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Industrie- und Handelskammern Hochrhein-Bodensee Schwarzwald-Baar-Heuberg Südlicher Oberrhein NOVEMBER 2011 RECHT Das Bundesarbeitsgericht hat Urteile zum Urlaubsanspruch gefällt VERKEHR 272 Millionen Euro fließen dieses Jahr in die Straßen im Südwesten KONJUNKTUR Die aktuelle Lage ist sehr gut, die Erwartungen sind gedämpft Trend Selbstständigkeit GRÜNDER LEGEN LOS

trend Selbstständigkeit gründer legen loS...02_inhalt_11-2011_fd01.indd 3 20.10.2011 15:29:02. 4 Wirtschaft im Südwesten 11 / 2011 Panorama badischer wein Gute Ernte eingefahren

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  • Industrie- und Handelskammern Hochrhein-Bodensee Schwarzwald-Baar-Heuberg Südlicher Oberrhein

    november 2011

    rechtDas Bundesarbeitsgericht hat Urteile zum Urlaubsanspruch gefällt

    verkehr272 Millionen Euro fließen dieses Jahr in die Straßen im Südwesten

    konjunkturDie aktuelle Lage ist sehr gut, die Erwartungen sind gedämpft

    trend Selbstständigkeit

    gründer legen loS

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  • EDITORIALUlrich PlankenhornLeitender Redakteur

    Wirtschaft im Südwesten 11 / 2011 1

    L iebe Leserinnen, liebe Leser,Existenzgründungen sind die „Hefe“ jeder Marktwirtschaft. Denn wir leben von neuen Ideen sowie Produkten. Und von Menschen, die sie verwirklichen. Normalerweise nimmt die Zahl der Gründer in Krisenzeiten zu und ebbt in Hochkonjunkturzeiten ab. Das ist dieses Mal nicht so. Unverändert hoch ist die Zahl der Gründungen im Regierungsbezirk Freiburg, letztes und vorletz-tes Jahr waren es je 16.400. Elf von ihnen stellen wir beispielhaft in unserer Titelgeschichte vor (Seite 8).

    Auf einem sehr hohen Niveau bewegt sich nach wie vor die Geschäftslage der Wirtschaft im Südwesten. Dies haben die jüngsten Konjunkturumfragen der drei Industrie- und Handelskammern ergeben. Die Geschäfte könnten besser kaum laufen, es wird investiert und eingestellt, die Produktionen sind ausgelastet, auch mit den Gewinnen sind die Meisten zufrieden. Die Erwar-tungen für die nächsten zwölf Monate jedoch trüben sich ein – kein Wunder angesichts der Ungewissheiten um den Euro und der Verschuldungsproble-matik vieler Euroländer. Mehr zum Konjunkturbericht auf Seite 27.

    Wie gut die Konjunktur läuft, zeigen viele unserer Firmenberichte (ab Seite 41). Darin stellen wir manche Innovationen vor, die Unternehmen auf den Markt gebracht haben – beispielsweise energie- und materialschonende Maschinen, die weltweit gut nachgefragt sind.

    Innovative Ideen prämiert die Initiative „Land der Ideen“, die jedes Jahr 365 Zukunftsideen auswählt. Einer dieser Orte im Land der Ideen war dieses Jahr das Projekt Bauminvest von Leo Pröstler als bislang einziges Finanzprodukt. Der Ökopinonier verkauft die Aufforstung tropischer Edelhölzer in Costa Rica als Investmentfonds – mit Erfolg. Wie der Gründer des Umweltversands Waschbär, unser Kopf des Monats, dazu kam, beschreibt das Porträt auf Seite 56.

    Viel Spaß beim Lesen.

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  • Wirtschaft im Südwesten 11 / 20112

    TITELTHEMA: Trend Selbstständigkeit

    GRÜNDER LEGEN LOSKlaus Gerwig (links) und Nico Sorokin stehen mit ihrer 2009 gegründeten Firma Wakemotion beispielhaft für

    rund 16.400 Gründungen, die es in den vergangenen beiden Jahren im Regierungsbezirk Freiburg jeweils gab. Ein Grund für das weiterhin hohe Niveau mag der Trend

    sein, den IHK-Berater Reinhart König jüngst beobachtet hat: Der Gründergeist hat in der Region verstärkt Einzug gehalten. SEITE 8

    Den Teilaufl agen sind die nachstehend aufgeführten Prospekte beigelegt: Schultz KG in Wiesbaden,Autohaus Schmolck GmbH & Co. KG in Emmendingen, Seipp Wohnen in Waldshut und der Kaman Winkler GmbH in Lahr.

    REGIOREPORTDie Lage der Unternehmen ist sehr gut, die Erwartungen sind aber gedämpft. Das geht aus der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage hervor. SEITE 27

    FIRMA GÜNTHARTDekor für die Torte

    Aus Marzipan, Schokolade und Zucker sind die Produkte der Firma Günthart. Seit über 60 Jahren

    fertigt sie süße Dekore für Torten und Desserts sowie Geschenkartikel mit Schokolade. SEITE 41

    NOVEMBER

    TITELTHEMA: Trend Selbstständigkeit

    GRÜNDER LEGEN LOSKlaus Gerwig (links) und Nico Sorokin stehen mit ihrer 2009 gegründeten Firma Wakemotion beispielhaft für

    rund 16.400 Gründungen, die es in den vergangenen beiden Jahren im Regierungsbezirk Freiburg jeweils gab. Ein Grund für das weiterhin hohe Niveau mag der Trend

    sein, den IHK-Berater Reinhart König jüngst beobachtet hat: Der Gründergeist hat in der Region verstärkt Einzug gehalten.

    02_inhalt_11-2011_fd01.indd 2 20.10.2011 15:28:55

  • Wirtschaft im Südwesten 11 / 2011 3

    INHALT

    Themen der Titelseite

    VERKEHRGeld für die Straßen

    272 Millionen Euro stehen dieses Jahr für die Straßen im Süd-

    westen zur Verfügung. Das berichtet das Regierungspräsidium in seinem

    Straßenbaubericht. SEITE 17

    RECHT Neue Urteile zum UrlaubsanspruchWann darf Urlaub ins nächste Kalenderjahr übertragen werden, und bis wann muss er dann genommen werden? Zu den Urlaubsansprüchen von (ehemaligen) Mitarbeitern hat das Bundesarbeitsgericht Urteile gefällt. SEITEN 14/15

    KOPF DES MONATSÖkopionier Leo PröstlerLeo Pröstler hat Eisenhüttenkunde studiert und weltweit Stahlwerke vertrieben, ehe er für zwei Jahre ausstieg und anschließend Geschäftsfüh-rer des Ökoinstituts sowie später Gründer des Umweltversands Waschbär wurde. Heute berät er Unternehmen und investiert in Bäume. SEITE 56

    4 PANORAMA

    8 TITEL

    12 STEUERN

    14 RECHT

    17 VERKEHR

    18 UMWELT

    20 INNOVATION

    21 BILDUNG

    23 MESSEN

    25 REGIO REPORT

    41 FIRMEN Günthart [41] Desma, ip 20 Einrichten [43] Schwer

    Fittings, Regionalfi liale Offenburg der Commerzbank [45]

    HK Präzisionstechnik [46] Rexam Healthcare [48] Aes-

    culap, Okontec [49] Energiedienst, Focus-Open-Gewinner,

    XS Embedded [50] Aicher Präzisionstechnik [51] Dorint

    An den Thermen, Treyer Paletten [52]

    54 PERSONALIEN Jürgen Hess, Peter Bolz Gisela Sick Carolin Doderer,

    Alexander Doderer, Daniel Dietrich Andreas Herz, Richard

    Bruder, Markus Dauber Horst Kary, Manfred Tritschler, Anita

    Stilz Mike Deichelbohrer, Klaus Deichelbohrer Marco

    Wölfl e, Robert Wetterauer Kopf des Monats: Leo Pröstler

    57 BÖRSEN

    60 IMPRESSUM/BÜCHER

    66 INSOLVENZEN

    72 MIT SPITZER FEDER

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  • Wirtschaft im Südwesten 11 / 20114

    Panorama

    badischer wein

    Gute Ernte eingefahrenDie Weinlese ist abgeschlossen, und die Erwartungen sind positiv: „Dieses Jahr haben wir mengenmäßig und qualitativ einen guten Herbst eingefahren“, schätzt Peter Wohlfarth, Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes. Und der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsver-bandes Gerhard Roßwog stellt für den Jahrgang 2011 „sehr fruchtige und aromatische Weine“ in Aussicht. Als Gründe führte er den sonnigen und warmen April, den regenreichen Juni sowie den Wechsel von Sonne und Regen im Sommer an, der die Trauben ohne Stress habe reifen lassen. In Baden wird 75 Prozent des Weins über Winzergenossenschaften vermark-tet, über Weingüter 20 Prozent und die übrigen 5 Prozent über Kellereien. Wohlfarth rechnet für den gesamten Badischen Wein für 2011 mit einem überdurchschnittlichen Ertrag von rund 140 Millionen Litern. Zum Vergleich: 2009 wurden in Baden rund 120 Millionen Liter Wein produziert und circa 350 Millionen Euro umgesetzt. 2010 waren es mit rund 110 Millionen Litern etwas weniger, und der Umsatz ging um 0,7 Prozent zurück. Als Grund für das schlechtere Jahr 2010 führte Wohlfarth die „sehr geringe Weißweinernte“ an, wegen der der Markt 2010 nicht ausreichend bedient werden konnte. Be-reits im ersten Quartal dieses Jahres ging es allerdings wieder aufwärts: 1,5 Prozent mehr badischer Wein als im Vorjahreszeitraum konnte in Deutschland verkauft werden, so Wohlfarth. Und die Winzergenossenschaften freuten sich nach Roßwogs Worten sogar über ein Verkaufs plus von vier Prozent im ersten Halbjahr 2011 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. mae

    GEWERBLICHE WIRTSCHAFT IN ZAHLEN 2011Unternehmen mit mehr als 50 beschäftigten

    Kreis, Land, Betriebe Beschäftigte Umsatz Ausland

    IHK- und Regierungsbezirk (in 1000) (in Mio euro) (in Mio euro)

    Juni Juli August Juni Juli August Juni Juli August Juni Juli August

    Stadtkreis Freiburg 44 43 43 9 8 8 196 188 189 116 110 113

    Breisgau-Hochschwarzwald 85 85 85 15 15 16 254 256 218 135 119 92

    Emmendingen 63 64 63 11 11 11 154 168 153 78 81 77

    Ortenaukreis 207 206 206 42 42 43 948 935 923 415 386 361

    Südlicher Oberrhein 399 398 397 77 78 78 1553 1547 1484 744 696 642

    Rottweil 107 107 107 19 19 19 337 369 329 165 178 149

    Schwarzwald-Baar-Kreis 133 133 133 24 25 25 365 377 383 147 143 154

    Tuttlingen 120 120 121 25 25 26 411 434 355 213 208 165

    Schwarzwald-Baar-Heuberg 360 360 361 68 69 69 1113 1180 1067 526 529 467

    Konstanz 68 68 68 17 17 17 425 437 438 220 232 215

    Lörrach 84 84 84 17 17 17 375 375 353 209 202 181

    Waldshut 54 54 54 12 12 12 240 252 249 77 83 69

    Hochrhein-Bodensee 206 206 206 46 46 47 1041 1064 1040 506 516 466

    Regierungsbezirk Freiburg 965 964 964 192 193 194 3707 3792 3590 1775 1741 1575

    Baden-Württemberg 4169 4163 4159 1044 1051 1060 23098 23950 21896 12026 12449 10880

    Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, die Angaben sind gerundet und ohne Gewähr (WiS 11/2011)

