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605 $sure, und wird in batischcs Kalkcarhonat verwandelt. Eben dasselbe Product entstehet, wenn Aetzkalk eine Zeit lang zwischen Kohle gelinde gegliiht wird. Dieser Ksrper braust und erhitzt sich sehr stark mit Suren; mit Wasser lsscht er sich nicbt, sondern hat die Eigen- schaft damit zu erhlrten, indem sich die obige Verbin- dung von Carbonat und Hydrat darstellt. Daher scha- det es nicht, wenn, wie schon gesagt, der hydraulische Kalk nicht ganz frei von Kohlensaure ist. Die Behauptung einiger Kalkbrenner: dab halb aus- gebrannter Kalk nicbt mehr ganz gebrannt werden kilnne, fand F u c h s nicbt gegiindet. V. I/eber Acetal (Sauersto ffaher). Holzgeist und Essiguther ; con Justus Liebig. nfeine Versache iiber die Darstellung von DBberei- n er’s Sauerstoffather in diesen Annalen, Bd. XXlV S. 245, hatten mich zu folgenden Scbliissen geflihrt. 1) Durch Destillation von Braunstein, SchwefelsPure und Weingeist in den Verhaltnissen, wie sie D d b e r e i - n e r angegeben hat, erhalt man zwei Fltissigkeiten, wo- von die letztere sauer reagirt, Aether, Weingeist und eine e@mthiim&he pnCnrige Substant entbdt, welcbe die Ei- genschaft besitzt, durch Kali in &en braunen han;ihnli- chen Karper zersetzt zu werden. 2) Der sogenannte schwere Sauerstomther ist schwe- klslurebaltiges Weindl, seine Zusammensetzung iat mit- hin eine andere, ale die, welche DCrbereiner diesem Kdrper beigelegt hat, und durch Destillation desselben erhtilt man keineswegs einen neuen Aether, den soge- nannten leichten Sanenrtoffdtber.

Ueber Acetal (Sauerstoffäther), Holzgeist und Essigäther

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$sure, und wird in batischcs Kalkcarhonat verwandelt. Eben dasselbe Product entstehet, wenn Aetzkalk eine Zeit lang zwischen Kohle gelinde gegliiht wird. Dieser Ksrper braust und erhitzt sich sehr stark mit Suren; mit Wasser lsscht er sich nicbt, sondern hat die Eigen- schaft damit zu erhlrten, indem sich die obige Verbin- dung von Carbonat und Hydrat darstellt. Daher scha- det es nicht, wenn, wie schon gesagt, der hydraulische Kalk nicht ganz frei von Kohlensaure ist.

Die Behauptung einiger Kalkbrenner: dab halb aus- gebrannter Kalk nicbt mehr ganz gebrannt werden kilnne, fand F u c h s nicbt gegiindet.

V. I/eber Acetal (Sauersto ffaher). Holzgeist und Essiguther ;

con Jus tus L i e b i g .

nfeine Versache iiber die Darstellung von DBbere i - n er’s Sauerstoffather in diesen Annalen, Bd. XXlV S. 245, hatten mich zu folgenden Scbliissen geflihrt.

1) Durch Destillation von Braunstein, SchwefelsPure und Weingeist in den Verhaltnissen, wie sie D d b e r e i - n e r angegeben hat, erhalt man zwei Fltissigkeiten, wo- von die letztere sauer reagirt, Aether, Weingeist und eine e@mthiim&he pnCnrige Substant entbdt, welcbe die Ei- genschaft besitzt, durch Kali in &en braunen han;ihnli- chen Karper zersetzt zu werden.

2) Der sogenannte schwere Sauerstomther ist schwe- klslurebaltiges Weindl, seine Zusammensetzung iat mit- hin eine andere, ale die, welche DCrbereiner diesem Kdrper beigelegt hat, und durch Destillation desselben erhtilt man keineswegs einen neuen Aether, den soge- nannten leichten Sanenrtoffdtber.

