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VIII. Ueber den Mineralkermcs; oon Heinrich Rose. Einige Zcit naclidem B c r z c 1 i us zuerst die riclitige ~ u- - sammensetzung dcs iiiincralischcn Kerines erkallllt liatte *)y unternalirn ich, bei Gelcgcnlieit cincr Untcrsuchung iiber einige AiltiuioiivcrbiiitIiilng~ll, eine quantitative Analyse desselben *+). Icli fand in ilim einen Gebalt von 72,32 Procent nictrtllisclicn Antimons, mas dem procentisclien Gcbalte an Antiinon roiii gcn ijhnlichcn Schwefelantimon, das nacli Berzelius ‘i2,77 I’roccnt davon enthslt, so nahe kommt, dals icli durch dicse Bestimmiing dem Gc- michte nacli das fur bcstgtigt liielt, was Berzelius aus dein Vcrhaltcn dcs Kermes gcgcn Rcagenticn fiir die Zu- sammensetzung dcsselbcn gescblosscn Iiattc. Diescs Ke- sultat indcssen stritt gcgen dic Ansiclit von R o bi q u e t, wclcher cincn Gcliah von Anliinonoxyd im mineralischcn Kerlries annahin *Jic*), welclier Ansiclit sp:iter auch 13 u cli- ner j-), Henry d. jiing. tt), wid, vie inan ails dcin vorhergclientlen Aofsatzc erselicn haben mird , aucli eincr der beruhintcstcn Clicmiker unserer Zcit beigctrctcn ist. Bei dcr quantitativcn Uotersuchung des Kermes zer- Iegte ich deosclbcn, nachdcm er vollkommen gctrocknet wordcn war, dnrch Wasserstoffgas, wobei icli nicht cine Bilduiig von Wasser bemerkte, die bei Gegenwart von Antimonoxyd notlirvendig erfolgen miilste. Da bei die- ser Zerlcgung das Verfahren so aufserordentlich einfach *) Schweigger’s Jallrbuch, Bd. XXXIV. S. 70. *’) Poggendorff’s Annnlen, Bd. 111. S. 418. ’**) Ann. dc chin. T. LX,y,yI. p. 315. -f) nnchner’s Repcrtorium, Bd. XXIJI. S. 169, -f+) .I;mmoL de Phcimiricic, T. XIK p. 5.15.

Ueber den Mineralkermes

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VIII. Ueber den Mineralkermcs; oon Heinrich Rose.

E i n i g e Zcit naclidem B c r z c 1 i us zuerst die riclitige ~ u - - sammensetzung dcs iiiincralischcn Kerines erkallllt liatte *)y

unternalirn ich, bei Gelcgcnlieit cincr Untcrsuchung iiber einige AiltiuioiivcrbiiitIiilng~ll, eine quantitative Analyse desselben *+). Icli fand in ilim einen Gebalt von 72,32 Procent nictrtllisclicn Antimons, mas dem procentisclien Gcbalte an Antiinon roiii gcn ijhnlichcn Schwefelantimon, das nacli B e r z e l i u s ‘i2,77 I’roccnt davon enthslt, so nahe kommt, dals icli durch dicse Bestimmiing dem Gc- michte nacli das fur bcstgtigt liielt, was B e r z e l i u s aus dein Vcrhaltcn dcs Kermes gcgcn Rcagenticn fiir die Zu- sammensetzung dcsselbcn gescblosscn Iiattc. Diescs Ke- sultat indcssen stritt gcgen dic Ansiclit von R o b i q u e t, wclcher cincn Gcliah von Anliinonoxyd im mineralischcn Kerlries annahin *Jic*), welclier Ansiclit sp:iter auch 13 u cli- n e r j-), Henry d. jiing. tt), wid, vie inan ails dcin vorhergclientlen Aofsatzc erselicn haben mird , aucli eincr der beruhintcstcn Clicmiker unserer Zcit beigctrctcn ist.

Bei dcr quantitativcn Uotersuchung des Kermes zer- Iegte ich deosclbcn, nachdcm er vollkommen gctrocknet wordcn war, dnrch Wasserstoffgas, wobei icli nicht cine Bilduiig von Wasser bemerkte, die bei Gegenwart von Antimonoxyd notlirvendig erfolgen miilste. Da bei die- ser Zerlcgung das Verfahren so aufserordentlich einfach

*) Schweigger ’ s Jallrbuch, Bd. XXXIV. S. 70.

*’) Poggendorf f ’ s Annnlen, Bd. 111. S. 418. ’**) Ann. dc chin. T. LX,y,yI. p . 315. -f) n n c h n e r ’ s Repcrtorium, Bd. XXIJI. S . 169,

-f+) .I;mmoL de Phcimiricic, T. XIK p . 5.15.

