben von der Sozialhilfe.

Die Ausländerquote ist in Aachen-Ost mit 32,7% mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtstadt (14,2%). Dabei berücksichtigen diese Zah-len lediglich die Personen, die keinen deutschen Pass haben. Hinzu kommen ungezählte Menschen mit Migrationshintergrund, die zwar einen deutschen Pass haben, sich aber als Türken, Iraner oder Marokkaner füh-len. 42,9% aller in Aachen-Ost lebenden Ausländer sind Türken; sie bil-den die größte Migranten-Gruppe im Stadtteil (Vergleich Gesamtstadt: 20,7%). Weitere große Gruppen in Aachen-Ost bilden Griechen und Men-schen aus dem ehemaligen Jugoslawien; hierüber hinaus leben Bewohner aus vielen weiteren Nationen im Ostviertel und in Rothe Erde.

Tabelle: Statistische Grunddaten Aachen-Ost und Gesamtstadt

Aachen-Ost Gesamtstadt

Einwohnerzahl* 10486 250667

Zahl der Haushalte** 5597 139755

Haushaltsgröße** (Personenanzahl)

1,86 1,81

Minderjährigenqoute* 17,6% 14,9%

Altenquote (>65 J.)* 14,5% 17,8%

Arbeitslosenquote**** 22,2% 9,70%

Anzahl Arbeitslose*** 1491 15634

Anzahl SGBII-Empfänger*** 1234 11424

Ausländerquote* 32,7% 14,2%

Davon Türken* 42,9% 20,7%

*Stand: 31.12.2007 / ** Stand: 31.12.2006 / *** Stand: März 2007 / Quelle: Auskunft von Bernd Müller/Stadt Aachen vom 27. März 2008**** Stand: 31.12.2005, Quelle: Stadt Aachen 2007

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Offenbar identifizieren sich nicht alle Bewohner gleichermaßen mit ihren Stadtteilen: Die Bevölkerungszahl in Aachen-Ost ist insgesamt zwar sta-bil; die Anzahl der Haushalte, die zu- oder wegziehen, ist jedoch über-durchschnittlich. Rothe Erde und das Ostviertel sind für viele, die es sich leisten können, nur Durchgangsstationen. Im Jahr 2005 wurden in den Wahlbezirken Panneschopp (Ostviertel) und Rothe Erde insgesamt 4093 Zu- und Fortzüge gezählt. Das bedeutet: Rund 40% der Stadtteilbevölke-rung wechselte den Wohnort (Stadt Aachen 2007, 28f). Ein Türke, der das Viertel sein Zuhause nennt, stellt fest: „Früher haben sich die Leute mehr geholfen. Heute kennen Deutsche die neuen Ostviertler nicht mehr, und es gibt viel mehr Vorurteile gegenüber Türken.“

Lehrer und Erzieherinnen bemerken, dass in vielen Familien schon Mitte des Monats das Geld nicht mehr reicht, um ihren Kindern ein Frühs-tücksbrot in die Schule mitzugeben oder um das Mittagessen in der Kin-dertagesstätte zu bezahlen. Sozialarbeiter beschreiben, dass vielen Men-schen mit und ohne Migrationshintergrund im Viertel Orientierung und Perspektiven fehlen.

Für Kinder und Jugendliche insbesondere aus Migrantenfamilien ist dies fatal: In vielen Familien ist Eltern das deutsche Schul- und Ausbildungs-system fremd. Daher und aufgrund von Sprachdefiziten können sie ihre Kinder in der Schule und während der Ausbildung kaum unterstützen. Kinder wachsen mit Gewalterfahrungen auf und sind auf sich alleine ge-stellt. Was für die jungen Menschen ein Problem ist, kann auch eines für die Gesellschaft werden: Jugendliche suchen Schutz in Cliquen, die Dro-gen konsumieren und sich einen Spaß daraus machen, alte Menschen zu beschimpfen oder Leute abzuziehen. Bewohner beklagen, dass sie sich in den Straßen der Viertel nicht mehr sicher fühlen (AN 02.06.2007).

„Womit wir heute kämpfen, ist die verpasste Integration der ersten Migrantengeneration“, beschreibt ein deutscher Jugend-Sozialarbeiter die Situation von Migranten. Ein türkischer Kenner der Szene stellt fest, dass Migranten in der deutschen Aufnahmegesellschaft heutzutage häufig dis-kriminiert werden. Er beschreibt, wie schwierig es ist, als Ausländer im Ostviertel eine Wohnung zu bekommen, oder sich bei Ämtergängen zu-recht zu finden: „Leute, die sich mit Ämtern nicht auskennen, werden dort gefressen.“

Die bedenklichen Realitäten in Aachen-Ost werden in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Eine Folge, die die Abwärtsspirale verstärkt, ist der Stempel, den Menschen im Ostviertel und in Rothe Erde tragen: Es ist ein Stigma, in Aachen-Ost zu wohnen. Lehrer beobachten, dass Jugendliche Bewerbungen vielfach ungeöffnet zurückbekommen; die Kenntnis über den Wohnort der Bewerber reicht offenbar aus, um sie abzulehnen. Ver-mieter berichten von Schwierigkeiten, ihre Wohnungen an Deutsche und an Mittelschichten zu vermieten; sie wollen in Aachen-Ost nicht wohnen. Die einen kommen aus ihren Vierteln nicht heraus, die anderen wollen nicht hinein: Die Stadtteile segregieren weiter.

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Engagement-Katalog

„Sie suchen nach Engagement in Aachen-Ost? Da werden Sie ja wohl kaum etwas finden.“ – „Die Leute hier engagieren sich nicht.“ Diese und andere negative Einschätzungen bekamen wir vor Beginn und auch wäh-rend unserer Recherchen immer wieder zu hören. Umso erfreulicher ist es, dass wir im Stadtteil sehr viel Engagement in sehr unterschiedlichen Bereichen gefunden haben:

•  von Aachen-Ost-Bewohnern und von Menschen, die nicht im Stadtteil wohnen,

•  in Organisationen und Einrichtungen, die im Stadtteil ihren Sitz haben oder

• Engagement, das deutlich für den Stadtteil oder für Menschen im Stadt-teil wirkt.

Dabei sind unsere Erhebungen noch lange nicht vollständig. Sie sind le-diglich „Punktbohrungen“ in verschiedene Handlungs- und Lebensberei-che hinein. Auch wenn wir uns dabei darum bemüht haben, ein breites Aktivitätenspektrum abzubilden, decken unsere Funde nicht alle Aktivi-tätsfelder in Aachen-Ost ab. Um einen Eindruck von den „schwarzen Lö-chern“ dieser Studie zu vermitteln, sind im letzten Kapitel dieses Kata-logs – wiederum ohne Anspruch auf Vollständigkeit – Organisationen und Einrichtungen im Untersuchungsgebiet aufgeführt, denen wir nicht näher nachgegangen sind.

In den nächsten Abschnitten sind die vielen sehr unterschiedlichen Aktivi-täten aufgeführt, auf die wir während unserer Recherche stießen. Dabei unterscheiden wir nicht zwischen dem Ostviertel und Rothe Erde. Das Material ist sehr heterogen, manche Beschreibungen gehen in die Tiefe, andere bleiben – entsprechend unserer Informationsbasis – an der Ober-fläche. Im Zusammenhang betrachtet machen sie jedoch deutlich: Das Leben in Aachen-Ost und in der Stadt Aachen wäre um einiges ärmer, gä-be es nicht die vielen Menschen, die sich engagieren.

Die freiwilligen Aktivitäten, die wir in Aachen-Ost aufgespürt haben, sind im folgenden Engagement-Katalog den Organisationen und Einrichtungen zugeordnet, denen sie entspringen oder (seltener) in denen sie wirken. Hieraus ergibt sich folgende Grundgliederung:

• Nicht oder wenig organisiertes Engagement,

• Engagement in Vereinen, Verbänden, Stiftungen und Parteien,

• Engagement in Einrichtungen der Wohlfahrtspflege,

• Engagement in sonstigen Einrichtungen und sonstiges Engagement.

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Nicht oder wenig organisiertes Engagement

Einzelaktivitäten

Beteiligung an den Kommunalwahlen 2004

In 2004 wurde in Aachen der Stadtrat neu gewählt. Während die durch-schnittliche Wahlbeteiligung in der Stadt Aachen geringe 56,3% betrug, lag die Beteiligung im Untersuchungsraum noch deutlich darunter: Im Wahlkreis Rothe Erde beteiligten sich 37,35%. Im Wahlkreis Panneschopp (Ostviertel) gaben gerade einmal 34,26% ihre Stimme ab. In beiden Wahlkreisen erhielten SPD-Politiker die Direktmandate (www1.regioit- aachen.de/wahlen/kommunalwahl).

Unterschriftensammlung für den Erhalt der Post

Eine Politikerin hat vor einigen Jahren eine Unterschriftenaktion zum Er-halt der Postfiliale im Ostviertel initiiert und durchgeführt. Rund 800 Un-terschriften sind hierdurch zusammengekommen. Die Aktion war leider nicht erfolgreich (Interview 14).

Hilfen beim Ausfüllen von Behörden-Anträgen

Ein gehbehinderter Grieche aus dem Ostviertel unterstützt privat Lands-leute dabei, Anträge bei Behörden zu stellen. Da ihm die Wege zu seiner „Kundschaft“ häufig schwer fallen, fragte er im Stadtteilbüro in der El-sassstraße an, ob er das Stadtteilbüro einmal monatlich für seine Bera-tungen nutzen kann (Interview 8).

Während der Grieche mit der Anfrage im Stadtteilbüro einen Schritt in die Öffentlichkeit wagt, sollte die Mitarbeiterin eines Büros im Ostviertel vermutlich eher inkognito bleiben. Sie berät Menschen beim Ausfüllen ihrer Arbeitslosengeld-Anträge ohne ausdrückliche Erlaubnis ihres Arbeit-gebers während ihrer Arbeitzeit. Zum Ausgleich macht die Angestellte Überstunden, die sie nicht berechnet.

Nachbarschaftliche Finanzhilfe

Die Aachener Nachrichten berichteten von einer Beobachtung, die die Vorsitzende der Aachener Tafel e.V. in ihrem Umfeld im Ostviertel machte: Einer Frau wurden nach einer schweren Operation von ihrem Arzt Vitami-ne empfohlen, die von der Kasse nicht bezahlt wurden. Für die Vitamine musste sie drei Monate lang je 150 Euro aufwenden. Die Frau konnte sich

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die teure Medizin nur leisten, weil ihr eine Nachbarin bei der Finanzie-rung half (AN 21.12.2006).

Beetpflege

Die Rabatten an der Ecke Sedanstraße/Elsasstrasse brauchen nicht mehr zu leiden: Eine Bewohnerin aus dem Ostviertel gießt sie, wenn es nötig ist. Das Wasser hierfür holt sie sich aus der angrenzenden Dresdner Bank. Die Frau fragte im Stadtteilbüro nach, ob sie die Blumen pflegen dürfe (Interview 8).

Stadtteil-Versorger

Ganz in der Nähe des Spielhauses an der Düppelstra-ße wohnt ein Rentner, der auf kreative Weise Bedürfti-ge mit Lebensmitteln und selbstgekochten Speisen eine Freude bereitet:

• Der Rentner holt regelmäßig von lokalen Geschäfts-leuten Obst, Gemüse und Backwaren ab, die nicht mehr zu verkaufen sind. Aus dem Gemüse bereitet er Speisen zu, die er den männlichen Stammgästen auf den Parkbänken am Kennedy-Park gibt. Hin und wie-der profitieren auch die Mitarbeiter im Spielhaus an der Düppelstraße von der Kochlust des Rentners; im Frühjahr 2008 beispielsweise brachte er ihnen ein Mittagessen: Braten mit Bohnen, Klößen und viel Sauce. Obst und Backwaren werden von dem Rentner ebenfalls in seinem Umfeld verteilt (Interview 7).

• Der Rentner sammelt regelmäßig herumliegende Bierflaschen im Ken-nedy-Park ein und entsorgt sie. Von den Erlösen aus den Pfandflaschen richtet er einmal im Jahr – meist im Mai – einen Grillabend im Kennedy-Park aus, zu dem er Parkbank- und Parknutzer einlädt (Interview 7).

Stadtteil-Kümmerer

Eine Ostviertel-Bewohnerin war früher aktives Mitglied einer Elterninitiati-ve. Sie hat einen Spielplatz mitgeplant und ruft bei ihrer Wohnungsgesell-schaft an, wenn sie den Eindruck hat, dass Nachbarn in ihrer Wohnung nicht zurechtkommen. Ein Bewohner – für seine vielfältigen Aktivitäten „stadtbekannt“ – hat sich darum gekümmert, dass eine 10-köpfige Fami-lie aus seiner Nachbarschaft eine größere Wohnung erhält. Die Frau und der Mann leben im Ostviertel und kümmern sich wie manch andere Men-schen auch um ihre Mitbürger im Stadtteil (Interview 11).

Manche Bürger setzen sich für Belange ein, die über ihre eigenen Interes-sen und über eine weit verbreitete Beschwerde-Mentalität hinausgehen, beobachtete eine Mitarbeiterin der Wohnungsgesellschaft GeWoGe. Sie

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Braten mit Knödeln und Bohnen: Ein Rentner versorgt die Mitarbeiter im Spielhaus mit Selbst-gekochtem (Foto: Helmut Reuling).

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wird ebenso wie die politischen Gebietsvertreter angerufen, wenn Bürger auf Handlungsbedarfe aufmerksam machen wollen (Interview 11, Inter-view 14). Das Engagement solcher Stadtteil-Kümmerer findet meist im Stillen statt; bemerkt wird es oft nur von Mitwissern und denen, die in den Verwaltungen und in der Politik am anderen Ende des Telefons sitzen.

Es ist ja auch Engagement, wenn sich Leute über ihre eigenen Interessen hi-naus kümmern – wenn sie bei uns anrufen, wenn sie von ihrem Nachbarn schon lange nichts mehr gehört haben, oder wenn sie finden, dass für die Kin-der mehr Spielgeräte aufgestellt werden müssen (Interview 11).

www.aachenerkinder.de

Nur wenige Hausnummern außerhalb des Stadterneuerungsgebietes Ro-the Erde wohnt ein Mann, der die Internetseite www.aachenerkinder.de initiiert hat, seither pflegt und weiterentwickelt. Www.aachenerkinder.de informiert sehr umfänglich über Angebote für Kinder und Familien in Aachen und Umgebung. Eingerichtet hat der Mann die Seite im Jahr 2000; bei der Unterhaltung und Weiterentwicklung der Seite wird er von seiner Frau unterstützt.

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Bildschirmfoto von www.aachenerkinder.de

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Mit den Jahren ist der Internet-Service immer größer geworden. Mittler-weile kann man sich auf www.aachenerkinder.de über Angebote etwa in den Bereichen Sport, Medien, Theater, Tiere, Spielplätze, Städte, Zeitge-schichte, Kinder, Schule und Lernen informieren.

Die Seite wurde sechs Jahre lang ausschließlich unentgeltlich aufgebaut. Im Jahr 2006 beschloss das Ehepaar jedoch, dass es so nicht weiterge-hen kann; der Aufwand zur Unterhaltung der Seite ist zu hoch geworden. Seither enthält sie auch kommerzielle Anzeigen. Der Ertrag aus diesen Anzeigen entlohnt jedoch bei weitem nicht die Arbeitszeit, die in dieses Projekt investiert wird. 2005 wurde der Initiator und Betreuer der Seite www.aachenerkinder.de mit dem „Prädikat Kinderfreudlich“ der Stadt Aachen ausgezeichnet (Gespräch 7).

Dokumentarfilme über Aktivitäten im Stadtteil

Ein arbeitsloser Hobbyfilmer türkischer Herkunft begrüßt alle Aktivitäten, die das Ostviertel aufwerten und die Menschen helfen, Perspektiven zu entwickeln; der Stadtteil ist sein Zuhause. Aus diesem Grund hat der Mann verschiedene Aktivitäten im Stadterneuerungsgebiet Aachen-Ost filmisch dokumentiert: ein Sommerfest in der Barbarastraße, einen Archi-tekturwettbewerb, der für den Neubau der Yunus-Emre-Moschee durchge-führt wurde und eine Woche der Ernährung – eine Aktion, die in Schulen und Jugendeinrichtungen in Aachen-Ost vom 13.-17.11.06 stattgefunden hat. Die Filme können von den Stadtteilbüros ohne Gegenleistung ver-wendet werden (Interview 8, Interview 17).

Mir ging es ziemlich schlecht, und da habe ich mich gefragt: „Was kannst du?“ Jetzt mache ich Filme und schreibe für die Hürriyet über das Ostviertel, alles ohne Bezahlung (Interview 17).

Gemeinschaftsaktivitäten

Gemeinschaftliche Freizeitgestaltung

Der Kennedypark im Aachener Ostviertel ist bei gutem Wetter ein wahrer Anziehungspunkt für Menschen aller Altersgruppen. Mütter treffen sich mit ihren Kindern auf dem Spielplatz, Familien picknicken auf den Wie-sen, Jugendliche verabreden sich häufig im Park zum Fußballspielen. Da-bei kommen auch ungewöhnliche Begegnungen zu Stande: Jugendlichen treffen sich hin und wieder auch mit den zuweilen alkoholisierten Stammgästen der Parkbänke zum Fußballspiel (Interview 7).

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Mitarbeit in einer Arbeitsgruppe Altenarbeit

Um die Seniorenarbeit in Rothe Erde und Eilendorf besser zu gestalten, hat sich die Arbeitsgruppe „Altenarbeit in Rothe Erde und Eilendorf“ ge-bildet. Mitglieder sind Mitarbeiter der Senioreneinrichtungen aus den Stadtteilen sowie eine ehrenamtliche Person, die in Eilendorf wohnt (In-terview 6).

Mitwirkung am Runden Tisch gegen Jugendgewalt

Auf Initiative eines Mitgliedes des Aachener Stadtrates wurde Mitte 2006 ein Runder Tisch eingerichtet. Ziel des Runden Tisches ist, die Jugendge-walt im Ostviertel einzudämmen. Mitglieder sind neben ihm (mindestens) Mitarbeiter der Polizei, des Jugendamtes, des Türkischen Zentrums, der Yunus-Emre-Moschee, des Spielhauses am Kennedy-Park, der Offenen Tür Talstraße, der Offenen Tür St. Josef, zwei Streetworker und zwei Bürge-rinnen. Der Runde Tisch trifft sich etwa einmal im Monat. Bislang hat er Zuständigkeiten, Handlungsmöglichkeiten und Grenzen der beteiligten Institutionen untereinander geklärt. Weiterhin wurde auf seine Initiative hin eine Stelle für einen türkischen Kenner der Jugendszene geschaffen. Er begleitet die beiden Streetworker im Gebiet bei ihrer Arbeit, die durch ihn leichter an die einschlägigen Jugendlichen heran kommen.

Die Mitglieder des Runden Tisches sind zum Teil bezahlte Mitarbeiter von Institutionen, zum Teil sind es Ehrenamtler. Ehrenamtlich dabei sind mindestens die beiden Bürger, eine Ratsfrau sowie die Vertreter des Tür-kischen Zentrums und der Yunus-Emre-Moschee. Möglicherweise enga-giert sich darüber hinaus auch der eine oder andere Institutionen-Vertre-ter unentgeltlich, denn die Sitzungen beginnen in der Regel erst um 17:00 Uhr – zu einer Zeit also, zu der zumindest ein Teil der Teilnehmer regulär Feierabend haben dürfte (Interview 14).

Studies helfen Kids

Studentinnen und Studenten mehrerer Aachener Hochschulen haben ein vorbildliches soziales Projekt auf die Beine gestellt: Sie helfen Schülern in benachteiligten Vierteln kostenlos beim Lernen. Hierzu gehen sie da-hin, wo die Schüler sind: in Schulen und Jugendeinrichtungen. Im Ost-viertel sind die Studenten mindestens in der Yunus-Emre-Moschee, im Geschwister-Scholl-Gymnasium und in der Förderschule am Kennedypark aktiv. Sie helfen bei den Hausaufgaben, geben Nachhilfeunterricht oder unterstützen Kinder und Jugendliche in ihren Klassen, wenn sie Lern-schwierigkeiten haben (AWO u.a. 2004, 27, Interview 5). In der Schule am Kennedypark betreuen drei Studentinnen Schüler einmal wöchentlich im Unterricht und zudem bei außerschulischen Veranstaltungen, etwa bei Theaterbesuchen oder Ausflügen (Interview 5).

Die kontinuierliche Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen lohnt sich: Viele ausländische Schüler sprechen durch die Hilfen besser deutsch. Bei einigen Schülern der 4. Klasse führte die Unterstützung teilweise dazu,

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dass sie auf höhere weiterführende Schulen gehen können. Zudem wer-den durch das Projekt Kontakte zwischen unterschiedlichen sozialen Gruppen hergestellt, und die Integration von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien wird verbessert (AWO u.a. 2004, 27).

Das Projekt wird ausschließlich ehrenamtlich durchgeführt. Kosten ent-stehen lediglich für Handzettel und Plakate, mit denen neue Studenten angeworben werden. Die geringen Kosten in Höhe von jährlich 200 Euro finanziert das Stadtteilbüro Aachen-Ost aus dem Förderprogramm Sozia-le Stadt.

Das Projekt „Schüler helfen Kids“ wurde im Jahr 2004 mit dem Soziale-Stadt-Preis ausgezeichnet. Zum Zeitpunkt der Projektauswahl für die Ver-gabe des Preises engagierten sich 20 Studierende aus vier Aachener Hochschulen in diesem Projekt (Rheinisch-Westfälische Technische Hoch-schule, Fachhochschule, Katholische Fachhochschule, Musikhochschule; AWO u.a. 2004, 27). 2006 halfen allein 14 Studierende an der Schule am Kennedypark, 2007 ging die Zahl jedoch auf drei zurück, da dem Projekt sein Koordinator abhanden gekommen ist (Interview 5).

Engagement in Vereinen, Verbänden, Stiftungen und Parteien

Aachen Ditib Türkisch-Islamische Gemeinde e.V.

In der Stadt Aachen gibt es mindestens sechs Moscheen; vier von ihnen befinden sich in Aachen-Ost. Die im Ostviertel an der Stolberger Straße 209 gelegene Yunus-Emre-Moschee ist – gemessen an den Besucherzah-len – die größte Moschee in Aachen und Umgebung. Mehr als 600 Män-ner aus ganz Aachen kommen jeden Freitag zu den Mittagsgebeten, an Feiertagen können es 2000-3000 Gläubige werden. Die Moschee wird ü-berwiegend von türkischen Sunniten genutzt, aber auch für Muslime aus anderen Nationen ist sie ein Anziehungspunkt (Schlief 2004, 40).

Die Yunus-Emre-Moschee ist mit ihrem Trägerverein „Aachen Ditib Tür-kisch-Islamische Gemeinde e.V.“ dem deutschen Dachverband „DITIB – Türkisch-Islamische Union, der Anstalt für Religion e.V.“ in Köln ange-schlossen. Deutsche DITIB-Gemeinden werden vom türkischen Staat un-terstützt. So ist der Imam in der Yunus-Emre-Moschee ein türkischer Be-amter, der vom türkischen Generalkonsulat ein Gehalt erhält (Interview 9). Die lokalen Ortsgemeinden sind rechtlich und wirtschaftlich selbstän-dige Vereine, die aber die gleichen Prinzipien und Zwecke wie ihr Dach-verband verfolgen (www.ditib.de/default1.php?id=5&sid=9&lang=de).

DITIB ist nach eigenen Angaben die mitgliederstärkste Migrantenorgani-sation in Deutschland. Ihre Ziele stehen im Einklang mit dem Grundge-setz der Bundesrepublik. Die lokalen Vereine verfolgen religiöse, kulturel-le, wohltätige und sportliche Zwecke; sie legen „Wert auf Freundschaft-

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lichkeit, Achtung, Nachsicht, Toleranz und Solidarität der Menschen un-tereinander und gegenüber anderen Glaubensangehörigen.“ (www.ditib.de/default1.php?id=5&sid=9&lang=de).

In dem Aachener Moscheen-Verein engagieren sich viele Freiwillige. Die freiwilligen Aktivitäten sollen weiter ausgebaut werden, sobald mehr Raum vorhanden ist (Interview 9).

Wenn wir mehr Platz hätten, würden wir gerne mehr anbieten, Volkstanz- oder Musikkurse zum Beispiel. Heute nutzen wir vielfach Räume des Geschwister-Scholl-Gymnasiums mit (Interview 9).

Vorstandsarbeit

Der Verein „Aachen Ditib Türkisch-Islamische Gemeinde e.V.“ hat einen 10-köpfigen, ehrenamtlich arbeitenden Vorstand sowie zwei Ehrenpräsi-denten. Der Vorstand besteht aus einem Präsidenten, einem Vizepräsi-denten, einem Buchhalter, einem Sekretär, einem Verantwortlichen für Bauvorhaben, zwei Verantwortlichen für Öffentlichkeitsarbeit, einem Ver-antwortlichen für ausländische Angelegenheiten, einem für die Ramadan-Organisat ion und zwei Verantwor t l ichen für d ie Moschee (www.yunusemre-aachen.de).

Spendensammlungen für eine neue Moschee

Die Räumlichkeiten in der Yunus-Emre-Moschee sind sehr begrenzt. Die Vereinsaktivitäten finden in einer ehemaligen Tankstelle und Kfz-Werkstatt sowie in zusätzlich aufgestellten Containern statt. Bei größeren Feierlich-keiten passt nur ein Teil der Gläubigen in den Gebetsraum hinein. Sie be-ten dann auch im Freien auf dem der Moschee vorgelagerten Parkplatz (Schlief 2004, 40).

Der Aachener Ditib-Verein möchte daher am angestammten Standort eine neue Moschee errichten. Die Pläne für den Neubau sind weitgehend fer-tig. Ob die neue Moschee allerdings auch gebaut werden kann, wird da-von abhängen, ob es gelingt, hierfür die nötigen Gelder zusammen zu be-kommen (Interview 9). Die Baukosten für die Moschee werden voraus-sichtlich drei bis vier Millionen Euro betragen. Finanziert werden soll das Vorhaben über Mitgliedsbeiträge und Spenden (www.aachen.de/DE/ archiv/archiv_stadt_buerger/archiv_stadt_buerger_aktuelles/yunus_emre_mosche.html).

Der Verein ruft daher auf Festen und auf seiner Internetseite zu Spenden für den Moscheenbau auf, dem bislang bereits viele Unterstützer nach-kamen. In 2006 veranstaltete er einen einträglichen, überwiegend ehren-amtlich organisierten Wohltätigkeitsbasar im Geschwister-Scholl-Gymna-

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sium, deren Einnahmen dem Vorhaben zu Gute kommen werden. Die Veranstaltung sollte in 2007 wiederholt werden (Interview 9).

Bildungsangebote in der Yunus-Emre-Moschee

In der Yunus-Emre-Moschee können sich Kinder, Jugendliche und Erwach-sene von Ehrenamtlichen weiterbilden lassen: Schülern wird in den Ver-einsräumen Nachhilfeunterricht angeboten. Türken können an dreimona-tigen Deutschkursen teilnehmen; sie werden von einer ehrenamtlich ar-beitenden Deutschlehrerin geleitet. Den größten Stellenwert bei den Bil-dungsangeboten in der Moschee aber nimmt der Religionsunterricht ein (Interview 9).

Der Religionsunterricht wird von dem Imam der Moschee und seiner Frau gestaltet. Während der Imam im Rahmen seiner hauptamtlichen Tätigkeit lehrt, macht seine Frau dies ehrenamtlich. Sie ist an folgenden Angeboten beteiligt:

• An jedem Wochenende wird an Samstagen und Sonntagen Religionsun-terricht für Kinder und Erwachsene angeboten.

•  In den Schulferien können Kinder jeweils an drei Tagen in der Woche dienstags bis donnerstags Religionsunterricht besuchen. Gelehrt werden der Islam, der Koran, Kenntnisse über das Christen- und Judentum sowie türkische Heimatkunde.

• Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 10-12 Uhr bietet die Frau des Imams ohne Unterstützung ihres Mannes Religionsunterricht für Frauen an. Unterrichtet werden jeweils eine Stunde Koran und eine Stun-de Religion (Interview 9).