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Durch meine Versuche ist D ii b e r e i n c r veranlafst worden, diesen Gegenstand aufs Neue zur Sprache zu bringen 0). Die Eiitdeckung eines neuen Ktirpers, darge- stellt nach einem durchaus verschiedenen Verfahren, be- nutzt D o b e r e i n e r , um die Schliisse, zu denen ich ge- langt bin, in Frage zu stellen. Ich glaobe, dak D6- b e r e i n e r nur durch sorgfiiltige Wiederholung seiner friiheren Versuche im Fall ihrer Bestiirigung zu einem strengen Beweis gegen die Richtigkeit der meinigen ge- langen konnte. Ich achte D i) b e r e i n er’s Verdienste zu ]loch, und wir sind zu sehr befreundet, als dak ich Nei- gung haben kdnnte, diesen Gegenstand von meiner Seite wieder aufzunehmen.

Das neue Product, welches D b b e r e i n e r ebenfalls Sauerstoff:ither nennt, und welches er die Gefalligkeit hatte, mir zum Behufe einer Analyse mitzutheilen, ist von ihm durch Oxydafion des Weingeistdampfes, mit Hulfe von Platinschwan, bei gewohnlicher Temperatur darge- stellt worden.

DO b e r e i n er’s Verfaliren ist Folgendes: Man bringt zu diesem Zwecke iiber eine Schale mit Weingeist von 60 bis SO Prbc. ein Gestell an, auf welchem einige Li- nien iiber der Oberfliche des Weiugeistes einige Uhrglii- ser Platz haben, in welche man mit Wasser schwach an- gefeuchtetes Platinschwarz geschiittet hat. Das Ganze ist mit einer oben offenen Glasglocke bedeckt, und zwar so, dais der untere Rand der Glocke innerhalb der Schale mit Weingeist enthalten ist, dalnit die Dimpfe, welche sich an den Wtinden derselben verdichteu, in den Wein- geist zuriickflieisen klinnen.

Man lifst diese Vorrichtung an einem nicht zu kiih- len Ort so lange stehen, bis der Weingeist stark sauer reagirt; nach dieser Zeit destillirt man ihn iiber kohlen- sauren Kalk und setzt dem Destillat gepulvertes Chlor- calcium zu, wodurch eine bedeutende Portion dieser iither- *) A n d . Bd. XXIV S. 603.

607 adgen Fliissigkei t abgeschieden wird. tion iiber Chlorcalcium wird sie rein erhalten.

b e r e i n e r folgende:

Durch Rectifica-

Die Eigenschaften dieses Karpers sind nach D5-

Er ist farblos, dtinnfluasig wie Aether, sein Geruch dem Salpeteriither sehr tihnlich; sein spec. Gew. ist bei 21° C. 0,812 ; er siedet unter einem Luftdruck von 331,5 Lin. bei 75O C.; er mischt sich mit Alkohol und Aether; Wasser 18st ein Sechstel davon auf; er lafst sich leicht entziinden und brennt mit leuchtender Flamme. Durch fortgesetzte Einwirkung des Platinschwanes wird er in Essigsiiure, und durch Kali, und noch schneller durch Schwefelsiiure wieder in ein gelbes Han verwandelt.

Die mir von D 6 b e r e in e r zugestellte FlIissigkeit besak die oben emtibnten Eigenschaften, nur schien mir der Geruch entschiedene Aehnlichkeit mit dem des schweren Salztithers zu besitzen; man weirs, dab durch Erhitzen dieses Karpers mit Kali ebenfab eine gelbe oder braune Substanz gebildet wird.

