12
uber das Ehlorzink. (Studien iiber die Liisliohgeit der Salae XIV.) Von F. MYLIUS und R. UIETZ. Mittdung aue der Phy8ik.-Techniachen Reichranstalt. Mit 4 Fignren im Text. Vor 5 &&en hat R. DIETZ' eine Reihe ron Beobachtungen ikbw die Losliahkeit der Halogensalze des Zinks und Kadmiume migetedt und dabei den Schwerpnnkt auf die Vergleichung der verschiedenen Salze gelegt. Bei dem Zinkchlorid fmd sich aufser der wasserfreien Form eine Reihe von Hydraten, welche bestimmte Schmelzpunkte aufwiesen und bei der Dsrstellung der Loalichkeit einen mehrfach gebrochenen Kurveasug bilde ten. ,,Ob tatsihhlioh die bezeichneten Schmelzpunkte mit den Uber- gangspunkten zusammenfallen, bezw. wieviel Temperaturgrade die Abweichung betrhgt, ist nicht mit Sicherheit festgeetellt word~n.'~ a Wegen der ,grolsen Liislichkeit des Chlorzinks erwies sich die Be- dibmung der Einzelkurven als besonders schwierig und bieb daher einer epliteren Uaterauchung vorbehalten. Auf Grund neuer Beob- achtungen Rind wir jetzt in der Lage, die altere Untersuchung wesentlich zu vervollst&ndigen. Das Zinkchlorid geh6rt zu den am leichtesten loslichen $&en. Die verachiedenen Formen, das Anhydrid und die Hydrate, haben eine strtrke Verwsndschaft num W&sser, welche sich in Wiirmeent- wickelung hlsert, und rtue beobwchteten Hristdgattungen zerfliefaen aohnell an der Luft. Es scheint uns sicher, dafs die Loaungen VOF- wiegend hydratiache SalzmolekUIe enthalten. R. DIEITS, 2. amorg, Chm. 20 (1889), 240, 1, c, 8. 247. 2. anorg, Chem, Bd. 44. 14

Über das Chlorzink. (Studien über die Löslichkeit der Salze XIV.)

Embed Size (px)

Citation preview

uber das Ehlorzink. (Studien iiber die Liisliohgeit der Salae XIV.)

Von

F. MYLIUS und R. UIETZ. Mittdung aue der Phy8ik.-Techniachen Reichranstalt.

Mit 4 Fignren im Text.

Vor 5 &&en hat R. DIETZ' eine Reihe ron Beobachtungen ikbw die Losliahkeit der Halogensalze des Zinks und Kadmiume migetedt und dabei den Schwerpnnkt auf die Vergleichung der verschiedenen Salze gelegt.

Bei dem Zinkchlorid fmd sich aufser der wasserfreien Form eine Reihe von Hydraten, welche bestimmte Schmelzpunkte aufwiesen und bei der Dsrstellung der Loalichkeit einen mehrfach gebrochenen Kurveasug bilde ten.

,,Ob tatsihhlioh die bezeichneten Schmelzpunkte mit den Uber- gangspunkten zusammenfallen, bezw. wieviel Temperaturgrade die Abweichung betrhgt, ist nicht mit Sicherheit festgeetellt word~n . '~ a

Wegen der ,grolsen Liislichkeit des Chlorzinks erwies sich die Be- dibmung der Einzelkurven als besonders schwierig und bieb daher einer epliteren Uaterauchung vorbehalten. Auf Grund neuer Beob- achtungen Rind wir jetzt in der Lage, die altere Untersuchung wesentlich zu vervollst&ndigen.

Das Zinkchlorid geh6rt zu den am leichtesten loslichen $&en. Die verachiedenen Formen, das Anhydrid und die Hydrate, haben eine strtrke Verwsndschaft num W&sser, welche sich in Wiirmeent- wickelung hlsert, und rtue beobwchteten Hristdgattungen zerfliefaen aohnell an der Luft. Es scheint uns sicher, dafs die Loaungen VOF-

wiegend hydratiache SalzmolekUIe enthalten. R. DIEITS, 2. amorg, Chm. 20 (1889), 240, 1, c, 8. 247.

