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Jg. 30, Iteit 29[30 K. SCH~nI~ und H. PLUCKTtIUN : Die Aminos£urezusammensetzung der Bence-Jones Proteine. 677 1. Augast 1952 0rganismus nieht immer zweckvolle Regulationen m6glich sind und dag die Stoffweehselsteuerungen nieht yon den ge- steuerten Vorg~ngen unabh~ngig und ihnen iibergeordnet sind, sondern zwangsliiufig erfolgen. Denn der Steuerungsmechanis- mus steekt ja -- wie alle genannten Beispiele gezeigt haben -- in Form yon untereinander konkurrierenden Reaktionspro- dukten in den Stoffwechselablaufen selber mit darim Es -war nicht mSglich in einer kurzen ~bersieht alle Pro- bleme des Antagonismus und der Konkurrenz im Stoffwechsel zu behandeln. Vielmehr sollte nut angeregt werden, diese Zusammenh~nge im Stoffweehsel auch in ihren praktisehen Auswirkungen zu betraehten. So sollte in der Nahrung immer ein richtiges Verhgltnis zwischen energielieferndem Brenm material, KSrperbaustoffen und den ffir ihre Verwertung er- forderlichen Vitaminen und Mineralien vorhanden sein. Sorgfgltige Analysen des Stoffwechsels bei versehiedenen physiologischen Zust/inden und besonders bei Erkranknngen lassen noeh viele Anregungen ~iir die optimale Zusammen- setzung einer angepal3ten Di/it erwarten. Literatur. ~ WOODS, D. D. : Brit. J. Exper. Path. 21, 74 (1940). - - ~ ~rJSY~A:SD, F., A. W~c~EI~ u. H. DELLWEG: Z. Naturforsch. 7b, 19 (1952). -- a LEVITE, M., and H. TA~VE~: J. of Biol. Chem. 192, 835 (1951). -- a U~B~:%~, W. M., and J.G. WADDELL: Proe. Soc. Expel Biol. a. Med. 70, 293 (1949). - - ~ QUASTEL, J. H., and W. R. WOOLDI~IDGE:Bio- "chemic. J. 22, 689 (1928). - - ~ B~ASe~KO, H., and 1~. DVT~rX~: Biochemic. J. ~9, 478 (1945). --~ HILL, W. T., D. W. STANGER, A. PIZZO, B. RIEGEL, P. SHUBIK and W. B. WAI~TMAN : C~ncer Res. 11, 892 (I951). -- s Do:~n~, A. H. : Arch. of Bioehem. g, 573 (1944). -- ~ Hot~owlTz, N. H., and A. IVL SaB : J. of Biol. Chem. 174, 371 (1940). --. lo K~t~, H., and P. HA:SD- LE~: Amer. J. Physiol. 164, 654 {195t). --n PIT~S, R . F . : Amer. J. Physiol. 140, 156, 535 (1944). -- ~ C~mT~S~, H. N., M. K. Cvsm~e and J. A. ST~:~CH~a: Arch. of Bioehem. 28, 106 (1949). --- ~a BO~E~, D.: J. of Biol. Chem. 192, 883 (1951).--~ EMEI~SON,S. : J. Bacter. 54, 195 (1947). --~ E?a:Ea- soN: Cold Spring Harbor Syrup. Quant. Biol. 14~ 40 (1950). -- ~ F~:L~S, J.M., I.L. Cm~IKO~ and M.I. Oseo~: J. of :Biol. Chem. 191, 683 (1951). - - ~ I~I~CXkN-~EL, g. 0., and V. R. POTTER: J. ol Biol. Chem. 191,263 (1951). __~s CA~Oa', P. g.: Federat. Proc. 7, 391 (1948). --- ~ Mv~no: J. Nutrit. 39, 375. -- Nutrit. Abstr. a. lgev. 9, 264 (t951). -- ~0 K~DE and SH~:P~.~n: Federat. Proc. 7, 291 (1948). -- ~ H~x~s, L.V., L.M. H~xD~sos- and C.A. ELVEIIJESI: J. of Biol. Chem. 186, 1027 (1949). -- ~ G~v: J. of Biol. Chem. 170, 661 (1947). - - ~a HE~ST~D, D. M., G. M. Bamos, C. A. EnvF~- ~J~ and E.B. H~T: J. of Biol. Chem. 140, 191 (1941). ORIGINALIEN. 