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Die Branche der Augenoptiker ist in Deutsch- land geprägt von zwei großen Firmen: der Fielmann AG mit rund 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und der Apollo Optik mit etwa 2500 Beschäftigten. Daneben gibt es eine Reihe regionaler Ketten sowie noch immer eigenständige Einzelbetriebe. runter mehr als 6500 Auszu- bildende. Viele dies er Betriebe sind im ZVA organisiert. Tarifverhandlungen hat es mit dem ZVA außer in Bayern schon seit Jahren nicht mehr gegeben, trotz wiederholter Gespräche. Der ZVA gibt zwar jedes Jahr seinen Mitgliedern Tipps zu den seiner Meinung nach angemessenen Gehäl- tern. An verbindlichen Ver- Laut Zentralverband der Augen- optiker und Optometristen (ZVA) liegt der Branchenumsatz (statio- när und online) 2016 um 2,1 Pro- zent über dem des Vorjahrs bei rund 5,7 Milliarden Euro. Das Wachstum der Online-Händ- ler liege bei zehn Prozent. Die Zahl der augenopti- schen Fachgeschäfte be- ziffert der Verband für 2016 auf rund 11.800, die Beschäftigten samt Inhaber in der Branche auf über 48.000, da- handlungen für die Beschäftigten der Mitgliedsbetriebe besteht al- lerdings kein Interesse, bemer- ken die ver.di-Tarifsekretäre Frank Schreckenberg und Holm-Andreas Sieradzki. Umsatzstärkster Marktteil- nehmer in Deutsch- land ist laut ZVA mit üb er einer Milliarde Euro Fie lmann mit fast 600 Filialen, danach folgt Apollo Optik m it rund 650 Millionen Euro Um satz und etwa 800 Filialen ( samt Franchisepart- nern). D er Online-Handel macht nur rund vier Prozent am Gesamtumsatz aus. Frank Schreckenberg sieht den Internet-Vertriebsweg nicht als Bedrohung für die nieder- gelassenen Augenoptiker, da eine richtige Anmessung bei Brillen so nicht möglich ist. Etliche Internet- Händler hätten deshalb inzwi- schen Kooperationen mit Augenoptikern ge- schlossen. Groß ist der Ein- fluss des Internet- -Handels bei Kontaktlinsen, aber gewinnträchtig sind Brillen, die auch Kontaktlinsen- träger zumeist in Reserve ha- ben. Insgesamt habe die Au- genoptikerbranche Schwierig- keiten, genügend Nach- wuchs zu finden, so ver.di, denn für eine so qualifi- zierte Ausbildung sei das gebotene Ge halt für Fachkräfte eher niedrig. Dabei entwickelt sich der Augenoptikerberuf wie viele Branchen nicht nur in eige- nen Studiengängen weiter, son- dern hat mit den Internet-Brillen und der „Virtual Reality“ die Zu- kunftsthemen längst fest im Blick, meint Schreckenberg. „Das ist ein großes Zukunftsthema der Bran- che.“ W Susanne Stracke-Neumann Spannende Zukunftsthemen Augenoptiker REPORT Informationen für Augenoptiker der Fachgruppe Industrie/Industrielle Dienstleistungen im ver.di-Fachbereich 8 Juni 2017 Berufswahl Frauen in Technikberufen Junge Frauen, die sich für Tech- nikberufe entscheiden, sind immer noch die Minderheit. Aber nicht bei den Augenopti- ker_innen: Hier beträgt der Frauenanteil rund 72 Prozent. Dies ergibt eine Analyse des Bundesinstituts für Berufsbil- dung (BIBB) zu den Unterschie- den zwischen Männern und Frauen in technischen Ausbil- dungsberufen (Daten von 2015). Insgesamt liegt der Anteil an weiblichen Azubis in techni- schen Berufen mit 12,4 Prozent allerdings immer noch auf dem Niveau von 1993. Die Ausbildung der Augenopti- ker_innen dauert 36 Monate, die Fortbildung zu Meisterehren ist möglich. Im Jahr 2015, der jüngs- ten erfassten Statistik des BIBB, hat es fast 6200 Azubis für den Beruf Augenoptiker/in in Deutsch- land gegeben. Der ZVA zählt für 2016 knapp über 6500 Auszubil- dende. W sus Sonderausgabe INDUSTRIE Ausgewählte „frauen-“ bzw. „männertypische“ Technikberufe 2015 Quelle: „Datenbank Auszubildende“ des Bundesinstituts für Berufsbildung auf der Basis der Daten der Berufs- bildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Erhebung zum 31. Dez.). Berichtsjahr 2015 Abbildung: BIBB – Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis 2017

u s g a b e S o n d e r a INDUSTRIE RE POR T - ver.di+file++... · Informationen für Augenoptiker der Fachgruppe Industrie/Industrielle Dienstleistungen im ver.di-Fachbereich 8 Juni

