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9. Atd Physiologic und Patho!ogie bezi'~gliche. 467 ammonium oder ZuGker redudrbaren Stoff und zeigt dann einen Absorp- "tionsstreifen zwischen D und E und dem Grade der Concentration gem5ss, his zu b reiehend odor vor E aufhSrend. Diese redueirbare Substanz findet sich in einer grossen Zahl Ton Fl•ssigkeiten, welche Gallenfarb- stoffe oder deren Umsetzungsproducte enthalten, z. B. in unreinen Bill fuscin- and Biliprasin-LSsungen, sawie sie erhalten wer~en bei der Be- reitung des Bilirubins aus Ga!lensteinen, in alkalischen odor sauren L6- sungen yon Bilihumin, schliesslieh in allen Fl~lssigkeiten, welche G m e 1 i n- sche Oxydationsproducte enthalten. Selbst wenn die Oxydation so weir fortgeschritten ist, dass kein einziges Reagens die knwesenheit yon Caallen- farbstoffen anzuzeigen im 8tande ist, z. B. in einer alkalischen Bilirubin- 15sung, die mit soviel SalpetersSure versetzt ist, dass die gelbe Farbe rim" der Salpeters~ure zuzuschreiben ist, ist dennoch die redudrbare Sub- stanz enthalten. Das geeignetste Material zur Darstellung dieser Substanz sollen die Gallensteine sein. Man kocht sie mit Wasser aus, dampft ein and behandelt zuerst mit B!eizueker, darauf mit Bleiessig und filtrirt Ton 6 den Niederschl~tgen ab. Dem Filtrate wird Ammon zugesetzt. Der ent- standene Niederschlag wird in Alkohol vertheilt und dutch H2-S zersetzt. Schliesslieh wird Tom Schwefelblei abfiltrirt und wab~'scheinlieh hat man dann eine reine alkoholische LSsung tier redudrbaren Substanz. Dieselbe ist leicht 15slich in Wasser and Alkohol, sohwer in Aether und Chloro- form, sehr best~tndig in saurer, wenig odor gar night in alkaliseher LSsung. NaGh tier Reduction ist die LSsung roth gef~rbt, doGh wird dabei kein Bilirubin gebildet. / Ueber das Yorkommen yon Gallens~uren im normalen Urin. NaGh- dem schon N a u n y n gezeigt, dass Gallens~turen ein physiologischer Bestand- theil des Menschen- und Thierharns sind, stellto Prof. V o g e 1 *) mit einer bequemeren Methode grosse ¥ersuGhsreihen an physiologischem ~{ensGhen- ham an, dutch welohe sigh ergab, dass Spuren yon Gallensguren in jedem Ham vorkommen. Die Yon D r a g e n d o r ff zuerst zum gerichtliehen chemischen Nach- weise tier Alkaloide benutzte, dann auf die Gallensguren angewendete ~ethode bestoht clarin, dass man 4--5 Unzen Harn mit einigen Tropfen Salzs~ture ansiiuert und mit I Unze Chloroform mindestens eine Stunde lang aussGhiittelt. Der Ham wird yore Chloroform durch Abgiessen leicht *) Tageblatt der 45. Versammlung deutsch. Nafurf. u. Aerzte in Leipzig, :Nro. 5, p. 75.

Ueber das Vorkommen von Gallensäuren im normalen Urin

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9. Atd Physiologic und Patho!ogie bezi'~gliche. 467

ammonium oder ZuGker redudrbaren Stoff und zeigt dann einen Absorp- "tionsstreifen zwischen D und E und dem Grade der Concentration gem5ss,

his zu b reiehend odor vor E aufhSrend. Diese redueirbare Substanz

findet sich in einer grossen Zahl Ton Fl•ssigkeiten, welche Gallenfarb- stoffe oder deren Umsetzungsproducte enthalten, z. B. in unreinen Bil l fuscin- and Biliprasin-LSsungen, sawie sie erhalten wer~en bei der Be- reitung des Bilirubins aus Ga!lensteinen, in alkalischen odor sauren L6- sungen yon Bilihumin, schliesslieh in allen Fl~lssigkeiten, welche G m e 1 i n-

sche Oxydationsproducte enthalten. Selbst wenn die Oxydation so weir fortgeschritten ist, dass kein einziges Reagens die knwesenheit yon Caallen- farbstoffen anzuzeigen im 8tande ist, z. B. in einer alkalischen Bilirubin-

