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Astronomische Nachrichtea Expedition auf der KGniglichen Sternwarh bei Kiel. Herausgebert Prof, Ilr, C, A, F, Peters, Bd. 84. No. 1998. 6. Ueber die Anwendung der Photographie zur Beobachtung des Venusdurchgangs. Von Herma W. Vogel in Berlin. ' Diese Blatter haben bereita verschiedene Mittbei- lungen iiber Anwendung der Photographie zu astrono- mischen Zwecken, speziell zur Fixirung des Bildes des Venusdurcligangs gebracht. Bei den zu diesem Zwecke angestellten Vorversuchen strebte man danach, eine photographische Schicht zu er- halten, die das bewusste Bild rnit mathematischer Ge- nauigkeit festhiilt und dadurch sichere Messungen ermijglicht. Es stellte aich heraus, dass die gewijhnliche photo- graphische feu c h t e Collodionhaut dieeer Bedinping nicht geniigt. Pmchm ftmd, dass das Bild derselben beim Trocknen sich so stark zusammenztehe, dss es um kiirzer erscheinen kann, ds ctas Original. Urn diesen Fehler mijglichst unschiidlich zu machen, fluhrt man ein Gltrsgitter in den Fokris des Fernrohrs eiri, welches rnit aufgenommen wird iind den Contraktions- feliler auf den Zwischenraum zwischen zwei Strichen reducirt. Spiitere Versuche ergaben, dass die Contraction .bei den trocknen Collodion-Albuminplatten, wie solche H. C. Yogel zu seinen Sonnenaufnehmen in Bothkamp benntzt, bedeiitend geringer sind und so bat man diesen Process in erster Linie ins Auge gefasst ftr die Aufnahmen dcs Venusdurchgangs, ohne die Umstinde genan zii priifen, an deiieir die Contraktion der Schiclit abhangt. Letztercs ist aber wie ich glaube nicht 1111- wichtig , denn auch dns Eiweisstrockenverfahren ist nicht frei von Contraktioiren, und ferner kiiniiteii E'iille eintreten, wo dieses an und fir eich ganz gute Verfahren iiicht anwendbnr ist (es ist noch die Frage, ob sich uberall Eiweiss in tadelloser Qnalitat beschaffen liiisst), und man geniitliigt ist zii einem andern Verfahrcn zu greifen. Rutherfwd hat nrin Messringcn veriiffentlicht, welche eine erheblich geringere Contraktion gewohnlicher nasser Collodionhiiate aufweisen als Paschm fand. Diese Differenzen in dcn Angrben beider Beobachter und 84. Bd. eigne Erfahrungen fuhi-ten mich auf die Vermuthung, dass die Contraktion bei verschiedenen Collodionsorten sehr verscbieden ist. Urn Sicherheit uber diese Punkte zu gewinnen, versuchte ich verschiedene Collodien in nassem und trockenem Zustande. AuC einer ebenen Glasplatte von 110 Centimeter Linge wurde mittelst eines Diamants ein Netz sich rechtwinklig krcuaender Linien geritzt und diese rnit Zahlen bezeichnet. Unter dieser Netzplatte wurde die zu priifende Collodionhatit direct belichtet, name Platten in der Art, dass dieNetzplatte darauf gedeckt wmde, unter Zwischen- lage von zwei feinen Streifen Brietpapier. Diese Zwischen- Iage ist so diinn, dam die Striche noch vollkommen scharf copiren. Es ist jedoch niithig, die Platte vor der Belichtung behufs Ablaufen der Fliissigkeit 4 -5 Minuten stehen LU lassen. Das Belichten wurde vorgenommen durch Oeffnen und Schliessen dee Feiistere einer Dunkelkammer, wiihrend die Platten in einer Entferniing von 10 Fuss in mijglichst senkrechter Richtung parallel der Fensteriiffnung ge- haltcn wurden. Dic belichtete Platte wurde entwickelt, iheils rnit Eieenvitriolliisung, theils (bei Trockenplatten), mit Pyro- gallussiiure, theils alkalisch ebenso wurden verschiedene Fixagen (Fixirnatron und Cynnkalium) in Anwendung ge bracht, k u n die verschiedensten Umstiiode, wie solche in der Praxis cintreten kijnnen, in Recbnung gezogen. Urn die Zusarnmenziehting zu piifen, wurden die Platten im troc knen Zastande rnit der Netzplatte zusammenge- legt mid im durclifallenden Lichte betracbtet. Es war leicht, diirch passende Verechiebung einige der copirten Striche mit den Originalatrichen in Coincidenz zu bringen. Hrttte eine Verziehung stattgefunden, so stellte sich diese dann dadurclr heraus, dass die lbrigen Striche nicht genau coincidirten. Nun konnte dieee Verziehiing such lekht taxirt werden. Zn dem Zwecke wurden die Platten bei 25facher Vergrosserung unter dem Mikroskop 6

