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i592 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. ii. JAHRGANG. Nr. 38 ~7. SEPTEMBER I932 KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. UBER DIE CHEMISCHE NATUR DER GRUPPEN- SUBSTANZ A*. Von B. BRAHN, F. SCHIFF und F, WEINMANN. Ffir die Untersuchungen' fiber die chemische Natur der Blutgruppeneigenschaften wurden ursprfinglich Erythro- cyten verwendet. Abweichend hiervon sind BRAHN und SCruFF schon vor l~ngerer Zeit zu blutfreien K6rperflfissig- keiten fibergegangen. Zun~chst wurden aus Speichel serologisch stark wirksame PrX- parate erhalten; fiir eine chemische Analyse war aber die Anreiche- rung offenbar noch nieht ausreichend. Bet der Verarbeitung grSBerer Harnmengen haben dann BRAHN und SCHIFF (mitgeteilt bet ~F. ScmsF, Die Gruppensubstanzen des menschlichen K6rpers, S. Io2, Jena I93I) nach Reinigung Pr~parate gewonnen, welehe ,,weder EiweiB in nachweisbaren Mengen, noch auch freies Kohle- hydrat enthielten. Nach Hydrolyse mit SalzsXure lieBen sich dies- mal aber deutliche Mengen eines Kohlehydrates nachweisen". Der Befund wurde in Parallele gestellt zu Beobachtungen yon LAND- STEINER~und LEV1~NE fflr das Forssmansehe Antigen sowie yon BRAHN and SCXlFF sowie KURT MEYER fflr das heterogenetische Antigen des Shiga-Kruse-Bacillus. Soeben haben K. FREUDEN- BERG, H. EICHEL und W. DIRSCHL in eider vorl~ufigen Mitteilung [Naturwiss. 2o, 657 (1932)] kurz mitgeteilt, dab sie aus A-Harn eine hochwirksame Substanz hergestellt haben, die polarisiertes Licht nach links drehf. Die Untersuchungen, fiber die nachstehend kurz berichtet wird, sind schon vor l~ngerer Zeit an einem anderen Aus- gangsmaterial begonnen worden. Im AnschluB an die Beob- achtung, dab nicht nur Magensaft, sondern auch mensch- licher Magen sehr reich an Gruppensubstanz ist (ScHIFF und AKUN~), wurde festgestellt, dab gewisse Pr~parate aus Tier- magen noch in sehr hohen Verdfinnungen die A-Reaktion geben. Ffir ein Pepsinpr/~parat des Handels ermittelten damals SCHIFF and WEILER 5 )' als serologisch nachweisbare Minimaldosis. Die Reaktion ist ffir das A des Menschen spezifisch, gehemmt wurde nur das A-spezifische Schaf- h~molysin, nicht ein gew6hnliches Schafblutimmunserum und ein echtes Forssman-Serum. Wie wir inzwischen festgestellt haben, wird auch die Isoagglutination A-~-spezifisch gehemmt. Eine stgrkere Hemmung besteht auch noch -- bet verschie- denen Pr~paraten in ungleichem MaB -- ffir die Anti-O-Reak- tion, die ja eng der A-klein,Reaktion folgt, nicht dagegen ffir die B-Isoagglutination und ffir die M- und N-Reaktion. Serologisch gesprochen liegt also eine unzweifelhafte A-Reak- tion vor. Die Arzneibuchpr~parate, die yon uns frfiher verwendet wurden, sind nun aber noch weitgehend mit Milchzucker verdfinnt. Geht man yon den h6chstkonzentrierten Pepsin- pr~tparafen des Handels aus, so ist die Herstellung hoch- wertiger Pr~parate viel leichter. Die L6sung des konzentrierten Pepsins in kaltem Wasser wurde durch kurzes Erhitzen enteiweiBt, dann wurden wasserl6sliche Be- gleitstofie mit PikrinsAure und Pikrolons~ure ausgefMlt. Aus dem eingeengten, w~sserigen Filtrat fiel auf Zusatz yon Alkohol eine hochwirksame Substanz (2,5 g aus 5 ~ g Ausgangsmaterial). Diese enthielt noch 7% N. Ihre 5proz. LSsung dreht polarisiertes Licht im 2-dm-Rohr etwa i ~ links. Wird die L6sung mit Blei- essig behandelt, von den ausgefMlten Verunreinigungen abgetrennt und mit~Ammoniak versetzt, so fMlt ein Niederschlag, aus welchem nach Entbleiung mit HzS ein Pr~tparat yon mindestens der gleichen Wirkungsst~rke zurfickerhalten wird. Dieses ist ein farbloses Pulver yon fadem Geschmack, sehr leicht 16slich in Wasser, unl6slieh in Alkohol und den meisten organischen L6sungsmitteln. Es enthXlt noch 5,57% .N (nach DU~As-PREGL bestimmt). Die serologischen Eigenschaften gehen durch einstfindiges Erhitzen mit ~/e-SchwefelsSmre verloren. Erst naeh dieser Hydrolyse gibt die Substanz mit Phosphorwolfram- s~ure und Cyankalium BlaufXrbung. Die Substanz reduziert Feh, ling nicht, dagegen gibt das Hydrolysat sehr starke