Leitung von Kultur- und Gesprächskreisen

Frauen und Mädchen können sich in der Yunus-Emre-Moschee einmal wö-chentlich unter der Anleitung von zwei Ehrenamtlerinnen treffen: Bei ei-nem Angebot sind Frauen wöchentlich dazu eingeladen, etwas miteinan-der zu machen; bei diesen Treffen nähen die Frauen, sie malen, unterhal-ten sich oder unterstützen einander in Haushaltsangelegenheiten. Bei ei-nem anderen Angebot erhalten Mädchen und junge Frauen im Alter von 15-20 Jahren Gesprächsmöglichkeiten (Interview 9).

Organisation von Fußball- und Billardturnieren

In der Yunus-Emre-Moschee werden hin und wieder Fußball- und Billard-turniere mit anderen Vereinen organisiert. Die Wettstreiter trainieren nicht regelmäßig im Moschee-Verein, sondern finden sich nur punktuell zu Aktionen zusammen. Die Turniere wurden bislang vom hauptamtlichen Imam der Moschee und von freiwilligen Helfern organisiert (Interview 9).

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Mithilfe bei der Organisation und Durchführung von Festen

In der Yunus-Emre-Moschee werden viele und große Feste gefeiert: Nach-barschaftsfeste, interreligiöse Feste und Feiern am Nationalfeiertag der Türkei beispielsweise sind feste Bestandteile im Gemeindeleben. Die Or-ganisation und Durchführung dieser Veranstaltungen beruht weitgehend auf ehrenamtlichen Schultern. Ein eindrucksvolles Beispiel ist der Ra-madan (Interview 9):

Zum Ramadan wird regelmäßig vor der Moschee ein großes Zelt aufge-baut. Täglich kommen hier durchschnittlich 500-600 Menschen zusam-men, um gemeinsam zu beten und zu essen. In 2006 haben sich über den gesamten Ramadan-Monat 206 Menschen freiwillig engagiert: Ein Koch hat für alle gekocht, fünf bis sechs Frauen haben Speisen gebracht, Männer haben eingekauft, es mussten das Zelt auf- und abgebaut, abge-waschen, aufgeräumt werden... Viele Menschen haben sich zudem mit einer Spende an dem geplanten Bau einer neuen Moschee beteiligt (In-terview 9).

Veranstaltungen des Moschee-Vereins finden aufgrund seiner begrenzten räumlichen Möglichkeiten häufig in der Aula des Geschwister-Scholl-Gymnasiums oder im Bürgerzentrum St. Fronleichnam an der Schles-wigstraße statt (Interview 9).

Gespräche über Integration in der Stadtverwaltung

Die Integrationsbeauftragte der Stadt Aachen hat in 2006 ein Treffen aller religiösen Gemeinden in Aachen organisiert, um mit ihnen über Integrati-on zu sprechen. Der hauptamtliche Imam der Yunus-Emre-Moschee hat gemeinsam mit zwei freiwilligen Mitgliedern des Moschee-Vereins an dem Treffen teilgenommen (Interview 9).

Aachener Laienhelfer Initiative e.V. (ALI)

Die Aachener Laienhelfer Initiative e.V. ist ein seit 1979 tätiger Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, seelisch erkrankte und von seelischer Erkrankung bedrohte Menschen in die Gesellschaft zu integrieren. Errei-chen will der Verein dies unter anderem durch die Förderung einer verständnisvollen Einstellung gegenüber diesen Personen und dem Aus-bau von Hilfsangeboten. Er setzt sich zudem für die Rechte und für an-gemessene Lebensbedingungen seelisch erkrankter Menschen ein (www.aachener-laienhelfer-initiative.de/verein/satzung.php#15, www. aachener-laienhelfer-initiative.de/über/index.php).

Der Verein ist aus einer Initiative von Laien, überwiegend Studenten der Sozialarbeit/Sozialpädagogik entstanden, die die Bedingungen in und außerhalb der Psychiatrie verbessern und die Betroffenen unterstützen wollten (ebd.).

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Heute ist die Aachener Laienhelfer-Inititative ein Trägerverein für zwei So-zialpsychiatrische Zentren. Eine dieser Kontaktstellen befindet sich im Ostviertel, in der Trierer Straße 6. Eine andere liegt deutlich außerhalb des Stadtteils in der Südstraße 6.

Die Aktivitäten des Vereins sind vielfältig. Um nur einige Beispiele zu nennen: Betroffene können sich in den Kontaktstellen unverbindlich tref-fen und beraten lassen. Erkrankten Menschen werden differenzierte Wohn- und ambulante Betreuungsangebote angeboten. Ein Integrations-fachdienst berät und unterstützt Betroffene bei der Arbeitssuche und be-gleitet Arbeitnehmer beim (Wieder-)Einstieg in das Arbeitsleben (www.aachener-laienhelfer-initiative.de).

Finanziert wird diese Arbeit aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, sonstigen freiwilligen Zuwendungen, aus öffentlichen Mitteln sowie aus eigenwirt-schaftlichen Zweckbetrieben (www.aachener-laienhelfer-initiative.de/ verein/satzung.php#15).

Wenngleich mittlerweile ein großer Teil der Vereins-Arbeit durch bezahlte, professionelle Kräfte geleistet wird, so hat das freiwillige Engagement von Bürgern bei der Laienhilfe auch heute noch einen großen Stellenwert:

Treffen mit Menschen mit Psychiatrie-Erfahrungen

Bei der Aachener Laienhelfer-Initiative gestalten ehrenamtliche „Bürger-helfer“ Begegnungen mit und zwischen Menschen, die Psychiatrie-Erfah-rungen gemacht haben. Jeden Donnerstag Abend bieten sie einen offenen Treff an, bei dem Betroffene Kontakte knüpfen, reden, spielen, Unterstüt-zung finden oder einfach nur da sein können. An jedem ersten Freitag im Monat veranstalten Freiwillige eine Disco. Sowohl die offenen Treffs als auch die Disco finden nicht im Ostviertel, sondern im Sozialpsychiatri-schen Zentrum in der Südstraße statt. Gleichwohl wird auch in der Trierer Straße für diese Angebote geworben. Zweimal im Jahr wird eine Wande-rung in der Eifel organisiert. Hinzu kommen Yoga- und verschiedene Kre-ativkurse, die von Bürgerhelfern für Besucher der Sozialpsychiatrischen Zentren angeboten werden (www.aachener-laienhelfer-initiative.de/detail /detail.php?id_text=45124&id_language=1&seite).

Gestaltung von Faltblättern und Aushängen

Außer bei der Gestaltung von Begegnung mit Menschen mit Psychiatrie-Erfahrungen können sich Ehrenamtliche bei der Aachener Laienhelfer-Ini-tiative auch in anderen Bereichen engagieren. So unterstützt ein Bürger-helfer den Verein bei der Gestaltung von Faltblättern und Aushängen. Auf der Internetseite und auf einem Faltblatt des Vereins werden Interessierte eingeladen, sich zu melden, wenn sie sich engagieren möchten (www.aachener-laienhelfer-initiative.de/detail/detail.php?id_text=45124&id_language=1&seite=).

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Besucherbeteiligung

Die Besucher der beiden Ali-Kontaktstellen sollen einen Einfluss auf die Auswahl der Menschen haben, die ihnen helfen. Bei der Aachener Laien-helfer-Inititative hat es daher Tradition, dass Besucher an Bewerbungsge-sprächen für neue Mitarbeiter teilnehmen.

Seit Ende 2005 werden die Besucher der beiden Zentren zudem regel-mäßig zu Vollversammlungen in die beiden Kontaktstellen eingeladen. Die Versammlungen geben den Besuchern ein Forum, eigene Ideen und Vor-stellungen an die Mitarbeiter heranzutragen. Alle zwei Jahre werden hier außerdem Besuchervertreter in den Ali-Beirat gewählt (siehe folgender Abschnitt ‚Mitarbeit in den Vereinsgremien’) (www.aachene r-laienhelfer-initiative.de/detail.php?id_text=45209&id_language=1&seite=).

Mitarbeit in den Vereinsgremien

Die Aachener Laienhelfer Initiative hat drei Organe, in denen sich Freiwil-lige engagieren: eine Mitgliedsversammlung, einen Aufsichtsrat und einen Beirat:

• Der Mitgliederversammlung gehören alle stimmberechtigten und för-dernden Mitglieder des Vereins an. Sie wählt den Aufsichtsrat und be-schließt über alle Vereinsangelegenheiten, die nicht von einem anderen Vereinsorgan zu verantworten sind.

•  Dem Aufsichtsrat gehören mindestens drei und höchstens sieben stimmberechtigte, ehrenamtliche Vereinsmitglieder an. Er bestellt den geschäftsführenden Vorstand, den er auch unterstützt, berät und kontrol-liert.

•  Im Beirat sind bis zu fünf Personen. Er besteht aus zwei Nutzern der Einrichtungen, einem Vertreter der Angehörigen, einem Vertreter der Bür-gerhelfer und einem Vertreter der hauptamtlichen Mitarbeiter. Der Beirat berät den Aufsichtsrat. Er arbeitet ehrenamtlich (www.aachener -laienhelfer-initiative.de/verein/satzung.php#15).

Selbsthilfe

Unter den Besuchern der Ali-Kontaktstellen haben sich soziale Netzwerke gebildet, die vieles leisten, was durch die professionellen und ehrenamtli-chen Angebote nicht erbracht werden kann: Die seelisch erkrankten Men-schen beraten sich gegenseitig, sie helfen sich bei der Tagesstrukturie-rung und intervenieren in Krisensituationen. Sie leisten Hilfestellungen im Alltag und besuchen andere Betroffene im Krankenhaus oder in der Psy-chiatrie. Sie verbringen gemeinsam ihre Freizeit, gehen miteinander essen oder laden sich gegenseitig ein. Dies geschieht alles oder überwiegend selbstorganisiert; die Professionellen und Ehreamtlichen bei der Aache-ner Laienhelfer-Initiative schaffen lediglich Gelegenheiten, bei denen Be-sucher der Kontaktstellen in einer rücksicht- und verständnisvollen Atmo-sphäre miteinander ins Gespräch kommen können.

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Engagierte Betroffene können sich in den Räumen der beiden Kontakt-stellen treffen. Aber nicht nur sie: Auch anderen Selbsthilfegruppen bietet die Aachener Laienhelfer Initiative an, ihre Räumlichkeiten zu nutzen (www.aachener-laienhelfer-initiative.de/detail.php?id_text=45209&id_language=1&seite=).

Aachener Tafel e.V.

In unmittelbarer Nähe des Ostviertels, in einem unscheinbaren Ladenlo-kal in der Goerdelerstraße kann man Blumenkohl, Möhren, Brot und an-dere Lebensmittel für wenig Geld kaufen. Möglich wird dies durch Le-bensmittelspenden, etwa von Produzenten, Einzelhändlern und Gastro-nomen. Die Waren werden durch den Verein von den Spendern abgeholt und im Laden verkauft.

Das Angebot wird immer beliebter: Die Anzahl der Kunden verdoppelte sich von 680 im Januar 2006 nahezu auf 1200 Menschen im Dezember 2006. Das bedeutet: Rund 3000 Menschen werden in der Goerdelerstra-ße regelmäßig mit Lebensmitteln versorgt; ein beträchtlicher Teil von ihnen wohnt im Ostviertel. Unübliche Öffnungszeiten von nur zwei Stunden an sechs Wochentagen nehmen sie in Kauf.

Erbracht wird diese Versorgungsleistung durch den gemeinnützigen Ver-ein Aachener Tafel e.V.. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Lebensmittel für einen geringen Unkostenbeitrag an Bedürftige abzugeben. Hierzu be-treibt er das Ladenlokal. Möglich wird dieser konstante Kraftakt durch sechs „Bürgerarbeiter“ (1-Euro-Jobber), zwei ABM-Kräfte, eine Praktikan-tin, durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und sehr viel freiwilliges Engage-ment (AN 21.12.2006; www.aachener-tafel.de/htm/laden.htm).

Freiwillige Arbeit für die Aachener Tafel

Die Aachener Tafel lebt von ehrenamtlichem Engagement. Die drei Ver-einsgremien, Vorstand, Mitgliederversammlung und Beirat, setzen sich aus Ehrenamtlern zusammen (www.aachener-tafel.de/htm/verein.htm). 50 Freiwillige helfen im Regelbetrieb mit (AN 21.12.2006). Sie helfen etwa beim Verkauf im Laden, beim Abholen der Waren oder bei der Werbung neuer Sponsoren (www.aachener-tafel.de/htm/mithilfe.htm). Eine Weih-nachtspakete-Aktion im Dezember 2006 wurde durch 15 Ehrenamtliche unterstützt (AN 21.12.2006). Das Herzstück des Vereins ist seine Vorsit-zende. Sie bringt üblicherweise 25 Stunden in der Woche in den Verein ein – ehrenamtlich (www.aachener-tafel.de/htm/verein.htm).

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Geld-, Lebensmittel- und Sachspenden

Die Aachener Tafel „lebt“ allein von Spenden (AN 21.12.2006, S. 15) – von Sach- und Lebensmittelspenden sowie von Geldspenden etwa für die Ladenmiete, den Strom und die Nebenkosten (www.aachener-tafel. de/htm/mithilfe.htm).

Für eine Weihnachtspakete-Aktion im Dezember 2006 schnürten Aache-ner Bürger liebevoll Pakete mit Süßigkeiten, Apfelsinen, Nudeln, Gebäck, Wein- oder Sektflaschen, Einmalgerichten und Konserven; in manchen Kartons waren auch Spielsachen. 1500 dieser Pakete wurden an den Sammelstellen im Alten Kurhaus in der Komphausbadstraße und beim Westdeutschen Rundfunk in der Karmeliterstraße abgegeben und schließ-lich an Bedürftige verteilt (AN 21.12.2006, www.aachener-tafel.de/htm/ aktweih_06.htm).

Bürgerstiftung Lebensraum Aachen

Die Bürgerstiftung Lebensraum Aachen ist eine junge Stiftung, die bür-gerschaftliches Engagement und Hilfe zur Selbsthilfe in der Region Aachen fördert und unterstützt. Um in der Region Aachen dauerhaft sinnvoll wir-ken zu können, sind die Stiftungszwecke so breit gefasst, dass sehr viele gesellschaftlich relevante Anliegen aufgegriffen werden können.

Die Stiftung beteiligt sich einerseits an der Finanzierung von Projekten anderer Trägerorganisationen. Andererseits bietet sie Bürgern eine Platt-form für eigenes Engagement: Wer in der Region Aachen Gutes auf die Beine stellen möchte, braucht hierfür keinen eigenen Verein oder keine eigene Stiftung zu gründen, sondern kann dies unter dem Dach der Bür-gerstiftung tun. Die Projektaktiven haben hierdurch weniger Verwaltungs-aufwand und können sich auf ihre Sacharbeit konzentrieren. Zudem sind sie Teil eines mittlerweile recht großen Netzwerkes, auf das sie zurück-greifen und in das sie ihre Anliegen kommunizieren können.

Die Stiftung arbeitet ausschließlich ehrenamtlich – ihre Erträge sind noch nicht so hoch, dass sie sich eine hauptamtliche Geschäftsstelle leisten könnte. Mittelfristig aber wird dies angestrebt, um dauerhaft nachhaltig wirken zu können. Die Erhöhung des Stiftungskapitals ist daher ein Kern-anliegen der Stiftung.

Die Geschäfte der Bürgerstiftung führt ein vierköpfiger Vorstand. Er wird von einem zehnköpfigen Stiftungsrat beraten, kontrolliert und gewählt. Gut 90 Bürger haben in das Stiftungskapital eingezahlt; sie bilden das Stifterforum, das den Stiftungsrat wählt. Stiftungseigene Projekte werden in Projektgruppen oder von einzelnen Projektverantwortlichen entwickelt und umgesetzt. Darüber hinaus helfen einzelne Freiwillige dem Vorstand bei seiner Arbeit. Unter den Aktiven sind auch Zeitstifter, also Menschen, die sich, ohne Geld ins Stiftungskapital gegeben zu haben, ehrenamtlich engagieren.

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Die Bürgerstiftung finanziert ihre Aktivitäten insbesondere aus Spenden und Zinseinnahmen. Ihre Geschäftsstelle befindet sich in der Aachener Innenstadt. Im Ostviertel ist und war die Stiftung mit drei Projekten und Aktivitäten aktiv (www.buergerstiftung-aachen.de).

Gripsgymnastik für Senioren

Ein emeritierter Mathematik-Professor und Stifter hat in der Bürgerstiftung eine Aufgabe gefunden, die ihn bald täglich beschäftigt. Er – selbst in be-tagtem Alter – bietet Senioren in Aachener Alten-einrichtungen ehrenamtlich und gebührenfrei Gripsgymnastik-Kurse an. Für diese Kurse hat der Professor unterhaltsame Zahlenspiele und Quer-denkereien entwickelt und zusammengestellt, die den Senioren helfen, geistig fit zu bleiben.

In 2007 ließ der Professor auch im Ostviertel, in der Seniorenresidenz der Arbeiterwohlfahrt in der Elsassstraße, seine Denksportaufgaben lösen – als Teil des Modellprojekts „Gesund älter werden im Stadtteil“. Ziel die-ses Projektes ist es, „ältere, sozial benachteiligte Menschen, die bisher nicht durch Angebote der Gesundheits- und insbesondere der Bewegungs-förderung erreicht wurden, in ihrem Lebensumfeld zu sensibilisieren und zu gesundheitsförderlicher Lebensweise zu aktivieren.“ (www.teamgesund heit.de/index.php?id =46.).

Das Modellprojekt wurde vom Betriebskrankenkassen-Bundesverband und -Landesverband NRW und dem Ministerium für Bauen und Verkehr NRW ins Leben gerufen. „Die Robert Bosch Stiftung finanziert eine Projekt-dokumentation und -Evaluation (www. team gesundheit.de/index.php?id =46). Das Stadtteilbüro hat bei der Organisation der Aachener Angebote geholfen (Interview 8).

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Ein emeritierter Mathe-matik-Professor hielt Senioren im Ostviertel mit Zahlenspielen und Querdenkereien fit. (Fotos: Brigitte Erm)

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Im Rahmen des Modellprojekts wurde in Aachen-Ost eine Kurs-Reihe initi-iert: Außer für die Gripsgymnastik wurde auf einem Plakat für wöchentli-che Entspannungsübungen und für Wirbelsäulentrainings geworben. Der Professor hat seinen Kurs ehrenamtlich angeboten; ob auch die anderen Kurse nicht honoriert wurden, ist nicht bekannt.

Das Gripsgymnastik-Angebot im Ostviertel wurde nach zwei bis drei Mo-naten aufgrund zu geringer Nachfrage eingestellt. Laut seinem Erfinder lag dies am Veranstaltungsort: In dem Haus in der Elsassstraße wohnen zu viele sehr alte Menschen, die sich für derlei Aufgaben nicht mehr inte-ressieren. Die Idee des Professors und der Hausleiterin, die Gripsgymnastik in einer anderen Einrichtung der AWO anzubieten, scheiterte laut dem Ehrenamtler daran, dass das Stadtteilbüro diese Initiative nicht weiter organisatorisch unterstützte (Gespräch 6).

Leitung des Projektes „K:enk – Kinder engagiert und kreativ“

In dem Projekt „k:enk – Kinder: engagiert und kreativ“ unterstützt die Bürgerstiftung Lebensraum Aachen Kinder und Jugendliche, eigene künst-lerisch-kreative Ausdrucksmöglichkeiten zu entwickeln. Im Rahmen von k:enk können sie – ohne dafür bezahlen zu müssen – Musikinstrumente lernen, Theaterstücke einüben, Choreografien erarbeiten, bildhauern... Sie erwerben damit Kompetenzen, die ihnen helfen, selbstbewusst und selbstbestimmt ihren Weg zu gehen.

Das Projekt k:enk steht noch am Anfang. In einem Pilotprojekt an der Hauptschule Aretzstraße sammelt die Stiftung erste gute Erfahrungen: Ein Musiker unterrichtet hier außerhalb des regulären Unterrichts Block-flöte. Zwei Schülerinnen möchten hieran anknüpfend Querflöte erlernen. Die Hauptschule Aretzstraße liegt knapp außerhalb des Fördergebietes Aachen-Ost; ihr Einzugsgebiet aber ist das Ostviertel.

K:enk wurde von einer Sozialwissenschaftlerin initiiert. Sie entwickelt das Projekt seither in Absprache mit dem Stiftungsvorstand weiter und koor-diniert die Akteure – ausschließlich ehrenamtlich. Die Sozialwissenschaft-lerin ist Stifterin in der Bürgerstiftung und Geschäftsführerin einer frisch gegründeten gemeinnützigen GmbH für kreative Bildung und zukunftsori-entiertes Lernen. Der Musiker erhält für seine Arbeit ein Honorar, das aus einer zweckgebundenen K:enk-Spende ein Jahr lang finanziert wird.

Förderung des Kinder- und Jugendtelefons

Kinder und Jugendliche, die sich mit ihren Sorgen, Ängsten und Erz-ähllüsten alleine gelassen fühlen, finden offene Ohren und Beratung am Kinder- und Jugendtelefon des Aachener Kinderschutzbundes. Montags bis freitags jeweils von 15 bis 19 Uhr können sie sich kostenlos und ano-nym ihren Ballast von der Seele reden. An den Telefonen des Kinder-schutzbundes sitzen Ehrenamtler. Die Bürgerstiftung Lebensraum Aachen finanzierte dem Kinderschutzbund 2007/2008 die Ausbildung neuer eh-

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renamtlicher Seelsorger. Ermöglicht wurde dies durch die zweckgebundene Spende einer Stifte-rin.

Der Deutsche Kinderschutzbund, Ortsverband Aachen e.V. hat seine Geschäftsstelle im Ostvier-tel im Kirberichshofer Weg 27-29, knapp außer-halb des Fördergebietes; hier werden die Ehren-amtlichen auch ausgebildet und später einge-setzt. Die Wirkung des Beratungsangebots aller-dings geht weit über die Stadt Aachen hinaus: Das Kinder- und Jugendtelefon ist eine bundes-weite Aktion des Deutschen Kinderschutzbundes BundesArbeitsGemeinschaft (BAG). Die Telekom hat eine bundesweit einheitliche, kostenlose Nummer gegen Kummer (0800) 1110333 einge-richtet, die von mehreren Beratungsstellen im Bundesgebiet bedient wird. So kann es vorkom-men, dass ein Kind aus München an Aachener Telefonen beraten wird.

Eurotürk e.V.

Eurotürk ist ein deutsch-türkischer Verein, der es das Ziel gesetzt hat, „den gleichberechtigten und respektvollen Umgang sowie die Freundschaft insbesondere zwischen Menschen aus der Türkei, Deutschland und Euro-pa zu fördern und das gegenseitige Verständnis zu vertiefen.“ (Zitat aus der Eurotürk-Satzung, www.eurotuerk.com/satzung_et.htm#zweck). Der Verein möchte jungen Menschen mit Migrationshintergrund helfen, sich zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten zu entwickeln. Zudem will er dazu beitragen, dass Menschen über die Be-sonderheiten der ihnen fremden Kulturen und Religionen besser infor-miert sind (ebd.).

Eurotürk hat seine Geschäftsstelle im Wohnhaus seines ehrenamtlichen Geschäftsführers. Zusätzlich werden eigene Büro- und Besprechungsräu-me im Bürgerzentrum St. Fronleichnam in der Schleswigstraße genutzt. Der Verein entwickelt zahlreiche Aktivitäten. Einige von ihnen werden aus-schließlich freiwillig und unentgeltlich auf die Beine gestellt. Andere sind ganz oder teilweise finanziert – etwa durch Spenden, durch Zuschüsse der Stadt Aachen, oder sie werden mit Hilfe von Beschäftigungsförde-rungsmaßnahmen umgesetzt.

Im Ostviertel gibt es keine große Vereinsszene. Vielleicht, weil Vereine in der Türkei staatlich kontrolliert sind. Unsere offenen Sportangebote werden unge-heuer gut von Migrantinnen angenommen, aber in den Verein will kaum je-mand eintreten (Interview 1).

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Die Bürgerstiftung zahlt einem Musiker ein Hono-rar, damit eine Schüler-gruppe bei ihm Flöte lernen kann. Das Bild zeigt den Musiker bei einer Stiftungsveranstal-tung. (Foto: Brigitte Erm)

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Der Vereinsvorstand von Eurotürk arbeitet ehrenamtlich; er lenkt die Ge-schäfte des Vereins. Weitere freiwillige Aktivitäten finden sich – mindes-tens – in folgenden Projekten:

Ablas – Vermittlerinnen zwischen den Kulturen

Viele Kinder mit Migrationshintergrund sind bei ihrer Einschulung so schlecht vorgebildet, dass es für sie – wenn überhaupt – nur schwer mög-lich ist, dem Schulstoff zu folgen. Durch das Abla-Projekt von Eurotürk soll dieses Problem mindestens minimiert werden:

„Abla“ bedeutet im Türkischen so viel wie „ältere Schwester“. Ablas sind aber nicht zwingend leibliche Schwestern; es können auch andere Frauen oder Mädchen sein, die sich in der Rolle als Erfahrene, Beschützende, Lenkende und Beratende sehen. In dem Eurotürk-Projekt werden Ablas in Kindergärten und Kindertagesstätten entsandt. Hier sind sie Vermittle-rinnen zwischen den Kulturen: Sie informieren Be-treuerinnen über die Gepflogenheiten von Migranten, beraten die Eltern der Kinder und gestal-ten in den Einrichtungen kulturelle Einheiten, die das gegenseitige Verständnis fördern. Darüber hinaus bauen Ablas Kontakte zu Eltern auf, die ihre Kinder nicht in die Kitas schicken, sie klären auf und animieren Mütter, die deutsche Sprache (besser) zu erlernen (Eurotürk 2005; Inter-view 1).

Das Abla-Projekt wird vorerst in vier Aachener Kindertagesstätten durch-geführt. Zwei davon befinden sich im Ostviertel: die Kita Düppelstraße und die Kita St. Josef/St. Fronleichnam. Eine weitere Kita, die Kita in der Alfonsstraße, liegt am Rand des Stadterneuerungsgbietes Aachen-Ost. Das Projekt befindet sich derzeitig in der Erprobungsphase. Mittelfristig aber soll jede Kita in Aachen eine eigene Abla erhalten, so der Wunsch von Eurotürk (Interview 1).

Die bisherigen Ablas sind zum Teil finanziert, zum Teil arbeiten sie ohne Entgelt: Die Leiterin und Büyük-Abla („große Schwester“) des Projekts wird von der Stadt Aachen bezahlt. Sie bildet die Ablas aus und koordi-niert ihre Einsätze. Drei Ablas sind 1-Euro-Jobberinnen, zwei weitere Frauen arbeiten unentgeltlich in dieser Funktion. Träger des Projektes ist der Verein Eurotürk (Eurotürk 2005; www.eurotuerk.com/projek_abla. htm, Interview 1).

Beratung für Frauen in Not

Frauen, die in Not geraten sind, können sich bei Eurotürk kostenlos bera-ten lassen. Ein Beispiel: Eine türkische Frau wird seit Jahren von ihrem Mann geschlagen. Sie erfährt, dass man sich dagegen wehren kann – und kommt in die Beratung von Eurotürk. Die Beraterinnen sprechen mit ihr über Möglichkeiten, wie sich die Frau aus ihrer Situation befreien kann und begleiten sie auf ihrem Weg.

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In diesem Projekt engagieren sich vier bis fünf Beraterinnen ehrenamt-lich, beispielsweise eine Sparkassen-Angestellte, eine Rechtsanwältin und eine Apothekenhelferin. Teilweise werden auch die Ablas (siehe oben) in diese Arbeit einbezogen (Interview 1).

Begleitung von Migranten während ihrer Ausbildung

Die Quote von jugendlichen Ausbildungsabbrechern mit Migrationshinter-grund ist überdurchschnittlich hoch: 40% der Lehrlinge beenden ihre Ausbildung nicht. Ein Hauptgrund hierfür sehen Eurotürk-Aktive in einer mangelnden Unterstützung der Jugendlichen durch ihr Elternhaus. Viele Migranten sind mit dem dualen Ausbildungssystem in Deutschland nicht vertraut, und sie wissen wenig über die Anforderungen, die an die Ju-gendlichen in den Ausbildungsbetrieben gestellt werden. Gleichwohl wün-schen die meisten Eltern ihren Kindern Erfolg. Eurotürk stellt daher Lehr-lingen mit Migrationshintergrund ehrenamtliche Paten an die Seite, die die Jugendlichen während der drei Ausbildungsjahre begleiten: Sie ver-mitteln bei Schwierigkeiten zwischen dem Betrieb und den Jugendlichen, und sie animieren die Jugendlichen zu einem ausbildungsgerechten Ver-halten. Mit Erfolg: Von den Jugendlichen, die in diesem Projekt teilneh-men, brechen nur noch 5% ihre Ausbildung ab (Interview 1).