15sung, die mit soviel SalpetersSure versetzt ist, dass die gelbe Farbe rim" der Salpeters~ure zuzuschreiben ist, ist dennoch die redudrbare Sub-

stanz enthalten. Das geeignetste Material zur Darstellung dieser Substanz

sollen die Gallensteine sein. Man kocht sie mit Wasser aus, dampft ein and behandelt zuerst mit B!eizueker, darauf mit Bleiessig und filtrirt Ton

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den Niederschl~tgen ab. Dem Filtrate wird Ammon zugesetzt. Der ent-

standene Niederschlag wird in Alkohol vertheilt und dutch H2-S zersetzt. Schliesslieh wird Tom Schwefelblei abfiltrirt und wab~'scheinlieh hat man

dann eine reine alkoholische LSsung tier redudrbaren Substanz. Dieselbe ist leicht 15slich in Wasser and Alkohol, sohwer in Aether und Chloro-

form, sehr best~tndig in saurer, wenig odor gar night in alkaliseher LSsung. NaGh tier Reduction ist die LSsung roth gef~rbt, doGh wird dabei kein Bilirubin gebildet.

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Ueber das Yorkommen yon Gallens~uren im normalen Urin. NaGh- dem schon N a u n y n gezeigt, dass Gallens~turen ein physiologischer Bestand- theil des Menschen- und Thierharns sind, stellto Prof. V o g e 1 *) mit einer bequemeren Methode grosse ¥ersuGhsreihen an physiologischem ~{ensGhen- h a m an, dutch welohe sigh ergab, dass Spuren yon Gallensguren in jedem Ham vorkommen.

Die Yon D r a g e n d o r f f zuerst zum gerichtliehen chemischen Nach- weise tier Alkaloide benutzte, dann auf die Gallensguren angewendete ~ethode bestoht clarin, dass man 4 - - 5 Unzen Harn mit einigen Tropfen Salzs~ture ansiiuert und mit I Unze Chloroform mindestens eine Stunde

lang aussGhiittelt. Der Ham wird yore Chloroform durch Abgiessen leicht

*) Tageblatt der 45. Versammlung deutsch. Nafurf. u. Aerzte in Leipzig, :Nro. 5, p. 75.

468 Bericht: Specielle an~lytische ~]~ethoden.

getrennt. Das durch F~illung der Extractiv- and Farbstoffe braun ge- tr~bte Chloroform wird nun mit 6 - -3 CC. absoluten Alkohols abergossen, wobei der Alkohol die triiben Flocken aufnimmt, w~hrend das Chloroform wieder vollkommen klar wird. Dieses Gemisch wird nun filtrirt. Auf dem Filtrum entsteht alsbald eine dicke Gallerte, welehe das Chloro- form einsehliesst und nichts mehr abfliessen l'~sst. Sobald man aber mit einem Glasst~tbchen diese Gallerte leise umr~hrt und yore Papiere etwas ablSst, so filtriren Chloroform und Alkohol raseh durch, tIierauf wird das Chloroform yore Alkohol durch Pipetten getrennt and aufUhrgl~sehen ~erdampft. Bestreut man nun den geringen, leieht bitter schmeekenden Riickstand mit SpuI'en yon Zuel~erpulver und betupft ihn mit eoncentrirter Schwefels~ture, so bekommt man naeh ein~ger Zeit am Rande, wo die Schwefels~ture ganz abgeflossen ist, eine deutlich violette F~rbung~ zuei'st nm die ZuckerkSrnchen herum, wl!dchesFarbenspiel nach 15 his 30 Min. in einfaehes Braun fibergeht ( P e t l ; e n k o f e r ' s Reaction). Diese brillante Reaction hat bekanntlich grosse M~tngel. Concentrirte EiweisslSsungen, ~Iuskelfaser, Linsensubstanz~ verschiedene 0ele und Harze, namentlich auch Phenol, geben dieselben Farbenver~nderungen, and es kann deshalb diese Reaction nur mit grosser Vorsicht zum wirkliehen Nachweise yon Gallens~uren benutzt werden. Es bleibt hier eben nur i~brig zur Isolirung des dieser Probe zu unterwerfenden 0bjectes ein mSglichst complicirtes Yerfahren zu benutzen, bei welchem jene Stoffe I die in der Reaction mit Gallens~uren ~ibereinstimmen, ausgesehlossen werden. Der Weg der Ab- seheidung wird dann gewissermaassen selbst zu einer zweiten Reaction.

