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31 i [Jeber das Zerfallen der Wassers in seine Bestandtheile ; von H. Sainte-Claire Deaille *). Zweite NittheiZwng. - Wenn man 1 bis 2 Kilogramm geschmolzenes Platin in Wasser giefst, wie wir, Deb ray und ich, es oft gethan haben, so beobachtet man eine reiahliche Entwickelung eines explosiven Gases, das am Wasserstoff und Sauerstoff nebst einer gewissen Menge Stickstoff besteht , welcher lctztere im Wasser gelost war und durch die Warme frei gemacht wird. Das ist die Wiederholung im Grofsen eines von G r o v e ausgefuhrten Versuches, welcher das Wasser durch Beruhrung mi€, noch ziemlich unter seinen Schmelzpunkt erhitztem Platin zersetzte ; diescr Versuch war der Ausgangs- punkt rneiner Untersuchungen iiber das Zerfallen. Wie geht es zu, dafs das Platin so leicht bei der Ein- wirkung der durch Verbindung des Wasserstoffs mit dew Sauerstoff entwickelten Warme schmilzt , und dafs das ge- schmolzene oder nur bis zum Weifsgliihen erhitzte Platin das Wasser zersetzt? Diese Frage habe ich mir beziiglich dieser , anscheinend sich widersprechenden Thatsachen vor mehr als fiinf Jabren **) gestellt, und damals schon die Losung vorausgesehen , welche ich in rneiner kurzlich ver- offentlichten ersten Mittheilung iiber das Zerfallen des Was- sers ***) gegeben habe. Es bleibt mir noch iibrig, eine Erklarung zu geben fur das Zerfallen des Wassers, wie es *) Compt. rend. LVI, 322. +*) Compt. rend. XLV, 857 (diese Annaleu CV, 383; d. R.). ***) Compt, rend, LVI, 195 (S. 184 dieses Bandes der Annalen; d. II.).

Ueber das Zerfallen der Wassers in seine Bestandtheile

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Page 1: Ueber das Zerfallen der Wassers in seine Bestandtheile

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[Jeber das Zerfallen der Wassers in seine Bestandtheile ;

von H. Sainte-Claire Deaille *). Zweite NittheiZwng. -

Wenn man 1 bis 2 Kilogramm geschmolzenes Platin in Wasser giefst, wie wir, Deb r ay und ich, es oft gethan haben, so beobachtet man eine reiahliche Entwickelung eines explosiven Gases, das a m Wasserstoff und Sauerstoff nebst einer gewissen Menge Stickstoff besteht , welcher lctztere im Wasser gelost war und durch die Warme frei gemacht wird. Das ist die Wiederholung im Grofsen eines von G r o v e ausgefuhrten Versuches, welcher das Wasser durch Beruhrung mi€, noch ziemlich unter seinen Schmelzpunkt erhitztem Platin zersetzte ; diescr Versuch war der Ausgangs- punkt rneiner Untersuchungen iiber das Zerfallen.

Wie geht es zu, dafs das Platin so leicht bei der Ein- wirkung der durch Verbindung des Wasserstoffs mit dew Sauerstoff entwickelten Warme schmilzt , und dafs das ge- schmolzene oder nur bis zum Weifsgliihen erhitzte Platin das Wasser zersetzt? Diese Frage habe ich mir beziiglich dieser , anscheinend sich widersprechenden Thatsachen vor mehr als fiinf Jabren **) gestellt, und damals schon die Losung vorausgesehen , welche ich in rneiner kurzlich ver- offentlichten ersten Mittheilung iiber das Zerfallen des Was- sers ***) gegeben habe. Es bleibt mir noch iibrig, eine Erklarung zu geben fur das Zerfallen des Wassers, wie es

*) Compt. rend. LVI, 322. +*) Compt. rend. XLV, 857 (diese Annaleu CV, 383; d. R.) .