Fehling- Reaktion. Die nAhere Untersuehung dieses Hydrolysates zeigte, da2 Pentosen reichlich vorhanden waren. Beim Erhitzen des * Nit Unterstfitzung der No~gemeinschaft der Deutschen Wissenschaft. Hydrolysates mi~ p-Bromphenylhydrazin in 25 proz. Essigs~ure auf dem Wasserbad krystallisiert eine Verbindung (etwa 5/4 des Sub- stanzgewichtes), die roh bet 156--159 ~ nach einmaligem Um- krystallisieren aus Alkohol + Aceton bet 159--16o ~ (unkorrigiert) schmilzt. Eine sehr einfache Anreicherungs- und Reinigungsnlethode be- ruht darauf, dab die Substanz in kaltem Eisessig unl6slich ist, wgh- rend die flbrigen Bestandteile der enteiweiBten Pepsinl6sung davon aufgenommen werden. An der weiteren Reinigung des Pr~parates wird gearbeitet. Der serologische Nachweis war mit dem H~tmolysehem- mungsverfahren nach BRAHN-ScHIFF bet den gereinigten Pr~paraten einwandfrei noch f fir 1/~00 7, bet dem Ausgangs- material i fir 1/10 7 zu ifihren*. Man sieht also, dab wir es mit einer Substanz yon h6chster Wirksamkeit zu tun haben. Das Isoagglutinin c~ wurde noch yon o,o 5 7 des gereinigten Pr~parates, yon o,5 7 des Ausgangsmaterials gehemmL die fl-Reaktion dagegen nur durch o, oi g des gereinigten Pr/~- parates. Die SpezifitXt bleibt also erhalten. Shiga-spezi- fisches Schafh~molysin wurde nicht gehemmt, die Forssman- HXmolyse war etwas verzfgert, aber nicht aufgehoben, bet Ablesung nach 6o' war die Forssman-HXmolyse in einem be- stimmten System durch I mg nicht, die A-tt~molyse durch o,I y komplett gehemmt. Im Anaphylaxieversuch am passiv pr~parierten Meer- schweinchen (vorbehandelt mit Kaninchenimmunserum gegen A-Erythrocyten) 15sten o,I mg der gereinigten Substanz akuten anaphylakfischen Tod aus; Img war ffir Normaltiere ungiftig, dagegen akut t6dlich auch nach Pr~tparierung mit echtem Hammelblutamboceptor (Verwandtschaft A-Schaf- blur). Auf Grund der serologischen Reaktionen ist die nahe Verwandtschaft, wenn nicht Identit~t unserer Substanz mit der A-Substanz des Menschen anzunehmen. (Aus der ehemi- schen und bakteriologischen Abteilung des St~dtisehen Krank~n- hauses im Friedrichshain-Berlin.) UBER DAS VERHALTEN DER HAUTCAPILLAREN BEIM MORBUS BASEDOWlI. Von MAX ~]-ICHAEL und WILHELM BUSCHKE. Im AnschluB an die Untersuchungsergebnisse H. Zo•- DEKS und seiner Mitarbeiter fiber die Besonderheiten des Kreislaufs und seiner Regulationen beim Morbus Basedowii untersuchten wit das VerhMten der Hautcapillaren bet dieser Erkrankung. Dies schien um so wichtiger, als eine Reihe charakteristischer Basedowsymptome (Hautr6te, WXrme der Haut, Schwitzen) auf ein yon der Norm abweichendes Ver- halten der Hautgef/~Be hinzuweisen schien. Die Angaben der frflheren Untersucher (WEIss, PE~ERSEN und LEVINSOHN, DAVID, ROSENBERGER, GROEDEL und HUBERT, BOCK, GEHRI), die bet Hyperthyreosen zum Teil betrgchtliche Erweite- rungen der Capillarschleife, zum Teil spastisch zusammengezogene Schlingen yon Haarnadelform fanden, sind einander sehr wider- sprechend. Deshalb hielten wir es fflr lohnend, an eider grogen Anzahl yon Basedow-t~ranken systematisch das capillarmikro- skopische Bild zu untersuchen. Nachdem in einer gr613eren Anzahl yon Voruntersuchungen ein weitgehender Parallelismus im Verhalten der Capillaren am Nagelfalz und an der flbrigen Haut festgestellt war, begnfigten wir uns spXterhin, die Limbuscapillaren allein zu beobachten und zu messed und nur hin und wieder die Capillaren des Handrfickens zum Vergleich heranzuziehen. Sehon in den Voruntersuchungen an 29 Patientinnen war es aufgefallen, dab bet 23 yon ihnen die Limbuscapillaren mehr oder minder stark verengt waren. Zur Objektivierung dieses Befundes nahmen wir an 23 Basedowkranken und 3 ~ Kontrollpersonen Messungen der Capillarweite mit Hilfe eines Okularmikrometers vor und bestimmten sowohl die Weite des arteriellen als auch die des venSsen Schenkels wie den Abstand der beiden Capillarschenket voneinander. Von den * Die Empfindlichkeit des Nachweises h~ingt yon der jeweiligen Technik ab, so dab ein Vergleich zwischen verschiedeilen Untersuchern ohne weiteres nicht genau durchffihrbar ist.

