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Fuchs, uber den Graphit. 353 auf sich genomlnen, diese Versuche, welche sebr einfach sind, a~~stellen und die Resultate bekannt zu machen. 11. Ueber den Gruphit und aerwandfe Gegenstunde, von (Gelesen in der Akademie der Wissenschaften in Miinchen am 11. Juli 1835.) den Akademiker und Conservator Dr. J. N. GUCAS *I. Obwohl fiber den Grayhit schon viele Utitersuchongen an- gestellt worden, so ist er doch in gewisser Einsicht immer noch ein problematischer Kiirper, und er hiillt sich besonders in ein tiefes Dunkel, wenn man ihn mit dem Demanl vergleicht, mit welchem er bei der Verbrennung das ngmliche Product (Jlohlensiiure) liefert. EY findet dabei nur der Unterschied Statt, dass der Demant ohne allen Ruckstand verbrcnnt, der Graphit hingegen stets metir oder weniger Asche binterliisst. Da diese Asche immer eisenhaltig gefunden wurde, so glaubte man lange, dass dau Eisen ein wesentlicher Bestaad- theil deu Graptiits sei und seine Abweichung vom Demant ver- urmche , obwohl schon der unsterbliche P c h e e 1 e dasselbe fur einen blossen Gemengtheil erkliirt batte. Dieses bevvies aoch vor einigen Jahren Karsten mit der ihm eigenthiimlichen Grundlichkeit, indem er zeigte, dass der Graphit keine mescnt- liche Verinderung erleidet, wenn ihm das Eisen durch Salz- saure entzogen wird, und dass es darin nicht metallisch, son- dern in oxydirtem Zustande enthalten ist, und schon dessbalb nicht als ein Bcstandtheil desselben betrachtet werden kann. Zum Ueberfluss beweiset dieses auch die nachstehende, von mir unternomrnene Untersuchurig des Graphits yon Wunsiedel, welcher so vie1 mie kein Eisen enthdt. Mit Sorgfalt unter der Muffel verbrannt, gab er nicht mehr als 0,33 p. C. Asche. Diese Asche war hiichst locker, hatte eine blass isabellgelbe Farbe und reagirte alkalisch. Vor *? Aus den gclrhrten Anzeigen, herausgegeben von Mitgliedero der kiinigl. baier. Akademie der Wissenschaften. Intelligenzblatt NO. 3% S. 177 - 1W.

Ueber den Graphit und verwandte Gegenstände

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Fuchs , uber den Graphit. 353

auf sich genomlnen, diese Versuche, welche sebr einfach sind, a ~ ~ s t e l l e n und die Resultate bekannt zu machen.

11.

Ueber den Gruphit und aerwandfe Gegenstunde, von

(Gelesen in der Akademie der Wissenschaften in Miinchen am 11. Juli 1835.)

d e n Akademiker und Conservator Dr. J. N. G U C A S *I.

Obwohl fiber den Grayhit schon viele Utitersuchongen an- gestellt worden, so ist er doch in gewisser Einsicht immer noch ein problematischer Kiirper, und er hiillt sich besonders in ein tiefes Dunkel, wenn man ihn mit dem Demanl vergleicht, mit welchem er bei der Verbrennung das ngmliche Product (Jlohlensiiure) liefert. EY findet dabei nur der Unterschied Statt, dass der Demant ohne allen Ruckstand verbrcnnt, der Graphit hingegen stets metir oder weniger Asche binterliisst.

Da diese Asche immer eisenhaltig gefunden wurde, so glaubte man lange, dass dau Eisen ein wesentlicher Bestaad- theil deu Graptiits sei und seine Abweichung vom Demant ver- urmche , obwohl schon der unsterbliche P c h e e 1 e dasselbe fur einen blossen Gemengtheil erkliirt batte. Dieses bevvies aoch vor einigen Jahren K a r s t e n mit der ihm eigenthiimlichen Grundlichkeit, indem er zeigte, dass der Graphit keine mescnt- liche Verinderung erleidet, wenn ihm das Eisen durch Salz- saure entzogen w i r d , und dass es darin nicht metallisch, son- dern in oxydirtem Zustande enthalten ist, und schon dessbalb nicht als ein Bcstandtheil desselben betrachtet werden kann. Zum Ueberfluss beweiset dieses auch die nachstehende, von mir unternomrnene Untersuchurig des Graphits yon Wunsiedel, welcher so vie1 mie kein Eisen enthdt.

