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635 uiiter einer Schicht von rauchender Salpetersiiure oder VOI~ schwefliger Saure aufbewahrte Schwefel lieferte bis 75 Proc. (unter Salpetersaure) und sogar bis 86 Proc. (schwefliger SYure) seines Gewichts an definitiv uiiliislichem Schwefel. Die vorstehenden Thatsachen bestatigen die Relation, die ich gesucht babe aufzustellen zwischen der Bildung des unliislichen Schwefels auf nassem Wege und der Bildung des analogen unter Einflufs der Warme erzeugten un- liislichen Schwefels. Sie beweisen uberdiefs, dafs wenu der pliitzlich erkaltete Schwefel sich auch vermbge der Umstande bei der Erkaltung nicht vollstiindig in uii1i)sli- clien Schwefel verwaiideln kann, er sich doch, wenn man unter zweckmaligen Bedingungen operirt , zum grofsten Theil in der unliislichen Form erhalten lalst. XVII. lieber dm Bor; con ~i Sainte Claire neville untl F. Wchler. (Aus dem Bande V11 der Abhandl. der K. Gesellscli. d. Wissenscli. zu Gottingen, von den Verfassern mitgetheilt.) Das Radical der Borsaure ist bekanntlich zuerst im Jahre 1808 von Gay-Lussac und ThCnard isolirt, und spii- ter, 1824, von Berzelius naher untersucbt worden. Sie erhielten es aber nur in einem wenig charakterisirten, pul- verfiirmigen Zastande, man konnte keine Ahnung habeii von der Form, in der es sich im dichten und krystallini- schen Zustande zeigen wiirde, den wohl alle starren Grund- stoffe anzunehmen Cihig sind, und in dem eiu G r u ~ ~ d s t d f aiich in anderer als blofs chemischer Hinsicht Iiiteresse zu erregen vermag. Nach Untersuchungen, welche jeder von uns 'fur sich begann und die wir dann gemeinschaftlich fortsetzten, kbnnen wir jetzt darthun, dafs das Bor, analog dem Kohlenstoff und dem Silicium, in verschiedenen Zu- standen erhalten werden kann, in einem amorpheu, pulver- fiirmigen, einem krystallisirten, graphitformigen, und einem krystallisirten, diamantformigeu Zustand.

Ueber das Bor

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uiiter einer Schicht von rauchender Salpetersiiure oder V O I ~

schwefliger Saure aufbewahrte Schwefel lieferte bis 75 Proc. (unter Salpetersaure) und sogar bis 86 Proc. (schwefliger SYure) seines Gewichts an definitiv uiiliislichem Schwefel.

Die vorstehenden Thatsachen bestatigen die Relation, die ich gesucht babe aufzustellen zwischen der Bildung des unliislichen Schwefels auf nassem Wege und der Bildung des analogen unter Einflufs der Warme erzeugten un- liislichen Schwefels. Sie beweisen uberdiefs, dafs wenu der pliitzlich erkaltete Schwefel sich auch vermbge der Umstande bei der Erkaltung nicht vollstiindig in uii1i)sli- clien Schwefel verwaiideln kann, er sich doch, wenn man unter zweckmaligen Bedingungen operirt , zum grofsten Theil in der unliislichen Form erhalten lalst.

XVII. lieber d m Bor; con ~i Sainte C l a i r e n e v i l l e untl F. W c h l e r . (Aus dem Bande V11 der Abhandl. der K. Gesellscli. d. Wissenscli. zu

Gottingen, von den Verfassern mitgetheilt.)

