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96 Eine ahnliche Wirkung zeigt Pyrogallussaure. Diese steigsrt erheblich die Lichtempfindlichkeit des Bromjodsilbers, die Lichtempfind- lichkeit des Bromsilbers dagegen nicht. Die Versuche , welche viel- fach unter gleichen Resultaten wiederholt wurden, zeigen, dass man von der Wirkung eines Stoffes auf ein Silbersalz noch keineswegs Schliisse machen kann auf die Wirkung desselben Stoffes auf ein anderes Silbersalz. - Noch bemerke ich hier, dass diejenigen, welche meine Versuche wiederholten, oft Fehlresultate erhielten, weil sie die Natur des Farbstoffes, welcher dem Collodion zugesetzt werden muss, nicht beachteten. Derselbe muss, abgesehen von der Loslichkeit in Alkohol und Aether, dreierlei Bedingungen genugen : 1. Er muss dasjenige Licht optisch absorbiren, fur welches er das Collodion empfindlich machen soll. 2. Er muss freies Brom oder Jod chemisch binden (siehe diese Berichte VI, S. 1302). 3. Er darf sal- petersaures Silber nicht zersetzen, weil er sonst die Praparation der Platten storen wiirde 1). So geniigt zum Beispiel das sogenannte Nachtblau, das ich Hrn. Chojnacki verdanke, der Bedingung 1. und 3., aher nur schlecht der Hedingung 2. und daher iibt es keine Wirkung auf die Licht- empfindlichkeit der Silbersalze. 29. Hermann W. Vogel: Ueber das Spectrum der Sell’schen Schwefelkohlenstofflampe. Hr. S e l l stellte mir zu einigen Versuchen seine mit Stickoxyd- gas gespeiste Schwefelkohlenstofflampe zur Disposition und consta- tirte ich durch wiederholte Versuche, dass diese ein Licht von ent- schiedener chemischer Wirksamkeit entwickelt. Dieselbe ist nicht so stark, als die Wirkung des mittleren Tageslichta, denn eine Aufnahme erfordert etwa die vierfache Belichtungszeit, als bei dem Lichte eines heiteren Wintertages um die Mittagszeit. Vor anderen kunstlichen Lichtquellen bietet sie den Vortheil , wegen ihrer vorwiegend blauen Farbe die Augen nicht zu blenden, was bei Portraitaufnahmen wohl zu beachten ist. Der Geruch nach schwefliger Siiure diirfte durch geeignete Abziige zu vermeiden sein. Dibbits hat das Licht der mit Stickoxyd brennenden CS2 Flamme spectroscopisch untersucht und giebt das Spectrum als ein continuir- liches an (Poggend. Ann. 122, S. 533), von Babo und Muller nennen es continuirlich, geben aber zwei gelbe Linien und eine griine 1) Die Prliparation der Platten habe ich im Detail beschrieben in Poggen- dorff’a Annalen 153, S. 218.

Ueber das Spectrum der Sell'schen Schwefelkohlenstofflampe

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Page 1: Ueber das Spectrum der Sell'schen Schwefelkohlenstofflampe

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Eine ahnliche Wirkung zeigt Pyrogallussaure. Diese steigsrt erheblich die Lichtempfindlichkeit des Bromjodsilbers, die Lichtempfind- lichkeit des Bromsilbers dagegen nicht. Die Versuche , welche viel- fach unter gleichen Resultaten wiederholt wurden, zeigen, dass man von der Wirkung eines Stoffes auf ein Silbersalz noch keineswegs Schliisse machen kann auf die Wirkung desselben Stoffes auf ein anderes Silbersalz. - Noch bemerke ich hier, dass diejenigen, welche meine Versuche wiederholten, oft Fehlresultate erhielten, weil sie die Natur des Farbstoffes, welcher dem Collodion zugesetzt werden muss, nicht beachteten. Derselbe muss, abgesehen von der Loslichkeit in Alkohol und Aether, dreierlei Bedingungen genugen :

1. Er muss dasjenige Licht optisch absorbiren, fur welches er das Collodion empfindlich machen soll. 2. Er muss freies Brom oder Jod chemisch binden (siehe diese Berichte VI, S. 1302). 3. Er darf sal- petersaures Silber nicht zersetzen, weil e r sonst die Praparation der Platten storen wiirde 1) .