Mit Sorgfalt unter der Muffel verbrannt, gab er nicht mehr als 0,33 p. C. Asche. Diese Asche war hiichst locker, hatte eine blass isabellgelbe Farbe und reagirte alkalisch. Vor

*? Aus den gclrhrten Anzeigen, herausgegeben von Mitgliedero der kiinigl. baier. Akademie der Wissenschaften. Intelligenzblatt NO. 3% S. 177 - 1W.

354 Fuchs, uber den Graphit.

dem Liitbrohre mit Phosphorsalx zusammengeschmolzen, gab sie ein nur schwacb von Eisen gefiirbtes Glas, worin einige un- aut'gekhte Flocken zn bemerken waren. Ann diesem Verhal- ten liess sich aof die Gegenwart von Kalk, Eiaenoxyd und Kieselerde schliessen. Weitere Versuche konnten damit wegen der geringen Menge nicht gemacht werden.

Dieser Graphit zeigt weder iiusserlich noch innerlioh eine Spar von Krystallisation.

Das specifische Oewicht desselben Pand ich = 2,i4. AuP frischem Bruche ist er matt (erdig) und rein schwarz,

bekommt aber sogleich vollkommenen Metallglanz und donkel stahlgrane Farbe, wenn man mit den Fingern iiber die Bruch- fliiche fshrt. - Im stirksten Feuer erleidet er, wenn er in Kohlenpulver eidge- hiilk ist , nicht die mindeste Veriinderung.

Er kommt in kleinen eckigen Stiicken im Urkalkstein vor, welcher i n der Nihe von Wunsiedel ein grosses Lager im Ulimmerschiefer bildet, und stellenweise von fein eingemengtem Graphit schwarz getlirbt ist a). Neben dem Graphit sind hin ond wieder ausserst kleine Schwefelkieskrysta~le nnd sehr diinne krystalliiiische Krusten von Quarz zu bemerken, wovon ohne Sweifel die Spurgn von Eisenoxyd und Kieselerde i n der A c h e des Graphits herriihren.

Der Graphit von Wunsiedel ist demnach von allen Varie- tiiten, welche bisher nntersucht wurden, die reinste, und er bestiitigt voilkommen, was schon mehrmals behauptet wurde, das3 dieses Mineral seinem Wesen naoh nichts anderes sei, rls reiner Kohlenstoff; denn die geringe Menge vun Riickstand, ins- 3esondere die schwache Spur von Eisenoxyd, welche er bci der Verbrennnng gab, nnd offenbar von Einmengung herkam, kana doch gewiss nicht in Betrachtung kommen.

Wenn mir aber nun mit d e n Graphit yon der einen Seite, der chemischen niimlich, auPs Reine gekommen sind, SO er- scheiiit er uns um so riithselhaffer von der andern, der-physi- kaiischen , wenn wir ihn dem Demant gegeniiber betrachten, welcher auch nichts anderes als Kohlenatoff ist. Denn abgese-

*) Wird dieser schwarze Ealkstein in SaIzsLnre aufgelSst, so bleibt ein wenig schwame8 Pnlver zuriick, welches gml; mit den Graphit iibereiakommt.

Es lkst sich damit sehr gut schreiben. -

Fuchs, iiber den Graphit.

hen von der Hlrrte und dem speciffsehen Gewicht, worh diese beiden Kiirper sehr verschieden sind , weichen sie auffallend darin von einander ab, dass jener alle Eigenschaften besitzt, welche den Metallen zukommen, dieser hingegen gar niehts davon wuhrnehmen lasst, and als ein vollkommener nichtme- tallischer Korper erscheint. Es fragt sich o m : wie ist diese grosse physikalische Verschiedenheit zu erkliiren?

