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471. Hermann W. Vogel: Ueber die chemische Wirkung des Lichts auf reines und gefarbtes Bromsilber. (Eingegangen am 15. December.) Im Folgendcn gebe ich eine kurze Zusainmenstellung der im Ver- lauf der letzten drei Monate gewonnenen Resultate meiner Versuche iiber den im Titel angedeuteten Gegenstand. 1) Iteines Bromsilber zeigt bei hinreichend langer Exposition und geniigender Lichtstarke des Spectrums eine Empfindlichkeit bi s ins Ultraroth. Ich habe Platten erzitalt, in denen die Linie A deuc- lich photographirt ist, und ausserdem das Ultraroth auf einer Strecke, die gleich ist der Entfernung der Linien B A. Genanntf: Platten zeigen ein Bild des ganzen, sichtbaren Spectrums. Auch Chlorsilber ist bis zur Liriie A empfindlich , trocknes Bromjodsilber noch dariiber hinaus. 2) Zu den friiher aufgefiihrten Farbstoffen, welche die Licht- empfindlichkeit des Kromsilbercl fur denjenigen Theil des Spectrums steigern, den sie absorbiren, gesellt eich noch Methylviolett, welches ivh Hrn. Chojnacki, und Cyanin, welches ich Hrn. Hofmann ver- danke, letzteres steigert die Empfindlichkeit fiir Orange ganz ausser- ordentlich; dagegen gaben Pikrinsaure. Anilinblau, Nachtblau, Pende- lack, Indigotin und Purpurin eine solche giinstige Wirkung nicht. Kine theilweise Erklarung dieses abnormen Verbaltens habe ich in diesem Jahrgang dqr Berichte S. 96 gegeben. Specielleres dariiber behalte ich mir noch vor. 3) Die Farbung der Bromsilberschicht, welche ich friiher aus- schliesslich durch Zusatz von Farbe zum Collodion vor der Prapara- tion der Platten bewerkstelligte, lasst sich vie1 einfacher erzielen, indem man die fertigen Bromsilberplatteu mit der alkoholischen Farb- stoffliisung iibergiesst und trocknen IIsst. In diescr Manier sind auch Farben verwendbar, welche im Collodion oder im Silberbadc. durch Wirkung der freien Sanre zcrstort wcrden wiirden, Z. B. Cyanin. 4) Eine zu starke Farbung der Schicht ist, wie ich bereits friiher angab (diese Berichte Jahrg. VII, S. 977) v011 Nachtheil, indem die zutn Theil auf dem Collodion liegende Farbenschicht das Licht zu sehr schwiicht, ehe es zu den empfindlichen Bromsilbermolekiilen ge- langt. Ich musste daher %%her viele Vorversuche machen, um die richtige Intensitiit der Farbung zu Gnden. Diesen Uebelstand kann man in sehr einfacher Weise umgehen, wenn man die gefarbten Bromsilberplatten von der Riickseite dem Spectrum exponirt , indem dann die Strahlen durch das Glas gehend zuerst die Bromsilbermole- kiile treffen.

Ueber die chemische Wirkung des Lichts auf reines und gefärbtes Bromsilber

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471. Hermann W. Vogel : Ueber die chemische Wirkung des Lichts auf reines und gefarbtes Bromsilber.

(Eingegangen am 15. December.)

Im Folgendcn gebe ich eine kurze Zusainmenstellung der im Ver- lauf der letzten drei Monate gewonnenen Resultate meiner Versuche iiber den im Titel angedeuteten Gegenstand.

1) Iteines Bromsilber zeigt bei hinreichend langer Exposition und geniigender Lichtstarke des Spectrums eine Empfindlichkeit b i s i n s U l t r a r o t h . Ich habe Platten erzitalt, in denen die Linie A deuc- lich photographirt ist, und ausserdem das Ultraroth auf einer Strecke, die gleich ist der Entfernung der Linien B A. Genanntf: Platten zeigen ein Bild des ganzen, sichtbaren Spectrums. Auch Chlorsilber ist bis zur Liriie A empfindlich , trocknes Bromjodsilber noch dariiber hinaus.

2) Zu den friiher aufgefiihrten Farbstoffen, welche die Licht- empfindlichkeit des Kromsilbercl fur denjenigen Theil des Spectrums steigern, den sie absorbiren, gesellt eich noch Methylviolett, welches ivh Hrn. C h o j n a c k i , und Cyanin, welches ich Hrn. H o f m a n n ver- danke, letzteres steigert die Empfindlichkeit fiir Orange ganz ausser- ordentlich; dagegen gaben Pikrinsaure. Anilinblau, Nachtblau, P e n d e - lack, Indigotin und Purpurin eine solche giinstige Wirkung nicht. Kine theilweise Erklarung dieses abnormen Verbaltens habe ich in diesem Jahrgang dqr Berichte S. 96 gegeben. Specielleres dariiber behalte ich mir noch vor.