Über das Verhalten der Hautcapillaren Beim Morbus Basedowii

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i 5 9 2 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . i i . J A H R G A N G . N r . 38 ~7. SEPTEMBER I932

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

UBER DIE CHEMISCHE NATUR DER GRUPPEN- SUBSTANZ A*.

V o n

B. BRAHN, F. SCHIFF und F, W E I N M A N N .

Ffir die U n t e r s u c h u n g e n ' fiber die chemische N a t u r de r B l u t g r u p p e n e i g e n s c h a f t e n w u r d e n urspr f ing l ich E r y t h r o - c y t e n v e r w e n d e t . A b w e i c h e n d h i e r v o n s ind BRAHN und SCruFF schon vor l~ngerer Zei t zu b lu t f r e i en K6rperf l f iss ig- ke i t en f ibergegangen.

Zun~chst wurden aus Speichel serologisch stark wirksame PrX- parate erhalten; fiir eine chemische Analyse war aber die Anreiche- rung offenbar noch nieht ausreichend. Bet der Verarbei tung grSBerer Harnmengen haben dann BRAHN und SCHIFF (mitgeteilt bet ~F. ScmsF, Die Gruppensubstanzen des menschlichen K6rpers, S. Io2, Jena I93I) nach Reinigung Pr~parate gewonnen, welehe ,,weder EiweiB in nachweisbaren Mengen, noch auch freies Kohle- hydra t enthielten. Nach Hydrolyse mit SalzsXure lieBen sich dies- mal aber deutliche Mengen eines Kohlehydrates nachweisen". Der Befund wurde in Parallele gestellt zu Beobachtungen yon LAND- S T E I N E R ~ u n d LEV1~NE ff lr das Forssmansehe Antigen sowie yon BRAHN and SCXlFF sowie KURT MEYER fflr das heterogenetische Antigen des Shiga-Kruse-Bacillus. Soeben haben K. FREUDEN- BERG, H. EICHEL und W. DIRSCHL in eider vorl~ufigen Mitteilung [Naturwiss. 2o, 657 (1932)] kurz mitgeteilt, dab sie aus A-Harn eine hochwirksame Substanz hergestellt haben, die polarisiertes Licht nach links drehf.