25-30 ehrenamtliche Paten wirken in diesem Programm mit. Zudem sind zwei Mitarbeiter der Industrie- und Handelskammer Aachen und der Agen-tur für Arbeit in diesem Projekt beratend tätig – freiwillig, in ihrer Freizeit (Interview 1, www.eurotuerk.com/projket_ausbildung.htm).

Initiierung eines Akademiker-Pools

Akademiker mit Migrationshintergrund sind überdurchschnittlich von Ar-beitslosigkeit betroffen. Eurotürk möchte daher eine Internet-Börse ent-wickeln, in der die Job-Suchenden ihre Arbeitskraft anbieten können – auch über Deutschland hinaus. Im Rahmen dieses Projektes sollen sich die arbeitslosen Akademiker auch beraten lassen können, etwa über Wei-terbildungsbedarfe und -möglichkeiten. Mitglieder von Eurotürk erarbei-ten derzeitig ohne Bezahlung ein Konzept für den Akademiker-Pool. Sie hoffen, hiermit Fördergelder einwerben zu können, die es ermöglichen, das Projekt zu finanzieren. Ein Eurotürk-Vertreter schätzt jedoch, dass das Projekt auch ohne Förderung in einem kleinen Rahmen durchgeführt werden kann. Bereits jetzt wird eine Datenbank auf freiwilliger Basis erstellt (Interview 1).

Beratungsstelle für berufliche Aus- und Weiterbildung

Zusätzlich zu den Ausbildungspatenschaften hat Eurotürk eine Bera-tungsstelle für berufliche Aus- und Weiterbildung von türkischen und tür-kischstämmigen Staatsbürgern eingerichtet. Durch sie erhalten Interes-sierte Tipps und Informationen; die Stelle vermittelt Ausbildungsstellen

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und motiviert Jugendliche, weiterführende Schulen zu besuchen. In dieser Beratungsstelle sind ein Mitarbeiter der Industrie- und Handelskammer Aachen sowie ein Berufsberater des Arbeitsamtes Aachen ehrenamtlich tätig (Eurotürk o.J. a).

Eurotürk Internationaler Studentenclub (EIS)

Innerhalb des Vereins Eurotürk haben Studierende verschiedener Natio-nalitäten einen regen Studentenclub gegründet. Der Club fördert das Mit-einander und den Abbau von Vorurteilen unter den Studierenden ver-schiedener Kulturen. Er vermittelt die türkische Kultur in die Gesellschaft und die Studentenschaft hinein. Studienanfänger können bei Clubmitglie-dern Hilfestellungen bekommen. Der Club organisiert Kulturveranstaltun-gen, fachbezogene Exkursionen und Sportaktivitäten. Die Studierenden machen an türkischen Universitäten Werbung für die Rheinisch-Westfäli-sche Technische Hochschule Aachen und die Fachhochschule Aachen, sie nehmen gemeinsam an Vorträgen über türkische Geschichte und Kultur teil, sie besuchen politische Einrichtungen in Deutschland und Brüssel und machen zahlreiche Feten (Eurotürk o.J. b, www.eurotuerk.com /EisAktiv.htm).

Eurotürk Internationaler Studentenclub hat über 50 Mitglieder – alle stu-dieren oder studierten an Aachener Hochschulen. Der Club hat eine eige-ne Studentenordnung und einen eigenen, siebenköpfigen Vorstand. Die Studierenden engagieren sich im EIS ausschließlich freiwillig und unent-geltlich (Interview 1, Eurotürk o.J. b).

IG BCE – Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) hat in Aachen eine Ortsgruppe. Der größte Teil der ca. 1800 hier organisierten Gewerk-schaftsmitglieder arbeitet in Rothe Erde. Die Ortsgruppe wird von zwölf Vorstandsmitgliedern geführt. Eines von ihnen wohnt im Ostviertel, ein weiteres im Rehmviertel, ganz in der Nähe von Aachen-Ost (www. ortsgruppe-aachen-igbce.de).

Diese gewerkschaftliche Arbeit vor Ort wird unentgeltlich geleistet, Ausla-gen jedoch werden von der Gewerkschaftszentrale in Alsdorf erstattet. Die Zentrale bezahlt beispielsweise Referentenhonorare, auch Kaffee und Brötchen bei Streiks. Die Vorsitzende hat für ihre Arbeit einen Computer und einen Drucker von der Gewerkschaft finanziert bekommen (Inter-view12).

Ich finde, wir müssen den Gewerkschaftsmitgliedern etwas bieten. Das Pro-gramm, die Frauengruppe, die Seniorengruppe – das machen wir alles ehren-amtlich. Aber natürlich bekommen wir unsere Kosten zurück (Interview 12).

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Beratung von Mitgliedern

Die Ortsgruppe Aachen bietet ihren Mitgliedern einmal monatlich oder nach Vereinbarung eine Sprechstunde im Privathaus eines Vorstandsmit-gliedes; bei dieser Arbeit wechseln sich die Vorstandsmitglieder ab. Bera-tungen werden häufig von arbeitslosen Gewerkschaftsmitgliedern nachge-fragt. Die Ehrenamtler beraten dann auch zum Bezug von Arbeitslosen-geld (Interview 12).

Hilfen von Frauen für Frauen

In der Ortsgruppe Aachen gibt es eine Gruppe von Frauen, die in Be-drängnis oder Not geratene Frauen betreut: Wenn eine Arbeiterin von Ent-lassung bedroht ist, setzt sich die Gruppe für den Erhalt des Arbeitsplat-zes ein. Wenn bekannt wird, dass eine Arbeiterin drogenabhängig ist, nimmt die Frauengruppe Kontakt auf, betreut die Frau und besucht sie während eines Entzugs in der Klinik. Die Frauengruppe wird von den Be-triebsräten in den Unternehmen über schwierige Fälle informiert. Neben diesen Hilfs- und Unterstützungstätigkeiten war die Frauengruppe 2006 auch auf der Aachener Frauenmesse fam mit einem Stand vertreten (In-terview 12).

Organisation von Veranstaltungen

Neben ihrer Beratungs- und allgemeinen Vorstandstätigkeit organisieren drei Vorstandsmitglieder der Ortsgruppe Aachen auch Veranstaltungen. Für 2007 waren geplant: eine Jubilarsehrung, drei Tagesseminare, eine Mitgliederversammlung, ein Sommerfest, einen Tagesausflug sowie eine Nikolausfeier. Die Tagesseminare sind offen für alle Interessierten, also nicht nur für Gewerkschaftsmitglieder (Interview 12).

Engagement in einer Seniorengruppe

Die Ortsgruppen-Vorsitzende der Industriegewerkschaft leitet eine Senio-ren-Gruppe, der etwa 40 Personen angehören. Auch für die Senioren-gruppe organisiert die rüstige Rentnerin Veranstaltungen. Beispiele sind: eine Landtagsbesichtigung, Familienfeste, Busfahrten oder der gemein-same Besuch eines Seminars der Friedrich-Ebert-Stiftung (Interview 12).

Löstige Elsässer 1885 e.V.

Seit 1885 hat Aachen-Ost einen eigenen Karnevalsverein: Die löstigen El-sässer. Ursprünglich wohnten deren Mitglieder überwiegend im Ostviertel in der Elsassstraße und dem oberen Adalbertsteinweg. Heute kommen die ca. 100 Mitglieder zum Teil noch aus Aachen-Ost, zum Teil wohnen sie aber auch in anderen Stadtgebieten. In ihm wird das traditionelle kar-

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nevalistische Brauchtum gepflegt – mit und für die Bewohner aus dem Ostviertel. Im Verein gibt es neben dem Vereinsvorstand, den Präsidenten und den Uniformierten ein Tanzpaar, eine Tanzgarde, eine Kindermarie, ein Kinderpaar, eine Kindergarde und eine Fußgruppe (www.loestige- elsaesser.de/). Die Aktivitäten des Vereins sind vielfältig:

Gestaltung von Karnevalsveranstaltungen

und Festen

Die löstigen Elsässer feiern erwartungsgemäß viel: Der Verein veranstaltet jährlich einen Ball der Kinder- und Jugendmariechen. Er findet traditionell an zwei Tagen statt; 2007 wurde er in Räumen des Geschwister-Scholl-Gymnasiums gefeiert. Der Verein nimmt stets am Rosenmon-tagsumzug teil, dazu werden Kostüme erdacht und geschneidert. Im Sommer wird ein Grillfest und zu Beginn der Session wird ein Ordensfest veranstaltet (www. loestige-elsaesser.de). Die löstigen Elsässer beschicken traditionell in der Senioreneinrichtung der Arbeiterwohlfahrt in der Elsassstraße einen Altennachmittag. Kinder

werden im Karnevals-Tanz ausgebildet. In der Hauptsaison des Karnevals wird jährlich von Donnerstag bis Rosenmon-tag eine viertägige Kirmes im Ostviertel aufgebaut, deren Kosten vom Verein getragen werden (Interview 14).

Hilfsleistungen im Stadtteil und für Mitglieder

Außer an diesen karnevalistischen Tätigkeiten beteiligten sich löstige El-sässer in der Vergangenheit an Aktivitäten der Interessensgemeinschaft Elsassstraße: Sie halfen bei der Aufhängung der Weihnachtsbeleuchtung und beteiligten sich an einem Straßenfest in der Einkaufsstraße. Auch untereinander hilft man sich: Mitgliedern, die mittellos werden, kann der Jahresbeitrag gesponsert werden (Interview 14).

Einrichtung und Unterhaltung von Internetseiten

Der Verein informiert Interessierte auf einer umfänglichen Homepage über seine Aktivitäten (www.loestige-elsaesser.de). Ein Tanzpaar hat eine Ho-mepage eingerichtet, auf der sie sich als Tanzpaar bei den löstigen El-sässern vorstellen www.beepworld.de/members94/tanzpaar2004/).

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Für die Rosenmontags-umzüge bauen die Lösti-gen Elsässer aufwändige

Wagen. (Foto: Beatrix Hellerhoff)

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SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste in Aachen e.V.

Der Katholische Verein für soziale Dienste in Aachen e.V. ist Träger von zwei stationären Altenpflegeeinrichtungen, er übernimmt gesetzliche Bet-reuungen für Menschen, die nicht mehr alleine zurecht kommen, er ver-mittelt Familienpaten und unterhält Beratungsstellen für Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Der Verein zählt insgesamt 120 haupt-amtliche und 60 ehrenamtliche Mitarbeiter. Er agiert stadtweit (www.kirche-im-bistum-aachen.de/kiba/dcms/traeger/4/skm-aachen/index.html). In oder für Menschen aus Aachen-Ost sind oder waren Freiwilli-ge in mindestens drei Projekte oder Aktivitäten eingebunden:

Familienpatenschaften

Der katholische Verein für soziale Dienste (SKM) bietet Familien eine be-sondere Unterstützung an: Sie können einen Paten oder eine Patin ver-mittelt bekommen, die regelmäßig in die Familie kommt, um sie zu ent-lasten. Wenn die Patinnen die Familien besuchen, versorgen und beschäf-tigen sie dort häufig die Kinder. Sie geben zudem beispielsweise Hilfestel-lungen in behördlichen Angelegenheiten, helfen im Haushalt oder sind Gesprächspartnerinnen (Gespräch 2).

Die Patinnen verrichten ihre Dienste ausschließlich ehrenamtlich. In der Regel betreut eine Person eine Familie; zwei Patinnen gehen in zwei Fami-lien. Im Durchschnitt verbringen die Freiwilligen pro Woche schätzungs-weise zwei bis fünf Stunden in einer Familie. In Rothe Erde werden zwei Familien betreut. Zwei weitere Familien wohnen im oder in unmittelbarer Nähe des Ostviertels (Gespräch 2).

Die Patinnen erhalten vom SKM ihre Fahrtkosten erstattet. Über den Ver-ein sind sie außerdem haftpflicht- und unfallversichert. Im SKM wird das Projekt von einer hauptamtlichen Mitarbeiterin koordiniert. Die Ehren-amtler erhalten eine fachliche Beratung und Begleitung (Gespräch 2).

Gottesdiensthelfer im Seniorenzentrum Rothe Erde

Eines der beiden Altenpflegeeinrichtungen des SKM ist das Seniorenzen-trum Rothe Erde in der Barbarastraße. Hier wird jeden zweiten Dienstag im Monat ein Wortgottesdienst angeboten, der ausschließlich von Freiwil-ligen aus der Pfarre vorbereitet und durchgeführt wird. Meistens kommt eine Person, die den Gottesdienst leitet, mit drei Helfern. Die Veranstal-tung wird regelmäßig sowohl von Heimbewohnern als auch von Bewoh-nern aus dem Stadtteil besucht. Die Helfer holen vor der Veranstaltung hilfsbedürftige Heimbewohner von ihren Etagen ab und bringen sie nach der Veranstaltung wieder zurück. Ein Abhol- und Bringdienst wird den Heimbewohnern auch bei regulären Pfarr-Gottesdiensten in der Kirche geboten – ebenfalls durch Ehrenamtler (Interview 6).

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Frauentreff im Seniorenzentrum Rothe Erde

Eine Gruppe von Frauen aus der Nachbarschaft trifft sich einmal monatlich im Seniorenzentrum Rothe Erde zum Erzählen und Spielen; ohne für die Raumnutzung bezahlen zu müssen. Im Gegenzug haben die Frauen in der Vergangenheit auch schon mal bei offenen Begegnungsnachmittagen im Senio-renzentrum geholfen: indem sie sich beispielsweise an der Organisation beteiligten oder Plätzchen backten (Interview 6).

Sportjugend im StadtSportBund Aachen e.V.

Der Stadtsportbund Aachen e.V. ist ein Dachverband für Sportvereine, -fachverbände und -institutionen in der Stadt Aachen. Er fördert den Sport und vertritt die sportlichen Belange seiner Mitglieder insbesondere gegenüber der Stadt Aachen und der Öffentlichkeit. Innerhalb des Stadt-sportbundes gibt es die Abteilung der Sportjugend. Sie versteht sich als Dachorganisation für alle Kinder und Jugendlichen der Aachener Sport-vereine. Die Sportjugend „führt und verwaltet sich im Rahmen der Sat-zung und der Ordnungen des StadtSportBundes selbständig und ent-scheidet über die Verwendung der ihr zufließenden Mittel.“ (Satzung des Stadtsportbundes Aachen e.V., www.ssb-aachen.de). Die Sportjugend hat einen neunköpfigen Vorstand; seine Vorsitzende wiederum vertritt die Sportjugend im StadtSportBund.

Der Vorstand der Sportjugend arbeitet ausschließlich ehrenamtlich, Aus-lagen aber können sich seine Mitglieder ersetzen lassen. Die Sportjugend kann als Jugendhilfe- und Jugendbildungsträger finanzielle Fördermittel abrufen (Interview 15).

Die Geschäftsstelle des StadtSportBundes und damit auch der Sportju-gend befindet sich in der Sigmundstraße, nur wenige Straßen außerhalb des Stadterneuerungsgebietes Ostviertel. In Aachen-Ost führt die Sport-jugend diverse Aktivitäten durch, viele von ihnen basieren auf der ehren-amtlichen Arbeit ihrer Vorsitzenden.

Initiieren, Entwickeln und Organisieren von Projekten

Die Vorsitzende der Sportjugend ruft im Namen der Sportjugend viele Sport-, Sozial- und Gesundheits-Aktivitäten in der Stadt Aachen ins Le-ben, die auch in Aachen-Ost ihren Niederschlag finden. Ihre Arbeit bes-teht überwiegend im Initiieren, Entwickeln und Organisieren von Projek-

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Das Seniorenzentrum Rothe Erde in der Barbarastraße

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ten und dauerhaften Angebotsverbesserungen im Bereich Sport. Während die Sportjugend-Vorsitzende ausschließlich ehrenamtlich aktiv ist, werden die übrigen Projektbeteiligten in der Regel bezahlt (Interview 15).

Ich schiebe Projekte an, gehe mit Projektideen Klinkenputzen, bringe Zeit, Ort und Menschen zusammen, mache Werbung, Pressearbeit, sammle Spenden... – alles ehrenamtlich. Die Projekte aber werden bezahlt. Natürlich muss ein Trainer, der Kinder in dreißig Unterrichtseinheiten zu Ehrenamtlern ausbildet, dafür ein Honorar bekommen! (Interview 15)

Die Ausweitung der Bewegungsangebote für Kinder und Jugendliche ist ein Kernanliegen der Sportjugend-Vorsitzenden; hierzu hat sie gemein-sam mit diversen Kooperationspartnern mehrere Ideen in die Tat umge-setzt:

• Die Ehrenamtlerin wirbt für Sport-Fortbildungen von Grundschullehrern und Kita-Betreuerinnen, damit diese das Bewegungsangebot für Kinder in ihren Einrichtungen eigenständig verbessern können. Hierfür überzeugt sie zunächst Lehrer und Erzieherinnen von der Sinnhaftigkeit dieser Fort-bildung und bringt die Überzeugten sodann mit passenden Trainern oder Trainingsangeboten zusammen (Interview 15).

• Die Sportjugend-Vorsitzende setzt sich dafür ein, dass Schulen und Ki-tas das Zertifikat „bewegte Schule / bewegte Kita“ anstreben; hierfür müssen die Einrichtungen diverse Bewegungsangebote haben und mit einem Sportverein kooperieren, der – honorierte – Übungsleiter stellt. Die Kita Barbarastraße wird demnächst das erste Zertifikat als bewegte Kita im Ostviertel erhalten. Die Sporttrainer werden durch das Bundesförder-programm „Integration durch Sport“ finanziert (Interview 15).

• Durch die Initiative der Sportjugend ist das offene Sportangebot in der Stadt vergrößert worden – ein Angebot, das Kinder und Jugendliche frei-willig und unregelmäßig, ohne Kurs-Zwang nutzen können. Eine Vertrete-rin der Sportjugend schätzt, dass es im Ostviertel etwa zwanzig solcher Angebote gibt. Orte für offene Hip-Hop-Angebote und mehr sind: das Ge-schwister-Scholl-Gymnasium, die Schule Barbarastraße, die Kita Barba-rastraße, die Kleine Offene Tür Barbarastraße, das Bürgerzentrum St. Fronleichnam und die Offene Tür Josefshaus (Interview 15).

• Im Ostviertel können Jugendliche mittwochs, freitags und samstags von 22 bis 1 Uhr und sonntags von 17 bis 20 Uhr im Geschwister-Scholl-Gymnasium an der Stolberger Straße Fußball oder Basketball spielen, dabei Energien abladen und nebenher soziale Kompetenzen entwickeln. In dem Projekt „Tag-Nachtaktiv“ gehen Übungsleiter in sozialen Brenn-punkten in den Abendstunden in die Sporthallen, um Jugendlichen ein kostenloses Sportangebot zu bieten. Jugendlichen aus finanziell schwa-chen Familien wird durch dieses Angebot ein Zugang zum Sport ermög-licht. Eine Vertreterin der Sportjugend betont, dass durch dieses Angebot die nächtliche Jugendgewalt eingedämmt worden sei. Finanziert wird „Tag-Nachtaktiv“ durch die Stadt Aachen. Kooperationspartner in diesem

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Projekt sind Mitarbeiter des Aachener Sportamtes, des Jugendamtes und des Kommissariats Vorbeugung der Polizei. Die Sportjugend-Vorsitzende übernimmt in diesen Projekten die gesamte Koordination: Sie bringt Ort, Zeit und Menschen zusammen, wirbt bei den Kindern und Jugendlichen für das Angebot, macht Pressearbeit etc. (Interview 15, www. ssb- aachen.de).

• In der Grundschule Barbarastraße in Rothe Erde können die Erstklässler zunächst eine Stunde lang turnen, bevor sie in den regulären Unterricht gehen. Diese Bewegungsstunde wurde durch die Initiative von der Stadt-sportbund-Vorsitzenden in der Grundschule eingeführt – und nicht nur das: Nach dem Sport erhalten die Kinder ein kleines gesundes Frühstück, bestehend aus einer Banane, einem Apfel und einem halben Liter Mine-ralwasser. Die Beteiligten stellten fest: Durch das Sportangebot ist der Unterricht wesentlich effizienter geworden (AN 29.11.06, Interview 15). Finanziert werden sowohl Sport als auch Frühstück für die Dauer von ei-nem Jahr aus Spenden durch den Verein „Menschen helfen Menschen e.V.“ (Interview 15).

Dieses letzte Projekt wiederum ist der Ausgangspunkt für eine neue Akti-vität: Beim Frühstück nach dem Sport bemerkten Betreuer, dass einige Kinder Bananen nicht kannten. Vor diesem Hintergrund entstand die Ide-e, die Mütter in die Zubereitung des Frühstücks einzubinden und ihnen hierbei zu vermitteln, wie sie sich für ihr weniges Geld gesundes Essen leisten und selbiges auch zubereiten können. Bislang ist dieses Projekt lediglich eine Idee. Die Sportjugend arbeitet jedoch bereits an einer Um-setzung – und kooperiert hierbei unter anderem mit dem Stadtteilbüro (Interview 15).

Last but not least initiiert und koordiniert die Sportjugend-Vorsitzende Ehrenamtsausbildungen an Aachener Schulen (siehe nächster Abschnitt, Interview 15).

Schüler (und Lehrer) engagieren sich an Schulen

Rund 80 Schüler haben sich im Schuljahr 2006/2007 an ihren Schulen im Ostviertel zu Ehrenamtlern ausbilden lassen. Die Schüler helfen seit-her bei der Vorbereitung des Sportunterrichts oder bei allgemeinen Akti-vitäten in der Schule. Um den Ehrenamtler-Status an ihrer Schule zu be-kommen, mussten die Schüler zunächst in 30 Unterrichtseinheiten Grundlagen über ihr zukünftiges Amt lernen: Teamarbeit, Anforderungen, die an sie als Ehrenamtler gestellt werden etc. – und die Ausbildung so-gar mit einem geringen Betrag finanziell bezuschussen. Wer möchte, kann einen mehrtägigen Aufbaukurs mitmachen; auch dies müssen die Ehrenamtler mitfinanzieren. In Aachen können sich Schüler an vielen Schulen zu Ehrenamtlern ausbilden lassen. Das Amt ist begehrt, weil sich die Schüler hierdurch von ihren Mitschülern absetzen können – so die Einschätzung einer StadtSportBund-Vertreterin (Interview 15).

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Die Jugendlichen werden durch Sportlehrer mit Zusatzqualifikation aus-gebildet. Die Lehrer erhalten für ihre Unterrichtszeit ein Honorar. Der orga-nisatorische Rahmen – Absprachen mit der Schulleitung, Organisation eines Schlüssels für den Raum etc. – hingegen wird nicht vergütet. So steuern auch die Lehrer unentgeltetes Engagement zum Projekterfolg bei (Interview 15).

Initiiert und koordiniert wird dieses Projekt von der Vorsitzenden der Sportjugend im StadtSportBund Aachen e.V.: Sie macht in den Schulen Werbung für das Projekt, vermittelt geeignete Trainer an die Schulen und wirbt finanzielle Mittel ein (Interview 15).

Strunxsitzung e.V. und mehr im Saalbau Rothe Erde

Seit 1992 Jahren hat Aachen einen alternativen Karneval: Strunx. Aache-ner Kleinkünstler und Hobbykarnevalisten bringen seither in den Karne-valssessionen abendfüllende Jux und Tollerei auf die Bühne, seit 1997 sieben Mal im Jahr. Der Aufwand, der hinter den „Sitzungen“ steht, ist beträchtlich: Meist ab Mitte des Jahres werden für das Event am nächs-ten Jahresanfang Nummern erdacht und geprobt; In Abstimmungsrunden werden Programmpunkte ausgewählt, verworfen, zusammengestellt und verfeinert. Karten müssen gedruckt und verkauft, der Raum hergerichtet, Requisiten besorgt und Kostüme geschneidert werden, hinzu kommen eine eigene Homepage (www.strunx.de) und das Buch zum 10-jährigen Jubiläum... Dies alles wurde und wird unbezahlt unter dem Dach des Ver-eins Strunxsitzung e.V. mit viel Liebe zum karnevalistischen Detail vorbe-reitet, denn auch wenn eine Eintrittskarte 20 Euro kostet: Die Eintritts-gelder bescheren den Veranstaltern allenfalls einen kostendeckenden Spaß.

Strunx – ein Mischbegriff aus dem alternativen Kölner Karneval „Stunk“ und dem Aachener Platt-Wort „Stronks“ (Kot, Rotzbengel) – findet traditi-onell in der Hüttenstraße im kommerziell betriebenen Saalbau Rothe Er-de statt, von den Aachenern auch liebevoll nach seinem Inhaber „Kap-pertz-Hölle“ genannt. Neben hauptamtlichen Musikern bietet der Saalbau Rothe Erde immer wieder auch ehrenamtlichen Gruppen eine Bühne und Feierstätte – womit eine lange Tradition fortgesetzt wird: Seit mehr als 100 Jahren dient der Saalbau Rothe Erde Bürgern als Probe- und Ver-sammlungsraum. Strunx steht hier also stellvertretend für andere Karne-valisten, Hobbysänger, Turner und Taubenzüchter. Und auch die Räum-lichkeit repräsentiert an dieser Stelle „eine Kneipen- und Vereinskultur, die in Rothe Erde Tradition hat. ... Öffentliche Veranstaltungsräume waren rar, so dienten viele Kneipen als Fest-, Probe- und Versammlungsraum.“ (Zitat aus einer Ausstellung über die historische Hüttenstraße, www.aachen.de/DE/stadt_buerger/politik_verwaltung/stadtteilbuero/projekte/historische_huettenstrasse.html).

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Yurdum-Spor e.V.

Seit 1987 gibt es Yurdum-Spor – den türkischen Fußballverein im Ostvier-tel. Er wird von einem ehrenamtlichen Vorstand geführt. Der Verein hat zwei Männer-Mannschaften, drei Jungs- und eine Mädchenmannschaft. Die Spieler und Spielerinnen der Jugendgruppen sind zwischen 12 und 18 Jahre alt. Sie trainieren zweimal wöchentlich; einmal in der Woche wird ein Turnier gespielt. Die Jugendmannschaften sind international zu-sammengesetzt: Bei den Mädchen spielen Deutsche, Polinnen, Türkinnen und Mädchen aus dem ehemaligen Jugoslawien zusammen. Bei den Jungs spielen außer Türken auch Griechen und Deutsche.

Die Betreuung der Jugendmannschaften ist aufwändig und wird aus-schließlich ehrenamtlich geleistet: das Training und die Fahrdienste der Mannschaften zu den Turnieren. Weil zu wenig Autos vorhanden sind, muss eine Person manchmal viermal fahren, um eine Mannschaft kom-plett zu ihrem Turnierort zu bringen. Da sich Eltern hierbei häufig nicht einbringen, wird die Betreuung der Jugendlichen von anderen Aktiven aus dem Verein geleistet. Zu Beginn der Vereinsgeschichte ist die Jugendar-beit an diesem Aufwand gescheitert. Für die Fahrdienste sucht der Verein Sponsoren (Interview 16).

Menschen helfen Menschen e.V. decken Kindern den Tisch

Über 150 Kinder und Jugendliche werden in 20 Aachener Einrichtungen regelmäßig mit Mahlzeiten versorgt – Kinder und Jugendliche, die von ih-ren Eltern weder mit Essen noch mit Essensgeld ausgestattet werden. Fünf dieser Einrichtungen liegen im Stadtteilerneuerungsgebiet Aachen-Ost, vier knapp außerhalb. Im Fördergebiet werden die Kleine Offene Tür Barbarastraße, die Kita Barbarastraße, die Grundschule Barbarastraße, die Kita RoKoKo und die Förderschule Am Kennedypark unterstützt, nur wenige Straßen weiter befinden sich die Ganztagshauptschule Aretzstra-

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Foto links: Ein Eindruck von der Strunxsitzung

2008 (Foto: Maik Kowohl / Tim Becker)

Foto rechts: Einfahrts-schild zum Saalbau Ro-the Erde in der Hütten-

straße.

