16
Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“

Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“ · 4 Opéra de Toulon, eine der größten Opern Frankreichs, der Bahnhof, die Place de la Liberté, nicht zuletzt zahlreiche Bürger-häuser

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“ · 4 Opéra de Toulon, eine der größten Opern Frankreichs, der Bahnhof, die Place de la Liberté, nicht zuletzt zahlreiche Bürger-häuser

Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“

Page 2: Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“ · 4 Opéra de Toulon, eine der größten Opern Frankreichs, der Bahnhof, die Place de la Liberté, nicht zuletzt zahlreiche Bürger-häuser

2

Großstadt an der Côte d’Azur Marinestützpunkt / Hauptstadt des Var Erklärungsbedürftig ist die topografische Lage Toulons nicht. Auch für geografisch wenig Bewanderte rufen Namen wie Côte d’Azur, Nizza, Cannes, St-Tropez, Mar-seille, Provence unmittelbar Bilder und Eindrücke hervor.

Quelle: www.toulon.com

Allerdings ist Toulon – gelegen etwa 70 Kilometer südöstlich von Marseille – kei-ner der Touristenmagnete der Côte d’Azur. Zumindest bisher noch nicht. Toulon ist eine Großstadt mit rund 170.000 Einwoh-nern, Frankreichs wichtigster Marinestütz-punkt am Mittelmeer sowie Verwaltungs-sitz des Département Var. Doch heißt es, dass das „graue“ Image als Flottenbasis mit jedem Schritt in die Altstadt verblasse. Denn dort leben die kraftvollen Farben des Midi, also Südfrankreichs, auf. In den Gas-sen des Vieux Toulon entdeckt man eine durch und durch provenzalische Stadt. Côte d’Azur: Natur und Mythos Azurblau über Bergen und Meer / ar-tenreiche Vegetation / Luxusdomizil Côte d’Azur, das ist der Teil der französi-schen Mittelmeerküste, der sich zwischen Menton an der italienischen Grenze und Cassis wenige Kilometer vor Marseille erstreckt. Die französische Riviera, wie die Küste auch genannt wird, ist etwa 300 Ki-lometer lang, ihr Hinterland sehr gebirgig. Der Name ist übrigens eine Schöpfung des Dichters Stéphen Liégeard, der 1887 das Buch La Côte d’Azur veröffentlichte.

Ohnehin ist die Bezeichnung nahe liegend, sind doch sowohl der Himmel als auch das Mittelmeer hier von einem strah-lenden Azurblau. Zwischen Cassis und Toulon im Westen der Côte d’Azur ist die

Küste zudem von hellen Kalksteinfelsen geprägt. Die Calanques von Cassis, das sind fjordartige Steilwände, fallen schroff ins Meer – unterbrochen von tiefen, engen Badebuchten. Der Küstenabschnitt zwischen Hyè-res und Marseille ist Ausläufer der westli-chen Côte d’Azur und gehört zum Depar-tement Var, mit der Hauptstadt Toulon. Die Landschaft ist hier grüner, ländlicher und unberührter als die „klassische“ Côte d’Azur im Osten, die sich über Cannes, Nizza bis Menton erstreckt, dazwischen das Fürstentum Monaco. „Irdische Abteilung des Paradieses“ Im Osten Toulons erstreckt sich breit das bewaldete Maurenmassiv, Massif des Mau-res. Ein sanfter und sehr grüner Gebirgs-zug, an seine runden Kuppen im Norden schließen sich weite Weinanbauflächen an.

Quelle: http://de.wikipedia.org

Zwei Inselgruppen sind der Côte d’Azur vorgelagert: die Iles de Lérins bei Cannes und weiter westlich die Iles d’Hyères oder Iles d’Or, eine Inselgruppe südöstlich von Toulon. Ausgesprochen sehenswert: Por-querolles – die größte der „goldenen In-seln“. Der französische Krimiautor George Simenon, der hier oft Erholung suchte, nannte die Insel „die irdische Abteilung des Paradieses“.

Wer einmal hier war, dem bleibt die artenreiche Vegetation unvergessen: von Eukalyptusbäumen über Zypressen, Ze-dern, Pinien zu Palmen. Auch Orangen-, Zitronen- und Mandelbäume wachsen an der Küste. Überall sieht man den grünsilb-rigen Olivenbaum, den ältesten Baum des Mittelmeerraumes. Herb und kräftig – der

Page 3: Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“ · 4 Opéra de Toulon, eine der größten Opern Frankreichs, der Bahnhof, die Place de la Liberté, nicht zuletzt zahlreiche Bürger-häuser

3

Geruch der Kräuter wie Rosmarin, Thymi-an und Salbei. Betörend der Duft der Mi-mosenwälder, die im Februar und März blühen. Ein immer wiederkehrendes Prob-lem allerdings sind Waldbrände, insbeson-dere im Maurenmassiv mit seinen zahlrei-chen Korkeichen und Kastanienbäumen. Zwischen Luxus und natürlichem Flair „Die französische Riviera, das ist die Le-gende von Luxus, Glanz, rollender Kugel, Hermelinpelz und Champagnerseligkeit“, das schrieben Klaus und Erika Mann in ihren Reiseaufzeichnungen 1932. Noch immer gilt die weltberühmte Küste als In-begriff von Luxus und ist Sommerrefugi-um der Reichen. In St-Tropez haben die beiden reichsten Männer Frankreichs – Bernard Arnault und François Pinault – ihren Zweitwohnsitz, ebenso Giorgio Ar-mani und Brigitte Bardot.

Vor allem aber ist Côte d’Azur die bedeutendste Fremdenverkehrsregion Frankreichs. Den etwas mehr als 1,6 Milli-onen Einwohnern stehen 9 Millionen Be-sucher pro Jahr entgegen. Monetär ausge-drückt: Der Tourismus bringt jährlich 5,1 Milliarden Euro. Bienvenu à Toulon Europas größte Reede / mediterranes Flair / Kunst und Naturerlebnisse Die Lage an „Europas größter Reede“ hat Toulon wesentlich geprägt. Darüber hin-aus: man spricht von Toulon auch als Ville des Fontaines, wegen der unzähligen Brunnen. Und Telo, der kelto-ligurischen Göttin der sprudelnden Quellen, verdankt Toulon seinen Namen. Landschaftlich be-sticht die Stadt am Mittelmeer durch die hohen Berge im Hinterland, im Westen schiebt sich die Halbinsel Sicié vor Toulon. Die Neubauten am Quai Stalingrad erinnern daran, dass 1944 die Alliierten den Hafen bombardierten. Mithin ver-schwand die barocke Schauseite des Kais. Auf der stadtwärts gerichteten Seite ge-währt allerdings das barocke Prachttor

Porte de l’Arsenal historische Einblicke. Dahinter liegt das Musée nationale de la marine, eine Schau der Seefahrtsgeschichte von Toulon.

Quelle: www.toulontourisme.com

Nicht weit ist es von hier aus zum bunten Markt vom Cours Lafayette. Hier in Le Vieux Toulon schlägt das südländische Herz von Toulon, regieren die Farben und Düfte, die vergnügte Geschäftigkeit der Provence. Der provenzalische Markt soll einer der besten an der Côte d’Azur sein. Übrigens: Gilbert Bécaud, der beliebte Chansonnier – er ist in Toulon geboren – hat den Cours Lafayette besungen. Zwei Zentren und ein Stadtkern Die Altstadt vereint architektonisch viele Jahrhunderte: mittelalterlich die engen und winkligen Gassen, ockerfarben, gelb und rosa die Häuser. Die Cathédrale Sainte Marie de la Seds, um die herum die Alt-stadt entstand, stammt aus dem 11. Jahr-hundert und wurde im 17. Jahrhundert ver-größert. Beeindruckend ist insbesondere ihre Stil-Mischung. Die Place d’Armes im Westen und der Porte d’Italie im Osten folgen den Spuren der Stadtmauer von 1589. Von großen Platanen und vielen Ca-fés ist die Place Puget umrandet, Mittel-punkt: der Fontaine des Trois Dauphins. Der „Brunnen der drei Delphine“ wurde 1780 erbaut und ist heute komplett be-pflanzt.