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Die Branche der Augenoptiker ist in Deutsch-land geprägt von zwei großen Firmen: der Fielmann AG mit rund 17.000 Mitarbeiterinnenund Mitarbeitern und der Apollo Optik mitetwa 2500 Beschäftigten. Daneben gibt es eineReihe regionaler Ketten sowie noch immer eigenständige Einzelbetriebe.

runter mehr als 6500 Auszu-bildende.

Viele dies er Betriebesind im ZVA organisiert.

Tarifverhandlungen hat es mit dem ZVA außer in Bayern

schon seit Jahren nicht mehrgegeben, trotz wiederholterGespräche. Der ZVA gibt zwarjedes Jahr seinen MitgliedernTipps zu den seiner Meinungnach angemessenen Gehäl-tern. An verbindlichen Ver-

Laut Zentralverband der Augen -optiker und Optometristen (ZVA)liegt der Branchenumsatz (statio-när und online) 2016 um 2,1 Pro-zent über dem des Vorjahrs beirund 5,7 Milliarden Euro. DasWachstum der Online-Händ-ler liege bei zehn Prozent.Die Zahl der augenopti-schen Fachgeschäfte be-ziffert der Verband für2016 auf rund 11.800, dieBeschäftigten samt Inhaber inder Branche auf über 48.000, da-

handlungen für die Beschäftigtender Mitgliedsbetriebe besteht al-lerdings kein Interesse, bemer-ken die ver.di- Tarifsekretäre Frank Schreckenbergund Holm-Andreas Sieradzki.

Umsatzstärkster Marktteil-nehmer in Deutsch-

land ist laut ZVAmit üb er einer MilliardeEuro Fie lmann mit fast 600Filialen, danach folgt ApolloOptik m it rund 650 MillionenEuro Um satz und etwa 800Filialen ( samt Franchisepart-nern). D er Online-Handelmacht nur rund vier Prozentam Gesamtumsatz aus.

Frank Schreckenberg siehtden Internet-Vertriebsweg nicht

als Bedrohung für die nieder -gelassenen Augenoptiker, da einerichtige Anmessung bei Brillen sonicht möglich ist. Etliche Internet-Händler hätten deshalb inzwi-schen Kooperationen mit Augenoptikern ge-schlossen.Groß ist der Ein-

fluss des Internet--Handels bei Kontaktlinsen,

aber gewinnträchtig sind Brillen, die auch Kontaktlinsen- träger zumeist in Reserve ha-ben. Insgesamt habe die Au-gen optikerbranche Schwierig-keiten, genügend Nach-wuchs zu finden, so ver.di,denn für eine so qualifi-zierte Ausbildung seidas gebotene Ge halt fürFachkräfte eher niedrig.

Dabei entwickeltsich der Augenoptikerberuf wieviele Branchen nicht nur in eige-nen Studiengängen weiter, son-dern hat mit den Internet-Brillenund der „Virtual Reality“ die Zu-kunftsthemen längst fest im Blick,meint Schreckenberg. „Das ist eingroßes Zukunftsthema der Bran-che.“ W

Susanne Stracke-Neumann

SpannendeZukunftsthemen

Augenoptiker

R E P O R TInformationen für Augenoptiker der Fachgruppe Industrie/Industrielle Dienstleistungen im ver.di-Fachbereich 8 Juni 2017

Berufswahl

Frauen in TechnikberufenJunge Frauen, die sich für Tech-nikberufe entscheiden, sindimmer noch die Minderheit.Aber nicht bei den Augenopti-ker_innen: Hier beträgt derFrauenanteil rund 72 Prozent.Dies ergibt eine Analyse desBundesinstituts für Berufsbil-dung (BIBB) zu den Unterschie-den zwischen Männern undFrauen in technischen Ausbil-dungsberufen (Daten von 2015).Insgesamt liegt der Anteil anweiblichen Azubis in techni-schen Berufen mit 12,4 Prozent

allerdings immer noch auf demNiveau von 1993.