Die U n t e r s u c h u n g e n , fiber die n a c h s t e h e n d ku rz b e r i c h t e t wird, s ind s chon vor l~ngerer Ze i t a n e inem a n d e r e n Aus- g a n g s m a t e r i a l b e g o n n e n worden. I m A n s c h l u B a n die Beob- a c h t u n g , d a b n i c h t n u r Magensaf t , s o n d e r n a u c h mensch - l icher M a g e n sehr re ich a n G r u p p e n s u b s t a n z i s t (ScHIFF u n d AKUN~), wurde fes tgeste l l t , d a b gewisse P r ~ p a r a t e aus Tier- m a g e n noch in sehr h o h e n V e r d f i n n u n g e n die A - R e a k t i o n geben. Ffir ein Peps inpr /~para t des H a n d e l s e r m i t t e l t e n d a m a l s SCHIFF a n d WEILER 5 )' als serologisch n a c h w e i s b a r e Minimaldos is . Die R e a k t i o n is t ffir das A des M e n s c h e n spezifisch, g e h e m m t wurde n u r das A-spezif ische Schaf- h~molys in , n i c h t ein gew6hnl iches S c h a f b l u t i m m u n s e r u m u n d e in echtes F o r s s m a n - S e r u m . Wie wir inzwischen fes tges te l l t haben , wird a u c h die I s o a g g l u t i n a t i o n A-~-spezif isch g e h e m m t . E ine s tg rkere H e m m u n g b e s t e h t a u c h noch -- bet verschie- d e n e n P r ~ p a r a t e n in ung le i chem MaB -- ffir die A n t i - O - R e a k - t ion, die j a eng der A - k l e i n , R e a k t i o n folgt, n i c h t dagegen ffir die B - I s o a g g l u t i n a t i o n u n d ffir die M- u n d N - R e a k t i o n . Serologisch gesprochen l iegt also eine unzwei fe lha f t e A - R e a k - t i o n vor.

Die A r z n e i b u c h p r ~ p a r a t e , die yon uns frf iher v e r w e n d e t wurden , s ind n u n abe r noch we i tgehend m i t Mi lchzucker ve rd f inn t . G e h t m a n y o n den h 6 c h s t k o n z e n t r i e r t e n Peps in- pr~ tparafen des H ande l s aus, so i s t die H e r s t e l l ung hoch- wer t ige r P r ~ p a r a t e v i e l le ichter .

Die L6sung des konzentr ier ten Pepsins in kal tem Wasser wurde durch kurzes Erhi tzen enteiweiBt, dann wurden wasserl6sliche Be- gleitstofie mit PikrinsAure und Pikrolons~ure ausgefMlt. Aus dem eingeengten, w~sserigen Fi l t ra t fiel auf Zusatz yon Alkohol eine hochwirksame Substanz (2,5 g aus 5 ~ g Ausgangsmaterial). Diese enthielt noch 7% N. Ihre 5proz. LSsung dreht polarisiertes Licht im 2-dm-Rohr etwa i ~ links. Wird die L6sung mit Blei- essig behandelt , von den ausgefMlten Verunreinigungen abgetrennt und mit~Ammoniak versetzt, so fMlt ein Niederschlag, aus welchem nach Entble iung mit HzS ein Pr~tparat yon mindestens der gleichen Wirkungsst~rke zurfickerhalten wird.

Dieses ist ein farbloses P u l v e r yon fadem Geschmack, sehr leicht 16slich in Wasser, unl6slieh in Alkohol und den meisten organischen L6sungsmitteln. Es enthXlt noch 5,57% .N (nach DU~As-PREGL bestimmt). Die serologischen Eigenschaften gehen durch einstfindiges Erhi tzen mit ~/e-SchwefelsSmre verloren. Erst naeh dieser Hydrolyse gibt die Substanz mit Phosphorwolfram- s~ure und Cyankalium BlaufXrbung. Die Substanz reduziert Feh, ling nicht, dagegen gibt das Hydrolysat sehr starke Fehling- Reaktion. Die nAhere Untersuehung dieses Hydrolysates zeigte, da2 Pentosen reichlich vorhanden waren. Beim Erhi tzen des

* Nit Unterstfitzung der No~gemeinschaft der Deutschen Wissenschaft.

Hydrolysates mi~ p-Bromphenylhydrazin in 25 proz. Essigs~ure auf dem Wasserbad krystallisiert eine Verbindung (etwa 5/4 des Sub- stanzgewichtes), die roh bet 156--159 ~ nach einmaligem Um- krystallisieren aus Alkohol + Aceton bet 159--16o ~ (unkorrigiert) schmilzt.

Eine sehr einfache Anreicherungs- und Reinigungsnlethode be- ruh t darauf, dab die Substanz in kal tem Eisessig unl6slich ist, wgh- rend die flbrigen Bestandteile der enteiweiBten Pepsinl6sung davon aufgenommen werden. An der weiteren Reinigung des Pr~parates wird gearbeitet.