2. anorg, Chem, Bd. 44. 14

- 210 -

Ala die wasse r re i chs t e Salzform galt bis jetzt das Trihydrat ZnCI, + 3 H,O, welches bei 6.5 O schmilzt; unterhalb -30° gelingt jedoch leicht die Isolierung eines T e t r a h y d r a t s ZnC1, -+ 4H,O, dessen Ltrslichkeit bis gegen - 70° bestimmt werden konnte, ohne dafs die Abscheidung eines wasserreicheren Hydrats bemerkt wurde.

Der ,,bryohydratische Punkt" des Chlorzinks liegt niedriger als bei den meisten iibrigen Salzen, nkmlich bei etwa -62O; die ge- s&btigte Liisung des Tetrahydratts oder des Eieea enthalt hier 5 2 O / , Zinkchlorid (ZnClJ und eatspsicht in ihrer Zusammensetzung an- nSihernd dem Verhaltnis ZnC1, + 7H,O.

Andererseits hat die waaserfreie Form des Zinkchlorids ein weites Existenzgebiet. Das Anhydrid ZnC1, schmilzt bei 262O, und man kann es aus wibserigen Losungen bis herab auf 28O leicht ksistallisiert erhalten ; hier geht die Stablitiit auf das System mit dem Monohydrat ZnCl, + H,O iiber. Aber a w sehr korizentrierten Losungen krietallisiert das Chlorzink in der wasserfreien Form such bei niedrigerer Temperatur, e. B. bei loo, ja es gibt wohl keine bestimmte Grenze fiir die Abscheidung des Anhydrids; aus den Vewuchen geht jedoch hervor, dafs die wasserfreien Kristalle urn so leiehter in wamerhaltige Formen ubergehen, je geringer die Konzentration und je niedriger die Temperatur ist.

Diese Tatsache wiirde nicht zur Beobachtung gelangt sein, wenn nicht bei dem Chlorsink eine ausgesprochene Neigung fur Uber- siittiguugszustande vorhanden ware.

Eine Ltfsung von 83.5 Salzgehalt, welche bei 88 gesllttigt ist, lkfst sich schnell anf 00 abkiihlen, ohm zu kristallisieren; die Lasung ist sirupdick, und die ViakositM wachst gchnell mit ab- nehmender Temperatur; bei - 70° hat die LBsung einen glasftrtigen Charakter und lliSst sich in Stucke schlagen, und bei der Temperatur der flussigen Luft erhalt die durchsichtige Masse durch ungleiche Kontraktion freiwillig zahlreiche Spriinge , ohne d d s Entglesungs- erscheinungen bemerkbar wiiren.

In derselben Lasung liifst sich bei Z immer tempera tu r die Entstehung verschiedener Kristallgattungen nacheinander wahrnehrnen, Im Laufe von 24 Stunden bilden sich am Boden des Gefiilses oktaedxische oder prismatische Kristalle des wasserfreien Salzes; im Laufe mehrerer Tage geht daraus eine Vegetation bUschelfiSrmig geordneter, dftnner sechsseitiger Tafeln des Monohydra ts ZnC1,

Diesel Zusammenaatzung w a d e 51.96 ZnC1, entapreohen.

-- 211 .-

+ H,O hervor; endlich kann eine [Jmbildung in das Sesquihydrat ZnC1, + 1 1,'aH20 erfolgen, indem die game LBsuag zu salpeter- Ohnlichen Prismen erstmrt.

Weitere Kristallgattungen werden a m weniger konzentrlerten Liisungen dnrch rnusige AbkUhlung erhalten.

Von ENBEL war die Existenz eines Dihydrats mgenommen worden, uad auch DIETZ glaubte daaselbe beobachtet zu haben; wir haben seine Bildung aber bei unseren neueren Versuchen nicht aabbmehmen konnen, und seine Existenz im einheitlichen Zustande erscheint daher jetzt zweifelhaft. Eine Ltisung von 79.1 o/o Behalt, welche die Zusammensetzung ZnCl, + 2H,O beaitzt, kann monate- leng bei O o aufbewahrt werden, ohne zu kristallisieren; dennoch ist sie fir drei verschiedene Hydrate iibersllttigt.

