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396 Rfatteucci uber den Einfluss der Elektricitat Jod, sowohl rnit StArlie, als rnit den Produliten, melche nus Ihr, durch Beliandlung mit WilSser, Siiuren U. s. w. erhalten merden, zeigt, sind ZII gcring und zu unbestimmt, a19 dass wir aus der Firbung dcs Amidins uiid Amideins auC die Prii- existenz dieser Substanzen in der Stirke , oder ilirer Mengung rnit unverwandelter Stirlie odcr rnit Amitlone, scliliessen kunn- ten. Unter andern miisste man folgende Untersuchungcn an- stellen: wird die Stiirke in vollkommen luftfreiem IVasser durch Jod blau gefiirbt? Erhiilt man, durch Erhitzen von Sliirlic in reinem oder salxigem Wasser , in verschlossenen DcstillirgeTiis- sen Produkte, welche durch Jod blau gefiirbt werdcn? Er- hiilt man durch Behandlung von Stiirlie mit Diastase, in eiueri; lufthaltigen oder luftleeren Gefisse , ein solches Produlit ? Endlich wCren noch zwei Rcihen von Versucheu anzustel- len. Zuerst miisste man allc die unkrystallisirbaren, geschmack- losen, in Wnsser liislichen Substanzen, denen man mit Unreclit den Namen Gumrni beigelegt hat, mit einander zu vergleichen suchen , z. B. diejenigen , welche durch Einwirkung der Hitze, der Diastase, der Siiuren auf die Stiirke entstehen. Zwcitens miisste man untersuchen , ob das Ainidin und Amidcin, genarr unter denselben Limstiinden wie obcn , diesclben Produkte wic die Stiirke giebt, ob diese Prodiilite sicli cben so n-ie die Stiir- ke verbalten , uiid endlich , ob bcidc Subslanzen verscliicdene oder identisclie Produkte liefern. In. Ceber den Einfltcss der Elektricitiit nnf dns h'e iiri e 11, von CR A U L ES SIATT E U C C b (Am. de Chim. et de Phys. T. LV. Miuz 183-1. S. 310. - 313.) Obwohl man sich seit langer Zeit dnmit beschiiftigt hat, den Einfluss der Elelitricitiit auf die Vegetation zu bestimlneii : so ist inan dessen ungexchtet iiber die Xatur diescr Wirkung und iiber die wahre Itclle, die sic dallci spielt. r~och iii tler grihstcil Dunlielheit. Die licueste Arbcit iibcr dic:en Gcgen-

Über den Einfluss der Elektrizität auf das Keimen

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Page 1: Über den Einfluss der Elektrizität auf das Keimen

396 Rfatteucci uber den Einfluss der Elektricitat

Jod, sowohl rnit StArlie, als rnit den Produliten, melche nus Ihr, durch Beliandlung mit WilSser, Siiuren U. s. w. erhalten merden, zeigt, sind ZII gcring und zu unbestimmt, a19 dass wir aus der Firbung dcs Amidins uiid Amideins auC die Prii- existenz dieser Substanzen in der S t i rke , oder ilirer Mengung rnit unverwandelter Stirlie odcr rnit Amitlone, scliliessen kunn- ten. Unter andern miisste man folgende Untersuchungcn an- stellen: wird die Stiirke in vollkommen luftfreiem IVasser durch Jod blau gefiirbt? Erhiilt man, durch Erhitzen von Sliirlic in reinem oder salxigem Wasser , in verschlossenen DcstillirgeTiis- sen Produkte, welche durch Jod blau gefiirbt werdcn? Er- hiilt man durch Behandlung von Stiirlie mit Diastase, in eiueri; lufthaltigen oder luftleeren Gefisse , ein solches Produlit ?

Endlich wCren noch zwei Rcihen von Versucheu anzustel- len. Zuerst miisste man allc die unkrystallisirbaren, geschmack- losen, in Wnsser liislichen Substanzen, denen man mit Unreclit den Namen Gumrni beigelegt hat, mit einander z u vergleichen suchen , z. B. diejenigen , welche durch Einwirkung der Hitze, der Diastase, der Siiuren auf die Stiirke entstehen. Zwcitens miisste man untersuchen , ob das Ainidin und Amidcin, genarr unter denselben Limstiinden wie obcn , diesclben Produkte wic die Stiirke giebt, ob diese Prodiilite sicli cben so n-ie die Stiir- ke verbalten , uiid endlich , ob bcidc Subslanzen verscliicdene oder identisclie Produkte liefern.