1JBER DIE AMINOSXUREZUSAMMENSETZUNG DER BENCE-JONES PROTEINE. Fort KUt~T SCtIREIEI¢ und HA~s PLi~CKTHUN. Xus der Universit~ts-Kinderklinik Heidelberg (Direktor: Prof. Dr. Pm BASIBERGEK). Seitdem durch BE~CE-Jo~Es im Jahre 1847 ein atypisehes Protein im Urin beschrieben wurde, hat dieser EiweigkSrper, welcher bekanntlieh bei einem hohen Prozentsatz yon Patienten mit Plasmocytom ausgeschieden wird, das Interesse der Kliniker und Biochemiker gefunden. W/ihrend fiber die physikali- schen Eigensehaften dieses Proteins eine ausgedehnte Literatur besteht (APITZ; MAGNUS LEVY, I~ANDE- aATII, WVHRMA~¢~ und WUNDERLY, SANDKi~HL:ER; GCTMA~ USW.), ist fiber den chemisehen Aufbau recht wenig bekannt. Dies mug um so mehr wunderneh- men, als versehiedentlich bereits geauBert wurde, dab die Abartigkeit des Benee-Jones-Ei.weif~k6rpers (BJE) in seinem Verhalten gegen S~uren, Tempera- turen usw. auf der Besonderheit seiner Struktur be- ruhen mfisse. Die alten Studien yon ABDERHALDEN und t~OSTOSKI, und HOPKINS und SAVORY k6nnen uns heute nieht mehr genfigen, da ja damats noch nicht einmal alle Aminos~iuren (AS) bekannt waren. Die AS- Bestimmungen, welche yon englisehen und amerika- nischen Autoren (CALvE~Y und FREYBERG, DEVINE und ferner HARVIEE und I~ANGIE~) um das Jahr 1940 vorgenommen wurden, sind inkomplett und zeigen untereinander groBe Untersehiede in den Werten ffir die einzelnen AS. Wit hatten unabh~ingig yon DENT mit chemischen und sp/~ter auch mikrobiologischen Methoden in 2 Proben von BJE kein Methionin nachweisen kSnnen. Da wh ~ inzwischen aus dem Urin zweier weiterer F~lle mit multipler Myelomatosis BJE gewinnen konnten, haben wir as unternommen, im Hydrolysat folgende 12 AS mikrobiologiseh (Sc~REIE~ und PLfdCKTHUN) ZU bestimmen: Arginin, Cystin, Histidin, Isoleuein, Leucin, Lysin, lViethionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan, Tyrosin und Valin. Klinische Wochenschrift, 30, Jahrg. Aul~erdem haben wir in den beiden ersten BJE- Proben auch noeh den Gehalt an Alanin (mikrobio- logiseh s. SCHREIER und BERG3~AN~), Glykokoll (colorimetriseh s. SC~EIER und V. BERGMANN) und Serin (mikrobiologisch) bestimmt. Eine mikrobiologische Analyse der AS-Zusammen- setzung eines BJE wurde vor kurzem yon ROBERTS und I~AMASAR~A u.a. publiziert. Uns schien eine Untersuchung mehrerer BJE-K6rper deshalb von gewissem Interesse, weil bekannt ist, dal~ bei den ver- sehiedenen F~llen mit KAHLE~seher Krankheit dureh- aus nieht immer gleichartige Globuline gefunden wet- den. Neben den relativ h/~ufigen fi-[und y-, sind auch selten ¢~-Plasmoeytome besehrieben worden (u. a. yon SANDKiI'~LER). Die aus dem Urin isolierten Eiweil3- k6rper unterseheiden sich nicht nut in ihrem physiko- chemischen, sondern gelegentlich auch im immunolo- gischen Verhalten (z. B. HEKTOE?¢ und WELKER). Die Wanderung der Eiweit3kSrper im Urin stimmt fibrigens durehaus nieht immer mit jener der Paraproteine im Plasma fiberein. RCNDLES und COOPER fanden in nur t/a ihrer 30 Patienten eine gteichartige Wandcrung im etektrischen Feld. H/iufig war die Wanderungs- geschwindigkeit des Proteins im Urin hSher und er- reiehte gelegentlieh die yon ~. Dies ist nicht ver- wunderlieh, denn das 5Iolekulargewieht der BJE liegt in den meisten F/~llen unter 50000 (hinunter bis 24000) und erreieht nur ausnahmsweise 90000, wiihrend im Serum der pathologisehe Eiweigk6rper ein durch- schnittliches Molekulargewicht yon etwa 1.50000 (zwisehen 120000--200000) aufweist. Each allen neueren Untersuehungen scheint es ziemlich sicher zu sein, dag die Plasmazellen j eweils ein charakteristisches pathol0gisches Protein synthetisieren, welches dann in einige Bruehstfieke zerfalten karm und so haxnfiihig 43b