Die Ausbildung der Augenopti-ker_innen dauert 36 Monate, dieFortbildung zu Meisterehren istmöglich. Im Jahr 2015, der jüngs-ten erfassten Statistik des BIBB,hat es fast 6200 Azubis für denBeruf Augenoptiker/in in Deutsch-land gegeben. Der ZVA zählt für2016 knapp über 6500 Auszubil-dende. W

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Sonder

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I N D U S T R I E

Ausgewählte „frauen-“ bzw. „männertypische“ Technikberufe 2015

Quelle: „Datenbank Auszubildende“ des Bundesinstituts für Berufsbildung auf der Basis der Daten der Berufs-bildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Erhebung zum 31. Dez.). Berichtsjahr 2015

Abbildung: BIBB – Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis 2017

Informationen für Augenoptiker der Fachgruppe Industrie/Industrielle Dienstleistungen im ver.di-Fachbereich 8 Juni 2017

Apollo mit Hauptsitz in Schwabach wurde 1972gegründet und gehört seit 1998 zu einem dergrößten Optikkonzerne der Welt, der GrandVision-Gruppe. GrandVision ist mit Filialen in 44 Ländernvertreten. Im Mai 2000 hat Apollo alle Optik-Akti-vitäten von Karstadt übernommen. Im Dezember2003 wurden die Synoptik-Filialen, ab Juli 2007die Krane Optic-Filialen integriert.

Apollo bildet bundesweit Augenoptiker/-innenund Kaufleute im Einzelhandel aus. In der Zen -trale nahe Nürnberg lernen Kaufleute für Büro-

management, Fachinformatiker/-innen und Fach-kräfte für Lagerlogistik. Apollo hat ein Programmzur Meisterförderung und ein Traineeprogrammzur Filialleitung, in dem Mitarbeiterführung und -entwicklung, interne Prozesse, Personalmanage-ment und Arbeitsrecht behandelt werden.https://karriere.apollo.de/

Apollo hat einen Haustarifvertrag. Der jüngsteAbschluss datiert vom 5. Dezember 2016 mit 18Monaten Laufzeit. Auszubildende steigen mit fast700 Euro ein. Die Gehälter reichen von 1627 bis3123 Euro. Für Azubis und die Gehaltsstufen I bisIII gibt es ab 1. Dezember 2017 Erhöhungen umFestbeträge. Whttp://tinyurl.com/y9npemzg

Apollo

Das Unternehmen

Ralf Olbrich schaut den Men-schen beruflich scharf in die Augen, denn Olbrich istAugenoptiker. Bei der ApolloOptik Holding ist er Sprecherdes Wirtschaftsausschussesund auch hier schaut er ganzgenau hin, ebenso als Mit-glied des Bundesvorstandsder Fachgruppe Industrie/Industrielle Dienstleistungen.

„Wirtschaftsausschuss ist ein sehrtrockenes Thema und es will ei-gentlich keiner machen. Aber mirmacht es Spaß“, sagt der Berlinermit Wurzeln im Harz. Bilanzenlesen hat er sich selbst und mitHilfe von ver.di-Seminaren bei -gebracht.

Im Dezember 2016 hat ver.di diejüngsten Haustarifverhandlungenbei Apollo Optik geführt. Auchhier ist Olbrich in der Tarifkom-mission dabei. Lange war er auchim Apollo-Betriebsrat bzw. Ge-samtbetriebsrat der Firma mitdem Hauptsitz in Schwabach.

Mit dem betrieblichen Engage-ment ist er in der Familie nicht allein: Seine Frau Antje-Hanike Olbrich ist freigestellte Vorsitzendedes Apollo-Gesamtbetriebsrats.Sie hat bei Zeiss gelernt und kamdurch eine Betriebsübernahme zu Apollo-Optik. Kennengelernt

haben sich die beiden vor 23 Jah-ren bei einem Firmen-Seminar inBerlin. Doch zuhause versuchensie die Arbeit nicht zu oft zumThema werden zu lassen. Manmuss ja auch mal abschalten.