An Stelle de8 Dihpdrats erscheint das von DIETZ aufgefundene bei 12.5 O schmelzende Hydrat ZnC1, + 2l/, H,O. 8 eine A b s cb ei dung gelingt am beaten, wenn man eine 75.2O//,ige Lorrung auf etwa -loo abkilhlt und mit eiaem alasstabe reibt. Nioht immer bleibt bier die Kristallbildung auf das 2I/, Hydrat beschriinkt, da dasselbe bei nieedrigsr Temperatur dem Trihydrat gegenuber labil ist; da die freiwillige Abacheidung des 2'1% Hydrats aus LiSsungen aber bei Temperaturen von 8-12.5 O, dem Bereiche seiner Stabilitit, fiber- haupt nicht gelingt, so ist man auf den bezsichneten Weg des Versuchs angewiesen. Hat man das 2l1,Hydrat einmal zur Ab- scheidung gebracht, so fiihrt das Impfen geeigaeter Llisungen stets zur Abscheidung xechtwinkliger, aft quadratisclher Tafeln.

Das Trihydrrat ZnC1, + 3H,O erhklt man in rhomboeder- iihnlichen Kristallen durch Abkuhlen auf ca. - loo und Reiben einer 71.6°/0igen LBsung, wiihrend das Tet rahydra t ZnC1, -I- 4H,O auf iihnlichem Wege, jedoch unterhalb - 30 in langen prismatischen Kristallen au8 Xliisungen von 65.4u/0 Salzgehalt zu gewinnen ist.

Das Zinkchlorid kristallisiert also aus wiisserigen Llisungen in sechs verschiedenen Modifikationen, welche sich an ihrem Krisbll- habitus leicht voneinander untemcheiden lassen.

Die Laslichkeit dieser verschiedenen Kristallgattungen in ihrem stabilen Bebiet entspricht ungefkhr dern von DIETZ angedeuteten Kurvenzuge.

hn Gegensatz zu vielen anderen Salzen erscheint das Chlorzink

ENGEL, Cornapt. rend. 102;, 11 11. * DIETZ, I. c. 8. 243.

14 *

- 212 -

-~ Nr. Bodenkgrper

.- - _- A ZnCJ, B ZnC1, + 2l/, H,O C ZnC1, f 1 H,O D ZnC1,fll/,IT,O

F ZUCI,+~~/ ,H,O E ZnCl,+SH,O

6 ZnCJ,+3H,O

aber durch die Kenntnis der s t ab i l en Gleicbgewichte nicht ge- nfigend charakterieiert ; die einzelnen Salzformen haben vielmehr ein Existenzgebiet, welches iiber die Ubergangspunkte weit hinau~reicht, und bei dem hgufigen Ausbleiben der stabilen Kristde hat daher auch die Kenntnis der l ab i l en Systeme eine praktische Bedeutung. Schon ENCIEL fand bei seinen Untersuchungen die Lthlichkeitsver- hatniese keindswegs einfach. Tatehchlich ist ihre Entwirrung erst nach den grundlegenden E’orschuugen ROOEEBOOMS maglich geworden. Bei Belegenheit seiner grofwn Arbeit fiber daa Eisenchlorid aieht der genannte Forecher au0 ENCIELS Vermehen direkt den SaMufs, dafs die von ihm bei anderen Salzhydraten entdackte riickliiufige Lihlichkeitskurve auch dem Trihydrat des Zinkchlorids zukommen wird. Diess Vorauspage hat sich bei unseren Versuchen durchaus bestiktigt. Aber auch das 211, Hydrat bietet die analoge Erscheinung. Jedes dieser Hydrate besteht a19 Bodenktirper in zwei verschiedenen Gleichgewichten, dae eine mit einer L8sung, welche weniger kon- zentriert, das andere mit einer solchen, welche konzentrierter ist a18 der Znsammensetzung ZnCI, + 3Hs0 resp. - 2I/,H,O entspricht.