Über die Aminosäurezusammensetzung der Bence-Jones Proteine

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Jg. 30, Iteit 29[30 K. SCH~nI~ und H. PLUCKTtIUN : Die Aminos£urezusammensetzung der Bence-Jones Proteine. 677 1. Augast 1952

0rganismus nieht immer zweckvolle Regulationen m6glich sind und dag die Stoffweehselsteuerungen nieht yon den ge- steuerten Vorg~ngen unabh~ngig und ihnen iibergeordnet sind, sondern zwangsliiufig erfolgen. Denn der Steuerungsmechanis- mus steekt ja - - wie alle genannten Beispiele gezeigt haben - - in Form yon untereinander konkurrierenden Reaktionspro- dukten in den Stoffwechselablaufen selber mit darim

Es -war nicht mSglich in einer kurzen ~bersieht alle Pro- bleme des Antagonismus und der Konkurrenz im Stoffwechsel zu behandeln. Vielmehr sollte nut angeregt werden, diese Zusammenh~nge im Stoffweehsel auch in ihren praktisehen Auswirkungen zu betraehten. So sollte in der Nahrung immer ein richtiges Verhgltnis zwischen energielieferndem Brenm material, KSrperbaustoffen und den ffir ihre Verwertung er- forderlichen Vitaminen und Mineralien vorhanden sein.

Sorgfgltige Analysen des Stoffwechsels bei versehiedenen physiologischen Zust/inden und besonders bei Erkranknngen lassen noeh viele Anregungen ~iir die optimale Zusammen- setzung einer angepal3ten Di/it erwarten.

Literatur. ~ WOODS, D. D. : Brit. J. Exper. Path. 21, 74 (1940). - - ~ ~rJSY~A:SD, F., A. W~c~EI~ u. H. DELLWEG: Z. Naturforsch. 7b, 19 (1952). - - a LEVITE, M., and H. TA~VE~: J. of Biol. Chem. 192, 835 (1951). - - a U~B~:%~, W. M., and

J.G. WADDELL: Proe. Soc. Expe l Biol. a. Med. 70, 293 (1949). - - ~ QUASTEL, J. H., and W. R. WOOLDI~IDGE: Bio-

"chemic. J. 22, 689 (1928). - - ~ B~ASe~KO, H., and 1~. DVT~rX~: Biochemic. J. ~9, 478 (1945). - -~ HILL, W. T., D. W. STANGER, A. PIZZO, B. RIEGEL, P. SHUBIK and W. B. WAI~TMAN : C~ncer Res. 11, 892 (I951). - - s D o : ~ n ~ , A. H. : Arch. of Bioehem. g, 573 (1944). - - ~ Hot~owlTz, N. H., and A. IVL SaB : J. of Biol. Chem. 174, 371 (1940). --. lo K ~ t ~ , H., and P. HA:SD- LE~: Amer. J. Physiol. 164, 654 {195t). - - n PIT~S, R . F . : Amer. J. Physiol. 140, 156, 535 (1944). - - ~ C ~ m T ~ S ~ , H. N., M. K. Cvsm~e and J. A. ST~:~CH~a: Arch. of Bioehem. 28, 106 (1949). --- ~a BO~E~, D.: J. of Biol. Chem. 192, 883 (1951).--~ EMEI~SON, S. : J. Bacter. 54, 195 (1947). - - ~ E?a:Ea- soN: Cold Spring Harbor Syrup. Quant. Biol. 14~ 40 (1950). - - ~ F~:L~S, J.M., I .L . Cm~IKO~ and M.I. O s e o ~ : J. of :Biol. Chem. 191, 683 (1951). - - ~ I~I~CXkN-~EL, g. 0., and V. R. POTTER: J. ol Biol. Chem. 191,263 (1951). __~s CA~Oa', P. g . : Federat. Proc. 7, 391 (1948). --- ~ Mv~no: J. Nutrit. 39, 375. - - Nutrit. Abstr. a. lgev. 9, 264 (t951). - - ~0 K~DE and SH~:P~.~n: Federat. Proc. 7, 291 (1948). - - ~ H ~ x ~ s , L.V., L.M. H~xD~sos- and C.A. ELVEIIJESI: J. of Biol. Chem. 186, 1027 (1949). - - ~ G ~ v : J. of Biol. Chem. 170, 661 (1947). - - ~a HE~ST~D, D. M., G. M. Bamos, C. A. EnvF~- ~ J ~ and E.B. H ~ T : J. of Biol. Chem. 140, 191 (1941).