D a s Radical der Borsaure ist bekanntlich zuerst im Jahre 1808 von G a y - L u s s a c und T h C n a r d isolirt, und spii- ter, 1824, von B e r z e l i u s naher untersucbt worden. Sie erhielten es aber nur in einem wenig charakterisirten, pul- verfiirmigen Zastande, man konnte keine Ahnung habeii von der Form, in der es sich im dichten und krystallini- schen Zustande zeigen wiirde, den wohl alle starren Grund- stoffe anzunehmen Cihig sind, und in dem eiu G r u ~ ~ d s t d f aiich in anderer als blofs chemischer Hinsicht Iiiteresse zu erregen vermag. Nach Untersuchungen, welche jeder von uns 'fur sich begann und die wir dann gemeinschaftlich fortsetzten, kbnnen wir jetzt darthun, dafs das Bor, analog dem Kohlenstoff und dem Silicium, in verschiedenen Zu- standen erhalten werden kann, in einem amorpheu, pulver- fiirmigen, einem krystallisirten, graphitformigen, und einem krystallisirten, diamantformigeu Zustand.

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1. Amorphes Bor. Es wird bekanntlich durch Zer- sehung von Fluorborgas oder Fluorborkalium durch Ka- lium dargestellt. Es bildet ein unbestimurt braunes Pulver. Wir haben dern, was B e r z e l i u s dariiber anfiibrt, Nichts liinzuzufiigeu; wir heben nur hervor, dafs es heim Erhitzeu an der Luft sich noch vor dem Gliihen entziindet und lebhaft, wicwohl nicht vollstandig, verbrennt, und dafs wir es zu- weileii als vollkommen schwarzes Pulver erhielten.

2. Graphitfiimiges Bor. Es ist halhmetallglanzend, Shnlich dem Graphit oder detn krystallinischen Eisenoxyd, aber mit einem deutlichen Scheiii ins blasse Kopferroth. Es bildet diiiine sechsseitige Tafeln, die walirscheinlich Seg- lnente von regriliireii OctaEdern sind ; ineiet erhalt man es aber nur in Gestalt feiner glanzender Krystallblattchen von nicht bestimmbarer Form, und es bildet danu eiii schim- mcrndes graues I<rystnllpulver init einem Scliein iiis Riitlr- Iiche. Es ist vollkommen undurchsichtig. An der Luft zum Gliiheii erhitzt, verbreniit es nicht, und scheint sicli iiberhaupt nicht zu verandern, wahrend das amorphe so leicht verbreunt. Es wird weder voii Sauren noch von Alkalien aufgel0st.

In dieser Form erhalt man es, wenu uian Aluminium i n einein Strome voii Chlorborgas lliigere Zeit geschmolzeii erhalt. Das Metall iiilnmt iiur wenig Bor auf, aber zer- bricht man es nachher, so bemerkt man auf seiiien 'Brucli- flachen , ahnlich wie Graphitblatter im Roheisen, oft ziern- lich grofse, blafs kupferrothe Krystallblatter von Bor, welche bei der Aufliisung des Aliiminiums in Chlorwasserstoffsaure zuriickbleiben.

W i r erhielten es ferner, wiewohl nur aIs fein schup- piges Krystallpulver , indem wir in eiiiem Porcellantiegel 8 Th. Fluorborkalium, gemengt mit einem Flufs aus 9 TI]. Chlorkaliuni, uiid 7 Th. Chlornatrium, mit 5- Th. Alumi- nium bei Silberschnielzhitze zusamrnen8ch~o~~en, und un- gefahr eiiie halbe Stunde in dieser Temperatur erhielten. Obgleich die angewaiidte Menge VOII Aluminium fast das Dreifache war von der, welche nathig ist, um das iiur