Die Oberstadt, hell und luftig, brei-tet sich nördlich der Altstadt aus. Die Hau-te Ville ist reich an Bauwerken, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Napoleon III. erbaut wurden. Etwa die

Page 4: Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“ · 4 Opéra de Toulon, eine der größten Opern Frankreichs, der Bahnhof, die Place de la Liberté, nicht zuletzt zahlreiche Bürger-häuser

4

Opéra de Toulon, eine der größten Opern Frankreichs, der Bahnhof, die Place de la Liberté, nicht zuletzt zahlreiche Bürger-häuser. Noch heute unterscheiden die Tou-loner zwischen Oberstadt und Altstadt.

Quelle: www.toulontourisme.com

Das Musée du Vieux Toulon, neben der Kathedrale gelegen, zeigt zwei Daueraus-stellungen zur Geschichte von Toulon und zu dessen sakraler Kunst, darunter Gravu-ren, Gemälde sowie Stadtpläne. Unweit der Place de la Liberté befindet sich das Mu-seé des Arts, erbaut im Stil der italieni-schen Renaissance. Das Kunstmuseum beherbergt hervorragende Sammlungen moderner sowie gegenwärtiger Kunst, ins-besondere Malerei der Provence. Das Hôtel des Arts wiederum organisiert Kunstausstellungen des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart – mit internationaler Dimension. Daneben: das Muséum d'histoire Naturelle. Es ist das einzige Mu-seum dieser Art im Departement Var. Hauptthema ist die regionale Fauna und Flora sowie Paläontologie. Mont Faron gewährt vollen Überblick Man kann die Touloner Bucht vom Wasser aus mit dem Schiff erkunden. Alternativ empfiehlt sich für einen ersten Überblick eine Tour auf den Mont Faron – mit dem Wagen oder der Seilbahn. Bereits während der Fahrt auf Toulons 580 Meter hohen Hausberg eröffnet sich der Blick auf die kilometerlange Marinebasis, die maleri-sche Bucht und das sich anschließende

Mittelmeer sowie im Osten auf die Iles d’Hyères oder „Goldenen Inseln“. Der Gipfel ist Adresse für das Musée mémorial du Débarquement. Eine gewaltige Schau-bühne setzt dort die alliierte Landung von August 1944 ins Bild. Im Südosten von Toulon liegt Mou-rillon, ein Dorf in der Stadt. Der idyllische Kern mit Wochenmarkt, vielen kleinen Läden und Restaurants kontrastiert mit Villen am Meer und einem exotischen Park. Ein idealer Ort auch für Spaziergän-ge am Strand. Am Cap Brun, westlich von Mourillon, liegen fast unberührte Buchten, Kieselsteinstrände, klares Wasser. Besu-cher erwandern den Küstenpfad oder ent-spannen sich am Strand. Eine Besonder-heit: die Cabanos, typische kleine Fischer-hütten. Um Toulon: Idylle und Dramatik Cap Sicié / “Goldene Inseln” mit einzig-artigem Nationalpark Von der Form der Halbinsel Cap Sicié sprach die Schriftstellerin George Sand als einer „ins Mittelmeer geworfenen Hand“. An ihrer Küstenstraße liegen verführeri-sche Sandstrände. Im Südosten setzt sich Sicié dramatisch in Szene: die Kapelle Notre-Dame-du-Mai krönt einen Felsko-loss, der fast 400 Meter steil ins Meer fällt. Auf der vorgelagerten Insel Embiez zeigt das Ozeanische Institut, was alles unter Wasser schwimmt und krabbelt.

Zu den „Goldenen Inseln“ im Osten Toulons fahren im Sommer täglich Schiffe. Auf der größten Insel Porquerolles erholen Besucher sich an herrlichen Sandstränden, tauchen oder fahren Fahrrad. Le Levant wiederum ist wild und steinig.

Die Insel Port-Cros ist einer der wenigen geschützten Nationalparks Frank-reichs: Das Gebiet ist fast vollständig mit Wald bedeckt, vorwiegend mit Strandkie-fern und Erdbeerbäumen. Die vom Aus-sterben bedrohte Mittelmeer-Robbe soll im Nationalpark wieder angesiedelt werden. Große Anziehungskraft üben die 114 Vo-gelarten, etwa Alpensegler und Nachtigal-len, auf Hobby-Ornithologen aus.

Page 5: Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“ · 4 Opéra de Toulon, eine der größten Opern Frankreichs, der Bahnhof, die Place de la Liberté, nicht zuletzt zahlreiche Bürger-häuser

5

Historie von „La plus belle Rade“ Schon in Antike bekannt / bedeutender Kriegshafen / Zerstörung und Aufbau Toulons Historie ist eng mit seinem Hafen verknüpft. Denn die zum Meer hin abge-schlossene Bucht bot einem Flottenstütz-punkt größtmöglichen Schutz. Bereits im antiken Griechenland als Telonien bekannt, legten die Römer später in Telo Martius häufig mit ihrer Flotte an. „La plus belle Rade du monde“, „schönster Hafen der Welt“, schwärmt ein Geschichtsschreiber. Die Touloner selbst sprechen bescheidener von „La plus belle Rade d’Europe“.

Zu Zeiten der Römer blühte die Purpurherstellung aus den in den Gewäs-sern lebenden Purpurschnecken. Ein hoch-roter und sehr wertvoller Farbstoff. Mit Purpur aus Toulon gefärbte Stoffe waren bei den römischen Notablen sehr gefragt.

Im Mittelalter rückte Toulon zum wichtigsten Kriegshafen Frankreichs auf. Galt er doch auch vom Landesinneren, geschützt durch Gebirgsketten, als unein-nehmbar. Daher entstanden ringsum zahl-reiche Burgen und Festungen, die heute noch größtenteils erhalten sind.

1481 kam das Königreich Provence zu Frankreich, folgerichtig auch das dama-lige Tholon. Am stärksten jedoch wuchs seine Bedeutung im frühen 16. Jahrhun-dert, als Ludwig XII. den Hafen ausbauen und Heinrich IV. das Arsénal de la Marine Nationale und eine Werft errichten ließ. Le Roi Soleil, Ludwig XIV., vergrößerte im 17. Jahrhundert die französische Marine und machte Toulon nach Brest zum zweit-wichtigsten französischen Kriegshafen. Napoleon vertreibt Engländer In diese Zeit fällt auch die unrühmliche Ära der Galeerensträflinge: Nach römi-schem Vorbild mussten ungeliebte Kriti-ker, verurteilte Kriminelle oder Hugenotten unter Peitschenhieben und angekettet von hier aus die wendigen Schiffe rudern, sie zum Siege führen oder mit ihnen unterge-hen. Die berüchtigte Strafe wurde erst im 18. Jahrhundert durch Deportation oder Inhaftierung ersetzt.

Während der Französischen Revolution lieferten im September 1793 die Giron-disten, eine Gruppe von Abgeordneten, und die Royalisten Toulon an die Englän-der aus. Dies war der Auslöser der „Septemberbewegung“ – ein Volksauf-stand in Paris. Infolgedessen eroberte nach sechswöchiger Blockade die Revolutions-armee unter Napoleon Bonaparte die Stadt zurück und vertrieb die Engländer. Der 24-jährige Artillerieleutnant stieg als Folge zum Brigadegeneral auf.

Die Haute Ville, die Oberstadt, ent-stand im zweiten Teil des 19. Jahrhunderts. Bedeutsame Gebäude wurden errichtet, die Toulon Aufschwung gaben: die Oper, der Bahnhof, die Place de la Liberté und der Park Jardin Alexandre 1er.

Während des Zweiten Weltkrieges allerdings wurde die Stadt fast zur Hälfte zerstört. 1942 versenkte sich die Vichy-Flotte selbst, um nicht in deutsche Hände zu fallen.

In Toulons Nachbarort Sanary-sur-Mer lebten viele deutsche Exil-Schriftsteller während des Nationalsozia-lismus, so Bertolt Brecht, Heinrich und Thomas Mann; Arnold Zweig und Lion Feuchtwanger.