Der serologische Nachweis wa r m i t d e m H~tmolysehem- m u n g s v e r f a h r e n n a c h BRAHN-ScHIFF bet den ge re in ig t en P r ~ p a r a t e n e inwandf re i noch f fir 1/~00 7, bet d e m Ausgangs - m a t e r i a l i fir 1/10 7 zu if ihren*. M a n s i eh t also, d a b wir es m i t e iner S u b s t a n z y o n h 6 c h s t e r W i r k s a m k e i t zu t u n h a b e n . Das I s o a g g l u t i n i n c~ wurde noch yon o,o 5 7 des ge re in ig ten P r~pa ra t e s , yon o,5 7 des A u s g a n g s m a t e r i a l s g e h e m m L die f l -Reak t ion dagegen n u r d u r c h o, o i g des ge re in ig ten Pr/~- pa ra tes . Die Spezifi tXt b l e ib t also e rha l t en . Shiga-spezi- f isches S c h a f h ~ m o l y s i n wurde n i c h t g e h e m m t , die F o r s s m a n - HXmolyse wa r e twas v e r z f g e r t , abe r n i c h t au fgehoben , bet Ab le sung n a c h 6o' war die F o r s s m a n - H X m o l y s e in e inem be- s t i m m t e n S y s t e m d u r c h I m g n ich t , die A - t t ~ m o l y s e d u r c h o,I y k o m p l e t t g e h e m m t .

I m A n a p h y l a x i e v e r s u c h a m pass iv p r ~ p a r i e r t e n Meer- s chwe inchen ( v o r b e h a n d e l t m i t K a n i n c h e n i m m u n s e r u m gegen A - E r y t h r o c y t e n ) 15sten o,I m g der ge re in ig ten S u b s t a n z a k u t e n a n a p h y l a k f i s c h e n Tod aus ; I m g wa r ffir N o r m a l t i e r e ungif t ig , dagegen a k u t t6d l i ch a u c h n a c h Pr~tpar ierung m i t e c h t e m H a m m e l b l u t a m b o c e p t o r ( V e r w a n d t s c h a f t A-Schaf - b lur) . Auf G r u n d der sero logischen R e a k t i o n e n i s t die n a h e V e r w a n d t s c h a f t , w e n n n i c h t I d e n t i t ~ t unsere r S u b s t a n z m i t der A - S u b s t a n z des M e n s c h e n a n z u n e h m e n . (Aus der ehemi- schen und bakteriologischen Abteilung des St~dtisehen Krank~n- hauses im Friedrichshain-Berlin.)

UBER DAS VERHALTEN DER HAUTCAPILLAREN BEIM MORBUS BASEDOWlI.

V o n

M A X ~]-ICHAEL u n d W I L H E L M B U S C H K E .

I m Ansch luB a n die U n t e r s u c h u n g s e r g e b n i s s e H. Zo•- DEKS u n d se iner M i t a r b e i t e r f iber die B e s o n d e r h e i t e n des Kre is laufs u n d se iner R e g u l a t i o n e n b e i m Morbus Basedowi i u n t e r s u c h t e n wi t das V e r h M t e n de r H a u t c a p i l l a r e n bet dieser E r k r a n k u n g . Dies schien u m so wicht iger , als eine Re ihe c h a r a k t e r i s t i s c h e r B a s e d o w s y m p t o m e (Hau t r6 te , WXrme der H a u t , Schwi tzen) au f ein y o n de r N o r m abwe ichendes Ver- h a l t e n de r Hautgef/~Be h i n z u w e i s e n schien.

Die Angaben der frflheren Untersucher (WEIss, PE~ERSEN und LEVINSOHN, DAVID, ROSENBERGER, GROEDEL u n d HUBERT, BOCK, GEHRI), die bet Hyper thy reosen zum Teil betrgcht l iche Erweite- rungen der Capillarschleife, zum Teil spast isch zusammengezogene Schlingen yon Haarnadel form fanden, sind einander sehr wider- sprechend. Deshalb hielten wir es fflr lohnend, an eider grogen Anzahl yon Basedow-t~ranken systematisch das capillarmikro- skopische Bild zu untersuchen. Nachdem in einer gr613eren Anzahl yon Voruntersuchungen ein weitgehender Parallelismus im Verhal ten der Capillaren am Nagelfalz und an der flbrigen Hau t festgestellt war, begnfigten wir uns spXterhin, die Limbuscapillaren allein zu beobachten und zu messed und nur hin und wieder die Capillaren des Handrfickens zum Vergleich heranzuziehen.