So geniigt zum Beispiel das sogenannte Nachtblau, das ich Hrn. C h o j n a c k i verdanke, der Bedingung 1. und 3 . , aher nur schlecht der Hedingung 2. und daher iibt es keine Wirkung auf die Licht- empfindlichkeit der Silbersalze.

29. Hermann W. Vogel: Ueber das Spectrum der Sell’schen Schwefelkohlenstofflampe.

Hr. S e l l stellte mir zu einigen Versuchen seine mit Stickoxyd- gas gespeiste Schwefelkohlenstofflampe zur Disposition und consta- tirte ich durch wiederholte Versuche, dass diese ein Licht von ent- schiedener chemischer Wirksamkeit entwickelt. Dieselbe ist nicht so stark, als die Wirkung des mittleren Tageslichta, denn eine Aufnahme erfordert etwa die vierfache Belichtungszeit, als bei dem Lichte eines heiteren Wintertages um die Mittagszeit. Vor anderen kunstlichen Lichtquellen bietet sie den Vortheil , wegen ihrer vorwiegend blauen Farbe die Augen nicht zu blenden, was bei Portraitaufnahmen wohl zu beachten ist. Der Geruch nach schwefliger Siiure diirfte durch geeignete Abziige zu vermeiden sein.

D i b b i t s hat das Licht der mit Stickoxyd brennenden CS2 Flamme spectroscopisch untersucht und giebt das Spectrum als ein continuir- liches an ( P o g g e n d . Ann. 122, S. 533), v o n B a b o und M u l l e r nennen es continuirlich, geben aber zwei gelbe Linien und eine griine

1) Die Prliparation der Platten habe ich im Detail beschrieben in P o g g e n - dor f f ’a Annalen 153, S. 218.

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( P o g g e n d . Ann. 97, S. 509) an, die D i b b i t s aber als Kalk- und Natronlinien erklart.

Nach diesen Angaben rrwartete ich von der Sell’schen Lampe ebenfalls ein continuirliches Spectrum und war daher hijchst iiber- rascht, darin ein sehr schijnes Schwefelspectrum der ersten Ordnung ( P l i i c k e r und H i t t o r f f , Philos. transact. 1865, S. 13) wahrzuneh- men, das dem von P l u c k e r und H i t t o r f f abgebildeten sehr iihnlich ist, aber es an Zahl und Brillanz der Linien, in Blau und Violett, iibertrifft.

Dieses Spectrum zeigt sich nur am FUSS, nicht in der Mitte der Schwefelkohlenstoff flamme und erscheint erst beim Einblasen des Stickoxyds, vorher ist das Spectrum continuirlich.

Dasselbe besteht aus zahlreichen Streifen, die nach der violetten Seite hin hell und ziemlich scharf abgegrenzt erscheinen, wahrend sie nach der rothen Seite des Spectrums hin allmalig dunkel werden, darunter sind ausgezeichnet 7 breite Banden im Violett, deren hellste rechte Kanten bei den Zahlen 200, 196, 186, 183 meines Spectral- apparats lagen. Jenseits Violett konnte ich noch zwei schwache Streifen constatiren bei 215 und 230 1) .

Nach der anderen Seite des Spectrums vermehrten sich die Streifen, je weiter man nach Roth bin ging und drangten sich immer dichter zusammen. Die hellsten Stellen der Banden lagen bei folgenden Zahlen I).

73 75 78 82 84 86 89 91 94 96 99 101 104 107 111 113 115 119 121 125 127 131 134 338 141 145 147 153 158 161 169 173 183 186 196 200 215 230.

