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Bericht" Chemische Analyse anorganischer KSrper. 475 wenn man der LSsung vor dem Eintragen des Zinks Rhodankalium zu- setzt. Gibt man zu einer LSsung yon wolframsaurem Alkali zuerst Rhodankalium, dann viel ~Wasser, hierauf Salzsaure und endlich metalli- sches Zink, so nimmt die Fllissigkeit eine schSne Amethyst-Farbe an. Die bekannte blaue Farbe, welche ftir die niederen Oxydationsstufen des Wolframs charakteristisch ist, l~sst sich durch unterschweflige S~ure sehr gut hervorrufen. Vergl. hierzu iibrigens H. Rose, 6, Aufl. I, 510. Als eine der empfindlichsten Reaetionen auf freien oder in Wasser gelSsten Sauersteif bezeichnet 0 s c a r L o e w*) die Blauf~trbung einer alkalischen LSsung yon Pyrogallo-Chinon. Dieselbe tritt n~tmlich seinen Versuchen zufolge nur bei Gegenwart yon freiem Sauerstoff ein. Als der Yerfasser ausgekochte LSsungen yon Pyrogallo-Chinon und kohlen- saurem Natron (letztere war sehr verdiinnt) fiber Quecksilber zusammen- treten liess, wurde die gelbliche LSsung etwas dunkler, aber es entstand keine Spur einer blauen F~trbung. Dieselbe zeigte sich aber sofort, als man eine kleine Blase Luft oder Sauerstoff zutreten liess. Die Anwesenheit yon Pyrogallol (Pyrogalluss~ture) verhindert die Reaction, indem diese den Sauerstoff zuerst in Beschlag nimmt. Die Darstellung des Pyrogallo-Chinons fiihrte der Verfasser in der Weise aus, dass er eine Mischung yon 10 Grin. Pyrogallol (Pyrogallus- s~ure) und 25 Grin. phosphorsaurem Natron in 250 CC. destillirten Wassers 18ste und diese LSsung in einem "con ibm construirten Schiittel- Apparat zu Oxydationen mit Luft oder Sauerstoffgas**) bei einer Tem- peratur yon 250 eine halbe Stunde lang behandelte. Das Pyrogallo- Chinon scheidet sich in nadelf~rmigen Krystallen ab; die Ausbeute ist eine geringe, sie betr~tgt weniger als 10 ~ des angevcandten PyrogaUols. Ueber das Verhalten der S~uren gegen den Lackmusfarbstoff. In einer gr~sseren Abhandlung ~Untersuchungen liber die mehrbasischen S~uren* und zwar im ersten Theil, welcher yon der Constitution der gelSsten Salze und S~turen handelt, hat B e r t h e 1o t***) seine Ansichten liber die Einwirkung starker S~uren auf den Lackmusfarbstoff mitgetheilt. Er sagt:t) cDiese Reaction ist nichts anderes als das Freimachen einer *) Journ. f. prakt. Chem. [N. F.] 15~ 3'26. **) Journ. f. prakt, Chem. [N. F.] 15~ 327. ***) Ann. de chim. et de phys. [5. s~r.] 9~ 1. j') a. a. O. p. 11.

Ueber das Verhalten der Säuren gegen den Lackmusfarbstoff

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Page 1: Ueber das Verhalten der Säuren gegen den Lackmusfarbstoff

Bericht" Chemische Analyse anorganischer KSrper. 475

wenn man der LSsung vor dem Eintragen des Zinks Rhodankalium zu- setzt. Gibt man zu einer LSsung yon wolframsaurem Alkali zuerst Rhodankalium, dann viel ~Wasser, hierauf Salzsaure und endlich metalli- sches Zink, so nimmt die Fllissigkeit eine schSne Amethyst-Farbe an. Die bekannte blaue Farbe, welche ftir die niederen Oxydationsstufen des Wolframs charakteristisch ist, l~sst sich durch unterschweflige S~ure sehr gut hervorrufen.

Vergl. hierzu iibrigens H. R o s e , 6, Aufl. I, 510.