Sehon in den V o r u n t e r s u c h u n g e n a n 29 P a t i e n t i n n e n wa r es aufgefal len, d a b bet 23 yon i h n e n die L i m b u s c a p i l l a r e n m e h r oder m i n d e r s t a r k verengt waren . Zur O b j e k t i v i e r u n g dieses Be fundes n a h m e n wir a n 23 B a s e d o w k r a n k e n u n d 3 ~ K o n t r o l l p e r s o n e n Messungen der Capi l la rwei te m i t Hilfe eines O k u l a r m i k r o m e t e r s vo r u n d b e s t i m m t e n sowohl die We i t e des a r t e r i e l l en als a u c h die des venSsen Schenkels wie den A b s t a n d der b e i d e n Cap i l l a r schenke t v o n e i n a n d e r . Von den * Die Empfindlichkeit des Nachweises h~ingt yon der jeweiligen Technik ab, so dab ein Vergleich zwischen verschiedeilen Untersuchern ohne weiteres nicht genau durchffihrbar ist.

t7. SEPTEMBER 1932 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . I i . J A H R G A N G . N r . 38 1593

2 3 B a s e d o w k r a n k e n u n t e r s u c h t e n wi t 7 n a c h 1/~ngerer oder kf i rzerer B e h a n d l u n g s d a u e r i n t e r n e r bzw. o p e r a t i v e r A r t z u m Teil m e h r m a l s wieder ui ld k o n n t e n d a d u r c h e in Bi ld b e k o m m e n , ob die W i r k s a m k e i t bzw. U n w i r k s a m k e i t e iner T h e r a p i e in i rgende ine r Para l le l i tXt z u m Capi l l a rb i lde s t eh t . Als Kont ' ro l lpersone i l d ie i l t en uns z u m Teil a n d e r s a r t i g e K r a n k e , z u m Tell G e s u n d e e t w a gle icher A l t e r s s t u f e n u n d g le ichen Geschlechts .

Diese Messungen wurden in Tabellen zusammengestellt , so dab die in jedem Fall prozentuat am h~ufigsten v0rkommende Capillar- weite wie ihre Ext remwerte bei Basedow-Kranken ulld I{ontrollen leicht verglichell werden konnten. Ell tsprechend war aus einer Solldertabelle das Ergebnis der Nachuntersuchullgen im Vergleich zur i. Untersuehung leicht abzulesen.

Die a r t e r i e l l en Schenke l w a r e n bei m a l l c h e n Basedow- k r a n k e n ge radezu f adenf6 rmig . Auffa l le i ld war s t e t s de r U n t e r s c h i e d zwischen de r W e i t e des a r t e r i e l l en u n d v e n 6 s e n Schenke l s (s. a u c h BocK). I m m e r h i i l Iande i l s ich a u c h in e in igen F~l len n o r m a l e Capi l l a rwei ten , in e i n e m Fal l e rwe i t e r t e Capi l la ren . B e i m Verg le ich des Capi l la rb i ldes m i t d e n Mini- schei l S y m p t o m e n u n d se iner A n d e r u n g e i l m i t der t h e r a p e u - t i s c h e n B e e i n f l u s s u n g des k l i i l i schen Bildes k o n i l t e n wir k e i n e n regelmdfligen P a r a l l e l i s m u s l inden , auct l d a n n n ich t , weni l wir bei d i e sem Verg le ich unse r A u g e n m e r k au f a n d e r e K r e i s l a u f s y m p t o m e (Pulsdruck , Pu lszah l ) r i c h t e t e n .

Ill einem Falle war jedoch eine auffallende Ver~nderung des Capillarbildes nach der Therapie zu konstatieren, die sich auch fiber l~ngere Beobachtungszei t kons tan t hielt, so dab hier wohl an eine Beeillflussung des Capillarbildes durch die Therapie gedacht werden kallll. Es halldelte sich um einen jungen Patiellteil mi t Jodbasedow, der vor der Behandlullg relat iv enge Capillaren ulld -- was uns in kreislaufpathologischer Hinsicht besonders bemerkens- wert erscheint - - sehr weite und deutlich s ichtbare subpapill~re Plexus zeigte. Nach der subtotalen Strumaresekt ion zeigte sich bei einer ganz besonders auffallenden Besserung im klinischen Bilde und einem geradezu akuten Absinken des Grundumsatzes auf normale Werte eine auffMlige .~nderung im Capillarbild: Die Capil- laren wurden fibernormal weir, die subpapill~ren PlexusgefXBe wareil bei der gew6hnlichen capillarmikroskopischen Beobachtung n icht mehr zu sehen.

