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Ludwig, iiber T a h d e in den Mergeln, Letten u. Lehmen. 285 Ueber das Vorkommen der Talkerde in den Mergeln Letten und Lehmen; von Dr. Hermann Ludwig, ausserord. Professor an der Universitlt Jena und Lehrer der Chemie am lsndwirthschaftlichen Institute daselbst. (Fortsetzung von Bd. CXXXI. Heft 2. pag. 180.) D. Analyse des in Salzsaure und im wasserigen kohlensauren Natron unloslichen Thones aus abgeschliinimten Letten. a) 5 Grm. abgeschlammter Letten von 6 Proc. Was- sergehalt wurden mit starker Salzsaure gekocht, das Ge- misch our Trockne verdampft; der Ruckstand wurde mit Konigswasser erwarmt, die rnit Wasser verdiinnte Losung von dem Ungelosten durch’s Filter getrennt und das Un- geloste getrocknet; es betrug 3,425 Grm. Davon hinter- liess 1 Grm. nach schwachem Gluhen 0,950 Grm. gelb- lich-grauen Thon, und dieser gab beim Kochen mit was- serigem kohlensaurem Natron an letzteres 0,0946 Grm. losliche Kieselerde ab, wahrend 0,8554 Grm. wasserfreier Thon ungelost blieben. 100 Theile des in Salzsaure unloslichen getrockneten Lettens bestanden sonach aus : 85,51 Proc. in wlsserigem kohlens. Natroii unlo slichem wasser- 9,46 ,, in wasserigem kohlens. Natron lislicher IGeselerde 5,OO ,, Wasser 100,00 Proc. b) Die unter a) iibrig gebliebenen 2,425 Grm. scharf getrockneten, mit Salzsaure behandelten Lettens hatten beim Liegen an der Luft wieder Wasser aufgenommen; denn 0,305 Grm. gaben nach dcm Gluhen 0,273 Grm. Ruckstand; Verlust = 0,032 Grm. = 10,492 Procent Wasser. 2,000 Grm. dieses ungegliihteii, in Salzsgure unlos- lichen, noch nicht mit wiisserigem kohlensaurem Natron behandeltcn Pulvers wurden mit 5 Grin. rectificirter eng- - freiem Thon ~

Ueber das Vorkommen der Talkerde in den Mergeln Letten und Lehmen

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Page 1: Ueber das Vorkommen der Talkerde in den Mergeln Letten und Lehmen

Ludwig, iiber T a h d e in den Mergeln, Letten u. Lehmen. 285

Ueber das Vorkommen der Talkerde in den Mergeln Letten und Lehmen;

von Dr. Hermann Ludwig,

ausserord. Professor an der Universitlt Jena und Lehrer der Chemie am lsndwirthschaftlichen Institute daselbst.

(Fortsetzung von Bd. CXXXI. Heft 2. pag. 180.)

D. A n a l y s e des in Salzsaure und im wasserigen kohlensauren Natron

unloslichen Thones aus abgeschliinimten Letten. a) 5 Grm. abgeschlammter Letten von 6 Proc. Was-

sergehalt wurden mit starker Salzsaure gekocht, das Ge- misch our Trockne verdampft; der Ruckstand wurde mit Konigswasser erwarmt, die rnit Wasser verdiinnte Losung von dem Ungelosten durch’s Filter getrennt und das Un- geloste getrocknet; es betrug 3,425 Grm. Davon hinter- liess 1 Grm. nach schwachem Gluhen 0,950 Grm. gelb- lich-grauen Thon, und dieser gab beim Kochen mit was- serigem kohlensaurem Natron an letzteres 0,0946 Grm. losliche Kieselerde ab, wahrend 0,8554 Grm. wasserfreier Thon ungelost blieben.

100 Theile des in Salzsaure unloslichen getrockneten Lettens bestanden sonach aus :

85,51 Proc. in wlsserigem kohlens. Natroii unlo slichem wasser-

9,46 ,, in wasserigem kohlens. Natron lislicher IGeselerde 5,OO ,, Wasser

100,00 Proc. b) Die unter a) iibrig gebliebenen 2,425 Grm. scharf

getrockneten, mit Salzsaure behandelten Lettens hatten beim Liegen an der Luft wieder Wasser aufgenommen; denn 0,305 Grm. gaben nach dcm Gluhen 0,273 Grm. Ruckstand; Verlust = 0,032 Grm. = 10,492 Procent Wasser.