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ist, so koiinte eia Versehaii nur bciin Wegen des Ap- parats vor oder nach dem Espei-imcnte statt gefunden ha- ben. Diefs, und vorziiglich die Angabe vou Gay-Lus- s a c , Wasser bei der Behandlung des Kernies init Was - serstoffgas ertialten zu haheu, bestiiriuiten inich, ineinen $1- tern Versuch zu miederholen.

Ich bereitete deli Kermes durch Kocheil einer Auf- liisuug YOU kohleiisaurein Natron und gepulvertem khif- lichen Schwefelantiinoii. h c h dein schnellen Fillrircn liefs ich den Kerines sich absetzcn, filtrirte ihn aber un- geMjbr eiue haIbe SLunde nachdeui cr sich gebildet hatic von der Fliissigkcit ab, siifste ihn lauge und gilt aus, und trockncte ihu clauu vollstzudig in eincm gcheitztei~ Stubellofen, bis er nichk iiiehr an Gewicht vcrlor. Bei der Cehaiidlung iuit Wassemioffgas erhielt icli aus 0,737 Grainm Kermes liein Wasscr und 0,536 Grm. inetalli- sclien Antimans, w a s eiiiein Gehalle desselbeu von i2,71 entspricht , .vvelchcs Resultat die friiheren Angaben von B e r z e l i u s und von mir vollkommeii beststigt.

Bei Wiedetholung dieses Versuchs erhielt ich atis zwei Quantitsten vau nicht gallz vollst~ndig getrockne- tem Kerlnes aus 0,749 Grin. desselbeu 0,530 Crm. mc- tallischen ilntinions, und atis 0,794 Grin. 0 3 7 Grm. Antimon. Das ciiie Resultat en[spriclrt iO,76 Procent, und das zweite 7 1 , l l Proc. inetallischeil Antiinons. Ich crhielt hierbei in Jer T h a t ctwas Wnsser, das aber liur von Fcuchtigkcit herriihrte, dcun es cntwiclselte sich so- gleich beiin Arifaiige des Vc'rsuclis, elie das Schwefelan- timon vom Wasserstoffgas zersetzt wurde. Hstle es voii einein Gehalte an Xntiuionoxyd iiu Kermes IiergcrGhrt, so w urdc es gleichzeitig uiit dem Schwefcl~.asserstoffgas entstanden seyu, und ich. b i t e einen grijfseren Gehalt an metalliscliem hiitinion erhalten miisseii, als reines Schwcfelontimon wiirde gegeben liabeu , da Antimonoxyd mehr Antimon enthzlt als Schwefelantimon. Wenn der Kermes eiue Verbindung von eincm Atom Antimonoxyd

326 mit zwei Atomen Schwefelantimon wiire, wie es Gay- L u s s a c annimmt, so hatte ich bei der Behandlung des- selben mit Wasserstoffgas 7G,25 Procent Antimon erhal- ten miisscn. In der That erhielt ich bei der Analysc des Rothspiekglanzerzes , einer Verbindung, weIche auf diese Weise zusarnmengesetzt ist, sehr nahc diesen Gc- halt an Antiinoil *).

Es sclieint mir, aIs wenn die Aufliisung von koh- lensaurem Kali oder Natron auf Scliwefela~~tiinon auf cine ~Iinliche Art mirkt wic die kaustischen Aufliisungen dieser Alkalien. Ha t inan den Kernies so bald mie inijg- lich nach fieiiier Entstehung abliltrirt, so frubt sich nach kurzerer oder llingcrer Zcit, doc11 gcwiihnlich nicht frii- her als nach einigen Stunden, die davon abfiltrirte Fliis- siglreit dcs liolilensamen Alkali's, und es selzt sich ein weilser Nicdersclilag ab , der oxydirtes Antinion und Al- kali entliiilt, cine Thatsache, die sclbst iiicht iii der Ian- Sen Abliandlung von C l u z e l uber den Kermcs **) er- w h t worden ist. Die Flussigkeit entwickclt dmn noch durch Unterstiitziing init Siiuren aufscr Kohlensliuregas Scl~mefelwassersto~fgas, wobci Sclirvefelantilnon von oran- genrother Farbc niederfiillt. Offenbar ist also der Pro- zeCs bei de r Bildung des Kermes dcr, dals durch Des- oxydation eines Tlieils des Alkali's erstes Sch\vefelkalium oder Schwefelnatriuin und osydirtes Antimon gebildet werden. Das Schwefelmetall liist unzersetztes Schwc- fclantiinon auf, doch in der Hitze mehr als es in der Kiilte aufgeiost erhallen kann , und dicser Ueberschufs sondert sich schr bald, selbst bei noch nicht ganz volt- stiindigem Erkalten der Fliissigkcit, als Kerines ab. Das oxydirtc Antimon hingegen verbindet sich hierbei mit ei- nem Antheil VOR unzersetztem Alkali, und diese Verbin- dung sondert sich als schwerloslich erst nach Iiingerer Zeit ab. Filtrirt man daher den Kermes nicht bald nacli

*) Poggendorff 's Annalen, Bd. 111. S. 453. ") Annalcs de chimic, T. LXIIL p. 122.