Poggendorfl ' spricht in seinen Annalen der Physik und Chernie (B. VII. 5. 623) die Vermuthung am, dass vielleicht der Grund hiervon im Dimorphimus zu Bnden sei. Da wir Beispiele hnben, dass die nimliche Substanz, wenn sie in zwei generisch verschiedenen Krystallformen erscheint, such in den iibrigen Eigenschaften mehr oder weniger verschieden ist, 80

kiinnte man dieser Ansicht allerdings beistimmen , wenn nur erst erwiesen wsire, dass der Graphit ein kiystallinisch gebil- deter Kiirper sei. Dieses moss ich sehr bezweiPeln, weil gar nichts von Krystallisation wahrzunehmen ist a n dem so reiiien Graphit von Wunsiedel, dessen Vorkommen such von der Art ist, Jass man dabei am ersten Krystalle erwarteo sollte, da andere Mineralien, wenn sie so vorkommen, niimlich einge- wacbsen in das Muttergestein, in der Regel am ausgezeich- netsten krystallisirt sind. Und wenn auch der Kalkstein, in welchcm er inne liegt, die Krystallbildung nach aussen verhin- dert hiitte, so ware doch nicht einzusehen, warum er nicht wenigstens ein krystallioisches GePiige anaahm, wenn iiberhaupt die Krystallisationskraft bei seiner Bildung wirkssm gewesen wire.

Allein es ist doch fasf in allen mineralogischen Werken die Rede von Krystallen des Graphits, und M o h s , der ihm in seinem Systeme einen Plata beim Glimmer angewieseo , nennt ihn nach der vernieintlichen Krystallisation ,,rhomboedrisden #aphatglimmcr/C Es mijchte daher sehr gewagt scbeineo, die Krystallisation dieses Minerals in Zweifel en dehen. Gleich- wohl ist sie mir h6chsb zweifelhrft; nnd ich glanbe, dass die beobachteten Graphiilirystalle entweder dem Glimmer nachge- bildete Pseudokrystalle oder Molybdlnglena waren, der bekannt- lich ufters mit Graphit, lnit welchem er die griisste Aehn- lichkeit hat, verwechaelt wurde , nnd so krystallisirt ist , wie Yon diesem angegeben wird. B e u d r nt sagt in sehem Trait&

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iZ&mt. de iWn&aZogie (T. II. p. 262) hieriiber Folgendes: ,,Man hat Graphit in lileinen sechsseitigen~ Tafela krystallisirt angegeben, allein die Stiicke, welche mir ; nnter diesem Nrtmen in die Hhnde kamen , zeigten mir nichts 9 anderes, als SchrvefelmoIybdPo.~' Dass sioh der Graphit bisweilen dem Gliuimer nachgebildet habe, ist darum sehr .wahrscheinlich, weil er sich nicht selten unter den niimlichen Verbiltnissen ~findet, unter welchen auch dieser oft vorkommt und dessen StelIe er oft Finairnmt. SO treffen wir ihn im Gnense nnd Glimmerschierer, IVO er den Gliinmer zum Theil verdriingt, und die schnppige Form desselben ange- nommen bat. Dieses Gestein ist geiviihnlioh sehr verwittert und der darin be5ndliche Graphit mit Eisenoxyd und erdigen Thei- len sehr verunreinigt,. weiohe bei der Zerstorung des Glimmers zoriickgeblieben sind. Unter diesen Verhhltnissen liornmt er sehr hiinfig im Passanischen vor, wo er oft so unrein ist, dass die erdigen Theile die Grapbitmasse weit iiberwiegen und diese oft nur als fiirbender Gemengtheil von jenem zu betrachten ist 0). Eben so litinnten auch unzerstSrte Glimmer - oder Talkkrystalle von Graphit gefiirbt vorkommen j und letztere liiinnten, wenn sie nieht chemhch untersucht wurden, urn so leichter fiir wirk- liche Krystallc yon Graphit gehalten werden, da sie die Weicb- heit desselben besitzen.