Da StUcke von Chlorcalcium, in diese Fliissigkeit hineingebracht, durch hufnahme von Wasser oder Wein- geist noch feucht und schmierig wurden, so habe ich zur ggnzlichen Entfernung derselben die abgegossene Fllis- sigkeit so oft mit frisch geschmolzenem Chlorcalcium zu- sammengebracht , bis dieses darin vollkommen trocken blieb. Ich habe mich durch eine ganz gleiche Behand- lung von Essigiither, wie ich spiiter erwHbnen werde, iibeneugt, dafs es auf diesem Wege und ohne Destilla- tion gelingt , FlIissigkeiten, in denen Cblorcalcium nicht aufl6slich ist, vollkommen von Wasser und Weingeist zu befreien.

Nach der Rectification iiber Chlorcalcium in einem ganz trockeneo Apparate besak dieser Kllrper ein spec. Gewicht von 0,823 bei 20°, und sein Siedepunkt waF bei 27" 9"' Luftdruck: 95O,2 C.

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Auf die bekannte Art mit Kupferoxyd verbrannt, lie- ferten :

I. 0,397 0,860 Kohlenstiure und 0,400 Wasser 11. 0,400 0,862 - - - 0,417 - III. 0,388 0,830 - - - 0,394 ;

Diese Analysen geben in 100 Theilen:

I. 59,917 11,222 28,861

11. 111. 59,77 59,17 Kolilenstoff 11,58 11,28 Wasserstoff 28,65 29,G.L Sauerstoff.

Die Resulta.2 in den zwei letzten Analysen sind durch Verbrennung dieser Substanz erhalten worden, naclidem sie mehrmals iil>er Chlorcalcium rectiiicirt worden war; da sich hierdurch die Zahlen nicht gelindert haben, so kann man wohl daraus entnehmen, dafs der Kbrper was- ser- und weingeistfrei gewesen ist.

Wenn man diese Zahlen auf Volumtbeile berechnet, so hat man folgende theoretische Zusammensetzung:

8 Atome Kolilenstoff 611,496 59,72 18 - Wasserstoff 112,316 1497 3 - Sauerstoff 300,000 29,31.

Wenn man diese Zusarnmensetzung mit der des Al- kohols vergleicht, so ergiebt sich daraus ein directer Be- weis, dafs die Veriinderung, welche der Alkoholdampf durch Mitwirkung des Platinschwanes und durch die Auf- nahme von Sauerstoff erleidet, lediglich auf einer Oxy- dation des Wasserstoffs beruht; ein Verhalten, iiber mel- ches man hinsichtlich der Essigsaurebildung Ibngst nicht mehr im Zweifel ist.

Von 4 At. Alkohol werden namlich durch partielle Oxydation des Wasserstoffs 4 At. desselben und 1 At. Wasser hiweggenommen.

8C

GO9

SC+21H+40=4 At. Alkohol 6 H t l O =4 - Wasserstoff + 1 At. Wasser

S C t 18 H t 3 0 =1 At. Acetal.

Nach der Zusammensetzung des neuen Kbrpers lie- fcrt er durch fortgesetzte Oxydation und durch Hinzu- tritt von 6 At. Sauerstoff 2 At. Essigsaure und 3 At. Wasser; wiibrend aus 4 At. Alkohol mit 8 At. Sauer- stoff dieselbe Q ntitat Essigsaure, aber mit 6 At. Was- ser gebildet w i r y

Man kann ihn aber noch betrachten ah eine Ver- bindung von:

1 At. wasserfreier Essigsaure 4C+ 6€1+30 3 - Aether 12 C + 3 0 H + 3 0

16 C t 3 6 H t 6 0. Nach einer neuen von B e r z e 1 i us vorgeschlagenen

Betrachtungsweise der Zusammensetzung organischer Sub- stanzen, welche in der Natur dieser K8rper be,dndet ist (dicse Annalen, Bd. XXVI S. 484), 12Lt er sich end- lich noch als Aetherinoxydhydrat =2AeO+H* 0 be- trachtcn.

