6
www.fir.rwth-aachen.de ISSN 1439-2585 Forschungsinstitut für Rationalisierung e. V. an der RWTH Aachen Schwerpunktthema: Produktionsmanagement UdZ Unternehmen der Zukunft 1/2007 FIR-Zeitschrift für Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung Foto: © 2006 Carl Zeiss SMT AG

UdZ 1/2007 - data.fir.de Open Source Systeme: ERP5, OFBiz, Compiere, Neogia, TinyERP, OpenTaps, OpenBravo und ... ziten Branchenschwerpunkt (z. B. SAP, Microsoft, Oracle),

  • Upload
    ngokhue

  • View
    223

  • Download
    5

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: UdZ 1/2007 - data.fir.de Open Source Systeme: ERP5, OFBiz, Compiere, Neogia, TinyERP, OpenTaps, OpenBravo und ... ziten Branchenschwerpunkt (z. B. SAP, Microsoft, Oracle),

1Unternehmen der Zukunft 1/2007

UdZ

www.fir.rwth-aachen.de

ISSN 1439-2585

Fors

chun

gsin

stitu

t für

Rat

iona

lisie

rung

e. V

. an

der R

WTH

Aac

hen

Schwerpunktthema:

Produktionsmanagement

UdZUnternehmen der Zukunft

1/2007

FIR-Zeitschrift für Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung

Foto

: © 2

006

Car

l Zei

ss S

MT

AG

Page 2: UdZ 1/2007 - data.fir.de Open Source Systeme: ERP5, OFBiz, Compiere, Neogia, TinyERP, OpenTaps, OpenBravo und ... ziten Branchenschwerpunkt (z. B. SAP, Microsoft, Oracle),

2 Unternehmen der Zukunft 1/2007

UdZ

UdZ – Unternehmen der ZukunftFIR-Zeitschrift für Betriebsorganisationund Unternehmensentwicklung8. Jg., Heft 1/2007, ISSN 1439-2585„UdZ – Unternehmen der Zukunft“ informiert mit Unter-stützung des Landes Nordrhein-Westfalen vierteljährlichüber die wissenschaftlichen Aktivitäten des FIR

HerausgeberForschungsinstitut für Rationalisierung e. V.an der RWTH AachenPontdriesch 14/16, D-52062 AachenTel.: +49 2 41 47705-0Fax: +49 2 41 47705-199E-Mail: [email protected]: www.fir.rwth-aachen.deBankverbindung: Sparkasse AachenBLZ 390 500 00, Konto-Nr. 000 300 1500

DirektorUniv.-Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Günther Schuh

GeschäftsführerDr.-Ing. Volker Stich

BereichsleiterDipl.-Ing. Gerhard Gudergan (Dienstleistungsmanagement)Dipl.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Peter Laing (Informations-management)Dipl.-Ing. Carsten Schmidt (Produktionsmanagement)

Impressum

Redaktion, Satz, Layout und Database PublishingOlaf Konstantin Krueger, M.A. (Informationsmanagement)Tel.: +49 241 47705-510E-Mail: [email protected],[email protected] of Communication, Information and New MediaUniversity of South Australia, Adelaide SA 5001 AustraliaPh.: +61 8 8302 4656, E-mail: [email protected]

Design und BildbearbeitungBirgit Kreitz, FIR, Tel.: +49 241 47705-153

BildnachweisSoweit nicht anders angegeben, FIR-Archiv

AnzeigenpreislisteEs gilt Tarif Nr. 4 vom 01.02.2007

DruckKuper-Druck GmbHEduard-Mörike-Straße 36, D-52249 Eschweiler

CopyrightKein Teil dieser Publikation darf ohne ausdrücklicheschriftliche Genehmigung des Herausgebers in irgend-einer Form reproduziert oder unter Verwendung elek-tronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder ver-breitet werden

Weitere Literatur im Webwww.fir.rwth-aachen.de/service

Inhaltsverzeichnis

Schwerpunktthema

Produktionsmanagementim Unternehmen der Zukunft ....................... 4

Das 3PhasenKonzept .................................... 7

Bestände senken – Lieferservice steigern ..... 11

Die Komplexität im Griff: DurchgängigeProduktstruktur-, Nummern- undKlassifikationssystematik ............................. 15

