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443 IX. C-eber die chemische Zusammensetzung clcs Meteoreisens uon Seelasgen ; uon C. Rammelsberg. D i e baId nach der Braunauer bekannt gewordene Me- teoreisenmasse von Seellisgen bei Schmiebus , deren Fall freilich nicht constatirt ist, hat wegen ihrer grofsen Aehn- lichkeit mit jener sebr bald die Aufmerksamkeit erregt. Sie ist nach ihren physischen Charakteren bereits von den HH. Prof. GI o ck er und Dr. S c h 11 e i d e r ausfiihrlich beschrie- ben I), und treten dabei die ausgezeichnete rechtwinklige Spaltbarkeit, so wie die massigen Aggregate von Schwefel- eisen besonders hervor. Auch eine chemische Untersuchung dieses Meteoreisens hat Hr. Prof. D u f 1 o s bekaunt gemacht ’). Allein dieselbe bezieht sich eigentlich nur auf die Hauptmasse, das Nickel- eisen, und lafst die Frage iiber die Natur der beigemeng- ten Korper, des Schwefeleisens und des beim Aufiisen in Chlorwasserstoffsaure bleibenden Ruckstandes unentschieden. Meine analytischeu Versuche sind aber gerade nach die- ser Richtung hin durchgefuhrt worden, was indessen nur dadurch miiglich war, dafs Hr. Dr. S c h n eid CF. mit zuvor- kommender Liberahat mir mehr als 100 Grammen der Masse ziir Verfugung stellte. Das spec. Gewicht des Meteoreisens fand ich = 7,7345 (7,63-7,71 nach Duflos) ”). In Chlorwasserstoffsaure 1i)st es sich verhaltnifsmafsig leicht auf; das Wasserstoffgas hat ganz den Geruch des- jenigen, welches mittelst Roheisen, Stabeisen oder Stahl erhalten wird , und setzt dieselbe fliichtige Kohlenwasser- 1) S. diese Annalen, Bd. 53, S. 329, 3A2; Bd. 54, S 57. 2) A. a. 0. Bd. 54, S. 61. 3) DPS dcs BraonnucrEiseds wird zu 7,714 (Beinert) und 7,782 (Jolrl) angcgeben.

Ueber die chemische Zusammensetzung des Meteoreisens von Seeläsgen

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Page 1: Ueber die chemische Zusammensetzung des Meteoreisens von Seeläsgen

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IX. C-eber die chemische Zusammensetzung clcs Meteoreisens uon Seelasgen ;

uon C. Rammelsberg .

D i e baId nach der Braunauer bekannt gewordene Me- teoreisenmasse von Seellisgen bei Schmiebus , deren Fall freilich nicht constatirt ist, hat wegen ihrer grofsen Aehn- lichkeit mit jener sebr bald die Aufmerksamkeit erregt. Sie ist nach ihren physischen Charakteren bereits von den HH. Prof. G I o c k e r und Dr. S c h 11 e i d e r ausfiihrlich beschrie- ben I ) , und treten dabei die ausgezeichnete rechtwinklige Spaltbarkeit, so wie die massigen Aggregate von Schwefel- eisen besonders hervor.

Auch eine chemische Untersuchung dieses Meteoreisens hat Hr. Prof. D u f 1 o s bekaunt gemacht ’). Allein dieselbe bezieht sich eigentlich nur auf die Hauptmasse, das Nickel- eisen, und lafst die Frage iiber die Natur der beigemeng- ten Korper, des Schwefeleisens und des beim Aufiisen in Chlorwasserstoffsaure bleibenden Ruckstandes unentschieden. Meine analytischeu Versuche sind aber gerade nach die- ser Richtung hin durchgefuhrt worden, was indessen nur dadurch miiglich war, dafs Hr. Dr. S c h n e i d CF. mit zuvor- kommender Liberahat mir mehr als 100 Grammen der Masse ziir Verfugung stellte.

Das spec. Gewicht des Meteoreisens fand ich = 7,7345 (7,63-7,71 nach Duflos) ”).

In Chlorwasserstoffsaure 1i)st es sich verhaltnifsmafsig leicht auf; das Wasserstoffgas hat ganz den Geruch des- jenigen, welches mittelst Roheisen, Stabeisen oder Stahl erhalten wird , und setzt dieselbe fliichtige Kohlenwasser-

1 ) S. diese Annalen, Bd. 53, S. 329, 3A2; Bd. 54, S 57.

2 ) A. a. 0. Bd. 54, S. 61.

3 ) DPS dcs BraonnucrEiseds wird zu 7,714 ( B e i n e r t ) und 7,782 (Jolrl) angcgeben.

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stoffvcrbindiing in iilartigen Tropfen ab. Nach dein Auf- Iosen des Eisens bleibt ein Ruckstand, in welchem man drei verschiedene Substanzen unterscheiden kann: 1 ) eine leichte pulverige Kohle; 2) Graphitbljittchen ; 3) ein schwe- res metallisches, fast silberweifses Pulver, in welchem man mit der Lupe viele nadelfiirmige Krystalle eutdeckt.