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ße, die Kita Mittendrin, die Kita Scheibenstraße und die Kita Talbotstraße (www.AZ-web.de 10.09.2007).

Das Projekt „Aachener Kindern den Tisch decken“ wurde zum sechzigs-ten Geburtstag der Aachener Zeitung im März 2006 ins Leben gerufen. Sein Ziel: „In absehbarer Zeit soll in Aachen kein Kind ohne Frühstück in den Schulunterricht und ohne warme Mahlzeit aus dem Ganztagsunter-richt gehen müssen.“ (www.AZ-web.de 05.10.2007). Angegliedert ist das Projekt an den Hilfsverein der Aachener Zeitung „Menschen helfen Men-schen e.V.“. Dass diese Aktion innerhalb von 1,5 Jahren so erfolgreich werden konnte, ist einem enormen Engagement zu verdanken, das in der Aachener Bevölkerung, in Unternehmen und den betreffenden Einrichtun-gen mobilisiert werden konnte. „Aachener Kindern den Tisch decken“ wurde im September 2007 mit dem „Prädikat Familienfreundlich“ von der Stadt Aachen ausgezeichnet (www.aachen.de).

Organisation und Umsetzung des Projekts

Die Aachener Zeitung unterstützt dieses Projekt stetig: In der Lokalzei-tung wird regelmäßig berichtet und zu Spenden aufgerufen; über ihren Hilfsverein „Menschen helfen Menschen e.V.“ stellt die Zeitung ein Spen-denkonto zur Verfügung (AZ 23.12.2006). Hans-Peter Leisten, Redakteur der Aachener Zeitung betreut das Projekt ehrenamtlich.

Ins Leben gerufen wurde es von einem ehemaligen Sport- und Mathema-tiklehrer. Er kümmert sich ehrenamtlich um die Auswahl und um die lo-gistische Versorgung der Einrichtungen. In den Schulen, Kitas und Ju-gendeinrichtungen selbst kümmern sich teilweise Freiwillige um die Ver-sorgung der Kinder und Jugendlichen (AZ 23.12.2006, AZ-web.de 21.12.2007).

Spenden für Mahlzeiten

Kosten für die Aktion „Aachener Kindern den Tisch decken“ werden aus-schließlich durch Spenden gedeckt. Jeder gespendete Cent kommt bei den Bedürftigen an; es gibt keine Verwaltungskosten. Unter den Spendern sind sowohl Firmen wie Daimler Chrysler als auch Einzelpersonen wie eine ältere Dame, die jeden Tag zurücklegte, „was übrig war.“ (AZ 23.12.2006). Zudem werden diverse Spendenaktionen für dieses Projekt organisiert: Schüler des Einhard-Gymnasiums erwirtschafteten eine 3.690-Euro-Spende auf ihrem Weihnachtsbasar (www.az-web.de 13.12.2007). Der Lions Club Aachen-Kaiserpfalz brachte 8000 Euro auf einem Benefiz-Golf-Turnier zusammen (www.az-web.de 31.07.2006). Der Aachener Karnevalsprinz Frank II. verkauft Pins und CDs, mit deren Erlö-sen Tische gedeckt werden (www.az-web.de 28.12.2007). Die Spendenbe-reitschaft für dieses Projekt ist so groß, dass die Initiatoren auf einen konstanten Geldfluss hoffen und sogar darüber nachdenken, das Projekt mittels einer Stiftung zu verstetigen (www.az-web.de 05.10.2007).

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Müttercafé des Aachener Kinderschutzbundes e.V.

Knapp außerhalb des Fördergebietes Aachen-Ost unterhält der Deutsche Kinderschutzbund, Ortsverband Aachen e.V. seine Geschäftsstelle. Der Verein mit Sitz im Kirberichshofer Weg bietet stadtweit Hilfen für Familien mit Säuglingen und Kleinkindern an, er unterstützt Eltern bei der Erzie-hung ihrer Kinder, er berät Kinder und Jugendliche und bietet ihnen ein offenes Ohr. Darüber hinaus ist der Verein Träger eines Abenteuerspiel-platzes außerhalb des Stadtteils und eines „Müttercafés“ im Ostviertel (www.kinderschutzbund-aachen.de).

Der Kinderschutzbund muss jährlich sehr hohe Geld-Spenden akquirie-ren, um seine Angebote aufrechterhalten zu können (Gespräch 1). Weitere wichtige Einnahmequellen für den Verein sind Mitgliedsbeiträge, Zu-schüsse der öffentlichen Hand und Bußgeldzuweisungen. Die Arbeit im Kinderschutzbund wird von bezahlten Kräften und vielen Freiwilligen geleistet(www.kinderschutzbund-aachen.de, siehe auch Abschnitt Bürger-stiftung Lebensraum Aachen / Förderung des Kinder- und Jugendtelefons und Sonstige Aktivitäten / Kleiderladen).

Das Müttercafé in der Düppelstraße im Ostviertel bietet Müttern von Säuglingen und kleinen Kindern offene Treff- und Begegnungsmöglichkei-ten. In ungezwungener und gemütlicher Atmosphäre können sie hier an-dere Mütter kennenlernen sowie Hilfen beim Umgang mit ihren Kindern bekommen (www.kinderschutzbund-aachen.de/index2.html).

In der Einrichtung treffen sich regelmäßig und unverbindlich 20-25 Müt-ter mit ihren Kleinkindern zum Klönen, zum Erfahrungsaustausch und zur gemeinschaftlichen Kinderbetreuung; weitere Frauen kommen unregel-mäßig. Das Müttercafé wird von Honorarkräften geleitet; es ist an vier Ta-gen in der Woche für jeweils drei Stunden geöffnet. Finanziert wird das Müttercafé aus Spenden; ein großer Geldgeber ist der Lions Club Aachen-Carolus Magnus. Gespendete Honorare werden über den Kinderschutz-bund ausgezahlt (Interview 2).

Das Müttercafé ist aus einer Kooperation zwischen dem Kinderschutz-bund, der Pfarre St. Fronleichnam und dem Sozialraumteam 2 des Ju-gendamtes der Stadt Aachen hervorgegangen (Interview 2).

Referenten-Gespräche

Alle sechs bis acht Wochen werden vom Team des Müttercafés Referenten ins Bürgerzentrum Schleswigstraße eingeladen, die den Frauen Fragen zu Themen beantworten, die sich vorher in gemeinsamen Gesprächen als dringlich herausgestellt haben. Die Referenten erhalten hierfür kein Hono-rar. Vermittelt werden die Fachleute vielfach durch den Lions Club Aachen-Carolus Magnus, dessen Mitglieder auf ein großes Netzwerk zurückgrei-fen können; auch der Lions Club arbeitet freiwillig und unentgeltlich (In-terview 2).

Beispiele: Ein Zahnarzt klärte die Frauen über die Prophylaxe-Möglichkei-ten für die Kinder auf. Ein Kinderarzt beantwortete den Frauen Fragen zur

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gesunden Ernährung, zu Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen, Allergien und zur kindlichen Entwicklung. Der Mitarbeiter einer Bank beriet in Fi-nanzfragen und zum Umgang mit Schulden (Interview 2).

Wunschgroßeltern – Wunschenkel

Eine Mitarbeiterin des Müttercafés hat beobachtet, dass manche Mütter für ihre Kinder den Kontakt zu älteren Menschen vermissen – und dass sich Senioren im Gegenzug Kontakt zu Kindern und Familien wünschen. Hieraus ist die Idee entstanden, Mütter und Kinder aus dem Müttercafé mit Besuchern der benachbarten Seniorenbegegnungsstätte der Arbei-terwohlfahrt in der Schleswigstraße zusammenzubringen – in der Hoff-nung, dass hieraus Kontakte entstehen, die privat freiwillig weitergeführt werden (Interview 2).

Seit März 2006 finden einmal monatlich Treffen in der Seniorenbegeg-nungsstätte statt. Die Nachmittage werden von den Senioren freiwillig und ohne Bezahlung ausgerichtet. Seitens des Müttercafés wird diese Akti-vität von einer Honorarkraft koordiniert. An den Treffen nehmen regelmä-ßig 10-20 Senioren und zwei bis acht Mütter mit ihren Kindern teil (Inter-view 2).

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Müttererfahrungen mit dem Mütercafé (Gruß-brief zum Jahresende 2006 an die Freunde und Förderer des Mütter- cafés)

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Aus diesen Begegnungen ist mittlerweile ein Paar hervorgegangen, dass sich auch privat trifft: Die „Wunschoma“ wurde von der „Wunsch-Familie“ beispielsweise zu einem Ausflug mitgenommen, und die Mutter hat der alten Dame beim Fensterputzen geholfen (Interview 2).

Nikolaus und Rentier-Vorstellung im Müttercafé

Für die Weihnachtsfeier 2006 des Müttercafés im Bürgerzentrum St. Fronleichnam in der Schleswigstraße haben sich Freiwillige als Nikolaus und als Rentier verkleiden und die Kinder unterhalten. Die Laienschau-spieler wurden durch den – freiwillig und unentgeltlich arbeitenden – Lions Club Aachen-Carolus Magnus vermittelt. Der Lions Club unterstützt das Müttercafé auch finanziell (Interview 2).

Man hilft sich

Frauen, die regelmäßig ins Müttercafé kommen, haben hier Kontakte ge-knüpft, die ihnen den Alltag zeitweise erleichtern. Man hilft sich:

• Eine Mutter wollte umziehen; innerhalb von einer Woche hatte sie im Müttercafé ein Team zusammengestellt, das ihr bei den anstehenden Aufgaben half.

• Eine Mutter brauchte Möbelstücke, die bei einer anderen im Keller stan-den – und holte sie sich ab.

•  Zuweilen organisieren sich die Frauen untereinander Mitfahrgemein-schaften. Beispiele: Frauen, die ein Auto haben, bringen Frauen, die kein Auto haben, zum Arzt. Das Müttercafé trifft sich alle 6-8 Wochen zu ei-nem Stammtisch in der Stadt; hierzu verabreden Frauen eine gemeinsa-me Autoanreise.

• Frauen passen zeitweise gegenseitig auf ihre Kinder auf.

• Mütter holen die Kinder anderer Mütter von zu Hause ab und bringen sie mit ins Müttercafé.

• Mütter besuchen andere im Krankenhaus.

• Eine Mutter, die Schneiderin ist, hat für die Kinder anderer Mütter un-entgeltlich Karnevalskostüme genäht (Interview 2).

Mütter, die ins Müttercafé kommen, helfen sich vielfach gegenseitig. Die eine bringt die andere zum Arzt, sie passen gegenseitig auf ihre Kinder auf, oder letztens schenkte eine Frau einer anderen Möbel, die sie noch im Keller hatte. Das ist doch auch Engagement (Interview 2).

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Gemeinschaftliche Freizeitgestaltung

Wenn das Müttercafé im Bürgerzentrum St. Fronleichnam in der Schles-wigstraße geschlossen ist, verabreden sich Besucherinnen hin und wieder zu gemeinschaftlichen Freizeitaktivitäten, beispielsweise zu gemeinsamen Besuchen im Park (Interview 2).

Sich bei Gemeinschaftsaktivitäten einbringen

Im Müttercafé im Bürgerzentrum St. Fronleichnam werden regelmäßig Tauschmärkte veranstaltet, die von den angestellten Honorarkräften or-ganisiert werden. Hierzu bringen die Mütter Gegenstände mit, die sie nicht mehr brauchen und die sie gegen andere eintauschen. Bei Weih-nachtsfeiern und Sommerfesten sorgen die Frauen regelmäßig für fulmi-nante Buffets, für die sie selbst zubereitete Speisen mitbringen (Interview 2).

Nachbarschaftstreff des Sozialdienstes katholischer Frauen

In der Robert-Koch-Straße 5 wurde 2006 eine Wohnung zu einem Nach-barschaftstreff umgebaut. Bewohner des Viertels können sich hier unver-bindlich treffen und kennenlernen, sie können Sprach- und Integrations-kurse besuchen, sich von Mitarbeiterinnen beraten oder bei Behörden-gängen begleiten lassen (www.kirche-im-bistum-aachen.de/kiba/dcms/t raeger/5/skf-aachen/skf-im-stadtteil/projekt-robert-koch-str/index.html).

Die soziale Situation in der Robert-Koch-Straße im Ostviertel gilt als „hochexplosiv“, da es hier eine überdurchschnittliche Konzentration be-nachteiligter Bevölkerungsgruppen gibt. So befinden sich in der kleinen Straße das Don-Bosco-Haus, eine Obdachlosenunterkunft des Regionalen Caritasverbandes Aachen und in zwei Häuserblocks städtische Notunter-künfte. Der Nachbarschaftstreff befindet sich in einem dieser beiden Häuserblocks (www.kirche-im-bistum-aachen.de/kiba/dcms/traeger/5/ skf-aachen/skf-im-stadtteil/projekt-robert-koch-str/index.html).

Eigentümerin der Wohnung ist die Stadt Aachen; Träger des Nachbar-schaftstreffs ist der SKF – der Sozialdienst katholischer Frauen e.V.. Die Einrichtung des Treffs ist mit 20.000 Euro aus der Stadtteilerneuerung gefördert worden. Für den Nachbarschaftstreff wird eine Personalstelle vom Jugendamt der Stadt Aachen finanziert. Freiwilliges Engagement gibt es im Nachbarschaftstreff in einem überschaubaren Maß auf meist nied-rigschwelliger Ebene (Interview 3).

Das Selbsthilfepotenzial der Menschen in der Robert-Koch-Straße schätze ich eher gering ein: weil die Vielfältigkeit der Kulturen dies nicht zulässt. Bosnier, Afrikaner, Türken kennen einander nicht und stören sich untereinander. Im Nachbarschaftstreff fördern wir das gegenseitige Kennenlernen. Manchmal entsteht daraus der Wunsch nach gemeinsamen Freizeitaktivitäten. Aber auch da soll ich meist dabei sein. Bin ich es nicht, findet vieles nicht statt (Interview 3).

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Möbel und mehr für den Nachbarschaftstreff

Der Nachbarschaftstreff in der Robert-Koch-Straße 5 konnte bei seiner Entstehung auf die umfängliche Hilfe eines Aachener Möbelhauses zu-rückgreifen: Es hat die gesamte Einrichtung inklusive Tassen und Teller gespendet. Außer diesen Zuwendungen hat der Nachbarschaftstreff in der Vergangenheit verschiedene Geldspenden von Unternehmen und an-deren Akteuren eingenommen (Interview 3).

Umbau einer Wohnung zu einem Nachbarschaftstreff

Als die städtische Notunterkunft in der Robert-Koch-Straße 5 zu einem Nachbarschaftstreff umgebaut wurde, haben hierbei Freiwillige ohne Be-zahlung geholfen: Ein Architekt hat den Umbau geplant, und zwei Männer aus der Nachbarschaft haben im Rohbau geholfen, Wände herauszurei-ßen. Abgesehen hiervon wurde aber der größte Teil der Arbeiten von Fir-men durchgeführt (Interview 3).

Essenszubereitung für die Eröffnungsfeier

Der Nachbarschaftstreff in der Robert-Koch-Straße wurde im Sommer 2006 eröffnet. Zur Eröffnungsfeier hatten sechs bis acht muslimische Frauen aus der Nachbarschaft Essen für 50-60 Personen zubereitet (In-terview 3).

Hip-Hop-Gruppe

Im Nachbarschaftstreff Robert-Koch-Straße haben sich drei Jugendliche aus der Nachbarschaft zu einer Hip-Hop-Tanz-Gruppe zusammengefun-den. Sie trainieren nun regelmäßig außerhalb des Ostviertels im Jugend-zentrum Offene Tür Stephanstraße im Hubertusviertel (Interview 3).

Gegenseitige Kinderbetreuung

Im Nachbarschaftstreff in der Robert-Koch-Straße 5 findet ein Deutsch-kurs für Frauen aus dem Viertel statt. Während die einen deutsch lernen, passen andere im Nachbarraum auf ihre Kinder auf. Diese Hilfe wurde von den Frauen selbst organisiert (Interview 3).

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Sonstige Aktivitäten

Gewählte Gebietsvertretung im Rat der Stadt

Bei den Kommunalwahlen im Jahr 2004 haben zwei SPD-Politiker die Di-rektmandate im Stadtrat für das Gebiet Aachen-Ost erhalten. Beide Poli-tiker wohnen nicht in ihren Wahlbezirken Panneschopp (Ostviertel) und Rothe Erde, sondern im nahe gelegenen, eher bürgerlichen Frankenberger Viertel. Die Mitarbeit im Stadtrat gilt als Ehrenamt. Gleichwohl erhalten Stadträte für ihre Tätigkeiten pauschale Aufwandsentschädigungen, die nach Auskunft von Ratspolitikern in der Regel jedoch nicht den Einsatz entlohnt (www.fraktion.spd-aachen.de/Seiten_deaktiviert/01_Stadtrat/ Mitglieder/waltraud_hostettler.htm; www.aachen.de/DE/stadt_buerger/ politik_verwaltung/stadtrat_gremien/rat_dokumente/aufwandsentschaedigung.html, Interview 14, www1.regioit-aachen.de/ wahlen/kommunal-wahl).

Die politischen Gebietsvertreter sind Ansprechpartner für Bürger aus den Stadtteilen Ostviertel und Rothe Erde. Von der Gebietsvertreterin für das Ostviertel wissen wir, dass sie sich in der Lenkungsgruppe Aachen-Ost engagiert (siehe Abschnitt Lenkungsgruppe) und Belange aus dem Stadt-teil in kommunalpolitische Ausschüsse einbringt. Darüber hinaus initiiert sie Aktivitäten, die zu Verbesserungen im Stadtteil beitragen. Der Runde Tisch gegen Jugendgewalt und die Unterschriftensammlung zum Erhalt der Post im Ostviertel sind auf ihre Initiative zurück zu führen. Darüber hinaus hilft sie zuweilen bei Veranstaltungen in Aachen-Ost mit: Auf ei-nem Multikulti-Fest im Kennedypark beispielsweise schenkte sie gemein-sam mit anderen Parteifreunden Getränke aus (Interview 14).

Ich bin für den Wahlkreis Panneschopp gewählt worden, also sollte ich für das Viertel etwas tun. Das ist meine Ansicht (Interview 14).

NPD-Ortsgruppe trifft sich im Ostviertel

In einem Artikel in der Lokalpresse über die lokale Neonazi-Szene war zu lesen, dass die Ortsgruppe Aachen der Nationalsozialistischen Partei Deutschlands (NPD) ihre Sitzungen in Gaststätten im Ostviertel abhält (AN 04.01.2007). Die Ortsgruppe wurde am 22. Juli 2005 gegründet. An ihrer Gründungsveranstaltung nahmen laut dem Vorsitzenden des NPD-Kreisverbandes Aachen über dreißig Personen teil (www.myblog.de/ klarmann/art/1777627).

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Vorstandsmitglied in der Lebenshilfe e.V.

Eine Frau, die nur wenige Hausnummern außerhalb des Untersuchungs-gebietes wohnt, ist ehrenamtliches Vorstandsmitglied der Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Aachen e.V. (Gespräch 8).

„Die Lebenshilfe setzt sich dafür ein, dass Menschen mit geistiger Behin-derung alle Chancen erhalten, so selbständig wie möglich leben zu kön-nen.“ Der Verein will „verdeutlichen, dass geistige Behinderung ein Aus-druck der Vielgestaltigkeit menschlichen Lebens ist.“ (www.lebenshilfe -aachen.de). Der gemeinnützige Verein zählt in Aachen 650 Mitglieder. Er unterhält zahlreiche Dienste und Einrichtungen wie Kindergärten, Kinder-tagesstätten und Wohnheime (www.lebenshilfe-aachen.de/verein/fs_ verein.htm). Die Lebenshilfe Aachen e.V. ist Mitglied in einschlägigen Bundes- und Landesvereinigungen. Ende 2004 gründete er die "Stiftung Lebenshilfe Aachen" (www.lebenshilfe-aachen.de).

Vorstandsmitglied im Verein „Väteraufbruch für Kinder“

Ein Mann, der nur wenige Hausnummern außerhalb des Gebietes mit be-sonderem Entwicklungsbedarf wohnt, ist ehrenamtliches Vorstandsmit-glied im Verein „Väteraufbruch für Kinder Euregio-Aachen e.V.“ (Gespräch 8).

Der Verein will einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft erreichen: Er will verdeutlichen, wie wichtig beide Elternteile insbesondere für Scheidungskinder sind. Dies tut er durch vielfältige Aktivitäten:

• Er betreibt eine breite Öffentlichkeitsarbeit: über die lokalen Medien, durch Informationsstände, über das Internet, durch Vorträge, Veranstal-tungen und die Teilnahme an bundesweiten Aktionen wie etwa Demonst-rationen.

• Er berät Väter und Mütter in Scheidungssituationen und unterstützt Selbsthilfegruppen in Aachen, Düren und Heinsberg. Hierzu halten sich Vereins-Aktive mit Besuchen von Fachveranstaltungen auf dem Laufen-den.

• Er weist Politiker, Jugendämter, Familiengerichte, Gutachter etc. auf Missstände hin, tauscht sich mit Scheidungsbegleitern aus und ist im "Arbeitskreis Trennung/Scheidung" der Stadt Aachen und des Nordkreises Aachen aktiv. Väteraufbruch für Kinder ist ein gemeinnütziger Bundesver-ein. Er wurde 1989 gegründet und ist mit mittlerweile über 150 Orts-gruppen und lokalen Kontaktstellen im ganzen Bundesgebiet präsent (www.vaeter-nrw.de/?contr=organisation&categoryID=4&organisationID=57; siehe auch die Seite www.vaeterhilfe-aachen.de/index.html, www. vafk.de).

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Verkaufshilfen im Kleiderladen des Kinderschutzbundes

An der Ecke Elsassstraße – Lützowstraße im Ostviertel befand sich An-fang 2007 ein Kleiderladen. In ihm konnten gut erhaltene, gebrauchte Kleidung, Spielzeug und Haushaltsgegenstände abgegeben und gekauft werden. Die Waren hatten keine Preise, Käufer zahlten, was sie für die Sachen zahlen konnten und wollten. Aus diesen Erlösen sollten die Kos-ten für den Laden finanziert werden. Im Kleiderladen arbeiteten zwei ABM-Kräfte sowie fünf ehrenamtliche Mitarbeiterinnen. Zwei von den freiwilligen Mitarbeiterinnen wohnten in den Stadtteilen Ostviertel und Rothe Erde (Gespräch 9).

Der Laden sollte Menschen mit wenig Geld das Leben erleichtern. Das Konzept aber ging nicht auf: Die Geschäfte wurden im Jahr 2007 einge-stellt, weil der Laden wirtschaftlich nicht tragfähig war. Träger des Klei-derladens war der Deutsche Kinderschutzbund, Ortsverband Aachen e.V. (siehe auch Abschnitt Müttercafé des Aachener Kinderschutzbundes e.V.).

Engagement in kirchlichen Einrichtungen und Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege

Kita Mittendrin

Wenn man die Kita Mittendrin betritt, wird man zunächst von einem sehr hellen, freundlichen Raum begrüßt. Eine Sitzgruppe lädt zum Aufenthalt ein. Eine Pinwand informiert ansprechend über Aktivitäten in der Einrich-tung. Im Eingangsbereich hängt eine große Weltkarte. An deren Seiten hängen Fotos der Kita-Kinder mit ihren Familien. Die Herkunftsländer der Kinder sind mit Pinnadeln gekennzeichnet; zwischen den Pinnadeln und den Fotos ist ein bunter Faden gespannt. Das Bild, das sich hieraus ergibt zeigt: Die Kinder in der Kita Mittendrin kommen aus vielen Ländern die-ser Erde. Darüber steht die Überschrift: Herzlich Willkommen.

Die Kita Mittendrin liegt in der Goerdelerstraße, im Schnittstellenbereich zwischen dem Ostviertel und dem eher bürgerlichen Frankenberger Vier-tel; dort liegt sie „mittendrin“. Rund 80 Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren besuchen die vierzügige Einrichtung. Die Kinder kommen aus beiden Vierteln, die große Mehrheit jedoch wohnt in Aachen-Ost (In-terview 10).

Die Kita Mittendrin erhielt im Jahr 2007 gemeinsam mit zwei anderen Aachener Einrichtungen das Zertifikat „Familienzentrum“ vom Ministeri-um für Generationen, Familien, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen – und nicht nur das: für ihre vorbildliche Arbeit er-hielt sie sogar einen „Innovationspreis Familienzentrum NRW“.

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Die Kita hatte in einer einjährigen Testphase gezeigt, dass sie ihre Aufga-be nicht nur in der Betreuung der Kinder sieht, sondern vermehrt auch attraktive Angebote für Familien vorhält, die etwa Erziehungskompeten-zen der Eltern stärken. Hierzu kooperiert sie mit anderen Einrichtungen aus der Stadt. Beispielsweise bietet der Kinderschutzbund Aachen einen Elternkurs mit dem Titel „Starke Eltern – starke Kinder“ in der Einrich-tung an (Interview 10).

Die Leiterin der Kita Mittendrin berichtet, dass es zwar viele Überstunden der Mitarbeiterinnen und viel Engagement von Eltern kostete, den Anfor-derungen des Landes NRW gerecht zu werden. Grundsätzlich aber bedeu-teten sie keine große Umstellung, da man nur auf dem bereits einge-schlagenen Weg fortschreiten musste (AZ 19.06.2007).

Die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen der Kita binden Eltern sehr wert-schätzend, transparent und partnerschaftlich in alle ihre Aktivitäten ein. Das Ergebnis ist, dass sich viele Eltern in sehr unterschiedlichen Hand-lungsfeldern engagieren. Aber nicht nur sie wirken in der Kita mit, auch andere Freiwillige kommen regelmäßig in die Einrichtung, um zu helfen. Die Einbindung der Freiwilligen in die Kita-Arbeit ist bemerkenswert. Sie ist die Folge einer bewusst gestalteten und ausgeprägten Engagement-Kultur. Bevor wir die freiwilligen Aktivitäten in der Kita beschreiben, legen wir daher im folgenden Abschnitt zunächst den Rahmen dar, in dem die-ses Engagement stattfindet.

Es wird immer gesagt, Eltern haben kein Interesse an einem Engagement. Wir aber sagen: Es liegt an uns, die Eltern einzubinden. Wir entwickeln also Me-thoden, durch die dies gelingen kann. Wir erreichen damit viele aber natürlich nicht alle (Interview 10).

Exkurs: Engagementförderung in der Kita Mittendrin

Die Sitzgruppe und die Pinwand im Eingangsbereich der Kita sind Teil eines Konzeptes, durch das die Kinder möglichst umfassend gefördert werden sollen. Dazu gehört in der Kita Mittendrin auch eine sehr wert-schätzende und transparente Einbeziehung der Eltern; ohne ihre Mitar-beit könnte in der Kita deutlich weniger erreicht werden. In der Kita ist daher Engagement und die Übernahme von Verantwortung durch die El-tern ausdrücklich erwünscht (Interview 10).

Elternarbeit ist in jeder Team-Sitzung der Kita-Mitarbeiterinnen Thema. Sie haben sich auf folgende Prinzipien verständigt:

• Eltern sind in der Kita jederzeit willkommen. Sie können sich in der Kita aufhalten, auch wenn sie nicht mit den Kindern spielen möchten.

• Die Eltern werden regelmäßig in die Kita eingeladen, um gemeinsam mit ihren Kindern etwas zu unternehmen: Einmal im Monat lädt die Kita zu einem Spielenachmittag ein. Am Vatertag waren die Väter eingeladen, um mit ihren Kindern zu grillen, ein Zelt zu bauen etc. – mit großem Er-

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folg. Weihnachts-, Abschieds- oder andere Feste werden gemeinsam mit Kindern und Eltern gefeiert.

• Eltern werden auf Aushängen und in regelmäßigen Briefen über alle lau-fenden und geplanten Aktivitäten informiert, etwa über Angebote, Neue-rungen, anstehende Entscheidungen und Mitwirkungsmöglichkeiten. Akti-vitäten der Kinder werden häufig fotografiert. Die Fotos werden zu kleinen Ausstellungen zusammengestellt und im Haus ausgehängt.

