15
Pr ing sh e im und Bra: 11 11, ___._____._ 25 1,85 45 1,73 65 1,64 85 , 1,50 1 'iseo.siliits6estiirimun~~t (in 1 -proc. Nitrobenzoliosaiig). 1 1,69 1,39 1,61 1,36 1,54 1,31 I,50 1 !28 Oher die Beziehung des Lichosans Uas vor 2 Jahren durch Xrhitzen von Liclieiiin in Glyceriu entdeckte Lichosan l), welches sich auch durcli Verseifen des Lichosanacetates, gewonnen durch Hitzedes- aggregation des Licheninacetates in siedendem Xaphtaliii, darstellen lalt 2), besitzt die Eigenschaft, sich in wLl3riger Liisung nach mid nach in ein dem Lichenin ahnliches Gel xnr~ckznverw~ndeln; dieses zeigt nach der Fallung durcli Alkohol ein mit den Ausgangsstoff, dem aus der Flechte isolierteii Lichenin, ideiitisches Rontgendiagramm, eine Eigenschaft, melche dem direkt aus der Losnng ohne vor- lierige dlterung gefUltem Lichosan nicht znkommt. Ua- l) H. Pringsheim, W. Knoll u. E. Kasten, B. 58, 2136 (1925). ?) Erste Mitteilung. H. Pringsheim u. 0. Routala, A. 450, 255 (19961.

Über die Beziehung des Lichosans zum Lichenin

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Page 1: Über die Beziehung des Lichosans zum Lichenin

Pr ing s h e im und Bra: 11 11,

___._____._ 25 1,85

45 1,73 65 1,64 85 , 1,50

1 'iseo.siliits6estiirimun~~t (in 1 -proc. Nitrobenzoliosaiig).

1

1,69 1,39

1,61 1,36

1,54 1,31

I,50 1 !28

Oher die Beziehung des Lichosans

Uas vor 2 Jahren durch Xrhitzen von Liclieiiin in Glyceriu entdeckte Lichosan l), welches sich auch durcli Verseifen des Lichosanacetates, gewonnen durch Hitzedes- aggregation des Licheninacetates in siedendem Xaphtaliii, darstellen l a l t 2), besitzt die Eigenschaft, sich in wLl3riger Liisung nach mid nach in ein dem Lichenin ahnliches Gel xnr~ckznverw~ndeln ; dieses zeigt nach der Fallung durcli Alkohol ein mit d e n Ausgangsstoff, dem aus der Flechte isolierteii Lichenin, ideiitisches Rontgendiagramm, eine Eigenschaft, melche dem direkt aus der Losnng ohne vor- lierige dlterung gefUltem Lichosan nicht znkommt. Ua-

l) H. Pringsheim, W. Knoll u. E. Kasten, B. 58, 2136 (1925). ?) Erste Mitteilung. H. Pringsheim u. 0. Routala, A. 450,

255 (19961.

Page 2: Über die Beziehung des Lichosans zum Lichenin

Uber die Beziehung des Lichosans rum hicheniri. 43

clurcli entfallt der Einwand, da6 in unserem Lichosan noch unzerstorte Licheninmicellen vorhanden waren.

Wir verfolgen nun weiter das Ziel, die Beziehnng zwischen dem komplexen Polysaccharid und seinem Bau- element auf verschiedene Weise zu untersuchen.

Lichenin und Lichosan sind in Wasser verschieden liislich. Ein von uns besonders sorgfaltig gereinigtes Li- cheninpraparat 15st sich nach kurzem Erwiirmen auf dem Wasserbade. Licheninlosungen sind nur bis zu einer Kon- zentration von 0,6 Proc. bei Zimmertemperatur langere Zeit bes tandig, konz. Losungen konnten nach den bisherigen Er- fahrungen nur unter Druck hergestellt werden l), flocken dann aber Zuni Teil wieder aus. Lichosan dagegen geht schon in der Kalte leicht in Losung, die bei einem gut ge- reinigten Praparat eine Konzentration von etwa 8 Proc. erreichen kann. Licheninlosungen zeigen eine schwache niilcliige Triibung, Lichosanlosnngen dagegen sind wasserklar.