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    Panorama

    VERBRAUCHERPREIS-INDEX

    deutschland september 2011

    111,1 + 2 ,6 %

    index Veränderungzum Vorjahr

    111,3 + 2 ,5 %

    baden-württemberg september 2011

    Basisjahr 2005=100QUELLE: Statistisches Landesamt (Angaben ohne Gewähr)

    sc FreibUrG: sTadiOn-debaTTe

    Neue Standorte im GesprächIn der Debatte über den Aus- oder Neu-bau des Stadions des Fußballerstligisten SC Freiburg geht es voran: Der Verein und die Stadt Freiburg haben sich darauf ver-ständigt, zwei mögliche Standorte für einen Neubau sowie den Ausbau des vorhande-nen Stadions an der Dreisam zu prüfen. Hintergrund: Der SC wünscht sich mehr Platz für Zuschauer und Sponsoren. Außer-dem ist das bestehende Spielfeld zu kurz für europäische Wettbewerbe.Das Frankfurter Gutachterbüro Albert Speer und Partner hatte daher 24 poten-

    zielle Standorte für einen Neubau in Freiburg untersucht und fünf

    davon als geeignet empfoh-len, wenn auch stets mit Abstrichen. Zwei davon, der Standort „Hirschmatten“ am Zubringer Mitte sowie „Hett-linger“ nahe der Neuen Mes-se, seien aus stadtpolitischer Sicht geeignet, und die Stadt

    wolle sich mit diesen „ernst-haft beschäftigen“, so Oberbür-

    germeister Dieter Salomon. Nun müssen die verschiedenen Gremien

    diesem Vorgehen zustimmen. Im Gemein-derat ist dies für Januar geplant. SC-Präsident Fritz Keller äußerte sich zu-frieden: „Wir wollen eine Spielstätte der Zukunft, und die wäre an beiden Standor-ten denkbar.“ Eine Spielstätte außerhalb Freiburgs ist damit vom Tisch, ein Stadion mit Einzelhandelsnutzung ebenfalls. Kel-ler versprach, auch prüfen zu lassen, wie teuer ein Ausbau des bestehenden Stadi-ons wäre. Noch seien Kostenschätzungen „ganz ganz schwierig“. Bei einem Ausbau müsse man mit „vielen Unbekannten“ rechnen. Keller verwies auf das Millerntor-Stadion des FC St. Pauli, dessen Ausbau mit 45 Millionen Euro deutlich höher als erwartet ausgefallen war. Als Richtwert für einen Neubau nannte er die Coface-Arena in Mainz, deren Bau rund 45 Millionen Euro gekostet hatte. Die Finanzierung war noch kein Thema. Erst müsse ein Standort fest-stehen, hieß es. Allerdings gab sich Keller zuversichtlich, dass diese dem SC Freiburg keine Probleme bereiten werde. mae

    in Freiburg untersucht und fünf

    haft beschäftigen“, so Oberbür-germeister Dieter Salomon. Nun

    MÜnsTerKaLender 2012

    Architektonische AnsichtenDas Strebewerk des Chores, die spätgo-tische Decke und der Turm – diese sowie andere Außen- und Innenansichten des größten Freiburger Gotteshauses sind im Münsterkalender 2012 auf 13 großforma-tigen Aufnahmen zu sehen. Der Schwer-punkt liegt diesmal auf der Architektur des Gebäudes. Auf einem extra Blatt werden die Motive der einzelnen Kalenderblätter kurz erläutert. Fotografi ert, gestaltet und konzipiert hat den Kalender erneut der Frei-burger Fotograf Achim Käfl ein in enger Zu-sammenarbeit mit dem Münsterbauverein. Ein Euro pro verkauftem Exemplar kommt dem Verein zugute, der den Erlös für den Erhalt des Münsterturms verwendet. mae

    inFOrMaTiOnFreiburger Münsterkalender 2012, Format 42x36 cm, Edition Käfl ein, 19,80 Euro.

    „radiOeXPerTen“

    Unternehmenim HörfunkEinige Hörfunkjournalisten haben das In-ternetportal „radioEXPERTEN“ gegründet, das eine Schnittstelle zwischen Sendern und Wirtschaft sein will. Unternehmen können sich dort als Experten ihrer Bran-che melden und Interviews geben. Die „radioEXPERTEN“ verarbeiten diese mit aktuellen Themen und stellen sie Hörfunk-sendern als Audiomaterial zur Verfügung. Für den Aufbau des Portals suchen die Jour-nalisten Unternehmen. ine

    www.radioexperten.info/video

    deUTscher GrÜnderPreis

    VorbildlicheStarterMit dem Deutschen Gründerpreis, einer Initiative von Stern, ZDF, Sparkassen und Porsche, werden zum elften Mal vorbild-liche Leistungen beim Aufbau neuer Un-ternehmen ausgezeichnet. Der Preis wird in den Kategorien Schüler, Start-up, Auf-steiger und Lebenswerk verliehen. Bis 16. Dezember können Unternehmen von rund 300 Experten vorgeschlagen werden. Di-rektbewerbungen sind nicht möglich. wis

    www.deutscher-gruenderpreis.de

    aUsbiLdUnG

    Mehr Lehrstellenim Südwesten46.629 neue Ausbildungsverträge haben die zwölf baden-württembergischen IHKs bis 30. September bei sich registriert. Das sind fast acht Prozent mehr als vor einem Jahr. Gestiegen ist auch die Zahl der neu-en IHK-Ausbildungsbetriebe – sie lag Ende September bei 3.009. Die Anzahl der neu eingeworbenen Lehrstellen betrug Anfang Oktober 8.476 und lag damit bereits deut-lich über dem im Ausbildungspakt verein-barten Soll für 2011 von 4.729. ine

    sendern als Audiomaterial zur

    www.radioexperten.info/videowww.radioexperten.info/video

    Bild

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    ein

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  • 8

    TITEL

    Der Gründergeist hat wieder mehr Einzug gehalten“, sagt Reinhart Kö-nig, Existenzgründungsberater bei der IHK Hochrhein-Bodensee. Während in den vergangenen Jahren die Zahl der Gründungen „eher dahin gedümpelt“ sei, habe sie nun auch in konjunkturell guten Zeiten zugenommen. Mit jeweils rund 16.400 Neugründungen (siehe auch Gra-fi k Seite 10) blieb die Zahl der Gründer im Regierungsbezirk Freiburg in den ver-gangenen beiden Jahren stabil. Und die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg, die schon für 2010 einen „Gründerboom“ vermeldet hatte, begleitete in den ersten sieben Monaten dieses Jahres fast zehn Prozent mehr Gründungen als im Vorjah-reszeitraum und versorgte die Starter mit Bürgschaften oder Garantien.Nico Sorokin (32) und Klaus Gerwig (34) fi nanzier-ten die Gründung ihrer Firma „Wakemotion“ dagegen selbst. 2009 machten sie ihr Hobby zum (Ne-ben)Beruf und organisierten

    Wakeboard-Touren

    auf dem Bodensee. Vor etwa einem Jahr sattelten die Konstanzer auf hauptberuf-lich um – der Wirtschaftsingenieur Gerwig arbeitet allerdings auch noch freiberufl ich als Berater. Zugleich entwickelten sie ein eigenes Produkt: den „Sitzsack vom Bo-densee“, den sie seit April unter der Marke „lakeelazy“ vertreiben. Die Wortschöp-fung aus „lake“ (See) und „lazy“ (faul) zeigt, wozu man ihn verwenden kann: zum darauf Sitzen, zum Schwimmen auf dem (Boden)See – aber auch zum Arbeiten. Mit der Idee für einen Sitzsack kam Gerwig aus dem Urlaub in Brasilien zurück, wo er ähnliche Modelle entdeckt hatte. Auch in Deutschland haben die beiden zwei große Mitbewerber, von denen sich der „lakee-lazy“ allerdings unterscheidet: „Unser Sitz-sack kann schwimmen und hat Taschen“, sagt Sorokin, gelernter Groß- und Außen-handelskaufmann sowie Betriebswirt. Den Sitzsack-Typ „Mobiles Büro“, den man wie einen Rucksack tragen kann und der Ta-schen für I-Pad und I-Phone hat, haben

    sich Gerwig und Sorokin patentieren lassen. Zurzeit vertreiben sie acht

    Varianten ihres Sitzsacks. Eine Näherei in Villingen-Schwen-

    ningen produziert die Hül-len aus Polyestergewe-

    be. Dann füllen Gerwig und Sorokin diese in ihrem Büro im Kons-tanzer Businesspark

    mit Styropor-Kugeln und versenden sie. Im ersten halben Jahr haben die Gründer rund 100 Stück verkauft, die meisten

    über ihr Internetportal und Kontakte. Nun sind sie

    dabei, die Sitzsäcke auch an angesagte Bars und Lounges

    Trend Selbstständigkeit

    Gründer legen losIn der Krise steigt die Zahl der

    Existenzgründungen, und in Zeiten guter Konjunktur geht sie zurück.

    So war es in den vergangenen Jahren üblich. Die aktuellen

    Zahlen sprechen eine andere Sprache: Die Zahl der Gründer

    bewegte sich auch 2010 und in den ersten Monaten 2011 weiter

    auf einem hohen Niveau. Das könnte sich nun ändern. Denn

    zum 1. November wurde die Gründungsförderung geändert.

    8

    Gerwig (34) fi nanzier-ten die Gründung ihrer Firma „Wakemotion“ dagegen selbst. 2009 machten sie ihr Hobby zum (Ne-ben)Beruf und organisierten

    Wakeboard-Touren

    handelskaufmann sowie Betriebswirt. Den Sitzsack-Typ „Mobiles Büro“, den man wie einen Rucksack tragen kann und der Ta-schen für I-Pad und I-Phone hat, haben

    sich Gerwig und Sorokin patentieren lassen. Zurzeit vertreiben sie acht

    Varianten ihres Sitzsacks. Eine Näherei in Villingen-Schwen-

    ningen produziert die Hül-len aus Polyestergewe-

    be. Dann füllen Gerwig und Sorokin diese in ihrem Büro im Kons-tanzer Businesspark

    mit Styropor-Kugeln und versenden sie. Im ersten halben Jahr haben die Gründer rund 100 Stück verkauft, die meisten

    über ihr Internetportal und Kontakte. Nun sind sie

    dabei, die Sitzsäcke auch an angesagte Bars und Lounges

    Klaus Gerwig (links) und Nico Sorokin mit ihrem Sitzsack „lakeelazy“.

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  • 9Wirtschaft im Südwesten 11 / 2011

    zu verkaufen oder über Szeneläden für Wassersport zu vertreiben. Ihr Ziel: Bis zum Jahresende schwarze Zahlen schrei-ben und, sobald sie es sich leisten können, Mitarbeiter einstellen.

    Erfahrung in der BrancheJörg Ambrosius (50), Ralph Simon (41) und Mathias Buergin (43) beschäftigten bereits vier Monate nach der Gründung der Siba GmbH in Lörrach neun Mitarbeiter. Dazu kommen die drei geschäftsführenden Ge-sellschafter selbst. Sie sind zugleich Bei-spiel für den Trend, den IHK-Berater König verstärkt beobachtet: Dass der Wunsch, der eigene Chef zu sein, und damit einher-gehend die Bereitschaft, dafür eine feste Stelle aufzugeben, unter den Neugründern zunimmt. Von all denen, die 2010 deutsch-landweit an Gründungsberatungen der IHKs teilgenommen haben, waren dies 41 Prozent. Gleichwohl starteten mit 59 Pro-zent nach wie vor die meisten aus der Ar-beitslosigkeit und damit häufi g aus der Not heraus in die Selbstständigkeit. 43 Prozent von diesen, so ein Ergebnis des aktuellen Existenzgründerreports des DIHK, gingen zudem ohne klare Geschäftsidee an den Start – ihnen droht damit ein frühes Aus. Nicht so Buergin, Ambrosius und Simon: Sie haben den Schritt in die Selbstständig-keit über ein Jahr lang vorbereitet. „Wir mussten enorm investieren. Und um einen Kredit zu bekommen, mussten wir einen vernünftigen Businessplan vorlegen“, er-klärt Buergin. 1,2 Millionen Euro haben er und seine Mitstreiter für Maschinen und Anlagen ausgegeben, die sie brauchten, um überhaupt starten zu können. In ihren Räumen stellen sie auf 700 Quadratmetern zum einen Platten für das Bedrucken von Verpackungen her, zum anderen kleinzylin-drische gelaserte Druckscheiben aus Stahl für das Bedrucken von Kabeln, Schläuchen und Pharmakapseln. Außerdem erledigen sie die grafi schen Vorarbeiten für beide Be-reiche. Im Bereich der gelaserten Druck-scheiben belegen sie eine Nische und konkurrieren weltweit gerade einmal mit vier Firmen. Im Bereich des Verpackungs-

    drucks arbeiten sie vor allem für Druckereien aus der Region sowie für Wer-be- oder Marke-tingagenturen aus ganz Deutschland und der Schweiz.Buergin ist überzeugt: „Unser Schlüssel zum Erfolg war, dass jeder in seinem Bereich jahrelange Er-fahrung und Zugang zu Kunden hat-te.“ Er und Ambrosius hatten leitende Funktionen bei einem jetzigen Mitbewer-ber aus der Region inne, allerdings ohne die Aussicht auf weitere Entwicklungs-möglichkeiten. Jetzt arbeiten die Beiden im selben Bereich wie davor, sind aber ihre eigenen Chefs. Den Schritt in die Selbst-ständigkeit wagten sie allerdings nur, weil sie sich seit Jahren kennen und mit Simon einen Experten für den kaufmännischen Bereich mit ins Boot holen konnten. Mit ihm sind sie schon lange befreundet. „Da die Gründung mit einem enormen Risi-ko verbunden war, mussten wir uns gut kennen“, sagt Buergin. Seine Bilanz nach einem Jahr ist positiv: „Wir haben unser Ziel erreicht und uns nach einem dreiviertel Jahr getragen.“ „Es könnte besser laufen“, sagt dagegen Heinz-Peter Dippel aus Breisach, der seit zwei Jahren als „GPD Service & Consul-ting“ Verkaufs- und Beratungsleistungen in Handel, Handwerk, Dienstleistung und Gastronomie testet. Seit einem Jahr fi nan-ziert sich der 55-Jährige daher vor allem über ein weiteres Standbein: als Handels-vertreter für Hunde- und Katzennahrung ohne Konservierungsstoffe, die er für ei-nen Mittelständler aus Norddeutschland vertreibt. Gleichwohl setzt er weiterhin auf seine Gründungsidee. Auch bei Georg Wohlrab, der seit zwei-einhalb Jahren im Franchise-Verfahren als Partner der Schweizer FIL AG über den Onlineshop „Für meinen Liebling“ unter anderem gesunde Nahrung für Hunde und Katzen vertreibt, läuft es „noch nicht so,