VerL machte diese einfaehen Chloroform-Ausschiittelungen mit dem tt~rne yon 8 ~ v erschiedenen gesunden Individuen und bekam in a l l e n

F~ l l en eine dentliche Reaction. V o g e l achtete auf die ZeiL welche seit der letzten Speisezufnhr verfiossen war und konnte keinen Unterschied im ]~Iorgen- and Nachmittagsharn entdecken. Die yon N a n n yn f~ir den ttundeharn festgestellte Thatsache, dass sich nach l~ngorem Fasten tier Gallen f a r b s t o f f in demselben viel deutlieher zeige, ale wahrend der ¥erdauung, kann demnaeh auf Gallens ~ur e n nieht aber~ragen werden. In gleicher Weise behandelte Yerf. den Ham yon Phthisikern, Pneumo- nischen, Anamischen, Herz-, Gehirn- and Hautkranken, iiberall gelang die Reaction. Kurz, es wurde bis jetzt noah kein Ham gefunden, bei dem sie nicht Zu Stande gekommen w~re. Bei chronischen "Itautkrank'heiten, welehe mit Theereinreibungen behandelt wurden, wobei der Ham bekannt- lich eine auffallend dunkle Farbe annimmt, ohne deutliche Gallenfarhstoff-

2. ±nf Physiologic und Pathologic beziigliche. 469

reaction zu zeigen, land Voge l die Reaction besonders deutlich. Naeh

Aussetzen des Nittels wurde sie verhgltnissmgssig wieder schwSeher. Bei 5 Icterischen, 3 catarrhalisehem Icterus, 1 Leberkrebs und ein Leber-

eirrhose war die Reaction natt~rlieh am schSnsten. Dass Spuren yon Gallens~turen fortwghrend im Kreislaufe vorkommen nnd also auch in den ttarn gelangen kSnnen, ist selbstverstgndlieh. Nan vergleiche nur die aploroximative Nenge der in 24 Stunden aus der Leber abfliessenden Galle, mindestens 300--400 Grin., mit dem Gewichte der Faeces, in 2¢ Stunden ca. 180 Grin., wovon wieder die gr/Ssste Masse auf die Speisereste kommt, so wird man zugestehen mt~ssen, dass die in das Duo-

denum ergossene Galle im Darme wieder resorbirt wird. Sic gelangt dutch die Pfortader zunachst in die Leber, in welcher sic sofort wieder ausgesehieden wird. Wir haben also Nr die Galle gewissermaassen einen

kleinen Kreislauf. Derselbe ist abet kein vollkommen abgeschlossener, indem yon H y r t l dureh Injeetionen mehrfache Anastomosen der Zweige der Pfortader mit der unteren Hol~lvene nacbgewiesen worden sind. Es strSmen also fortw~thrend Spnren yon Gallens~turen dutch die Nieren and werden dort ausgeschieden.

Die Frage, ob wirklich Gallens~turen die Ursache der Reaction seien, wurde auf V o g e l ' s Veranlassung ~on D r ~ g e n d o r f f bearbeitet. Er

nahm yon 10 gesunden Nenschen im Alter yon 8- -55 Jahren je 1000 CC. Ham, dampfte auf dem Wasserbade ein, zog den Rackstand mit absolutem Alkohol mehrmals aus und 15ste dieses alkoholische Extract ~vieder in Wass~r auf. Es wurde nun diese LSsung mit Bleiacetat gef~llt und wieder

in Alkohol gelSst und mit Natriumcarbonat zerlegt. In der alkoholischea LSsung befand sieh das glykocholsaure Natron, aus welchem, nach Yer- dunsten des Alkohols, durch Ans~uern und Sehatteln mit Chloroform die Gallensaure isolirt und durch die P e t t e n k o f e r ' sche Probe nachgewiesen wurde. ~icht zufrieden mit diesen 10 Yersuchen, gelang es D r a g e n - d o r f f durch ¥erarbeitung yon 100 Liter Earn die Gallens~ure rein dar-

zustellen. Ein Theil des gallensauren Matrons schied sich sogar in mikroskopischen Krystallen aus und die Elementar-Analyse stimmte voll- kommen. Er taxil~ die Menge auf 0 , 7 - - 0 , 8 Grin. Gallens~ure in 100 Liter Harm

So viel steht also lest, Spuren yon Gallens~uren kommen in jedem Harne vet und die P e t t e n k o f e r ' sche Reaction gelingt bei passender

¥ol:behandlung mit jedem Harne.