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261 in Faden ausziehen lielien. Eine Phnliche Verschieden- hzit im Schmelzpunkte wird ohne Zweifel bei dem Glase im gew6hnlichen und im krystallinischen Zustande ( deln sogenannten RBaumur’schen Porcellan) stattfiiiden , und offenbar gehbt auch der durch platzliche Abkiihlung er- haltene braune, durchsichtige, weiche Schwefel hierher. Schon bei einer Temperatur zwischen 90° uiid looo nimmt sein Zustand voh Erweichung so zu, dafs mehrere zusammenliegende Kugeln von selbst in eine Masse zu- sainmengehen. Der krystallisirte Sclrwefel schmilzt be- kanntlich,’ ohne vorher zu erweichen, bei 111O. Es ist zu vennuthen, dafs auch die beiden diinorphen Arten des krystallisirten Schwefels ungleiche Schmelzpunkte ha- ben. Der Schinelzpunkt der durchsichtigen, glasigen, ar- senigen S u r e ist wahrscheinlich niedriger, als der Ver- fluchtigungspunkt der krystallisirten, und die Schmelz- barkeit der ersteren beruht wahrscheinlich darauf, dak sie bei einer gewissen T.emperatur vorher amorph wird. IX. Ileber den Hurtit, eim neue Species uus der Ordnung der Erdharze; von W. Haidinger. B e i einer von mir kiinlich in Gesellschaft des Herrn Grafen v o n B re u 11 n e r unternoinmenen Excursion tral ich in der neu ertbffneten, Hm. Miesbach gehiirenden, Brnunkohlengrube zu Oberbart , bei Gloggintz in Nie- derihtreich, sehr ausgezeichnete Stiicke eines scheererit- artigen Minerals. W i r nahmen mehrere derselben zur ngheren Untersuchung mit uns. Einzelne Stiicke waren schon friiher nach Wien gebracht worden; eio sehr schii- nes Exemplar iibersandte Hr. K u d o l p h, fitter v. S t ei- ger am Stein, fiir die Mineraliensammlang der K. I(. Montanistischen Hofkammer.

Ueber den Hartit, eine neue Species aus der Ordnung der Erdharze

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Page 1: Ueber den Hartit, eine neue Species aus der Ordnung der Erdharze

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in Faden ausziehen lielien. Eine Phnliche Verschieden- hzit im Schmelzpunkte wird ohne Zweifel bei dem Glase im gew6hnlichen und im krystallinischen Zustande ( deln sogenannten RBaumur’schen Porcellan) stattfiiiden , und offenbar gehbt auch der durch platzliche Abkiihlung er- haltene braune, durchsichtige, weiche Schwefel hierher. Schon bei einer Temperatur zwischen 90° uiid looo nimmt sein Zustand voh Erweichung so zu, dafs mehrere zusammenliegende Kugeln von selbst in eine Masse zu- sainmengehen. Der krystallisirte Sclrwefel schmilzt be- kanntlich,’ ohne vorher zu erweichen, bei 1 1 1 O . Es ist zu vennuthen, dafs auch die beiden diinorphen Arten des krystallisirten Schwefels ungleiche Schmelzpunkte ha- ben. Der Schinelzpunkt der durchsichtigen, glasigen, ar- senigen S u r e ist wahrscheinlich niedriger, als der Ver- fluchtigungspunkt der krystallisirten, und die Schmelz- barkeit der ersteren beruht wahrscheinlich darauf, dak sie bei einer gewissen T.emperatur vorher amorph wird.

IX. Ileber den Hurtit, eim neue Species uus der Ordnung der Erdharze; von W. Haidinger .

B e i einer von mir kiinlich in Gesellschaft des Herrn Grafen v o n B r e u 11 n e r unternoinmenen Excursion tral ich in der neu ertbffneten, Hm. M i e s b a c h gehiirenden, Brnunkohlengrube zu Oberbart , bei Gloggintz in Nie- derihtreich, sehr ausgezeichnete Stiicke eines scheererit- artigen Minerals. W i r nahmen mehrere derselben zur ngheren Untersuchung mit uns. Einzelne Stiicke waren schon friiher nach Wien gebracht worden; eio sehr schii- nes Exemplar iibersandte Hr. K u d o l p h , f i t t e r v. S t e i - g e r a m S t e i n , fiir die Mineraliensammlang der K. I(. Montanistischen Hofkammer.