Es ist demnach mehr als wahrscheinlich, dass der Gra- phit kein krystallinisch gebildeter Kiirper ist , nnd diejenigen, welche ihn lirystallisirt gesehen zu haben glaubten, auf irgeiid eine Weise getiiuscht worden sind ; wozu insbesondere der Wunsch, eine missf;illige Lucke in der Charakteristik dieves merkwiirdigen Minerals auszuftillen ? und die irrige Meinung, dass alle feste Kiirper krystallinische Gebilde seieu, sehr vie1 beigetragen haben mag. Man hat sogar an den durch Zerkliif- tung entstandenen eufiilligen Formen des Anthracits Krystrlle erkennen wollen, die doch gewiss YOU Krystollisation eben SO wenig wissen als die Basaltsiulen.

Fuc hs , uber den Graphit.

*) Wird dieaer unreine Graphit sorgfiltig geschlfmmt, so er- hlilt man ein hiichst zartes Pulver, was gaoz matt und nicht sc>up- pig ist, und erst beim Reihen Glanz bekommt.

Der Riickstand, welclien er, wenn er so gcreinigt worden, beim Verbrennen giebt, betriigt nur 5,1 p. C. und ist blass riithlich- brauo gefiirbt.

Fuchs , uber den Graphit. 351

Wgre der Graphit ein krystallinischer Korper , so miisste such die regetahihkche h70hk sein; was gewiss nicht der

Pal] bt, und ~ meinea Wisseds, auch noch nie behauptet wurde. E~ fiodet slyar..einiger Unterschied zwischen h e n Staft, al- lein er. beruhrt rlicht ibre wesentlichen Eigenschaften , bczieht sich ,haoptsiichlich nur auf die Aggregation und Coharenz der Theile, \yorin auch die Kohlen selhst sebr merlilich von ejn- ender abFveichen, uqd hat. wahrscheinlich seinen Grund in der versehiedenen Entstehungsart. Was den Graphit vorziiglich von den vegetahilischen Kohlen unterscheidet, ist die Mildigkeit und Feftigheit beim Anfiillen, auch hat er eine etwas lickitere Farbe als .die meisten Kohlen. Dieses rilbrt ohne Zweifel blos von dez ausserordentlichen Feinheit seiner Masse her; denn wenn men eine schwammige Kohle, wie die des gereioigten Korks i s t , nachdem sie stark ausgegliiht worden, uiiter Wasser fein- reibt, und aann stark presst, so 'kommt sie in den genannten Eigenschaften' dem Graphit isehr nahe, und der feine Rahm, welcher sich I beim Reiben bildet, gleicht ihm hinsichtlicb dcs Glatues und der Farbe vollkommen. Daraus ist zu schuessen, dass der Graphit, wie schon gesagt, aus hiichst feinen Thei- len besteht, die nicht wie bei der Kohle des Holzes und der, vor der Verkohlung scbmelzenden Kiirper d q c h Cohlsion, son- dern blos durch Adhasioo vereinigt sind - in der Art, wie die Theile des Thons, der bekanntlich auch urn so milder und fetter ist, je feiner seine Tbeile sind, auch erdigen Bruch hat nnd erst durch Reiben Glanz bekommt.

Der Graphit und die Kohle sind dem zu Folge dem We- sen nach hiichst wahrscheinlich Eins - sind beide anaorpher Koltbnufof; und darin lie@ der Grund der physikalischen Ver- schiedenheit derselben vom Demant, welcher krptallisir'ler KO& bmloff ist. Wenn wir daher reinen Graphit oder eine andere reine Kohle zum Krystallisiren bringen liannten, so liijnnten wir Demnnt machen. Dieses ist Bchon oPters versucht worden, aber alle Versuche sind bis jetzt misslungen; und obwohl es nicbt fur absolut ulllnijglich zu halten ist, so ist doch wenig Hoff- nung vorhanden, dass es je mit den' uns zu Gebote stphenden M h h gelingen merde; and diess um so meniger, weil der Kohlenstoff, nach dem zu artheilen, w a s wir bis jetzt von i h wissen, nur erne sehr geringe Neigung zum Krystallisiren ha-

Fnchs, iiber den Graphit.