2,000 Grm. dieses ungegliihteii, in Salzsgure unlos- lichen, noch nicht mit wiisserigem kohlensaurem Natron behandeltcn Pulvers wurden mit 5 Grin. rectificirter eng-

-

freiem Thon

~

Page 2: Ueber das Vorkommen der Talkerde in den Mergeln Letten und Lehmen

286 Ludwig,

lischer Schwefelsaure und etwas Wasser so lange erhitzt, bis Schwefelsaure zu entweichen begann. Nach dem Erlralten wurde abermals etwas Wasser zugesetzt und das Gemisch wiederuni bis zum Erscheinen der Schwefel- sauredampfe gekocht. Die rnit Wasser verdunnte Flus- sigkeit wurde von den ungelosten Theilen abfiltrirt, die letzteren wogen nach dem Auswaschen und Trocknen 1,460 Grm. Davon gaben 1,325 Grm. nach dem Gluhen 1,252 Grm. schwacli grauen Ruckstand. 1,460 Grm. wur- den sonach 1,37995 Grm. = 68,975 Proc. Gluhriickstand hinterlassen haben (d. h. ein Gemenge von loslicher Kie- selorde und in Salzsaure und Schwefelsaure unloslichem Thon).

Die erhaltenen 1,252 Grm. Gluhriickstand verloren heim Kochen mit wasserigem kohlensaurem Natron 0,4533 Grm. losliche Kieselerde. 1,3795 Grm. hatten also 0,4994 G r i . = 24,970 Proc. losliche Kieselerdc enthalten. Nach Abzug derselben von 68,975 bleiben 44,005 Proc. durch Salzsaure und Schwefelsiiure unaufschliessbaren Thons.

c) Die vom ungelosten Thon und der Kieselerde ab- filtrirte schwefelsaure Auflosung wurde init Ammoniak alkalisch gemacht und mit Salmiaklosung veimischt. Der entstandene Niederschlag wurde getrennt, noch feucht mit Kalilauge gekocht und aus der vom Eisenoxyd abfiltrir- ten Losung durch Salmialr die Thonerde gefallt.

0,12737 Grm. gegluhtes Eisen- oxyd = 6,369 Proc. Eisenoxyd; ferner 0,1979 Gnn. ge- gluhte Thonerde = 9,895 Proc. Thonerde.

d) Die vom Eisenoxyd und von dcr Thonerde abfil- trirte Lijsung gab weder mit Schwefelammoniuni, noch mit oxalsaurem Kali eineTrubung; auf Zusatz von phos- phorsaurem Natron entstand nach 24stiindigem Stchen in der ammoniakalischen Flussigkeit ein Niederschlag von phosphorsaurer Ammoniak-Talkerde, welcher getrocknet 0,215 Grm. wog; beim Gluhen desselben blieben 0,1342 Grm. phosphorsaure Talkerde = 0,05098 Grrn. = 2,549 Procent Talkerde.

Es wurden erhalten:

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iiber Talkerde in den Nergeln, Letteiz. und Lehmen. 281

Zusammenstellung. - e) 100 Theile des lufttroclrnen, in Salzsaure unloslichen Tliones bestanden ails : 24,970 Proc. lasliche Kiesclcrde (theils zu dem durch 43,783 Procent

Salzsaure aufschliesslichen Lettcnthon, durch Salzsaure theils zu dcm durch Schwefelsaure auf- nicht angreifb., schliessbaren gemeinen Thone gchiirig) aber durch . . . . . . . . . . Schwefelsaure

aufschliessbare Theile, mit Ein- 1 schluss der Kic-

Lettenthons.

. . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . 9,895 ,, Thonerde 6,369 ,, Eisenoxyd 2,549 ,, Talkerde

44,005 ,, durch Salzslure u. SchwefeKiure, so selerde des wie durch kohlensaurefi Natron nicht angreifbaren Thon

10,492 ,, Wasser 98,280 Proc.

Ferner : 100 - 10,492 = 89,508 Theilc trockner Sub- stanz enthielten '24,970 Theile losliche Kieselerde.

Da nach u) 95 Theile der trocknen Substanz schon 9,46 Th. durch kohlensaures Natron ausziehbare Kiesel- erde enthielten, so berechnen sich fiir 89,508 Th. trockne Substanz 8,9 13 Th. durch kohlensaures Natron auszieh- bare Kieselerde. Nach Abzug derselben yon 24,970 blei- ben 16,057 Th. Kieselerde fiir 'den durch Schwefelsiiure aufschliessbaren Thon iibrig.