Nach dem Wiederaufbau fand La Rade schnell wieder ihren Platz als Mili-tärhafen Frankreichs. Die Stadt allerdings geriet nach und nach in eine gesellschaftli-che und wirtschaftliche Krise: Arbeitslo-sigkeit, Kriminalität, soziale Spannungen, 20.000 der damals 180.000 Einwohner waren arabischer Herkunft. 1995 spitzte sich die Lage zu: Erstmals in einer franzö-sischen Großstadt erreichte der rechtsex-treme Front National die Mehrheit, stellte mit Jean-Marie Le Chevallier den Bür-germeister. Aus einem Artikel der Zeit von Oktober 2000:

Mit dem Presslufthammer Von Jacqueline Hénard …Das Leben in Toulon ist in mancher Hinsicht paradiesisch. Das Wetter, die Lage, die Mieten. Ein erstklassiges Atelier mit Wohnung von vielleicht 400 Quadratmetern kostet umgerechnet 1200 Mark im Monat. Wo gibt es das sonst an der C'te d'Azur?

Page 6: Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“ · 4 Opéra de Toulon, eine der größten Opern Frankreichs, der Bahnhof, die Place de la Liberté, nicht zuletzt zahlreiche Bürger-häuser

6

Im Übrigen herrscht eine bleierne Zeit. Der frühere Bürgermeister: so korrupt, dass er trotz seiner 79 Jahre zu zwei Jahren Haft ohne Bewäh-rung verurteilt worden ist. Er hatte die Fäden in Toulon und im Bezirk so lange in der Hand gehabt, dass er am Ende keinen Unterschied mehr machte zwischen dem provenzalischen clientelisme, lan-desüblichen Gefälligkeiten, und regelrechten Straf-taten. Der neue Bürgermeister: ein Mann aus den Reihen der rechtsextremen Nationalen Front. Bei den Gemeindewahlen 1995 hat eine relative Mehr-heit der Wähler (37 Prozent) für ihn gestimmt.

Das öffentliche Entsetzen beschränkte sich nicht auf die 63 Prozent der Bürger von Toulon, die den Mann vom Front National ausdrücklich nicht gewollt hatten. Ganz Frankreich machte sich laute Sorgen, zumal sich auch drei kleinere provenzali-sche Städte einen rechtsextremen Bürgermeister gewählt hatten: Orange, Marignane und Vitrolles. Der Protest von außen und der Kulturkampf von innen, die beide gleichzeitig einsetzten, bewirkten nichts.

Gleich bei der nächsten Gelegenheit, 1997, schickte eine Mehrheit der Wahlbürger von Toulon den Gefolgsmann Le Pens in die Nationalversamm-lung nach Paris. Bei den Regionalwahlen 1998 wäre um ein Haar die ganze Region Provence-Alpes-C'te d'Azur nach rechts außen abgekippt und Jean-Marie Le Pen so eine Art Landesvater gewor-den. In der Provence hat das nicht geklappt. Im nahen Languedoc-Roussillon hingegen regiert die Front in der Regionalhauptstadt Montpellier seither als stiller Partner mit.

Die Folgen sind auf subtile Weise verhee-rend, vor allem für die Kultur … Mannheim, seit 1959 Partnerstadt von Toulon, hat während der Amtszeit des rechtsextremen Le Chevallier die offiziel-len Beziehungen ruhen lassen. Im März 2001 wurde Hubert Falco der bürgerlichen Konservativen neuer Bürgermeister von Toulon. Mannheim nimmt in diesem Jahr die offiziellen Kontakte wieder auf. Département Var in der PACA 100 Departements / Dezentralisierung Frankreich ist unterteilt in 100 Départe-ments (deutsch: Departement), gruppiert in 26 Regionen. 96 Departements liegen in Europa, die restlichen 4 – Martinique, Guadeloupe, Réunion, Französisch-Guayana – in Übersee. Die meisten haben eine Fläche zwischen 4.000 und 8.000 Quadratkilometer. Dabei liegt die Einwoh-

nerzahl zwischen 250.000 und einer Milli-on.

Alle Departements sind – größten-teils in alphabetischer Reihenfolge –nummeriert. Die Nummer bildet die letzten beiden Stellen der Kfz-Kennzeichen sowie die ersten beiden Stellen der Postleitzahl. Der oberste Verwaltungsbeamte eines De-partements ist der von der Regierung er-nannte Préfet, der Präfekt. Er leitet die Präfektur, préfecture. Das oberste gewählte Gremium eines Departements wiederum ist der Generalrat: conseil général.

Die Departements sind in Arrondissements gegliedert und in Kantone, cantons – 2004 waren es 4039. Die 36.782 (Stand: 2007) Communes, also Gemeinden, sind die unterste Ebene der Selbstverwaltung. Zum Vergleich: Deutschland hat 12.296 Gemeinden.

Quelle: http://de.wikipedia.org

Das Dezentralisierungsgesetz von 1982 erweiterte die Kompetenzen der Departe-ments. Das Gesetz übertrug zahlreiche Befugnisse auf die gewählten Körperschaf-ten, insbesondere den Gemeinderat: conseil municipal, den Generalrat der Departe-ments: conseil général und den Regional-rat: conseil régional. Zuständig sind die Gremien etwa für Städteplanung und Raumordnung, Wohnungsbau, die Ver-kehrs- und Umweltpolitik sowie das Sozi-al- und Gesundheitswesen. Der von der Regierung ernannte Präfekt musste dabei Befugnisse an den Präsidenten des gewähl-ten Generalrats abgeben. Letzterem wurde die Leitung der Exekutive des Departe-ments übertragen.

Page 7: Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“ · 4 Opéra de Toulon, eine der größten Opern Frankreichs, der Bahnhof, die Place de la Liberté, nicht zuletzt zahlreiche Bürger-häuser

7

Departement Var Region Provence-Alpes-Côte d’Azur

Präfektur Toulon

Unterpräfektur(en) Brignoles Draguignan

Einwohner 974.000 Einw. (2006)

Bevölkerungsdichte 163 Einw./km²

Fläche 5.973 km²

Arrondissements 3

Kantone 43

Gemeinden 153

Präsident des Generalrats Horace Lanfranchi

Quelle: : http://de.wikipedia.org Das Departement Var liegt in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur (PACA) und hat in der alphabetischen Reihenfolge die Nummer 83. Sein Verwaltungssitz, seine Präfektur, ist Toulon. Es erstreckt sich auf eine Fläche von 5.973 Quadratkilometer und hat 974.000 Einwohner. Zum Ver-gleich: der Rhein-Neckar-Kreis umfasst 1.062 Quadratkilometer und hat über 533.000 Einwohner. Fast 150 Millionen Liter Rosé jährlich Im Osten grenzt das Département Alpes-Maritimes an Var, im Westen Bouches-du-Rhône. Die nördliche Grenze ist das Département Alpes-de-Haute-Provence. Die südliche Grenze ist das Mittelmeer.

Haupteinnahmequelle ist – wie ü-berhaupt an der Mittelmeerküste – der Tourismus. In der Landwirtschaft werden traditionell Blumen, Obst, Gemüse und Wein angebaut. Landwirtschaftlich genutzt werden etwa 13 Prozent der Fläche. Das Departement Var ist mit einer jährlichen Produktion von 500 Millionen Blumen der größte Schnittblumenproduzent Frank-reichs. Weitere wichtige Produkte sind Feigen, Oliven und Honig. Fast die Hälfte der landwirtschaftlich genutzten Fläche dient dem Weinbau. Die jährliche Produk-tion liegt bei 150 Millionen Litern, über-wiegend Roséwein. Ein Großteil des Weinbaugebietes Côtes de Provence liegt in Var.