O R I G I N A L I E N .

1JBER D I E A M I N O S X U R E Z U S A M M E N S E T Z U N G D E R B E N C E - J O N E S PROTEINE.

Fort

KUt~T SCtIREIEI¢ u n d HA~s PLi~CKTHUN. Xus der Universit~ts-Kinderklinik Heidelberg (Direktor: Prof. Dr. Pm BASIBERGEK).

Se i tdem durch BE~CE-Jo~Es im J a h r e 1847 ein a typ i sehes P ro t e in im Ur in beschr ieben wurde, h a t dieser E iweigkSrper , welcher bekann t l i eh bei e inem hohen P rozen t sa t z yon P a t i e n t e n mi t P l a s m o c y t o m ausgeschieden wird, das In te resse der K l in ike r und Biochemiker gefunden. W/ ih rend fiber die phys ika l i - schen E igensehaf ten dieses P ro te ins eine ausgedehn te L i t e r a t u r bes t eh t (APITZ; MAGNUS LEVY, I~ANDE- aATII, WVHRMA~¢~ und WUNDERLY, SANDKi~HL:ER; GCTMA~ USW.), is t f iber den chemisehen Aufbau rech t wenig bekann t . Dies m u g um so mehr wunderneh- men, als verseh iedent l ich bere i t s geauBert wurde, dab die A b a r t i g k e i t des Benee-Jones-Ei.weif~k6rpers ( B J E ) in seinem Verha l t en gegen S~uren, Tempera- tu ren usw. auf der Besonderhe i t seiner S t r u k t u r be- ruhen mfisse. Die a l t en S tud ien yon ABDERHALDEN und t~OSTOSKI, und HOPKINS und SAVORY k6nnen uns heu te n ieh t mehr genfigen, da ja damats noch n ich t e inmal alle Aminos~iuren (AS) b e k a n n t waren. Die AS- Bes t immungen , welche yon englisehen und amer ika- nischen Autoren (CALvE~Y und FREYBERG, DEVINE und ferner HARVIEE und I~ANGIE~) um das Jahr 1940 vorgenommen wurden, sind inkomplett und zeigen untereinander groBe Untersehiede in den Werten ffir die einzelnen AS.

W i t h a t t e n unabh~ingig yon DENT mi t chemischen und sp/~ter auch mikrobio log ischen Methoden in 2 P r o b e n von B J E ke in Meth ionin nachweisen kSnnen. D a wh ~ inzwischen aus dem Ur in zweier wei terer F~l le mi t mul t ip l e r Myelomatos i s B J E gewinnen konnten , h a b e n wir as un t e rnommen , im H y d r o l y s a t folgende 12 A S mikrobio logiseh (Sc~REIE~ und PLfdCKTHUN) ZU bes t immen : Arginin, Cyst in, His t id in , Isoleuein, Leucin, Lysin , lViethionin, Pheny la lan in , Threonin, T r y p t o p h a n , Tyros in und Valin.

Klinische Wochenschrift, 30, Jahrg.

Aul~erdem h a b e n wir in den beiden ers ten B J E - P roben auch noeh den Geha l t an Alan in (mikrobio- logiseh s. SCHREIER und BERG3~AN~), Glykokol l (colorimetr iseh s. SC~E IE R und V. BERGMANN) und Serin (mikrobiologisch) bes t immt .