Fiir den durch Schwefelsaure aufschliessbaren Thon hat man also folgende Zusammensetzung :

g e f u n d e n Kieselerdc . . . 16,057 = 46,048 Proc. Thonerde . . . 9,893 = 28,377 ,, Eisenoxyd . . . 6,369 = 18,265 * - Talkerde . . . . 2,549 = 7,310 - ____

34,870 100,000 Proc. Nach der Formel: 3 (MgO, SiO) + 2 (Fe203,ZSiO)

+ 5 (Al2O3,4 SiO) erhalt man folgende Procente : berechnet

27 S i o = 408,l 46,112 5 A1203 = 256,7 29,006 2 ~ e 2 0 3 = 160,o 18,080 3 M g 0 = 60,2 6,802

a~5,o 100,ooo. _ _ _ _ _ . _ _ ~ .-

Dieser Thon unterscheidet sich,. ausser seiner Unl8s- Kchkeit in Salzsaure, durch sein grosseree Verhaltnise

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288 Ludwig,

von vierfach kieselsaurer Thonerde und seinen Gehdt an Eisenoxyd von dem Lettenthon. Er lasst sich ebenfalls aus Glimmer gebildet annehmen.

f) Einschaltung des in Salzsaure unloslichen Thons in die Zusanimensetzung des Lettens. - Auf

34,870 Gewth. durch Schwefelsaure aufschliessbarcn Thon findcn sich

44,005 ,, durch diese Saure unangreifbarer und in kohlensaurem Natron unloslicher Thon (siehe unter e). - Suinms

78,875 Theile wasserfreier, von loslicher Iiieselerde be- freiter? in Salzsaure unloslicher Antheil des Lettens.

In 55,435 Procent gelblich-grauem, in Salzsaure und kohlens. Natron unloslichem Thon sind demnach enthalten: 78,875 : 34,870 = 55,435 : 24,506 Proc. durch Schwefelsaure auf-

schliessharer Thon 7a,a75 : 44,005 = 55,435 : 30,929 durch Schwefelsaure nicht

aufschliessbarer Thon

-

,,

100 Theile des lufttnocknen Greussener Lettens be- 55,435.

stehcn sonach aus : 2,645 Proc. gelbem eisenschiissigcm thonig- 1 2,iOG Proc. schwere

dolomitischem Kalksand . . 0,061 ,, wcisscm Quarzsand . . . . sandige Theilc

meiuer Thon, durch Salzslure nicht, 9i,294 Proc. fei- wohl aber durcli Schwefelslure nuf- I lien ahschllmm-

20,353 feiiierdigem Doloinit . . . . . 14,081 Lettenthon oder Glimmerthon, dnrch

SalzsBure aufschlicssbar . . . . 24,506 ,, talkerde- und eiscnoxydhaltiger ge-

schliessbar . . . . . . . . nochdurcli Schwcfclsiiureaufschliess- barem, in wLserigern kohlensaurern Natron nnliislichein l'hon . . .

7,425 lvasser . . . . . . . . . . l 30,829 ,, fast farbloser, weder durch Salzsaurc, baren Theilen

IG~OOO Proc. E. A n a l y s e

des in wheriger Salzsiiure unloslichen, durch Schwefel- saure nicht aufmhliessbaren, in wasserigem kohlensau- rem Natron unloslichen Theiles des Grcussner Lettens. a) 0,690 Grm. des bei 1OOOC. getrockneten, unter

der Loupe feinerdigen, matten grauweissen Pulvers gaben

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iiber Talkerde in den Mergeln, Letten wid Lehmen. 289

0,652 Grm. Gliihruckstand = 0,038 Grm. = 5,507 Pro- cent Wasser.

b) 0,652 Grm. des unter a) erhaltenen Gluhriickstan- des rnit 3,05 Grm. geschmolzenem Aetzkali und Wasser bis zur Trockne verdampft, gaben einen Ruckstand, der sich beim Aufweichen rnit Wasser dem grossten Theile nach aufloste. Auf Zusatz von Salzsaure schied sich gal- lertartige Kieselerde ab. Zur Trockne abgedampft und wieder mit Salzslure aufgenommen, blieb ein weisses Pd- ver von Kieselerde zuriick, welche nach dem Auswaschen mit Wasser beim Kochen mit Kalilauge sich grijssten- theils aufloste. Der unlosliche weisse feinpulverige Quarz- sand betrug 0,057 Grm. = 8,207 Pmc. Die salzsaure Auflosung enthielt etwas Eisenoxyd, Thonerde. Die quan- titative Bestimmung der Thonerde und des Eisenoxyds unterblieb. Es wurden 90 Proc. Kieselerde gefunden, was jedenfalls etwas zu hoch ist.

c) Zusammenstellung. - 100 Theile des in Sauren und kohlensaurem Natron unloslichen Lettens enthalten :

kieselerdereichen, durch Abdampfcn niit Kalilauge bis zur Trockue aufschliessbaren Thon

8,267 Proc. feinpulverigen weissen Quarzsand 86,228

94,493 Proc.