    wie es sein sollte“. Doch der 61-Jährge aus Klettgau-Geißlingen ist optimistisch und be-tont: „Es wird.“ Er habe Geduld und werde nicht aufgeben.Dippel und Wohlrab gehören beide zu der wachsenden Gruppe der Gründer in der Altersgruppe 50 plus, die sich aus der Ar-beitslosigkeit heraus selbstständig machen, weil sie wegen ihres Alters keinen Job mehr fi nden. Gleichzeitig zählen sie auch zu denen, die das erste Jahr trotz Schwie-rigkeiten überstanden haben: „Nach einem Jahr sind nur noch 50 Prozent derer, die sich aus der Arbeitslosigkeit heraus gegrün-det haben, am Markt“, sagt Katrin Kress, Existenzgründungsberaterin bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg. Denn dann ist bislang der Existenzgründerzuschuss, auf den Arbeitslosengeld-I-Empfänger ei-nen Rechtsanspruch hatten und mit dem sie ihre Startphase fi nanzieren konnten, ausgelaufen.

    Gründungsförderung geändertSeit Monatsbeginn ist das anders: Die Arbeitsagenturen vergeben die Förderung jetzt nach Ermessen, und ihnen steht insgesamt weniger Geld dafür zur Ver-fügung. Außerdem wurde die Dauer der maximalen Förderung (Arbeitslosengeld plus 300 Euro monatlich) um drei auf sechs Monate gekürzt, die zweite Förderphase (300 Euro monatlich) von sechs auf neun Monaten verlängert. Um die Förderung

    SonstigeVerarbeitendes

    Gewerbe

    Verkehr und Lagerei

    Energieversorgung

    (v. a. Betrieb von Photovoltaikanlagen)

    (inkl. Handwerk)

    Dienstleistungen

    Handel (inkl. Kfz)

    Baugewerbe

    Gastgewerbe 7.650

    4.140

    1.420

    930

    870

    680

    140

    550

    Buergin ist überzeugt:

    Handwerk)

    ewerbe

    1.420

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    1.420

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    Energieversorgung

    Betrieb von Photovoltaikanlagen)

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    Verarbeitendes

    GewerbeEnergieversorgung 680

    Energieversorgung

    Verarbeitendes

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    Verarbeitendes

    Gründungen mit wirtschaftlicher Substanz nach Wirtschaftszweigen im Jahr 2010 im

    Regierungsbezirk Freiburg.

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  • 10 Wirtschaft im Südwesten 11 / 2011

    TITEL

    überhaupt erhalten zu können, müs-sen die Gründer noch Anspruch auf 150 Tage Arbeitslosengeld I haben, früher wa-ren es 90 Tage. Christina Gehri, Existenz-gründungsberaterin bei der IHK Südlicher Oberrhein, geht davon aus, dass es sich Arbeitslosengeld-I-Empfänger nun ge-nauer überlegen werden, ob sie ihren An-spruch darauf aufgeben wollen, wenn sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Auch Katrin Kress sagt: „Ich denke, dass die Gründungen nun abnehmen werden.“ Vor allem Schnellschüsse kurz vor dem Auslaufen des Arbeitslosengeldes wird es ihrer Meinung nach nicht mehr geben. Allerdings müsse abgewartet werden, wie die Arbeitsagenturen entscheiden, ob sie qualifi zierte Fachkräfte bei der Gründungs-förderung nun bevorzugen oder lieber in ein Unternehmen vermitteln, wo diese gesucht werden.

    Pfl ege und Gesundheit mit ZukunftOb mit oder ohne Gründungszuschuss, ob arbeitslos oder nicht: „Wenn eine Idee gut durchdacht ist und die Finan-zierung stimmt, hat sie immer eine Chance“, meint Katrin Kress. Angesichts des demografi schen Wandels rechnet sie auch damit, dass es in der Gesund-heits- und Pfl egebranche verstärkt er-folgreiche Gründungen geben wird. Zu denen, die sich in diesem Bereich bereits selbstständig gemacht haben, zählt der 38-jährige Christof Otte. Zu seiner Pra-xis für Schmerztherapie, die er 2009 in Villingen-Schwenningen gegründet hat, ist seit einem Jahr ein zweites Standbein hin-zugekommen: Der Sportwissenschaftler und Heilpraktiker berät Firmen in puncto

    Gesundheitsmanagement und handelt mit Produkten für den gesunden Arbeitsplatz. Inzwischen macht dieser Bereich bei ihm einen Umsatzanteil von 60 Prozent aus, Tendenz steigend. Auch Hannes Weisser aus Appenweier setzt inzwischen vor allem auf sein zweites Standbein, das ebenfalls in der Gesund-heitsbranche beheimatet ist: Er vermittelt Pfl egehilfskräfte aus osteuropäischen EU-Ländern. Vor zwei Jahren startete er ge-meinsam mit seinem Schwager aus Israel erst neben- und dann hauptberufl ich mit der Vermittlung von israelischen Ingenieu-ren an deutsche Firmen, die international in den Bereichen erneuerbare Energien, IT sowie Fahrzeug- und Maschinenbau tätig sind. „Da hatte ich es schwer, als kleines Unternehmen mit den großen Mitbewer-bern Schritt halten zu können“, meint We i-sser. Daher gründete er im April als Franchi-senehmer die „Pfl egehelden Offenburg“. Im September stellte er die erste Mitarbei-terin als 400-Euro-Kraft ein. 20 Osteuropä-erinnen aus EU-Mitgliedstaaten vermittelte er im ersten halben Jahr nach Südbaden, die meisten davon in die Ortenau. „Das ist noch ausbaufähig. Aber ich habe inzwi-schen einen kleinen, zufriedenen Kunden-stamm“, sagt der 30-jährige Sozialwirt. Gleichwohl habe er damit zu kämpfen, dass viele Privatleute, die eine Osteuropäerin zur häuslichen 24-Stunden-Pfl ege von Ange-hörigen beschäftigen, dies lieber schwarz tun, so Weisser. Das sei zwar günstiger als über die Pfl egehelden, könne aber hohe Geldstrafen zur Folge haben. Die Pfl ege-kräfte, die Weisser vermittelt, sind offi ziell beschäftigt. Deshalb fallen unter anderem Sozialversicherungsabgaben an.

    Schwerpunkt DienstleistungenNicht nur im Gesundheitsbereich, Dienst-leistungen insgesamt machen nach wie vor den größten Anteil unter den neu-en Selbstständigen aus: Von den rund 16.400 Gründern, die es vergangenes Jahr im Regierungsbezirk Freiburg gab, entfi elen allein circa 7.650 auf den Dienst-leistungsbereich (siehe auch Grafi k Seite 9). „Das ist typisch für die Region“, sagt IHK-Beraterin Christina Gehri und verweist auf die von Dienstleistungen dominierte Wirtschaftsstruktur in und um Freiburg. Ihr Kollege Reinhart König führt die Do-minanz der Dienstleistungen in Freiburg und Konstanz vor allem auf das „geistige Umfeld der Universitäten“ zurück. Daher

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    Regierungsbezirk Freiburg

    Hochrhein-Bodensee

    Schwarzwald-Baar-Heuberg

    Südlicher Oberrhein

    Neugründungen im Regierungsbezirk Freiburg mit wirtschaftlicher Substanz

    IHK-ANGEBOTE FÜR GRÜNDER

    Kurze Auskünfte am Telefon Persönliche Beratungstermine Existenzgründungsseminare Informationsveranstaltungen mit den

    Arbeitsagenturen Sprechtage mit L- und Bürgschaftsbank

    zur Finanzierung Internet-Plattform mit Informationen zur

    Gründung (siehe IHK-Ansprechpartner) Weitervermittlungen usw.

    Bundesweiter Aktions-tag „Ohne Moos nichts los“ der IHKs am 15. No-vember zur Finanzierung von Existenzgründungen im Rahmen der „Grün-derwoche Deutschland“

    IHK-ANSPRECHPARTNERIHK Hochrhein-BodenseeReinhart König | Tel.: 07531 2860-135reinhart.koenig@konstanz.ihk.dewww.startercenter-suedwest.deIHK Schwarzwald-Baar-HeubergKatrin Kress | Tel.: 07721 922-348kress@villingen-schwenningen.ihk.dewww.gruendungswerkstatt-suedwest.deIHK Südlicher OberrheinChristina Gehri | Tel.: 0761 3858-142christina.gehri@freiburg.ihk.dewww.startercenter-suedwest.de

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  • 11Wirtschaft im Südwesten 11 / 2011

    stammen die vielen Vertreter freier Berufe vom Journalisten bis zum Anwalt, die nicht bei der IHK registriert sind. Zu den häufigs-ten Gründungen im IHK-Bereich zählen Büroservices und Hausmeisterdienste – nicht nur in Freiburg, sondern auch im IHK-Bezirk Schwarzwald-Baar-Heuberg, wie Katrin Kress berichtet.

    Auch im NebenberufZweitgrößte Branche bei den Gründun-gen war vergangenes Jahr der Handel mit etwa 4.140 Neugründungen (inklu-sive Kfz). In dieser Statistik ist Marco Schneider aus Ebringen mit seiner „ms Agentur“ noch nicht enthalten. Denn der 36-jährige gelernte Groß- und Außenhan-delskaufmann vertreibt erst seit Jahresbe-ginn Werbeartikel vom USB-Stick bis zum T-Shirt an Unternehmen der Region. Die Werbeartikel selbst kreiert er zusammen mit Designern. Auch der Freiburger Sven Buchheister steht noch nicht in der Statistik 2010. Dafür zählt er zu den vielen Dienstleistungsneu-gründungen des Jahres 2011: Seit Januar bietet der 45-Jährige unter dem Label „Black Forest Trail Running“ persönlich zu-geschnittene Waldläufe in und um Freiburg an. Da er ohnehin fünfmal die Woche trai-niert, lag dies für ihn nahe. Nun begleitet er Freiburger, die neue Wege kennenlernen wollen, oder Touristen und Geschäftsrei-sende, die nur kurz in der Stadt sind, aber im Wald joggen gehen wollen. Allerdings kann der gelernte Wirtschaftsingenieur noch nicht vom „Trail Running“ leben und ist daher auf Jobsuche. Nebenberuflich will er aber auf jeden Fall weitermachen.

    Nebenberuflich betreiben auch Stefan Fi-biger und seine Geschäftspartner Herbert Weiss sowie Steffen und Alexander Hinz seit 2009 die „S.A.S.H. GmbH“ mit Sitz in Villingen-Schwenningen. Hauptberuflich arbeiten sie in der Banken- beziehungs-weise Elektrobranche. Mit ihrem Inter-netportal „Sefido“ haben sie eine Be-wertungsplattform für Dienstleister vom Banker bis zum Versicherungsvertreter entwickelt. Diese können dort ihr Profil einstellen und sich von ihren Kunden be-werten lassen. Rund 140, die Hälfte davon aus der Region, haben dies bereits getan – die vier Gründer inklusive. Auf Wunsch erstellen dann Fibiger und seine Partner Kundenzufriedenheitsanalysen. Darüber sowie über Werbung wollen sie das Portal finanzieren. Vor allem Letzteres sei aber noch relativ schwierig, meint Fibiger. „Wir sind noch in der Startphase.“Diese hat Jürgen Hoffmann aus Radolf-zell bereits verlassen, auch wenn seine „get2gether GmbH“ erst rund eineinhalb Jahre alt ist. Weil er sein eigener Chef sein wollte, startete der 47-jährige Diplom-Ökonom, der zuvor als Geschäftsführer angestellt war, in die Selbstständigkeit. Der zweite Gesellschafter, der 50-jährige Adolf Pawaletz, arbeitet als Angestellter im Unternehmen mit. Dieses hat als erstes Standbein Personalleasing. Los ging es mit acht Mitarbeitern, inzwischen beschäftigt er in diesem Bereich 70. „Alle sind stän-dig bei Firmen im Einsatz“, berichtet Hoff-mann, teils langfristig, teils für Projekte. Sein zweites Standbein ist die Personal- und Unternehmensberatung. Für Beratung und Verwaltung hat Hoffmann inzwischen acht Mitarbeiter angestellt. Bis Jahresende

    will er zudem Niederlassungen in Fried-richshafen und München eröffnen. Nicht alle findigen Köpfe wählen die Selbstständigkeit: „Viele innovative Ab-solventen suchen lieber Sicherheit und wollen in einem Unternehmen wie Bosch oder Daimler arbeiten“, sagt Katrin Kress. Der Bereich Technologie/Innovation ge-hört neben der kapitalintensiven Industrie zu den Branchen, die bei den Startern un-terrepräsentiert sind.