Als eine der empfindlichsten Reaetionen auf freien oder in Wasser gelSsten Sauersteif bezeichnet 0 s c a r L o e w*) die Blauf~trbung einer alkalischen LSsung yon Pyrogallo-Chinon. Dieselbe tritt n~tmlich seinen Versuchen zufolge nur bei Gegenwart yon freiem Sauerstoff ein. Als der Yerfasser ausgekochte LSsungen yon Pyrogallo-Chinon und kohlen- saurem Natron (letztere war sehr verdiinnt) fiber Quecksilber zusammen- treten liess, wurde die gelbliche LSsung etwas dunkler, aber es entstand keine Spur einer blauen F~trbung. Dieselbe zeigte sich aber sofort, als man eine kleine Blase Luft oder Sauerstoff zutreten liess.

Die Anwesenheit yon Pyrogallol (Pyrogalluss~ture) verhindert die Reaction, indem diese den Sauerstoff zuerst in Beschlag nimmt.

Die Darstellung des Pyrogallo-Chinons fiihrte der Verfasser in der Weise aus, dass er eine Mischung yon 10 Grin. Pyrogallol (Pyrogallus- s~ure) und 25 Grin. phosphorsaurem Natron in 250 CC. destillirten Wassers 18ste und diese LSsung in einem "con ibm construirten Schiittel- Apparat zu Oxydationen mit Luft oder Sauerstoffgas**) bei einer Tem- peratur yon 250 eine halbe Stunde lang behandelte. Das Pyrogallo- Chinon scheidet sich in nadelf~rmigen Krystallen ab; die Ausbeute ist eine geringe, sie betr~tgt weniger als 10 ~ des angevcandten PyrogaUols.

Ueber das Verhalten der S~uren gegen den Lackmusfarbstoff. In einer gr~sseren Abhandlung ~Untersuchungen liber die mehrbasischen S~uren* und zwar im ersten Theil, welcher yon der Constitution der gelSsten Salze und S~turen handelt, hat B e r t h e 1 o t***) seine Ansichten liber die Einwirkung starker S~uren auf den Lackmusfarbstoff mitgetheilt. Er s ag t : t ) cDiese Reaction ist nichts anderes als das Freimachen einer

*) Journ. f. prakt. Chem. [N. F.] 15~ 3'26. **) Journ. f. prakt, Chem. [N. F.] 15~ 327.

***) Ann. de chim. et de phys. [5. s~r.] 9~ 1. j') a. a. O. p. 11.

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schwachen, rothgef~trbten S~ure, welches bis zur geringsten Spur der starken S~ture erfolgt, ohne dass ein irgend merkbarer Theilungsvorgang beschrankend einwirkt. Das bei der alkalimetrischen Bestimmung der Schwefels~ure, Salpetersaure und Salzs~ure angewandte Verfahren zeigt deutlich, dass das Freimachen ein vollstandiges ist; es gilt dies aber nur ffir die S~uren und Salze, welche durch das Wasser keine merkbare Zersetzung erleiden. Sobald ein Alkalisalz unter dem Einfluss des Wassers auch nur den Anfang einer Zersetzung zeigt, wird die alkali- metrische Bestimmung der entsprechenden S~ure weniger genau, da der in der LSsung befindliche Antheil der freien Base eine entsprechende Quantit~tt des blauen Salzes mit der S~ture des Lackmus bildet, wodurch

"ein mehr oder weniger grosser Ueberschuss der zu bestimmenden S~ure erforderlich ist, um die S~ure des Laekmus vollst~tndig frei zu machen - - oder richtiger, um die durch das Alkali gebildete Quantit~t des blauen Salzes sower herabzumindern, dass ihre f'arbende Kraft nieht mehr zur Geltung kommt. Dies zeigt sich schon bei den Alkalisalzen der Essigs~ure und anderer Sauren aus der Reihe der Fettsauren sehr deutlich, ebenso, aber im umgekehrten Sinne, bei der Bestimmung des Ammoniaks. Noch mehr aber tritt es hervor, je grSsser die durch die Einwirkung des Wassers auf die neutralen Salze in Freiheit gesetzte Menge der Basis wird, so dass z. B. die Borsaure, das Phenol und die Alkohole, welche Alkalisalze bilden, mittelst des gewShnlichen alkalime- trischen ¥erfahrens nicht bestimmt werden k6nnen.