100,000 Proc.

mensetzung dee Lettens : 04,493 : 6,267 = 30,929 : 2,706 Th. feincr Quarzsand 94,493 : 66,226 = 30,929 : 28,223

30,929.

6,507 ,, Wasser

d) Einschaltung beider Bestandtheile in die Zusm-

,, kieselerdereicher Thon, auf- schliesslich durch Abdampfen mit Kalilauge ~-

F. K a l i b e s t i m m u n g im geschliimmten Letten. 20 Grm. Letten wurden mit 20 Grm. reinem Aetz-

kalk gegluht, der Oluhriickstand mit Wasser ausgelaugt, aus der Losung der Kalk durchKohlensaure entfernt und die Lauge zur Trockne eingedampft. Es wurden 0,017 Orm. := 0,085 Proc. kohlensaures Kdi und Chlorkalium

20 Arch. a. Pharm. CXILXI.Bds. 3.Hft.

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990 Ludwig,

erhalten. unwagbare Mengen von Alkalien.

Ein Gegenversuch mit Aetzkalk allein lieferte

G. Uebers i ch t d e r Resultate. u) 100 Theile des lufttrocknen Lettens vom Kirch-

berge bei Greussen bestehen nach den mitgetheilten Am- lysen aus:

b) 100 Theile des durch Schlammen vom feinerdigen Letten befreiten Sandes bestanden aus :

-

c) Wasserhaltende Kraft des lufttrocknen geschlamm-

d) Verhiiltniss des kohlensauren Kalks zw kohlen- ten Lettens = 58.

sauren Talkerde im abgeschlhmten Letten :

Spec. Qewicht desselben = 2,519.

(feinerdiger Dolornit)

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iiber TaZkerde in den Mergeln, Letten und Lehnien. 291

e) Zusammensetzung des durch Salzstlure aufschliess- baren Lettenthons oder Glimmerthons, dessen Formel = 9 (MgO, SiO) + 0 (FeO, SiO) + 4 (Al2O3, 4 SiO) :

berechnet gefunden 31 sio = 468,6 43,793 43,476 4 A1203 = 205,4 19,197 19,291 6 FeO = 216,O 20,187 20,023 9 MgO = 180,O 16,823 17,210

1070,O 100,000 100,000.

f) Zusammensetzung des gemeinen, durch Salzs%ure nicht, wohl aber durch Schwefelsaure aufschliessbaren Thons, dessen Formel = 3 (MgO, SiO) + 2 (FeZO3,2 SiO) + 5 (Al203,4SiO) :

berechnet gefunden 27 SiO = 408,l 46,112 46,048

5 A1208 = 256,7 29,006 28,377 2 Fez03 = 160,O 18,080 18,266 3 MgO = 842 6,802 7,310

885,O 100,000 100,000.

g) Die wahrscheinliche Bildung des Greussner Let- tens. - Durch Austreten von kieselsaurem Kali aus Talk- erdeglimmer entstand Lettenthon; durch Oxydation des Eisenoxyduls und durch Austreten von kieselsaurer Talk- erde aus dem Lettenthon bildete sich der gemeine Thon; durch Einwirkung von Kohlensaure auf das kieselsaure Kali wurde kohlensaures Kali erzeugt und Kieselerde ab- geschieden. Letztere vereinigten sich mit kleinen Men- gen von Thonerde und Eisenoxyd zu dem kieselerderei- chen Thon. Durch die Einwirkung des kohlensauren Wassers auf den Lettenthon entstand kohlensawe Talk- erde, die mit dem kohlensauren Kalk des Wassers Dolo- mit erzeugte.

h) Zusammensetzung des Lettens nach den einzelnen Bestandtheilen :