Ueber die Anwendung der Photographie zur Beobachtung des Venusdurchgangs

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Astronomische Nachrichtea Expedition auf der KGniglichen Sternwarh bei Kiel.

Herausgebert Prof, Ilr, C, A, F, Peters,

Bd. 84. No. 1998. 6.

Ueber die Anwendung der Photographie zur Beobachtung des Venusdurchgangs. Von H e r m a W. Vogel in Berlin. '

Diese Blatter haben bereita verschiedene Mittbei- lungen iiber Anwendung der Photographie zu astrono- mischen Zwecken, speziell zur Fixirung des Bildes des Venusdurcligangs gebracht.

Bei den zu diesem Zwecke angestellten Vorversuchen strebte man danach, eine photographische Schicht zu er- halten, die das bewusste Bild rnit mathematischer Ge- nauigkeit festhiilt und dadurch sichere Messungen ermijglicht.

Es stellte aich heraus, dass die gewijhnliche photo- graphische feu c h t e Collodionhaut dieeer Bedinping nicht geniigt. Pmchm ftmd, dass das Bild derselben beim Trocknen sich so stark zusammenztehe, d s s es um kiirzer erscheinen kann, d s ctas Original. Urn diesen Fehler mijglichst unschiidlich zu machen, fluhrt man ein Gltrsgitter in den Fokris des Fernrohrs eiri, welches rnit aufgenommen wird iind den Contraktions- feliler auf den Zwischenraum zwischen zwei Strichen reducirt.

Spiitere Versuche ergaben, dass die Contraction .bei den trocknen Collodion-Albuminplatten, wie solche H. C. Yogel zu seinen Sonnenaufnehmen in Bothkamp benntzt, bedeiitend geringer sind und so bat man diesen Process in erster Linie ins Auge gefasst f t r die Aufnahmen dcs Venusdurchgangs, ohne die Umstinde genan zii priifen, an deiieir die Contraktion der Schiclit abhangt. Letztercs ist aber wie ich glaube nicht 1111-

wichtig , denn auch dns Eiweisstrockenverfahren ist nicht frei von Contraktioiren, und ferner kiiniiteii E'iille eintreten, wo dieses an und f i r eich ganz gute Verfahren iiicht anwendbnr ist (es ist noch die Frage, ob sich uberall Eiweiss in tadelloser Qnalitat beschaffen liiisst), und man geniitliigt ist zii einem andern Verfahrcn zu greifen.

Rutherfwd hat nrin Messringcn veriiffentlicht, welche eine erheblich geringere Contraktion gewohnlicher nasser Collodionhiiate aufweisen als Paschm fand. Diese Differenzen in dcn Angrben beider Beobachter und

84. Bd.

eigne Erfahrungen fuhi-ten mich auf die Vermuthung, dass die Contraktion bei verschiedenen Collodionsorten sehr verscbieden ist. Urn Sicherheit uber diese Punkte zu gewinnen, versuchte ich verschiedene Collodien in nassem und trockenem Zustande.

AuC einer ebenen Glasplatte von 110 Centimeter Linge wurde mittelst eines Diamants ein Netz sich rechtwinklig krcuaender Linien geritzt und diese rnit Zahlen bezeichnet.

Unter dieser Netzplatte wurde die zu priifende Collodionhatit direct belichtet, name Platten in der Art, dass dieNetzplatte darauf gedeckt wmde, unter Zwischen- lage von zwei feinen Streifen Brietpapier. Diese Zwischen- Iage ist so diinn, dam die Striche noch vollkommen scharf copiren. Es ist jedoch niithig, die Platte vor der Belichtung behufs Ablaufen der Fliissigkeit 4 -5 Minuten stehen LU lassen.