ben mum7 So dug, wenn Wir ancb die Kohle schmelzen kcnn- ten7 es doch noch ZweifelbaR wilre, ob sie beim Enfarren Krys(allform annehmen oder nicht vielmehr wider als Kohle Oder Grwhit erSCheinen wikde. BBtte er nor einjges Sfreben

regelmsssigen t%Staltung, 60 wtirde er doch manchmal beim Austritt Seinen Verbindongen, wenn auch nicht in dentli- chen Krystallen, doch als krystallinischea Pnlver sich zeigen ond niuht immer amorph znm Vorschein Iiommen. Hiermit ha- ben wir aoch dnen Beweis, dass in der Schtipfmg all- got nod weise eingerichtet ist; denn hfitte der Kohlenstoff gr6ssere Neignng zum Krystallisiren, 80 mQsste die game organische Natur , von welcher er das Fundament ausmacbt , allm%hlig UR-

tergehen,. er wiirde sich ntimlich, kraft dieser Neipng? von den volalilen Stoffeo, womit er darjn verbunden fst , losmachen, urn seine eigenthiimlicbe Gestalt anznnehmen, nod dorch die Kry- tdalliisationskraft gefesselt, als Demnnt , den organischen Eiirpern vbllig nnzugfinglich sein, nnd nfcht wieder in das belebte Na- iurreich znrtickkehren Iiiinnen. Nor frei von dem Eange sich fiir Rich xu gestalten, nnr .frei von diesem Egoismus, wenn ich mich bier dieses Ausdrncks bedieneii darf, kann er die wich- tige Rolle spielen, welche ihm zugewiesen ist, ond sich in die mannigfaltigen Verbindungen und zahllosen Formen fugen, welche wir in der organischen Nator bewondera

Der Kohlensto5 liefert in seinen zwei Zostiinden ein hochst jnteresssntea Beispiel von Verschiedenartigkeit der namlichen Substanz, wenn sie amorph und krystallisirt erscheint. Beson- ders aufillend ist, dass der smorphe Kohlenstoff nlle Ejgen- schaften, wodurch sich die Metalle aoszeichnen, besitzt, und In 80 fern allen Anspruch bat, den Metallen beigeziihlt zu wer- den, Dass die Holzkohle die W&me schlecht leitet, riihrt le- cjiglicb yon ihrer Lockerbeit her; denn wenn sie sehr stark susgeglfiht wird , wobei sic an Conaistena merklich zonilnmt #), no leitet sie, wie Ee rze I ins zuerst bemerkte, die Wiirme fast besser als das Platin. Nur hinsichtlich des specilschen Gewichts bleibt er weit, selbst hinter den leichtesten Metallen - den, Antimon, Tellur, Chrom nnd Titan zoriick. Al'eio da

*) Dieses hat man fiir eine Ann&eruag der Kohle zum Demant SO d c h @ in die AWen betrschten wollen, was aber fir sich

spriugt, d u e ea keiner Widerlegnng bedarf.

F U C ~ S , iiber den Graphit. 359

man in neueren Zeiten sogar RBrper, die specifisch Ieichter a3 Wmser sind, wie Kalium und JSaMarn , zu den MetaIlen setzte, so wiire diess kein Grund, den amorphen Kohlenstoff d a w n nuszuschliessen, wenu es nicht der Demant verlangle, der je- denfalls den Nichtmehllen beigesellt werden muss und dem auch jener folgen muss, itidem der namliche Stoff doch nicht zugleich in zwci Classen zu stehen kommen kann.

Wiire ans aber der Demant oder sein chemisches Wesen noch ullbekannt, so wiirden gewiss diejenigen; welche bei der Classification der chemischen Elemente die Dichtigkeit nicht be- riicksichtigen, durch das metnllische Ansehen geblendet, den amorphen Kohlenstoff liingst bei den Metallen eingereiht babeo.