Viele kleine und mittlere Unter-nehmen sind hier angesiedelt. Mehr und

mehr entwickelt sich die die Region PA-CA, mithin auch das Department Var zu einem Wissenschaftsstandort. Gemeinde Toulon: Conseil mu-nicipal, Maire und Adjoints Wahlen: Gemeinderat und Bürgermeis-ter / Maire mit zwei Funktionen Die Gemeinde in Frankreich besteht aus dem Gemeinderat, conseil municipal, als beschließendes und dem Bürgermeister, maire, als ausführendes Organ. Der Bür-germeister und seine Beigeordneten, ad-joints, bilden die „Munizipalität“, die Exe-kutive.

In Gemeinden ab 3.500 Einwoh-nern erfolgt Listenwahl in zwei Wahlgän-gen. Erringt eine Liste im ersten Wahlgang die absolute Stimmenmehrheit, so erhält sie die Hälfte der zu vergebenden Sitze. Die anderen Sitze werden relativ auf alle Listen verteilt. Erreicht keine Liste die absolute Mehrheit, so findet ein zweiter Wahlgang statt.

Der Gemeinderat wählt den Bür-germeister. Er muss in den ersten beiden Wahlgängen die absolute Mehrheit errei-chen. Wenn nach zwei Wahlgängen kein Bewerber die Mehrheit errungen hat, findet ein dritter statt; hier genügt die relative Mehrheit. Nach der Wahl des Bürgermeis-ters beschließt der Gemeinderat die Anzahl der Beigeordneten und wählt sie. Touloner Gemeinderat: 59 Mitglieder Der Touloner Gemeinderat hat 59 Mitglie-der. 52 Stadträte bilden die Mehrheit – dazu zählt der Bürgermeister, 22 Beige-ordnete sowie 30 Stadträte. 6 Mitglieder stellen die Opposition.

Eine Besonderheit des französi-schen Bürgermeisters ist die Doppelstel-lung: einerseits ist er Repräsentant und Exekutiv-Organ, andererseits auch Staats-organ. Als Vertreter der Kommune setzt er die Beschlüsse des Gemeinderates um, verwaltet das Gemeindevermögen, steht der Verwaltung vor. In größeren Städten hat er die Aufsicht über die Gemeindepoli-

Page 8: Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“ · 4 Opéra de Toulon, eine der größten Opern Frankreichs, der Bahnhof, die Place de la Liberté, nicht zuletzt zahlreiche Bürger-häuser

8

zei. Seit dem Dezentralisierungsgesetz von 1982 hat er das Recht Baugenehmigungen zu erteilen, entscheidet über den Flächen-widmungsplan. Das allerdings führte in einigen Gemeinden zu Korruption und Immobilienspekulation.

Als Vertreter des Staates ist der Bürgermeister wiederum Standesbeamter, gibt Gesetze bekannt, erstellt die Wähler-listen und erfasst die Wehrpflichtigen. Er wirkt mit bei Strafverfolgung. Als Vertre-ter des Staates ist er dem Präfekten, also Leiter des Departements, untergeordnet. Seine Tätigkeit ist ehrenamtlich, er erhält eine Entschädigung, die von der Größe der Stadt abhängt. Bürgermeister mit weiteren Ämtern Der Bürgermeister delegiert Aufgaben an die Beigeordneten. Außerdem vertreten die adjoints den Bürgermeister, sind die Präsi-denten des Wahlbüros, nicht zuletzt neh-men sie gerichtspolizeiliche Aufgaben wahr. Der Bürgermeister kann weitere po-litische Ämter innehaben: Abgeordneter, Senator, Minister. Das ermöglicht es ihm in Paris die lokalen Interessen im politi-schen Prozess wirksam zu vertreten. Nicht selten ist das Bürgermeisteramt dabei Sprungbrett in eine nationale politische Karriere. Zahlreiche Pariser Spitzenpoliti-ker bekleiden gleichzeitig das Amt eines Bürgermeisters.

Hubert Falco: Toulons Bürgermeister Seit 2001 ist Hubert Falco Bürgermeister von Toulon. 1947 geboren, hat er ein Wirt-schaftsdiplom erworben und leitete darauf-hin ein Unternehmen. Seine politische Kar-riere startete Falco 1971 als Mitglied des Gemeinderates von Pignans im Departe-ment Var. Er ist Mitglied der UMP (Union pour un mouvement populaire), die mit Nicolas Sarkozy derzeit den französischen Staatspräsidenten stellt.

Hubert Falco ist Senator des De-partment Var, Präsident des Ballungsraums Toulon Provence Méditerranée, ebenso

Mitglied der Nationalen Bewegung der Lokalpolitiker.

Toulons Bürgermeister Hubert Falco:

Etappen seiner politischen Karriere 1983 bis 2001 Bürgermeister von Pignans 1985 bis 2002 Mitglied im Departementrat von Var 1994 bis 2002 Vorsitzender des Departementrats 1995 bis 2002 Senator* des Departementrats

seit 2002 Präsident des Verbandes TPM Toulon Provence Méditerranée

seit 2004 Senator des Departement Var: seit 2001 Bürgermeister von Toulon 2002 bis 2004 Beigeordneter Minister für Senioren 2004 Staatssekretär für Senioren

seit 2008 Nationaler Beauftragter der UMP für Tourismus

seit 2008 Staatssekretär für die Entwicklung der Hauptstadtregion beim Minister für Ökologie, Energie, nachhaltige Ent-wicklung und Raumordnung

* Der Senat ist die zweite Kammer des französischen Parlaments. Toulon pflegt – neben Mannheim – weitere 3 Städtepartnerschaften, ist seit 1958 mit La Spezia in Italien, seit 1988 mit Norfolk in den USA und seit 1996 mit Kronstadt in der Russischen Föderation partnerschaft-lich verbunden. Zuständig ist Hélène Noir, Stadträtin, delegiert für Internationale Be-ziehungen, Europäische Angelegenheiten und Städtepartnerschaften. Universität: breit gefächert, inter-disziplinär und weltoffen 1968 gegründet / Außenstellen in Umge-bung / Partner-Uni von Mannheim Gegründet wurde sie 1968: die Universität Toulon, Université de Toulon, auch: Uni-versité du Sud Toulon-Var. Wie viele Uni-versitäten in Frankreich hat auch die Tou-loner einige Außenstellen in der Umge-bung. So in La Garde, Saint-Raphaël, La Valette-du-Var und Draguignan. Insge-samt zählt die Universität rund 10.700 Stu-denten. Im Vergleich: die Mannheimer Uni hat ebenfalls rund 11.000 Studierende. Errichtet wurde die Universität auf einem zwischen Bergen und Meer gelege-nen Gelände, auf dem Anwesen befindet sich das Château Saint Michel, eine Som-merresidenz aus dem 16. Jahrhundert.

Page 9: Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“ · 4 Opéra de Toulon, eine der größten Opern Frankreichs, der Bahnhof, die Place de la Liberté, nicht zuletzt zahlreiche Bürger-häuser

9

Interdisziplinär angelegt, reicht das Fächerangebot von Jurisprudenz über Na-turwissenschaften und Technik, Literatur- bis zu den Wirtschaftswissenschaften. An Instituten werden Hochschullehrer ausge-bildet, es gibt Bildungsangebote für Er-wachsene. Die Freizeit-Universität Toulon ist für alle geöffnet. Partneruniversität von Mannheim 2004 hat die Universität das europäische Bachelor-/Master-System eingeführt. Unter den 93 französischen Hochschulen nimmt sie, insbesondere wegen ihrer Effektivität, Platz 11 ein – auf der Bestenliste des Bil-dungsministeriums. Durch ihre Offenheit findet die Touloner Hochschule – wie die Mannheimer Uni – Anerkennung im Aus-land. Sie beteiligt sich an weltweiten kultu-rellen Projekten, engagiert sich für interna-tionale Austauschprogramme wie ERAS-MUS und SOCRATES. Mehr als 1.200 ausländische Studierende aus 84 Nationen sind derzeit an der Touloner Universität zu Gast. Über das ERASMUS-Austauschprogramm sind Toulon und Mannheim Partneruniversitäten.