    Lücke entdecktAuch Gründungen wie die von Jörg Na-deschdin gibt es nicht allzu oft: Der 42-jäh-rige Schauspieler hat Ende Oktober in der Freiburger Dietler-Passage seine „Komödie der Altstadt“ eröffnet und damit zugleich das erste Boulevardtheater der Stadt. Der gebürtige Essener, der seit 1999 in Freiburg lebt und schon in verschiedenen Städten aufgetreten ist, lernte dabei das Boulevard-theater in Münster kennen und fragte sich: „Warum gibt es das in Freiburg nicht?“ Vier Jahre lang hat er geplant, das Theaterange-bot in Freiburg analysiert, einen Business-plan aufgestellt und einen Kredit beantragt. Er hat 300.000 Euro investiert, die Räume renoviert, einen Techniker eingestellt, einen Dramaturgen und Schauspieler engagiert – und schließlich Eröffnung gefeiert. Nicht nur Nadeschdin selbst, auch IHK-Beraterin Christina Gehri, die den Schauspieler bei seiner Gründung begleitet hat, hofft, dass sein Theater Erfolg hat. Sie betont: „Einen so guten Businessplan habe ich selten ge-sehen – und ein hochwertiges Boulevard-theater hat in Freiburg tatsächlich gefehlt.“ Susanne Maerz

    Jörg Ambrosius, Ralph Simon und Mathias Buergin von der Lör-racher Siba GmH in der Produktion (linkes Bild von links) und der Schauspieler Jörg Nadeschdin vor seiner „Komödie der Altstadt“.Bil

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  • Wirtschaft im Südwesten 11 / 201112

    steuern

    Gewerbesteuer

    Hinzurechnung geändert

    Bei der Hinzurechnung zur Ermittlung des Gewerbeertrags gibt es Änderun-gen. Am 26. August haben die obersten Finanzbehörden des Bundes und der Län-der im Entwurf die überarbeiteten gleich lautenden Ländererlasse vom 4. Juli 2008 veröffentlicht.Nach Paragraf 8, Nummer 1 des Gewer-besteuergesetzes werden ein Viertel der Finanzierungsaufwendungen dem Ge-winn aus dem Gewerbebetrieb wieder hinzugerechnet. Damit wird der Gewinn erhöht beziehungsweise die Kosten wer-den besteuert. Dies gilt auch dann, wenn der Empfänger für die Aufwendungen Ge-werbesteuer zahlen muss. Zum Finanzierungsaufwand zählen die Entgelte für Schulden, Rentenzahlungen und dauernde Lasten, Gewinnanteile stiller Gesellschafter und auch Finanzierungsan-teile in Mieten, Pachten, Leasingraten und Lizenzen. Die Finanzierungsanteile werden pauschal aus den gezahlten Gesamtentgel-ten ermittelt. Im überarbeiteten Erlass sind folgende Neuerungen besonders wichtig: Bei Ver-einbarungen zur fortlaufenden Reinigung bei einem Mietservice von Berufskleidung oder Fußmatten (gemischte Verträge) soll eine Hinzurechnung ausscheiden. Eben-falls soll auch die Regelung über eine Hinzurechnung bei Verträgen über kurz-fristige Hotelnutzungen oder kurzfristige Kfz-Mietverträge gestrichen werden. Eine Hinzurechnung von Aufwendungen, die als Anschaffungs- oder Herstellungskosten des Anlage- oder Umlaufvermögens akti-viert wurden, soll unterbleiben. Auch die Aufzinsbeträge nach Paragraf 6a, Absatz 3 des Einkommensteuergesetzes unterlie-gen nicht mehr einer Hinzurechnung.Besonders bemerkenswert ist aber, dass eine Hinzurechnung schon dann erfolgen soll, wenn eine auf einen Hinzurechnungs-tatbestand gerichtete Rückstellung gebil-det worden ist. Diese Gesetzesauslegung ist nach Ansicht des DIHK zweifelhaft. Zumindest müsse im Falle der Auflösung der Rückstellung bei nicht erfolgter Inan-spruchnahme eine Korrektur analog zu den Gewerbesteuerrichtlinien („Korrektur nach erfolgter Hinzurechnung“) möglich sein, heißt es von der IHK-Organisation. rd

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    Umwandlungs(steuer)recht

    Änderungenverabschiedet

    Umwandlungen ermöglichen es, in einem standardisierten Verfahren die Rechtsform eines Unternehmens zu ändern, Gesellschaften zu verschmelzen oder eine Gesellschaft in mehre-re aufzuspalten. Steuerlich ist dies unter bestimmten Vorausset-zungen neutral möglich. Im Juni wurden Änderungen des Umwandlungsrechts verabschiedet. „Zurückgebaut“ wurden Formalien bei Konzernverschmelzungen. Größere Bedeutung könnte die Erleich-terung eines Squeeze-out (Zwangsaus-schlusses) von Minderheitsgesellschaf-tern bei Aktiengesellschaften erlangen. Bislang muss der Hauptgesellschafter dafür mindestens 95 Prozent der Aktien halten. Bei Verschmelzung einer Tochter- auf die Muttergesellschaft reichen nun 90 Prozent aus. Das kann interessante Gestaltungsoptionen eröffnen. Auch neue Regeln zum Umwandlungs-steuerrecht sind auf dem Weg. Im Mai hat das Bundesfi nanzmi-nisterium den Entwurf eines neuen Umwandlungssteuererlasses vorgelegt. Dieser regelt Zweifelsfragen, die das Umwandlungs-steuergesetz offen lässt. Die Wirtschaftsverbände haben bereits Stellung bezogen. So kritisieren der Handelsverband Deutschland und die Steuerberaterkammer, dass viele Zweifelsfälle zu Lasten des Steuerpfl ichtigen entschieden werden, sogar rückwirkend für bereits abgeschlossene Umwandlungsfälle. Die Veröffentlichung eines mit den Ländern abgestimmten Umwandlungssteuererlas-ses ist für Ende des Jahres vorgesehen. Dieser wird zumindest in etlichen Punkten Klarheit über den Standpunkt der Finanzver-waltung bringen. Albert Schröder, Rechtsanwalt, Friedrich Graf von Westphalen & Partner Bil

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    Unternehmenskauf

    Verbuchender Beratungskosten

    Der Erwerb von Unternehmensbeteiligungen erfordert eine umfassende Begleitung durch externe Berater. Sie beginnt bei der Suche geeigneter Beteiligungsobjekte, setzt sich fort bei der Untersuchung des ins Auge gefassten Unternehmens auf rechtliche und/oder fi nanzielle Risiken (Due Diligence) und mündet in die Vorbereitung und Gestaltung des Unternehmens-kaufvertrags. Die damit verbundenen Kosten können beachtlich sein. Deshalb ist es nicht unerheblich, ob diese Kosten als allge-meine Betriebsausgaben sofort abziehbar sind, oder ob sie zu den Anschaffungskosten für die Beteiligung gehören. Entscheidend ist nach einem neueren Urteil des Finanzgerichts Köln, ob die Kosten anfallen, bevor oder nachdem der grund-sätzliche Entschluss zum Erwerb der Beteiligung gefallen ist. Kosten, die nach der Kaufentscheidung angefallen sind, zählen zu den Anschaffungskosten. Dazu gehören nach Ansicht des Finanzgerichts Köln auch die Kosten einer Due Diligence. Denn diese wird nach Ansicht des Gerichts in aller Regel erst in Auf-trag gegeben, wenn ein grundsätzlicher Entschluss zum Erwerb bereits gefallen ist. Kosten, die lediglich der Vorbereitung einer noch unbestimmten, erst später zu treffenden Kaufentscheidung dienen, sind hingegen Betriebsausgaben. Dazu zählen zum Bei-spiel die Kosten für die Suche nach geeigneten Zielobjekten.Für akquisitionsfreudige Unternehmen ist die Entscheidung eine bittere Pille: Schließlich wirken sich Anschaffungs nebenkosten im Gegensatz zu Betriebsausgaben nicht direkt steuermindernd aus. Das endgültige Urteil ist allerdings noch nicht gesprochen. Die Revision wurde zugelassen, sodass der Bundesfi nanzhof das letzte Wort hat. Barbara Mayer, Rechtsanwältin, Friedrich Graf von Westphalen & Partner

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  • Wirtschaft im Südwesten 11 / 201114

    recht

    Urteil zu Verfall des Urlaubsanspruchs

    Gewährung von Übertragung

    Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat sich zum Verfall von Urlaubsansprüchen geäußert (Urteil vom 9. August 2011, 9 AZR 425/10). Hintergrund: Nach den Be-stimmungen des Bundesurlaubsgesetzes (BUrlG) muss der Urlaub im Kalenderjahr gewährt und genommen werden. Eine Übertragung auf das nächste Jahr ist nur dann statthaft, wenn dringende betriebli-che oder in der Person des Arbeitnehmers liegende Gründe dies rechtfertigen. Dann muss der Urlaub allerdings in den ersten drei Monaten des Folgejahres gewährt und genommen werden. Der aktuelle Fall: Der klagende Arbeitnehmer befand sich seit 1991 in einem Arbeitsverhältnis, sein Urlaubsanspruch betrug 30 Arbeitstage. Er war von Anfang 2005 bis Mitte 2008 arbeitsunfähig erkrankt, dann nahm er die Arbeit wieder auf. Im weiteren Verlauf des

    Arbeitsverhältnisses gewährte der Arbeit-geber ihm an 30 Arbeitstagen Urlaub. Mit seiner Klage wollte der Arbeitnehmer ei-nen Anspruch auf weitere 90 Arbeitsta-ge Urlaub aus den Jahren 2005 bis 2007 durchsetzen. Die Klage hatte vor dem BAG und den Vorinstanzen keinen Erfolg. Die Ansprüche des Arbeitnehmers sind spä-testens Ende 2008 verfallen, hieß es als Begründung. Bis dahin hätte der Arbeit-nehmer einen Antrag auf Übertragung in das Folgejahr stellen müssen. Er kümmer-te sich allerdings zu spät darum. Denn laut Bundesarbeitsgericht hat ein Arbeitneh-mer, der aus von ihm nicht zu vertretenden Gründen am Urlaubnehmen gehindert war, ein Recht darauf, dies nachzuholen. Aller-dings muss er dafür bestimmte Fristen einhalten. Olaf Müller, Rechtsanwalt, Endriß & Kollegen, Freiburg

    „Seveso-Richtlinie“ im Baurecht

    Abstände gelten im unbebauten Bereich

    Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat mit einer richtungsweisenden Entschei-dung am 15. September festgestellt, dass alle Städte und Gemeinden bei Bauanträgen prüfen müssen, ob sich das Ansiedlungs-vorhaben möglicherweise in einem kriti-schen Abstand zu Industrie- oder Gewer-bebetrieben befindet, in denen in größeren Mengen gefährliche Stoffe vorhanden sind. Auch im sogenannten unbeplanten Innen-bereich (Paragraf 34 des Baugesetzbuches, Artikel 12, Absatz 1) würden die Vorgaben der Seveso-II-Richtlinie wirken. Bislang war es üblich, dass in diesem Fall die Ab-standsvorgaben der EU nicht angewendet wurden.Mit dem Urteil hat der EuGH nun über zu beachtende Abstandsvorgaben der Seve-so-II-Richtlinie und deren Auswirkungen auf das deutsche Bauplanungsrecht und die Baugenehmigungsverfahren befunden. Ausgangspunkt für das Verfahren war der Widerspruch der Firma Merck aus Darm-stadt gegen die Ansiedlung eines Garten-centers in einer Entfernung von etwa 250 Metern zum Firmengrundstück. Die Stadt Darmstadt hatte dem Gartencenter einen positiven Bauvorbescheid zur Ansiedlung erteilt. Sie ging davon aus, dass die Euro-

    päischen Abstandsvorgaben der Seveso-II-Richtlinie nur bei der Bauleitplanung zu beachten seien. Daher war man überzeugt, sie für die Flächennutzungs- und Bebau-ungsplanung berücksichtigen zu müssen, nicht jedoch für unbeplante Bereiche. Für diese wollte die Stadt jeweils sogenannte gebundene Entscheidungen zur Baugeneh-migung und zu -voranfragen erteilen.Folge des Urteils: Die Behörde muss künftig bei Baugenehmigungen die Abstandsvorga-ben beachten. Sie kann sich nicht darauf berufen, dass noch keine Bauleitplanung in Form eines Bebauungs- oder Flächennut-zungsplans vorliegt, die Abstände definiert. Vielmehr ist auch im Baugenehmigungsver-fahren stets zu prüfen, welche Abstände erforderlich sind, damit der Öffentlichkeit kein Risiko entsteht. Juristen müssen nun klären, wie man in der Normstruktur des deutschen Baugenehmigungsrechts mit gebundenen Entscheidungen Abwä-gungselemente unterbringt. Der Bund sieht darüber hinaus keinen Regelungs- oder Än-derungsbedarf. as