Die Viscositatskurve einer 4,42-proc. Lichosanliisnng seigte in den fruheren Untersuchungen eine deutliche Mini- nialxone von 70 - 100' mit einem langsumen Sufstieg gegen 100 O, eine Eigenart im kolloidchemischen Verhtllten des Lichosans, welche inzwischen Fraulein 11. E n ge l auch an der amylalkoholischen Losung des Methyl-lichenins be- obachtete. Dagegen wnrde von uns angegeben a), dall Licheninlosungen zwischen 40 und 100' einen gleichmafiigen A bfall der relativen Viscositat zeigen. Die friiheren viscosi- nietrischen Untersuchungen am Lichenin sind mit Losungen ausgefiihrt worden, die in Anbetracht der Schwerloslichkeit des Polysaccharides i n Wasser vielleiclit zu konzentriert scheinen. Doch verhielt sich ein inxwischen von Herrn Dr. 0. R o u t a l a unternommener T7ersnch mit einer 1-proc. Licheninlosung analog den friiheren. Die -4bweichung der Licheninkurve von der des Lichosans und des Methyl- lichosans ist aber keine besondere Eigenschaft des Liche-

I) H. P r i n g s h e i m u. W. Kueenack, H. 117, 269 (1921). 2, H. P r i n g e h e i m u. Routsla, R. a. 0.

Page 3: Über die Beziehung des Lichosans zum Lichenin

44 Pringsheirn und B r a u n ,

nins, da sich auch dieses in genugender Vertliinnung charakteristiscli wie sein Kauelement verhalt. Aus nacli- stehender Kurven tafel ersieht man, dab das Lichenin gegen 70° zwisclien den Konzentrationsgrensen von 0,196 und und 0,125 Proc. und noch deutlicher nnterhalb dieser Kon- zentrationsgrenze wie das Lichosan eine deutliche Uaximal- zone der Anfteilung in wLBriger LBsung seigt.

1. Viecoaitatskurve einer 0,392-proc. 1, 0125 1 1

1, 0,196 > 1

I 1 0,125 11

$ 1 0,098 11

Lijsung 31

1 1

1 1

1)

M e theoretische Sclilullfolgerung aus diesen Krgeb- riisseii ist, da13 das Licheiiin beim Verdiinnen seiner wab- rigen Lusungen dein Aufteilungszustand des Lichosans zu- strebt, ihn jedoch erst bei Konzentrationen erreichen durfte, \velche fur experinientelle Zwecke z. B. zu einer direkten ,I.lolekulargewichtsbestimmuiig des Lichciiins in Wasser prnktisch nicht mehr brauchbar sind.

Zum Vergleich von l ichenin und Lichosan zogeii wir auch fermeiitkinetische Versnche mit den Fernienten des Gerstennialzes heran. Durch 2 Versuclisreilien wiesen wir iiach, dal3 die Reaktioiis~escliwindigkeit dcr Lichenin- nntl Lichosanspaltung tinter denselben Versuchsbedingungen iibereinstimmend verlauft. Uie Kinetik der Lichosanspal- tung gemessen mit verschiedenen Fermentmengen zeigten denselben charakteristisclien Verlauf wie die eines besonders

Page 4: Über die Beziehung des Lichosans zum Lichenin

Ober die Beziehung des Lichosans z u m Lichenin. 45

gereinigten Licheninpriiparates'): bis znr etwa 40-proc. Spaltung verlauft auch sie ann%hernd nacli der Ordnnng der monomoleknlaren Reaktion und , was von besonderer Wichtigkeit ist, bis zu dieser Grenze verdoppelt auch die Verdoppelnng der Fermentnienge in derselben Zeit die Spaltung in Glucose. Oberhalb 40 Proc. t r i t t Heniniung ein, vermutlich durch die gebildete Glucose, die nach nnseren Versuchen die Lichosanspaltung dnrch die Fermente des Malzes verzogert.

L5Bt man eine Licheninlosung vor dem Fermentver- such einige Tage stehen, so wird sie wesentlich langsamer als eine Lichosanlosung gespaltcn ; die Alterung verzbgert also die Fermentkatalyse. Uiese / / l tci .uiigPe7:~cheiu~g wurde nun weiter untersucht. Schon bei den Viscositatsbestim- mungen verschiedener Licheiiinlosungen hattcn wir beob- achtet, daO die Uurchlaufszciten der LSsungen unterhalb 65" nacli laogerem Stehen grSBer werden als die frischen JlSsungeu; bei 65O kreuzt die Kurve einer gealterten Lii- sung die einer frischen und verlanft dann niit ihr gemein- sam weiter; auch beim Bbkiihlen unterhalb G 5 O sind die lhrchlaufszeiten der entalterten Losung denen der frischen Lijsung viillig gleich; eine solclie aufgewarrute Losung altert dann wieder in demselben hlaBe wie eine frische Losung. Die Alterung der Licheninlosung ist also ein re- versibler Vorgang.

Diese Erscheinung laBt sich anch auf fermentchemi- schcm Wege bestltigen.