• Eltern werden zum Mitmachen an Veranstaltungen, Angeboten oder Ak-tionen animiert – auf Aushängen, in Briefen und vor allem auch in per-sönlichen Gesprächen.

• Eltern werden immer wieder nach ihren Wünschen gefragt und an an-stehenden Fragen in der Kita beteiligt. Die Kita bemüht sich, Wünsche der Eltern schnell umzusetzen.

Durch die kontinuierliche Information und Beteiligung der Eltern wird In-teresse an der Einrichtung sowie an einem Engagement in dem Haus ge-weckt. Durch die Arbeitsweise der Kita lernen Eltern, wie sie die Entwick-lung ihrer Kinder fördern können (Interview 10).

Das Engagement der Eltern ist sehr groß, in allen Bereichen. Das ist so, weil wir unsere Arbeit sehr transparent machen. Und weil wir auch Wünsche von Eltern erfüllen. Das schafft Vertrauen. Elternarbeit heißt bei uns: nicht für El-tern, sondern mit Eltern.

Früher wurde immer gesagt: Die Eltern wollen nicht. Das stimmt aber nicht. Man muss bei den Angeboten nur beachten, wo die Eltern stehen. Alle Eltern wollen das Beste für ihre Kinder. Es fehlt jedoch an Bildung und Wissen, wie sie dieses erreichen können (Interview 10).

Engagement-Kultur pflegt die Kita nicht nur im Umgang mit Eltern. Auch die anderen Freiwilligen, die sich in der Kita engagieren, treffen auf einen bewusst gestalteten Rahmen: Ihre Einbindung erfolgt nach Qualitätsma-nagement-Prinzipien der Arbeiterwohlfahrt. Dazu gehören beispielsweise Zielgespräche, Schulungen der Ehrenamtlichen und der Mitarbeiter, Eh-rungen und Evaluationen (Interview 10).

Beteiligung der Eltern an der Entwicklung der Kita

Es gehört zu den Prinzipien des Hauses, dass bei allen anstehenden Fra-gen Eltern nach ihren Bedürfnissen und Wünschen gefragt werden. Die Einbeziehung der Eltern geschieht etwa durch Fragebögen, durch persön-liche Gespräche oder durch Gespräche mit dem Elternrat (Interview 10).

Der Elternrat vertritt die Interessen der Kinder und Eltern in der Kita. Pro Kindergruppe wählen die Eltern einer Gruppe stets zwei Elternteile in den Elternrat. Er besteht aus acht Personen. Das Gremium wird bei allen an-

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stehenden Fragen in der Kita beteiligt. Gesetzlich vorgeschrieben ist, dass der Elternrat dreimal im Jahr zusammen kommt. Diese Treffen finden in der Kita Mittendrin zusammen mit der Leitung und den pädagogischen Mitarbeitern jedoch häufiger statt.

Das Familienzentrum wurde in einem intensiven Dialog mit dem Elternrat geplant und umgesetzt; aber auch die anderen Eltern wurden beteiligt: Sie erhielten zunächst einen Fragebogen, mit dem die Interessen und Be-dürfnisse der Eltern abgefragt wurden. In einer zweiten Stufe wurden ge-meinsam mit Eltern Vorhaben geplant und umgesetzt (Interview 10).

Vorlesen in der Muttersprache

In der Kita Mittendrin gibt es viele Kinder mit Migrationshintergrund. Einmal wöchentlich kommen Eltern unterschiedlicher Nationalitäten in die Kita, um den Kindern in ihrer jeweiligen Muttersprache Geschichten vorzulesen. Zur Koordination der Vorlese-Stunden hängt in der Einrich-tung ein Plan aus, in den Eltern eintragen können, wann sie kommen und ob sie Literatur mitbringen. Die Eltern verrichten diese Dienste freiwillig und ohne Bezahlung (Interview 10).

Beteiligung an Festen

Wenn in der Kita Mittendrin Feste gefeiert werden, geschieht dies immer mit Hilfe der Eltern. Regelmäßig steuern sie Selbstgebackenes und -ge-kochtes bei, so dass immer ein buntes, reichhaltiges Buffet zustande kommt. Das Engagement der Eltern geht aber oft über Küchendienste hinaus.

Für die letzte Weihnachtsfeier haben Eltern beispielsweise gemeinsam mit Kindern ein Figurentheaterstück eingeübt und auf der Feier vorge-führt. Drei Wochen lang sind Eltern in die Kita gekommen und haben Fi-guren gebastelt. Während der Vorführung haben sie die Geschichten er-zählt, während Kinder die Figuren vorgeführt haben (Interview 10).

Einrichtung und Unterhaltung einer Bibliothek in der Kita

Die Kita Mittendrin hat 2007 in ihren eigenen Räumen eine kleine Biblio-thek für Kinder eröffnet. Die Bibliothek wird von zwei Müttern – einer Bib-liothekarin und einer Diplom-Pädagogin – aufgebaut und unterhalten. Die beiden Frauen arbeiten freiwillig unbezahlt und auf Honorarbasis. Bücher wurden von vielen Menschen gespendet (Interview 10, www.awo-aachen. de/soziale_Einrichtungen/familienzentren/goerdeler/unserhaus.html).

Bau- und Renovierungsarbeiten in der Kita Mittendrin

Die Kita Mittendrin macht einen sehr gepflegten, hellen und freundlichen Eindruck. Möglich ist dies auch aufgrund des großen Engagements von

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Eltern: Sie reparieren kaputte Türen, verlegen Fußböden, streichen Wän-de – selbstverständlich, ohne Murren und ohne dafür Geld zu bekommen. Wenn Renovierungsarbeiten anstehen, kauft die Kita lediglich das nötige Material; die handwerklichen Leistungen sind Aufgabe der Eltern (Inter-view 10).

Eltern helfen darüber hinaus bei Einbauten in der Kita: Im Eingangsbe-reich der Einrichtung sind ein Schiff und ein Haus aus Pappmaché ge-baut, in denen Kinder spielen können. Beide wurden von Eltern liebevoll und rein ehrenamtlich errichtet (Interview 10).

Gartenanlage und -pflege

Im Jahr 2002 wurden die Außenanlagen der Kita Mittendrin neu gestaltet. Die Einrichtung hatte hierzu einen Förderantrag gestellt. Er wurde mit der Auflage bewilligt, dass 50% der Kosten durch Eigenarbeit selbst erbracht werden. Diese Eigenarbeit wurde hauptsächlich von den Eltern geleistet – unter Mithilfe der Kinder und des Kita-Personals (Interview 10).

Etwa dreimal im Jahr steht nun die Pflege der Außenanlagen an: Laub muss geharkt, Pflanzen müssen geschnitten werden etc.. Diese Arbeiten werden im Rahmen von gemeinsamen Gartenpflege-Aktionen ebenfalls unbezahlt von den Eltern übernommen (Interview 10).

Kochen, basteln und Geschichten erfinden mit Kindern

Einen Vormittag in der Woche besucht eine pensionierte Schulamtsdirek-torin die Kita Mittendrin. Sie arbeitet hier mit den Maxi-Kindern, den Kin-dern, die als nächstes in die Schule kommen. Mit der einen Hälfte der Kinder wird Gesundes gekocht; die andere Hälfte lässt die Pädagogin Ge-schichten erfinden. Die gemeinsame Arbeit wird von der Ehrenamtlerin

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Ein Vater baut mit Kin-dern die Außenanlagen der Kita Mittendrin. Kin-der helfen dabei. (Foto: Kita Mittendrin)

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dokumentiert: Für jedes Kind legt sie einen eigenen Ordner an. Jeder Ordner hat ein Deckblatt mit Namen und Foto des Kindes, dem er gehört. Dahinter werden die selbst gekochten Rezepte und die erfundenen Ge-schichten, die von der Schulamtsdirektorin verschriftlicht und von den Kindern anschließend bebildert wurden, einzeln in Klarsichthüllen einge-legt und abgeheftet. Für jedes Kind entsteht so mit der Zeit ein eigenes Buch, in dem die gemeinsamen Aktivitäten und die eigenen Produkte do-kumentiert sind. Wenn die Kinder die Kita verlassen, werden ihnen die Ordner auf ihrem Abschiedsfest feierlich übergeben (Interview 10).

Die Ehrenamtlerin investiert in diese Arbeit nicht nur viel Zeit und Gedan-ken, sondern auch Geld: Die Lebensmittel zum Kochen und die Materiali-en für die Ordner werden allesamt von ihr selber finanziert. Die Leiterin der Kita Mittendrin schätzte diesen Einsatz auf jährlich 2000 Euro. Im Jahr 2005 erhielt die Pädagogin für ihr Wirken in der Kita Mittendrin die Aachener Auszeichnung „Prädikat Familienfreundlich“ (Interview 10, www.aachen.de/de/archiv/archiv_stadt_buerger/archiv_stadt_buerger_aktuelles/praedikat_kinderfreundlich05.html?printContent=true).

Außer Frau Schmitt-Degenhardt engagierte sich 2005-2006 eine weitere Frau ehrenamtlich in der Kindereinrichtung: Sie kam einmal wöchentlich, um mit Kindern gestalterisch zu arbeiten (Interview 10).

Supervision für die Mitarbeiterinnen der Kita

Die ehrenamtliche Schulamtsdirektorin, die in der Kita Mittendrin mit den Kindern kocht und Geschichten erfindet arbeitet auch mit den Mitarbeite-rinnen der Einrichtung: Sie gibt ihre pädagogische Erfahrung unbezahlt etwa in Supervisionen weiter (Interview 10).

Beteiligung an einer Zukunftswerkstatt

Vor geraumer Zeit hat die Stadt Aachen zu einer Zukunftswerkstatt zur Entwicklung des Ostviertels eingeladen: Neben Vertretern aus Einrichtun-gen und Institutionen waren auch einige Bürger dabei: Mindestens Eltern von Kindern, die die Kita Mittendrin besuchen; sie wurden in der Kita an-geregt, sich zu beteiligen (Interview 10).

Protestaktionen im Zusammenhang mit Kindertagesstätten

Im Jahr 2006 gab es für die Eltern der Kita Mittendrin zwei Schreckens-meldungen: Zunächst sollten die Elternbeiträge erhöht werden. Im No-vember 2006 drohte aufgrund finanzieller Kürzungen des Trägers die Schließung dieser und anderer AWO-Kitas. Beide Ankündigungen haben stadtweit Elternproteste ausgelöst, beispielsweise wurden jeweils Unter-schriften gesammelt: gegen die Beitragserhöhungen und für den Erhalt der AWO-Kitas. Viele Eltern der Kita Mittendrin haben sich an diesen Pro-testen intensiv beteiligt. Mindestens mit einem Teil- Erfolg: Die Kita wird erhalten bleiben (Interview 10).

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Offene Tür St. Josef (Josefshaus)

Die Offene Tür Josefshaus im Kirberichshofer Weg 6a ist ein Kinder- und Jugendzentrum in unmittelbarer Nachbarschaft des Stadterneuerungsge-bietes Ostviertel. Das Josefshaus bietet Kindern und Jugendlichen nach-mittags und abends vielfältige Treff- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Es wird überwiegend von Kindern und Jugendlichen aus dem Ostviertel be-sucht; nachmittags sind täglich durchschnittlich 50-60 Jugendliche in der OT. Viele von ihnen haben einen Migrationshintergrund, und viele von ih-nen wachsen in prekären Lebensumständen auf, in denen sie wenig ge-fördert werden (Interview 13).

Träger der Einrichtung ist die katholische Pfarrgemeinde St. Josef und Fronleichnam. Finanziert wird sie überwiegend aus Kirchensteuern und durch die öffentliche Hand. Hinzu kommen Einnahmen aus Spenden und Projektförderungen, etwa aus dem Bund-Länder-Programm Soziale Stadt (Interview 13).

Die Grundlast der anfallenden Arbeiten im Josefshaus wird durch haupt-amtliche Kräfte geleistet. Sie werden jedoch ganz erheblich durch Freiwil-lige unterstützt: 30-40 „Ehrenamtler“ im Alter zwischen 14 und 70 Jah-ren sind hier aktiv. Die freiwilligen Angebote an den Nachmittagen werden in der Regel von 15-16-jährigen Nutzern des Hauses geleitet. Sie wohnen fast alle im Ostviertel (Interview 13).

Im Josefshaus sind „Ehrenamtler“ etwas Besonderes. Es gehört zum Konzept der Einrichtung, freiwilliges Engagement bei den Jugendlichen nicht nur zu fördern sondern auch einzufordern – mit beeindruckendem Erfolg, wie die Zahlen und die unten angeführten Beispiele zeigen (Inter-view 13). Wie die Mitarbeiter des Hauses Kinder und Jugendliche, von de-nen üblicherweise gesagt wird, dass sie sich nicht engagieren, dazu ani-mieren, Verantwortung zu übernehmen, wird daher im folgenden Ab-schnitt näher erläutert.

Exkurs: Engagementförderung im Josefshaus

Ehrenamtler haben im Josefshaus Privilegien: Sie erhalten einen Ausweis, mit dessen Hilfe sie beispielsweise Spielmaterialien wie Tischtennisbälle ausleihen können. Wenn das Haus von 17:30-18 Uhr geschlossen ist, dür-fen sie sich weiterhin im Haus aufhalten. Für den Besuch von Kursen brauchen Ehrenamtler nichts zu zahlen, und die Mitfahrt auf gemeinsa-me Freizeiten ist für sie in der Regel kostengünstiger (Interview 13).

Von den Ehrenamtlern wird im Gegenzug erwartet, dass auf sie Verlass ist, dass sie sich vorbildlich verhalten und ansprechbar sind, wenn im Haus Hände gebraucht werden, die mal mit anfassen. Ehrenamtlichkeit im Josefshaus basiert also auf klaren Regeln, einer Art Geschäftsvertrag, in dem Geben und Nehmen zum Prinzip gehört (Interview 13).

Das ehrenamtliche Engagement im Josefshaus erwächst immer aus dem konkreten Tun heraus. Jugendliche machen Kurse oder Freizeitfahrten mit, lernen das Haus kennen und entwickeln selber eine Lust, „anders“

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mitzumachen. Wer im Josefshaus Ehrenamtler werden möchte, bekommt zunächst den Status als Ehrenamts-Anwärter: Ihm werden kleinere Aufgaben zur Probe übertragen; bewährt sich diese Person, kann sie zum Ehrenamtler aufstei-gen (Interview 13).

Bei uns wollen viele Jugendliche den Ehrenamtler-Status bekommen, weil sie dadurch im Josefshaus etwas Besonderes sind. Das reine Ehrenamt gibt es nur noch ganz selten; meistens sind es Mischformen: Gibst du mir etwas, gebe ich dir etwas (Interview 13).

Bei der Aktivierung der Jugendlichen spielen persönliche Beziehungen eine große Rolle. Jugendliche sagen vom Leiter der Offenen Tür, er sei ihr Vorbild. Dieser wiederum beschreibt, dass es nötig ist, zu den Jugendli-chen eine Beziehung herzustellen, wenn man sie erreichen möchte (Inter-view 13).

Im Josefshaus ist es Prinzip, Kindern und Jugendlichen nicht nur Mög-lichkeiten für sinnvolle Freizeitbeschäftigungen zu bieten. Die Jugendli-chen werden auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefördert und ge-fordert und sie werden angeregt, nach Perspektiven in dieser Gesellschaft zu suchen. Dieser pädagogische Anspruch spiegelt sich nicht nur in den Angeboten und Projekten des Hauses und im einerseits herzlichen und andererseits harten, konfrontativen Umgang mit den Jugendlichen. Er ist auch eine Begründung dafür, dass die Nutzer des Josefshauses immer wieder aufgefordert werden, für sich selbst und für andere Verantwortung zu übernehmen. Von den Mitarbeitern des Hauses setzt dieses ein hohes zeitliches und persönliches Engagement voraus.

Leitung von Kursen

Im Josefshaus werden viele Kurse auf freiwilliger Basis angeboten. Darun-ter sind sowohl ausschließlich ehrenamtliche Angebote als auch Misch-formen: Kurse, die freiwillig und auf Honorarbasis geleitet werden. Hinzu kommt ein Angebot, bei dem es unklar ist, inwieweit es auf Engagement basiert (Interview 13).

Ausschließlich ehrenamtlich werden folgende Kurse angeboten:

• Jugendliche leiten im Haus drei Kurse, in denen Hip-Hop, Techno oder House-Tänze eingeübt werden.

• Jugendliche betreuen vier Kindergruppen, mit denen sie kochen, reden, spielen oder gemeinsam Ausflüge unternehmen.

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Die Offene Tür Josefshaus

(Foto: OT Josefshaus)

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• Eine pensionierte Lehrerin und eine Logopädin lehren Kindern und Ju-gendlichen in der Lerngruppe Pfiffikus das Lernen.

• Auch Fußballspiel-Angebote werden ehrenamtlich betreut (Interview 13).

Kurse, die aus einer Mischung von unentgeltlichen und finanzierten Ange-boten ermöglicht werden, sind:

• eine interkulturelle Jugend-Theater-Gruppe; der Regisseur erhält für sei-ne Arbeit eine Aufwandsentschädigung, die aber so gering ist, dass sein Engagement noch zum unentgeltlichen zählen müsste (Interview 13).

•  eine interkulturelle Kindertheater-Gruppe, die nicht nur ehrenamtlich geleitet wird, sondern für die auch das Stück (zunächst) unentgeltlich ge-schrieben wurde (Interview 13).

Für beide Theatergruppen gibt es etwa für die Bühnenbildgestaltung Fremdfinanzierungen; im letzten Jahr wurde das Angebot aus dem Bund-Länder-Programm Soziale Stadt finanziert (Interview 13).

Beim Boxsport-Angebot im Josefshaus ist es unklar, inwieweit es auf En-gagement basiert: Ein ehemaliger deutscher Boxsport-Meister hat einen kommerziellen Box-Club, für dessen Angebote er – ohne Miete zahlen zu müssen – Räume im Josefshaus nutzt. Besucher des Josefshauses kön-nen im Gegenzug kostenfrei am Unterricht teilnehmen (Interview 13).

Betreuung der Disco und des Jugendcafés

Nachmittags ist im Josefshaus das Jugendcafé geöffnet. Kinder und Ju-gendliche können an einer Theke zum Selbstkostenpreis Getränke kaufen. Möglich wird dies durch fünf Jugendliche, die die Theke abwechselnd freiwillig betreuen (Interview 13).

Neben dem Jugendcafé bieten Jugendliche für Jugendliche im Josefshaus eine Disco an. Die Disco wird ausschließlich durch Ehrenamtler auf die Beine gestellt: Sie übernehmen die Planung, sorgen für Getränke und

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Fußballspiel und Mäd-chenfasching: Im Josefs-haus werden viele Ange-bote von Freiwilligen betreut. (Fotos: OT Josefshaus)

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Musik, übernehmen Thekendienste, stellen den Sicherheitsdienst und machen alles andere, was außerdem getan werden muss (Interview 13).

Organisation und Betreuung von Freizeit-Fahrten

Im Josefshaus wurden jährlich eine Pfingstfahrt und eine Sommerferien-fahrt angeboten. Die Pfingstfahrt fand immer von Freitag bis Montag statt. 2006 ging es nach Paustenbach, 35 OT-Besucher haben teilge-nommen. Bei der Sommerferienfahrt 2006 in die Toskana waren 45 Be-sucher dabei. Die Angebote werden komplett ehrenamtlich auf die Beine gestellt. Die Freiwilligen sind im Schnitt 23-25 Jahre alt. Das Sommerfe-rienangebot sollte es in 2007 nicht mehr geben, da die Ehrenamtler nicht weiter machen (Interview 13).

Mitwirkung und Mitarbeit in dem Projekt „Wir reden mit“

Ziel des Partizipations-Projektes „Wir reden mit“ ist, mittelfristig in Aachen-Ost eine Art Jugendparlament einzurichten. Teilnehmende sind 15 deut-sche und nicht-deutsche Jugendliche, zum Teil Mitglieder der Kennedy-Boys, einer berüchtigten Jugendgang im Ostviertel. Die Jugendlichen kommen aus allen drei OTs im Einzugsbereich von Aachen-Ost (Interview 13).

In ersten Schritten lernen die Jugendlichen die Grundfesten des demokra-tischen Systems und demokratische Einflussmöglichkeiten in Deutsch-land kennen: Sie haben eine Fahrt nach Berlin unternommen, dort den Bundestag und das Mahnmal der ermordeten Juden besucht, da die Ju-gendlichen nach Aussagen des Projektleiters häufig erschreckend rassis-tische Vorurteile gegenüber Juden haben. Die Jugendlichen sind nach Brüssel ins Europäische Parlament gefahren. Sie werden in Düsseldorf den Landtag kennen lernen und in Aachen das Stadtparlament und den Jugendausschuss. In Rollenspielen werden politische Diskussionen einge-übt und nachgestellt; die Jugendlichen werden rhetorisch geschult. In ei-nem nächsten Schritt werden Jugendliche an Aachener Jugendpolitiker herantreten und ihnen mitteilen, wie sie sich eine Jugendeinrichtung vor-stellen. Hierdurch erhoffen sich die Betreuer Erfolge, die die Jugendlichen ermuntern, in ihrer politischen Arbeit weiterzumachen. Ein weiterer Schritt wäre die Wahl eines Jugendbeirats in den drei Aachen-Ost-OTs Barbarastraße, Talstraße und Josefshaus. Dadurch entstünde das Ju-gendparlament (Interview 13).

Das Projekt wird von dem hauptamtlichen Leiter des Josefshauses gelei-tet. Er wird in seiner Arbeit von vier Ehrenamtlern unterstützt, das heißt: Die Ehrenamtler sind bei den Treffen dabei, sie beraten den Projektleiter, organisieren die Fahrten und betreuen sie mit. Sachkosten des Projektes werden aus dem Bund-Länder-Programm Soziale Stadt finanziert (Inter-view 13).

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Offene Bastelangebote

In der Oster- und Weihnachtszeit werden im Josefshaus offene Bastel-nachmittage angeboten: Interessierte können ohne Anmeldung und ohne die Verpflichtung zur Teilnahme an den Angeboten teilnehmen. Die Bas-telnachmittage werden durch Ehrenamtliche geleitet (Interview 13).

Hilfe bei Veranstaltungen

Wenn in der Pfarre St. Josef und Fronleichnam Veranstaltungen organisiert und durchgeführt werden, werden dabei auch Ehrenamtler der OT eingebunden. In der Kirchengemeinde halfen Freiwillige etwa bei Pfarrfesten, beim ersten Aa-chener Integrationstag oder sie betreuten den Getränkewagen bei einem Solidaritätslauf des Bistums Aachen (Interview 13).

Auch bei Veranstaltungen des Josefshauses hel-fen stets Ehrenamtler mit. Ein Beispiel sind die traditionellen Elternnachmittage. Auf diesen Veranstaltungen führen Kinder und Jugendliche ihren Eltern vor, was sie in den Josefshaus-Kur-sen erarbeitet haben. Die Nachmittage werden in der Regel durch Freiwillige organisiert (Inter-view 13).

Spontanes Kümmern um OT-Besucher

Ehrenamtliche werden in der OT immer wieder mal angehalten, sich spontan um Besucher zu kümmern: „Gucke mal, dort sind drei Kinder, die sich langweilen. Gehe doch mal hin und spiele mit ihnen.“ (Interview 13).

Mitwirkung an einem Filmprojekt

Im Wintersemester 2007/2008 lernten acht jugendliche OT-Besucher im Alter von 13 bis 18 Jahren Studierende der RWTH kennen: Beide Gruppen zeigten einander ihre Lebens- und Arbeitsräume. Die Studierenden do-kumentierten die Begegnungen mit der Kamera und führten darüber hi-naus Gespräche mit Lehrern, Sozialarbeitern und anderen Menschen, die im Stadtteil mit den Jugendlichen Kontakt haben. In diesen Gesprächen fragten sie nach den Hintergründen der Jugendlichen, nach ihrer Enga-gementbereitschaft und nach Engagementmöglichkeiten im Stadtteil. Die Studierenden produzierten aus diesem Material den Film „OstImPuls“, der am 14. März 2008 im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung mit dem Titel „Wir engagieren uns doch!“ präsentiert wurde. Der Film diente als Impuls für ein öffentliches Podiumsgespräch, in dem diskutiert wurde, was etwa Schulen und Jugendeinrichtungen für die Integration von Ju-

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Tanzvorführung im Josefshaus (Foto: OT

Josefshaus)

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gendlichen aus Sozialen Brennpunkten leisten können, und was weiterhin getan werden sollte. Die Veranstaltung fand im Bürgerzentrum St. Fron-leichnam in der Schleswigstraße im Ostviertel statt. Die Kosten für das Projekt in Höhe von gut 400 Euro wurden aus den Studiengebühren der beteiligten Architekturstudenten gezahlt.

Das gemeinsame Projekt des Josefshauses und der RWTH Aachen wurde von zwei hauptamtlichen Kräften geleitet: vom Leiter der OT und von der Autorin dieses Berichts, die auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung der RWTH arbeitet. 16 Studierende konnten sich dieses Projekt als Studienleistung im Rah-men ihres Architektur- oder BWL-Studiums anerkennen lassen. Darüber hinaus hat dieses Projekt jedoch eine Menge freiwilliges Engagement ge-bunden; es ist zu großen Teilen eine Folge persönlicher Netzwerke:

• Die beteiligten Jugendlichen verbrachten mehrere Nachmittage mit den Studierenden, sie kochten miteinander, veranstalteten mit ihnen ein Tur-nier, besuchten sie in der Hochschule, zeigten ihnen ihr Viertel, schau-spielerten für den Film – und hatten Spaß dabei. Ein Jugendlicher stand bei einer Pressekonferenz Rede und Antwort, alle kamen zu einem Ge-spräch zur Vorbereitung der Veranstaltung. Bei der öffentlichen Veranstal-tung diskutierten drei Jugendliche auf dem Podium mit; alle halfen beim Getränkeausschank nach der Veranstaltung.

• Eine Biologie-Studentin war bei den Treffen mit den Jugendlichen dabei und hat diese mitgestaltet – aus Interesse an den Jungs, ohne dass sie dies in ihrem Studium formal weiter gebracht hat.

• Vier professionelle Sprecher des Aachener Radiosenders 100,1 nahmen für den Film ein von den Studierenden geschriebenes Radiointerview auf – im eigenen Tonstudio, ohne dass hierfür Gebühren berechnet wurden.

• Ein Filmemacher hat die Studierenden im Vorfeld der Filmproduktion beraten; die KingSizeBeatz, eine Gruppe junger Erwachsener aus der OT Josefshaus, half bei der Auswahl der Filmmusik.

• Die Firma aixevents aus Aachen brachte die gesamte Technik für die Veranstaltung mit: Laptop, Beamer, Lautsprecher, Mikrofone, Scheinwer-fer, Mischpult, Leinwand, Verlängerungskabel... aixevents übernahm zu-dem alle Auf- und Abbauten und gewährleistete eine technische Allround-Betreuung – gänzlich umsonst.

• Eine Breakdance-Gruppe und zwei jugendliche Sängerinnen aus der Offe-nen Tür sorgten auf der öffentlichen Veranstaltung für eine unterhaltsame Pause. Die beiden erwachsenen Kinder des Josefshaus-Leiters halfen am 14. März beim Aufbau und bei der Verpflegung der Jugendlichen.

• Bei dem öffentlichen Podiumsgespräch diskutierten der Fachbereichslei-ter für Soziales und Ausländerwesen der Stadt Aachen und der Schullei-ter der Ostviertel-Hauptschule Aretzstraße engagiert ohne Honorar; der Moderator, Referent im Bistum Aachen, erhielt für seine Tätigkeit eine geringe finanzielle Anerkennung.

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• Der Veranstaltungssaal im Bürgerzentrum St. Fronleichnam konnte kos-tenfrei genutzt werden. Der Hausmeister war vor und während der Veran-staltung dabei.

• Etwa 80 Besucher kamen zur öffentlichen Veranstaltung; unter ihnen waren viele Freunde und Bekannte der Beteiligten, aber auch interessier-tes Publikum, das vorher nichts mit der Filmproduktion zu tun hatte.

Spenden an die OT

Das Josefshaus wird hin und wieder mit Spenden bedacht; ein Beispiel – das wiederum auf freiwilligem Engagement basiert – ist eine Karnevals-Benefiz-Gala, die 2007 in den Kurparkterrassen im Aachener Stadtteil Burtscheid durchgeführt wurde: Das Josefshaus erhielt die Hälfte der Er-löse (Interview 4).