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262 Bas Mineral findet sich unter ahnlichen Urnstanden

wie der Scheercrit von Utznach. Es zeigt sich jedoch niclit in freistehendeu bestiminteu Krystalleu, gleich je- nem, sondern in mehr oder weniger dicken wallrathiihn- lichen Massen, die Llngen- und Qrierspriinge thdils in bituminbsem Holz, theils in Holzstein - Quarz in Holz- gestalt - ausfiillcn. Es verdierit beinerkt zu werden, dafs das Vorkommcn des Hartits auf eincn Theil der Brauiikohlen-LagerstBtte bescbrlinkt ist. Diese ist cin ehemaliges Torflager, also wahrend der l’eriode der S i l - dung ziemlich horizontal, gegeiiwartig jedoch init einein nbrdlichen Einfallen unter etwa TOo gencigt. Die fe- stere Braunkohle, zuul Theil init eingesclrlossenen Holz- stainmen, einige derselben besonders an der Oberflsche verkohlt, bildet die untere fiinf bis sechs Lachter mlch- tige Abtheilung, oder das eigentliche Flatz. Im Hangen- den findet sich eine Sclricht von 12aumst~ininen, nun zu bitumiiibsem Holz geworden, dic ciiizcln in Letten ein- gewickelt sind, so dafs man sicli vorstellen knnn, eiiie Rlasse von Holzstaminen sey dort in eiiicin dicken, von Thou und Wasser gemengten Sclilniniii abgesetzt war- den. Diese StSinine sind es nrin, welche in den, wSh- rend ilirer Umwantllung zu bituininbsem Holz oder zu Holzstein entstandenen Kluften den Hartit mlhalten.

Es war mir nicht inii$ich- die rcgc1iniilif;en Formeu des Hartits vollsthdig zii entwickcln, Zwar koinmen bis zu einein halben Zol l grofse tafelf6rinige Individuen, init einer sehr deutlichcn und parallel der breiten Fllche init Leiclrrigkeit zu erhnltenden Theilungsrichtung vor, doch sind sie stets iu schaliger Zusammensetzung lnit andern rcrhrinden oder unregelmsfsig begrlnzt. Spuren voii Theilungsflachen scheinen nur in Sprungcn auf eiue Thei- lunssgestalt, wie die am Gyps, hinzudeuten, also auf das lieii~iprismatische Krjstallsystem von M o hs. Die Blatt- clien iiehrnen zwar eine rhomboidisclie Gestalt mit Win-

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keln Ton etwa 100" und SOo an, wie Fig. 1, doch sind sie von muschligen Bruchflachen b egrlnzt.

Bei dem Scheererit giebt m a r Brei t - h a up t auch hemi- oder tetratoprismatische, Gestaltpi an, indessen nicht mit voller Be- stimmtheit. An &em Stiicke, welches ich selbst Herrn v o n Schec re r ' s Gate vcr- danke, habe ich kleine sechsseitige Kry- stallblattchen bemerkt, welche bei starker

Fig. 1.

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Vergrllfserung die Gestalt Fig. 2 Gahrnehmen licfsen. Uoch hin- derte auch hier die Kleinheit und Zartheit der Krystalle eine nahere Bestimmuug. I)er Winkel a der (7) ,,#' nicht Fllche vie1 P weicht von 1200 jedoch ab. offenbar So weit

man beobachten kann, sind also die Foruien des Scheererits und

des Hartits hinlanglich in ihrem Anselien verschieden, ob- wohl beide hemiprisqatiscli, dafs man sie fur Typen zweier verschiedenen Species anuehmen kaun.

Die Harte des Hartits ist =1, der des Talkes. Er ist milde, wie der Scheererit, aber eben so wenig bieg- Sam als dieser. Der Bruch ist musclilig.

Das eigenthumliche Gewicht fand ich = 1,046. B r e i t- h a u p t giebt fur den Scheererit 1,03 bis 1,2. I)a aber keine Beobaclitung angefiihrt ist, so diirften diese Grii- fsen nur als wahrscheinliche Granzen angefiihrt seyn.

Die Farbe ist weirs, der Glaiiz schwach fettartig. Die Grade der Durchsicbtigkeit ungefiihr mie bei wei- &em Wachse, welchem das Ganze iiberhaupt in hohem Grade ahnlich ist.