In. C e b e r d e n Einfl tcss d e r E l e k t r i c i t i i t n n f d n s

h'e iiri e 11,

von CR A U L ES S I A T T E U C C b

( A m . de Chim. et de Phys. T. LV. Miuz 183-1. S. 310. - 313.) Obwohl man sich seit langer Zeit dnmit beschiiftigt hat,

den Einfluss der Elelitricitiit auf die Vegetation zu bestimlneii : so ist inan dessen ungexchtet iiber die Xatur diescr Wirkung und iiber die wahre Itclle, die sic dallci spielt. r~och iii tler grihstcil Dunlielheit. Die licueste Arbcit iibcr dic:en Gcgen-

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auf clas Keimen. 391

%land ist die von rierrn B e c q u e r e l , i n welcher ich nachge- w h e n fand, dass im Keimungsakte stets EssigsCure sich bil- ,let.;:) Ds wir wissen, dass das Satzmehl der Cotyledonen, ,ler Leguminosen und aiiderer Saamen beim Keimen sualoge Veriiiiderungen erleidet , als wenn es der Luft ausgesetzt wird : 60 war es von Interesse, die Versuche zu vervielfiiltigen und ILIIP eine grosse Anzahl voti Saamen auszudelinen. Ich liess dalier Waixentiirner, Linsen- und Hanfsasmen U. s. w. in gut ausgewaschenem koblensauren I h l k lieimen. Vom Anrang an ei;twickclte sich die SGure binnen sehr kurxer Zeit; dessen un- genchtet liess ich das Iieimeri 10 bis 12 Tage lang fortschrei- ten. Dann erst wuscli ich den Iiohlensauren Iialli, verdnmpfte tlie wiisserige Liisung und bebandelte den Riickstand mit AI- liohol. Die verdampfte nlltoholische Lbsung bestnnd in den meisten Fiillen nus essigsaurem Kalke, Chlornatrium , einer x k - Iicrigen Substanx urid zum Theile nus veriindertem Kleber. Der Hniifsaarne lieferte nur einc seltr geringe Quantitiit essigsauren Kallis. Man sielit Iiier:ius, dnss, unnbh8ngig vnn der durch den Weber nuf clas Stiirl;emelil ausgeubten ehemischen Reaktion im e infd icn Keimungsnlite stets Entwiclidung von Essigsiiure Statt fintlct. Ua mail nun Grund hat, mit Herrn B e c q u e r e l den Embryo und seine Umgebung als ein negatives System zn Iictrachten, das die Basen xuruckhilt urid die Siiuren nach A r t dcs negativen Pols ciiier Siiule abstusst; so wollte ich ver- suclieri , ob es niclit iniiglich sei, mit IIulfe Iiiiustlieh hervorge- briicliter Elektricitiit di is Keilnen eu unterstiitzen oder ihm ent- gegenzuwirken.

Ich setzte zu diesem BehuE eine Siiule von zehn Kupfer- Zinlipnaren i n Tliiitiglieit und brachte den positiven Pol rnit von Wasser durclirericiitetc~n Linsensaamen in Beriihrung, nntl cbeii so den negntiven Yol mit anderem. DasKeimen, das sich durch Siiuerung der Saatnen mir kund gab, war in denen am negntiven Pol bald wnhrzuiichmen , wiihrend es bei den andern erst lange nachhcr beptin. Dicses Ergeboiss brachte mich nuf den Gcdnnlien, diirs die W i r k u n g des negativeo Pols letliglich voit dem Alkali nhltange, .tr~cl~:Iies sich an diesem Punkte ab- sclicidct, und den Beiveis dnfiir habe ieh dann auch durch fol-

+) s. Sachsclirift.