***) Compt, rend, LVI, 195 (S. 184 dieses Bandes der Annalen; d. II.).

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312 D e v i 11 e, iiber das Zerf allen

in dein speciellen Falle statt hat, welchen G r o v e entdeckte ; urid diefs will ich hier in wenig Worten thun, durch Dar- legung einer Reihe von Versuchen und atialytischen Proben.

Man fullt ein Porcellanrohr yon 5 bis 6 Centimeter Durchmesser recht genau rriit reinen und vorher zum Gluhen erhitzten Porcellanstucken ; man leitet einen raschen Strom von Kohlensauregas hindurch , welches man vorher durch Wasser von 90 bis 95O streichen liefs; endlich erhitzt man das Porcellanrohr so stark, als diefs bei Anwendung dichter Kohle als Brennmaterial und eines Ventilator- oder Balg- Geblases moglich ist. Es lafst sich leicht feststellen, dars nur eine kleine Menge Wasserdampf in seine Elemente, Wasserstoff und Sauerstoff, zerlegt wird. Zu dem Ende fangt man das Gas in langen, 1 Meter hohen, am einen Ende ge- schlossenen Rohren auf , welche mit Kaliliisung gefiillt sind und in eine kleine Wanne tauchen, welche gleicbfalls con- centrirte Aetzkalilauge enthalt. Nach 2 Stunden hat man 25 bis 30 Cubikcentimeter eines stark explosiven Gasge- misches erhalten , welches bei zwei Versuchen folgende Zu- sammensetzung ergab :

Sauerstoff 46,l 46,s

Wasserstoff 35,4 31,9

Kohlenoxyd 12,O 10,7

Stickstoff 6,5 10,6 *) _______ 100,o 100,o.

Man kanti somit ohne porose Rohre den Versuch aus- fuhren, welchen ich neulich beziiglich des Zerfallens des Wassers beschrieben habe. Aber die in derselben Zeit und unter denselhen Umstanden erhaltenen Mengen Gas sind viermal kleiner. Diefs beruht offenbar darauf , dafs vie1

*) Bezuglich der Anwesenheit yon Stickstoff und Kohlenoxyd in dem Gasgemiache uud der Ursaehe des Ueberwiegens des Sauer- stoffs vgl. die angefiihrte Abhaudlung.

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grofsere Mengen Sauerstoff- und Wasserstoffgas, welche hier nicht durch die Wirkung eines Filters - denn als ein solches wirkt die porose Rohre - von einander getrennt werden, sich in den weniger heifsen Stellen des Apparates wieder vereinigen.

Aber wefshalb wird nicht die ganze Menge des Knall- gases bei dem Erkalten wieder zu Wasser ? Diefs beruht auf zwei Ursachen.

Die erste, eine rein physikalische, ist auch die Ursache einer sehr bekannten Thatsache : der Unverbrennlichkeit des Knallgases, w enn dieses einer grofsen Menge eines indifferenten Gases, wie Kohlensaure oder Stickstoff, beigeinischt ist. Ein solches Gemische widersteht in der That der Einwirkung des electrischen Funkens und entzundet sich nicht bei Be- riihrung mit einem brennenden Korper. Doch konnte es nicht langsam durch ein mit Porcellanstucken gefiilltes und zum Rothgluhen erhitztes Rohr geleitet werden , ohne dafs die E l h e n t e , welche der Verbindung fahig sind, sich voll- standig mit einander vereinigen.

Es wirkt somit iioch eine andere Ursache, und diese ist eine rein mechanische : namlich die Geschwindigkeit der Gase, welche in meinen Apparaten durch das Porcellanrohr stromen ; hierauf beruht die Schnelligkeit des Erkaltens oder der Ruckkehr zu derjenigen Temperatur , bei welcher der Sauerstoff und der Wasserstoff, wenn in einer grofsen Menge Kohlenstiure zertheilt , sich nicht mehr mit einander ver- einigen.