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6,6 Proc. betragende Bor im Salz zu reduciren, so fauden wir doch in der wohl geflossenen Schlacke eiue nur un- vollstandig geschmolzeue metallische Masse, alinlich feiok8r- nigem grauem Koheisen, welche aber hei der Behaudlung mit Chlorwasserstoffsaure und spater noch mit Flufsslure, das Bor in feinen schwarzgrauen Krystallschuppen zuriick- liefs. Auch bei mehren andern Versuchen der Art zeigte sich, dafs das Aluminiuin durch Aufuahme von Bor sehr viel strengflksiger wird. Zuweilen waren die erhaltenen metallischen Massen mit Blasenrlumen erfiillt, deren Wande mit grofsen metallglanzenden Bllttern von Bor ausgeklei- det waren. Diefs war besonders bei einem Versuche der Fall, bei dem wir ein Gemenge von 15 Th. wasserfreier Borsaure, 10 Th. Flufsspath und 2 Th. Aluminium zusam- menschmolzen, wobei indefs ebenfalls kein scharf getreun- ter Regulus I sonderii nur eine gesinterte Metallmasse er- halten wurde. Ein gutes Resultat erhielten wir auch heim Zusammenschmelzen von Aluminium mit Borsaure und Kryo- lith uuter Zusatz des Geinenges von Chlorkaliuni und Chlor- natrium. Immer aber mufs das Aluminium in grofsem Ueber- schufs angewandt und viel geopfert werden, um nur kleine Mengen von Bor zu erhalteu. Es scheint, daL, ahnlich wie beim Silicium, nur das Alumiuiuni fahig ist, das Bor in diese krystallinische Form zu versetzen. Bei Versuchen, dasselbe aus Fluorhorkalium mit Magnesium zu reduciren, wurde es in derselben schwarzen amorphen Form erhalten, wie bei der Keduction mit Natrium; eben so, als ein Ge- menge von Borsaure, Kryolith und Natrium mit Zusatz von Chlorkalium-ll’atrium, zusammengeschmolzen wurde. - Stickstoffbor, unter einer Decke von Chlorkalium mit Alu- minium zusammengeschmolzen, blieb unverandert.

3. Diamantformiges Bor. In diesem merkwiirdigeii Zu- stande bildet das Bor durchsichtige Krystalle von dem Glanze und der HIrte des Diamants. Man erhalt es, indem man 80 Grm. Aluminium in ganzen Stucken mit 100 Grm. geschmolzener wasserfreier Borsaure bei einer Temperatur zusammenschmilzt, bei welcher Nickel leicht in F h € s gerath.

638 Es gescbiebt d i e t in einem der Tiegel von dicbter Kohle, die von dem einen von uns friiber beschrieben wurden. Derselbe, bedeckt mit einer Kohlenplatte , wird in einen bessiscben oder Grapbit- Tiegel gestellt, der Zwiscbenraum rnit Koblenpulver ausgefiillt, und ein Deckel mit einem schwer schmelzbaren Kitt aufgeklebt. Man giebt vier bis frinf Stunden lang die starkste Hitze, die man in einem Windofen mit hohem Scbornstein bei Anwendung eines Gemenges von Coaks und Holzkohlen hervorhritigen kanu. Nach dem Erkalten zerscblagt man die Tiegel; man findet d a m zwei deutlich getrenntc Schichten darin, deren eine glasig ist und aus Borsiiure und Thonerde besteht, wah- rend die andere metallisch, eisengrau und blasig aussieht, und mit kleinen sehr gllnzenden Krystallen yon Bor be- setzt ist. Letztere bestebt aus Aluminium, dafs dnrch seinc ganze Masse hindurch mit krystallisirtem Bor durchdrun- gen ist. Die metallische Masse wird mit miifsig starker Natronlauge erhitzt, welcbe das Aluminium auflbst, dann zur Entfernung von Eisen (aus dem letztereu) mit beifser Salzsaure und zuletzt mit einem Gemisch von Flufsdure und Salpetersaure behandelt , um etwa noch vorhandenes Silicium wepunehmen. Das zugleich gebildete graphitfiir- mige Bor ist leicht von den Krystallen zu trennen, da es in feinen Bliittchen Iiinger in der Fliissigkeit suspendirt bleibt. Die Krystalle, die man so erhiilt, sind mit Stiick- cben von krystallinischer Thonerde gemengt und tbeils da- mit verwachsen, die man, so weit es mi3glich ist, auslesen kann, aber deren Entfernung durch cbemische Mittel uns nicht gelungen ist.