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398 Becquercl ubcr dcn Einfluss der Elcktriciiiit

genden Vcrsuch erlangt. Ich stellte Lcinsa;lm:n hci + 1 3 bis 200 C. Ternperatur mit tlestillirtem W-aeser i m l Init IVas- ser, welclies durch Essigsiiure, durch Sa1;:etersiirtre ur:d durch Schwefelsiiure angesiinert wordcn war, in G!iiscrn znin 1Cci- men auP; desglcichen brachtc icli andere Saatlleil i:i mit Ka!i und Ammoniak nl1;nlisch gernachtea W'asser. In dcm Knli baltigen hatte das Keiincn scho:i nnch 30 Btucden sdtr merk- lich begonnen; tineh 44 Stunden wnr es i n derselbcn Auflijstiiig

in der Ammoninlc -Flussigkeit und i m Wnsser scfion ic vollcr Entwickelung. Nsch 7 Tagen wurden einige 1;eirnentlc San- men in dem Salpctersiiure und Schrve!'els6ure haltigcrt Wasser bemerkt; aber nnch eiiiem fillonate sclbst war es lnir unm&g- lich, deren in der Essigsdure anfxuflntlcn. Reclit artig ist die Beobachtung, dass ein Sname, so lenge er in der allialischcl~ Liisung keiinte, obmoiil gut gewasc!ien, dennoch ebenfills in- nerlich stetv sauer war. Die Eigenschnft tles nsgnt iven Pols, dns Keimen zu befijrdern, ist folglich dcr \%7irliii:1g dcs Al- lidis zuzuschreibcn.

Endlich bleibt mir nun noch iihrig, tlen Einflnss sasciilan- derausetzen, den die Aufliisungen dci 3letnllsn:ze auC (Ins Kci- men der Saninen ausuben. Ich hahe dnzu dic Aulliisungen (icy essigsauren Bleis, des Quec%silberchlorirIs, des sslpctersnurcti Silljers untl des essigsauren liupfers angcn-nntlf. 111 Lcincr cin- z i p " von dieseii Auflijsungen knme:i die Y;iamcn wiihrcntl zclin- tiigiger Beriihrunf: auln Keimen. Hat die \Virlisamkeit jener S a k e einmnl begonnen , so vernichtet sie die Keimurtgsf;ilii~.l~ci~ der Saamen bald giiuzlich. Wirlilicli iyaren die gilt abgewa- schenen und dann in CVnsscr gebrachten Saamen ttie wieilcr zum Keimen zu briqen. Die iiiirnliche Wirliung crxeugteir sehr concentrirte Aufliisungen von Koehsalz untl von Clilorba- ryum, und in GnlliipFelaufguss enhvickelte sich das Keimen in derselben Weisc wic im Wasser.

N n c h s c h r i f t.

Die vorerwiihnte Arbeit B ec q ue r el ' s fintlet sic11 unter dem TiteI: Ersle Denlrschrifl uber die A4ntccndtrng drr e k - ktro-chemischen h-rufte auf die ~~ansenphtlsiolo~jie, ansfulirlich abgedruclit in den Awn. de clhim. et dc Pirys. T.LII. Xiirz 1833. S . 260 - lti7 ulld auszugjweise in dcm J02crn. de

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aul' die Yegetation. 3'39

PJ~nt'm. Octbr. 1833. 6. 5GO 561. Die Hanptmomente derse!- Imi hier nachsutragcn diirrte ganz an seiner Stelle sein.