Die graphische Damtellung der Liislichkeit der Chlorzinks, Fig. 4 auf S. 218, gibt ein recht kornpliziertes Bild, in welchem die Einaelkurven viafach Pbereinander liegen und sich in der maanig- faltigsten Weise schneiden.

Gerngfs dieser Darrstellung Jassen sioh bei bestimmter Tempara- tur, namentlich z wisohen 0 und 50 O, mehrere verschiedene Werte fiir die LBsliohkeit des Chlorzinks angeben, ein Verhalten, welches man in 00 ausgeprbgter Weise nur bei wenigen Balzen findet. So weabselt z. B. bei O o die Loslichkeit des Zinkchlorids unter Bildung von sieben verschiedenen Qleiohgewichten entsprechand der Tabelle I.

- -.-. ‘ d 8

gZnC1, auf

. . - - - .- - __ - __ . - - labilertrap. 80.5 I 410

ca. 80 cat. 400 labil [eob. 77.4 342

,, 76.8 309

,, 70.1 235 17 75.5 909

9 ) 67.5 208

vseeei-freies S J z . - f

Idol. ZnC1, auf 1 Mol

HgO

0.56 ca. 0.63

0.45 0.42 0.41 0.31 0.27

- _- - - ., .-

g Mol Wasser auf 1 1101

ZOCI, - - .-

1.8 ca. 1.8

2.21 2.45 2.45 3.18 3.64

- - 213 -

Wie man aus Kol. e und f der Tabelle sieht, ist der auf die Enheit des Wassers bezogene Salegehalt der Losung bis zu dem doppeltan Betrage verschieden.

Yit Bezug a d die Natur des Bodenktirpers hat man hier bei A, C, D, F, (3 Wssser als Lbsungsmittel zu verstehen, w i i h r d . bei den Systemen B und E wasserfreies Chlorzink ah LiSsungs- mittel anzunehmen iat. Die Beurteilung der beiden letzteren Syt3tems

Fig. 1. LL5sliohkait des Zinkchlorids bezogm auf Anhydrid bei 0 O

&halt an Kristallwasear. el Tabella I. nach dem

m d s daher nach weeentlich anderen Gesichtspunkten erfolgen als die der f h f ersteren. Hier geht mit der Zunahme des Kristall- wassergehaltes, wie bei vielen anderen Salzen, eine erhebliche Kon- zentrations verminderung der gesiittigten LiSsnngea einher (Kol. d, 6,

f, 9); dae Chlorzink gilt daher in den wasserhaltigen Modifikationen fur weniger leicht llislich als das wasserfreie Salz.

In Fig. 1 ist diese Loslichkeitsverminderung (entsprechend Kol. B

in Tabelle I) zum Ausdruck gebracht, und ea scheint, dds sie fad proportional dem Kristallwaassergehalt fortschreitet.

Legt man abar den Angaben der Laslichkeit nicht das wasser- freie Salz, sondern die Kristall individuen zugrunde, welcbe als BodenkWpr wirken, 80 e g i u sich mit wachsendem Kristallwaseer- gehalt ein starkes Anwachsen der Loslichkeit (Kol. 1, m, a, o in TabeUe 11, S. 214).

Von der Massenlaslichkeit der verechiedenen Modifikati- des Zinkchlorids (a~chliefdich Kristallwasser) gibt die Kurve Fig. 2 (nach Kol. m, Tabelle lI) ein anschauliches Bild.

- 214 -

Nr. Eodenkhper

Tabelle 11. LBslichkeit von Chlorzink bd Oo, bezogen auf den wechselnden BodenkZirper.

1 g Boden-

kBrper auf

m 1 g Wasser

lost

n 1 Mol Wrtee.

lSst Mol

4.1 0.56 7.07 0.83 9.54 1.05

13.96 1.47 15.89 1.56

0

1 Mol BodenkBrp. gelijst von Mol Wasser

'.*' '*"

Od6* 0.64

d

0.59 0.26 0.21 0.08

Man erkennt hier eine deutliche Abweichung von der Propor- Die Beeinfluasuug der Loslichkeit wachst zuntichst mit tionalitiit,

Fig. 2. Mfissenllislichkeit des Chlorzinks bei O o nach dem Grehalt an Kristall- wasser. rn, Tabello 11.

der Aufnahme ron Kristallwasser, wird aber geringer, wenn der Wassergehalt einen bestimmten Betrag ilberschxeitet. Vielleicht be- steht hier ein Zusammenhang mit den Emcheinungen der Uber- eiittigung.