Eine frische Licheninlasung und eiue gealterte, dann auf 70° er- wiirinte werden gleich schnelI gespalten, eiue 24 Stunden alte Liche- ninlosung und einc gealterte, dann erwiirmte und wieder 21 Stunden gealterte Losung werden glcich, aber langsamer als die frische Lasung gespalten, und eine 72 Stuuden alte Losung wird langsamer gespalten als eine 24 Stunden gealterte. Der Uuterschied, der zwischen der 72 Stunden und der 24 Stunden gealterten Losung viscosimetrisch sehr wharf zu erkennen ist, ist bei der Fermentspnltung [Tab. S. 53) meniger deutlich, da durcli den Zusatz von Malzauseug und Puffer die Losung verdiinnt und durch Verdiinnung, wie aus folgendem hervor- geht, die Alterung aufgehoben wird.

') H. P r i n g s h e i r n u. K. Enur , H. im Druck.

Page 5: Über die Beziehung des Lichosans zum Lichenin

46 Pr ing sit e i m und B r a u n,

Die Alterung der LiclieninlBsung ist von dcr Kouzentration ab- liiingig; so altert eine 0,392-proc. Losung nach 21 Stunden schou deut- lich, eine 0,196-proc. erst nach 72 Stunden, bci einer 0,098-proc. L6- sung konnten wir selbst nach 8 Tagen noch keine Verlnderung der Durchlaufszeiten fcststellen. Wir verdiinuten eine 72 Stunden gealtcrte 0,392-proc. LGsung auf eine 0,098-proc. und erhirlten dann dieselbeu Durchlaufszeiten wie bei eincr frischen Losung. Hier mar also durch Verdunnung die Alterung aufgehoben worden. Lielleu wir eine konz. Liclieninlijsuug (etma cine 0,392-proc.) lange gcnug stchen , so beob- achteten mir, wie sicli die L6sulig allmiihlich cntmischte und d:is Lichenin sicli g:rllertartig :hsetzte.

Ancli die Licliosanliisnngen zeigen eine InBerlich d in - liche Alterserscheinun g.

Es gelang uns nun ruit fermentativen und viscosi- metrischen Netlioden nachznweisen, daB die Alterung des Lichosans von der des Lichenins verschieden ist: beim Lichosan fiihrt die Reassoziation zwar zu einer dem in \I-asser emulgierten Lichenin iihnlichen Gallerte , diese ist jedoch iin physikalischen Zustaiid i n mehrfiichcr Reziehung vom Lichenin-Gel verschieden.

Ein BuDerlicher Unterschied xwischen der Ilichenin- untl ThAiosanalterung ist, da13 sicli die Licheninlosung beirn .4ltern entniisclit, wobei die Licheningallerte niedersinkt, wLhrend die Lichosaiiliisung dauernd eine homogene Gallerte bildet. L)er Grad uiid die Schnelligkeit der Alterung ist beim Lichosan ebeiiso wie beim J~iclienin von der Kon- xentratioii der Liisuiig abhiingig, die jedoch etwa 10 ma1 so stark sein mu13 wis die des Jiiclienins, um iiberhanpt eine Alteruiig zu zeigen. Einen weitereii Unterschied zwi- schen der T~ichcnin- und Licliosanalterung koiiiiten wir bei Gegenwart von I I - nnd OH-lonen beobachten. Uer EinfiuB der Aciditat auf' die Licheninalteruug ist niclit so scharf aosgcprlgt wie bei der Altcrnng ron LichosanlGsungen, doch kanii nian nnch hier erkennen, da6 bei einer Aciditat von pm = 4,9 nnd in reinem Wasser Lichenin gleichmLBig altert. Im alkalischen Gebiet bei eineln plr von 9 und nocli deotlicher nach Zusatz von wenig n/,o-n. Natronlange ist die Alterung riel schwlcher; dies hangt daniit znsanimen, diiS in Gegenwart von OH-lonen eine bessere L6sung tles

Page 6: Über die Beziehung des Lichosans zum Lichenin

&er die Bezichny dcs Lichosans runt Lichenin. 47

Lichenins eintritt. (Die Durchiaufszeiten der alkalisclieii Lbsungen sind wesentlich kiirzer als die der neutralen nnd sauren Losungen.) I m Gegensatz dazu zeigt die Lichosan- losung im sauren Gebiet bei einem plr yon 4,9 die feinste Anfteilung uiid altert iii dieser Losung nnr iinlierst wenig, in neutraler Lijsuiig altert Lichosan stark, vie1 starker als eine Licheninlosung \-on dcr gleichen Viscositat, nnd der Alterungsgrad iiimmt nun i m alkalisclieii Qebiet immer mehr zu; hei pH 9 ist die -4lterung vie1 starker als in neutraler J~osung und bei Zusatz voii 'l/l,,-n. Natronlange einc noch griibere. JYie beim Lichenin geniigt ein knrzes Erwiirmen auf T O " , urn die Alteruiig anfzuheben, und die aufgewarmte I&m~,a altert dltiin im selbeii IIIalie ~ 7 i e friiher.