Advanced Planning & Scheduling (APS)in Produktionsnetzwerken .......................... 18

Gestaltung eines zentralenSupply Chain Managements ....................... 22

AgentNet ................................................... 26

Carl Zeiss SMT AG:Redizierung der Durchlaufzeit ..................... 27

Realex – Realise Excellence ......................... 30

Kosten- und Nutzenidentifikation mitmyOpenFactory .......................................... 36

KINA: KMU-orientierte Integrationin Netzwerke der Automobilindustrie .......... 40

Reorganisation des Ersatzteilmanagementsin der Instandhaltung bei einemNutzfahrzeughersteller ............................... 42

Integrative Produktionstechnikfür Hochlohnländer .................................... 44

Tool-East: Open Source ERP-/PPS-Systeme .... 46

MYCAREVENT – Von der Forschungsideezum Erfolgsmodell ....................................... 50

NetRisk – Management von Risikenin Netzwerken der IT-Branche ...................... 53

Meldungen/Veranstaltungen

„Best Practices und Perspektiven“:14. ERP-Tage 2007 .................................... 34

Erfolgreicher Start: RWTH-ZertifikatkursIndustrielles Dienstleistungsmanagement .... 54

„Lean Information Management“:11. Aachener Unternehmerabend 2006 ..... 56

„Service Innovation – InnovativeUnternehmen bewegen Märkte“:10. Aachener Dienstleistungsforum 2007 ... 57

UdZ-Rubriken

Editorial ........................................................ 3

Literatur aus dem FIR .................................. 58

Veranstaltungskalender .............................. 60

Page 3: UdZ 1/2007 - data.fir.de Open Source Systeme: ERP5, OFBiz, Compiere, Neogia, TinyERP, OpenTaps, OpenBravo und ... ziten Branchenschwerpunkt (z. B. SAP, Microsoft, Oracle),

46 Unternehmen der Zukunft 1/2007

UdZ

Tool-East: Open Source ERP-/PPS-Systeme

Eine Alternative zu proprietären ERP-/PPS-Lösungen?

In den letzten Jahren haben verschiedene Open Source Softwaresysteme in der betrieblichen PraxisAnwendung gefunden. Ein wesentlicher Treiber dafür ist das Betriebssystem Linux, das für viele An-wender eine Alternative zum weit verbreiteten MS Windows System darstellt. Inwiefern Open SourceERP-/PPS-Systeme eine Alternative zu proprietären Softwarelösungen sein können, ist Gegenstanddes folgenden Artikels.

Das Tool-East Projekt

Formen- und Werkzeugbauer sind strategischwichtige Lieferanten für eine Vielzahl von Unter-nehmen verschiedener Branchen, wie beispiels-weise die Automobil-, Automobilzuliefer- undKonsumgüterindustrie. Die Produkte werden zumGroßteil kundenspezifisch entwickelt und durchkomplexe sowie arbeitsintensive Fertigungspro-zesse hergestellt. Durch die zunehmende Konzen-tration auf Kernkompetenzen gewinnt die unter-nehmensübergreifende Zusammenarbeit mit Kun-den und Lieferanten zunehmend an Bedeutung.Neben der kostengünstigen Herstellung der Pro-dukte ist die Einhaltung von zugesagten Liefer-terminen ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Formen-und Werkzeugbauer, denn sonst ist der Serien-anlauf bei den Kunden gefährdet, was zu erheb-lichen finanziellen Verlusten führt. Daher müssenFormen- und Werkzeugbauer nicht nur die inter-nen, sondern auch die überbetrieblichen Auftrags-abwicklungsprozesse sowohl organisatorisch alsauch informationstechnisch beherrschen.

Zentrale Informationen und Daten werden mitgeeigneten IT-Systemen gespeichert und verwal-tet. Typische Werkzeuge der Informations- undKommunikationstechnologie für eine effizienteInformationsorganisation und -bearbeitung sindERP-/PPS-Systeme sowie CRM- und SCM-Syste-me [1]. Die Einführung und der Betrieb solcherSoftwaresysteme ist mit hohen Investitionen ver-bunden und ist daher insbesondere für kleine undmittelständische Unternehmen aus den benach-barten osteuropäischen Ländern zumeist nichtfinanziell tragbar [2].