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'392 Ludwig,

;ii Die Suinme des reinen Kalks im lufttrocknen un- geschlammten Letten betrRgt 7,678 Proc. oder als kohlen- saurer Kalk genomnien betragt seine Menge 13,7 11 Proc. Die Summe der reinen Talkerde betragt 8,459 Proc.; davon sind 4,247 Proc. an Kohlensaure und 4,212 Proc. an Kieselerde gcbunden. Die Suinme der durch Sala- saure, folglich auch (obgleich Iangsamer) durch kohlen- aawes Wasser aufloslich werdenden Kieselerde betragt 6,174 Proc. Die Summe dcs Eisenoxyds (das v0rha.n- dene Eisenoxydul auf Eisenoxyd bercchnet ) betriigt 7,653 Procent. -

Das Hauptresultat dieser Analyse habe ich schon friiher, ohne Begriindung der aufgefiihrten Zahlen, in

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iiber Talkerde in den Xeryeliz, Letten uitd Lehmen. 293

meinen Grundziigen der analytischen Chemie unorgani- scher Substamen" (zum Bebrauche in landwirthschaftlich- chemischen Laboratorien. Jena, bei Carl Dobereiner. 185 1) Seite 432-434 mitgetheilt. Aus derselben Schrift hebe ich die Resultate einiger anderen Letten- und Mergel- Analysen hervor, weil sie die bisher unbeachtete That- sache feststellen, dass die Talkerde in weit verbreiteten thonartigen Massen einen betrachtlichen wesentlichen Ge- mengtheil bildet, und zwar nicht bloss in dem gewohn- lichen Vorkommen als kohlensaure Talkerde und kohlen- saurer Kalk ( Dolomit ), sondern auch als kieselsaure Talkerde in Verbindung mit kieselsaurem Eisenoxydul, kieselsaurem Eisenoxyd und kieselsanrer Thonerde. Ich glaube meinen Lesern fiir die nachfolgenden analytischen Resultate die ermiidenden Einzelnheiten der Analyse er- sparen zu diirfen, nachdem ich an einem Beispiele den Gang aller iibrigen geaeigt habe.

11. Schiefriger dolomitischer Mergel von Schilfe bei Greussen.

Er liegt auf Gyps, einige Fuss unter der Dammerde,

100 Theile des lufttrocknen Mergels enthielten : ist ziemlich dicht und gleichfdrmig, schiefergrau.

0,291 Proc. schwefelsauren Kalk (wasserfreien Gyps)

6,320 ,, Thonerde . . . 26,799 Proc. durch Salzsgure auf- 13;994 ,, lSsliche Kieselerde

2,880 ,, Eisenoxydul . . 3,605 ,, Talkerde . . .

schliessbarcii Lettenthon 1 46,456 in Salzsaure und wiisserigem kohlens. Natron unliis-

lichen, schiefergauen, beim Uluhen gelblich werden- den Thoii

9,900 ,, Wasser 100,000 Proc.

Merge1 betriigt 7,038 Procent. Die Gesammtmenge der reinen Talkerde in diesem

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294 Lud,Lvig,

111. Bittersalzfihrender dolomitischer Gypsmergel von den

Derselbe liegt zwischen dem Fasergyps und Gyps- spath. E r besitzt eine blaulich - griine Farbe, schiefrige Structur, fiihlt sich etwas fettig an; nach feuchtem Wet- ter bluht an demselben meistens inehliges Bittersalz aus.

Wanden der Teufelslocber bei Jena.

100 Theile desselben enthielten : 0,364 Proc. waaserfreien schw efelsauren Kalk (gegliihten uypq 1,293 ,, kohlensauren Kalk 2,504 ,, schwefelsaure Talkerde (= 0,84 Proc. reine Talkerde)

14,328 losliche Kiesclerde

4,806 ,, Eisenoxydul . . 9,190 ,, Talkerde . . . 5,440 ,, Thonerde . . . 33,764 Proc. Lettenthon, durch

Salzshre aufschliessbar

11,519 losliche Kieselerde 4,772 ,, Thonerde . . . 2,142 Eisenoxyd . . . 0,730 Talkerde . . .

19,163 Proc. gemeinen Thon, in Salzsaure unliislich, durch Sehwefelsiiure aufsdliembar

22,313 ,, kieselerdereichen Thoii, in Sauren und wasserigem kohlensaurem Natron unloslich, aufschliessbar durch wlsseriges Knli Quarzsand und Glimmersand, unloslich in Sauren und waeserigen Alkalicn

9,074

3,603 ,, innig gebundenes Wasser 6,200 ,, lose gebundenes Wasser

98,338 Proc.