Pfarre St. Josef und Fronleichnam

Bis vor kurzem gab es im Ostviertel zwei katholische Pfarrgemeinden: St. Fronleichnam mit ihrer Kirche in der Leipziger Straße und St. Josef mit ihrem Gotteshaus am Adalbertsteinweg. Aufgrund sinkender Mitglieder-zahlen und Kirchensteuereinnahmen wurden beide Pfarrgemeinden im Jahr 2005 zusammengelegt. Die Kirche St. Fronleichnam wurde zur ge-meinsamen Pfarrkirche und die ihr angeschlossenen Räume zum Ge-meindezentrum; St. Josef hingegen wurde zu einer Grabeskirche umge-wandelt. Seither werden hier Urnenplätze für Verstorbene aus dem ge-samten Stadtgebiet vorgehalten (Interview 4).

Die Pfarrgemeinde ist Träger verschiedener Einrichtungen im Stadtteil: vom Bürgerzentrum St. Fronleichnam in der Schleswigstraße, auch ge-nannt Schleswigheim, von der Offenen Tür St. Josef im Kirberichshofer Weg, auch genannt OT Josefshaus, vom Montessori Kinderhaus und Hort

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Auf der öffentlichen Ver-anstaltung „Wir engagie-ren uns doch!“: Freiwil-lige diskutierten, mode-rierten und begeisterten mit Breakdance-Akroba-tik. (Foto: Mehrnoush Razavi Dinani)

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in der Schleswigstraße und vom Altenheim Haus Marien Linde in der Eifel-straße. Freiwilliges Engagement im Josefshaus und einige Aktivitäten im Schleswigheim (Eurotürk, Müttercafé, ...) werden in separaten Abschnit-ten dieses Berichts beschrieben.

In der Pfarrgemeinde wird die Grundlast der Arbeit zu großen Teilen von wenigen bezahlten Personen geleistet; ein Gemeindereferent und ein Dia-kon sind die einzigen hauptamtlichen Angestellten; hinzu kommen Ho-norarkräfte. Das Gemeindeleben aber wäre wesentlich ärmer, würden die bezahlten Kräfte nicht auch substanziell von vielen Freiwilligen unterstützt werden. Ein Vertreter der Pfarre schätzt, dass sich etwa 160-180 Men-schen ehrenamtlich in der Pfarre engagieren. Sie seien im Schnitt zwi-schen 50 und 55 Jahre alt, Tendenz steigend. Die Freiwilligen erhalten jährlich einen Weihnachtsgruß und werden zu Beginn eines jeden Jahres zu einem Neujahrsempfang eingeladen, bei dem ausscheidende Ehren-amtler gewürdigt werden.

Nicht alle Ehrenamtler wohnen auch im Ostviertel; manche fühlen sich nur mit der Pfarre verbunden, etwa weil sie früher im Viertel gelebt haben (Interview 4). Im Einzugsbereich von St. Josef und Fronleichnam leben 6.500 katholische Christen (www.grabeskirche-aachen.de).

Es wird immer schwieriger, Ehrenamtliche zu finden. Der Nachwuchs fehlt. Auch und gerade in diesem Stadtteil. Wir setzen daher auch auf Vernetzung. Wir müssen nicht immer das Rad neu erfinden. Nicht eine weitere Kleider-kammer einrichten, wenn es schon eine gibt (Interview 4).

Gottesdienste feiern – mit Messdienern und Kirchenchor

In der katholischen Pfarrgemeinde St. Josef und Fronleichnam wäre die Durchführung von Gottesdiensten ohne Ehrenamtliche kaum möglich, denn die Pfarrgemeinde hat keinen eigenen Pfarrer. Die Liturgien werden durch drei Priester gesichert. Zwei von ihnen sind bereits pensioniert und arbeiten also ehrenamtlich. Der dritte Priester wird für seine Dienste ge-ringfügig bezahlt. Die Geistlichen werden in den Messen von sieben frei-willigen Messdienern unterstützt, die wiederum von einem Ehrenamtler betreut werden. Musikalisch untermalt werden die Gottesdienste regel-mäßig von dem Kirchenchor der Pfarre. Selbstverständlich singen die Sänger unbezahlt; ihr Chorleiter allerdings ist als Küster und Organist in der Pfarre angestellt (Interview 4).

Messen finden in der Kirche St. Fronleichnam einmal wöchentlich an den Sonntagen statt; zusätzlich werden sie einmal im Monat im Seniorenheim der Pfarrgemeinde Marien-Linde in der Eifelstraße gefeiert (Interview 4).

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Wortgottesfeiern

Während die Messen von einem Pfarrer oder Priester abgehalten werden müssen, dürfen Wortgottesfeiern auch von Personen geleitet wer-den, die nicht dem Klerus angehören. In der Pfarrgemeinde werden in vier Senioreneinrich-tungen ein- bis dreimal monatlich Wortgottesfei-ern, auch Wortgottesdienste genannt, angeboten, die von Ehrenamtlern geleitet werden: dreimal in der Einrichtung Marien-Linde in der Eifelstraße, einmal in der Senioreneinrichtung der Arbeiter-wohlfahrt in der Elsassstraße, einmal in der Ta-geseinrichtung für Senioren „Fauna“ in der Stol-berger Straße und einmal in der Einrichtung „Bonafide“ in der – dem Ostviertel nahe gelege-nen – Steinkaulstraße. Auch Beerdigungen wer-den rein ehrenamtlich durchgeführt (Interview 4).

Koordination der Kirchenumwandlung St. Josef

Dass die Kirche St. Josef heute eine Grabeskir-che ist, ist ganz wesentlich auch ehrenamtlichem Engagement zu verdanken: Ein pensionierter Priester hat diesen Umwandlungsprozess initi-iert und maßgeblich koordiniert – freiwillig und unentgeltlich (Interview 4).

Aufsicht in der Grabeskirche St. Josef

An Allerheiligen 2006 wurde die Grabeskirche St. Josef eröffnet; seither sichern Ehrenamtliche ihren Betrieb: Sie führen Aufsicht während der täg-lichen Öffnungszeiten von 10 bis 17 Uhr. Koordiniert werden die Ehren-amtlichen von einer bezahlten Geschäftsführerin (Interview 4).

Im Internet wird für eine freiwillige Mitarbeit in der Grabeskirche gewor-ben: „Jemand wünscht eine Auskunft. Wenn jemand trauert, tut vielleicht ein Zuhörer gut. Blumen müssen gepflegt, Kerzenständer gereinigt wer-den. Die Außenanlagen brauchen Pflege. Der Internetauftritt sollte stän-dig bedacht werden. Für die Gottesdienste brauchen wir Lektoren, Vor-sänger, Ministranten.“ (www.grabeskirche-aachen .de/foerderkreis.html)

Telefondienste im Pfarrbüro St. Josef und Fronleichnam

Das Pfarrbüro St. Josef und St. Fronleichnam ist 12,5 Stunden in der Woche für die Öffentlichkeit geöffnet. Dessen Besetzung teilen sich hauptamtliche und ehrenamtliche Kräfte. Mittwochs von 10 bis 14 Uhr wird der Bürodienst ausschließlich von Freiwilligen geleistet. Neben dem

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Ein pensionierter Pries-ter koordinierte den Umbau der Josefskirche zur Grabeskirche, in der heute Freiwillige die Aufsicht führen.

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Telefondienst gehört zu dieser Tätigkeit auch die persönliche Beratung von Ratsuchenden; nur bei Bedarf leiten die Ehrenamtler die Ratsuchen-den an hauptamtliche Kräfte weiter (Interview 4).

Mitarbeit in den Gremien der Pfarrgemeinde

Die Gemeindearbeit in der Pfarre St. Josef und Fronleichnam wird we-sentlich durch die Gemeindegremien gestaltet: durch den Kirchen-vorstand, den Pfarrgemeinderat und fünf Ausschüsse. Ehrenamtler sind in allen Gremien deutlich in der Überzahl (Interview 4).

Der Kirchenvorstand hat zehn ehrenamtliche Mitglieder, die allesamt im Gemeindegebiet wohnen müssen. Der Kirchenvorstand entscheidet als gesetzlicher Vertreter der Gemeinde über deren Finanzen (Interview 4).

Dem Pfarrgemeinderat gehören neun gewählte Ehrenamtler an. Seine Mitglieder müssen sich der Pfarre verbunden fühlen; sie müssen aber nicht zwangsläufig im Gemeindegebiet wohnen. Fünf Mitglieder des Pfarrgemeinderates leben im Gemeindegebiet, die übrigen vier wohnen außerhalb. Der Pfarrgemeinderat ist das pastorale Gremium der Gemein-de, der ihren Handlungsrahmen definiert: Er entscheidet, welche Aufga-ben anstehen, und was getan werden soll (Interview 4).

Fünf Ausschüsse setzen die Beschlüsse des Pfarrgemeinderates operativ um: der Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit, der Ausschuss für Liturgie, der Ausschuss für Kinder, Jugend und Familien, der Caritas-Ausschuss und der Festausschuss. Die Anzahl der Ausschussmitglieder variiert. Sie können, müssen aber nicht im Gemeindegebiet wohnen. Einige der Tätig-keiten, die in den Ausschüssen geleistet werden, werden im Folgenden beschrieben (Interview 4).

Altenarbeit

In der Pfarrgemeinde St. Josef und Fronleichnam sind einige Ehrenamtler in der Altenarbeit aktiv: Sie bieten einmal wöchentlich eine Altenstube in einem Altenheim an und besuchen Gemeindemitglieder im Krankenhaus oder zu Hause. Darüber hinaus haben sie ein ehrgeiziges Seelsorge-Pro-jekt gestartet:

Wer in der Kirchengemeinde St. Josef und Fronleichnam 70 Jahre und älter ist, wurde oder wird demnächst besucht: Vier Freiwillige haben es sich zur Aufgabe gemacht, systematisch allen betagten Senioren Hilfe anzubieten. Sie klingeln an ihren Haustüren und fragen die alten Men-schen, ob sie ein Gespräch wünschen. Wenn das Angebot angenommen wird, schätzen die Ehrenamtler ein, wer weitergehende Hilfe benötigt und vermitteln diese. Die Hausbesuche werden vorab per Brief angekündigt (Interview 4).

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Familienstammtisch

In der Pfarre St. Josef und Fronleichnam gibt es seit 25 Jahren einen Fa-milienstammtisch. Die beteiligten Familien kommen regelmäßig zusam-men, um sich auszutauschen. Hin und wieder verabreden sie sich darü-ber hinaus zu Wanderungen oder anderen gemeinsamen Unternehmun-gen (Interview 4).

Erstellung und Verteilung des Pfarrbriefes

Die Pfarrgemeinde St. Fronleichnam und St. Josef gibt monatlich einen Pfarrbrief heraus. Er informiert über Gottesdienste und Veranstaltungen in der Gemeinde, er benennt Ansprechpartner, informiert über verstorbe-ne Gemeindemitglieder und enthält darüber hinaus Geschichten und Ge-danken über das Leben und das Ostviertel.

Die Zusammenstellung der Inhalte, die Gestaltung und die Verteilung des Pfarrbriefes erfolgt ehrenamtlich. Finanziert wird der Pfarrbrief unter an-derem durch Anzeigenverkäufe und Spenden (Interview 4).

Gestaltung der Internetseite der Pfarrgemeinde

Die inhaltliche und optische Gestaltung und Pflege der Internetseite der Pfarre St. Josef und Fronleichnam www.kirche-im-bistum-aachen.de /ki-ba/dcms/traeger/6/pfarre-st-josef-fronleich nam wird ehrenamtlich ge-leistet (Interview 4).

Organisation von Kulturveranstaltungen

Der Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit der Pfarrgemeinde St. Josef und Fronleichnam organisiert regelmäßig Kulturveranstaltungen. In der Reihe „Kultur im Ostviertel“ werden etwa Konzerte oder Ausstellungen angeboten. Veranstaltungsorte sind die Kirche oder das Gemeindezentrum. Die Gemeinde möchte hierdurch erreichen, dass bil-dende Künste bei den Menschen im Ostviertel salonfähiger werden, und dass mehr Menschen aus anderen Stadtteilen ins Ostviertel kommen (Interview 4).

Organisation von Festen

In der Pfarrgemeinde St. Josef und Fronleich-nam werden auch Feste veranstaltet: Einmal im Jahr findet – meist am Fronleichnamstag – das Pfarrfest statt. Geplant ist weiterhin ein Straßen-fest in der Gneisenauer Straße. Die Feste werden

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Einladung zum Pfarr-fest in der Düppel-straße

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größtenteils ehrenamtlich organisiert und durchgeführt. Früher wurde in der Gemeinde auch Karneval gefeiert. Auf diese Aktivität muss mittlerwei-le jedoch verzichtet werden, weil die Menschen fehlen, die dieses vorbe-reiten (Interview 4).

Aufbau und Gestaltung eines Weihnachtsbaumes

In der Gemeinde St. Josef und St. Fronleichnam wurde mit Hilfe vieler Gemeindemitglieder ein Weihnachtsbaum in der Kirche in der Leipziger Straße aufgebaut und geschmückt. Gut ein halbes Dutzend Männer schleppte die neun Meter hohe Fichte in den Chorraum und richtete sie auf. Der Weihnachtsbaumschmuck wurde von vielen Gruppen aus der Gemeinde zusammengetragen: Kindergartenkinder brachten Sterne und eine Menschenkette aus Papier. Grundschüler aus der Düppelstraße schrieben in elf Sprachen „Jesus ist geboren“ auf Sterne. Ein Familien-stammtisch hängte einen Spazierstock in den Baum. Für die Messdiener wurde eine Marionette im Ministranten-Gewand aufgehängt. Die Offene Tür St. Josef brachte „Weltkugeln“. Die Pfarrjugend machte mit, ebenso wie Senioren aus der Altenarbeit, der Pfarrgemeinderat, das Team vom Pfarrbrief, die Senioren vom Haus Marien-Linde, der Kirchenchor, die Pfarrcaritas, die Sternsinger, die Kommunionkinder... Der Baum soll bis Ostern in der Kirche stehen bleiben. Dann wird er zu einem Osterkreuz umgewandelt werden – und vermutlich Stoff für viele Diskussionen bieten (AN 22.12.2006 a).

Sternsinger

Jedes Jahr im Januar sendet die Pfarre St. Josef und St. Fronleichnam Sternsinger aus. Kinder gehen von Haustür zu Haustür und sammeln Spenden für bedürftige Kinder in anderen Teilen der Welt – ohne hierfür entlohnt zu werden. Ihr Einsatz wird sowohl von hauptamtlichen Mitarbei-tern der Pfarre als auch von Ehrenamtlern koordiniert (Interview 4).

Betreuung der Bücherinsel

Die Bücherinsel ist eine für alle nutzbare Biblio-thek am Adalbertsteinweg 244. Träger ist die katholische Pfarrgemeinde St. Josef und St. Fronleichnam. Bis Mitte 2005 gab es in der Bib-liothek eine hauptamtliche Bibliothekarin. Nach-dem diese abgezogen wurde, wird die Bücherei ausschließlich von rund 20 Ehrenamtlichen be-trieben; darunter sind auch ausgebildete Fach-kräfte. Sie öffnen die Bücherinsel an vier Tagen in der Woche für insgesamt zehn Stunden. Die Anschaffung neuer Medien wird überwiegend durch Ausleihgebühren finanziert (Interview 4, www.kirche-im-bistum-aachen.de/kiba/dcms/

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Die katholische Biblio-thek „Bücherinsel“ wird von rund 20 Freiwilligen

betrieben.

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traeger/6/pfarre-st -josef-fronleichnam/buecher insel/index.html).

In der Bücherinsel werden über 11.000 Bücher in den Bereichen Belle-tristik Ratgeber, Pädagogik und Sachbuch angeboten; Schwerpunkte wer-den in der Kinder- und Jugendliteratur gesetzt. Außer Bücher können auch Spiele, CDs, Kassetten und Videos ausgeliehen werden (www.kirche -im-bistum-aachen.de/kiba/dcms/traeger/6/pfarre-st-josef-fronleich nam/buecherinsel/index.html).

Mitwirkung an einem Buch

Die Kirche St. Fronleichnam wurde 1928-1930 von dem Architekten Ru-dolf Schwarz erbaut (www.kirche-im-bistum-aachen.de/kiba/dcms/ traeger/6/pfarre-st-josef-fronleichnam/Fronleichnamskirche/index.html). Sie gilt bis heute als architektonisches Kleinod.

Anfang 2007 ist ein Buch über die Kirche St. Fronleichnam im Deutschen Kunstverlag München erschienen. Mitglieder des Ausschusses für Öffent-lichkeitsarbeit waren an dessen Erstellung beteiligt – selbstverständlich unbezahlt (Interview 4; www.kirche-im-bistum-aachen.de/kiba/dcms/ traeger/6/pfarre-st-josef-fronleichnam/index.html?f_action=show&f_newsitem_id=10866&tm=1)

Das Buch: Ulrich Schäfer: Die Pfarrkirche St. Fronleichnam in Aachen. DKV-Kunstführer, Bd. 643, München (www.dt-kunstverlag-berlin.de/dkv/ kunstfuehrer/kleine-dkv-kunstfuehrer.php).

Spenden an die Pfarre St. Josef und Fronleichnam

Die Pfarre St. Fronleichnam und St. Josef erhält hin und wieder Spenden. Der Spendenfluss sei verhalten; wenn aber Spenden kommen, dann meist für soziale Zwecke, beobachteten zwei Gemeindemitglieder. Eine Aus-nahme bildet die Außenbeleuchtung der Kirche St. Fronleichnam: Finanz-iert wurde die Beleuchtung über das Bund-/Länder-Programm Soziale Stadt – die Unterhaltung aber wird gesponsert (Interview 4). Auch für die Umwandlung der Kirche St. Josef zur Grabeskirche wurden für einzelne Bereiche Sponsoren gefunden, ebenso wie für die Erstellung des Pfarr-briefes. Spender von größeren Geldbeträgen wohnen in der Regel nicht im Ostviertel (Interview 4, www.kirche-im-bistum-aachen.de/kiba/dcms/ traeger/4/bistum-ac/pressedienst/inde.html?f_action=show&f_newsitem_id=9542).

Hilfen für Senioren beim Mobilen Sozialen Dienst

Um Senioren zu ermöglichen, so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben, hat der Mobile Soziale Dienst im Raum Eilen-dorf/Rothe Erde in der Hüttenstraße unter der Dachmarke „Service-Woh-nen ohne Umzug“ verschiedene Angebote für Senioren zusammengestellt; Kooperationspartner sind die Leitstelle „Älter werden in Aachen“ und der

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Seniorenbeirat Aachen. Neben professionellen Leistungsangeboten rund um die häusliche Versorgung und Pflege bietet der Mobile Soziale Dienst die Vermittlung von Ehrenamtler an. Diese pflegen Kontakte zu den Seni-oren, sie begleiten sie beispielsweise zu Seniorentreffen, zu kulturellen Veranstaltungen oder auf Spaziergängen, und sie vermitteln bei Bedarf Handwerker zur Behebung kleinerer Störfälle. Die Ehrenamtler erhalten für diese Arbeit von ihren Kunden ggf. eine Auslagenerstattung. Die Frei-willigen werden zu regelmäßigen Erfahrungsaustauschen eingeladen. Da das Angebot noch recht neu ist, ist die Nachfrage bislang noch nicht sehr groß (Mobile Soziale Dienste o.J., Interview 6).

Engagement in sonstigen Einrichtungen und weiteres Engagement

Schule am Kennedypark

Die Schule am Kennedypark in der Elsassstraße 94 im Ostviertel ist eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen. 130 Schüler im Alter zwischen sechs und 17 Jahren besuchen hier jahrgangsstufenübergrei-fend die Klassen eins bis zehn. Sie werden von 24 Mitarbeitern unterrich-tet und betreut. Die Schule ist seit Mitte 2007 eine gebundene Ganztags-schule (www.kennedypark.de/ueber-uns.html, Interview 5).

Kinder und Jugendliche, die diese Schule besuchen, sind den Anforde-rungen einer Regelschule nicht gewachsen. Meist kommen sie von der Grundschule oder der Hauptschule; immer kommen sie auf der Basis eines Gutachtens, das für sie im Bereich Lernen besondere Förderbedarfe be-schreibt (Interview 5). Über 50% aller Schüler der Schule am Kenn-edypark kommen aus Migranten-Familien; viele von ihnen haben erhebli-che Sprachschwierigkeiten. Ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen kommt aus Familien, in denen Arbeitslosigkeit und die Abhängigkeit von der Sozialhilfe seit Generationen Normalität ist (www.s-school.de /schulen/schule_am_kennedypark/kennedypark.html).

Die Schule am Kennedypark legt großen Wert darauf, ihren Schülern be-rufspraktische Erfahrungen, soziale Kompetenzen und Selbstvertrauen zu vermitteln. Um dies umsetzen zu können, ist sie auf Kooperationspartner und viel freiwilliges Engagement angewiesen. Auch bei der individuellen Lernförderung wird sie von Freiwilligen unterstützt (Interview 5).

Wir sind dankbar über alle, die sich in unserer Schule engagieren wollen. Aber es ist nicht einfach, wir haben schon sehr viele Ausfälle gehabt. Menschen, die hier helfen wollen, müssen stabil sein und eine Menge Geduld mitbringen (In-terview 5).

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Leseförderung

Kinder an der Schule am Kennedypark können sich über eine zusätzliche Förderung freuen: Die Vorsitzende des Schul-Fördervereins kommt ein- bis zweimal in der Woche für jeweils zwei Stunden ehrenamtlich, um Schüler zu betreuen und um mit ihnen Lesen zu üben. Sie macht dies sowohl als Doppelbesetzung in einer Klasse als auch als Einzelbetreuung. Bei der Einzelbetreuung geht sie mit einem Kind während der Unterrichtszeit in einen Nebenraum und übt mit ihm Lesen (Interview 5).

Freiwilliges Engagement von Lehrern

Lehrer in der Schule am Kennedypark bringen sich über ihre eigentlichen Unterrichtsaufgaben hinaus mit einem hohen freiwilligen Engagement in die Schule ein:

• Klassenfahrten werden von den Lehrern grundsätzlich selber bezahlt. Da die Vermittlung außerschulischer, berufspraktischer Erfahrungen in der Schule ein hohes Gewicht hat, fahren Lehrer mit ihren Klassen häufig weg.

• Die Schulcafeteria wird von Lehrern in der großen Pause täglich eine halbe Stunde freiwillig betreut.

• Lehrer führen außerhalb der Unterrichtsverpflichtungen häufig Gesprä-che mit Jugendämtern und Betreuern von Kindern. Dies nimmt sehr viel Zeit in Anspruch.

• Der Schulhofumbau wurde von einer Lehrerin in Zusammenarbeit mit außerschulischen Kooperationspartnern gemanagt.

• Lehrer engagieren sich im Förderverein der Schule (siehe Abschnitt För-derverein der Schule am Kennedypark).

• Die Betreuung von Sponsoren ist ein fester Arbeitsbestandteil der Schul-leitung und von Lehrern (Interview 5).

Schulpflegschaft

Die Schule am Kennedypark hat eine Elternvertretung: Die Schulpfleg-schaft. In die Schulpflegschaft werden in der Regel zwei Elternteile pro Klasse gewählt. Sie haben die Aufgabe, die Interessen der Kinder an der Schule zu vertreten.

In der Schule am Kennedypark haben acht von neun Klassen Elternvertre-ter. In einer Klasse gibt es keine, da sich keine Eltern zur Wahl gestellt haben. Laut einer Aussage aus der Schule ist jedoch auch das Engage-ment der gewählten Elternvertreter mehr als dürftig. Sie nehmen zwar an Treffen teil, zu denen sie eingeladen sind, engagieren sich aber nicht.

Elternengagement ist an der Schule am Kennedypark so gut wie nicht vorhanden. Selbst die Elternsprechstunden werden von den Eltern in der Regel nicht wahrgenommen (Interview 5).

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Spenden an die Schule

Die Schule am Kennedypark, Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen, kann viele Angebote nur durchführen, weil sie jährlich hohe Spendenbeträge einwirbt. Folgende Aktivitäten werden hieraus finanziert:

• Die Schule beschäftigt einen Schlossermeister, der die Schüler an ihren Werkstatt-Tagen betreut. Diese Stelle wurde der Schule vor einem Jahr von der öffentlichen Hand gekürzt. Seither wird sie aus Spenden finan-ziert; Kosten: 50.000 Euro / Jahr. Zur Erläuterung: Jeder Schüler dieser Schule arbeitet ab dem 14. Lebensjahr einen Tag in der Woche in einem Aachener Betrieb. Die Jugendlichen sollen hierdurch ihre beruflichen Nei-gungen und Fähigkeiten kennenlernen, sie sollen Kontakte knüpfen, die ihnen später helfen können, einen Ausbildungsplatz zu erhalten, und sie sollen erfahren, welche Anforderungen in der Berufswelt an sie gestellt werden. Der Schlossermeister betreut über 100 Firmen, hält Kontakt zu den Ausbildern, ist da, wenn es brennt und betreut die Praktikanten. Er ist neben dieser Schwerpunktaufgabe noch in andere praktische Tätigkei-ten eingebunden: in die Renovierungsarbeiten, die einmal jährlich eine Woche lang von Schülern im Kloster Simpelveld und regelmäßig an ande-ren Schulen in der Nachbarschaft durchgeführt werden, in Umbau- und Renovierungsarbeiten, die einmal jährlich eine Woche lang an der eigenen Schule vorgenommen werden und an Werkfahrten, die mit den Schülern unternommen werden.

• Die Schule führt mit ihren Schülern regelmäßig Fahrten durch: Fernab von Aachen beteiligen sie sich an der Weinlese oder machen Berufsvorbe-reitungstrainings. Da die Familien der Schüler selber kaum Geld haben, werden die Fahrten durch Spenden finanziert. Gesponsert werden Fahrt-kosten, Mittagessen, Betreuungskräfte etc..

• Nachmittags bietet die Schule ihren Schülern Kurse in Jui-Jutsu, Key-board und Breakdance an. Diese Angebote werden von gesponserten Ho-norarkräften geleitet.

• Die Schule erhält Gelder aus dem Programm des Aachener Zeitungsver-lages „Aachener Kindern den Tisch decken. Finanziert werden hierdurch Mittagessen von Mittelstufe-Schülern, die die Schule ganztags besuchen (Interview 5).

Viele Dinge können wir nur mit Spenden realisieren. Die Betreuung von Spon-soren ist für uns zu einem wichtigen Aufgabenfeld geworden, das sehr viel Zeit kostet (Interview 5).

Förderverein

Die Schule am Kennedypark hat einen Förderverein gegründet, durch den es möglich ist, private Gelder anzunehmen, zu verwalten und für die Schule auszugeben. Der Förderverein hat 42 Mitglieder; sie alle zahlen einen Mitgliedsbeitrag, der auch der Schule zu Gute kommt. Mitglieder sind Lehrer sowie persönliche Bekannte und Freunde der Schulbeleg-

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schaft. Eltern sind in der Regel nicht dabei. Die Vorsitzende des Förder-vereins führt dieses Amt ehrenamtlich aus (Interview 5).

Spielhaus Düppelstraße

Das Spielhaus in der Düppelstraße 87 ist eine offene Freizeiteinrichtung für Kinder im Alter zwischen sechs und 14 Jahren. Das Haus liegt solitär am Rande des Kennedyparks im Herzen des Ostviertels. Es hat eine lange Tradition: Bereits seit 29 Jahren können sich Kinder und Jugendliche hier unverbindlich treffen, Spiele spielen, Bücher lesen, basteln, malen, Plätz-chen backen, Feste feiern, sich bei den Hausaufgaben helfen lassen oder in einem separaten Raum die Computer nutzen. 70% der Kinder, die das Spielhaus nutzen, haben einen Migrationshintergrund (Interview 7).

Träger des Hauses ist das Jugendamt der Stadt Aachen. Im Spielhaus sind zwei Vollzeit-Kräfte angestellt; sie werden stundenweise von drei Ho-norarkräften unterstützt. Freiwilliges Engagement gibt es im Spielhaus kaum. Hin und wieder aber bieten Freiwillige ihre Hilfen an, die gerne an-genommen wird (Interview 7).