Aus diesem Grund wird im Rahmen des EU-Pro-jektes Tool-East ein bereits existierendes OpenSource ERP-/PPS-System ausgewählt und um spe-zielle ERP- und CRM-Funktionalitäten erweitert.Im Allgemeinen sind Open Source Softwaresys-teme wesentlich günstiger als proprietäre Soft-warelösungen und stellen daher für viele kleineund mittelständische Werkzeug- und Formen-bauer in Osteuropa eine ernstzunehmende Alter-native dar. Gemeinsam mit osteuropäischen For-men- und Werkzeugbauern wurden zunächst dieProzessabläufe der umfassenden Auftragsab-

wicklung analysiert und dokumentiert. Um denAnspruch eines idealtypischen Prozessablaufes zugewährleisten, wurde anschießend auf Basis derindividuellen Abläufe innerhalb der beteiligten In-dustrieunternehmen ein allgemeingültiges Refe-renzprozessmodell aufgestellt. Darauf aufbauendwurde ein Lastenheft definiert, das die speziellenAnorderungen der vier beteiligten Werkzeug- undFormenbauer explizit beschreibt. Dieses Lasten-heft diente im Wesentlichen dazu, ein OpenSource ERP-System auszuwählen.

Der Open Source Begriff undOpen Source ERP-Systeme

Der Begriff Open Source (Quelloffenheit) räumtim Zusammenhang mit Software dem jeweiligenAnwender gewisse Rechte und Freiheiten ein,welche bei proprietärer Software nicht vorherr-schen. Die Open Source Society [3] definiert OpenSource Software als Quelltext, der die folgendenEigenschaften erfüllt:• Die Software muss von jedem weiterverteilt

werden dürfen, ohne dafür Gebühren zu ver-langen.

• Das Programm muss sowohl die Verteilung inForm von Quelltext als auch kompilierter Formerlauben. Die Weiterverbreitung von modifi-zierter Software muss ebenfalls möglich sein.

• Die Lizenz darf keine Personen oder Gruppenoder die Benutzung des Programms für be-stimmte Zwecke diskriminieren. Die dem Pro-gramm beigefügten Rechte gelten auch fürweiterverbreitete Programme, ohne eine zu-sätzliche Lizenz eingeholt zu haben. Die Rech-te eines Programms, das Teil einer bestimm-ten Software-Gruppe ist, werden ebensoweitergeleitet, wenn das Programm aus derGruppe extrahiert wird.

• Die Lizenz darf keine Einschränkungen aufandere Software vorsehen. Sie darf auch nichtauf einer bestimmten Technologie oderSchnittstelle gegründet sein.

Hinsichtlich der genauen Definitionen und Be-schreibung des Open Source Begriffs sei an die-ser Stelle auf die entsprechenden Webseiten (z. B.http://www.opensource.org/index.php) verwie-sen. Die Bandbreite an Open Source Anwendun-gen lässt sich mit dem Angebot kommerzieller IT-

ProjektinfoTool-East – Open Source

Enterprise Resource Planning

and Order Management Sys-

tem for Eastern European Tool

and Die Making Workshops

Projekt-/ForschungsträgerEuropean Commission – IST

Fördernummer27802

Laufzeit01.01.2006–31.12.2007

ProjektpartnerFIR, Insiel Spa, Institut Jozef

Stefan, Quintelligence d.o.o.,

Toolmakers cluster of Slovenia

Zavod C-TCS Celje, PAK

Processa automatizacia a.s.

Kosice, Kuhn Technology Ltd,

Herti Ltd., ZMM Metalik Jsc,

IT Partners Ltd., Slovenian Tool

and die Development Centre,

Mayking Spa., EMO – Ordjarna

Proizvodna Druzba D.o.o,

VALJI d.o.o.Štore, University of

Bremen, authorized Institute:

Bremen Institute of Industrial

Technology and Applied Work

Science

KontaktDipl.-Kfm. Benjamin Walber,

Dipl. rer. pol. techn. Thomas

Novoszel, M.Sc.