Die Art der Zusammensetzung mag nun seyn wie sie will, so hat D d b e r e i n e r die ibin mitgetheilte Ana- lyse auf eine andere Weise ausgedriickt *). Durch Hin- zufiigung von Wasserstoff verlndcrt er die Zahlen nach folgender Zusammensetzung:

60 Kohlenstoff 12 Wasserstoff 28 Sauerstoff

und berechnet daraus eine Verbindung, die aus 3 At. eiues bypothetisch - normalen Sauerstoffathers mit 2 At. Alkohol zusammengesetzt ware.

Wenn man auch zugeben mufs, dab die organiscben Analysen nicht dazu dienen sollen, urn das Atomgewicht

*) Annalen, Bd. XXV S. 183. A n d . d. Physik. Bd. 1O3.St.4. J. 1833. St.4. 40

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des Kohlen- und Wasserstoffs mit eben derselben Scharfe auszndrucken, als es bei Versuchen geschehen konnte, die mit aller deukbaren Genauigkeit angestellt worden sind , und bei deuen diese Bestimniuug das einzige Ziel war, wenn auch ein 8 Fehler von Proc. in dem Koh- lenstoffgehalte fur das theoretische Resultat ohne alle Ee- deutung ist, so bereclitigt uns docli nicrit der allergwing- ste Grund zu der Voraussetzung, dafs bei der Verbren- nung eines wasserstoffhaltigen Kilrpers weniger Wasser erhalten wordcn sey, als er in der That liefern mufste.

Iin Gegcntheil liegt gerade die einzige Unsicherheit bei Aiialysen von sticlistofffreien organischen Kbrpern darin, dali inan stets etwas inehr Wasser erhSilt, als man theoretiscli erhalten muhe , und alle Sorgfalt ist jederzeit darauf gerichtet, diescn IJeberschufs so klein als moglich zu machen, da er absolut uicht verinieden werdcn kann.

Wenn deshnlb D ii b e r e i n e r in meinen Analysen 0,7 Yroc. Wasserstoff weniger annimrnt , als ich erhalten habe, so setzt diefs voraiis, dafs nicht allein das ange- wendete Kupferoiyd absolut frei von hygroskopischer Feuchtigkcit gewesen sey, sondern dafs ich noch aufser- dem bei zwei Aiinlgseu 25 Millignn., und bei der drilten 15 Milligrni. Wasser verloren habc ; eine Voraussetzung, die ich fiir durchaus grundlos halte.

Es schcint mir nun, dafs der Name Sauerstofftather von der Zusaminensetzung dieses Kiirpers eine ganz un- richtige Vorstellung giebt, ich werde ihn in der Folge mit Acelol bezeichncn, als aus Alkohol bei der Essig- saurebildung entstanden.

L) il b e r e i n e r bemerkt ferner: Zu der Production, welche durch partielle Oxydation des Weingeistdampfes in Beruhrung mit Platinschwarz erzeugt werden, gehiirt das Han, in welclies das Acetal durch Aetzkali verwan- delt wird. Am leichtesten bildet sich dasselbe, wenn man in dem erwlhnten Apparat, anstatt rcinen Weingeist, lialihaltigen Weingeist in die untcre Schale gieht. Dfi-

61 1 b e r e i n e r hat die Bildung desselben ebenfalls bemerkt, als er kalihaltigen Weingeist dem Einflut der’Vo1tai’- schen SAule aussetzte; auch hat er, wiewohl vergebens, versucht, es durch Behandlung des Alkohols mit iiber- mangansaurem Kali knallend entstehen zu lassen.

Ueber die Bildung dieses sogenannten Hanes aus dem Acetal habe ich noch einige Versuche anzufuhrcn, aus denen hervorgeht , dafs es kein Zersetzungsproduct desselben ist, und dafs gerade hiermit vielleicht der Be- weis gefiihrt werden kann, d a t D ii b e r e in er’s allerer leicliter Sauerstoffiither mit dem Acetal nicht einerlei Na- tur seyn kann.