Das Belichten wurde vorgenommen durch Oeffnen und Schliessen dee Feiistere einer Dunkelkammer, wiihrend die Platten in einer Entferniing von 10 Fuss in mijglichst senkrechter Richtung parallel der Fensteriiffnung ge- haltcn wurden.

Dic belichtete Platte wurde entwickelt, iheils rnit Eieenvitriolliisung, theils (bei Trockenplatten), mit Pyro- gallussiiure, theils alkalisch ebenso wurden verschiedene Fixagen (Fixirnatron und Cynnkalium) in Anwendung ge bracht, k u n die verschiedensten Umstiiode, wie solche in der Praxis cintreten kijnnen, in Recbnung gezogen. Urn die Zusarnmenziehting zu piifen, wurden die Platten im troc knen Zastande rnit der Netzplatte zusammenge- legt mid im durclifallenden Lichte betracbtet. Es war leicht, diirch passende Verechiebung einige der copirten Striche mit den Originalatrichen in Coincidenz zu bringen.

Hrttte eine Verziehung stattgefunden, so stellte sich diese dann dadurclr heraus, dass die lbrigen Striche nicht genau coincidirten. Nun konnte dieee Verziehiing such lekht taxirt werden. Zn dem Zwecke wurden die Platten bei 25facher Vergrosserung unter dem Mikroskop

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gepriift. Rci dieser VergrGsserung war ein Abstand der Striche con einander, der & Millimeter betrug, also im Mikroskop in der scheinbaren Grosse von 4 Millimeter erschien, nocli sehr leicht zu taxiron. Dnraus aber lasst sich die Gesanimtverzieliung leicht berechnen.

Bei den erstcii Probeversuclien stellten sicli bei ge- wissen dickeii und ziheii Collodien sofort auffallende Verziehungen lieraus. Diese Collodien wurden daher gaiiz bei Seite gelasseii. Als das passendste Collodion, welclies sich bei deli Vorversuclien am wenigsten zu- sammengezogen, erwiesen sich Mann’s Collodion aus Petershurg und SchcrQg’s sogcnanntes Celloidin.*) Mit dieseii beiden Prodncten wurden weitergehende Ver- sriche gemaclit. Es w.orden 2 Collodien gefertigt fol- gender %usnmuiensetzling:

2 T h . Wolle, 50 Th. Alcohol, 50 Th. Aether,

dnzu Voltiin folgender Liisuiig : 5 Grainni Jodcadinium, 1 ,, Rronictldniiuui,

90 Ciibikcent. Alcohol. Das S e n s i b i l i s i r e n gescliah i!i folgendem Bade:

100 Grainiii Silbernitrat,

+ ,, Jodkalium, 3 Tropf. SalpetersBore.

1000 ,, Wasser,

Rei dcn Vorversuchea zeigte sich, dass dieverziehnng sehr wcsentlich abliangt von der Starke der Adhision a m Glase. Sobald die Sehiclit beini Waschen den Rand der Platte theilweise losgthssen hat, oder sobald Wasser xwisclien Schicht uacl Glas gelanfen ist, oder die Schicht etwns verletzt wird, treteii auc.11 an deli betreflenden Stellcn leicht Verzic!iungen ein.

E s i s t d a l i c r u i ibed ing t n o t h w e n d i g , w c n n m a n Vcrz i eh i ingen unigehen wi l l , e i n e T r e n - n u n g d e r S c h i c h t voni ( ; lase i m w i s s r i g e n Zu- s t a n d c zu vermeiden .

D a s k a n 11 111 i t vo l l k o in iii ell e r S i c h e r h e i t r i u r g e s c h e h e n d u r c h U e b e r z i e h e i i d e r P l n t t e m i t ve r di innt eiii Ei w e is s o d c r K a u t s c h tic klos ling.**) Das Scheriny’sche iind ~7fnndsche Collodion wurden verschiedenen weitereri Proben unterworfen. Folgende Platten wurden gefertigt :

*) Dicses VOII frcmdcti Nebciiprodu clcti dcr Pyroxyliiiberciluiig ~011- stindig hcfreitc Pmcpnrnl wircl gcferligt in dcr rliemiscltcn Fabrik anf Arlicn vor~nnls E. 8ckrri,rg.