Webwww.tool-east.org

Page 4: UdZ 1/2007 - data.fir.de Open Source Systeme: ERP5, OFBiz, Compiere, Neogia, TinyERP, OpenTaps, OpenBravo und ... ziten Branchenschwerpunkt (z. B. SAP, Microsoft, Oracle),

47Unternehmen der Zukunft 1/2007

UdZ

Anwendungen vergleichen. Dabei weisen OpenSource Programme und Open Source Projekte un-terschiedliche Reifegrade bzw. Projektfortschritteauf [4]. Die meisten Programme sind kaum mehrals ausführbare Anwendungen; viele sind inaktivund werden nicht mehr weiter entwickelt. Diesgilt insbesondere auch für Open Source ERP-/PPS-Systeme. Eine Übersicht über die verschiedenenERP-/PPS-Systeme ist auf der WebsiteSourceForge.net [5] abrufbar.

Innerhalb des Projektes Tool-East wurden auf Ba-sis von Recherchen und internen Auswertungenaus ca. 25 Open Source ERP-/PPS-Systemen ins-gesamt acht Systeme ausgewählt und im Folgen-den näher betrachtet. Dabei handelt es sich umdie Open Source Systeme: ERP5, OFBiz, Compiere,Neogia, TinyERP, OpenTaps, OpenBravo undWebERP. Diese Systeme weisen einen äußerstheterogenen Funktionsumfang auf. Während ei-nige Systeme ähnlich viele Module aufweisen wiedie proprietären Softwaresysteme, haben anderenur rudimentäre ERP-/PPS-Funktionalitäten imp-lementiert. Einige Systeme wurden hingegen ingemeinsamen oder kooperierenden Projektenentwickelt und weisen daher große funktionaleÜberschneidungen auf. Beispielsweise haben sichdie Projekte OpenTaps und Neogia aus dem Pro-jekt Open For Business (OFBiz) entwickelt. DasUrsprungsprojekt OFBiz wurde dabei um be-stimmte Funktionalitäten, insbesondere im Be-reich Customer Relationship Management (CRM),erweitert. Ähnlich verhält es sich bei den Syste-men Compiere und OpenBravo. OpenBravo istebenfalls eine Weiterentwicklung aus dem Com-piere-Projekt. Compiere ist eine ERP-/PPS- undCRM-Softwarelösung insbesondere für kleine undmittelständische Unternehmen. Ähnlich wie OFBiz

und die jeweiligen Weiterentwicklungen decktCompiere einige Unternehmensprozesse mit un-terschiedlichen Modulen ab. Diese umfassen ins-besondere Finanzbuchhaltungs- und Rechnungs-wesenmodule (Kreditoren-, Debitorenverwaltungetc.) [6]. Zur systembasierten Unterstützung derUnternehmensbereiche Produktion und Logistiksind die meisten Systeme mehr oder weniger mitausschließlich rudimentären Grundfunktionalitä-ten ausgestattet.

Vorgehensweise zur Auswahleines Open Source ERP-Systems

Ein wesentliches Aufgabenpaket des ProjektesTool-East bestand darin, ein Open Source ERP-/PPS-System auszuwählen, das die Anforderungeneines Formen- und Werkzeugbauers erfüllt. ImAnschluss daran sollen fehlende Kernfunktiona-litäten programmiert werden. Zur Auswahl einesexistierenden Open Source ERP-/PPS-Systems wur-de eine dreistufiges Vorgehensweise gewählt.

Im ersten Schritt (siehe Bild 1) wurden die zuvoridentifizierten acht Open Source Projekte mit Hil-fe einer Matrix voneinander abgegrenzt. Ziel wardie Identifikation von zwei Systemen, welche inweiteren Schritten analysiert werden sollten. Dieknapp 30 Kriterien umfassende Matrix beinhal-tete allgemeine Kenngrößen, wie beispielsweisegeforderte Softwaremodule, verwendete Pro-grammiersprache, vorhandene Dokumentationenund Benutzerhandbücher sowie die Aktivität derjeweiligen Open Source Community. Auf Basis die-ser Kenngrößen erfolgte eine Bewertung der achtOpen Source ERP Systeme nach dem jeweiligenErfüllungsgrad des Merkmals in „gut“, „mittel-mäßig“ oder „schlecht“. Zusätzlich wurden die

Bild 1Vorgehen bei der Auswahl –Schritt 1: Entscheidungs-matrix

Page 5: UdZ 1/2007 - data.fir.de Open Source Systeme: ERP5, OFBiz, Compiere, Neogia, TinyERP, OpenTaps, OpenBravo und ... ziten Branchenschwerpunkt (z. B. SAP, Microsoft, Oracle),

