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XLI. Ueber das Zimrntol und das Phloridmiit. Von 6. J. MULDEH. (Aus einem Sclireiben an R. F. iM a r c h and.) - - Aus Ihrern letzten Schreiben ersehe ich, dass Sie in diesern Augenhlicke mit einer Untersuchung iiber die fliich- tigen Oele beschiiftigt sind ; eiire Reihe von Producten, welcbe aus der Einwirkung der Sjiuren auP das CassirBI hervorgegan- gen sind (welcties in Zusarnmensetzung und Eigenschaften mit dem ZimintBle vollig iihereinkommt) und von denen ich Ihnen in meinem vorigen Rriefe schrieb, versnlasst rnich, Ihre AuP- merkstimkeit auP diesen Punct zu ricbten. - - Ein altes Cassiaul gab mir 2 Bnrze C,,H,,O1 nnd Zirnmtsiiure C,, H,,D, und C15H150% llnd endlich ein Oel , welches meniger Wasserstoff enttrielt, als Sie nnd ich in dem Zimmtole gefunden baben a). Setzen wir fur den Augeoblick dieses Oel bei Seite, so haben wir: *) Hr. Mnlder hatte die grosse Freriodschaft gehaht, mir eine bedeutende Qriautitiit Zinimtiil, welches er selhst destillirt lintte, 7.11 uherseoden; hegierig, die Ziisammensefauug dieses Odes 11.11 iinter- suchen , welcbe vou D 11 m as uud P e I i g o t anders als von den Iiol- liindisclien Celelrrten augegeben wird , verhrannte ich das t~olllcom- men zotcsscrfrrie Oel mit Kupferuxgd trod erliielt aus 0,4l Gr. Sub- stan% 1,213 Gr. KnhlensGitre und 0,269 Gr. Wasser. Diess hetriigt Sl,SOn/, C und 7,30% A. Hr. M ul de r hatte im Mittel von 19 selir gut iihereinstimrnenden Analysen 61,99Yo C und 7,29Yo A gefiinden. Beide Resultate stinirnen genau niit der Formel C20H200a. Diese giebt niimlich 81,92 C, 7,36 H, 10,72 0. Ails eioem Schreihen des Hrn. Mu 1 d e r erselie icli , dass Hr. L i e h i g ihm mirgetheilt pat, viillig iihnliclre Zahlen hei der Zerlegmg des Zimmtiiles erlialteu zu hahen. Dumas und Peligo t nehmen die Formel ClsHlB02 an, welche im Koltlenstoffe dieselbe Zahl giebt, aber bedeotend im Was- serstoffe ahweicbt: 82,t C, 5,9 A, 12,GO; sie hetrachten das 5imintiil ganx analog dem Bittermandeliile, als Cinnamglwasserstoff, die Zirnintsiiure analog der BeuzoFsLure. Sowohl die aogefiihrten Aorlysen als die fremden Stoffe, welcbe sich bei der Oxgdation des Zirnruliiles Lildeu, errveisen die Unbaltbarkeit dieser Aypothese. R. I ! . Md.

Ueber das Zimmtöl und das Phloridzin

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XLI. Ueber d a s Zimrntol und das Phloridmiit .

V o n 6. J. M U L D E H .

(Aus einem Sclireiben an R. F. iM a r c h and.)

- - Aus Ihrern letzten Schreiben ersehe ich, dass Sie in diesern Augenhlicke mit einer Untersuchung iiber die fliich- tigen Oele beschiiftigt sind ; eiire Reihe von Producten, welcbe aus der Einwirkung der Sjiuren auP das CassirBI hervorgegan- gen sind (welcties in Zusarnmensetzung und Eigenschaften mit dem ZimintBle vollig iihereinkommt) und von denen ich Ihnen i n meinem vorigen Rriefe schrieb, versnlasst rnich, Ihre AuP- merkstimkeit auP diesen Punct zu ricbten. - -