    InfoRmatIonAndrea Steuer | Tel.: 0761 3858-263 E-Mail: [email protected]

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    Urteil zur auszahlung des Urlaubs

    Sechs-Monats-Frist nach Arbeitsende

    Das Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) ver-fügt nur über wenige in der Praxis bedeutsame Paragrafen. Dennoch be-schäftigt es seit einiger Zeit nicht nur den Europäischen Gerichtshof (EuGH), son-dern in zunehmendem Maße auch das Bundesarbeitsgericht (BAG). So hat das BAG erst kürzlich entschieden, dass es auch Fristen gibt für alle, die sich ihren Ur-laub auszahlen lassen wollen, wenn sie ihn wegen des vorzeitigen Beendens eines Arbeitsverhältnisses nicht mehr nehmen konnten (Urteil vom 9. August 2011, 9 AZR 352/10). Der Fall: Eine Krankenschwes-ter war die letzten beiden Jahre, bevor ihr Arbeitsverhältnis endete, durchgehend arbeitsunfähig erkrankt. Rund ein Jahr später, sie bezog inzwischen eine Rente wegen Erwerbsminderung, verlangte sie

    von ihrem Arbeitgeber Urlaubsabgeltung für die letzten beiden Jahre.Auf das Arbeitsverhältnis fand der Ta-rifvertrag für den öffentlichen Dienst Anwendung, der wiederum für die Gel-tendmachung von Ansprüchen aus dem Arbeitsverhältnis eine Frist von sechs Monaten vorsah. Das Bundesarbeitsge-richt entschied, dass der Anspruch auf Urlaubsabgeltung auch bei einer über

    das Ende des Arbeitsverhältnisses hin-aus reichenden Arbeitsunfähigkeit be-steht. Dabei verwiesen die Richter auf die entsprechenden Bestimmungen des Bundesurlaubsgesetzes. Die Klage der ehemaligen Krankenschwester wiesen sie allerdings ab, da sie die sechsmonatige Ausschlussfrist nicht eingehalten hatte. Olaf Müller, Rechtsanwalt, Endriss & Kollegen, Freiburg

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  • Wirtschaft im Südwesten 11 / 201116

    recht

    IP Willstätt 11.12.2007 9:13 Uhr Se

    ICC-Schiedsgerichtsordnung

    Neue Regeln ab Januar

    In internationalen Verträgen fi ndet sich häufi g eine Schiedsklausel. Der Grund: Schiedsurteile sind in fast allen Ländern der Welt vollstreckbar, während das bei den Urteilen staatlicher Gerichte bei weitem nicht der Fall ist. Eines der in-ternational wichtigsten und anerkannten Schiedsgerichte ist das der internationa-len Handelskammer (ICC) in Paris. Damit die Schiedsverfahren künftig effi zienter, schneller und kostengünstiger geführt werden können, hat die ICC jetzt ihre Schiedsgerichtsordnung reformiert. Die neuen Regeln treten am 1. Januar in Kraft. Die neue ICC-Schiedsordnung sieht unter anderem eine „case management confe-rence“ zu Beginn des Verfahrens vor und nimmt ausdrücklich Bezug auf anerkannte Standards effi zienter Verfahrensführung.

    Beispiele sind die Begrenzung von Doku-mentenvorlagen und Schriftsätzen sowie die Abtrennung und gesonderte Entschei-dung einzelner Streitfragen. Darüber hi-naus stärkt sie den schiedsgerichtlichen Eilrechtsschutz (Emergency Arbitration) und enthält erstmals Regeln zu komplexen Mehrparteienverfahren, der Bündelung von Schiedsverfahren sowie Investitions-streitigkeiten.Die neue ICC-Schiedsgerichtsordnung gibt den Schiedsrichtern damit die Mög-lichkeit, die Dauer und damit auch die Kosten eines Schiedsverfahrens besser zu kontrollieren. Die Kosten hängen dann aber immer noch davon ab, wie die Partei-en und ihre Anwälte das Verfahren führen. Ben Steinbrück, Rechtsanwalt, Friedrich Graf von Westphalen & Partner

    Wirtschaft im Südwesten 11 / 201116

    „.xxx-Domains“

    Gefahr für Firmen und ihre Marken

    Die neue Top-Level-Domain „.xxx“ ist für Internetseiten mit sogenannten „Erwachsenen-Inhalten“ vorgesehen. Auch Unternehmen außerhalb der Sex-industrie sollten sich mit der Vergabe der „.xxx“-Domains befassen, um einem Missbrauch vorzubeugen. Hintergrund: Es besteht das Risiko, dass Marken, Fir-mennamen oder Domainadressen von Dritten als „.xxx“-Domain registriert werden, um darunter erotische oder por-nografi sche Inhalte zu schalten. Unter www.siemens.xxx oder www.audi.xxx könnten sich dann plötzlich Inhalte fi nden, die nichts mit den Produkten von Siemens oder Audi zu tun haben.Bis Ende Oktober konnten Markeninha-ber ihre Marken im Vorfeld sperren lassen. Wer dies verpasst hat, kann ab Anfang De-

    zember seine Unternehmenskennzeichen, Domains, Namen oder Marken sichern, in-dem er bei einem akkreditierten Registra-tor die Registrierung einer Domainadresse beantragt. Die Registrierungsgebühr be-trägt circa 100 Euro pro Jahr. Die Domain kann dann stillgelegt beziehungsweise auf die Unternehmenswebsite weiterge-leitet werden. Wer auf diese Möglichkeit verzichtet, muss damit rechnen, dass der gute Ruf der eigenen Marken und Kenn-zeichen von weniger seriösen Anbietern ausgenutzt und beschädigt ist. Deshalb empfi ehlt sich für Inhaber wertvoller, cha-rakteristischer Marken, entsprechende „.xxx- Domains“ direkt am 6. Dezember reservieren zu lassen. Norbert Hebeis, Rechtsanwalt, Friedrich Graf von Westphalen & PartnerBil

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  • 17Wirtschaft im Südwesten 11 / 2011

    VERKEHR

    Baden-Württemberg hat eine starke Logistik-Branche, denn eine moderne und effiziente Logistik ist für den expor-torientierten Produktionsstandort unver-zichtbar. Zukunftsweisende Mobilität und Logistik sind angewiesen auf Flexibilität, Ideenreichtum und Innovationskraft. Des-halb steht der Vierte Logistik-Kongress Baden-Württemberg, zu dem das Minis-terium für Finanzen und Wirtschaft am 10. November von 9 bis 17 Uhr ins Haus der

    Wirtschaft Baden-Württemberg in Stutt-gart einlädt, unter dem Motto „Mobilität für die Zukunft gestalten“. Der Kongress wendet sich an Vertreter aus Industrie, Logistik und Transportge-werbe, aus Wirtschaftsorganisationen, Regionalverbänden, Kommunen oder der Wirtschaftsförderung. wis

    http://steinbeis-europa.de/event.logistik-kongress2011.html

    Regierungspräsidium: Straßenbaubericht 2011

    272 Millionen Euro für die Straßen im Südwesten

    Die Mittel von Bund und Land für den Straßen-bau im Regierungsbezirk Freiburg belaufen sich im Jahr 2011 auf 272,2 Milli-onen Euro (Vorjahr: 260,1 Millionen). Das ist, ge-messen am langjährigen Mittel, überdurchschnitt-lich. Wie das Regierungs-präsidium Freiburg in sei-nem Straßenbaubericht feststellt, kommen 191,2 Millionen Euro vom Bund, 58,5 Millionen vom Land und 22,5 Millionen vom Landesgemeindever-kehrsfinanzierungsge-setz (letztendlich also auch vom Bund) für den kommunalen Straßenbau.Im Rahmen des Bun-desverkehrswegeplanes 2003 (er gilt bis 2015 und wird dann fortgeschrieben) sind übrigens für den Regierungsbezirk 3,1 Milliarden Euro an Investitionen vorgesehen, davon für lau-fende Vorhaben 262 Millionen Euro, für den vordringlichen Bedarf (ohne Modell A 5) 1,149 Milliarden Euro und für den wei-teren Bedarf 1,652 Milliarden Euro.An neuen Projekten sind ab 2009 an-gelaufen: die B 33 Allensbach-Konstanz (139 Millionen Euro gesamtes Investiti-onsvolumen), die B 294 Ortsumfahrung Elzach (9,9 Millionen Euro) und die B 462 Ortsumfahrung Dunningen (23,4 Millio-nen Euro). Im Jahr 2009 gab es wegen der Konjunkturprogramme auch im Süd-westen ungewöhnlich hohe Mittel für den Straßenbau. Dies begünstigte den Beginn solcher großen neuen Projekte.

    In den Jahren danach gab es dann Verzö-gerungen, weil die Mittel wieder etwas geringer wurden. Dies war bei der A 98.7 Murg-Hauenstein sowie der eben aufge-führten Ortsumfahrung Dunningen und der B 33 Allensbach der Fall.Fertiggestellt wurden ab 2009 die A 98.4.1 Hochrheinautobahn bei Rheinfelden, zwei-te Fahrbahn (103,5 Millionen Euro), die B 3 Ortsumfahrung Bad Krozingen (8,7 Millio-nen Euro), die B 3 mit ihrem Ausbau bei Denzlingen (9,7 Millionen Euro), die B 311 Kreuzstraßentunnel in Tuttlingen (62,2 Mil-lionen Euro) und die B 311 Ortsumfahrung Neuhausen ob Eck (19,4 Millionen Euro).Im Bau befinden sich folgende Großprojek-te: Die B 28 Ortsumfahrung Oberkirch und Lautenbach (48 Millionen Euro), die B 31 West Bauabschnitt Gottenheim-Umkirch

    (27,5 Millionen Euro), die B 31 mit dreistufigem Ausbau bei Löffingen Mitte (4,9 Millionen Euro), die B 33 Offenburg-Haslach (23 Millionen Euro), die B 294 Nachrüstung Hu-genwaldtunnel mit einem Fluchtstollen (20,4 Millionen Euro), die B 294, Flucht-stollen für den Reutherberg-tunnel (14,7 Millionen Euro), die B 311 mit dem Aesculap-Kreisel in Tuttlingen (4,8 Mil-lionen) und die B 317 Zollfreie Straße bei Weil-Lörrach (58,5 Millionen Euro).Planfestgestellt sind darüber hinaus vier Großprojekte, die bei entsprechender Mit-telbereitstellung zeitnah be-gonnen werden können: die B 27 Ortsumfahrung Behla (4,9 Millionen Euro), die B 31

    Ortsumfahrung Döggingen – zweites Brü-ckenbauwerk – (64,7 Millionen Euro), die B 34 Ortsumfahrung Grenzach und Wyhlen (28,2 Millionen Euro) sowie die B 294 Orts-umfahrung Winden (29,5 Millionen Euro).Wie das Regierungspräsidium weiter fest-stellt, besteht ein relativ hoher Bedarf bei der Erhaltung des bestehenden Straßen-netzes, vor allem bei Ingenieurbauwerken, die eine zeitliche Verschiebung von Sanie-rungsmaßnahmen nicht zulassen. Dazu will das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung ab 2013 die Ausgaben deutlich erhöhen. Außerdem werden aus einem anderen Programm 7,6 Millionen Euro zur Verbesserung der Parkraumsituation an der A 5 und der A 81 für Lkw bereitgestellt – für Maßnahmen, die derzeit realisiert werden. ornBil

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    Logistikkongress

    Mobilität für die Zukunft

  • 18 Wirtschaft im Südwesten 11 / 2011

    uMWelt

    Umgang mit gefährlichen Stoffen

    Stoffmanager hilft beim Beurteilen

    Chemische Risiken am Arbeitsplatz auch mit wenig Erfah-rung zu beurteilen, das ermöglicht der neue Gestis-Stoff-manager des Instituts für Arbeitsschutz (IFA) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Die kostenlose Onlinehilfe ist vor allem für kleine und mittlere Unternehmen geeignet. Das Programm führt durch die Gefährdungsbeurteilung, schätzt die Gefahrstoffbelastung für Atemwege und Haut ab und hilft bei der Auswahl von Maßnahmen, um gefährliche Belastun-gen wirksam zu mindern. Gleichzeitig erhält der Nutzer einen dokumentierbaren Bericht zur Gefährdungsbeurteilung. Die Europäische Chemikalienagentur Echa empfi ehlt den Stoffma-nager für die Expositionsabschätzung gemäß der europäischen Chemikalienverordnung Reach.