”) solchcs gilt nuch fur Tlot’kcnlkdlCll. xur der Eiweisstrockcn- pr~iccss ninclit licincit Clnsiibcrzug nutliig, dn liicr das Eiwciss sdbst drircft dns Collodiiim drisgl uiid tlicscs hdvsligt.

I. gepiitzte Glasflache, Rand niit Kautschnck ge- strichen, Natronfixage, warm lackirt,

2. geputzte Glasfliche , Nand lriit Kautschuck ge- strichen, Natronfixage, unlackirt,

3. geputzte Glasfliche, Rand mit Kautschuck Be- strichen, unfixirt, unl:rckirt,

4. geputzte Glnsflaclie, Rand mit Kautschuck ge- strichen, Cyanfixage, unlackirt,

5. albuminirte Glasflache , Natronfixage, unlackirt, 6. mit Kautscliucklcjsuiig 1 : 1000 iiberzogen, Glas-

flache Cyanfixage, unlackirt. Das Priipariren der Platten geschah wie gewohnlich,

die Platten wurden siimmtlicli n i i s s exponirt, mit Eisen- vitriollosung entwickelt und nacli dem Trocknen rnit dem Original verglichen:

Bei S‘chf.~i?trrs C: e 11 o i d i n co 1 lodio n zeigt nur No. 1 (die lackirte Platte) eiiie geringe Ver- ziehring, a l l e ii b r i g e n s t imi i i ten s e h r g u t rnit dein O r i g i n a l i iberein.

Bei deni Mu?in’sclien Collodion zeigtcn sich aber s e h r n i e r k l i c h c V e r z i e h u n g e n . Es ist bekannt, dass die photographischen Collodionliiiute stets iingleich dick ansfallen, sie sind starker an der Seite, wo das Collodion beirn Priipariren abliiuft , schwicher an der entgegengesetzten. Bei genauer Priifung zeigte sich an der mit Plnnn’scher Wolle priiparirten h a t t e , das s d ie V e r z i e h u n g e n an d e r d i c k e n S e i t e b e d e u t e n d s t i r k e r m a r e n , a l s a n d e r di innen. Am starksten erwies sich die Verziehung auf Platte 2. IZer betrug sie an der dicken Seite p&sis, die Verziehung auf Platte 5 (albuminirte Glasflache) war dagegcn nur ;I$on an der dicken Seite.

Scherzh~(s C c 11 o i d i ii c o 11 o (1 i on e r w e i s t s i ch s o m i t als d n s s t a h i l s t e .

Die Verzieliung auf albuminirten Fliiclieii erweist sich geringer als auf reinen Glasflachcii. Puschen’s Ver- suche ergaben das Gegentheil. Es ist jedoch zu beach- ten, dass ihm der Einfliiss der Dicke der Collodion- schiclit entging nnd dass er nrir Messungen an 2 oder 3 Platten machte. Ruthe$wd betont aasdriicklicli die Stabilitat albiiniinirter Platten.

Das Celloidincollodion ist ctwas dlnnfliissiger als J3nnn’s Collodion, und aris diesem Factum, sowie a w dem Umstandc, dass die Verziehungen bei I T I ~ N ~ z ’ s Col- lodion am starksten an der dicken Seitc der Platte suf- traten, liess sich vermuthen, dass die Coiisistcnz des Collodior~s von wesentlic!ieni Eitifluss sci. Um dieses zu priifen, wurde das P~unu‘sclie Collodion rnit 5 seines Voluiiis Alkoliol und Aether verdiinnt und dainit wie- dernni Platten wic oben gefertigt. Es zcigte eicli, dass

R e s ii 1 t a t :

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dieses Collodion ini Allgeineinen besser am Glase haf- tete als das dicke, ein Umstand, der zu seinen Gunsten spricht.

In der That erwiesen sich auch bei deli damit p a - parirten Platten die Verziehungen g a n ~ bedeutend ge- ringer, ale bei dein dickern Mann'schen Collodion. Eine ganz unbedeutende Verziehung zcigte nur eine Eiweissplatte auf der dickeii Seitc. Dime war aber kleiner nls $&,.