So mufs man auch G r o v e ’ s Versuch erklaren und die Versuche derselben Art, welche D e b r a y und ich ausgefuhrt haben. Geschmolzenes Platin in Beruhrung init Wasser ver- wandelt zunachst rings urn sich herum eine kleine Menge

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Wasser in Dampf *). Dieser stark erhitzte Darnpf zersetzt sich theilweise und im Verhaltnifs der Zerfallungs-Tension, welche der Temperatur des schnielzenden Platins entspricht. Der Theil, welcher dem Zerfallen unterlag und dessen Volum im Verhaltnifs zu seinein Gewicht betrachtlich ist, wird rasch abgekuhlt, weil er nach der Oberflache des Wassers aufzu- steigen strebt, wiihrend das Platin rasch sinkt, und die Ge- schwindigkeit dieses Erkaltens ist eine solche, dafs ein Theil des Knallgases der Wiedervereinigung entyeht. Diefs schliefst nur ein, dafs fur die vollstandige Verbrennung einer be- grenzten Menge Knallgas eine begrenzte Zeit erforderlich ist; und dafs den) so sei, wird durch die Einwirkung von Metallgew eben auf verbrennende Gase erwiesen.

Aufserdem lafsst sich in dern so erhaltenen Gasgemische die Anwesenheit einer grofsen Menge Stickstoff nachweisen. Es ist wahrscheinlich , dafs der zerfallene Wasserdainpf der Wiedervereinigung unter dem zweifachen Einflusse dieses indifferenten Gases und der Erkaltungs-Geschwindigkeit wider- stehe. Diefs ist auch der Grund, wefshalb es mir nicht ge- lungen ist, reines Wasser, in Form eines sehr raschen Dampf- stromes durch ein sehr stark erhitztes Platinrohr geleitet, zuni Zerfallen zu bringen. Das Wasser hat sich vollstandig wiedergebildet, erstlich wegen der Abwesenheit eines frem- den Gases, welches das verbrennliche Gasgemische weniger verbrennlich macht, und dann weil die latente Warnie des

**) Die specifische Warme und die latente Schmslzwiirme des Platins sind nur sehr geriug ; seine Schmelztemperatur liegt vie1 weniger hoch, ab man sich diefs gewiihulich vorstellt (unterhalb 1900°), so dafs die Warmemenge, welche zum Schmelzen yon 1 Kilo- gramm Platin nothig is t , nur so grob ist wie die zum Erhitzen von 1 Kilogramm Wasser von 0 auf looo erforderliche. Diese Zahlen sind durch D e b r a y und micb bestimmt worden.

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Wasserdampfes, welche betrachtlich ist , einem sehr raschen Erkalten der gasformigen Masse ein Hindernil's entgegenstellt.

In einer demnachstigen weiteren Mittheilung werde ich neue Versuche uber das Zerfallen der Kohlensaure und mit verschiedenen zusarnrnengesetzten Gasen darlegen.

Analyse des Szajbelyit's ; von August Stromeyer.

Professor K. P e t e r s in Wien hat zu Rezbanya im sud- ostlichen Ungarn ein borsaurehaltendes Mineral entdeckt, welchem er zu Ehren des K. K. Bergmeisters S z a j b e 1 y i den obigen Namen beigelegt hat *). ,Es findet sich daselbst in einem grauen feinkornigen stark splitterigem Kalkstein, und giebt sich durch kreisrunde lichtere Flecke auf dem- selben zu erkennen. Durch Behandlung desselben mit Sauren wurden mikroscopische Krystalle erhalten, welche klinorhom- bisch sein konnten. Nach den chemischen Reactionen be- standen sie aus einem wasserhaltigen Borat von Talkerde und Natron niit Chlorgehalt. Die kreisrunden Flecke haben einen dunkeln Rand und zeigen eine vie1 hdhere Harte wie Kalkspath."

Herr Oberlehrer Dr. G u t h e hierselbst hatte von Herrn Prof. P e t e r s eine Probe dieses Kalksteins zu einer quantita- tiven Analyse erhalten, welche er mir zu uberlassen die Gute hatte. Ich hing denselben in ganzen Stucken in einem

*) K e n n g o t t , Uebersicht der Rasultate mineralogischer For- schungen fiir 1861 ; aus den Verhandlungen der Wiener Academie XLIV, 143.