    Zum Beurteilen chemischer Gefahren am Arbeitsplatz sind zwei Fragen

    entscheidend: Welche Eigenschaf-ten hat ein Stoff, ist er ätzend oder giftig? Und: Wie hoch ist die Be-lastung für den Arbeitnehmer in der jeweiligen Arbeitssituation? In kleinen und mittleren Be-

    trieben fehlen vielfach Know-how und Routine, um dies ohne Hilfe externer Ex-

    perten zu beurteilen. Der Gestis-Stoffmanager des IFA will das ändern: Er leitet den Nutzer Schritt für Schritt durch die Ge-fährdungsbeurteilung, von der Eingabe der

    Stoff- und Produktdaten bis zur Beschreibung der Arbeitssituation. Am Ende ergibt sich eine Gefährdungskategorie, die eindeutig erkennen lässt, ob Verbesserungsmaßnahmen notwendig sind. In diesem Fall schlägt das System einen Katalog von Maßnahmen zur Be-lastungsminderung vor und berechnet deren Wirksamkeit für die jeweilige Situation. Dabei unterscheidet der Stoffmanager zwischen Belastungen der Atemwege und Hautgefährdun-gen. Alle einmal erfassten Daten und ermittelten Szenarien bleiben im System erhalten. Auf Knopfdruck lässt sich hieraus der Bericht zur Dokumentation der Gefährdungsbeurteilung erstellen, auch eine Liste der verwendeten Produkte und der ergriffenen Schutzmaßnahmen. Für alle, die genauere Informationen zur Höhe der Belastung durch einatembare Stäube und Dämpfe benötigen, gibt es ein zusätzliches Berechnungsmodul. Es ermittelt für die jeweilige Arbeitsplatzsituation zum Beispiel den Schichtmittelwert eines speziellen Einzelstoffes. Dieser lässt sich dann mit geltenden Grenzwerten oder anderen Empfehlungen zur Arbeitsplatzbe-lastung vergleichen. hk

    www.dguv.de/ifa/de/gestis/stoffmanager/index.jsp

    Chemikalienrecht

    Veranstaltung desReach-Netzwerks

    Das Netzwerk „REACH@Baden-Würt-temberg“ lädt zur Vortragsveranstal-tung „Stoffe in produzierenden Unterneh-men – Anforderungen durch Reach und weitere Vorschriften“ am 15. November nach Karlsruhe ein. Schwerpunkt sind Be-richte von Unternehmen über die Umset-zung von Reach in einem produzierenden Betrieb. An Beispielen wird erläutert, wie bei einem Hersteller von Sanitärtechnik und einem Hersteller von Küchentechnik mit Reach im Unternehmen umgegangen wird. Weitere Themen der Veranstaltung sind Entwicklungen im europäischen und außereuropäischen Chemikalienrecht sowie Stoffbeschränkungen in anderen Rechtsbereichen. hk

    InfoRmatIonHolger Kümmel | Tel.: 0761 3858-267 E-Mail: [email protected]

    arbeitsschutz

    Broschüre „Reachund Recycling“

    Auf den ersten Blick scheint Recycling nicht von Reach betroffen zu sein: Abfall fällt nicht unter Reach, und aus Ab-fall zurückgewonnene Stoffe sind unter bestimmten Bedingungen von der Regis-trierungspfl icht ausgenommen. Trotzdem bestehen für den Bereich Recycling um-fassende Verpfl ichtungen, so dass sich viele Fragen rund um die Thematik Reach, Recycling und Abfall ergeben: Was ist Abfall? Wann wird aus Abfall wieder ein Stoff, Gemisch oder Erzeugnis? Welche Bedingungen sind an die bestehenden Ausnahmen geknüpft? Bestehen sonstige Pfl ichten für Recycling-Unternehmen im Rahmen von Reach? Diese und weitere Fragen werden in der Broschüre „Reach und Recycling“ untersucht. hk

    InfoRmatIonDie neue Broschüre und weitere Informationen sind erhältlich beiHolger Kümmel | Tel.: 0761 3858-267E-Mail: [email protected]

    Europäische Chemikalienagentur Echa empfi ehlt den Stoffma-nager für die Expositionsabschätzung gemäß der europäischen Chemikalienverordnung Reach.

    Zum Beurteilen chemischer Gefahren am Arbeitsplatz sind zwei Fragen

    entscheidend: Welche Eigenschaf-ten hat ein Stoff, ist er ätzend oder giftig? Und: Wie hoch ist die Be-lastung für den Arbeitnehmer in der jeweiligen Arbeitssituation? In kleinen und mittleren Be-

    trieben fehlen vielfach Know-how und Routine, um dies ohne Hilfe externer Ex-

    perten zu beurteilen. Der Gestis-Stoffmanager des IFA will das ändern: Er leitet den Nutzer Schritt für Schritt durch die Ge-fährdungsbeurteilung, von der Eingabe der

    Stoff- und Produktdaten bis zur Beschreibung der Arbeitssituation. Am Ende ergibt sich

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  • Energie-förderprogramme

    Die Finanzierung der Wende

    Die Bundesregierung hat in ihrem Energie-konzept den beschleunigten Umbau der Energieversorgung beschlossen. Für die an-gestrebte Energiewende ist kurz- und mit-telfristig mit einem erhöhten Investitions-bedarf zu rechnen. Die KfW-Bankengruppe will die Umsetzung der Energiewende mit Finanzierungsangeboten unterstützen. Die dafür relevanten Förderprogramme sollen zum 1. Januar ausgebaut werden.Für Unternehmen der gewerblichen Wirt-schaft gibt es das KfW-Programm „Erneu-erbare Energien – Standard“. Hier soll der Kredithöchstbetrag für alle Maßnahmen von bislang 10 auf 25 Millionen Euro ange-hoben werden. Ziel ist, so dem gestiegenen Finanzierungsbedarf unter anderem beim sogenannten Repowering bestehender Anlagen Rechnung zu tragen. Für Kredite zur Finanzierung von Photovoltaikanlagen sollen dann ebenfalls einheitliche Konditio-

    nen unabhängig vom Antragsteller gelten. Die Finanzierung von Energieeffi zienzmaß-nahmen soll ab Januar in einem eigenen Programm gebündelt werden. Auch hier wird der Kredithöchstbetrag von 10 Millio-nen Euro deutlich erhöht. Die förderfähigen Maßnahmen und die Kriterien hinsichtlich der nachzuweisenden Effi zienzverbesse-rungen bei Neu- und Ersatzinvestitionen sowie bei Investitionen im Gebäudebereich bleiben indes unverändert.Allgemeine Umweltschutzmaßnahmen sol-len ebenfalls in einem eigenen Programm gefördert werden. Hierfür soll der Regel-höchstbetrag von derzeit 2 auf 10 Millionen Euro angehoben werden.Auch im kommunalen und sozialen Bereich sowie für private Haushalte und die Woh-nungswirtschaft werden die Förderungen deutlich ausgeweitet. So wurde bereits zum 1. Oktober das Förderangebot für

    große Vorhaben im Be-reich der Energieeffi zienz in den Basisprogrammen für kommunale Unterneh-men (Kommunal Investie-ren) und soziale Organisati-onen (Sozial Investieren) verbessert: Die Förderhöchstbeträge wurden auf 50 Mil-lionen Euro pro Vorhaben angehoben. Ziel des neuen Förderangebots „Energetische Stadtsanierung“ ist es, Energieeffi zienzin-vestitionen in Stadtquartieren stärker zu unterstützen und neben Kommunen auch Initiativen privater Akteure zu stärken.Das Programm „Energieeffi zient Bauen und Sanieren“ schließlich schafft Planungs-sicherheit für private Investoren. sch

    InfoRmatIonAxel-Rüdiger Schulze | Tel.: 0761 3858-264E-Mail: [email protected]

    Energie-förderprogramme

    Die Finanzierung der Wendegroße Vorhaben im Be-reich der Energieeffi zienz in den Basisprogrammen für kommunale Unterneh-men (Kommunal Investie-ren) und soziale Organisati-

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  • Wirtschaft im Südwesten 11 / 201120

    INNOVATION

    ERFINDERBERATUNG

    Die IHK Schwarzwald-Baar-Heu-berg, Romäusring 4, VS-Villingen, bietet Erfinderberatungen jeweils am zweiten Dienstag im Monat von 14 bis 17 Uhr an. Nächste Termine sind 8. November und 13. Dezember. Anmeldung: Geschäftsbereich Inno-vation, Umwelt und International der IHK, Telefon 07721 922-181 (Manuela Bertz) oder Fax 07721 922-182.

    Die IHK Hochrhein-Bodensee bietet die kostenlose Beratung in der Regel am ersten Donnerstag im Monat von 14 bis 17 Uhr an. Ein Patentanwalt berät in Einzelgesprächen im Kam-mergebäude (Schützenstraße 8). Nächste Termine: 17. November und 15. Dezember. Anmeldung: Referat Technologie/Innovation, Claudia Veit, Telefon 07531 2860-127, Fax 07531 2860-168.

    Die IHK Südlicher Oberrhein, Haupt-geschäftsstelle Lahr, Lotzbeckstra ße 31, 77933 Lahr, bietet Erfinderberatungen immer am dritten Donnerstag im Mo-nat an. Nächste Termine: 17. November und 15. Dezember. Anmeldung: Patrick Pohnke, Telefon 07821 2703-631, Fax 07821 2703-777.

    Die nächsten Beratungstermine beim WVIB (Wirschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden e.V.), Merzhauser Straße 118, Frei burg, finden am 8. No-vember und 6. Dezember statt. In Zu-sammenarbeit mit Patentanwälten des Landes werden ratsuchenden Erfindern Möglichkeiten, Wege und Kosten für Re cherchen sowie Gebrauchsmuster- und Patent schutz gezeigt. Anmel dung: Telefon 0761 4567-0.

  • Wirtschaft im Südwesten 11 / 2011 21

    bildung

    Auf dem Gelände des ehemali-gen Klosters Kartaus im Osten Freiburgs baut die Robert Bosch Stiftung das erste deutsche „United World College“, in dem 200 Schüler ab 2014 lernen und leben sollen.Oben eine Visu-alisierung, unten das Modell des internationalen Internats.

    Bosch Stiftung baut „United World College“ in freiburg

    Neue Schule im alten Kloster

    Im ehemaligen Kloster Kartaus im Frei-burger Osten eröffnet die Robert Bosch Stiftung voraussichtlich 2014 ein „United World College“ (UWC) – das vierzehnte weltweit und das erste in Deutschland. Ende September fand zum 150. Geburts-tag von Robert Bosch der symbolische Spatenstich für das internationale Internat statt, das seinen Namen tragen soll: Ro-bert Bosch College.Der Gründer des Stuttgarter Traditions-unternehmens, das diesen Monat sein 125-jähriges Bestehen feiert, hat sich sehr für Toleranz, Bildung sowie soziale Gerechtigkeit engagiert und in seinem Testament verfügt, dass die Erträge der Bosch GmbH gemeinnützigen Zwecken zugeführt werden sollen. Aus diesem Vermächtnis ist die Robert Bosch Stif-tung hervorgegangen, die sich für die Themen Gesundheit und Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft, Bildung sowie Völkerverständigung einsetzt und neben vielen anderen Projekten die United World Colleges unterstützt. 1962 startete das erste UWC in Wales, heute gibt es drei-zehn dieser internationalen Oberstufen auf

    fünf Kontinenten und mit Schülern aus fast allen Ländern der Welt.Dass die Wahl für den deutschen UWC-Standort auf Freiburg fiel, hat mit Christian Hodeige zu tun. Der Herausgeber der Ba-dischen Zeitung besuchte selbst das UWC in Kanada und ist Mitglied im deutschen UWC-Stiftungsrat. „Die Atmosphäre der Kartaus mit der Harmonie zwischen Kultur und Natur hat uns gleich eingenommen“, berichtet Stiftungs sprecher Michael Herm. Die Verwandlung des einstigen Klosters an der Dreisam, das bis 2008 ein Altersheim beherbergte, in ein Inter-nat lässt sich die Robert Bosch Stiftung 40 Millionen Euro kosten. Die Hälfte davon spendet die Bosch GmbH. Die Investition umfasst die Erbpacht für die Immobilie, die der Freiburger Stiftungsverwaltung gehört, den Bau und die Ausstattung der Schule. Mitte 2014, so ist es geplant, sol-len die 200 Schüler der Jahrgangsstufen 11 und 12 einziehen. Die laufenden Kosten der Schule von voraussichtlich 2,5 Milli-onen Euro jährlich will das Land Baden-Württemberg zur Hälfte tragen, versprach Staatsministerin Silke Krebs. ine