Das Chambre de Commerce et d’Industrie du Var, die Industrie- und Handelskammer mit Sitz in der Verwal-tungshauptstadt Toulon, betreibt die Tou-lon Graduate School of Business & Tech-nology. Hier werden dem Nachwuchs aus wissenschaftlichen oder technologischen Studiengängen Geschäfts- und Manage-mentfähigkeiten vermittelt. Partner ist die Touloner Universität. Ein großer Teil des Unterrichtes findet auf Englisch statt, Auf-enthalte im Ausland gehören ebenfalls zum Ausbildungsprogramm, ähnlich der Mann-heim Business-School. Ausbildung von Managern Das Conservatoire National de Région Toulon Provence wurde 2004 gegründet. 2007 vom Ministerium für Kultur und Kommunikation in den Kreis der ausge-zeichneten künstlerischen Schulen aufge-nommen. Das Gütesiegel gilt für 7 Jahre.

Seit Wintersemester 2007/08 besuchen mehr als 6.000 Schüler das Konservatori-um, 245 Lehrer unterrichten und betreuen sie. Die Schule bildet aus in mehr als 60 künstlerischen Disziplinen – in Musik, Tanz, Theater und Artistik. Großer Wert wird gelegt auf die künstlerische Erziehung von Kindern im Alter von 5 bis 7 Jahren. Toulon: Hafenstadt für Touristen Fähre nach Korsika / verkehrsgünstig / Bevölkerungsanstieg / neues Emblem Mit der Präsenz der Marine hat sich Tou-lon zu einer großen Werft entwickelt. Ne-ben Schiffsbau sind Fischerei und Wein-bau, ebenso die Herstellung von Geräten für die Luftfahrt, Rüstung, Elektronik wichtige Wirtschaftszweige. Vieles setzt die Stadt daran, mit ihrem milden Klima und 300 Sonnentagen im Jahr, mehr Tou-risten anzulocken.

Quelle: Office de Tourisme de Toulon

Toulon schreibt Sauberkeit und Sicherheit groß, hat öffentliche Plätze begrünt, seine Parks herausgeputzt. Ihr kulturelles Erbe, etwa die Place du Théâtre oder Place de la Liberté hat die Stadt saniert und aufge-frischt. Nicht zuletzt bewirbt Toulon seine Naherholungsgebiete: idyllische Buchten und Wanderwege, die diversen Sportmög-lichkeiten, ob Wandern, Radeln, Segeln oder Kanufahren.

Ausweiten kann Toulon sich nicht, wird es doch im Norden von Gebirgszügen begrenzt. Kleine und mittlere Unterneh-men, besonders Großmärkte und Zuliefer-betriebe, haben sich daher bis in die Wohn- und Erholungsgebiete ausgebreitet. 2006 richtete Toulon die Zone Urbaine im Zentrum ein. Hier fördert die Stadt die

Page 10: Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“ · 4 Opéra de Toulon, eine der größten Opern Frankreichs, der Bahnhof, die Place de la Liberté, nicht zuletzt zahlreiche Bürger-häuser

10

Ansiedlung von Läden, Handwerksbetrie-ben und kleinen Unternehmen. Sie erhalten in der urbanen Zone soziale und steuerli-che Vergünstigungen.

Toulon liegt verkehrsgünstig. Über den Flughafen Toulon-Hyères, 15 Kilome-ter vom Stadtzentrum entfernt, erreichen Reisende in kurzer Zeit Paris, London und Brüssel. Gelegen im Mittelpunkt der Mit-telmeer-Autobahn, erreichen Autofahrer direkt Nizza, Marseille, Montpellier und Lyon. Die TGV-Linie wird ausgebaut. Für den innerstädtischen Verkehr: ein Bus-bahnhof wurde installiert, eine zweite U-Bahn ist in Planung. Touristen machen Zwischenstopp Touristisch kann die Stadt derzeit insbe-sondere auf Kurzzeit-Besucher setzen, auf die Passagiere der Fähren nach Korsika, Sardinien, Maghreb. Zudem liegt Toulon auf den Linien der großen Kreuzfahrtschif-fe: 85.000 Passagiere besuchten die Stadt 2007, die Tendenz ist steigend. Führend ist Toulon mit seiner Fährverbindung nach Korsika. Mehr als 1 Million Passagiere haben zwischen 2007 und 2008 die Linie genutzt. Hier liegt Toulon weit vor den Häfen Nizza und Marseille. Wie insgesamt im Departement Var oder

der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur ist die demografische Entwicklung in Toulon wieder positiv, nach einem Einbruch in den achtziger und neunziger Jahren.

Ebenfalls angezogen hat die Be-schäftigungsrate in Toulon: von 2005 bis 2007 um rund 5 Prozent. Markant ist die Zunahme bei Bildung, Gesundheit, Sozia-les. Steigerungen gab es ebenso bei Dienst-leistungen und Immobilienhandel.

Internationales Meeresforum Die Entwicklung von Meerestechnologie an einem Wissenschaftsstandort – hier stellt Toulon die Weichen für die Zukunft. Im Oktober 2008 fand zum ersten Mal die Konferenz BioMarine statt. Unter Schirm-herrschaft der französischen EU-Präsidentschaft, die bekanntlich im Juni 2008 für ein halbes Jahr begann.

Das „Internationale Forum für Umwelt und nachhaltige Entwicklung der Meere“ startete in Toulon und setzte sich dann in Marseille fort. Die Teilnehmer von BioMarine, Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, diskutierten innovative Lösungen für die Entwicklung der Meere, eine integrierte Meerespolitik der Europäi-schen Union.

Viel verspricht Toulon sich zudem von der Ernennung Marseilles zur Kultur-hauptstadt 2013. Ein Grund für den Bal-lungsraum Toulon Provence Méditerranée alle kulturellen Kräfte zu bündeln und auf das Ereignis hin auszurichten. Hafen der „aufgehenden Sonne“ 2003 hat Toulon sein Image aufgefrischt – mit einem modernen Stadtwappen. In sich vereinigt das Emblem Tradition und Zu-kunft. Die Farben Blau und Gelb stehen für die Côte d’Azur. Die aufgeblähten Segel symbolisieren die Dynamik der Stadt. Die Kugelform wiederum verweist auf Voll-ständigkeit und Erfüllung. Die Sonne, die im Osten aufgeht, Generator für Wärme und Licht, verspricht eine gute Zukunft.

Toulon: Demografische Entwicklung (Quelle : Cassini et INSEE)

1946 1962 1975 1990 1999 2005

125 742 161 786 181 801 167 619 160 639 167 400

Page 11: Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“ · 4 Opéra de Toulon, eine der größten Opern Frankreichs, der Bahnhof, die Place de la Liberté, nicht zuletzt zahlreiche Bürger-häuser

11

Hafen: Mächtige Flugzeugträger und Fähren, schmucke Yachten Größter Teil militärisch / Passagierver-kehr / Löschung von Nischenprodukten Die meisten Kriegsschiffe liegen hier, der Flugzeugträger Charles de Gaulles, ebenso ein großer Teil der französischen Atom-U-Boote. Toulon ist neben Brest der wich-tigste Marinestützpunkt Frankreichs. Somit ist die Marine mit 25.000 Soldaten und 12.000 zivilen Angestellten der bedeu-tendste Arbeitgeber der Region.

Bezeichnet wird der Touloner Ha-fen als La Rade, was vom englischen „road“ kommt und in etwa bedeutet: „ein küstennaher geschützter Ort, nicht so abge-schlossen wie ein Hafen, wo jedoch Schif-fe vor Anker gehen können“. Der Militärhafen, der den größten Teil der Rade ausmacht, hat sich über die Jahrhunderte immer weiter ausgebreitet. So begann im 18. Jahrhundert die Anlage des Militärhafens von Mourillon. Bis ins 20. Jahrhundert befanden sich dort Holzlager für die Marine. Später war es diese Werft, die Frankreichs erste Panzerschiffe baute, danach die ersten modernen U-Boote.

Neben dem Hafen liegt der Küsten-streifen Le Mourillon. Vielen Offizieren der Marine hat der einstige Fischerort ein Zuhause gegeben. Heute noch existiert ein kleiner Fischereihafen. In der Bucht hat die Stadt ihre geschützten Sandstrände ange-legt.