Anch den E'ernienten des Mlalzausznges gegeniiher wirken sich beide Alternngsvorgange verschieden aus. Eine gealterte Licheninlosung wird, wie oben sclion geschildert, langsarner gesyalten als eine frische. Bei der Gallertbil- dung des Lichosans aber tritt keine Veranderung eiii, durcli die die Fermentspaltung verzogert wiirde. K i r nalinieii die Syaltung in einem moglichst konz. System vor, dauiit dnrch die Verdiinnung die Alterung niclit aufgehoben werden konn te.

Unser Ziel war jetzt , zu untersiicli(in, ob die Reasso- ziation des Liclios;t~is zii einem dem Lichenin in allen Eigenschaften gleiclien Produkt fiihren kann. Das reasso- xiierte Produkt muHte nach den am Lichenin gewoiinenen Erfalirungeii drei Kigenschaften zeigen: schmere Loslichkeit, Altcrung eiuer verdiinnten, etwa 0,5-proc. L6snng und langsamere Spaltung der gealterten Liisung. Diese Be- dingnngen erfiillte clas reassoziierte Lichosan nicht.

IVir verdunntcn ciiimal eiue gcalterte 5-proc. Lichosangallerte so, dal) mir eiue 0,5-proc. Lijsung erhielten. Im Gegensatz zu Lichenin- liisungen stellte es eiue klare L8sung dar, die nicht mehr siehtbar alterte und such noch nach einigen Tagen genau so schnell wie eine frische LiehosanlSsung gespalten murde. Da die Miiglichkeit bestand, daE in der Lichosangallerte nnr ein Teil zum Lichenin reassoziiert war, versnchten wir dies reassoziierte Produkt ron Lichoaan durcli Behandeln mit 30-proc. Alkohol zu trennen , nachdon wir in cineni

Page 7: Über die Beziehung des Lichosans zum Lichenin

48 Pringsheirn und Bratin,

Vorversuch festgestellt hatten, das Lichosan in 30-proc. Alkohol noch liislich ist, Lichenin aber nicht. Etwa ‘I,, der Gallerte blieb ungelost; sber auch dieser Teil loste sicb in Wasser leicht und seine 0,fl-proc. Lijsung wurde nach 72 Stunden im Vergleich mit einer frischen Licho- sanlBsung gleich schnell gespalten.

Da wir auf dem \\’ege der einfachen Reassoziation nicht zii dem Naturprodnkt Lichenin gelangten, schien es 1111s wichtig, die Einwirknng der Veresterung mit Phosplior- sk i re auf Licliosan zu nntersuchen, nm vielleiclit so ein dem Lichenin ahnlicheres Praparat mi erhalten. Die Phos- phorylierung von Lichosan konnte, da iinser sorgfaltig ge- reinigtes Lichosanpraparat auch in absolutem Pyridin nacli Biirzem KrwBrmen auf dern Wasserbacle liislich war , nacli tler von E. F i s c h e r l) angegebenen RIethode ausgefiihrt werden. ne i der Einwirknng von einem Xol Phosphoroxy- chlorid auf ein Yo1 Lichosan erhielten wir ein Produkt, dessen Analyscnmerte genan der Formel C,H,,O,.O.PO,H, entsprachen, wahrend man bei der l’hosphorylierung der L’olyamylosen und anderer Polysaccharide, mie der Starkc, nur Tiel 11nvollst5ndiger p1iosl)horylierte Produkte g ~ ‘ - wonnen hat. Der Phosphorsanreester des Licliosans, dessen I)srstellnug fur die Xrforscliung der Bnbstitntionsf~iliifi- keiten des Licliosnns von Fkdeutung ist, war in \\’asser unliislicli, wodurcli cr filr iinsere meiteren Untersnchungen nicht zu vermerten mar. L)urch Herabsetzung des Phos- phorgehalts aiif etwa eiii Drittel des dem Lichosanmono- phosphorslurecsters entsprecheiiden Gehalts gelsngten wir zii einem iu Wasser leiclit lijslichen Pr lpara t , dessen 116- sung geqen Lackmns schwach sauer reagierte. Die Bn- wescnheit freier H-Ionen hinderte entsprechend den friilieren Versuchen die Alterung; ebenso wnrde die fermentative Spaltung des Praparates dadnrch sehr vermindert.