Herr B e c q u e r e l hittte sich clas Ziel gesetzt, die Modi- iirntionen kennen zu lernen , ir-elclie die elelitrischen Kriirte in tleii Snnmen u n d Pflairxeii hervorbringen, indem die chemischen JV-ir!amgen derselben die vititlen Kr'iifte unterstiitxen oder der- sclben entgegen wirlien. Man hatte bis dahin niiuilich blos vor- nusgesetzt, dass die atinospliiirische Elektricitiit auf die Vege- tiilioii einen bestimmenden Einlluss ausiibe , oline Beweise dn- fiir zu sammeln. Man sagte, dass die elektrisirten Sanmen \ i d rnsc!icr und in griisserer Aiizdil niifgingen ; dnss Getreide- kijrner schneilcr in positiv elektrisirtem Wnsser kcimten, als i n ccpntiv elelitri?jir'tem; drang aber nic!it tiefer in den Ge- jicnstnnd ein. Sognr I) a v y , der diese Beohachtung gemacht, beschriinlite sich niif den nllgemeinen Ausdrucli, die Elektri- C I t i i t sei ein Errcgcr der Vegctation. In Verivunderung kann es freilidi nicht actxen , dass dcr beriihmte englische Chemiker hiebei stchcn geblicben , ohne die Ersclxinung selbst tiefer zu ergriinden, wenn man crwiigt, dass er zu seinen Versuchen iiber dic Vegctnfion sich derselbcn energischeu liriifte be- tlicnfc, die er wit so gliicklichem Erfolg zu den Entdeckungen aiigeir-andt hntte, dencii er die Beriihmtheit seines Namens ver- tlnnkt. Solclie aher eniligen liier, nadi nnfiingliclier Erregung, car bald mit vijliiger Dcsorganisation; urn die Beohnchtungen his niis Eiide verfo!g.en su Lijnnen, inuss man vie1 schrviichere ~ i : ~ f t e wirlien Iassen. Energisclle Strijlne aerstijren rlurch Zer- Fetxung, schimche hingegen erzengcn so eigenthiimliche che- inische Renktioiicn , die mnn nicht vornusschen konnte. Das eleldrische Fluitluin ist ohne Zweifel von Einfluss nuf das Le- ben der orgaiiisirteu LVesen ; aber man hatte bis dnhin den an- gclnessencn \Veg nicht geivSiIt, urn die Katur dieser Thiitiglieit zu ermitteln, die, nacli Mnnsgabe ihrcr Intensitiit , bald fijrder- same Erregung, haid Vernichtung der Organisation herbeifuhrt.

B e c q u e r e 1 hat die Resultato seiner Untersuohuogen in fo!gende v i e r Pnragraphe ;..us:immengereifit :

$. 1. LTebcr d e n E i n f l t c s s , d e n d i e JViinde d e r 32ij ILren u i id G ' c f i i s s e c o n k l e i n e m D u r c h m e z s e r o d v r d i e O b c r f l i i c h e c o n b e l i e b i y e r S a l u r n u f d i e s 1 T !i I r 0-c h e m is c k e n W i r k u ti y e n ca u s ii b en. ,, Die Nntur

> - .'.

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400 Becquerel iiber den Einfluss der Elektricitdt

der Lebenskriifte nnd die Modiflcationen , welche die nnorganl- schcn Verbindungen bei ihrem D u r c h p r g e durch die Gewebe und Orgnne der lebenden Kiirper unter deren Einfluss erleiden7 sind uns iiicht bekannt; da jede chemische Realition indess stcts beglcitet ist von elektrischen W-irkungen dergestalt , dass die sich vereinigeiiden oder sich trennenden Grundstoffe jederzeit in zwei verschicdenen elelitrischen Zustiiuden sich befinden ; so ist die Vermuthung nntiirlich , dass die Organe der lebenden IGrpcr das Vermijgen besitzen , in eigenthiimlicher Weise den elelitrischen Zustnntl der unorgiinischen Elemente, welche zur Bildung ueuer Verbindungen zusammenwirken, zu bestimmen. Die Unmiiglichlceit , diese Wirkungsart der organisclien Gcwebe auf dircktem Wege Idar zu machen, hat mich veranlrrsst, zu versuchen, ob e s riclit mijglicli sei, in Gcliissen oder Rijhren von schr kleinein Durclimesser, init Wiiniieu von bclicbiger Na- tur , gewissc Eigenschaften zu entdccken, denjenigen analog, die man den unter Herrscba€t dcr 1,ebcnskriil‘te stehcnden Ge- webcn zuschreibt.” Die von den1 Verfnsser z u dicsern BehuP nngcstcllten Versuche werden, glnubt er , die Vermuthung sehr wahrscheinlich machen, dass die organische Xatur sich giinz iihnlicher Blittel bediene.