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  • Wirtschaft im Südwesten 11 / 2011 23

    MessenProgramm: Südbaden, Elsass, Basel, Bodensee

    Marktplatz Arbeit Südbaden, Freiburg, 6. Messe für Arbeit und berufliche Qualifikation, Fachvorträge, 11. und 12. November, Fr 10 bis 18 Uhr, Sa 10 bis 16 Uhr, Messegelände, Gastveranstaltung, Tel. +49 761 156 30-0, www.marktplatzarbeit.de (Die Messe)

    SITV 2011, Col-mar, 27. Interna-tionale Touristik-messe: Nah- und Ferntourismus

    zu jeder Saison, Reise-Sonderpräsentationen, Generation 50plus, mit 3.Solidarissimo: Messe für nachhaltigen Tourismus, Ehrengast: „Das Indien der Maharadschas“, Kunsthandwerk, Folklore, Länderspezialitäten, 11. bis 13. No-vember, 10 bis 19 Uhr, Messegelände / Parc des Expositions, Tel. +33 3 90 50 50 50, www.touristikmesse-colmar.com

    Freiburger Spielzeugbörse, 12. Novem-ber, 11 bis 16 Uhr, Messegelände, Gastver-anstaltung, Tel. +49 761 292 22 42, www.freiburger-spielzeugboerse.de

    5. Energie und Umwelt Messe, Lahr: alter-native Energien, Energiesparen, mit Fachvor-trägen, 12. und 13. November, 11 bis 18 Uhr, Lahr-Mietersheim MdS-Gebäude, Tel. +49 7821 95 93 81, www.business-and-future.com

    3. Ecomobil, Offenburg, Fachmesse und Kongress zu Elektromobilität, 16. und 17. November, Mi 10 bis 18 Uhr, Do 9.30 bis 17 Uhr, Kooperationsveranstaltung, Tel. +49 781 92 26-0, www.messeoffenburg.de

    IT und Büro, Friedrichsha-fen, Messe für IT-Lösungen,

    Kommunikation und Organisation, mit Fach-vorträgen, 17. bis 19. November, Do/Fr 10 bis 18 Uhr, Sa 10 bis 17 Uhr, Messegelände, Tel. +49 7541 7 08-4 04, www.itundbuero.de

    BuchBasel, Basel, Schweizer Buchmesse, mit „Internationalem Buch- und Literaturfestival“, Symposium „Zukunft lesen“, breites Rahmen-programm, 18. bis 20. November, Fr/Sa 10 bis 18 Uhr, So 10 bis 17 Uhr, Messegelände, Gastveranstaltung, Tel. +41 61 261 29 50, www.buchbasel.ch

    Salon Européen Brocante Antiqui-té, Straßburg, An-tiquitätenmarkt/75. Puces Brocantes, 19. und 20. November, 10 bis 19 Uhr, Mes-

    segelände/Parc des Expositions „Wacken“, Tel. +33 3 88 37 21 17, www. strasbourg-events.com (Le Parc, Nos salons)

    Igeho, Basel, Internationale Fachmesse für Hotellerie, Gastronomie und Ausser-Haus-Konsum, mit „Mefa“ (Fachmesse für die Fleischwirtschaft), Sonderpräsentationen, Igeho-Forum, Gastregion Südtirol, 19. bis 23. November, 9 bis 18 Uhr, Messegelände, Tel. +41 58 206 31 07, www.igeho.ch

    Forum Alsace Tech Entreprises 2011, Straßburg, Kontaktmesse für Hochschulen und Unternehmen (Hochschulabsolventen in Ingenieurswesen, Architektur und Manage-ment), 24. November, 10 bis 17 Uhr, Mes-segelände/Parc des Expositions „Wacken“, Gastveranstaltung, Tel. +33 3 88 14 47 90, www.forum-alsacetec.org

    St-Art 2011, Straßburg, 16. Europäische Messe für zeitgenössische Kunst, Malerei, Plastik, Grafik, Foto-, Video-, Glaskunst, 25. bis 28.

    November, 11 bis 20 Uhr, Messegelände/Parc des Expositions „Wacken“, Tel. +33 3 88 37 21 21, www.st-art.fr

    Salon du Livre 2011, Colmar, 22. Buchmes-se, mit diesjährigem Sonderthema: „Schauer-liche Wälder“, 26. und 27. November, 9 bis 19 Uhr, Messegelände/Parc des Expositions, Gastveranstaltung, Tel. +33 3 89 24 48 18, www.salon-du-livre-colmar.com

    Texwork 2011, Straßburg, Internationale Fachmesse für die Verarbeitung von Tech-nischen Textilien, 30. November bis 2. De-zember, Mi/Do 9 bis 18 Uhr, Fr 9 bis 17 Uhr, Messegelände/Parc des Expositions „Wa-cken“, Gastveranstaltung, nur für Fachbesu-cher (vorherige Online-Anmeldung), Tel. +33 4 74 83 56 83, www.expobaches.com

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  • Wirtschaft im Südwesten 11 / 201124

    MESSENNews: Südbaden, Elsass, Basel, Bodensee

    Messegesellschaften der Region engagieren sich in China

    Reaktion auf Wettbewerbsdruck

    Die MCH Messe Schweiz (Basel) AG en-gagiert sich in China, dem mittlerweile drittwichtigsten Kunstmarkt der Welt. Der Veranstalter der international führenden Kunstmesse Art Basel hat zunächst 60 Prozent der Aktien des Veranstalters der Hong Kong International Art Fair übernom-men und sich damit direkt ein Standbein vor Ort gesichert. Auch andere Messegesell-schaften der Region sind in China aktiv. Die FWTM Messe Freiburg feiert mit ihrem Ko-operationspartner Solar Promotion GmbH Messepremiere der Intersolar China: In Pe-king erwartet sie vom 7. bis 9. Dezember rund 250 Aussteller und etwa 7.500 Fach-besucher. Ihren Trumpf auf dem enorm wachsenden chinesischen Solarmarkt im Wettbewerb mit bereits etablierten Kon-kurrenzmessen in China sieht sie in dem begleitenden Fachkongressprogramm.Schon seit 2006 ist die Messe Friedrichs-hafen mit einem deutschen Mitbegründer vor Ort mit der „Asia Outdoor“ in Nanjing vertreten. Diese wächst mit dem Tempo des chi-nesischen Marktes: Auf der diesjährigen, viertä-gigen Messeausgabe im Juli stieg die Zahl der Fachbesucher um 17,4 Prozent auf 19.180 im Vergleich zum Vor-jahr. Außerdem kamen mit 452 Marken 26 Pro-zent mehr Aussteller. Die Ausstellungsfläche

    wuchs um 31 Prozent auf 42.000 Quadrat-meter. Die parallel erstmals durchgeführ-te „Asia Bike“ startete mit knapp 12.000 Fachbesuchern und 138 Ausstellern/Mar-ken auf rund 12.000 Quadratmetern Aus-stellungsfläche auf hohem Niveau.Eines haben die in China engagierten Mes-segesellschaften gemeinsam: Der Bezug ist stets die Heimatmesse, die bereits inter-national ausgerichtet ist. Die Kunstmesse in Hong Kong steht in der Reihe mit der Art Basel und Art Basel Miami Beach. Die Inter-solar Peking ergänzt die Intersolar-Messen in München, San Francisco und Mumbai (Indien). Und die Asia Outdoor entwickelt sich ausgehend von der Leitmesse in Fried-richshafen zu einer der weiteren führenden Outdoor-Fachmessen der Welt. Die Messe-präsenz in China ist eine Reaktion auf den wachsenden Wettbewerbsdruck auf dem internationalen Messemarkt. Zugleich öff-net sie den mitgereisten Ausstellern einen neuen Absatzmarkt. epm

    Analyse unter Führungskräften

    Entscheider besuchen häufig Messen

    Von den rund 2,7 Millionen Entschei-dern aus den Chefetagen großer und kleiner Unternehmen sowie Behörden in Deutschland orientieren sich 85 Prozent auf Messen. 37 Prozent von ihnen sogar mehrmals im Jahr. Nach Unternehmens-bereichen ergibt sich folgendes Bild: 95 Prozent der Führungskräfte aus Forschung und Entwicklung sowie Konstruktion sind regelmäßige Messebesucher und 89 Pro-zent der Absatz- und Marketingentschei-

    der. Diese Zahlen gehen aus der aktuellen „Leseranalyse Entscheidungsträger in Wirtschaft und Verwaltung“ (LAE 2011) hervor. Der LAE ist ein Zusammenschluss von Verlagen und dem Verband der Me-dia-Agenturen. Mit den Ergebnissen sieht der deutsche Messeverband Auma die Rolle von Messen als Entscheidermedi-en bestätigt. Wegen der Möglichkeit zu direkter Kommunikation seien sie zudem besonders effizient. epm

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    Die „Asia Bike“ in Nanjing.

  • 25Wirtschaft im Südwesten 11 / 2011

    REGIOREPORTIHK Hochrhein-Bodensee

    26 WIrtscHaftsmedaIlle Edwin Bürsner ausgezeichnet

    27 IHK-KonjunKturumfrageLage sehr gut, Erwartungen gedämpft

    29 ZWeI neue IHK-mItarBeIter

    30 Ball der WIrtscHaftBilder und Bericht von der Mainau

    32 ausBIlder ZertIfIZIert

    34 forscHungsprojeKt optIma

    35 VIerländerregIon BodenseeNeue Marke vorgestellt

    36 recHt für unterneHmer Neue Seminare

    37 martInI-apero In KreuZlIngenInformationen zur Solartechnologie

    38 unterneHmeraKademIeNeues Programm erschienen

    39 leHrgänge und semInare

    netzwerk Wirtschaft am Hochrhein zum fluglärm

    „Streit gehört gelöst“endlich zu einer in beiden Ländern trag-fähigen Lösung im sogenannten „Flug-lärmstreit Zürich“ zu kommen – das for-dern 18 Wirtschaftsverbände beidseits der Grenze zwischen Bodensee und Basel in einem Brief an den deutschen Verkehrsmi-nister Peter Ramsauer und die Schweizer Bundesrätin Doris Leuthard.Seit Jahrzehnten schwelt der Streit über die Regeln für die Anflüge auf den Flugha-fen Zürich über deutsches Hoheitsgebiet. Eine Lösung ist nicht absehbar. In jüngster Zeit ist eher eine Verhärtung der Positio-nen, eine Verschärfung des Tons und eine zunehmende Emotionalisierung in dieser Frage festzustellen. Dieser negative Trend, so das Netzwerk „Wirtschaft am Hoch-rhein“, in dem die 18 Wirtschaftsverbän-de aus Südbaden und der Nordschweiz zusammengeschlossen sind, kontrastiere zu der dynamischen und prosperierenden Entwicklung der regionalen Wirtschaft beidseits der Grenze. Die Wirtschafts-standorte der Region wüchsen zum Vorteil der Auftrags- und Beschäftigungssituation immer mehr zusammen. Der Flughafen Zürich spiele dabei eine zentrale Rolle.Regionalpolitisch stehe – so wie bei allen anderen großen Flughäfen Europas – au-ßer Frage, dass die positiven Standort-effekte für die Region die Nachteile, die aus den Emissionsbelastungen resultier-ten, insgesamt deutlich überwögen. Hin-

    zu komme, dass alle Prognosen für die nächsten De kaden eine steigende Nach-frage der Bevölkerung und der Wirtschaft nach Flugverkehrs leistungen zeigten. Das bedeutet, dass von beiden Ländern mehr Flugverkehr zu bewältigen sein wird. Des-halb sei es nicht länger hinnehm bar, dass in der Frage des Anflugregimes kein ver-nünftiger, sachlicher und lösungsorien tier-ter Dialog geführt werde.Es sei zudem völlig unverständlich, war-um das von beiden Ländern gemeinsam in Auftrag gegebene Lärmgutachten bei der Lösungsfindung unbeachtet bleibe. Darin wurde die tatsächliche Lärmbelas-tung detailliert aufgearbeitet. Aus der Be-trachtung von Überflugzahlen allein lässt sie sich nicht ableiten. Alle 18 Wirtschaftsverbände fordern, die von beiden Ländern eingesetzte Arbeits-gruppe dürfe zum Jahresende ihre Arbeit nicht unverrichteter Dinge einstellen. Denn dann würde sie die Chance verspielen, eine nachhaltige Akzeptanz des Flugha-fens Zürich in der deutschen und schwei-zerischen Bevölkerung aufzubauen, ohne den Flughafen an einer wettbewerbsfähi-gen Entwicklung zu hindern. Die Wirtschaftsvertreter haben in den Mi-nisterien beider Länder um Gelegenheit gebeten, ihr Anliegen und ihre Einschät-zung des Dossiers persönlich vortragen zu dürfen. ae