Aucli bei Celloidincollodion ist die Wirkung der Concentration deutlich wahrnehmbar, denn Collodien, deren Pyroxylingehalt starker war als 14 PO., ebenso dickgewordene Rester der Collodionflawhen gaben Scliirhten von deutlicher Contraction, die an der dicken Seite der Schicht -Ifin betrug.

Es g e h t h i e r a u s h e r v o r , d a s s b e i d u n n e n C o l l o d i r n d i e V e r z i e h u n g e n g e r i n g e r s i n d a l s b e i dicken.")

Unter solchen Urnstinden erscheint es niclit ver- wunderlich, dass die Fothergillplatten, welche Dr. H. C. Voyei und Dr. Wpineck gepriift liaben, keine stiirende Verziehung zeigen, denn diese sind mit einein selir dtinnen Collodion, wclches in 100 Gr. niir 0.9 Gr. Wolle enthiilt, angefertigt.

Sanimtliche hier in Rede ateheriden Platten wiirden behufs der Entmickelung nur selir kurze Zeit rnit saurer Eisenvitriollosung behandelt. Nun ist es aber bekannt, dass langc fortgesetzte Behandlung mit sauren Flusaig- keiten, wie es bei der Entwickluny resp. Verstarkung mit Pyrogallussaure iind citronsaurer Silberlosung *e- schieht, Contractionen der Schicht veranlasst, die selxst in der gewohnlichen photographischen Praxis storend werden koniien.

T r o c k e i i e PI a t t e n erforderii aber solclie huge daiirrndr Entwicklung und diese veranlasste in der That bei trocknen Scliichten, die auf der n a c k t e n (nicht albnminirtcn und nicht gekuutschnckten) Glasflache haf- teten, Verziehungen, die bis gingrn. Selir stabil verhielten sich dagegen Collodionalbiiniinflachen , wo das Eiweiss die Adhasion der Schicht an1 Glase erheb- licli wrmehrte. Mit Riicksiclit auf die Miiglichkeit, dass das leicht zersetzbare Albumin, welches die Exprditionm mitnehmen sollen, im unbrauchbaren Zustaiide ankommt, versiichte icli einen L'eberziig der Platten rnit Knut- schucklosung.

1 Gramm zerschnittener weisser Kautscliiick wurde in 100 Gramm Chloroform gelost (Diese Liisung daiiert

*) Iiin Vcrdickungen des Collodions ZII vernwiden, muss man den Pla~tcnsblsuf in cincr scpralcn Flasclic auffmnngcti.

btwa 3 Tage.), die klare Fliissigkeit von den1 oben xliwimmenden Triiben abpipettirt uiid mit dem neun- ichen Voliimeii reinen fluchtigeii Henzins verdiinnt und iltrirt. Es entstand so eine wasserklare Losung, mit ivelcher gewaschene, getrocknetc und abgestiubte Glas- $atten iiberzogen wurden, ihnlich wie man Platten mit Collodion uberzieht. Das Atlaufende wurde in einer Iesondereu Flasche aufgefangen, filtrirt iind dann wieder 3enutzt. Die gekaiitscliuckten Platten konnen wochen- ang aufbewahrt werdeii. Eine nachtheilige chemische Wirkung des Kautschucks tritt bei der hier vorliegen- 3en ausserordentlich starkeii yerdiinnong n ich t ein. Die Platten geben ebenso reine Bilder als geputzte.

Dass n a s s e Platten auf solchen Kautschiickunter- lagen sich s e h r stabil erweisen, wurde schon oben be- merkt. Nun wurden auch trockene Platten probirt. Das Collodion war init Celloidin gefertigt , wie ohen, nnr war die Salzung eine andere, sie bestand aus

3 Gramm Jodcadmiiim, 3 ,, Bromcadmium,

90 Ciibikcent. Alcohol. Alles iibrige a i e oben. Die Schichten wurden iiach deiii Silberti gewaschen und getrocknet.

Es e r g a b s i c h , d a s s t r o c k e n e Scl i ic l i te i i nn f K a u t s c h u c k e i n e r i i ch t zi i l a i ige d a u e r n d e Be- h IZ II d 1 11 n g rn i t s a ti r e r I' J r o ga l l u s e n t w i c k 1 u n g o h n e Nach t t i e i l fiir i h r e S t a b i l i t i i t ver t rugen .*)