Er bractite niitnlich mit Wasser zu einein Teig nngeriihrtes Kobnltoayd in den untern Theil eiiies gliiserneu Rijhrcliens von 8 bis 10 Centimeter Liinge und von 2 bis 3 Blillimeter im Durcb- uiesser, dann in den obern Theil eine 1,ijsung von salxsaurem Chromoxyd und verschloss nun beide Oelt’nungen ; nnch einigeu Tsgcn wurden im uiitern Theile und nut‘ der Fliiche des Riihr- cliens selbst lcleine Mctalldendriten bemerkt. - Die Erliliiriing dieser Erscheinung sei leicht, meint der Herr Verfmser j die bciden Flussigkeiten nchmen , bei ilrrer lengsamen Mischung, cinen verschiedenen elelitrischen Zustand an j tliese entgegen- gesetzten Elelitricitiiten vereinigen sich Iiings den W-iinden der Riitire, welche in dieser Weise zu Polen dieser Siiule wcrden. Deshalb geht auch die Reduktion am Glase vor sich. An- faiigs glauhte l fe r r B e c q u e r e 1 die Iiette durch einen in die Glasrijhre gestellteu Silberdraht schliessen zii r n u w x , indess iiberzeugte e r sich bald von der Ueberllussigkeit dieser Vor- riditiing.

SIan kegreife nunmelir leicht, mie Secrctionen in den hoh-

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auf die Vegetation. 40 1

len Organen lehender Biirper sich erzeogen kihnen, sobald nur ein Gef5ss von kleinem Durchrnesser an m e i von einander entfernten Punkten mit iihnlichen Giingen communicire, deren jeder eine verschiedene Fliissigkeit zufiihre. Da diese , in Folge der Capillaritiit, aur langsam auf einander wirken kiio- nen, so werden sie eine kleine Siiule von continuirlicher Wir- kung eraeiigen, deren Pole die Wandungen des Gefasses sein werden. Eine Mernbran, welche xwei verschiedene Fliissig- keiten scheidet, erzeuge ahnliche 'CVirkungeo, die man mit dem samen der elektro - ccapillo - chemisehen bezeichnen kiinne.

Der Verfasser glsubt, dass man mehrere noch nicht ge- hiirig erkliirte Erscheinungen, wie die Befiirderung ber Kry- stallisation durch eingetauchte fremde Korper, so mie der Damprbildung unter iihnlichen UmstLnden und durch die Rau- higlieit der Gefiisswandungen auf dieselbe Ursache zufickfiih- ren miisse. Im hijchsten Grade wahrscheinlich sei es namlich, dnss die beiden Elektricitiiten, welche bei diesen Wirkungen frei werden, eine gewisse Rolle in der Aggregationskraft spie- len. Aus einem 3mlichen Grunde fange das Sieden in Me- hllgefiissen auch fruher an, als i n gliisernen. Es wurde zn wcit futiren, an Alles das zu erinnern, way namentlich im J n I d . der Ch. und P l y . seit einer langen Reihe von Jahren uber diese und iihnliclie Erscheinungen und iiber die Thatsa- chen , mornu sie noturgemiiss sich anscliliessen lassen , wieder- holt zur Sprache geliouunen ist; wir miissen dnher dem Leser iiberlnssen, diese Vergleichung selbst anzustellen.

$. 2. U e b e r e i n i g e f r e i i o i l l i g e Z e r s e t z u n g e n . Vor Bestimmung des Einflusses mehr oder minder schwncher elelitrischer Iiriifte auf die Vegetatioii sei die Nachweisiing unerltisslich , wie sehr dieselben vermiigend seien, chemische Reakticsnen hervor zu rufen, die auf die Pflanxen znriiclavir- Iien kiinnen. V a u q u e l i n hrbe zuerst betraclitet, dass von selbst entstandenes Eisenoxyd Amrnoniak enthalte; dieses Al- kali entstehe schon i n nachmeisbsrer Menge, wenn leicht oxcy- dnble Metalle auch nur nit destillirtem Wasser in Beruhrung kommcn. Es geniige d a m eine vollltommen polirte Zinlischcilio mit einer dunnen Schicht voii destillirtem Wnsser zu iiberpies- sen; das Metnll nelime nicht nur nllf der Stelle negative Ek- ktricitiit an, sondern zersetze \virlilic!i auch Wasser, woruber