E ine mikrobiologische Ana lyse der A S-Z usa mmen- se tzung eines B J E wurde vor ku rzem yon ROBERTS und I~AMASAR~A u . a . publ iz ier t . Uns schien eine Un te r suchung mehrere r B J E - K 6 r p e r deshalb von gewissem Interesse , weil b e k a n n t ist, dal~ bei den ver- sehiedenen F~l len mi t KAHLE~seher K r a n k h e i t dureh- aus n ieh t i m m e r gle ichar t ige Globul ine gefunden wet- den. Neben den re l a t iv h/~ufigen f i -[und y-, s ind auch sel ten ¢~-Plasmoeytome besehr ieben worden (u. a. yon SANDKiI'~LER). Die aus dem Ur in isol ier ten Eiweil3- k6rper un te rsehe iden sich n ich t n u t in ihrem phys iko- chemischen, sondern gelegent l ich auch im immunolo- gischen Verha l t en (z. B. HEKTOE?¢ und WELKER). Die W a n d e r u n g der Eiweit3kSrper im Ur in s t i m m t fibrigens du rehaus n ieh t immer mi t jener d e r P a r a p r o t e i n e im P l a sma fiberein. RCNDLES und COOPER fanden in nur t/a ihrer 30 P a t i e n t e n eine gte ichar t ige W a n d c r u n g im etektr ischen Feld . H/iufig war die Wanderungs - geschwindigkei t des P ro te ins im Ur in hSher und er- re iehte gelegent l ieh die yon ~ . Dies is t n ich t ver- wunderl ieh, denn das 5Io lekulargewieht de r B J E l iegt in den meis ten F/~llen un te r 50000 (h inunter bis 24000) und erre ieht nur ausnahmsweise 90000, wi ihrend im Serum der pa thologisehe E iweigk6rper ein durch- schni t t l iches Molekulargewicht yon e twa 1.50000 (zwisehen 120000--200000) aufweist . E a c h allen neueren Un te r suehungen scheint es z iemlich sicher zu sein, dag die P lasmaze l l en j eweils ein charak te r i s t i sches pathol0gisches P ro t e in synthe t i s ie ren , welches dann in einige Bruehs t f ieke zerfal ten karm und so haxnfiihig

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678 K. Sem~EIER und H. PL~CKTHUN: Die Aminosi~urezus~mmensetzung der Bence-Jones Proteine. Klinische Woehensehrift

wird. Es ist demnach anzunehmen, dab die AS-Zu- sammensetzung der pathologischen EiweiBkSrper im Plasma und Urin identisch ist. ~¥ir versuchen dies zu entscheiden, indem wit mit I-Iilfe der Elektro- phorese am Papier rein dargestellte Proteine hydroly- sieren und vergleichen werden.

Methodilc.

Aus den Urinportionen 1 wurde der B J E durch Halbsatt igung mit Ammonsulfat ausgefi~llt. Nach Abzentrifugieren wurde er noch zweimat resuspendiert und erneut niedergeschlagen, um ihn mSglichst von geringen Mengen anderer Begleitproteine zu befreien. Die Reinheit wurde dann elektrophoretisch kontrol- liert (?¢Iethode PLi2CKTHUS und G6TTr~C). In der Abbildung haben wir ein Serumelektrophoresedia- g ramm zu dem zugehSrigen B J E hinzugeffigg. In

Abb. 1.

diesem Fatte (Nr. 3) s t immt also die Wandernngs- gesehwindigkeit des Paraproteins in Serum und Urin fiberein (Abb. 1).

Aueh im Falle Nr. 4 handelte es sich um ein fll-Plasmoeytom, dessen B J E im Urin etwa die gleiehe Wanderungsgeschwindigkeit demonstrierte. Von den beiden ersten B J E (welehe vor Jahren gewonnen wurden) stand uns kein Vergleiehsserum mehr zur Verffigung. Nach dreimaligem Abzentrifugieren wur- den die Proteinproben erst gegen rinnendes und dann gegen destilliertes Wasser (sutfatfrei) dialysiert und ansehliegend zun~ehst im Vakuumexsiceator bei 50 o C und dann fiber Phosphorpentoxyd bis zur Ge- wichtskonstante getroeknet. Die Hydrolyse erfolgte am I~iickfluBkfihler mit 6 n tIC1 bzw. 5 n NaOH (zur Tryptophanbest immung). Die weitere Verarbeitung und die Dnrchfiihrung der mikrobiologischen AS- Bestimmungen wurde, wie sehon frfiher beschrieben, vorgenommen. Grunds~tzIich wurde jeder einzelne Weft aus 9 Bestimmungen ermittelt. Augerdem nah- men wir die Tryptophan-Tyrosin- nnd Histidinbe- s t immung mit den iibliehen colorimetrisehen Be-