Olbrich engagiert sich auch überseinen Beruf, Betrieb und denBundesvorstand der Fachgruppehinaus in ver.di: Er ist auch stell-vertretender Vorsitzender der Landesfachgruppe Industrie/ -Industrielle Dienstleistungen in Berlin-Brandenburg. Hier und imBundesvorstand kümmert er sichvor allem um die Belange der Optiker, auch um die Kolleginnenund Kollegen in den vielen Einzel-geschäften, deren Inhaber imZentralverband der Augenoptiker(ZVA) organisiert sind. Hier gibtes seit Jahren keine erfolgreichen

Tarifrunden, außer in Bayern.Doch die Ansprach e zur Mitglie-dergewinnung wie auch die Ver-sammlung der gewerkschaftlichOrganisierten in der Branche istschwierig: Kleine Betriebseinhei-ten, häufig wechselnde Schichtenin den Läden, oft Arbeit in denAbendstunden. Doch Olbrich gibtdie Hoffnung zu mehr Organisa -tionskraft nicht auf. Denn in derAugenoptiker-Branche darf dieFachgruppe offensiv um Mitglie-der werben – anders als in derMetall-, Elektro- und chemischenIndustrie.

Neben dem Engagement im Betrieb und in ver.di ist er ehren-amtlicher Richter am Kriminal -gericht in Berlin. Angefangenhat er als Schöffe beim Jugend -gericht. Wegen seines Einsatzes

im Kinderschutzbund hat man ihn1990 gefragt, ob er nicht ehren-amtlicher Jugendrichter werdenmöchte. Nach acht Jahren hatman ihn gebeten, an das Gerichtfür Erwachsene zu wechseln,weil dort immer ein Mangel anSchöffen herrscht.

Normalerweise ist der Familien -vater etwa einen Tag im Monat ineiner Verhandlung, doch beieinem Mordprozess musste erauch mal vier Monate lang allezwei Tage auf der RichterbankPlatz nehmen. Der Arbeitgebermuss Arbeitnehmer wegen einessolchen Ehrenamts freistellen,ähnlich wie beispielsweise dieMitglieder der Freiwilligen Feuer-wehr für ihre Einsätze. Die Ge-richtstermine werden meist sehrkurzfristig bekannt gegeben,damit die Schöffen nicht beein-flusst werden können.

Olbrich hat bei einem traditionel-len Augenoptiker in Berlin-Wil-mersdorf gelernt. Damals genügtewie auch heute die Mittlere Reife,doch heute sind die Auszubilden-den überwiegend Abiturienten.Olbrich rät jedoch auch Real -schülern, die sich für den Berufinteressieren, einen Versuch zuwagen. In einem Eignungstestkönnen die jungen Leute ihre Fähigkeiten überprüfen.

In der Freizeit ist er gerne zumLanglauf bei seinen Eltern imHarz, wo er sich wie in Berlin umdie Vermietung eigener Ferien-wohnungen kümmert. Er fährtauch gern Trecking-Fahrrad oderSki in den Alpen. Die Faszination,die er als Kind schon für denWerkstoff Silber hatte, hat ausdem jugendlichen Münzsammlerinzwischen auch einen Schmuck-designer gemacht. Wieder etwasfür den genauen Blick. Natürlichist das Material überwiegendSilber. Manchmal ist auch einbisschen Gold dabei. W

Susanne Stracke-Neumann

Im Bundesvorstand

Ralf Olbrich vertritt die Augenoptikerin der Fachgruppe

F ot o: P

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Informationen für Augenoptiker der Fachgruppe Industrie/Industrielle Dienstleistungen im ver.di-Fachbereich 8 Juni 2017

Seit acht Jahren ist Eva Schleifenbaum für ver.di imAufsichtsrat der Fielmann Aktiengesellschaft. Als sie hinein gewählt wurde, war siedienst lich noch in Hamburg,jetzt leitet sie als stellvertre-tende Geschäftsführerin kommissarisch den BezirkKiel-Plön. Ihre Aufgabe im Aufsichtsrat von Fielmann hatsie an die Förde begleitet.

Industrie-Report:Wie bist duvor acht Jahren in den Auf-sichtsrat von Fielmann gekom-men?