Ein altes Cassiaul gab mir 2 Bnrze C,,H,,O1 nnd

Zirnmtsiiure C,, H,,D, und C15H150% llnd

endlich ein Oel , welches meniger Wasserstoff enttrielt, als Sie nnd ich in dem Zimmtole gefunden baben a). Setzen wir fur den Augeoblick dieses Oel bei Seite, so haben wir:

*) Hr. M n l d e r hatte d ie grosse Freriodschaft gehaht, mir eine bedeutende Qriautitiit Zinimtiil, welches er selhst destillirt lintte, 7.11 uherseoden; hegierig, die Ziisammensefauug dieses Odes 11.11 iinter- suchen , welcbe vou D 11 m a s uud P e I i g o t anders als von den Iiol- liindisclien Celelrrten augegeben wird , verhrannte ich das t~olllcom- men zotcsscrfrrie Oel mit Kupferuxgd trod erliielt aus 0,4l Gr. Sub- stan% 1,213 Gr. KnhlensGitre und 0,269 Gr. Wasser. Diess hetriigt Sl,SOn/, C und 7,30% A. Hr. M u l d e r hatte im Mittel von 19 selir gut iihereinstimrnenden Analysen 61,99Yo C und 7,29Yo A gefiinden. Beide Resultate stinirnen genau niit der Formel C20H200a. Diese giebt niimlich 81,92 C , 7,36 H , 10,72 0. Ails eioem Schreihen des Hrn. M u 1 d e r erselie icli , dass Hr. L i e h i g ihm mirgetheilt pat, viillig iihnliclre Zahlen hei der Zerlegmg des Zimmtiiles erlialteu zu hahen. D u m a s und P e l i g o t nehmen die Formel ClsHlB02 an, welche im Koltlenstoffe dieselbe Zahl giebt, aber bedeotend im Was- serstoffe ahweicbt: 82,t C, 5,9 A, 12,GO; sie hetrachten das 5imintiil ganx analog dem Bittermandeliile, als Cinnamglwasserstoff, die Zirnintsiiure analog der BeuzoFsLure. Sowohl die aogefiihrten Aorlysen als die fremden Stoffe, welcbe sich bei der Oxgdation des Zirnruliiles Lildeu, errveisen die Unbaltbarkeit dieser Aypothese.

R. I!’. Md.

304 M u 1 d e r , ub. Zimmtol u. Phloridzin.

c12H1001 2C15H1J0, f C1sH,403 f 6H,o = CsoH,,O,,,

oder 3 At. ZimmtBI (Czo Hz2 02) + 8 At. Sanerstoff an8 der Luft.

Concentrirte Schwefelsiiure verwandelt das frisch bereitete Cassiaiil in 2 IIarze, C3, H3001 .und C,, H,, 0,. Es bildet sich dabei kein anderer Riirper; man hat also

C3oH30 0, $- C,o Ha0 0, = Ceo €166 0, - 3IIZ 0. Die Scbwefelsiiure trennt also das Hydratwasser von

20(C H) f 0; oder C,, €I,, 0,. Die Chlor\.vasserstoff~Lure erxeugt 2 audere Hnrze , wenn

man sie auf frisches Cassisol einwirken Ilsst, C,, H,,Ol und C,,H,, 0,. Ausserdem bildet sich eiii Iliichtiges Product, wel- ches mir bis jetat noch entgangen ist.

Die feste und weisse Verbindung der Salpetersaure mit dcm Casiaijl ist ohneZweifel C,, HI, N, 0,. Ich will fur den Augen- blicli diese Verbindung nictit interpretiren ; sie giebt mit Wasser ein Oel, nelcheu dieselbe Zusalnmensetzung hat, die D u m a s und P e- l i g o t dem Zimmtijle xuschreiben, C,, H,,O,, und welches sich durch mehrere Eigenschaften von dem Zimmtiile unterscheidet. Es ist dasselbe Oel, melches sich duroh longen Einflclss der Luft aue das Zimmtiil bildet. Wird die salyetersaure Verbin- dung in concentrirte Schwefdsiiure gebracht, so giebt sie 4 At. Wnsser ab und liefert Zimmlsaiire.