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die Rehr bald erkennbaren Gpnren von Ammor;inlibildong kcinen -Z:veifel Insseii. Ebeii SO vcrlinlten sich polirte scheiben von Eisen, Blci, Binn. Was von diesen Mctz!len ge!tc, lasse mit p t e i n Grund nirf allc leicht oxydablcn Sub~tanzcn sich iiber- (ragcn. Fine iiliniiclie Renbtion der orgaiiisc!icn RI:ttcricn, in Mitten derer die Wurzcln der Pfinnzcn sich befinden, miisse e h e n bestimmtcn Einllnss aur die 7icgetation nnsiiben j viel- Icicht komffie der Stickstod, der in einigen uninittel!mren Pro- du!iten der Vcyki t ion sich fi:ide, w einein iihnlic!ien \V-cge, ilurch Aor~~nlirne von Ainmoninl; niimlich, in die P!Ianxcii.

Mit niclit iledillirtcm 1,’ihsser crzcugen sicli sehr merk- wiirdige Zersetxun.~eti, wic z. E. ails D:LVY’S ~-~ i te~ : . i rch ; in - g e a iibCJ- dic 3i:iirirhiiny dc*s Jfcr~ncnsso.:: m f tk,n J L ~ p f y - 2esc:ilug der Schifjlr, bclinnnt sei. Abcr iiiclit blos 3Icerwnsser und Jcupfer bietcn solclie bcnc:itenswertlie Ersclieinungen dnr, sondern alle bxytlnblen Blctnile und unter dicscn vorziig~ic~t das Eisen , namentlich in Beriihrung mit scltwetelsauren Salxen. Uebergiesse man niimlich ein Eisenblech mit einer Lijsung von schwefelsaurem Knli, so entsteben ba!d continuir!ichc elclitri- sche Strijmungen zmischen dem sicli erxengenilcn Oxyd und (!em Metnlle; jenes biltle den positiven ciiescs den ‘ncgativcn Pol ciner Fiille vou 1;leiiien Siiu!en, dieser zic!ic die h s e und jcner die Siiure an, unit (lie Resultate dieser combinirten Thii- tigkcitcn seien Ammollink, welches ent.weiche, l in l i , welchcs atmospltiirische hoiilensiiiire anziclie, und cin schmefelsaurcs Eisensnlz (wnhrschciiiliiih eiii bnsisch - scliwefelsaures Eisen- oxydul , nach dcm Verfasser) , welclies sich mit schwefelsna- rem Kali zu eincm Doppelsalze verelnige. Diese Verbindnng werde indess, nnch DInasgabe der fortsclireitcnden Oxydation if zs Eisens und fortgcsetzten Waschungen so vollstiindig \vie- der acrsetzt, dasa zidetzt kejiie Spur von Eisen in der I&- sung zuriiclibleibe. Wende man ]EisenTeile an, so gehe die Zersetzung ziemlich msch van Statten. Erhiihte Tenperntnr scheine diese Zersetzung niclit z u fiirclcrn, vielmehr durcli zu s h n e l l e Verdnmpfung deu \Vnssers eiicr itnclitlieilig zu wir- ken. Selbst im Grosseu scheine dieser Process aiisl’iilirbnr zu scin ~ und zur Zersctziing dcs sch:vefelsniircn Ealis und Nn- trons zu technischen Z~vccl;e:i ,s;lch anwentleii zu Iassen.

,, Vorstehcnde Erscl:einu:igen ’’ , scliliesst dex Verfasser,

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auf die Vegetation. 403

,,!assei? sich, nach elelitro-chemisehen Grundsiitzen, KIP folgccdc nllgemeinc Sltze znriickfiihreii : Wena ein bcliebigcr Kiirper, von hinrcic!:ender elclitrisclier Lcitungstihigkcit, von einem cl~emisclien Agcns niigcgri~Te!i ivird, so nimmt d:isjenige, wel- clies die Rolk der SIiure spic!t, positive Elc!;tricitiit an, und dns nnrlere die entgepngesctzte Elcktricitiit. Dicse beiden IiGrper bilden, wiihrend ilircr \V-c‘echselwirlmig eine wahro Siinle, wclche die SulAanzen zersetzt, mit dccen sic in Be- ru!mng steht, wcnn ileren Elcmenle durch minder energ-ische Ver\r-aiidtsc!inften zuenmmenhnngen , als die Kriifte sind , die sic zn trennen etreben. Die Thiitigtcit dieser Siiule ist oft so bcdectc:id, wie die eines grossen V o l t a’schcn Apparats, na- mei:t!ich, wcnn mehrere Elemente im Eiitsteliungszustnii(1e sich befinden. Diese Tlieoric liisst sich durch positive Erfahrungen bewii!ircn.”