Die Gesammtmenge der reinen Talkerde in diesem Auffallend ist die Armnth Mergel betriigt 10,76 Procent.

dieses Mergels an Kalk.

fand ich zusammengesetzt aus : Das aus diesem Mergel auswitternde rohe Bittersalz

11,286 Proc. Talkerde

26,075 ,, Schwefelsaure 33,400 ,, Wasser 24,700 ,, in kaltem Wasser unloslichen wasserfieien erdigen

2,604 ,, Kalk

Substauzen

98,005 Pror.

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Cibev Talherde in den Mergeln, Letten und Lehmen. 295

Oder als Salze vertheilt:

8,000 ,, Gyps (CaO, SO3f 2 HO) 0,227 ,, kohlensaure Talkerde

24,700 ,, in kaltem Wasser unlSsliche erdige Substanzen (wasserfrei)

3,360 ,, Wasser (wohl an die erdi en Substanaen Thon und ,Gyps gebunden) uud &erlust

63,7 13 Proc. verwittertes Bittersah (MgO, SO3 + C, HO)

- ,

100,000 Proc.

IV. Runte Merge1 von Jena. u) Dolomitischer blauer Letten mterhalb dea Prin-

100 Theile des lufttrocknen gefarbten Lettens ent- cessgartens, hinter der Btihme’schen Ziegelei.

hielten : 26,iS Proc. kolilensauren Kalk 10,75 ,, kohlensaure Talkerde

in Saaksaure lijsliches Eisenoxydul, Eisenoxyd und Thonerde

32,53 ,, in Salzsiiure unloslichen Thon u. lijsliche Kieselerde t 4,83 ,, Quarzsand

9,61

5,hO ,, wasser

6) Rotlier Ziegelthon, von derselben Stelle wie der vorige genommen, und unmittelbar iiber ihm liegend.

100 Theile des lufttrocknen gesiebten Ziegelthonn, auf den Wassergehalt des vorigen Lettens berechnet, be- standen aus:

100,OO Proc.

22,24 Proc. kohlensaureu Kalk 2,32 ,, kohlensaure Talkerde 5,31 ,, in SaIzsiiure lijslichern Eisenoxyd und Thonerde 37,30 n n unlijslichem Thon 27,33 Quarzsand

5.50 t) U’asser 100,oo Proc.

Auffallend ist die Verschiedenheit beider einander so nahe liegender Schichten an Talkcrdegehalt. Der blaue Letten hiilt 10,75 Proc., der rothe Ziegelthon nur 2,32 Proc. kohlensaure Talkerde.

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296 Landerer,

V. Talkerdegehalt der Lelrme. Wahrend die blaugrauen Letten und Merge1 der

Triasforniation sich reich an Talkerde zeigen, sinkt der Talkerdegehalt des Lehms auf ein Minimum. So war bei Untersuchung von etwa 10 Grm. des gelben Lehms von Jena die Talkerde in dem salzsauren Auszuge kaum nach- weisbar, und im gelben Diluviallehm von Wormberg bei Greussen betriigt ihre Menge nur 0,34 Procent.

Ueber die Wichtigkeit der Bezoare im Orient ; VOll

L a n d e r e r. --

Aus dem Namcn Bezonr, oder auf Arabisch und Per- sisch Badesar, d. i. Gegengift, erhellt die Wichtigkeit die- ser Concretionen gegen die mannigfaltigsten Vergiftungen. Vergiftungen finden sehr haufig statt in allen Theilen des Orients. Unter den Giften findcn die Arsenik-Praparate eine Hauptanwendung, und diese werclen theils mittelst der verschiedenen siissen oder sauerlichen Getranke, der sogcnannten Scherbets oder Bosas, oder auch mittelst der eine dickliclie Consisteiiz bcsitzeiiden Coiifittiren dem zu Vergiftenden beigebracht. Ob es moglich, cine chroni- sche Vergiftung durch RSiuchern der Leibwasche mittelst Arseniks zu erzielen, lasse ich dahiii gestellt sein; dass jedoch dieses sehr hsufig von den zu einem solchen Ver- brechen gedungencn Dienern gcschieht, ist hinreichend bewiesen. Durch Einstreuen von Arsenikpulvcr in offene Fontanellen kommen Vergiftungen im Oriente vor, und es liegen viele derartige Beispiele vor. Frciwillige Vcr- giftungen in den Serails bci den Frauen gcschehen mit- telst Diamantenpulvers, indem diesclben Diamanten zu feinem Pulver stossen lassen und sie, Scherbets beige- mengt, verschlucken. Zu ahnlichen Zwecken wird auch das M a s benutet, jedoch in den meisten Fiillen lanfen