36
690 Bericht: Specielle analy~ische l~[e~hoden. Zur Entseheidung derselben Frage, ob ein Zusatz yon Chlornatrium nothwendig ist oder nicht, wurde yon 22 ehemischen Versuchsstationen der Vere~nigten Staaten in drei Salzgemisehen yon sehr verschiedener Zusamme~setzung und in hochprocentigem Kaliumsulfat der Kaligehalt nach der L i.n d o- G 1 a d d i n g'sehen Methode mit und ohne Zusatz yon Chlornatrium bestimmt. 1) Aus den mitgetheilten Analysenresultaten geht klar hervor, dass der Chlornatriumzusatz keinen Vortheil gew~hrt und daher zu unterlassen ist. Im Gegensatz zu den Erfahrungen yon Gladding wurden in der Mehrzahl der Falle ohne Chlornatrium niedrigere Zahlen erhalten. Die Differenzen mit und ohne Chlor- natrium betrugen bei etwa drei ¥iertel der Bestimmungen weniger wie 0,1 Proeent und bei etwa der H~lfte der Bestimmungen weniger wie 0,05 Procent. Als weitere Ab~nderung der Lindo-Gladding'schen Methode wird empfohlen, oxalsaures Ammon in geniigender Menge zuzufiigen, damit der vorhandene Kalk vollst~ndig gef~,llt wird. IV. Specielle ana]ytische Methoden. 1. Auf Lebensmittel, Gesundheitspfleg% Handel~ Industrie und Landwirthschaft bez~lgliche. Von W. Fresenius, unter Mitwirkung yon L. Griinhut. Ueber die Bestimmung des Rendements und die chemische Analyse yon Rohzucker. Aus den Ergebnissen der Analyse eines Roh- zuckers sucht man zum Zwecke der Preisbemessung im Handel ein Bild zu gewinnen fiber die Ausbeutc, die der Rohzucker an weisser Waare liefert, wenn er raffinirt wird, und drtiekt diese zu erwartende Ausbeute dureh eine Zahl aus~ die man ~>Rendement~, nennt. Die directe analytische Ermittelung dieses Rendements hat frQher C. S e h e i b 1e r ~) auf Grund eines yon P ayen ~) angegebenen Prineipes derart versucht, 1) G F. Payne, Chem~ News 66, 251. ~) zeitschr, d. Vereins f. d. Rfibenzuckerindustrie d. deutschea Reichs 21, 456. ~) ~Ioniteur industriel 1846, No. 1013.- Vergl. auch J. Bell, diese Zeitschrift 9, 504.

Ueber die Bestimmung des Rendements und die chemische Analyse von Rohzucker

Embed Size (px)

Citation preview

690 Bericht: Specielle analy~ische l~[e~hoden.

Zur Entseheidung derselben Frage, ob ein Zusatz yon Chlornatrium nothwendig ist oder nicht, wurde yon 22 ehemischen Versuchsstationen der Vere~nigten Staaten in drei Salzgemisehen yon sehr verschiedener Zusamme~setzung und in hochprocentigem Kaliumsulfat der Kaligehalt nach der L i.n d o- G 1 a d d i n g'sehen Methode mit und ohne Zusatz yon Chlornatrium bestimmt. 1) Aus den mitgetheilten Analysenresultaten geht klar hervor, dass der Chlornatriumzusatz keinen Vortheil gew~hrt und daher zu unterlassen ist. Im Gegensatz zu den Erfahrungen yon G l a d d i n g wurden in der Mehrzahl der Falle ohne Chlornatrium niedrigere Zahlen erhalten. Die Differenzen mit und ohne Chlor- natrium betrugen bei etwa drei ¥iertel der Bestimmungen weniger wie 0,1 Proeent und bei etwa der H~lfte der Bestimmungen weniger wie 0,05 Procent .

Als weitere Ab~nderung der L i n d o - G l a d d i n g ' s c h e n Methode wird empfohlen, oxalsaures Ammon in geniigender Menge zuzufiigen, damit der vorhandene Kalk vollst~ndig gef~,llt wird.

IV. Specielle ana]ytische Methoden.

1. Auf L e b e n s m i t t e l , G e s u n d h e i t s p f l e g % Handel~ I n d u s t r i e und L a n d w i r t h s c h a f t bez~lgliche.

Von

W. Fresenius, unter Mitwirkung yon L. Griinhut.

Ueber die Bestimmung des Rendements und die chemische Analyse yon Rohzucker. Aus den Ergebnissen der Analyse eines Roh- zuckers sucht man zum Zwecke der Preisbemessung im Handel ein Bild zu gewinnen fiber die Ausbeutc, die der Rohzucker an weisser Waare liefert, wenn er raffinirt wird, und drtiekt diese zu erwartende Ausbeute dureh eine Zahl aus~ die man ~>Rendement~, nennt. Die directe analytische Ermittelung dieses Rendements hat frQher C. S e h e i b 1 e r ~) auf Grund eines yon P a y e n ~) angegebenen Prineipes derart versucht,

1) G F. Payne , Chem~ News 66, 251. ~) zeitschr, d. Vereins f. d. Rfibenzuckerindustrie d. deutschea Reichs

21, 456. ~) ~Ioniteur industriel 1846, No. 1013 . - Vergl. auch J. Bel l , diese

Zeitschrift 9, 504.

1. Auf Lebensmittel, Gesundheitspflege, Handel etc. bez~gliche. 691

dass er den betreffenden Rohzucker mit Alkohol und Essigs~ure ent-

haltenden, vollst~ndig ges~ttigten ZuckerlSsungen und sehliesslieh mit

Alkohol-Aether systematisch auswusch. 1) Das Verfahren hat sich nieht

als zweckm~ssig erwiesen und man kehrte daher zu tier schon zuvor

get~bten Berechnung des Rendements aus den Mlgemeinen Analysen-

ergebnissen zurack, die speciell in Deutschland bis vor kurzem noch

~usschliesslich in der Weise vorgenommen wurde, dass man von dem

Zuckergehalt, wie er sich ohne weiteres aus der directen Polarisation

ergibt , den ftinffachen Betrag des AschengehMtes abzog. Bei Roh-

zuckern, deren Gehalt an Invertzucker (oder vielleieht richtiger an

Substanzen, die durch Bleiessig nicht gef~llt werden, F e h 1 i n g 'sche

LSsung aber reduciren) 0 , 0 5 % tiberstieg, wurden ausserdem noch be-

s0ndere Abzt~ge gemaeht. Eine derartige Bestimmung des Rendements

scheint zuerst yon E m i l e M o n n i e r im Jahre 1862 benutzt worden

zu sein, in der deutsehen Lit teratur hat sic als erster E. S o s t m a n n 2)

~nabh~ngig von dem eben Genannten beschrieben and damit motivirt,

dass in den ~elassen, so sehr auch ihre Zusammensetzung schwanke,

das ¥erh~ltniss yon Zucker zu Mineralstoffen constant 5 : 1 sei, dass

demnach 1 Theil Mineralstoffe je 5 Theile Zucker unkrystall isirbar

mache und ihre Gewinnung als Raffinadezucker bei der Raffination

verhindere. Der GehMt an MinerMstoffen ist far alle diese Berech-

nungen nach der unten n~her zu erw~hnenden S e h e i b l e r ' s c h e n

~) Das geschilderte Prineip versuch~e nenerdings ~ . K a r c z (Zeitsehr. d. Vereins f. d. Rtibenzuekerindustrie d. deutschen Reichs 44, technischer Theil S. 500) wieder zu beleben. Er schl~gt vor, als Auswaschfitissigkeit verflt~ssigte Glycerinkrystalle, also absolu% wasserfreies Glycerin anzuwenden nnd w~hrend des Auswaschens die hinzutretende Luft dutch Chlorcalcium 'zu ~rocknen. Der Zuekergehalt des I~ohzuckers, vermindert nm den der gesammten Waschfliissig- keiten, soll dem Rendemen~ entspreehen. Das Verfahren soll aueh dazu dienen, den Gehalt einer Ffillmasse an Zuekerkrystallen zu bestimmen. ~Nach Fr. S t r o h m e r u n d A. S t i f t (0esterr.-Ungar. Zeitschr. f. Zuckerindustrie u. Land- wirthschaft 24,, 41; durch D i n g l e r ' s polyt. Journ. 297, 185) eignet sieh die ~ethode nicht zur Werthbcstimmung des Rohzuckers, hanpts~ehlich deshalb, weil nicht alles krystallisirte Glycerin wasserfrei ist, nnd well rciner krystalli- sir~er Rohzncker selbst in wasserfreiem Glycerin nicht unlSslich ist. Aueh H o l a r e k (Zeitschr. f. Zuckerindastrie in BShmen 19, 216; dureh D i n g l e r ' s polyP. Journ. 297, 185) h~tlt das Verfahren ffir ungeeignet zur Rendemcnts- bestimmung, wohl aber fiir ein werthvolles Hiilfsmittel zur Beur~heilung der Qualit~t yon Ft~lhnassen.

2) Zeitschr. d. Vereins f. d. Riibenzuckerindustrie im Zollverein 16, 703.

692 Bericht: Speeielle analytisehe Methoden.

Methode des Eiff~scherns mit Schwefels~iure zu ermitteln. Sehr bald schon erkannte man, dass es nicht ausschliesslich die Mineralstoffe sind,

denen melassebildende Eigenschaften zukommen, sondern dass der ge- sammte Nichtzucker, der organische wie der anorganische, in diesem Sinne einwirkt. Trotzdem ist man bei dem geschilderten, sogenannten ,>Aschen-Rendement(< geblieben i indem man stillschweigend voraussetzte, dass die Menge der Mineralstoffe nur das ann~hernd gleichmiissige, leicht bestimmbare Maass ftir den Gehalt an gesammtem Nichtzucker sei, und dass bei Anwendung des melassimetrischen Aschen-Co~fficienten 5 die Einwirkung tier organischen Stoffe implicite mit berticksichtigt sei.

Bei dieser Verschiebung des Standpunktes wird es nicht Wunder nehmen, dass man aus der Erkenntniss~ dass alas Verh~ltniss des Zuckers zur Asche in der Melasse durchschnittlich niedriger ist als 5 : 1 , wie es S o s t m a n n angenommen hatte, noch keine Veranlassung nahm, die

Rendementsberechnung abzu~ndern; stand sie doch ohnedies nicht mehr auf irgend einer wissenschaftlich ermittelten Thatsache, sondern war zur blossen empirischen Regel geworden, die aber den Verb~iltnissen der Praxis lange Zeit in ausreichender Weise gentigte, indem das mit ihrer Htilfe berechnete Rendement mit den Ergebnissen des Raffinerie- betriebes ann~hernd ilbereinstimmte. 1) Das ist nun aber in neuester Zeit nicht mehr der Fall geblieben. J. L a c h 2) und E. 0. v. L i p p - m a n n s) haben gezeigt, dass die oben erw~thnte, stillschweigende Voraus- setzung, der Aschengehalt sei gleichsam ein Maassstab ftir die Menge des gesammten Niehtzuckers, also insbesondere auch des organisehen, zur Zeit nicht mehr in gleicher Weise zutreffend sei. Friiher war n~tmlich das Verhi~ltniss der Mineralbestandtheile zum organischen Nieht- zucker nahezu constant 1 : 1; das hat sich jetzt insofern ge~indert, als aus Granden, die namentlich y o n L i p p m a n n n~her entwickelt hat und die in neuen Verfahrungsweisen des Betriebes der Rohzucker- fabrikation liegen, im Rohzucker auf einen Theil Mineralbestandtheile 1,5 bis 2 Theile organischen Nichtzuckers kommen. Es ist klar, dass

~) N~heres fiber die Entwickhng der Rendements-Bereehnung in den ver- schiedenen Zueker producirenden Landern iindet man bei F t . S t rohmer . Zeitsehr. d. Vereins f . d. Rfibenzuckerindustrie d. deutschen Reiehs 38, 11 and bei A. H e r z f e l d , ebendaselbst 4:2, 914.

~) Zeitschr. d. Vereins f. d. Riibenzuckerindustrie des deutsehen Reichs 41, 461.

3) Ebendaselbst 41, 463 und 4:~, 587.

1. Auf Lebensmittel, Gesundheitspflege, Handel etc. beziigliche. 693

solche Zucker eine viel schlechtere Ausbeute au weisser Waare und ein Nehr an Nachproducten liefern miissen, und es wird den Raffinerien

unmOglich gemacht, Ausbeuten zu erreichen, die dem berechneten

Rendement entsprechen. Die genannten Verfasser haben an diese Aus- ftihrungeu sogleich die Forderung gekntipft, dass - - falls die veriiuderte Besehaffenheit der Rohzucker bestehen bleibe - - eine Ab~nderung tier Rendemeutsbestimmung Platz greifen masse, die dann am besten sieh auf den gesammten Nichtzueker zu sttitzen h~tte, start - - wie bisher - - ausschliesslieh auf die Mineralstoffe. Hierzu hat zun~chst A. H e r z - f e l d 1) ein sehr umfassendes Gutachten erstattet und bet dieser Ge- legenheit in besonderen Yersuehsreihen die Ursachen uud die quanti- tativen Verh~tltnisse der Melassebildung erforseht. Es hat sich hierbei ergeben, dass die F~higkeit, Zueker unkrystallisirbar zu machen, keine uuveriinderliche Eigensehaft der einzelnen Nichtzuckerstoffe ist, sondern

vielmehr van dem relativen Verh~ltniss abh~ngt, in dem Zueker, Nieht- zucker und Wasser zu einander stehen. Im Allgemeinen verringern geringe Nengen der einzelnen Salze, der anorganischen wie der

organisehen, die L6slichkeit des Zuekers; grosse Mengen derselben Verbindungen erhJhen sie. Es lassen sich also in Folge dessert far die verschiedenen Niehtzuckerstoffe durchaus keine festen Faetoren auf- stellen, die deren melassebildenden Einfluss ausdracken. Auch wirken sie in Misehungen anders, als jeder ftir sich. Zu demselben Ergebniss ist H. C. P r in s e n- G e e r 1 ig s 2) far Colonialzuekerproduete bet ether gleiehzeitig und unabhangig van H e r z fe 1 d ausgeftihrten Untersuchung gelangt. Mit dieser Erkenntniss muss die Hoffnung aufgegeben werden~

dass es je gelingen k6nne, das Readement mit wissenschaftlieher Ge- nauigkeit aus der Analyse zu berechnen: alas wiire, wie man sieht, selbst dann unmJglich, wenn man eine quantitative Bestimmung tier differenten Nichtzuckerbestandtheile ausftihren wiirde. Man bleibt daher bet der Festsetzung der Rendementsbereehnung darauf angewiesen, ein summarisches Verfahren auszuw~thlen, das sich mit den Ergebnissen des Grossbetriebes als abereinstimmend ausweist. H e r z f e l d ist geneigt, dem Verlangen nachzugeben, das eine Beracksichtigung des gesammten

1) Zeitschrift~ d. Yereins f. d. Riibenzueker-Indus~rie d. deutschen Reichs 4:2, 147 und 768.

