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439 Ein Gemenge am gleichen Moleciilen Selenbromid und trockaer seleniger Saure schiniht beirn Erhitzen zu einer braunen Fllissigli eit , die uach dcm vollstandigen Erkalten zii einer aus langen Nadelu besteheaden Krystallmasse er- starrt. Ich habe diese Krpstalle, die schon bei scbwachem Erwarmen schmelzcn wid die nnch dein Abpressen eine gelbliche FRrbe besitzen, nicht nahcr untersucht : nach ihrer Bildung zu schliefsen, ditrften sie gmiifs dcr empirischen Foiaet SeBrl 8 zusammeiigesetzt und als ein Analogon des von W eber I ) entdeckten Selenacichlorids anzusprechen seyn. Eine nach der Forinel Se Rr, zusammengesetzte Verbin- dung von Selen und Broin scheint nicht zii existiren. Bringt man beide Elemente in dcm diescr Forinel entsprecbendeu Verhaltnifs zusammen, so vereinigen sic sich zu einer dun- kelbraunen, iingleichmlifsigen, theils feeten, theils flusdigen Masse, die Nichts als ein Gemenge Ton Selenbromiir und Selenbromid (2Se Br -+ Se Br,) zu segn scheiht. Berlin, im October 1866. X. Ueber die Abschwachung der redticireitdele Kraft des WasserstoJs durch Heimengung won chemisch indiflerenten Gasen ; von W. jtiiiller in Perleberg. Aus den Versuchen von G a y - L u s s a c l ) und voii R e g - nanlt3) geht hervor, dafs ein Gemeage von Wasseratoff und Wasserdampf Eisenoxpduloxpd in Eieen und Eisen in Eisenonydnloxyd ubdiihrt ganz bei dcrselben Tempe- ratur, und dafs die Wirkung nur abhangig ist voh der re- lativen Menge des Wasserstoffs rind des Wasserdampfs. Es war demnach anzutiebmen, defs bei einem bestimmten 1) Diuc Annalen Id. 108, S. 615. 2) Ann. de chi&. ct yhyi. T. 1, y. 33. 3) Am. de chiin. ct pkyt. T. 62, p. 3i2.

Ueber die Abschwächung der reducirenden Kraft des Wasserstoffs durch Beimengung von chemisch indifferenten Gasen

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Ein Gemenge a m gleichen Moleciilen Selenbromid und trockaer seleniger Saure schiniht beirn Erhitzen zu einer braunen Fllissigli eit , die uach dcm vollstandigen Erkalten zii einer aus langen Nadelu besteheaden Krystallmasse er- starrt. Ich habe diese Krpstalle, die schon bei scbwachem Erwarmen schmelzcn wid die nnch dein Abpressen eine gelbliche FRrbe besitzen, nicht nahcr untersucht : nach ihrer Bildung zu schliefsen, ditrften sie gmiifs dcr empirischen Foiaet SeBrl 8 zusammeiigesetzt und als ein Analogon des von W e b e r I ) entdeckten Selenacichlorids anzusprechen seyn.

Eine nach der Forinel Se Rr, zusammengesetzte Verbin- dung von Selen und Broin scheint nicht zii existiren. Bringt man beide Elemente in dcm diescr Forinel entsprecbendeu Verhaltnifs zusammen, so vereinigen sic sich zu einer dun- kelbraunen, iingleichmlifsigen, theils feeten, theils flusdigen Masse, die Nichts als ein Gemenge Ton Selenbromiir und Selenbromid (2Se Br -+ Se Br,) zu segn scheiht.

Berlin, im October 1866.

X. Ueber die Abschwachung der redticireitdele Kraft des WasserstoJs durch Heimengung won

chemisch indiflerenten Gasen ; von W. j t i i i l l er in Perleberg.

A u s den Versuchen von G a y - L u s s a c l ) und voii R e g - n a n l t 3 ) geht hervor, dafs ein Gemeage von Wasseratoff und Wasserdampf Eisenoxpduloxpd in Eieen und Eisen in Eisenonydnloxyd ubdi ihr t ganz bei dcrselben Tempe- ratur, und dafs die Wirkung nur abhangig ist voh der re- lativen Menge des Wasserstoffs rind des Wasserdampfs. Es war demnach anzutiebmen, defs bei einem bestimmten

1) Diuc Annalen I d . 108, S. 615. 2 ) Ann. de chi&. ct yhyi. T. 1, y . 33. 3) A m . de chiin. ct p k y t . T. 62, p . 3i2.