Dic Art der Bildung des Acctals vermittelst Platin- schwarz widerspricht fur sich nicht der Miiglichkcit, diese Substanz durch Destillation von Braunstein, Schwefekure und Weingeist danustellen; icli habe aber in dieser Be- ziehuiig vergebliche Versuche angestellt.

I)as Destillat, so wie man es nach der Vorschrift von D ii b e r e i n e r erhalt, besitzt einen von dem Acetal verschiedenen Geruch, und reducirt, fur sich oder mit htzammoniak vermischt, salpetcrsaures Silberoxgd; niit Zusatz von Kali erhilzt, entsteht soglet’ch das braune odcr gelbe H a m

Reines Acetal fur sich oder in Weingeist aufge- Idst, reducirt hingegen Silbersalze nicht, und wird es mit einer weingeistigen Aufliisung von Kali vermischt und ohne Zutritt der Luft erw%rmt, so bleibt es unverandert; 1aLt man es aber dalnit bei Zutritt der Luft kochen, so entsteht’ nach einiger Zeit braune Farbung, die bestln- dig zunimmt. Fiillt man zwei Glasriihren mit einer w-eiri- geistigen huflbsung von Kali, setzt Acetal zu und ver- schliefst die eine, wahrend die andere offen bleibt, so sieht man, dafs in der offenen Rbhre aich die Fliissig- keit von der Oberflkhe abwsrts immer dunkler farbt, bis sie zuletzt braun gewordeo ist; in der verschlosseneii Clasriihre bemcrkt man nicht die geringste Veranderung.

40 *

612 Die alkalisclie Fliissigkcit ninimt dabei einen seifenartigen widrigen Gcruch an. Wird diese Mischung in ein wei- tes Gefil's gebracht, welches durch eine gebogene Kiikre verschlossen ist , die in Wasser taucht, so sieht man an dcm Stcigcn des Wassers, dafs eine Sauerstoff-Llbsorption vor sich gelit.

Wiirde von dem Destillat etwa ein Drittel abdestil- lirt, iind dieses Drittel mit gepulvertem Clilorcalcium ge- siittigt, so schied sich nacli 12 Stunden cine atherartige Fliissigkeit ab, wclchc bei 36" C. in's Sieden kam, und deuinach nichts weiter sepn kounte, als AeBier. In ei- uein offenen Gcf:iLc verclampfle dieser Aether sogleich, ohiie cine Fliissigkeit zu hinterlassen, welche eineii 116- heren Sietlepiiilkt besafs. Dul'ch Verdainpfen an der Luft findet sich, nus eineui Geiniscli voii eincin Drittel Acetal iiiid zwei Drittel Acthcr, cler griifste Tbeil des Acetals nber itn Ruckstande wieder; ich habe erwglint, dafs das letztere erst bci 95O C. siedet. Ich habe iibrigens sclion friihcr erwiihnt, dnfs dcr auf diesem Wege erhaltene Acther eineii anderen Geriich als der gew6huliche be- sitzt.

Wenn man das Verhalten dcr Fliissigkeit, die man durch Destillntion eines Geinenges von Schwefelsaure, Brannstein nnd Weingeist erhiilt, init den Eigenschaften des Acetals vergleicht, so ergiebt sich, dafs in der erste- ren eine Materie enthalten seyn mufs, welche von dem Acetal in dem Sauerstoff verschieden ist, oder wenn man will, wclche aus dein Acetal durch Sauerstoffaufnahme erst gebildet wird.

Alle diese Versuche, Reden uud Gegenreden, las- sen noch gar Manches zu wiinschen iibrig; ich habe aber nicht die entfernteste Absicht gehabt, das Verhalten, des Acetals und das diirch Destillation von Braunstein, Schwe- felssure und Weingeist erhaltene Product zum Gegen- stand einer regelrechten und consequenten Untersuchiing zu machen, diefs uufs dem Entdecker iiberlassen bleiben.

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H o 1 z g e i s t.