2) Mededeelingen van her proefstation roar suikerriet in West-Java,. te Kagok-Tegal. Semarang 1892; dureh Chemiker-Zeitung 16, Repert. 280; ferner Archief roar de Java-Suikerindustrie 1895. Veto Verfasser eingesandt.

(394 Bericht: Specielle analytische ~[ethoden.

• Nichtzuckers fordert, und gibt zur Erw~igung, den doppelten Betrag

des •ichtzuckers yore Zuckergehalt abzuziehen. Er motivirt diesen

¥orschlag hauptsgchlich damit, dass die Abweichungen ftir das so be-

rechnete Rendement gegentiber der Multiplication mit 5 bei Erst-

13roducten im allgemeinen unerheblich sind. Dieser ¥ergleich bezieht

sich aber fast durchweg auf solche Rohzucker, auf welche die oben er-

~'ghnten Vorwtirfe L a c h ' s und y o n L i p p m a n n ' s passen und die

nach der bisherigen Berechnungsweise ein zu hohes Rendement ergaben.

Da das nach H e r z f e l d berechnete hiermit tibereinstimmt~ so muss es

nattirlich ebenfalls zu hoch sein. Der H e r z f e l d ' s c h e ¥orschlag ist

daher nicht angenommen worden und der V e r e i n d e u t s c h e r Z u c k e r -

r a f f i n e r i e n hat ibm einen anderen gegentibergestellt, nach dem der

Gesammt-~ichtzucker mit dem Factor 2,25 zu multipliciren ist.

Gegen die Berechnung des Rendements aus dem Gesammt-Nicht-

xucker haben zuerst R. S c h e 11 e r 1) und H. B o d e n b e n d e r 2) Stellung

genommen und zwar deshalb, well sich die ganze Werthermittelung des

Rohzuckers danach auf einen Werth aufbaut , der nicht durch ein

directes analytisches Verfahren bestimmt wird~ sondern aus der Differenz,

das heisst nach Abzug der ftir Polarisation und Wassergehalt ge-

fundenen Werthe yon 100. Es macht sich daher jeder bei der Polari-

sation gemachte Fehler bei der Feststellung des ~ichtzuckers in der-

selben Richtung nochmals, beziehungsweise bei der Rendementsberechnung

noch 21/¢ real geltend. Finden also zwei verschiedene Chemiker bei

Untersuchung desselben Rohzuckers nur eine Polarisationsdifferenz yon

0,2 - - und jeder n~there Kenner der einschlggigen ¥erhgltnisse wird

zugeben mtissen, dass das durchaus nicht selten vorkommt - - s o ergibt

sich bei im Uebrigen gleichen Analysenresultaten eine Rendements-

differenz you 0,65, das heisst yon einer H(ihe; welche die im Handel als

zuli~ssig angesehene yon 0,5 bereits iibersteigt. Eine Methode, die, wie

die vorgeschlagene~ die Fehlerquellen vergrOssert, statt sie zu verkleinern,

verm5gen die genannten Verfasser nicht ftir zwcckm~ssig zu harem

H e r z f e l d a) hat in seinem erwi~hnten Gutachten diesen Einwand

behandelt und ihn mit dem Hinweis darauf zu erledigen versucht, dass

2) Zeitschrift d. Vereins f. d. Rfibenzucker-Industrie d. deutschen Reichs 41, 470.

2) Ebendaselbst 42, 356. 3) a. a. O. S. 230,

I. Auf Lebensmittel, Gesundheitspflege, Handel etc. beziigliche. 695

die meisten Polarisationsdifferenzen nur scheinbare seien und darauf

beruhen, dass Muster yon ~erschiedenem Wassergehalt vorgelegen haben.

Die Differenzen in der Polarisation warden also bei der Wasserbestim-

mung im entgegengesetzten Sinne auftreten u n d e s warden dann ftir

den Niehtzueker tibereinstimmende Werthe gefunden werden, so dass

also im Rendement nicht der mehrfache, sondern n u r d e r einfache

Betrag der Polarisationsdifferenz zur Geltung kgme.

Diese Ansicht hat sich bei einer sehr umfassenden Priifung, die

J. S e y f f a r t 1) an der Hand yon 604 durch unparteiische Handels-

chemiker ausgeftihrten Doppelanalysen eben so vieler Muster yon Roh-

zucker ersten Produetes vorgenommen hat, als nieht richtig erwiesen;

es hat sich vielmehr ergeben, dass bei der Berechnung des neuen

Rendements unter Benutzung des Factors 21/~ ftir den Gesammt-Nicht-

zueker hohe Differenzen wesentlich haufiger vorkommen als bei dem

a r e a Aschenrendement. Die folgende Uebersicht gibt naeh seinen Zu-

sammenstellungen den Procentsatz der aberhaupt beobachteten F~tlle an,

in denen die Rendementsdifferenz der zusammengehSrigen Doppelanalysen

0,5 iiberstieg :

Bei Berechnung nach dem

a I t e n Rendement . . . . . . n e u e n Rendement . . . . . . Vermittehngs-Rendem ent ~) . . . .

Bei Rohzuckern der Rendementsclasse

88 92

6,6 4,7 46,7 44,2 20,3 28,8

Die Rendementsdifferenzen aberst iegen, mit einer einzigen Aus-

nahme, beim alten Rendement nieht die HShe yon 0,7, w~thrend beim

neuen Rendement Differenzen bis zu 2,6 erreicht wurden. Der ganze

Vergleich ist natarlieh in der Weise durchgefahrt worden, dass d i e -

s e l b e n 604 Doppelanalysen sowohl nach dem alten~ wie nach dem

neuen Rendement berechnet wurden.

2) Zeitschrift d. Vereins f. d. Rfibenzackerindustrie d. deutschen Reichs 48, 633 und 875.

2) Vergl. welter unten. F r e s e n i ~ s , Z e i t s c h r i f t f. a n a l y L Chemie . XXX¥. J a h r g a n g . 46

696 Berich~: Speeielle analytisehe IVIe~hoden.

Wesentlich gesttitzt . auf dieses ihr • vorgelegte Se y f f a r t 'sche Material hat die zur Behandlung der Reudementsfrage eingesetzte Commission des Vereins ftir die Ritbenzuckerindustrie des deutschen Reichs folgende Resolution gefasst: ~Die Commission h~tlt das bisher iibliche •schenrendement f t i r das zweckm~ssigste, da die Ermittelung desselben die wenigsten Fehler einschliesst~ und lehnt eine neue Art der Werthsch~tzung fiir Rohzucker ab~ well der Welthandel zur Zeit nur nach dem bisherigen Aschenrendement rechnet.~t) Hiergegen hat der Verein deutscher Zuckerraffinerien erkli ir t , dass die deutschen Raffinerien •om 1. Juli 1893 ab Rohzucker nur mehr aach dem neueu Rendement e inkaufen werden. 2) Es hat sich in Folge dessen der Zu- stand herausgebitdet, dass im Binnenhandel, soweit er sich zwischea Rohzuckerfabriken und Raffinerien abspielt, die Werthschittzung des Zuckers ersten Products grSsstentheils nach dem neuen Renderaent geschieht, wghrend andererseits, soweit Exporteure die Kitufer sind, sowie im Exporthandel welter nach dem alten Rendement gerechnet wird.

In der Absicht ~ diese Gegens~tze auszugleichen, hat J. S e y f- f a r t 3) ein V e r m i t t e l u n g s - R e n d e m e n t vorgeschlagem Er hat

versucht, unter Zugrundelegung des alten Rendements eine Werth- berechnung zu finden, bei der ftir Zueker mit mehr als normalem Gehalt an organisehem ~Nichtzucker eine diesem Mehr entsprechende Werth- verminderung des Asehenrendementwerthes eintritt, wogegen fttr Zucker mit besonders geringem Gehalt an organischem lqichtzucker diese besondere Gtite in einer entsprechenden WertherhShung zum Aus- druck gebracht werden kOnnte. Z u r Verwirklichung dieser Absicht muss natiirlieh klar gestellt werden, was unter dem normalen Gehalt an organischem ~ichtzucker zu verstehen ist. S e y f f a r t hat sieh bei der Beantwortung dieser Frage nicht auf den Standpnnkt L a e h ' s und y o n L i p p m a n n ' s 4) gestellt, die denjenigen Zucker als no?real an- sehen, bei dem sieh Salze und organischer bTichtzucker----- 1 : 1 ver- halten~ sondern er hat durch Discussion desselben Analysenmaterials,

1) Zeitschrift d. Yereins f. d. Riibenzuckerindustrie d. deutschen Reichs ~:3, 476.

~) Chemiker-Zeitung 17, 877, 3) Zeitschrift d. Vereins f. d. Riibenzuckerindustrie d. deutschen l~eichs

4:4, technischer Theil, S. 399. 4) Yergl. S. 692.

1. Auf Lebensrnittel, Gesundheitspflege, Handel etc. bez[igliche. 697

das ihm bei der oben besprochenen Arbeit ~iber den Vergleich des alten und neuen Rendements diente, eine andere Anforderung abgeleitet.

Er hat namlich gefunden, dass, wenn man die Analysen aller gleieh- artigen Proben zu Durchschnitten vereinigt, man bei Rohzuckern yon 94 bis 97 Polarisation mit sehr grosser Ann~herung den constanten Werth 3 erh~lt, wenn man die Polarisation yon 100 abzieht und die Differenz durch den Werth filr den organischen Nichtzucker dividirt. Es l~sst sich daher nach ihm umgekehrt der ,>normale,, Gelmlt eines beliebigen Zuckers

an organischem Nichtzueker derart berechnen, dass man die Polarisation yon 100 abzieht und die erhaltene Differenz durch 3 dividirt. Die

Differenz zwischen dem so berechneten und dem wirklich vorhandenen organischen Nichtzucker will S e y f f a r t m i t dem Factor 2 mu!tiplieiren und schl~gt vor, dieses Product yon dem alten Aschenrendement ab- zuziehen, beziehungsweise demselben zuzuz~hlen, je nachdem die Menge des wirklich vorhandenen organischen Nichtzuckers den in der obigen Weise berechneten ,>normalen~, fibertrifft oder hinter demselben zur~ick- bleibt. .Den erhaltenen Werth bezeichne~ er als Vermittlungs- oder Ausgleiehs-Rendement. Dass die Fehlergrenze desselben ziemlieh gross ist~ vermag man aus unserer obigen Tabelle zu ersehen~ es stfitzt sich ja auch - - wenigstens theilweise - - auf einen nur indirect ermittelten Werth~ n~mlich auf den organischen Nichtzucker. Es k~nnte ferner dem ¥erfasser der ¥orwurf gemacht werden, dass er die Gr~sse. die er als Normalgehalt an organischem Nichtzucker ansieht, aus Analyse n solcher Rohzucker abgeleitet hat, deren Menge an organischem Nicht- zucker L a c h , y o n L i p p m a n n und die Raffineure als eine viel zu hohe~ also anormale~ ansehen, indem sie sich zur Asche durchsehnittlich wie 1 , 5 : 1 verh~lt. Der Verfasser sucht diesem Einwande im ¥oraus mit dem Hinweis auf einige ~ltere Analysen yon S c h e i b l e r , S t r o h m e r und G a w a l o v s k i zu begegnen, die schon H e r z f e l d in gleichem Sinne anfQhrte und die beweisen sollen, dass fr~iher bereits Zucker mit hohem Gehalt an organischem Nichtzucker vorkam. Dem gegentiber ist zu bemerken, dass solche v e r e i n z e l t e Analysen niehts beweisen und dass Zusammenstellungen eines grSsseren Materials, wie sie zum Beispiel A. L a d u r e au 1) fraher auf Hrund yon ffinfzigtausend Analysen deutscher Rohzucker aus den Jahren 1873 his 1886 gegeben

1) Sncrerie indigene 30, ~o. 14 und 17; dutch Zeifschrift d. Vereins f. d. Riibenzuckerindustrie d. deufschen Reichs etc. 38, 63.

46*

698 Bericht: Specielle analytische 5Iethoden,

hat, die Behauptungen L a c h ' s und y o n L i p p m a n n ' s als richtig er- kennen lassen. Das Yermittelungsrendement S e y f f a r t ' s ist unseres Wissens bisher in der Praxis nicht angewendet worden.

Schon vor S e y f f a r t hat F r . S t r o h m e r i) den Vorschlag gemacht,

das alte Rendement generell beizubehalten, dagegen aber zum Beispiel ffir alle Zucker, die mehr a]s 1,5 organische Stoffe auf 1 Asche ent-

halten, einen besonderen ±bzug festzusetzen.