Wir fiigten devhalb die zur Siittigu!ig der freieu H-Ionen not- wendige, genaa berechnete Mengc. klarer Atzkalklijsung zu, naclidcin wir die Losung vorhcr so verduunt hatten, daB sie cine den Lichenin- liisnngen entsprechende Konzentrntion bcsaB. Die mit Kalk neutrali- sierte Losung wnrde fomentotiv gnt gespalten. Wir versuchten nun die Losung durch auBerst geringen Kalkzusatz in einen der Lielienin-

I) E. I:iucher, B. 47, 3193 (1914).

Page 8: Über die Beziehung des Lichosans zum Lichenin

Ober die Beziehung des Lichosans zum .Lichenin. 49

alterung lhnlichen Vorgang umzuwandeln, was nicht gelang, da die Lijsung bei zu geringem Kalkgehalt unverlndert blieb, bei weiterem Zusatz aber ausdockte. Nach dem Abfiltrieren der Flockung zeigte dic Lijsung, vorausgesetzt, dafl sie die nijtige Konzentration hatte, bei Zusatz von wehig "I,,-h'atronlauge die fiir das Lichosan typische Alterung.

\\'ahrend demnach die rsntgenographischen Beobach- tnngen den Beweis liefern, da13 die Kohlenhydratmicelle des Lichenins durch Assoziation ins dem Lichosan hervor- gehen kann, und dnrcli die hier beigebrachten ferment- kinetischen Versuche ein neuer und wichtiger Beweis fiir die Identitat der Kohlenhydrate des Polysaccharides und seines Baaelementes erbracht worden ist, zeigen das Liche- nin und das gealterte Lichosan noch einige TJnterschiede, welche vielleicht auf die Beladung des naturlichen Poly- saccharids mit speziellen Elektrolyten zuriickgefuhrt werden konneu, die es von dem von uns hergestellten Phosphorsanre- ester des Lichosans, z. B. durch einen Qehalt an Kiesel- saure, nnterscheiden.

Versuchsteil. Das Liche nin gemannen wir in der schon friiher beschriebenen

U'eise aus islandischem Moos. Dieses Lichenin, das ein graues Pulver darstellte, reinigten wir noch besser, indem wir es wieder in heiflem Wasser losten und heiB zentrifugierten, durch Abktihlen zur Abschei- dung brachten, abzentrifugierten , wieder in heiSem Wasser liisten, wieder heiS zentrifugierten usw. Bei dem HeiSzentrifugieren, das wir so 6 ma1 micderholten, bildete sich ein immer geringer werdender schwarzer Satz, der aus etwas Lichenin, das sich bei dem geringen Abkiihlen wahrend des Zentrifugierens abgeschieden hatte, und den dwch das Fallen des Lichenins mitgeiiesenen kolloidalen Verunreini- gungen bestclnd. SchlieSlich entwlsserten wir mit absolutem Alkohol und gewanneu das Lichenin durch Eintropfen seiner marmen wlihigen Lijsung in absolutem Alkohol; nachdem es mit Ather gewaschen und im Exsiccator getrocknet war, erhielten wir ein rein weiDes Priiparat, das in doppelt normaler Natronlauge cinen Drehwert von

zeigte. = + 28,9'. 4- 0,25O.5

0,5.0,0865 =

Aschebesliiiznwng : 400 mg Lichenin wurden im Platintiegel ge- gliiht. Der Riickstand 2,4 mg = 0,6 Proc.

Die Lichosanpr6parate wurden nach der Olycerinmethode dar- gcatellt, und das anfangs graue Pulver zur Reinigung so lange mit absolutem Alkobol gewaechen, bis der abgegossene Alkobol farblos m ar

Amalen der Chemie 460. Band. 4

Page 9: Über die Beziehung des Lichosans zum Lichenin

50 Pringsheim und Brnun,

das Lichosan dann in Wasser unter Zuaate von Carboraffin gelost und die LSsung durch Eintropfen in absoluten Alkohol mieder ausgefiillt, waB noch zweimal wiederholt wurde. Durch mehrfigiges Stehen unter absolutem Alkohol, den wir Sfter erneuerten, entwiisserten wir das Praparat, wuschen es dann mit Ather und troekneten es schlief3lich iu der Trockenpistole. Wir erhielten so ein in kaltem Wasser vollstiindig und

Temp. 0

20 30 40 50 60 65 70 75 80 85 90 95

le,icht 16sliches Liehosan, dessen Drehwert in doppelt normaler Natronlauge

['1i0 + 0 ; 5 - , , . 0 ~ 5 ~ = -I- 3014" betrug.

f 0,26O.5

~

6"

22,6 18,6 15,6 13,75 12,2 11,G 11,l 10,6 10,l 9,7 9,3 9,l

- 0,530 mg Subst.: 7,383 rng CO,, 2,542 mg H,O.