Eva Schleifenbaum: Als Ge-werkschaftssekretärin des Fach-bereichs Medien, Kunst und In-dustrie in Hamburg wurde ich alsNachrückerin für Holger Glawegewählt und bin mit seiner Ver-rentung in den Aufsichtsrat einge-zogen. Fielmann gehört als alterIndustriebereich der DAG zumFachbereich Medien, Kunst undIndustrie. Mit dem Ausscheidenvon Uwe Martens zwei Jahre spä-ter wurde ich zur stellvertreten-den Aufsichtsratsvorsitzendengewählt.

Du sitzt dort zusammen mitden Betriebsräten von Fiel-mann auf der Arbeitnehmer-seite. Neu im Aufsichtsrat istaus der ver.di-Bundesverwal-tung auch Frank Schrecken-berg. Wie viele hauptamtlicheGewerkschaftsvertreter undwie viele Betriebsräte sind im

Aufsichtsrat? Wie würdest du die spezielle Aufgabe derhauptamtlichen Gewerk-schaftssekretäre im Aufsichts-rat beschreiben?

Der Vorsitzende des Betriebsratesder Fielmann-Verwaltung in Hamburg ist dabei sowie zweiNiederlassungsleiter und einestellvertretende Niederlassungs-leiterin, eine Optikergesellin, einSchulungsleiter sowie KollegeSchreckenberg und ich selbst. BeiFielmann gibt es Betriebsräte fürdie Verwaltung, für die Produk -tionsstätte in Rathenow und für einige wenige Niederlassungen. Die Mehrzahl der über 17.000Fielmann-Beschäftigten wirdnicht von einem Betriebsrat ver-treten. Deshalb ist die Funktionhauptamtlicher Gewerkschafts-vertreter im Aufsichtsrat beson-ders wichtig. Sie unterliegen nurihrem gesetzlichen Auftrag alsAufsichtsratsmitglied und könneninsofern unabhängig von etwai-gen Unterstellungsverhältnissendie Bedürfnisse der Beschäftigtenvertreten.

Wie oft tagt der Aufsichtsratund wieviel Vorbereitung istjeweils für die Sitzungen zuleisten?

Der Aufsichtsrat tagt viermal imJahr. Die Vorbereitungszeit nimmtje nach Thema ebenfalls jeweilseinen Tag, manchmal auch mehr,in Anspruch, um Informationen zugewinnen, Materialien zu lesen

und Abstimmungen herbeizufüh-ren.

Zur Fielmann AG gehören über17.000 Mitarbeiterinnen undMitarbeiter, in der Zentraleund in den einzelnen Geschäf-ten zusammengerechnet. Wiehabt ihr die Kommunikationmit ihnen organisiert?

Die Kommunikation mit den Mit-arbeitern ist tatsächlich ein Pro-blem. Der Aufsichtsrat schreibteinmal jährlich einen Brief an dieKolleginnen und Kollegen, in demaber nur sehr knapp die Themender AR-Arbeit aufgeführt sind. Einerster Schritt ist aber auch der In-dustrie-Report. Ansonsten erfolgtdie Kommunikation unstruktu-riert. Eine Art Fielmann-Blog wäresicherlich eine gute Idee.

Hat Fielmann einen Haustarif-vertrag? Wie sieht der aus und wie oft gibt es Haustarif-verhandlungen?

Einen Tarifvertrag gibt es bei Fiel-mann nicht. Es gibt hauseigeneRichtlinien mit teilweise sehrkomplizierten, fein ziselierten Re-gelungen. Die Anhebungen folgenkeinem erkennbaren Rhythmus.Die Verwaltung mit 1000 Mitar-beiterinnen und Mitarbeitern zumBeispiel hat seit vier Jahren keineAnhebungen mehr erhalten. Dortsollen zukünftig nur noch indivi-duelle Anhebungen erfolgen,wenn der jeweilige Beschäftigtedies gut begründet.