Die Krystalle des durcbsichtigen Bors sind tbeils dun- kelbraunrotb, tbeils boniggelb bis fast farblos , und zeigeu eineu Glanz und ein Lichtbrecbungsvermirgen, die mit de- nen des Diamants vergleichbar sind. Mancbe Krystalle sind so tief gefiirbt, dafs sie schwarz und metallgllnzend erscheinen. Es ist zu vermutben, dafs wenn es. geliugt, das Bor in grofsen und farblosen Krystallen zu erhalten, es ganz das Aussehen des Diama~~ts und die an diesem

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Edelstein durch Reflexion und Refraction bewirkten Licht- effecte zeigen wiirde.

Das specifische Gewicht dieses Bors ist 2,68 also etwas hbher als das des Siliciums. Es ist bemerkenswerth, dafs wahreiid das specifische Gewicht der Kieselsiiure hbher ist als das des Siliciums, das der Borsaure betriiglich niedriger ist als das des Bors in dieser Form, lhnlich wie das spe- cifische Gewicht des Diamants sehr hoch ist im Verhiilt- nifs zu dem der liquiden Kohlenshre. Leider war es uns noch nicht mbglich das specifische Gewicht des Bors in der Graphitform festzustellen. Zur Vergleichung wollen wir noch an das specifische Gewicht der Thonerde erin- nern, das fast zwei Drittel holier ist als das des Alu- miniums.

Die Harte des Bors ist bei verschiedenen IGystallen ziemlich uugleich, doch stets weit grbfser als die des Ko- runds, den es wit Leichtigkeit ritzt. Bei manchen Kry- stallen ist sie gleich der des Diamants. W i r kominien unten bierauf noch naher zuriick.

Die verschieden gefarbten Krystalle des Bors scheinen einerlei Grundform zu haben. Diese ist ein quadratisches Prisma, an welchem, berechnet nach der Neigung der Fla- chen des am starksten ausgebildeten Octaeders, die Haupt- axe zu den Nebenaxen im Verhaltnifs 0,577 zu 1 steht. Die an dem gemessenen Krystall beobachteten Formen sind:

zwei Octaeder (i i i) (22 i), welche auf die Kanten der Ba- sis aufgesetzt sind, das Prisma ( i i 0 ) ein zweites Prisma (loo), dessen Fl5cheti die Kanten des ersteren abstumpfen. Nach den Neigungen dieser Flachen kann man das Bor als isomorph mit dem Zinn betracbten. Diese Bemerkung wurde gleichzeitig von den HH. S e l l a und S a r t o r i u s v. W a l - t e rs h a u s e n gemacht , die mit der nlheren krystallogra- pbischen Restimmung der zum Theil sehr verwickeIten For- men des Bors beschaftigt sind und ihre Beobachtungen dar- fiber publiciren werden. Die von uns selbst gefundenen Winkel (der Normalen der Flachen) sind:

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gefunden. bereclmct. - - 110 zu 2 2 1 3 1 O 29'

227 zU 1 1 1 1 9 O 36' Der aneinander liegenden Flrichen

des OctaCders 1 1 1 7 7 O 50' 7 7 O 50' Der abwechselnden Flgchen 530 530 2' Der neben einander liegenden Fla-

chen der beiden Prismen i i0, 100 4 5 O Der abwechselnden Fllichen 900

- - -

- - -

Das Bor in dieser Form ist sehr schwer oxydirbar. Beim GlUhen an der Luft laufen die Krystalle gelb und blau an , vollkommen wie Stahl, ohne sich dann inerklicli weiter zu ver8ndern. Iu Sauerstoffgas oxydirt es sicb bei der Temperatur, bei der der Diainant verbrennt, jedoch ebenfalls nur oberflkhlich, iudem die sich bildende diinne, aber wahrnehmbare Schicht von Borsriure die weitere 0x3" datiou verhindert.