327 seiuer Entstehung ab, so kann er sorvolil oxydirtes Antimon aIs aiich Alkali enthalten. Beides ist in Kermesarten ge- funden worden *). Die letzten unwiigbaren Spuren da- VOR vom Kerines durch Auswaschen zu entfernen, ist etmas schwer. 41s ich das a m dem Kerrnes erhdtenc metallische Antinion uiit conccnlrirter Chlorwassersfoff- ssure bebandelte, bemerkte ich einen, wiewohl Iiiicbst schwachen Geruch nach Schvvcfelwasserstoff, und als ich das Ganze mit Wasser verduniite, Sch~~efelwasserstoff- Fyasser hinzusetzte, and die Fliissigkcit von den wenigen Flocken des gefdlten Schwefelantiinons abfiltrirte, erhielt ich durcli Abdarnpfen so geringe Spuren von Chlorna- trium, dah icli sic niclit wsgen konntc. - Findet inan daher in einem Kerines bei der Priifiing oxydirtes Anti- uioii und Alkali, so muls uian diefs als Verunrciiiigoiigcn, nicht als wescntlichc Bcstandtheile dcssclben betrachten.

Da man gesehen hat , dafs bei dcr Bereituiig des Kermes verinittelst der kohlensauren AlkaIien kcin Koh- lensauregas entwickclt mird, so hielt man die Bildiing des Kermes fur eine bloke Auflasuug des Schwefelantirnoas in der Liisung des koblensauren Alkali’s. I)a sich in- dessen hierbei Anliinon oxydirt, und man das oxydirte Antiinon ails dcr vom Kerines abfiltrirten Fliissigkeit er- halten kann, SO muCs die BiIdiing des Schwcfelkaliums oder Sclwefelnatriums durcli Entstcliung von zmeifach oder vielrnehr von anderthalb liolilensaurem Alkali ge- schehen. - Uebrigens kaun man durcli Kochen einer Liisung von liohlensaurem Alkali mit Scliwefelbliimen eben so gut Schwefelkaliuin oder Schwefelnatriuin erhal- ten, wie durch ltzende Alkalien, nur etwas langsamer. Die vom uberschiissigen Schwefel abfiltrirte Flussigkeit ist gelb, und erzeugt, mit SHiiren iiberszttigt, cinen Nie- derschlag von Schwefel und cine Entwicklung von Schwe- felwasserstoffgas.

B e r ze li u s hat gezeigt, dafs, bei der Eneugung des *) Yoggendorff ’s Annalen, Bd. YlII. S . 420.

328 Kcrines, durch Absorption von Sauerstoff aus der Lrift bei einem Ueberschufs von Alkali antiinonichte SSure entstcht *). In der That verliblt sioh auch der weifsc Niedcrschlag, der sicli nach langerer Zcit aus der Fliis- siglrcit absetzt, aus welcher sich der Kerines abgeschie- den hat, wie antimonicbtsaures Alkali, nicht \vie Antiinon- oxgd- Alkali; denii er giebt keiiien Antimonrauch wie dieses, wenn es a d Platinblcch erhitzt wird, zeigt hin- gegen bei Erhiizung die merliwurdige Feuererscbeinung, welchc B o r z e 1 i 11 s beiin Gluhen der antimonicht- uud aiitimoiisauren Verbindungen entdeckt hat.

Dcr Kcrines, obgleich or die Ziisammensefzung dcs Schwcfelantiinons hat , besitzt kciiien inctallische~~ Glanz, wie das in dcr Xatur vorkoniinende und das durch Schmcl- zcn bercitctc Schwcfclantiinon. Lcgt mail indessen eine geriuge illciige Zicnnes auf Papicr und druclrt init cincin Glassk~le claraiif, so zcigt er star!<eii inetallischen Glanz, dor uiii so stiirkcr ist, je rciner dcr KciYncs ist. Uiefs ist bei allen pulvcrfiirurigcn, nicbt metallisch~liinzenden NicdcrscIil~igc1i dcr Fall, die iin krystallisirtcn Zuslnode oder nacli dem Zusammensehmclzen Metallglanz zeigcn.

TX. Nuchtrag zu den von Hrn. Dr. Erman auf seiner Reise durclz Ri~&slnnct in Eetrcff der Richtung und Sti;t-ke der erdmngnetischen Kra ft angesteltlen Messungerc.

B e r e i t s im vorigen Bande aer Annalen, S. 139., theil- ten wir den Lesern die Resultate der zahlreicheo Beob- *) Schweigger'a Jahrb. der Chemie und Physik, Ed. XXXIV.

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