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Verhaltnifs der beiden Korper weder Reduction no& Oxy- dation eintreten wurde. Ein solrhes Verhaltnifs aufznfin- den und festzustellcn, ob die meclianische Anziehungskraft des Wasserdanipfs die Einwirkung des Wasserstoffs ab- schwacht oder ob ditser Erfolg anderen Ursachen ZUZII-

schreiben ist, war der Gegenstand einer Untersuchung, de- ren Resultate im Folgeuden zusammengestellt sind.

Eine a n einer Seite geschlmsene Glasrijhre wurde recht- winklig gehogen und init Wasser gefiillt, nachdem in den abgeschlossenen Schrnkel eine kleine Menge metnllisrhes Ei- sen gebracht war. Wlihrend die Oeffnung der Rohre nun durch Wasser abgesperrt war, wurde der andere Schenkel erhitzt. Es bildete sich Wasserdampf und spater auch Was- serstoff, wie bei der Abkiililung der Robre er'kannt wurde. Naclidem der Stand des Wassers, von der Menge des ent- wickelten Wasserdampfs und Wasserstoffgases abhangig, ei- nige Zeit ein sehr veranderlicher gewesen war, wurde er nach- her constant, wenn die Temperatur der Glasrtihre nicht ver- andert wurde. In drei Versuchen, bei denen das am Eude der Rohre befindliche Eiseii init Hiilfe einer Spirituslampe bis zum dunhlcn Rothgliihen gebracht wurde, blieb nach dem Erkalten ein Ruckstand a n Gas, der ungefahr der Halfte des vnrher vorhandenen Gasvolumens gleich kam. Es hatte sicb ergehen, dafs Eisenoxpd yon Wassrrstoff bei ungefabr 285" C. rcdricirt wird, iiiid cs wurde rersocht, ob die Oxy- dation des Eisens durch Wasserdmpf bei derselben Tem- peratur stattfindet. Ilas Itesultat war den friiheren gleich, bei mehrstiindigeiii Erhitzen his 300" C. war der Stand des Wassers in dein offenen Schenhel der Glasriihre ein fester, und nnch dein Erkalten zciigte sich eine wesentliche Menge Gas. I n anderen Versuchen aurde Eisen und bci Ah- schluCs der Luft gegluhter Harnmerscblag mit Wasser in der angegebenen Weise erhitzt, damit neben dern freien cine hinreichende Menge oxydirteu llletalls vorhanden ware. Auch hier nahm das Wasser nach einiger Zeit einen festen Stand an, der durch stundeiilanges Erhitzen nicht veriin- dert wurde. Ails diesen Versuchen ergab sicb also, dafs

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bei einer bestimmteu Temperatur und bei ciner hestimni- tell Mischung Wdsserdampf und Wasserstoffgas iu ihren Wirkungen sich gegenseitig aufheben oder neutralisiren.

Es war zu erwarten, dafs cine abgeschlossene Mcnge von Wasserstoffgas von Haniuiersclilag nicbt gawz in Was- ser wiii de ubergefuhrt werden, sondern dafs die Einwirkuag bei einem bestioimten Verhdtnifs von Wasscrdalnpf und Wasserstoff aufhiiren wiirde. Diese Verinuthuug bestatigte sich. Glasrohrcu von 1 bis 2 Liuien Durchmesser und von 8 bis 12 Zoll Llnge wurdeii, uaclidem vorher einc lileiiie Menge Hammerschlag hineingegcben war, an beiden Eiiden ausgezogeo. Eine solche Riihre wurde d a m lnit ciuem Wasserstoffentwickelungsapparate in Verbindung gesetzt und, nachdem das Gas einige Zeit durchgestriiint war, zuerst am hinteren, dann am vorcleren Ende zugeschmoizcn. Das Wasserstoffgas war iiicht getrocknet, und d m i t hiiireichcud Wasser rorhandeii wsre, wurde bei einigen Versuchen einc kleine Menge Wasser in die Kiilire init eiugeschlossen. l)er Hammcrschlag in den Riihreii wurdc his zur dunklen Rothgliihhitze erhitzt, die Dauer der Versuche wechsclte von 2 bis 5 Stunden. Nach deui Erkalten wurde die eine Spitze der R6hren unter Wasser abgebrochcn und so die Menge des unveranderteu Wasserstoffs erhanut. Dicselbe war, wie bei der verschiedenen Elwarmung der ungleich langen Rbhren zu erwarten war, in den angestcllteii vier- zehn Versuchen nicht ganz gleich, sie betrug $ bis : voin Volumen der Glasriihre.