Erhitzt man die Krystalle vor dem Lbthrohre auf Pla- tinblech, so wird dasselbe augenblicklich durchlikhert, in- dem sich ein leicht schmelzbares, silberweifses Borplatin bildet. Dieses ist eine sehr eharakteristische Eigenschaft, die auch den andern Modificationen des Bors eigenthiim- lich ist. Wir erhielten diese, wie es, scheint, an Bor nur sehr arme Verbindung in wohl geflossenen Kugelu, als wir ein Gemenge von Platinpulver und amorphem Bor uuter einer Decke von Borax bei Silberschmelzhitze zusammen- schmolzen, ferner als wir Platinschwamm mit eiu Viertel seines Gewichts Aluminium unter einer Decke *on Bor- saure der Nickelschmelzhitze aussetzten. Unter einer wei- t e n Schlncke fand sich borhaltiges blasiges Aluminium und darunter ein wohl geflossener Regulus vou spradeln Bor- platin. Die innere Wand der Aluminiumblase war mit grofsen Blattern von blah rathlichem graphitformigem Bor ausgekleidet, das sich iiberall auch auf dem grofsen bltitt- rigen Bruche zeigte und bei der A u f b u n g in Salzsaure in allsehlilicher Menge zuriickblieb.

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Auch mit Palladium bildet das Bor eine leicht schmelz- bare, silberweifse Verbindung, die wir, gleich der des Pla- tins, nsher untersuchen werden.

Im trocknen Chlorgas zum Gliihen erhitzt , entziindet sich das krystallisirte Bor und verbreunt, zum Theil unter sehr lebhafter Feuererscheinung, zu Chlorborgas.

Die Sauren zeigen weder fur sich noch vermischt eine Eiuwirkung aiif das krystallisirte Bor. Nur bei starker Rothgliibhitze wird es von zweifach-schwefelsaurem Kali oxydirt.

Ebenso unversnderlich ist es in conceutrirter siedender Natronlauge, die doch das Silicium oxydirt. Von schmel- zendem Natronhydrat und kolileusaureln Natrou dagegen wird es bei Gliilrhitze langsam aufgelost. Aber Salpeter scheint bei dieser Temperatur nicht darauf zu wirkeu.

Bei dem naheren Studiiim der verschieden aussehenden Krystalle des diamantfarmigen Bors haben wir dreierlei Variet8ten erkannt, die, wie gesagt, einerlei Grundform zu haben scheinen , deren verschiedene physikalische Eigen- schaften aber von variireudeu fremden Beimischungen be- dingt werden. W i r wollen sie im Folgendeu eiiizeln be- trachten :

a. Diese Art Bor bildet schwarze flache Krystalle von vollkommenem Diamantglanz; sie sind undurchsichtig, und nur in diinnen Splittern durch~cheinend. Sie haben einen deutlichen BlatterdurEhgang rind sind ziemlich zerbrechlich, aber ihre Hgrte ist sehr bedeutead, sic greifen den Dia- mant an. Eiu Diamant mit natiirlichen FIacben, welcher auch durch Diamantpulver nur sehr langsam angegriffen wird, liefs sich mittelst Bor an den Kanten iu der Art ab- schleifen, dafs vorher daran vorhandene Vertiefungen und ErhBhungen ganz verschwanden. Hr. G u i l l o t , ein ge- schickter Steinschlcifcr zu Paris, welcher diese Versuche in seiner Werkstatt amtellen liefs und sie mit Aufmerksam- keit verfolgte, theilte UUS mit , dafs das Bor, wiewohl es den Diamant angreift, doch langsamer darauf einwirkt als Diamantpulver, und dafs nach Verlauf einer gewissen Zeit,

Poggendorff’s Annal. Rd. C. 41

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das Werkzeug, auf welches das Borpulver aufgetragen ist, sich verschmiert, was ftir dieses Bor eine geringere Harte als fur den Diamant anzeigt; diese Varieat des Bors scheiiit sich jedesmal zu bilden, wenn man bei der Darstellung des- selben die Borsaure und das Aluminium nur k u n e Zeit und bei nicht zu hoher Temperatur in Berlihrung I%&; doch sind wir hiernber noch nicht ganz sicher. Bei der Analpse wurde darin gefunden :

Kohlenstoff 2,4 Bor 97,6

100,o.