Neben diesen Vorschl~gen zu einer principiellen Abi~nderung der

Rendementsberechnung, fiber die wir vorstehend berichtet haben, sind /

noch andere, insbesondere yon Seiten der englischen K~ufer deutschen Rohzuckers gemacht worden, die sich speciell auf raffinosehaltige Roh- zueker beziehen und sich schliesslich in das Verlangen coneentrirten,

den gefundenen Betrag an Raffinose nach Multiplication mit einem gewissen, n~ther zu bestimmenden Factor yon der Polarisation abzu- ziehen 2). Die deutschen Interessenten sind hierauf nicht eingegangen, haben sich jedoch dazu bereit erkl~rt~ dass bei raffinosehaltigen Roh-

zuckern der Rohrzuckergehal~ nach dem Inversionsverfahren ermittelt und der so gefundene Werth start der directen Polarisation der fil~lichen Rendementsberechnung zu Grunde gelegt werde, a) Eine Einigung fiber diese widersprechenden Ansichten ist nicht erfolgt, jedoch haben die yon H. R e i c h a r d t ¢) und A. A u l a r d 5) mitgetheilten Betriebsergebnisse, sowie yon A. H e r z f e l d 6) angestellte Laboratoriumsversuche die Be-

rechtigung des deutsehen Standpunktes erwiesen.

Die im Vorstehenden besprochene Bewegung zur Umgestaltung der Rendementsberechnung braehte theils unmittelbar theils nur mittelbar eine Reihe yon Arbeiten mit sieh, die eine Revision der bisher fiblichen

Methoden zur Analyse des Rohzuckers bezweckten. Wir bespreehen zuerst diejenigen, welche sich auf die E r m i t t e l u n g des A s c h e n - g e h a 1 t e s beziehen. Dieselbe wird in der Technik ganz ausschliesslich

1) Wochenschrift d. Centralvereins f. Rfibenzucker-Industrie 30, .405; dutch Chemiker-Zeitung Repert. 16. 244.

2) Ball. de l'assoc, belge des chim. 4, 218. 8) Zeitschrift d. Yereins f. d. Rtibenzuckerindustrie d. deutschen Reichs

41, 518. 4) Ebendaselbst~41, 530. 5) Ball. de l'assoc, belge des chim. 6, 24.

>6) Zeitschrift d. Vereins f. d. Rfibenzuckerindustrie d. deutschen Reichs 42, 207.

1. Auf Lebensmitte], Gesundheitspflege, Handel etc. bez[igliche. 699

nach einem 1864 yon C. S c h e i b l e r 1) angegebenen Verfahren vor-

genommen. Danach befeuchtet man 3 g Zucker in einem flachen Platin-

seh~tlchen mit concentrirter Sehwefels~ure, erhitzt dann gelinde, am besten

im untersten Kegel einer sehr grossen Flamme~ und ~ischert die erhaltene,

nur sehr wenig aufgebl~hte Kohle direct in einem Muffelofen bei schwacher

Rothgluth ein. Da nach diesem Verfahren natfirlich alle Mineralbestand-

theile des Rohzuckers in Sulfate fibergeffihrt werden, so mtissen die

Resultate hSher ausfallen als bei der sonst t~blichen Art der Ein-

~tscherung, bei welcher die organisch-sauren Salze in Carbonate fiber-

gehen. S e h e i b l e r hat in ~>zahlreiehen,, Parallelversuehen, yon denen

er jedoch nur drei anffihrt, gefunden, dass die Ergebnisse der ¥eraschung

mit Schwefels~iure nach Abzug yon 1/1 o des gefundenen Betrages v011ig

mit dem Werthe far die kohlensaure Asche fibereinstimmen. Dieser

Abzug wird daher in der technischen Analyse auch immer vorgenommen;

man bezeichnet den erhaltenen Rest meistens als den ~ > S a l z g e h a l t , ,

des Rohzuckers oder als seine >>Sul fa tasche< , . Bei der Ausftihrung

des ¥erfahrens hat man seit langer Zeit an Stelle der urspranglich yon

S c h e ib 1 e r angegebenen Chamotte-Muffeln solche yon Platin angewendet 2) ;

neuerdings hat H. C o u r t o n n e 3) hierffr wieder einen Chamotte-Ofen

mit Gasheizung construirt, in welchem Raum ftir die gleichzeitige Aus-

fahrung yon 32 Bestimmungen vorhanden ist. Derselbe soll sich, nach

uns gewordenen Mittheilungen aus teehnischen Kreisen, sehr gut bew~hrt

haben. H. H a n a u s e ~) beschrieb far den gleichen Zweck einen elek-

trischen Ofen.

Gegen die Richtigkeit des Abzuges yon 1/10 sind seit langer Zeit

Bedenken erhoben worden. Neuerdings hat F. G. W i e c h m a n n 5) darauf

hingewiesen, dass man namentlieh bei Colonialzucker, dessen Asche viel

Sulfate und Silicate enth~lt, nach dem S ch e i b l e r ' s chen Verfahren zu

niedrige Resultate erh~ilt. Andererseits glaubt D. S i d e r s k y 8) man thue

1) Vergl. diese Zeitschrift 7. 389. ~) Ebenfalls zuerst von S c h e i b l e r empfohlen. Vergl. Zeitschrift d.

Vereins f. d. Rtibenzuckerindustrie im Zollverein 17, 338. ~) Zei~schrift d. Vereins f. d. Rtibenzuekerindustrie d. deutschen Reichs

89, 1080. 4) Bull. de l'assoe, belge des chim. 7, 77. 5) Neue Zeitschrift f. Zuekerindustrie 23, 165 ; durch Chemiker-Zeifung 13,

Repert. 308. 6) ffourn, des fabricants de sucre 81, 2t; dutch Chemiker-Zeitung 14,

Repel't. 173.

700 Bericht" Specielle analy~ische ~ethoden.

am besten den Co~fficienten 0,75 anzuwenden, start des S c h e ib l e r - ' sehen 0 , 9 , Well sich die iVloleculargewichte der Sulfate yon Calcium~ Kalium und Natrium zu denjenige~ de r ~ltsprechenden Carbonate ver- halten - - 1 : 0,735, bezw: 0+794~ bezw; 0+747~ Die directe Bestimmung

der Carbonatasche liefert nach E. 0. y o n L i p p m a n n 1) haufig Zahlen, die um 0,2 % yon der Sulfatasche abWeichen. Au~h L. B i a r d 2) fand+ allerdings im Gegensatze zu Wi e chm a n n , durch vergleichende Unter, suchungen an Producten aus Zuckerrohr, dass der Factor 0,9 zu hoch ist und in Wirklichkeit zwischen 0,740 und 0.,824 sehwankt. Er bestimmte far diese Vergleiche die kohlensaure Asche derart, dass er

die verkohlte Masse auf den Rand einer ~uffel stellte, die nur hinten dunkelroth glahend ist. D i e Asche soll dann schnell grau und endlich fast weiss werden~ wenn man sie einige Minuten in den Hintergrund der Muffel stellt; auch soll sie frei yon schwarzen Partikeln sein.

Yeranlasst durch die vorstehend geSchilderte Unsieherheit mit B'ezug auf den Factor 0,9 empfahl unter Anderen K. S t a m m e r s) einen Ersatz

der Suifataschenbestimmung durch diejenige der wirklichen kohlensauren Asche anzustreben und zugleich Halfsmittel aufzusuehen, die hierbei das Extrahiren der Kohle mit Wasser entbehrlich machten.: Er meint, dass dies vielleicht durch Ausfahrung der Yerbrennung der Kohle im Strome eines Gemisches gleicher Yolumina yon Luft und Sauerstoff zu erreichen sein warde. Yerbrennt man dagegen mit reinem Sauerstoff, so steigert sich die Temperatur leicht bis zur Weissgluth und die Salze verdampfen zum Theil. Die Richtigkeit dieser Beobachtung haben Ed . D o n a t h und G. H a t t e n s a u r ~) bestatigt~ Sie nebmen die Yeraschung in einem flachen Platintiegei vor, der wie ein R ose-Tiegel eingerichtet ist und ausserdem unterhalb der Gas-AustrittsSffnung noch eine Siebplatte yore Durchmesser des ganzen Tiegels enthalti u m den Gasstrom besser zu vertheilen. Die Verbrennung tier vorher verkohlten Masse erfolgt zuerst bei mSglichst niedriger Temperatur im Luft-Sauerstoffgemisch, schliesslich

d ' bei allmahlich gesteigerter Temperatur, je oeh ohne class die Masse in's Sehmelzen kommt, und zuletzt in 'einem Strome reinen Sauerstoffs. Das ¥erfahren gab den Yerfassern gute Resultate, die in einzelnen Fallen

~) Zeitschlift d. Vereins f. d. R fibenzuckerindustrie dl deu±schen Reichs 40, 322.

s) Ebendaselbst 41, 93. , , s ) Ebendaselbst 40; 319 u. 323.

4) Chemiker-Zeitung 15, 520.

1. Auf LebensmitteL Oesundheitspflege, Handel etc. bezfigliche. 70!

mit den Werthen ftir die Sulfatasche fibereinstimmen, in anderen yon

diesen abweichen. Im Uebrigen halten sis es ft~r zweckm/~ssig, dis

Bestimmung d e r Sulfatasehe beizubehalten. E. O. v o n L i p p m a n n 1) wiederholt seinen ~lteren Vorschlag e), den

Zueker v o r der Yerkohlung mit VaselinS1 (Paraffinum liquidum) zu

durchtr/~nken; dieselbe erfolgt dana ganz Mlm~hlich und das so unan-

genehme starke Aufseh/~umen wird vermieden. ~) Die erhattene loekere

Kohle soll dana dureh vorsiehtiges Erhitzen im Sauerstoffstrome vSllig

weiss gebrannt werden k6nnen. Aueh yon anderer Seite ist zu demselben

Z~vecke der Zusatz gewisser Reagentien in ¥orsehlag gebracht worden;

m~n soll aus dem Gemisch des betreffenden Zusehlages mit dem Roh-

zttcker direct eine gute Asche erbrennen kSnnen, In diesem Sinne beft~r-

wortet J. L u e i e n 4) die Anwendung yon Zinkoxyd, J , d e G r o b e r t ~)

~erwendet Oxals/~ure und E. B o y e r 6) Benzo~s~ure. Wie man aus

gelegentlichen Bemerkungen in der Lit teratur sehliessen darf, scheint

keines dieser Yerfahren wirklich in der Praxis angewendet worden zu

sein; obwohl zum Beispiel dasjenige yon J. d e G r o b e r t bei einer

1%chprafung durch A. S t i f t 7) sieh gut bew~hrt ha t , entspricht es

nach dem Urtheil ~ dieses Autors in Bezug auf praktisehe Durehfiihrbarkeit

nieht den Anforderungen, die man an eine Handelsanalyse stellen muss. s)

1) Zeitschrift d.Vereins f. d.R~benzuckerindustric d. deutschen Reichs 40,322. ~) Vergl. diese Zeitschrift 24, 464. ~) Wir kSnnen die Befolgung dieses Vorschlages bei der Ein~tscherung

zuekerhaltiger Producte jeder Art, zum Beispiel auch yen Malzexh'acten, Mosten S~issweinen etc., warm empfehlen. Selbstverst~ndlich m~issen die betreffenden Objecte vorher mSgliehst zur Trockne verdampft werden. W . F . n . L . G .

4) Bull. de l'assoc, des ehim. de sucrerie de France 6, 356; durch Chem. Centralblatt 60, II, 6 3 .

5) 5ourn. des fabricants de sucre 30, 27; durch Chemiker-Zeitung 18, Repert. 203.

6) Comptes rendus 111: 190. - - Die vier ~n dieser Arbeit mitgetheilten Analysen stimmen mit der Sulfatasche nur bei Anwendung des Factors 0,8 fiberein.

7) Zeitsehrift d. Vereins f. d. Riibenzuckerindustrie d. deutsehen Reichs 41, 1 7 5 . - Auch nach dieser Arheit gibt die Sulfatmethode bei Anwendung des :Factors 0,9 in vielen Fallen zu hohe Resultate.

s) Ich empfehle bei diesel" Gelegenheit auf Grand vieler Versuche, gewissen Nachprodueten, welche die Neigang haben, geschmolzene and in Folge dessen zu niedrige Sulfat-Asehen zu liefern, vor dem Veraschen mit Schwefels/~ure etwas fein geriebene krystallisirte Oxals~ure zuzusetzen. Man erh~lt dana Asehen yon normalem Aussehen and vermeidet die im angezogenen Falle sonst beinahe nnausbleiblichen Analysendiffei"enzen. L .G .