Die Militärbasis ist unterteilt in vier Hauptzonen, jede mit ihrem eigenen Zu-gang zum Meer. Die erste – Castigneau – liegt nahe am zivilen Hafengelände. Sie hat zwei Zugänge: Das Haupttor beim Musée de la marine führt direkt in die City, die Altstadt von Toulon.

Der Militärhafen verfügt über 30 Kilometer Straßennetz und ist angeschlos-sen an die Schiene.

Besucher dürfen das Gelände zwar nicht betreten, haben aber durchaus Einbli-cke in die Flottenbewegungen.

Quelle: Office de Tourisme de Toulon

Der Handels- und Passagierhafen ist auf mehrere Standorte verteilt: Toulon Côte d'Azur: Sporthafen, Kreuz-fahrtschiffe, Fähren und Ro-Ro-Anlagen; La Seyne Brégaillon: Industrieansiedlun-gen, Güterverkehr; Terminal Marépolis: sehr große Kreuz-fahrtschiffe und große Sportboote. Drei bis vier Kreuzfahrtschiffe oder Fähren können gleichzeitig anlegen. Fährschiffe von und nach Korsika, Sardinien, Magh-reb. Auch der zivile Standort Toulon Côte d’Azur ist nur wenige Schritte von der Alt-stadt entfernt.

Entfernungen von Toulon in Seemeilen

Quelle: www.var.cci.fr/

Betrieben werden Handelshafen, Yachtha-fen sowie die Häfen Giens und Porquerol-les von der Chambre de commerce et d'in-dustrie du Var (CCI), der Industrie- und Handelskammer des Departements. Der Güterhafen von Toulon ist auf Nischen-produkte eingestellt, wie Rohre, Zement, Flüssiggas. Die Fracht kann über Förder-band oder Ro-Ro-Anlagen verladen wer-den.

Valencia 380 Palma 295 Tarragona 250 Barcelona 190 Livorno 200 Bastia 180 Neapel 430

Page 12: Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“ · 4 Opéra de Toulon, eine der größten Opern Frankreichs, der Bahnhof, die Place de la Liberté, nicht zuletzt zahlreiche Bürger-häuser

12

Die 6 Yachthäfen werden fortlaufend sa-niert, die Infrastruktur modernisiert. Besit-zen sie doch große Zugkraft für Touristen und auch für gut situierte Touloner. Urbane Region TPM Hohe Investitionen / weniger Arbeitslose / Fokus auf Meerestechnologien Der Ballungsraum Toulon Provence Médi-terranée besteht aus 11 Gemeinden, er-streckt sich auf rund 328 Quadratkilometer und hat über 403.000 Einwohner. Zum Vergleich: In der Metropolregion Rhein-Neckar leben auf einer Fläche von 5.637 Quadratkilometern 2,4 Millionen Men-schen. Die Region erklärt sich solidarisch: in der starken Gemeinschaft soll jede Ge-meinde die gleichen Entwicklungs-Chancen erfahren, während ihre Identität erhalten bleibt.

Vor fünf Jahren gegründet, ist die urbane Region stolz auf ihre Erfolge: Die hohe Arbeitslosigkeit ist rückläufig, von 14,5 Prozent im Jahr 2001 auf 9,5 Prozent 2008 gesunken. Es gibt 141.193 Arbeits-plätze in mehr als 20.000 Unternehmen. Industrieparks sind angewachsen auf eine Fläche von 32.854 Hektar. Der Erlös aus der Gewerbesteuer belief sich 2007 auf mehr als 86,9 Millionen Euro, was einem Anstieg von 15,9 Millionen Euro seit 2002 gleichkommt. Moderner Verkehr und Umweltvertrag 130 Millionen Euro hat TPM seit 2002 in den Verkehr investiert. 254 Busse sind im Umlauf, davon mehr als 100 mit einem System zur Barrierefreiheit. Alle Gemein-den haben einen einheitlichen Fahrkarten-Tarif, er liegt derzeit bei 1,40 Euro.

Ehrgeizig sind die Pläne für die Zukunft: Bis 2015 will TPM ein neues Verkehrssystem einführen. Der öffentliche Nahverkehr soll weiter gefördert, Schad-stoffe und Energieverbrauch gesenkt wer-den. Für Toulon ist eine zweite U-Bahn in Planung.

Zudem: 2002 schlossen das Um-weltministerium, die Gebietskörperschaf-

ten und ihre Verbände sowie die Kammern einen 5-Jahres Umwelt-Vertrag. Er bein-haltet die Förderung von Küstenwirtschaft, speziell Tourismus, Fischerei, Handel, bei gleichzeitigem Schutz der Umwelt. 30 Partner haben den Vertrag unterzeichnet –158 Maßnahmen sind hier festgeschrieben, mit einem Budget von 102 Millionen Euro. Insbesondere haben die Partner die Redu-zierung der Wasserverschmutzung im Blick: Kläranlagen sollen modernisiert, die Wasserversorgung saniert werden. Globales Kompetenz-Zentrum Verliehen wurde dem TPM das staatliche Gütesiegel Pôle de compétitivité à vocation mondiale, in etwa Kompetenzzentrum glo-baler Dimension,

Viele Projekte sind bereits gestartet oder in der Pipeline. Ein bedeutendes: Technopôle de la Mer. Der Wettbewerbs-Cluster führt High-Tech-Unternehmen und Forschungseinrichtungen zusammen, um innovative Lösungen etwa in Luftfahrt, Photonik oder Meeresforschung zu entwi-ckeln und rasch auf den Markt zu bringen.

TPM: „Budget primitif“ 2007 ges. 426 Millionen Euro

Zahlen aus: MAG TPM

Die TPM treibt Technologie und Wissen-schaft voran, mit dem Meer als Schwer-punkt. Besondere Aufmerksamkeit wid-men die Forscher den chemischen, biologi-schen und physikalischen Aspekten der Küsten- und Meeresumwelt, unter Einbe-zug der Werften.

Damit gleichgestellt ist die Geis-teswissenschaft, etwa in Literatur, Recht, Wirtschaft, Verwaltung und Kommunika-tion. Angestrebt wird ein neuer Zweig: die

Page 13: Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“ · 4 Opéra de Toulon, eine der größten Opern Frankreichs, der Bahnhof, die Place de la Liberté, nicht zuletzt zahlreiche Bürger-häuser

13

vergleichende Erforschung der Gesell-schaften und Kulturen im europäischen Mittelmeerraum.

Bis 2012 will die TPM neue Fach-richtungen und Gebäude an der Touloner Universität errichten, etwa eine Hochschu-le für Technik und das Institut Ingémédia zur technologischen Stärkung des europäi-schen Mittelmeerraums. Partnerschaft Toulon/Mannheim Seit 1959 Partner / Beziehung schnell mit Leben gefüllt / tragischer Unfall Im Jahr 2009 sind Mannheim und Toulon 50 Jahre partnerschaftlich verbunden. Erstmals nimmt die Quadratestadt im Mai 1958 Verbindungen zu Toulon auf – durch Vermittlung des Generalsekretärs der In-ternationalen Bürgermeisterunion. Am 26. Januar 1959 dann unterzeichnen Bürger-meister Edouard Le Bellegou und Ober-bürgermeister Dr. Hans Reschke die Part-nerschaftsurkunde. Im gleichen Jahr finden in Frankreich Wahlen statt, neuer Bürger-meister von Toulon wird Maurice Arreckx. Auf dessen Einladung hin hält sich Ende Juni 1959 erstmals eine offizielle Mann-heimer Delegation in Toulon auf.

Insbesondere Jugendgruppen, Schu-len und Gemeinden erfüllen die frische Partnerschaft schnell mit Leben. In den 60er Jahren werden zahlreiche Kontakte auf sportlicher, kirchlicher und schulischer Ebene begründet.