Wir sind Herrn Dr. ST. SANDK~I~ER, l~edizinische Universif~ts- klinik Heidelberg, ftir seine grofiziigige Untersffitznng zu Dank verbunden.

st immungen vor. Die mikrobiologisch gewonnenen Werte s t immten mit den colorimetrischen innerhalb der Fehlerbreite der einzelnen Methoden iiberein. In allen 4 BJE-Proben blieben die colorimetrischen Methioninnachweisversuche negativ.

I n der Tabelle 1 sind die Werte zusammengestelIt.

T~belie 1. AminosSuren-Zusammensetzung yon 4 Bence-Jones. E iwei fi kSrpern.

Wer~ in Gramm je 100 g Protein-Trockensubstanz.

Aminos~ure

Alanin . . . . . . . Arginin . . . . . . . Cystin . . . . . . . GlykokoI1 . . . . . . Histidin . . . . . . . Isoleucin . . . . . . Leucin . . . . . . . Lysin . . . . . . . .

Methionin . . . . . . Phenylalanin . . . . Serin . . . . . . . . Threonin . . . . . . Tyrosin . . . . . . . Tryptophan . . . . . Valin . . . . . . . .

Gesamt-N (in g-%) .

B J E Nr. 1

7,3 4,9 2,5 4,25 1,6 3.2 517 5,9 0,0 2,6

11,0 6,9 5,5 2,2 5,6

16,2

B J E B J E B J E Nr. 2 Nr. 3 Nr. 4

7,1 . . . . . . . . . . . 4,8 4,9 5,1 2,5 2,6 2,5 4,30

3,1 3,3 3,3 5,9 6,1 5,8 5,9 6,2 6,0 0,02 0,15 0,3 2,5 2,3 2,8

10,9 7,2 7,2 7,1 5,6 5,6 5,1 2,2 2,1 2,2 5,85 5,80 5,7

16,4 16,7 16,3 Aui~erdem enth~lt der BJE Glutaminsaure (etwa 12%),

Asparagins~ure und Prolin.

Die AS-Zusammensetzung' der 4 Proben variiert erstaunlioh wenig. Die Unterschiede bei den einzelnen Werten sind natiirlich zum Teil methodisch bedingt, denn bei optimaler Technik liegt nach unseren Er- fahrungen nnd Doppelbestimmungen die Fehlerbreite der mikrobiologJsehen AS-Bestimmung bei den. meisten AS mn 5%. Ffir einzelne (CystJn, Serin u .a . ) sind wir weniger optimistisch und schi~tzen sie =j=_ 10%. Es scheint also ein Charakteristicum der B J E zu sein, dab sie nicht nur (ira Gegensatz zu den menschlichen Globulinen) elektrophoretiseh homogen nnd in der Ultrazentrifuge monodispers sind (STE~, NASZLO USW.), sondern dab sie auch in ihrer AS-Zusammen- setzung sehr gleiohf6rmig aufgebaut sind.