702 Bericht: Specielle analy¢ische Methoden.

Auf ganz anderen Bahnen bewegt sich ein Vorschlag yon R. Albe r t i und C. Hempel.1) Die Genannten suchen die k o h l e n s ~ t u r e f r e i e Asche des Rohzuckers direct zu bestimmen. Die in letzter Zeit immer mehr Yerbreitung gewinnende Ansicht, dass in erster Linie der organische

Iqichtzucker melassebildend wirk L ftihrte die Verfasser darauf, die directe Bestimmung de r in den Zuckerproducten auftretenden anorganischen Stoffe zu versuchen, um dadurch auch indirect eine genauere Ermittelung der organisehen Bestandtheile erzielen zu kSnnen. Da die Kohlensiiure der Carbonatasche erst bei der Ein~tscherung aus organischen S~uren entsteht, so muss man dieselbe noch in Abzug bringen, will man die Mineralbestandthcile - - und andererseits indirect den organischen ~Nicht-

zucker - - kennen. Die Verfasser benutzen ein schon frtiher ange, wendetes t~rincip, indem sie die Veraschung bei Gegenwart yon Quarz- sand vornehmen, der die Kohlens~ture nattirlich vollsti~ndig austreibt,

und verfahren folgendermaassen: 6--7 g grob gemahlener Quarzsand werden in einem etwa 35 cc fassenden Platinschiilchen gegliiht. Mail fiigt dann~ nach dem Tariren, 5 g des zu untersuehenden Zuckers hinzu, die man am besten auf einem Tarirblech ftir sieh abgewogen hat, mischt mit einem dtinnen Platindraht gut durch und reinigt den Draht schliess- lich mit einer Federfahne. Dann bringt man das Ganze in eine Platin- muffel, wie sie oben erw~hnt und zur Asehenbestimmung in Zueker- producten allgemein tiblich ist, und erhitzt sofort mit roller Flamme. Der Zucker verbrennt ruhig und ohne Seh~iumen; nach 1/9 bis 11/~ Stunde ist die Yeraschung beendct. Bei Melassen verf~ihrt man .so, dass man etwa 3 g in das mit Quarzsand und einem Platindraht tarirte Schiilehen

einwiegt, nach dem Mischen kurze Zeit erw~rmt und dann mit kleiner Flamme in der Muffel erhitzt. - - D i e Yerfasser haben durch gentigend

zahlreiehe ¥ersuche den Beweis erbraeht, dass die so gewonnene Asehe vOllig kohlens~urefrei ist und haben ferner gezeigt, dass schwefelsaures Kali, schwefelsaures 7Natron, Chlorkalium und Chlornatrium mit und ohne Zucker in der gleichen Weise mit Quarzsand gegliiht gar keine oder wenigstens keine in's Gew~cht fallenden Verluste erleiden. Der Arbeit sind die Ergebnisse der Doppeluntersuehung yon 100 Erstproducten, 100 :Nach- producten und 20 Melassen beigeft'lgt; man ersieht aus denselben, dass das Verfahren unter sieh vorztiglich tibereinstimmende Resultate liefert und vermag auch durch ¥ergleich mit den ebenfalls mitgetheilten Werthen

1) Zeitschrift f. angew. Chemie 1891, S. 486.

1. Auf Lebensmittel, Gesundhei~spflege, Handel etc. beziigliehe. 703

der Sulfatasche zu ermessen, welche Unterschiede sich in dieser Hin- sicht ergeben. Bei der Ausftihrung' des neuen Verfahrens werden

iibrigens die Platinger~the nicht unbedeutend angegriffen.

Die Verfasser haben nachtr~glich 1) empfohlen, die anzuwendende Substanzmenge auf 10 ,J Zucker zu erhOhen; auch haben sie darauf aufmerksam gemacht, class die Quarzasche leicht Schwefels~ure aufnimmt, sodass man stark schwefelhaltiges Gas bei der Einitscherung nicht be- nutzen soll; eben so wenig darf man zum Beispiel Asehenbestimmungea mit Sehwefels~ture unter demselben Abzuge ausfiihren.

D. Si d e r s k y 3) erinnert daran, dass bei dem Gltihen mit Quarz nach dem vorbesehriebenen ¥erfahren neben den Carbonaten auch die - - namentlich im franzhsischen Rohzucker zu Zeiten vorkommenden - - Nitrate zersetzt werden, so dass noeh eine Salpetersi~urebestimmung nSthig w~!'e, wollte man wirklich die Gesammtmenge der ursprtinglich vorhandenen anorganisehen Stoffe finden. A l b e r t i und H e m p e l 3)

bemerken dem gegeniib.er, dass ihnen diese Fehlerquelle bekannt gewesea sei~ dass sie aber in dieser Hinsieht den Wtinsehen der Praxis sich angeschlossen h~ttten. Im tibrigen geht die Salpeters~ure bei j e d e r

anderen Art der Asehenbestimmung gleichfalls verloren. Die ¥erfasser theilen bei dieser Gelegenheit mit, dass die anfangs beftirchtete unge- wOhnlich starke Abnutzung der Platintiegel nicht eintritt, wean man die- selben nicht jedesmal, sondern erst naeh etwa 40maligem Gebrauch

ausscheuert, beziehungsweise mit Soda ausschmilzt. E d. D o n a t h und F r. E i c h 1 e i t n e r 4) unterwarfen das Verfahren

einer Prtifung. Sie fanden, dass die Alkalisulfate und Chloride ftir sich oder bei Gegenwart r e i n e d Zuekers mit Quarz gegltiht, namhafte Gewichtsverluste erleiden, dass dieses aber nicht der Fall ist, wenn Z u c k e r f a b r i k a t e mit Quarz verascht werden. Sie erkl~tren dieses versehiedene Verhalten durch die interimistisehe Gegenwart yon Car- bonaten im letzteren Falle. Sie hMten die Methode, die ihnen gut iibereinstimmende Resultate gab, daher ftir praktische Zwecke ftir

1) Deutsche Zuckerindustrie 17, 385 ; dutch O.hemiker-Zeitung 16, Repert. 106. 2) Jom'n. des fabricants de sucre 82, 37; durch Chemiker-Zeitung 15,

l~epert. 273. 8) Deutsche Zuckerindustrie 16, 1285; durch Chemiker-Zeitung 15~

Repert. 273. 4) Oesterr.-Ungar. Zei~schrift f. Zuckerindustrie u. Landwirthsehaf~ 21, 281 ;

dutch Chemiker-Zeitung 16, Repert. 198 und Chem. Centralblatt 68, II, 59.

704 Be~ich~ : Specielle analytische ]tiethoden.

.du~chaus anwendbar und empfehlenswerth; die Abnutzung der Platin- gefiisse ist nach ~ ihnen recht merklich, weshalb sie es vorziehen, in

Porzellangefassen zu arbeiten, und Zwar in besonderen, entsprechen d ge- formten Tiegeln.

A. S t i f t 1) verglieh die Resultate tier Quarzsand-Methode mit der

{~arbonatasehe, yon der er die darin bestimmte Kohlensaure abzog. Naeh ihm ist die Genauigkeit des Verfahrens yon A 1 b e r t i und H e m p e 1 sehr wesentlich abh~ingig yon der Beschaffenheit des verwendeten Quarzsandes, insbesondere davon, ~ dass derselbe mSglichst rein und namentlich frei Von Cai, bonaten und Eisenoxyd ist. In zweiter Linie h~ngt die Erzielung eines riehtigen Resultates vonder innigen Misehnng

des betreffenden Produetes mit dem Sand ab, da im anderen Fa]le leicht ,schwarze Stellen zurtiekbleiben: Bei Anwendung-eines guten Quarz-

sandes betrug die Differenz gegen die in allgemein fiblicher Weise bestimmte kohlens~turefreie Asche bei Erstprodueten hOchstens 0~07 ~ , meist aber nur 0~03 ~ unii weniger~ bei :Naehproducten zum Theil ,etwas mehr; Doppelbestimmungen stimmtenunter sich gut iiberein. Der Ye~fasser h a t auch die Versuche yon D o n a t h und E i e h l e i t n e r wiederholt und bestatigt; wir theilen seine Result ate hier im Aus- 7uge mit:

Gewichtsabnahme (lurch Gliihen mit

Quarzsand Quarzsand I Quarzsand und und

allein Raffinade Rohzucker

P r o c e n t e

~hlbrnatrium . . . . . . . 0,10 (~hlorkalium . . . . . . . 0,04 Na~riumsulfa¢, wasserfrei 0,13 :Kaliumsulfat, wasserfrei . . 0,02 his 0,13 Natriumorthophosphat, wasserfrei 0,86

0,33 0,22 bis 0,83 0,86 his 1,78 0,10 his 0,16

0,86

0

0.08 0,82

Die Gegenwart yon Phosphaten kommt ftir die vorliegenden Zwecke ~'ohl kaum merklich in Betracht. Der ¥erfasser reinigte seine Platin-

1)~ Oesterr.-Ungar. Zeitschrift fi Zuckerindustrie und Landwirthschaft 22, 22. Yore Verfasser eingesandt.

1. huf Lebensmittel, Gesundheitspflege, ,Handel etc. beziigliche. 705

ger~tthschaften nach dem Gebrauch mit Warmem, salzsi~urehaltigem Wasser ;

er konnte eine erhebliche Abnutzung derselben nicht wahrnehmen. H. C o u r t o n n e 1) erhielt nach dem Verfahren yon A1 b e r t i Und

H e m p e l gute Resultate, doch glaubt er ether Veraschung mit Eisen-

oxyduloxyd den Vorzug vor der mit Quarzsand geben zu miissen. S~tmmtliche vorstehend besprochene Arbeiten haben bis jetzt n i c h t

dazu gefiihrt, die Sc h e ib le r 'sche Methode der Aschenbestimmuug zU verlassen; dieselbe ist vielmehr nach wie vor' die einzige, welche in der Praxis der Handelsanalyse angewendet wird.

F. G. W i e c h m a n n 2) beschreibt einen Gang zur vollstiindigen

Analyse yon Rohzuckeraschen, der jedoch eine Verbesserung des iiblichen Verfahrens bet Aschenanalysen nicht darstellt~ ja sogar in manchen

Punkten sich auf ziemlich willktirliche Annahmen sttitzt, Ferner s o l l e n die Resultate nach dem Verfasser nicht auf Salze berechnet und auch nicht in Gestalt der Oxyde aufgefiihrt ~ werden; er schliigt vielmehr vor~ den Gehalt an einzelnen Elementen anzugeben,

Mit Bezug auf die W a s s e r b e s t i m m u n g im R o h z u c k e r erw~thnen wir zun~ichst die Ergebnisse einiger yon C h, L i e s s e 3) an-

gestellten Versuche. Iqach diesen erreicht R ohzUcker beim Trocknen unter Luftleere bet einer Temperatnr yon 60 o C. nach einiger Zeit Gewichtsconstanz; steigert man danach die Trockentemperatur auf 70 o 80 o, 90 o, 100 o and 110 o so nimmt das GeWicht des Zuckers mit

steigender Temperatur wetter ab, erreicht aber bet jeder Einzel-Tempe- tatar auf's lqeue Gewiehtsconstanz. Andererseits fund der Verfasser beim Trocknen coneentrirter LSsungen r e i n e n Zuckers, dass, wenn bet

60 o ein unveriinderliches Gewieht erreieht war, dieses bet gesteigerter Temperatur sich nicht mehr ~nderte: sofern man nur unter 110 o blieb. Er zieht hieraus den Schluss, dass die beim Rohzucker beobachtete Gewichtsabnahme oberhalb 60 o auf Zersetzung der organischen ~Nicht- zuckerstoffe beruht und dass die Wasserbestimmung in demselben durch Troeknen bei 60 o unter Luftleere vorgenommen werden miisse. H. C o u r - t o n n e ~) hiilt es nicht ftir mSglich, dass die organischen Stoffe des Roh-

1) Bull. de l'assoc, des chim. de sucrerie de France 10, 223; dutch D i n g l e r ' s polyt. Joarn. 291,301,

2) School of mines quarterly 16, 129. Veto Verfasser ein~esandt. a) Zaitschrift d. Vereins f, d. Riibenzuckerindustrie d. deutschen Reichs

38, 60. a) Zeitschrift d.Vereins f. d. Riibenzuckerindustrie d. deutschen Reichs 38, 61.

706 Berleht: Specielle analytische Methoden.

zuckers, die im Verlaufe der Fabrikat ion wiederholt und langere Zeit

hindurch einer Temperatur yon 70 o ausgesetzt gewesen, nunmehr beim

Trocknen bei einer niedrigeren Temperatur zersetzt werden sollten. Er

ffihrt daher die yon L i e s s e beobachteten Gewichtsverluste bei hSheren

Temperaturen auf eine E n t w g s s e r u n g - - nicbt auf eine Zersetzung - -

des organischen ~Nichtzuckers zurfick und empfiehlt, die iibliche Trocken-

temperatur yon 110 o beizubehalten.

It. P e 11 e t 1) stellte die Resultate einer Umfrage bei den belgischen

Chemikern fiber ihre Erfahrungen bei der Wasserbestimmung zusammen

und ffigte die Mittheilung eigener Versuche hinzu, die sich hauptsach-

lich auf die geeignete Trockentemperatur und auf die Dauer des vSlligen

Austrocknens beziehen. Es ergibt sich, dass eine ZuckerzerstSrung bei

i 1 0 °, ja selbst bei 115 ° im Allgemeinen nicht eintri t t ; Ausnahmen

hiervon zeigen sehr feuchte, sowie neutrale und dem zu Folge leicht sauer

werdende, und endlich yon vornherein sauere Proben. Im ersten Falle kann

man sich durch ein Vortrocknen bei 80 bis 85 o bis zur Austreibung

des grSssten Theiles tier Feuchtigkeit helfen und dann die Austrocknung

bei hSherer Temperatur beenden; in den beiden letzten Fallen glaubt

der verfasser den Zusatz einer s e h r ge r i n g e n , gewogenen Menge

yon ~atriumcarbonat und gleicbzeitige Yermischung der Probe mit Sand

oder reiner Kieselsi~ure empfehlen zu kSnnen. Er l e i t e t aus den yon

ihm mitgetheilten Thatsachen folgende allgemeine Regeln ffir die Wasser-

bestimmung ab: Von der miiglichst gleichmiissig durchzumischenden ulld,

namentlich wenn das Korn gross ist, zu pulvernden e ) P r o b e werden

5 g in einem Kupfer- oder Porzellansch~lchen oder auf einem Uhrglase

bei 100 o im doppelwandigen Luftbade oder im Wassertrockenkasten

getrocknet. :Man wiegt zum ersten Male n a c h 3 Stunden und zur Con-

trole nocbmals nach einer weiteren Stunde.

F. S a c h s und A. G r u s e l i n 3 ) fanden, dass im Rohzucker erst

beim Erhitzen auf 150 o eine merkliche ZuckerzerstSrung eintritt, die

2) Bull. de l'assoc, belge des chim. 3, 78. ~) Von einem Pulvern oder Feinreiben der Rohzuckerproben ist man in

Deutschland abgekommen, seit C. S c h e i b 1 e r (Zeitschrift d. Vereins f. d. Rfibenzuckerindustrie d. deutschen Reichs 25, 673) auf die damit verbundene merkliche En~mischung hinwies, welche dadurch herbeigef~ihrt wird, dass relativ mehr yon dem syrupSsen Antheil der Probe an den Wanden der Reibsehale haften bleibt, als yon ihrem krystallinisch-kSrnigen. W . F . u . L . G .