Aehnliches ergibt sich beim Studium der S~uren mit gemischter Wirkung,*) aber die Verh~ltnisse sind hier noch complicirter. Die ther- mischen Beobachtungen ffihren namlich zur Annahme der Existenz yon S~turen gemischten Charakters, welche mit den Alkalien mehrere Reihen yon Salzen bilden. Die eine Art dieser Salze ist 'best~ndig wie die Salze der starken S~uren, die andere enthalt einen Ueberschuss der Basis; diese Salze werden durch Wasser zersetzt und zwar entsprechend dem vorhandenen Ueberschuss der Basis, nach Art der Salze der sehwachen S~uren. Hierher gehSren die Carbonate, die Salieylate, die Lactate, die Sulfhydrate, die Sulfite etc. Dieser Unterschied beruht auf der Existenz yon S~uren mit wechselnder Wirkung, wie man sie in der organischen Chemie aus ganz anderen Grfinden, n~mlich wegen ihres allgemeinen Yerhaltens und ihrer Entstehungsweise, angenommen hat.

*) Acides ~ fonction mixte.

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Bericht: Chemische Analyse organiseher KSrper. 477

Mitunter vollzieht sich die Einwirkung des Wassers auf diese Classe yon Salzen nur nach und nach und w~chst langsam mit der Menge des

L8sungsmittels, so z. B. bei den Carbonaten, den Sulfiten, den Boraten.

Solche S~turen kSnnen mittelst der gew8hnlichen alkalimetrischen Methoden

natilrlich nicht bestimmt werden. Mitunter dagegen erfolgt die Zer- setzung des Alkalisalzes durch das Wasser so rasch, dass in einer einiger-

maassen verdtinnten Flilssigkeit hSchstens noch zu vernachlassigende Spuren

basischer Salze neben normalen Salzen, welche der gewOhnlichen Wirkung

der S~ure entsprechen, bestehen bleiben; dies ist der Fall bei der Milch-

saure, die dann einbasisch wird, bei der Weins~ure und Aepfels~ure, welche dann zweibasisch werden etc. Bei Gegenwart yon viel Wasser

wirken also die KSrper dieser letzten Gruppe ganz wie gewShnliche

Sauren, wie sich dies sowohl aus der l~Iessung der unter diesen Um-

standen freiwerdenden W~trmemengen als auch aus der MOglichkeit er-

gibt , diese Sauren mittelst des gewOhnlichen alkalimetrischen Verfahrens

zu bestimmen.*

Zur Titerstellung tier Z~sung yon unterschwefligsaurem Natron fiir die Jodometrie bedient sich C. T h a n * ) des zweifach jodsauren Kalis (KO, HO, 2 J05). Um sich mit Hiilfe dieses Salzes eine Jodl~sung yon genau bekanntem Jodgehalt zu bereiten, braucht man nut eine ge-

nau abgewogene Menge desselben mit einem Ueberschuss yon c h e m i s c h

r e i n e m Jodkalium und einer geniigenden Menge verdiinnter Salzs~ure

zusammenzubringen. Die Menge des freiwerdenden Jodes wird nach der Gleichung :

KO, HO, 2JO 5 ~ - 1 0 K J - - ~ l l H C l ~ l L K C l - ~ 1 2 J - ~ 1 2 H O

berechnet, welche bekanntlich den Zersetzungsprocess veranschaulicht.

III. Chemische Analyse org~nischer K~)rper. Yon

C. Ne~bauer.

1. Q u a l i t a t i v e E r m i t t e l u n g o r g a n i s c h e r K S r p e r .

Darstellung und Auffindung der Aminbasen dutch Herstel]ung ihrer Alaune. Nach W. K i r c h m a n n **) gibt es zur Abscheidung und

*) lqach einer Mittheilung yon Dr. W. Pill i t~z im VI. Bericht i~ber die Th/~tigkeit der chem. Gesellsch. zu Wi~rzburg (1877.)

**) Archiv d. Pharm. 7~ 43.