Bei der Destillation des Holzessigs erhiilt man die- ses merkwurdige und dem Weingcist so abnliche Pro- duct sehr unrein , gefarbt durch eine pechnrlige Malerie und mit einem empyreumatischen Oele gemischt, welchcs liocli fluchriger ist, als der Holzgeist selbst, uud von dem es nach den bekanuten Methoden wohl noch nie voll- kommen getrennt worden ist

Die Scheidung dieses farblosen empyreumotisclieil Oels von dem Holzgeist gclingt hingegcn leicht, wenn inan ihn ziicrst rectificirt, und das Destillat alsdann mit Chlorcalciuin sHttigt.

Der Holzgeist lbst ntimlich, wie der Wcingeist, eiue betr:ichtliche Menge Chlorcalciiim auf, iind das brenzli- che Oel wird hierbei abgeschieden und sammelt sich auf der Oberflache der Fliissigkeit, von der es leicht abge- nowmen werden liann. Wenn mau zuletzt den Riick- stand im Wasserbade destillirt, wit der Vorsicht, daTs die erste Portion fur sich gesammelt wird, so erhalt man in dem, was nacblier ubergeht, reiuen Holzgeist, den n m durch fortgesctztc llcctificationen uber frisclies Chlorcal- ciom, bis sein Siedepunkt constant ist, von allem Was- ser befreit.

Der reine Holzgeist ist farblos, diinnflussig, von durchdringendem Aelhergeruch, iind von beifsscndcm pfef- ferartigen Ceschmacli, er siedet unter 29 Zoll Luftdluck bci 60° C., sein specifisches Gewicht ist bei IS" 0,804, er brennt mit einer wenig leuchtenden blaiieii Flamme.

Die Verbrennung init Kupferoxjtl gab nach den zwei ersten Rectificationen uber Chlorcalciuin L

I. 0,408 Holzgeist 1),710 Kohlensaure und 0,434 Wasser

Auf 100 .Theile berechnet, erhzlt mau:

11. 0,380 - 0,658 - - 0,397 -

614 1. 11.

48,11 47,89 Kohlenstoff 11,81 11,61 Wasserstoff 40,08 40,50 Sauerstoff.

Nach einer Rectification iiber Chlorcalcium wurde

0,560 Holzgeist 1,070 Kohlenslure 0,523 Wasser erhalten : 111. 1V. 0,468 - 0,962 - 0,471 - Nachdein der Holzgeist zum vierten Ma1 iiber Chlorcal- cium abgezogen worden war, lieferte seine Verbrennung: V. VI. 0,445 - 0,888 - 0,444 - Diese Resultate gebeii fur die Zusammensetzung des Holz- geistes in 100 Theilen:

0,353 Holzgeist 0,696 Kohleusiure 0,353 Wasser

111. 1v. v. v1. 54,747 54,753 Kohlenstoff IO,TB3 11,111 Wasserstoff 34,500 34,136 Sauerstoff.

Die Abweichungen in den Zahlen der vier letzten Analysen ist so unbedeutend, d d s man wohl berechtigt ist , den Holzgeist , welcher der Analyse untenvorfen ist, fiir wasserfrei zu halten. Bereclinet man darnach seine theorelische Zusauiiiiensetzung , so erhiilt man:

2 Atome Kohlenstoff 152,814 53,83 5 - Wasserstoff 31,190 10,97 1 - Sauerstoff 100,000 35,19

256,004.

Nach dieser Zusammensetzung lakt sich der Holzgeist be- trachten a h eiue Verbindung von

C H O I Atom Aether 4+10+l

mit 1 - Sauerstoff 4-1

Holzgeist 4 + 10 + 2.

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Die QnantitAt des Wasserstoffs betrtigt in der dritteo uiid vierten Analyse weniger, als die theoretische Zosam- wensetziing voraussetzt. Dieser FehIer liegt in der drit- ten Analyse, welche 144 W-asserstoff und 53,OS Kohlen- stoff gegeben hat; in der vierten, fiinften iiud sechsten Analyse wurden aber ganz ubereinstimmend 1 1 , l l Yroc. Wasserstoff erhalten. Diese Abweichung in der dritten Analyse kann nur einem Fehler in dem Abwagen der Substanz zugeschrieben werden.