Auch in den Niederlassungen gibtes nicht wenige Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter, die in den ver-gangenen vier Jahren keine An -hebungen erhalten haben. InRathenow gab es im vergange-nen Jahr intensive Auseinander-setzungen um die Frage, ob derMindestlohn eingehalten wird.Die Auseinandersetzung wurdeMitte des Jahres dann allerdingsbeendet, mit einer Regelung, die zweifelsfrei den Mindestlohn

nicht mehr unterschreitet.Ein Haustarifvertrag, bei dem dieBeschäftigten mit am Tisch sitzenund die Gehälter auf Augenhöheausgehandelt werden, wäre sicherlich eine sinnvolle Lösung.Allerdings ist dazu der Organisa -tionsgrad derzeit noch viel zuniedrig. Ohne eigenes Engage-ment der Beschäftigten kommtkein Tarifvertrag zustande.

Welche Themen sind Dir besonders wichtig?

In den vergangenen acht Jahrenhabe ich den Eindruck gewonnen,dass die Arbeit bei Fielmann dieBeschäftigten bis zum Anschlagfordert. Viele sind mit großer Be-geisterung und hohem Arbeits -ethos dabei. Allerdings scheintmir, dass sich das auf die Dauernicht durchhalten lässt. Die Er-schöpfung nimmt zu.

Und was immer wieder ein Themaist: Wie kann der Anteil der Be-schäftigten am Unternehmens -erfolg in angemessener Weisesichergestellt werden?

Fielmann

Gute Ausbildung, guteWeiterbildung, gute Motivation

Fielmann

Das UnternehmenDer UnternehmensgründerGünther Fielmann gründete1972 sein erstes augenopti-sches Fachgeschäft in Cux -haven. Zum Jahresende 2016verfügte Fielmann über 704Niederlassungen, davon 589 inDeutschland, 40 in der Schweizund 37 in Österreich. WeiteresExpansionsziel ist Polen. DieZahl der Beschäftigten gabFielmann zum Jahresende mit17.873 an.

Fielmann hat zur Aus- und Weiterbildung die AkademieSchloss Plön aufgebaut und be-treibt ein eigenes Fertigungs-werk in Rathenow. Fast 3200junge Leute lernten Ende 2016im Unternehmen und damitrund 40 Prozent aller Auszubil-denden in der Augenoptik. DenAußenumsatz für 2016 bezif-fert Fielmann auf rund 1,55Milliarden. W

F ot o: P

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Informationen für Augenoptiker der Fachgruppe Industrie/Industrielle Dienstleistungen im ver.di-Fachbereich 8 Juni 2017

Holm-Andreas Sieradzki heißtder neue Tarifsekretär imFachbereich Medien, Kunstund Industrie, der sich um dieAugenoptiker kümmert. Erlöst Frank Schreckenberg ab,der sich aber als Mitglied desAufsichtsrats von Fielmannnach wie vor mit der Branchebeschäftigt.

Sieradzki hat eine Ausbildungzum Verwaltungsangestellten inOst-Sachsen absolviert. Im Jahr2000 war er dort im LandratsamtNiesky der erste Jugend vertreterim Öffentlichen Dienst. Im glei-chen Jahr ist er auch in die Ge-werkschaft ÖTV eingetreten, kurzvor deren Aufgehen – zusammenmit vier anderen „Quellgewerk-schaften“ – in der VereintenDienstleistungsgewerkschaftver.di.

Seit 2004 hat sich Sieradzki eh-renamtlich auch auf der Bundes-ebene in die Jugendarbeiteingebracht und sich auf dasThema Tarifpolitik spezialisiert.Daneben hat er das Abitur nach-geholt und schließlich Sozial -arbeit studiert. Als es 2010 einEinarbeitungsprogramm bei derver.di-Jugend für hauptamtlicheGewerkschaftssekretäre gab, meldete sich Sieradzki dafür und

wurde genommen. Tarifarbeit unddie Jugendtarifkommission fürden Öffentlichen Dienst warenweiterhin seine Themen.

Für ihn war die Bewerbung alsHauptamtlicher bei ver.di nachdem Studium ein „logischerSchritt“. „Ich konnte mein Hobbyzum Beruf machen“, erinnert ersich mit einem Lächeln im Ge-spräch mit dem Industrie-Report.Dann, nach 15 Jahren ehren- undhauptamtlicher Arbeit im ver.di-Jugendbereich, wollte er einenSchritt weitergehen, schließlichwar in der Jugendarbeit für denÖffentlichen Dienst viel erreicht. Jetzt ist Sieradzki seit 2016 imFachbereich Medien, Kunst undIndustrie und stellt fest „es ist in-

teressant, Neues kennenzulernenund spannend, sich da einzuarbei-ten“. Seine Aufgaben liegen imBereich der Druckindustrie, derAugenoptiker und der Kinos. Undbeim Thema Jugend hat er zu-nächst auch die Kollegin RachelMarquardt vertreten, die dieFachbereichsjugend betreut undim Mutterschutz war.