~ , % O , Ber. C 44,42 H 6,21 Gef. :, 44,49 ,, 6.28.

Das Priiparat war aschefrei.

V i s c o s in1 e t r i s c 11 e U n t e r s u c hu n g e n v e r s ch i e d e n e r L ichen i n 1 os u n ge n.

Die nestimmungen wurdeg im 0 s t ma1 dschen Viscosirneter aus-

a) Einer 1-proc. LicheninlSsung (ausgefuhrt yon Dr. 0. R o u t a l a) gefuhrt :

siehe t?, in der Tabelle auf S. 51. b) Einer 0,392-proc. Lijsung.

t,, : Ilurehlaufszeit von Wasser, tr, : I einer frisehen Liisung,

2,23 1,99 1,89 1,75 1,57 1,52

44,2 33,2 26,2 22,O 18,7 17,G

1 ~

c, ~ ~

44,2 33,2 26,l

18,7 17,6 16,5 15,5 14,G 13,8 13,O 1 2 4

22,o

tl l

tco

1,96 1,79 1,67 1,60 1,53 1,52 1149 1,4G 1,45 1,42 1,40 1,37

-

- -

- ,. 24 Stdn. alten Losung, >, 24 1, ., :, beitll Abkiililen, ,. wieder 24 Stdu. gealterten Liisuiig, ,, 72 Stdn. gealterten Losung.

- tl,

- -

50,3 37,l 29,6 24,l 19,2 17,G

2 I s -q I

50,4 37,2 29,6 24,1 19,2 17,G

4

ti, - ~

56,3 42,l 31,2 24,3 19 17,7

Weiterer Verlauf wie bei 1.

Page 10: Über die Beziehung des Lichosans zum Lichenin

Uber die Beziehung des Aichosans zum Lichenin. 51

c) ti, : Durchlaufseeit l) einer 0,098-proc. LGsung, tZ3 : 19 ,, 0,125-proc. ,, tc* : 7, ,, 0,196-proc. ,, im frischen Zustand, tr, : 11 ,, 72 Stdn. gealterten LSsung, 9 : 7 1 ,, der sich abkuhlenden LGsung, 6, : ,l ,, 0,25-proc. LGsung,

1,25 3,20 1,19 1,19 1,15 1,13

1,13 1,14 1,15

1,12

1,12

tL, : 71 ,, 1,O-proc.

1,39 1,32 1,27 1,25 1,24 1,20

1,19 1,19 1,19

1,18

1,19

~ 1,11 1,09

75 1,09 1,oo 1,09

90 1,12 95 1,12

wie

6, &

I

wie A

1,25 1,24

1,30 1,29 1,28 1,28 1,26 1,22

1,60 1,53 1,49 1,45 1,38 1,31

Vergleich de r f e rmen ta t iven S p a l t u n g desL ichen ins a n d des L ichosans d u r c h Malzauszug. K ine t ik d e r

L i c ho s a n s p a1 t u g . Wir verwandten einen dialysierten Maleauszug und fiihrten die

Spaltung bei den fruher festgelegten optimalen Bedingungen von 37 und prr = 4,9 aus.

a) ti ccm Maleauszug, 10 ccm Wasser, 5 ccm Citratpuffer. b) mie a) unter Verwendung cines anderen Maleanszugs.

Nach la) 25, 1 b) 50 mg Lichosar

1 Glucose

91 60

2a) 25, 2b) 50mg Lichenin 2

@ l o Glucose

93

I ) Die Durchlaufsaeiten wurden der Kurze wegen weggelasaen. 4*

Page 11: Über die Beziehung des Lichosans zum Lichenin

1 5

+ ccm H,O 53,875 35

4- ccm Malzauazug 1,125 2,5 10 20

- -* 6

15

40

1 std. 0,061s 0,1’= 0,’%08 0,56%?? 0,6158 0,6349

0,0566 0,1313 0,2050 0,3010 0,3095 0,4431 0,0639 0,1244 0,%66 0,3883 0,4582 0,7134

@,(I629 , 0,1059 0,1506 0,2076 0,2144 0,3517

c) Verzijgerung der Lichoaanspaltung durch Zusatz ver- schiedener Meugeu Glucose.

50 mg Lichoaan, 7,5 ccm Malmuszug, 20 ccm Waeser, 2 3 ccm Citratpuffir.