Der in den zwei ersten hnalysen angewendete Holz- geist enthielt noch, wie es aus den andern hervorgeht, 6,5 Proc. Wasser, welcbes durch die wiederholten Recti- ficationen uber Chlorcalcium entfernt worden ist.

E s s i g i t h e r.

Das Verfahren, welches in dem Vorhergehenden zur Reinigung des Acetals vom Wasser und Weingeist an- geweudet worden ist, bestand darin, dafs man diese Flus- sigkeit so oft mit Stiicken von frisch geschmolzenem Chlor- calcium in Beriihrung brachte, bis dicses davon nicht mehr befeuchtet wurde. Chlorcalcium lost sich im Wein- geist ebeu so lcicht wic im Wasser auf, und es war dem- nach zu erwarten, dafs diese beiden Substanzen von ei- ner anderen , in welcher Chlorcalcium unauflliislich ist, absolut geschieden werden konnten.

Urn mich aber auf eine noch ubeizcugendere Weise von der Zweckmll'sigkeit dieses Reinigungsverfahrens zu iibeneugen, babe ich dieses Mittel auf einen Korper von bekannter Zusammensetzung angewendet, n:iuilich auf den Essiglther; und wenn ich die Analyse desselben hier an- fiihre, so hat diefs keinen anderen Zneck, als die Ueber- zeugung zu befestigen, dafs das Acetal, was auf die nam- liche Art gereinigt wurde, von beigemischtem Alkohd ganzlich befreit gewesen ist.

Da bis jetzt iiberdiefs die Resultate der Analyse der Aelherarten von D u m a s von keiner Seite direct bestatigt

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worden sind, so halte ich die Bekanntmachung dcrselben auch in dieser Hiiisiclit fur nicht ganz nutzlos.

Man weirs, daL D u m a s und E o u l l a y , um einer Beimischung von Aether und Weingeist gsiizlich zu be- gepen , concentrirte EssigsSure mit Weingeist destillirt, und den erhaltenen Essigather so lauge mit Wasser ge- waschen haben, bis sein Sierlepunkt constant gebliebeu ist; nach diesem Verfahren mufsten abcr inelir als 90 Procent clrs Essiglthers verloren gegeben werden.

Ich hebe den Essiglther durch Destillation von was- serfreiem Bleizucker, Schwefelsiiure und absoluteiii Alko- hol dargestellt, den rothen Aetlicr durch Schiitteln mit einer hufliisung von kohlensaurein Eatron von etwas bei- gemischter schweflichtcr SBure befreit, uud alsdann, ohne weiteres Wasclien mit Wasser, von beigeinischtein Wein- geist und Wasscr durch Digestion iiiit iinmer erneutem Chlorcalcium zii reinigen gesucht.

Die Verhlltnisse, welclie zur Darstellung des Essig- Sthers benutzt wurden, siiid den Mischungsgemicliten nach berechnet worden, und (lie Ausbcute ist so reichlich aus- gefallen, dak icb es nicht fur iiberflussig haltc, sic hier anzufuhrcn. 16 Th. wasserfrcier Bleizucker lieferten 6 Th. mit

Wasser abgeschie-

Die Destillation geschah in einem sehr bequemen Appa- rate, der in Geiger ’s Hnndbuch, neueste Auflage, ab- gebildet ist, und in welchem aller Verlust vermieden wer- den kann.

Der Bleizucker wurde, um ihn von seinem Krystall- wasser zn befreien, in einer Porcellanschale geschmolzen, und unter bestzndigem Umriihreii bis zur viilligen Trockne iiber offcnem Feuer eingedampft ; man erleidct bierbei ei- nen kleiiieu Verlust an Essigsaure, er ist aber so gering, d a k man darauf keine Riicksicht zu nelilnen braucht.