Sehr auffallend sind die Verhaltnisse der Schmelz- barkeit, und der Unterschied, welcher in dieser Bezie-

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264 hung zwischen Scheererit und Hartit besteht. Der Schee- rerit schmilzt bei 4 6 O C. zu einer 6ligcn Fliissigkeit, wel- che beim Erkalten nicht mieder fcst wird; der Hartit schmilzt erst bei 7 4 O C., gleichfalls zu einer klaren Flus- sigkeit, gesteht aber sogleich bei der Abkijlilung wieder zu einer festen Masse. Steariiisaurc von Kerzen, mel- che bei 5 5 O C. schinolz, vcrhiclt sich in Ueziig auf das Festwerden wie der Hartit, nur war das Product weni- ger fcst in sich zusammenhiingend.

Ein Versuch, kleine Proben dcr drci Substanzen neben einander auf einem Platiiiblech rascli zu schmel- zcn, I a t t die verglcichendcn Resultate dcs Erkaltens be- sonders deutlich erkennen. Von den drei Tropfen bleibt der Scheererit wasserklar, der Bartit l6st sicli lcicht iin Ganzcn vom Platinblech ab, wobei der Rand dcs Tro- pfens auf dcmselbcn zuruckbleibt i die Stearinsaurc bie- tet ein mehr krystallinisches Aggrcgat dar, \vclches beiin Biegcn des Platinblcchs nicht abspriiigt , sondcrn sich in kleiue Stticken trennt.

Beiin Verbrennen entwickelt der Hartit vie1 mehr Rufs als der Scheererit. Liifst inan die Verbrennung in einem Platintiegel vor sich gehcii, so brenncn Scheererit und Stearinsaure ruhig ab, der Hartit spritzt umher. Lsfst man Scheererit uiid Hartit in eincm Platintiegel an der Flamme der Spirituslampe verdninpfen , so nimmt man einen verschiedenen Geruch walir, der sich tibrigens auch schon beim Zerreiben lufsert, rind der bei dem Hartit an Bernstein , bei dem Scheererit an Pech erinncrt.

Viele Analogie mit dem Hartit besitzt der von Fi - k e n t s c h e r in Torf entdeckte und von B r o m e i s be- schriebene Fichtelit ' ),

Mit dem Hartit kommt in den Rissen des biturnin& scn Holzes voii Oberhart in kleinen Mengen noch ein andercs Erdharz vor , welchcs eiiie genaue Untersuchung verdient. Es ist amorph und zeigt einen kleinmuschli- 1) Annaleri dar Clremir uod Pharmacit:, Bd. 38, Haft 3, M41.

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265 gen Brucb. Seine Farbe ist ein dunkles Hyacinthroth, der Geruch Phnlich dem des Hartits, docb mehr aroma- tisch, der Scbmelzgrad etwas hoher', 7 6 O C., doch mit dem Untenchiede, dafs selbst bis looo kein vollstlndi- ger Flufs eintritt, sondern die Masse steta zahefltissig - viscid - und fadenziebend erscheint. Sie gewinnt bei abnehmender Temperatur ihr frtiheres Ansehen wieder. Beim Verbrennen bleibt etwas Kohle auf dem Platin- blech zurlick.

Ich habe den Namen Hartit von dem Fundorte ent- lehnt.. Dieser Species eine Stellung im Systeme anzu- weisen und eine entsprechende systematiscbe Rcnennung beizulegen, werde ich jetzt nicbt versuchen, da wir noch so manche Mineralien, die mit dern in Rede stehenden sehr nabe verwandt sind, noch in vieler Beziehung zu wenig kenneo. Wird man doch erst aach und nach auf die interessanten Begleiter der Kohlen aufinerksam, in dem Maafse als die Kenntnit dieser selbst sich erweitert.

Wir dUrfen ehestens einer genauen chemischen Un- tersuchung dieses Minerals durch Hrn. Prof. S c h r b t - t e r entgegensehen.

X. Uder dieiin der Natur vorkomrnenden Ar- seneisen; von August R r e i t h a u p t .

N a c h den chemischen Analysen, welche die HH. K a r - s t e n , H o f m a n n und M e g e r mit dem Glonzarsenkt'es cder azofomen Arsenkies von Reichenstein in Scblesien mternommen, wird derselbe als ein Fez Asa betrachtet. neuerlich wurde von Hrn. S c h e e r e r ein abnlicher Kbr- per, welcber sich zu Modum in Nomegen findet, analy- art und als ein FeAs2 befunden. Noch frtiber, als mir cieses Resultat bekannt nmde, battc ich die Erfahrung