Wer hier arbeitet, muss unseren täglichen Herausforderungen gewachsen sein. Wir arbeiten eigentlich nicht mit Ehrenamtlichen. Ich bin auch der An-sicht, dass professionelle Arbeit bezahlt werden sollte. Hin und wieder jedoch bieten Freiwillige ihre Hilfe an (Interview 7).

Vorleserin

Einmal in der Woche kommt eine Frau in das Spielhaus, um den Kindern Geschichten und Märchen vorzulesen. Die Frau war über die Jugendge-richtshilfe angehalten worden, im Spielhaus Sozialstunden abzuleisten. Diese haben ihr so viel Spaß gemacht, dass sie seit Ende der Sommerfe-rien 2006 freiwillig zum Vorlesen ins Spielhaus kommt (Interview 7).

Spontane Unterstützung bei Aktionen

Hin und wieder kommt es vor, dass Nutzer des Spielhauses oder Men-schen aus der Nachbarschaft spontan ihre Hilfe anbieten. Zwei Beispiele:

• Zur Vorbereitung auf Weihnachten wird im Spielhaus regelmäßig mit Kindern Plätzchen gebacken. Die Aktion wird von einer Honorarkraft vor-bereitet und durchgeführt. In diesem Jahr erhielt sie spontane Hilfe von einem älteren Mädchen, das eigentlich nur wegen einer Frage zu ihren Hausaufgaben in die Einrichtung gekommen war. Das Mädchen fand Ge-fallen an der Aktion und betreute sodann die Kinder mit.

• Eine 20-jährige Türkin, die als Kind häufig im Spielhaus war, hat bei ei-nem Besuch spontan ihre Hilfe bei der Vorbereitung der diesjährigen

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Weihnachtsfeier angekündigt: „Ach, dann komme ich ein bisschen früher und helfe mit.“ (Interview 7).

Blumenpflanz-Aktion und Beet-Kümmerer

Vor drei Jahren feierte das Spielhaus an der Düppelstraße sein 25jähriges Jubiläum. Im Rahmen dieser Aktion wurde ein Blumenbeet angelegt. Hierzu mussten eine Fläche ausgeschachtet, Muttererde eingebracht und Pflanzen gepflanzt werden. Sowohl Kinder aus dem Spielhaus als auch Männer, die regelmäßig die Parkbänke am Kennedy-Park besetzen, halfen hierbei mit. Die Parkbank-Nutzer kümmerten sich auch nach der Aktion um das Blumenbeet: Sie achteten darauf, dass es nicht beschädigt wurde und kamen auch schon mal ins Spielhaus, um zu fragen, ob man die Blumen nicht mal wieder gießen wolle (Interview 7).

Stadtteilerneuerung Aachen-Ost

Seitdem Aachen-Ost ein Fördergebiet im Bund-Länder-Programm Soziale Stadt ist, gibt es in den Stadtteilen Rothe Erde und Ostviertel Anlaufstel-len, die Bürger und Akteuren vor Ort das Leben erleichtern können: So-wohl in der Hüttenstraße in Rothe Erde als auch in der Elsassstraße im Ostviertel sind Stadtteilbüros eingerichtet worden. Sie sind mit insgesamt einer Halbtags- und zwei Vollzeitstellen besetzt, die aus dem Bund-Län-der-Programm Soziale Stadt finanziert werden.

Die Mitarbeiterinnen der Büros fungieren überwiegend als Scharniere zwischen Akteuren und Bürgern auf der einen und Politik und Verwaltung auf der anderen Seite: Sie beraten und kontrollieren Personen, die För-deranträge stellen, und sie sind Informationsboten zwischen Antragstel-lern und Entscheiden.

Wenn Bürger mit einem Problem in die Stadtteilbüros kommen, vermit-teln sie die Mitarbeiterinnen zudem an Stellen weiter, die helfen können. Schließlich verstehen sich die Mitarbeiterinnen der Stadtteilbüros auch als Ideen- und Konzeptentwicklerinnen für neue Inhalte und Strukturen im Stadtteil, und sie machen Öffentlichkeitsarbeit (Interview 8).

Mit Freiwilligen kooperieren die Stadtteilbüros in den zwei Stadtteilkonfe-renzen Rothe Erde und Ostviertel sowie in der Lenkungsgruppe Aachen-Ost. Darüber hinaus fördern sie viele Projekte, in denen auch freiwilliges Engagement eingebunden ist. Einige von ihnen werden in diesem Bericht unter dem Dach ihrer Trägerorganisationen beschrieben. Zwei Aktivitäten, die an anderer Stelle keinen Platz fanden, sind hier angeführt.

Durch die Stadtteilerneuerung werden auch Einrichtungen und Projekte geför-dert, die ehrenamtliches Engagement nach sich ziehen können. Dennoch – die Hauptakteure in der Stadtteilerneuerung sind bezahlte Kräfte. An die Bewoh-ner im Ostviertel kommen wir vielfach nicht heran (Interview 8).

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Mitarbeit in Stadtteilkonferenzen

In den Stadtteilen Rothe Erde und Ostviertel gibt es jeweils eine Stadtteil-konferenz. Beide Gremien haben sich bereits viele Jahre vor Beginn der Stadtteilerneuerung zusammengefunden, um einen informellen Aus-tausch über Belange und Handlungsmöglichkeiten im Stadtteil und im eigenen professionellen Umfeld zu pflegen. Seitdem Aachen-Ost ein Ge-biet im Bund-Länder-Programm Soziale Stadt ist, haben sie zudem die Aufgabe, über Förderanträge zu beraten. Ergebnisse dieser Beratungen dienen der Lenkungsgruppe Aachen-Ost zur Entscheidungsvorbereitung. Die Konferenzen treffen sich in der Regel alle sechs Wochen; sie organi-sieren sich selbst.

Die Mitglieder in den Stadteilkonferenzen Rothe Erde und Ostviertel sind überwiegend Akteure aus Institutionen und Einrichtungen. Eine Mitarbei-terin der Stadtteilbüros schätzt, dass die meisten von ihnen im Rahmen ihrer normalen Arbeitszeit an den Sitzungen teilnehmen (Interview 8). In der Stadtteilkonferenz Rothe Erde sind auch Ehrenamtliche dabei: aus der Pfarre St. Severin – St. Apollonia – St. Barbara, aus dem Fußball-verein Rhenania Rothe Erde und freie Bürger (Interview 6). Die Mitwirkung in den Stadtteilkonferenzen wird nicht gesondert vergütet.

Mitarbeit in der Lenkungsgruppe Aachen-Ost

Die Lenkungsgruppe entscheidet über Projekte, die im Rahmen der Stadtteilerneuerung Aachen-Ost umgesetzt werden sollen. In dem Gremi-um wirken sowohl hauptamtliche als auch ehrenamtliche Akteure mit: Eine Mitarbeiterin der Stadtteilbüros vermutet, dass Vertreter verschiedener Einrichtungen im Rahmen ihrer normalen Arbeitszeit in der Lenkungs-gruppe arbeiten. Die Politiker und einige Bewohnervertreter jedoch opfern für die Lenkungsgruppen-Arbeit unbezahlt Freizeit. Wie die Stadtteilkon-ferenzen trifft sich auch diese Gruppe etwa alle sechs Wochen. Extra ver-gütet wird die Teilnahme an diesen Treffen nicht (Interview 8, Interview 14).

Beteiligung an einer Bürgerversammlung

Am 29. Mai 2007 fand von 18 bis 19:30 Uhr eine Bürgerversammlung im Bürgerzentrum St. Fronleichnam statt, zu der die Stadtteilbüros Bürger aus Aachen-Ost eingeladen hatte. Bei dem Treffen wurde über Umbau-maßnahmen am Kennedypark, in der Stolberger Straße, am Bahnhof Rothe Erde sowie über das Einzelhandels-Projekt Aachen-Arkaden am Eisen-bahnweg informiert. Etwa 80 Bürger folgten dieser Einladung; manche lobten die Projekte, andere kritisierten Missstände wie Verunreinigungen auf den Straßen oder ein geringes Sicherheitsgefühl im Ostviertel. Eine Mitwirkende schätzt, dass die meisten Gäste 60 Jahre und älter waren (Interview 8, www.aachen.de/DE/stadt_buerger/politik_verwaltung /stadtteilbuero/stadtteilbuero_dokumente/aachenpost_22.pdf).

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Mitwirkung bei Festen in der Barbarastraße

Im Juni 2006 hat das Stadtteilbüro gemeinsam mit anderen Einrichtun-gen aus dem Viertel ein Sommerfest in der Barbarastraße veranstaltet. Auf dem Fest sollte die Unterführung Barbarastraße/Berliner Ring durch eine „Gemäldegalerie“ verschönert werden. Hierzu wurde bei dem Fest eine Malaktion mit Kindern und Jugendlichen durchgeführt (Interview 8, www.aachen.de/DE/archiv/archiv_ stadt_buerger/archiv_stadt_buerger_a ktuelles/sommerfest_aachen _ost.html).

An der Organisation und Durchführung beteilig-ten sich unter anderem die Offene Tür St. Josef, der Kleiderladen, die Kleine Offene Tür Barba-rastraße, die Schule in der Düppelstraße und die Schule in der Barbarastraße. Vor und während des Festes beobachtete eine Mitarbeiterin der Stadtteilbüros zwei freiwillige Aktivitäten:

• Kinder haben auf dem Fest etwas vorgetanzt, während der nordrhein-westfälische Integrati-onsminister anwesend war. Der Moscheen-Verein hatte von sich aus angefragt, ob die Kinder ihre Tänze zeigen dürfen.

•  Frauen aus der Werkstatt der Kulturen, einer Integrationseinrichtung im Ostviertel, haben eh-renamtlich Speisen zubereitet, die auf dem Fest angeboten wurden (Interview 8).

Eine Sozialarbeiterin, die in Aachen-Ost arbeitet, berichtete ebenfalls von einem Straßenfest in der Barbarastraße. Auch dieses Fest wurde von mehreren Einrichtungen aus dem Viertel ausgerichtet, unter anderem vom Stadtteilbüro, vom Seniorenzentrum Rothe Erde und der Kita Barba-rastraße. Sie bemerkte, dass etwa drei bis vier unbezahlte Bürger an der Organisation mitwirkten; zwei bis dreimal so viele Unbezahlte halfen ihrer Einschätzung nach bei der Durchführung. Freiwillige Mithilfe gab es bei Besorgungen, beim Pommesverkauf, am Bierstand, bei der Tombola, beim Kümmern um den Toilettenwagen und beim Verkauf von Getränke- und Essensmarken. Die Sozialarbeiterin vermutete, dass das Engagement über den Fußballverein Rhenania Rothe Erde organisiert wurde. Der Erlös des Straßenfestes kam Einrichtungen zu Gute, die mit Kindern arbeiten (Interview 6).

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Von Kindern gemalt: Gemäldegalerie im Tun-nel in der Barbarastraße.

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Engagement in und von Unternehmen

Zusammenhalt in der Gaststätte „Zur Krone“

Im Aachener Ostviertel gibt es sie noch, die gute alte Eckkneipe. Die Gaststätte ‚Zur Krone’ in der Elsassstraße 50 führt Menschen zusammen. „Die Kneipe ist wie eine Bürgerinitiative“, erklärt ein türkischstämmiger Kunde, „Wenn ein Gast zwei Tage nicht kommt, wird nachgefragt.“ Krone-Besucher besuchen sich gegenseitig im Krankenhaus. Die Seele des Lo-kals ist seine Wirtin. Sie organisiert für ihre Gäste sogar hin und wieder Reisen, zum Beispiel an die Mosel (Interview 14, Interview 16).

Presseberichte in der Zeitung Hürriyet

Wer in der türkischen Zeitung Hürriyet Artikel über Aachen-Ost liest, be-gegnet möglicherweise freiwilligem Engagement. Ein arbeitsloser türki-scher Journalist, der im Ostviertel wohnt, berichtet regelmäßig auf der (täglich erscheinenden) Europa- oder auf der (monatlich erscheinenden) Köln-Seite der Hürriyet über die Geschehnisse im Stadtteil – freiwillig und ohne Entgelt. Er macht dies, weil ihm dies Spaß macht und er hierdurch am Leben um ihn herum in besonderer Weise teilhaben kann (Interview 17).

Werksfeuerwehr bei Conti

Unternehmen müssen Werksfeuerwehren gründen, wenn im Brandfall von einer erhöhten Gefährdung ausgegangen werden kann. So unterhält die Firma Continental AG in Rothe Erde eine eigene Feuerwehr: Elf hauptamt-liche und 16 nebenberufliche Feuerwehrmänner und eine Feuerwehrfrau sorgen hier an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr für erhöhte Sicherheit (AZ 06.01.2006).

Mieterbeiräte bei der GeWoGe AG

In der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft Aachen GeWoGe AG wurden im September 2006 fünf Mieterbeiräte gewählt. Einer von ihnen wohnt im Ostviertel. Die Mieterbeiräte sind für die gesamten Wohnungs-Bestände der GeWoGe verantwortlich, also auch für die Bestände im Untersu-chungsraum. Laut Auskunft aus dem Aachener Wohnungsunternehmen lässt sich über Art und Umfang der Mieterbeiräte noch nichts Genaues sagen, da sie zum Zeitpunkt der Nachfrage ihre Aufgaben erst noch fin-den mussten. So viel aber war schon klar: Die Mieterbeiräte sollen als Vermittler zwischen der GeWoGe und der Mieterschaft fungieren und da-bei Informations- und Beratungsfunktionen übernehmen.

Auch der Rahmen, in dem die Mieterbeiräte agieren, ist gesetzt: Alle fünf Vermittler arbeiten unentgeltlich; die GeWoGe bietet ihnen jedoch Ent-

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schädigungen für ihre Auslagen an, beispielsweise für Fahrtkosten, die bei der Organisation eines Festes entstehen. Die Grundlage dieses Ehren-amts bildet eine Mieterbeiratssatzung (Interview 11, www.gewoge-aachen .de/zeitung/HN_7.pdf).

Bevor diese fünf Mietervertreter bei der GeWoGe gewählt wurden, gab es Mieterbeiräte für jeweils wenige Wohnungen. Es zeigte sich jedoch, dass diese in der Regel weniger die Interessen der Mitmieter als ihre eigenen Belange vertraten. Diese kleinteilige Organisation wurde daher von der GeWoGe durch dieses gröbere Modell ersetzt (Interview 11).

Bewohnerbeteiligung in einer Wohnanlage der GeWoGe AG

In der Wohnanlage Barbarastraße / Zehnthofweg der Wohnungsgesellschaft GeWoGe wurde in den Jahren 2002-2003 das Wohnumfeld neu gestal-tet. Die Bewohner wurden an Planung und Um-setzung beteiligt. Die Beteiligungsmöglichkeiten wurden von der GeWoGe in Kooperation mit dem Stadtteilbüro, dem Stadtplanungsamt und dem Verein Stadtoasen angeboten. Viele Bewohner waren interessiert, auf die Planungen des Wohn-umfeldes Einfluss zu nehmen. An der Umsetzung der gemeinschaftlich nutzbaren Bereiche hinge-gen wollten sie nicht mitwirken; hierbei zeigten nur die Kinder Tatendrang. Mietergärten, die nach der Beteiligung angelegt wurden, werden von Bewohnern bepflanzt und gepflegt (Interview 11).

Außer den Mietern haben sich in diesem Projekt Mitglieder des Vereins Stadtoasen freiwillig en-gagiert: Eine Landschaftsarchitektin und ein Bio-loge setzten die Planungen gemeinsam mit Kin-dern aus der Wohnanlage um; sie versuchten zu-dem immer wieder, auch erwachsene Bewohner zum Mitarbeiten zu aktivieren – allerdings ohne Erfolg. Bei den Bauarbeiten wurden sie von Stu-denten der RWTH Aachen ehrenamtlich unter-stützt.

Überlassung von Räumlichkeiten im Saalbau Rothe Erde

Seit 20 Jahren organisiert der alternative Fußballclub Partisan Eifelstraße Weihnachtsfeiern für Alt- und Noch-Fußballer und deren Frauen. Diese Feiern finden seit drei Jahren in einem Nebenraum des kommerziellen Veranstaltungsortes „Saalbau Rothe Erde“ statt, ohne dass die Sportler hierfür Miete zahlen müssen. Im Gegenteil – die eingeladenen Wirtsleute waren auch bei dieser Veranstaltung gute Gastgeber: Sie reichten den –

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In der Wohnanlage Bar-barastraße/Zehnthofweg kümmern sich Mieter um

ihre Mietergärten.

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nicht in Aachen-Ost wohnenden – Gästen das Bier über die Theke und sortierten das zerpflückte Buffet wieder appetitlich zusammen. Die Über-lassung der Räumlichkeiten und der Buffetservice sind möglicherweise ein Freundschaftsdienst, denn einige Fußballer sind mit den Wirtsleuten bekannt (Gespräch 7).

Sonstige freiwillige Aktivitäten

Mitarbeit im Migrationsrat der Stadt Aachen

Ein Sozialarbeiter setzt sich in seiner Freizeit für Belange von Migranten ein: Er ist Mitglied im Migrationsrat der Stadt Aachen. Der Mann türki-scher Herkunft ist im Ostviertel aufgewachsen und hat dort viele Jahre gelebt. Heute unterstützt er im Ostviertel die Sozialarbeiter in ihrer Ju-gendarbeit. Er bezeichnet das Ostviertel als sein Zuhause, auch wenn er nicht mehr hier wohnt (Interview 16).

Der Migrationsrat der Stadt Aachen hat die Aufgabe, die Interessen von Migranten in Aachen zu vertreten. Wenn städtische Ausschüsse Entschei-dungen treffen sollen, die für Migranten relevant sind, ist eine Anhörung des Migrationsrates vorgesehen. Entscheidungen allerdings trifft in der Regel der Stadtrat(www.aachen.de/DE/stadt_buerger/politik_verwaltung /behoerdenwegweiser/dienstleistungen/index_detail.asp?searchID3755).

14 Mitglieder und ihre Stellvertreter wurden für die Legislaturperiode 2004-2009 direkt von der nicht-deutschen wahlberechtigten Bevölkerung Aachens gewählt. Die übrigen sieben Mitglieder plus Stellvertreter werden vom Rat der Stadt Aachen aus seinen eigenen Reihen ernannt (Stadt Aachen o.J.). Der Migrationsrat arbeitet ehrenamtlich; er kommt rund 10 Mal im Jahr zusammen (Interview 16).

Deutsche können nicht die Probleme von Migranten lösen. Wenn man Proble-me im Ostviertel lösen will, muss man die Leute und das Leben hier kennen. Das ist aber oft nicht der Fall. Wenn man hier Projekte machen will, müssen Leute aus dem Viertel einbezogen werden. Nur bringt es nichts, sie über die Zeitungen einzuladen. Menschen müssen direkt angesprochen werden; man muss auf sie zugehen! (Interview 16)

Der Migrationsrat tagt gerne an unterschiedlichen Orten, um diese ken-nen zu lernen. Im März 2005 traf sich das Gremium im Ostviertel im Pfarrheim von St. Fronleichnam (www.az-web.de 21.3.2005).

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Mitwirkung an einem Tag der Integration

Am 17. September 2006 wurde im Geschwister-Scholl-Gymnasium im Ostviertel der erste Tag der Integration veranstaltet. An dem Tag konnten sich Einrichtungen und Organisationen, die sich mit dem Thema Integra-tion befassen, vernetzen; Menschen unterschiedlicher Nationen konnten einander kennen lernen. An der Organisation und Durchführung waren über 50 Vereine, Initiativen und Einrichtungen beteiligt; viele von ihnen machten auf ehrenamtlicher Basis mit. Sie und etwa 3000 Gäste mach-ten die Veranstaltung zu einem sehr lebendigen Ereignis. Der Integrati-onsminister des Landes Nordrhein-Westfalen und der Oberbürgermeister der Stadt Aachen hatten die Schirmherrschaft übernommen (www.az-web.de 11.09.2006; Organisationsteam des Aachener Tages der Integration 2006, 3).

Von den unzähligen freiwilligen Aktivitäten am Tag der Integration sei hier nur eine Ahnung vermittelt: Vertreter der Ditib Türkisch-Islamischen Ge-meinde e.V. stellten Planungen für den Bau einer neuen Moschee aus; ein Kinderchor der Moschee hat Lieder vorgesungen, türkische Volksmusik wurde vorgeführt, Familien verkauften Essen und Trinken (Interview 9). Zahlreiche Einrichtungen informierten über ihre Beratungs- und Hilfsan-gebote. In der Sporthalle des Gymnasiums boten Aachener Sportvereine Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten. Auf der Bühne wurde musiziert, ge-lesen und diskutiert – beispielsweise über den Stand der Integration in Aachen-Ost (Organisationsteam des Aachener Tages der Integration 2006, 4).

Im engeren Organisationszirkel für den Tag der Integration kooperierten ehrenamtliche und hauptamtliche Vertreter der Sportjugend im Stadt-SportBund Aachen, des Bistums Aachen, der Stabstelle Integration der Stadt Aachen, der Offenen Tür Josefshaus und des Büros der Regionalde-kane Aachen miteinander (Organisationsteam des Aachener Tages der Integration 2006, 8).

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Eindrücke vom Tag der Integration (Fotos:

Monika Herkens)

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Bezahlt wurde der Tag durch Zuschüsse und Spenden. An der Finanzie-rung waren maßgeblich beteiligt: das Bistum Aachen, das Stadteilbüro Aachen-Ost, die Stadt Aachen, die RWTH Aachen, die Sportjugend im StadtSportBund Aachen, Bündnis 90/Die Grünen Aachen sowie die SPD Aachen (Organisationsteam des Aachener Tages der Integration 2006; www.az-web.de 15.08.2006).

Mitwirkung an einem Multikulti-Fest

Im Sommer 2006 wurde zum wiederholten Mal im Kennedypark ein Mul-tikulti-Fest durchgeführt. Es wurde von sechs bis sieben Bürgern freiwillig und unentgeltlich organisiert. Die Organisatoren wohnen zum Teil im Stadtteil. Auf dem Fest stellten zahlreiche Nationalitäten ihre Kulturen dar, indem sie etwa Tänze oder Musik vorführten oder einen Informati-onsstand aufbauten; das meiste hiervon erfolgte auf ehrenamtlicher Ba-sis; nur Bühnenvorführungen wurden teilweise honoriert (Interview 1). Freiwilliges Engagement gab es auch bei der Betreuung einer Hüpfburg und beim Getränkeausschank – hier waren beispielsweise SPD-Mitglieder aktiv. Das Fest wird durch einen Zuschuss von der Stadt Aachen und den Kuchenverkauf am deut-schen Stand finanziert (Interview 1, Interview 14).

Pflege einer Marienanbetungsstätte

An der Ecke Zehnthofweg/Barbarastraße steht eine Marienanbetungsstätte: ein kleines Häus-chen, in dem Jesus Mutter Maria nachgestellt ist. Rund um das Häuschen gibt es eine kleine Freiflä-che. Eine Sozialarbeiterin beobachtete, dass diese Anbetungsstätte inklusive Freifläche von mehreren Bürgern hingebungsvoll gepflegt wird. Wer sich hinter dieser Aktivität verbirgt, ist nicht bekannt (Interview 6).

Sonstige Spenden

Im Aachener Osten gibt es einige Einrichtungen, die Leistungen, Projekte oder Angebote durch Spenden finanzieren. Beispiele:

VW-Caddy für soziale Einrichtungen

Ein Aachener Möbelhaus spendierte sozialen Einrichtungen für den Zeit-raum von zwei Jahren jeweils einen VW-Caddy. Unter den geförderten Ein-richtungen befanden sich drei im und am Rand des Ostviertels, die Leis-tungen für Menschen im Ostviertel anbieten: der Ortsverband des Deut-schen Kinderschutzbundes, die Wabe e.V. und die Schülerfirma „Tu was“

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Die Marienanbetungs-stätte am Zehnthofweg in Rothe Erde wird liebe-voll von Bürgern ge-pflegt.

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der Hauptschule Aretzstraße. Das Möbelhaus nutzt dieses Sponsoring zur eigenen Imagepflege (AN 08.12.06).

Schüler sammeln Spenden – Zauberer Geki überbringt sie

Schüler der nicht in Aachen-Ost liegenden Heinrich-Heine-Gesamtschule hatten im Rahmen einer Projektwoche in der Projektgruppe „Jugend in Bewegung – Wir helfen Jugendlichen in Aachen“ mitgemacht. Die Schüler haben während dieser Woche einen Vormittag beim Kinderschutzbund und in der Kindertagesstätte Rokoko verbracht. Zudem organisierten sie auf einem Projektfest eine Spendensammlung für beide Einrichtungen: 213,50 Euro wurden hier für den Kinderschutzbund gespendet. Eine ähn-liche Summe kam für die Kindertagesstätte Rokoko zusammen. Die Über-gabe des Geldes an die Kita wurde von dem Vater eines Schülers, einem professionellen Künstler, besonders gestaltet: Er schenkte den Kindern als Zauberer Geki eine komplette Vorstellung (AN 22.12.2006 b).

Spende für das Filmprojekt „Next Generation“

Der Lions Club Aachen unterstützte ein Filmprojekt in Aachen-Ost mit 3000 Euro. Zwei erfahrene Filmemacher und Medienpädagogen haben das Filmprojekt in den letzten beiden Wochen der Sommerferien 2006 gemeinsam mit 12 Jugendlichen umgesetzt. Ins Leben gerufen und koor-diniert wurde das Projekt durch je eine Mitarbeiterin der Caritas, Fach-dienst für Integration und Migration, und der städtischen Jugendeinrich-tung Offene Tür Talstraße. Das Projekt fand im Rahmen des Aktionspro-gramms „Jugend für Toleranz und Demokratie – gegen Rechtsextremis-mus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus des Bundesminsteriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend statt. Es wurde vom Entimon Förderprogramm unterstützt. Mit dem Drehen des Films sollten interkul-turelle Begegnungen zwischen Jugendlichen geschaffen und ihr Selbstbe-wusstsein gestärkt werden (www.az-web.de 17.7.2006).

Benefiz-Golfen für den Kunstunterricht an Schulen

Der Verein Golf & Cultura Aix-La-Chapelle hat am 5. Oktober 2002 ein Golf-Benefiz-Turnier im Golfclub Haus Kambach in Eschweiler veranstal-tet. Zusammen mit Spenden-Geldern der UBS Private Banking Deutsch-land kamen hierbei Erlöse von rund 10.000 Euro zusammen. Sie wurden in das mus-e Projekt der Yehudi Menuhin Stiftung Deutschland investiert. 275 Schüler der Grundschulen Barbarastraße und Düppelstraße können sich in der Folge nun drüber freuen, dass „richtige“ Künstler aus zehn Na-tionen mit ihnen im Unterricht singen, trommeln, tanzen, gestalten und malen. Das mus-e-Projekt wird maßgeblich aus dem Etat der Landesre-gierung für Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf finanziert; er-gänzt wird die Finanzierung durch private Spenden (az-web.de 01.10.2002, siehe auch www.az-web.de 06.10.2002).

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Nicht näher recherchierte Aktivitäten

Bei meinen Recherchen in Aachen-Ost bekamen wir sehr viel mehr Hin-weise auf Engagement als wir recherchieren konnten. Um einen Eindruck zu vermitteln, welche Schätze in diesem Viertel möglicherweise noch schlummern, wird hier eine Liste der Einrichtungen, Organisationen und Initiativen angefügt, in denen freiwilliges Engagement vermutet werden kann und denen wir nicht nachgehen konnten. Es ist davon auszugehen, dass die Liste nicht vollständig ist.

Die hier aufgeführten Einrichtungen, Organisationen und Initiativen haben ihren Sitz im Stadterneuerungsgebiet Aachen-Ost, oder sie waren hier aktiv. Außerhalb dieser Grenzen gibt es viele weitere Einrichtungen, die von Menschen aus dem Ostviertel und aus Rothe Erde genutzt werden.