F a s s e n wir ku rz das E r g e b n i s I lnserer U n t e r s u c h u n g e n z u s a m m e n , so f a n d e n wir in der M e h r z a h l bei den Basedow- k r a n k e n eiile gegeni iber der N o r m auff~l l ige m e g b a r e Ver- e n g e r u n g des ar ter~el len Schenke l s u n d des S c h e n k e l a b s t a n d e s de r H a u t c a p i l l a r e n , e ine e twas weniger h~uf ige Vere i lge rung a i lch des ve i l6sen Schenkels . I n se inen A b w e i c h u n g e n yon der N o r m zeigt das B as edow cap i l l a r b i l d j edoch ke in kon- 8tantes V e r h M t n i s z u m kl in ischei l Bilde, i n sbesonde re a u c h n i c h t u n t e r d e m Einf luB de r Therap ie* .

Bei der A u s w e r t u n g der gefu~ldenen R e s u l t a t e i m R a h m e n des Kre i s l au fp rob lems ; i n s b e s o n d e r e des Morbus Basedowii , k o m m e n wir zu fo lgenden Schl i i ssen:

I. H a n d e l t es sictl bei de r g e f u n d e n e n C a p i l l a r v e r e n g e r u n g u m e inen p r im~ren , kons t i t u t i one l l e i l Z u s t a n d oder u m ein S y m p t o m der E r k r a n k u n g ? U n t e r u n s e r e n Kontr011en ohne B a s e d o w f a n d e n w i t so zah l re i che V e r e n g e r u n g e n der Capil- la ren , wie b e i m B a s e d o w in ke i i lem Fal le . DaB wir diese Verenge ru i lg d agegen sehr h~uf ig b e i m B asedow fanden , s p r i c h t daffir, d a b es s ich u m ein Symptom der E r k r a n k u n g h a n d e l t . D a abe r ~hnl iche C a p i l l a r v e r e n g e r u n g e n bei ail- d e r e n schwerei l K r e i s l a u f k r a n k h e i t e n , z. ]3. Nephr i t i s , w e n n

a u c h e twas weniger a u s g e p r ~ g t als bei den p r ~ g n a n t e s t e n Basedowf~l len , a u f t r e t e n k6nnen , i s t dieses S y m p t o m n i c h t e t w a als D i a g n o s t i c u m y o n l e i ch t en oder Fr f ih!~ l len y o n Basedowf~Lllen zu v e r w e r t e n .

Daffir, dab es sich um ein erst du tch die Hyperthyreose bedingtes Symptom handett , spreehen auch die interessanten experimentellen und therapeutischen Versuche zur t3eeinflussung der Capillarweite yon ]30CK und HEIMBERGER.

2. Die hel le R 6 t e der B a s e d o w i k e r h a u t , i n s b e s o n d e r e i m Gesicht , a n den Ohreil , d e n F i n g e r s p i t z e n u n d N a g e l b e t t e n (A. KOCI~ER), a i lch bei P r ~ S a s e d o w k r a i l k e n (H. ZONDEK u n d BANsI), schei i l t in W i d e r s p r u c h zu der voi l flus g e f u n d e n e n E n g e de r H a u t c a p i l l a r e n zu s t ehen .

Nach L. R. Mi)LLER ist helle Haut r6 te zum Teil auf eine Be- schleunigung des Blutstromes, vor allem aber auf eine Erweiterung der zu- und abffihrendeil Gef/iBe zurfickzuffihren. Auch nach EBBECKE h~ngt die R6te der Hau t n icbt nur yon der Weite der Capillaren, sondern auch yon der der Venolen ab. LEwis macht sogar ill l Jbereinst immung mi t W•TZEL und ZOTTERMANN den subpapil- lfLrell Venenplexus hauptsiichlich ffir die Haut farbe veralltwortlich.

N u n k o n n t e n wir eine auff~l l ige W e i t e der subpapi l l~tren P l e x u s n e b e n de r V e r e n g e r u n g de r Cap i l l a ren t a t s ~ c h l i c h cap i l l a rmik roskop i sch beobach te i l . Wi r g l a u b e n d a h e r sagen zu k6nnen , d a b die b e i m B a s e d o w auf fa l l ende hel le H a u t r 6 t e e inerse i t s m i t der e r h 6 h t e n S t r 6 m u n g s g e s c h w i n d i g k e i t u n d ge r ingen O2-Ut i l i sa t ion des B lu t e s (BAxsI) z u s a m m e n h ~ n g t , ande re r se i t s m i t der E r w e i t e r u n g de r k l e in s t en H a u t v e n e n jense i t s des Capi l la rgebie tes .