Am 11. September 1982 kommt es bei den Mannheimer Luftschiffertagen zu einem tragischen Unfall, ein Hubschrauber stürzt ab und 46 junge Frauen und Männer aus den Partnerstädten Toulon und Swan-sea, der US Army und Mannheim kommen ums Leben. Am Ort des Unfalls wurde ein Denkmal errichtet. In jedem Jahr am 11. September findet eine Gedenkstunde statt. Insbesondere 2007, also 25 Jahre nach dem Unglück, gedachten Angehörige, viele Stadträte, Mannheims Oberbürgermeister und Trauergäste bei einer Feierstunde mit Kranzniederlegung der Opfer.

In Toulon erinnert in der Bucht von Mourillon eine Gedenktafel an die jungen

Touloner, die ums Leben kamen. Mitglie-der des Gemeinderates und die Familien der Opfer treffen sich hier in jedem Jahr zu einer Gedenkstunde. 2001 wieder offizielle Kontakte Ab 1995 – nach Wahl des rechtsextremen Bürgermeisters Le Chevallier – lässt Mannheim die offiziellen Kontakte ruhen. Als dann 2001 Hubert Falco sein Amt als Bürgermeister antritt, finden wieder offi-zielle Begegnungen statt. Bürgermeisterin Hélène Noir kommt auf Einladung zum Mannheimer Neujahrsempfang 2002. Offi-ziell informiert Toulon über ein großes Musikfestival im November 2001. Zum Ereignis treten der Seckenheimer Singkreis und der Touloner Chor Clair Matin ge-meinsam in Toulon auf.

Etappen der Partnerschaft 1969: Verleihung des Mannheimer Ehrenringes an Bürgermeister Maurice Arreckx (später wird Ar-rekx wegen Unterschlagung verurteilt, tritt von allen Ämtern zurück; er verstarb 2001). – Ehrenfahne des Europarates für die Städtepart-nerschaft Mannheim/Toulon als partnerschaftsakti-ve Städte; Vorbild für Verständigung zwischen Deutschen und Franzosen. – Bennennung einer Straße in Toulon und eines Platzes in Mannheim nach der Partnerstadt. 1974: Delegation aus Toulon in Mannheim zur Eröffnung des Rosengartens. 1975: Toulon auf der Bundesgartenschau in Mann-heim: „Tage der Partnerstädte“. 1982: Hubschrauberabsturz in Mannheim: 23 Fall-schirmspringer aus Toulon kommen ums Leben, weitere Opfer aus Swansea, den USA und Mann-heim. 1984: 25 Jahre Partnerschaft: OB Widder reist mit Delegation nach Toulon. 1986: Antrittsbesuch von Bürgermeister Trucy. 1992: Touloner Künstler stellen in Feuerwache aus, Mannheimer in Toulon. – letzte offizielle Delegation in Toulon. 1995: Jean Marie Le Chevallier von der rechtsex-tremen Front National wird Bürgermeister. Mann-heim lässt nun die offiziellen Bande ruhen. 2001: Hubert Falco wird neuer Bürgermeister von Toulon. Mannheim nimmt offizielle Kontakte wieder auf. – Ein Sitzungsraum in N 1 wird nach Toulon be-nannt.

Page 14: Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“ · 4 Opéra de Toulon, eine der größten Opern Frankreichs, der Bahnhof, die Place de la Liberté, nicht zuletzt zahlreiche Bürger-häuser

14

2002: Zum Neujahrsempfang wieder zwei offizielle Vertreter aus Toulon in Mannheim zu Gast. – Am 11. September gedenken Mannheim, Toulon und Swansea gemeinsam der Opfer des Hub-schrauberabsturzes 1982. – Am Jazzfestival in Toulon nimmt Mannheimer Gruppe Changes teil. – Mannheimer bildender Künstler Albert Huber gewinnt 1. Preis bei Festival „Arts plastiques dans la rue“ in Toulon. – Partnerschaftstreffen JUMELLIA in Toulon. Mannheimer Popgruppe Popgear tritt auf; Stadträ-tin Heberer vertritt Mannheim. 2007: Beim Treffen der Partnerstädte vertritt Mme. Noir Toulon; sie ist zuständig für Partnerschafts-fragen und internationale Kontakte. Schulpartner: rege wie eh und je Seit 37 Jahren Schüleraustausch / Besu-che, Projekte und Praktika Sie sind die jüngsten Mitglieder eines be-reits lange währenden Schüleraustausches: die Feudenheimschule und das Collège Maurice Ravel. 2008 fand die zweite Be-gegnung der beiden Schulen statt, und Kol-legium und Schüler der 8. und 9. Klasse waren beeindruckt: von der malerischen Altstadt Toulons, dem Hafen, nicht zuletzt von Mittelmeer und den Bergen als Kulis-se. Savoir vivre erlebten sie in den Gastfa-milien. „Sehr sympathisch und herzlich“, fand Sven, ein 13-jähriger Schüler aus Toulon, im Gegenzug Mannheim und die Mannheimer.

„Wie schön, dass auch nach fast 50 Jahren Partnerschaft zwischen Mannheim und Toulon immer wieder neue Beziehun-gen entstehen“, freute sich Mannheims Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz bei ei-nem Empfang der Partnerschule in N 1. „Alte Hasen“ der Jumelage sind das Lessing-Gymnasium und das Lycée Du-mont d’Urville. Verbändelt sind die beiden Schulen bereits seit 1971, dabei unermüd-lich und stark engagiert. So stehen die jähr-lichen Besuche und Gegenbesuche unter einem Motto, etwa „Randgruppen – Les Marginaux“, „Einführung des Euro“, „Umwelt“. 2008 ging es um „Spurensuche – L’héritage culturel“. Fährten folgten die deutschen und französischen Schüler bei Exkursionen nach Ladenburg, Speyer, Hei-delberg; sie nahmen an einer Stadtrallye in

Mannheim teil. Die Statistik spricht für sich: in den 37 Jahren begegneten sich rund 3.000 junge Menschen der beiden Schulen. Dabei sind fraglos viele langjäh-rige Freundschaften entstanden. Auf 28 Jahre Partnerschaft blicken das Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium und das Lycée Bonaparte zurück. Mann-heims Erster Bürgermeister Christian Specht war ebenfalls einst, vor 20 Jahren, als Schüler zu Gast in Toulon. Die Jazz-band des Bach-Gymnasiums gastierte 2005 in Toulon anlässlich „25 Jahre Schüleraus-tausch“. Im Mai 2008 dann besuchten die Schüler des Lycée Bonaparte Mannheim. Zahlreiche Ausflüge in die Umgebung standen auf dem Besuchsprogramm, ein Volleyball-Turnier.

Neue Kontakte zu Toulon hat das Geschwister-Scholl-Gymnasium ge-knüpft. Für die Werner-von-Siemens-Schule wiederum ist der Schüleraustausch mit Toulon schon lange eine feste Größe.

Ebenfalls für die Justus-von-Liebig-Schule: Seit 1996 treffen sich Mannheimer Konditorlehrlinge und ihre Pâtissierkollegen aus Toulon regelmäßig, unternehmen Studienfahrten, absolvieren ein eintägiges Praktikum in einer Kondito-rei oder eben Pâttiserie. Freude an Frankreich und der französischen Sprache Engagierte Vereine / Kirchengemeinden Neben zahlreichen Begegnungen von Part-nerschulen trafen sich 2008 auch Vereine, zwischen denen langjährige Kontakte be-stehen. So war der Vespa-Club Mannheim zu Gast beim Vespa Club de Toulon. An-lass war das 55-jährige Bestehen des Tou-loner Vereins. Ebenfalls zu Besuch in der Metropole am Mittelmeer: der Postwert-zeichensammlerverein beim Club Philaté-lique. Nicht zuletzt besuchte die Kirchen-gemeinde St. Thérèse, Eglise catholique du Var, die katholische Gemeinde St. Lioba auf dem Waldhof. Jährlich wechselnde Besuche in Mannheim und Toulon sind fester Bestand-teil der Evangelischen Kirchengemeinde,

Page 15: Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“ · 4 Opéra de Toulon, eine der größten Opern Frankreichs, der Bahnhof, die Place de la Liberté, nicht zuletzt zahlreiche Bürger-häuser

15

insbesondere des Arbeitskreises Toulon innerhalb der Christuskirche. Bereits in den Anfängen näherte man sich auf per-sönlicher Ebene – initiiert durch Treffen zwischen der Mannheimer Kirchenge-meinde und der l'Église Réformée de France in Toulon. Zuvor hatte das ehema-lige Lager für deutsche Kriegsgefangene in Sanary sur Mer Begegnungen angeregt. Hier befindet sich heute das Jugendlager Camp d' Azur. 15 Personen gehören zum festen Stamm des Arbeitskreises. Dazu gesellt sich ein lockerer Freundeskreis von nochmals 45 Personen. Alle genießen die Begegnungen in Frankreich, auch wegen der französischen Sprache. Zudem treibt der Arbeitskreis die Begegnungen von Ju-gendlichen in Toulon oder Sanary sur Mer voran.