Bei Apollo Optik stehen ab Juli2018 erst wieder Tarifverhand -lungen an. So lange gilt der imDezember 2016 geschlossene Tarifvertrag. Zeit also, sich einzu- arbeiten in das neue Themenfeld.

Sieradzki stammt aus Weißwasserund, wie alle Jungen in seinemHeimatort, wurde auch er sehr

schnell auf Kufen gestellt, umseine Eignung für das berühmteEishockey-Team herauszufinden.Ist er daheim, schaut er sich auchheute noch gern die LausitzerFüchse an. Doch eigentlich siehter sich eher als Fußballfan vonBorussia Dortmund. Lesen, Kochen und Essen zählen zu denweiteren Hobbys von Holm- Andreas Sieradzki. Und einen pri-vaten Vorsatz hat er auch noch:Mit seiner Freundin mehr von der Kultur zu erleben, die Berlin in reichem Maß zu bieten hat. W

Susanne Stracke-Neumann

Die Mitarbeiteraktien sind da sicherlich ein Instrument. Aber dieMitarbeiter besitzen ja nur einenBruchteil der Aktien. Und schautman genau auf alle Zahlen, so isterkennbar, dass die Schere zwi-schen den Einkommen der Mit -arbeiter und den Einkommen vonVorstand, Anteilseignern undauch Aufsichtsräten immer weiterklafft.

Die Fielmann AG hat eine ei-gene Akademie für die Ausbil-dung, die einen guten Ruf hat.Wie sieht es denn mit jungenBewerbern aus? Und wie mitder Weiterbildung?

Die Fielmann-Akademie hat nichtnur einen sehr guten Ruf, sie isttatsächlich auch sehr beliebt beidenjenigen, die dort aus- undweitergebildet werden. Und siehat immer gute Erfolge vorzuwei-sen. Die jeweiligen Bundes- undLandessieger bei den Auszubil-denden stammen immer fast voll-zählig von Fielmann. Das hatnatürlich auch damit zu tun, dassFielmann um Längen der größteAusbilder der Branche ist.

Und das wiederum hat damit zutun, dass der Personalbedarf beiFielmann kontinuierlich wächstund nicht ganz leicht zu deckenist.

Auch was Weiterbildung betrifft,gibt es bei Fielmann sowohl fach-lich wie auch verkaufstechnischviele Angebote.

Ist Digitalisierung auch beiFielmann ein wichtigesThema?

Die Niederlassungen wurden imvorvergangenen Jahr nach undnach alle mit Tablets ausgerüstet,um die vielfache Übertragung derAufträge auf andere Belege perHand und die damit verbundenenFehler und Aufwand zu minimie-ren und das Bestellwesen zu ver-einfachen. Für Kontaktlinsen gibtes neuerdings eine App. Der Sohn

von Günther Fielmann, Marc Fielmann, ebenfalls seit vergange-nem Jahr im Vorstand, hat eineAbteilung gegründet, die sich mitIT und Netzfragen beschäftigt.

Auch das Marketing wird über -arbeitet. Der Verkauf von Brillenübers Netz ist derzeit allerdingsnicht geplant. Digitalisierung mitden verschiedensten Aspekten istmittlerweile in nahezu allen Auf-sichtsrat-Sitzungen Thema. W

Susanne Stracke-Neumann

Neuer Tarifsekretär

Das Hobby zum Beruf gemacht

Weiter von Seite 3

ImpressumHerausgeber: Frank Werneke (stellv. Vorsitzender); Rudolf Zink, Ressort 3Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft –ver.diPaula-Thiede-Ufer 10 · 10179 BerlinPostanschrift: 10112 Berlin

http://medien-kunst-industrie.verdi.de/E-Mail: [email protected]

Redaktion: Susanne Stracke-Neumann

Layout: einsatz, Wolfgang Wohlers

Druck: alpha print medien AG, Darmstadt

Auflage: 2000 · Juni 2017

Foto: D

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