0. 3. U C ~ C T die T V i ~ f i u n g c i n e s e i n s i y c n VOZ- tn’schen P n a r c s a i i f d i c a u s a m m c n s e t s r c n g e n orga- n i s c h e n Ursprzcngs , ..sic mi;gen L c i t e r d c r E1cfiti.i- c i t i i t scin o d e r i a i c l ~ t . - I n dicsein +Ibsclinittc beschreibt iler Vcrfasser den I;!cinen Apparcrt , den RI n t t eu c c i ~g1. S. 408 von dcrnselhen entlehnt, und ZII seinen Versuchcn uber die Existenz des Alnrnonialis in den Pflanzennlkalien (gegen dereri Rcsultiite intlcss, wie kauin zii crinnern niithig, gnr Manches noch cinzurvenden sein diirrte) angemandt hat. Die Kiirze deu Wcges, den die Eleiitricitiil bci dicsem einra- chen Panre zu durchlnufen lint, und dic gcringere Schmierig- licit, we!che sicli dein Vebergmgc derselben von dem Leiter in die Fliissigkeit entgegcnsetzt, wenn tliese (Ins Metal1 an- greift, bewirkt, dnss man aucli bei so schwnch leitentlen Fliis- siglieiten dentliche Ersc!ieinungen erhiilt , s u f welcbe eine %U-

s:rmrne:igesctzte V o 1 t n’sche SiinIe ails entgegengesetzten Griin- den nicht mirkt ; nuch 1;G:ine dicser einfachc Appnrat dazu dienen, die elcldro - negativen Principe in den lijslichen und die Xlelrtricitiit nicht leitentlen unmittelbaren Pflanzenproduliten au~m~finrle:i, ohne dieselbzn durcli die chcmische Analyse ZII

desorganisireo. 80 fand tler Verf. bald Satron, bald Kali in1 arabischen Gumlni, iin Leinsnnm-nschlcime blos Knli, im Snft einer T,ii;de, nil tlercn Yussc hiiuC; Kiiciienspiilig ausgcgosscn zu werdeu pile$, einc zicmlicii bedeutcndc b1ei:ge Satron U. s. W.

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404. B e cquerc 1 uber den Einiluss der Elcktricitiit

s. 4. U e 6 c r I l e l r a c h t u n g d e s S a a m e n k o r n s ats c i n e n e l e k l r o - n e g n t i v e n A p p a r u l u n d iilrer e i n i y e beim K e i m e n und bei d c r V e g e t a l i o n e r z e u y t e W i r - k u n g e n . - Man kiinne den Saamen untl selbst die ganze lebendo Pflanze, mcint der Verfasser, als ein elektro- negatives System betrachten, welches die Bascn zuruclibiilt und die Siiu- ren abstiisst. AuP diesem Standpunkte liege die Vermuthung iiahe, dass beim Keimen und Vegctiren wohl noch rndere snure Excretioncn ausser der I<ohlensiiure diirften gebildet werden; diese Vermuthung mird durch Hervorhebung verschie- dener beliannter Thatsacticn unterstutzt. KJaluit bcgniigte sich fIerr B e e q u e r e l indesscn nicht, sondern Iicmiihte sich durch znhlreichc Versuche mit verschicdcnen Saamen aus den Fa- luilien der Gramineen y Leguminosen , Cruciferen , Cichoraceen, Embelliferen , Coniferen, Cucurbitaceen und Liruieen , die e r in GlGsern lieimen liess, dcren inncre Wiinde mit Lackmuspapier belileidet waren, die Bildung einer Siiure im Jieimungsalite, wobei day Lackmus geruthet wurde, ausser Zweifel z u sez- Zen. Aehnliche Resultate lieferten verscliiedene Iinollen, Zwie- behi, Knospen , Bliitter im Alite der Vcgctation. Einigen Vcrsuchen zufolgc, sclieint diesc exccrnirtc Siiure, in vielcn Fiillen wenigstens, Essigyiiure z u scin.