3) Die Farbung der Bromsilberschicht, welche ich friiher aus- schliesslich durch Zusatz von Farbe zum Collodion vor der Prapara- tion der Platten bewerkstelligte, lasst sich vie1 einfacher erzielen, indem man die fertigen Bromsilberplatteu mit der alkoholischen Farb- stoffliisung iibergiesst und trocknen IIsst. In diescr Manier sind auch Farben verwendbar, welche im Collodion oder im Silberbadc. durch Wirkung der freien Sanre zcrstort wcrden wiirden, Z. B. Cyanin.

4) Eine zu starke Farbung der Schicht ist, wie ich bereits friiher angab (diese Berichte Jahrg. VII, S. 977) v011 Nachtheil, indem die zutn Theil auf dem Collodion liegende Farbenschicht das Licht zu sehr schwiicht, ehe es zu den empfindlichen Bromsilbermolekiilen ge- langt. Ich musste daher %%her viele Vorversuche machen, um die richtige Intensitiit der Farbung zu Gnden. Diesen Uebelstand kann man in sehr einfacher Weise umgehen, wenn man die gefarbten Bromsilberplatten von der Riickseite dem Spectrum exponirt , indem dann die Strahlen durch das Glas gehend zuerst die Bromsilbermole- kiile treffen.

In dieser Weise lassen sich selbst undurchsichtige oder wenig durchsichtige Farbstoffe auf ihr Verhalten zum Bromsilber priifen.

D e r niedrige Sonnenstand macht selbst bei heiterem Wetter die Fortsetzung dieser Experimente in jetziger Jahreszeit unmiiglich. Daher ist es erfreulich , dass Capitain W a t e r h o u s e in Calcutta, der unter einer giinstigeren Sonne arbeitet und dem die Pflanzenwelt der tro- pischen Regionen ausserdem interessante Farbstoffc liefert , diese EX- perirnente in die Hand genommen hat; seine Untersuchungen haben bereits belangreiche Resultate ergeben. (Siehe photogr. Mittheilungen 1875, S. 196.)

472. J. V. Janovsky: Zur Kenntniss der Braenverbindungen. (Eingegangen am 15. December.)

Im VI. Jahrgang dieser Zeitschrift, S. 216 habe ich eine Arbeit veriiffentlicht, in welcher die leichte Zersetzbarkeit des Arsenwasser- stoffs, sowie einige seiner charakteristischen Reactionen beziiglich der Phosphorverbindungen dargelegt wurden. Ich babe diese Arbeiten aus einem spater zu besprechenden Zwecke unternommen und fort- gesetzt. Die Resultate, welche auf Grund der Experimente erhalten wurden, sind im Kurzen folgende.

Durch Einwirkung von Arsenwasserstoff auf Phosphortrichlorid, sowie von Phosphorwasserstoff auf Arsenchlorid entsteht eine Verbin- dung , deren empirische Formel durch (P As)n ausgedriickt werden kann. Das Molekulargewicht dieser Verbindung konnte hislang nicht mit S i c h e r h e i t festgestellt werden, doch erhellt aus den Reactionen, dass wahrscheinlich n = 1 zu setzen ist. Bei Gegenwart von Wasser erhalt man ein Oxyd von der constanten Zusammensetzung As, P, 0,. Die fiir die Eiirper miigliche Structurformel ware, lediglich aus den Valenzen gefolgert

AS --- AS -.- AS !I !! p-.-o--o---p

er miisste somit monoaffin sein; directe Versuche haben iibrigens diese Voraussetzung nicht bestatigt , wenngleich auch nicht ganz widerlegt. Durch Einwirkung von Chlor (Brom, Jod) spaltet sich der Korper in AsCl, , POCl, beziehungsweise AsJ, , PJ,, es entstehen somit nicht die Produkte As, P, 0, R'; wie elbviihnt, ist aber dadurch die Frage noch nicht erledigt, denn mit Riicksicht auf die leichte Zer- setzbarkeit der Arsenrerbinduugen ware noch der Fail denkbar, dass die Zersetzungstemperatur der neu zu bildenden Substanz u n t e r der Reactionswarme des Arsens und Phosphors auf Chlor (beziehungs- weise Brom) liegen wiirde.