48 Unternehmen der Zukunft 1/2007

UdZ

einzelnen Kriterien gewichtet, so dass für jedesOpen Source Projekt ein gewichteter Mittelwertberechnet werden konnte. Auf Basis dieser Ergeb-nisse konnten die Open Source ERP-/PPS-Syste-me voneinander abgegrenzt bzw. Übereinstim-mungen aufgedeckt werden. Die beiden OpenSource Projekte OpenTaps und OpenBravo erhiel-ten die höchste Punktzahl und wurden im zwei-ten Schritt einer detaillierten Funktionsanalyseunterzogen (siehe Bild 2).

Diese Analyse basierte auf dem erstellten Lasten-heft, das zuvor von den teilnehmenden Industrie-partnern erstellt wurde. Das Lastenheft wurde mitHilfe des Erfassungskatalogs des FIR zur Auswahlvon ERP-/PPS-Systemen (siehe Bild 2) definiert. Zu-sätzlich wurden auf Basis des Erfassungskatalogssogenannte Leistungsprofile der beiden Systemeerstellt. Für die insgesamt knapp 2.000 Merkmalewurde jeweils überprüft, ob die beiden Open SourceSysteme entsprechende Funktionalitäten anbieten.Somit konnten die so genannten Funktionsprofilezum einen gegen die zuvor dokumentierten An-forderungen der Industrieunternehmen gespiegeltwerden und zum anderen konnte ein Vergleichzwischen Open Source Lösungen und proprietärenERP-/PPS-Systemen durchgeführt werden. Dazuwurden die Funktionsprofile der beiden OpenSource Projekte zum einen Speziallösungen für denWerkzeug- und Formenbau und zum anderen funk-tional mächtigen ERP-/PPS-Systemen, ohne expli-ziten Branchenschwerpunkt (z. B. SAP, Microsoft,Oracle), gegenübergestellt.

Schwerpunkte der funktionalen Analyse warendie klassischen Themen der innerbetrieblichen

Auftragsabwicklung bzw. der Kapitel des Erfas-sungskatalogs. Diese umfassen Vertrieb, Projekt-management, Entwicklung und Konstruktion,Materialwirtschaft und -disposition, Einkauf undBeschaffung, Produktionsplanung, Produktions-steuerung, Lagerverwaltung, Versand sowie Ser-vice und Montage. Dabei zeigte sich, dass dieOpen Source Projekte OpenTaps und OpenBravoallgemein eine deutlich niedrigere funktionaleErfüllung aufweisen als die proprietären Lösun-gen. Auf Grund der spezifischen Softwarean-forderungen der Formen- und Werkzeugbauerweisen die Speziallösungen in Summe eine hö-here Funktionserfüllung auf als die breit aufge-stellten Lösungen ohne expliziten Branchenfokus.

Basierend auf den Anforderungen der Formen-und Werkzeugbauer konnte OpenTaps mit einemErfüllungsgrad von 52,2 % (d. h. etwas mehr alsdie Hälfte der Anforderung werden von derSoftwarelösung OpenTaps erfüllt) im Vergleichzum Open Source Projekt OpenBravo mit knapp40 % einen insgesamt höheren Erfüllungsgradaufweisen. Auf Basis dieser Ergebnisse konnte dasEntwicklungspotenzial abgeleitet werden.Insbesondere in den kritischen Themen bzw. Ka-piteln des Erfassungskatalogs Produktionspla-nung, Produktionssteuerung, Projektmanagementsowie Einkauf und Beschaffung weisen beide Sys-teme erhebliche Defizite auf. Bild 3 zeigt den di-rekten Vergleich zwischen OpenTaps und Open-Bravo im Hinblick auf die oben genannten Kapi-tel bzw. Themen. Man erkennt dort ebenfalls dierelative Stärke von OpenTaps. Ausnahmen betref-fen die Themenschwerpunkte Multi-Site-Fähigkeitund Lagerverwaltung.