- 215

Stellt man weiter diejanigen Mengen der Kristalle, welche von sin Mol. Wasser gelijst werden, in aqu iva len ten Molekulen der bdenk8rper dar, so gelangt man zu der Interpolationskurve Fig. 3

Fig. 3. Beziehung der molekularen LBslichkeit den Chlorzidks bei O o zum Kristallwaeeer. 0, Tabelle 11.

(Kol. o, Tabelle 11). Das zur Xlusung von ein Mol. Bodenkorpek aotige Wntsser (1.8 Mol. fur ZnCI,) wird vermindert (d in Tabelle 11)

bei Aufnahmevon a/BMol.Kristallwasser um0.59 = 2 x 0.3 H,O beiweiterer Aufnahme von Mol.Kristal1wasser um0.26 0.26 H,O bei weiterer Aufnahme von a/a~ol.Kristallwasser um0.27 -2 x 0.13H,O bei weiterer Aufnahme von 'la Bdol.Kristallwasser um0.04 0.04 H,O bei d. Gesamtaufnahme vG-3 Mol. H,O

Als stabil erweist sich dasjenige Syetem, bei welchem der Uberwhuh des zur LiSaung notigen Wassera tlber das Kristallwasser moglichst gering ist.

Die vorstehenden graphischen Darstellungen sollen 89 wahr- scheinlich machen, dab der Einfluk des Kristallwassers auf die Loslichkeit des Zinkchlorids regelmafsig fortsohreitet. Die Inter- polationskurven werden hiarnach voraussichtlich such den Lijslich-

- urnl.16 H,O.

- 218 -

keitswerten noch unbeksnnter intermedibrer Hydrate anniiherd ent- sprechen.

Wahrend nach diesen AusfUhrungen daa Zinkchlorid einer- seits bei bestimmter Temperatur die versohiedensten Gleichge- wichte ergibt, sind andererseits die L6sungen von bestimmter Kon- zentration hlufig in bezug auf zwei oder drei Bodenktirper bei ver- schiedenen Temperaturen gesiittigt. So befindet sich z. R. die Lasung vom Sttlzgehalt 79.1 "/,, (ZnC1, + 2aq) im Gleichgewicht mit den Kristallen ZnC1, + 2'/,H,O bei 7.5O, rnit dem Monohydrat ZnC1, + 1H,O bei la0, mit Sesquihydrat ZnC1, + 1 l/rHaO bei 22O. I n dieser Losung kann man also nach starkerer Abkiihlung bei langsamer Erwilrmung das Entstehen und v8rgehen von drei ver- schiedenen Kristallgattungen nacheinander zur Erschainung bringen.

Es liegt auf der Hand, dak die gebriiuchliche Methode der L6slichkeitsbestimmungen, bei welcher die Bodenktirper nit dem Lasungsmittel bis zum. Eintreten des stabilen Gleichgewichts ge- schiittelt werden, diese Erscheinungen leicht iibersahen lllfst. nie Bestirnmungen sind daher ausschliefslich in der W eise ausgefiihrt worden, d d s man Suspensionen der eiazelnen BodenklJrper in den Losungen unter besthndigem Riihren bis zu dem Grade erwiirmte, dsSs der Bodenktirper BQ&U verschwand, die Lasung dao gerade gesbttigt war. Bei Befolgung dieses langst erprobten Verfahrens haben sich die ~ ~ s l i c h k e i t s k ~ e n ohne Schwierigkeit verfolgen lassen; doch moge daran erinnert werden, dab die Fehler der Methode urn so grtiker werden, je griiber die suspendierten Kriatdlteilchen sind, besonders bei niedriger Temperatur, wo bei der grofsen Viskositiit der Losungsvorgang nur langsam verlhft.