'Hier m e ich eine schickliche Gelegenheit iiber die Grund- lagen der Alkalien und Erden, leichle Metalli? anch ICletalZoide genannt, einiges zu sagen; wobei ich einstweilen nnr dae Kaliort und "atrium, ah die bekanntesten, vorziiglich ins Auge fassen will. Ich frage zoviirderst: sind sie nicht vielleicht wie der Graphit amorphe KBrper, und wiirden sie nicht das metallische Ansehen verlieren, wenn wir sie krystallisirt und ganz frei von amorpher Masse darstellen konnten? Mir ist dieses gar nicht unwahrscheinlich, und zwar hauptsiichlich aus dem Grunde, weil sie ein so geringes syecihches Gewichi haben, was so- gar geringer ist, als das ihrer Verbindungen mit Sauerstoff. Diess liisst sich nor durch den Amorphismus erklsren, indem wir wiseen , dass alle amoryhe KGrper merklich specifich leich- ter sind als die krystallisirten yon dem namlichen materiellen Substrat. Hierzn liefert uns der Kohlenstoff das auffallendste Beispiel, indem das specifische Gewicht desselben im amorphen Zustande = 2,1 und i n krystallisirten = 3,s ist. Ein iihnli- cber Unterschied miisste sich zwischen dem amorphen nnd kry- stallisirtee Kalium uud Xatrium zeigen , wenn die Anomalie, welche dabei hinsicbtlich dieser Eigenschaft besteht, begreiaich werden soll.

Dasa der Amorphismur die Eigenschaften herbeifiihren kann, welche die Metalle aaszeichnen , dal'iir spricht ruch, ab- gesehen von der Koble, das amorphe SclrwefiEguecksilher (Queckuilbermohr), welches nebst dem metallischen Ansehen in einem hohen Grade die Eigenschaft besitzt, die Elektricitiit xu leiten , wahrend das krystallisirte Schwefelqwcksi1bt.r (Zinnober)

360 Fuchs, iiber den Graphit.

sie nicht im mindeslen leitet, wie jiingst M n n k o f Rosen- s c h o e I d dargethan hat a].

Der schzorsr,ne Phosphor, welcher wahrscbeinIich ein amor- pher Kiirper kt, miichte sich in dieBer Hinsicht Noh1 auch verhnlten , mie der Quecksilbermohr.

Dagegen wird man aber sagen,. dass man beim Kaliuru bftcrs krystallinisches Gefiige beobachtet und P 1 e i soh1 es so- gar in Wurfeln krystallisirt erhalten hnbe, und dabei nicht be- merkb worden. sei, dass ihm das metallische Ansehen gemangelt habe. I Ich 7 ziehe diese Beobachtungen gar nicbt i n Irweife!, erlaube mir aber zn bemerken, dsss das Kalium, so wie das Natrium allem Anschein' nach sich lieber in amorphen als kry- stallinischen Massen bilde , und Polglich diese schmer gans frei von allen amorphen Theilen 'werden erhalten lassen , welche, wenn sie. auch nor in sehr geringer Menge vorhanden sind, doch dem Ganaen ein metallisches Ansehen geben kijnnen ; was wahrscheinlich auch die beobachteten Krystalle nnd krystallini- schen Stiiclie daher hatten. Am besten kBnnte hieriiber das specifische Gewicht enkcheiden, indem die Krystalle, wenn sie auch nicht ganE frei van amorphen Tbeileu waren, doch merk- lich' sdhwerer sein mussten a15 durchaus rmorphe Stiicke. Dess- halb ist sehr zu wiinschen, dass diejenigen, welche so gliick- lich sind , Krystalle von Kalium oder &'atrium zu erhalten, nicht versiiumen , ihr specifisches Gewicht zu bestirnmen. Man hat vielleicht schon iifters krystallinische Stiicke unter den Hinden gehabt, ohne drss man es wusstej und vielleicht ist die grau- licbe Masse, in welche sich das Kalium beim liingern Aufbe- wahren unter Bergol bisweilen verwandelt, nod die man als ein Suboxyd betrachtet , nichts sodercs als durch Krystallisa- tion verbdertes Kalium ?

Dms feste amorphe Kijrper sich 5u krystallinischen all- miihlig umgestalten kijnnen, dafiir fliefert die glassrtige, m e - nichte Siiure ein Beispiel.