8) Bull. de l'assoc, belge des chim. 4, 210.

1. Auf Lebensmittel, Gesundheitspflege, Handel etc. bez~gliehe. 707

durch einen Rtickgang der Polarisation nachgewiesen werden kann; sie nehmen aber andererseits an, dass oberhalb 100 ° bereits eine mit

Gewichtsverlust verbundene Zerst0rung organischen Nichtzuekers eintritt. Eln Nachproduct ergab ihnen, bei 105 o getrocknet, selbst naeh 15 Stunden noch keine Gewichtsconstanz, doch sind die Aenderungen innerhalb der letzten 5 Stunden nur sehr unbetriiehtlich.

E. D e l v i l l e 1) nimmt die Bestimmung im Wassertrockenkasten vor; er empfiehlt, die abgewogenen Proben in den kalten Trockenapparat einzustellen und denselben dann erst anzuheizen, sodass eine pl0tzliche Erw~rmung des Rohzuckers und hiermit gleichzeitig eine Fehlerquelle vermieden wird. In 11/2 bis 21/s Stunden soll alles Wasser ent- wichen sein.

Auch A. H e r z f e l d e) will eine direete Erw~rmung auf 100 ° ver- mieden sehen; er trocknet eine Stunde bei 8 0 - - 9 0 o vor. Anderenfalls tritt im feuchten Zueker Bildung you Invertzucker ein und dieser zer- setzt sieh dann derart, dass niemals eln constantes Gewicht erreicht wird. Hat man jedoch dig erw~thnte ¥orsichtsmaassregel befolgt~ so ist der gr0sste Theil des Wassers entfernt, weder Inversion, noch In- vertzuckerzersetzung kOnnen eintreten, und die endgiltige Trocknung kann unbeschadet bei 105 oder 110 o, ja sogar bei 120 o erfolgen.

Sauer reagirende 0der invertzuekerreiche Producte dtirfen niemals anders als im Yaeuum getroeknet werden.

J. W. G u n n in g 3) best~ttigt gleiehfalls, dass alle Schwierigkeiten beim Austrocknen des Rohzuckers vom organischen ~ichtzucker, be- ziehungsweise yon dessen Zersetzung, herrtihren. Er hat den Grad der ietzteren durch quantitative Bestimmung tier gebildeten Kohlensgure und der ebenfalls frei werdenden Amide verfolgt und stellt fest, dass die- selbe bei normalen R t iben -Rohzacke rn bei 108 ° so gering ist, dass man den nach ftinfstilndigem Trocknen bei dieser Temperatur erreichten Gewichtsverlust getrost als Wassergehalt ansehen kann. Anders jedoch

bei sauren oder yon vornherein invertzuckerhaltigen Proben. Die Zer- stOrung der Li~vulose beginnt bereits bei 95 o; sie besteht im Wesent- lichen aus einer Abspaltung yon Wasser. Der organisehe Niehtzueker

2) Bull. de l'assoc, belge des chim. 4:, 209 u. 214. 2) Ebendaselbst 4, 213. 8) Zeitsehrift d. Vereins f. d. Riibenzuekerindustrie d. deutschen Reichs 4~,

technischer Theil, 925. (Aus den Verhandhngen des internationalen Congresses f. angew. Chemie in Brtissel 1894).

708 Bericht: Speciel!e analytische l~Iethoden.

des Co lon ia l zucke r s zersetzt sich ebenfalls leicht; bei 108 o ja sogar

schon bei 100 o entstehen namhafte Mengen Kohlens~ure und Essigs~iure.

Die Wasserbestimmung in Co!onialproducten, die fiberdies meist noch

namhafte Mengen Invertzucker enthalten, durch Trocknen bei 108 o ist

demnach vSllig illusorisch; das Ziel ist nur durch Arbeiten im Vacuum

bei Temperaturen zu erreichen, die nnter 9 5 o bleiben.

A. S t i f t 1) hatte frtiher sogar bei alkalischen Rohzuekern bei

100 o eine Abspaltung yon Ammoniak und fltlchtigen Fetts~turen, sowie

Polarisationsrfickgang bis zu 1 ~ beobaehtet und t r i t t daher gleichfatls

ftlr mSglichste Anwendung des Vacuums,ein. E. O. v on L i p p m a n n

bezweifelt in seinem unteu citirten Referat der S t i f t ' s c h e n A r b e i t die

Allgemeingiltigkeit dieser Beobachtungen.

R. A l b e r t i und C. H e m p e l ~) trocknen unter gew6hnlichem

Druck bei 100 his 100,5 o; sie erinnern jedoch an die Beobachtung, die

S o x h l e t zur Construction seines Trockenschrankes ~) veranlasste, n~m-

lich daran, dass in den gewShnlichen Luftb~idern an verschiedenen

Stellen sehr differente Temperaturen herrschen. Fi i r Rohzucker komm~

dies besonders in Betracht, da; wie sich auch aus den vorstehend be-

sprochenen Arbeiten ergibt, geringe Temperaturiiberschreitungen das Re-

sultat ungiinstig beeinflussen kSnnen. Die Yerfasser haben die Alop~rate yon

S o x h l e t und yon S c h w a c k h S f e r benutzt und damit stets gute und

sichere Resultate erhalten; sie gelangten jedoeh schliesslich zu einer

neuen, noch besseren Construction i welche die Vortheile dieser beiden

Apparate vereinigt, niimtich SalzlSsung ais Heizfitissigkeit verwendet 4) un4

nur vorgew~rmte Luft eintreten liisst, durch Anbringung eines hohen

Schornsteins mit Lockflamme starke Ventilation besitzt und ~iele Proben

(his 25) auf einmal bei constanter Temperatur binnen 2 - - 3 Stundea

mit sicherem und gleich bleibendem Erfolge zu trocknen gestattet. 5)

Besondere Parallelversuche, die mit Hfilfe der L i e b i g 'schen Ente aus-

1) Woehenschrift d. Centr~lvereins f. Rtibenzuekerindustrie 80, 405; durch Chemiker-Zeitung 16, Repert. 244.

3) Deutsche Zuekerindustrie 17, 385: durch Chemiker-Zeitung 16, Repert. 106. 3) Vergl. diese Zeitschrif~ 81, 682. a) Vergl. dagegen diese Zeitschrift 33, 590. 5) Der Apparat wird yon S t e f a n B a u m a n n inWien unter der Bezeieh-

hung , S o x h 1 e ¢ - S c h w a c k h 5 f e r 'scher Trockenschrank" geliefert. , Ich habe friiher l~ngere Zeit mit demselben gearbeitet und kann seine Anwendung empfehlen. L .G .

1. Auf Lebensmittel, Gesundheitspflege, Handel etc. beziigllehe. 709

geffihrt wurden, zeigten, dass die Bestimmungen bei Anwendung voa

10g auf 0,1 o/6 genau sind, so dass die Methode den Anforderungen des

Handels vSllig gentigt.

Naeh B. D r e n c k m a n n 1) functionirt dieser Apparat gut ; im t~brigen

kann sich der Yerfasser jedoch dem Urtheil, das die gewShnlichen Luftbader geradezu far abgethan erklar t , nicht anschliessen. Sofern diese nut nieht allzu klein sind und sofern man alas Thermometer in ein Sch~tl-

chen mit Quecksilber tauchen lasst, das in der Nahe des Platzes steht, wo man die Troekenbestimmung ausftihrt, wird man nichts zu beftirchtea

haben. Die starke Lufteireulation der neueren Constructionen, die maa gewShnlich als einen Yortheil ansieht, halt der Verfasser fiir einel~ Fehler, weil die eindringende Luft nicht gentigend vorgewarmt wird uncI eine starke Abkiihlung in dem Troekenraume bewirkt. Die anzuwendende Substanzmenge bemisst er auf 5 g, allerhSehstens auf 10g, die Trock- nungszeit soll unter keinen Umst~nden weniger als 11/t bis 11/2 Stundea betragen.

A. H e r z f e l d e) ftihrte umfassende Yersuehsreihen aus, bei denea er meistens LSsungen yon bekanntem Wassergehalt verwendete, die neben Zucker in einzelnen Fallen noeh Chlornatrium, Natriumsulfat, Kaliumcarbonat und KaliumaCetat enthielten; aber auch Rohzueker, und zwar alkaliseher wie saurer, wurde verwendet. Die Troekentemperatur

v0n 100 ° erwies sich ftir Handelsanalysen als ungeeignet, d a so der riehtige Werth ftir den Wassergehalt beispielsweise erst nach

14 Stunden erreieht wurde. Bei der yore Verfasser befiirwortetea Temperatur yon 105 0 C. gentigte die meist iibliche Troekendauer y o n 4 Stunden nieht iiberall, sondern es waren h~tufig 6 Stunden nSthig; dieser Zeitraum dtirfte aber in allen praktisehen F~llen geniigen. Die

Anwendung yon Vacuumtrockenschranken : ist n ieh t allgemein erforder- lich, wohl aber empfehlen sich dieselben far alle F~lle deshalb, weil die Austrocknung in ktirzerer Zeit stattfindet als im Lufttroekenschrank. Unbedingt vorzuziehen ist der Yacuumtroekensehrank far Ftillmassen und Abl~ufe and fiir alle Producte, die stark sauer reagiren und viel Invertzucker enthalten. Die yore Yerfasser benutzten Apparate werden

I i ZeiCschrift d. Vereins f. d. tCiibenzuckerind,ush'ie d. deutschen Reichs 49, 612.

~) Zei~schrift d. Vereins f. d. Rfibenzuckerindus~rie d. deutschen Reichs 43, 130.

710 Bericht: Speeielle analytische Methoden.

durch si'edendes Toluol geheizt ~), so dass in ihrem Innern eine Temperatur

yon 105 o herrscht. Sobald das Vaccum hergestellt ist, wird die Leitung

zur Luftpumpe durch einen Hahn geschlosse m Es ist deshalb nSthig,

als kbsorptionsmittel ftir den entweichenden Wasserdampf, der sonst

b a l d den Apparat erfiillen wtirde, frisch gebrannten Kalk, den man

yon Zeit zu Zeit erneuert~ in einem passenden Gef~ss yon Eisenb]ech

in den Apparat einzustellen. Die Troekenschr~nke sind walzenfOrmig

and haben einen seitlichen ¥erschluss, der conisch eingepasst ist und

o h n e Einlage eines Gummiringes dicht h~lt. Zur Aufnahme der Sub-

stanz benutzt der Verfasser flache Nickelschalen yon 8 c m Durchmesser

and 2 c,~ HOhe.

In Anbe~racht der vorstehend auseinander gesetzten ¥erh.~ltnisse wird

es nicht Wunder nehmen, dass man wiederholt das ¥erlangen naeh einer

bestimmten, einheittichen Methode der Wasserbestimmung ausgesprochen

hat. e) Diesem Yerlangen Rechnung tragend, haben die b e l g i s e h e n

C h e m i k e r ~) folgende Resolution gefasst: ,)Die £ustroeknung des

Zuckers erfolgt un te r gew(ihnlichem Druek im Wassertrockenkasten his

zur Gewichtsconstanz. Statt dessen daft auch ein doppelwandiges Luft-

bad verwendet werden, das auf einer Temperatu r zu erhalten ist, die

der des Wassertroekenkastens entspricht,,~ Ein hierzu eingebrachter

Zusatzantrag yon J. de P u y d t ~) fund gleichfalls Zustimmung; der-

selbe besag L dass man sich, da praktisch eine absolute Gewiehtsconstanz

nicht zu erreichen sei, mit der nach 2 - - 3 Stunden erreichten begniigen

wolle. Die ~im Dienste der Osterreichisch-ungarischen Zuckerindustrie

stehenden 5ffentlichen Chemiker,, 5) beschlossen gleichfalls nur eine be-

~) Wie Herr Professor H e r z f e l d zum Zweck der Veri~ffentlichung an dieser Stelle uns freundliehst mittheilt, hat er es seither als einfacher, bequemer and in jeder Beziehung vortheilhafter befanden, die Troekensehr~inke mit destil- lirtem Wasser unter Druck zu heizen. Der Wasserraum ist zu diesem Zwecke durch ein Ventil geschlossen, das bei 110o abzublasen anfi~n~. Nachdem der Brenner einmal eingestellt ist, verdunstet nur ~usserst wenig Wasser; ein Nach- fiillen des verdunsteten kann jeder Zeit w~hrend des Be~riebes aus einem in geeigneter Weise angebraehteu Reservoir vorgenommen werden.

3) Zum Beispiel F. Sachs . Bull. de l'assoe, belge des chim. 4:, 102 und Zeitschrift d. Vereins f. d. Rfibenzuckerindustrie d. deutschen Reichs 4:2, 609. - - E. O. yon L i p p m a n n . Chemiker-Zeitung 16, Repert. 366.