Obwohl es bei dem Zinkchlorid keine Schwierigkeit macht, alle Salzformen durch Wft ige Agitation in sehr feiner Form zur Ab- scheidung zu bringen, ktinnen die den bezeichneten Konzentrationen zugehdrigen Temperaturen mehrfach um 1

Betreffs der Zusrtmmensetaung ist zu erwiihnen, d a b das an- gewandte Zinkchlorid sioh in verdfiinnter Losung gegen Kongorot ,,neutral" verhielt. I n konzen t r i e r t e r L6sung wird die blaue Saure der Kongorotsalze gefillt, offenbar durch die mit zunehmender Konzentration versttlrkte ,,sauro NaturLL 1 des hydratischen Chlor- zinks. Die Ana lyse der Losungen geschali durch Eindernpfen und Erhitzen mit Schwefelskure. Mit Rilfe dieser einfachen Methode

ungenau sein.

Wie sich dime erklgrt, w i d nur &us eingehenden VBrsuchen erkannt werden k6innen..

vermag man bei gentigender Vorsicht den Salzgehalt auf 0.1 genau zu bestimmen.

Die folgende L8slichkeitstabelle enthalt die beobachteten Daten.

Tabelle 111. Zinkchlorid, Zn CI,, -

Tem- peratur -.

- 5 - 10 - 40

ca. -62

- 60 - 40 - 90

- 10 0

+6 6.6

5 0

0 ca. 6.5

10 12.5

11.6

9

6 - 6

3.10 so 26

26.3

0 10

28

31

ao

g ZnC1, auf loo g Wasser

14 25 85 104

11s 127 160

189 208 230 252.4

282 309

235 252

272 303

836

360

- ___. --

ass aas

368 489

330

439

942 364 396 496

477

- "lo

ZnC1, ___

1 2.3 20.0 46.3 51.0

53.0 56.9 61.5

66.4 67.8 69.7 71.6

73.8 75.5

70.1 11.6

79.1 75.2

77.0

78.3

79.4 '14.9 76.8 78.6 80.9

81.2

71.4 78.4 79.8 81.8

82.7

- ~ - - Kurve, Punkt -

O L Y7

97

L A

A B

B B U D

11

17

I1

C

D

C

E F G

VCEFUR PDFRJ8

11

1)

H

J

Q f f K T 9 )

n K

QGKI

Kryohpdr. Punkt

Ubergangspunkt

Schmelepunkt

Eutekt. Punkt

Ubergangapunkt

Schmehpunkt

Eutekt, Punkt Eutekt. Punkt

U bergangspunkt

obergmgspunkt

fibergangspunkt

- 218 -

25 40 60 80 100 2B2

g ZnC1, ! Bodenktirper I auf i O O g 1 OiO Kurve7 I Wasser ZnC1, Punkt peratur

ZdCI, 432 81.2 U J g V 1% 452 81.9 . ,l

19 488 83.0 7,

7, 543 84.4 I ,

17 615 68.0 7 7

71 m I00 ,, Schmelzpunkt I

Das in Fig. 4 dargeetellte Kurvennetz lafst mehrere eutektische Punkte erkennen, deren zugehijrige feste Phasen teils leicht , teils,

Fig. 4. Lijslichkeit des Zinkchloride.

ihrer labilea Natur wegen, sehwieriger realisierbar sind. Zu den letzteren gehiiren die eutektischen Mischungen des wasserfreien Salzee mit den waeserreichen Bydraten. Wenn es a,u& nieht aus- geschlossen ist, dab die Produkte der ,,Entglasung(' bei sehr niedriger Temperatur innige Mischungen von ZnC1, mit dem Tetrahydrat oder

219 -

Trinitrat enthalten ktlnnen, so wurden diese doch nicht beobachtet ; dies gelingt schon gelegentlich rnit dar Miachung des wasserfreien Sdzes und des 21/z Hydrat; welche beide unterhdb 00 einer geskittigten LBsung von zirka 81 Salzgehalt entsprechen warden. Die Bildung der intermediken Hydrate mit 1 und lIl2 H,O stort die genauere Feststellung. Ebenso schwierig ist der Durchschnittspunkt der Kurven des MonohydrBts und Trihydrats genauer zu bestimmen, (ewischen -3 und -loo), da die Abdcheidung des Hydrats mit 1'1, H,O die Beobachtung beeintrijcchtigt.