Reine trockene Bromjodsilbercollodionscl~ichten siiid jedoch mi wenig empfindlich. Ich versuchte deslialb einen Ueberzug von Morphin, wie ihn Brooks bereits Liir Trockenplatten benutzt hat. 1 Gramm reines Mor- phin wiirde init 1750 Gramm Wasser 2 Stunden gekocht iind cliese sehr verdiinnte L6sung filtrirt und darin die gesilberten und gewaschenen Platten 3 Minuten gebadet und nachlier getrocknet., Die ausserordentliche Ver- diinnung beseitigt jede Gefahr einer iiachtheiligen Wir- kung des Morphin- Uelerzuges.

Die Platten selbst sind s e h r enipfindlich , frisch d. 11. ein bis zwei Tage alt, mindestens 4 so enipfind- licli als nasse und daher namentlich fur Aufnahmen bei niedrigcrn Sonnenstande dem Eiwrisstrockenprocess (Fothergillprocess) vorzuziehen, der oft eine zehn- , ja funfzehn- bis zwanzigmal so lange Belichtung erfordert als nasse Platten.

Die geringe Dauer der Empfindlichkeit der Morphin- platten ist kcin Hinderniss fiir den vor l iqpden astro-

*) Follicrgillci~ciss~,Inllc~i leiden cbcnfalle bci lniigcr Entwvicklung ; solrlic is1 jcdocli nur bci zu kurz bclichlclcn Plntlcn nolliig.

G*

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nomischen Zweck, denn es ist lcicht, 100 Platten einen oder zwci Tage vor dem Phanomen herziistellen.*)

D i e s e M o r p h i n p l a t t e n e r w i e s e n s i c h au f K a u t s c h u c k u n t e r l a g e e b e n so s t a b i l a l s d i e n a s s e n C e l l o i d i n p l a t t e n se lbs t .

Es ist noch ein wictitiger Umstand, der gerade Gr Anwendung der Morphinplatten spricht. Ich habe niiin- licli gefiinden, dass dieselben , dem Spectrum exponirt, viel empfindlicher fur schwach brechbare Stralilen (griin und gclh) sind, als nasse Platteii und Trockenplatten anderer Art. Nun hat 11. C. Pugel bewiesen, dass der Sonnenraiid vie1 weniger cheniisch wirksame Strahlen aufweist, als die Sonnenmitte. Daher erscheint derselbe aiif gewijhnlichen Platten stets ctwas unterexponirt, bei kurz belichteten in solcheni Grade, dass man tiber den Sonnenraiid sogar in Unsicherlteit sein kann. Es steht nacli den spectralphotographischen Kesultaten zu hoffen, dass Morphinplatten einen bcdeutend besser gezeichneten Hand liefern, und dadrircli sich viel besser zu Messungs- zwecken eigiien. His jetzt hiibe icli nur zwei Versuche rnit Morphinplatten bci cirrnsgetrfibter Atmosphare an der Sonne machen konnen, die trotz der ungiinstigen Verhalttiisse gana befriedigende Rander ergaben.

Die Eutwicklung der Morphinplatten geschah wie

1 Gramm Pyrogtrllrissiure wurde in 200 Granim Vasser gelost, die Platte damit iibergossen und liegen gelassen, bis sich ein schwaches Bild zeigte, dann wiirde 1 Tropfen citronsaure Silberltisting (1 Silbernitrat, 1 Ci- tronsinre, 50 Wasser) mit Pyrogallusliisung vermischt, aufgegossen und das Bild spiter diirch dieselbe Mischung verstarkt.

Ich priifte nun auch die Wirkung d w sogenannten a l k a l i s c h e n E n t w i c k l u n g . Solche geben auf den Morphinplatten lrcin befriedigendes p h o t o g r a p h i s c h e s Resultat, wohl aber auf Rromsilbercollodiontrocken- platten. Solctie Broinsilberplatten (ohne Uebcrzug) auf nacktem Glase geben sauer entwickelt, eine starke Con- traction, a l k a l i s c h e n t w i c k e l t z e i g t e n sie s i c h s t ab i l .