Die Analgse geschah auf folgende Weise: das in einem Schiffchen von Platin oder Porzellan bcfindliche und abge- wogene Bor wurde in ein langes Rohr von biihmischein Glase geschoben und darin bis zum Erweichen des Glases in einen durch Schwefelsaure und Chlorcalcium getrockne- ten Strom von Chlorgas erhitzt, bis kein Theilchen mehr brannte. Es bildete sich Chlorborgas, welches an der Luft dicke Nebel bildete, und es blieb schwane, amorphe Kohle, zuweilen noch in der Form der Krystalle, zurtick, die ge- wogen und uachher in einem Strorne von Sauerstoff 211

Kohlensiiure verbrannt wurde. W i r erhielten bierbei stets eine kleine Menge eines gelblichen Sublimats, welches sich in Wasser unter Erhitzung . zu Chlorwasserstoffsliire nnd B o r s h r e auflbste und wahrscheinlich ein auf Kosten von einem Rest von Luft oder Feuchtigkeit gebildetes Boroxg. chlorid ist, das auch bei der gewbhnlichen Darstellung des Chlorbors entstebt und das wir spater zu untersuchen beab- sichtigen. Oefter fanden wir in diesem Sublimat auch Chloraluminium. Es lost sich dann in Wasser unter star- ker Erhitzung uqd unter Abscheidung einer weifsen Sub- stanz, die Borsgure war, und die sich allmlhlich ganz auf- Idste. Aus der Auflbsung fdllte dann Ammoniak Thonerde- hydrat. Als ein anderer Theil verdunstet wurde, blieb eine durchsichtige amorphe Substnnz, die bei der Aufltisuug in wenig Wasser feine Krystallschuppen von Borslure hio-

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terliefs. Dieses Sublimat scbeint demnach eine Verbindung von Chloraluminium mit Cblorbor zu seyn.

6. Die zweite Varietat. des Bors bildet fast farblose, durchsichtige Krystalle, welche als lange, sagenfilrmig aus- gezackte Prismen an einander gereiht sind. Mancbmal fin- det man sehr kleine Krystalle, welche wirkliche Prismen sind und an deli Enden acht Flachen zeigen, die wahr- scheinlich den oben erwahnten Octaedern angehgren. Sie sind im hohen Grade diamantglanzend, aber ihre Harte ist etwas geriiiger als die der vorhergehenden Varietat. Auch scbeinen Sluren, namentlich Kilnigswasser, bei langer an- dauernder Einwirkung ihre Oberflache etwas anzugreifen. Diese Krystalle bilden sich jedesmal, wenn man Borsaure mit einem Ueberschufs von Aluminium in einem Kohlen- tiegel lange Zeit einer Temperatur ilussetzt, welcher der lufsere Tiegel ofters nicht wiedersteht.

Die Zusammensetzung dieser A r t Bor zeigte sich sehr schwankend. Die folgende Analyse giebt eine Vorstellung von dem durchschnittlichen Verhaltnifs der darin enthalte- nen Bestandtheile; sie wurde mit sehr schijnen, ausgesuch- ten Krystallen aogestellt:

Kohlenstoff 4,2 Aluminium 6,4 Bor S9,L

100,o Wenn es gelingt, etwas voluminilse Krystalle, die nicht

Zusaminenwaclisuogen einzelner Individuen sind , von die- ser Substanz darzustellen, so wird sie gewifs a h Edelstein Anwcndung finden kilnnen.