Rauchende SnlpetersCure giebt Benzoylwasserstoff, tvenn man mit kleinen Quantitiiten operirt ; mit grossereti Quantitiiten ein ro6hes Harn. Ammoniak bildet mit Cassia61 2 harziihnliche Kiir- per und ein Oel, welches durctiaus den Geruch des Muscatiiles fiat. Aus allen diesen Versuchen folgt, dass das Zimrutradical <Radical cinnaniomiquP) sehr lose gebunden isf. - - -

Ich glaube inetrr und mehr, dass Ihre Analyse des Phlo- ridxins vollkommen gennu ist. Wenn Sie das Phloridxin bis en 2350 erhitz.cn, so wiirde es einen schonen rothen Kijrper liefern, C,d IJI4 0,. E7 verliert dahei genau die Qunntitiit Was- ser, welctie Ihre, E r ti m a n ti’s uotl meine Analysen errorderti; nlmlich 16,3-16,7#, das (krystnllisirle) Ptiloridzin zu C,, H30012 berechnet.

Dieser rothe Kijrper verbindet sich mit der Schwefelslnre und giebt dann Salze welche zusammengesetzt sind US:

Ueb. d. Zusammensetmng: des Salicins. 306

C,,H,,O,, S 0, COO, S O 3 , z. B. das Kalksalz und eine kvassermenge, welche der organischen Verbindung angehort; bei 1300 i At. Das Kalksalz entsteht, wenn man Salicin oder Pbloridzin in Schwefelsgure schuttet und die Sgure mit Kreide Hiittigt. Day Kalksalz ist aufloslich in Wasser, unloslich in Alkohol. -

Rotterdam, den 6. Jnni 1839.

XLII. U e b e r d i e Z u s cc m me n s e t z u n g d es S ct 1 i c i n s.

tIr. Prof. 0 t t o zu Braunschweig bat dns SaIicin genau mit denselben Resultaten analysirt, welche M a r c h a n d und ich erhalten halten C.4rin. d. Pharm. Bd. XXIX, p. 29dJ I m Mittel BUS 4 Analysen erhielt er fast absolut dieselben ZahIeo, wie folgende Vergleichung zeigt :

O t t o . E r d m a n n 11. M a r c h a n d . Nittel ails 4 Versuchen. Mittel aus 5 Versuchen.

C 54,87 54,87 H 6,31 (433.

Fur das Phloridzin Pand er ubereinslimmend mit nnseren Versuchen :

C 57,73 - 57,48 H 5,W.

Als Hr. Prof. 0 t t o vor Kurzern hier anwesend war, be- nutxten wir die Gelegenheit , gemeinschaftlich eine Analyse des Saliciris aussufuhren und bedienten uns dabci einer Modification des von den Herren M i t s c h e r I i c h und 11 e ss angewandten Verfahrens, dessen ich mich seit eitiiger Zeit mit Vortheil zut Annlyse schwer verbrennlicher Korper betfiene utid bei welchem durch die Verbrerinungsrohre wiihrend und nach der Verbren- nung ein Strom von trockenem Sauerstoffgase geleitet wird.

0,8603 kiiufliches Salicin, durch Umkrys(al1isiren gereinigt, gaben 1,700 Kohlensiiure oder 0,5005 Wasser, oder :

C 55,'L H 6,B.

Die Wasserstoffbeutimmung wurde ungenau, indem das an- gewandte Kupferoxyd zur Verbrennung einer chlorhaltigen Sub- stanz gedient hatte und etwas Chlorliupfer in die Chlorcalcium- rohre iibergefiihrt morden war.

Journ. f. prakt. Chemie. XVII. 6. 90