Gnnz anders vcrhielten sich aber Bromsilberplatten mit G u m m i ii b e r zu Q (beinahe in allen Bromsilber- trockenprocessen wendet man solchen an). Schichten der Art zeigten einc Tendcnz, sich von dem Glase zii losen und eine schr merkliche Contraction.

Alle Trockenprocesse, w o Gnmmi oder gummiihn- liche Substanzen in mcrklicher Qriantitiit auf der Schicht

folgt:

*) Icli errahre, dass aucli die russischen Expeditionen in zwcitcr Link 3lvrpliinplntlcn in Rctraclit gezogcn haben.

bleiben, siiid daher zii vermeiden, denn sie geben un- stabile Platten.

Man wiirde r e i n e Bromsilberplatten ohnc! Ueberzug mit alkalischer Entwicklung fiir astronomische Zwecke benutzen kijiinen. Dieselben erfordern aber eine hijchst subtile Behandlung und die tadellose Herstellung der- selben auf Reisen unter scliwierigen Verhaltnissen diirfte nichts weniger als sicher sein. Sogennnnte Bromsilber- emulsionsplatten erfordern eiii besondercs in holier Tern- peratur gefertigtes Collodion, das sicti nur schwierig in gleichrnissiger Qrialitat beschaffen 1:isst. I n Deutsch- land irct solches gar niclit zu habeii.

Die Versuche liabcn bisher folgende Resriltate er-

1. D i e C o n t r a c t i o n d e r C o l l o d i o n s c l i i c h t h i n g t a b v o n d e r N a t u r d e s P y r o x y l i n s u n d v o n d e r C o n c e n t r a t i o n d e s Col lod ions . Dickes Collodion zielit sich starker ziisammen als d“ u nnes.

geben:

2. V o n d e n v e r s u c h t e u P y r o x y l i n s o r t e n c r - w e i s t e i c h &hering’s C e 11 o i d i n c o 11 o d i on a l s d a s bes t e . Docti darf das damit gefertigte Col- lodion nicht niehr als 14 pet. Pyroxylin entltalten. Das Celloidin emptiehlt sich ausserdem durch seine Freiheit von Nebenproducten der Fabrication. Andere Collodionsorten s i d passend ni verdiinnen um ihre Contraction zii vcrniindern.

3. E i w e i s s - und K a u t s c h u c k u n t e r l a g e , s o w i e a l l e H i l f s m i t t e l , w e l c h e d i e A d h i s i o n d e r S c h i c h t an1 G l a s e v e r m e h r e n , e r h o h e n d i e S t a h i l i t a t d e r S c h i c h t . Gummiuberz i ige (be i T r o c k e n p l a t t e n ) v e r m i n d e r n d i e s e l b e und s i n d zu ver inc iden .

4. S a u r e Y y r o g a l l i i s e n t w i c k l u n g k a n n be i h in r e i c h en d be 1 i c h t e t en A 1 b 11 min t r o c k e n - p l a t t e n u n d M o r p h i n p l a t t e n aiif K a u t - s c h u c k u n t e r l a g e o h n e N a c h t l i e i l a n g e w e n - d e t werden . N u r b e i s e h r l a n g e r W i r k u n g v e r a n l a s s t e s i e Con t rac t io i i en . A l k a l i s c h e E n t w i c k l u n g v e r a n l a s s t e so l c I1 e b e i r e i n e n P l a t t e n o h n e U e b e r z u g n i c h t , g i e b t a b e r l e i c h t u n r e i n e P l a t t e n i n de r H a n d d e s L7 n g e ii 1) t e 11.

Die Versiiche siiid noch nicht an Ende gefiihrt- Icli hielt es aber, da der Abgang der Expeditionen bevorsteht, f i r gut, diese Resultate schon jetzt zii ver- offentlichen.

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Meine ferneren Arbeiten gelten dem Einfluss des Lackuberzugs, dcr bei den ersten Versuchen Verzie- hungen veranlasste. Soviel kann ich jetzt schon con-

statiren, dass die D i c k e des Lacks nicht von so er- heblichem Einfluss ist, wie beim Collodion.

Berlin, im April 1874.

Ueber directe Photographie der Sonneiiprotuberanzen. Von Carl Schultz Sellack.