c. Die harteste Varietat des Bors, die noch bei wei- tem barter ist als die zuerst besprochene, wird erhalten, indem man wiederliolt uberschiissige Borsaure auf Alumi- nium bei so boher Teinperatur einwirken lafst, dab die Borsaure sehr rasch verfluchtigt wird; um 1 bis 2 Grm. dieser Varietat zu erhalten, mufs man in einem Tiegel von dichter Kohle 20 bis 30 Grm. Borslure verfltichtigen und jedesmal 2 bis 3 Stunden erhitzeii. Es bleibt danii in dem

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Tiegel eine blasige Masse von rother, ins lie11 -chocolade- farbene ziehender Farbe, welche der Varietat des Dianiants, die als Bor bezeichnet wird, ganz abiilich sieht. Dieselbe ist mit stark glBnzcnden Borkrystallen bedeckt, welclie man durch Behandlung mit Natronlauge und Salzsgure von Alu- minium uiid Eisen befreit. Leider hfs t sich das &or auf diese Art nicht von der Thonerde befreicn, die es durch- zieht und deren Gegenwart leicbt zu erkennen ist. Des- halb k6nnen wir auf die Aualysc dieser Art -bier Nicbts geben, obgleich tins dieselbe von allen drei Varietaten die harteste und darutn merkwiirdigste zu seyn scheiut. Denn es ist zu bedenken, dafs die Tlioiierde in Gegenwart das Kohlenstoffs, welchen das Ror enthllt, nnd vielleiclit durch dieses selbst, in Chlorgas Kohlenoxyd oder Borsaurc und Chloraluminium geben kaon. Bei den andera Aiialysea hnben wir durch sorgfgltige Auslesung der Krystalle diese Felilerquelle nifiglichst zu vermeiden gesucht.

Dicse Art Bor zeigt eich unter dem Mikroskop als ganz und gar aus kleinen Krystallen bestehend; schon init blo- Gem Auge lassen sie sich erkennen, wiewohl sic nur so klein sind, dafs sie sich der Messung entzieheu. Die Harte dieses Kbrpers ist so grofs, dafs sie, nach Hrn. G u i l lo t , der des Diamants nicht nachsteht, und wenu man ihn zutii Schleifen anwendet, er nacbher denselben Grad vou Fein- heit wie vorher zeigt, was, wie es scbeint, etwas deni gu- ten Diamantpulver Eigenthilmliches ist. Es 1afst siclt iiur init aufserster Schwierigkeit zerdrticken und bietet, auch in dieser Beziehnng die grafste Aehnlichkeit mit der Art Dia- tiiant dar, welche die Steinschleifer ale Bowr bezeichnen.

W i r haben nocb darauf einzugehen, wie die Resultate der oben angegebcnen Analysen aufznfassen sind. Uer Kohleostoff, welcben wir in den Borkrystallen gefunden haben, mufs nothwendig als Diamant in denselben entbal- ten seyn. neon wie aua allen unsern Analgsen hervorgeht, scheint in dem Maafse, wie der Gehalt an Kohlenstoff zunimmt, auch die Durchsichtigkeit zuzunehmen, und andrer- seits weirs man, dafs einige Tausendtheile schwaner Koltle,