Indem ich 71,105 Grin. in dem Apparate, den B e r z e - l i u s fur die Analyse der Eisenarten angegeben hat, in Chlorwasserstoffslure aufliiste, uud welcher mit drei Kali- apparaten, mit ammoniakalischer Silberaufltisung gefiillt, ver- sehen war, konnte ich weder Phosphor - noch Arsenikwas- serstoff, wohl aber eine hiichst geringe Menge Schwefel- wasserstoff bemerken, entsprechend 0,002 Proc. Schwefcl im Meteoreisen, iind wahrscheinlich von fein eingespreng- tein Schwefeleisen herrubrend.

Die Analyse, wobei das Eisen (welches nach D u f l o s 1 Proc. Mangau enthalt) niebt direct bestimiut wurde, gab:

Eisen (und Mangan) 92,327 Nickel 6,228 Kobalt 0,667

Kiesel 0,026 Kohle 0,520 (nach einer uuten anzu-

Unliislicher Ruckstand 0,183

100 ' ).

Zinn und Kupfer 0,o 4 9

fiibrendeu Bestimmung)

__. -

Das kornige Schwefeleisen, weiches zuin Theil als cy- liudrischc Kerne in der Eisenmasse steckt, und eine braun- lich speifsgelbe Farbe zeigt, wird gewiihulich Schwefelkies genannt, iudessen mit Unrecbt, da es sich, wenn auch lang- Sam , in Chlorwasserstoffsaure auflost.

Das spec. Gewicht dieser Substanz fand ich =3,787, was indessen wegen Beirneuguug von Eisentheilchen viel-

1) In dem Meteoreisen von Rraunau fanden D u f l o s uud Fisc l ier: Ei- sen 91,882, Nickel 5,517, Kobalt 0,529, was die Gleichheit beicler Mas- sen dartliut.

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leiclit etwas zu hoch ist, und dem des Magnetkieses nalie koinlueii diirfte I ) . Zur Analyse wurden 1,837 Grin. des Pulvcrs mit eineiii Gemeoge von Salpeter und kohlensau- rem Natron seschmolzcn nnd dann init Wasser ausgelaugt. Iu der gelben Fliissigkeit war ChromsPure cnthalten. Das Resultat, wobei die zur Bildung von F e & nothige Menge von F c schou berechnet ist, war:

Schwefel 29,135 Eiseii 65,SlG Nickel und Kobalt 1,371 Kobalt 1,371 Kupfer 0,566 Eisenoxydul 0,874 Chroinoxyd 1,858

95,640.

Ich halte es fur sehr wahrscheiulich, dafs der Nickel- gehaIt, wenigstens groktentheiIs, von beigeiiiischteln Nickel- eisen herriihrt. Berecbnet man letzteres nach deu vorher- gehenden Zalilen, so erhalt man :

Schwefel 28,155 37,16 Eisen 47,363 1 = 1 62,84

LOO. Kupfer 0,566 Nickeleisen 19,826 Chromeiseii 2,732

98,640.

Diefs Schwefeleiscn hat also (- es ist die zur Rildung van Gu nothige Menge Schwefel vorher in Abzug gebracht -), die Zusarnmensetznng des Eisensulfurets, und uicht des Magnetkieses, deun diese Verbindungen bestehen aus:

,

1 ) Das spec. Gew. des letzteren ist =4,62, des Speerkieses =4,85, des Schwefclkiwes =5,0. Vergl. G. R o s e in d. Annal., Bd. 74, S. 291.

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Eiseosulfuret. Magnetkies. I I I 1

Fe. Fe5 Se.

Schwcfel 36,41 39,56 Eisen 6339 6044

loo. 100.

Es kommt also das Eisensulfuret irn isolirten Zustaude wenigstens in inetcorischen Masscii vor, wenii auch die An- sicht, dafs der Magnetkies nicht diese einfache Verbinduog, sondern einc Verbindung zweier Sulfurete sey, durch mehr- fache Grunde unterstiitzt w i d , wie noch kiirzlich Hr. G. K o s e gezeigt hat I). Ich will bei dieser Gelegcnheit be- merken, dafs, nach meinen Versuchen, der Magnetkies von Bodenmais beim Auflosen in Chlorwasserstoffsiiure 5,211 Proc. zuriickliefs, =4,18 Schwefcl, ein wenig Eisen und Gliminerblattchen, also keinen Schwefelkies, wie ich zu ver- inuthen geneigt war.

W e n n man in dem Schwefeleisen unserer , Meteormasse keine Einmengung VOII Nickeleisen annehinen, soudern das Ganze fur eiii nickclhaltiges Sulfuret halten wollte, so wurde dasselbe 19 At. Metal1 gegen 14 At. Schwefel enthalten, 9Fe+5 be , was durchans nicht wahrscheinlich ist.

Bekanntlich enthalt das Eisen von Braunau gleichfalls dieses Schwefeleisen , wenngleich nicht so reichlich; F i - s c h e r hat aus Mangel an Material nicht genau die quan- titativen Verhkitnisse der Substanz zu ermitteln vermocht,

ist indesscn doch auch zu dem Schlufs gelaugt, dafs es Fe, gemengt init Nickel- und Chromeisen (auch Kohleneisen, was ich jedoch nicht gefunden), sey.