Uebrigens muss ich bekennen, dass, wenn sich auch die Ansicht, welche ich eben dnrgelegt habe, nicht bewiihren sollte, ich mich doch nie dazu verstehen k6nnte, das Kalium

5 S. Poggendorff'a Annalen der Physik und Chemie. Jahrg. 1835. Bd. 24. Rt. 3. 8, 437.

F u c h s , uber den Graphit. 36 i

rind die iibrigen sogenannten Metalloide mit den eigentlichen &letallen in einer CIasse zu vereinigen, und zwar aus folgeni den Griinden:

1) Streitet dagegen dss specilische Gewicht, was meines &&tens bei der Eintheilung der einfacben Kirrper voizugs- lveise in Betrachlung gezogen merden muss. Es ist mir in der That nnbegreifich, wie man hierbei eine der mesentiich- sten Eigenschaften der Klirper , die Dichtigkeit , unberiicksicb- tjgt lassen, und bei Bcstimmnng der Rletalle sich lediglich an solcbe Eigenschsften halten konnte, welche anch einige andere KGrper insgesnmmt, wie z. B. die Kohle, und viele andere theilweise besiCzen. Die KGrper bilden zwar in dieser Hinsicht eine solche Reihe, dass ein zu machender Abscbnitt gaW6 wiII- kiihrlich scheinen mag; allein wenn man dabei nnbefangen und mit der nijthipen Urnsicht zu Werke geht, nnd zugleich such einige andere Verhiiltnisse zu Rathe zieht, so ist der Abschnitts- punct nicht schwer zu finden, \vie er denn fruher schon rich- tig gefanden morden. Zind wenn auch ein oder zwei Kiirper zweit‘elhaft blieben, so hiitte dieses nicht vie1 zu bedenten. Welche Eintheifung trifft iibrigena nicht der V o m r f , dass hin und wieder Willkiihr herrsche, nnd geivisse Puncte des Sy- stems gegen das gcwiihlte Clsssiiicrrtiotisprincip anstossen , oiler eine Ausnahme von der Re@ machen? Meines Erachtens kann mail keinen Kiirper schicklich den Metallen beizfhlen, des- sen speciflschev Geivicht nicht uber 5 geht. Wenn einige Me- talk und Xchtmetalle sich in dieser Hinsicht ziemlich nahc liommen, so 1st dieses kein grijsserer Uebelstand als die Ann& herung anderer hinsichtlich der iibrigen Eigenschsften. Jod, Selen, Boron und Silicium, die gegcnwiirtig allgemein zrls nicht- mefallische BOrper anerknnnt werden, kommcn in den optisclien Eigenschaften fnst gnnz mit den Metallen iiberein, und nmge- kehrt niihern sicli auch einige ansgexcichnete Mctalle in ge- misser Hinsicht den i\’ichtmelallcn, als : das Arsenik als schlech- ter Leiter fur die Elektricitiit, dns Platin rls schlechter JAter fCr die %%me, und das Gold, weiin es sehr diinn ist, in Hin- sieht der Durchsicliligkeit. Ich besitze in einem Glase cine, (lurch Priicipitation erhaltene, sehr diinne Lage von Gold, wel- che beim DnrnuLeIien sich vollkommen metallisch zeigt , d. i.

Jam. f. y r W . CherHie. VII. 6. u. 7. 2.4

369 Fuchs, iiber den Graphit,

die Farbe nnd den Ghna dea Goldes hat, beim Durchsehen aber sehr schOn aaphirblau erscheint.

Her verdient noch besonders hervorgehoben zu werden, dass die Metalloide, wo nicht alle, doch gewiss bei weitem die meisten speciasch leichter sind, als ihre Prodacte mit Saueretoff, was bei keioem Metalle der Fall ist.