1. Zusatz von 0 mg Glucose, 2. 10 mg Glucose, 3. 20 mg Glucose.

1,

Nach

9 1

9,

Glucose

1 1 2 3 4 5 6 2 2Q 41 56 70 ‘it 85 47 76 34 57 70 s2 91

Page 12: Über die Beziehung des Lichosans zum Lichenin

Uber die Beziehung des Lichosans zum Lichenin.

B e i Al terung d e r Licheninlosungen.

53

a) Lichosun- und gealterte Lichelzinlb'st~ng. 1. einer frischen Lichosanlosung, 2. einer mehrere Tage alten LicheninlSsung.

100 ccm Malzauszug, 55 ccm Wasser, 5 ccm Citratpuffer, d a m 1. 137,5 mg Lichosan, 2. 137,5 mg Lichenin.

Nach o/i, Glucose

84 17 92

Die gealtertc Licheninlasung wurde in den Anfangsstunden lang- samer ah die Lichosanlasung gespalten; nachher setet naturgemiifl die Hemmnng durch die gebildete Glucose ein.

b) Licheninliisungen verschiedenw Alterungsstudie~. 3 . einer frischen Licheninltisung, 2. ,, 24 Stunden alten Licheninlosung, 3- I , 72 9 7 17 ,?

4. ,, durch Erwarmen entalterten Licheninlosung, 5. ,, entalterten und wieder 24 Std. gealteiten Licheninlasung.

J e 40 mg Lichenin, 10 ccm H,O, 5 ccm Ma.leaussug, 5 ccm Citratpuffer.

A l t e r u n g v o n L i c h o s a n l S s u n g e n u n d d i e s i e v o n d e r L i c h e n i n a 1 t e r u n g u n t e r s c h e i d e n d e n M e r k m a1 e.

Eine 1-proc LichosanlSsnng alterte in 72 Std. nicht, eine 3-proc. nach 24 Std. deutlich, stark erst eine 5-proc. nnd zwar stiegen die Durchlaufszeiten bei 20 O :

Nach dem Erwiirmen auf 70° betrugen sie wieder: von 2' 42" nach 24 Std. anf 3' 56", nach 48 Std. auf 8' 33".

2' 42", nach 24 Std. 3' 56", nach 48 Std. 8' 30".

Page 13: Über die Beziehung des Lichosans zum Lichenin

54 Yringsheim und BTaua,

Biterung der Licheziizlosung wd Lichosadosulzg bei verschiedelaer Acidittit,

tWL bei einem pH von 4,s: 5 ccm H,O -I- 2 ccm Citratpuffer, tm? ,, in destilliertem Wasser: 7 ccm H,O, t,(* . % einem pH von 9: 5 ccm H,O -I- 2 ccm Borat - Salz-

siiurepuffer, it,, ), ,, pIr ,) etwa 13: 5 ccm H,O + 2 ccm "/,,-NaOH.

a) Licheninlosungen 0,276-proc. 5 ccm einer 0,385-proc. Licheninlosung.

trl: t,, : ti; : t,&:

= 2 ccm Citratpuffer pIr = 4,9, + 2 ccm H,O, + 2 ccrn Borat-SalzsLurepuffer pa = 9, f- 2 ccm 'l/lo-NaOH pH = 13.

@) LichosanlBsnngen 7-proc. 5 ccm H,O mit 490 mg Lichosan.

L5 I Zusatze wie bei a).

co I

t,,, L, L7 C',

J,73 1,90 2,77 4,OO

F e r m e n t a t i v e Pr u f u n g d er A1 t e r u n g v o n L i c h o s a n 16 s u n g e n.

Fermentative Spaltung 1. einer bis zur Gallerte gealterten Licho- sanlBsung, 2. frischen Lasung.

n) 50 mg Lichosan, 1 ccm H,O, 1 ccm Malz2~uszug, 1 ccm Citratpuffer, f l ) Mit 2 ccm Malzauszug ohne H,O. -

4 1 9 12 19 10 19

Page 14: Über die Beziehung des Lichosans zum Lichenin

l%er die Beziehung des Lichosans zum .Lichenin. 55

Nach

U n t e r s u c h u n g dos b e i d e r G a l l e r t b i l d u n g d e s L i c h o s a n s e n t s t a n d e n e n P r o d u k t e s.

a) 1 ccm einer 5-proc. LichosanlGsung wurde bis zur Gallert- bildung in den Eisschrannk gestellt, dann in 9 ccm Wasser geltist und wieder 3 Tage lang sich selbst uberlassen. Dann verglichen wir die Spaltung dieser Losung (1) mit einer frischen Lichosanlosung (2).