Im Roth konnte ich keine Streifen mehr constatiren, wie uber- haupt hier das Spectrum sehr schwach war und bei 55 endigte. P l u c k e r ’ s Zeichnung (a a. 0.) enthllt zwischen F u n d G ( F r a u e n - h o f e r ) nur 11 Schwefellinien. I n S e l l ’ s Licht sah ich deren 15. Zwischen D und F zeichnet P l u c k e r 2 ) 18 Linien, ich sah deren nur 17. Die von P l i i c k e r gezeichneten Linien im Roth konnte ich nicht bemerken. Die Natronlinie zeigte sich selbstverstandlich stets. Dass trotz dieser Abweichungen hier das Schwefelspectrum vorlag und nicht etwa das des Stickstoffs, ergab sich nicht nur aus dem allgemeinen Charakter der Linien (die Stickstoff banden sind gerade umgekehrt schattirt) , sondern auch durch directe Vergleichung mit dem Spectrum einer schwefelhaltigcn Wasserstoff flamme. Ein wenig Schwefeleisen in eine Wasserstoffentwicklungsflasche gebracht , liefert eine Flamme mit blauem Kegel, welcher, falls nicht zu vie1 Schwefel vorhanden, ein Schwefelspectrum liefert, welches M u I d e r schon beob-

’) Die Sonnenlinien eeigt derselbe Apparat auf folgenden Zahlen Na (D) = 70,

a ) PI 11 c k e r benntzte den Inductionsfunken irn Schwefeldampf. E:98.6, b:97,5-98.5, F : 1 1 0 , G:159, H ’ : 2 0 0 .

Berichte d . D. Chem. Qesellechaft. Jahrg. VIII. 7

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achtet (Journ. f. prakt. Cbem. 111, S. ill), und das zwar sehr licht- schwach ist, aber dennoch erlaubt , die Uebereinstimmung zwischen ihm und dem Spectrum der Sell 'schen Lampe zu constatiren. Man erkennt nicht nur die zahlreichen Linien in Grun und Hellblau, son- dern auch die vie1 helleren Hauptstreifen in] Indigo und Violett und bestimmte ich deren Lage auf 147, 161, 183, 200, woraus die Coinci- denz rnit den hellsten Streifen in S e 11 '9 Licht geuiigend erwiesen ist.

Bei einem Versuche , das Spectrum auf gewohnliche Jodsilber- platten zu photographiren, zeigten nur die Banden, welche zwischen G und H liegen (158 bis 200) und 215 im Ultraviolett eine entschie- dene chemische Wirkung, so dass also hauptsachlich diesem Theil des Lichtes die photographische Brauchbarkeit zu verdanken ist. P l i i c k e r zeichnet merkwurdiger Weise diese Hauptlinien des S-Spectrums sehr schwach und unbestimmt.

30. P. Weselsky: Ueber die Einwirkung der salpetrigen Saure auf Phenol.

(Eingegangen am 25. Januar; verles. in der Sitzung von Hrn. Oppenheim.) Die Dampfe der salpetrigen Saure (aus Salpetersaure und Starke

entwickelt) werden von einer rnit Eis gekiihlten atherischen Losung des Phenols reichlich verschluckt. Unterbricht man das Einleiten, wenn die rothen Dampfe den Raum uber der Flussigkeit erfiillen, und lasst die stets kalt gehaltene braunlich-gelbe und triibe gewordene Fliissigkeit steben, so erfullt sie sich nach kurzer Zeit mit Krystall- nadeln, deren Bildung schon wahrend des Einleitens begann, und die zuletzt reichlich an den Wanden und am Boden des Gefasses auf- sitzen. Man trennt dieselbell von der Flussigkeit durch ein Lein- wandfilter rnit der Filtrirpumpe, und presst sio hinterher in der Schraubenpresse ab; die abgelaufene Fliissigkeit liefert bei neuer Re- handlung noch eine weitere, durch ein harziges Nebenprodukt un- reinere Quantitat dieser Verbindung. Dieselbe lasst sich durch Losen in lauem Alkohol und Fallen mit Aether, worin sie unloslich ist, reinigen, behalt aber auch dann noch eine schwach-braunliche Farbe. Sie ist sehr explosiv und brennt ohne Knall ab, wie Schiesspulver, rnit Hinterlassung einer reichlichen Menge von Hohle. Von alkali- schen Flussigkeiten, und auch beim Kochen mit Wasser oder Alkohol wird sie zersetzt. Sie hat die Formel C, H, N, 0. NO, und ist diesrr zufolge s a l p e t e r s a u r e s D i a z o p h e n 01.

C6H5 N, 0. NO,. Gefnnden.

c 39.34 39.24 H 2 9 5 3.24 N 22.94 23.10.

-- - Liist man dieses Salz in einer angemessenen Menge verduunter