Bild 2Vorgehen bei der Auswahl –Schritt 1: Funktionsanalyse

Page 6: UdZ 1/2007 - data.fir.de Open Source Systeme: ERP5, OFBiz, Compiere, Neogia, TinyERP, OpenTaps, OpenBravo und ... ziten Branchenschwerpunkt (z. B. SAP, Microsoft, Oracle),

49Unternehmen der Zukunft 1/2007

UdZ

Dipl.-Kfm. Benjamin WalberWissenschaftlicher Mitarbeiteram FIR im BereichProduktionsmanagementTel.: +49 241 47705-426E-Mail: [email protected]

Dipl. rer. pol. tech. Thomas Novoszel, M.Sc.Wissenschaftlicher Mitarbeiteram FIR im BereichProduktionsmanagementTel.: +49 241 47705-432E-Mail: [email protected]

Um kurzfristige Entwicklungsschwerpunkte fürdas Forschungsprojekt Tool-East abzuleiten unddie Ergebnisse zu validieren, wurde im drittenSchritt ein Systemtest durchgeführt. Innerhalb desSystemtests wurden die besonders kritischen Pro-zesse und Funktionalitäten für die Formen- undWerkzeugbauer in Form eines Fragenkatalogszusammengefasst. Die am Projekt beteiligtenIndustriepartner hatten die Möglichkeit onlineeinen Systemtest durchzuführen. Dazu wurdendie beiden Open Source Systeme auf Test-Serverninstalliert und standen somit allen Projekt-beteiligten via Internetverbindung zur Verfügung.

Die Industrieunternehmen konnten dadurch diekritischen Funktionalitäten live am System testen.Auch hier wurden die Ergebnisse des zweitenAuswahlschrittes bestätigt. Zum einen bietetweder OpenTaps noch OpenBravo eine hinrei-chende Unterstützung der Industrieunternehmenund zum anderen wurde wiederum bestätigt, dassOpenTaps im Vergleich zu OpenBravo einen hö-heren Funktionserfüllungsgrad aufweist. Des Wei-teren hat sich gezeigt, dass insbesondere in denkritischen Auftragsabwicklungsprozessen (Auf-tragsverfolgung, Projektmanagement, Stückli-stenwesen etc.) wesentliches Verbesserungspo-tenzial steckt. In den Bereichen Finanz- und Rech-nungswesen sowie CRM und Vertrieb bieten diebeiden Open Source Systeme zufriedenstellendeLösungen an.

Zusammenfassung

Ein wesentlicher Meilenstein des Projektes Tool-Eastist die Auswahl eines Open Source ERP-/PPS-Sys-tems für Werkzeug- und Formenbauer. Mit Hilfeeiner standardisierten Vorgehensweise wurde nach-gewiesen, dass OpenTaps das am Besten geeigneteexistierende Open Source ERP-System für die vieram Projekt beteiligten Industriepartner ist.

Im Vergleich zu proprietären Softwarelösungenstellen Open Source Systeme aber bisher keineernsthafte Alternative dar. Lediglich ausgewähl-te Funktionsbausteine, wie Vertrieb, CRM und Teil-bereiche des Finanz- und Rechnungswesens, wei-sen umfangreichere Softwarefunktionalitäten auf.Die oben beschriebenen Ergebnisse können aufGrund der unternehmensspezifisch analysiertenund dokumentierten Softwareanforderungennicht unreflektiert auf andere Branchen oder Un-ternehmen übertragen werden.

Literatur

[1] Schuh, G.: Produktionsplanung und -steuerung:Grundlagen, Gestaltung und Konzepte, 3., völligneu bearbeitete Auflage; Springer Verlag, Berlin u.a.2006.

[2] Al-Mahsari, M.; Ghani, S. K.; Al-Rahid, W.: A Studyof the Critical Success Factory of ERP Implement-

ation in Developing Countries. In: Internet andEnterprise Management 4 (2006) 1, S. 68–93.

[3] http://www.opensource.org/index.php[4] Dürr, C.; Weske, D.: Einfluss von Open-Source-Soft-

ware in kommerziellen Softwareprojekten. In: HMDPraxis der Wirtschaftsinformatik 238 (2004), S. 72–82.

[5] http://www.sourceforge.net[6] Klabuhn, L.; Kahlert, D.: Einsatzpotenziale der Open

Source ERP-Lösunge Compiere. In: PPS-Manage-ment 1 (2005) 3, S. 41–43.

Bild 3Funktionserfüllung vonOpenBravound OpenTaps