3) Bull. de l'assoc belge des ehim. 4, 214. 4) Ebendaselbst. 5) Chemiker-Zeitung 20, 535

1. Auf Lebensmittel, Gesundheitspflege~ Handel etc. bezi~gliche. 7 l l

stimmte Zeit lang zu trocknen, und zwar im allgemeinen 10 bis 15 .q

Rohzucker 2 Stunden, Zucker yon nahezu 4 °/o Wasser jedoch ~ Stuuden

lang. Die betheiligten d e u t s c h e n t t a n d e l s c h e m i k e r und

industriellen Kreise dagegen haben folgenden Beschluss als verbindlich

anerkannt: ~>Die Wasserbestimmung soll nur bei einer Temperatur yon

1 0 5 - - 1 1 0 o C. ausgef~ihrt, und sollen dazu nut Trockenschr~nke ver-

wendet werden, welche durch ihre Construction die Garantie daftir

bieten, dass in ihnen wirklich die yon dem Thermometer angezeigte

Temperatur herrscht.,< 1)

F f i r d i e W a s s e r b e s t i m m u n g i n F f i l l m a s s e n u n d S y r u p e n

gelten dieselben allgemeinen Regeln wie f~ir diejenige im Rohzucker;

man mischt in diesem Fal le jedoch yon Alters her die auszutrocknende

Masse meist mit ihrem mehrfachen Gewicht Sand. H. P e l l e t 2) ver-

wendet a u f ' 2 g Substanz etwa 1,5 g ausgewasehene und gegl~ihte reine

Kiesels~ure oder etwa 10 g gegl~lhten Sand und erreieht im Wasser-

trockenkasten nach 6 Stunden Gewichtsconstanz.3). - - A. J o s s e t) -¢er-

d~innt 2 g der Substanz mit 6 - - 8 c c Wasser und ~ibertr~gt die erhaltene

Mare LSsung in geeigneter Weise, ~hnlich wie beim A d a m s'schen ¥er -

fahren der Milchfettbestimmung~), auf eine Papierspirale, die aus einem

Streifen Fi l t r i rpapier yon 3 ~ L~nge und 1 - - 2 c m Breite hergestellt

ist. Die getr~nkte Spirale wird 1 bis 2 Stunden bei 1 0 0 - - 1 1 0 o ge-

trocknet. - - F r . H e r l e s 6) beh~it den Sandzusatz bei , f~gt aber

ausserdem chemisch reiuen Methylalkohol hinzu, wodurch eine voll-

st~ndigere Austreibung des Wassers erreieht werden soll. Er mischt

4 - - 5 g Substanz in einem flachen Sch~Ichen mit 2 5 - - 3 0 g Sand und

10 e c Methylalkohol nach kurzem Anw~rmen gut durch und trocknet

1 Stunde bei 8 0 - - 9 0 o. Dann steigert man die Temperatur allm~hlich

auf 105 o und erh~lt hierbei 2 - - 3 Stunden, worauf man die erste, und

1) Zeitsehrift d. Vereins f. d. Rfibenzuekerindustrie d. deutsehen Reichs 42, 856.

~) Bull. de l'assoc, belg+ des ehim. 8, 101. 3) Das kann ieh f~ir Ffillmassen I. Productes best~tigen; bei Naehproduct-

Ffillmassen oder Melassen brauch~e ich jedoeh meist 24 Stunden. L .G . 4) Bull. de l'assoc, des chim. de suererie de France 10, 656; dureh Bull.

de l'assoe, belge des chim. 7, 127. 5) Vergl diese Zeitschrift 27, 85. 6) Oesterr.-Ungar. Zeitschrift f. Zuckerindustrie und Landwirthschaft 21,

764; durch D i n g l e r ' s polytechn. Journ. 291, 301. F r e s e n i u s , Zeitschrif~ f. analyt. Chemie. XXXV. Jahrgang. 47

712 Bericht : Specielle analytlsche lgethoden.

nach einer weiteren halben bis ganzen Stunde die zweite W~tgung vor-

nehmen soll. Die Bestimmung der S a e c h a r o s e in Rohzuckerprodueten erfolgt

aussehliesslich durch Polarisation der LSsung nach vorausgegangener

K l ~ t r u n g . Letztere hat nicht nur den Zweek der Aufhellung~ sondern

gleichzeitig den der mSglichsten Ausf~tllung der optiseh activen Nieht-

zuckerstoffe. P. D e g e n e r 1) hat hierftir die Anwendung eines Zusatzes

yon 3 Raumtheilen Alkohol ~) empfohlen; die Polarisation wird dann aber

in wesentlieh verdiinnterer L5sung vorgenommen, was sich in Folge der

schwereren LSslichkeit des Zuckers in alkoholischen Fltissigkeiten nieht

vermeiden l~tsst. Naeh R. S i c k e l ~) mtissen bei diesem Verfahreu

alkalisch reagirende LSsungen mit etwas Essigs~ure anges~tuert werden,

da sonst un]Ssliche Zucker-Alkali-Verbindungen ausfallen. Eine Reihe

vergleichender Zuckerbestimmungen mit und ohne Anwendung des Alko-

hols ft~hrte J. d - r z e s i n s k i 4 ) aus. Ueber die Anwendung der Knochen-

kohle zum Kl~tren der ZuckerlSsung hat G. M a r t i n a 5) Yersuche au-

gestellt, deren Hauptergebniss in directem Widerspruche zu den Resul-

taten yon E. B a u e r 6) steht. Naeh ihm kann n~tmlieh ffir jede Knochen-

kohle ein constantes AbsorptionsvermSgen angenommen werden, welches

sich dann vtillig unabh~ingig yore Zuekergehalt der zu kl~trenden Fl~tssig-

keit geltend macht.

Das in der Praxis einzig und Mlein augewendete Kl~rmittel ist,

ausgenommen bei der Inversionsmethode, noch immer der Bleiessig. Doch

setzt man ausser ihm meist noch ein zweites Reagens hinzu, um die LSsung

Mar filtrirbar zu machen. Hierzu bedient man sich an Stelle yon Thon-

erdebrei oder Alaun theilweise noeh immer des Tannins, vor dessert Anwen-

dung jedoch unter Aaderen A. S t i l t und E. P e t z i v a l 7) warnen~ well es

5) Zeitschrift~ d. Vereins f. d. Riibenzuckerindustrie el. deutschen Reichs 36, 553.

2) Das optische Drehungsvermt~gen des Rohrzuckers wird dutch die Gegen- wart~ des Alkohols nich~ geandert, wie namenflich R. S i c k el zeig~e.

s) Zei~schrift d. Vereins f. d. Riibenzuckerindustrie d. deu~schen Reichs 36, 551.

4) !~rezgland techniczny 24:, 80; durch Zeitschrift d. Vereins i d. Riiben- zuekerindustrie d. deutschen Reichs 37, 1027.

5) Le stazione sperimentali agrarie italiane Iffovember 1891; durch Bull. de l'assoc, belge des chim. 5, 339.

6) Vergl. diese Zeitsehrif% 31, 711. 7) Oesterr.-Ungar. Ze[tschrif% f. Zuckerindustrie und Landwirthschaft 2~:,

480. Von den ¥erfassern eingesandt.

1. Auf Lebensmittel, Gesundheitspflege, Handel etc. beziigliche. 713

h~ufig sehr schwer ist, sich sin optisch unwirksames Pr~tparat zu ver-

schaffen. Ihre Bemiihungen~ sine Methods zur einfachen and sieheren Reinigung des optisc!l aetiven Tannins aufzufinden, blieben erfolglos. Sis selbst gabon b e i d e r Kl~rung neben Bleiessig einen Zusatz yon Alann; doch theilen sis sine none Reihe yon Versuehen mit, in denen das yon H e r l e s 1) bei der Inversionsmethode angewendete basische Bleinitrat sich als Kl~trmittel auch bei der Ausfiihrung der gewOhnlichen Polari-

sation gut bew~hrt hat. J. D. M o o r 2) untersuchte die GrSsse des Fehlers, der durch die

N i c h t b e r t i c k s i c h t i g u n g d e s V o l u m e n d e s B l e i e s s i g n i e d e r - s c h l a g e s b e i d e r Polarisation bedingt wird. Er fand, dass derselbe bei Colonial-Ftillmassen and-I%chproducten etwa 1 ~b der vorhandenen Zuckermenge betr~gt. Eine Correctur dieser Fehlerquelle, die iibrigens auch andererseits schon wiederholt bestimmt wards, ist nicht tiblieh.--- Andere F e h l e r q u e l l e n b e i d e r P o l a r i s a t i o n , insbesondere die dureh die Beschaffenheit der Beobach~ungsr5hren und der zu ihrem Yer- schluss dienenden Deckgl~schen veranlassten, behandeln J o s e f and J a n F r i c 3). Nach ihnen muss die L~nge der RShre auf 0,1ram genau sein; ein mangelnder Parallelismus der Endfl~chen derselben kommt praktisch nicht in Betracht, wohl abel" schliesst sine keilfSrmige Gestalt der Deekgliischen sine wichtige Fehlerquelle ein. 4) Die maximale Ab- weiehung bei Benutzung zweier Gl~ser der schleehtesten Sorts, die im Handel vorkommt, betri~gt ± 0,4 o V e n t z k e . Die schiidliche Wirkung eines Druckes auf die Deckgl~ser soll nach den ¥erfassern moist iiber-

sch~tzt werden, indem nach ihren Beobachtungen selbst bei grOsstmSg- lichster Pressung erst sine Polarisation yon 0,05 his 0,1 o V e n t z k e auftritt. 5)

Nach Beobachtungen yon B. D r e n c k m a n n s) und yon J. B a u - m a n n 7) ist die moist aus Elfenbein bestehende S c a l a d e r P o l a r i -

1) Vergl. diese ZeiCschrift 30, 88; 31, 710; 33, 234; ferner dieses Heft, S. 720.

~) Louisiana Planter 20, 409; durch Zeitsehrift d. Vereins f. d. Rfiben- zuckerindustrie d. deutschen Reichs 44, technischer Theil S. 771.

3) Zeitschrift d. Vereins f. d. Rtibenzuckerindustrie d. deuischen Reichs 41, 217.

4) Vergl. dieso Zeitsehrif~ 33, 351. 5) Das dfirfte wohl nieht fiil" a l le G]assorten gelten! W . F . u . L . G . 6) Zeitschrift d.Vereins f. d. Rfibenzuckel'industrie d. deutschen Reiehs 41,508. 7) Ebendaselbst ~:1, 511.

47*

714 Berieht: Specielle analytische Methoden.

s a t i o n s i n s t r u m e n t e nach S o l e i l - V e n t z k e ' s System wegen der hygroskopischen Eigenschaften dieses Materials durchaus nicht unver- ~nderlich. Es werden deshalb seitdem Apparate in den Handel gebracht, deren Scalen aus ~ickelin - - einer neusilber~hnlichen Legirung - - bestehen; dieselben sollen sich gut bew~hren.

H. L a n d o 1 t 1) empfiehlt als Lichtquelle f~ir Polarisationsapparate das Z i r k o n 1 i c h t , das man sich unter Benutzung comprimirten Sauer- stoffs leicht herstellen kann. Leitet man das Liehtb~indel, wie es aus der Lampe kommt, durch einen planparallelen Trog mit Alaunl0sung hindurch~ so erh~lt man kaltes Licht, das sowohl auf die Ausdehnung der Scala, wie auf den optischen Theil des Apparates nieht mehr nach- theilig wirkt.

Zur U m r e e h n u n g y o n S a c c h a r i m e t e r g r a d e n a u f K r e i s - g r a d e kann bekanntlich nicht der theoretiseh aus der Rotationseonstante des Rohrzuckers abgeleitet¢ Werth dienen, es muss vielmehr der betreffende Factor ft~r jede Substanz experimentetl ermittelt werden wegen der Dis- persionsdifferenz zwischen den Quarzkeilen des Saecharimeters einerseits und der Polarisationsfliissigkeit andererseits. Derartige Messungen haben bisher nur L a n d o l t and R a t h g e n ~) dutch Polarisation derselben L0sung in verschiedenen Instrumenten vorgenommen. Es ist nicht mSg- lieh zu beurtheilen, welehen Einfluss hierbei die un•ermeidliehen Con- struetionsfehler der einzelnen Apioarate auf die Resultate ausgeiibt haben. E. R i m b a c h 8) hat deshalb einschlrtgige Yersuche mit einem Instru- ment angestellt, das die Einriehtung eines Saeeharimeters mit der eines Polaristrobometers vereinigte, indem es neben einer einfachen Quarzkeil- compensation mit Y e n t z k e ' s c h e r Zuekerscala auch einen L i p p i c h - ' schen Polarisator besass. Je nachdem man den Kreis oder die Quarz- keilcompensation auf den betreffenden ~ullpunkt einstellte and fest- klemmte, konnte man den Apparat als Polaristrobometer oder als Sac- charimeter verwenden, und es ist ersiehtlich~ class der Einfluss etwaiger Constructionsfehler der optischen Theile des Apparates bei dieser Anord- nung fast ganz in Wegfall kommt. Als Liehtquelle ffir die Kreistheilung benutzte der Yerfasser iNatriumlicht, ffir die Saecharimetertheilung gewShn- liche Gas- and Petroleumbrenner, die abrigens stets gleiehes Resultat lie-

1) Zeitschrift d. Vereins f. d. Rtibenzucker-Industrie d. deutsehen Reichs 41~:512

9) Vergl. diese Zeitschrift 28, 206. 3) Bet. d deutsch, chem. Gesellsch. zu Berlin 27, 2282.

1. Auf Lebensmittel, Gesundheitspitege, Handel etc. beziigliehe. 715

ferten, und A u e r 'sches Gasg]tihlieht, letzteres mii und ohne Hinzufiigung

eines mit ges~ttigter Ka]iumbichromatlSsung geftillteu Absorptionstroges

yon 1,5 cm Lumen. Die Temperatur der ROhren wurde bis auf 0,1 o C.

constant erhMten. Die Saccharimeterablesungen mit gewShnlichem Gas-

licht und durch ChromatYorlage gereinigtem A u e r - Licht weichen kaum

yon einander ab; unterl~tsst man jedoch die Reinigung mit Kalium-

bichromat, so ergeben sich in Folge Beimengung anderer Strahlengat-

tungen Differenzen. Wir theilen aus des Yerfassers Beobachtungen

folgende Werthe mit :

Rohrzucker in Wasser . z

Con- lO V e n t z k e ~- Kreisgrade

cenlration bei c (g in 100 cc) Na~riumlieht

5 10 15 20 25

Durehschnitt

0,3423 0,3438 0,3451 0,3443 0,3442 0,34394

10 0,3474 Glukose in Wasser . 15 0,3437

25 0,3421

S~ntonin in Chloroform 2,6 0,3458

Camphor in Alkohol 30 0,3446

P e 11 e t ' s eontinuirliehes Polarisationsrohr 1) ist aueh yon O. C a s t e e 1 s e)

warm empfohlen worden.