W~hrend yon DENT, SCHlCEIEI% AOI~EN, PAPA- STAMATIS und Mitarbeiter mit colorimetrischen nnd papierchromatographischen Veffahren kein Methionin in den Hydrolysaten der BJE-Proben naehgewiesen werden konnte, gelingt es offenbar mit dem wesentlich empfindlicheren mikrobiologischen Nachweis in ein- zelnen Chargen eine geringe Menge dieser AS festzn- stellen. Auch ROBERTS USW. nnd AGg~N fanden mikrobiologisch 0,1 0,2% Methionin. Es erhebt sich natfir]ich d ie Frage, ob diese geringe Spur wirklich in das BJE-Molekfil eingebaut ist, oder ob die Nach- weisbarkeit nicht dutch Beimengungen yon anderen Proteinen bedingt ist. N immt man als durchschnitt- liohes Molekulargewicht des B J E 50000 an und ver- gleicht damit jenes des Methionin (149,2), so ergibt sich, dab im ganzen Eiweigmolekii] hSehstens 1 Me- thioninrest eingebaut sein kSnnte. DaB dies der Fall ist scheint sehr nnwahrscheinlich. Die bis jetzt publi- zierten Analysen der versehiedensten EiweiBkSrper lassen jedenfalls einen ~hnlichen Fall vermissen. Man wird demnach mit der Ansieht nicht fehlgehen, dab B J E wirklieh kein Methionin enthElt und die gefun- denen Werte dutch Verunreinigungen bedingt sind.

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gg. 30, Heft 20/30 HA~S-GEORG MEt~T]~S und BER~D \~AR~ECK:E: L~ber unspezifische Luesreaktionen im Liquor. 679 L August t952

Ledigl ich DEVINE h a t eine P robe un te r such t , welche 0,58% Fie th ion in en tha l t en h a b e n solt.

Be im Vergleich der t ibr igen A S - W e r t e m i t denen anderer Inensehl ieher P ro te ine f~Lllt eine groBe Xhn- l ichkei t zur Zusammense t zung yon y -Globu l in (wel- ches a l lerdings 1 - -1 ,5 % Meth ion in en tha l t ) auf. Auch dieses i s t du t ch relat.iv hohe Mengen y o n Ser in und TJareonin ausgezeichnet , so dab uns die A n n a h m e yon DsN~ n ich t u n b e d i n g t zwingend erscheint , de r B J E sei ein das Virus aufbauendes Pro te in . Ein ige Ana- lysen ( K ~ m ~ , CI~A~DL:EI~ U. &., fe rner BLOCK a n d BOLLING) yon Viruspro te inen , a l lerdings hanp t saeh - lich yon T a b a k m o s a i k v i r u s , b a t t e n "niimlich e i n e n hohen GehMt yon 0xyaminos~Luren und das Feh l en yon Meth ion in ergeben. I m J a h r e 1950 h a t aber K ~ I ~ t T die Zusammense~zung des P&pil lomvirus publ iz ier t . Es l a n d sich n ich t weniger s is 2,2% Me- th ion in und z u s a m m e n nur 9,2% Oxyaminos~iuren. Mit d iesem Ergebn i s ver l i e r t d ie DEuTsche Konzep- t ion noch mehr an Wahrsche in l i chke i t .

Uns scheint es fiir die Aufkli~rung der Xtiologie tier mu l t i p l en Mye lomatose nnd zur wei te ren Chaxak- te r i s ie rung des B J E sinnvoller , das A u g e n m e r k den P l a sma zellen u n d ihrer Eiweil3synthese zuznwenden. MA~Xvs-LEvI und nach ibm viele andere A u to re n haben bere i ts di e V e r m u t u n g ausgesprochen, dal] den P lasmazel Ien die F~h igke i t innewohnt , abnorme Ei- wei~kSrper aufznbanen . Es wird also die Anfgabe der n~Lchsten Zeit sein, die pa tho log isehen Eiweii~- k6rper , welche bei de r K a l a - A z a r u n d dem L y m p h o - g ranu loma vene reum auf t re ten , zu analys ieren . Ob bei der nor lna]en Gtobul insyn these die P lasmgzel len eine Rol le spielen, is t noeh unen t sch ieden (FA~- ~A~VS u. a..). W e n n noch ein Zweifel da r i ibe r bes tand , ob die Pl&sm&zellen wirkl ich die Bildungsst i~t te des B J E sind, so scheint es durch die Beobaeh tnn ge n yon BAn~ und Mi ta rbe i t e r behoben. Diese k o n n t e n be- t r~cht l iche Ab lage rungen y o n , ,Cryoglobul in" inner- ha lb und um die 1Vfyelomzellen nachweisen.

Die K e n n t n i s der Znsammense tzung der versehie- denen pa tho log ischen Pro te ine - - a a d e r Spi tze der B J E - - wird wahrscheinl ich such einen Be i t r ag zur E r k e n n t n i s der F u n k t i o n der P h s m a z e l l e n l iefern kSnnen.