b) Eine L1chos:mgallerte von 450 mg Lichosan verrieben wir mit 30-proc. Alkohol, in dem Lichosan in friechem Zustand gut loslich ist. Etwa ‘is (76 mg) loate sich nicht. Wir isolierten diesen Ruckstand und verglichen seine Spaltbarkeit, nachdem wir seine 0,3-proc. Lijsung 8 Tage lmg hatteii altern lassen (l), mit einer frischen Lichosan- lasung (2).

a) l., 2. 50 mg Lichosan, b) I., 2. 75 mg Lichosan, 25 ccm Wasser,

5 ccm Citratpder, 50 ccm Malzauszug.

10 ccm H,O, 5 ccm Citratpuffer, 5 ccm Malzauszug.

a b 1 1 2 1 2

O/,, Glucose o/io Glucose

J-’h o s p h o r y 1 i e r u n g d e s Li c h o s a n s. Vi s c o sim e t r i s c h e u n d f e r m e n t a t i v e U n t e r s u c h u n g d e r e rha l t enen

Pro d u k t e. 500 rng Lichosan wnrden in 5 ccm user Natriumhydroxyd ge-

trockneten Pyridin gelost, die LGsung auf - 15O abgckuhlt, d a m danu eine Mischung von 470 m g Phosphoroxychlorid mit 3,5 ccm Pyridin gegeben; hierbei fie1 ein gelatinijser K6rper aus, der sich beim Ver- dunnen mit Wasser nicht ifiehr suflidste. Er wurde abzentrifugiert, mit Alkohol entwassert, dann mit Ather gewaschen und in der Trocken- pistole getrocknet. Zur Bestimmung des Phosphorgehaltes wurde die Substanz 1 4 Stunden bei 240° mit rauchender Salpetersaure auf- geschlossen.

4,170 mg Subst.: 4,571 mg CO,, 1,685 mg H20. - 0,1620 g Subst.: 0,0768 g Mg2P,0,.

C,H,O,.O.PO,H, Ber. C 29,74 H 4,47 P 12,82 Gef. ,, 29,89 ,, 4,52 ,, 13,21.

Page 15: Über die Beziehung des Lichosans zum Lichenin

56 Rose nm u nd und S c h n u 1- I-,

PrGparat init 4,05 P. 500 mg Lichosan in 5 ccm Pyridiu wurde wie oben eine Mischung von 80 mg Yhosghoroxychlorid rnit 3,5 ccrn Pyridin gegeben, das Reaktionsgemisch dann mit absolutem Alkohol vei-rieben und zur Entfernung des Pyridins und EntwLsserung einige Stunden stehen gelassen, mit Alkohol noch einige Male und schlieBlich mit Ather gewaschen, dann in der Trockenpistole getrocknpt.

Dies Praparat war in Wasser laslich. Die Losung reagierte gegen Lackmus schwach sauer.

Eine 3,79-proc. LSsung dieses Praparates alterte in 72 Stundcn nicht; wegen ihres Gehaltes an freien H-Tonen wurde sie fcrmentativ nur schwach gespalten.

1 ccrn der 3,79-proc. LSsang wurde auf 7,s ccm verdunnt und mit der genau berechneten Menge yon 2,5 ccm KalklGsung versetzt.

5 ccm der mit Kalk versetzteii L6sung (18,35 mg Substanz), 5 ccm Malzauszug, 2 ccm Citratpuffer.

0,1513 g Subst.: 0,022 g Mg,P,O,. P = 4,05

Nach I '//o Glucose

1 Std. 35

2 9 7 I 48 5 ccm 5,7-proc. Losung mit 1-1,s ccm Kalkwasser versetzt, alterte

nicht. Nach einem weiteren Zusatz von 0,5 ccm trat schmche Alterung ein, die sich auf Zusatz von 0,5 ccm "/,,-Natronlauge verstiirkte; bei cntsprecliender Alkalitiit zeigte das phoqhorylierte Licliosrtn also die fur das Lichosm typische Alterung.

Uber Acylwanderungen an Phenolen; Iron K. JK Rosenmuud und W. Scltnurr.

[Bus dem Pharmaz. Institut d. Universitlt Kiel.) (Eingelaufen am 28. November 1927.)

Bei den Phenolen sind durch die Wechselwirkung der OH - Gruppe und des Kernes VerhMtnisse geschaffen, die sich in einer ausgesprochenen Neignng ihrer verschieden- artigsten Derivate zu Umlagerungen SinBern. Es sei hier hingewiesen auf die Umwandlung von phenolkohlensaurem