J. S ey f l u r t ~) hat Zusammenstellungen tiber die FehlergrOsse tier

Bestimmung yon Polarisation, Sulfatasche und Wasser in Erstprodueten

gegeben. Danach bleibt die Abweichung der Polarisation meist unter

0,2 ~ Zucker und iibersteigt nur selten 0,3 ~ . Die Sulfutasche gibt

1) Yergl. diese Zeitsehrif~ 83, 233. 2) Bull. de l'assoe, belge des chim. 6, 263. 8) Zei~schrift d. Vereins f. d. Riibenzuckerindustrie d. deutschen Reichs

43, 899 und T~fel 17.

716 Berich~: Specielle analytische Methoden.

meist Uebereinstimmung auf 0,02 bis 0,04 off, der Unterschied ~iber- steigt kaum 0,06 off. Die Wasserbestimmung zeigt in vielen F/~llen absolute Uebereinstimmung, bei Zuekern der Rendementsclasse 92 kommen Differenzen yon mehr als 0,1 ~ kauln vor, bei solchen yon 88er Rendement findet man zuweilen noch Differenzen yon 0,2 %, h6here ebenfalls nur sehr selten. Aehnliehe Mittheilungen machte E. 0. v o n L i p p m a n n 1), auch er best~tigte vor Allem die gute Ueber- einstimmung der Wasserbestimmungen.

In bestimmten F~llen ft~hrt man in den Fabriken und Handels- laboratorien die Zuckerbestimmung nieht dureh directe Po]arisation, sondern nach der I n v e r s i o n s m e t h o d e aus. Iqament!ieh untersueht man Melassen sehr h~ufig naeh dem C l e r g e t ' s e h e n Verfahren~), w~hrend man die Ergebnisse der Analyse solcher Produete, die eines Gehaltes an Raffinose verd~ehtig sind, naeh der Raffinoseformel3) zu berechnen pflegt. Auf eine Fehlerque]le bei der C1 e rg e t 'schen Methode, die sich bei der Untersuehung sehr invertzuekerreieher Proben zeigen kann, haben E. J u n g f l e i s c h und L. C x r i m b e r t 4) hingewiesen. Da

bekanntlich das optische DrehungsvermSgen des Invertzuckers durch die Gegenwart yon Sauren nicht unerheblieh beeinflusst wird, so muss sich der Einfluss des vorhandenen Invertzuckers bei der directen Polarisation mit einem etwas anderen Betrage geltend "maehen als bei der Inversions- polarisation. Der hierdurch bedingte Fehler betr~gt bei einem Gemenge gleicher Theile Rohrzucker und Invertzueker 1,80 % yore Gewieht des ersteren, bei 1 Theil Rohrzucker auf 3 Theile Invertzueker 5,60 off; in beiden F~llen findet man die Summe beider Zuekerarten um 2,95 tier ganzen Menge zu niedrig. Als ein Mittel, diese Fehlerquelle zu beseitigen, stellt sieh theoretisch der Ersatz der Minerals~uren durch schwache organische Sauren dar; es gelang jedoch den Verfassern nieht, mit deren Halle eine vollst/~ndige Inversion zu bewirken.

t 5) Die Constante 132,66, beziehungsweise 142,66 - - ~ ~ der C le rge t -

Formel gilt nut bei Anwendung des halbert saceharimetrischen Normal-

1) Zeitschrift d. Vereins f. d. Rfibenzucker-Industrie d. deutschen Reichs 43, 638.

2) Vergl. diese Zeitschrif~ 30, 82. ~) Vergl. diese Zeitschrift 83, 256.

~ 4 ) Comptes rendus 109, 867. 5) Vergl. diese Zeitschrift 80, 84.

l. Auf Lebensmittel, Gesundheitspflege, H~ndel etc. beztigliche. 717

gewichtes Zucker; far andere Concentrationen als diese kann man nach

A. H e r z f e 1 d i) die Formel

P - - J Z ~ X 100

i t 141,84 -~- 20 2

benutzen. Hierin bedeuten Z den gesuchten Rohrzuckergehalt, P und J

die auf das ganze b{ormalgewicht umgerechnete Rechts-, beziehungsweise

Links-Drehung, i die am V e n t z k e - P o l a r i m e t e r abgelesenen Grade der

invertirten L0sung und t die Temperatur. Die mit Htilfe dieser Formel

ermittelten Werthe stimmen sehr nahe mit denen einer frt~her e) mit-

getheilten Tabelle {iberein, weichen jedoch yon den yon W o h l ~) ermit-

telten ab, welche nach dem Verfasser mit Beobachtungsfehlern be-

halter sind.

Die C 1 e r g e t 'sche Methode in ihrer allgemeinsten Form bearbeitete

R. H a m m e r s c h m i d t 4), indem er mit ttiilfe der Gesetze der chemischen

Kinetik festzustellen suchte, in welcher Abhingigkei t die bei einer voll-

s t indigen Inversion in Betracht kommenden vier Faetoren:

1. Gehalt der LSsung an Zucker,

2. Gehalt der LOsung an Siure,

3. Temperatur der .Inversionsfltissigkeit,

4. Zeitdauer der Reaction

yon einander stehen, derart , dass aus drei dieser Factoren der vierte

berechnet werden kann. Wir verzichten darauf, die Resultate dieser

Untersuchungen an dieser Stelle in der strengen theoretischen Form

wiederzugeben, in die sie yore Verfasser eingekleidet werden, da dieses

ohne Anwendung der Htilfsmittel der hSheren Analysis unmSglich w~re;

wir theilen jedoch die ftir die analytische Praxis wichtigsten Ergebnisse

im Auszuge mit. Die folgende Tabelle gibt zun~chst die Zeitdauer

in Minuten an, welche bei verschiedenen Temperaturen zur vollstindigen

Inversion yon L0sungen erforder]ich is t , die in 100 cc je 13,024 g

Zucker und die angegebenen Mengen concentrirter Salzsiiure enthalten.

l) Zeitschrift d. Vereins f. d. Rttbenzuckerinclustrie d. deutschen Reichs 40, 205.

3) Vergl. diese Zeitschrift 32, A. V. u. E. 16.

~) Vergl. diese Zeitschrift 30, 85. a) Zeitschrift d. Vereins f. d. Riibenzuckerindustrie d. deutschen Reichs

40, 465.

7i8 Bericht: Specielle analytische Methoden.

Tern- Z e i t d a u e r i n M i n u t e n peratur

o C. 5 cc 8iiure 10cc Saure 15 cc S~ure 20cc S~ure

0 10 20 30 40 50 60 70 80 9O

100

62740 13540 2853

697,2 179,8 50,5 15,3 5,1 1,8 0,69 0,29

27480 5663 1250 310,6

78,7 22,1

5,3 2,2 0,78 0,30 0,10

13250 2730

602,4 149,4 38,0 10,6 3,2 1,1 0,30 0,14 0,06

7046 1486 327,8

81,4 20,7

5,8 1,8 0,6 0,21 0,08 0,03

Die n~tchste Tabelle gibt die Mittelwerthe der unter verschiedenen

Bedingungen erhal tenen Polarisationen der invert i r ten LSsungen.

100 cc LSsung ent- halien

g CC

Zuc~er J S~ure i

1 3 , 0 2 4 5 26,048 5 13,024 10 13,024 13,024 13,024 19,536 19,536 26,048 26,048 26,048 13,024 26,048 13,024 26,048 13,024 26,048

Zeitdauer der

Inversion in

Minuten

4O 35 !0 15

24 Stunden 20 15 20

24 Stnnden 15 20

24 8funden 24 Stunden

10 10 60 60

Inver- sionstem- peratur

in Graden Ce ls ius

50 50 50 50 20 50 50 5O 20 50 50 20 20 50

305_035

30

Polarisation bei 20 o C.

Grade V e n ~ z k e

- - 16,50 - - 3 4 , 0 0

- - 16,92 - - 17,07 - - 17,03 - - 17,05 --25,96 - - 25,92 - - 35,05 - - 35,03 - - 35,03 - - 17,55 --35,65 - - 17,60 - - 35,95 - - 18,02 - - 36,81

1. huf Lebensmittet, Gesundheitspfiege, Handel etc. beziigliehe. 719

Der nach der H e r z f e l d - D a m m i i l l e r ' s e h e n Vorschrift l) dutch 5 cc concentrirte Salzsliure bei 6 7 - - 7 0 o invertirte Zueker zeigt ftir das halbe Normalgewicht die Abtenkung - - 16,33 o Y e n t z k e , die um 0,17 niedriger ist als die yore Verfasser bei 50 o erhaltene. Es ist dies dadurch zu erkli~ren, dass bei der hSheren Temperatur bereits eine Zersetzung stattfindet, denn die Zeitdauer der Inversion ist ausreichend, wie die erste der wiedergegebenen Tabellen best~ttigt. Es erseheint daher empfehlenswerth, die Ausfiihrung der Inversion bei niedrigerer Tempe- ratur als 70 o vorzunehmen und die Zeitdauer nach der mitgetheilten Tabelle zu bemessen. Ftir die Constante der Linksdrehung ergeben sich bei Anwendung verschiedener Mengen Salzsiiure folgende Werthe bei 20 o C. Beobachtungstemperatur.

N S'~uremenge in 100 cc II 5 cc

Ganzes Normalgewicht I1 - - 34,00

Halbes Normalgewicht II - - 33,00

10 cc

- - 35,04

- - 34,12

15 cc

- - 35,95

- - 35,15

20 cc

- - 36,80

- - 36,03

Unter denselben Bedingungen, unter denen eine vollstiindige In- version der Saccharose erhalten wird, scheint auch die erste hydrolytisehe Spaltung der Raffinose beendigt zu sein.

Derselbe ¥erfasser 2) hat Betrachtungen dartiber angestellt, welchea Einfluss der Mineralstoffgehalt der ~Selasse auf das Resultat der Zucker- bestimmung nach C 1 e r g e t austibt. Er findet, dass dieser Einfluss vSllig vernachllissigt werden kann, well er sich in der Regel ziemlich genau compensiren wird mit einem anderen Fehler, der dadurch entsteht, dass man bei der iiblichen Abw~tgung eines halben Normalgewichtes Melasse fiir die Analyse eine L(isung erh~tlt, die nur etwa 1/t Normalgewicht Zucker in 100 cc enth~tlt 3), also eine falsehe Concentration besitzt.

Die Kliirung der invertirten ZuckerlOsungen behufs Polarisation darf bekanntlich nicht mit Bleiessig eriblgen 4) ; eben so wenig kann man

1) Vergl. diese Zeitschrift 28, A. V. u. E. 8; 29, 621; 30, 84, 32, A, V. u. E. 9.

2) Zeitschl'ift d. Vereins f. d. Rfibenzuckerindustrie d. deutsehen Reichs 41, 165.

3) Der mittlere Zuckergehalt der Melasse betr~gt. 48--50 %. ~) Vergl. diese Zeitschrift 22, 584.

720 Bericht: Specielle analytische ~Jethoden.

die Fltlssigkciten v o r der Inversion mit Bleiessig kl~tren, well sonst das

iibersehtissige Kl~rmittel einen Theil der zugesetzten Salzs~ure binden

wfirde und das daftir in Fre ihei t gesetzte Aequivalent Essigsiiure zur

vollst~tndigen Inversion nieht au~reictieud wiire. Man benutzt deshalb

meis t mit S~ure gewasehene Knoehenkohle. An Stelle derselben ver-

~vendet F r . H e r l e s ~) basisches Bleini t ra t , das in der Liisung selbst

gefallt wird, und zwar vor dem Z u s a t z der Salzs~ture, beziehungsweise

vor der Inversion. In einer weiteren Mit thei lung hat derselbe Verfasser ~)

sein ¥er fahren auf's ~eue empfohlen und die Ausftihrung desselben

n~her erlautert. Man braucht hierbei eine AuflSsung yon 1 kg Bleini t rat

i n 1,8 bis 2 1 Wasser ; /erner ~Normal-Natronlauge. Man bestimmt das

specifische Gewieht der B!eilSsung und finder dann , wenn man you

d e m ft~nffaehen Betrage desselben die Zahl 5,7 abzieht, mit hinreichender

Genauigkei t die Anzahl Cubikcentimeter ~ormalnatronla, lge, welche zur

F~l lung yon 1 cc BleilSsung nSthig ist. Zur Kl~trung yon 26,048 g der

verschiedenen zuckerhalt igen Rohmaterial ien und Producte empfiehlt der

Yerfasser folgende Mengen Bleil6sung:

Fi i r Rtibensaft . . . . . . . . 1~5--2 cc

~, Rtibenbrei . . . . . . . . 4 <~

<, Brei yon ausgelaugten Schni tze ln . 3 ~

<, Diffusionssaft . . . . . . . 1 - - 1 , 5 ,<

<~ Dannsaft . . . . . . . . 1 <<

,< Dicksaft . . . . . . . . 1~5--2 (~

~< Ftillmasse I. Product . . . . 3 , 5 - - 4 ~<

Rohzucker L Product . . . . 1 , 5 - - 2

<< hTaehproduct . . . . . . 2 , 5 - - 3 <<

~Nachproduet-Ftillmasse . . . . 1 0 - - 15 ,<

Melasse . . . . . . . . . 1 2 - - 1 5 ,~

~< Osmosewasser . . . . . . . 1 , 5 - - 2 ~

~ eingedicktes Osmosewasser . 1 5 - - 1 8 ~,

Nach Zusatz des Bleinitrats wird die in der obigen Weise ermit-

te l te~entspreehende Menge Natronlauge hinzugeftigt~ worauf man zur

_Marke aufftillt und ttichtig umsehtittelt. E in tropfenweiser Zusatz der

1) Vergl. diese Zeitschrift 30, 88; 31, 710 und 33, 234.

~) Zeitschrift d. Vereins f. d. Rfibenzuckerindustrie d . deutschen Reichs 40, 985.