9 ) Bringt die Vereiniguog der Metalloide mit den Metallen gar keinen Vortheil fiir die Wissenschaf't, Bonders veranlasst nor mancherlei Uebekthde. Den0 ihre Verbindungen mit Sauer- stoff, besonders diejenigen , welche bisher Alkalien nnd alkafi- eche Erden geoannt wurden , haben so vie1 Eigenthiimliches, haben einen so wichtigen und susgedehnten nnd eogleich so iihnlichen Wirkungskreis in der Chemie, dass man es sehr zweckmissig und bequem lnden mum, wenn sie ensammenge- etellt und nicht mit den Metalloxyden vermengt werden; urn so mehr, da sie opt bei gewissen Reactionen zusammengenannt werden miissen.

Dieser Vortheil wird bei der neuen Anordonng aufgege- ben, und man verliert dabei zugleich einige sehr gate Orieu- timnppuncte in dem so weiten Felde der heatigen Chcmie. Ludem wird, wenn die Grundlagen der Erden nnd Alkalien den Metallen zngeworfen werden, diese Classe gegen die an- dere unverhiiltnissmbsig gross, was gewiss kein kleiner Miss- stand ist. Bast mit demselben Recht, mit melchem die Me- talloide bei den Metallen stehen, kBnnten ihnen noch einige an- dere Stoffe beigesellt werden, allein das System wiirde dann das Ebenmaa.. vOllig verlieren. Die Vortheile, welche man bei einer Classiflcation bezwecken will, venchwinden beinabe ganz, wenn eine Abtheilung fast alle, Gcgenstiinde nmhsst, nnd die andere nur sehr wenig enthiilt. &in solches System, mOchte ich sagen, ist so vie1 wie Keines. %]

*) Icli finde die Eintheilung der einfachen Rbrper naoh folgen- dem Schema sehr bequem und zweckmlssig:

A. iViditmcfullz (nit Einschluss der Metalloide) :

B. Mrtallr : 1) negative, 2) positive.

1) negative, 2) positive. Die Atifstellong der Stoffe in einer eontinuirlichen Reihe oder

in einem Kreise, welche gegeniviktig sehr bellebt is4 kann ich nicht

Fuchs, iibm den Graphit. 363 3) \7ertriigt sich diese Vereinigung nicht mit der iiblicl~eu

Nomendatur : Die Benennungen ,,Alkalien und Erden" wiiren dann nicht mehr schicklich und kiinnten nicht mehr beibehalten werden, indem wir nur Metalloxyde hitten. Die Namen ,,Kali, Kalk, Thonerde" u. s. w. mu.ssten umgeiindert werden in Ka- linmoxyd, Calciumoxyd, Aluminiumoxyd 01. s. w. Auch diirften wk nicht mehr von Salzen mit alkalischen und erdigen Basen sprecben, denn wir hltten nur Metallsrrlze. Ob damit fiir die Cbemie etwas gewonnen sei, will ich dabin gestellt sein laden, und nur zu bedenlien geben, dass dabei nicht blos der Chemi- lier , sondern auch der Mineralog und Tecboiker interessirt ist.

4) Endlich spricht gegen diese Anordnung gewissermaassen die von der Natur getroffene Einrichtung. Sie hat die Metalle, &as Eisen allein ausgenommen, nur sparsam erzeugt, und ihnen Past durchgehends besondere Lagerstiitten angelviesen, wodurch sie vou den Nichtmetallen, die sie zwar iiberdl begleiten, wenn auch nicht im Einzelnen, doch im Allgemeinen abgesondert sind. Die meisten Kichtmelalle biugegen hat sie in uogeheuren Mas- sen hervorgebracht, urn damil den Erdkijrper zu bilden, den man doch nicht wohl als cine Metallmavse hetrnchten iiann. Icli wenigstens bin nicbt im Stande den sublimen Gedanken zu Pas- sen, dass das vor mir liegende Alpengebirge eine Niederlage Yon Metnllen und das Meer eine XTelal!aulliisung sei Eine sol- che Ansicht wiirde auch schwerlich jemols im gemeinen Leben Eingsog flnden, eben so menig wie die einiger Mineralogen, dass die slmosphiirische Luft eio Mineral sei.

billigea, wei1 9ie au diffus uud einseitig ist uod dabei alle allgemei- ne BegrXe nnd Gesichtspnncte verloren gehen.

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