In drei neuen Versucheii wurde Magneteiseiistein statt des Bammerschlags in die Riihrcn gebracht und init Was- serstoff erhirzt, cs blicb ein Rest in einein Falle gleich der Halfte vom Volumen der Riihre, in den beiden andern et- was weniger. Hier war also weniger Wasserstoff ver- schwunden als bei den friilieren Versuchen, eine Erschei- iiung, die auf cine festere Verbindung dcr Bestaudtheile beim Magneteisenstein als beim Hainlnerschlag hinweist.

Es erschien von Interessc zu uutersuchen, ob auch bei alidereu Oxyden, die den Sauerstoff wcniger fesrgebuiideii

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haben, bei derselben Versuchsweise eine wesentlicle Menge Wasserstoff zuruckbleiben wiit.de. Mit Eisenogyd wurden fuuf Versuche angestullt, die sammtlich eiueii Rest von we- niger als ergaben. Durch Kupferoxyd wurde ebeufalls fast nlles Gas aus der Rishre entfernt, es blieb nur eine Spur zuriick. Bei beideu Oxyden ist also die VOUI Was- serdarnpf ausgeubte Kraft nicht in Stande die Vereinigung zwisrhen dem Wasserstoff und dem lose gebondeuen Sauer- stoff wesentlich zu hemmen.

IJin nuu der Eutscheidung der Frage naher 2u treten, ob die mecbanische hnziehung des Wasserdalnpfs die Wirk- samkeit des Wasserstoffs verringere, wurden die letzteren Versuche in reranderter Weise wiederbolt. Es war mbg- lich, dafs die Verdunnung des Wasserstoffs die Ursache fur die unveranderte Wirkung war und nicht der beige- mengte Wasserdampf, daher wurden zur Entfernung Stuclre von Chlorcalcium mit in die Rohren eiogeschlossen. So wurde nicht nur das delu Wasserstoff urspriinglich beige- mengte, sondern auch das spzter gebildete Wafiser fortge- nommcn. Das Resultat zeigte in gauz entscheideuder Weise, dafs die Gegenwart des Wasserdampfs die Wirksamkeit des Wasserstoffs hemmt, denn wahrend in den vierzehn oben erwahnten Versuchen weniptens 4 vom Volumen der Rbhre an Wasserstoff zuriickblreb, wurde in 5 neuen Versuchen, bei denen die Dimeosioneii der BiiBren diesel- ben waren, aber das Wasser eutfernt wurde, iin Maximtun ein Rest von & im Miniinurn voii &, also unzweifebaft we- nigcr gefunden. Wenn die lnechanische Anziehung des Was- serdainpfs die Verbindung des Wasserstoffs hemmt, so mus- sen andere cbemisch indifferente Gase die gleiche Wirkung haben. Ein in dieser Ueziehung geeignetes Gas ist der Stick- stoff, uud es wurde zunachst versucht aus demselben und aus Wasserstoff ein durch Hamrnersdlag nicht zu ver’in- derudes Gasgemenge her zustellen. Gleich die ersteg Versu- che zeigten, dafs auch Stickstoff die Wirkung des Wasser- stoffi abscbwacht, Eine rechtwinklig gebogene und an der eineu Seite ziigeschmolzeue GlasrBbre war mit Wasserstoff