3- A u c h die WXrme der B a s e d o w i k e r h a u t s t e h t keines- wegs in W i d e r s p r u c h zu de r Capi l l a rverenger i lng . D e n n n a c h KROGH, EBBECKE, DALE u n d RICHARDS is t die W ~ r m e de r H a u t wesen t l i ch yon de r S t r 6 m u n g s g e s c h w i n d i g k e i t in ih r abh~ngig . D a diese eiile F u n k t i o n de r W e i t e de r Ar t e r io l en ist, i s t also die H a u t w ~ r m e a b h ~ n g i g y o n der W e i t e der Ar te r io len . Das mf issen wir d e m n a c h a u c h Itir den M o r b u s B a s e d o w a n n e h m e n .

4- Die hohe Blutdruckampli tude (Pulsdruck) des Basedowikers kann -- wenigstells was die Hau t bet r i f f t - - allein durch eine Er- weiterung der Arteriolen t rotz Yerengerung der Capillaren bedillgt sein, denil nach KROGH ist das Capillargebiet immer so vim weiter ulld der AbfluB normMerweise so frei, dab der Druck in den Capil- laren sich nur ganz wellig ~ndert und im wesentlichen niedrig b le ib t selbst bei erh6bter Str6mnng als Folge arteriolarer Erweiteruilg, bei Verh~ltnissen also, wie sie tflr den Basedow zutreIfen dfirften. Da- mit ist natfirl ich fiber die Durchblutungsverh~ltl l isse ill dell allderen Orgallen, z. B. in der Muskulatur, nichts ausgesagt.

5. D u r c h B e s t i m m u n g der Sauers to f fd i f fe renz zwischeil Ar t e r i en - u n d V e n e n b l u t k o n n t e BANsI eine besonders starke Erh6hung der Blutgesehwindigkeit in der Peripherie l i nden . Das s t e h t in r o l l e r l ~ b e r e i n s t i m m u i l g m i t u n s e r e n B e f u n d e n ; deni l n u t bei der A n n a h m e , d a b die Cap i l l a ren v e r e n g t s ind oder d a b sie f i be rha i ip t au f d e m Wege eines a r t e r ioven6se i l Kurzsch lusses u m g a n g e n w e r d e n (Hoyersche d e r i v a t o r i s c h e K a n M e bzw. HEIMBERGERS a r t e r i o v e n 6 s e A n a s t o m o s e n ! ) , i s t es zu ve r s t ehen , dal3 bei e i n e m b e s t i m m t e n -- w e n n a u c h gegent iber de r N o r m h o h e n -- M i n u t e n v o l u m e n d ieGeschwind ig - ke i t des B l u t e s in de~, Peripherie so au]]allend sehnell ist .

E i n e ausf f ihr l iche M i t t e i l u n g wi rd d e m n ~ c h s t in de r Z. kl in. Med. erfolgen. (Aus der I. Inneren Abteilung des Sti~dtischen Krankenhauses am Urban, Berlin. [Direktor: Pro/. H. Zondek].)

PRAKTISCHE ERGEBNISSE. ZUR PHYSIKALISCHEN DIAGNOSTIK DES

Kf0NSTLICHEN PNEUMOTHORAX. Y o n

A. V. VON FRISCH. #-us der II. Medizinischen Universit~tsklinik in Wien (Vorstand : Prof. N. VON JAGI~).

DaB ohne R 6 i l t g e n u n t e r s u c h u n g keiile P n e u m o t h o r a x - t h e r a p i e b e t r i e b e n werden k a n n , i s t uns a l len eine Se lbs tve r -

* Beziiglich der gefundenen Zahlenwerte mid der angewandten Methodik verweisen wir auI tmsere ausfiihfliche Arbeit.

s t~nd l ichke i t . Die R 6 n t g e i l k o n t r o l l e bei dieser T h e r a p i e I l i m m t h e u t z u t a g e eine d e r a r t i g d o m i n i e r e n d e S te l lung ein, d a b sie o f fenbar Perkuss io i l u n d A u s k u l t a t i o n g~nzl ich ver- d r ~ n g t u n d diese altei1 U n t e r s u c h u n g s m e t h o d e n als f iber leb t u n d fiberflfissig erscheine i l l~13t. D iesen E i n d r u c k muB jeder erhal te i l , der es u n t e r n i m m t , s ich in der m ~ c h t i g ai lgeschwolle- n e n L i t e r a t u r fiber K o l l a p s t h e r a p i e I lach A r b e i t e n u m z u s e h e n , in denei l die phys ika l i s chen U n t e r s u c h u n g s m e t h e d e n eine Rol le spieleil ; ihre Zah l i s t eiile u n g e m e i n s p ~ r I i c h e . . U n d d o c h sche in t mir , der ich in der Wer t sch~t tzung e iner v e r f e i n e r t e n