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  • Wirtschaft im Südwesten 11 / 201126

    Wirtschaftsmedaille des landes Baden-Württemberg

    edwin Bürsner ausgezeichnet

    Für herausragende unternehmerische Leistungen und zum Dank für besondere Verdienste um die Wirtschaft des Landes Baden-Württemberg verlieh der Ministerialdirektor im Minis-terium für Finanzen und Wirtschaft, Daniel Rousta, im Namen von Minister Nils Schmid Ende September im Neuen Schloss in Stuttgart an elf Unternehmer die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg. Zu den Ausgezeichneten gehörte auch der ehemalige Sparkassendirektor Edwin Bürsner aus Waldshut. 22 Jahre hat er als Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Hochrhein die Geschicke des Geldinstitutes be-stimmt. In seiner Laudatio würdigte Ministerialdirektor Rous-ta die Gradlinigkeit Bürsners, die ihm Respekt und Vertrauen sowohl bei den Mitarbeitern als auch bei den Kunden einge-bracht habe. „Sie haben Ihre Bank glaubwürdig nach innen und außen repräsentiert und der Sparkasse am Hochrhein und im Schwarzwald ein Gesicht gegeben“. sagte er. Ebenfalls würdig-te Rousta das ehrenamtliche Engagement Edwin Bürsners bei der IHK, bei der er 16 Jahre lang Mitglied der Vollversammlung und des Präsidiums war. IHK-Präsident Kurt Grieshaber und IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx gratulierten Edwin Bürsner zu der hohen Auszeichnung. ae

    Zu all denen, die Edwin Bürsner (Mitte) zur Wirtschaftsmedaille gratu-lierten, gehörten auch Claudius Marx (links) und Kurt Grieshaber.

    sachverständige

    Bestellungen erloschen

    Die öffentliche Bestellung und Vereidigung von Dieter Walz, von der IHK Hochrhein-Bodensee für das Sachgebiet „Kraft-fahrzeugschäden und -bewertung“ öffentlich bestellt und ver-eidigt, ist erloschen. Die öffentliche Bestellung und Vereidigung von Prof. Dr. med. Josef Blessing, von der IHK Hochrhein-Bodensee als Sach-verständiger für das Sachgebiet „Lebensmittelmikrobiologie“ öffentlich bestellt und vereidigt, ist erloschen. ks

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  • 27Wirtschaft im Südwesten 11 / 2011

    REGIORepoRt IHK Hochrhein-Bodensee

    IHK-Konjunkturumfrage

    Lage hervorragend, erwartungen gedämpft

    Die aktuelle Geschäftslage in den Un-ternehmen im IHK-Bezirk Hochrhein-Bodensee kann als hervorragend bezeich-net werden. Dennoch ist der von der IHK errechnete Konjunkturklima-Index auf nun 130,8 Punkte gesunken. Dies ist den zurückgeschraubten Geschäftserwartun-gen für die kommenden zwölf Monate geschuldet. Der Fachkräftemangel ist weiterhin ein drängendes Problem.

    geschäftslage weiterhin sehr gutAufgrund des teilweise rasanten Auf-schwungs der vergangenen Monate kann die Gesamtlage der Unternehmen in der Region als sehr gut bezeichnet werden. „Der in der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK ermittelte Wert für die Geschäfts-lage in der Region hat mit 156 Punkten einen absoluten Spitzenwert erreicht“, sagt IHK-Geschäftsführer Alexander Graf.Dabei zeigt sich, dass die Geschäftslage im Handel und Dienstleistungsbereich von den Firmen als äußerst positiv be-wertet wird. Hier sprechen 75 Prozent der beteiligten Unternehmen von einer guten Geschäftslage, was im Handel ins-besondere auf den zuletzt sehr starken Schweizer Franken und die verstärkten Kundenströme aus der Schweiz zurück-zuführen ist. Die insgesamt äußerst positive Einschät-zung im gesamten Handel und Dienstleis-

    tungsbereich gilt auch für die Ertragslage. Diese halten 56 Prozent der Unterneh-men für gut. Lediglich rund 6 Prozent be-zeichnen die Ertragslage als schlecht. Im Vergleich zu den Vorquartalen hat sich die Lage im Handel und Dienstleistungsbe-reich damit nochmals deutlich verbessert.Die beteiligten Industrieunternehmen be-werten ihre aktuelle Geschäftslage nicht mehr ganz so euphorisch wie im Vor-quartal. Dennoch fällt die Einschätzung positiv aus. So beurteilen 50 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage mit gut, 46,3 Prozent sind zufrieden, und lediglich 3,8 Prozent bezeichnen die momentane Lage als schlecht. Auch die Umsätze im In- und Ausland sind gegenüber dem Vorjahr wei-ter gestiegen. Zudem befindet sich die Kapazitätsauslastung in der Industrie mit 87 Prozent weiterhin auf einem sehr ho-hen Niveau. Die derzeitige Tendenz bei den Auftrags-eingängen aus dem In- und Ausland deutet jedoch darauf hin, dass die nach-fragebedingten Zuwachsraten der vergan-genen Monate rückläufig sein werden.Die zunehmenden Unsicherheiten be-züglich des weiteren Konjunkturverlau-fes in den wichtigen Märkten Deutsch-land, Europa und Nordamerika haben offensichtlich dazu geführt, dass viele Unternehmen ihre Erwartungen für die kommenden Monate gesenkt haben. Ge-

    genüber der IHK-Frühjahrsumfrage fällt dieser Indikator um über 20 Punkte. So gehen mittlerweile 60 Prozent der Un-ternehmen von einer gleichbleibenden Geschäftsentwicklung in den nächsten zwölf Monaten aus. Lediglich rund 25 Prozent erwarten noch eine weitere Ver-besserung. Im Handel und Dienstleistungsbereich werden die Erwartungen dabei etwas positiver eingeschätzt als in der Industrie. Die Zuversicht innerhalb der Industrie be-ruht dabei insbesondere auf weiter stei-genden Exporten nach Asien, während mit einer Zunahme der Exporte in den Euro-Raum und nach Nordamerika nicht mehr gerechnet wird.

    Inlandsinvestitionen weiter hochUnd auch die Investitionen trotzen der eingetrübten Stimmung, denn sowohl im Handel und Dienstleistungsbereich als auch in der Industrie wird in den kommen-den zwölf Monaten weiter investiert. So rechnen rund 83,5 Prozent aller Unterneh-men – und damit fast genauso viele wie im Frühjahr – mit gleichbleibenden oder steigenden Investitionen. Ebenso ist die Zahl der Unternehmen, die für die nächs-ten zwölf Monate keine Investitionen im Inland planen, mit rund 3 Prozent noch ge-nauso gering wie bei der Frühjahrsumfra-ge. Eingesetzt werden die Mittel zur

    Geschäftslage und Geschäftserwartungen(Saldo positiver/negativer Nennungen)

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    Geschäftslage Geschäftserwartungen

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    2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011Gut wie schon lange nicht mehr ist in der Region die wirtschaftliche Lage. Vergleichsweise schlecht sind allerdings die Erwartungen.

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  • 28 Wirtschaft im Südwesten 11 / 2011

    REGIOREPORT IHK Hochrhein-Bodensee

    Beschaffung von Ersatzbedarfen, in der Industrie jedoch auch für Rationalisie-rungsmöglichkeiten sowie Innovationen von Produkten und Verfahrensweisen, im Handel und Dienstleistungsbereich zudem für geplante Kapazitätserweite-rungen.

    fachkräfte gesuchtWeiter nach oben zeigen auch die ge-planten Neueinstellungen. So rechnen rund 27 Prozent aller Unternehmen mit weiter steigenden Beschäftigtenzahlen in ihren Betriebsstätten vor Ort. Im Han-del und Dienstleistungsbereich sind dies sogar mehr als ein Drittel (36 Prozent) der Betriebe. Der Großteil aller Unter-nehmen, rund 64 Prozent, geht von ei-ner gleichbleibenden Mitarbeiterzahl für die kommenden zwölf Monate aus. An einen Stellenabbau denken immer we-niger Unternehmen: gerade noch rund 9 Prozent und damit so wenig wie seit einem Jahr nicht mehr. Welche Ausmaße der Fachkräftemangel in der Region mittlerweile angenommen hat, zeigt sich darin, dass rund 60 Prozent der an der Umfrage beteiligten Unterneh-men angeben, dass sie derzeit eine oder mehrere offene Stellen nicht besetzen können. Baden-württembergweit haben dieses Problem momentan dagegen „le-diglich“ 45 Prozent der Betriebe. Diese Diskrepanz zwischen Land und Region dürfte dabei sicherlich auch dem vor der

    „Haustüre“ liegenden attraktiven Arbeits-markt Schweiz geschuldet sein. Insbe-sondere fehlen den Industriebetrieben technische, dem Handel und Dienstleis-tungsbereich kaufmännische Fachkräfte. Reagieren wollen die Unternehmen aller Branchen auf diesen Mangel in erster Linie mit verstärkter Aus- und Weiter-bildung. Die Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern, rückt ebenfalls stark ins Be-wusstsein der Unternehmen. Eine Verrin-gerung der Produktion oder des Services sowie die Verlagerung von Tätigkeiten ins Ausland aufgrund des Fachkräftemangels stehen bei den regionalen Unternehmen dagegen bisher so gut wie nicht auf der Agenda.Neben den notwendigen eigenen An-strengungen zur Fachkräftesicherung sehen die Unternehmen aber auch Ver-besserungsbedarf in einigen Rahmenbe-dingungen. Dabei ist die Verbesserung der Qualifikation der Schulabgänger für die Berufsausbildung das am häufigsten genannte Anliegen (62,7 Prozent). Aber auch eine Verbesserung der Rahmenbe-dingungen, um die Vereinbarkeit von Fa-milie und Beruf weiter ausbauen zu kön-nen, beispielsweise durch entsprechende Kinderbetreuungsmöglichkeiten vor Ort oder eine Ermöglichung der Pflege von Angehörigen, wird von den Unternehmen in der Region als hilfreich angesehen.Neben dem Fachkräftemangel stellen für die Industrieunternehmen der Regi-

    on weiterhin die steigenden Energie- und Rohstoffpreise das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung dar. Zwei von drei Unternehmen sind hiervon be-troffen. Für den Handel der Region liegt ein großes Risiko verständlicherweise im Wechselkursverhältnis des Euro zum Schweizer Franken. Dies gibt jedes zwei-te Unternehmen so an. Dabei dürfte der von der Schweizerischen Nationalbank festgelegte Euro-Franken-Mindestkurs auf den regionalen Handel keine weitrei-chenden negativen Auswirkungen haben.

    gefahr WirtschaftspolitikEine Gefahr für die weitere positive Ent-wicklung des eigenen Unternehmens wird von 41 Prozent der regionalen Un-ternehmen in der momentanen Wirt-schaftspolitik gesehen. „Eine Einigung der Staaten Europas zur Stabilisierung der Schuldenkrisenländer und damit den Weg hin zu einer glaubwürdigen Konso-lidierung der Staatshaushalte zu ebnen, könnte hier ein Zeichen für die globalen Wirtschaftsmärkte setzen und dafür sorgen, dass die positive konjunkturelle Entwicklung der regionalen Unternehmen fortgesetzt wird“, sagt IHK-Geschäftsfüh-rer Alexander Graf. ag

    InformatIonEine ausführliche grafische Dokumentation zur Umfrage 2/2011 ist auf der Homepage www.konstanz.ihk.de verfügbar.

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    Weiterbildungsberatung

    elisabeth Unold verstärkt team

    Die Weiterbildungs-beratung von priva-ten Interessenten und Unternehmen steht seit September noch intensiver im Fokus der IHK: Am Standort Konstanz wird das Wei-terbildungsteam von Eli-sabeth Unold verstärkt. Als Sozialfachfachwirtin bringt sie die besten Voraussetzungen für eine kompetente Bera-tung von aufstiegswil-ligen Mitarbeitern mit. Elisabeth Unold freut sich, dass sie ihre Kompetenz in einem so wichtigen Zukunftsbereich einsetzen kann. JS

    Bereich umwelt und energie

    Michael Zierer ist neuer Berater

    ein Schwabe in Südbaden: Michael Zierer (51) verstärkt seit 1. September den Fachbereich Um-welt und Energie. Der Diplom-Ingenieur (FH) ist Ansprechpartner für die Unternehmen unter anderem bei Fragen zur Arbeitssicherheit, Abfall, Energieeffizienz oder Wasserwirtschaft.Michael Zierer ist ein Mann der Praxis. In Stuttgart studierte er Chemie. Zusätzliche Qualifikationen erwarb er sich im Projekt- und Energie