1. Auf Lebensmittel, Gesundheitsloflege, Handel etc. bezilgliche. 721

Lauge, wie ihn H e r z f e l d 1) empfiehlt, ist nach dem Verfasser nieht nothwendig.

Bei der Untersuehung yon Rohzuckerprodueten, Ffillmassen und l~elassen nach der Inversionsmethode ist wiederholt beobachtet worden, dass nieht immer, wenn die Berechnung der Resultate nach der Raffinose- formel einen Gehalt an Raffinose ergab, diese Zuckerart auch wirklich zugegen war. Derartige Beobachtungen machten beispielsweise A. A u l a r d 2) nnd Era. D e l t o u r 3 ) ~ vor Allem aber zeigte A. H e r z f e l d ~ ) , dass sieh bei Eintritt der sogenannten Schaumg~hrung you Nachproduet-Fallmassen Substanzen bilden, die im gedachten Sinne auf die Berechnung der Analysenresultate einwirken. Man erkennt gegebenenfalls an einem negativen Befunde der Sch]eims~uremethode 5), sowie durch einen Ver- gleich des Ergebnisses der gewichtsanalytischen Gesammtzuckerbestim- mung 6) mit der polarimetrischen Zuckerbestimmung, dass es sich hier nicht um wirkliche Raffinose handelt. Bei letzterem Vergleich hat man zu ber~cksichtigen, dass Raffinose in invertirtem Zustande nur ungefahr 2/3 des ReductionsvermSgens invertirten Rohrzuekers besitzt. 7) Die betreffenden Substanzen, die wahrscheinlich Producte der Einwirkung yon zur vSlligen ZerstSrung unzureichenden Kalkmengen auf Invertzucker sind, reduciren F e h l i n g ' s e h e LSsung, nieht aber S o l d a i n i ' s c h e und kSnnen aueh hierdurch erkannt werden. Sie sind jedenfalls identisch mit den friiher als >>Bodenbender~sche Substanz<< s) bezeichneten

reducirenden KSrpern. Auch gewisse optisch active, unverg~hrbare Bestandtheile der Melasse, deren anf~ngliche Linksdrehung bei der Inversion vermindert wird oder sogar in Rechtsdrehung ~bergeht, beein- flussen nach H e r z f e l d 9) die Richtigkeit des Resultates bei den In-

1) Vergl. diese Zeitschrift 30, 88. 2) Bull. de l'assoc, beige de chim. 6, 32. 6) Ebendaselbst 7, 179. 4) Zeitschrift d. Vereins f. d. Riibenzuckerindustri6 d. deutchen l%iches 40 ,

263 und 42, 162. 5) Vergl. dies6 Zeitschrif~ 33, 257. 6) Verg]. diese Zeitschrift 32, A. V. u. E. 9. 7) Vergl. diese Zeitschrift 33. 260. 8) Vergl. diese Zeitschrift 26, 253. 9) Zeitschrift d. Vereins f. d. R~ibenzuckerindustrie d. deutschen Reiches

42, 166.

722 Bericht: Specielle analytische Methoden.

versionsmethoden. - - Derartige Verh~ltnisse lassen es doppelt bedauerlich erscheinen, dass noch immer kein praktisch brauchbares Verfahren zum q u a l i t a t i v e n Nachweis der Raffinose aufgefunden werden konnte. Wenn man frt~her gemeint hat, die spitze Krystallform eines Rohzuckers sei ein Charakteristieum fiir Raffinosegehalt, so hat sich das in dieser Allgemeinheit durchaus nicht als richtig erwiesen. Eben so wenig ist es gerechtfertigt, jede Probe, die einer ~elasse-Entzuckerungs-Anstalt ent- stammt, als raffinoseverd~chtig anzusehen, zumal die Raffinose als primgrer Bestandtheil der Rtibe ziemlich sicher naehgewiesen ist und dem zu Folge auch in Producten auftritt, die yon reiner Rtibenarbeit her- stammen. 1)

Die Existenz der soeben erwghnten redueirenden KSrper im Roh- zucker, die nur auf F e h 1 i n g'sche L5sung, nicht aber auf S o 1 d a i n i'sche

einwirken e), hat dazu geft~hrt, letzteres Reagens, das bisher wesentlich nur zu qualitativen Pr~ifungen diente a), auch zu quantitativen Bestim- mungen anzuwenden, um Invertzucker neben jenen redueirenden KSrpern

bestimmen zu kSnnen. Die ersten Versuehe in dieser Richtung theilte E. P r e u s s 4 ) mit; er benutzte eine LSsung, die nach tier zweiten Methode yon S c h e l l e r 5) bereitet war, und liess zu 150 cc des siedenden Reagens die invertzuckerhaltige Fltissigkeit 6) aus einer Pipette hinzulaufen, worauf noch weitere 10 hIinuten gekocht wurde. Die diesen Arbeits- bedingungen entsprechende empirisehe Tabelle geben wir hier im Aus- zug wieder.

1) Vergl. hierzu E. O. v on Lip p m ann, Zeit~schrift d. Vereins f. d. Rtiben- zuckerindustrie des deutschen Reichs 86, 131; 88, 1232; 39, 647 uncl 41, 520. - - A. H e r z f e l d , ebendaselbst 39, 651.--A. A u l a r d , Bull. de l'assoc, belge des chim. 5, 81.

~) Vergl. auch diese Zei~schrift ~9, 610. a) Vergl. diese Zei~schrift 30, 72. 4) Zeitschrift d. Vereins f. d. iqiibenzuckerindusi~rie d. deutschen Reichs

4 0 , 18. 5) YergL diese Zdtschrift 30, 75. 6) Ueber die GrSsse des Volumens, welches die zur Analyse ~ngewendete

invertzuckerhaltige Flfissigkeit einnehmen sell, werden "keine bestimmten An- gaben gemacht.

1. Auf Lebensmittel, Gesundheitsl)ilege, Handel etc. beziigliche. 723

mg mg mg mg

Invertzucker Kupfer Invertzucker Kupfer

5 18,8 45 142,4 10 34,9 50 157,0 15 50,9 55 171,3 20 66,6 60 185,5 25 82,2 65 200~4 30 97,6 70 213,1 35 112,7 75 226,6 40 127~8 80 240,0

Die Filtration des Kupferoxyduls darf nicht zu langsam geschehen, aueh ist eine Verdi~nnung mit Wasser z u vermeiden, damit sich nicht

naehtr~glich noch Kupferoxydhydrat oder Kupferoxydul ausseheidet.

A. H e r z f e l d 1) benutzt eine etwas kupfer~trmere S o l d a i n i ' s e h e LSsung als P r e u s s and begntigt sich mit einer Kochdauer yon 5 Minuten. Das Reagens wird bereitet indem man 297 g Kaliumbicarbonat in 3/4 l Wasser 15st, dazu 100 cc einer KupfersulfatlSsung setzt, welche im Liter 67,56 g Kupfervitriol enth~tlt, die LSsung 1 Stunde auf dem Wasser- bade erw~trmt, wobei Kohlens~ure entweicht, und nach dem Erkalten zum Liter auffiillt. Bei der Vorbereitung tier Probe zur Analyse wird eine Klitrung mit Bleiessig, sowie ein darauffolgendes Entbleien mit iNatriumearbonat nieht umgangen werden kSnnen; ersteres weil Rohzucker ungekl~trt mit dean Reagens zuweilen einen gelben Iqiederschlag gibt e) and letzteres, well das Li~sungsvermSgen der S o i d a i n i ' s c h e n L(~sung ftir Bleisulfat nur gering ist. Desgleichen dtirfen Kalksalze nicht oder doch nur in sehr geringer Menge zugegen sein, weil sonst beim Koehen tier L(isung kohlensaurer Kalk ausf~llt 3), der bekanntlich yon F eh l ing ' - seher LSsung in ziemlich betr~chtlichem Maasse gel~ist wird. Im Uebrigen werden 5 0 c c LSsung, die 1 0 g Analysensubstanz enthalten: in einem E r 1 e n m e y e r 'schen Kolben mit 100 cc S o 1 d a i n i 'seher LSsung versetzt, m(igliehst rasch auf einem Drahtnetz, auf das eine in der Mitre gelochte Asbestpappe gelegt ist ~), zum Koehen erhitzt und nun 5 Minuten in

1) Zeitschrift d. Vereins f. d. 1%iibenzuckerindustrie d. deutchen Reichs 40, 179.

'z) Vergl. diese Zeitschrift 26, 248. 3) Vergl. diese Zeitschrif~ 81, 715. 4) Vergl. diese Zeitschrift 26. 255.

724 Berieht: Specielle analytische Methoden.

m~ssigem Sieden erhalten. Darauf setzt man zu der Fltissigkeit 100 co

kaltes destillirtes Wasser, flltrirt ab, reducirt das Kupferoxydul zu metallischem Kupfer und w~gt. Das Resultat der Analyse berechnet man mittelst folgender Tabelle, die sogleieh den Procentgehalt an Invert- zueker angibt.

Procente Invert- zucker

0,05 0,06 0,07 0,08 0,09 0,10 0,11 0,12 0,13 0,14 0,15 0,16 0,17 0,18 0,19 0~20 0,21 0,22 0,23 0,24

mg

Knpfer

17,3 20,3 23,3 26,3 29,2 32,2 35,1 38,0 40,8 43,7 46,5 49,3 52,1 54,9 57,7 60,4 63,1 65,8 68,5 71,1

Procente Invert- zucker

0,25 0,26 0,27 0,28 0,29 0,30 0,31 0,32 0,33 0,34 0,35 0,36 0.37 0,38 0,39 0,40 0,41 0,42 0,43 0,44

mg

Kupfer

73,7 76,4 79,0 81,6 84,1 86,7 89,2 91,7 94,1 96,6 99,1

101,5 103,9 106,3 108,7 111,0 113,3 115,6 117,8 120,1

Procente mg

Invert- Kupfer zucker

0,45 122,3 0,46 124,6 0,47 126,8 0,48 129,0 0,49 131,2 0,50 133,3 0,51 135,5 0,52 137,6 0,53 139,7 0,54 141,7 0,55 143,8 0,56 145,8 0,57 147,8 0,58 149,8 0,59 151,8 0,60 153,7 0,61 155,7 0,62 157,6 0,63 159,5 0,64 161,4

Eine weitere Ausdehnung der Tabelle auf mehr als 0,64 ~ Invert- zucker h~ttte sieh nur durch V.ermehrung der anzuwendenden Menge Reagens erreichen lassen. Beim Verdtinnen der Flassigkeit nach be- endigtem Kochen darf die vorgeschriebene Wassermenge yon 100 cc nicht fiberschritten werden, da sonst leicht nachtr~tgliche Ausscheidungen yon Kupferverbindungen erfolgen. Reine Saccharose gibt unter den vor- geschriebenen ¥ersuchsbedingungen eine 2 - -3 mg Kupfer entsprechende Abscheidung. Der Verfasser empfiehlt die Sol da in i ' s che LSsung nur zur Untersuchung fester Zucker; ihre Tauglichkeit zur Invertzucker- Bestimmung in Melassen etc. sei noch zu prtifen.

3. Auf Physiologic und Patho]ogie beziigliche. 725

•ach L e p l a y l) entfernt man durch das Kli~ren mit Bleiessig uncl

Natriumsulfat oder dureh Knoehenkohle auch einen grossen Theil der

Zersetzungsproduete des Invertzuekers, die gleiehfalls redueiren und l~sst

nur diesen selbst zuriick. Wo es zu Zwecken der Betriebscontrole wiehtig

erscheint die Menge dieser Zersetzungsproducte kennen zu lernen~ em-

pfiehlt es sieh daher, solche Kl~trungen zu unterlassen.

I-]. W i n t e r ~) glaubt zur qualitativen Trennung yon Dextrose un4

L~vulose das Verhalten der Bleisaceharate dieser Zuckerarten benutzen

zu kSnnen. Aus der Bleiverbindung yon Dextrose, die man dureh Fiil-

lung mit ammoniakalischem Bleiessig 3) erh~tlt, wird n~mlich durch

Kohlensiiure der Zucker zurt~ekgebildet~ nicht aber aus der in gleicher

Weise erhaltenen Bleiverbindung der Liivulose, die andererseits durch

Behandeln mit Schwefelwasserstoff gespalten werden kann. Der Verfasser

hat nach diesem Verfahren, sowie nach H e r z f e l d ' s Alkohol-Aether-

Methode 4) den Nachweis erbraeht, dass der im normalen reifen Zucker-

rohr vorkommende redueirende Zucker nicht Invertzucker ist, sondera

Dextrose.

P. M e h n e 5) zeigte auf optischem Wege, dass auch der redueirende

Zueker des Colonialzuekers kein Invertzucker ist, vielmehr sich als ein

Gemenge yon solchem, wie er in geringen Mengen bei der Fabr ika t ioa

entsteht, mit der primi~ren Dextrose des Rohres erweist.

3. A u f P h y s i o l o g i e u n d P a t h o l o g i e b e z t i g l i e h e M e t h o d e n , Von

F. Hofmeister.

Bestimmung des Ammoniaks in thierisehen Fliissigkeiten und Geweben. M. N e n c k i und J. Z a l e s k i 6) haben den seinerzeit yon

W u r s t e r 7) angegebenen Apparat zur Bestimmung des Ammoniaks ira

a) Journal des fabrican~s de sucre 80, 13; durch Chemiker-Zeitung 13, Relo. 103.

2) Zeitschrift d. Vereins f. d. Riibcnzuckcr-Industrie d. deutschen Reichs 38, 782.

8) Bleiessig wird unmittelbar vor dem Gebrauch mit Ammoniak versetzt, his die entstehende Triibung eben noch verschwindct.

4) Vergl. diese Zeitsehrift 26, 248. 5) Zeitschrift d. Vercins f. d. Riibenzuckerindustrie d. deutchen Reiehs 38, 755. 6) Archly f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 36, 385. 7) Diesc Zeitschrift 27, 406.