Seit 1966 besteht die Partnerschaft zwischen dem Seckenheimer Singkreis und dem Chor Clair Matin aus Toulon. In der langen Zeit kamen sich die Vereine menschlich näher. Vor allem auch musika-lisch, so dass die großen gemeinsamen Konzerte europäische Dimension erlangen. Omnisportive Touloner Top Rugby-Club / internationales Fuß-ball-Turnier / neue Sporthalle 2008 ist er in die Top 14, die höchste Rug-by-Liga Frankreichs aufgestiegen: der Rugby Club RC Toulonnais. Der Club ist eine feste Institution in Toulon, der erfolg-reichste Sportverein der Stadt. Doch nicht weit dahinter rangieren Hand- und Basket-ball auf der Beliebtheitsskala. Das Basket-ball-Team Hyères-Toulon Var Basket und die Frauen-Handball-Mannschaft fr:Toulon St-Cyr Var Handbal spielen in der jeweils höchsten Klasse.

Zwar schlagen die Sportherzen der Touloner für Rugby und Basketball, doch auch der Fußball hat durchaus einen hohen Stellenwert. Toulon ist Austragungsort für die vier Finalspiele des jährlichen Toulon Tournament, offiziell Tournoi Espoirs de Toulon – ein internationales Fußball-Turnier für Nationalmannschaften. Das erste Turnier fand 1967 statt. Seit 1974 ist

das Toulon Tournament auf Nationalmann-schaften beschränkt. 2008 hat übrigens Italien im Endspiel Chile mit 1 zu 0 be-siegt.

Der Top-Fußball-Club der Stadt ist Sporting Toulon Var, der zurzeit in der Championnat de France Amateurs, der dritten Klasse des französischen Fußballs spielt. Die höchste ist übrigens die Ligue 1. Berühmte Spieler wie Delio Onnis, Jean Tigana, Christian Dalger David Ginola or Sébastien Squillaci haben für Sporting ge-spielt.

Besonders stolz sind die Touloner auf ihren Sport-Palast, Le complexe sportif Jauréguiberry, der 2006 eröffnet wurde. Der komplexe Bau verfügt über eine große Halle mit einer Spielfläche von 85 mal 55 Metern und bis zu 4.356 Zuschauerplätzen, eine Turnhalle mit Tribüne für 250 Besu-cher sowie separate Räume für Gymnastik, Kampf- und Klettersport sowie Muskel- und Kreislauftraining. Gekostet hat das Sportzentrum 32 Millionen Euro.

Quelle: www.toulonnaise.com

Der Palais omnisports, wie die Touloner ihren Sportpalast nennen, unterstützt vor allem den Schulsport. Aber auch Vereine trainieren hier oder tragen Wettkämpfe aus. Mehrere Logen sind in der großen Halle abgetrennt. Der Sportpalast wird bewirtet, es gibt ein Pressezimmer und einen Raum für Doping-Kontrollen. Da die Seestreitkräfte einen Teil des Geländes am Meer hergegeben haben, nutzen ihre Sol-daten ebenfalls die Fitness- und Trainings-räume im Palais.

Page 16: Toulon – Hafen der „aufgehenden Sonne“ · 4 Opéra de Toulon, eine der größten Opern Frankreichs, der Bahnhof, die Place de la Liberté, nicht zuletzt zahlreiche Bürger-häuser

16

Das ganze Jahr: Jazz à Toulon Fest der Meeresfrüchte / kulinarischer Buchgenuss / Motorrad-Herbst Toulon ist provenzalisch, doch keinesfalls provinziell. Denn, so versprechen die Ver-anstalter: Das ganze Jahr vibriert die Stadt im Zeichen der Kultur. Tanzfestival in Chateauvallon, Jazz in Toulon, sommerli-che Rhythmen am Hafen, klassische Kon-zerte in der Oper, nicht zuletzt ein Buch-fest. Museen und Galerien vervollständi-gen die Palette der Kulturstätten in der Hauptstadt des Var.

Im März findet die Fête de l'Oursin statt. Hier dreht sich alles um Meeresfrüch-te. Auch Töpferwaren und Handwerkspro-dukte werden auf dem Markt feilgeboten. Das Festival de musique de Toulon et sa région schließt die Nachbarorte Hyères und Six-Fours ein. Schwerpunkt ist die Klassik – etwa beim Neujahrskonzert in der Touloner Oper. Zum Start ins kom-mende neue Jahr präsentiert das Orchester der Oper ein Wiener Konzert. Den 14. Juli, Frankreichs Nationalfeiertag, begeht Tou-lon – wie sollte es anders sein – mit einem großen Feuerwerk über Hafen und Stadt.

Jazz à Toulon versetzt die Stadt das ganze Jahr über in Schwingung. Insbeson-dere beim Jazz-Festival im Sommer, dann finden sich in Toulon Jazzgrößen aus der ganzen Welt ein.

Quelle: www.cofstoulon.fr/

Veranstaltet wird das Festival seit 1988. Die großen Plätze in der Innenstadt stehen dann zeitgleich im Zeichen von Rhythmus und Tempo.

„Essen Sie fünf Früchte am Tag. Und vor allem lesen Sie. So viele Kapitel, wie Sie möchten.“ 2008 hat das jährliche Festival des Buches, La fête du livre, in Toulon zu einem kulinarischen Kunstge-

nuss verführt, zu „Bücher-Terrinen“ etwa, oder „leckerem Jazz“, als Dessert eine Dis-kussionsrunde zum „mediterranen Ge-schmack in der Literatur“.

Zum vierten Mal lud die FIME 2008, ein internationales Festival zur Stummfilmmusik, ihr spezielles Publikum ein. Den Besuchern erschließt sich der Reichtum des Stummfilms, vermittelt von Live-Musik direkt vor der Leinwand. In die Gegenwart versetzt, wird der Kino-Genuss auch von aktueller Musik unter-malt: elektro-akustische Töne, Improvisa-tionen, Jazz, elektronische Klänge. 2008 lautete das Motto: „Passion(s)“.

Motorrad-Begeisterte zog es zum sechsten Jahr in Folge nach Toulon – zum Motorrad-Herbst. Auf dem Parkplatz der Strände von Mourillon röhrte und dröhnte es. Neben kunstfertigen Shows und bunten Paraden stellen Hersteller ihre neuen Mo-delle vor. Viel Gelegenheit gibt der Toulo-ner Motorrad-Herbst zum fachkundigen Austausch mit den Piloten. Quellen: – Bild-Atlas. Côte d’Azur. HB Verlag Ostfildern, 2005. – Côte d’Azur. DuMont Reisetaschenbuch. Ostfil-dern 2008. – www.frankreichkontakte.de – www.toulon.com – http://www.toulonnais.com/ – http://www.univ-tln.fr/ – www.martinkessler-art.ch/ – fr.wikipedia.org/wiki/Toulon – de.wikipedia.org/wiki/Toulon – www.about-france.de – www.botschaft-frankreich/de – www.zeit.de/ – www.goruma.de – www.var.cci.fr/ – www.christuskirchemannheim.de/ – www.var.pref.gouv.fr/ – www.rctoulon.com