,,Urn ZII erfahren, i n wie weit die vcrscliiedenen Theile dcr Saamenkbrner zur Erxeugung dieser Siiure bcitragen, habe ich Bartollelstiirlie, Dextrin, Zucl;er und Gulnmi d e n niimli- chen Verfahren unterivorfcn j dic beiden ersteren gnben sebr bald die saure Realition zu erkenlien. Iiiinnte man in Folgo dessen nicht schlicssen , dass die stiirliinehInrtige Substanz in den Cotyledonen, den Leguminoscn und anderen Sanmen xur Zeit des Eeimcnv andoge Veriinderungen erleide, wie dim Stiirkmehl beim Zutritte der Luft'$ Da die niimliche saure Reaktion indess auch in den Zwiebelii unil in solclien Saamcn entstelit, die nur sehr w-enig oder gnr Iiein Stiirlimehl enthnl- ten: so muss man in diesen aHen eine allgcmcice zur Bildung dcr Essigsiiure mitwirliende Ursachc anuchmen. Die Gcgenwart dieser Siiure nicht d e i n i n den 1;eimenden Saarnen sondero auch in den Iinollen, Knospen und verscbiedcncn Bliittern , So wie im menschlichen Schweisse, scheint sic iiicht aue eine Identitil der Bildungsthhtigkeit animalischer und vegctabdischer

Page 10: Über den Einfluss der Elektrizität auf das Keimen

auf die Vegetation 409

Excretionen hinzudeuten?” I n einer andern Denkschrifl werdo ich nacheuweisen suchen, dass, gleichwie ein unorganischer oxy- dabler Kiirper dieses um so mehr wfrd, wenn er i n Beriihrnng mit einem andern Kiirper kommt, der es weniger ist, auch ein or- ganisirter, unter Herrschnft der Lebenskriifte stehender KBrper an Entmickelung zunehmen miisse, wenn er mit minder ele- ktro -negativen Apparrten, 111s er selbst, in Beriihrung kommt Am Gchlusse dieser Abhandlung will ich zur Unterstiikung dieser Vergleichung noch einer merkwiirdigen Erfahrung ge- denken, die mir von Herrn Or io l i , einem der ausgezeichne- testen Philosophen Italiens , den politische Ereignisse i n unser Vaterland gefiihrt hahen, mitgetheilt worden ist. Dieser Ge- lehrte suchte seit Isnger Zeit den Galvanismus in der Heilkunst mit besserm Erfolg snzumenden, als bisher geschehen. Er kam aue den Bedanken, eines der Mittel zur Erreichurrg dieses Zweckes miige dadurch gemonnen werden, dass man dem kranken Organ einen seinem eigenthiimlichen elektrischen Zu- stand entgegengesetzten mittheile, gleich wie man ein Metall vor der Oxydation dadurch schiitxe, dnss man cs mit einern leicliter oxydabeln in Contact bringe. Er studirte in Folge des- sen die Natur der Sctrsden verschiedener Individuen; die ei- nen zeigten sauce, die andercn alkalische Realition. An die er- stern applicirte er den negativen Pol eines elektrischen Appa- rates, um ein Alkali herbei zu ziehen; an die anderen den po- sitiven PoI, um dio Herbeifiihrung einer Siiure za bestimmen, zur Neutralisation des Alkalis. Der Erfolg hat, wie er mich versicherte, seiner geistreichen Voraussicht entsprochen. Diess ist, wie ich glaube, der philosophischeste Gang, den man ver- folgeu kann, urn den Galvanismus, mit Hoffnung guten Er- folgs, auP die Thier - sowohl, 01s auf die PUanzenphysiologie anzuwenden. ”

IV. [Jeber d i z E x i s l e n s des Ammoninka in deit ve-

g e t a b i 1 is cl& e n A 1 k a 1 i e n , von

C H A R L E S M A T T E U C C I . (‘hn. de Cliim. et de Phj3. T. LV. 31x9 1934. 9. 317 - 319.)

1)er charabteristisc*hc Zug aller Cntcrsuchungen in der or-