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und selbst noch weiiiger, hinreichen Glasmassen, in wel- chen man den Kohlenstoff nicht mit der durch ihn gefsrb- ten Stibstanz verbrinden annehmen kann, intensiv dunkel hrben 1). Man mufs atifscrdein nuch annehmen, dafs der Kohlenstoff init clem Bor, obgleich er davon i n seiner Kry- stallform abweicht, zusammen krystallisirt ist. Diese An- nahme steht im Eiiiklang mit einigen Thatsachen, iiach wel- cheii eine Substanz, wenil i n vorherrschender Mengc vor- handen, anderen Substanzen, mit welchen sic gewissc Ana- logien in dem chemischea Vcrhalten hat, ihre Krystallforin gleichsam aiifzwingeu kann. Der Thonerdegehalt eiiiiger Hornblendarten giebt hierfiir ein Beispiel ah. Aufserdeln steht es noch gar nicht fest, ob nicht der Diamant, wie mancher der natiirlich vorkommenden Karper, diniorph seg und unter noch unbekannten Umstandea die Form des Bors aiinchmen kbnne. Der selenhaltige Sciiwefel, welchen man aus einer Lfisung von Selen rind Scbwefel in Schwefelkoh- lenstoff krystallirt erhalten kann, bietet etwas Analoges. Der Schwefel wird alsdann, wenn man gewisse Vorsichts- mafsregeln beobachtet, selenhaltig. Die Menge des ihm beigemischten Selens kann bei dessen geriiiger Laslichkeit, nur klein seyn, aher die Anwesenheit des Selens, dessen Krystallforin doch von der des Scbwefels verschieden ist, Iafst sich in dem so dargestellten Schwefel, dessen Winkel mit den von M i t s c h e r l i c h fiir den rhombischen Schwe- fel angegebenen iibereinstimmend gefunden wurden, sehr leicht qualitativ nachweisen.

Uebrigens bedarf der Isomorphismus der einfachen Kar- per und das Zusammenkrystallisiren derselben noch experi- menteller Untersuchungen, dic mit der kleinen Zahl sol- cher Substanzen anzustellen waren, welche sich beziiglich ihres chelnischen Verhalteus so nahe stehen, d a t sie sich uicht nach festen AequivalentverhaItnissen, sondern zu blo-

1 ) In Betrerf der schwarzen Farbe gcwisser Borkrystalle kijnote man aueh vermutlien, d& sie Ton amorphcm Bor rerursacht werdc, denn wir ha- ben gefunden, d& z. B. schmelzeode Borsaure Ton einer rclir klcincn IIenge amorplien Bors schwara gcfjrbt wird.

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Len Mischuugen mit einander vereinigen. In dieser Art kbnnten der Kohlenstoff, das Bor uud das Silicium I ) sich gegenseitig aufliisen, ohne feste Verbindungen 'einzugehen, uud in dem brystallisirten Bor enthalten seyn, ohne dessen Krystallform zu Hndern.

Diese Bemerkungen finden Anwendung auf das Alu- minium, dessen Anwesenheit in dem Bor nach sehr ver- lnderlichen Verhliltaissen (von 0 bis 13 Proc.) niemals eine wahre chernische Verbindung anzeigt. Denn &em Gehalt z. B. von 13 Proc. wfirde die Formel A1B8 entsprechen, was eine sehr unwahracheinliche Zwammensetzung ware. Diese neue Thatsache wird, wie wir hoffen, dazu beitragen, die Bedingungen erkennen zu lassen, unter welchen man die chemisch-einfachen K6rper als isomorph betrachten kann ; sie kauti auch die von dew einen von uns schon ausge- sprocheiie Ansicht unterstiitzen, nach welcher das Alumi- nium wit demselben Recht mit dem Kohlenstoff und dem Bor in eine Reihe zu setzen ware, mit welchem das An- timon mit dem Phosphor und dem Stickstoff in eine Reibe gestellt wird.

XVIII. Ueber die Krystulvorm des diamantartigen Bors.

E i n e Abhandlung Uber die Krystallform einiger Platin- salze, welche Hr. Q u i n t i n o S e l l a kiinlich in den Nm. della R. accad. della scieme di Torino, Ser. 11, T. XVII (1857) veraffeutlicht hat '), enthliIt einen Zusatz fiber die Krystallform des diamantartigen Bors, atis welchem bier Folgendes mitgetheilt seyn mag.

1 ) In dcr That haben s i r in einigm Arten dcr krystallirirten Bors Sili-

2 ) Sie war mir bereits vom Hrn. Verf. iiberrandt, als ieb die vorhcrgb cium nachweiren konnen.

hende Arbeit der HH. D e r i l l e und W d l i l o r empfiog. P.