Die Protuberanzen der Some konnen wegen der grossen Verschiedenheit der Lichtintensitat nicht gleich- zeitig mit dem hellen Korper derselben direct sichtbar sein. Die Methoden, die Protuberanzen siclitbar zu machen, auch wenn der Sonnenkorper nicht durch den Mond abgeblendet ist, beruhen bekanntlich auf dem Monochromatismus des Liclites derselben. Wenn aus dem weissen Licht des hellen Sonnenkorpers diejenigen Farben abgesondert werden, welche classelbe gemein hat mit den Protuberanzen, so werden die Lichtinten- sitaten des 6onnenkorpers uod der Protnberanzen nun- mehr fur das Auge vergleichbar, wir kiinnen die Pro- tuberanzea dann direct wahrnehmen. Es ist klar, dass dieser Zweck erreicht werden konnte sowohl inittelst Absorption dnrch gefarbte Nedien als niittelst Disper- sion durch den Spectralapparat. Es ist mSr aber nicht bekannt , dass man ein geeignetes absorbircndes Mittel gefunden hat, welches eine directe Beobachtnng der Protuberanzen gestattet.

Man pflegt m a r gewi5hnlich fur die Beobaclitiing das der Linie C entsprechende Licht der Protuberanzen zu benutaen, doch ist auch das Licht, welches der Linie IIy = 2796 KircLhof entspricht, in betrachtlicher In- tensitGt vorhanden. Mittelst dieses Lichtes konnte nian die Protuberanzen photographiren und Herr C. Brnun hat (Astr. Nachr. Bd. 80, p. 34) einen dazu geeigneten Spectralapparat vorgeschlagen.

Das Licht ffy kann indessen fur die Zwecke der Photographie auch durch Absorption annihernd homogen gemncht werden. Ich habe fruher angegeben (Pogg.

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Ann. Bd. 143, p. lSS), dass reities Jodsilber nur fur clas violette Ende des Spectrnms bis zur Linie 2721 K chetnisch empfindlich ist, und dass andererseits eine dunne Schicht von Jodsilber (durch Jodiren eines Silberspiegels auf Glas erhalten) alles violette Lictit des Spectrums absorbirt bis zur Linie 2869 K. Folglich wirkt anf eine photographisclie Jodsilberschicht, nach Einschaltung einer diinnen Jodsilberschicht, nur das Licht zwischeri den Linien 2721 und 28139 X, niit einer nac,h den beiden Grenzen des lutervnlls hin abnehmen- den Intensitat, welche bei Ay = 2796 K . fast am grossesten ist. Man kann deshalb erwarten, dass bei Anwendung einer Linse, welche mit einer diinnen Schicht von Jodsilber iiberzogen ist, die Protubernnzen sich auf einer praparirten Jodsilberplatte direct photo- graphiren.

Ich habe Versuche gemacht init einer Fernrohrlinse von 1 Meter Brennweite, welclie durch Versilbern ' und Jorliren cler Silherschicht mit einer zweifachen miiglichst klarcn, das Liclit wenig diffundirenden Jodsilberschicht iiberzogen ist. *) Diese Versuche haben wegen Unvoll- koinrlienheit der Linse und des Fehlens einer parallac- tischen Bewegung des Fernrohrs nocli keine entscheiden- den Resultate gegeben; wegen Mangels an geeigneten Hilfsmitteln sehe ich mich, indessen zur Vertjffentlichung des noch nicht erprobteii Verfahrens genijthigt.

Cordoba, April 1874.

*) Die Verinderlichkcil irn Liclil verliert einc solche Jodsilbcrschicht vollslindig, wcnn man sic. einige Tagc im Dunkeln mit einer Silber- flHche in Conlacl gdnssen Iinl.

On the Orbit of Alceste (124). (Comniunic,ated by Rear Admiral C. H. Davis, U S. N., Superintendent Naval Observatory at Washington.)

The following elements of Alceste (124) have been corrected from the observations made at Washington in December 1878; and the ephemeris for the opposition in 1875 Iias been computed froin the new elements in- cluding the perturbations by Jupiter and Saturn. As the Office of the American Ephemeris has undertaken

the calculations for tlie minor planets discovered in -4merica I now give np my work on this orbit, and on this account I have given the principal results of my calculation so that any one may continue the work with as little trouble as possible.

The normal placaes are tlie following, together with