Durch Erwarmen bis zu 40° liCst sich der Essig-

t dencn Essiglther. 5 - Schwcfelszure 4; - absoluter Weingeist

617 ~tller, der crst bei 7 4 O siedet, von beigemischtem Aetber vol~kouimcn befreien.

Wenn man den EssigBther, so wie er mit Wasser abgescbieden worden ist, mit Chlorcalcium zusammen- brinst, so wird dieses fliissig oder feucht, indem es sicli iuit dein Weingeist und Wasser in dem Aether verbin- det; der Aelher schwimmt iiber demselbcn in Gestalt ei- ner Schicht ganz klarer Fliissigkeit, wclche sich mit Cblor- calciunilbsung nicht mischt, und welcbe keine Spur Chlor- calcium aufgeliist enthiilt. Diese Abscheidung hat aber ilire Griinzen; denn so wie der Essigiither vbllig von Weingeist und Wasser befrcit ist, so geht e r eine Ver- bindung mit dcm Cblorcalciiim ein.

Wenn man ganz reinen Essigiither mit Clilorcalcium schiittelt, so lilst sich eine betrlichtliche Menge davon auf, und das Gemenge wird in einem Augenblick dick und erstarrt ganzlich zu einem festen krystallinischcn Brei, melcher eine wabre chemiscbe Verbindung beidcr Sub- stanzen darstellt. Sctzt man dieser Masse nur einige Tropfen Wasser zu, so wird diese Verbiiidiing sogleich zersetzt, und der Acther scheidet sich els leichtcre Fliis- siglieit wicder ab.

Diese Verbindung, welche den Alkobolaten entspricbt, liifst sich durchaus nicht hervorbringen, so lange der Essig- ather nocb die geringste Spur Wasser enthllt; durch Er- hitzen derselben im Wasserbade IiiCst sich der Essigsther im Zustande der gr6tten Reinbeit abdestilliren, ohne daCs sic durch die Warme schmilzt.

Durch Pressen zwischcn Druckpapier 1Sfst sich diese Verbindung ganz trocken erhalten, an der Luft wird sie zersetzt, indem Esaigltber verdiinstet und Wasser an seine Stellc tritt, doch zerfliefst sie ganzlich erst nach einigen Studen.

0,583 Essigather lieferten 1,146 Kohlensaore und 0,505 Wasser, diefs giebt fur 100 Theile

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KoIiIenstoff 5447 Wasserstoff 9,67 Sauerstoff 35,86

Die tlieoretisclie Zusainmensetzung darnach berech- net, giebt:

5 Atome Kohlenstoff 16 - Wasserstoff 4 - Sauerstoff

oder eine Verbindung von: C H O

1 - wasserfreier Essigshre b+ 6+3 Essigiither 8+16+4.

1 Atom Aetlier 4+10+1

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VI. Ueher die Protlrlcte der Ztrsetzung des AIkohols durch Brom;

oon C. Lt 'w ig . (huszug m s den Annalen der Pharmacie, Bd. 111 S. 288.)

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Das Hauptresultat dieser Untersuchung ist die Kennt- uifs eines neuen aus Brom, Kohlenstoff und Sauerstoff bestehenden Kiirpers, der, weil er in seiner Zusammen- setzuog dem von L i e b i g entdeckten Chloral (S. Ann. Bd. XXIV. S. 252) analog ist, vom Verfasser Bromal genannt wird.

Die Eigenschaften des Bromals sind folgende: ES ist eine wasserhelle , fettig anzufiihlende, hiichst scharf, brennend und lange anhaltend schmeckende, eigenthiim- lich durchdringend riechende und die Aiigen heftig zu Tliranen reizende Pliissigkeit , welche auf Papier Fett- flecke macht, die aber uach einiger Zeit wieder verschwin- den. Es hat das specifische Gewicht 3,34, sicdet ober-