Dagegen ist der eutektische Punkt dea Sesquihydrats mit dem Trihydrat (D) leicht bestimmbar; beide haben fast gensu bei 0' die gleiche Loslichkeit und eine Losung von 75.5 Zinkchlorid gefriert bei dieser Temperwtur vollstiindig zu einer eisiihnlichen Masse, vorsuegeaetzt, dds man Keime der Kompcmenten hinzugefugt hat; im anderen Falle wiichat bei der AbkUhlung nur die Viskoaifit der Losuog.

Die erwghnte eutektiache Mischung kann .man bei O o beliehig oft erstarren lassen und aohmelzen , ohm storeode Ab~heidungen zu bemerken. Es liegt hier also ein Gleicbgewicht von g r o h r Haltbarkeit vor.

Aber much hier leitet der Zusatz geeigneter Keime einen che- mischen Prozefs ein ? welcher in te r Warmeentwickelung zur Ab- scheidung einer intermediiiren kristallisierten Salzform fiihrt, indem fast die gmze Maaae zu Kristallen dea 2l/, Hydrats erstarrt. Der hhmelzpunkt disser Salzform lie@ erst bei 12.5O (B).

Bei dem Chlorzink zeigt sich also sehr aufwlig die auch bei anderen Salzen mehrfaoh beobachtete Tatsache, dab der Abecheidnng von Kristallen aus Ubersgttigten LGeungen nichtkristallisierte Pbagen von iihhnlioher Zusammensetzung vorangehen.

Von. den sonatigen Ubergangspunkten ist die Urnwandlung vom Tetrahydrat und Trihydrat bei - 30 O (B) scharf gekennzeichnet.

Der Ubergangspunkt des Trihydrats und 2lI8 Hydrats (0 &llt in die Niihe dea Schmdzpunktee Torn Trihydrat bei 6,5@ und Mst eich wegea der Lmgsamkeit der Kristallabscheidung schwer direkt beobachten.

Zwischen 26 und 28O liegen die drei Ubergttngspunkte des Sesqui- hydrats, Monohy drata und Anhydrids ; diese bieten keine Besonder - heiten. (R, J, K )

DIETS hatte das Monohydmt in seinem ganzen Existenzgebiet rtls labil bezeichnet. Das iat insofern zu berichtigen, als diem Salz-

- 220 -

form in dem genannten Gebiet aweier Temperaturgrade stabil auf- tritt. Es zeigt sich also, d d s wie bei den anderen Salzen die Kurven aller beobachteten Formen sich schneiden, dafs aber unter- halb der Schnittpunkte ein Qebiet existiert, auuf welchem sie neben- einander herlaufen, und dafs das so gebildete Feld sich in der Richtung zu niedrigen Temperaturen fAcherartig erweitert.

In seinem ganzen Verhalten zu Wasser aeigt das Chlorzink mancherlei Ahnlichkeit mit dem ihm chemisch nicht besonders nahe atehenden Eisenchlarid. Das Gemeinsame ~ i n d die vielfachen Bleich- gewichte und Uberstittigungszustlinde , welches bei beiden Salzen vermutlich auf gleiche Ursachen zuriickzufiihren sind.

Die Mannigfaltigkeit im Wassergehalt der Salze , die Wirkung der Hydrolyse , die Wahrscheinlichkeit polyrnerer und komplexer Molekiile (bei dem Zinkchlorid schon durch die Brihhe im Kristall- wassergehalt angezeigt) sind Momenta, welche die Deutung der Konstitution einer Losung auherordentlich erschweren; sie lassen die Annahme einer Ftille verschiedener Bestandteile in den viskosen Lasungen zu, deren gegenseitiges Einwirken dem Verharren der Salze im Zuatande der Losung wesentlich Vorschub leisten wird.

Chwlottenbwg, den 16. Januar 1305.

Rei der Redaktion eingegaangen am 1. Februar 1905.