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geiiillt und durch Wasser abgespcrrt. Der in derselben befindiche Hammerschlag wurde erhitzt und in dem Maafse, in mekhdm der Wasserstoff verschwand, w urden abge- messme VoIuinida von Stickstoff zugeleitet. Doch wurde bei dteser Art des Versuchs ein recht constantes Resultat nicht erhalten , die Menge des restirenden Wasserstoffs scltwankte in 7 Fallen uul des ganzen Volumens. Aufser- dem war die beim Erkalten zugegebene Menge des Stick- stoffs nizht wirksam. Deshalb wurden i n einein neiien Ver- suche eon vorn herein ahgetnessene Volumina von Was- serstoff und Stickstoff in dic RBhrc gegeben, das nach dem Gluben verschwundene Gasvolumen vom urspriinglichen des Wesserstoffi abgezogen und so das Verhaltnib der Be- standtbeile des wiwirksamen Gemenges erkannt. Der Ham- rnerschlsg wurde 5 Stunden erbilzt, der Stand des Was- sers nach d m Erkalten der Ri)hre notirt, und dann wurde noch einmal 5 Stunden erhitzt. Ala die R a k e wiederiun erkaltet war, hatte das Wasser genau deu rorigen Stand eingenommen, uud cs war deulnach die Wirkung des Was- serstoffs els beendet aozusehen. Der Wasserstoff machte den 0,217 I) Theil voul gesainmten Volumen des Wasser- stofk and StickstoRs aus.

Mit Kupferoxyd und Eiscnoxyd angestelltc Versuolie ergaben in Uebereiimtimmung mit den friihereu Resultaten, dalb Wasserstoff diesen ihren SauerstoE leichter ahgeben- den KiSrper gegenuber nicht wesentlich in seiuer Wirhuug gehindert w ir d.

Auch Koh1ens:ure verringerte die Einwirkung von Was- fierstoff dem Hammcrschlag gegenuber, wie aus Versucheii erkannt wurde, die den friiheren ganz ~hnl ich waren und nor dadurch abwichen, daCs die hbsperrung der Glasriihre durch Querksilber bewirkt wurde. Ein Theil des W-asser- stoffs blieb unverandert, da die Warme zur Zersetzuog der Kohlensaure durch Wasserstoff uicht ausreichte, und das Queeksilber nahm bald eiuen festen Stand an, iudesseu

1 ) Die verli;il~nifmbLig kleine Menge von W m c r d a m p l wirh tlatiirlich nebeu dem Stichoff neutralisirend'

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stimnten die bis jetzt geniachten Beobachtuugen noch niclit so wcit ubcrein, dafs sich bestimmte Zablen augeben lichen. So ist auch die interessant erscheinende Frage noch n ick .entschiedcn, ob die iiidiffereuten Gase etwa ihrem specifi- scbeu Gewicbt entsprechend in gleichen Rauuitheilen auf Wasserstoff neutralisirend einmirken.

Da die nach ihrer chemischen Natur ganz verschiedeu- artigen Gase : Wasserdampf, Stickstoff und Kohlenslure saruintlich dic chemische Wirksamkeit des Wnsserstoffs ab- scbwiichcn, so ist man wohl berechtigt zu folgern, dafs die chemiscbe Beschaffeulieit der Gase bei dieser Abschwachung nicht i n Bctracht kommt und man kommt zu der Annahme, dafs durch mechanische Attractioir die cbemische Anzieliung aufgelioben wird Um dicse mechaniscbe Anziehung zu ver- anschauliclien, diirften die Versuche mit wasserhaltigein und durcti Clilorcalcium getrocknctelu Wasserstoff in zugeschmol- zeireii C;lasroliren besonders geeignet seyn.

Uas Verbalten des %inks, des Kobalts und des Kickels gcgen Wasserdainpf und der Oxyde gegen Wasserstoff, ferircr das des Eisens und dcs Zinhs gegen Kohlensaurc uud Kohlenoxydgas, dcs Silbers gegen Chlorwasserstofl', des Ziiins gegen Scliwefelwasscrstoff uud WasserstofT, alle diese Fillc sind dem untersuchten ahnlicb und wahrscheinlich un- ter Beriicksichtigung der mechanischen Auziehung der ver- schiedencn Gase zu erklaren.

XI. Cebrr eine Vorrichtung ziur mechaiiisch - graphischen Uarstellung dsr Schwingtingscurven;

2:on Erns t X a c h .

Ziim Zwecke eiiier akustischen Untersuchung hatte ich - niihig, eine grofse hnzahl von zu beobachtenden Scbwin- gurigscurven voraus zu berechnen irnd zu conslruiren. Da