Verbände und Vereine

1. Alevitischer Kulturverein Aachen e.V., Hüttenstraße 46

2. Alzheimer Gesellschaft Aachen e.V., Stolberger Straße 23

3. Amnesty International Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., Adalbertsteinweg 123a

4. ASV Schwarz-Rot 06 e.V. (Spiel- und Sportverein), Hüttenstraße 137, Sportplatz Breslauer Straße

5. Bildungswerk Aachen (Träger ist der gemeinnützige Verein „Kommu-nikatives Handeln e.V.), Adalbertsteinweg 257

6. Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Aachen/Euregio e.V. (BBK), Adalbertsteinweg 123cd

7. Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg / Stamm St. Josef, Filiale Ost-viertel, Schleswigheim, Schleswigstraße 3

8. Deutsch-Türkischer Kulturverein e.V., Elsassstraße 113

9. Familiengartenverein Eintracht Nord e.V., Breslauer Straße

10.Fauna e.V. (Freie Alten- und Nachbarschaftshilfe Aachen), Stolberger Straße 23

11.Gütegemeinschaft für Blitzschutzanlagen e.V., Zehnthofweg 51

12. Integration e.V., Adalbertsteinweg 257

13. Islamisch-türkischer Kulturverein in Aachen und Umgebung, Stolber-ger Straße 209

14.Kleingartenverein Lützowstraße, Lützowstraße

15.Kleingartenverein Panneschopp, Leipziger Straße

16.Kleingartenverein Reichsweg, Stolberger Straße (in Höhe Haus 184)

17.Marokkanische Frauenvereinigung e.V., Bürgerzentrum St. Fronleich-nam, Schleswigstraße 3

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18.Sportverein Rhenania Rothe Erde, Sportplatz Zehnthofweg, Zehnthof-weg 1

19.Stadtoasen e.V., Friedrichstraße 73

20.Tai Kien Boxen Dojo Aachen e.V., Stolberger Straße 221

21.Türkische Studentenvereinigung in Aachen ATÖP, Adalbertsteinweg 253

22.Türkischer Elternverband Aachen und Umgebung e.V., Stolberger Straße 69-71 / Adalbertsteinweg 253

23.Vineyard-Gemeinde Aachen / Christliche Gemeinde Aachen e.V., Peli-serkerstraße 69

24.Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Adalbertsteinweg 123

25.WABE e.V. (Wohnung, Arbeit und Beratung), Schleswigstraße 6-8

Einrichtungen des Staates und der Wohlfahrtspflege

1. Altenheim Haus Marien Linde, Eifelstraße 27

2. AWO Seniorenbegegnungsstätte Schleswigstraße 10-16

3. AWO Seniorenbegegnungsstätte, Josef-von-Görres-Straße 19

4. Geschwister-Scholl-Gymnasium, Stolberger Straße

5. Integrative Kindertagesstätte, Elsassstraße 64-72

6. Katholische Grundschule Barbarastraße

7. Katholische Grundschule Düppelstraße

8. Katholische Kirchengemeinde St. Barbara, Hüttenstraße 73

9. Kindertagesstätte Hüttenstraße (Elterninitiative), Hüttenstraße 43

10. Kindertagesstätte RoKoKo, Robert-Koch-Straße 1a

11. Kindertagesstätte St. Josef, Holsteinstraße 5a

12. Kita St. Barbara, Barbarastraße 8

13. Kleiderkammer St. Barbara, Hüttenstraße 75

14. Kleine Offene Tür St. Barbara, Barbarastraße 6

15. Mobile Soziale Dienste Eilendorf/Rothe Erde, Hüttenstraße 75

16. Montessori Kinderhaus und Hort, Schleswigstraße 3

17. Seniorenwohnsitz der AWO Kennedypark, Elsassstraße 74/80

18. Städtische Tageseinrichtung für Kinder, Düppelstraße 5

19. Städtische Tageseinrichtung für Kinder, Stolberger Straße 126

20. Städtische Tageseinrichtung für Kinder, Weißwasserstraße 10

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Weitere Hinweise

1. Initiative „Wir in Rothe Erde“

2. Internetproteste gegen die geplante Moschee

3. Islamische Gemeinschaft Bosnien-Herzegowina, Eisenbahnweg 28

4. Neuapostolische Kirchengemeinde, Eifelstraße 30

5. Siedlergemeinschaft Fringsgraben

6. Spielmannszug Rothe Erde

7. Stadtteilladen Ost – Werkstatt der Kulturen, Leipziger Straße 1a

8. Türkisches Zentrum Aachen, Adalbertsteinweg 253

Anhang

Ergänzende Erläuterungen zur VorgehensweiseIm Kapitel „Einordnungen/Zu diesem Bericht“ wurde bereits beschrieben, was wir erfasst haben, und wie wir bei der Recherche vorgegangen sind. Diese Erläuterungen werden im Folgenden ergänzt:

• durch den Gesprächsleitfaden, der die Grundlage für die Schlüsselper-sonen-Interviews bildete,

• durch eine Erläuterung der Vorgehensweise, wie wir bei der Beschrei-bung unserer Engagement-Funde vorgegangen sind,

• durch das Beschreibungsraster, auf das sich die Bearbeiterteams in Aa-chen, Dortmund und Hannover verständigt haben.

Gesprächsleitfaden

Ein großer Teil der Informationen in diesem Bericht basiert auf 17 Schlüsselpersonen-Interviews, die in der Zeit vom 28.11.2006 bis zum 18.02.2008 mit 18 Personen in Aachen-Ost geführt wurden. Die Inter-views orientierten sich an fünf Leitfragen:

1. Wer sind die Gesprächspartner? (Funktion, Aufgabe, Bezug zum Ost-viertel)

2. Welches Engagement gibt es in Aachen-Ost? (Art und Umfang der Ak-tivitäten)

3. Wer engagiert sich bei diesen Aktivitäten? (Anzahl, Alter, Wohnort und soziokultureller Hintergrund der Engagierten)

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4. In welchem Rahmen findet das Engagement statt? (Aufgabe und Zweck der Organisation, Finanzierung, Verhältnis Hauptamtliche/Eh-renamtliche, Einbindung von Ehrenamtlichen)

5. Wo und bei wem gibt es mehr Hinweise auf Engagement in Aachen-Ost? (potenzielle Gesprächspartner, weitere Initiativen / Einrichtungen / Organisationen)

Um ein möglichst breites Aktivitätenspektrum abzugreifen, wurde der Schwerpunkt in den Interviews auf die zweite Frage gelegt. Dabei wurde kein fester Engagement-Begriff abgefragt. So blieb es den Gesprächs-partnern überlassen zu benennen, welche Aktivitäten sie als Engagement verstehen. Nur wenn ihnen keine Aktivitäten mehr einfielen, wurde nach-gefragt – etwa nach nachbarschaftlichen oder zwischenmenschlichen Hilfsleistungen. Bei Bedarf wurde der Gesprächsleitfaden an die Ge-sprächspartner angepasst.

Beschreibung der erhobenen Aktivitäten

Um ein möglichst breites Spektrum der freiwilligen Aktivitäten einzufan-gen, sind wir bei den Schlüsselpersonen-Gesprächen eher in die Breite gegangen, als Details zu einzelnen Aktivitäten abzufragen. In Aachen-Ost sind auf diese Weise sehr viele Aktivitäten zusammengekommen, die von oder für Menschen in Aachen-Ost oder in Einrichtungen, die in Aachen-Ost ihren Sitz haben, ausgeübt wurden. Sie wurden in knapp 150 Aktiv-itätsclustern beschrieben. Dabei kann ein Aktivitätscluster je nach Kon-text und Umfang unserer Informationen nur eine Aktivitätsart oder eine Reihe zusammenhängender Aktivitäten umfassen.

Um die Aktivitäten einordnen und besser verstehen zu können, wurden ihnen kurze Beschreibungen der Einrichtungen, in denen sie stattfanden, vorangestellt. Sie werden in diesem Bericht katalogartig einzeln den fol-genden Abschnitten zugeordnet:

• nicht oder wenig organisiertes Engagement,

• Engagement in Vereinen, Verbänden, Stiftungen und Parteien,

• Engagement in kirchlichen Einrichtungen und Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege,

• Engagement in sonstigen Einrichtungen und weiteres Engagement.

Die Fülle des Engagements in Aachen-Ost im Überblick zu beschreiben, war eine Herausforderung, denn das Material, das in den Gesprächen und durch ergänzende Internet-, Zeitungs- und Materialauswertungen zu-sammen gekommen ist, ist nicht nur umfangreich sondern auch sehr he-terogen, und es hat sehr unterschiedliche Tiefenschärfen.

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Um uns selber einen Überblick über unsere inhaltliche Substanz zu ver-schaffen, haben wir daher zunächst eine Tabelle angelegt: In der linken Spalte haben wir alle Aktivitätencluster und in der Kopfzeile unser Be-schreibungsraster eingefügt. Das Beschreibungsraster folgte im Grund-satz der Frage: Wer engagiert sich wofür in welchem Rahmen wie und mit wem? Dabei haben wir zu den einzelnen Punkten (wer, wofür, ...) Katego-rien gebildet (siehe das folgende Kapitel „Beschreibungsraster“). Schließ-lich haben wir jede Aktivität daraufhin abgeprüft, ob die einzelnen Kate-gorien zutreffen oder nicht. Herausgekommen ist eine monströse Tabelle mit Einsen (trifft zu), Nullen (trifft nicht zu) und vielen leeren Zellen (weiß nicht).

Bei der dann folgenden Beschreibung waren erwartungsgemäß nicht nur die vielen leeren Zellen – also die Informationen, die wir nicht haben – eine Herausforderung, sondern auch die mangelnde Vergleichbarkeit der Zeilen untereinander. Schließlich werden in den Zeilen nur verschiedenar-tige Aktivitäten differenziert; sie sagen nichts darüber aus, wie viele Men-schen sich engagieren oder wie viel sie bewirken. Der Mann, der einmalig bei der Weihnachtsfeier im Müttertreff den Nikolaus spielt, steht in der Tabelle gleichwertig neben den zwanzig Ehrenamtlern, die auf aus-schließlich freiwilliger Basis ein Bibliotheks-Angebot im Stadtteil aufrecht erhalten.

Aus unserer qualitativen Untersuchung können wir also keine quantitati-ven Aussagen ableiten. Wir können nicht sagen: X% der Freiwilligen enga-gieren sich punktuell und zeitlich begrenzt. Und auch eine Aussage wie „x von x Aktivitäten beziehen sich auf das Handlungsfeld Bildung“ wäre we-nig aussagekräftig. Was wir aber benennen konnten, sind Gemeinsamkei-ten und Besonderheiten – Zusammenhänge die uns auffielen, wenn wir unsere Tabelleneintragungen mit dem abglichen, was wir zu den einzel-nen Aktivitäten wissen. Dies ist im Kapitel „Im Überblick: Engagement in Aachen-Ost“ dargestellt.

Beschreibungsraster

In dem Kapitel „Im Überblick: Engagement in Aachen-Ost“ wird – so weit wie es die Erkenntnisse der Recherche hergeben – die Frage beantwortet:

• Wer engagiert sich • wofür• wie• in welchem Rahmen?

Dies geschah nach folgendem Beschreibungsraster:

Wer engagiert sich

1_Bezug der Engagierten zum Stadtteil: Unterscheidung zwischen a) En-gagierten, die im Viertel wohnen / b) Engagierten, die im Viertel für Geld

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arbeiten / c) Engagierten, die weder im Viertel wohnen noch im Viertel arbeiten

2_Bezug der Engagierten zur Aufgabe: Unterscheiden zwischen a) per-sönlichen Bezügen / b) beruflichen Bezügen / c) sonstigen Bezügen

Wofür

1_  Handlungsfeld der freiwilligen Aktivität: Unterscheiden zwischen a) Kinder/Jugend / b) Altenhilfe / c) Völkerverständigung/Integration von Migranten / c) Kunst, Kultur, Brauchtumspflege / d) Gesundheit und So-ziales / e) Forschung und Wissenschaft / f) Bildung / g) Sport / h) Religi-on / i) Stadtentwicklung, Arbeit, Ökonomie / j) Sonstiges / k) Ökologie/Umwelt, l) Geselligkeit ...

2_Art der freiwilligen Aktivität: Unterscheiden zwischen a) allgemeine administrative Tätigkeiten / b) Organisationsentwicklung, Strategie, Füh-rung / c) Initiierung und -entwicklung von Projekten und Aktionen / d) operative Projektarbeit, Sicherstellung eines laufenden Angebotes / e) Öffentlichkeitsarbeit / f) Beratung / g) Koordination, Kommunikation, Vernetzung / g) Mithilfe/Mitmachen bei Projekten und Aktionen / h) Sonstiges

Wie

1_Art des Engagements: Unterscheidung zwischen a) freiwillige, unbe-zahlte Arbeit bzw. Aktivität / b) Spenden und Schenkungen / c) Mit-gliedsbeiträge / d) sonstiges Engagement (beschreiben)

2_Umfang des Engagements: Unterscheidung zwischen a) punktuelles Engagement / b) regelmäßiges/kontinuierliches Engagement

3_Verbindlichkeit des Engagements: Unterscheiden zwischen Ehrenamt-lern, a) ohne formal-rechtlichen Verpflichtungen bzw Legitimation, b) mit formal-rechtlichen Verpflichtungen bzw. Legitimation

In welchem Rahmen

1_Organisationsform und Sphärenzugehörigkeit: Unterscheiden zwischen Engagement als a) Einzelaktivität / b) Gruppenaktivität ohne formal-rechtliche Struktur / c) im Verein / d) in einer Stiftung / e) in einer Partei / f) in einer staatlichen Einrichtung / f) in einer Einrichtung der Wohl-fahrtspflege / g) in oder von einem Unternehmen / h) Sonstiges

2_Stadtteilbezug der Organisation: Unterscheiden zwischen a) Die Orga-nisation hat ihren Sitz im Stadtteil / b) Die Organisation hat ihren Sitz außerhalb des Stadtteils / d) Die Organisation bzw. die freiwillige Aktivi-tät wirkt deutlich im Stadtteil bzw. für Menschen aus dem Stadtteil / b) Die Organisation bzw. die freiwillige Aktivität wirkt deutlich über den Stadtteil hinaus.

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3_Professionalisierung in der Organisation: Unterscheiden zwischen En-gagement, das a) ausschließlich auf ehrenamtlicher Arbeit basiert und b) mit Unterstützung hauptamtlicher Kräfte ausgeübt wird. Unter b) unter-scheiden zwischen a) 1. Arbeitsmarkt und b) 2. Arbeitsmarkt

4_Finanzierung der Organisation bzw. der freiwilligen Aktivitäten: Unter-scheiden zwischen Aktivitäten, die finanziert werden a) durch Spenden, Schenkungen und Mitgliedsbeiträge / b) durch Verkaufs- oder andere Er-löse / c) durch staatliche Finanzierungen/Förderungen / d) durch sonsti-ge Finanzierungen/Förderungen; e) Aktivitäten erfordern keine oder mi-nimale Finanzierung

5_Engagementkultur in der Organisation: Unterscheiden zwischen a) En-gagement ist ausdrücklich erwünscht bzw. wird gefördert, b) Engagement wird nicht explizit gefördert

Quellen

Gespräche

In der Zeit vom 28.11.2006 bis zum 18.02.2008 wurden 17 persönliche Interviews mit 18 Personen geführt. Unter ihnen waren zwölf Multiplika-toren, die als Honorarkräfte oder hauptamtliche Mitarbeiter in Stadtteil-Einrichtungen arbeiten. Sechs Gesprächspartner sind im oder für das Ostviertel freiwillig aktiv; zwei von ihnen nennen das Ostviertel ihr Zuhau-se. Die Gespräche dauerten durchschnittlich 1,5 Stunden. Persönliche Gespräche wurden mit Vertretern geführt aus...

...Einrichtungen und Organisationen, die ihren Sitz in Aachen-Ost haben:

• Interview 1: Eurotürk e.V., Schleswigstraße 3

•  Interview 2: Müttercafé, Bürgerzentrum St. Fronleichnam, Schles-wigstraße 15 (seit Frühjahr 2008: Düppelstraße 25)

• Interview 3: Nachbarschaftstreff, Robert-Koch-Straße 5

• Interview 4: Pfarrgemeinde St. Josef und Fronleichnam, Leipziger Stra-ße 19

•  Interview 5: Schule am Kennedypark, Förderschule mit dem Förder-schwerpunkt Lernen, Elsassstraße 94

•  Interview 6: SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste in Aachen e.V., Seniorenzentrum Barbarastraße

• Interview 7: Spielhauses am Kennedy-Park, Düppelstraße 87

• Interview 8: Stadtteilbüro Aachen-Ost, Elsassstraße 71

• Interview 9: Yunus-Emre-Moschee Aachen, Stolberger Straße

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...Organisationen und Einrichtungen, die deutlich in Aachen-Ost bzw. für Menschen aus Aachen-Ost wirken:

• Interview 10: Familienzentrum Kita Mittendrin, Goerdelerstraße 10

• Interview 11: Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Aachen GeWoGe AG

•  Interview 12: IG BCE Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, Ortsgruppe Aachen

•  Interview 13: Kinder- und Jugendzentrum Offene Tür St. Josef (OT Jo-sefshaus), Kirberichshofer Weg 6a

•  Interview 14: SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands, Unterbe-zirk Aachen Stadt

• Interview 15: Stadtjugend im Stadtsportbund e.V., Siegmundstraße 18

...Bewohner:

•  Interview 16: Ehemaliger Ostviertel-Bewohner türkischer Herkunft, der heute im Viertel arbeitet

• Interview 17: Ostviertel-Bewohner türkischer Herkunft

Über die Leitfadeninterviews hinaus wurden im Untersuchungszeitraum Telefonate und informelle Gespräche geführt, deren Inhalte in die Recher-che eingeflossen sind. Gesprächspartner waren unter anderem...

... Mitarbeiter aus Einrichtungen und Organisationen

• Gespräch 1: Deutscher Kinderschutzbund Ortsverband Aachen e.V., Kir-berichshofer Weg 27/29

• Gespräch 2: Katholischer Verein für soziale Dienste e.V. (SKM)

• Gespräch 3: Saalbau Rothe Erde, Hüttenstraße

...Ehrenamtler:

• Gespräch 5: Bürgerstiftung Lebensraum Aachen

• Gespräch 6: Fußballinitiative Partisan Eifelstraße

• Gespräch 4: Strunxsitzung e.V.

• Gespräch 7: www.aachenerkinder.de

• Gespräch 8: Kleiderladen des Aachener Kinderschutzbundes

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Literatur und Materialien

AWO Bundesverband e.V., Deutscher Städtetag, GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V., SAGA Siedlungs- und Aktiengesellschaft Hamburg, Schader-Stiftung, Vhw Bundesverband für Wohneigentum und Stadtentwicklung e.V. (Hg.) 2004: Preis Soziale Stadt 2004. Dokumentation, Berlin, Seite 27.

Eurotürk e.V. (Hg.) 2005: Abla-Projekt, Faltblatt, Aachen.

Eurotürk e.V. (Hg.) o.J. a: Pro Ausbildung, Faltblatt, Aachen.

Eurotürk e.V. (Hg.) o.J. b: Studentenclub EIS, Faltblatt, Aachen.

Mobile Soziale Dienste (Hg.) o.J.: Service-Wohnen ohne Umzug in Rothe Erde / Eilendorf, Faltblatt, Aachen.

Organisationsteam des Aachener Tages der Integration 2006 (Hg.), c/o Büro der Regionaldekane, Aachen (o.J.): Tag der Integration 2006. Do-kumentation, Aachen.

Rohland, Peter 2005: Partizipation – ein Schlüsselbegriff für eine neue Verantwortungsteilung im aktivierenden Staat. Vhw Forum Wohneigen-tum, Heft Dezember 2005, S. 285-286.

Schlief, Eva 2004: Unsichtbare Moscheen. Zur Rolle der Moscheen für die Präsenz und Repräsentation der Aachener Muslime. Diplomarbeit am Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtplanung im Wintersemester 2003/2004, RWTH Aachen.

Stadt Aachen (Hg.) 2007: Statistisches Jahrbuch der Stadt Aachen für die Jahre 2004 und 2005, Aachen.

Stadt Aachen (Hg.) o.J. Rahmenplanung Aachen-Ost. Ostviertel und Rothe Erde – ein Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf, Aachen.

Stadt Aachen (Hg.) o.J.: Migrationsrat der Stadt Aachen. Eine Informati-on. Faltblatt für die Legislaturperiode 2004-2009, Aachen

Strunxsitzung e.V. (Hg.) 2001: Strunx. 10 Jahre Strunx-Sitzung, Aachen.

Statistische Auskünfte

Die folgenden statischen Daten wurden uns von Bernd Müller / Stadt Aa-chen am 27.03.2008 zur Verfügung gestellt:

• Bestand an Arbeitslosen SGBIII und SGBII sowie Gesamtsummen. Aus-wertung für kleinste städtische Gliederungsebene: Stadtviertel; Stand März 2007

•  Haushaltsschätzung; Wohnberechtigte Bevölkerung und Haushalte in den Statistischen Bezirken und Stadtbezirken der Stadt Aachen zum 31.12.2008

• Bevölkerung – stadteigene Fortschreibung nach Statistischen und Stadt-bezirken, Stand: 31.12.2007

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• Ausländische Bevölkerung in Aachen, Stand: 31.12.2007, nach ausge-wählten Nationalitäten in Statistischen und Stadtbezirken

• Bevölkerung der Stadt Aachen nach Altersgruppen in Statistischen und Stadtbezirken (Personen mit einziger Haupt- und Nebenwohnung), Stand: 31.12.2007

Zeitungsartikel

AN Aachener Nachrichten 29.11.2006: Jeden Morgen Zeit zum Toben, KGS Barbarastraße bietet Erstklässlern nun eine „Bewegte Stunde“, von Nina Krüsemann, Aachen

AN Aachener Nachrichten 08.12.2006: Porta bedankt sich mit neun Au-tos. Das Umsatzziel wurde früher erreicht: Das Einrichtungshaus an der Krefelder Straße setzt Charity-Aktion fort, von Nina Krüsemann, Aachen

AN Aachener Nachrichten 21.12.2006: 3000 hängen an der Aachener Ta-fel, von Heiner Hautermans, Aachen

AN Aachener Nachrichten 22.12.2006 a: Eine Provokation, dieser Weih-nachtsbaum, von Margot Gasper, Aachen

AN Aachener Nachrichten 22.12.2006 b: „Zauberer Geki“ zieht die „Ro-koko“-Kinder in seinen Bann, Aachen

AN Aachener Nachrichten 04.01.2007: Neonaziszene hat sich radikal ver-jüngt, Aachen

AN Aachener Nachrichten 02.06.2007: Polizeipräsident: „Da geht eine Menge ab im Ostviertel“. Oelze berichtet über Straßenkriminalität, Dro-genkonsum und Jugendbanden

AZ Aachener Zeitung 23.12.2006: Dieses Geschenk überdauert alle Feier-tage, von Hans-Peter Leisten, Aachen

AZ Aachener Zeitung 06.01.2007: Den Flammen will man bei Conti keine Chance geben, Aachen

AZ Aachener Zeitung 19.06.2007: „Mittendrin“ ist ganz vorn mit dabei. Kindertagesstätte wird mit dem „Innovationspreis Familienzentrum NRW“ ausgezeichnet. Von Tarek Sumiri

Internetseiten

www.aachen.de, Abruf am 31.01.2008

www.aachen.de/DE/archiv/archiv_stadt_buerger/archiv_stadt_buerger_aktuelles/sommerfest_aachen_ost.html, Abruf am 31.01.2008

www.aachen.de/de/archiv/archiv_stadt_buerger/archiv_stadt_buerger_aktuelles/praedikat_kinderfreundlich05.html?printContent=true, Abruf am 27.11.2007

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www.aachen.de/DE/archiv/archiv_stadt_buerger/archiv_stadt_buerger_aktuelles/yunus_emre_mosche.html, Abruf am 25.2.2008

www.aachen.de/de/stadt_buerger/aachen_profil/preise_auszeichnungen/praedikat_familienfrdl/pf_praemierungen/praedikat_famfrdl07.html, Ab-ruf am 30.01.2008

www.aachen.de/DE/stadt_buerger/politik_verwaltung/behoerdenwegweiser/dienstleistungen/index_detail.asp?searchID=3755, Abruf am 30.12.2006

www.aachen.de/DE/stadt_buerger/politik_verwaltung/stadtrat_gremien/rat_dokumente/aufwandsentschaedigung.html, Abruf am 22.02.2008

www.aachen.de/DE/stadt_buerger/politik_verwaltung/stadtteilbuero/stadtteilbuero_dokumente/aachenpost_22.pdf, Abruf am 22.02.2008

www.aachen.de/DE/stadt_buerger/politik_verwaltung/stadtteilbuero/projekte/historische_huettenstrasse.html, Abruf am 27.11.2007

www.aachen.de/DE/stadt_buerger/politik_verwaltung/stadtteilbuero/projekte/historische_huettenstrasse.html, Abruf am 03.02.2008

www.aachen.de/DE/stadt_buerger/politik_verwaltung/stadtteilbuero/einrichtungen/stadtteilplan_aachen_ost.html, Abruf am 31.01.2008

www.aachenerkinder.de, Abruf am 27.08.2007

www.aachener-laienhelfer-initiative.de, Abruf am 05.02.2008

www.aachener-laienhelfer-initiative.de/detail.php?id_text=45209&id_language=1&seite=, Abruf am 05.02.2008

www.aachener-laienhelfer-initiative.de/detail/detail.php?id_text=45124&id_language=1&seite=, Abruf am 05.02.2008

www.aachener-laienhelfer-initiative.de/über/index.php, Abruf am 05.02.2008

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www.vafk.de, Abruf am 18.01.2008

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www.yunusemre-aachen.de, Abruf am 25.02.2008

www1.regioit-aachen.de/wahlen/kommunalwahl Abruf am 22.02.2008

Bildnachweise

Wenn bei den abgedruckten Bildern im Engagement-Katalog kein Bild-nachweis in der Bildunterschrift hinzugefügt wurde, handelt es sich um Aufnahmen von Britta Rösener|team2.

Bildnachweise Titelblatt: • Oben links – Frau: Monika Herkens• Oben Mitte – Karnevals-Wagen: Beatrix Hellerhoff• Oben rechts – Saxofonist: Brigitte Erm• Unten links – Mann am Flipchart: Brigitte Erm• Bildmitte – Verkleidete Mädchen: Offene Tür St. Josef• Unten Mitte – Zwei Mädchen: AWO-Kindertagesstätte Mittendrin• Unten Rechts – Sänger: Monika Herkens

Zur Autorin

Ich habe Landschafts- und Freiraumplanung in Hannover studiert und mich seither in Praxis, Forschung und Lehre mit der Gestaltung von Kommunikationsprozessen in der Quartiers-, Stadt- und Regionalplanung beschäftigt. Die Beteiligung von Bürgern auf der einen und Bürgerschaft-liches Engagement auf der anderen Seite bilden dabei Schwerpunkte.

Seit 2001 arbeite ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung der RWTH Aachen; in diesem Kon-text habe ich in mehreren Projekten und Kontexten in und zu Aachen-Ost gearbeitet; Kenntnisse und Erfahrungen hieraus sind in diesen Bericht eingeflossen:

• Im Wintersemester 2002/2003 betreute ich zwei studentische Projekt-analysen zur Beteiligung von Bewohnern bei einer Wohnumfeldverbesse-rung in der Barbarastraße im Stadtteil Rothe Erde.

• Im Wintersemester 2007/2008 betreute ich das studentische Filmpro-jekt „OstImPuls“ in Kooperation mit der Offenen Tür Josefshaus (siehe oben).

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Britta Rösener

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• Gemeinsam mit Prof. Dr. Klaus Selle gestalte und moderiere ich aktuell eines Prozess mit Akteuren der Stadtteilerneuerung Aachen-Ost. Hierbei sollen Wege gefunden und Vereinbarungen getroffen werden, wie die Stadtteilentwicklung nach Auslaufen der Soziale-Stadt-Förderung fortge-führt werden kann.

Parallel zu meiner Arbeit an der RWTH biete ich seit Herbst 2007 meine Dienstleistungen auch als Freiberuflerin unter dem Namen team2 | Büro für Moderation, Planungsorganisation und Planungsgrundlagen an.

Seit 2001 wohne ich in Aachen und seit 2002 im Frankenberger Viertel, nur wenige Gehminuten vom Ostviertel entfernt. Ich engagiere mich selbst in meinem Umfeld. Seit 2005 bin ich ehrenamtliches Vorstands-mitglied in der Bürgerstiftung Lebensraum Aachen, die es sich zur Aufga-be gemacht hat, freiwilliges Engagement und Hilfe zur Selbsthilfe zu för-dern und zu unterstützen.

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