Es bleibt nun noch iibrig, die Natm des Riichstandes zu ermitteln , welcher beim Auflosen des Meteoreisens in Cblorwasserstoffsaure ungeldst bleibt. Seine Menge, ob- wohl er ungleich darin vertheilt scheint, ist nicht grok, so dafs 96 Graininen aufgeldst werdeu mufsten, urn die zu ei- nigen Versuchen nathige Masse zu erhalten. Er wurde

I

1) Diese Annalen, Bd. 74, S. 271.

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daun noch mehrfach mit neuen Quantitlten der Saure di- gerirt, so lange noch ein Angriff stattfand. Die Substanz erschien nun als ein Geinenge von weifser Kieselslure (die vielleicht vom Glase herruhrt), von einer sehr lockereii leichten Kohle, glliuzenden Graphitblgttchen uud hauptslch- Iich metallischen Theilen , die unter dem Mikroskop tbeils aIs feine, silberweifse, glauzende Nadeln, welche stark inag- netisch ivaren , tlieils als weifse glanzende Stiickcheu er- scbienen, die vielleicht Reste vou der Hauptmasse des Ei- sens siild, und welche die Siiure uicht aufgeliist hatte. Durch inechanische Mittel, Abschlammen , wurden Kohle ulid Kieselsaure miiglichst entferut , worauf die Substanz getrocknet wurde.

Die Analyse geschali durch Aufliisen in Konigswasser, was Iangsam erfolgte , und wobei noch etwas Kieselsiiure zuruckblieb. Die Auflbsung wurdc zur Bestiminung von Schwefelsaure mit Chlorbaryum gefallt , d a m abgedampft und mit kohlensaurem Natron gcgluht. In dem sauer ge- lnachten warsrigen Auszuge gab Scliwefelwnsserstoff eine geringc Menge Zinu , worauf die Phosphorslum init telst Chlorcalciuln gefallt wurde. In dem Ruckstand wurden Kupfer , Eisen , Nickel gefunden.

Zwei Aualysen lieferten folgende Resultate:

U. b. Schwefel nicht bestiinint 0,26

Eisen 59,23 61,13 Nickel 26,78 2f3,90 Kupfer

Phosphor 6,13 7,Y3

'''' 1 nicht bestimmt. Zinn 0,20

F i s c h e r , welcher diesen Riickstand aus dein Braunauer Eisen untersuchte, giebt an, dafs es Bllittchen seyeo, in de- lien er fmd: Phosphor 11,722; Eisen 56,430; Sickel 25,015; Chroui 2 ,SOO; Kohle 1,156; Kieselsaure 0,985. Ich habe iudessen darin kein Chrom gefunden, was sich leicht hatte zeigen miissen , und habe die Kieselsaure uberhaupt nicht

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in Rechnung gebracht, da gewifs der kleinste Theil als Kie- sel in der Substanz mit Eisen verbunden ist. Kohle enthielt die Substanz ails dein Eisen von Seelasgen gleichfalls uicht in bestimlnbarer Menge, denn die wenigen Graphitblattchen stammten yon der Hauytmasse her. B e r z e l i u s hat die- sen Kfirper, der gewifs in allen Meteoreisen enthalten ist, schon fruher untersucht, und zwar aus den Massen von Rohuinilitz, Sibirien und Elbogen, und darin gefunclen :

B. S. E. Phosphor 14,023 18,47 14,lf Eisen 65,987 45,67 69,11 I 17,72 Nickel 13,008 Kiesel 2,037 Mg 9,66

100. Kohle 1,422 - 98,467 95,13.

Unvollstandige Analysen dcs Riickstandes der Massen vou Texas uiid Lockport gaben S i l l i m a n und H u n t I ) .

Alle diese Versuchc geben aber keinen geniigenden Auf- schlufs iiber die Natur dieser interessanten Phosphorver- biiidung, wahrscheinlich, weil sie immer mit mehr oder we- niger Nickeleisen, Kieseleisen etc. gemengt ist. S h epa r d hat sie mit dein Namen Dyslityt bezeichnet, wahrend er Schreibersit kleine gestreifte Prismen nennt, die im Meteor- stein von Bishopville vorkommen, und von denen er ver- muthet, dafs sie Schwefelchrom seyen, was aber ihre Re- actionen eben nicht bemeisen.

Uin die Gesammtmenge desselbeu in den1 Eisen von Seelasgen zu bestimmen, wurden 1,422 Grm. der Feile mit chromsaurem Bleioxyd und chlorsaurem Kali verbrannt; sie gaben 0,027 Kohlensaure =0,0074 Kohlen- stoff =0,52 Proc.

Aus dem scbon Mitgetbeilten folgt die Abwe- senheit desselben. Aber auch im Marsh'schen Apparate, in welchem das Eisen init verdiinnter Schwefelslure behan- delt wurde, liefs diefs Metal1 sich nicht entdecken.

Kohlenstof.

Arsenik.

1) S. 111. Suppl. zu meinem HandwBrterb., S . 8.