Zusammen/assung. Es wird fiber die Aminos~uren- zusammense tzung yon 4 verseh iedenen Bence-Jones- P ro te inen ber ichte t . Charak te r i s t i sch is t der Befund, dab i~e th ionin diesem Eiwei~kSrper wahrscheinl ich vSllig fehlt . Au~e rdem is t ein r e l a t iv hoher Gehal t an Oxyaminosguren bemerkenswer t . Die mSgliche Bedeu tung dieser Charak te r i s t i ca wird d iskut ie r t .

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tdBER U N S P E Z I F I S C H E L ~ U E S R E A K T I O N E N IM LIQUOR.

Von

HANS-GEORG M]~T~SNS u n d B]~RND WA~N~CXE. Aus der :~fedizinischen Kti~fik der Sti~dt. Krankenanst~lten ]3remen (Direktor: Prof. Dr. F. 8~RO~B~) und dem :Vlygienischeu Ins~itut ]3remen

(Direktor: Prof. Dr. F. WEI~[AN.~-, ]3akt.-Serol. Abteilung: Dr. ]3. WAnNEC~).

W e n n a.nch oft, bei d iagnos t i sch schwierigen Fg l l en eine pos i t ive Lnes reak t ion den Arz t anf die r icht ige F a h r t e lenkt , so e r forder t doch die Tragwei te sotch eines Befundes eine gewissenhaf te Beur te i lung des serologischen Gesehehens ira E i n k l a n g mi t dem kl in ischen Bild. Die Ve ran twor tung ffir die thera- peut i schen Konsequenzen bei der Armahme einer Lues ve r l ang t auch die K e n n t n i s der Ums tgnde , bei denen m i t dem A u f t r e t e n Unspezifischer t~eakt ionen zu rechnen ist.

Ursprtinglieh ver~ra,~ ~¥ASSEIZI~A}C.~ die Ansich~ einer immunspezifisehen AntikSrperbildung. Seine Reaktion stellte demnach - - entsprechend den Vorstellungen EmiLio,s - - eine spezifisehe Antigen-Antik6rperbindung dar. Heutzutage ist die reine An~ikSrpertheorie aufgegeben. Sie ist dureh die Hypothese erset.z~, da.~ die wirksamen Luesreagine gelSste Organsnbstanzen sind und die Wa.R. eine besonders geartete Lipoid-EiweiBreaktion ist. Die Luesreaktionen kSnnen n&m- lich such mit Extrakten erzielt werden, die absolu~ nichts mit einer Lues zu tun gehabt haben, so z.B. mit Rinderherz-

Klinische Wochenscbrift. 30. 3ahrg.

extrakt, Meerschweinchenherzextrakt usw. Norma.te Organ- lipoide reagieren also mit den im Serum oder im Liquor Lueskranker vorhandenen AntikSrpern. Diese Beobachtung fiihrte zu der Ansieh~, da~ lipoidhaltige Extrakte infolge der Lnesinfektion Antigenbereitschaft ftir den Organismus des Erkrankten erwerben und dal~ dss Lipoid in Verbindung mit dem EiweiB Lueskranker zum Vollantigen wird. SSHV~ACHSR konnte nun such auf Grund histochemischer Untersuehungen Lipoide sis Bausteine der Spirochaten feststellen (Ries~rE~). Dariiber hinaus werden in dem Abwehrkampf des Orgsnismus gegen die Spiroehg~ten und infotge des dureh die Infektion bedingten Gewebszerfalls Lipoide frei, die dann als Antigen wirken und die Bildung yon Lipoid-Antik6rpern verursaehen. Die Luesreaktionen sls Lipoid-Eiweii3-AntikSrperreaktionen sind also keine absolut spezifisehen Antigen-AntikSrperreak- tionen.

~ach diesem Gesiehtspunkt ist es versti~ndlich, dab aueh bei snderen Erkrankungen positive Ausschl~ge alfftreten k6nnen, namentlich dann, wenn die Kolloidlabilitgt der Eiwei$kSrper eine wesentliehe Steigerung erfi~hrt. Diese Labilitgtssteigerung ist eine Begleiterseheinung zahlreicher Erkrankungen, insbesondere der Infektionskrankheiten.

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